„Bier“ – Versionsunterschied
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[[Bild:Bier.jpg|thumb|Weißbier gebraut aus Weizen]] |
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[[Datei:Helles im Glas-Helles (pale beer).jpg|mini|hochkant|[[Helles]] Bier]] |
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'''Bier''' ist ein [[alkohol]]- und [[Kohlensäure|kohlensäure]]haltiges [[Getränk]], welches durch [[Gärung]] aus den Zutaten [[Wasser]], [[Malz]] und [[Echter Hopfen|Hopfen]] und manchmal unter Zuhilfenahme von [[Hefe]] gewonnen wird. |
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[[Datei:Diebels in Altbierglas.jpg|mini|hochkant|[[Altbier]]]] |
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[[Datei:Pilsner urquell mug.jpg|mini|hochkant|[[Pilsner Bier]]]] |
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[[Datei:Koelsch.jpg|mini|hochkant|Frisch gezapftes [[Kölsch (Bier)|Kölsch]]]] |
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'''Bier''' ist ein [[Getränk]], das durch [[Alkoholische Gärung|Gärung]] aus stärkehaltigen Stoffen gewonnen und nicht [[Destillation|destilliert]] wird. Bei der Herstellung des meist [[kohlensäure]]haltigen Getränks werden oft [[Echter Hopfen|Hopfen]] oder andere Würzstoffe zugesetzt,<ref>{{RömppOnline|Name=Bier|Abruf=2016-02-09|ID=RD-02-01263}}</ref> etwa [[Obst|Früchte]], [[Küchenkraut|Kräuter]] wie [[Grut (Bier)|Grut]] oder andere [[Gewürz]]e. |
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Im weiteren Sinne versteht man unter Bier jedes alkoholhaltige Getränk, das auf Basis von verzuckerter [[Stärke (Zucker)|Stärke]] hergestellt wurde, ohne dass dabei ein [[Destillation]]sverfahren angewandt wurde. Die Abgrenzung zu [[Wein]] besteht darin, dass für Weine [[Zucker]] aus pflanzlichen ([[Fruchtzucker]]) oder tierischen Quellen (zum Beispiel [[Honig]]) verwendet werden, während der Ausgangsstoff für Bier immer Stärke ist. |
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[[Wein]] und Bier entstehen durch Gärung von [[Zucker]]. Für Weine werden Zucker aus pflanzlichen oder tierischen Quellen (zum Beispiel [[Honig]]) vergoren, während der Ausgangsstoff für die Gewinnung von Zucker bei Bier immer [[Stärke]] ist. Der Zucker wird aus der Stärke von [[Getreide]] ([[Gerste]], [[Weizen]], [[Roggen]], [[Hafer]], [[Hirse]], [[Reis]], [[Mais]]) durch [[Mälzen]] oder andere enzymatische Verfahren gewonnen, seltener wird Stärke aus [[Kartoffel]]n oder anderem Gemüse wie [[Erbse]]n herangezogen. |
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Bier gibt es praktisch ebenso lange, wie es [[Agrarkultur]]en gibt. In Anbaugebieten Zentraleuropas für Gerste und Roggen sowie in den USA und einigen anderen, den so genannten ''Bierländern'', ist es das beliebteste alkoholische Getränk. Bier und Braukunst wird weltweit als Identifikationsmerkmal und wesentlichen Bestandteil [[Kultur Deutschlands|deutscher Kultur]] angesehen, auch wenn in vielen anderen Ländern ebenfalls Bier gebraut wird. In Deutschland ist der Vertrieb von alkoholischen Getränken unter der Bezeichnung „Bier“ nur erlaubt, wenn sie dem [[Reinheitsgebot|deutschen Reinheitsgebot]], einem Kanon von Rechtsvorschriften für die Bierbrauerei in Deutschland, entsprechen. |
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Der Ursprung des Wortes '''Bier''' ist unsicher. Es wird vermutet, dass es von ''biber'' (lat. Trank) stammt. |
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Der Alkoholgehalt der meisten Biersorten liegt in Deutschland und Österreich zwischen 4,5 [[Volumenprozent|Vol.-%]] und 6 Vol.-%, je nach Sorte aber auch darüber. ''[[#Alkoholfreie Biere|Alkoholfreie Biere]]'' werden durch zwei verschiedene Verfahren – Abbrechen der Gärung oder Extraktion des Alkohols aus normalen Bieren – erzeugt. |
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== Etymologie == |
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[[Datei:Bierbrauer.jpg|mini|hochkant|''Der Bierbreuwer'' (Bierbrauer), aus [[Jost Amman]]s ''Ständebuch'' (1568)]] |
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Die [[Etymologie]] ist ungeklärt. Über den Ursprung des Wortes „Bier“ gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze, von denen sich bisher jedoch keiner in den Sprachwissenschaften durchsetzen konnte. Gesichert sind jedoch die Wortformen in den historischen Sprachformen des Deutschen und seiner verwandten germanischen Sprachen, so {{gohS|<!-- ahd. -->bior}}, {{gmhS|<!-- mgd. -->bier}}, {{gmlS|<!-- mnd. -->ber}}, {{angS|<!-- aengl./angels. -->beor}}, [[altfriesisch]] {{lang|ofs|''biar''}} und {{nonS|<!-- anord. -->bjórr}}. Die beiden wichtigsten Wörterbücher zur Etymologie der deutschen Sprache – von [[Friedrich Kluge|Kluge]]/<wbr />[[Elmar Seebold|Seebold]]<ref>{{Literatur |Autor=[[Friedrich Kluge]], [[Elmar Seebold]] |Titel=Bier |Sammelwerk=Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache |Auflage=22 |Datum=1989 |Seiten=83f |Online={{archive.org|f.-kluge-etymologisches-worterbuch-der-deutschen-sprache-berlin-de-gruyter-1989|Digitalisat|Typ=T|Blatt=n152}} }}</ref> und [[Wolfgang Pfeifer (Etymologe)|Pfeifer]] [[et al]].<ref name="Pfeifer">{{Literatur |Autor=[[Wolfgang Pfeifer (Etymologe)|Wolfgang Pfeifer]] et al. |Titel=Bier |Sammelwerk=Etymologisches Wörterbuch des Deutschen |WerkErg=Digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im [[Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache|Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache]] |Datum=1993 |Online=[https://www.dwds.de/wb/etymwb/Bier Eintrag]}}</ref> – verzeichnen die folgenden Herleitungstheorien: |
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* zur indogermanischen Wurzel ''*bhreu'' mit Konsonantenverschiebung auch ''*bherw'', zu der das Verb ''brauen'', sowie lateinisch {{lang|la|''defrutum''}} „(eingekochter) Most“ und griechisch-thrakisch {{lang|grc-Latn|''brytos''}} für „Gerstenbier“ gehören |
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* zu spätlateinisch {{lang|la|''biber''}} „Getränk“ |
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* zur indogermanischen Wurzel ''*b(e)u-, *bh(e)u-, *b(h)ū-'' „aufblasen, schwellen“; danach wäre Bier, germanisch ''*beuza-'', als „das Aufschäumende, Blasenwerfende“ zu verstehen. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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{{Hauptartikel|Geschichte des Bieres}} |
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[[Bild:Bierkasten.jpg|thumb|300px|Historischer Bierkasten]] |
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[[Datei:COLLECTIE TROPENMUSEUM Een Samo vrouw bezig met het bereiden van bier (dolo) TMnr 20010285.jpg|mini|Traditionelle Herstellung von Dolo, einer Biersorte, die in Burkina Faso aus Sorghumhirsen hergestellt wird]] |
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Es lässt sich nicht genau sagen, wo zuerst Bier gebraut wurde. Die ersten Dokumentationen über bierartige Getränke wurden vor ungefähr 6000 Jahren gemacht. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Brot, das nass geworden war und zu gären begonnen hatte, den Anstoß zur bewussten Herbeiführung des Gärungsprozesses zur Herstellung eines alkoholischen Getränkes gegeben hat. Diese Entdeckung hat sich wahrscheinlich mehrfach in der Geschichte der Menschheit zugetragen. |
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Den ältesten bisher bekannt gewordenen Braubetrieb gab es in der [[Rakefet-Höhle]] (heutiges Israel) im Gebiet der [[Natufien]]-Kultur vor rund 13.000 Jahren.<ref>[https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/israel-forscher-wollen-aelteste-brauerei-der-welt-entdeckt-haben-a-1228012.html Forscher wollen älteste Brauerei der Welt entdeckt haben] bei spiegel.de (abgerufen am 4. Oktober 2018)</ref> |
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Das älteste überlieferte Bierrezept ist ca. 5000 Jahre alt und stammt aus China.<ref>[https://science.orf.at/stories/2775994/ ''Ältestes Bierrezept Chinas entschlüsselt''] auf science.orf.at, abgerufen am 6. April 2017, (Aus Jiajing Wang u. a.: ''Revealing a 5,000-y-old beer recipe in China.'' In: ''[[Proceedings of the National Academy of Sciences|PNAS]].'' 113(23), 2016, S. 6444–6448, [[doi:10.1073/pnas.1601465113]]).</ref> |
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Frühe Nachweise für Bier gibt es aus dem [[Mesopotamien|altmesopotamischen]] Raum.<ref>{{Internetquelle |autor=Oli Bloor, Ed Scott-Clarke and Katy Scott |url=https://www.cnn.com/2017/11/14/world/toast-ale/index.html |titel=The brewery that turns bread into beer |werk=CNN |hrsg= |datum=2017-12-18 |abruf=2020-11-19}}</ref> Die [[Altes Ägypten|Ägypter]] ließen halbfertig gebackenes [[Brot]] mit [[Wasser]] vergären und bekamen so eine Art Bier. Wie bei [[Naturvolk|Naturvölkern]] noch üblich (siehe dazu [[Chicha]] und [[Kava]]) wurde Getreide oder Brot gekaut und dabei eingespeichelt und der erhaltene Brei in einen Vorratstopf gespuckt,<ref>Thomas Hengartner, Christoph Maria Merki (Hg.): Genussmittel. Ein kulturgeschichtliches Handbuch, Campus Verlag, Frankfurt, New York, [https://www.google.at/books/edition/Genussmittel/BR67tLKxIPgC?hl=de&gbpv=1&dq=Bier+Einspeicheln&pg=PA34&printsec=frontcover Vorschau bei Google-Books, Seite 34]</ref> die Einspeichelung führte zur Aufspaltung der [[Stärke]] zu vergärbaren Zuckern (siehe dazu [[Speichel#Funktion]] und [[Speichel-Amylase#Katalysierte Reaktion]]). Die [[Kelten]] kannten mehrere Biersorten, insbesondere das weit verbreitete ''korma'' bzw. ''curma'', ein einfaches Gerstenbier, und die ''cervisia'' bzw. ''cervesia'' (vgl. {{esS|cerveza}}), ein Weizenbier mit Honig für die wohlhabendere Bevölkerung.<ref>[[Franz Meußdoerffer (Biochemiker)|Franz Meußdoerffer]], Martin Zarnkow: ''Das Bier: Eine Geschichte von Hopfen und Malz.'' C.H. Beck Verlag, 2014, ISBN 978-3-406-66667-4, S. 35.</ref> |
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Im [[Mittelalter]] wurde Bier noch aus sehr vielen unterschiedlichen Zutaten gebraut. Es wurde Bier überwiegend mit [[obergärig]]er [[Backhefe|Hefe]] gebraut. Erst zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert wurden die [[Grut (Bier)|Kräuterbiere]] in Mitteleuropa zunehmend vom [[Hopfenbier]] verdrängt.<ref>''Porst.'' In: ''[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]].'' Band 23, ISBN 3-11-017535-5, S. 287 ff.</ref> Der Hopfen verleiht dem Bier einen erfrischend bitteren Geschmack, wirkte (in Zeiten ohne künstliche Kühlung) schwach konservierend<ref>[https://www.ivv.fraunhofer.de/de/lebensmittel/hopfenextrakt.html Mikrobiologische Stabilisierung durch Hopfenextrakte], bei Fraunhofer-Institut, abgerufen im Februar 2024</ref> und bildet ein Gegengewicht zum süßen Malz.<ref>[[Tom Standage]], Sechs Getränke, die die Welt bewegten, Artemis & Winkler, Düsseldorf 2006, S. 250</ref> |
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Die frühesten Nachweise für Bier gibt es aus dem [[Mesopotamien|mesopotamischen]] Raum. Die ältesten Überreste von Bier, die aus einer Zeit von [[3500 v. Chr.|3500]]–[[2900 v. Chr.]] stammen, wurden vor kurzem in [[Godin Tepe]] im West-[[Iran]] entdeckt. Ähnlich alt, aus der Zeit des [[34._Jahrhundert_v._Chr.|34. Jahrhunderts vor Christus]], sind Funde aus [[Hieraconpolis]] in [[Ägypten|Oberägypten]]. |
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Die scherzhaft gebrauchte Bezeichnung „Flüssiges Brot“ hat einen ernsthaften historischen Hintergrund: In früheren Zeiten galt Bier als geeignetes Getränk für Kinder, da es einen geringeren Alkoholgehalt hatte und durch das Kochen der [[Bierbrauen|Bierwürze]] weitgehend keimfrei war, was vom damaligen Trinkwasser nicht behauptet werden konnte. In Zeiten von Missernten und Hunger war es wegen seines [[Physiologischer Brennwert|Energiegehalts]] eine wichtige Ergänzung der oft knappen Nahrung, da minderwertiges Getreide nicht weggeworfen werden musste, sondern durch das Bierbrauen halbwegs genießbar wurde. Beliebte Frühstücksspeise war bis zum 19. Jahrhundert noch die [[Biersuppe]]. Unterernährte Wöchnerinnen erhielten alkoholfreies „Heil-Bier“ auf Rezept.<ref>[https://www.mdr.de/zeitreise/bier-206.html ''Wundermittel Bier – Erstmal ein kühles Blondes: Die Geschichte des Bieres''] MDR, 1. August 2018</ref> Im 17. Jahrhundert übernahmen Mönche den Begriff für ihr Fastenbier, denn flüssige Nahrung bricht das Fasten nicht.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/das-kloster-als-unternehmen-starkes-andechs-bier-fuer-die-fastenzeit/279652.html ''Das Kloster als Unternehmen: Starkes Andechs-Bier für die Fastenzeit.''] Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, 23. Dezember 2001</ref> |
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Schriftlich erwähnt wird Bier in einer Reihe verschiedener früher Quellen: Eine vom Amerikaner [[Samuel Noah Kramer]] entdeckte Tontafel aus [[Nippur]] (etwa [[2100 v. Chr.]]) erwähnt Bier im Rahmen medizinischer Verschreibungen. |
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Angesichts des hohen Bierkonsums im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Bier für den städtischen [[Fiskus]] und die um 1500 entstehenden Landessteuerbehörden von großem Interesse. Bereits im Spätmittelalter wurden fast überall Produktions- und Verkaufssteuern auf Bier erhoben. |
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Es gibt Abbildungen biertrinkender [[Sumer|Sumerer]] aus der Zeit von etwa [[3000 v. Chr.]]. Der [[Codex Hammurapi]] ([[1700 v. Chr.]]) enthält die älteste überlieferte Bierschankordnung der Welt. Bier (''hek'') war zu dieser Zeit auch in Ägypten ein Grundnahrungsmittel aller Bevölkerungsschichten, einschließlich des Königshauses. |
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[[Bierkeller]] gab es vielerorts in Naturhöhlen. Als Bier in Kühlhäusern, die der Wiener Brauer [[Adolf Ignaz Mautner von Markhof]] unter dem Patentnamen „Normal-Bierlagerkeller System Mautner“ entwickelte, auch bei niedrigen Temperaturen gelagert werden konnte, setzte sich bald die [[untergärig]]e Brauweise durch. Bereits 1841 wurde das untergärige [[Lagerbier]] von [[Anton Dreher senior|Anton Dreher]] in [[Schwechat]] und von Adolf Ignaz Mautner in Wien gebraut; dies läutete die Epoche der untergärigen Biersorten ein. Als wichtiger Punkt in der Geschichte des untergärigen Bierbrauens gilt die „Erfindung“ der [[Pilsner Bier|Pilsner Brauart]]. Sie ging aus der schon damals berühmten ''[[#Brauprozess|Bayerischen Brauart]]'' hervor, die vor allem auf nur leicht [[Darre|gedarrtem]] [[Malz]] und auf der langsamen [[Gärung]] durch Lagerung in kalten Höhlen und tiefen Kellern beruhte. [[Josef Groll]] braute am 5. Oktober 1842 den ersten Sud nach Pilsner Brauart. Dieser wurde erstmals am 11. November 1842 öffentlich ausgeschenkt und eröffnete so den weltweiten Siegeszug dieser Bierspezialität, die als Original [[Pilsner Urquell]] vertrieben wird. |
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Bei den Römern hieß das Bier [[Cervisia]], nach der Göttin der Feldfrüchte, [[Ceres (Mythologie)|Ceres]]. Allerdings waren die Römer zumindest in Südeuropa eher auf den [[Weinbau|Wein]]anbau forciert. |
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In [[Deutschland]] wird Bier nach der Bierverordnung von 2005 basierend auf dem [[Biersteuer]]gesetz, umgangssprachlich als [[Reinheitsgebot]] bekannt, gebraut. Bier ist das in Deutschland und vielen anderen Ländern meistkonsumierte alkoholische Getränk. |
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[[Kloster]]brauereien führten im [[Mittelalter]] zu einem geregelten Braubetrieb. Im Mittelalter galt Bier auch als geeignetes Getränk für Kinder, da es damals einen geringeren Alkoholgehalt als heutehatte und das Bier durch das kochen des Hopfens weitgehend keimfrei war, was man vom Wasser damals nicht behaupten konnte. Es war ebenfalls wegen seines hohen [[Kalorie|Kaloriengehaltes]] eine wichtige Ergänzung der oft knappen Nahrung. |
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In [[Österreich]] geht die gewerbliche Erzeugung mit der [[Brauerei Hofstetten]] in Oberösterreich auf das Jahr 1229 zurück. Im weiteren Mittelalter entstanden zahlreiche Klosterbrauereien, die erst im 15. und 16. Jahrhundert durch Hausbrauereien zurückgedrängt wurden. Wurde bis in das 19. Jahrhundert Bier mit obergäriger Hefe produziert, änderte sich das mit der Erfindung von Presshefe durch Mautner schlagartig. Mit dem ''Schwechater Lagerbier'' wurde Österreich eines der bedeutendsten Bierexportländer. Die österreichischen Brauer erzielten bei der [[Weltausstellung Paris 1867]] zahlreiche Preise. Wurde in den Weingegenden früher wesentlich mehr Wein als Bier getrunken – in Wien waren es 1732 dreimal so viel Wein wie Bier – so änderte sich das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. In der Zeit des [[Vormärz]] Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Bier ein Modegetränk der Intellektuellen, Beamten, Studenten und Künstler. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts lag der durchschnittliche Bierverbrauch in Österreich pro Kopf bei etwa 105 Liter im Jahr, wobei das Lager und das [[Märzenbier|Märzen]] die häufigsten Sorten sind.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/285719/umfrage/pro-kopf-konsum-von-bier-in-oesterreich/ |titel=Pro-Kopf-Bierkonsum in Österreich 2022 |sprache=de |abruf=2024-02-04}}</ref> Auf Grund der langen Geschichte der Biererzeugung wurde das Getränk in das Register der Traditionellen Lebensmittel aufgenommen.<ref>{{TradLebensmittel|getraenke/bier|Bier|101}} abgerufen am 17. Februar 2013.</ref> |
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Angesichts des hohen Bierkonsums im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, war Bier für den städtischen Fiskus und die seit etwa 1500 entstehenden Landessteuerbehörden von großem Interesse. Bereits im Spätmittelalter wurden fast überall im Reich Produktions- und Verkaufssteuern auf Bier erhoben. Das Brauen und der Verkauf des Bieres war an bestimmte [[Privileg]]ien gebunden. Mit der strengen Reglementierung wollten die [[Obrigkeit]]en einerseits den Brauberechtigten das Einkommen sichern und andererseits dafür sorgen, dass kein fremdes Bier getrunken wurde, für das man keine Steuern bezahlen musste. Im 16. Jahrhundert wurde in vielen Teilen des [[HRR|Deutschen Reiches]] das [[Biergeld]] zu einer der wichtigsten Steuerquellen. |
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In [[Deutschland]] wird Bier bis heute nach dem [[Reinheitsgebot]] von [[1516]] gebraut, nach dem es nur aus Wasser, Hopfen, und Malz bestehen darf. |
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Mittlerweile ist aber aufgrund von europäischen Richtlinien auch Herstellung und Vertrieb von Bier mit Zusätzen erlaubt. |
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== Bierhandwerk == |
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Die heute am weitesten verbreitete Brauart ist das ''Pilsener Bier'', welches nach seinem Herkunftsort [[Pilsen]] in Tschechien benannt ist. |
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=== Brauprozess === |
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[[Datei:Oefiproduktion (8).jpg|mini|Keller Brauerei Öufi]] |
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[[Datei:Sudkessel.jpg|mini|Sudpfannen]] |
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[[Datei:Oefiproduktion (18).jpg|mini|hochkant|Moderne Brauereiutensilien]] |
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{{Hauptartikel|Bierbrauen}} |
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Beim Bierbrauen werden die Bierzutaten Wasser, Malz und Hopfen miteinander vermischt und durch [[Fermentation]] mittels Zugabe von [[Bierhefe|Hefe]] biochemisch verändert. Es existieren unterschiedliche Brauverfahren an dessen Ende je nach Art der Zutaten und der [[Prozess (Technik)|Brauprozessführung]] unterschiedliche Biersorten entstehen. |
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Nachdem aus Getreide, meist Gerste, [[Malz]] hergestellt wurde, wird dieses [[Schrot (Getreide)|geschrotet]]. Der eigentliche Brauprozess beginnt mit dem [[Maischen]]. Dabei wird Wasser erwärmt, das geschrotete Malz hinzugefügt und die so entstandene Maische unter ständigem Rühren je nach Verfahren bis auf etwa 75 °C erhitzt. Bei verschiedenen Temperaturen setzen [[Enzym]]e ([[Amylasen|Diastase]]) die nicht vergärbare Stärke aus dem Malz in vergärbaren [[Maltose|Malzzucker]] um. |
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== Brauprozess == |
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[[Bild:Bierflasche.jpg|thumb|122px|[[Bierflasche]]]] |
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Der Brauprozess für Bier besteht meist aus folgenden Schritten: |
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# '''[[Mälzen|Grünmalzherstellung]]''': [[Gerste]]n- oder (bei Weißbier) [[Weizen]]körner werden unter Zugabe von Wasser zum [[Keim]]en gebracht. Der Keimprozess sorgt dafür, dass die zur Stärkeaufspaltung notwendigen [[Enzym]]e im Korn gebildet beziehungsweise angereichert werden. |
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# '''[[Darren]]''': Der Keimvorgang wird durch Erhitzen des Grünmalzes auf 85–100 Grad Celsius unterbrochen, das Malz getrocknet. Je höher die Temperatur beim Darren ist, desto stärker wird das Grünmalz geröstet und desto dunkler wird das Bier werden. |
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# '''Schroten''': Das Malz wird mit einer Schrotmühle zerkleinert. |
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# '''[[Maischen]]''': Das geschrotete Malz wird im Maischbottich mit Wasser vermischt (Einmaischen). Danach wird die Temperatur der Maische in verschiedenen Stufen erhöht. Die in der Maische enthaltenen [[Enzym]]e spalten die Stärke im Malz in [[Malzzucker]] auf. Auch das im Korn vorhandene Eiweiß wird dabei in Aminosäuren zerlegt. Mit dem Jodtest wird festgestellt, ob die Stärke vollends verzuckert wurde. Der Maischprozess dauert zwei bis vier Stunden. |
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# '''Läutern''': Die Maische wird unter Wasserzugabe in einer Art Filter, dem Läuterbottich, geklärt. Alle Feststoffe aus der Maische scheiden sich als sogenannter [[Treber]] ab, der meist als Viehfutter verwendet wird. Das klare Endprodukt aus dem Läuterprozess heißt ''Würze''. Sie wird je nach Gewinnungszeitpunkt als "Vorderwürze" oder als Nachguss gewonnen. |
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# '''Würze''': In der Würzepfanne oder auch Sudpfanne wird die Würze gekocht, dabei wird Hopfen (meist in Form von Extrakt) zugegeben und mitgekocht. Durch das Kochen wird die Würze auf die für jede Sorte spezifische Stammwürze aufkonzentriert. Am Ende der Würzekochung erfolgt die Bestimmung der Stammwürze mittels einer Spindel (Saccharometer). Vor der Erfindung der Sudpfanne erfolgte das Erhitzen durch Einlegen heißer Steine in die Würze (''[[Steinbier]]''). |
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# '''Ausschlagen''': Anschließend werden die in der Würze vorhandenen nicht gelösten Hopfenbestandteile und ausgefallenes Eiweiß ausgefiltert. Dies geschieht im sogenannten Whirlpool, in dem die Flüssigkeit im Kreis gerührt wird. Durch den dabei auftretenden "Teetasseneffekt" setzt sich in der Mitte ein Kegel mit den Trübstoffen ab. |
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# '''Abkühlen''': In einem Wärmetauscher wird sodann die klare Würze auf etwa 5 bis 10 Grad Celsius heruntergekühlt |
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# '''Gären''': Nun erfolgt der eigentliche Gärprozess: In großen Gärtanks wird der Zucker in der Würze innerhalb von fünf bis acht Tagen zu Alkohol vergoren. Etwa 60–70% des Malzzuckers werden auf diese Weise umgesetzt. Das dabei entstehende [[Kohlenstoffdioxid]] wird in der Regel abgesaugt, um dem Bier am Ende des Brauprozesses (beziehungsweise beim Zapfen) wieder zugesetzt zu werden. Heute gibt man hier die Bier[[hefe]] dazu, je nach Hefesorte ergibt es untergäriges oder obergäriges Bier. Früher hat man die Gärung dem Schicksal überlassen. Die belgischen Flaschenbiere werden teilweise noch heute ohne Hefezugabe gebraut. |
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# '''Lagerung''': Das Bier wird anschließend in Lagertanks umgepumpt. Hier wird nachgegärt: Der noch vorhandene Zucker wird in Alkohol umgesetzt. Die Lagertanks stehen in der Regel unter Druck, so dass das entstehende Kohlenstoffdioxid nicht mehr entweicht, sondern als [[Kohlensäure]] im Bier bleibt. Die Nachgärung kann – je nach Biersorte – drei Wochen bis drei Monate dauern. Durch die Lagerung erhält das Bier seine Reife und endgültigen Geschmack. |
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# '''Filtrieren''': Bei der Mehrzahl der Biere wird das Bier nach der Lagerung erneut gefiltert. Bei naturtrüben Bieren entfällt dieser Schritt. |
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# '''Abfüllen''': Anschließend wird das Bier in Flaschen oder Fässer abgefüllt. |
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# '''Flaschengärung''': Bei einigen Biersorten (zum Beispiel Weißbier) kommt es in der [[Bierflasche]] noch mal zu einem letzten Gärprozess. Da die Lagerung beendet wird, bevor aller Zucker vergoren ist, verbleibt auch ein Rest Hefe im Bier. |
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Mit einer [[Iodprobe]] wird anschließend festgestellt, ob die gelöste Stärke vollständig verzuckert ist. Daraufhin wird die Maische im Läuterbottich ''geläutert''. Der [[Treber|Malztreber]] und die sogenannte ''Würze'', der flüssige, vergärbare Teil der Maische, werden voneinander getrennt. Durch Nachgüsse mit heißem Wasser wird die Würze aus dem Treber gespült und anschließend in der Kochpfanne mit Hopfen oder auch anderen Kräutern gekocht. |
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== Einteilung der Biere == |
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[[Bild:Kranz Koelsch.jpg|thumb|Ein Kranz [[Kölsch (Bier)|Kölsch]]]] |
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Biere werden nach unterschiedlichen Kriterien klassifiziert: |
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Bei dem nun folgenden ''Ausschlagen'' wird der Sud aus der Würzepfanne in einen [[Whirlpool (Brauerei)|Whirlpool]] oder durch einen Filter gepumpt, um die vorhandenen Schwebstoffe wie Hopfenrückstände oder geronnenes [[Protein|Eiweiß]] von der Ausschlagwürze zu entfernen. Zuletzt wird die nun ''Anstellwürze'' genannte Flüssigkeit in einem [[Kühler]] auf die optimale Gärtemperatur abgekühlt und die Hefekultur zugesetzt. |
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=== Gesetzgeberische Eingliederung nach Alkoholgehalt === |
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Aus steuer- und lebensmittelrechtlichen Erwägungen heraus gliedert der Gesetzgeber die Biere in unterschiedliche Gruppen auf. In der Regel wird dabei entweder der Alkoholgehalt oder der Stammwürzegehalt zur Beurteilung herangezogen. |
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Bei der nachfolgenden [[Alkoholische Gärung|alkoholischen Gärung]] werden die in der Würze gelösten Zucker zu [[Ethanol]] und [[Kohlendioxid]] umgesetzt. Das Gas bleibt zum Teil im fertigen Bier unter [[Druck (Physik)|Druck]] als [[Kohlensäure]] gebunden. Nach der Hauptgärung, die etwa eine Woche dauert, muss das [[Jungbier]] noch etwa vier bis sechs Wochen nachgären und lagern. Das gereifte Bier wird oft nochmals gefiltert und schließlich in [[Flasche]]n, [[Fass|Fässer]] oder [[Getränkedose|Dosen]] abgefüllt. |
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Stammwürzegehalt ist ein Wert in Gramm, nämlich Extraktstoffe vor der Vergärung. Ein Bier mit dem Stammwürzegehalt 12% (manchmal auch ''12°'' geschrieben) enthält pro Liter 120 Gramm gelöste Feststoffe. |
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=== Bierbeprobung === |
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Vom abgefüllten Bier werden in den [[Brauerei]]en regelmäßig Stichproben entnommen und einer sensorischen Beurteilung unterzogen. Unterschieden wird zwischen |
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''Biergattungen'' sind die in Deutschland verwendete gültige steuerrechtliche Untergliederung, die nur am Stammwürzegehalt festgemacht wird. |
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* Geschmack: bitter, salzig, süß, säuerlich, vollmundig, herb, mild, |
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* ''Einfachbiere'' mit einer Stammwürze unter 7% |
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* Geruch: aromatisch fruchtig, wohlriechend blumig, harzig/nussig, getreideartig, karamellartig, seifig, schweflig, modrig, |
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* ''Schankbiere'' mit einer Stammwürze ab 7% bis unter 11% |
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* Aussehen: klar, blank, opal und trüb |
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* ''Vollbiere'' mit einer Stammwürze ab 11% bis unter 16% |
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* Farbe |
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* ''Starkbiere'' ab einer Stammwürze von mindestens 16% |
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Ziel ist es, wie bei den während des gesamten Brauprozesses überwachten chemisch-technischen Parametern, für die einzelnen Produkte eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten und Fehler rechtzeitig zu erkennen. Treten Abweichungen von den verschiedenen Qualitätsnormen der jeweiligen Brauerei auf, wird durch [[Gemisch|Verschnitt]] mit anderen Chargen versucht, die Betriebsstandards zu erreichen. |
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* ''Mischbiere'' Biere mit Zusätzen von Cola, Zitronen- und Orangensprudeln (Radler und Alster) sowie exotischen Beigaben wie Tequila oder Energiegetränken |
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Sensorische Prüfungen werden bei Vergleichen zwischen verschiedenen Biersorten und Biermarken durchgeführt. Zusätzlich wird oft auf die ''sorten- und regionalspezifische Reintönigkeit'' geachtet. Bei der geschmacklichen Prüfung erfolgt die Einteilung in ''Antrunk'', ''Mittelteil'' und ''Abgang''. Zur Beprobung gehört der visuelle Eindruck, dabei wird neben der Farbe der Flüssigkeit die Beständigkeit und Porengröße des [[Bierschaum]]s beurteilt. Diese Merkmale lassen Rückschlüsse auf die Qualität des Bieres zu. |
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==== Tschechien: Biersorten ==== |
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In Tschechien hergestelltes Bier wird nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Lediglich das für den Export bestimmte Bier entspricht dem Reinheitsgebot. |
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== Einteilung der Biere == |
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In Tschechien gelten folgende Klassifizierungen: |
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Eine Klassifizierung von Bieren ist nach vielen unterschiedlichen Gesichtspunkten wie Rechtsvorschriften, Geschmack, Braustil und -zutaten oder auch Orten und Regionen möglich.<ref>{{Internetquelle |url=https://bier-und-brauhaus.de/klassifizierungen |titel=Klassifizierung von Bier |abruf=2020-10-08}}</ref> Vor allem im englischen Sprachraum hatte der Autor [[Michael Jackson (Autor)|Michael Jackson]] mit seinem Buch ''The World Guide to Beer'' einen großen Einfluss auf die Kategorisierung von Biersorten. |
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=== Einteilung nach Stammwürzegehalt (Biergattung) === |
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* ''alkoholarmes oder -freies Bier'' mit bis zu 2,6° [[Stammwürze]] |
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Unter ''[[Stammwürze]]'' versteht man den Gehalt an [[Extraktion (Trennverfahren)|löslichem Extrakt]] im noch unvergorenen Bier, der wie bei [[Suppe]] die Kräftigkeit ausmacht. Aus dieser Stammwürze resultieren dann Süße, Trockenrückstand und Alkoholgehalt des vergorenen Bieres. |
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* ''Leichtbier'' mit 5–8° Stammwürze |
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* ''normales Bier'' mit 10–11° Stammwürze |
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* ''Lagerbier'' (Lezak) mit 12° Stammwürze |
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* ''Porter'' mit 13–18° Stammwürze |
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Aufgrund von steuer- oder lebensmittelrechtlichen Erwägungen gliedert der Gesetzgeber die Biere anhand der Höhe der Stammwürze in unterschiedliche Biergattungen. |
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Tschechisches Bier mit einer Stammwürze von ungefähr 10° ist sehr beliebt, da man wegen des vergleichsweise geringen Alkoholgehalts von etwa 4% in größeren Mengen trinken kann. |
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==== Deutschland ==== |
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{{Hauptartikel|Bier in Deutschland}} |
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[[Bild:Exportbier.jpg|thumb|[[Export (Bier)|Exportbier]]]] |
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In Deutschland sind Biergattungen über die [[Bierverordnung]] in vier Gruppen unterteilt. |
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Folgende Bierarten basieren auf einer Gliederung, die auf die Art der verwendeten Hefe abzielt. |
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* ''Bier mit niedrigem Stammwürzegehalt'' mit einer Stammwürze von unter 7 % (Der Stammwürzegehalt wird in [[Gewichtsprozent|Gewichtsprozent (Gew.-%)]], genauer [[Massenanteil|Massenprozent (M.-% oder %)]], gleich g/100g Lösung, mithilfe einer „[[Bierspindel]]“ bestimmt und angegeben, der Alkoholgehalt wird im Brauverfahren ebenfalls als M.-% ''bestimmt'' und berechnet, auf Etiketten aber als [[Volumenanteil|Volumenprozent (Vol.-%)]] angegeben) |
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* ''Schankbier'' mit einer Stammwürze von 7,0 % bis unter 11 % |
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* ''Vollbier'' mit einer Stammwürze von 11,0 % bis unter 16 % |
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* ''Starkbier'' ab einer Stammwürze von mindestens 16,0 % |
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==== Österreich ==== |
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Dabei unterscheidet man: |
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{{Hauptartikel|Bier in Österreich}} |
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* '''[[Obergärige Hefe|Obergärige Biere]]''', bei denen die Hefe nach dem Brauvorgang oben auf dem Bier verbleibt. Dies sind relativ einfache, unkomplizierte Biere. Die Gärung verläuft sehr schnell, das Bier hält sich nicht lange und muss rasch verbraucht werden. Dies ist die ursprüngliche Herstellungsform.<br/> |
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In Österreich gelten diesbezüglich folgende Sachbezeichnungen:<ref>{{Internetquelle |autor=Teresa Pistracher |url=https://www.lebensmittelbuch.at/lebensmittelbuch/b-13-bier/1-bier/1-7-bezeichnung.html |titel=1.7 Bezeichnung |sprache=de-de |abruf=2022-07-03}}</ref> |
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* '''[[Untergärige Hefe|Untergärige Biere]]''', bei denen die Hefe nach dem Gärungsprozess auf den Boden des Gärtanks absinkt. Dies sind gewissermaßen die "ausgebauten" Biere, die eine gewisse Reifezeit benötigen, aber auch länger haltbar sind als die obergärigen. Diese Herstellung benötigt Kühlung, ist also ganzjährig erst seit der Erfindung der Kältemaschine möglich.<br/> |
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* ''Leichtbier'' bei Alkoholgehalt von nicht mehr als 3,7 Vol.% |
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* '''Spontangärige Biere''', bei denen keine Hefe zugesetzt wird, sondern frei in der Luft fliegende Hefesporen in den offenen Gärbottich gelangen und die Gärung anregen. Dies ist die älteste Art die Maische zur Gärung zu bringen und stammt noch aus der Zeit, in der der Hefepilz den Menschen noch unbekannt war. |
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* ''Schankbier'' mit einer Stammwürze von 9 % bis unter 11 % |
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* '''Ungespundete Biere''', bezeichnet Biere, bei denen das sogenannte Spundloch, dies ist eine Öffnung an der Oberseite des Lagerfasses, offen gelassen wird. Da die Lagerfässer früher ausschließlich aus Holz waren und sich bei der Lagerung mit der Zeit immer mehr Kohlensäure bildete, wäre das Fass, hätte man es mit einem Holzzapfen verschlossen, irgendwann geborsten. Deshalb war man gezwungen, den sogenannten Spund frühzeitig zu entfernen, wodurch kein Überdruck an Kohlensäure im Fass entstand, weshalb dann auch der Kohlensäuregehalt des Bieres geringer war. |
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* ''Vollbier'' mit einer Stammwürze von 11 % bis unter 16 % |
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** ''Spezialbier'' mit einer Stammwürze von mindestens 12,5 % (optionale Bezeichnung eines Vollbiers) |
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* ''Starkbier'' mit einer Stammwürze von mindestens 16,0 % (alternative Bezeichnung ''Bockbier'') |
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==== Schweiz ==== |
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In der Schweiz lauten die Sachbezeichnungen für Biere:<ref>[https://www.admin.ch/ch/d/sr/c817_022_12.html Verordnung des EDI über Getränke] [[Systematische Sammlung des Bundesrechts|SR]] 817.022.12, Art. 65.</ref> |
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Ein sogenanntes ''alkoholfreies'' Bier enthält in jedem Fall eine geringe Menge Alkohol. Dieser liegt je nach Herstellerverfahren zwischen 0,02% und 0,5% Alkohol. |
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* ''Leichtbier'' mit einer Stammwürze unter 10 % |
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* ''Lagerbier'' mit einer Stammwürze ab 10 % |
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* ''Spezialbier'' mit einer Stammwürze ab 11,5 % |
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* ''Starkbier'' mit einer Stammwürze ab 14 % |
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=== Einteilung nach Art der verwendeten Hefe (Bierart) === |
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Ein veraltetes Herstellverfahren für alkoholfreies Bier ist das Abbrechen des Gärprozesses, bevor sich ein nennenswerter Anteil Alkohol bilden kann, wie man es auch beim Malzbier macht. |
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Anhand der Art der verwendeten Hefe werden die Biersorten in [[Obergäriges Bier|obergärige Biere]] (z. B. [[Altbier]] oder [[Kölsch (Bier)|Kölsch]]) und [[Untergäriges Bier|untergärige Biere]] (z. B. [[Pilsner Bier|Pils]] oder [[Helles]]) aufgeteilt. Daneben gibt es noch die Besonderheit der [[Spontangärung|spontangärigen Biere]] (z. B. [[Lambic]] oder [[Geuze]]), bei denen die Hefe nicht kontrolliert zugesetzt wird, sondern |
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die örtlichen, frei in der Luft über dem offenen Gärbottich fliegenden Hefen und Milchsäurebakterien genutzt werden. |
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=== Einteilung nach dem Brauort (Biertyp) === |
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Das modernere Verfahren ist das ''Dialyseverfahren'', wobei einem normalen Bier durch [[Osmose]] über eine Membran der Alkohol entzogen wird. |
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Die Einteilung nach Biertypen ist historisch bedingt und heutzutage nicht mehr sehr geläufig. Die Bezeichnungen für Bier leiten sich von berühmten Brauorten ab, deren Biersorten typisch für sie waren. Am Bekanntesten ist heutzutage noch das [[Pilsner Bier]], das [[Export (Bier)#Münchner Export|Münchner]], [[Export (Bier)#Dortmunder Export|Dortmunder]] oder das [[Kölsch (Bier)|Kölsch]]. |
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Zur Zeit hat alkoholfreies Bier einen Marktanteil von etwa 3%. |
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=== Einteilung nach weiteren unterschiedlichen Merkmalen (Biersorte) === |
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=== Biersorten === |
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==== Deutschland ==== |
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[[Bild:Beer_in_glass.jpg|thumb|Bier]] |
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Die Biersorten selbst erhalten ihre Bezeichnung nach diversen Merkmalen wie |
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Innerhalb der Bierarten unterscheidet man nach der Art der Gärung folgende Biersorten: |
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* Verwendetes Getreide: [[Weizenbier]], [[Roggenbier]] |
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* Bierfarbe: [[Helles]], [[Dunkelbier|Dunkel]], [[Rotbier]] |
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* Herkunft: [[Kölsch (Bier)|Kölsch]], [[Berliner Weisse]] |
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* Geschmack: [[Pale Ale|Bitter]], [[Süßbier]], [[Rauchbier]] |
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* Brauverfahren: [[Steinbier]], [[Altbier]] |
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==== Österreich ==== |
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*'''Obergärige Biere''' |
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Nach dem [[Österreichisches Lebensmittelbuch|Österreichischen Lebensmittelbuch]] gibt es folgende Sorten: |
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**[[Altbier]] |
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**[[Kölsch (Bier)|Kölsch]] |
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**[[Weizenbier|Weizen oder Weißbier]] |
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**[[Berliner Weiße]] |
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**[[Roggenbier]] |
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**[[Ale (Bier)|Ale]] |
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**[[Porter (Bier)|Porter]] |
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**[[Stout]] |
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**[[Zwickelbier]] |
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Schüttung zu mindestens 75 % aus Gerstenmalz: |
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*'''Untergärige Biere''' |
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* Lager bzw. Märzen: ausgewogen malziges, mild hopfenbitteres, untergäriges Vollbier. |
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**[[Pils]] |
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* Pils: hellfärbiges und stärker gehopftes, untergäriges Bier. |
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**[[Lagerbier]] |
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Mindestens 50 % Weizenmalz: |
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**[[Export (Bier)|Export]] |
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* Weizen, auch Weißbier: obergäriges, fruchtiges, schwach gehopftes Bier. |
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**[[Helles (Bier)|Helles]] |
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Unfiltrierte Biere: |
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**[[Schwarzbier]] |
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* Zwickl, Keller- und Weizen- bzw. Weißbier |
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**[[Dunkelbier]] |
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**[[Bockbier]] |
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**[[Doppelbock]] |
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**[[Wiener (Bier)|Wiener]] |
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**[[Märzen (Bier)|Märzen]] |
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**[[Oktoberfest]]-Bier |
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**[[Zoigl]] |
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== Arten == |
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*'''Spontangärige Biere''' |
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=== Alkoholfreie Biere === |
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**[[Lambik]] |
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Meist enthält „[[alkoholfrei]]es Bier“ noch eine geringe Menge Restalkohol, die auch gesetzlich bis zu einem Gehalt von 0,5 Vol.-% als „alkoholfrei“ toleriert wird<ref>[https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/lebensmittel/lebensmittelgruppen/getranke/wissenswertes-rund-ums-bier-hopfen-und-malz-73554.html Wissenswertes rund um Bier Hopfen und Malz]</ref>. Der Alkoholgehalt liegt je nach Herstellungsverfahren zwischen 0,0 Vol.-% und 0,5 Vol.-%. Die meisten [[Fruchtsaft|Fruchtsäfte]] oder [[Kefir]]<ref>Stiftung Warentest: [http://www.test.de/Alkoholfreies-Bier-Ein-bisschen-Alkohol-1688200-0/ ''Alkoholfreies Bier – ein bisschen Alkohol''] In: ''[[Test (Zeitschrift)|Test]],'' Heft 7/2008, Juli 2008.</ref> enthalten von Natur aus durch Gärprozesse vergleichbare Alkoholmengen. Biere mit 0,0 Vol.-% Ethanol gibt es erst seit 2006.<ref>Stiftung Warentest: [http://www.test.de/Alkoholfreies-Bier-Ein-bisschen-Alkohol-1688200-0/ ''Alkoholfreies Bier – ein bisschen Alkohol''] In: ''[[Test (Zeitschrift)|Test]],'' Heft 7/2008, Juli 2008.</ref> Für trockene [[Alkoholismus|Alkoholiker]], Schwangere, Autofahrer und Kinder ist zwar der Alkoholgehalt einer 0,5-Liter-Flasche alkoholfreien Biers kein Problem, dennoch ist alkoholfreies Bier aus psychologischen Gründen vor allem für Alkoholkranke nicht unbedenklich.<ref>Nina Prell: [http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/tid-21566/alkohol-wie-riskant-ist-natuerlicher-alkohol-in-lebensmitteln_aid_605517.html ''Versteckte Promille – Wie riskant ist natürlicher Alkohol in Lebensmitteln?''] In: ''[[Focus]].'' 29. April 2011.</ref> |
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Es existieren zwei unterschiedliche Herstellungsverfahren: Das Abbrechen des Gärprozesses bei einem Alkoholgehalt von 0,5 Vol.-%, wie es beim [[Malzbier]] durchgeführt wird; oder das nachträgliche Entfernen von Ethanol bis zum gewünschten Alkoholgehalt. Bei der vorzeitigen Unterbrechung der Gärung wird eine extraktschwache Würze mit 7–8 % Gehalt an Stammwürze eingesetzt. Zur Entfernung von Alkohol aus einem normalen Bier wird entweder ein Verfahren genutzt, bei dem durch [[Umkehrosmose]] über eine [[Membrantechnik|Membran]] oder über einen [[Vakuumdestillation|Vakuum]]-[[Verdampfer (Verfahrenstechnik)|Verdampfer]] der Alkoholgehalt reduziert wird.<ref name="roemppBE">{{RömppOnline|Name=Biereinteilung|Abruf=2013-09-19|ID=RD-02-01266}}</ref> Teils wird eine Kombination von Umkehr[[osmose]] und [[Destillation]] verwendet, bei der aus dem durch die Membran hindurchgetretenen [[Permeat]] aus Ethanol und Wasser das Ethanol abdestilliert und das zurückbleibende Wasser, mit eventuellen weiteren Geschmacksstoffen, wieder in das hinter der Membran zurückgebliebene Konzentrat zurückgeführt wird. In Deutschland lag der Marktanteil alkoholfreier Biere 2009 bei 3,5 %, stieg bis 2015 auf ca. 5 % an und stagniert seit 2017 bei rund 7,5 %.<ref>{{Internetquelle |autor=Infogram |url=https://infogram.com/marktanteil-alkoholfreies-bier-1hnp27qlye5y4gq |titel=Marktanteil Alkoholfreies Bier 2006 - 2017 |werk= |hrsg= |datum= |sprache=de |abruf=2020-07-12 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20201026041140/https://infogram.com/marktanteil-alkoholfreies-bier-1hnp27qlye5y4gq |archiv-datum=2020-10-26 |offline=ja }}</ref> |
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* '''Eine Besonderheit''' stellt das [[Rauchbier]] dar, das sowohl unter- als auch obergärig gebraut werden kann. |
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== Biermischgetränke == |
=== Biermischgetränke === |
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{{Hauptartikel|Biermischgetränk}} |
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[[Bild:Bierflasche2.jpg|thumb|[[Cola-Bier]] in Flasche]] |
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Bier wird auch mit anderen Getränken gemischt angeboten. Meist wird mit Erfrischungsgetränken oder Fruchtsäften gemischt. Sie bestehen meist zu wenigstens 50 % aus Bier. Diese Mischgetränke werden zunehmend als Fertigprodukt in den Handel gebracht. Längere Zeit sind aber bereits Mischungen bekannt, die erst unmittelbar vor dem Genuss in Lokalen bereitet wurden. Die absatzstärksten Mischgetränke sind in Deutschland mit einem Anteil von über 40 Prozent Bier-/Limomischungen, also v. a. Radler.<ref>[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/233181/umfrage/struktur-im-sortiment-der-biermischgetaenke/ ''Absatzverteilung von Biermischgetränken in Deutschland nach Sorten in den Jahren 2016 und 2017.''] Statista GmbH, abgerufen am 25. Januar 2019</ref> |
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Als leicht alkoholisches Getränke, die auch in größeren Mengen getrunken werden können, sind [[Biermischgetränk|Biermischgetränke]] beliebt. |
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Dabei wird das Bier, meist im Verhältnis 1:1, mit einem Erfrischungsgetränk wie [[Limonade]] oder [[Cola]] vermischt. |
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== Bierkonsum und Brauwirtschaft == |
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Ursprünglich wurden sie nur frisch in [[Biergarten|Biergärten]] und Kneipen zusammengemischt, heute werden Biermischgetränke auch zunehmend fertig gemischt in [[Bierflasche]]n angeboten. |
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[[Datei:Prague Praha 2014 Holmstad Czech beer - Tsjekkisk øl - 3.JPG|mini|Auswahl [[Bier in Tschechien|tschechischer Biere]]]] |
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{{Siehe auch|Liste von Verbänden in der Brauwirtschaft}} |
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=== Weltweit === |
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Die bekanntesten Biermischgetränke sind ''[[Cola-Bier]]'' und ''[[Radler]]'', regional beliebt sind das ''[[Alsterwasser]]'' (Pils und Limonade) und das ''[[Krefelder]]'', auch ''Alt-Schuss'' (Altbier und Cola). ''[[Colaweizen]]'' ist eine Mischung aus Cola und Weizenbier. Als ''Russe'' wird eine Mischung von Weizenbier und Zitronenlimonade bezeichnet. Weiterhin existieren Mischgetränke aus Weizenbier und Fruchtsäften, wie das ''[[Bananeweizen]]'' oder das ''[[Kirschweizen]]'', die jedoch meist nur im Mischverhältnis von etwa 1:5 angeboten werden. |
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2022 wurden insgesamt 1,9 Milliarden Hektoliter Bier gebraut. Die Länder mit der größten Produktion von Bier waren China, die USA und Brasilien.<ref>Barth Bericht 2022/23</ref> |
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{{siehe auch|Bier in Chile}} |
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=== Europäische Union === |
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''Siehe auch: [[Cola-Bier]], [[Honigbier]], [[Dünnbier]].'' |
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Nach Angaben von „The Brewers of Europe“ lag die [[Europäische Union]] im Jahr 2017 mit einer Jahresproduktion von ca. 395 Millionen hl (2018: ca. 405 Millionen hl) auf Rang 2 der weltgrößten Bierproduzenten. |
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Für das Jahr 2018 werden EU-weit 10285 aktive Brauereien angegeben, ca. 7200 davon sind Kleinbrauereien mit einem Jahresausstoß von unter 1000 hl. Im Vergleich zum Jahr 2012 (4827 Brauereien) hat sich die Gesamtzahl der Brauereien seitdem mehr als verdoppelt. Von den aktiven Brauereien befinden sich 2030 in Großbritannien, 1600 in Frankreich und 1542 in Deutschland. |
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== Bier und die Wirtschaft Deutschlands == |
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Der Bierkonsum in der EU betrug 2018 ca. 370 Millionen hl und ca. 32 Millionen hl wurden aus der EU exportiert.<ref>{{Internetquelle |url=https://brewersofeurope.org/uploads/mycms-files/documents/publications/2020/contribution-made-by-beer-to-EU-economy-2020.pdf |titel=The Contribution made by Beer to the European Economy EU Report - March 2020 |format=PDF |abruf=2020-10-09}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://brewersofeurope.org/uploads/mycms-files/documents/publications/2019/european-beer-trends-2019-web.pdf |titel=EUROPEAN BEER TRENDSSTATISTICS REPORT - 2019 Edition |format=PDF |abruf=2020-10-09}}</ref> |
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==== Deutschland ==== |
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Im ersten Halbjahr [[2004]] wurden in Deutschland 51,8 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt, das waren 0,3 Millionen Hektoliter mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Nicht enthalten sind der Absatz von alkoholfreien Bieren und Malzbier sowie das aus Nicht-[[Europäische Union|EU]]-Ländern eingeführte Bier. |
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{{Hauptartikel|Bier in Deutschland}} |
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[[Datei:Bier-im-supermarkt-rr.jpg|mini|Bier im [[Supermarkt]]]] |
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[[Datei:Bierverbrauch-DEU-jeKopf.svg|mini|Pro-Kopf-Bierverbrauch in Deutschland in Liter je Einwohner.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.brauer-bund.de/download/Archiv/PDF/statistiken/101126%20Bierverbrauch%20in%20Deutschland%20bis%20einschließlich%202009.pdf |wayback=20170831133806 |text=Laut Deutscher Bierbrauer Bund}} (PDF; 18 kB), auf brauer-bund.de, abgerufen am 15. Januar 2021.</ref>]] |
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Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 92,2 Millionen hl Bier abgesetzt, das waren 1,8 Millionen hl weniger als im Vorjahr. Nicht enthalten sind der Absatz von alkoholfreien Bieren und Malzbier sowie das aus Nicht-[[Europäische Union|EU]]-Ländern eingeführte Bier. Biermischgetränke waren 2019 mit circa 4,4 Millionen hl am Bierabsatz beteiligt, dies entspricht etwa 4,8 % des gesamten Bierabsatzes. 76,1 Millionen hl (ca. 82,6 %) des gesamten Bierabsatzes waren für den deutschen Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Der steuerfreie Absatz betrug 16,1 Millionen hl Bier. 9 Millionen hl davon gingen in die EU-Länder, 7 Millionen hl in Drittländer und ca. 124.000 hl als [[Deputatlohn|Haustrunk]] an die Beschäftigten der Brauereien.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/01/PD20_032_799.html |titel=Bierabsatz im Jahr 2019 um 1,9 % gegenüber dem Vorjahr gesunken |titelerg=Pressemitteilung Nr. 032 vom 30. Januar 2020 |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2020-10-12}}</ref> |
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Von der im Jahr 2019 produzierten Gesamtmenge von 86,2 Millionen hl kamen 24 Millionen hl aus Bayern, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 19,4 Millionen hl. Von den insgesamt 1548 erfassten Braubetrieben bilden 862 kleine Brauereibetriebe mit weniger als 1000 hl/Jahr die größte Gruppe.<ref name="Brauereiwirtschaft 2019">{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Steuern/Verbrauchsteuern/Publikationen/Downloads-Verbrauchsteuern/brauwirtschaft-2140922197004.pdf?__blob=publicationFile |titel=Brauwirtschaft 2019 |hrsg=Statistisches Bundesamt |format=PDF |abruf=2020-10-12}}</ref> |
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[[Biermischgetränk]]e waren im ersten Halbjahr 2004 mit 1,3 Millionen hl am Bierabsatz beteiligt. |
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Nach Angaben des [[Statistisches Bundesamt|Statistischen Bundesamtes]] ist der Konsum von alkoholhaltigem Bier in Deutschland seit Jahren rückläufig. 1994 wurden noch 107 Millionen hl in Deutschland abgesetzt, 2019 waren es noch 76 Millionen hl, im Jahr 2020 rund 72 Millionen hl.<ref>{{Internetquelle |url=https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?language=de&sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=73421-0001#abreadcrumb |titel=Absatz von Bier, betriebene Braustätten, Verbrauch von Bier |titelerg=Abruftabelle |hrsg=Statistisches Bundesamt |abruf=2020-10-12}}</ref> Selbiges gilt für die Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs. Während ein deutscher Bürger im Jahr 2009 im Durchschnitt noch circa 105 l Bier trank, waren es 2013 bereits unter 100 l, 2019 nur noch 92 l.<ref name="Brauereiwirtschaft 2019" /> 2020 wurde ein deutlicher Rückgang mit einem Minus von 5,4 % auf 86,9 Liter verzeichnet. Der stärkste Einbruch innerhalb der letzten 10 Jahre lässt sich unter anderem mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie im Jahr 2020 begründen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/03/PD21_148_799.html |titel=Alkoholverbrauch geht im Corona-Jahr 2020 weiter zurück |sprache=de |abruf=2021-06-28}}</ref> 2023 sank der Bierabsatz in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um weitere 4,5 Prozent, auf rund 8,4 Milliarden Liter.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/02/PD24_043_799.html |titel=Bierabsatz 2023 um 4,5 % niedriger als im Vorjahr |hrsg=[[Statistisches Bundesamt]] |werk=destatis.de |datum=2024-02-01 |archiv-url= |archiv-datum= | abruf=2024-02-01 |offline=}}</ref> 2024 ging er um weitere 2,0 Prozent zurück, auf rund 8,3 Milliarden Liter.<ref>{{Internetquelle | url=https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/02/PD25_044_73.html |titel= Presse 1,4 % weniger Bier im Jahr 2024 abgesetzt |werk=destatis.de |datum=2025-02-03 | abruf=2025-02-03 }}</ref> |
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87 Prozent des Bierabsatzes im ersten Halbjahr 2004 waren für den deutschen Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Der steuerfreie Absatz betrug 6,7 Millionen Hektoliter Bier: 5,1 Millionen Hektoliter davon gingen in die EU-Länder, 1,5 Mio. Hektoliter in Drittländer und 103.627 Hektoliter unentgeltlich als Haustrunk an die Beschäftigten der Brauereien. |
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Touristenstraßen wie die [[Aischgründer Bierstraße]] und die [[Bayerische Bierstraße]] erschließen die touristische Vermarktung von Bier und Brauwirtschaft. |
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== Biermaße == |
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[[Bild:Bierfässchen_103-0315_IMG.JPG|thumb|Kleine [[Bierfass|Bierfässchen]] (Partyfässchen)]] |
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Je nach Gegend haben sich verschiedene Glasgrößen aus den alten Maßeinheiten erhalten: |
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==== Österreich ==== |
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* ''[[Maßkrug|Maß]]'': 1,069 [[Liter]] – Bayern und Österreich |
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{{Hauptartikel|Bier in Österreich}} |
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* ''Halbe'': 0,5 Liter im Bierkrug; Bayern |
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* ''Halber'': 0,4 bis 0,5 Liter im Bierseidel; Hamburg und Schleswig-Holstein |
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* ''Henkel'': 0,4 bis 0,5 Liter im Bierseidel; Berlin |
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* ''Kugel'': 0,3 bis 0,4 Liter in der Bierkugel; Berlin |
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* ''Kanne'': 1,85 Liter (studentische Maßeinheit) |
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* ''Großes'': 0,5 Liter – Westösterreich und Deutschschweiz |
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* ''Kleines'': 0,3 Liter – Westösterreich und Deutschschweiz |
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* ''Stange'', ''Tulpe'', ''Becher'' oder ''Chübeli'': 0,3 Liter – Deutschsprachige Schweiz |
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* ''[[Kölner Stange]]'': 0,2 Liter – [[Köln]] und Umgebung |
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* ''[[Kölner Stange|Stößchen]]'': 0,1 Liter – [[Köln]] und Umgebung |
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* ''Stößchen (Dortmund)'': circa 0,15 Liter – [[Dortmund]] |
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* ''Pfiff'': 0,2 Liter – Ostösterreich |
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* ''Pint'': 0,568 Liter – Großbritannien, Irland (in den USA 0,454 Liter) |
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* ''Half Pint'': 0,284 Liter – Großbritannien, Irland (in den USA 0,227 Liter) |
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* ''Stiefel/Doppelliter'': 2,0 Liter; Österreich |
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* ''Schnitt'': Schnell eingeschenktes 0,3-Liter-Glas |
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* ''Schimmel'': 0,5 - 1 Liter zur Verkostung in der Brauerei |
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==== Schweiz ==== |
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In der Schweiz wurden 2017 4,62 Mio. Hektoliter Bier getrunken. Davon wurden 3,46 Mio. hl von Schweizer Brauereien produziert und 1,59 Mio. hl aus 86 Ländern importiert. Mit 75 % ist Lagerbier am beliebtesten, gefolgt von 10 % Spezialbier (Pilsener Brauart), die restlichen 15 % verteilen sich auf diverse Spezialbiere wie Zwickel, Kellerbiere, obergärige Biere und Biermischgetränke. Der Pro-Kopf-Konsum betrug 2017 54,3 Liter Bier. Mit 921 Brauereien<ref>[https://www.ezv.admin.ch/dam/ezv/de/dokumente/abgaben/Tabi/brauereiverzeichnis.pdf.download.pdf/03_2018_Brauereiverzeichnis%20Internet.pdf Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien], (PDF), Eidgenössische Zollverwaltung EZV, Stand vom 13. März 2018, abgerufen am 22. April 2018.</ref> auf 8,4 Mio. Einwohner weist die Schweiz wohl die höchste Brauereidichte der Welt auf. Als Brauerei zählt in der Schweiz eine Braustätte, die mehr als 400 Liter Bier im Jahr produziert und sich daher bei der [[Eidgenössische Alkoholverwaltung|Eidgenössischen Alkoholverwaltung]] registrieren muss und zwischen 17 und 34 [[Schweizer Franken|Rappen]]<ref>[https://www.ezv.admin.ch/ezv/de/home/information-firmen/steuern-und-abgaben/einfuhr-in-die-schweiz/alkoholabgaben-und-veg/biersteuer.html Biersteuer], auf der Website der Eidgenössische Zollverwaltung EZV, abgerufen am 22. April 2018.</ref> pro Liter Biersteuer<ref>[https://www.ezv.admin.ch/dam/ezv/de/dokumente/abgaben/Tabi/broschure-biersteuer-schweiz.pdf.download.pdf/Broschüre%20Biersteuer%20Schweiz%20def%20Version%20de.pdf Die Biersteuer in der Schweiz], (PDF; 508 kB), Eidgenössische Zollverwaltung EZV, Stand vom 12. März 2018, abgerufen am 22. April 2018.</ref> zahlt.<ref>''Ins Glas geschaut.'' In: ''Bier von hier. Im Land der Bierbrauer.'' Beilage der ''[[NZZ am Sonntag]].'' und der ''[[Zentralschweiz am Sonntag]].'' 22. April 2018, S. 8.</ref><ref>[https://www.ezv.admin.ch/dam/ezv/de/dokumente/abgaben/Tabi/statistische-daten-bier.pdf.download.pdf/Statistische%20Daten%20Bier%20für%20Internet%20deutsch%20bis%202017.pdf ''Der Schweizer Biermarkt in Zahlen.''] (PDF; 219 kB). Eidgenössische Zollverwaltung EZV, Stand vom 27. Februar 2018, abgerufen am 22. April 2018.</ref> |
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* In [[Deutschland]] sind Flaschen mit 0,5 und 0,33 Liter gebräuchlich. |
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* In der [[Schweiz]] waren bis in die Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts Pfandflaschen von 0,58 Litern üblich. Heute dominieren die europaweit genormten Pfandflaschen von 0,5 und 0,33 Litern. Regional sind auch Literflaschen gebräuchlich |
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* In [[Österreich]] sind hauptsächlich Pfandflaschen von 0,5 Litern in Verwendung. Einige Sorten werden allerdings in Einwegflaschen von 0,25-0,33 Litern angeboten. |
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* In [[Belgien]] sind Flaschengrößen zwischen 0,25 und 0,5 Liter üblich, es gibt aber auch Flaschen bis zu 3 Liter Größe. |
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* In [[Frankreich]] sind Flaschen mit einer Größe von 0,25 und 0,75 Liter üblich. |
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* In [[Brasilien]] und [[Italien]] sind auch Flaschengrößen von 0,66 Liter gebräuchlich. |
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* In [[Spanien]] und [[Portugal]] sind 0,25 und 1 Liter Flaschen und Dosen zu 0,33 oder 0,5 Liter üblich. |
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* In [[Argentinien]] ist die Standardgröße im [[Supermarkt]] oder am [[Kiosk]] 1 Liter, die Standardgröße in der Kneipe ist etwa 0,66 oder 0,75 Liter, seltener auch 0,33 Liter. |
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==== Tschechien ==== |
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{{Hauptartikel|Bier in Tschechien}} |
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Das Resümee einiger internationaler wissenschaftlicher Studien zum Thema Bier, dass maßvoller Biergenuss gesundheitsfördernd sei, wird aufgrund der großen Verbreitung des Getränkes Bier in der Bevölkerung ständig vorangetrieben. Diese Ergebnisse sind allerdings umstritten. Regelmäßiger Alkoholkonsum steigert das Risiko, an [[Krebs (Medizin)|Krebs]] zu erkranken und kann [[Alkoholkrankheit|Alkoholismus]] auslösen. |
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== Biermaße == |
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Als oberste Grenze eines noch maßvollen Alkoholgenusses galt lange Zeit der Wert von 80 g pro Tag. In den letzten Jahren legte man das Körpergewicht zugrunde und sah einen Verzehr von 1 g Alkohol pro kg Körpergewicht pro Tag als oberste Grenze für einen gesunden und erwachsenen Menschen an. Allerdings schwanken diese Werte beträchtlich, sie sind zum Beispiel abhängig von Geschlecht und Gewicht, aber auch von der persönlichen Konstitution. Neuerdings wird ein täglicher Verzehr von 30 ml entsprechend 25 g Alkohol als sichere obere Grenze angesehen. Diese Alkoholmenge ist in etwa 0,7 Liter Vollbier beziehungsweise in einem Liter Leichtbier enthalten. |
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{{Hauptartikel|Bierglas#Biermaße|titel1=Biermaße}} |
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In unterschiedlichen Gegenden Deutschlands, der Schweiz, Österreichs und der übrigen Welt haben sich regionale Bezeichnungen für verschiedene Größen von Biergläsern und [[Bierflasche]]n etabliert, die ihren Ursprung zum Teil in alten (teilweise regionalen) Maßeinheiten haben. |
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== Inhaltsstoffe == |
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Außerdem enthält Bier in Spuren ''Einfachzucker'' ([[Monosaccharid]]e), die zur Entstehung von Übergewicht beitragen können. Ca. 93 % der leicht verdaulichen Kohlenhydrate sind Dextrine > 10 G, Oligosaccharide und Pentosen; der Rest Maltose und Maltotriose. |
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Bedingt durch die Art der verwendeten Zutaten, den Brau- und Gärprozess sowie die Lagerung und Reifung des Bieres sind im fertigen Getränk eine Vielzahl an unterschiedlichen Stoffen wie [[Kohlenhydrate]], [[Vitamin]]e, [[Aromastoffe]] sowie [[Spurenelement]]e vorhanden. |
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{| class="wikitable" |
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|+ Ein Liter Vollbier enthält etwa: |
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! Substanzen !! Art !! Gewicht !! Benötigter Tagesbedarf<ref>[[Deutsche Gesellschaft für Ernährung]] e. V.: {{Webarchiv|url=http://www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=3&page=1 |wayback=20100507035922 |text=''Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr'' }}.</ref> |
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! rowspan="5"|Grundsubstanzen |
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| Kohlenhydrate || style="text-align:right"| 30–40 g || |
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| Eiweiß || style="text-align:right"| 3–5 g || |
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| Alkohol || style="text-align:right"| 35–43 g || |
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| Kohlensäure || style="text-align:right"| 4–5 g || |
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| Wasser || style="text-align:right"| 840–900 g || |
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|- |
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! rowspan="7"|Vitamine |
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| B<sub>1</sub> (Thiamin) || style="text-align:right"| 0,03–0,04 mg || style="text-align:right"| 1,0–1,4 mg |
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| B<sub>2</sub> (Riboflavin) || style="text-align:right"| 0,3–0,4 mg || style="text-align:right"| 1,2–1,6 mg |
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| B<sub>6</sub> (Pyridoxin) || style="text-align:right"| 0,4–0,9 mg || style="text-align:right"| 1,2–1,9 mg |
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| H (Biotin) || style="text-align:right"| 0,005 mg || style="text-align:right"| 0,0–0,06 mg oder 0,15 mg<ref name="Richtlinie">{{EU-Richtlinie|1990|496|format=PDF}} des Rates vom 24. September 1990 über die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln</ref> |
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| Nikotinsäure (Niacin) || style="text-align:right"| 6–9 mg || style="text-align:right"| 13–18 mg |
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| Folsäure || style="text-align:right"| 0,04–0,8 mg || style="text-align:right"| 0,4–0,6 oder 0,2 mg<ref name="Richtlinie" /> |
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| Pantothensäure || style="text-align:right"| 0,9–1,5 mg || style="text-align:right"| 6 mg |
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! rowspan="6"|Elemente |
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| Kalium || style="text-align:right"| 420–570 mg || style="text-align:right"| 2000 mg |
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|- |
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| Phosphor || style="text-align:right"| 0,12–0,32 g || |
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|- |
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| Schwefel || style="text-align:right"| 0,1–0,2 g || |
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|- |
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| Magnesium || style="text-align:right"| 80–100 mg || style="text-align:right"| 300–400 mg |
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| Kalzium || style="text-align:right"| 40–100 mg || style="text-align:right"| 1000–1200 mg oder 800 mg<ref name="Richtlinie" /> |
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|- |
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| Silicium || style="text-align:right"| 0,01–0,04 g || |
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|} |
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=== Vitamine und Mineralstoffe === |
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Bei moderatem Konsum kann Bier eine gute Quelle vieler wasserlöslicher [[Vitamin]]e sein, darunter die [[B-Vitamine]] [[Riboflavin]], [[Folsäure]], [[Pantothensäure]], [[Pyridoxin]] und [[Niacin]]. [[Thiamin]] ist nur in geringen Mengen vorhanden, da es während der Gärung von der Hefe abgebaut wird. Da Alkohol die Thiaminaufnahme hemmt, kann das vorhandene Thiamin schlechter verwertet werden. Fettlösliche Vitamine werden während des Brauprozesses abgeschieden und gelangen dadurch nicht ins Endprodukt. [[Vitamin C]] ist zwar in Gerste und grünem Malz vorhanden, wird aber beim [[Darre]]n zerstört. Manchen Bieren wird es als [[Antioxidationsmittel]] zugesetzt.<ref name="bamforth2004">{{Literatur |Autor=[[Charles Bamforth|Charles W. Bamforth]] |Titel=Beer: Health and Nutrition |Verlag=[[Wiley-Blackwell]] |Datum=2004 |ISBN=0-632-06446-3 |Seiten=106 ff.}}</ref> |
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Zwischenzeitlich wurde in Studien belegt, daß das [[Körpergewicht]] durch mäßigen Biergenuss theoretisch vermindert werden kann. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man nicht mehr als gewöhnlich isst. Darüber hinaus wurden auch günstige Wirkungen auf den Fett- und Zucker[[Stoffwechsel|stoffwechsel]], die [[Blutgerinnung]] und die Blutdruckregulation festgestellt. So nehmen zum Beispiel die arteriosklerosefördernden [[Cholesterin]]anteile ([[LDL]]) im Blut ab, während die schützend wirkenden Cholesterinanteile ([[HDL]]) zunehmen. |
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Bier ist reich an [[Kalium]], [[Magnesium]], [[Selen]] und [[Silicium]], enthält aber nur wenig [[Calcium]], [[Eisen]] und [[Zink]]. Das hohe Kalium-Natrium-Verhältnis macht Bier gut geeignet für eine natriumarme Ernährung. Da Alkohol [[Diuretikum|diuretisch]] wirkt, kann Bier einen Mineralstoffverlust begünstigen.<ref name="bamforth2004" /> |
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In der Praxis führt der regelmäßige Konsum von Bier dennoch häufig zur Gewichtszunahme, dem ''[[Bierbauch]]'', einfach weil Bier im Vergleich zu anderen alkoholischen Getränken das [[Hunger]]gefühl besonders intensiv verstärkt. Nicht umsonst wird in vielen Ländern Bier traditionell zusammen mit stärkehaltigen, kalorienreichen [[Snack]]s (in [[Japan]] mit Eda-[[Bohne]]n) konsumiert. Außerdem enthält Bier "Einfachzucker" (Monosaccharide) aus Getreide und Malz, die zu Übergewicht beitragen können. Überlegt wird auch, ob die in den weiblichen Hopfenblütenständen enthaltenen [[Phytoöstrogen]]e den Bauch speziell beim Mann runder machen könnten (siehe [[Gynäkomastie]]). |
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=== Aromastoffe === |
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Bier enthält zahlreiche Aromastoffe, die für den Geruch und Geschmack verantwortlich sind. Dabei unterscheiden sich Art und Menge der Aromastoffe je nach Biersorte. Alkoholfreie Biere enthalten – neben dem Alkohol – auch andere Aromastoffe nur in geringerer Konzentration als herkömmliche Biere. Eine Auswahl ist in der folgenden Galerie zu sehen.<ref name="Belitz">{{Literatur |Autor=Hans-Dieter Belitz, Werner Grosch & Peter Schieberle |Titel=Lehrbuch der Lebensmittelchemie |Auflage=6. |Verlag=Springer |Ort=Berlin |Datum=2008 |ISBN=978-3-540-73201-3 |Kapitel=20 |Seiten=911–935 |DOI=10.1007/978-3-540-73202-0}}</ref> |
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<gallery class="center" caption="Auswahl einiger Aromastoffe im Bier"> |
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Ethanol Skelett.svg|Ethanol ist der Aromastoff mit dem größten Aromawert. |
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Humulone.svg|[[Humulon]] – ein [[Bitterstoff]] aus dem Hopfen |
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Linalool Formel ohne Stereochemie V1.svg|[[Linalool]] sorgt für einen hopfigen Geruch. |
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Furanol Grundstruktur V1.svg|[[Furaneol]] sorgt für Karamellnoten in dunklen Bieren. |
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3-methylbut-2-ene-1-thiol 200.svg|[[3-Methyl-2-buten-1-thiol]] entsteht durch Licht und sorgt für ein [[Fehlaroma]] ([[Lichtgeschmack]]). |
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</gallery> |
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== Gesundheit und Risiken == |
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Nicht nur im [[deutsche Sprache|Deutschen]] wird ein [[dick]]er Bauch auch [[Sprache|sprachlich]] in Beziehung zum Bier gesetzt: Auf [[japanische Sprache|Japanisch]] heißt ein dicker Bauch ''Biiruppara'' (ビール腹), also "Bier-Bauch", und auf [[französische Sprache|Französisch]] ''ventre Kro'', "[[Kronenbourg]]-Bauch", in Anspielung an den Kosenamen der größten französischen Bierbrauerei. In der österreichischen Mundart existiert der Begriff "Gössermuskel", nach der steirischen Gösser-Brauerei. |
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Als alkoholhaltiges Getränk kann Bier eine starke psychische und im späteren Verlauf körperliche [[Missbrauch und Abhängigkeit|Abhängigkeit]] hervorrufen – also [[Sucht|süchtig]] machen – und zur [[Alkoholkrankheit]] führen. Da in vielen Regionen der Konsum von Bier<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dwds.de/wb/Bierdimpfel |titel=DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache |sprache=de |abruf=2022-12-19}}</ref> und Wein in größeren Mengen gesellschaftlich anerkannt ist und so nicht als auffälliges Verhalten gilt, wird das Suchtverhalten von den Betroffenen und ihrem Umfeld tendenziell später erkannt als bei anderen Substanzen. |
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=== Herz und Kreislauf === |
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{| class="wikitable" style="float:right" |
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Alkohol verbraucht beim Abbau im Körper viele Vitamine und Mineralstoffe, daher ist es stark umstritten, ob Bier zur Vitaminzufuhr und zum Ausgleich des Mineralstoffhaushalts beitragen kann. |
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|+Polyphenolgehalt verschiedener Biersorten<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Alessandro Piazzon, Monica Forte, Mirella Nardini |Hrsg= |Titel=Characterization of Phenolics Content and Antioxidant Activity of Different Beer Types |Sammelwerk=Journal of Agricultural and Food Chemistry |Band=58 |Nummer=19 |Ort= |Datum=2010 |ISSN=0021-8561 |Seiten=10677–10683 |DOI=10.1021/jf101975q}}</ref> |
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!Biersorte |
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!Polyphenole in mg/l |
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|- |
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|Alkoholfrei |
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|366 ± 73 |
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|- |
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|Lager |
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|452 ± 86 |
|||
|- |
|||
|Pils |
|||
|484 ± 37 |
|||
|- |
|||
|Weizen |
|||
|504 ± 44 |
|||
|- |
|||
|Ale |
|||
|563 ± 52 |
|||
|- |
|||
|Trappistenbier |
|||
|622 ± 77 |
|||
|- |
|||
|Bock |
|||
|875 ± 168 |
|||
|} |
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Bier ist eine wesentliche Quelle [[Polyphenole|polyphenolischer]] [[Antioxidantien]], welche vor [[Arteriosklerose]] schützen können. In den Vereinigten Staaten steht Bier an Platz 3 der Antioxidantienlieferanten in Getränken und liefert pro Kopf etwa die doppelte Menge wie Rotwein. In [[Tiermodell]]en konnte eine Schutzwirkung von Bier mit und ohne Alkohol nachgewiesen werden, teils war der Effekt in alkoholhaltigem Bier aber stärker.<ref>{{Literatur |Autor=Joe A. Vinson |Hrsg=Victor R. Preedy |Titel=Beer: Is It Alcohol, Antioxidants, or Both? Animal Models of Atherosclerosis |Sammelwerk=Beer in Health and Disease Prevention |Verlag=Academic Press |Datum=2009 |ISBN=978-0-12-373891-2 |Seiten=635–640}}</ref> |
|||
Der Polyphenolgehalt von Bier unterscheidet sich zwischen verschiedenen Sorten deutlich. Den größten Beitrag zum antioxidativen Effekt liefern [[Syringasäure]], [[Sinapinsäure]], [[Kaffeesäure]] und [[Ferulasäure]].<ref name=":1" /> |
|||
"Alkoholfreies" Weißbier ist als [[isoton]]isches Getränk zahlreichen Spezial-Mischungen für Sportler mindestens ebenbürtig, weshalb der Konsum von ''alkoholfreiem'' Weißbier auch Sportlern empfohlen werden kann. |
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=== Glutenunverträglichkeit === |
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In einer Arbeit der [[TU München]] wurde festgestellt, dass sich die Ansammlung von Mineralien und Spurenelementen im Bier günstig auf Nerven und Muskelkraft, auf den Elektrolythaushalt, auf die Aktivierung von Enzymen und die Hormonsteuerung auswirkt. Ferner helfen Eisen und Kupfer bei der [[Blut]]bildung. [[Phosphor]] fördert den Stoffwechsel und [[Magnesium]] stärkt den Herzmuskel. [[Zink]] wird zur [[Insulin]]bildung benötigt, [[Fluor]] schützt die Zähne vor [[Karies]] und [[Mangan]] macht das Vitamin B für den menschlichen Organismus erst verwertbar. |
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Für Menschen mit einer [[Zöliakie|Glutenunverträglichkeit]] (Zöliakie) sind praktisch alle konventionell gebrauten Biere aufgrund des im Braugetreide (Gerste und Weizen) enthaltenen [[Gluten]]s für den Konsum nicht oder nur eingeschränkt geeignet. Aus Getreidesorten, die kein Gluten enthalten, wird [[glutenfreies Bier]] gebraut. Verwendet werden dafür unter anderem [[Mais]], [[Reis]], [[Hirse]], [[Sorghumhirsen|Sorghum]] oder [[Echter Buchweizen|Buchweizen]]. Diese alternativen Getreidesorten sind jedoch oft nur ineffizient zu verarbeiten oder weisen geschmackliche Abweichungen auf.<ref name=":0" /> Traditionell zubereitetes Bier oder bierähnliche Getränke auf der Basis dieser Sorten sind in verschiedenen Regionen der Welt verbreitet, so das japanische [[Sake]] aus Reis, das aus Mais hergestellte [[Chicha]] in Südamerika oder die auf Hirse basierenden Getränke [[Tella (Getränk)|Tella]], [[Dolo (Bier)|Dolo]], [[Pombe]] und [[Merisa]] in Afrika. Industriell produziertes glutenfreies Bier wird nach modernen Brauverfahren hergestellt und orientiert sich geschmacklich oft an handelsüblichen Bieren.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Glen P. Fox |Hrsg=Victor R. Preedy |Titel=Beer and Celiac Disease |Sammelwerk=Beer in Health and Disease Prevention |Verlag=Academic Press |Datum=2009 |ISBN=978-0-12-373891-2 |Seiten=561–566}}</ref> |
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=== Werbung zu gesundheitsbezogenen Wirkungen === |
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Nach der [[Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 (Health Claims)|Health-Claims-Verordnung]] ist Werbung für Bier mit gesundheitsbezogenen Angaben nicht gestattet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.advant-beiten.com/de/news/bekoemmliches-bier-werbung-mit-gesundheitsbezogenen-angaben |titel="Bekömmliches" Bier – Werbung mit gesundheitsbezogenen Angaben {{!}} Advant Beiten |abruf=2023-06-22}}</ref> |
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== Kuriosa == |
== Kuriosa == |
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* In Russland zählt Bier seit einigen Jahren offiziell zu den nichtalkoholischen Getränken. Durch diese Änderung wollte man den [[Wodka]]-Konsum zurückdrängen, der Plan ist bisher jedoch nicht aufgegangen. |
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=== Stärkstes Bier der Welt === |
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* Derzeit stärkstes Bier der Welt mit einem Alkoholgehalt von 17,5 Prozent ist das erst seit [[1991]] in [[Boston]] (USA) gebraute [[Samuel Adams Triple Bock]]. Der hohe Alkoholgehalt wird unter anderem durch Zugabe von [[Ahornsirup]] beim Gärprozess erzielt. Das nach einer Mischung aus [[Bitterschokolade]] und süßem [[Sherry]] schmeckende Gebräu wird zur Reifung in gebrauchten [[Whiskey]]-Fässern gelagert. |
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Da die Bierhefe ab 12 % Alkoholgehalt abstirbt, bedarf es zum Erreichen höherer Konzentrationen unterstützender Verfahren. Diese sind die nachträgliche Zugabe frischer Hefe, das Entfernen abgestorbener Hefekulturen, das Entziehen von Wasser ([[Bockbier#Eisbock|Eisbock]]) oder andere Techniken. Dabei werden mittlerweile Werte über 60 % erreicht. Da es keine einheitlichen internationalen Maßstäbe dafür gibt, wie diese Biere hergestellt werden dürfen, sind sowohl die Rekorde als auch die Getränke selbst mit Vorsicht zu genießen. |
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=== Sonstiges === |
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* Stärkstes Bier Europas ist das [[Samichlaus Bier]] (Santa Claus Bier). Es wird in der Brauerei "Schloss Eggenberg" in Österreich gebraut und hat einen Alkoholgehalt von 14 Prozent und eine [[Stammwürze]] von 32 Prozent. |
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* Umgangssprachlich gibt es allerlei Bezeichnungen für Bier, etwa scherzhaft '''Gerstensaft''' oder '''Hopfenkaltschale'''.<ref>[https://www.derstandard.at/story/2259412/hopfenkaltschale Hopfenkaltschale], Der Standard, 2005</ref> |
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* Vergleichbar der [[Weinprobe]] gibt es die [[Bierprobe]], bei der für ein interessiertes Publikum ein Angebot mit unterschiedlichen Biersorten und Biermarken vorgestellt wird. Diese fachkundige Beprobung wird meist von einem [[Biersommelier]] durchgeführt. |
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* Einer der international bekanntesten Bierverkoster war der Brite [[Michael Jackson (Autor)|Michael Jackson]]. |
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* Zwei Fässer Bier waren 1835 die erste Fracht, die in Deutschland mit der Eisenbahn befördert wurde. Das geschah auf der [[Ludwigseisenbahn|Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth]].<ref>{{Gartenlaube |Wikisource=Das erste Frachtstück |Autor= |Jahr=1891 |Heft=17 |Seite=292}}</ref> |
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* In [[Schweden]] ist Bier mit über 3,5-Vol-Prozent nicht frei im Handel erhältlich, sondern nur in Filialen der staatlichen Kette [[Systembolaget]]. In [[Finnland]] ist Bier bis 4,7-Vol-Prozent im freien Handel erhältlich, während höherprozentiges Bier nur in den staatlichen [[Alko]]-Läden verkauft wird. In [[Island]] und auf den [[Färöer]] sind in Supermärkten nur Leichtbiere bis [[Prohibition auf Island|2,25]]- (Island) bzw. [[Prohibition auf den Färöern|2,7]]-Vol-Prozent (Färöer) erhältlich, während andere Biersorten in wenigen staatlichen Alkoholläden (''[[Vínbúðin]]'' (Island) und ''[[Prohibition auf den Färöern#Rúsdrekkasøla Landsins|Rúsdrekkasøla Landsins]]'' (Färöer)) vorgehalten werden. Für [[Norwegen]] existieren ähnliche Regelungen, wobei hier die Grenze bei [[Vinmonopolet|4,75]]-Vol-Prozent liegt. |
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* Der [[Codex Hammurapi]], eine der ältesten Gesetzessammlungen der Welt, widmet sich besonders ausführlich dem Bier: Zahlreiche Paragrafen beschäftigen sich mit seiner Herstellung, dem Bierpreis und seiner Zuteilung. So hatten babylonische [[Provinz]]verwalter und [[Hohepriester]] Anrecht auf die Höchstmenge von rund fünf Litern pro Tag, den [[Hofdame]]n des Königs standen immerhin noch drei Liter zu,<ref>''Brockhaus: „Was so nicht im Lexikon steht“.'' Leipzig 1996, ISBN 3-7653-1551-6, S. 38.</ref> jedem Tempelarbeiter fünf Brote und zwei Krüge Bier. Die Tradition des [[Haustrunk]]s geht auf diese Zeit zurück.<ref>[https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/hier-schreibt-der-chef-werner-dubach-prasident-der-eichhof-holding-bierbrauer-im ''Hier schreibt der Chef Werner Dubach, Präsident der Eichhof Holding: Bierbrauer im goldenen Käfig.''] [[Handelszeitung]], 26. Mai 2004.</ref> |
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* In [[Biergarten|Biergärten]] und anderen Ausschanken hat das Bier aus Fässern zumeist die gekühlte Temperatur<!-- wie hoch ist die? -->. Viele Menschen haben sehr individuelle Vorlieben bezüglich der richtigen Temperatur, zum Anpassen der Trinktemperatur gibt es [[Bierwärmer]]. In einem zugefügten Einhängegefäß befindet sich warmes Wasser. So kann ein Bier durch die Dauer des Einsatzes des Bierwärmers individuell temperiert werden. |
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* Es gibt in verschiedenen Ländern [[Bierpartei]]en. |
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== Tag des Bieres == |
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* Das stärkste Bier Deutschlands ist der "Donnerbock", es hat einen Alkoholgehalt von 13 Prozent (Stammwürze: 25 Prozent) und löste damit das aus [[Kulmbach]] stammende [[EKU 28]] ab. Letzteres galt für viele Jahre als das stärkste Bier der Welt. |
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* Der [[Internationaler Tag des Bieres|Internationale Tag des Bieres]] wird seit 2008 jährlich am ersten Freitag im August gefeiert. |
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* In der [[Schweiz]] wird seit dem 19. April 2012 der Tag des Schweizer Bieres gefeiert.<ref>{{Webarchiv |url=http://bier.ch/deu/medien-tag-des-schweizer-bieres.php |text=''Tag des Schweizer Bieres 2014''. |wayback=20140818135941}}</ref> |
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* Der [[Deutscher Brauer-Bund|Deutsche Brauer-Bund]] feiert seit 1994 den [[Bier in Deutschland#Tag des Bieres|Tag des Deutschen Bieres]] jeweils am 23. April. |
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== Siehe auch == |
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''Siehe auch:'' [[Liste von Brauereien]], [[Bierdruckapparat]], [[Bierflasche]] |
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{{Portal|Bier}} |
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== Literatur == |
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* Hans Michael Eßlinger, [[Ludwig Narziß]]: ''Beer.'' In: ''Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry.'' Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2009. {{DOI|10.1002/14356007.a03_421.pub2}} |
|||
* Ludwig Narziß: ''Abriss der Bierbrauerei.'' 7. Auflage. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2004, ISBN 3-527-31035-5. |
|||
* [[Michael Jackson (Autor)|Michael Jackson]]: ''Bier.'' Dorling Kindersley, Starnberg 2005, ISBN 3-8310-0801-9. |
|||
* Klaus-Peter Gilbertz: ''Internationale Bibliographie zur Geschichte des Bieres, der Brauereien und des Brauwesens.'' 2. Auflage. Bergkirchen 2006, ISBN 3-00-016701-3. |
|||
* Brian Glover: ''Bier. Die besten Marken der Welt''. Eurobooks Cyprus Limited, Limassol 2000, ISBN 978-3-89815-090-3. |
|||
* [[Gunther Hirschfelder]], Manuel Trummer: ''Bier.'' ''Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute.'' Theiss Verlag-WBG, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-8062-3270-7. |
|||
* David Kenning: ''Bier: Brauereien und Sorten aus der ganzen Welt.'' Parragon Books, Bath 2006, ISBN 978-1-4454-1034-0. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Schwesterprojekte |commonscat=Beer |wikt=Bier |q=Bier |s=Bier}} |
|||
* [http://www.bayerisches-brauereimuseum.de Bayerisches Brauereimuseum] |
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* {{DNB-Portal|4006537-6}} |
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* [http://www.bierundwir.de Informationen rund um das Thema Bier] |
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* {{HLS|13991|Bier|Autor=Olivier Robert}} |
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* [http://www.handshake.de/user/m_draeger/b_geschi.htm Biergeschichte] |
|||
* ''[https://web.archive.org/web/20111018222802/http://www.brauer-bund.de/bier-ist-genuss/biersorten-im-portraet.html Alle deutschen Biersorten]'' (Webarchiv) |
|||
* [http://beer.trash.net/ Virtual Beer Server - Biere der Welt (englisch)] |
|||
* [http://www.braulotse.de/startseite/bier/historische-biere.html Historische Biere] |
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* [http://www.beerculture.com Hier findet sich ein "Beernavigator" in Flash mit vielen verschiedenen Sorten] |
|||
* [https://web.archive.org/web/20130711011804/http://www.feorag.com/assets_c/2013/07/Eurobeer-map-919.html Karte der Schreibweisen für Bier in Europa] (Webarchiv) |
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* [http://www.bierportal.de Internationales Branchenportal] |
|||
* [http://www.bier-selbermachen.de/ Bier selber brauen] |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Gesprochene Version |
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{{exzellent}} |
|||
|artikel = Bier |
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|datei = De-bier-podpedia.ogg |
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|länge = 10:59 min |
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|größe = 4,7 MB |
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|sprecher = Podpedia |
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|geschlecht = männlich |
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|dialekt = Hochdeutsch |
|||
|version = 16058880 |
|||
|datum = 2006-04-26}} |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4006537-6|LCCN=sh85012832|NDL=00560674}} |
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[[Kategorie:Bier]] |
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[[Kategorie:Getränk]] |
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[[ |
[[Kategorie:Bier| ]] |
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[[cs:Pivo]] |
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[[cy:Cwrw]] |
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[[da:Øl]] |
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[[en:Beer]] |
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[[eo:Biero]] |
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[[es:Cerveza]] |
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[[fi:Olut]] |
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[[fr:Bière]] |
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[[he:בירה]] |
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[[it:Birra]] |
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[[ja:ビール]] |
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[[ko:맥주]] |
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[[la:Cervisia]] |
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[[nl:Bier]] |
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[[no:Øl]] |
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[[pl:Piwo]] |
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[[pt:Cerveja]] |
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[[ro:Bere]] |
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[[ru:Алкогольные напитки]] |
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[[simple:Beer]] |
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[[sv:Öl]] |
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[[tokipona:telo nasa]] |
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[[uk:Спиртні напої]] |
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[[wa:Bire]] |
|||
[[zh-cn:啤酒]] |
Aktuelle Version vom 23. April 2025, 18:57 Uhr




Bier ist ein Getränk, das durch Gärung aus stärkehaltigen Stoffen gewonnen und nicht destilliert wird. Bei der Herstellung des meist kohlensäurehaltigen Getränks werden oft Hopfen oder andere Würzstoffe zugesetzt,[1] etwa Früchte, Kräuter wie Grut oder andere Gewürze.
Wein und Bier entstehen durch Gärung von Zucker. Für Weine werden Zucker aus pflanzlichen oder tierischen Quellen (zum Beispiel Honig) vergoren, während der Ausgangsstoff für die Gewinnung von Zucker bei Bier immer Stärke ist. Der Zucker wird aus der Stärke von Getreide (Gerste, Weizen, Roggen, Hafer, Hirse, Reis, Mais) durch Mälzen oder andere enzymatische Verfahren gewonnen, seltener wird Stärke aus Kartoffeln oder anderem Gemüse wie Erbsen herangezogen.
Bier gibt es praktisch ebenso lange, wie es Agrarkulturen gibt. In Anbaugebieten Zentraleuropas für Gerste und Roggen sowie in den USA und einigen anderen, den so genannten Bierländern, ist es das beliebteste alkoholische Getränk. Bier und Braukunst wird weltweit als Identifikationsmerkmal und wesentlichen Bestandteil deutscher Kultur angesehen, auch wenn in vielen anderen Ländern ebenfalls Bier gebraut wird. In Deutschland ist der Vertrieb von alkoholischen Getränken unter der Bezeichnung „Bier“ nur erlaubt, wenn sie dem deutschen Reinheitsgebot, einem Kanon von Rechtsvorschriften für die Bierbrauerei in Deutschland, entsprechen.
Der Alkoholgehalt der meisten Biersorten liegt in Deutschland und Österreich zwischen 4,5 Vol.-% und 6 Vol.-%, je nach Sorte aber auch darüber. Alkoholfreie Biere werden durch zwei verschiedene Verfahren – Abbrechen der Gärung oder Extraktion des Alkohols aus normalen Bieren – erzeugt.
Etymologie

Die Etymologie ist ungeklärt. Über den Ursprung des Wortes „Bier“ gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze, von denen sich bisher jedoch keiner in den Sprachwissenschaften durchsetzen konnte. Gesichert sind jedoch die Wortformen in den historischen Sprachformen des Deutschen und seiner verwandten germanischen Sprachen, so althochdeutsch bior, mittelhochdeutsch bier, mittelniederdeutsch ber, altenglisch beor, altfriesisch biar und altnordisch bjórr. Die beiden wichtigsten Wörterbücher zur Etymologie der deutschen Sprache – von Kluge/
- zur indogermanischen Wurzel *bhreu mit Konsonantenverschiebung auch *bherw, zu der das Verb brauen, sowie lateinisch defrutum „(eingekochter) Most“ und griechisch-thrakisch brytos für „Gerstenbier“ gehören
- zu spätlateinisch biber „Getränk“
- zur indogermanischen Wurzel *b(e)u-, *bh(e)u-, *b(h)ū- „aufblasen, schwellen“; danach wäre Bier, germanisch *beuza-, als „das Aufschäumende, Blasenwerfende“ zu verstehen.
Geschichte

Den ältesten bisher bekannt gewordenen Braubetrieb gab es in der Rakefet-Höhle (heutiges Israel) im Gebiet der Natufien-Kultur vor rund 13.000 Jahren.[4] Das älteste überlieferte Bierrezept ist ca. 5000 Jahre alt und stammt aus China.[5] Frühe Nachweise für Bier gibt es aus dem altmesopotamischen Raum.[6] Die Ägypter ließen halbfertig gebackenes Brot mit Wasser vergären und bekamen so eine Art Bier. Wie bei Naturvölkern noch üblich (siehe dazu Chicha und Kava) wurde Getreide oder Brot gekaut und dabei eingespeichelt und der erhaltene Brei in einen Vorratstopf gespuckt,[7] die Einspeichelung führte zur Aufspaltung der Stärke zu vergärbaren Zuckern (siehe dazu Speichel#Funktion und Speichel-Amylase#Katalysierte Reaktion). Die Kelten kannten mehrere Biersorten, insbesondere das weit verbreitete korma bzw. curma, ein einfaches Gerstenbier, und die cervisia bzw. cervesia (vgl. spanisch cerveza), ein Weizenbier mit Honig für die wohlhabendere Bevölkerung.[8]
Im Mittelalter wurde Bier noch aus sehr vielen unterschiedlichen Zutaten gebraut. Es wurde Bier überwiegend mit obergäriger Hefe gebraut. Erst zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert wurden die Kräuterbiere in Mitteleuropa zunehmend vom Hopfenbier verdrängt.[9] Der Hopfen verleiht dem Bier einen erfrischend bitteren Geschmack, wirkte (in Zeiten ohne künstliche Kühlung) schwach konservierend[10] und bildet ein Gegengewicht zum süßen Malz.[11]
Die scherzhaft gebrauchte Bezeichnung „Flüssiges Brot“ hat einen ernsthaften historischen Hintergrund: In früheren Zeiten galt Bier als geeignetes Getränk für Kinder, da es einen geringeren Alkoholgehalt hatte und durch das Kochen der Bierwürze weitgehend keimfrei war, was vom damaligen Trinkwasser nicht behauptet werden konnte. In Zeiten von Missernten und Hunger war es wegen seines Energiegehalts eine wichtige Ergänzung der oft knappen Nahrung, da minderwertiges Getreide nicht weggeworfen werden musste, sondern durch das Bierbrauen halbwegs genießbar wurde. Beliebte Frühstücksspeise war bis zum 19. Jahrhundert noch die Biersuppe. Unterernährte Wöchnerinnen erhielten alkoholfreies „Heil-Bier“ auf Rezept.[12] Im 17. Jahrhundert übernahmen Mönche den Begriff für ihr Fastenbier, denn flüssige Nahrung bricht das Fasten nicht.[13]
Angesichts des hohen Bierkonsums im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Bier für den städtischen Fiskus und die um 1500 entstehenden Landessteuerbehörden von großem Interesse. Bereits im Spätmittelalter wurden fast überall Produktions- und Verkaufssteuern auf Bier erhoben.
Bierkeller gab es vielerorts in Naturhöhlen. Als Bier in Kühlhäusern, die der Wiener Brauer Adolf Ignaz Mautner von Markhof unter dem Patentnamen „Normal-Bierlagerkeller System Mautner“ entwickelte, auch bei niedrigen Temperaturen gelagert werden konnte, setzte sich bald die untergärige Brauweise durch. Bereits 1841 wurde das untergärige Lagerbier von Anton Dreher in Schwechat und von Adolf Ignaz Mautner in Wien gebraut; dies läutete die Epoche der untergärigen Biersorten ein. Als wichtiger Punkt in der Geschichte des untergärigen Bierbrauens gilt die „Erfindung“ der Pilsner Brauart. Sie ging aus der schon damals berühmten Bayerischen Brauart hervor, die vor allem auf nur leicht gedarrtem Malz und auf der langsamen Gärung durch Lagerung in kalten Höhlen und tiefen Kellern beruhte. Josef Groll braute am 5. Oktober 1842 den ersten Sud nach Pilsner Brauart. Dieser wurde erstmals am 11. November 1842 öffentlich ausgeschenkt und eröffnete so den weltweiten Siegeszug dieser Bierspezialität, die als Original Pilsner Urquell vertrieben wird.
In Deutschland wird Bier nach der Bierverordnung von 2005 basierend auf dem Biersteuergesetz, umgangssprachlich als Reinheitsgebot bekannt, gebraut. Bier ist das in Deutschland und vielen anderen Ländern meistkonsumierte alkoholische Getränk.
In Österreich geht die gewerbliche Erzeugung mit der Brauerei Hofstetten in Oberösterreich auf das Jahr 1229 zurück. Im weiteren Mittelalter entstanden zahlreiche Klosterbrauereien, die erst im 15. und 16. Jahrhundert durch Hausbrauereien zurückgedrängt wurden. Wurde bis in das 19. Jahrhundert Bier mit obergäriger Hefe produziert, änderte sich das mit der Erfindung von Presshefe durch Mautner schlagartig. Mit dem Schwechater Lagerbier wurde Österreich eines der bedeutendsten Bierexportländer. Die österreichischen Brauer erzielten bei der Weltausstellung Paris 1867 zahlreiche Preise. Wurde in den Weingegenden früher wesentlich mehr Wein als Bier getrunken – in Wien waren es 1732 dreimal so viel Wein wie Bier – so änderte sich das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. In der Zeit des Vormärz Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Bier ein Modegetränk der Intellektuellen, Beamten, Studenten und Künstler. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts lag der durchschnittliche Bierverbrauch in Österreich pro Kopf bei etwa 105 Liter im Jahr, wobei das Lager und das Märzen die häufigsten Sorten sind.[14] Auf Grund der langen Geschichte der Biererzeugung wurde das Getränk in das Register der Traditionellen Lebensmittel aufgenommen.[15]
Bierhandwerk
Brauprozess



Beim Bierbrauen werden die Bierzutaten Wasser, Malz und Hopfen miteinander vermischt und durch Fermentation mittels Zugabe von Hefe biochemisch verändert. Es existieren unterschiedliche Brauverfahren an dessen Ende je nach Art der Zutaten und der Brauprozessführung unterschiedliche Biersorten entstehen.
Nachdem aus Getreide, meist Gerste, Malz hergestellt wurde, wird dieses geschrotet. Der eigentliche Brauprozess beginnt mit dem Maischen. Dabei wird Wasser erwärmt, das geschrotete Malz hinzugefügt und die so entstandene Maische unter ständigem Rühren je nach Verfahren bis auf etwa 75 °C erhitzt. Bei verschiedenen Temperaturen setzen Enzyme (Diastase) die nicht vergärbare Stärke aus dem Malz in vergärbaren Malzzucker um.
Mit einer Iodprobe wird anschließend festgestellt, ob die gelöste Stärke vollständig verzuckert ist. Daraufhin wird die Maische im Läuterbottich geläutert. Der Malztreber und die sogenannte Würze, der flüssige, vergärbare Teil der Maische, werden voneinander getrennt. Durch Nachgüsse mit heißem Wasser wird die Würze aus dem Treber gespült und anschließend in der Kochpfanne mit Hopfen oder auch anderen Kräutern gekocht.
Bei dem nun folgenden Ausschlagen wird der Sud aus der Würzepfanne in einen Whirlpool oder durch einen Filter gepumpt, um die vorhandenen Schwebstoffe wie Hopfenrückstände oder geronnenes Eiweiß von der Ausschlagwürze zu entfernen. Zuletzt wird die nun Anstellwürze genannte Flüssigkeit in einem Kühler auf die optimale Gärtemperatur abgekühlt und die Hefekultur zugesetzt.
Bei der nachfolgenden alkoholischen Gärung werden die in der Würze gelösten Zucker zu Ethanol und Kohlendioxid umgesetzt. Das Gas bleibt zum Teil im fertigen Bier unter Druck als Kohlensäure gebunden. Nach der Hauptgärung, die etwa eine Woche dauert, muss das Jungbier noch etwa vier bis sechs Wochen nachgären und lagern. Das gereifte Bier wird oft nochmals gefiltert und schließlich in Flaschen, Fässer oder Dosen abgefüllt.
Bierbeprobung
Vom abgefüllten Bier werden in den Brauereien regelmäßig Stichproben entnommen und einer sensorischen Beurteilung unterzogen. Unterschieden wird zwischen
- Geschmack: bitter, salzig, süß, säuerlich, vollmundig, herb, mild,
- Geruch: aromatisch fruchtig, wohlriechend blumig, harzig/nussig, getreideartig, karamellartig, seifig, schweflig, modrig,
- Aussehen: klar, blank, opal und trüb
- Farbe
Ziel ist es, wie bei den während des gesamten Brauprozesses überwachten chemisch-technischen Parametern, für die einzelnen Produkte eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten und Fehler rechtzeitig zu erkennen. Treten Abweichungen von den verschiedenen Qualitätsnormen der jeweiligen Brauerei auf, wird durch Verschnitt mit anderen Chargen versucht, die Betriebsstandards zu erreichen.
Sensorische Prüfungen werden bei Vergleichen zwischen verschiedenen Biersorten und Biermarken durchgeführt. Zusätzlich wird oft auf die sorten- und regionalspezifische Reintönigkeit geachtet. Bei der geschmacklichen Prüfung erfolgt die Einteilung in Antrunk, Mittelteil und Abgang. Zur Beprobung gehört der visuelle Eindruck, dabei wird neben der Farbe der Flüssigkeit die Beständigkeit und Porengröße des Bierschaums beurteilt. Diese Merkmale lassen Rückschlüsse auf die Qualität des Bieres zu.
Einteilung der Biere
Eine Klassifizierung von Bieren ist nach vielen unterschiedlichen Gesichtspunkten wie Rechtsvorschriften, Geschmack, Braustil und -zutaten oder auch Orten und Regionen möglich.[16] Vor allem im englischen Sprachraum hatte der Autor Michael Jackson mit seinem Buch The World Guide to Beer einen großen Einfluss auf die Kategorisierung von Biersorten.
Einteilung nach Stammwürzegehalt (Biergattung)
Unter Stammwürze versteht man den Gehalt an löslichem Extrakt im noch unvergorenen Bier, der wie bei Suppe die Kräftigkeit ausmacht. Aus dieser Stammwürze resultieren dann Süße, Trockenrückstand und Alkoholgehalt des vergorenen Bieres.
Aufgrund von steuer- oder lebensmittelrechtlichen Erwägungen gliedert der Gesetzgeber die Biere anhand der Höhe der Stammwürze in unterschiedliche Biergattungen.
Deutschland
In Deutschland sind Biergattungen über die Bierverordnung in vier Gruppen unterteilt.
- Bier mit niedrigem Stammwürzegehalt mit einer Stammwürze von unter 7 % (Der Stammwürzegehalt wird in Gewichtsprozent (Gew.-%), genauer Massenprozent (M.-% oder %), gleich g/100g Lösung, mithilfe einer „Bierspindel“ bestimmt und angegeben, der Alkoholgehalt wird im Brauverfahren ebenfalls als M.-% bestimmt und berechnet, auf Etiketten aber als Volumenprozent (Vol.-%) angegeben)
- Schankbier mit einer Stammwürze von 7,0 % bis unter 11 %
- Vollbier mit einer Stammwürze von 11,0 % bis unter 16 %
- Starkbier ab einer Stammwürze von mindestens 16,0 %
Österreich
In Österreich gelten diesbezüglich folgende Sachbezeichnungen:[17]
- Leichtbier bei Alkoholgehalt von nicht mehr als 3,7 Vol.%
- Schankbier mit einer Stammwürze von 9 % bis unter 11 %
- Vollbier mit einer Stammwürze von 11 % bis unter 16 %
- Spezialbier mit einer Stammwürze von mindestens 12,5 % (optionale Bezeichnung eines Vollbiers)
- Starkbier mit einer Stammwürze von mindestens 16,0 % (alternative Bezeichnung Bockbier)
Schweiz
In der Schweiz lauten die Sachbezeichnungen für Biere:[18]
- Leichtbier mit einer Stammwürze unter 10 %
- Lagerbier mit einer Stammwürze ab 10 %
- Spezialbier mit einer Stammwürze ab 11,5 %
- Starkbier mit einer Stammwürze ab 14 %
Einteilung nach Art der verwendeten Hefe (Bierart)
Anhand der Art der verwendeten Hefe werden die Biersorten in obergärige Biere (z. B. Altbier oder Kölsch) und untergärige Biere (z. B. Pils oder Helles) aufgeteilt. Daneben gibt es noch die Besonderheit der spontangärigen Biere (z. B. Lambic oder Geuze), bei denen die Hefe nicht kontrolliert zugesetzt wird, sondern die örtlichen, frei in der Luft über dem offenen Gärbottich fliegenden Hefen und Milchsäurebakterien genutzt werden.
Einteilung nach dem Brauort (Biertyp)
Die Einteilung nach Biertypen ist historisch bedingt und heutzutage nicht mehr sehr geläufig. Die Bezeichnungen für Bier leiten sich von berühmten Brauorten ab, deren Biersorten typisch für sie waren. Am Bekanntesten ist heutzutage noch das Pilsner Bier, das Münchner, Dortmunder oder das Kölsch.
Einteilung nach weiteren unterschiedlichen Merkmalen (Biersorte)
Deutschland
Die Biersorten selbst erhalten ihre Bezeichnung nach diversen Merkmalen wie
- Verwendetes Getreide: Weizenbier, Roggenbier
- Bierfarbe: Helles, Dunkel, Rotbier
- Herkunft: Kölsch, Berliner Weisse
- Geschmack: Bitter, Süßbier, Rauchbier
- Brauverfahren: Steinbier, Altbier
Österreich
Nach dem Österreichischen Lebensmittelbuch gibt es folgende Sorten:
Schüttung zu mindestens 75 % aus Gerstenmalz:
- Lager bzw. Märzen: ausgewogen malziges, mild hopfenbitteres, untergäriges Vollbier.
- Pils: hellfärbiges und stärker gehopftes, untergäriges Bier.
Mindestens 50 % Weizenmalz:
- Weizen, auch Weißbier: obergäriges, fruchtiges, schwach gehopftes Bier.
Unfiltrierte Biere:
- Zwickl, Keller- und Weizen- bzw. Weißbier
Arten
Alkoholfreie Biere
Meist enthält „alkoholfreies Bier“ noch eine geringe Menge Restalkohol, die auch gesetzlich bis zu einem Gehalt von 0,5 Vol.-% als „alkoholfrei“ toleriert wird[19]. Der Alkoholgehalt liegt je nach Herstellungsverfahren zwischen 0,0 Vol.-% und 0,5 Vol.-%. Die meisten Fruchtsäfte oder Kefir[20] enthalten von Natur aus durch Gärprozesse vergleichbare Alkoholmengen. Biere mit 0,0 Vol.-% Ethanol gibt es erst seit 2006.[21] Für trockene Alkoholiker, Schwangere, Autofahrer und Kinder ist zwar der Alkoholgehalt einer 0,5-Liter-Flasche alkoholfreien Biers kein Problem, dennoch ist alkoholfreies Bier aus psychologischen Gründen vor allem für Alkoholkranke nicht unbedenklich.[22]
Es existieren zwei unterschiedliche Herstellungsverfahren: Das Abbrechen des Gärprozesses bei einem Alkoholgehalt von 0,5 Vol.-%, wie es beim Malzbier durchgeführt wird; oder das nachträgliche Entfernen von Ethanol bis zum gewünschten Alkoholgehalt. Bei der vorzeitigen Unterbrechung der Gärung wird eine extraktschwache Würze mit 7–8 % Gehalt an Stammwürze eingesetzt. Zur Entfernung von Alkohol aus einem normalen Bier wird entweder ein Verfahren genutzt, bei dem durch Umkehrosmose über eine Membran oder über einen Vakuum-Verdampfer der Alkoholgehalt reduziert wird.[23] Teils wird eine Kombination von Umkehrosmose und Destillation verwendet, bei der aus dem durch die Membran hindurchgetretenen Permeat aus Ethanol und Wasser das Ethanol abdestilliert und das zurückbleibende Wasser, mit eventuellen weiteren Geschmacksstoffen, wieder in das hinter der Membran zurückgebliebene Konzentrat zurückgeführt wird. In Deutschland lag der Marktanteil alkoholfreier Biere 2009 bei 3,5 %, stieg bis 2015 auf ca. 5 % an und stagniert seit 2017 bei rund 7,5 %.[24]
Biermischgetränke
Bier wird auch mit anderen Getränken gemischt angeboten. Meist wird mit Erfrischungsgetränken oder Fruchtsäften gemischt. Sie bestehen meist zu wenigstens 50 % aus Bier. Diese Mischgetränke werden zunehmend als Fertigprodukt in den Handel gebracht. Längere Zeit sind aber bereits Mischungen bekannt, die erst unmittelbar vor dem Genuss in Lokalen bereitet wurden. Die absatzstärksten Mischgetränke sind in Deutschland mit einem Anteil von über 40 Prozent Bier-/Limomischungen, also v. a. Radler.[25]
Bierkonsum und Brauwirtschaft
Weltweit
2022 wurden insgesamt 1,9 Milliarden Hektoliter Bier gebraut. Die Länder mit der größten Produktion von Bier waren China, die USA und Brasilien.[26]
Europäische Union
Nach Angaben von „The Brewers of Europe“ lag die Europäische Union im Jahr 2017 mit einer Jahresproduktion von ca. 395 Millionen hl (2018: ca. 405 Millionen hl) auf Rang 2 der weltgrößten Bierproduzenten.
Für das Jahr 2018 werden EU-weit 10285 aktive Brauereien angegeben, ca. 7200 davon sind Kleinbrauereien mit einem Jahresausstoß von unter 1000 hl. Im Vergleich zum Jahr 2012 (4827 Brauereien) hat sich die Gesamtzahl der Brauereien seitdem mehr als verdoppelt. Von den aktiven Brauereien befinden sich 2030 in Großbritannien, 1600 in Frankreich und 1542 in Deutschland. Der Bierkonsum in der EU betrug 2018 ca. 370 Millionen hl und ca. 32 Millionen hl wurden aus der EU exportiert.[27][28]
Deutschland


Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 92,2 Millionen hl Bier abgesetzt, das waren 1,8 Millionen hl weniger als im Vorjahr. Nicht enthalten sind der Absatz von alkoholfreien Bieren und Malzbier sowie das aus Nicht-EU-Ländern eingeführte Bier. Biermischgetränke waren 2019 mit circa 4,4 Millionen hl am Bierabsatz beteiligt, dies entspricht etwa 4,8 % des gesamten Bierabsatzes. 76,1 Millionen hl (ca. 82,6 %) des gesamten Bierabsatzes waren für den deutschen Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Der steuerfreie Absatz betrug 16,1 Millionen hl Bier. 9 Millionen hl davon gingen in die EU-Länder, 7 Millionen hl in Drittländer und ca. 124.000 hl als Haustrunk an die Beschäftigten der Brauereien.[30]
Von der im Jahr 2019 produzierten Gesamtmenge von 86,2 Millionen hl kamen 24 Millionen hl aus Bayern, gefolgt von Nordrhein-Westfalen mit 19,4 Millionen hl. Von den insgesamt 1548 erfassten Braubetrieben bilden 862 kleine Brauereibetriebe mit weniger als 1000 hl/Jahr die größte Gruppe.[31]
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist der Konsum von alkoholhaltigem Bier in Deutschland seit Jahren rückläufig. 1994 wurden noch 107 Millionen hl in Deutschland abgesetzt, 2019 waren es noch 76 Millionen hl, im Jahr 2020 rund 72 Millionen hl.[32] Selbiges gilt für die Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs. Während ein deutscher Bürger im Jahr 2009 im Durchschnitt noch circa 105 l Bier trank, waren es 2013 bereits unter 100 l, 2019 nur noch 92 l.[31] 2020 wurde ein deutlicher Rückgang mit einem Minus von 5,4 % auf 86,9 Liter verzeichnet. Der stärkste Einbruch innerhalb der letzten 10 Jahre lässt sich unter anderem mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie im Jahr 2020 begründen.[33] 2023 sank der Bierabsatz in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um weitere 4,5 Prozent, auf rund 8,4 Milliarden Liter.[34] 2024 ging er um weitere 2,0 Prozent zurück, auf rund 8,3 Milliarden Liter.[35]
Touristenstraßen wie die Aischgründer Bierstraße und die Bayerische Bierstraße erschließen die touristische Vermarktung von Bier und Brauwirtschaft.
Österreich
Schweiz
In der Schweiz wurden 2017 4,62 Mio. Hektoliter Bier getrunken. Davon wurden 3,46 Mio. hl von Schweizer Brauereien produziert und 1,59 Mio. hl aus 86 Ländern importiert. Mit 75 % ist Lagerbier am beliebtesten, gefolgt von 10 % Spezialbier (Pilsener Brauart), die restlichen 15 % verteilen sich auf diverse Spezialbiere wie Zwickel, Kellerbiere, obergärige Biere und Biermischgetränke. Der Pro-Kopf-Konsum betrug 2017 54,3 Liter Bier. Mit 921 Brauereien[36] auf 8,4 Mio. Einwohner weist die Schweiz wohl die höchste Brauereidichte der Welt auf. Als Brauerei zählt in der Schweiz eine Braustätte, die mehr als 400 Liter Bier im Jahr produziert und sich daher bei der Eidgenössischen Alkoholverwaltung registrieren muss und zwischen 17 und 34 Rappen[37] pro Liter Biersteuer[38] zahlt.[39][40]
Tschechien
Biermaße
In unterschiedlichen Gegenden Deutschlands, der Schweiz, Österreichs und der übrigen Welt haben sich regionale Bezeichnungen für verschiedene Größen von Biergläsern und Bierflaschen etabliert, die ihren Ursprung zum Teil in alten (teilweise regionalen) Maßeinheiten haben.
Inhaltsstoffe
Bedingt durch die Art der verwendeten Zutaten, den Brau- und Gärprozess sowie die Lagerung und Reifung des Bieres sind im fertigen Getränk eine Vielzahl an unterschiedlichen Stoffen wie Kohlenhydrate, Vitamine, Aromastoffe sowie Spurenelemente vorhanden.
Substanzen | Art | Gewicht | Benötigter Tagesbedarf[41] |
---|---|---|---|
Grundsubstanzen | Kohlenhydrate | 30–40 g | |
Eiweiß | 3–5 g | ||
Alkohol | 35–43 g | ||
Kohlensäure | 4–5 g | ||
Wasser | 840–900 g | ||
Vitamine | B1 (Thiamin) | 0,03–0,04 mg | 1,0–1,4 mg |
B2 (Riboflavin) | 0,3–0,4 mg | 1,2–1,6 mg | |
B6 (Pyridoxin) | 0,4–0,9 mg | 1,2–1,9 mg | |
H (Biotin) | 0,005 mg | 0,0–0,06 mg oder 0,15 mg[42] | |
Nikotinsäure (Niacin) | 6–9 mg | 13–18 mg | |
Folsäure | 0,04–0,8 mg | 0,4–0,6 oder 0,2 mg[42] | |
Pantothensäure | 0,9–1,5 mg | 6 mg | |
Elemente | Kalium | 420–570 mg | 2000 mg |
Phosphor | 0,12–0,32 g | ||
Schwefel | 0,1–0,2 g | ||
Magnesium | 80–100 mg | 300–400 mg | |
Kalzium | 40–100 mg | 1000–1200 mg oder 800 mg[42] | |
Silicium | 0,01–0,04 g |
Vitamine und Mineralstoffe
Bei moderatem Konsum kann Bier eine gute Quelle vieler wasserlöslicher Vitamine sein, darunter die B-Vitamine Riboflavin, Folsäure, Pantothensäure, Pyridoxin und Niacin. Thiamin ist nur in geringen Mengen vorhanden, da es während der Gärung von der Hefe abgebaut wird. Da Alkohol die Thiaminaufnahme hemmt, kann das vorhandene Thiamin schlechter verwertet werden. Fettlösliche Vitamine werden während des Brauprozesses abgeschieden und gelangen dadurch nicht ins Endprodukt. Vitamin C ist zwar in Gerste und grünem Malz vorhanden, wird aber beim Darren zerstört. Manchen Bieren wird es als Antioxidationsmittel zugesetzt.[43]
Bier ist reich an Kalium, Magnesium, Selen und Silicium, enthält aber nur wenig Calcium, Eisen und Zink. Das hohe Kalium-Natrium-Verhältnis macht Bier gut geeignet für eine natriumarme Ernährung. Da Alkohol diuretisch wirkt, kann Bier einen Mineralstoffverlust begünstigen.[43]
Aromastoffe
Bier enthält zahlreiche Aromastoffe, die für den Geruch und Geschmack verantwortlich sind. Dabei unterscheiden sich Art und Menge der Aromastoffe je nach Biersorte. Alkoholfreie Biere enthalten – neben dem Alkohol – auch andere Aromastoffe nur in geringerer Konzentration als herkömmliche Biere. Eine Auswahl ist in der folgenden Galerie zu sehen.[44]
- Auswahl einiger Aromastoffe im Bier
-
Ethanol ist der Aromastoff mit dem größten Aromawert.
-
Humulon – ein Bitterstoff aus dem Hopfen
-
Linalool sorgt für einen hopfigen Geruch.
-
Furaneol sorgt für Karamellnoten in dunklen Bieren.
Gesundheit und Risiken
Als alkoholhaltiges Getränk kann Bier eine starke psychische und im späteren Verlauf körperliche Abhängigkeit hervorrufen – also süchtig machen – und zur Alkoholkrankheit führen. Da in vielen Regionen der Konsum von Bier[45] und Wein in größeren Mengen gesellschaftlich anerkannt ist und so nicht als auffälliges Verhalten gilt, wird das Suchtverhalten von den Betroffenen und ihrem Umfeld tendenziell später erkannt als bei anderen Substanzen.
Herz und Kreislauf
Biersorte | Polyphenole in mg/l |
---|---|
Alkoholfrei | 366 ± 73 |
Lager | 452 ± 86 |
Pils | 484 ± 37 |
Weizen | 504 ± 44 |
Ale | 563 ± 52 |
Trappistenbier | 622 ± 77 |
Bock | 875 ± 168 |
Bier ist eine wesentliche Quelle polyphenolischer Antioxidantien, welche vor Arteriosklerose schützen können. In den Vereinigten Staaten steht Bier an Platz 3 der Antioxidantienlieferanten in Getränken und liefert pro Kopf etwa die doppelte Menge wie Rotwein. In Tiermodellen konnte eine Schutzwirkung von Bier mit und ohne Alkohol nachgewiesen werden, teils war der Effekt in alkoholhaltigem Bier aber stärker.[47]
Der Polyphenolgehalt von Bier unterscheidet sich zwischen verschiedenen Sorten deutlich. Den größten Beitrag zum antioxidativen Effekt liefern Syringasäure, Sinapinsäure, Kaffeesäure und Ferulasäure.[46]
Glutenunverträglichkeit
Für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) sind praktisch alle konventionell gebrauten Biere aufgrund des im Braugetreide (Gerste und Weizen) enthaltenen Glutens für den Konsum nicht oder nur eingeschränkt geeignet. Aus Getreidesorten, die kein Gluten enthalten, wird glutenfreies Bier gebraut. Verwendet werden dafür unter anderem Mais, Reis, Hirse, Sorghum oder Buchweizen. Diese alternativen Getreidesorten sind jedoch oft nur ineffizient zu verarbeiten oder weisen geschmackliche Abweichungen auf.[48] Traditionell zubereitetes Bier oder bierähnliche Getränke auf der Basis dieser Sorten sind in verschiedenen Regionen der Welt verbreitet, so das japanische Sake aus Reis, das aus Mais hergestellte Chicha in Südamerika oder die auf Hirse basierenden Getränke Tella, Dolo, Pombe und Merisa in Afrika. Industriell produziertes glutenfreies Bier wird nach modernen Brauverfahren hergestellt und orientiert sich geschmacklich oft an handelsüblichen Bieren.[48]
Werbung zu gesundheitsbezogenen Wirkungen
Nach der Health-Claims-Verordnung ist Werbung für Bier mit gesundheitsbezogenen Angaben nicht gestattet.[49]
Kuriosa
Stärkstes Bier der Welt
Da die Bierhefe ab 12 % Alkoholgehalt abstirbt, bedarf es zum Erreichen höherer Konzentrationen unterstützender Verfahren. Diese sind die nachträgliche Zugabe frischer Hefe, das Entfernen abgestorbener Hefekulturen, das Entziehen von Wasser (Eisbock) oder andere Techniken. Dabei werden mittlerweile Werte über 60 % erreicht. Da es keine einheitlichen internationalen Maßstäbe dafür gibt, wie diese Biere hergestellt werden dürfen, sind sowohl die Rekorde als auch die Getränke selbst mit Vorsicht zu genießen.
Sonstiges
- Umgangssprachlich gibt es allerlei Bezeichnungen für Bier, etwa scherzhaft Gerstensaft oder Hopfenkaltschale.[50]
- Vergleichbar der Weinprobe gibt es die Bierprobe, bei der für ein interessiertes Publikum ein Angebot mit unterschiedlichen Biersorten und Biermarken vorgestellt wird. Diese fachkundige Beprobung wird meist von einem Biersommelier durchgeführt.
- Einer der international bekanntesten Bierverkoster war der Brite Michael Jackson.
- Zwei Fässer Bier waren 1835 die erste Fracht, die in Deutschland mit der Eisenbahn befördert wurde. Das geschah auf der Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth.[51]
- In Schweden ist Bier mit über 3,5-Vol-Prozent nicht frei im Handel erhältlich, sondern nur in Filialen der staatlichen Kette Systembolaget. In Finnland ist Bier bis 4,7-Vol-Prozent im freien Handel erhältlich, während höherprozentiges Bier nur in den staatlichen Alko-Läden verkauft wird. In Island und auf den Färöer sind in Supermärkten nur Leichtbiere bis 2,25- (Island) bzw. 2,7-Vol-Prozent (Färöer) erhältlich, während andere Biersorten in wenigen staatlichen Alkoholläden (Vínbúðin (Island) und Rúsdrekkasøla Landsins (Färöer)) vorgehalten werden. Für Norwegen existieren ähnliche Regelungen, wobei hier die Grenze bei 4,75-Vol-Prozent liegt.
- Der Codex Hammurapi, eine der ältesten Gesetzessammlungen der Welt, widmet sich besonders ausführlich dem Bier: Zahlreiche Paragrafen beschäftigen sich mit seiner Herstellung, dem Bierpreis und seiner Zuteilung. So hatten babylonische Provinzverwalter und Hohepriester Anrecht auf die Höchstmenge von rund fünf Litern pro Tag, den Hofdamen des Königs standen immerhin noch drei Liter zu,[52] jedem Tempelarbeiter fünf Brote und zwei Krüge Bier. Die Tradition des Haustrunks geht auf diese Zeit zurück.[53]
- In Biergärten und anderen Ausschanken hat das Bier aus Fässern zumeist die gekühlte Temperatur. Viele Menschen haben sehr individuelle Vorlieben bezüglich der richtigen Temperatur, zum Anpassen der Trinktemperatur gibt es Bierwärmer. In einem zugefügten Einhängegefäß befindet sich warmes Wasser. So kann ein Bier durch die Dauer des Einsatzes des Bierwärmers individuell temperiert werden.
- Es gibt in verschiedenen Ländern Bierparteien.
Tag des Bieres
- Der Internationale Tag des Bieres wird seit 2008 jährlich am ersten Freitag im August gefeiert.
- In der Schweiz wird seit dem 19. April 2012 der Tag des Schweizer Bieres gefeiert.[54]
- Der Deutsche Brauer-Bund feiert seit 1994 den Tag des Deutschen Bieres jeweils am 23. April.
Siehe auch
Literatur
- Hans Michael Eßlinger, Ludwig Narziß: Beer. In: Ullmann’s Encyclopedia of Industrial Chemistry. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2009. doi:10.1002/14356007.a03_421.pub2
- Ludwig Narziß: Abriss der Bierbrauerei. 7. Auflage. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2004, ISBN 3-527-31035-5.
- Michael Jackson: Bier. Dorling Kindersley, Starnberg 2005, ISBN 3-8310-0801-9.
- Klaus-Peter Gilbertz: Internationale Bibliographie zur Geschichte des Bieres, der Brauereien und des Brauwesens. 2. Auflage. Bergkirchen 2006, ISBN 3-00-016701-3.
- Brian Glover: Bier. Die besten Marken der Welt. Eurobooks Cyprus Limited, Limassol 2000, ISBN 978-3-89815-090-3.
- Gunther Hirschfelder, Manuel Trummer: Bier. Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute. Theiss Verlag-WBG, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-8062-3270-7.
- David Kenning: Bier: Brauereien und Sorten aus der ganzen Welt. Parragon Books, Bath 2006, ISBN 978-1-4454-1034-0.
Weblinks
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- Literatur von und über Bier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Olivier Robert: Bier. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Alle deutschen Biersorten (Webarchiv)
- Historische Biere
- Karte der Schreibweisen für Bier in Europa (Webarchiv)
Einzelnachweise
- ↑ Eintrag zu Bier. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 9. Februar 2016.
- ↑ Friedrich Kluge, Elmar Seebold: Bier. In: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 22. Auflage. 1989, S. 83 f. (Digitalisat im Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Wolfgang Pfeifer et al.: Bier. In: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Digitalisierte und von Wolfgang Pfeifer überarbeitete Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache. 1993 (Eintrag).
- ↑ Forscher wollen älteste Brauerei der Welt entdeckt haben bei spiegel.de (abgerufen am 4. Oktober 2018)
- ↑ Ältestes Bierrezept Chinas entschlüsselt auf science.orf.at, abgerufen am 6. April 2017, (Aus Jiajing Wang u. a.: Revealing a 5,000-y-old beer recipe in China. In: PNAS. 113(23), 2016, S. 6444–6448, doi:10.1073/pnas.1601465113).
- ↑ Oli Bloor, Ed Scott-Clarke and Katy Scott: The brewery that turns bread into beer. In: CNN. 18. Dezember 2017, abgerufen am 19. November 2020.
- ↑ Thomas Hengartner, Christoph Maria Merki (Hg.): Genussmittel. Ein kulturgeschichtliches Handbuch, Campus Verlag, Frankfurt, New York, Vorschau bei Google-Books, Seite 34
- ↑ Franz Meußdoerffer, Martin Zarnkow: Das Bier: Eine Geschichte von Hopfen und Malz. C.H. Beck Verlag, 2014, ISBN 978-3-406-66667-4, S. 35.
- ↑ Porst. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 23, ISBN 3-11-017535-5, S. 287 ff.
- ↑ Mikrobiologische Stabilisierung durch Hopfenextrakte, bei Fraunhofer-Institut, abgerufen im Februar 2024
- ↑ Tom Standage, Sechs Getränke, die die Welt bewegten, Artemis & Winkler, Düsseldorf 2006, S. 250
- ↑ Wundermittel Bier – Erstmal ein kühles Blondes: Die Geschichte des Bieres MDR, 1. August 2018
- ↑ Das Kloster als Unternehmen: Starkes Andechs-Bier für die Fastenzeit. Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, 23. Dezember 2001
- ↑ Pro-Kopf-Bierkonsum in Österreich 2022. Abgerufen am 4. Februar 2024.
- ↑ Bier. Eintrag Nr. 101 im Register der Traditionellen Lebensmittel des österreichischen Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus. abgerufen am 17. Februar 2013.
- ↑ Klassifizierung von Bier. Abgerufen am 8. Oktober 2020.
- ↑ Teresa Pistracher: 1.7 Bezeichnung. Abgerufen am 3. Juli 2022 (deutsch).
- ↑ Verordnung des EDI über Getränke SR 817.022.12, Art. 65.
- ↑ Wissenswertes rund um Bier Hopfen und Malz
- ↑ Stiftung Warentest: Alkoholfreies Bier – ein bisschen Alkohol In: Test, Heft 7/2008, Juli 2008.
- ↑ Stiftung Warentest: Alkoholfreies Bier – ein bisschen Alkohol In: Test, Heft 7/2008, Juli 2008.
- ↑ Nina Prell: Versteckte Promille – Wie riskant ist natürlicher Alkohol in Lebensmitteln? In: Focus. 29. April 2011.
- ↑ Eintrag zu Biereinteilung. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 19. September 2013.
- ↑ Infogram: Marktanteil Alkoholfreies Bier 2006 - 2017. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2020; abgerufen am 12. Juli 2020.
- ↑ Absatzverteilung von Biermischgetränken in Deutschland nach Sorten in den Jahren 2016 und 2017. Statista GmbH, abgerufen am 25. Januar 2019
- ↑ Barth Bericht 2022/23
- ↑ The Contribution made by Beer to the European Economy EU Report - March 2020. (PDF) Abgerufen am 9. Oktober 2020.
- ↑ EUROPEAN BEER TRENDSSTATISTICS REPORT - 2019 Edition. (PDF) Abgerufen am 9. Oktober 2020.
- ↑ Laut Deutscher Bierbrauer Bund ( vom 31. August 2017 im Internet Archive) (PDF; 18 kB), auf brauer-bund.de, abgerufen am 15. Januar 2021.
- ↑ Bierabsatz im Jahr 2019 um 1,9 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Pressemitteilung Nr. 032 vom 30. Januar 2020. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 12. Oktober 2020.
- ↑ a b Brauwirtschaft 2019. (PDF) Statistisches Bundesamt, abgerufen am 12. Oktober 2020.
- ↑ Absatz von Bier, betriebene Braustätten, Verbrauch von Bier. Abruftabelle. Statistisches Bundesamt, abgerufen am 12. Oktober 2020.
- ↑ Alkoholverbrauch geht im Corona-Jahr 2020 weiter zurück. Abgerufen am 28. Juni 2021.
- ↑ Bierabsatz 2023 um 4,5 % niedriger als im Vorjahr. In: destatis.de. Statistisches Bundesamt, 1. Februar 2024, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ Presse 1,4 % weniger Bier im Jahr 2024 abgesetzt. In: destatis.de. 3. Februar 2025, abgerufen am 3. Februar 2025.
- ↑ Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien, (PDF), Eidgenössische Zollverwaltung EZV, Stand vom 13. März 2018, abgerufen am 22. April 2018.
- ↑ Biersteuer, auf der Website der Eidgenössische Zollverwaltung EZV, abgerufen am 22. April 2018.
- ↑ Die Biersteuer in der Schweiz, (PDF; 508 kB), Eidgenössische Zollverwaltung EZV, Stand vom 12. März 2018, abgerufen am 22. April 2018.
- ↑ Ins Glas geschaut. In: Bier von hier. Im Land der Bierbrauer. Beilage der NZZ am Sonntag. und der Zentralschweiz am Sonntag. 22. April 2018, S. 8.
- ↑ Der Schweizer Biermarkt in Zahlen. (PDF; 219 kB). Eidgenössische Zollverwaltung EZV, Stand vom 27. Februar 2018, abgerufen am 22. April 2018.
- ↑ Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr ( vom 7. Mai 2010 im Internet Archive).
- ↑ a b c Richtlinie 90/496/EWG (PDF) des Rates vom 24. September 1990 über die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln
- ↑ a b Charles W. Bamforth: Beer: Health and Nutrition. Wiley-Blackwell, 2004, ISBN 0-632-06446-3, S. 106 ff.
- ↑ Hans-Dieter Belitz, Werner Grosch & Peter Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. 6. Auflage. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-73201-3, Kap. 20, S. 911–935, doi:10.1007/978-3-540-73202-0.
- ↑ DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 19. Dezember 2022.
- ↑ a b Alessandro Piazzon, Monica Forte, Mirella Nardini: Characterization of Phenolics Content and Antioxidant Activity of Different Beer Types. In: Journal of Agricultural and Food Chemistry. Band 58, Nr. 19, 2010, ISSN 0021-8561, S. 10677–10683, doi:10.1021/jf101975q.
- ↑ Joe A. Vinson: Beer: Is It Alcohol, Antioxidants, or Both? Animal Models of Atherosclerosis. In: Victor R. Preedy (Hrsg.): Beer in Health and Disease Prevention. Academic Press, 2009, ISBN 978-0-12-373891-2, S. 635–640.
- ↑ a b Glen P. Fox: Beer and Celiac Disease. In: Victor R. Preedy (Hrsg.): Beer in Health and Disease Prevention. Academic Press, 2009, ISBN 978-0-12-373891-2, S. 561–566.
- ↑ "Bekömmliches" Bier – Werbung mit gesundheitsbezogenen Angaben | Advant Beiten. Abgerufen am 22. Juni 2023.
- ↑ Hopfenkaltschale, Der Standard, 2005
- ↑ Das erste Frachtstück. In: Die Gartenlaube. Heft 17, 1891, S. 292 (Volltext [Wikisource]).
- ↑ Brockhaus: „Was so nicht im Lexikon steht“. Leipzig 1996, ISBN 3-7653-1551-6, S. 38.
- ↑ Hier schreibt der Chef Werner Dubach, Präsident der Eichhof Holding: Bierbrauer im goldenen Käfig. Handelszeitung, 26. Mai 2004.
- ↑ Tag des Schweizer Bieres 2014. ( vom 18. August 2014 im Internet Archive)