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„Satz von Heine-Borel“ – Versionsunterschied

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Der '''Satz von Heine-Borel''', auch '''Überdeckungssatz''' genannt, von den Mathematikern [[Eduard Heine]] und [[Emile Borel]] aufgestellt, ist ein Satz der [[Topologie (Mathematik)|Topologie]] [[Metrischer Raum|metrischer Räume]].
Der '''Satz von Heine-Borel''', auch ''Überdeckungssatz'', nach den Mathematikern [[Eduard Heine]] (1821–1881) und [[Émile Borel]] (1871–1956) benannt, ist ein Satz der [[Topologie (Mathematik)|Topologie]] [[Metrischer Raum|metrischer Räume]].<ref group="A">Gemäß der Monographie von Lutz Führer bezeichnet man den Satz auch als ''Überdeckungssatz von Heine-Borel-Groß''. In der französischen Fachliteratur wird dieses Theorem auch als ''théorème de Borel-Lebesgue'' bezeichnet.</ref>


== Aussage ==
Er zeigt die [[Äquivalenz]] zweier Definitionen der [[Kompakter Raum|Kompaktheit]].
Der Satz besagt, dass zwei unterschiedliche Definitionen der [[Kompakter Raum|Kompaktheit]] in endlichdimensionalen reellen [[Vektorraum|Vektorräumen]] [[Gleichwertigkeit|gleichwertig]] sind.


:Für eine Teilmenge <var>M</var> des '''R'''<sup><var>n</var></sup> (den metrischen Raum aller reellen [[Tupel|n-Tupel]] mit der [[Metrischer Raum|euklidischen Metrik]]) sind die folgenden beiden Aussagen äquivalent:
:Für eine Teilmenge <math>\mathcal{M}</math> des <math>\mathbb{R}^{n}</math> (der metrische Raum aller reellen [[Tupel|n-Tupel]] mit der [[Metrischer Raum|euklidischen Metrik]]) sind die folgenden beiden Aussagen äquivalent:
:#<var>M</var> ist [[beschränkt]] und [[abgeschlossen]].
:# <math>\mathcal{M}</math> ist [[beschränkt]] und [[Abgeschlossene Menge|abgeschlossen]].
:#Jede [[Offene Menge|offene]] [[Kompakter Raum#Definition|Überdeckung]] von <var>M</var> enthält eine endliche Teilüberdeckung.
:# Jede [[offene Überdeckung]] von <math>\mathcal{M}</math> enthält eine endliche [[Überdeckung (Mathematik)#Teilüberdeckung|Teilüberdeckung]].


Dieser Satz lässt sich speziell auf Teilmengen der Menge der reellen Zahlen '''R''' anwenden.
Dieser Satz lässt sich speziell auf Teilmengen der Menge der reellen Zahlen <math>\mathbb{R}</math> anwenden.


== Anmerkung und Gegenbeispiele ==
Dies gilt auch für andere, aber nicht für alle [[Metrischer Raum|metrischen Räume]]. Ein Gegenbeispiel ist '''R'''<sup><var>&infin;</var></sup>. In diesem metrischen Raum gilt für die abgeschlossene Kugel mit dem Radius 1 '''R'''<sup><var>&infin;</var></sup> Aussage 1, aber nicht Aussage 2.
Die Voraussetzung, dass der umgebende Raum der <math>\mathbb{R}^{n}</math> ist, ist wesentlich. Im Allgemeinen ist (Überdeckungs-)Kompaktheit nicht äquivalent zu Abgeschlossenheit und Beschränktheit.


Ein einfaches Gegenbeispiel liefert die [[diskrete Metrik]] auf einer unendlichen Menge <math>X</math>. Sie ist definiert durch
'''Siehe auch:''' [[Liste mathematischer Sätze]]
:<math>d(x,y) := \begin{cases}0 & \mathrm{f\ddot ur}\ x=y\\1 & \mathrm{f\ddot ur}\ x\ne y . \end{cases}</math>
In dieser Metrik ist ''jede'' Teilmenge von <math>X</math> abgeschlossen und beschränkt, aber nur die ''endlichen'' Teilmengen sind kompakt.


Weitere Gegenbeispiele sind alle unendlichdimensionalen [[Normierter Raum|normierten Vektorräume]].
[[en:Heine-Borel theorem]]


== Verallgemeinerung ==
[[Kategorie:Topologie]]
Für allgemeine metrische Räume gilt allerdings, dass die kompakten Mengen diejenigen sind, welche [[Vollständiger Raum|vollständig]] und [[totalbeschränkt]] sind.<ref>[[Jean Dieudonné|Dieudonné, Jean]]: ''Grundzüge der modernen Analysis. Band 1.'' Zweite, berichtigte Auflage. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1975, ISBN 3-528-18290-3, S.&nbsp;67–68 (Satz 3.16.1)</ref> Dies ist deshalb eine Verallgemeinerung, weil eine Teilmenge des <math>\mathbb{R}^{n}</math> genau dann vollständig ist, wenn sie abgeschlossen ist, und weil sie genau dann totalbeschränkt ist, wenn sie beschränkt ist.

== Literatur ==
* {{Literatur
|Autor=[[Lutz Führer]]
|Titel=Allgemeine Topologie mit Anwendungen
|Verlag=Vieweg
|Ort=Braunschweig
|Datum=1977
|ISBN=3-528-03059-3
|Seiten=95&nbsp;ff.}}
* {{Literatur
|Autor=[[Horst Schubert (Mathematiker)|Horst Schubert]]
|Titel=Topologie. Eine Einführung
|Auflage=4.
|Verlag=B. G. Teubner Verlag
|Ort=Stuttgart
|Datum=1975
|ISBN=3-519-12200-6
|Seiten=59&nbsp;ff.}}
* {{Literatur
|Autor=Bertrand Hauchecorne
|Titel=La théorème de Borel-Lebesgue
|Sammelwerk=Quadrature
|Band=97
|Datum=2015
|Seiten=9-11
|Online=[https://zbmath.org/1341.01025 ''zbMATH Open'']}}

== Weblinks ==
* [https://www.youtube.com/watch?v=zE5U84g5Yl0 Heine Borel] (Video, das einen Beweis des Satzes von Heine-Borel illustriert.)

== Einzelnachweise ==
<references />

== Anmerkungen ==
<references group="A" />


[[Kategorie:Analysis]]
[[Kategorie:Satz (Mathematik)|Heine-Borel, Satz von]]

Aktuelle Version vom 21. Juli 2025, 15:16 Uhr

Der Satz von Heine-Borel, auch Überdeckungssatz, nach den Mathematikern Eduard Heine (1821–1881) und Émile Borel (1871–1956) benannt, ist ein Satz der Topologie metrischer Räume.[A 1]

Der Satz besagt, dass zwei unterschiedliche Definitionen der Kompaktheit in endlichdimensionalen reellen Vektorräumen gleichwertig sind.

Für eine Teilmenge des (der metrische Raum aller reellen n-Tupel mit der euklidischen Metrik) sind die folgenden beiden Aussagen äquivalent:
  1. ist beschränkt und abgeschlossen.
  2. Jede offene Überdeckung von enthält eine endliche Teilüberdeckung.

Dieser Satz lässt sich speziell auf Teilmengen der Menge der reellen Zahlen anwenden.

Anmerkung und Gegenbeispiele

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Die Voraussetzung, dass der umgebende Raum der ist, ist wesentlich. Im Allgemeinen ist (Überdeckungs-)Kompaktheit nicht äquivalent zu Abgeschlossenheit und Beschränktheit.

Ein einfaches Gegenbeispiel liefert die diskrete Metrik auf einer unendlichen Menge . Sie ist definiert durch

In dieser Metrik ist jede Teilmenge von abgeschlossen und beschränkt, aber nur die endlichen Teilmengen sind kompakt.

Weitere Gegenbeispiele sind alle unendlichdimensionalen normierten Vektorräume.

Verallgemeinerung

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Für allgemeine metrische Räume gilt allerdings, dass die kompakten Mengen diejenigen sind, welche vollständig und totalbeschränkt sind.[1] Dies ist deshalb eine Verallgemeinerung, weil eine Teilmenge des genau dann vollständig ist, wenn sie abgeschlossen ist, und weil sie genau dann totalbeschränkt ist, wenn sie beschränkt ist.

  • Heine Borel (Video, das einen Beweis des Satzes von Heine-Borel illustriert.)

Einzelnachweise

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  1. Dieudonné, Jean: Grundzüge der modernen Analysis. Band 1. Zweite, berichtigte Auflage. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1975, ISBN 3-528-18290-3, S. 67–68 (Satz 3.16.1)
  1. Gemäß der Monographie von Lutz Führer bezeichnet man den Satz auch als Überdeckungssatz von Heine-Borel-Groß. In der französischen Fachliteratur wird dieses Theorem auch als théorème de Borel-Lebesgue bezeichnet.