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„Isar“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Fluss
[[Image:Isar Munich.jpg|200px|right|]]
| NAME = Isar
Die '''Isar''' ist ein [[Fluss (Gewässer)|Fluss]] in [[Tirol (Bundesland)|Tirol]] ([[Österreich]]) und [[Bayern]] ([[Deutschland]]). Ihre Ausprägung als typischer Voralpenfluss mit breitem, sich ständig verlagernden Flussbett, ausgedehnten Kiesbänken und verzweigten Flussarmen weist sie nur noch in einzelnen Bereichen des Oberlaufs auf. Nach der [[Donau]] und dem [[Main]] ist die Isar der längste Fluss Bayerns.
| ALTERNATIVNAME =
| LAGE = [[Österreich]]
* [[Tirol (Bundesland)|Tirol]]
[[Deutschland]]
* [[Bayern]]
| GKZ = DE/16/AT/2-6
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| NACHWEIS-PEGEL2 = &nbsp;an der Mündung<ref>Pegelwert ''Plattling'' vermehrt um den Gebietsabfluss des Resteinzugsgebietes (6,9&nbsp;l/s.km² auf 262,19&nbsp;km²), ermittelt für das Zwischeneinzugsgebiet der Pegel ''Pfelling'' (Donau), ''Haberkofen'' (Ödbach), ''Deggendorf'' (Kollbach), ''Wallersdorf'' (Reißingerbach), ''Plattling'' (Isar), ''Auerbach'' (Hengersberger Ohe) und ''Hofkirchen'' (Donau)</ref>
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| SCHIFFBAR = mit Booten und Flößen
| KARTE = Verlaufskarte Isar (de).png
| KARTE-BESCHREIBUNG = Der Einzugsbereich der Isar
| BILD = Georgenstein Ostufer.jpg
| BILDBESCHREIBUNG = Der [[Georgenstein (Isar)|Georgenstein]] in der Isar bei [[Baierbrunn]]
| NACHWEISE = NEIN
| NOAUTOKAT =
}}


Die '''Isar''' ist ein für Wasserfahrzeuge über Floßgröße nicht schiffbarer [[Fluss]] in [[Tirol (Bundesland)|Tirol]] ([[Österreich]]) und [[Bayern]] ([[Deutschland]]), der nach einem 292&nbsp;km langen Lauf südlich von [[Deggendorf]] [[Orographisch links und rechts|von rechts]] in die [[Donau]] mündet.
==Etymologie==

Der Name ''Isar'' setzt sich vermutlich aus den [[Kelten|keltischen]] Worten ''ys'' (=schnell, reißend) und ''ura'' (= Wasser, Fluß) zusammen. Nach einer anderen Interpretation steht ''ys'' gleichzeitig für ''hoch'' und ''tief'' und bezeichnet damit die Vertikale. Im Bereich des früheren keltischen Siedlungsgebietes leiten sich eine Reihe von Flussnamen von dem Wort ab:
Sie entspringt in den [[Alpen]] im Tiroler Teil des [[Karwendel]]s im [[Hinterautal]], wechselt nach etwa 22&nbsp;km{{GeoQuelle|DE-BY|GV16|1}} unterhalb von [[Scharnitz]] über die Staatsgrenze nach Bayern, wo sie noch in den Alpen erst durch [[Mittenwald]], dann durch [[Krün]], [[Wallgau]] und im sogenannten [[Isarwinkel]] durch [[Lenggries]] und [[Gaißach]] fließt. Das [[Alpenvorland]] erreicht sie am Beginn des Mittellaufs bei [[Bad Tölz]], an ihm folgen dann die Städte [[Geretsried]], [[Wolfratshausen]], [[München]], [[Freising]] und [[Moosburg an der Isar|Moosburg]]. Der Unterlauf fließt durch [[Landshut]], [[Dingolfing]], [[Landau an der Isar]] sowie [[Plattling]].
* [[Iser]] ([[Tschechien]])

Fünf Kilometer südlich von Deggendorf mündet die Isar in die Donau. Die frühere Ausprägung als typischer Gebirgs- und [[Voralpen]]fluss mit breitem, sich ständig verlagerndem [[Flussbett]], ausgedehnten [[Schotterbank|Schotterbänken]] und verzweigten Flussarmen weist sie nur noch in einzelnen Bereichen des Oberlaufs auf. Nach der Donau, dem [[Inn]] und dem [[Main]] ist die Isar mit ihrem größtenteils in Bayern liegenden Einzugsgebiet von 8964,57&nbsp;km²{{GeoQuelle|DE-BY|GV16|1}} der viertgrößte Fluss dieses Bundeslandes.

Der wichtigste Nebenfluss ist die in Moosburg zufließende [[Amper]], gefolgt von der in [[Wolfratshausen]] mündenden [[Loisach]].
{{Siehe auch|Liste von Zuflüssen der Isar}}

== Etymologie ==
Nach derzeitigem Forschungsstand ist der Name des Flusses auf die [[Hypothese|hypothetische]] [[Indogermanische Sprachen|indogermanische]] Wurzel ''*es'' oder ''*is'' mit der Bedeutung „(fließendes) Wasser“ zurückzuführen, die sich in heutigen Sprachen auf den festen Aggregatzustand des Wassers („Eis“) verengt hat. Ersturkundlich wird der Fluss im Jahr 763 als ''Isura'' im [[Traditionsbuch]] des [[Hochstift Freising|Hochstifts Freising]] genannt.<ref>{{Literatur |Autor=[[Martin Bitschnau]], [[Hannes Obermair]] |Hrsg=Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H. |Titel=Tiroler Urkundenbuch. II.&nbsp;Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band&nbsp;1: Bis zum Jahr 1140 |Verlag=Universitätsverlag Wagner |Ort=Innsbruck |Datum=2009 |ISBN=978-3-7030-0469-8 |Seiten=25–27, Nr.&nbsp;45}}</ref>

Von dieser Wurzel leiten sich eine Reihe weiterer Flussnamen ab:
* [[Jizera|Jizera oder Iser]] ([[Tschechien]]), Izera ([[Polen]])
* [[Isère]] ([[Frankreich]])
* [[Isère]] ([[Frankreich]])
* Isère, [[Oise]], früher ''Isara'' (Frankreich)
* [[Isel]] ([[Österreich]])
* [[Isel]] ([[Österreich]])
* [[Ijssel]] ([[Niederlande]])
* [[IJssel]] ([[Niederlande]])
* [[Yser]] ([[Französische Sprache|französisch]]), [[Yser|IJzer]] ([[Niederländische Sprache|niederländisch]]) ([[Belgien]])
* [[Isarco]] ([[Italien]])
* [[Eisack]] (ital.: ''Isarco'') ([[Südtirol]], [[Italien]])
Neuere Deutungen beziehen sich auf eine hypothetische indogermanische Wurzel ''es'' oder ''is'' und leiten daraus eine generische Bezeichnung für "(fließendes) Wasser" ab. Eine abweichende Deutung liefert Hans Bahlow in seinem Werk "''Deutschlands geographische Namenswelt''" (Suhrkamp 1986). Er deutet den Namen als von es, as, os, aus kommend, was Sumpfwasser bedeute. Dieses ergebe sich auch daraus, dass die Isère in Frankreich ein eher sumpfiger Fluss sei, wie es auch die Isar früher unterhalb von München gewesen sei. Es sind also verschiedene Deutungen des Namens möglich.
* [[Isen (Fluss)|Isen]] ([[Bayern]], [[Deutschland]])
* [[Eisbach (Rhein)|Eis]] ([[Rheinland-Pfalz]], Deutschland)
Auch die Bezeichnung ''Ister'' für den unteren Flussabschnitt der Donau hat vermutlich den gleichen Ursprung. Das die gleiche Wurzel enthaltende „Eisach“ („Wasserlauf“) als Name mehrerer Gebirgsbäche im Alpenraum muss sich nicht notwendigerweise auf „eiskaltes“ Wasser beziehen.


Die Interpretation [[Hans Bahlow]]s, dass sich das Wort Isar von ''es, as'' oder ''os'' ableiten lasse und damit als „Sumpfwasser“ zu interpretieren sei, ist in Fachkreisen höchst umstritten, da es sich bei den Namensträgern um fließende Gewässer handelt.
==Geographie==
[[Bild:Karte_einzugsbereich_isar.png|thumb|320px|right|Einzugsbereich der Isar]]
Die Isar entwässert einen großen Teil der [[Bayerische_Alpen|Bayerischen Alpen]], sowie Teile des [[Karwendel]]s nach Norden zur Donau und damit letztendlich zum [[Schwarzes_Meer|Schwarzen Meer]] hin. Insgesamt umfasst das Einzugsgebiet etwa 9.000 [[Quadratkilometer|km²]]. Da der Niederschlag im Winter vor allem in den Alpen zumeist als Schnee fällt, führt die Isar während der Schneeschmelze im Frühsommer besonders viel Wasser. Mit einem mittleren Abfluss von fast 200 m³/s ist sie mit großen deutschen Flüssen wie [[Mosel]], Main oder [[Neckar]] vergleichbar.


Als veraltet gilt jedenfalls die Deutung, wonach sich der Name ''Isar'' aus den [[Kelten|keltischen]] Worten ''ys'' (schnell, reißend) und ''ura'' (Wasser, Fluss) zusammensetzt. Nach einer anderen Interpretation soll ''ys'' gleichzeitig für ''hoch'' und ''tief'' stehen und damit die Vertikale bezeichnen.
Die offiziell als Isar-Ursprung bezeichneten Quellen und Quellbäche befinden sich im Hinterautal östlich der Ortschaft [[Scharnitz]] im Karwendel auf 1160 m ü. [[Normalnull|NN]]. Der Lafatsch entspringt als längster Quellbach der Isar weiter südöstlich beim Hallangerhaus. Die Quelle des Lafatschbach wird daher ebenfalls als Isar-Quelle bezeichnet. Der Fluss verlässt das Karwendelgebirge bei Scharnitz und passiert nur wenige Kilometer weiter nördlich die österreichisch-deutsche Grenze. Um den Hochwasserschutz der anliegenden Gemeinden sicherzustellen, aber auch zur Energieerzeugung, wurde 12 km südlich von [[Lenggries]] im [[Isarwinkel]] der Fluss zu einem [[Stausee]] - dem [[Sylvensteinsee]] - aufgestaut. Nachdem die Isar bei [[Bad Tölz]] den Bereich der Bayerischen Alpen verlassen hat, durchfließt sie zuerst die dem Gebirge Vorgelagerte [[Moräne|Moränenlandschaft]], dann die [[Münchner Schotterebene]] und anschließend ab [[Freising]] das [[Tertiär]]e Hügelland bis zur Donau. Die Isar mündet bei [[Deggendorf]] in die Donau (312 m ü. [[Normalnull|NN]]).


==Geschichte==
== Geografie ==
Die Isar entwässert einen großen Teil der [[Bayerische Alpen|Bayerischen Alpen]] sowie Teile des Karwendels nach Norden zur Donau und damit letztlich zum [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] hin. Insgesamt umfasst das [[Einzugsgebiet]] nicht ganz 9.000&nbsp;km². Da der [[Niederschlag]] im Winter vor allem in den Alpen zumeist als Schnee fällt, führt die Isar während der [[Schneeschmelze]] im Frühsommer besonders viel Wasser. Mit einem mittleren Abfluss von rund 176&nbsp;m³/s ist sie mit mittelgroßen deutschen Flüssen wie dem [[Main]] (211&nbsp;m³/s) vergleichbar.
Die Isar wurde vermutlich schon seit vorgeschichtlicher Zeit als Handelsweg genutzt, um Waren aus dem Bereich der [[Alpen]] und [[Italien]] mit Hilfe von [[Floß|Flößen]] zur Donau zu transportieren. Eine schon bestehende Handelsstraße aus dem [[Inntal]] über den [[Seefeld]]er [[Gebirgspass|Pass]] ins nördliche Alpenvorland wurde von den [[Römer]]n ab [[195]] n. Chr. zur ''Via Rätin'' ausgebaut. Die Isarstadt [[Mittenwald]] konnte sich so von einem römischen Posten zu einem wichtigen Umschlagsplatz für Handelswaren entwickeln (''Siehe auch:'' [[Werdenfelser_Land|Werdenfelser Land]]). Um die Isar mit ihrer starken Strömung einfacher überwinden zu können und damit den Warenhandel auch über Land zu erleichtern, bauten die Römer an wenigen Stellen Holzbrücken. Der Flussübergang der Römerstraße südlich von München wurde als Teil der Verbindung zwischen [[Augsburg]] und [[Salzburg]] vermutlich schon durch eine Brücke gesichert. Der so einfach zu kontrollierende Handelsverkehr ermöglichte regelmäßige Einnahmen durch Zollgebühren und gewann so an zusätzlicher Bedeutung. Die mittelalterlichen Gründungen der Städte [[München]] und [[Landshut]] stehen im direkten Zusammenhang mit dem Bau von Brücken und dem damit verbundenen macht- und wirtschaftlichen Interessen. Durch den weiteren Ausbau der Städte gab es unter anderem eine stetige Nachfrage nach Holz und Kalk, die zu einem Aufschwung der Flößerei führte. Ab dem [[17. Jahrhundert]] wurden auch Waren vom ''Venezianischen Markt'' in Mittenwald, wie Südfrüchte, Gewürze, Baumwolle und Seide, über die Isar bis nach [[Wien]] und [[Budapest]] transportiert. Auf dem Höhepunkt der Flößerei im [[19. Jahrhundert]] landeten in München über 8000 Flöße pro Jahr an.


=== Verlauf der Ur-Isar ===
Seit dem [[Mittelalter]] wurden [[Wasserm%C3%BChle|Wassermühlen]] durch die Wasserkraft der Isar angetrieben. Um einen hierfür einen gleichmäßigen Wasserstand sicherzustellen, wurde in München das Wasser in kleinere Kanäle abgeleitet. Die Kanäle dienten als Stadtbäche auch der Versorgung der Bevölkerung mit Brauchwasser und zur Bewässerung der Gräben vor den mittelalterlichen Stadtmauern.
Die Isar ist ein Schmelzwasserausfluss des [[Isar-Loisach-Gletscher]]s der [[Würm-Kaltzeit]]. Ein kaltzeitlicher Fließweg dieser „Ur-Isar“ verlief ab [[Gaißach]] südlich von Bad Tölz nach Nordosten in Richtung [[Holzkirchen (Oberbayern)|Holzkirchen]]. Zunächst folgte sie dann einer ungefähren Linie Holzkirchen – [[Großhelfendorf|Helfendorf]] – [[Aßling]] bis [[Wasserburg am Inn]], wo sie in den „Ur-Inn“ mündete. Später wandte sie sich nach Norden, folgte etwa der Linie Holzkirchen – [[Egmating]] – [[Markt Schwaben]] – [[Erding]] und traf bei [[Moosburg an der Isar|Moosburg]] nördlich von München auf die Loisach.<ref>Rolf K.&nbsp;F.&nbsp;Meyer & Hermann Schmidt-Kaler: ''Wanderungen in die Erdgeschichte.'' Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München – östlicher Teil. Pfeil, München 1997, S.&nbsp;31&nbsp;f.</ref> Der genaue Verlauf der Ur-Isar ist aber unsicher.<ref>Erwin Schirm: ''Die hydrogeologischen Verhältnisse der Münchner Schotterebene östlich der Isar.'' Beitrag zur hydrologischen Dekade der UNESCO. Bayerische Landesstelle für Gewässerkunde. München 1968 (Diss.).</ref>


Vor 15.000 Jahren kam es in Bad Tölz zu einem [[Durchbruchstal|Durchbruch]] durch einen [[Molasse]]-Riegel, wobei sich dort die Isar ihre heutige Fließrichtung nach Norden schuf. Sie floss am Ende der [[Würm-Kaltzeit|Würmeiszeit]] in den [[Wolfratshausener See]], den sie zum Verlanden brachte.<ref>[[Hermann Jerz]]: ''Das Wolfratshausener Becken. Seine glaziale Anlage und Übertiefung.'' Eiszeitalter und Gegenwart&nbsp;29 (1979): S.&nbsp;63–69.</ref><ref>[http://www.arbeitskreis-historisches-geretsried.de/vorträge/von-der-eiszeit-bis-zur-neuzeit/ Arbeitskreis Historisches Geretsried: ''Die Entstehung des Alpenvorlandes''.]</ref>
Während der jährlichen Hochwasser kam es immer wieder zu Überschwemmungen und Unglücksfällen in den anliegenden Städte und Gemeinden. So wurde stürzte z.B. [[1813]] in München eine Brücke ein und brachte so über 100 Schaulustigen, welche auf der Brücke standen, den Tod. Ab [[1806]] wurde damit begonnen die Ufer zu befestigen und den Fluss zu kanalisieren, damit dieser sich weiter in das Flussbett eingräbt und so die Gefahr durch das Hochwasser verringert wird.


In römischer Zeit mündete die Isar in die Donau bei der Ortschaft Moos am östlichen Rand des holozänen Mündungsfächers, wo auch ein römisches Kastell im Umfeld des früheren Flussübergangs angelegt wurde. Der ehemalige Verlauf der Isar kann mittelbar anhand der durch fluviatile Erosion geschaffenen Lücken der donauparallelen Römerstraße von Regensburg nach Passau nachvollzogen werden (siehe Bayernatlas). Die Ortsnamen Isarau und Kurzenisarhofen erinnern daran, dass auch nach der bajuwarischen Ortsnamenbezeichnung die Isar eher am Ostrand des Mündungsfachers entlangfloss. Eine Verlagerung nach Westen im Mündungsbereich im Verlaufe des Mittelalters kann auch durch die Verlegung von Plattling nach einem Hochwasser um 1379 an das neue linke Flussufer nachvollzogen werden. Die romanische Kirche St. Jakob markiert das ehemals weiter östlich gelegene Ortszentrum von Plattling.
Am Unterlauf der Isar, zwischen [[Moosburg an der Isar]] und [[Plattling]] wurde vor allem während des [[16. Jahrhundert|16.]] und 17. Jahrhundert Gold aus den Flussablagerungen gewaschen. Die so gewonnenen Mengen des Edelmetalls hatten allerdings keine größere wirtschaftliche Bedeutung.


=== Quellflüsse ===
==Biologie==
[[Datei:Isar Ursprung Hinterautal.jpg|mini|hochkant|Der Isar-Ursprung im [[Hinterautal]] unmittelbar hinter der Hinweistafel]]
===Ökologie===
<gallery widths="200">
Seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wird das Wasser der Isar zur Energieerzeugung genutzt – mit weitreichenden Folgen nicht nur für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch für den Menschen. Um die insgesamt 28 Kraftwerke mit der notwendigen Wasserkraft zu versorgen, wird mehrfach das Flusswasser abgeleitet, kanalisiert und aufgestaut. So wurde z.B. nördlich von Mittenwald ab [[1923]] das gesamte Wasser der Isar dem [[Walchensee_(See)|Walchensee]] zur Energieerzeugung zugeführt (''Siehe auch:'' [[Walchenseekraftwerk]]). Erst seit [[1990]] wird ein Restanteil von vier Kubikmeter in dem Flussbett belassen, so dass die Isar in diesem Bereich nicht mehr trocken fällt. Auch der Bau des Sylvensteinsees als [[Hochwasserschutz]], sowie zahlreiche regulierende Maßnahmen, die schon seit dem frühen 19. Jahrhundert vor allem im Bereich der Städte durchgeführt wurden, veränderten nachhaltig den Wildflusscharakter. Seit der Erbauung des Sylvensteinsees ist die Isar weiter flussabwärts nicht mehr über die Ufer getreten.
Isar Ursprung Hinterautal 2.jpg|Hinweistafel zum Isar-Ursprung
[[Bild: Isar_Renaturierung_I.jpg|thumb|320px|right|Die Isar nach der Renaturierung bei München-Thalkirchen]]
Hinterautal1.jpg|Steinmandl an der Isar im Hinterautal
Erst in jüngster Zeit wird versucht, durch verschiedene Maßnahmen der Isar ihre Ursprünglichkeit wiederzugeben. So wird z. B. seit Mai [[2000]] ein 8 km langer Teilbereich der Flusslandschaft im südlichen Stadtgebiet von München renaturiert. So werden u. a. das Flussbett stark aufgeweitet, die Ufer abgeflacht und Kiesbänke aufgeschüttet. Neben dem verbesserten Hochwasserschutz wird so gleichzeitig mehr Naturnähe der Flusslandschaft und somit eine wesentlich verbesserte Qualität des wichtigsten [[Naherholungsgebiet]]es im Großraum München geschaffen. Durch Aufrüstung verschiedener [[Klärwerk]]e entlang der Isar konnte die Wasserqualität deutlich gesteigert werden, so dass das Flusswasser derzeit eine [[Güteklasse|Gewässergüteklasse]] II (= mäßig belastet) aufweist. Hoch ist allerdings nach wie vor die Anzahl der Keime. Gemeinsam mit einer Reihe anderer Städte und Gemeinden entlang der Isar hat sich die Stadt München zum Ziel gesetzt, die Wasserqualität so nachhaltig zu verbessern, dass die Isar offiziell zum Baden freigegeben werden kann (voraussichtlich ab 2005). München wäre damit die erste Großstadt [[Europa]]s mit einem Fluss im Stadtgebiet, welcher zum Baden geeignet wäre.
Isar Hinterautal.jpg|Die Isar im Hinterautal wenige Kilometer vor [[Scharnitz]]
</gallery>
Die offiziell als Isar-Ursprung bezeichneten [[Quelle]]n bzw. Bäche befinden sich im [[Hinterautal]] zwischen den beiden mittleren [[Karwendel#Gliederung|Karwendelketten]], der [[Gleirsch-Halltal-Kette]] im Süden und der [[Hinterautal-Vomper-Kette]] im Norden, auf {{Höhe|1160|AT|link=true}} Der [[Lafatscher Bach]] entspringt als längster Quellbach der Isar etwa fünf Kilometer südöstlich beim [[Hallerangerhaus]] im Gemeindegebiet von [[Absam]]. Die {{Coordinate |text=Quelle des Lafatscher Bachs |NS=47.354639 |EW=11.481667 |type=waterbody |elevation=1780 |name=Lafatscherbach-Quelle |region=AT-7}} wird daher ebenfalls als Isarquelle bezeichnet. Die Längenangabe der Isar von 292,26&nbsp;Kilometern{{GeoQuelle|DE-BY|GV16|1}} bezieht sich auf diese Quelle.


=== Verlauf und Nebenflüsse ===
Entlang der Isar wurden eine Reihe von [[Naturschutzgebiet|Natur-]], [[Landschaftsschutzgebiet|Landschafts-]], sowie für einzelne Kiesbänke [[Vogelschutzgebiete]] ausgewiesen, so z. B. das Naturschutzgebiet "Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen" nordöstlich von Moosburg. Dieses Naturschutzgebiet ist eine bedeutende Raststätte für durchziehende Wasservögel. Über 260 verschiedene Vogelarten wurden bislang nachgewiesen, darunter auch gefährdete Arten wie den [[Gänsesäger]] und das [[Blaukehlchen]].
Innerhalb des Karwendels fließt die Isar nach Westen. Wenige Kilometer, bevor sie am Westrand des Gebirges den Ort Scharnitz erreicht, münden der [[Gleirschbach (Isar)|Gleirschbach]] und der [[Karwendelbach]] ein und der Fluss wendet sich nach Norden und passiert die Talenge der ''Scharnitzer Klause'' sowie die [[Grenze zwischen Deutschland und Österreich|österreichisch-deutsche Grenze]]. Am südlichen Ortsrand von Mittenwald mündet von Westen auf der Südseite des [[Wettersteingebirge]]s die [[Leutascher Ache]] ein, die bis zu dieser Stelle fast ebenso lang wie der Lauf der Isar ist. Zwischen Mittenwald und [[Krün]] wird die Isar am [[Stauwehr Krün]] erstmals gestaut, ihr Wasser hier größtenteils abgezweigt und durch die [[Walchenseekraftwerk|Isarüberleitung]] dem [[Kraftwerk Obernach]] am [[Walchensee]] zugeführt. Bei [[Wallgau]] wendet sich der Flusslauf nach Osten in den Isarwinkel, wo als Zuflüsse aus dem Karwendel die [[Dürrach (Isar)|Dürrach]] und der [[Walchen]], der als ''Ache'' natürlicher Abfluss des [[Achensee]]s ist und zusammen mit diesem die östliche Begrenzung des Karwendelgebirges bildet, einmünden. Dürrach und Walchen erreichen den Fluss heutzutage im [[Sylvensteinspeicher]], der 1955 bis 1959 zum Zweck von [[Hochwasserschutz]] und [[Energiequelle#Wasserkraftanlagen|Energiegewinnung]] angelegt wurde. Das Wasser des aus dem [[Rißtal (Karwendel)|Rißtal]] kommenden [[Rißbach]]s wird bei der Oswaldhütte ({{Höhe|844|AT}}) an der Straße [[Vorderriß]] (Bayern) – [[Hinterriß]] (Tirol) gestaut und in den insgesamt fast sieben&nbsp;Kilometer langen Rißbachstollen eingeleitet, in welchem das Wasser dem Kraftwerk [[Niedernach]] zugeführt wird.
[[Bild:Isartal_ab_gaissach.jpg|thumb|420px|right|Isartal ab Gaißach ([[Bad Tölz]])]]


Ab dem Sylvensteinspeicher fließt die Isar in nördlicher Richtung durch die [[Bayerische Voralpen|Bayerischen Voralpen]] und ab Bad Tölz durch die [[Würm-Eiszeit|würmzeitliche]] [[Moräne]]nlandschaft des Alpenvorlandes bis in die [[Münchner Schotterebene]]. Zwischen Sylvensteinsee und Lenggries erreichen von links die [[Jachen]] und in [[Gaißach]] von rechts die [[Große Gaißach]] die Isar. Der Abfluss des Walchensees, dessen Wasser heute zu annähernd 100 % durch das [[Walchenseekraftwerk]] in den [[Kochelsee]] gelangt, ist damit die Loisach. Diese fließt von [[Lermoos]] in Tirol entlang der Nordseite des Wettersteingebirges nach [[Garmisch]], dann durch den Kochelsee und mündet schließlich bei Wolfratshausen in die Isar. In München wird wieder Wasser von der Isar in den [[Mittlere-Isar-Kanal|Mittleren-Isar-Kanal]] abgezweigt. Er führt rechts der Isar durch das [[Erdinger Moos]] und speist sieben Wasserkraftwerke, bevor er hinter Moosburg wieder in die Isar mündet. Bei Freising erreicht die Isar den Nordrand der Schotterebene und fließt vor diesem nach Osten. Hier führt ihr die [[Dorfen (Isar)|Dorfen]] Wasser aus dem Erdinger Moos zu. Nahe der Nordoststrecke der Ebene mündet vor Moosburg von rechts die [[Sempt]]. Hinter Moosburg mündet von links der größte Nebenfluss, die Amper, die als ''Ammer'' nahe der österreichischen Grenze südwestlich von [[Schloss Linderhof]] entspringt und erst nach Durchfließen des [[Ammersee]]s den Namen ''Amper'' führt. Von Moosburg fließt die Isar in einem [[Urstromtal]] durch das von der [[Tertiär]]zeit geprägte [[Unterbayerisches Hügelland|Unterbayerische Hügelland]] nordostwärts zum Donautal.
Gabriel von Seidl gründete bereits [[1902]] den ''Isartalverein'' mit der Hauptaufgabe "die Schönheit des Isartales zu erhalten". Um dieses Ziel zu erreichen kaufte die erste Münchner [[Bürgerinitiative]] über 90 Hektar Land und betreut insgesamt über 330 km Wander- und Radwege.


Nach insgesamt 292,26 Flusskilometern, davon 270,36 km{{GeoQuelle|DE-BY|GV16|1}} in Deutschland, mündet die Isar, die ein mittleres Sohlgefälle von 2,9 ‰ aufweist, südöstlich von Deggendorf auf 312 m über Normalnull, also ungefähr 848 Höhenmeter unterhalb ihrer Quelle, in der [[Moos (Niederbayern)|Gemeinde Moos]] in die Donau.
Dem hohen Anteil an [[Carbonat]] in den Gesteinen des Einzugsgebietes verdankt die Isar ihre türkis-grüne Färbung, sowie ihren schwach [[alkalisch]]en [[PH-Wert]].


[[Datei:Isar b Volkmannsdorf487.JPG|mini|hochkant|Mündung der Amper (links) in die Isar bei [[Volkmannsdorf (Wang)|Volkmannsdorf]]]]
===Fauna und Flora===
[[Datei:Moos - Mündung der Isar in die Donau.jpg|mini|hochkant|Mündung in die Donau bei Deggendorf]]
Der Bestand von Fauna und Flora hängt direkt mit der Gestaltung der Flusslandschaft zusammen, auf die der Mensch seit dem 19. Jahrhundert starken Einfluss nimmt. Durch Kanalisierung und Aufstauung wurde die Fließgeschwindigkeit stark herabgesetzt, welches auch zur Erhöhung der Wassertemperatur führte. Fischarten, die sauerstoffreiches und kühleres Wasser als Lebensraum benötigen, wurden durch Arten aus dem Stillwasserbereich verdrängt. Durch die verringerte Fließgeschwindigkeit können aber auch die Kiesbänke nur noch selten umgeschichtet werden, so dass diese zunehmend zuwachsen. Vogelarten, die z.B. offene Kiesflächen bevorzugen, finden hier so keinen Lebensraum mehr.


=== Inseln ===
Durch verschiedenen Maßnahmen, wie die Ausweisung von Naturschutzgebieten, Einrichten von verbesserten Fischpässen an [[Wehr|Stauwehren]], Erhöhung der Restwassermenge, werden neue Rahmenbedingungen geschaffen, um die Lebensbedingungen für viele z.T. seltene Tiere und Pflanzen zu verbessern. [[1976]] konnte z.B. der [[Biber]] im Isardelta wieder angesiedelt werden. Von dort aus breiteten die Biber sich Flussaufwärts aus. Ein Exemplar lebte sogar jahrelang mitten in München unmittelbar am [[Deutsche_Museum|Deutschen Museum]].
Die meisten kleinen Inseln und Kiesbänke der Isar werden durch die jährlichen [[Hochwasser]] immer wieder in Umfang und Form verändert. Einige Inseln im unmittelbaren Bereich von größeren Städten wurden im 19.&nbsp;Jahrhundert verbaut und so gegen Abtrag gesichert: die [[Museumsinsel (München)|Museumsinsel]] und die [[Praterinsel]] in München sowie die Hammerinsel, die [[Mühleninsel]] und das [[Mitterwöhr (Landshut)|Mitterwöhr]] in Landshut.


====Fauna====
== Geschichte ==
Die Isar wurde vermutlich schon in vorgeschichtlicher Zeit als Handelsweg genutzt, um Waren aus dem Bereich der Alpen und aus [[Italien]] mit Hilfe von [[Floß|Flößen]] zur Donau zu transportieren. Eine schon bestehende Handelsstraße aus dem [[Inntal]] über den [[Seefelder Sattel]] ins nördliche Alpenvorland wurde von den [[Römisches Reich|Römern]] ab 195&nbsp;n.&nbsp;Chr. zur ''[[Via Raetia]]'' ausgebaut. Der Markt Mittenwald an der Isar konnte sich so von einem römischen Posten zu einem wichtigen Umschlagplatz für Handelswaren im [[Werdenfelser Land]] entwickeln.
Ein Teil der typischen Isarfische ist in seinem Bestand bedroht, wie z.B. der [[Huchen]] oder der [[Wels (Fisch)|Wels]]. Neben der diesen Arten kommen in der Isar aber auch [[Hasel_(Fisch)|Hasel]], [[Koppe_Fisch|Koppe]], [[Nase_(Fisch)|Nase]], [[Nerfling]], [[Rotauge]], [[Rotfeder]], [[Rutte]], [[Schleie]], [[Streber_(Fisch)|Streber]], [[Strömer_(Fisch)|Strömer]] und [[Zander]], sowie verschiedene weitere Arten vor (''Siehe auch:'' [[Liste der Fischarten in der Isar]]). Als einer der bedeutendsten Nebenflüsse der Donau lassen sich noch bis in den mittleren Flussabschnitt der Isar typische Fischarten der Donau nachweisen, so z.B. das [[Donaubachneunauge]]. Insgesamt sind ca. 50 einheimische Fischarten bekannt.


Brücken über die Isar sind erst seit dem Mittelalter nachgewiesen. Die Städte München und Landshut wurden im Mittelalter im Zusammenhang mit Brückenbauten über die Isar gegründet, dabei ging es immer auch um Lenkung von Handelswegen und damit die Erringung von Macht und wirtschaftlichem Einfluss. Der weitere Ausbau der Städte erzeugte eine stete Nachfrage nach Holz und Kalk, die zu einem Aufschwung der Flößerei (vor allem im [[Oberland (Bayern)|Oberland]]) führte. Seit dem 17.&nbsp;Jahrhundert wurden auch Waren wie Südfrüchte, Gewürze, Baumwolle und Seide vom ''[[Bozen]]er Markt'' bzw. dem ''Venezianischen Markt'' in Mittenwald über die Isar bis nach [[Wien]] und [[Budapest]] transportiert.<ref>Wolf Brunner: ''„Bozener Märkte“ in Mittenwald: 1487–1679. Ein Bild der Zeit vor 500 Jahren.'' Hrsg.: Marktgemeinde Mittenwald. Mittenwald 1987.</ref> Auf dem Höhepunkt der Flößerei im 19.&nbsp;Jahrhundert landeten in München über 8.000 Flöße pro Jahr an.
Von der Quelle bis zur Mündung lässt sich die Isar in folgende Regionen aufteilen:
* [[Flussregion|Forellenregion]] (Quelle bis Lenggries)
* [[Flussregion|Äschenregion]] (Lenggries bis Moosburg)
* [[Flussregion|Barbenregion]] (Moosburg bis zur Mündung)


[[Datei:Isartal bei Dingolfing Adrian von Riedl 1802.jpg|mini|hochkant|[[Adrian von Riedl]]s Karte von 1802 zeigt exemplarisch für Dingolfing den ursprünglichen Verlauf der Isar vor der Kanalisierung]]
Seit dem [[Mittelalter]] wurden unter anderem [[Wassermühle]]n durch die Wasserkraft der Isar angetrieben, die einen gleichmäßigen Wasserstand brauchten. Deshalb wurde in München und in Niederbayern ([[Klötzlmühlbach]] und [[Längenmühlbach (Isar)|Längenmühlbach]]) Wasser aus dem Fluss in kleinere [[Mühlkanal|Mühlkanäle]] abgeleitet. Die [[Münchner Stadtbäche]] dienten als Kanäle zugleich der Versorgung der Bevölkerung mit Brauchwasser und speisten die Gräben vor den mittelalterlichen Stadtmauern. Während der jährlichen Hochwasser kam es immer wieder zu Überschwemmungen und Unglücksfällen in den anliegenden Städten und Gemeinden. So stürzte 1813 in München ein Vorgängerbau der heutigen [[Ludwigsbrücke (München)|Ludwigsbrücke]] ein und brachte so über 100 auf der Brücke stehenden Schaulustigen den Tod; beim [[Münchner Hochwasser von 1899|Hochwasser 1899]] stürzten ebenfalls in München die [[Luitpoldbrücke (München)|Luitpoldbrücke]] und die [[Max-Joseph-Brücke]] ein. Seit 1806, in Niederbayern seit etwa 1900, begann man die Ufer zu befestigen und den Fluss zu kanalisieren, damit dieser sich tiefer in sein Bett eingrub und danach seltener übers Ufer trat.


Weitere umfangreiche, regulierende Maßnahmen wurden seit den 1920er Jahren durchgeführt, um aus Wasserkraft elektrische Energie zu erzeugen. Mit dem Bau des Walchenseekraftwerks im Jahr 1924 wurde massiv in den natürlichen Oberlauf der Isar eingegriffen. Seitdem leitet das [[Stauwehr Krün]] fast vollständig das Isarwasser zum Walchensee um. 1951 verlor die Isar zusätzlich auch fast vollständig das Wasser des [[Rißbach]]s, welches seitdem ebenfalls zum Walchensee weitergeleitet wird. Weiteres Wasser verlor der Oberlauf der Isar mit dem Bau des [[Achenseekraftwerk]]s 1927 – der Achensee entwässert nun primär nicht mehr über die [[Seeache (Isar)|Seeache/Walchen]] und Isar, sondern nach Süden über den Inn. Dem Achenseekraftwerk wird seit den 1950er Jahren Wasser aus der [[Dürrach (Isar)|Dürrach]] zugeleitet, was einen weiteren Wasserverlust der Isar bedeutete. Die Isar wurde deshalb im oberen Teil immer mehr zur Flussleiche, so dass es einer dringenden Besserung der Situation bedurfte. Deshalb wurde schließlich mit dem damals höchst umstrittenen Bau des [[Sylvensteinspeicher]]s (Fertigstellung 1959) begonnen, um einen konstanteren Wasserspiegel der Isar zu erreichen. Der zusätzlich gewährleistete Hochwasserschutz war hingegen nur ein sekundäres Ziel. In Landshut wurde 1955 die [[Flutmulde Landshut]] fertiggestellt, die bei Hochwasser einen Teil des Wassers aufnimmt.
Neben häufig vorkommenden Vögeln, wie [[Möwe]]n, [[Schwan|Schwäne]] oder [[Stockente]]n, bietet die Isar auch anderen, nicht so häufig vorkommenden Arten, einen Lebensraum. So lassen sich z.B. [[Wasseramsel (Art)|Wasseramseln]], [[Eisvogel (Art)|Eisvögel]], [[Graureiher]] oder auch [[Flussregenpfeifer]] beobachten. Selten geworden sind die [[Flussseeschwalbe]]n und die [[Flussuferläufer]]: sie gelten als gefährdet. Ihre Nester liegen sehr gut getarnt inmitten des Gerölls der Kiesbänke und werden von Erholungssuchenden, die trotz Verbots die Kiesflächen betreten (ausgewiesene Vogelschutzgebiete), meist nicht wahrgenommen. So werden die dort brütenden Vögel, besonders während der Brutzeit, massiv und nachhaltig gestört.


Weitere [[Liste von Wasserkraftwerken an der Isar|Wasserkraftwerke mit Staustufen]] entstanden bis in die 1980er Jahre, etwa 1984 das [[Wasserkraftwerk Landau]]. In jüngster Zeit erst versucht man durch verschiedene Maßnahmen der Isar zumindest in Teilbereichen ihren ursprünglichen Wildflusscharakter zurückzugeben. Etwa durch den [[Isar-Plan]] in München sowie die Renaturierung der Isarufer bei Landau<ref>{{Webarchiv |url=https://www.wwa-la.bayern.de/fluesse_seen/massnahmen/isar_landau/index.htm |wayback=20170706030848 |text=Renaturierung der Isarufer bei Landau.}}</ref> und seit 2016 bei Dingolfing.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.dingolfing.de/export/download.php?id=4081&lang=de&type=download&object=4081 |wayback=20160305003324 |text=''Der Isar wird das Bett neu gemacht''.}} In: Schaukasten, März 2016, S.&nbsp;8.</ref>
''Die als Vogelschutzgebiet gekennzeichneten Bereiche dürfen in dem Zeitraum vom 15.03 bis zum 10.08. nicht betreten werden.''


Am Unterlauf der Isar zwischen Moosburg und Plattling wurde vor allem im 16. und 17.&nbsp;Jahrhundert [[Gold]] aus den Flussablagerungen gewaschen. Davon zeugen noch Ortsnamen wie [[Golding (Gottfrieding)|Golding]] (Gemeinde [[Gottfrieding]]) und [[Goldern (Niederaichbach)|Goldern]] (Gemeinde [[Niederaichbach]]). Die dabei gewonnenen Mengen an Edelmetall waren jedoch gering und wirtschaftlich nicht von großer Bedeutung. Das Gold wurde hauptsächlich zur Ausprägung von [[Flussgolddukaten]] verwendet. Sie sind durch die Umschrift EX AURO ISARE (=&nbsp;aus dem Gold der Isar) erkennbar.<ref>Paul Arnold, Harald Küthmann, Dirk Steinhilber: ''Großer Deutscher Münzkatalog von 1800 bis heute.'' Nr.&nbsp;67, Augsburg 1997, S.&nbsp;54, Isargolddukaten von 1830.</ref>
Vor allem im Uferbereich, aber auch auf den Kiesänken, kommen neben [[Erdkröte]]n und [[Zauneidechse]]n auch [[Blindschleiche]]n vor. Die verschiedenen Schlangenarten sind durch [[Kreuzotter]], [[Ringelnatter|Ringel-]], sowie die [[Schlingnatter]] vertreten.[[Bild: Pionierpflanze.jpg|thumb|200px|right|Pionierpflanze auf einer Kiesbank]]
Die Insektengruppe ist durch [[Bremsen]] vertreten, die vor allem im Sommer sehr lästig werden können.


Auf der Isar wurde der moderne [[Kanusport]] begründet. [[Alfred Heurich]] befuhr 1905 die Isar zwischen Bad Tölz und München mit seinem selbstgebauten [[Faltboot]] in Form eines Kajaks zum ersten Mal. Schnell wurde diese Sportart in ganz Europa populär.
====Flora====
Besonders im oberen, aber auch z. T. im mittleren Flussabschnitt entstehen durch [[Erosion]] und [[Sedimentation]] immer wieder neue Flussaufschüttungen. Diese noch offenen Schotterflächen werden zuerst von [[Pionierpflanzen]] besiedelt, welche mit den schwierigen Bedingungen dort gut zurecht kommen, dazu gehören das [[Alpen-Leinkraut]], das gelbblütige [[Habichtskraut]] und die deutsche [[Tamariske]]. Wird die Kiesbank nicht von Hochwasser wieder abgetragen, siedeln sich nach einigen Jahren auch [[Silberwurz]], [[Wacholder]] und schließlich auch verschiedene [[Weide (Botanik)|Weidenarten]] an. Bei einer weiteren Entwicklung, entstehen so nach und nach lichte [[Kiefer|Kieferwälder]].


== Natur- und Umweltschutz ==
==Wirtschaft==
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Die Isar hat keine Bedeutung für die Binnenschifffahrt und somit für den Transportverkehr, da der Fluss über seinen gesamten Verlauf nicht schiffbar ist. Es ist aber anzumerken, dass früher Holz aus dem Oberlauf nach München geflößt wurde. Die Floßlände in München (und die Flößerei) hat heute nur noch touristischen Wert. Wirtschaftliche Bedeutung erlangt der Fluss durch seine Wasserkraft, welche zur Stromerzeugung genutzt wird. Der Umfang der dadurch erzeugten Energie erreicht allerdings nicht einmal 1% des Strombedarfes in Bayern. Durch die Kühlung der Reaktoren der beiden [[Kernkraftwerk]]e Isar I und Isar II trägt die Isar allerdings indirekt zur Energieerzeugung im großen Umfang bei - die beiden Kernkraftwerke decken ca. 40% des bayerischen Strombedarfs.
Isar 1 150913.jpg|Wildflusslandschaft der Isar zwischen Wallgau und Vorderriß
Isar bei Lenggries Mai 2018.jpg|Die Isar bei [[Lenggries]]
Isar bei Ascholding-1.jpg|Die Isar bei [[Ascholding]]
Raubaum Isarrenaturierung.jpg|Bei der Renaturierung der Isar werden auch [[Raubaum|Raubäume]] eingebaut, wie hier bei Dingolfing
Isar-Prallhang bei Geretsried-Gartenberg.jpg|Isar-Prallhang bei Geretsried-Gartenberg
</gallery>
Seit den 1920er Jahren wird das Wasser der Isar zur Erzeugung elektrischer Energie genutzt, mit weitreichenden Folgen nicht nur für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch für den Menschen. Um die insgesamt 28&nbsp;Kraftwerke mit der notwendigen Wasserkraft zu versorgen, wird das Flusswasser mehrfach abgeleitet, kanalisiert und aufgestaut. So wurde beispielsweise nördlich von Mittenwald ab 1923 das gesamte Wasser der Isar dem Walchensee für den Betrieb des Walchenseekraftwerks zugeführt. Erst seit 1990 lässt man einen Restanteil von vier Kubikmetern pro Sekunde ins natürliche Flussbett abfließen, so dass die Isar in diesem Bereich nicht mehr trockenfällt. Auch der Bau des Sylvensteinsees zum [[Hochwasserschutz]] und zuvor schon zahlreiche regulierende Maßnahmen, die schon seit dem frühen 19.&nbsp;Jahrhundert vor allem im Bereich der Städte durchgeführt worden waren, veränderten nachhaltig den Wildflusscharakter. In der Mitte der 1980er Jahre dachte man um und wollte nun Hochwasserschutz, Ökologie und den Erholungswert des Flusses für die Anrainer besser in Einklang bringen. Der ''[[Isar-Plan]]'' wurde von 1995 bis 2011 im Rahmen einer offenen Planung unter intensiver Einbindung von Verbänden, politischen Gremien und Bürgern verwirklicht.


Seit der Fertigstellung des Sylvensteinsees ist die Isar flussabwärts des Speichers nur noch selten über die Ufer getreten. Besondere Ausnahmen waren die großen Hochwässer 1999, 2002,<ref name="HND">Pegel München am 12.&nbsp;August 2002; [https://www.hnd.bayern.de/ Hochwassernachrichtendienst Bayern.]</ref> 2005 und 2013. Damals fasste selbst das tief eingeschnittene Flussbett die Wassermenge nicht mehr, weshalb an vielen Orten zwischen München und Moosburg die [[Auwald|Auwälder]] zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder überschwemmt und mit [[Sedimentation|Sedimenten]] angereichert wurden. Die Eintiefung des Flussbetts ist eine Folge der vielen [[Stausee]]n wie der seitlichen Uferbefestigungen. Die Stauseen halten das natürliche [[Geschiebe]] des [[Oberlauf]]s zurück, die Verbauungen hindern die Isar daran, ihre Ufer abzutragen, weshalb auch diese Geschiebequelle versiegt ist. So verstärkt sich die Erosion in der Flusssohle, und die Isar schneidet sich immer tiefer in die Landschaft ein. In manchen Bereichen, so etwa auf Höhe von Geretsried, hat die Sohle nun schon die unter den Schotterablagerungen liegende, weichere [[Obere Süßwassermolasse]] erreicht („Sohldurchschlag“). Hier droht nun eine schnelle weitere Eintiefung, mit Folgen nicht nur für den Isarlauf, denn mit dem Flussniveau wird auch der Grundwasserspiegel in der Umgebung weiter absinken.
===Energie===
Wasserkraftwerke benötigen einen gleichmäßig hohen Wasserstand, damit die Energieerzeugung in niederschlagsarmen Monaten nicht zum Erliegen kommt. Dieses wurde durch den Bau von mehreren
[[Bild:Isar_Kraftwerk_I.jpg|thumb|320px|right|Wasserkraftwerk bei München-Oberföhring]] Kanälen sichergestellt, welche den Verlauf der Isar begleiten und den größeren Anteil des Flusswassers mit sich führen. Nördlich von München zweigt z.B. der Mittlere-Isar-Kanal Richtung [[Erding]] ab und fließt erst nach über 20 km wieder zurück ins Flussbett. Die Kraftwerke entlang der Isar erzeugen im Durchschnitt ca. 2 Milliarden [[Kilowattstunde|kWh]] Strom im Jahr. Auch der Sylvensteinsee, welcher [[1956]] als Hochwasserschutz südlich von Bad Tölz fertig gestellt wurde, wird zur Energiegewinnung genutzt. Der [[Stausee]] ist in der Lage maximal 124 Millionen Kubikmeter Wasser zwischenzuspeichern.


In jüngster Zeit wird versucht durch verschiedene Maßnahmen der [[Renaturierungsökologie]] der Isar ihre Ursprünglichkeit wiederzugeben. So wurde zum Beispiel seit Mai 2000 ein acht Kilometer langer Teilbereich der Flusslandschaft im südlichen Stadtgebiet von München [[Renaturierung|renaturiert]]. Dazu wurde das Flussbett aufgeweitet, die Ufer wurden abgeflacht und Kiesinseln sowie naturnahe [[Sohlrampe]]n angelegt. Auch die vorhandenen [[Deich]]e wurden erhöht, verbreitert und durch den Einbau einer Dichtwand verstärkt. Bei der Verlängerung der Konzession für das [[Wasserkraftwerk Mühltal]] wurden mit Bescheid vom 28.&nbsp;Juni 1995 Auflagen erteilt, die eine eigenständige Regeneration der natürlichen Fließgewässerfunktionen begünstigen sollen. So wurde für die Ausleitungsstrecke ein [[Restwassermenge|Mindestwasserabfluss]] von 15&nbsp;m³/s – nach vorher 5&nbsp;m³/s – gefordert und die Entfernung von Uferverbauungen auf mehr als sieben&nbsp;Kilometern Länge. Wegen der Entfernung der Verbauungen haben die Hochwasser in den Jahren 1999, 2002 und 2005 dazu geführt, dass die Isar nun auf mehreren Hundert&nbsp;Metern Länge ihr Flussbett deutlich ausgeweitet hat und wieder Elemente einer alpin geprägten Flusslandschaft zeigt.<ref name="binder">Walter Binder: ''Die Umgestaltung der Isar im Süden von München''. In: ''Wasserwirtschaft'', Ausgabe&nbsp;3/2010, S.&nbsp;15–19.</ref>
Die [[Kernkraftwerk]]e östlich von Landshut nutzen das Wasser der Isar zur Kühlung ihrer Reaktoren. Durch die Kühlung des Reaktors von Isar I verdunsten 800 Liter Flusswasser pro Sekunde. Bei der Kühlung des [[Siedewasserreaktor]]s von Isar II hingegen geht kein Wasser für den Fluss verloren: das gesamte Wasser wird um drei Grad Celsius erwärmt wieder in das Flussbett zurückgeleitet.


Trotz besseren Schutzes vor Hochwasser ist die Flusslandschaft der Isar heute wieder naturnäher. Dieses wichtige [[Naherholungsgebiet]] im Großraum München hat an Attraktion für die Besucher gewonnen. Durch Aufrüstung verschiedener [[Klärwerk]]e entlang der Isar ist auch die Wasserqualität gestiegen. Das Flusswasser gehört derzeit der [[Gewässergüteklasse]]&nbsp;II an, gilt also als mäßig belastet. Hoch ist allerdings nach wie vor die Keimzahl. Gemeinsam mit einer Reihe anderer Städte und Gemeinden entlang der Isar hatte sich die Stadt München 1998 zum Ziel gesetzt die Wasserqualität so weit zu verbessern, dass die Isar offiziell zum Baden freigegeben werden kann. Das Ziel wurde bisher nur zum Teil erreicht: Am Isaroberlauf wurden Klärwerke in Betrieb genommen, die durch Behandlung des Abwassers mit [[Ultraviolettstrahlung|ultraviolettem Licht]] die Zahl der Keime drastisch reduzieren, so dass die Stadt München 2005 die Warntafeln entfernen konnte, welche vor dem Infektionsrisiko mit Keimen beim Baden warnten. Somit kann die EG-Richtlinie für Badegewässer während der Betriebszeit der UV-Desinfektionsanlagen zwischen 15.&nbsp;April und 30.&nbsp;September meist eingehalten werden. Jedoch kann die Isar im Bereich des Stadtgebiets nicht als Badegewässer ausgewiesen werden, da aufgrund der Einträge durch Niederschläge, insbesondere bei Starkregen, die Wasserqualität zu sehr einbrechen kann.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/muenchen/isar-das-erfrischendste-bad-der-stadt-1.929799 Das erfrischendste Bad der Stadt.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]]'', 26.&nbsp;Juni 2003.</ref><ref>[https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/baureferat/mse/Baden-in-der-Isar.html Verbesserung der hygienischen Wasserqualität in der Isar.]</ref>
===Tourismus===
Neben der bayerischen Landeshauptstadt und einer Reihe weiterer sehenswerter Städte entlang der Isar sind zahlreiche Isarlandschaften und Naturschutzgebiete von touristischer Bedeutung, So zum Beispiel der Isarwinkel oder die [[Pupplinger Au]] südlich von München. Über weite Strecken wird der Fluss von Radwanderwegen gesäumt, die eine Radwanderung von den Alpen bis zur Donau ermöglichen.


{{Panorama|Isartal ab gaissach.jpg|1200|Der [[Isarwinkel]] ab [[Gaißach]] mit [[Karwendel]] (Mitte) und [[Benediktenwand]] (ganz rechts)}}
Da die Isar nicht schiffbar ist, fahren jährlich bis zu 50.000 Touristen auf großen - bis zu 20 Tonnen schweren - Flößen den Fluss abwärts. Jedes der Flöße ist mit einer Musikkapelle, Essen und Getränken, sowie einer Toilette ausgestattet. Die Flösse starten von [[Wolfratshausen]] und fahren über eine Strecke von 25 km bis nach [[Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-F%C3%BCrstenried-Solln|München-Thalkirchen]]. Die Wehre der Kraftwerke werden durch Schleusenrutschen überwunden. Die Schleusenrutsche im Mühltal südlich von [[Kloster_Schäftlarn|Kloster Schäftlarn]] überwindet bei einer Länge von 360 m rund 18 Höhenmeter und gilt damit als die längste Floßgasse der Welt.
Die Farbe der Isar ist grün. Dies lässt sich auf die [[Mineral]]ien zurückführen, die der Fluss mit sich führt. Weil der Anteil an Feinstsedimenten sehr gering ist, wie in Schnee oder [[Gletscher]]eis, wird das [[Sonnenlicht]] gefiltert und abgespiegelt, was die Isar nahe der Quelle bläulich erscheinen lässt. Bei Zunahme der aufgelösten [[Mineralstoff]]e, bei denen es sich in der Isar häufig um [[Kalkstein|Kalkgesteine]] handelt, verwandelt sich die Färbung von den Alpen bis zur Mündung ins Grünliche.
[[Datei:Oberes Isartal Naturschutzgebiet (FFH-Gebiet) P1060858a.jpg|mini|hochkant|Furkationsabschnitte des Oberen Isartals mit typischen Sequenzen von [[Kolk]]en, Flachwasserzonen und Schotterbänken bei Vorderriß (2011)]]
Entlang der Isar wurden eine Reihe von [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Natur-]], [[Landschaftsschutzgebiet|Landschafts-]] sowie für einzelne Kiesbänke auch [[Vogelschutzgebiet]]e ausgewiesen, beispielsweise das Naturschutzgebiet „[[Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen]]“ nordöstlich von Moosburg. Dieses Naturschutzgebiet ist eine bedeutende Raststätte für durchziehende Wasservögel. Über 260 verschiedene Vogelarten wurden bislang nachgewiesen, darunter auch gefährdete Arten wie die [[Flussseeschwalbe]] und das [[Blaukehlchen]]. Das [[Naturschutzgebiet Isarauen zwischen Hangenham und Moosburg]] befindet sich nordöstlich von Freising im Mündungsgebiet der Moosach und einiger Bachläufe. Das Landschaftsschutzgebiet „Untere Isar“ und das Naturschutzgebiet „Isarmündung“ umfassen die Auenlandschaft im [[Isarmündung]]sgebiet.


[[Datei:Isarmuendung Isar-Donau.jpg|mini|hochkant|Luftbild der [[Isarmündung|Mündung]] in die [[Donau]] bei Deggenau ([[Deggendorf]])]]
Das Befahren der Isar ist mit [[Kanu]]s oder ähnlich kleinen und wendigen Booten über Teilstrecken möglich – genauere Informationen hierzu sind unter [http://www.river-info.de/isar/isar.htm Informationen für Kanusportler] zu finden. Bei hoher Wasserführung ist an der Wittelsbacher Brücke in München [[Wellenreiten]] möglich.
Das europäische Schutzgebiet „Oberes Isartal“ befindet sich entlang eines Hundert Kilometer langen Flussabschnitts der Isar zwischen der Landesgrenze bei Scharnitz im Karwendelgebirge und München. Dieses [[Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie)|Fauna-Flora-Habitat-Gebiet]] (FFH-Gebiet) ist mit circa 4.700&nbsp;Hektar eines der größten in Bayern.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://formulare.landkreis-muenchen.de/cdm/cfs/eject/gen?MANDANTID=1&FORMID=4109 |titel=Infoblatt: NATURA 2000-Gebiet 8034-371 Oberes Isartal |hrsg=Landratsamt München |abruf=2017-07-27 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141220052905/http://formulare.landkreis-muenchen.de/cdm/cfs/eject/gen?MANDANTID=1&FORMID=4109 |archiv-datum=2014-12-20 |offline=1}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.lfu.bayern.de/natur/natura2000_datenboegen/datenboegen_7028_7942/doc/7736_372.pdf |titel=STANDARD-DATENBOGEN FFH-Gebiet DE7736372 |werk= |hrsg=Freistaat Bayern |format=PDF |abruf=2017-07-27}}</ref>


Um die Schönheit des Isartales zu erhalten, gründete [[Gabriel von Seidl]] bereits 1902 den ''[[Isartalverein]]''. Um dieses Ziel zu erreichen, kaufte die erste Münchner [[Bürgerinitiative]] über 90&nbsp;Hektar Land und betreut heute insgesamt über 330&nbsp;Kilometer Wander- und Radwege.
An offiziell ausgewiesene Stellen kann entlang der Isar [[nacktbaden|nackt gebadet]] werden, so z.B. nördlich von Wolfratshausen. Im Stadtgebiet von München lassen sich viele Menschen - unabhängig von offiziellen Ausweisungen - nackt von der Sonne bräunen und gehen zum Teil auch in der Isar baden.


Die Konzentration von [[Mikroplastik]] steigt im Gewässerverlauf deutlich an. In einer 2018 veröffentlichten Studie der [[Universität Bayreuth]] wurde gezeigt, dass die Plastikkonzentration von 8,3&nbsp;Partikel/m<sup>3</sup> bei [[Baierbrunn]] auf 87,9&nbsp;Partikel/m<sup>3</sup> bei [[Moosburg an der Isar|Moosburg]] ansteigt.<ref>{{Internetquelle |autor=Maren Heß, Peter Diehl, Jens Mayer, Harald Rahm, Werner Reifenhäuser, Jochen Stark, Julia Schwaiger |url=https://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/mikroplastik/laenderbericht_2018/doc/laenderbericht_mikroplastik.pdf |titel=Mikroplastik in Binnengewässern Süd- und Westdeutschlands - Teil 1: Kunststoffpartikel in der oberflächennahen Wasserphase |werk= |hrsg=Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz |datum=2018 |format=PDF |abruf=2018-12-30}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Thomas Anlauf |Titel=Verschmutzt der Abrieb von Autoreifen die Isar? |Sammelwerk=sueddeutsche.de |Datum=2018-08-29 |ISSN=0174-4917 |Online=https://www.sueddeutsche.de/muenchen/mikroplastik-verschmutzung-isar-1.4109471 |Abruf=2018-12-30}}</ref>
==Inseln==
* Mühleninsel (Landshut)
* [[Museumsinsel (München)|Museumsinsel]] (München)
* Praterinsel (München)


Die Fische in der Isar bei Moosburg können mit [[Malachitgrün]] belastet sein. 2019 wurden bei zwei [[Regenbogenforelle]]n insgesamt 336&nbsp;Mikrogramm pro Kilo festgestellt.<ref>{{Internetquelle |autor=Carola Brand |url=https://www.br.de/nachrichten/bayern/malachit-fische-belastete-forellen-auch-in-isar-bei-moosburg,RKdCduA |titel=Malachitgrün belastete Fische auch in Isar bei Moosburg |werk=[[Bayerischer Rundfunk|br.de]] |datum=2019-03-28 |abruf=2019-09-23}}</ref>
==Literatur==
*Christian Magerl, Detlev Rabe (Hrsg.): ''Die Isar''. Kiebitz Buch, Vilsbiburg 2004 ISBN 3-9804048-5-4
*Christian Magerl, Detlev Rabe (Hrsg.): ''Die Isar. Wildfluss in der Kulturlandschaft''. Kiebitz Buch, Vilsbiburg 1999 ISBN 3-9804048-5-4
*Marie-Louise Plessen (Hrsg.): ''Die Isar. Ein Lebenslauf''. Hugendubel Verlag, München 1983 ISBN 3-88034-198-2
*Carmen Rohrbach: Am grünen Fluss : Isar - eine Wanderung von der Quelle bis zur Mündung. Frederking und Thaler, München 2002 ISBN 3-89405-433-6


Das größte Waldschutzgebiet entlang der Isar ist mit einer Größe von 2313,97 Hektar der [[Naturwald Auwälder an der mittleren Isar]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bayernatlas.de/ |titel=BayernAtlas |abruf=2023-10-21}}</ref>
==Weblinks==

== Fauna und Flora ==
[[Datei:Isarstauwehr Baierbrunn Nordwestblick.jpg|mini|hochkant|Aufstauung am Isarstauwehr Baierbrunn]]
Der Bestand von Fauna und Flora hängt direkt mit der Gestaltung der Flusslandschaft zusammen, auf die der Mensch seit dem 19.&nbsp;Jahrhundert starken Einfluss nimmt. Durch Aufstauungen an zahlreichen [[Wehr (Wasserbau)|Wehren]] wurde die Fließgeschwindigkeit stark herabgesetzt, was auch zur Erhöhung der Wassertemperatur führte. Fischarten, die sauerstoffreiches und kühleres Wasser als Lebensraum benötigen, wurden durch Arten aus dem Stillwasserbereich verdrängt. Durch die verringerte Fließgeschwindigkeit werden auch die Kiesbänke nur noch selten umgeschichtet, so dass diese zuwachsen. Vogelarten, die offene Kiesflächen als Brutplatz benötigen, finden hier keinen Lebensraum mehr.
[[Datei:Gänsesäger Mergus Merganser Richard Bartz.jpg|mini|hochkant|Der [[Gänsesäger]] lebt als [[Kulturfolger]] auch im Münchner Stadtgebiet.]]

Durch verschiedene Maßnahmen wie die Ausweisung von Naturschutzgebieten, das Einrichten von verbesserten Fischpässen an Stauwehren oder das Erhöhen der Restwassermenge werden neue Rahmenbedingungen geschaffen, um die Lebensbedingungen für viele zum Teil seltene Tierarten und Pflanzen zu verbessern. Neuere Untersuchungen an der Ammer (Amper) belegen allerdings auch, dass der Rückgang des [[Äsche]]nbestandes mit der ansteigenden Population der [[Gänsesäger]] zusammenhängt. Dieser als gefährdet eingestufte Entenvogel hat sich auf die Jagd nach kleinen Fischen spezialisiert. Dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es ist, ein ursprünglich vorhandenes ökologisches Gleichgewicht wiederherzustellen, wenn dieses nachhaltig gestört wurde. Ein vergleichbarer Zusammenhang zwischen den geschützten [[Kormorane]]n und den Fischbeständen führt immer wieder zu Diskussionen zwischen Fischereivereinen und Vogelschützern.

1976 wurde der [[Biber]] im [[Isarmündung|Isardelta]] wieder angesiedelt. Von dort aus breiteten die Tiere sich flussaufwärts aus. Ein Exemplar lebte sogar jahrelang mitten in München unmittelbar am [[Deutsches Museum|Deutschen Museum]]. Auch nach dem [[Alpenhochwasser 2005|August-Hochwasser 2005]] konnte man frische Biberbiss-Spuren an Bäumen in Isarnähe sehen.

Ein Teil der typischen Isarfische ist in seinem Bestand bedroht, wie zum Beispiel der [[Huchen]] oder der [[Wels (Fisch)|Wels]]. Neben diesen Arten kommen in der Isar vor allem [[Forelle]]n und [[Barsche]] sowie [[Groppe|Koppe]], [[Hechte (Familie)|Hecht]], [[Nerfling]], [[Rotaugen|Rotauge]], [[Rotfeder]], [[Quappe|Rutte]], [[Schleie]], [[Barbe]] und [[Zander]] vor. Als einer der bedeutendsten Nebenflüsse der Donau lassen sich im unteren Flussbereich der Isar typische Fischarten der Donau nachweisen, so beispielsweise das Donaubach[[neunauge]] oder der [[Störe|Sterlet]]. Die Verbreitung des Donaubachneunauges in Deutschland ist unter Wissenschaftlern allerdings umstritten; möglicherweise handelt es sich hier um eine Verwechslung mit dem ''Ukrainischen Bachneunauge''. Insgesamt sind etwa 50&nbsp;einheimische Fischarten bekannt. Von der Quelle bis zur Mündung lässt sich die Isar in drei [[Flussregionen]] aufteilen: die [[Forellenregion]] von der Quelle bis Lenggries, die [[Äschenregion]] von Lenggries bis Moosburg und die [[Barbenregion]] von Moosburg bis zur Mündung.
[[Datei:Alcedo atthis 1 (Marek Szczepanek).jpg|mini|hochkant|Die Isar bietet auch dem [[Eisvogel]] Lebensraum.]]

Neben verbreiteten Vögeln wie [[Möwen]], [[Schwäne]]n oder [[Stockente]]n bietet die Isar auch anderen, weniger häufig vorkommenden Arten einen Lebensraum. So lassen sich [[Wasseramsel]], [[Eisvogel]], [[Graureiher]] und [[Flussregenpfeifer]] beobachten. Selten geworden sind die [[Fluss-Seeschwalbe]] und der [[Flussuferläufer]]; sie gelten als gefährdet. Ihre Nester liegen sehr gut getarnt inmitten des Gerölls der Kiesbänke und werden von Erholungssuchenden, die trotz Verbots die Kiesflächen (ausgewiesene Vogelschutzgebiete) betreten, meist nicht wahrgenommen. So werden die dort brütenden Vögel besonders während der Brutzeit massiv und nachhaltig gestört. Die als Vogelschutzgebiet gekennzeichneten Bereiche dürfen jeweils im Zeitraum vom 15.&nbsp;März bis zum 10.&nbsp;August nicht betreten werden.

Vor allem im Ufer- und Böschungsbereich, aber auch auf den Kiesbänken kommen neben [[Wasserfrösche]]n und [[Zauneidechse]]n auch [[Blindschleiche]]n vor. Die Schlangen sind durch die [[Kreuzotter]] sowie durch die [[Ringelnatter|Ringel-]] und die [[Schlingnatter]] vertreten. In den noch verbliebenen natürlichen Lebensräumen und Auenlandschaften kommen vor allem an der unteren Isar die gefährdeten Amphibienarten [[Wechselkröte]],<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lfu.bayern.de/natur/sap/arteninformationen/steckbrief/zeige?stbname=Bufo+viridis |titel=Wechselkröte (Bufo viridis) |abruf=2019-06-30}}</ref> [[Kreuzkröte]],<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lfu.bayern.de/natur/sap/arteninformationen/steckbrief/zeige?stbname=Bufo+calamita |titel=Kreuzkröte (Bufo calamita) |abruf=2019-06-30}}</ref> [[Europäischer Laubfrosch]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lfu.bayern.de/natur/sap/arteninformationen/steckbrief/zeige?stbname=Hyla+arborea |titel=Laubfrosch (Hyla arborea) |sprache=de |abruf=2019-06-30}}</ref> und [[Springfrosch]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lfu.bayern.de/natur/sap/arteninformationen/steckbrief/zeige?stbname=Rana+dalmatina |titel=Springfrosch (Rana dalmatina) |abruf=2019-06-30}}</ref> vor. Eine Besonderheit stellt der in Bayern vom Aussterben bedrohte [[Moorfrosch]] dar, von dem im Isarmündungsgebiet noch eine kleine isolierte Population vorkommt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.infozentrum-isarmuendung.de/isarmuendungsgebiet/natur-erleben/tierwelt/amphibien-und-reptilien/ |titel=Amphibien und Reptilien {{!}} Infozentrum Isarmündung |abruf=2019-06-30}}</ref>

Besonders im oberen, aber teilweise auch im mittleren Flussabschnitt entstehen durch [[Bodenerosion]] und [[Sedimentation]] immer wieder neue Flussaufschüttungen. Diese noch offenen Schotterflächen werden zuerst von [[Pionierpflanze]]n besiedelt, welche mit den schwierigen Bedingungen dort gut zurechtkommen; dazu gehören das [[Alpen-Leinkraut]], das gelb blühende [[Habichtskraut]] und die [[Deutsche Tamariske]]. Wird eine Kiesbank nicht von Hochwasser wieder abgetragen, siedeln sich nach einigen Jahren auch [[Weiße Silberwurz]], [[Wacholder]] und schließlich auch verschiedene [[Weiden (Botanik)|Weidenarten]] an. Bei einer weiteren Entwicklung entstehen so nach und nach lichte [[Kiefern]]wälder.

== Wirtschaft ==
[[Datei:Isarmündung in Sylvensteinsee Mai 2018 2.jpg|mini|hochkant|Isarmündung in [[Sylvensteinspeicher]]]]
[[Datei:Laufwasserkraftwerk Oberföhring Isarwerk 3.jpg|mini|hochkant|[[Stauwehr Oberföhring|Stauwehr bei München-Oberföhring]]]]
[[Datei:Gelände des Kernkraftwerk Isar (KKI).jpg|mini|hochkant|[[Kernkraftwerk Isar]]]]
Die Isar hat keine Bedeutung für die [[Binnenschifffahrt]] und somit für den Warenverkehr, da der Fluss über seinen gesamten Verlauf hinweg nicht schiffbar ist. Früher wurden auf der Isar Holz und andere Güter in beträchtlichen Mengen von Mittenwald über München bis an die Donau geflößt. Seit dem Aufkommen von [[Eisenbahn]] und Kraftfahrzeugen wird dieser Transportweg so gut wie nicht mehr genutzt. Parallel zum Fluss entstand die [[Isartalbahn]] im südlichen Bereich und die Bahnstrecke [[Bahnstrecke München–Regensburg|München–Landshut]][[Bahnstrecke Landshut–Plattling|–Plattling]] im nördlichen Bereich. Erhebliche wirtschaftliche Bedeutung erlangt der Fluss durch seine Wasserkraft, die zur Stromerzeugung unter anderem durch die [[Isar-Amper-Werke]] genutzt wird. Der Umfang der so erzeugten Energie erreicht allerdings nicht einmal mehr ein Prozent des heutigen Strombedarfes in Bayern. Durch die Kühlung des [[Kernkraftwerk Isar|Kernkraftwerks Isar]] trug die Isar jedoch indirekt zur Energieerzeugung in großem Umfang bei; als noch beide Kernkraftwerksblöcke in Betrieb waren, deckten sie etwa 40&nbsp;Prozent des bayerischen Strombedarfs.

=== Energie ===
Herkömmliche [[Wasserkraftwerk]]e benötigen einen gleichmäßig hohen Wasserstand, damit die Energieerzeugung in niederschlagsarmen Monaten nicht zum Erliegen kommt. Dies wurde durch den Bau von mehreren Kanälen sichergestellt, die den Verlauf der Isar begleiten und den größeren Anteil des Flusswassers mit sich führen. Südlich von München versorgt der [[Mühltalkanal]] das [[Wasserkraftwerk Mühltal]] mit Wasser. Im Stadtgebiet von München liegen am [[Isar-Werkkanal]] drei zwischen 1900 und 1930 erbaute Kraftwerke ''(Isarwerke&nbsp;1–3)'' der Stadtwerke München sowie zwei Kraftwerke von [[E.ON]]. Aus dem Werkkanal wird bei der [[Marienklause (München)|Marienklause]] das Wasser für den [[Auer Mühlbach]] ausgeleitet, an dem drei weitere, kleinere Wasserkraftwerke liegen. Am [[Stauwehr Oberföhring]] am Nordrand von München zweigt der Mittlere-Isar-Kanal Richtung Erding ab und fließt erst nach über 60&nbsp;Kilometern wieder zurück ins Flussbett. Ein Kraftwerk am Stauwehr mit einer Leistung von einem [[Watt (Einheit)|Megawatt]] nutzt das in der Isar verbleibende Wasser. Die Kraftwerke entlang der Isar erzeugen im Durchschnitt etwa zwei Milliarden Kilo[[wattstunde]]n elektrische Energie im Jahr.

Auch der [[Sylvensteinspeicher|Sylvensteinsee]], der 1956 als Hochwasserschutz südlich von Bad Tölz fertiggestellt wurde, wird zur Energiegewinnung genutzt. Der Stausee ist in der Lage, maximal 124&nbsp;Millionen Kubikmeter Wasser zwischenzuspeichern.
{{Siehe auch|Liste von Wasserkraftwerken an der Isar}}

Das Kernkraftwerk Isar östlich von Landshut nutzte das Wasser der Isar zur Kühlung. Durch die Kühlung des Reaktors von Isar&nbsp;II verdunsteten 800&nbsp;Liter Flusswasser pro Sekunde im Kühlturm; die markante Wasserdampffahne war oft über 100&nbsp;km hinweg aus den Bayerischen Alpen zu sehen. Bei der Kühlung des 2011 stillgelegten [[Siedewasserreaktor]]s von Isar&nbsp;I ging i.&nbsp;d.&nbsp;R. kein Wasser für den Fluss verloren, da es um drei Grad Celsius erwärmt wieder in das Flussbett zurückgeleitet wurde.<ref>In heißen Sommern konnte dies zu einer zu hohen Flusswassertemperatur führen. So bedurfte es im Sommer 2003 einer Reduzierung der Leistung von Isar&nbsp;I und einer Ausnahmegenehmigung, mit der die kurzzeitige Überschreitung der maximal erlaubten Temperatur genehmigt wurde.</ref> Aus diesem Grund wurde die vorhandene Zellenkühleranlage erweitert und 2009 in Betrieb genommen.

=== Tourismus ===
[[Datei:FlossabfahrtWolfratshausen.jpg|mini|hochkant|Floßabfahrt in Wolfratshausen]]
<div class="tright" style="clear:none">
[[Datei:Isar Flossrutsche.jpg|mini|ohne|hochkant|Ein Floß auf Europas längster [[Bootsgasse|Floßrutsche]]]]</div>
Neben der bayerischen Landeshauptstadt und einer Reihe weiterer sehenswerter Städte entlang der Isar sind zahlreiche Isarlandschaften und Naturschutzgebiete von touristischer Bedeutung: So zum Beispiel der Isarwinkel oder die [[Pupplinger&nbsp;Au]] südlich von München. Vom Ursprung bis zur Mündung wird die Isar vom [[Isarradweg]], einem relativ einfach zu fahrenden Fernradweg, begleitet.

Seit einigen Jahrzehnten erlebt auch die Flößerei eine Renaissance im touristischen Sektor. Jährlich fahren in den Sommermonaten bis zu 50.000 Touristen auf großen, bis zu 20&nbsp;Tonnen schweren Flößen von Wolfratshausen über eine Strecke von 25&nbsp;Kilometern bis zum [[Floßkanal (München)|Floßkanal]] in [[Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln|München-Thalkirchen]]. Die Wehre der Kraftwerke werden dabei durch Schleusenrutschen überwunden. Die Rutsche im Mühltal südlich vom [[Kloster Schäftlarn]] überwindet auf einer Länge von 360 Metern rund 18&nbsp;Höhenmeter und gilt damit als die längste [[Bootsgasse|Floßgasse]] der Welt. Die mit Musikkapelle, Tischen und Bänken, Bewirtungsmöglichkeit mit Bier und Brotzeit und auch einer Bordtoilette ausgestatteten Flöße werden nach der Ankunft am Zielort in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt, auf Lkws flussaufwärts gebracht und dort für die nächste Fahrt wieder zusammengesetzt.

Das Befahren der Isar mit [[Kanu]]s oder ähnlich kleinen und wendigen Booten ist über Teilstrecken problemlos möglich. Allerdings stellt die aktuell (2018) steigende Zahl solcher Flussfahrten für Flora und Fauna ein Problem dar.<ref>{{Literatur |Autor=Margarete Moulin |Titel=Wie die Freizeitgesellschaft Natur zerstört: Die Isar, der schwimmende Biergarten |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2018-09-09 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/Wie-die-Freizeitgesellschaft-Natur-zerstoert/!5530903/ |Abruf=2018-09-17}}</ref> Bei hoher Wasserführung können an der Wittelsbacher Brücke in München [[Stehende Welle (Strömung)|Stehende Wellen]] zum [[Flusssurfen]] oder [[Playboating]] genutzt werden.

An einigen Stellen entlang der Isar wird nackt gebadet, so beispielsweise nördlich von Wolfratshausen im Bereich der Pupplinger Au. Im südlichen Stadtgebiet von München sind sogar [[Freikörperkultur|FKK-Gelände]] offiziell ausgewiesen. Viele Münchner lassen sich allerdings –&nbsp;unabhängig von offiziellen Ausweisungen&nbsp;– auch im inneren Stadtbereich nackt am Ufer oder auf den Kiesinseln von der Sonne bräunen.

== Die Isar in Kunst, Literatur und Musik ==
[[Datei:Otto Strützel Isar.jpg|mini|hochkant|[[Otto Strützel]]: Isar-Wasser (1908)]]
<div class="tright" style="clear:none">
[[Datei:Isar westlich Sylvensteinsee Mai 2018.jpg|mini|ohne|hochkant|Isar bei Geschiebe&shy;sperre westlich des Sylvensteinsees]]</div>
Die ältesten Darstellungen der Isar entstanden vor religiösem Hintergrund. So stellt ein [[Altarbild]] aus dem Jahre 1480 in der Jakobskirche in Lenggries das [[Märtyrer|Martyrium]] des [[Jakobus der Ältere|Apostels Jakobus]] dar. Der unbekannte Künstler verlegte die Enthauptung, die in [[Jerusalem]] stattfand, an das Ufer der Isar.

Im 19. Jahrhundert entdeckten Künstler der [[Münchner Schule (Bildende Kunst)|Münchner Schule]] -&nbsp;wie [[Wilhelm Scheuchzer]], [[Joseph Wenglein]] und [[Wilhelm von Kobell]]&nbsp;– die Isar als Motiv für ihre Bilder. Dank der realistischen Darstellung der Motive haben ihre Gemälde auch einen historischen Wert für die Dokumentation der Flussumgebung vor ihrer massiven Verbauung.

In seinem Heimatroman ''[[Der Jäger von Fall (Roman)|Der Jäger von Fall]]'' setzte [[Ludwig Ganghofer]] den Bewohnern des Isarwinkels ein Denkmal für ihre Heimatliebe und machte damit auch die Flusslandschaft der Isar überregional bekannt. Aber auch die neuere Literatur enthält Geschichten und Fakten über den Alpenfluss. [[Carmen Rohrbach]] beschreibt in ihrem Buch ''Der grüne Fluss'' eindrucksvoll ihre Wanderung von den Quellen bis zur Flussmündung.

Der Liedermacher und bayrische Bluessänger [[Willy Michl]] schildert in seiner [[Hymne]] ''Isarflimmern'' die Schönheit des Alpenflusses: „(…) Sommersonne auf weißem Kies, daneben der smaragdgrüne Fluss, wenn dann noch die Zeit still steht – dann ist das Isarflimmern im Paradies.“

In der [[Hymne]] „Isarmärchen“ der Münchner Volkssängerin [[Bally Prell]] findet sich eine Liebeserklärung an die Isar, die prägend die bayerische Landeshauptstadt durchzieht. So lautet der Refrain: „…&nbsp;und wenn der blaue Himmel lacht … rauscht die Isar ihr uraltes Liedlein dazu, schön wie ein Märchen, mein München bist Du“.

Der Münchner Komponist [[Quirin Amper Jr.]] beschreibt den Verlauf des Flusses in seiner [[Suite (Musik)|Suite]] für großes [[Orchester]], [[Volksmusik|volkstümliche]] Gruppen und Erzähler ''Die Isar'' von der Quelle bis zur Mündung in die Donau.<ref>{{Discogs|1599060|Die Isar}}</ref>

Mit der Buch- und Veranstaltungsreihe „Die neue Isar“ hat [[Ralf Sartori]] im Rahmen des „Nymphenspiegel Kulturforums“ ein umfassendes Isar-Kulturprojekt initiiert, das mittels der auf unbegrenzte Dauer angelegten Isarbuchreihe, die Isar ganzheitlich –&nbsp;literarisch und fachlich&nbsp;– durch Beiträge einer Vielzahl hochkarätiger und wechselnder Autoren reflektiert, in Form eines Buchflusses, der jährlich mit einem weiteren Isarband erscheint. Flankiert wird diese Reihe durch eine Vielzahl von Isarführungen, Isarfesten und Kunstprojekten am Fluss.

== Literatur ==
* Stadt Dingolfing (Hrsg.): ''Die Isar. Landschaft, Stadt, Kultur.'' Ausstellungskatalog, Dingolfing 2005.
* Christian Magerl, Detlev Rabe (Hrsg.): ''Die Isar. Wildfluss in der Kulturlandschaft.'' Kiebitz Buch, Vilsbiburg 1999, ISBN 3-9804048-5-4.
* [[Bernhard Setzwein]]: ''An den Ufern der Isar – Ein bayerischer Fluss und seine Geschichte.'' Koehler und Amelang, München/Berlin 1993, ISBN 3-7338-0174-1.
* Franz X. Bogner. ''Die Isar aus der Luft.'' Rosenheimer Verlag, Rosenheim 2008, ISBN 978-3-475-53969-5.
* Walter Binder: ''[http://bvbm1.bib-bvb.de/view/action/singleViewer.do?dvs=1370436804145~260&VIEWER_URL=/view/action/singleViewer.do Flusslandschaft Isar im Wandel der Zeit.]'' Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2011.
* Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft: ''Flusslandschaft Isar von der Landesgrenze bis Landshut – Leitbilder, Entwicklungsziele, Maßnahmenhinweise''. 2001, ISBN 3-930253-85-2.
* [[Christine Rädlinger]]: ''Neues Leben für die Isar: von der Regulierung zur Renaturierung der Isar in München.'' Hrsg. Landeshauptstadt München, Baureferat, Franz Schiermeier Verlag, München 2012, ISBN 978-3-9814521-5-0.
* Christine Rädlinger (mit Beiträgen von Karl Hafner, Matthias Junge und Adele Nebel): ''Geschichte der Isar in München.'' Hrsg. Stadtarchiv München, Franz Schiermeier Verlag, München 2012, ISBN 978-3-943866-11-7.
* Christian Pehlemann: ''Isar-Aspekte. Von der Quelle, Oberen Isar über München zur Isar-Mündung.'' Druckerei & Verlag Steinmeier, ISBN 978-3-939777-66-3.
* Peter Klimesch: ''Münchner Isarbuch.'' 4. erweiterte Auflage 2020, ISBN 978-3-00-058337-7.
* GDT Gesellschaft für Naturfotografie: ''Wilde Isar. Naturschätze zwischen Hochgebirge, Stadt und Auenlandschaft.'' Knesebeck Verlag, München 2020, ISBN 978-3-95728-445-7.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.isartalverein.de/ Homepage des Isartalvereins]
* [http://www.isartalverein.de/ Homepage des Isartalvereins]
* [http://www.isargeschichten.de/ Isargeschichten - Virtuelles Museum zur Geschichte der Isar]
* [http://www.wasserwirtschaftsamt-muenchen.de/app/neues_leben_isar Renaturierung einer Flusslandschaft]
* {{Webarchiv |url=http://www.wwa-m.bayern.de/projekte_und_programme/isarplan/index.html |wayback=20120407214727 |text=Der Isar-Plan}} Wasserwirtschaftsamt München
* [http://www.river-info.de/isar/isar.htm Informationen für Kanusportler]
* Hochwassernachrichtendienst: [https://www.hnd.bayern.de/pegel/meldestufen/isar Wasserstände der Isar]
* [http://www.niederaichbach.de/gold.htm Gewinnung von Flussgold in den letzten Jahrhunderten]
* [https://www.wasserwirtschaftsamt-landshut.de/fluesse_seen/gewaesserportraits/isar/index.htm Isar] Wasserwirtschaftsamt Landshut
* [http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/bayern/sagen_isarwinkel.htm Sagen]
* [https://www.bauforum24.biz/videos/historische-baufilme/bilfinger-berger-bau-der-wasserkraftanlage-%E2%80%9Emittlere-isar-1920-1924-r751/ Zeitgenössischer Stummfilm über den Ausbau des Kraftwerkes der Mittleren Isar bei München]
* [https://www.br.de/themen/bayern/inhalt/unterwegs-in-bayern/isar106.html Kleiner Fluss, große Geschichten] Isar-Kaleidoskop auf BR.de
* {{Internetquelle |autor=Christian Sebald |url=https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-natur-fluesse-fische-wasserkraft-1.5003865 |titel=Nur die obere Isar ist intakt |hrsg=Süddeutsche Zeitung SZ.de |datum=2020-08-19 |zugriff=2020-08-20}}
* [https://www.ardmediathek.de/video/natur-exclusiv/die-isar-der-letzte-wildfluss/br/Y3JpZDovL2JyLmRlL2Jyb2FkY2FzdC9XT046MjE5OTUyMjE2ODEzX0YyMDE4V08wMDA0OTFBMDpjaGFubmVsXzI4MTA3 natur exclusiv: Die Isar · Der letzte Wildfluss] ARD Mediathek


== Einzelnachweise ==
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<references />


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{{Exzellent|17. Februar 2005|4547658}}
''Siehe auch:'' [[Liste_der_Flüsse_in_Deutschland|''Liste der Flüsse in Deutschland'']], [[Liste_der_Flüsse_in_Bayern|''Liste der Flüsse in Bayern'']]


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[[Kategorie:Gewässer im Landkreis Landshut]]
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[[Kategorie:Gewässer im Landkreis Dingolfing-Landau]]
[[ru:Изар (река)]]
[[Kategorie:Gewässer im Landkreis Deggendorf]]
[[sv:Isar]]

Aktuelle Version vom 11. April 2025, 12:28 Uhr

Isar
Der Georgenstein in der Isar bei Baierbrunn

Der Georgenstein in der Isar bei Baierbrunn

Daten
Gewässerkennzahl DE: 16, AT: 2-6
Lage Österreich

Deutschland

Flusssystem Donau
Abfluss über Donau → Schwarzes Meer
Quelle Karwendel
47° 22′ 32″ N, 11° 24′ 29″ O
Quellhöhe 1160 m ü. A.
Mündung Südlich von Deggendorf in die DonauKoordinaten: 48° 48′ 13″ N, 12° 58′ 30″ O
48° 48′ 13″ N, 12° 58′ 30″ O
Mündungshöhe 310 m ü. NHN[1]
Höhenunterschied 850 m
Sohlgefälle 2,9 ‰
Länge 292,3 km[2] (mit Lafatscherbach)
Einzugsgebiet 8.964,57 km²[2]
Abfluss am Pegel Plattling[3]
AEo: 8435 km²
Lage: 9,1 km oberhalb der Mündung
NNQ (22.09.1947)
MNQ 1926–2006
MQ 1926–2006
Mq 1926–2006
MHQ 1926–2006
HHQ (11.07.1954)
60,3 m³/s
95,3 m³/s
175 m³/s
20,7 l/(s km²)
557 m³/s
1360 m³/s
Abfluss an der Mündung[4]
AEo: 8.962,29 km²
MQ
Mq
176 m³/s
19,6 l/(s km²)
Linke Nebenflüsse Leutascher Ache, Jachen, Loisach, Moosach, Amper
Rechte Nebenflüsse Rißbach, Dürrach, Walchen, Gaißach, Sempt
Durchflossene Stauseen acht (darunter drei am Mittlere-Isar-Kanal)
Großstädte München
Mittelstädte Geretsried, Freising, Landshut
Kleinstädte Bad Tölz, Wolfratshausen, Moosburg an der Isar, Dingolfing, Landau an der Isar, Plattling
Schiffbarkeit mit Booten und Flößen
Der Einzugsbereich der Isar

Der Einzugsbereich der Isar

Die Isar ist ein für Wasserfahrzeuge über Floßgröße nicht schiffbarer Fluss in Tirol (Österreich) und Bayern (Deutschland), der nach einem 292 km langen Lauf südlich von Deggendorf von rechts in die Donau mündet.

Sie entspringt in den Alpen im Tiroler Teil des Karwendels im Hinterautal, wechselt nach etwa 22 km[2] unterhalb von Scharnitz über die Staatsgrenze nach Bayern, wo sie noch in den Alpen erst durch Mittenwald, dann durch Krün, Wallgau und im sogenannten Isarwinkel durch Lenggries und Gaißach fließt. Das Alpenvorland erreicht sie am Beginn des Mittellaufs bei Bad Tölz, an ihm folgen dann die Städte Geretsried, Wolfratshausen, München, Freising und Moosburg. Der Unterlauf fließt durch Landshut, Dingolfing, Landau an der Isar sowie Plattling.

Fünf Kilometer südlich von Deggendorf mündet die Isar in die Donau. Die frühere Ausprägung als typischer Gebirgs- und Voralpenfluss mit breitem, sich ständig verlagerndem Flussbett, ausgedehnten Schotterbänken und verzweigten Flussarmen weist sie nur noch in einzelnen Bereichen des Oberlaufs auf. Nach der Donau, dem Inn und dem Main ist die Isar mit ihrem größtenteils in Bayern liegenden Einzugsgebiet von 8964,57 km²[2] der viertgrößte Fluss dieses Bundeslandes.

Der wichtigste Nebenfluss ist die in Moosburg zufließende Amper, gefolgt von der in Wolfratshausen mündenden Loisach.

Nach derzeitigem Forschungsstand ist der Name des Flusses auf die hypothetische indogermanische Wurzel *es oder *is mit der Bedeutung „(fließendes) Wasser“ zurückzuführen, die sich in heutigen Sprachen auf den festen Aggregatzustand des Wassers („Eis“) verengt hat. Ersturkundlich wird der Fluss im Jahr 763 als Isura im Traditionsbuch des Hochstifts Freising genannt.[5]

Von dieser Wurzel leiten sich eine Reihe weiterer Flussnamen ab:

Auch die Bezeichnung Ister für den unteren Flussabschnitt der Donau hat vermutlich den gleichen Ursprung. Das die gleiche Wurzel enthaltende „Eisach“ („Wasserlauf“) als Name mehrerer Gebirgsbäche im Alpenraum muss sich nicht notwendigerweise auf „eiskaltes“ Wasser beziehen.

Die Interpretation Hans Bahlows, dass sich das Wort Isar von es, as oder os ableiten lasse und damit als „Sumpfwasser“ zu interpretieren sei, ist in Fachkreisen höchst umstritten, da es sich bei den Namensträgern um fließende Gewässer handelt.

Als veraltet gilt jedenfalls die Deutung, wonach sich der Name Isar aus den keltischen Worten ys (schnell, reißend) und ura (Wasser, Fluss) zusammensetzt. Nach einer anderen Interpretation soll ys gleichzeitig für hoch und tief stehen und damit die Vertikale bezeichnen.

Die Isar entwässert einen großen Teil der Bayerischen Alpen sowie Teile des Karwendels nach Norden zur Donau und damit letztlich zum Schwarzen Meer hin. Insgesamt umfasst das Einzugsgebiet nicht ganz 9.000 km². Da der Niederschlag im Winter vor allem in den Alpen zumeist als Schnee fällt, führt die Isar während der Schneeschmelze im Frühsommer besonders viel Wasser. Mit einem mittleren Abfluss von rund 176 m³/s ist sie mit mittelgroßen deutschen Flüssen wie dem Main (211 m³/s) vergleichbar.

Verlauf der Ur-Isar

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Die Isar ist ein Schmelzwasserausfluss des Isar-Loisach-Gletschers der Würm-Kaltzeit. Ein kaltzeitlicher Fließweg dieser „Ur-Isar“ verlief ab Gaißach südlich von Bad Tölz nach Nordosten in Richtung Holzkirchen. Zunächst folgte sie dann einer ungefähren Linie Holzkirchen – HelfendorfAßling bis Wasserburg am Inn, wo sie in den „Ur-Inn“ mündete. Später wandte sie sich nach Norden, folgte etwa der Linie Holzkirchen – EgmatingMarkt SchwabenErding und traf bei Moosburg nördlich von München auf die Loisach.[6] Der genaue Verlauf der Ur-Isar ist aber unsicher.[7]

Vor 15.000 Jahren kam es in Bad Tölz zu einem Durchbruch durch einen Molasse-Riegel, wobei sich dort die Isar ihre heutige Fließrichtung nach Norden schuf. Sie floss am Ende der Würmeiszeit in den Wolfratshausener See, den sie zum Verlanden brachte.[8][9]

In römischer Zeit mündete die Isar in die Donau bei der Ortschaft Moos am östlichen Rand des holozänen Mündungsfächers, wo auch ein römisches Kastell im Umfeld des früheren Flussübergangs angelegt wurde. Der ehemalige Verlauf der Isar kann mittelbar anhand der durch fluviatile Erosion geschaffenen Lücken der donauparallelen Römerstraße von Regensburg nach Passau nachvollzogen werden (siehe Bayernatlas). Die Ortsnamen Isarau und Kurzenisarhofen erinnern daran, dass auch nach der bajuwarischen Ortsnamenbezeichnung die Isar eher am Ostrand des Mündungsfachers entlangfloss. Eine Verlagerung nach Westen im Mündungsbereich im Verlaufe des Mittelalters kann auch durch die Verlegung von Plattling nach einem Hochwasser um 1379 an das neue linke Flussufer nachvollzogen werden. Die romanische Kirche St. Jakob markiert das ehemals weiter östlich gelegene Ortszentrum von Plattling.

Der Isar-Ursprung im Hinterautal unmittelbar hinter der Hinweistafel

Die offiziell als Isar-Ursprung bezeichneten Quellen bzw. Bäche befinden sich im Hinterautal zwischen den beiden mittleren Karwendelketten, der Gleirsch-Halltal-Kette im Süden und der Hinterautal-Vomper-Kette im Norden, auf 1160 m ü. A. Der Lafatscher Bach entspringt als längster Quellbach der Isar etwa fünf Kilometer südöstlich beim Hallerangerhaus im Gemeindegebiet von Absam. Die Quelle des Lafatscher Bachs wird daher ebenfalls als Isarquelle bezeichnet. Die Längenangabe der Isar von 292,26 Kilometern[2] bezieht sich auf diese Quelle.

Verlauf und Nebenflüsse

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Innerhalb des Karwendels fließt die Isar nach Westen. Wenige Kilometer, bevor sie am Westrand des Gebirges den Ort Scharnitz erreicht, münden der Gleirschbach und der Karwendelbach ein und der Fluss wendet sich nach Norden und passiert die Talenge der Scharnitzer Klause sowie die österreichisch-deutsche Grenze. Am südlichen Ortsrand von Mittenwald mündet von Westen auf der Südseite des Wettersteingebirges die Leutascher Ache ein, die bis zu dieser Stelle fast ebenso lang wie der Lauf der Isar ist. Zwischen Mittenwald und Krün wird die Isar am Stauwehr Krün erstmals gestaut, ihr Wasser hier größtenteils abgezweigt und durch die Isarüberleitung dem Kraftwerk Obernach am Walchensee zugeführt. Bei Wallgau wendet sich der Flusslauf nach Osten in den Isarwinkel, wo als Zuflüsse aus dem Karwendel die Dürrach und der Walchen, der als Ache natürlicher Abfluss des Achensees ist und zusammen mit diesem die östliche Begrenzung des Karwendelgebirges bildet, einmünden. Dürrach und Walchen erreichen den Fluss heutzutage im Sylvensteinspeicher, der 1955 bis 1959 zum Zweck von Hochwasserschutz und Energiegewinnung angelegt wurde. Das Wasser des aus dem Rißtal kommenden Rißbachs wird bei der Oswaldhütte (844 m ü. A.) an der Straße Vorderriß (Bayern) – Hinterriß (Tirol) gestaut und in den insgesamt fast sieben Kilometer langen Rißbachstollen eingeleitet, in welchem das Wasser dem Kraftwerk Niedernach zugeführt wird.

Ab dem Sylvensteinspeicher fließt die Isar in nördlicher Richtung durch die Bayerischen Voralpen und ab Bad Tölz durch die würmzeitliche Moränenlandschaft des Alpenvorlandes bis in die Münchner Schotterebene. Zwischen Sylvensteinsee und Lenggries erreichen von links die Jachen und in Gaißach von rechts die Große Gaißach die Isar. Der Abfluss des Walchensees, dessen Wasser heute zu annähernd 100 % durch das Walchenseekraftwerk in den Kochelsee gelangt, ist damit die Loisach. Diese fließt von Lermoos in Tirol entlang der Nordseite des Wettersteingebirges nach Garmisch, dann durch den Kochelsee und mündet schließlich bei Wolfratshausen in die Isar. In München wird wieder Wasser von der Isar in den Mittleren-Isar-Kanal abgezweigt. Er führt rechts der Isar durch das Erdinger Moos und speist sieben Wasserkraftwerke, bevor er hinter Moosburg wieder in die Isar mündet. Bei Freising erreicht die Isar den Nordrand der Schotterebene und fließt vor diesem nach Osten. Hier führt ihr die Dorfen Wasser aus dem Erdinger Moos zu. Nahe der Nordoststrecke der Ebene mündet vor Moosburg von rechts die Sempt. Hinter Moosburg mündet von links der größte Nebenfluss, die Amper, die als Ammer nahe der österreichischen Grenze südwestlich von Schloss Linderhof entspringt und erst nach Durchfließen des Ammersees den Namen Amper führt. Von Moosburg fließt die Isar in einem Urstromtal durch das von der Tertiärzeit geprägte Unterbayerische Hügelland nordostwärts zum Donautal.

Nach insgesamt 292,26 Flusskilometern, davon 270,36 km[2] in Deutschland, mündet die Isar, die ein mittleres Sohlgefälle von 2,9 ‰ aufweist, südöstlich von Deggendorf auf 312 m über Normalnull, also ungefähr 848 Höhenmeter unterhalb ihrer Quelle, in der Gemeinde Moos in die Donau.

Mündung der Amper (links) in die Isar bei Volkmannsdorf
Mündung in die Donau bei Deggendorf

Die meisten kleinen Inseln und Kiesbänke der Isar werden durch die jährlichen Hochwasser immer wieder in Umfang und Form verändert. Einige Inseln im unmittelbaren Bereich von größeren Städten wurden im 19. Jahrhundert verbaut und so gegen Abtrag gesichert: die Museumsinsel und die Praterinsel in München sowie die Hammerinsel, die Mühleninsel und das Mitterwöhr in Landshut.

Die Isar wurde vermutlich schon in vorgeschichtlicher Zeit als Handelsweg genutzt, um Waren aus dem Bereich der Alpen und aus Italien mit Hilfe von Flößen zur Donau zu transportieren. Eine schon bestehende Handelsstraße aus dem Inntal über den Seefelder Sattel ins nördliche Alpenvorland wurde von den Römern ab 195 n. Chr. zur Via Raetia ausgebaut. Der Markt Mittenwald an der Isar konnte sich so von einem römischen Posten zu einem wichtigen Umschlagplatz für Handelswaren im Werdenfelser Land entwickeln.

Brücken über die Isar sind erst seit dem Mittelalter nachgewiesen. Die Städte München und Landshut wurden im Mittelalter im Zusammenhang mit Brückenbauten über die Isar gegründet, dabei ging es immer auch um Lenkung von Handelswegen und damit die Erringung von Macht und wirtschaftlichem Einfluss. Der weitere Ausbau der Städte erzeugte eine stete Nachfrage nach Holz und Kalk, die zu einem Aufschwung der Flößerei (vor allem im Oberland) führte. Seit dem 17. Jahrhundert wurden auch Waren wie Südfrüchte, Gewürze, Baumwolle und Seide vom Bozener Markt bzw. dem Venezianischen Markt in Mittenwald über die Isar bis nach Wien und Budapest transportiert.[10] Auf dem Höhepunkt der Flößerei im 19. Jahrhundert landeten in München über 8.000 Flöße pro Jahr an.

Adrian von Riedls Karte von 1802 zeigt exemplarisch für Dingolfing den ursprünglichen Verlauf der Isar vor der Kanalisierung

Seit dem Mittelalter wurden unter anderem Wassermühlen durch die Wasserkraft der Isar angetrieben, die einen gleichmäßigen Wasserstand brauchten. Deshalb wurde in München und in Niederbayern (Klötzlmühlbach und Längenmühlbach) Wasser aus dem Fluss in kleinere Mühlkanäle abgeleitet. Die Münchner Stadtbäche dienten als Kanäle zugleich der Versorgung der Bevölkerung mit Brauchwasser und speisten die Gräben vor den mittelalterlichen Stadtmauern. Während der jährlichen Hochwasser kam es immer wieder zu Überschwemmungen und Unglücksfällen in den anliegenden Städten und Gemeinden. So stürzte 1813 in München ein Vorgängerbau der heutigen Ludwigsbrücke ein und brachte so über 100 auf der Brücke stehenden Schaulustigen den Tod; beim Hochwasser 1899 stürzten ebenfalls in München die Luitpoldbrücke und die Max-Joseph-Brücke ein. Seit 1806, in Niederbayern seit etwa 1900, begann man die Ufer zu befestigen und den Fluss zu kanalisieren, damit dieser sich tiefer in sein Bett eingrub und danach seltener übers Ufer trat.

Weitere umfangreiche, regulierende Maßnahmen wurden seit den 1920er Jahren durchgeführt, um aus Wasserkraft elektrische Energie zu erzeugen. Mit dem Bau des Walchenseekraftwerks im Jahr 1924 wurde massiv in den natürlichen Oberlauf der Isar eingegriffen. Seitdem leitet das Stauwehr Krün fast vollständig das Isarwasser zum Walchensee um. 1951 verlor die Isar zusätzlich auch fast vollständig das Wasser des Rißbachs, welches seitdem ebenfalls zum Walchensee weitergeleitet wird. Weiteres Wasser verlor der Oberlauf der Isar mit dem Bau des Achenseekraftwerks 1927 – der Achensee entwässert nun primär nicht mehr über die Seeache/Walchen und Isar, sondern nach Süden über den Inn. Dem Achenseekraftwerk wird seit den 1950er Jahren Wasser aus der Dürrach zugeleitet, was einen weiteren Wasserverlust der Isar bedeutete. Die Isar wurde deshalb im oberen Teil immer mehr zur Flussleiche, so dass es einer dringenden Besserung der Situation bedurfte. Deshalb wurde schließlich mit dem damals höchst umstrittenen Bau des Sylvensteinspeichers (Fertigstellung 1959) begonnen, um einen konstanteren Wasserspiegel der Isar zu erreichen. Der zusätzlich gewährleistete Hochwasserschutz war hingegen nur ein sekundäres Ziel. In Landshut wurde 1955 die Flutmulde Landshut fertiggestellt, die bei Hochwasser einen Teil des Wassers aufnimmt.

Weitere Wasserkraftwerke mit Staustufen entstanden bis in die 1980er Jahre, etwa 1984 das Wasserkraftwerk Landau. In jüngster Zeit erst versucht man durch verschiedene Maßnahmen der Isar zumindest in Teilbereichen ihren ursprünglichen Wildflusscharakter zurückzugeben. Etwa durch den Isar-Plan in München sowie die Renaturierung der Isarufer bei Landau[11] und seit 2016 bei Dingolfing.[12]

Am Unterlauf der Isar zwischen Moosburg und Plattling wurde vor allem im 16. und 17. Jahrhundert Gold aus den Flussablagerungen gewaschen. Davon zeugen noch Ortsnamen wie Golding (Gemeinde Gottfrieding) und Goldern (Gemeinde Niederaichbach). Die dabei gewonnenen Mengen an Edelmetall waren jedoch gering und wirtschaftlich nicht von großer Bedeutung. Das Gold wurde hauptsächlich zur Ausprägung von Flussgolddukaten verwendet. Sie sind durch die Umschrift EX AURO ISARE (= aus dem Gold der Isar) erkennbar.[13]

Auf der Isar wurde der moderne Kanusport begründet. Alfred Heurich befuhr 1905 die Isar zwischen Bad Tölz und München mit seinem selbstgebauten Faltboot in Form eines Kajaks zum ersten Mal. Schnell wurde diese Sportart in ganz Europa populär.

Natur- und Umweltschutz

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Seit den 1920er Jahren wird das Wasser der Isar zur Erzeugung elektrischer Energie genutzt, mit weitreichenden Folgen nicht nur für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch für den Menschen. Um die insgesamt 28 Kraftwerke mit der notwendigen Wasserkraft zu versorgen, wird das Flusswasser mehrfach abgeleitet, kanalisiert und aufgestaut. So wurde beispielsweise nördlich von Mittenwald ab 1923 das gesamte Wasser der Isar dem Walchensee für den Betrieb des Walchenseekraftwerks zugeführt. Erst seit 1990 lässt man einen Restanteil von vier Kubikmetern pro Sekunde ins natürliche Flussbett abfließen, so dass die Isar in diesem Bereich nicht mehr trockenfällt. Auch der Bau des Sylvensteinsees zum Hochwasserschutz und zuvor schon zahlreiche regulierende Maßnahmen, die schon seit dem frühen 19. Jahrhundert vor allem im Bereich der Städte durchgeführt worden waren, veränderten nachhaltig den Wildflusscharakter. In der Mitte der 1980er Jahre dachte man um und wollte nun Hochwasserschutz, Ökologie und den Erholungswert des Flusses für die Anrainer besser in Einklang bringen. Der Isar-Plan wurde von 1995 bis 2011 im Rahmen einer offenen Planung unter intensiver Einbindung von Verbänden, politischen Gremien und Bürgern verwirklicht.

Seit der Fertigstellung des Sylvensteinsees ist die Isar flussabwärts des Speichers nur noch selten über die Ufer getreten. Besondere Ausnahmen waren die großen Hochwässer 1999, 2002,[14] 2005 und 2013. Damals fasste selbst das tief eingeschnittene Flussbett die Wassermenge nicht mehr, weshalb an vielen Orten zwischen München und Moosburg die Auwälder zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder überschwemmt und mit Sedimenten angereichert wurden. Die Eintiefung des Flussbetts ist eine Folge der vielen Stauseen wie der seitlichen Uferbefestigungen. Die Stauseen halten das natürliche Geschiebe des Oberlaufs zurück, die Verbauungen hindern die Isar daran, ihre Ufer abzutragen, weshalb auch diese Geschiebequelle versiegt ist. So verstärkt sich die Erosion in der Flusssohle, und die Isar schneidet sich immer tiefer in die Landschaft ein. In manchen Bereichen, so etwa auf Höhe von Geretsried, hat die Sohle nun schon die unter den Schotterablagerungen liegende, weichere Obere Süßwassermolasse erreicht („Sohldurchschlag“). Hier droht nun eine schnelle weitere Eintiefung, mit Folgen nicht nur für den Isarlauf, denn mit dem Flussniveau wird auch der Grundwasserspiegel in der Umgebung weiter absinken.

In jüngster Zeit wird versucht durch verschiedene Maßnahmen der Renaturierungsökologie der Isar ihre Ursprünglichkeit wiederzugeben. So wurde zum Beispiel seit Mai 2000 ein acht Kilometer langer Teilbereich der Flusslandschaft im südlichen Stadtgebiet von München renaturiert. Dazu wurde das Flussbett aufgeweitet, die Ufer wurden abgeflacht und Kiesinseln sowie naturnahe Sohlrampen angelegt. Auch die vorhandenen Deiche wurden erhöht, verbreitert und durch den Einbau einer Dichtwand verstärkt. Bei der Verlängerung der Konzession für das Wasserkraftwerk Mühltal wurden mit Bescheid vom 28. Juni 1995 Auflagen erteilt, die eine eigenständige Regeneration der natürlichen Fließgewässerfunktionen begünstigen sollen. So wurde für die Ausleitungsstrecke ein Mindestwasserabfluss von 15 m³/s – nach vorher 5 m³/s – gefordert und die Entfernung von Uferverbauungen auf mehr als sieben Kilometern Länge. Wegen der Entfernung der Verbauungen haben die Hochwasser in den Jahren 1999, 2002 und 2005 dazu geführt, dass die Isar nun auf mehreren Hundert Metern Länge ihr Flussbett deutlich ausgeweitet hat und wieder Elemente einer alpin geprägten Flusslandschaft zeigt.[15]

Trotz besseren Schutzes vor Hochwasser ist die Flusslandschaft der Isar heute wieder naturnäher. Dieses wichtige Naherholungsgebiet im Großraum München hat an Attraktion für die Besucher gewonnen. Durch Aufrüstung verschiedener Klärwerke entlang der Isar ist auch die Wasserqualität gestiegen. Das Flusswasser gehört derzeit der Gewässergüteklasse II an, gilt also als mäßig belastet. Hoch ist allerdings nach wie vor die Keimzahl. Gemeinsam mit einer Reihe anderer Städte und Gemeinden entlang der Isar hatte sich die Stadt München 1998 zum Ziel gesetzt die Wasserqualität so weit zu verbessern, dass die Isar offiziell zum Baden freigegeben werden kann. Das Ziel wurde bisher nur zum Teil erreicht: Am Isaroberlauf wurden Klärwerke in Betrieb genommen, die durch Behandlung des Abwassers mit ultraviolettem Licht die Zahl der Keime drastisch reduzieren, so dass die Stadt München 2005 die Warntafeln entfernen konnte, welche vor dem Infektionsrisiko mit Keimen beim Baden warnten. Somit kann die EG-Richtlinie für Badegewässer während der Betriebszeit der UV-Desinfektionsanlagen zwischen 15. April und 30. September meist eingehalten werden. Jedoch kann die Isar im Bereich des Stadtgebiets nicht als Badegewässer ausgewiesen werden, da aufgrund der Einträge durch Niederschläge, insbesondere bei Starkregen, die Wasserqualität zu sehr einbrechen kann.[16][17]

Die Farbe der Isar ist grün. Dies lässt sich auf die Mineralien zurückführen, die der Fluss mit sich führt. Weil der Anteil an Feinstsedimenten sehr gering ist, wie in Schnee oder Gletschereis, wird das Sonnenlicht gefiltert und abgespiegelt, was die Isar nahe der Quelle bläulich erscheinen lässt. Bei Zunahme der aufgelösten Mineralstoffe, bei denen es sich in der Isar häufig um Kalkgesteine handelt, verwandelt sich die Färbung von den Alpen bis zur Mündung ins Grünliche.

Furkationsabschnitte des Oberen Isartals mit typischen Sequenzen von Kolken, Flachwasserzonen und Schotterbänken bei Vorderriß (2011)

Entlang der Isar wurden eine Reihe von Natur-, Landschafts- sowie für einzelne Kiesbänke auch Vogelschutzgebiete ausgewiesen, beispielsweise das Naturschutzgebiet „Vogelfreistätte Mittlere Isarstauseen“ nordöstlich von Moosburg. Dieses Naturschutzgebiet ist eine bedeutende Raststätte für durchziehende Wasservögel. Über 260 verschiedene Vogelarten wurden bislang nachgewiesen, darunter auch gefährdete Arten wie die Flussseeschwalbe und das Blaukehlchen. Das Naturschutzgebiet Isarauen zwischen Hangenham und Moosburg befindet sich nordöstlich von Freising im Mündungsgebiet der Moosach und einiger Bachläufe. Das Landschaftsschutzgebiet „Untere Isar“ und das Naturschutzgebiet „Isarmündung“ umfassen die Auenlandschaft im Isarmündungsgebiet.

Luftbild der Mündung in die Donau bei Deggenau (Deggendorf)

Das europäische Schutzgebiet „Oberes Isartal“ befindet sich entlang eines Hundert Kilometer langen Flussabschnitts der Isar zwischen der Landesgrenze bei Scharnitz im Karwendelgebirge und München. Dieses Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) ist mit circa 4.700 Hektar eines der größten in Bayern.[18][19]

Um die Schönheit des Isartales zu erhalten, gründete Gabriel von Seidl bereits 1902 den Isartalverein. Um dieses Ziel zu erreichen, kaufte die erste Münchner Bürgerinitiative über 90 Hektar Land und betreut heute insgesamt über 330 Kilometer Wander- und Radwege.

Die Konzentration von Mikroplastik steigt im Gewässerverlauf deutlich an. In einer 2018 veröffentlichten Studie der Universität Bayreuth wurde gezeigt, dass die Plastikkonzentration von 8,3 Partikel/m3 bei Baierbrunn auf 87,9 Partikel/m3 bei Moosburg ansteigt.[20][21]

Die Fische in der Isar bei Moosburg können mit Malachitgrün belastet sein. 2019 wurden bei zwei Regenbogenforellen insgesamt 336 Mikrogramm pro Kilo festgestellt.[22]

Das größte Waldschutzgebiet entlang der Isar ist mit einer Größe von 2313,97 Hektar der Naturwald Auwälder an der mittleren Isar.[23]

Fauna und Flora

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Aufstauung am Isarstauwehr Baierbrunn

Der Bestand von Fauna und Flora hängt direkt mit der Gestaltung der Flusslandschaft zusammen, auf die der Mensch seit dem 19. Jahrhundert starken Einfluss nimmt. Durch Aufstauungen an zahlreichen Wehren wurde die Fließgeschwindigkeit stark herabgesetzt, was auch zur Erhöhung der Wassertemperatur führte. Fischarten, die sauerstoffreiches und kühleres Wasser als Lebensraum benötigen, wurden durch Arten aus dem Stillwasserbereich verdrängt. Durch die verringerte Fließgeschwindigkeit werden auch die Kiesbänke nur noch selten umgeschichtet, so dass diese zuwachsen. Vogelarten, die offene Kiesflächen als Brutplatz benötigen, finden hier keinen Lebensraum mehr.

Der Gänsesäger lebt als Kulturfolger auch im Münchner Stadtgebiet.

Durch verschiedene Maßnahmen wie die Ausweisung von Naturschutzgebieten, das Einrichten von verbesserten Fischpässen an Stauwehren oder das Erhöhen der Restwassermenge werden neue Rahmenbedingungen geschaffen, um die Lebensbedingungen für viele zum Teil seltene Tierarten und Pflanzen zu verbessern. Neuere Untersuchungen an der Ammer (Amper) belegen allerdings auch, dass der Rückgang des Äschenbestandes mit der ansteigenden Population der Gänsesäger zusammenhängt. Dieser als gefährdet eingestufte Entenvogel hat sich auf die Jagd nach kleinen Fischen spezialisiert. Dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es ist, ein ursprünglich vorhandenes ökologisches Gleichgewicht wiederherzustellen, wenn dieses nachhaltig gestört wurde. Ein vergleichbarer Zusammenhang zwischen den geschützten Kormoranen und den Fischbeständen führt immer wieder zu Diskussionen zwischen Fischereivereinen und Vogelschützern.

1976 wurde der Biber im Isardelta wieder angesiedelt. Von dort aus breiteten die Tiere sich flussaufwärts aus. Ein Exemplar lebte sogar jahrelang mitten in München unmittelbar am Deutschen Museum. Auch nach dem August-Hochwasser 2005 konnte man frische Biberbiss-Spuren an Bäumen in Isarnähe sehen.

Ein Teil der typischen Isarfische ist in seinem Bestand bedroht, wie zum Beispiel der Huchen oder der Wels. Neben diesen Arten kommen in der Isar vor allem Forellen und Barsche sowie Koppe, Hecht, Nerfling, Rotauge, Rotfeder, Rutte, Schleie, Barbe und Zander vor. Als einer der bedeutendsten Nebenflüsse der Donau lassen sich im unteren Flussbereich der Isar typische Fischarten der Donau nachweisen, so beispielsweise das Donaubachneunauge oder der Sterlet. Die Verbreitung des Donaubachneunauges in Deutschland ist unter Wissenschaftlern allerdings umstritten; möglicherweise handelt es sich hier um eine Verwechslung mit dem Ukrainischen Bachneunauge. Insgesamt sind etwa 50 einheimische Fischarten bekannt. Von der Quelle bis zur Mündung lässt sich die Isar in drei Flussregionen aufteilen: die Forellenregion von der Quelle bis Lenggries, die Äschenregion von Lenggries bis Moosburg und die Barbenregion von Moosburg bis zur Mündung.

Die Isar bietet auch dem Eisvogel Lebensraum.

Neben verbreiteten Vögeln wie Möwen, Schwänen oder Stockenten bietet die Isar auch anderen, weniger häufig vorkommenden Arten einen Lebensraum. So lassen sich Wasseramsel, Eisvogel, Graureiher und Flussregenpfeifer beobachten. Selten geworden sind die Fluss-Seeschwalbe und der Flussuferläufer; sie gelten als gefährdet. Ihre Nester liegen sehr gut getarnt inmitten des Gerölls der Kiesbänke und werden von Erholungssuchenden, die trotz Verbots die Kiesflächen (ausgewiesene Vogelschutzgebiete) betreten, meist nicht wahrgenommen. So werden die dort brütenden Vögel besonders während der Brutzeit massiv und nachhaltig gestört. Die als Vogelschutzgebiet gekennzeichneten Bereiche dürfen jeweils im Zeitraum vom 15. März bis zum 10. August nicht betreten werden.

Vor allem im Ufer- und Böschungsbereich, aber auch auf den Kiesbänken kommen neben Wasserfröschen und Zauneidechsen auch Blindschleichen vor. Die Schlangen sind durch die Kreuzotter sowie durch die Ringel- und die Schlingnatter vertreten. In den noch verbliebenen natürlichen Lebensräumen und Auenlandschaften kommen vor allem an der unteren Isar die gefährdeten Amphibienarten Wechselkröte,[24] Kreuzkröte,[25] Europäischer Laubfrosch[26] und Springfrosch[27] vor. Eine Besonderheit stellt der in Bayern vom Aussterben bedrohte Moorfrosch dar, von dem im Isarmündungsgebiet noch eine kleine isolierte Population vorkommt.[28]

Besonders im oberen, aber teilweise auch im mittleren Flussabschnitt entstehen durch Bodenerosion und Sedimentation immer wieder neue Flussaufschüttungen. Diese noch offenen Schotterflächen werden zuerst von Pionierpflanzen besiedelt, welche mit den schwierigen Bedingungen dort gut zurechtkommen; dazu gehören das Alpen-Leinkraut, das gelb blühende Habichtskraut und die Deutsche Tamariske. Wird eine Kiesbank nicht von Hochwasser wieder abgetragen, siedeln sich nach einigen Jahren auch Weiße Silberwurz, Wacholder und schließlich auch verschiedene Weidenarten an. Bei einer weiteren Entwicklung entstehen so nach und nach lichte Kiefernwälder.

Isarmündung in Sylvensteinspeicher
Stauwehr bei München-Oberföhring
Kernkraftwerk Isar

Die Isar hat keine Bedeutung für die Binnenschifffahrt und somit für den Warenverkehr, da der Fluss über seinen gesamten Verlauf hinweg nicht schiffbar ist. Früher wurden auf der Isar Holz und andere Güter in beträchtlichen Mengen von Mittenwald über München bis an die Donau geflößt. Seit dem Aufkommen von Eisenbahn und Kraftfahrzeugen wird dieser Transportweg so gut wie nicht mehr genutzt. Parallel zum Fluss entstand die Isartalbahn im südlichen Bereich und die Bahnstrecke München–Landshut–Plattling im nördlichen Bereich. Erhebliche wirtschaftliche Bedeutung erlangt der Fluss durch seine Wasserkraft, die zur Stromerzeugung unter anderem durch die Isar-Amper-Werke genutzt wird. Der Umfang der so erzeugten Energie erreicht allerdings nicht einmal mehr ein Prozent des heutigen Strombedarfes in Bayern. Durch die Kühlung des Kernkraftwerks Isar trug die Isar jedoch indirekt zur Energieerzeugung in großem Umfang bei; als noch beide Kernkraftwerksblöcke in Betrieb waren, deckten sie etwa 40 Prozent des bayerischen Strombedarfs.

Herkömmliche Wasserkraftwerke benötigen einen gleichmäßig hohen Wasserstand, damit die Energieerzeugung in niederschlagsarmen Monaten nicht zum Erliegen kommt. Dies wurde durch den Bau von mehreren Kanälen sichergestellt, die den Verlauf der Isar begleiten und den größeren Anteil des Flusswassers mit sich führen. Südlich von München versorgt der Mühltalkanal das Wasserkraftwerk Mühltal mit Wasser. Im Stadtgebiet von München liegen am Isar-Werkkanal drei zwischen 1900 und 1930 erbaute Kraftwerke (Isarwerke 1–3) der Stadtwerke München sowie zwei Kraftwerke von E.ON. Aus dem Werkkanal wird bei der Marienklause das Wasser für den Auer Mühlbach ausgeleitet, an dem drei weitere, kleinere Wasserkraftwerke liegen. Am Stauwehr Oberföhring am Nordrand von München zweigt der Mittlere-Isar-Kanal Richtung Erding ab und fließt erst nach über 60 Kilometern wieder zurück ins Flussbett. Ein Kraftwerk am Stauwehr mit einer Leistung von einem Megawatt nutzt das in der Isar verbleibende Wasser. Die Kraftwerke entlang der Isar erzeugen im Durchschnitt etwa zwei Milliarden Kilowattstunden elektrische Energie im Jahr.

Auch der Sylvensteinsee, der 1956 als Hochwasserschutz südlich von Bad Tölz fertiggestellt wurde, wird zur Energiegewinnung genutzt. Der Stausee ist in der Lage, maximal 124 Millionen Kubikmeter Wasser zwischenzuspeichern.

Das Kernkraftwerk Isar östlich von Landshut nutzte das Wasser der Isar zur Kühlung. Durch die Kühlung des Reaktors von Isar II verdunsteten 800 Liter Flusswasser pro Sekunde im Kühlturm; die markante Wasserdampffahne war oft über 100 km hinweg aus den Bayerischen Alpen zu sehen. Bei der Kühlung des 2011 stillgelegten Siedewasserreaktors von Isar I ging i. d. R. kein Wasser für den Fluss verloren, da es um drei Grad Celsius erwärmt wieder in das Flussbett zurückgeleitet wurde.[29] Aus diesem Grund wurde die vorhandene Zellenkühleranlage erweitert und 2009 in Betrieb genommen.

Floßabfahrt in Wolfratshausen
Ein Floß auf Europas längster Floßrutsche

Neben der bayerischen Landeshauptstadt und einer Reihe weiterer sehenswerter Städte entlang der Isar sind zahlreiche Isarlandschaften und Naturschutzgebiete von touristischer Bedeutung: So zum Beispiel der Isarwinkel oder die Pupplinger Au südlich von München. Vom Ursprung bis zur Mündung wird die Isar vom Isarradweg, einem relativ einfach zu fahrenden Fernradweg, begleitet.

Seit einigen Jahrzehnten erlebt auch die Flößerei eine Renaissance im touristischen Sektor. Jährlich fahren in den Sommermonaten bis zu 50.000 Touristen auf großen, bis zu 20 Tonnen schweren Flößen von Wolfratshausen über eine Strecke von 25 Kilometern bis zum Floßkanal in München-Thalkirchen. Die Wehre der Kraftwerke werden dabei durch Schleusenrutschen überwunden. Die Rutsche im Mühltal südlich vom Kloster Schäftlarn überwindet auf einer Länge von 360 Metern rund 18 Höhenmeter und gilt damit als die längste Floßgasse der Welt. Die mit Musikkapelle, Tischen und Bänken, Bewirtungsmöglichkeit mit Bier und Brotzeit und auch einer Bordtoilette ausgestatteten Flöße werden nach der Ankunft am Zielort in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt, auf Lkws flussaufwärts gebracht und dort für die nächste Fahrt wieder zusammengesetzt.

Das Befahren der Isar mit Kanus oder ähnlich kleinen und wendigen Booten ist über Teilstrecken problemlos möglich. Allerdings stellt die aktuell (2018) steigende Zahl solcher Flussfahrten für Flora und Fauna ein Problem dar.[30] Bei hoher Wasserführung können an der Wittelsbacher Brücke in München Stehende Wellen zum Flusssurfen oder Playboating genutzt werden.

An einigen Stellen entlang der Isar wird nackt gebadet, so beispielsweise nördlich von Wolfratshausen im Bereich der Pupplinger Au. Im südlichen Stadtgebiet von München sind sogar FKK-Gelände offiziell ausgewiesen. Viele Münchner lassen sich allerdings – unabhängig von offiziellen Ausweisungen – auch im inneren Stadtbereich nackt am Ufer oder auf den Kiesinseln von der Sonne bräunen.

Die Isar in Kunst, Literatur und Musik

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Otto Strützel: Isar-Wasser (1908)
Isar bei Geschiebe­sperre westlich des Sylvensteinsees

Die ältesten Darstellungen der Isar entstanden vor religiösem Hintergrund. So stellt ein Altarbild aus dem Jahre 1480 in der Jakobskirche in Lenggries das Martyrium des Apostels Jakobus dar. Der unbekannte Künstler verlegte die Enthauptung, die in Jerusalem stattfand, an das Ufer der Isar.

Im 19. Jahrhundert entdeckten Künstler der Münchner Schule - wie Wilhelm Scheuchzer, Joseph Wenglein und Wilhelm von Kobell – die Isar als Motiv für ihre Bilder. Dank der realistischen Darstellung der Motive haben ihre Gemälde auch einen historischen Wert für die Dokumentation der Flussumgebung vor ihrer massiven Verbauung.

In seinem Heimatroman Der Jäger von Fall setzte Ludwig Ganghofer den Bewohnern des Isarwinkels ein Denkmal für ihre Heimatliebe und machte damit auch die Flusslandschaft der Isar überregional bekannt. Aber auch die neuere Literatur enthält Geschichten und Fakten über den Alpenfluss. Carmen Rohrbach beschreibt in ihrem Buch Der grüne Fluss eindrucksvoll ihre Wanderung von den Quellen bis zur Flussmündung.

Der Liedermacher und bayrische Bluessänger Willy Michl schildert in seiner Hymne Isarflimmern die Schönheit des Alpenflusses: „(…) Sommersonne auf weißem Kies, daneben der smaragdgrüne Fluss, wenn dann noch die Zeit still steht – dann ist das Isarflimmern im Paradies.“

In der Hymne „Isarmärchen“ der Münchner Volkssängerin Bally Prell findet sich eine Liebeserklärung an die Isar, die prägend die bayerische Landeshauptstadt durchzieht. So lautet der Refrain: „… und wenn der blaue Himmel lacht … rauscht die Isar ihr uraltes Liedlein dazu, schön wie ein Märchen, mein München bist Du“.

Der Münchner Komponist Quirin Amper Jr. beschreibt den Verlauf des Flusses in seiner Suite für großes Orchester, volkstümliche Gruppen und Erzähler Die Isar von der Quelle bis zur Mündung in die Donau.[31]

Mit der Buch- und Veranstaltungsreihe „Die neue Isar“ hat Ralf Sartori im Rahmen des „Nymphenspiegel Kulturforums“ ein umfassendes Isar-Kulturprojekt initiiert, das mittels der auf unbegrenzte Dauer angelegten Isarbuchreihe, die Isar ganzheitlich – literarisch und fachlich – durch Beiträge einer Vielzahl hochkarätiger und wechselnder Autoren reflektiert, in Form eines Buchflusses, der jährlich mit einem weiteren Isarband erscheint. Flankiert wird diese Reihe durch eine Vielzahl von Isarführungen, Isarfesten und Kunstprojekten am Fluss.

  • Stadt Dingolfing (Hrsg.): Die Isar. Landschaft, Stadt, Kultur. Ausstellungskatalog, Dingolfing 2005.
  • Christian Magerl, Detlev Rabe (Hrsg.): Die Isar. Wildfluss in der Kulturlandschaft. Kiebitz Buch, Vilsbiburg 1999, ISBN 3-9804048-5-4.
  • Bernhard Setzwein: An den Ufern der Isar – Ein bayerischer Fluss und seine Geschichte. Koehler und Amelang, München/Berlin 1993, ISBN 3-7338-0174-1.
  • Franz X. Bogner. Die Isar aus der Luft. Rosenheimer Verlag, Rosenheim 2008, ISBN 978-3-475-53969-5.
  • Walter Binder: Flusslandschaft Isar im Wandel der Zeit. Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2011.
  • Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft: Flusslandschaft Isar von der Landesgrenze bis Landshut – Leitbilder, Entwicklungsziele, Maßnahmenhinweise. 2001, ISBN 3-930253-85-2.
  • Christine Rädlinger: Neues Leben für die Isar: von der Regulierung zur Renaturierung der Isar in München. Hrsg. Landeshauptstadt München, Baureferat, Franz Schiermeier Verlag, München 2012, ISBN 978-3-9814521-5-0.
  • Christine Rädlinger (mit Beiträgen von Karl Hafner, Matthias Junge und Adele Nebel): Geschichte der Isar in München. Hrsg. Stadtarchiv München, Franz Schiermeier Verlag, München 2012, ISBN 978-3-943866-11-7.
  • Christian Pehlemann: Isar-Aspekte. Von der Quelle, Oberen Isar über München zur Isar-Mündung. Druckerei & Verlag Steinmeier, ISBN 978-3-939777-66-3.
  • Peter Klimesch: Münchner Isarbuch. 4. erweiterte Auflage 2020, ISBN 978-3-00-058337-7.
  • GDT Gesellschaft für Naturfotografie: Wilde Isar. Naturschätze zwischen Hochgebirge, Stadt und Auenlandschaft. Knesebeck Verlag, München 2020, ISBN 978-3-95728-445-7.
Commons: Isar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Isar – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Topografische Karte 1:25.000
  2. a b c d e f Verzeichnis der Bach- und Flussgebiete in Bayern – Flussgebiet Isar, Seite 1 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Stand 2016 (PDF; 2,5 MB)
  3. Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Bayerisches Landesamt für Umwelt, S. 184, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: bestellen.bayern.de (PDF, deutsch, 24,2 MB).
  4. Pegelwert Plattling vermehrt um den Gebietsabfluss des Resteinzugsgebietes (6,9 l/s.km² auf 262,19 km²), ermittelt für das Zwischeneinzugsgebiet der Pegel Pfelling (Donau), Haberkofen (Ödbach), Deggendorf (Kollbach), Wallersdorf (Reißingerbach), Plattling (Isar), Auerbach (Hengersberger Ohe) und Hofkirchen (Donau)
  5. Martin Bitschnau, Hannes Obermair: Tiroler Urkundenbuch. II. Abteilung: Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals. Band 1: Bis zum Jahr 1140. Hrsg.: Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7030-0469-8, S. 25–27, Nr. 45.
  6. Rolf K. F. Meyer & Hermann Schmidt-Kaler: Wanderungen in die Erdgeschichte. Auf den Spuren der Eiszeit südlich von München – östlicher Teil. Pfeil, München 1997, S. 31 f.
  7. Erwin Schirm: Die hydrogeologischen Verhältnisse der Münchner Schotterebene östlich der Isar. Beitrag zur hydrologischen Dekade der UNESCO. Bayerische Landesstelle für Gewässerkunde. München 1968 (Diss.).
  8. Hermann Jerz: Das Wolfratshausener Becken. Seine glaziale Anlage und Übertiefung. Eiszeitalter und Gegenwart 29 (1979): S. 63–69.
  9. Arbeitskreis Historisches Geretsried: Die Entstehung des Alpenvorlandes.
  10. Wolf Brunner: „Bozener Märkte“ in Mittenwald: 1487–1679. Ein Bild der Zeit vor 500 Jahren. Hrsg.: Marktgemeinde Mittenwald. Mittenwald 1987.
  11. Renaturierung der Isarufer bei Landau. (Memento vom 6. Juli 2017 im Internet Archive)
  12. Der Isar wird das Bett neu gemacht. (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive) In: Schaukasten, März 2016, S. 8.
  13. Paul Arnold, Harald Küthmann, Dirk Steinhilber: Großer Deutscher Münzkatalog von 1800 bis heute. Nr. 67, Augsburg 1997, S. 54, Isargolddukaten von 1830.
  14. Pegel München am 12. August 2002; Hochwassernachrichtendienst Bayern.
  15. Walter Binder: Die Umgestaltung der Isar im Süden von München. In: Wasserwirtschaft, Ausgabe 3/2010, S. 15–19.
  16. Das erfrischendste Bad der Stadt. In: Süddeutsche Zeitung, 26. Juni 2003.
  17. Verbesserung der hygienischen Wasserqualität in der Isar.
  18. Infoblatt: NATURA 2000-Gebiet 8034-371 Oberes Isartal. Landratsamt München, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Dezember 2014; abgerufen am 27. Juli 2017.
  19. STANDARD-DATENBOGEN FFH-Gebiet DE7736372. (PDF) Freistaat Bayern, abgerufen am 27. Juli 2017.
  20. Maren Heß, Peter Diehl, Jens Mayer, Harald Rahm, Werner Reifenhäuser, Jochen Stark, Julia Schwaiger: Mikroplastik in Binnengewässern Süd- und Westdeutschlands - Teil 1: Kunststoffpartikel in der oberflächennahen Wasserphase. (PDF) Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz, 2018, abgerufen am 30. Dezember 2018.
  21. Thomas Anlauf: Verschmutzt der Abrieb von Autoreifen die Isar? In: sueddeutsche.de. 29. August 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 30. Dezember 2018]).
  22. Carola Brand: Malachitgrün belastete Fische auch in Isar bei Moosburg. In: br.de. 28. März 2019, abgerufen am 23. September 2019.
  23. BayernAtlas. Abgerufen am 21. Oktober 2023.
  24. Wechselkröte (Bufo viridis). Abgerufen am 30. Juni 2019.
  25. Kreuzkröte (Bufo calamita). Abgerufen am 30. Juni 2019.
  26. Laubfrosch (Hyla arborea). Abgerufen am 30. Juni 2019.
  27. Springfrosch (Rana dalmatina). Abgerufen am 30. Juni 2019.
  28. Amphibien und Reptilien | Infozentrum Isarmündung. Abgerufen am 30. Juni 2019.
  29. In heißen Sommern konnte dies zu einer zu hohen Flusswassertemperatur führen. So bedurfte es im Sommer 2003 einer Reduzierung der Leistung von Isar I und einer Ausnahmegenehmigung, mit der die kurzzeitige Überschreitung der maximal erlaubten Temperatur genehmigt wurde.
  30. Margarete Moulin: Wie die Freizeitgesellschaft Natur zerstört: Die Isar, der schwimmende Biergarten. In: Die Tageszeitung: taz. 9. September 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 17. September 2018]).
  31. Die Isar bei Discogs