Zum Inhalt springen

„Waldsterben“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|behandelt die öffentliche Debatte ab den 1980er Jahren, zu Schadensbildern und Ursachen allgemein siehe [[Waldschäden]]; zu weiteren Begriffen siehe [[Waldsterben (Begriffsklärung)]].}}
{{Neutralität}}
[[Bild:Waldschaeden Erzgebirge 3.jpg|thumb|right|200px|Abgestorbene Fichten im Erzgebirge – nicht verursacht durch Schädlinge: es fehlen die Spuren im Holzkörper – man sieht jedoch weder überlebende Fichten noch andere Baumarten oder Sträucher (1998)]]
[[Datei:Waldschaeden Erzgebirge 3.jpg|mini|Abgestorbene Fichten im [[Erzgebirge]] (1998)]]
'''Waldsterben''' bezeichnet das Auftreten von großflächigen Schädigungen des [[Wald]]baumbestands durch [[Saurer Regen|sauren Regen]], [[Ozon]], [[Schwermetall]]en etc. welches im extremstem Fall zu einem Absterben des Waldes führt.


Als '''Waldsterben''' (auch: '''neuartige Waldschäden''') werden [[Waldschäden|Schädigungen des Waldes]] bezeichnet, die seit etwa 1980 großflächig auftreten. Das Verbreitungsgebiet umfasst [[Mitteleuropa|Mittel-]], [[Nordeuropa|Nord-]] und [[Osteuropa]]. Charakteristisch ist, dass sich die Schadensbilder im [[Wald]] unabhängig von [[Klima]], Standort und [[waldbau]]lichen Praktiken zeigen. Die Symptomatik differiert zwischen Holzarten, Regionen und Forstorten.
== Einleitung ==
[[Bild:Waldschaeden Erzgebirge 1.jpg|thumb|left|200px|Großflächige Schäden im Erzgebirge auf gut 1000 m Höhe (1998)]]
In Deutschland befand man 1983 gut ein Drittel des Waldes für krank. Im Jahre [[2002]] sind nach dem offiziellen [[Waldzustandsbericht|Waldschadensbericht]] nur noch rund 35% aller Waldbäume als völlig gesund zu bezeichnen, im Jahre [[2003]] sind es noch 31%.
2004 waren nur 28 Prozent der Bäume Deutschlands ohne sichtbaren Schäden, während knapp ein Drittel schwere Schäden hatte.
Das in den 80er Jahren befürchtete, sich durch die damalige Entwicklung abzeichnende, großflächige Absterben von Wäldern ist – auch in den damaligen Hauptschadgebieten – nach Investitionen von über 196 Millionen Euro in die Waldsanierung aber ausgeblieben. Die [[Emission (Umwelt)|Emissionen]] an [[Schwefeldioxid]] und [[Stickoxid]]en wurden in der „alten“ [[Bundesrepublik Deutschland|Bundesrepublik]] seit 1980 durch umfangreiche Maßnahmen zur Luftreinhaltung, die man als Reaktion auf das „Waldsterben“ vornahm, erheblich vermindert [http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/archiv/um/natkult/Entaus.pdf (s. externen Graphen)]. Auch der Zusammenbruch einiger [[Planwirtschaft]]en um 1990 hat zu einer weiteren, weitaus erheblicheren Verminderung der Schadstoffeinträge beigetragen.


Typische Merkmale des geschädigten Waldes:
== Symptome ==
* Auflichtung des [[Baumkrone|Kronenbereichs]] aufgrund vorzeitigen Blattfalls
Typische [[Symptom]]e an betroffenen Bäumen sind so genannte [[Angsttriebe]], bei [[Nadelbäume]]n auch das Vergilben der Nadeln und das [[Lamettasyndrom]]. Bei zu starkem Vitalitätsverlust kommt es zum Absterben des Baumes.
* Ausbildung weniger und kleinerer Blattorgane sowie Verzweigungsanomalien,
* geringe Reproduktionsfähigkeit des [[Baumwurzel|Wurzelsystems]] und verminderte Interaktion mit [[Mykorrhiza]]-Pilzen
* Absterben von Feinwurzeln


Eine einzelne auslösende Ursache des Waldsterbens konnte nicht ermittelt werden. Zentral scheinen die komplexen Wirkungen verschiedener Luftschadstoffe zu sein.<ref name="Lex321">{{Literatur |Autor=Schütt, Schuck, Stimm |Titel=Lexikon der Baum- und Straucharten |Verlag=Nikol |Ort=Hamburg |Datum=2002 |ISBN=3-933203-53-8 |Seiten=563 f.}}</ref> Neuerdings sterben vermehrt ältere Bestände und Einzel[[Baum|bäume]] zahlreicher Baumarten, was in Zusammenhang mit dem [[Globale Erwärmung|Klimawandel]] gesehen wird.
== Wissenschaftlich meistdiskutierte Ursachen ==
Durch die [[anthropogen]] bedingte Versauerung der Böden durch den [[Saurer Regen|sauren Regen]] kommt es zu Schädigungen der [[Feinwurzel]]n der Bäume und der mit den Bäumen in [[Symbiose]] lebenden [[Mykorrhiza]], die für die Aufnahme von [[Mineralstoff]]en entscheidend sind. Die Versorgung des Baumes mit [[Wasser]] und Mineralstoffen wird beeinträchtigt.


== Hintergrund ==
Ein Folgeproblem der Versauerung ist die Freisetzung von Ionen von [[Schwermetall]]en und [[Aluminium]], die stark [[toxisch]] wirken.
[[Datei:Waldschaeden Erzgebirge 2.jpg|mini|Völlig devastierter Waldhang im tschechischen [[Erzgebirge]] 1998 – Ursache für dieses großflächige Absterben waren die Rauchgase aus veralteten Braunkohlekraftwerken.]]
[[Datei:Rettet-den-wald-alsfeld.jpg|mini|„Rettet den Wald“-Denkmal, aufgestellt 1985 anlässlich des 25. [[Hessentag]]s in [[Alsfeld]]]]


Der Begriff Waldsterben spiegelte gesellschaftlich die in den [[1980er]] Jahren speziell in der [[Westdeutschland|Bundesrepublik Deutschland]], [[Österreich]] und in der [[Schweiz]] verbreitete Besorgnis wider, dass der Waldbestand in Gefahr sei und die Wälder in naher Zukunft großflächig vom Absterben bedroht seien.<ref>[[Hansjörg Küster]]: ''Geschichte des Waldes.'' C. H. Beck, 1998, ISBN 3-406-50279-2, Kapitel 22, „Waldsterben“</ref> Die Besorgnis bezog sich nicht auf spezielle neue [[Waldschäden#Waldzustandsbericht und Schadstufen|Waldschadensbilder]], sondern darauf, dass die Symptomatik in Gebieten fern von nennenswerten Emissionsquellen auftrat, eine weite geographische Verbreitung einnahm und mehrere Baumarten davon betroffen waren.<ref name="Willimann" /> Dies wurde Mitte der 1970er Jahre festgestellt und seitdem insbesondere in Mittel- und Nordeuropa öffentlich angesprochen.<ref name="Willimann">Ivo Willimann, Helena Egli-Broz: ''Ökologie: Einführung in die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur.'' Compendio Bildungsmedien 2010, ISBN 978-3-715-59446-0, S. 140; [http://books.google.de/books?id=WvsH0xXV00EC&lpg=PA140&dq=Waldsterben&hl=de&pg=PA140#v=onepage&q=Waldsterben&f=false online] in [[Google Bücher]]</ref> [[Datei:DBP 1985 1253 Rettet den Wald.jpg|mini|hochkant|Kampagne „Rettet den Wald“: [[Briefmarken-Jahrgang 1985 der Deutschen Bundespost|Briefmarke der Deutschen Bundespost von 1985]]]]Das Waldsterben war in den 1980er-Jahren eines der bedeutendsten Umweltthemen in den deutschsprachigen Ländern.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Bernhard Pötter]] |url=https://taz.de/35-Jahre-Waldsterben/!5014939/ |titel=Hysterie hilft |titelerg=Weltuntergang. Vor 35 Jahren warnten Professoren und Fernsehsendungen davor, dass der deutsche Wald bald sterben werde. Heute gibt es ihn immer noch. Alles Panikmache – oder die Geschichte einer erfolgreichen Rettung? Und was lernen wir daraus für den Klimawandel? |hrsg=[[Die Tageszeitung]] |seiten=29–31 |datum=2015-03-28 |abruf=2017-06-01 |zitat=Die Reaktionen auf das Waldsterben haben die deutsche Umweltpolitik so nachhaltig geprägt wie keine andere Ökodebatte.}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Frank Sieber |url=https://www.nzz.ch/schweiz/vom-tod-gezeichnet-1.18411935 |titel=Vom Tod gezeichnet |titelerg=Waldsterben im Rückblick |hrsg=[[Neue Zürcher Zeitung]] |datum=2014-10-27 |abruf=2017-06-01}}</ref> In der Bundesrepublik Deutschland hatte die Debatte um das Absterben des Waldes erhebliche politische, industriepolitische und gesellschaftliche Auswirkungen und gilt als einer der Gründe für den Aufstieg der Partei der [[Bündnis 90/Die Grünen|Grünen]]. In der ersten Hälfte der 1980er Jahre gab es quer durch die westdeutsche Gesellschaft sowie in der gesamten Parteienlandschaft einen Konsens über die Dringlichkeit und Schwere des Themas.<ref>Roland Schäfer, Birgit Metzger: ''Was macht eigentlich das Waldsterben?'' In: Patrick Masius, Ole Sparenberg, Jana Sprenger (Hrsg.): ''Umweltgeschichte und Umweltzukunft. Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin.'' Göttingen 2009, S. 201–228, S. 206/208.</ref> Als Ursache stand [[saurer Regen]] im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Mögliche weitere Ursachen wie falsche Bestockung oder zeitweise Trockenheit wurden lange nicht diskutiert. Infolge der Waldsterbensdebatte wurden politische Maßnahmen ergriffen, die eine deutliche Verringerung der Emissionen bewirkten. Es lässt sich nicht sagen, wie sich der Zustand des Waldes ohne Einführung dieser Maßnahmen entwickelt hätte.<ref name="hoppenstedt" />
Zur verminderten Aufnahmemöglichkeit von Mineralstoffen wie [[Calcium]], [[Kalium]] und [[Magnesium]] tritt deren verminderte Verfügbarkeit durch verstärkte Auswaschung.


Aus Sichtweise der [[Umweltgeschichte]] ermöglicht die Waldsterbensdebatte einen vertieften Blick auf Gesellschaft und Politik der Bundesrepublik Deutschland der 1980er Jahre.
Schädigungen der [[Stoma (Botanik)|Stomata]] der [[Blatt (Pflanze)|Blätter]] durch [[Säure]] und [[Ozon]] nehmen den [[Baum|Bäumen]] die Möglichkeit, ihre [[Verdunstung]] zu regulieren. Die Störungen bei der Aufnahme von [[Wasser]] werden also durch Störungen bei der Wasserdampfabgabe kompliziert.


Das Waldsterben weist nicht nur typische Charakteristika eines modernen [[Umweltproblem]]s auf, sondern war deutlich in die damalige historische Krisensituation eingebettet. In dem Sinne sei das Waldsterben über den Umweltaspekt hinaus ein Bestandteil der [[Zeitgeschichte]].<ref>Roland Schäfer, Birgit Metzger, in Patrick Masius, Ole Sparenberg, Jana Sprenger (Hrsg.): [http://webdoc.sub.gwdg.de/univerlag/2009/umweltgeschichte_umweltzukunft.pdf ''Was macht eigentlich das Waldsterben? Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin.''] (PDF; 4,1&nbsp;MB), Graduiertenkolleg Interdisziplinäre Umweltgeschichte, Umweltgeschichte und Umweltzukunft (2009)</ref>
== Das Waldsterben – nur ein Medienklischee? ==
[[Bild:Waldschaeden Erzgebirge 2.jpg|thumb|right|300px|Völlig devastierter Waldhang im tschechischen [[Erzgebirge]] 1998]]
Es wird verschiedentlich die Vermutung geäußert, es handele sich beim „Waldsterben“ um ein typisch deutsches Phänomen. Ausländische Medien haben den Begriff immer für übertrieben gehalten. Wenn die Franzosen von „Le waldsterben“ sprechen, spielen sie damit auf die nationalistisch gefärbte, [[Romantik|romantisch]]e Waldverliebtheit der Deutschen und ihre Neigung zu dramatischen Übertreibungen an. Verwunderlich ist jedenfalls, dass es in [[Frankreich]] und [[Großbritannien und Nordirland|Großbritannien]] oder beim Baumbestand des [[New York City|New York]]er Central Park, der jahrelang stärksten Auto-, Kraftwerk- und Industrieabgasen ausgesetzt war, kein Waldsterben zu geben scheint. Wohl aber kennt man größere flächenhafte Baumschäden im [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]], im [[Bayrischer Wald|Bayrischen Wald]], im [[Erzgebirge]] und in den im Osten an Deutschland grenzenden Ländern.


Nach den Ergebnissen eines von [[Roderich von Detten]] geleiteten Forschungsprojekts zum Waldsterben sei die außerordentliche emotionale Intensität der Debatten insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland nicht alleine von der forstbotanischen Realität her zu verstehen. Von einigen Kritikern<ref>Das sogenannte Waldsterben. Rudi Holzberger. Verlag: Eppe 2002, ISBN 3-89089-750-9, Erstauflage 1995 als Dissertation in Konstanz</ref> wurde das Waldsterben als reines Medienphänomen betrachtet,<ref name="Goet" /> welches ein übertriebenes, apokalyptisches Szenario heraufbeschworen und [[Alarmismus]] ausgelöst hätte.
Tatsache ist, dass die beschriebenen Schäden vermehrt in solchen Gegenden zu beobachten sind, in denen die Schadstoffbelastung, z.B. durch direkte, überhohe [[Schwefeldioxid]]-[[Immission]]en, extrem hoch ist, so dass die Blätter und Nadeln der Bäume direkt geschädigt werden. Solche direkten Belastungen sind aber eher selten. In anderen Fällen ist es verwunderlich, dass die beobachteten Schäden in so genannten [[Reinluftgebiet]]en auftraten, die überhaupt nicht umweltbelastet waren. Andererseits ist zu beobachten, dass die gemessenen Schäden insbesondere nach starken Witterungseinflüssen wie dem Harten Winter 1978/1979 oder dem trockenem Sommer 2003 ihre Spitzenwerte erreichten und in der Vergangenheit in den Folgejahren wieder abnahmen.


Dass die Waldsterbensdebatte Ende der 2010er wieder in den Medien erschien, ist in direktem Zusammenhang mit dem Paradigma der [[Klimakrise]] zu sehen, die nun die öffentliche Diskussion beherrschte. So verkündete der [[Bund Deutscher Forstleute]] – wie das in der Zeit auch viele Länder und Kommunen machten – einen „[[Klimanotstand]] für den Wald“.<ref name="BDF">''[https://www.forstwirtschaft-in-deutschland.de/aktuelles/news-detailansicht/news/klimakatastrophe-bdf-ruft-klimanotstand-fuer-den-wald-aus/ Klimakatastrophe: BDF ruft Klimanotstand für den Wald aus.]'' In: forstwirtschaft-in-deutschland.de, 16. Juli 2019.</ref>
Interessant ist auch, dass aus dramaturgischen Gründen in Fernsehberichten der 80er Jahre – mangels anderer signifikanter Stellen – immer wieder nur einige wenige, stark zerstörte Waldgebiete im [[Harz (Mittelgebirge)|Harz]] oder [[Erzgebirge]] gezeigt wurden, die mit ihren abgestorbenen Bäumen stellvertretend für das angeblich großflächige Waldsterben in ganz Deutschland standen. Derart gravierende Schäden wurden aber nirgendwo sonst beobachtet.


== Begriff ==
Der Journalist Rudi Holzberger kommt daher in seiner Dissertation ''Das sogenannte<!--sic!--> Waldsterben'' (Konstanz, 1995) zu dem Schluss, dass es sich bei dem Phänomen nur um ein Medien-[[Klischee]] handelt, das stereotyp verbreitet wird und ein Walduntergangsszenario heraufbeschwört. Die Kritik entzündet sich hierbei vor allem an dem umstrittenen Messverfahren als Grundlage des [[Waldzustandsbericht|Waldzustandsberichtes]], das auf einer quantitativen Erfassung von Laub- und Nadelverlust basiert.
[[Datei:Fichtensterben Brocken Harz-20200823.JPG|mini|300px|Durch [[Borkenkäfer]]befall und Trockenheit abgestorbene [[Fichten]] auf dem [[Brocken]] ([[Harz (Mittelgebirge)|Harz]])]]


Zwischen dem Waldsterben und den frühen „Rauchschäden“ bestehen Parallelen im Schadensbild. Ende der 1970er wurden die [[Braunkohle]]vorkommen in der Bundesrepublik Deutschland, der DDR und [[ČSSR]] vermehrt genutzt. Wegen mangelndem [[Umwelttechnik|technischen Umweltschutz]] entstanden Schäden, die an die Rauchschäden aus der Frühzeit der [[Industrialisierung]] erinnerten.<ref name="MB" /><ref name="hoppenstedt">[http://www.waldsterben.uni-freiburg.de/projekt/teilstudie-2 waldsterben.uni-freiburg.de ''Und ewig sterben die Wälder''] Roland Schäfer – „Lamettasyndrom“ und „Säuresteppe“: Das Waldsterben und die Forstwissenschaften 1979–2007.</ref>
Es hat offenbar schon lange vor der [[Industrialisierung]] und dem damit verbundenen vermehrten Schadstoffausstoß vergleichbare Waldschäden gegeben, die als [[Rauchschäden]] bezeichnet wurden. Diese waren aber lokal begrenzt und eindeutig dem Verursacher zuzuordnen. Ihnen wurde in späteren Jahrhunderten durch die Entwicklung hoher Schornsteine begegnet. Dies wird etwa durch einen Blick auf gemalte Landschaftsbilder aus früheren Jahrhunderten deutlich, auf denen dieselben Schäden an Baumwipfeln zu sehen sind, für die man heute den sauren Regen, das Ozon oder Schwermetalle verantwortlich macht. Nur teilweise lässt sich dafür die bereits im [[Mittelalter]] begonnene [[Verhüttung]] [[sulfid]]reicher Erze verantwortlich machen.


Neu war die Vorstellung eines sterbenden Waldorganismus – statt sterbender Einzelbäume. Die Grundlage boten holistische Konzepte wie der 1922 eingeführte [[Dauerwald]]-Begriff des Forstwissenschaftlers [[Alfred Möller (Forstwissenschaftler)|Alfred Möller]]. Bevor der Begriff Waldsterben geprägt wurde, wandelte sich die Sicht auf das Problem und machte es zu einem emotional behafteten Thema. Die kulturgeschichtliche Bedeutung des „[[Deutscher Wald|deutschen Waldes]]“ und die Sorge vor einem [[Able Archer 83|Atomkrieg]] etablierten das Waldsterben als überparteiliches Kollektivsymbol.<ref>[https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-20551 Rezension], Johannes Zechner: Rezension zu: von Detten, Roderich (Hrsg.): ''Das Waldsterben. Rückblick auf einen Ausnahmezustand.'' München 2013, in: H-Soz-u-Kult, 9. Dezember 2013.</ref>
Laut einem Artikel in [[Nature]] heile der Großteil der im [[Waldzustandsbericht]] als geschädigt gezählten Bäume von selbst. Der Bericht sei deshalb irreführend. Es gäbe keinen Grund von einem Waldsterben zu sprechen. Dem steht entgegen, dass die Zahl der schwer geschädigten Bäume nicht abnimmt.


Fachwissenschaftlich wurde der Begriff nicht lange verwendet und bald durch ''neuartige Waldschäden'' abgelöst, wohingegen er im allgemeinen Sprachgebrauch weiterhin verankert ist.<ref name="Goet">Fast vergessene Debatten der Umweltgeschichte Was macht eigentlich das Waldsterben? Roland Schäfer, Birgit Metzger, in Masius, Patrick Sparenberg, Ole Sprenger, Jana (Hrsg.): ''Umweltgeschichte und Umweltzukunft Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin.'' Universitätsverlag Göttingen, ISBN 978-3-940344-69-4, S. 201–221.</ref>
== Positive Wirkungen von Schadstoffen auf Bäume ==


Ab Mitte der 2010er spricht man auch von „neuartigem Baumsterben“, und der Begriff Waldsterben wurde weniger verwendet. Der [[Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland]] (BUND) grenzt das durch die Klimakrise bedingte Waldsterben der 2010er Jahre als „Waldsterben 2.0“ gegenüber dem Waldsterben der 80er Jahre ab.<ref>BUND: [https://www.bund-naturschutz.de/wald/waldsterben-20.html „Waldsterben 2.0“]</ref>
Im Gegensatz zu dem Klischee mit den „üblichen Verdächtigen“ haben gründlichere und sorgfältigere wissenschaftliche Untersuchungen in jüngerer Zeit gezeigt, dass unter bestimmten Bedingungen für die angeblich nur schädigenden Luftinhaltsstoffe durchaus auch Nutzwirkungen erkennbar sind. Dies gilt insbesondere für die mineralischen Kohlenaschen und deren chemische Bestandteile. Ob Schwefel- oder Stickstoffverbindungen schaden oder nutzen, hängt also von den jeweiligen Umständen ab. Ob [[Calcium]], [[Magnesium]], [[Selen]], [[Molybdän]], [[Zink]], [[Fluor]] und [[Iod]] im Überschuss und reichlich vorhanden oder im Mangel sind und fehlen, ist ganz entscheidend dafür, ob der Wald gut gedeiht oder nicht.


== Alternative Ursachen ==
== Verlauf ==
[[Datei:Waldschaeden06.gif|mini|hochkant=2|Entwicklung der Waldschäden in der Bundesrepublik]]
Wenn aber weniger der saure Regen, die [[Schwermetall]]belastung oder das Ozon für die Baumschäden verantwortlich sind, was dann? Man neigt heute immer mehr zu der Annahme, dass das so genannte Waldsterben weniger auf vom Menschen verursachte Umweltgifte zurückzuführen ist, als vielmehr auf den Einfluss von natürlichen [[Schädling]]en, etwa den Befall durch [[Pilze]], durch die [[Raupe]]n des [[Schwammspinner]]s und vor allem durch [[Borkenkäfer]].
Die wissenschaftlichen Betrachtungen zum Waldsterben lassen sich in drei Phasen aufteilen.


=== Frühe 1980er Jahre ===
Bei diesen Schadorganismen kommt es, bedingt durch für sie günstige Witterungsbedingungen – etwa besonders heiße und trockene Sommer – zu bestimmten Zeiten zu Massenvermehrungen, die derart gravierend sein können, dass von den Schädlingen heimgesuchte Waldgebiete stark geschädigt werden.
Ab 1979 warnten die Forstwissenschaftler [[Bernhard Ulrich (Forstwissenschaftler)|Bernhard Ulrich]] und [[Peter Schütt (Forstwissenschaftler)|Peter Schütt]] vor einem bevorstehenden bzw. stattfindenden Waldsterben und forderten eine Verbesserung der Luftreinhaltung.<ref>{{Der Spiegel |ID=14347006 |Autor=o.&nbsp;V. |Titel=Säureregen: Da liegt was in der Luft |Jahr=1981 |Nr=47 |Seiten=96–110}}</ref> Massenmedien griffen diese Warnungen auf; eine Titelgeschichte des [[Der Spiegel|Spiegel]] im November 1981 brachte dem Thema den öffentlichen Durchbruch.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9274232.html Spiegel, Hausmitteilung Betr.: Waldsterben 1/1994] In den Heften 47, 48 und 49 erschien ein dreiteiliger Bericht</ref><ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/index-1981-47.html Spiegel-Archiv Ausgabe 47/1981]</ref>


Mitte 1983 war das Waldsterben auch als Forschungsgegenstand etabliert. Als Konsens der Ursachen etablierte sich ein Stresskomplex mit regional unterschiedlicher Gewichtung unter entscheidender Mitwirkung von Luftverunreinigungen wie dem [[Saurer Regen|sauren Regen]]. Damit wurden die durchaus unterschiedlichen und auch kontrovers diskutierten Wirkungspfade und [[Schadstoff]]e zusammengefasst. Im Jahr 1983 (kurz nach dem Amtsantritt des [[Kabinett Kohl I]]) wurde die öffentliche Debatte besonders intensiv geführt. Bei der [[Landtagswahl in Hessen 1983|Landtagswahl in Hessen am 25. September 1983]] zogen erstmals Die Grünen in ein Landesparlament ein.
Besonders [[Fichten]]-[[Monokultur]]en sind davon stark betroffen, so dass man z.B. am Westhang des [[Lusen]] im [[Nationalpark Bayerischer Wald]] dazu übergegangen ist, die bestehenden und daher anfälligen [[Reinbestände]] behutsam in Richtung Bergmischwald zu erneuern.
Der Bundestag beschloss effektive Maßnahmen zur Luftreinhaltung, die über das [[Bundes-Immissionsschutzgesetz]] zur [[Luftreinhaltung]] von 1971 hinausgingen. Dazu zählte der Einbau von [[Rauchgasentschwefelung]]sanlagen in [[Kraftwerk]]en, die die Hauptemittenten von [[Schwefeldioxid]] waren.


Die Bezeichnung „neuartige [[Waldschäden]]“ galt zunächst als [[Euphemismus]], hat sich aber nach 1983<ref name="Schäfer/Metzger_S.210">R. Schäfer, B. Metzger: ''Was macht eigentlich das Waldsterben?'' In: P. Masius u. a. (Hrsg.): ''Umweltgeschichte und Umweltzukunft: Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin.'' Universitätsverlag Göttingen, 2009, ISBN 978-3-940344-69-4, S. 210.</ref> für die festgestellten Schadensbilder etabliert. In der [[Forstwissenschaft]] wird seitdem nicht mehr von einem Waldsterben gesprochen.<ref name="Schäfer/Metzger_S.210" />
In Zeiten, in denen die Schädlinge witterungsbedingt das Nachsehen haben, erholt sich der Wald meistens recht schnell. Leider begünstigt die Witterung der letzten Jahre auch [[Gradationen]] in Gebieten, wo sie bisher unbekannt waren. Die heutige potentielle natürliche Vegetation ([[hpnV]]) entfernt sich auch in den wenigen noch vorhandenen, nicht direkt vom Menschen beeinflussten Gebieten zunehmend von dem bisher gewohnten Baumbestand.


=== Späte 1980er Jahre ===
Auffallend ist, daß Bundesländer mit durchweg jüngerem Baumbestand wie z.B. Niedersachsen durch die Trockenheit 2003 deutlich weniger gelitten haben als solche mit älterem Baumbestand wie z.B. Bayern oder Baden-Württemberg. Leider teilt der Waldzustandsbericht hier nur grob zwei Altersklassen ein: bis 60 Jahre und über 60 Jahre.
1983/84 bis 1992 setzte eine Normalisierung des Umgangs der Forstwissenschaftler mit dem Waldsterben ein, das zunehmend weniger politisch und emotional besetzt war. In der [[Bundesrepublik Deutschland]] befand man 1984 gut ein Drittel des Waldes für geschädigt, was alle denkbaren Waldschäden subsumiert. Diese Waldschäden wurden zunehmend primär als wissenschaftliche Fragestellung behandelt, viele der vermeintlichen Waldsterbe-Symptome stellten sich als Fehldeutungen heraus; als Indikatoren für den Waldzustand verblieben hauptsächlich Kronenverlichtungen und Blatt- bzw. Nadelvergilbungen, die in jährlichen Waldzustandserhebungen und laufenden Untersuchungen quantitativ erfasst wurden. Die Beschäftigung mit den Waldschäden in der Forschung reduzierte sich danach erheblich.


=== 1990er und 2000er Jahre ===
Beim sog. Holzvorrat, also der Menge an 'erntereifem' oder sogar 'überreifem' Holz steht Deutschland in Europa deutlich an der Spitze, der Holzvorrat steigt beständig an. Unsere Wälder werden im Schnitt also immer älter, immer anfälliger und damit tendenziell immer kränker.
In der dritten Phase, von 1992 bis in die 2000er Jahre, differenzierte sich die reine Waldschadensforschung in eine breiter angelegte Waldökosystemforschung. Trotz intensiver Forschung konnte keine abschließende Wirkungskette ermittelt werden, die gemeinsame Hauptursache wurde in [[Luftschadstoff]]en gesehen, die über große Distanzen transportiert werden.<ref name="Lex321" />


Die Schadstoffbelastung wurde nach der Abschaltung vieler ostdeutscher [[Braunkohlekraftwerk]]e nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]], die bis dahin weitgehend ohne Filteranlagen arbeiteten, nochmals reduziert. Daraufhin fiel der Gesamtausstoß von Schwefeldioxid in Deutschland von zuvor rund 7,5&nbsp;Mio. Tonnen pro Jahr während der 1970er und frühen 1980er Jahre auf rund 0,5&nbsp;Mio. Tonnen für die Jahre nach der Jahrtausendwende.<ref>{{Webarchiv |url=http://www2.ier.uni-stuttgart.de/publikationen/pb_pdf/Friedrich_Stuttgart_2007.pdf |text=''Luftschadstoffemissionen – Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und Projektion in die Zukunft'' |wayback=20130927051659}} (PDF; 1,0&nbsp;MB). [[Universität Stuttgart]], abgerufen am 27. Mai 2013.</ref> Ab Mitte der 1990er Jahre waren die fachspezifischen Publikationen zunehmend wieder an grundlagenorientierten Teilproblemen ausgerichtet, der Wald an sich und der Waldzustand verschwanden zunehmend wieder aus dem wissenschaftlichen Diskurs. 2003 erklärte die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin [[Renate Künast]] in Übereinstimmung mit Befunden der europäischen Nachbarn das „Waldsterben“ für beendet. Der Trend zu einer negativen Entwicklung sei gestoppt. Der Zustand der Wälder habe sich stabilisiert, auch wenn nach wie vor Teile des Baumbestandes deutliche Schäden aufwiesen. Das bedeute, so das Ministerium, aber noch keine Entwarnung, weil es nach wie vor große geschädigte Bestände gebe.<ref name="rk">[http://www.wiwo.de/unternehmen-maerkte/waldsterben-in-deutschland-gestoppt-323831/ Waldsterben in Deutschland gestoppt] WiWo, 13. Juli 2003.</ref>
Gut zu beobachten ist der Einfluß dieses Alterungseffektes, wenn man den zeitlichen Verlauf der Schäden junger Bestände mit dem Verlauf aller Bestände vergleicht. Obwohl die jüngeren Bestände je nach Baumart innerhalb der letzten 10 ... 15 Jahre durchweg gesünder geworden sind, folgen die Gesamtschäden diesem Verlauf nicht - sie nehmen sogar eher zu.


Entgegen der seinerzeitigen Debatte wurde in Folge eine starke Zunahme des Waldes in Mitteleuropa im Zeitraum von 1990 bis 2015 festgestellt.<ref name="science.orf 20180514">''[https://science.orf.at/stories/2912647/ In reichen Ländern wachsen die Wälder.]'' science.ORF.at, 14. Mai 2018 – zu einer Studie der FAO, mit Karte ''Globaler Vergleich: Waldentwicklung von 1990 bis 2015''.</ref> In weitgehend allen Ländern Europas lag der flächenmäßige Waldzuwachs der beiden Jahrzehnte um die Jahrtausendwende über 20 %, besonders in Ostmitteleuropa sogar über 50 %.<ref name="science.orf 20180514" />
Auch weitere Effekte können indirekt mit der Überalterung zusammenwirken. Beispielsweise hat die Waldwirtschaft ja lange Zeit auf profitabele, schnellwachsende Hölzer gesetzt. Ob der Standort für die jeweilige Baumart auch langfristig immer optimal gewählt war, darf bezweifelt werden - es spielte ja auch keine Rolle, da die Bäume meist jung und (noch) gesund eingeschlagen wurden. Jetzt, mit alternden Beständen könnten sich solche Standortnachteile zunehmend nachteilig bemerkbar machen.


Für die wirklich stark geschädigten Gebiete setzte hingegen auch ein Umdenken in Richtung eines Umbaus des Waldes durch [[Naturverjüngung]] ein, so wurde in einigen Naturschutzgebieten, darunter im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]] oder auch im [[Nationalpark Berchtesgaden]], die [[Entwaldung]] als Chance eines ökologischen Experiments gesehen. Der Fokus verlagerte sich damit auf [[Pufferzone|Pufferung]] der Renaturierungszonen zum forstwirtschaftlich genutzten Umland, und Folgenforschung anstatt Ursachenforschung.
Weiterhin nimmt in einer überalterten Baumgemeinschaft das Infektions- und Schädlingsrisiko natürlich auch für junge, gesündere Bäume zu. Es ist durchaus möglich, daß die Schadenshäufigkeiten auch für die jungen Bestände heute deutlich geringer wären, wenn der Wald insgesamt verjüngt worden wäre.

Die späteren 2000er Jahre waren primär von der beherrschenden Schadenslage durch den [[Borkenkäfer]] an [[Fichten]] nach den schweren Stürmen des Jahrzehnts ([[Orkan Lothar|Lothar 1999]], dann [[Orkan Kyrill|Kyrill]], [[Sturm Paula|Paula]], [[Orkan Emma|Emma]]) geprägt. Die öffentliche Aufmerksamkeit richtete sich hingegen auf die [[Abholzung des tropischen Regenwaldes]].

=== 2010er Jahre ===
In den späteren 2010er Jahren flammte die Debatte um ein allgemeines Waldsterben wieder auf.<ref>So etwa: ''[https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder/lebensraum-wald/03998.html Der ewige Patient. Der Wald ist nicht tot, aber er leidet (20 Jahre Waldsterben)].'' Jörg-Andreas Krüger, auf nabu.de, o.&nbsp;D.;<br />''[https://www.focus.de/wissen/natur/welche-gebiete-besonders-gefaehrdet-sind-das-grosse-waldsterben-wo-es-am-schlimmsten-ist-und-was-wir-tun-koennen_id_10974817.html Es betrifft ganz Deutschland: Das große Waldsterben.]'' In: ''Focus.'' online, 1. August 2019;<br /> ''[https://www.zeit.de/2019/33/waldsterben-wald-klimawandel-duerre-forstpolitik Deutschland beklagt das «Waldsterben 2.0», aber wie schlecht geht es dem Wald wirklich?].'' In: ''Neue Zürcher Zeitung.'' online, 6. August 2019.</ref> Nach dem [[Hitzewelle in Europa 2003|Hitzesommer 2003]] häuften sich in den 2010ern durch die [[Globale Erwärmung]] die [[Hitzewelle]]n und Monate und Saisons nie dagewesener Wärme, auch in den kühleren Jahreszeiten, mitsamt abnorm warmen und niederschlagsarmen Wintern. Durch die Kombination von Trockenstress, hoher Sommerhitze und die Veränderung der Regionalklimate kommt es neben großflächigen Schäden durch Sturm und Borkenkäfer auch zu Symptomen an einzelnen Hauptbaumarten wie Eichen, Buchen, Kiefern, Tannen und durch neuartige Infektionen an Eschen ([[Eschentriebsterben]]) oder Ahorn ([[Rußrindenkrankheit]]).<ref name="focus 20190401">''[https://www.focus.de/wissen/natur/waldsterben-die-situation-ist-schlimmer-als-in-den-1980ern_id_10529462.html Heißzeit, Schädlinge, Dauer-Dürre: Unsere Bäume sterben – und es ist noch schlimmer als in den 1980ern.]'' In: ''Focus.'' online, 1. April 2019 (Stellungnahme des Bund Deutscher Forstleute).</ref> Die Mortalität hat sich in Mitteleuropa seit den 1980ern verdoppelt, betroffen sind tendenziell ältere und größere Exemplare,<ref name="Senf etal 2018">{{Literatur |Autor=Cornelius Senf, Dirk Pflugmacher, Yang Zhiqiang, Julius Sebald, Jan Knorn, Mathias Neumann, Patrick Hostert & Rupert Seidl |Titel=Canopy mortality has doubled in Europe’s temperate forests over the last three decades |Sammelwerk=Nature Communications |Band=9 |Datum=2018 |Online=[https://www.nature.com/articles/s41467-018-07539-6 Artikel], nature.com |DOI=10.1038/s41467-018-07539-6}} – dazu auch:<br />''[https://science.orf.at/stories/2949629/ Nach dem Waldsterben kommt das Baumsterben.]'' science.ORF.at, 26. November 2018;<br />''[https://www.scinexx.de/news/biowissen/neues-baumsterben-in-mitteleuropa/ Neues Baumsterben in Mitteleuropa?]'' scinexx.de, 27. November 2018.</ref> deshalb hält das [[Thünen-Institut]] den Begriff Waldsterben im aktuellen Fall für irreführend.<ref>[https://www.thuenen.de/de/themenfelder/waelder/forstliches-umweltmonitoring-mehr-als-nur-daten/waldschaeden-durch-trockenheit-und-hitze ''Waldschäden durch Trockenheit und Hitze''], Thünen-Institut, 27. Mai 2022</ref> Insgesamt wird hierbei die Ursache in einem allgemeinen „Klimastress“ gesehen<ref name="Senf etal 2018" /> und einem noch immer nicht hinreichend bekannten Zusammenwirken an Einzelfaktoren. Inwieweit schon das Waldsterben der 1980er Jahre eine Folge der beginnenden menschgemachten Klimaerwärmung war, respektive das zeitgenössische Waldsterben eine Folge der ersten Phase, ist Gegenstand aktueller Forschung. So wird ein Zusammenhang mit moderneren Einschlagformen, vom Kahlschlag hin zur vermehrten Einzelbaumentnahme, vermutet,<ref name="Senf etal 2018" /> aber auch in verpassten Chancen zum Umbau des Waldes in Richtung artenreicherer und somit stressresistenter Bestände.<ref>{{Literatur |Autor=Ulrike Fokken |Titel=Klimawandel in Deutschland: Der Wald stirbt leise |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2019-08-09 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/Klimawandel-in-Deutschland/!5610992/ |Abruf=2019-10-14}}</ref>

=== 2020er Jahre ===
In den 2020er Jahren konnte nach und nach der Schadensumsfang der vorausgegangenen Jahre eingeordnet werden. Sehr trockene Jahre 2018 bis 2021 in Deutschland und Mitteleuropa und die dadurch geförderte Borkenkäferplage sorgte für ein Absterben von mehr als 300.000 Hektar Wald, was etwa 2,5 % der deutschen Waldfläche bzw. der Fläche des Saarlands entspricht. In Mitteleuropa insgesamt sind 300 Millionen Kubikmeter Holz geschädigt. Besonders Fichten als Flachwurzler sind durch die bis zu 2 Meter in den Boden tief reichende Trockenheit betroffen.<ref>{{Internetquelle |autor=Gabriel Popkin |url=https://www.science.org/content/article/germany-s-trees-are-dying-fierce-debate-has-broken-out-over-how-respond |titel=Germany’s trees are dying. A fierce debate has broken out over how to respond |werk=Science Magazin |datum=2021-12-02 |sprache=en |abruf=2021-12-13}}</ref>

Das [[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] (UBA) wies im Januar 2024 darauf hin, dass die [[Kronenverlichtung]] nur zum Teil und bedingt als Indikator zum Waldsterben geeignet ist: „Die noch nie so hohen Absterberaten der Fichte im Jahr 2020, wie in den Ergebnissen der Waldzustandserhebung 2020 dokumentiert, gaben jedoch einen Hinweis darauf. Sie sind im Jahr 2021 rückläufig bei weiterhin hohem Niveau.“<ref name="Umweltbundesamt Kronenverlichtung 2024 Januar" />

{{Siehe auch|Waldschäden #Risiken durch Klimaänderungen|titel1=Waldschäden: Risiken durch Klimaänderungen}}

== Forschungsgeschichte ==
Die im Laufe der Debatte groß angelegten und großzügig geförderten Forschungsprojekte kamen in den 1990er Jahren zu einem meist wenig beachteten Abschluss, der kaum öffentlich debattiert wurde.<ref name="Goet" /> Die umweltgeschichtliche Forschung spricht deswegen auch von einer fast vergessenen Umweltdebatte.<ref name="Goet" /> Ulrich äußerte sich 1995 skeptisch über seine 15 Jahre zuvor veröffentlichte Hypothese vom Waldsterben.<ref>{{Literatur |Autor=Bernhard Ulrich |Titel=The history and possible causes of forest decline in central Europe, with particular attention to the German situation |Sammelwerk=Environmental Reviews |Band=3 |Nummer=3–4 |Datum=1995-07 |ISSN=1181-8700 |Seiten=262–276 |DOI=10.1139/a95-013}}</ref>

Nach Angaben der Wochenzeitung „[[Die Zeit]]“ hatte die Bundesrepublik von 1982 bis 1998 allein für die Waldschadensforschung 367 Millionen Mark ausgegeben, 180 Millionen Mark für die Waldökosystemforschung. Eine unbekannte Summe wurde für die statistischen Erhebungen zum Waldzustandsbericht ausgegeben, die von 1984 bis 2003 durchgeführt wurden. Gemäß den Angaben von Roland Schäfer und Birgit Metzger nennt das Umweltbundesamt mehr als 850 Forschungsvorhaben, die zwischen 1982 und 1992 mit insgesamt 465 Mio. DM gefördert wurden.<ref>R. Schäfer, B. Metzger: ''Was macht eigentlich das Waldsterben?'' In: P. Masius u. a. (Hrsg.): ''Umweltgeschichte und Umweltzukunft: Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin.'' Universitätsverlag Göttingen, 2009, ISBN 978-3-940344-69-4, S. 204.</ref>

=== Status Waldzustand bis 2009 ===
Im Jahr 2000 waren nach dem offiziellen [[Waldzustandsbericht]] von Deutschland noch rund 35 Prozent aller Waldbäume ohne erkennbare Schäden,<ref>Bundesarbeitskreis Wald: [http://www.waldklein.de/ws/wspm2000.htm Waldzustand in Deutschland und Europa weiter verschlechtert – Erholung des Waldes in den neuen Bundesländern zu Ende], Pressemitteilung zum Waldschadensbericht 2000, 29. November 2000.</ref> im Jahr 2004 waren es nur noch 28 Prozent, während 65 Prozent in die Warnstufe fielen und knapp ein Drittel deutliche Schäden hatten.<ref>scinexx : [http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-2043-2004-12-09.html Wald stirbt mehr denn je: Deutscher Waldzustandsbericht 2004 mit alarmierender Bilanz], abgerufen am 20. Oktober 2014.</ref> Nach dem Waldzustandsbericht 2009 wiesen im Durchschnitt aller Baumarten 27 Prozent deutliche Kronenverlichtungen auf, wobei einige Regionen und einzelne Baumarten weit stärker betroffen waren. Nur 36 Prozent der Bäume wiesen keine Verlichtung auf.<ref>Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2009. {{Webarchiv |url=http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Wald-Jagd/WaldBodenZustand/Waldzustand2009.html |text=(online) |wayback=20110604054836}}</ref>

=== Die Waldsterbensdebatte als Forschungsthema ===
Von 2006 bis 2010 gab es an der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]] ein zeithistorisch geleitetes [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG-Projekt]] mit dem Titel ''Waldsterben – Und ewig sterben die Wälder''.<ref>[http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/20354018/ergebnisse DFG-Projektseite: Waldsterben – Und ewig sterben die Wälder]</ref> Der Titel spielt bewusst auf den [[Roman]] ''[[Und ewig singen die Wälder (Roman)|Und ewig singen die Wälder]]'' an.<ref name="ond">[http://www.swr.de/unser-wald/oekosystem/waldsterben-debatte/-/id=3927758/nid=3927758/did=3873062/mpdid=3875762/1e69hne/index.html SWR Interview mit Roderich von Detten: ''Der Wald stirbt seit über 25 Jahren''] SWR online 2008.</ref> Demnach war die wissenschaftliche Auseinandersetzung zwar Voraussetzung, um immissionsbedingte Waldschäden bewusst zu machen, jedoch ihr Einfluss auf die gesellschaftliche Deutung dieser Erkenntnisse gering. In die öffentliche Deutung spielten Hintergründe wie der Prozess der Urbanisierung und Motorisierung, die zunehmende Freizeit, die spezifisch deutsche [[Völkische Bewegung|völkisch]] mystische Aufladung des Waldes,<ref name="blubo" /> die Autarkiepolitik der Nationalsozialisten sowie die Durchsetzung sozialhygienischer Deutungsmuster Anfang des 20. Jahrhunderts hinein.<ref name="MB" /> Schäfer und Metzger hingegen messen den Stellungnahmen von Wissenschaftlern und Forstpraktikern eine große Relevanz für die öffentliche und politische Debatte bei, auch über die ersten Schadensmeldungen hinaus.<ref name="Goet" /> Die Betrachtung legt zudem nahe, dass eine Deutung über Verwissenschaftlichungsprozesse mit Vorsicht zu behandeln ist.<ref name="MB" /> Bei der Wendung zu einer Interpretation einzelner Waldschäden als gesellschaftsrelevantem Umweltproblem hatten Experten nur wenig Einfluss und ‚die Wissenschaft‘ war keineswegs treibende Kraft. Das viel diskutierte Konzept der [[Wissensgesellschaft]] sei dabei kaum anzuwenden.<ref name="MB">[http://www.waldsterben.uni-freiburg.de/projekt/teil1 waldsterben.uni-freiburg.de ''Und ewig sterben die Wälder''] Teilprojekt I, Zusammenfassung zu Martin Bemmann – „Beschädigte Vegetation“ und „Sterbende Wälder“. Zur Entstehung eines Umweltproblems in Deutschland, 1893–1970, Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 2010.</ref>

== Internationales ==
[[Datei:ETH-BIB Com L33-0268-0002-0007 Walddemo Bern 1984.tif|mini|Kundgebung gegen das Waldsterben in Bern (Schweiz) am 5. Mai 1984]]
Obwohl die Waldschäden längst nicht nur in Mitteleuropa auftraten, sondern fast ganz Europa sowie Nordamerika betroffen waren, wurde das Waldsterben in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz besonders intensiv debattiert,<ref>beobachter.ch: [http://www.beobachter.ch/natur/flora-fauna/lebensraeume/artikel/waldsterben_panikstimmung-im-forst/ ''Panikstimmung im Forst'']</ref><ref>[https://www.youtube.com/watch?v=vRo0PMqNX28 ''Was wurde aus dem Waldsterben?''] – Österreich – Report (ORF) – 5. Juli 2011.</ref> während das in benachbarten Ländern weniger geschah. In der Forschung untersucht wurden insbesondere die unterschiedliche Rezeption des spezifisch westdeutschen Waldsterbensdiskurses in der DDR wie auch in Frankreich. In Frankreich traten zum Teil ebenfalls Schäden auf, auch wenn sie wegen der in den meisten Teilen des Landes weitaus geringeren Belastung durch Schwefeldioxid und andere Rauchgase schwächer ausgeprägt waren als in den deutschen Mittelgebirgen. Dennoch wurde unter den Schlagwörtern ''dépérissement des forêts'' (wörtlich etwa: „Waldverkümmerung“) und ''le mal des forêts'' („Krankheit der Wälder“) eine in vieler Hinsicht vergleichbare Debatte geführt.<ref>Vgl. Laurent Schmit: [http://www.waldsterben.uni-freiburg.de/projekt/teilstudie-5 ''„Le Waldsterben“. Die Debatte über Sauren Regen und Waldschäden in Frankreich.''] Teilstudie 5 des DFG-Projekts „Und ewig sterben die Wälder“".</ref>

1999 wurden mit dem [[Orkan Lothar]] Wald und Waldschäden in Frankreich noch einmal zu einem öffentlichen Thema. Dabei wurde deutlich mehr auf die Eigentümerstruktur und die Nutzungsform abgehoben als auf eine Mythologisierung des Waldes an sich.<ref name="blubo">[http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1636 Tagungsbericht Und ewig sterben die Wälder. Das deutsche "Waldsterben" in multidisziplinärer Perspektive], Veranstalter: Freiburger Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Historischen Seminars ([[Franz-Josef Brüggemeier]], [[Jens Ivo Engels]]) und das Freiburger Institut für Forstökonomie (Gerhard Oesten, Roderich von Detten) Datum, Ort: 13.–15. Juni 2007, Freiburg</ref> Die französische Öffentlichkeit thematisierte im Gefolge die tradierten, monopolistischen Besitzstrukturen stärker als die Schadensbilder, die vor allem unter dem Aspekt wirtschaftlicher Auswirkungen thematisiert wurden.<ref>[http://www.ife.uni-freiburg.de/dateien/pdf-dateien/poster_lschmit ''DFG-Projekt Waldsterben'']. Internetseite der Universität Freiburg. Abgerufen am 29. Mai 2013.</ref> Das Wort ''le waldsterben'' ging als [[Fremdwort]] ins Französische ein ([[Germanismus]]).

Der französische Historiker Michel Dupuy vertritt die These, dass die oppositionelle Umweltbewegung, die vor allem auf Grund der Luftverschmutzung entstanden sei, durch ihre politische Arbeit maßgeblich zum Untergang der DDR beigetragen habe.<ref>Tagungsbericht: ''Und ewig sterben die Wälder. Das deutsche „Waldsterben“ in multidisziplinärer Perspektive.'' 13.–15. Juni 2007, Freiburg, in: H-Soz-u-Kult, 26. Juli 2007, [http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1636 hsozkult.geschichte.hu-berlin.de], Dupuy.</ref>

== Organisationen ==
* [[Bergwaldprojekt]]
* [[Schutzgemeinschaft Deutscher Wald]]
* [[Robin Wood]]

== Siehe auch ==
* [[Geschichte des Waldes in Mitteleuropa]] – ein Gesamtüberblick
* [[Lamettasyndrom]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Hrsg=Franz Bauer |Titel=Die Sache mit dem Wald |Sammelwerk=Allgemeine Forstzeitschrift |Band=Sonderband |Verlag=BLV Verlag |Ort=München/ Wien/ Zürich |Datum=1985 |ISSN=0002-5860}}
* Holzberger, Rudi: ''Das sogenannte Waldsterben. Zur Karriere eines Klischees. Das Thema Wald im journalistischen Diskurs''. Bergatreute 1995.
* {{Literatur |Autor=Martin Bemmann, Birgit Metzger, Roland Schäfer |Titel=Das deutsche Waldsterben als historisches Phänomen |Sammelwerk=Revue d’Allemagne et des Pays de langue allemande |Band=Heft 3 |Nummer=Jahrgang 39 |Datum=2007 |Seiten=423–436}}
* Kunze, Stefan: ''Praxis Waldschutz. Strategien gegen das Waldsterben''. Hannover 1995.
* Roderich von Detten: ''Umweltpolitik und Unsicherheit. Zum Zusammenspiel von Wissenschaft und Umweltpolitik in der Debatte um das Waldsterben der 1980er-Jahre.'' In: ''[[Archiv für Sozialgeschichte]].'' Band 50, 2010, S. 217–269.
* Kurz, Claudia: ''Kausalanalyse und Bioindikation der neuartigen Waldschäden anhand des Polyamin- sowie Phenolstatus am Beispiel von Picea abies (Fichte), Abies alba (Weißtanne) und Quercus Petraea (Eiche): okulare Bonitur versus Bioindikation?'' Diss. Mainz 1999.
* {{Literatur |Autor=Wolfram Elling, Ulrich Heber, Andrea Polle, Friedrich Beese |Titel=Schädigung von Waldökosystemen |TitelErg=Auswirkungen anthropogener Umweltveränderungen und Schutzmaßnahmen |Verlag=[[Spektrum Akademischer Verlag|Spektrum]] |Ort=Heidelberg/ Berlin/ Oxford |Datum=2007 |ISBN=978-3-8274-1765-7}}
* Lichtenthaler, Hartmut K.: ''Das Waldsterben aus botanischer Sicht''. Karlsruhe 1984.
* {{Literatur |Autor=Günter Hartmann, Franz Nienhaus, Heinz Butin |Titel=Farbatlas Waldschäden |TitelErg=Diagnose von Baumkrankheiten |Auflage=2., überarbeitete und erweiterte |Verlag=Ulmer |Ort=Stuttgart (Hohenheim) |Datum=1995 |ISBN=3-8001-3351-2}}
* Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): ''Abschlußdokumentation zum Forschungsschwerpunkt „Luftverunreinigungen und Waldschäden“ des Landes Nordrhein-Westfalen. Ziele, Ergebnisse, Schlußfolgerungen'' [eine Bilanz neunjähriger Waldschadensforschung im Land Nordrhein-Westfalen]. Düsseldorf 1993.
* {{Literatur |Autor=Rudi Holzberger |Titel=Das sogenannte Waldsterben |TitelErg=Zur Karriere eines Klischees. Das Thema Wald im journalistischen Diskurs |Verlag=Eppe |Ort=Bergatreute |Datum=1995 |ISBN=3-89089-750-9}}
* Nießlein, Erwin (Hrsg.): ''Was wir über das Waldsterben wissen''. Köln 1985.
* {{Literatur |Autor=Stefan Kunze, Heinz Ruppertshofen |Titel=Praxis Waldschutz |TitelErg=Strategien gegen das Waldsterben |Verlag=Landbuch |Ort=Hannover |Datum=1995 |ISBN=3-7842-0520-8}}
* Nöthig, Zeno: ''Das Waldsterben. Literaturauswertung zum Stand der Kenntnisse und zu den Erklärungshypothesen''. Aachen 1986.
* {{Literatur |Autor=Claudia Kurz |Titel=Kausalanalyse und Bioindikation der neuartigen Waldschäden anhand des Polyamin- sowie Phenolstatus am Beispiel von Picea abies (Fichte), Abies alba (Weißtanne) und Quercus Petraea (Eiche) |TitelErg=okulare Bonitur versus Bioindikation? |Verlag=([[Mikrofiche]]) |Ort=Mainz |Datum=1999 |Kommentar=[[Dissertation]] an der [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz|Universität Mainz]] 1999 |DNB=958433380}}
* Schütt, Peter: ''So stirbt der Wald. Schadbilder und Krankheitsverlauf''. 5., durchges. Aufl. München 1986.
* {{Literatur |Autor=Hartmut K. Lichtenthaler, Claus Buschmann |Titel=Das Waldsterben aus botanischer Sicht |Verlag=Braun |Ort=Karlsruhe |Datum=1984 |ISBN=3-7650-2035-4}}
* Wentzel, Karl F.: ''Was bleibt vom Waldsterben? Bilanz und Denkanstöße zur Neubewertung der derzeitigen Reaktion der Wälder auf Luftschadstoffe''. Hamburg 2001.
* {{Literatur |Autor=Birgit Metzger |Titel=„Erst stirbt der Wald, dann du!“ Das Waldsterben als westdeutsches Politikum (1978–1986) |Verlag=Campus |Ort=Frankfurt am Main |Datum=2015 |ISBN=978-3-593-50092-8 |Kommentar=[http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22107 Rezension] bei [[H-Soz-Kult]]}}
* {{Literatur |Hrsg=Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen |Titel=Abschlussdokumentation zum Forschungsschwerpunkt „Luftverunreinigungen und Waldschäden“ des Landes Nordrhein-Westfalen : Ziele, Ergebnisse, Schlussfolgerungen |TitelErg=Eine Bilanz neunjähriger Waldschadensforschung im Land Nordrhein-Westfalen |Verlag=Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NRW |Ort=Düsseldorf |Datum=1993 |DNB=940119927}}
* {{Literatur |Autor=[[Burkhard Müller-Ullrich]] |Titel=Das Waldsterben – ein Holzweg |Sammelwerk=Medienmärchen. Gesinnungstäter im Journalismus |Verlag=Blessing |Ort=München |Datum=1996 |ISBN=3-89667-002-6 |Seiten=24–34 |Kommentar=[http://www.zeit.de/1996/49/maerchen.txt.19961129.xml?page=all Rezension ''Die Zeit'']}}
* {{Literatur |Autor=Zeno Nöthig |Hrsg=Institut für Kraftfahrwesen, [[RWTH Aachen]] |Titel=Das Waldsterben |TitelErg=Literaturauswertung zum Stand der Kenntnisse und zu den Erklärungshypothesen |Sammelwerk=Technische Hochschule Aachen: IKA-Schriftenreihe Automobiltechnik |Band=7 |Verlag=Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen |Ort=Aachen |Datum=1986 |ISBN=3-925194-05-3}}
* {{Literatur |Autor=Roland Schäfer |Titel=„Lamettasyndrom“ und „Säuresteppe“: Das Waldsterben und die Forstwissenschaften 1979-2007 |Verlag=Institut für Forstökonomie, [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]] |Ort=Freiburg |Datum=2012 |ISBN=978-3-9811351-6-9 |Kommentar={{Webarchiv |url=https://www.freidok.uni-freiburg.de/fedora/objects/freidok:8512/datastreams/FILE1/content |text=online-PDF |wayback=20190409200108}}}}
* {{Literatur |Autor=[[Peter Schütt (Forstwissenschaftler)|Peter Schütt]] u. a. |Titel=Der Wald stirbt an Stress |TitelErg=Vollständig überarbeitete und aktualisierte Ausgabe |Verlag=[[Ullstein Verlag]] Taschenbuch 34471 Reihe Ullstein-Sachbuch |Ort=Frankfurt am Main / Berlin |Datum=1988 |ISBN=3-548-34471-2 |Kommentar=Lizenz der Bertelsmann-Verlagsgesellschaft München}}
* {{Literatur |Autor=Peter Schütt u. a. |Titel=So stirbt der Wald |TitelErg=Schadbilder und Krankheitsverlauf |Auflage=5., durchgesehene |Verlag=[[BLV Verlag|blv]] |Ort=München/ Wien/ Zürich |Datum=1986 |ISBN=3-405-13101-4 |JahrEA=1983}}
* {{Literatur |Hrsg=[[Horst Stern]] |Titel=Rettet den Wald |Auflage=2., aktualisierte |Verlag=Kindler |Ort=München |Datum=1989 |ISBN=3-463-40107-X |JahrEA=1979}}
* {{Literatur |Autor=Gerhard Voss, Uwe Arndt |Hrsg=[[Erwin Nießlein]] |Titel=Was wir über das Waldsterben wissen |Verlag=Deutscher Instituts-Verlag |Ort=Köln |Datum=1985 |ISBN=3-602-14158-6}}
* {{Literatur |Autor=Karl F. Wentzel |Titel=Was bleibt vom Waldsterben? |TitelErg=Bilanz und Denkanstöße zur Neubewertung der derzeitigen Reaktion der Wälder auf Luftschadstoffe |Sammelwerk=Schriftenreihe des Instituts für Forstpolitik der [[Albert-Ludwigs-Universität Freiburg|Universität Freiburg]] im Breisgau |Band=5 |Verlag=HochschulVerlag |Ort=Aachen/ Hamburg/ Freiburg im Breisgau |Datum=2001 |ISBN=3-8107-6805-7}}
* {{Literatur |Autor=[[Ernst-Detlef Schulze]], Otto Ludwig Lange |Titel=Die Wirkungen von Luftverunreinigungen auf Waldökosysteme |Sammelwerk=[[Chemie in unserer Zeit]] |Band=24 |Nummer=3 |Datum=1990-06 |ISSN=0009-2851 |Seiten=117–130 |DOI=10.1002/ciuz.19900240306}}


==Siehe auch==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Forest dieback|Waldsterben}}
[[Umweltschutz]], [[Umweltschutzorganisation]], [[Baum des Jahres]], [[Pufferbereich (Bodenkunde)]], [[Riesengebirge]]
{{Wiktionary}}
* {{HistLexBay||link|Birgit Metzger|Waldsterben}}
* Grafik: [http://www.bpb.de/wissen/0XZOJP Weltweite Änderung der Waldbestände], aus: [http://www.bpb.de/wissen/Y6I2DP Zahlen und Fakten: Globalisierung], Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
* [http://www.forst.bayern.de/gefahren-fuer-den-wald/waldzustand/index.php Bayerische Waldzustandsberichte]
* [http://www.zeit.de/2004/51/N-Waldsterben/komplettansicht ''Chronik einer Panik.''] In: ''Die Zeit.'' 2004/51
* [http://www.bayern.de/lfu/umwberat/data/chem/stoff/ammoniak_2004.pdf Bay. Landesamt für Umweltschutz] (PDF)
* [http://www.mitwelt.org/waldsterben.html Waldsterben: Proteste und ökologischer Fortschritt]
* [http://www.waldsterben.uni-freiburg.de/ DFG-Forschungsprojekt ''Und ewig sterben die Wälder'' an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau]
* [http://www.berliner-zeitung.de/archiv/es-gibt-viele-gruende--warum-die-ddr-unterging--einer-lag-in-der-luft--die-katastrophale-umweltverschmutzung--obwohl-vor-40-jahren-ein-ministerium-fuer-umweltschutz-eingerichtet-wurde--war-die-ddr-einer-der-groessten-naturvernichter-europas-ueber-allen-wipfeln-ist-russ,10810590,10950858.html Über allen Wipfeln ist Ruß] [[Berliner Zeitung]] vom 27. August 2011 zum Waldsterben in der DDR
* [http://www.mitwelt.org/waldsterben-klimawandel-aktuell.html Waldsterben & Klimawandel aktuell: Hitzesommer und Trockenjahre]
* [[Spektrum.de|Spektrum]].de: ''[https://www.spektrum.de/news/eschensterben-wird-durch-eingewanderte-schaedlinge-verschaerft/1669144 Europas Bäume unter Attacke]'' 28. August 2019
* {{YouTube |id=hSJTCjCxixw |titel=Im Kampf gegen das Waldsterben: Klimawandel und Käferplage bedrohen unsere Wälder |abruf=2024-02-11 |uploader=[[Die Welt|Welt]]-Doku |upload=2023-09-06 |kommentar=Bericht aus dem Harz mit Interview des Forstamtsleiters}}


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
<references responsive>
===Organisationen & Behörden===
<ref name="Umweltbundesamt Kronenverlichtung 2024 Januar">
* [http://www.wald-in-not.de/ Stiftung Wald in Not]
{{Internetquelle |autor= |url=https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/land-oekosysteme/waldzustand-kronenverlichtung#ergebnisse-der-waldzustandserhebung |titel=Kronenverlichtung |titelerg= |werk= |hrsg=Umweltbundesamt (UBA) |datum=2023-11-07 |seiten= |format= |sprache= |offline= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20240103133108/https://www.umweltbundesamt.de/daten/flaeche-boden-land-oekosysteme/land-oekosysteme/waldzustand-kronenverlichtung#ergebnisse-der-waldzustandserhebung |archiv-datum= |abruf=2024-02-11 |abruf-verborgen= |kommentar= |zitat=}}
* [http://www.sdw.de/ Schutzgemeinschaft Deutscher Wald]
</ref>
* Waldzustandsbericht des [[Verbraucherministerium]]s unter http://www.verbraucherministerium.de/
</references>
* [http://www.lwf.bayern.de/wze/waldzustand2003/index.html Bayerischer Waldzustandsbericht 2003]


{{Normdaten|TYP=s|GND=4117580-3}}
* [http://www.seilnacht.tuttlingen.com/Lexikon/Waldster.htm Funktionen des Waldes und Waldsterben]
* [http://www.museumonline.at/2000/bratislava/homepage/infoteil/klischeewaldsterbenmedien.htm Klischees und Medien am Beispiel des so genannten Waldsterbens]
* [http://www.lpb.bwue.de/aktuell/bis/1_01/wald01.htm Mythos Deutscher Wald]
<!--
* [http://www.gwdg.de/~fzw/homede/stat.htm Die Dauerversuchsflächen des Forschungszentrums Waldökosysteme]
* Zeitreihe von 1971 bis 1995 der [http://www.umweltbundesamt.de/uid/html/deposition_solling.html Stickstoff- und Schwefeldepositionen] im Solling (8kg Stickstoff pro Jahr und Hektar wären ok, aber schon mehr als natürlich).
* [http://fbva.forvie.ac.at/600/pdf/1513_07.pdf Luft-, Depositions- und Bodenwasseranalysen am Mühleggerköpfl]
* http://www.robinwood.de, [[ROBIN WOOD]]
* [[Evelyn Künast]]: [http://www.papernewsmag.de/pdf/2003/2003_08/Renate.pdf Waldsterben tot?] – Absatz 2 deutet darauf hin, dass sich Effekte überlagern. Es geht dem Wald hierzulande daher – wenn auch im Gegensatz zur Aussage des Links – viel besser als vor zwanzig Jahren (waren die damals und/oder heute überhaupt mal draußen?), die Schadstoff-[[Deposition]]en wurden ja auch erheblich gemindert. Die Zeitbombe für Boden und Trinkwasser tickt dennoch.
-->


[[Kategorie:Forstwirtschaft]]
[[Kategorie:Waldschutz (Naturschutz)]]
[[Kategorie:Naturschutz]]
[[Kategorie:Waldschaden]]
[[Kategorie:Umweltgeschichte]]
[[Kategorie:1980er]]

Aktuelle Version vom 27. April 2025, 10:40 Uhr

Abgestorbene Fichten im Erzgebirge (1998)

Als Waldsterben (auch: neuartige Waldschäden) werden Schädigungen des Waldes bezeichnet, die seit etwa 1980 großflächig auftreten. Das Verbreitungsgebiet umfasst Mittel-, Nord- und Osteuropa. Charakteristisch ist, dass sich die Schadensbilder im Wald unabhängig von Klima, Standort und waldbaulichen Praktiken zeigen. Die Symptomatik differiert zwischen Holzarten, Regionen und Forstorten.

Typische Merkmale des geschädigten Waldes:

  • Auflichtung des Kronenbereichs aufgrund vorzeitigen Blattfalls
  • Ausbildung weniger und kleinerer Blattorgane sowie Verzweigungsanomalien,
  • geringe Reproduktionsfähigkeit des Wurzelsystems und verminderte Interaktion mit Mykorrhiza-Pilzen
  • Absterben von Feinwurzeln

Eine einzelne auslösende Ursache des Waldsterbens konnte nicht ermittelt werden. Zentral scheinen die komplexen Wirkungen verschiedener Luftschadstoffe zu sein.[1] Neuerdings sterben vermehrt ältere Bestände und Einzelbäume zahlreicher Baumarten, was in Zusammenhang mit dem Klimawandel gesehen wird.

Völlig devastierter Waldhang im tschechischen Erzgebirge 1998 – Ursache für dieses großflächige Absterben waren die Rauchgase aus veralteten Braunkohlekraftwerken.
„Rettet den Wald“-Denkmal, aufgestellt 1985 anlässlich des 25. Hessentags in Alsfeld

Der Begriff Waldsterben spiegelte gesellschaftlich die in den 1980er Jahren speziell in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und in der Schweiz verbreitete Besorgnis wider, dass der Waldbestand in Gefahr sei und die Wälder in naher Zukunft großflächig vom Absterben bedroht seien.[2] Die Besorgnis bezog sich nicht auf spezielle neue Waldschadensbilder, sondern darauf, dass die Symptomatik in Gebieten fern von nennenswerten Emissionsquellen auftrat, eine weite geographische Verbreitung einnahm und mehrere Baumarten davon betroffen waren.[3] Dies wurde Mitte der 1970er Jahre festgestellt und seitdem insbesondere in Mittel- und Nordeuropa öffentlich angesprochen.[3]

Kampagne „Rettet den Wald“: Briefmarke der Deutschen Bundespost von 1985

Das Waldsterben war in den 1980er-Jahren eines der bedeutendsten Umweltthemen in den deutschsprachigen Ländern.[4][5] In der Bundesrepublik Deutschland hatte die Debatte um das Absterben des Waldes erhebliche politische, industriepolitische und gesellschaftliche Auswirkungen und gilt als einer der Gründe für den Aufstieg der Partei der Grünen. In der ersten Hälfte der 1980er Jahre gab es quer durch die westdeutsche Gesellschaft sowie in der gesamten Parteienlandschaft einen Konsens über die Dringlichkeit und Schwere des Themas.[6] Als Ursache stand saurer Regen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Mögliche weitere Ursachen wie falsche Bestockung oder zeitweise Trockenheit wurden lange nicht diskutiert. Infolge der Waldsterbensdebatte wurden politische Maßnahmen ergriffen, die eine deutliche Verringerung der Emissionen bewirkten. Es lässt sich nicht sagen, wie sich der Zustand des Waldes ohne Einführung dieser Maßnahmen entwickelt hätte.[7]

Aus Sichtweise der Umweltgeschichte ermöglicht die Waldsterbensdebatte einen vertieften Blick auf Gesellschaft und Politik der Bundesrepublik Deutschland der 1980er Jahre.

Das Waldsterben weist nicht nur typische Charakteristika eines modernen Umweltproblems auf, sondern war deutlich in die damalige historische Krisensituation eingebettet. In dem Sinne sei das Waldsterben über den Umweltaspekt hinaus ein Bestandteil der Zeitgeschichte.[8]

Nach den Ergebnissen eines von Roderich von Detten geleiteten Forschungsprojekts zum Waldsterben sei die außerordentliche emotionale Intensität der Debatten insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland nicht alleine von der forstbotanischen Realität her zu verstehen. Von einigen Kritikern[9] wurde das Waldsterben als reines Medienphänomen betrachtet,[10] welches ein übertriebenes, apokalyptisches Szenario heraufbeschworen und Alarmismus ausgelöst hätte.

Dass die Waldsterbensdebatte Ende der 2010er wieder in den Medien erschien, ist in direktem Zusammenhang mit dem Paradigma der Klimakrise zu sehen, die nun die öffentliche Diskussion beherrschte. So verkündete der Bund Deutscher Forstleute – wie das in der Zeit auch viele Länder und Kommunen machten – einen „Klimanotstand für den Wald“.[11]

Durch Borkenkäferbefall und Trockenheit abgestorbene Fichten auf dem Brocken (Harz)

Zwischen dem Waldsterben und den frühen „Rauchschäden“ bestehen Parallelen im Schadensbild. Ende der 1970er wurden die Braunkohlevorkommen in der Bundesrepublik Deutschland, der DDR und ČSSR vermehrt genutzt. Wegen mangelndem technischen Umweltschutz entstanden Schäden, die an die Rauchschäden aus der Frühzeit der Industrialisierung erinnerten.[12][7]

Neu war die Vorstellung eines sterbenden Waldorganismus – statt sterbender Einzelbäume. Die Grundlage boten holistische Konzepte wie der 1922 eingeführte Dauerwald-Begriff des Forstwissenschaftlers Alfred Möller. Bevor der Begriff Waldsterben geprägt wurde, wandelte sich die Sicht auf das Problem und machte es zu einem emotional behafteten Thema. Die kulturgeschichtliche Bedeutung des „deutschen Waldes“ und die Sorge vor einem Atomkrieg etablierten das Waldsterben als überparteiliches Kollektivsymbol.[13]

Fachwissenschaftlich wurde der Begriff nicht lange verwendet und bald durch neuartige Waldschäden abgelöst, wohingegen er im allgemeinen Sprachgebrauch weiterhin verankert ist.[10]

Ab Mitte der 2010er spricht man auch von „neuartigem Baumsterben“, und der Begriff Waldsterben wurde weniger verwendet. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) grenzt das durch die Klimakrise bedingte Waldsterben der 2010er Jahre als „Waldsterben 2.0“ gegenüber dem Waldsterben der 80er Jahre ab.[14]

Entwicklung der Waldschäden in der Bundesrepublik

Die wissenschaftlichen Betrachtungen zum Waldsterben lassen sich in drei Phasen aufteilen.

Frühe 1980er Jahre

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1979 warnten die Forstwissenschaftler Bernhard Ulrich und Peter Schütt vor einem bevorstehenden bzw. stattfindenden Waldsterben und forderten eine Verbesserung der Luftreinhaltung.[15] Massenmedien griffen diese Warnungen auf; eine Titelgeschichte des Spiegel im November 1981 brachte dem Thema den öffentlichen Durchbruch.[16][17]

Mitte 1983 war das Waldsterben auch als Forschungsgegenstand etabliert. Als Konsens der Ursachen etablierte sich ein Stresskomplex mit regional unterschiedlicher Gewichtung unter entscheidender Mitwirkung von Luftverunreinigungen wie dem sauren Regen. Damit wurden die durchaus unterschiedlichen und auch kontrovers diskutierten Wirkungspfade und Schadstoffe zusammengefasst. Im Jahr 1983 (kurz nach dem Amtsantritt des Kabinett Kohl I) wurde die öffentliche Debatte besonders intensiv geführt. Bei der Landtagswahl in Hessen am 25. September 1983 zogen erstmals Die Grünen in ein Landesparlament ein. Der Bundestag beschloss effektive Maßnahmen zur Luftreinhaltung, die über das Bundes-Immissionsschutzgesetz zur Luftreinhaltung von 1971 hinausgingen. Dazu zählte der Einbau von Rauchgasentschwefelungsanlagen in Kraftwerken, die die Hauptemittenten von Schwefeldioxid waren.

Die Bezeichnung „neuartige Waldschäden“ galt zunächst als Euphemismus, hat sich aber nach 1983[18] für die festgestellten Schadensbilder etabliert. In der Forstwissenschaft wird seitdem nicht mehr von einem Waldsterben gesprochen.[18]

Späte 1980er Jahre

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1983/84 bis 1992 setzte eine Normalisierung des Umgangs der Forstwissenschaftler mit dem Waldsterben ein, das zunehmend weniger politisch und emotional besetzt war. In der Bundesrepublik Deutschland befand man 1984 gut ein Drittel des Waldes für geschädigt, was alle denkbaren Waldschäden subsumiert. Diese Waldschäden wurden zunehmend primär als wissenschaftliche Fragestellung behandelt, viele der vermeintlichen Waldsterbe-Symptome stellten sich als Fehldeutungen heraus; als Indikatoren für den Waldzustand verblieben hauptsächlich Kronenverlichtungen und Blatt- bzw. Nadelvergilbungen, die in jährlichen Waldzustandserhebungen und laufenden Untersuchungen quantitativ erfasst wurden. Die Beschäftigung mit den Waldschäden in der Forschung reduzierte sich danach erheblich.

1990er und 2000er Jahre

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der dritten Phase, von 1992 bis in die 2000er Jahre, differenzierte sich die reine Waldschadensforschung in eine breiter angelegte Waldökosystemforschung. Trotz intensiver Forschung konnte keine abschließende Wirkungskette ermittelt werden, die gemeinsame Hauptursache wurde in Luftschadstoffen gesehen, die über große Distanzen transportiert werden.[1]

Die Schadstoffbelastung wurde nach der Abschaltung vieler ostdeutscher Braunkohlekraftwerke nach der Wiedervereinigung, die bis dahin weitgehend ohne Filteranlagen arbeiteten, nochmals reduziert. Daraufhin fiel der Gesamtausstoß von Schwefeldioxid in Deutschland von zuvor rund 7,5 Mio. Tonnen pro Jahr während der 1970er und frühen 1980er Jahre auf rund 0,5 Mio. Tonnen für die Jahre nach der Jahrtausendwende.[19] Ab Mitte der 1990er Jahre waren die fachspezifischen Publikationen zunehmend wieder an grundlagenorientierten Teilproblemen ausgerichtet, der Wald an sich und der Waldzustand verschwanden zunehmend wieder aus dem wissenschaftlichen Diskurs. 2003 erklärte die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast in Übereinstimmung mit Befunden der europäischen Nachbarn das „Waldsterben“ für beendet. Der Trend zu einer negativen Entwicklung sei gestoppt. Der Zustand der Wälder habe sich stabilisiert, auch wenn nach wie vor Teile des Baumbestandes deutliche Schäden aufwiesen. Das bedeute, so das Ministerium, aber noch keine Entwarnung, weil es nach wie vor große geschädigte Bestände gebe.[20]

Entgegen der seinerzeitigen Debatte wurde in Folge eine starke Zunahme des Waldes in Mitteleuropa im Zeitraum von 1990 bis 2015 festgestellt.[21] In weitgehend allen Ländern Europas lag der flächenmäßige Waldzuwachs der beiden Jahrzehnte um die Jahrtausendwende über 20 %, besonders in Ostmitteleuropa sogar über 50 %.[21]

Für die wirklich stark geschädigten Gebiete setzte hingegen auch ein Umdenken in Richtung eines Umbaus des Waldes durch Naturverjüngung ein, so wurde in einigen Naturschutzgebieten, darunter im Bayerischen Wald oder auch im Nationalpark Berchtesgaden, die Entwaldung als Chance eines ökologischen Experiments gesehen. Der Fokus verlagerte sich damit auf Pufferung der Renaturierungszonen zum forstwirtschaftlich genutzten Umland, und Folgenforschung anstatt Ursachenforschung.

Die späteren 2000er Jahre waren primär von der beherrschenden Schadenslage durch den Borkenkäfer an Fichten nach den schweren Stürmen des Jahrzehnts (Lothar 1999, dann Kyrill, Paula, Emma) geprägt. Die öffentliche Aufmerksamkeit richtete sich hingegen auf die Abholzung des tropischen Regenwaldes.

In den späteren 2010er Jahren flammte die Debatte um ein allgemeines Waldsterben wieder auf.[22] Nach dem Hitzesommer 2003 häuften sich in den 2010ern durch die Globale Erwärmung die Hitzewellen und Monate und Saisons nie dagewesener Wärme, auch in den kühleren Jahreszeiten, mitsamt abnorm warmen und niederschlagsarmen Wintern. Durch die Kombination von Trockenstress, hoher Sommerhitze und die Veränderung der Regionalklimate kommt es neben großflächigen Schäden durch Sturm und Borkenkäfer auch zu Symptomen an einzelnen Hauptbaumarten wie Eichen, Buchen, Kiefern, Tannen und durch neuartige Infektionen an Eschen (Eschentriebsterben) oder Ahorn (Rußrindenkrankheit).[23] Die Mortalität hat sich in Mitteleuropa seit den 1980ern verdoppelt, betroffen sind tendenziell ältere und größere Exemplare,[24] deshalb hält das Thünen-Institut den Begriff Waldsterben im aktuellen Fall für irreführend.[25] Insgesamt wird hierbei die Ursache in einem allgemeinen „Klimastress“ gesehen[24] und einem noch immer nicht hinreichend bekannten Zusammenwirken an Einzelfaktoren. Inwieweit schon das Waldsterben der 1980er Jahre eine Folge der beginnenden menschgemachten Klimaerwärmung war, respektive das zeitgenössische Waldsterben eine Folge der ersten Phase, ist Gegenstand aktueller Forschung. So wird ein Zusammenhang mit moderneren Einschlagformen, vom Kahlschlag hin zur vermehrten Einzelbaumentnahme, vermutet,[24] aber auch in verpassten Chancen zum Umbau des Waldes in Richtung artenreicherer und somit stressresistenter Bestände.[26]

In den 2020er Jahren konnte nach und nach der Schadensumsfang der vorausgegangenen Jahre eingeordnet werden. Sehr trockene Jahre 2018 bis 2021 in Deutschland und Mitteleuropa und die dadurch geförderte Borkenkäferplage sorgte für ein Absterben von mehr als 300.000 Hektar Wald, was etwa 2,5 % der deutschen Waldfläche bzw. der Fläche des Saarlands entspricht. In Mitteleuropa insgesamt sind 300 Millionen Kubikmeter Holz geschädigt. Besonders Fichten als Flachwurzler sind durch die bis zu 2 Meter in den Boden tief reichende Trockenheit betroffen.[27]

Das Umweltbundesamt (UBA) wies im Januar 2024 darauf hin, dass die Kronenverlichtung nur zum Teil und bedingt als Indikator zum Waldsterben geeignet ist: „Die noch nie so hohen Absterberaten der Fichte im Jahr 2020, wie in den Ergebnissen der Waldzustandserhebung 2020 dokumentiert, gaben jedoch einen Hinweis darauf. Sie sind im Jahr 2021 rückläufig bei weiterhin hohem Niveau.“[28]

Forschungsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Laufe der Debatte groß angelegten und großzügig geförderten Forschungsprojekte kamen in den 1990er Jahren zu einem meist wenig beachteten Abschluss, der kaum öffentlich debattiert wurde.[10] Die umweltgeschichtliche Forschung spricht deswegen auch von einer fast vergessenen Umweltdebatte.[10] Ulrich äußerte sich 1995 skeptisch über seine 15 Jahre zuvor veröffentlichte Hypothese vom Waldsterben.[29]

Nach Angaben der Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte die Bundesrepublik von 1982 bis 1998 allein für die Waldschadensforschung 367 Millionen Mark ausgegeben, 180 Millionen Mark für die Waldökosystemforschung. Eine unbekannte Summe wurde für die statistischen Erhebungen zum Waldzustandsbericht ausgegeben, die von 1984 bis 2003 durchgeführt wurden. Gemäß den Angaben von Roland Schäfer und Birgit Metzger nennt das Umweltbundesamt mehr als 850 Forschungsvorhaben, die zwischen 1982 und 1992 mit insgesamt 465 Mio. DM gefördert wurden.[30]

Status Waldzustand bis 2009

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2000 waren nach dem offiziellen Waldzustandsbericht von Deutschland noch rund 35 Prozent aller Waldbäume ohne erkennbare Schäden,[31] im Jahr 2004 waren es nur noch 28 Prozent, während 65 Prozent in die Warnstufe fielen und knapp ein Drittel deutliche Schäden hatten.[32] Nach dem Waldzustandsbericht 2009 wiesen im Durchschnitt aller Baumarten 27 Prozent deutliche Kronenverlichtungen auf, wobei einige Regionen und einzelne Baumarten weit stärker betroffen waren. Nur 36 Prozent der Bäume wiesen keine Verlichtung auf.[33]

Die Waldsterbensdebatte als Forschungsthema

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 2006 bis 2010 gab es an der Universität Freiburg ein zeithistorisch geleitetes DFG-Projekt mit dem Titel Waldsterben – Und ewig sterben die Wälder.[34] Der Titel spielt bewusst auf den Roman Und ewig singen die Wälder an.[35] Demnach war die wissenschaftliche Auseinandersetzung zwar Voraussetzung, um immissionsbedingte Waldschäden bewusst zu machen, jedoch ihr Einfluss auf die gesellschaftliche Deutung dieser Erkenntnisse gering. In die öffentliche Deutung spielten Hintergründe wie der Prozess der Urbanisierung und Motorisierung, die zunehmende Freizeit, die spezifisch deutsche völkisch mystische Aufladung des Waldes,[36] die Autarkiepolitik der Nationalsozialisten sowie die Durchsetzung sozialhygienischer Deutungsmuster Anfang des 20. Jahrhunderts hinein.[12] Schäfer und Metzger hingegen messen den Stellungnahmen von Wissenschaftlern und Forstpraktikern eine große Relevanz für die öffentliche und politische Debatte bei, auch über die ersten Schadensmeldungen hinaus.[10] Die Betrachtung legt zudem nahe, dass eine Deutung über Verwissenschaftlichungsprozesse mit Vorsicht zu behandeln ist.[12] Bei der Wendung zu einer Interpretation einzelner Waldschäden als gesellschaftsrelevantem Umweltproblem hatten Experten nur wenig Einfluss und ‚die Wissenschaft‘ war keineswegs treibende Kraft. Das viel diskutierte Konzept der Wissensgesellschaft sei dabei kaum anzuwenden.[12]

Internationales

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kundgebung gegen das Waldsterben in Bern (Schweiz) am 5. Mai 1984

Obwohl die Waldschäden längst nicht nur in Mitteleuropa auftraten, sondern fast ganz Europa sowie Nordamerika betroffen waren, wurde das Waldsterben in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz besonders intensiv debattiert,[37][38] während das in benachbarten Ländern weniger geschah. In der Forschung untersucht wurden insbesondere die unterschiedliche Rezeption des spezifisch westdeutschen Waldsterbensdiskurses in der DDR wie auch in Frankreich. In Frankreich traten zum Teil ebenfalls Schäden auf, auch wenn sie wegen der in den meisten Teilen des Landes weitaus geringeren Belastung durch Schwefeldioxid und andere Rauchgase schwächer ausgeprägt waren als in den deutschen Mittelgebirgen. Dennoch wurde unter den Schlagwörtern dépérissement des forêts (wörtlich etwa: „Waldverkümmerung“) und le mal des forêts („Krankheit der Wälder“) eine in vieler Hinsicht vergleichbare Debatte geführt.[39]

1999 wurden mit dem Orkan Lothar Wald und Waldschäden in Frankreich noch einmal zu einem öffentlichen Thema. Dabei wurde deutlich mehr auf die Eigentümerstruktur und die Nutzungsform abgehoben als auf eine Mythologisierung des Waldes an sich.[36] Die französische Öffentlichkeit thematisierte im Gefolge die tradierten, monopolistischen Besitzstrukturen stärker als die Schadensbilder, die vor allem unter dem Aspekt wirtschaftlicher Auswirkungen thematisiert wurden.[40] Das Wort le waldsterben ging als Fremdwort ins Französische ein (Germanismus).

Der französische Historiker Michel Dupuy vertritt die These, dass die oppositionelle Umweltbewegung, die vor allem auf Grund der Luftverschmutzung entstanden sei, durch ihre politische Arbeit maßgeblich zum Untergang der DDR beigetragen habe.[41]

  • Die Sache mit dem Wald. In: Franz Bauer (Hrsg.): Allgemeine Forstzeitschrift. Sonderband. BLV Verlag, 1985, ISSN 0002-5860.
  • Martin Bemmann, Birgit Metzger, Roland Schäfer: Das deutsche Waldsterben als historisches Phänomen. In: Revue d’Allemagne et des Pays de langue allemande. Heft 3, Jahrgang 39, 2007, S. 423–436.
  • Roderich von Detten: Umweltpolitik und Unsicherheit. Zum Zusammenspiel von Wissenschaft und Umweltpolitik in der Debatte um das Waldsterben der 1980er-Jahre. In: Archiv für Sozialgeschichte. Band 50, 2010, S. 217–269.
  • Wolfram Elling, Ulrich Heber, Andrea Polle, Friedrich Beese: Schädigung von Waldökosystemen. Auswirkungen anthropogener Umweltveränderungen und Schutzmaßnahmen. Spektrum, Heidelberg/ Berlin/ Oxford 2007, ISBN 978-3-8274-1765-7.
  • Günter Hartmann, Franz Nienhaus, Heinz Butin: Farbatlas Waldschäden. Diagnose von Baumkrankheiten. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1995, ISBN 3-8001-3351-2.
  • Rudi Holzberger: Das sogenannte Waldsterben. Zur Karriere eines Klischees. Das Thema Wald im journalistischen Diskurs. Eppe, Bergatreute 1995, ISBN 3-89089-750-9.
  • Stefan Kunze, Heinz Ruppertshofen: Praxis Waldschutz. Strategien gegen das Waldsterben. Landbuch, Hannover 1995, ISBN 3-7842-0520-8.
  • Claudia Kurz: Kausalanalyse und Bioindikation der neuartigen Waldschäden anhand des Polyamin- sowie Phenolstatus am Beispiel von Picea abies (Fichte), Abies alba (Weißtanne) und Quercus Petraea (Eiche). okulare Bonitur versus Bioindikation? (Mikrofiche), Mainz 1999, DNB 958433380 (Dissertation an der Universität Mainz 1999).
  • Hartmut K. Lichtenthaler, Claus Buschmann: Das Waldsterben aus botanischer Sicht. Braun, Karlsruhe 1984, ISBN 3-7650-2035-4.
  • Birgit Metzger: „Erst stirbt der Wald, dann du!“ Das Waldsterben als westdeutsches Politikum (1978–1986). Campus, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-593-50092-8 (Rezension bei H-Soz-Kult).
  • Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Abschlussdokumentation zum Forschungsschwerpunkt „Luftverunreinigungen und Waldschäden“ des Landes Nordrhein-Westfalen : Ziele, Ergebnisse, Schlussfolgerungen. Eine Bilanz neunjähriger Waldschadensforschung im Land Nordrhein-Westfalen. Ministerium für Umwelt, Raumordnung und Landwirtschaft NRW, Düsseldorf 1993, DNB 940119927.
  • Burkhard Müller-Ullrich: Das Waldsterben – ein Holzweg. In: Medienmärchen. Gesinnungstäter im Journalismus. Blessing, München 1996, ISBN 3-89667-002-6, S. 24–34 (Rezension Die Zeit).
  • Zeno Nöthig: Das Waldsterben. Literaturauswertung zum Stand der Kenntnisse und zu den Erklärungshypothesen. In: Institut für Kraftfahrwesen, RWTH Aachen (Hrsg.): Technische Hochschule Aachen: IKA-Schriftenreihe Automobiltechnik. Band 7. Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen, Aachen 1986, ISBN 3-925194-05-3.
  • Roland Schäfer: „Lamettasyndrom“ und „Säuresteppe“: Das Waldsterben und die Forstwissenschaften 1979-2007. Institut für Forstökonomie, Universität Freiburg, Freiburg 2012, ISBN 978-3-9811351-6-9 (online-PDF (Memento vom 9. April 2019 im Internet Archive)).
  • Peter Schütt u. a.: Der Wald stirbt an Stress. Vollständig überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. Ullstein Verlag Taschenbuch 34471 Reihe Ullstein-Sachbuch, Frankfurt am Main / Berlin 1988, ISBN 3-548-34471-2 (Lizenz der Bertelsmann-Verlagsgesellschaft München).
  • Peter Schütt u. a.: So stirbt der Wald. Schadbilder und Krankheitsverlauf. 5., durchgesehene Auflage. blv, München/ Wien/ Zürich 1986, ISBN 3-405-13101-4 (Erstausgabe: 1983).
  • Horst Stern (Hrsg.): Rettet den Wald. 2., aktualisierte Auflage. Kindler, München 1989, ISBN 3-463-40107-X (Erstausgabe: 1979).
  • Gerhard Voss, Uwe Arndt: Was wir über das Waldsterben wissen. Hrsg.: Erwin Nießlein. Deutscher Instituts-Verlag, Köln 1985, ISBN 3-602-14158-6.
  • Karl F. Wentzel: Was bleibt vom Waldsterben? Bilanz und Denkanstöße zur Neubewertung der derzeitigen Reaktion der Wälder auf Luftschadstoffe. In: Schriftenreihe des Instituts für Forstpolitik der Universität Freiburg im Breisgau. Band 5. HochschulVerlag, Aachen/ Hamburg/ Freiburg im Breisgau 2001, ISBN 3-8107-6805-7.
  • Ernst-Detlef Schulze, Otto Ludwig Lange: Die Wirkungen von Luftverunreinigungen auf Waldökosysteme. In: Chemie in unserer Zeit. Band 24, Nr. 3, Juni 1990, ISSN 0009-2851, S. 117–130, doi:10.1002/ciuz.19900240306.
Commons: Waldsterben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Waldsterben – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Schütt, Schuck, Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 563 f.
  2. Hansjörg Küster: Geschichte des Waldes. C. H. Beck, 1998, ISBN 3-406-50279-2, Kapitel 22, „Waldsterben“
  3. a b Ivo Willimann, Helena Egli-Broz: Ökologie: Einführung in die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur. Compendio Bildungsmedien 2010, ISBN 978-3-715-59446-0, S. 140; online in Google Bücher
  4. Bernhard Pötter: Hysterie hilft. Weltuntergang. Vor 35 Jahren warnten Professoren und Fernsehsendungen davor, dass der deutsche Wald bald sterben werde. Heute gibt es ihn immer noch. Alles Panikmache – oder die Geschichte einer erfolgreichen Rettung? Und was lernen wir daraus für den Klimawandel? Die Tageszeitung, 28. März 2015, S. 29–31, abgerufen am 1. Juni 2017: „Die Reaktionen auf das Waldsterben haben die deutsche Umweltpolitik so nachhaltig geprägt wie keine andere Ökodebatte.“
  5. Frank Sieber: Vom Tod gezeichnet. Waldsterben im Rückblick. Neue Zürcher Zeitung, 27. Oktober 2014, abgerufen am 1. Juni 2017.
  6. Roland Schäfer, Birgit Metzger: Was macht eigentlich das Waldsterben? In: Patrick Masius, Ole Sparenberg, Jana Sprenger (Hrsg.): Umweltgeschichte und Umweltzukunft. Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin. Göttingen 2009, S. 201–228, S. 206/208.
  7. a b waldsterben.uni-freiburg.de Und ewig sterben die Wälder Roland Schäfer – „Lamettasyndrom“ und „Säuresteppe“: Das Waldsterben und die Forstwissenschaften 1979–2007.
  8. Roland Schäfer, Birgit Metzger, in Patrick Masius, Ole Sparenberg, Jana Sprenger (Hrsg.): Was macht eigentlich das Waldsterben? Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin. (PDF; 4,1 MB), Graduiertenkolleg Interdisziplinäre Umweltgeschichte, Umweltgeschichte und Umweltzukunft (2009)
  9. Das sogenannte Waldsterben. Rudi Holzberger. Verlag: Eppe 2002, ISBN 3-89089-750-9, Erstauflage 1995 als Dissertation in Konstanz
  10. a b c d e Fast vergessene Debatten der Umweltgeschichte Was macht eigentlich das Waldsterben? Roland Schäfer, Birgit Metzger, in Masius, Patrick Sparenberg, Ole Sprenger, Jana (Hrsg.): Umweltgeschichte und Umweltzukunft Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin. Universitätsverlag Göttingen, ISBN 978-3-940344-69-4, S. 201–221.
  11. Klimakatastrophe: BDF ruft Klimanotstand für den Wald aus. In: forstwirtschaft-in-deutschland.de, 16. Juli 2019.
  12. a b c d waldsterben.uni-freiburg.de Und ewig sterben die Wälder Teilprojekt I, Zusammenfassung zu Martin Bemmann – „Beschädigte Vegetation“ und „Sterbende Wälder“. Zur Entstehung eines Umweltproblems in Deutschland, 1893–1970, Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 2010.
  13. Rezension, Johannes Zechner: Rezension zu: von Detten, Roderich (Hrsg.): Das Waldsterben. Rückblick auf einen Ausnahmezustand. München 2013, in: H-Soz-u-Kult, 9. Dezember 2013.
  14. BUND: „Waldsterben 2.0“
  15. o. V.: Säureregen: Da liegt was in der Luft. In: Der Spiegel. Nr. 47, 1981, S. 96–110 (online).
  16. Spiegel, Hausmitteilung Betr.: Waldsterben 1/1994 In den Heften 47, 48 und 49 erschien ein dreiteiliger Bericht
  17. Spiegel-Archiv Ausgabe 47/1981
  18. a b R. Schäfer, B. Metzger: Was macht eigentlich das Waldsterben? In: P. Masius u. a. (Hrsg.): Umweltgeschichte und Umweltzukunft: Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin. Universitätsverlag Göttingen, 2009, ISBN 978-3-940344-69-4, S. 210.
  19. Luftschadstoffemissionen – Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und Projektion in die Zukunft (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive) (PDF; 1,0 MB). Universität Stuttgart, abgerufen am 27. Mai 2013.
  20. Waldsterben in Deutschland gestoppt WiWo, 13. Juli 2003.
  21. a b In reichen Ländern wachsen die Wälder. science.ORF.at, 14. Mai 2018 – zu einer Studie der FAO, mit Karte Globaler Vergleich: Waldentwicklung von 1990 bis 2015.
  22. So etwa: Der ewige Patient. Der Wald ist nicht tot, aber er leidet (20 Jahre Waldsterben). Jörg-Andreas Krüger, auf nabu.de, o. D.;
    Es betrifft ganz Deutschland: Das große Waldsterben. In: Focus. online, 1. August 2019;
    Deutschland beklagt das «Waldsterben 2.0», aber wie schlecht geht es dem Wald wirklich?. In: Neue Zürcher Zeitung. online, 6. August 2019.
  23. Heißzeit, Schädlinge, Dauer-Dürre: Unsere Bäume sterben – und es ist noch schlimmer als in den 1980ern. In: Focus. online, 1. April 2019 (Stellungnahme des Bund Deutscher Forstleute).
  24. a b c Cornelius Senf, Dirk Pflugmacher, Yang Zhiqiang, Julius Sebald, Jan Knorn, Mathias Neumann, Patrick Hostert & Rupert Seidl: Canopy mortality has doubled in Europe’s temperate forests over the last three decades. In: Nature Communications. Band 9, 2018, doi:10.1038/s41467-018-07539-6 (Artikel, nature.com). – dazu auch:
    Nach dem Waldsterben kommt das Baumsterben. science.ORF.at, 26. November 2018;
    Neues Baumsterben in Mitteleuropa? scinexx.de, 27. November 2018.
  25. Waldschäden durch Trockenheit und Hitze, Thünen-Institut, 27. Mai 2022
  26. Ulrike Fokken: Klimawandel in Deutschland: Der Wald stirbt leise. In: Die Tageszeitung: taz. 9. August 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. Oktober 2019]).
  27. Gabriel Popkin: Germany’s trees are dying. A fierce debate has broken out over how to respond. In: Science Magazin. 2. Dezember 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021 (englisch).
  28. Kronenverlichtung. Umweltbundesamt (UBA), 7. November 2023, archiviert vom Original; abgerufen am 11. Februar 2024.
  29. Bernhard Ulrich: The history and possible causes of forest decline in central Europe, with particular attention to the German situation. In: Environmental Reviews. Band 3, Nr. 3–4, Juli 1995, ISSN 1181-8700, S. 262–276, doi:10.1139/a95-013.
  30. R. Schäfer, B. Metzger: Was macht eigentlich das Waldsterben? In: P. Masius u. a. (Hrsg.): Umweltgeschichte und Umweltzukunft: Zur gesellschaftlichen Relevanz einer jungen Disziplin. Universitätsverlag Göttingen, 2009, ISBN 978-3-940344-69-4, S. 204.
  31. Bundesarbeitskreis Wald: Waldzustand in Deutschland und Europa weiter verschlechtert – Erholung des Waldes in den neuen Bundesländern zu Ende, Pressemitteilung zum Waldschadensbericht 2000, 29. November 2000.
  32. scinexx : Wald stirbt mehr denn je: Deutscher Waldzustandsbericht 2004 mit alarmierender Bilanz, abgerufen am 20. Oktober 2014.
  33. Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2009. (online) (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive)
  34. DFG-Projektseite: Waldsterben – Und ewig sterben die Wälder
  35. SWR Interview mit Roderich von Detten: Der Wald stirbt seit über 25 Jahren SWR online 2008.
  36. a b Tagungsbericht Und ewig sterben die Wälder. Das deutsche "Waldsterben" in multidisziplinärer Perspektive, Veranstalter: Freiburger Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Historischen Seminars (Franz-Josef Brüggemeier, Jens Ivo Engels) und das Freiburger Institut für Forstökonomie (Gerhard Oesten, Roderich von Detten) Datum, Ort: 13.–15. Juni 2007, Freiburg
  37. beobachter.ch: Panikstimmung im Forst
  38. Was wurde aus dem Waldsterben? – Österreich – Report (ORF) – 5. Juli 2011.
  39. Vgl. Laurent Schmit: „Le Waldsterben“. Die Debatte über Sauren Regen und Waldschäden in Frankreich. Teilstudie 5 des DFG-Projekts „Und ewig sterben die Wälder“".
  40. DFG-Projekt Waldsterben. Internetseite der Universität Freiburg. Abgerufen am 29. Mai 2013.
  41. Tagungsbericht: Und ewig sterben die Wälder. Das deutsche „Waldsterben“ in multidisziplinärer Perspektive. 13.–15. Juni 2007, Freiburg, in: H-Soz-u-Kult, 26. Juli 2007, hsozkult.geschichte.hu-berlin.de, Dupuy.