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„Slawen“ – Versionsunterschied

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{{Weiterleitungshinweis|Slaven|Zum britischen Musikproduzenten siehe [[Neil Slaven]]. Zum irischen Fußballspieler siehe [[Bernie Slaven]].}}
'''Slawen''' sind neben den [[Germanische Sprachen|Germanen]] und [[Romanische Sprachen|Romanen]] eine der Hauptgruppen der [[indoeuropäisch]]en Sprachfamilie, vor allem in Ostmittel- und [[Osteuropa]].
[[Datei:Slavic europe (Kosovo unshaded).svg|mini|Staaten mit mehrheitlich slawisch sprechender Bevölkerung:<ref>Die [[Internationale Anerkennung des Kosovo|teils anerkannte Unabhängigkeit]] des [[Kosovo]] ist auf dieser Karte nicht berücksichtigt. Kosovo hat eine [[Albanische Sprache|albanischsprachige]] Bevölkerungsmehrheit.</ref>{{Farblegende|#007500|[[Ostslawen]]}}{{Farblegende|#71D87D|[[Westslawen]]}}{{Farblegende|#003636|[[Südslawen]]}}]]


Die '''Slawen''' sind die nach Bevölkerungszahl größte Gruppe von [[Ethnie]]n in Europa. Sie bewohnen seit dem 6. Jahrhundert vor allem das östliche [[Mitteleuropa]], [[Osteuropa]] und [[Südosteuropa]]. Die [[Slawische Sprachen|slawischen Sprachen]] zählen zur [[Indogermanische Sprachen|indoeuropäischen Sprachfamilie]].
Staaten mit mehrheitlich slawischer Bevölkerung sind [[Russland]], die [[Ukraine]], [[Weißrussland]], [[Polen]], [[Tschechien]], die [[Slowakei]], [[Slowenien]], [[Kroatien]], [[Serbien und Montenegro]], [[Bosnien]], [[Mazedonien]] und [[Bulgarien]]. Sehr bedeutende slawische Minderheiten leben in [[Kasachstan]], [[Moldawien]], [[Estland]] und [[Lettland]].


== Siedlungsgebiete ==
In Deutschland gibt es die slawische Minderheit der [[Sorben]] mit gewissen Sonderrechten (wie zweisprachige Ortsschilder) in der [[Lausitz]]. In Österreich gibt es eine [[Kroaten|kroatische]] Minderheit im [[Burgenland]] und eine [[Slowenen|slowenische]] in [[Kärnten]], welche durch den Artikel 7 des [[Österreichischer Staatsvertrag|Österreichischen Staatsvertrags]] geschützt sind.
Staaten mit slawischen [[Titularnation]]en sind:


* ostslawische Staaten: [[Russland]], die [[Ukraine]] und [[Belarus]].
* westslawische Staaten: [[Polen]], [[Tschechien]] und die [[Slowakei]].
* südslawische Staaten: [[Bulgarien]], [[Slowenien]], [[Kroatien]], [[Serbien]], [[Bosnien und Herzegowina]], [[Nordmazedonien]] und [[Montenegro]].


Große slawische Minderheiten (etwa 15 bis 35 % der Bevölkerung) leben in den ehemals zur [[Sowjetunion]] gehörigen Staaten [[Litauen]], [[Lettland]], [[Estland]], [[Kasachstan]] und [[Republik Moldau|Moldau]]. In [[Deutschland]] und [[Österreich]] leben, abgesehen von der großen Bevölkerungsgruppe slawischer Zuwanderer, die [[Indigene Völker|autochthonen]] slawischen Volksgruppen der [[Sorben]] in der [[Lausitz]], der [[Burgenlandkroaten|Kroaten]] im [[Burgenland]], der [[Tschechen in Wien|Tschechen]] und [[Slowaken]] in [[Wien]] sowie der [[Slowenen in Österreich|Slowenen]] in [[Kärnten]] und der [[Steiermark]]. Im Norden Polens lebt die slawische Minderheit der [[Kaschuben]]. Im äußersten Südwesten der Ukraine (→ [[Karpatenukraine]]) und in der [[Slowakei]] lebt die slawische Minderheit der [[Russinen]].
==Zur Etymologie des Begriffs Slawe==


== Sprachen ==
Die Bezeichnung Slawe leitet sich ab von dem griechischen Wort für Sklaven (griechisch sklabos). Laut Duden geht die Bedeutung 'Sklave' auf den Sklavenhandel im mittelalterlichen Orient zurück, dessen Opfer vorwiegend Slawen waren.
[[Datei:Slawische sprachen.png|mini|250px|Verbreitung der slawischen Sprachen]]
Die [[Slawische Sprachen|slawischen Sprachen]] sind eine der Untergruppen der [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen Sprachen]] und stehen hier den [[Baltische Sprachen|baltischen Sprachen]] am nächsten, vermutlich über eine (von manchen bestrittene) vorhergehende [[baltoslawisch]]e Zwischenstufe. Man unterscheidet drei Hauptzweige: das [[Ostslawische Sprachen|Ostslawische]], [[Westslawische Sprachen|Westslawische]] und das [[Südslawische Sprachen|Südslawische]].<ref>[[Brockhaus Enzyklopädie, 21. Auflage|Brockhaus]], Band 20, ISBN 3-7653-3680-7, S.&nbsp;311.</ref>


Die zahlreichen gegenseitigen [[Entlehnung]]en zwischen Slawisch und Germanisch kennzeichnen die heute noch bestehende lange Nachbarschaft.<ref>{{Literatur |Autor=Alicja Karszniewicz-Mazur |Titel=Die Lehnwörter germanischer Herkunft im Urslawischen und Altpolnischen |Sammelwerk=Orbis Linguarum |Nummer=27 |Datum=2004 |ISSN=1426-7241 |Seiten=299–303 |Online={{Webarchiv |url=http://www.orbis-linguarum.net/2004/27_04/alicjakarszniewiczgot.pdf |wayback=20060907143656 |text=Digitalisat}} |Format=PDF |KBytes=198 |Abruf=2019-04-21}}</ref>


Das nichtindogermanische [[Ungarische Sprache|Ungarisch]] hat die Namen der meisten Wochentage und einige andere Begriffe aus slawischen Sprachen übernommen.
== Sprache ==


== Ursprünge und Ausbreitung ==
Bei Betrachtung der [[indoeuropäische Sprachen|indoeuropäischen Sprachen]] ergibt es sich, dass die [[Nordeuropa|nordeuropäische]] (''slawogermanische'') Gruppe sich sehr früh von der indoeuropäischen Sprachfamilie abgetrennt hat. Diese Abteilung spaltete sich dann später weiter auf.
[[Datei:Roman Empire 125 de.svg|mini|hochkant=1.5|Das Römische Reich unter [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] (Regierungszeit 117–138 n.&nbsp;Chr.). Der Siedlungsraum der '''Venedi''' lag zu der Zeit zwischen Ostsee und [[Karpaten]]]]
[[Datei:The origin and dispersion of Slavs in the 5-10th centuries.png|mini|hochkant=1.5|Die Ausbreitung der slawischen Sprache im 5. bis 10. Jahrhundert]]
In der lebhaften und noch keineswegs abgeschlossenen Diskussion über den Ursprung der Slawen stehen sich zwei völlig unterschiedliche Forschungsansätze gegenüber. Ausgehend von der Grundannahme, dass die Slawen ein Ursprungsgebiet haben, geht die klassische Auffassung von der Einwanderung einer oder mehrerer homogener „urslawischer“ Gruppen aus, deren Identität und Herkunft sie zu ermitteln sucht („Urheimat“).<ref>Dass eine solche überhaupt existierte, bestritt in neuerer Zeit [[Florin Curta]]. Er geht davon aus, dass die Byzantiner die neuen Gruppen an ihrer Grenze nur kennzeichnen wollten und sich dort eine eigene Identität erst später entwickelte (Florin Curta: ''The Making of the Slavs.'' Cambridge 2001, S.&nbsp;335ff.).</ref> Dabei sollen nach einem älteren Modell homogene Verbände eingewandert sein, während sich nach einer moderneren, modifizierten These die slawischen Völkerschaften erst auf der Wanderung oder am Ankunftsort im Rahmen einer [[Ethnogenese]] aus den wandernden Protoslawen gebildet haben. Insbesondere Sprachforscher haben als slawische „Urheimat“ einen Raum nördlich der [[Karpaten]] zwischen oberer [[Weichsel]], mittlerem [[Dnepr]] und [[Desna (Dnepr)|Desna]] vermutet.


Demgegenüber hat der rumänisch-amerikanische Forscher [[Florin Curta]] die umstrittene These aufgestellt, die Slawen als ethnisch-politische Kategorie seien eine oströmisch-frühbyzantinische „Erfindung“ in Form einer Fremdbezeichnung, also einer Kategorisierung von außen, durch die unterschiedliche Gruppen als Einheit gesehen worden seien. Curtas Thesen haben zu einer angeregten Debatte geführt, in der auch lange als sicher geltende Deutungen archäologischer Kulturen als „slawisch“ neu diskutiert werden.
Neben der germanischen Sprachgruppe entstand nach Meinung der meisten Sprachwissenschaftler eine ''baltoslawische'' Gruppe, aus der durch weitere Trennung das [[Balten|Baltische]] und das [[Slawische Sprachen|Slawische]] entstanden.


=== Veneter ===
Andere Theorien nehmen an, dass die zweifellos beobachtbaren baltoslawischen Entwicklungen durch die geographische Nähe zweier ursprünglich unterschiedlicher Sprachgruppen bedingt waren.
[[Plinius der Ältere]], [[Tacitus]] und [[Claudius Ptolemäus]] von [[Alexandria]] erwähnen ab dem 1. Jahrhundert in unterschiedlichen Schreibweisen ein Volk der „[[Veneter (Weichsel)|Veneter]]“ ''(Venedi / Venethi / Venadi'' oder ''Ouenedai)'', das östlich der [[Weichsel]] beziehungsweise an der [[Danziger Bucht]] siedelte. Somit wird es –&nbsp;schon geografisch&nbsp;– auch eindeutig von den [[Veneter (Adria)|Venetern]] des Alpenraumes unterschieden.


Eine ethnische Kontinuität von Venethi/Venedi und [[Wenden]] wird in der modernen Forschung überwiegend bezweifelt.<ref>{{Internetquelle |autor=Roland Steinacher |url=http://homepage.uibk.ac.at/~c61705/DISSERTATION.html |titel=Studien zur vandalischen Geschichte. Die Gleichsetzung der Ethnonyme Wenden, Slawen und Vandalen vom Mittelalter bis ins 18.&nbsp;Jahrhundert |titelerg=Dissertation – Kurzfassung und Inhaltsverzeichnis |werk=homepage.uibk.ac.at |datum=2002 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20060513053315/http://homepage.uibk.ac.at/~c61705/DISSERTATION.html |archiv-datum=2006-05-13 |abruf=2019-04-19 |offline=1}}</ref>
''siehe auch'': [[Indoeuropäer]], [[Streitaxtkulturen]]


Die Vorbehalte stützen sich auf das späte Auftreten zweifelsfrei den Slawen zuzuordnender Keramik. Diese sogenannte [[frühslawische Keramik]] zeichnet sich jedoch im Wesentlichen durch ihre Einfachheit und Unscheinbarkeit aus. Zwischen den älteren Kulturen derselben Region und der frühslawischen Keramik liegen die Hinterlassenschaften des [[Gotensturm]]s, und die ''[[Getica]]'' des [[Jordanes]] berichten von der Unterwerfung der verschiedenen Völker durch die Goten.
== Ursprünge und Ausbreitung ==


=== Sklavenoi ===
Historisch und archäologisch lassen sich die Slawen erst in der Zeit um [[500]] fassen. Unter Kaiser [[Justinian I.]] (527-565) gerieten Slawen erstmal in das Blickfeld [[Ostrom|byzantinischer]] [[Chronist]]en wie [[Prokopios von Caesarea]], [[Jordanes]] und [[Theophylaktos Simokates]]. Sie berichten von [[Veneter]]n, ''Sklavinen'' und [[Anten]] (die man zusammen auch ''Sporen'' nennt) die aus den Gebieten zwischen [[Karpaten]], unterer [[Donau]] und [[Schwarzes Meer|Schwarzem Meer]] kommend plündernd in das [[Byzantinische Reich]] und seine Randgebiete einfielen.
Zur Zeit des Kaisers [[Justinian I.]] (527–565)<ref>Zu dessen Balkanpolitik und den ersten Kontakten mit den Slawen siehe nun ausführlich Alexander Sarantis: ''Justinian’s Balkan Wars. Campaigning, Diplomacy and Development in Illyricum, Thace and the Northern World A.D. 527–65.'' Prenton 2016.</ref> gerieten Slawen (in griechischen Quellen als ''Sklavenoi,'' in lateinischen als ''Sclaveni'' bezeichnet) und [[Anten]] dann erstmals in das Blickfeld [[Byzantinische Geschichtsschreibung|oströmischer Geschichtsschreiber]].<ref>Christian Lübke: ''Das östliche Europa. Die Deutschen und das europäische Mittelalter.'' München 2004, S.&nbsp;42ff.; Sebastian Brather: ''Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa.'' 2. Auflage Berlin 2008, S.&nbsp;51f. Zu den frühen Belegen für das Ethnonym „Slawen“ siehe: [[Günter Weiß (Byzantinist)|Günter Weiß]]: ''Das Ethnikon Sklabenoi, Sklaboi in den griechischen Quellen bis 1025'' (= ''Glossar zur frühmittelalterlichen Geschichte im östlichen Europa.'' Beiheft 5). Franz Steiner, Stuttgart 1988, ISBN 3-515-05297-6; Jutta Reisinger, Günter Sowa: ''Das Ethnikon Sclavi in den lateinischen Quellen bis zum Jahr 900'' (= ''Glossar zur frühmittelalterlichen Geschichte im östlichen Europa.'' Beiheft 6). Franz Steiner, Stuttgart 1990, ISBN 3-515-05610-6.</ref> Dazu gehörten zuerst [[Cassiodor]] (auch ''Cassidor'' genannt), der eine heute verschollene Gotenchronik im Auftrag [[Theoderich der Große|Theoderichs]] schrieb, die [[Jordanes]] später in seiner ''[[Getica]]'' nutzte, und dann [[Prokopios von Caesarea]] (auch ''Prokop'' genannt), der unter dem oströmischen Feldherrn [[Belisar]] gegen die Goten kämpfte. Beide Historiker hatten also Information aus erster Hand.


Nun folgen mehrere Wellen der [[Justinianische Pest|Justinianischen Pest]], die zu allerlei wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen führen. Erst danach setzt die Geschichtsschreibung wieder ein und beginnt rückwirkend an die Werke der Antike anzuschließen.
Zwar erwähnen bereits [[Plinius der Ältere]], [[Tacitus]] und [[Ptolemäus]] von Alexandria ab dem [[1. Jahrhundert]] in unterschiedlicher Schreibweise ein Volk der ''Venedi'', ''Venethi'', ''Venadi'' oder ''Ouenedai'', das östlich der [[Weichsel]] beziehungsweise an der [[Danzig]]er Bucht siedelte, doch beziehen sich diese Angaben zweifellos auf die den Germanen zuzurechnenden [[Vandalen]]. Der Sammelbegriff [[Veneter]] wurde im [[6. Jahrhundert]] offenbar auf das bis dahin unbekannte "[[Volk]]" der Slawen übertragen, obwohl keine direkten Beziehungen zwischen beiden bestanden.


Nach dem Jahr 600 folgen größere Erwähnungen durch frühbyzantinische Chronisten wie [[Agathias]] sowie in der folgenden Zeit [[Menander Protektor]] und [[Theophylaktos Simokates]]. Sie berichten von zahlreichen ''Sklavenoi'' und Anten, die aus den [[Karpaten]], der unteren Donau und vom [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]] kommend seit der Mitte des 6.&nbsp;Jahrhunderts plündernd in die Donauprovinzen des [[Byzantinisches Reich|Oströmischen Reiches]] eingefallen seien.
Im 19. und [[20. Jahrhundert]] wurde in oft erbitterten und zumeist [[Nationalismus|nationalistisch]] gefärbten Debatten eine "[[Urheimat]]" der Slawen gesucht, da man sich "Völker" nur als [[homogen]]e Einheiten vorstellen konnte. Inzwischen wurde jedoch erkannt, die verschiedenen historischen [[Disziplin]]en wie [[Archäologie]], [[Historiographie]] und [[Sprachwissenschaft]] eigene, spezifische [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]] und Aussagemöglichkeiten besitzen, die sich nicht ohne weiteres zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen. Sie alle haben jedoch große [[Methodik|methodische]] Schwierigkeiten, mit Hilfe ihrer Quellen der [[Ethnogenese]] näherzukommen. Offensichtlich folgt die Suche nach der slawischen "Urheimat" einer falsch gestellten Frage.


Prokopios beschrieb, dass die Anten und Sklavenoi seiner Zeit in fast allen Dingen gleich seien, gleiche Bräuche gehabt und dieselbe Sprache gesprochen hätten.
Erst mit ihrer Erwähnung in den byzantinischen Quellen werden die Slawen als historische Größe greifbar, wobei diese Großgruppe nicht unbedingt auch als ethnisch homogene Gruppierung aufgetreten sein muss. Neu entstandene Großverbände waren wahrscheinlich fragil und "polyethnisch", das heißt sie setzten sich aus Personen und Gruppen unterschiedlicher Herkunft zusammen, die allein durch den Glauben an eine gemeinsame Kultur und eine gemeinsame Abstammung zusammengehalten wurden, sich aber nicht zwangsläufig tatsächlich auch auf eine gemeinsame [[Kultur]] und gemeinsame [[Sprache]] begründen mussten. Ethnogenese ist ein historischer Prozeß, an dessem Ende das historisch bekannte Volk der Slawen stand. Für die Bildung der slawischen Sprache (''Topogenese'') konnte ein Gebiet zwischen mittlerer Weichsel beziehungsweise [[Westlicher Bug|Bug]] und mittlerem [[Dnepr]] herausgearbeitet werden. Doch nicht allein Wanderungen der Träger dieser Sprache, sondern auch die [[Assimilation]] von Menschen verschiedener Herkunft führte zu der "Slawisierung" Ostmittel- und Osteuropas. Ein einheitliches ("proto")-slawisches "Urvolk" hat es, wie bei allen Völkern, sicherlich nicht gegeben.


Jordanes schrieb um 550 in seinem Hauptwerk ''Getica'', ''Sclaveni'', ''Antes'' und ''Venethi'' seien verschiedene Bezeichnungen für dieselbe Gruppe. Dabei bezieht er sich auf Cassiodor. Ihm zufolge siedelten zu seinen Lebzeiten die ''Sclaveni'' zwischen Weichsel und [[Donau]] und die Anten zwischen [[Dnister]] und [[Don (Asowsches Meer)|Don]].<ref>Jordanes: ''Getica'' 34f., Karte bei Sebastian Brather: ''Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa.'' 2. Auflage Berlin 2008, S.&nbsp;53.</ref> Laut Cassidor seien die ''Sclaveni'' wie auch die Anten und Veneter einst von den Goten unterworfen waren, als diese noch am Schwarzen Meer lebten. In der modernen Forschung ist umstritten, ob die Anten slawischer Identität waren; andere Hypothesen gehen unter anderem von einer skythischen (iranischen) Herkunft aus.<ref>''Antae''. In: ''[[Oxford Dictionary of Byzantium]]''. Bd. 1, New York / Oxford 1991, S.&nbsp;108f.</ref>
In den folgenden Jahrhunderten besiedelten die Slawen auf diese Weise allmählich weite Gebiete [[Ostmitteleuropa|Ostmittel]]- und [[Osteuropa]]s, die vom [[Schwarzes Meer|Schwarzen]] und Ägäischen Meer bis zur Ostsee und dem [[Ilmensee]] sowie von der [[Elbe]], [[Saale]], dem [[Böhmerwald]], dem [[Inn]], den [[Alpen]] und der [[Adria]] bis zum oberen [[Don (Russland)|Don]] und unteren [[Dnepr]] erstreckten.


Die ''Sklavenoi'' rückten dabei auch in den Bereichen vor, die im Verlauf der sogenannten [[Völkerwanderung]] von germanischen Gruppen geräumt worden waren.<ref>Zu diesem Prozess siehe [[Walter Pohl]]: ''Die Völkerwanderung.'' 2. Auflage. Stuttgart u.&nbsp;a. 2005, S.&nbsp;206–212.</ref>
=== Ausbreitung der heutigen Westslawen ===


Das [[Strategikon des Maurikios]] stellt ''Sklavenoi'' als fähige Schwimmer und Taucher dar, die in Sümpfen und im Gebirge zu Fuß als [[Guerilla]] kämpften und Bogenschützen und Speerwerfer stellten.
Gegen Ende des [[5. Jahrhundert]]s wurde der mittlere [[Donau]]raum (die heutige Slowakei, Ungarn, wohl auch das heutige [[Mähren|Südmähren]]) und in der zweiten Hälfte des [[6. Jahrhundert]]s auch [[Böhmen]] besiedelt. Gleichzeitig begannen die Slawen nach dem Abzug der [[Langobarden]] von der Donau aus über [[Pannonien]], [[Noricum]] und [[Karnien]] sich auszubreiten und siedelten sich allmählich in dem Gebiet des heutigen [[Oberösterreich]], [[Steiermark]], [[Kärnten]] und [[Krain]] und [[Tirol]] an. Um 600 und im Verlauf des [[7. Jahrhundert]]s drangen slawische Gruppen bis über die Saale und Elbe hinaus in das heutige Ostdeutschland und in das polnische Gebiet vor.


=== Arabische Quellen ===
Die '''südlichen Westslawen''' bildeten um [[623]] - als Reaktion auf die Besetzung [[Pannonien]]s durch die [[Awaren]] in den 60er-Jahren des [[6. Jahrhundert]]s - das Reich des [[Samo]] mit vermutetem Mittelpunkt im südlichen [[March]]-Raum.
Unter arabischen Autoren des Mittelalters ist besonders [[Ibrahim ibn Yaqub]] bedeutend, der im 10. Jahrhundert die [[Mecklenburg (Burg)|Mecklenburg]], den Sitz der [[Samtherrscher|Stammeskönige]] des westslawischen Stammesverbandes der [[Abodriten]] besuchte und beschrieb, wobei er auch deren Herrscher [[Nakon]] namentlich erwähnte. Daneben bereiste und beschrieb er ausführlich [[Prag]], das Zentrum des entstehenden [[Herzogtum Böhmen|Herzogtums Böhmen]]. Die Stadt Prag erwähnte er wie auch [[Krakau]] als erster Autor überhaupt. Er belegt auch als früheste Quelle das entstehende polnische Staatswesen unter Herzog [[Mieszko I.]], der namentlich auftaucht. Daneben erwähnte er das Zentrum der [[Heveller]], die [[Brandenburg (Brandenburg an der Havel)|Brandenburg]], sowie die [[Sorben]], die [[Rus]], die [[Prußen]], die [[Mährer (Stamm)|Mährer]], die slawisierten Donaubulgaren, die [[Guduscani]] und die [[Dudleben]], wobei er einen Herrscher nennt, der oft mit [[Wenzel von Böhmen|Wenzel dem Heiligen von Böhmen]] identifiziert wird. An anderer Stelle nennt er dessen Bruder [[Boleslav I. (Böhmen)|Boleslav I. von Böhmen]]. Ein weiterer Reisender in arabischer Sprache war [[Ahmad ibn Rustah]], der die [[Kiewer Rus]] und ihre Gesellschaft ebenfalls im 10. Jahrhundert neben der Gesellschaft [[Kroatien im Frühmittelalter|Kroatiens]], [[Geschichte Bulgariens#Erstes Bulgarisches Reich|Bulgariens]], und [[Mährerreich|Mährens]] schilderte. So erwähnte er und einige andere Geographen eine Stadt, die nach Lage und Namen das erste politische Zentrum der ostslawischen [[Wjatitschen]] in der Region um das spätere [[Moskau]] war, vielleicht das alte Moskau selbst, das zwar unter heutigem Namen erst um 1147 gegründet wurde, nach archäologischen Untersuchungen aber schon vorher wichtiges Wjatitschen-Zentrum war. Ein späterer Reisender durch die Wolgaländer, die Fürstentümer der Rus und [[Königreich Ungarn|Ungarn]] war im 12. Jahrhundert [[Abu Hamid al-Gharnati]], der beispielsweise [[Kiew]] beschrieb.


Ausführliche Schilderungen der landwirtschaftlichen, kommerziellen, politischen und religiösen Verhältnisse in der [[Kiewer Rus]] und benachbarter slawischer Länder wurden von mehreren muslimischen Geographen, besonders [[Al-Masʿūdī]], [[Ibn Hauqal]], aber auch [[Ibn Chordadhbeh]], [[Abū Zaid al-Balchī]], im [[Hudūd al-ʿĀlam]] und anderen überliefert, die die Länder aber nicht selbst gesehen hatten, sondern ihre Informationen von zumeist [[Waräger|warägischen]] Söldnern und Händlern (''[[Rus (Volk)|Rus]]'', im Unterschied zu den bäuerlichen ''[[Saqāliba]]'') und anderen Händlern, Reisenden und Geographen bezogen. Einige geographische Angaben sind heute nur noch schwer zu identifizieren und manchmal wird der Begriff ''Saqāliba'' („Slawen“, Einzahl ''Saqlab'') nur als ungenauer geographischer Sammelbegriff für Bewohner Ostmittel-, Südost- und Osteuropas verwendet. Diese gelegentlichen Mängel der geographischen Beschreibung entfernter Länder hat schon das Hudūd al-ʿĀlam reflektiert.<ref>Alle Angaben nach: ''al-Saḳāliba''. in: ''[[Encyclopaedia of Islam]].'' New Edition, Bd. 8, Leiden 1995, S. 872–881</ref>
Danach existierten gegen Ende des [[8. Jahrhundert]]s das Mährische Fürstentum im südlichen March-Gebiet sowie das [[Nitra]]er Fürstentum ([[Neutraer Fürstentum]]) in der heutigen [[Slowakei]], durch deren Vereinigung [[833]] das [[Großmährisches Reich|Großmährische Reich]] entstand, das dann schnell expandierte und in der 1. Hälfte des 10. Jh. von den [[nomadisch]]en Stämmen der [[Ungarn]] ([[Magyaren]]) zerstört wurde. Die Bewohner des zentralen Groß-Mähren werden in slawischen Texten als ''slověne'', das heißt Slawen (Aussprache: ''slowäne'' oder ''slowene''), oder als „mährische Völker“ bezeichnet.
Als ''slověne'' wurden damals auch die Slawen im heutigen Ungarn, Slowenien und Slawonien bezeichnet - die späteren Bezeichnungen Slowake / Slowakei (auf Slowakisch: Slovák (weiblich: Slovenka) / Slovensko) sowie Slowene / Slowenien (auf Slowenisch: Slovenec (weiblich: Slovenka) / Slovenija) sind aus diesem Wort entstanden.


Häufiger sind Nachrichten über einzelne oder Gruppen von Saqāliba in der Diaspora, die im islamischen Herrschaftsbereich oder dessen näherer Nachbarschaft auftauchten – Händler, Söldner, Sklaven, Militärsklaven, Würdenträger usw.
Dauerhafte Reichsbildungen gelangen den [[Přemysliden]] in [[Böhmen]] und den [[Piasten]] in [[Großpolen]] im 10. und [[11. Jahrhundert]]. Die heutigen [[Slowakei]] geriet zwischen dem 10. und [[13. Jahrhundert]] (der Großteil bis 1100) [[Sukzession_(Begriffsklärung)|sukzessive]] unter die Herrschaft der [[Ungarn]]/Magyaren.
{{Hauptartikel|Saqāliba}}


=== Moderne Forschungsdiskussionen ===
''vergleiche auch:'' [[Austroslawismus]]
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde in oft erbitterten und zumeist [[Nationalismus|nationalistisch]] gefärbten Debatten eine „[[Urheimat]]“ der Slawen gesucht, da man sich „Völker“ nur als [[homogenität (Soziologie)|homogene]] Einheiten vorstellen konnte. Inzwischen wurde jedoch erkannt, dass die verschiedenen historischen [[Einzelwissenschaft|Disziplinen]] wie [[Archäologie]], [[Geschichtsschreibung|Historiographie]] und [[Sprachwissenschaft]] eigene, spezifische [[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]] und Aussagemöglichkeiten besitzen, die sich nicht ohne weiteres zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen.<ref>Vgl. auch Sebastian Brather: ''Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa.'' 2. Auflage Berlin 2008, S.&nbsp;51ff.</ref> Sie alle haben jedoch große [[Methodik|methodische]] Schwierigkeiten, mit Hilfe ihrer Quellen der [[Ethnogenese]] näherzukommen. Vor allem polnische und tschechische Wissenschaftler nahmen an, dass die vorgeschichtlichen Slawen mit der [[Lausitzer Kultur]] zu identifizieren sind. Deutsch- und englischsprachige Wissenschaftler lehnten diese These überwiegend als spekulativ ab.


Erst mit ihrer Erwähnung in den oströmischen Quellen werden die Slawen als historische Größe greifbar, wobei diese Großgruppe keineswegs als ethnisch homogene Gruppierung aufgetreten sein muss, wenngleich sie von außen als solche gesehen wurde. Neu entstandene Großverbände der Völkerwanderungszeit waren meistens fragil und polyethnisch zusammengesetzt. Sie setzten sich aus Personen und Gruppen unterschiedlicher Herkunft zusammen, die besonders durch den Glauben an eine gemeinsame Ideologie und Kultur sowie eine gemeinsame Abstammung zusammengehalten wurden, sich aber nicht zwangsläufig tatsächlich auch auf eine gemeinsame [[Kultur]] und gemeinsame [[Sprache]] begründen mussten. Ethnogenese ist ein historischer Prozess, an dessen Ende in diesem Fall das historisch greifbare „Volk“ der Slawen stand. Für die Bildung der slawischen Sprache ''(Topogenese)'' konnte mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Gebiet zwischen mittlerer Weichsel beziehungsweise [[Bug (Fluss)|Bug]] und mittlerem [[Dnepr]] herausgearbeitet werden. Doch nicht allein Wanderungen der Träger dieser Sprache, sondern auch die [[Assimilation (Soziologie)|Assimilation]] von Menschen verschiedener Herkunft führte zu der „Slawisierung“ Ostmittel- und Osteuropas.
'''Nördliche Westslawen''':
Im Verlaufe des [[7. Jahrhundert]]s drangen westslawische Gruppen allmählich entlang der [[Elbe]] bis zur Mündung der [[Saale]] vor. Anschließend wurden die zuvor von den [[Germanen]] weitgehend geräumten Gebiete zwischen den beiden Flüssen aufgesiedelt. Die hier lebenden Slawen bezeichneten sich selbst als [[Sorben]].


In den folgenden Jahrhunderten besiedelten Slawen auf diese Weise allmählich weite Gebiete [[Mitteleuropa]]s und [[Osteuropa]]s, die sich vom Schwarzen und Ägäischen Meer bis zur Ostsee und dem [[Ilmensee]] sowie von der [[Elbe]], der [[Saale]], dem [[Böhmerwald]], dem [[Inn]], den [[Alpen]] und der [[Adriatisches Meer|Adria]] bis zum oberen Don und unteren Dnepr erstreckten.
Ab dem Ende des [[7. Jahrhundert]]s und im Verlauf des [[8. Jahrhundert]]s wurden auch die übrigen Gebiete in Ostdeutschland besiedelt. Hier bildeten sich mehrere Stammesverbände heraus, von denen insbesondere die [[Milzener]] und [[Lusitzer]] in der [[Lausitz]], die [[Heveller]] an der [[Havel]] im heutigen [[Brandenburg]] und die [[Wilzen]]/[[Liutizen]] und [[Abodriten (Volk)|Obotriten]] in [[Mecklenburg-Vorpommern]] zu nennen sind. Noch weiter westlich siedelten die [[Wagrier]] (Waigri) im nördlichen Holstein und die Drewaner im Lüneburgischen. Die slawischen Verbände in Nordostdeutschland werden von der Forschung unter dem Begriff [[Polaben]] oder Elbslawen zusammengefasst.


== Archäologische Zeugnisse ==
Der westlichste Fürstensitz war das wagrische Aldinburg (slaw. ''Starigrad'') an der Ostsee, das heutige [[Oldenburg in Holstein]], zugleich wichtiger Handelsplatz für den Ostseehandel mit Beziehung zum sächsischen [[Hamburg]] und zur wikingischen Siedlung [[Haithabu]]. Die nachbarschaftlichen Beziehungen im Norden Deutschlands waren nicht immer friedlich. So gab es im [[9. Jahrhundert|9.]] und [[10. Jahrhundert]] mehrfach Überfälle auf Hamburg, [[1066]] wurde Haithabu von den Slawen geplündert.
[[Datei:Burgwall Hohennauen-Witzke.jpg|mini|Der frühslawische [[Burgwall Hohennauen-Witzke]] im Havelland (7. bis 9. Jahrhundert)]]
Die große Fülle archäologischer Funde gibt umfangreiche Informationen über materielle Kultur und Lebensweise slawischer Bevölkerung in den verschiedenen Siedlungsperioden.


Die archäologischen Zeugnisse der frühen Slawen (6.–8. Jhd.) zeigen kaum Unterschiede im gesamten Siedlungsgebiet zwischen Schwarzem Meer und mittlerer Elbe. Die Keramik ist handgeformt und häufig unverziert. Typische Zeugnisse sind Überreste [[Slawischer Burgwall|slawischer Burgwälle]] im vormaligen Siedlungsgebiet.
Unter Kaiser [[Otto I. (HRR)|Otto I.]] erfolgte die Christianisierung der Nordwestslawen über die Erzbistümer Hamburg und Magdeburg, Bistümer wurden in [[Oldenburg in Holstein|Oldenburg]], [[Merseburg]], [[Meißen]], [[Zeitz]] (1028 verlegt nach [[Naumburg]]), [[Brandenburg]] und [[Havelberg]]. Im Mittelalter zogen sehr viele Deutsche in diese dünnbesiedelten Gebiete und die Slawen gingen in den Deutschen auf.


In der Diskussion über die Klassifikation verschiedener regionaler Gruppen wird immer wieder auf die sehr geringen Unterschiede der materiellen Kultur verwiesen.<ref>vgl. dazu Sebastian Brather: ''Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa.'' 2. Auflage Berlin 2008, S.&nbsp;47 und öfter.</ref> Daher wird heute nur noch zwischen regionalen Keramikgruppen unterschieden.
Im heutigen Polen lebten mehrere Stämme. Das Land zu beiden Seiten der Weichsel bis an die Oder hin bewohnte der Stamm der Lechen oder Polanen (Feldbewohner), die im [[10. Jahrhundert]] den Kern des entstehenden Staates [[Polen]] bildeten.


Als früheste archäologische Gruppen werden die [[Prag-Kortschak-Kultur|Prag-Kortschak-Gruppe]] ([[Prager Gruppe]], [[Kortschak-Gruppe]], [[Sukow-Dziedzice-Gruppe]]) in Ostmitteleuropa und die [[Penkowka-Kultur]] in Südosteuropa unterschieden.
=== Ausbreitung der heutigen Ostslawen ===


== Ausbreitung der Westslawen ==
Parallel zur Ausbreitung in südliche und westliche Richtung erfolgte eine Ausweitung des Siedlungsgebietes nach Norden in [[Finno-Ugren|finno-ugrisches]] und [[Balten|baltisches]] Gebiet. Im osteuropäischen Tiefland waren schließlich zahlreiche kleinere slawische Stämme ansässig, wie zum Beispiel:
[[Datei:West slavs 9th-10th c..png|mini|Westslawische Stämme im 9. und 10. Jh.]]
* [[Dregowitschen]] (Дреговичи) - im Zentrum des heutigen [[Weißrussland|Weißrussland]]
Gegen Ende des 5. Jahrhunderts wurde der mittlere Donauraum (die heutige Slowakei, Ungarn, wohl auch das heutige [[Mähren|Südmähren]]) und um 550 bzw. in der zweiten Hälfte des 6.&nbsp;Jahrhunderts auch [[Böhmen]] von Slawen besiedelt. Gleichzeitig begannen die Slawen nach dem Abzug der [[Langobarden]], sich von der Donau aus über [[Pannonien]], [[Noricum]] und [[Karnien]] auszubreiten, und siedelten sich allmählich in den heutigen Gebieten [[Oberösterreich]]s nördlich der Donau und [[Niederösterreich]], [[Steiermark]], [[Kärnten]], [[Krain]] und [[Osttirol]] an. Im 7. Jahrhundert dehnte sich das slawische Siedlungsgebiet bis an [[Elbe]] und [[Saale]] aus, weiter südlich in die Flussgebiete des oberen Main (bis [[Ochsenfurt]]), Regnitz und nördlicher Naab. Vom heutigen Polen war nur der äußerste Nordosten nicht slawisch. Dort siedelten die baltischen [[Prußen]]<!-- [[Weißserbien]] -->.
* [[Drewljanen]] (Древляне) - entlang des [[Prypjat (Fluss)|Prypjat]] ([[Iskorosten]])
* [[Kriwitschen]] (Кривичи) - rund um [[Smolensk]] und [[Pskow]]
* [[Poljanen]] (Поляне) - rund um [[Kiew]] am rechten Ufer des [[Dnjepr]]
* [[Sewerjanen]] (Северяне) - rund um [[Tschernigow]]
* [[Slovenen]] (Словене) - zwischen [[Ilmensee]] und [[Ladoga]]see ([[Nowgorod]])
* [[Tiwerzen]] (Тиверцы) oder [[Ulitschen]] (Уличи) - etlang des [[Dniester]]s
* Weiße [[Kroaten]] (Белые Хорваты) - im heutigen [[Galizien (Ukraine)]]
* [[Wjatitschen]] (Вятичи) - entlang der [[Oka (Fluss, Wolga)|Oka]]
* [[Wolhyner]] (Волыняне) - im heutigen [[Oblast Wolhynien|Wolhynien]], auch Duleben (Дулебы) genannt.


=== Südliche Westslawen ===
Unter Einfluss [[Wikinger|wikingischer]] ([[Skandinavier|skandinavischer]]) Händler, Siedler und Söldner entstand in der heutigen Ukraine, in Weißrussland und in Westrussland gegen Ende des [[9. Jahrhundert]]s das erste ostslawische Reich, die [[Kiewer Rus]]. Im [[Spätmittelalter]] spalteten sich die Ostslawen in [[Weißrussen]], [[Ukrainer]] und [[Russen]] auf - letztere breiteten sich seit dem späten [[16. Jahrhundert]] und verstärkt im 19. und [[20. Jahrhundert]] (entlang der Transsibirischen Eisenbahn) bis zum [[Pazifik]] aus.
Die südlichen Westslawen bildeten um 623, als Reaktion auf die Besetzung [[Pannonien]]s durch die [[Awaren]] in den 60er-Jahren des 6. Jahrhunderts, das Reich des [[Samo]] mit vermutetem Mittelpunkt im südlichen [[March (Fluss)|March]]-Raum.


Im 9. Jahrhundert entstand das [[Mährerreich]] als bedeutende Reichsbildung auf dem Gebiet des heutigen [[Mähren]] und der [[Slowakei]]. Hier führten [[Kyrill und Method]] als Schriftsprache das von ihnen auf Basis der [[Glagolitische Schrift|glagolitischen Schrift]] kodifizierte [[Altkirchenslawisch]]e als [[Sakralsprache|Liturgiesprache]] ein. Anfang des 10. Jahrhunderts zerfiel das Mährerreich im Laufe der [[Ungarneinfälle]], worauf neue Machtzentren entstanden, aus denen sich heutige Staaten entwickelt haben, das Reich der [[Přemysliden]] in [[Böhmen]], Grundlage des heutigen [[Tschechien]], und das der [[Piasten]] in [[Polen]]. Die heutige Slowakei kam Stück für Stück, großenteils bis 1100, unter die Herrschaft der Magyaren und wurde von ihnen seit dem 16. Jahrhundert als [[Oberungarn]] bezeichnet.
=== Ausbreitung der heutigen Südslawen ===


=== Nördliche Westslawen ===
Im [[6. Jahrhundert]] rückten die Slawen an die untere (von den [[Westgoten]] verlassene) [[Donau]] nach [[Moesien]], [[Thrakien]], [[Makedonien]], ja bis zur [[Peloponnes]] vor. Im [[7. Jahrhundert]] haben die Slawen die ganze Balkan-Halbinsel sowie [[Kreta]], [[Dalmatien]] und [[Oberitalien]] - ; natürlich zum Teil neben der ursprünglichen Bevölkerung - besiedelt.
{{Hauptartikel|Wenden}}
In der ersten Hälfte des [[7. Jahrhundert]]s drangen die [[Kroaten]] aus ihren hinterkarpatischen Ländern sowie die Serben siegreich über die Donau und siedelten sich nach Vertreibung der Awaren Slawen in Pannonien, in [[Dalmatien]] und im übrigen [[Illyricum]] an.
[[Datei:Oldenburg Holstein Wallmuseum Slavenboot.jpg|mini|hochkant|Nachbau eines slawischen Handelsschiffes]]
In der 2. Hälfte des [[7. Jahrhundert]]s kam ein Teil der asiatischen [[Wolgabulgaren]] auf der östlichen Balkan-Halbinsel an und gründete dort [[681]] das Bulgarische Reich, wobei sich das asiatische Reitervolk sehr schnell mit der ursprünglichen slawischen Bevölkerung vermischte und das heutige slawische Volk der [[Bulgaren]] bildete. Im heutigen [[Albanien]] wurden die Slawen von der ursprünglichen illyrischen Bevölkerung assimiliert.


Ausgangspunkt und zeitlicher Rahmen der slawischen Besiedlung zwischen [[Elbe]] und [[Oder]] sind bis heute nur schwer zu bestimmen.
Mit dem Ende des [[7. Jahrhundert]]s dürfen wir die großen westlichen und südlichen Wanderungen der Slawen als abgeschlossen ansehen. Nahe mit den Serben und den Bulgaren sind die [[Slawische Mazedonier| Mazedonier]] verwandt. Den Serben und den Kroaten stehen [[Ethnie|ethnisch]] ferner die [[Montenegriner]] und die [[Bosniaken]] nahe.


Ursprünglich ging die Forschung von unterschiedlichen Einwanderergruppen und Einwanderungsrichtungen aus.<ref>Joachim Herrmann: ''Siedlung, Wirtschaft und gesellschaftliche Verhältnisse der slawischen Stämme zwischen Oder/Neiße und Elbe. Studien auf der Grundlage archäologschen Materials.'' Dt. Akad. Wiss., Schr. Sektion Vor- u. Frühgesch. 23, Berlin 1968, S. 39–77.</ref> Dem lag die Vorstellung von großen, ethnisch und politisch homogenen Wanderungsverbänden zugrunde, die als geschlossene Stammesverbände wellenartig das Gebiet zwischen Elbe und Oder erreichten, was durch entsprechend interpretierte Ausgrabungsfunde und sprachwissenschaftliche Entdeckungen belegt schien. Danach sollte die Keramik der [[Sukow-Dziedzice-Gruppe]] der ersten Einwanderungswelle zuzuordnen sein, die von Osten kommend die Oder überquerte. Dagegen sah man in den Vertretern der [[Prager Gruppe]] Stämme, die von Südosten kommend entlang der Elbe bis zur Mündung der [[Saale]] vorstießen. Im mehrfachen Vorkommen ethnischer Bezeichnungen, wie der der [[Abodriten]], [[Serben]]/[[Sorben]] und [[Kroaten]] in Mitteleuropa einerseits und in Südosteuropa andererseits, erblickte man einen Beweis für die Aufspaltung ursprünglich größerer Stammesverbände. Darüber hinaus wurden Unterschiede bei Bestattungsformen sowie im Haus- und Burgenbau hervorgehoben.
''Siehe auch:'' [[Liste der slawischen Stämme]]

Inzwischen gelten die Versuche, für die Frühzeit der slawischen Besiedlung verschiedene Einwanderergruppen zu identifizieren, als gescheitert.<ref>Sebastian Brather: ''Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa.'' 2. Auflage Berlin 2008, S. 58.</ref> Die neueren Erkenntnisse zur Ethnogenese sprechen gegen die Existenz politisch und ethnisch homogener Wanderungsgruppen und ihren Fortbestand in den neuen Siedlungsgebieten. Bei der Interpretation der archäologischen Funde werden deren Gemeinsamkeiten hervorgehoben und Unterschiede durch regionale Umwelteinflüsse erklärt. Ähnliche Stammesbezeichnungen gelten als Folge des Rückgriffs auf das gleiche Namensgut.

[[Datei:4 Gift Bringers of Otto III.jpg|mini|links|''Sclavinia, Germania, Gallia und Roma huldigen Kaiser Otto III.'', Meister der Reichenauer Schule, [[Evangeliar Ottos III. (München)|Evangeliar Kaiser Ottos&nbsp;III.]], um 1000]]

In [[Schleswig-Holstein]], dem nördlichen Endpunkt der slawischen Einwanderung, ist die Besiedelung ab Mitte des 8. Jahrhunderts archäologisch nachweisbar.<ref>Ulrich Mueller, Donat Wehner: ''Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung'' in: Kathrin Marterior, Norbert Nübler (Hrsg.): ''Mehrsprachige Sprachlandschaften ?'' Leipzig 2016, S.&nbsp;209–260, hier S.&nbsp;220.</ref> Bei den ältesten Siedlungsfunden handelt es sich um Reste eines slawischen Dorfes bei [[Bosau]], datiert „um/nach 726“ und den Wall von [[Liubice]] (auch: Alt-Lübeck), datiert um 730. Hölzer des Bohlenweges aus dem [[Klempau]]er Moor stammen aus dem Jahr 760/61 und das Brunnenholz aus der Vorburgsiedlung von Liubice aus der Zeit von 769. Aus Scharstorf (Gemeinde [[Schellhorn]]) stammt ein Holz ohne Befundzusammenhang, das auf das Jahr 770 datiert wird. Frühere Datierungen auf der Grundlage der [[Radiokarbonmethode]] gelten dagegen heute als sehr zweifelhaft. Für [[Brandenburg]] wird von slawischer Besiedlung bereits im fortgeschrittenen 7. Jahrhundert ausgegangen.

Der westlichste bekannte Fürstensitz war das [[Wagrier|wagrische]] [[Oldenburger Wall|Starigard]] („Alte Burg“) an der Ostsee, das heutige [[Oldenburg in Holstein]] (siehe auch: [[Oldenburger Wallmuseum]]). Dies war zugleich ein wichtiger Handelsplatz für den [[Ostseehandel]] mit Beziehung zum sächsischen [[Hamburg]] und zur Siedlung [[Haithabu]] dänischer [[Wikinger]]. Allerdings gab es im 9. und 10. Jahrhundert auch mehrfach Überfälle auf Hamburg, 1066 wurde Haithabu von den Slawen geplündert, im 11. Jahrhundert (mutmaßlich) die sagenhafte slawische Handelsstadt [[Vineta]] vernichtet.<ref>Helmold von Bosau: ''Slawenchronik (orig. um 1170). Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters.'' Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe. Band XIX. 4. Auflage. Darmstadt 1983.</ref>

Unter dem römisch-deutschen Kaiser [[Otto I. (HRR)|Otto&nbsp;I.]] begann die [[Christianisierung]] der Nordwestslawen über die [[Erzbistum Magdeburg|Erzbistümer Magdeburg]] und [[Erzbistum Hamburg|Hamburg]]. Bistümer entstanden in [[Bistum Oldenburg|Oldenburg]], [[Bistum Merseburg|Merseburg]], [[Bistum Meißen|Meißen]], [[Bistum Naumburg-Zeitz|Zeitz]] (1028 verlegt nach [[Naumburg (Saale)]]), [[Bistum Brandenburg|Brandenburg]] und [[Bistum Havelberg|Havelberg]]. Der erfolgreiche [[Slawenaufstand von 983]] stoppte diese Bemühungen in Mecklenburg, Ostholstein, Pommern und die meisten Teile Brandenburgs für ca. 200 Jahre.

Nachdem [[Rethra]] als religiöses Zentrum der nördlichen Westslawen im Winter 1068/69 zerstört worden war, übernahm die [[Jaromarsburg]] am [[Kap Arkona]] auf der Insel [[Rügen]] dessen Rang, bis auch dieses letzte bedeutende Heiligtum im Jahre 1168 durch die mit dem sächsischen Stammesherzog [[Heinrich der Löwe|Heinrich dem Löwen]] verbündeten christlichen Dänen unter König [[Waldemar I. (Dänemark)|Waldemar&nbsp;I.]] zerstört wurde.

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Oldenburg Holstein Slaven Wall.JPG|Wallanlage in Oldenburg in Holstein
Slawenburg1.jpg|Slawische Burg
AussehenSlawenburg.jpg|Darstellung von Slawen beim Bau einer Inselburg im 10. Jahrhundert
Burgwallinsel Neubrandenburg Fischerinsel in Mecklenburg-Vorpommern.jpg|Burg Fischerinsel bei Neubrandenburg in Mecklenburg um 1150
</gallery>

Im [[Hochmittelalter]] kam es infolge der [[Hochmittelalterliche Ostsiedlung|Ostsiedlung]] zu dem als erfolglos beurteilten [[Wendenkreuzzug]]. Obwohl slawische Sprachen in „[[Germania Slavica]]“ bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, außer in der [[Lausitz]], dem [[Wendland]], Teilen [[Hinterpommern]]s und [[Schlesien]]s überwiegend (bis auf wenige Restgebiete) ausstarben, haben sich viele slawische Orts- und Familiennamen bis heute erhalten (zum Beispiel [[Buckow (Märkische Schweiz)|Buckow]], „Buche“ mit Endung [[-ow]] für „Ort“, bzw. [[Kretschmer]], „[[Krüger]]“/„Schankwirt“).

Im heutigen Polen lebten mehrere Stämme. Das Land zu beiden Seiten der [[Weichsel]] bis etwa an die [[Wipper (Saale)|Wipper]] hin bewohnte der Stamm der [[Polanen]] („Feldbewohner“) bzw. Lechen, die im 10. Jahrhundert mit den [[Piasten]] an der Spitze den Kern des entstehenden Staates [[Polen]] bildeten und sich mit den [[Masowier]]n und anderen kleineren Stämmen zusammenschlossen. Hauptstadt des durch den Fürsten [[Mieszko&nbsp;I.]] gegründeten Staates war [[Gniezno|Gnesen]]. Die zwischen Wippermündung und Oder nahe der Ostsee wohnenden Slawen wurden [[Pomoranen]] genannt, von ''po morju'' („am Meer“).

== Ausbreitung der Ostslawen ==
[[Datei:Slavic silver hoard.JPG|mini|Teile des slawischen [[Schatz von Martyniwka|Silberschatzes von Martyniwka]], Ukraine (etwa 550–650 n.&nbsp;Chr.)]]
{{Hauptartikel|Ostslawen}}

Der genaue Zeitpunkt und der Prozess der Besiedelung ostslawischer Stämme ist unklar. Zu den ältesten Siedlungsgebieten der Ostslawen zählen Gebiete am mittleren Dnepr um Kiew sowie Gebiete entlang seines rechten Zuflusses [[Prypjat]]. In der Spätantike waren sie den damaligen Chronisten einer Theorie zufolge als [[Anten]] bekannt. Den Dnepr aufwärts kommend, kolonisierten die Ostslawen bereits früh den Raum [[Smolensk]] sowie den [[Ilmensee]], wo sie jeweils baltische und finno-ugrische Stämme verdrängten oder assimilierten.

=== Stämme und Stammesverbände ===
Für die Zeit ab dem 9. Jahrhundert sind folgende Stämme bzw. Stammesverbände der Ostslawen in den Chroniken erwähnt:
* [[Buschanen]] (Бужане) – am [[Bug (Fluss)|Westlichen Bug]],
* [[Duleben]] (Дулебы),
* [[Dregowitschen]] (Дреговичи) – im Zentrum des heutigen [[Belarus]] – Hauptstadt [[Turau|Turow]]
* [[Drewlanen]] (Древляне) – entlang des [[Prypjat (Fluss)|Prypjat]] – Hauptstadt [[Iskorosten]]
* [[Kriwitschen]] (Кривичи) – Nordwestrussland – Hauptstädte [[Pskow]] und [[Smolensk]]
* [[Poljanen]] (Поляне) – am rechten Ufer des Dnepr in der Nordukraine – Hauptstadt [[Kiew]]
* [[Polotschanen]] (Полочане) – an der [[Düna]] – Hauptstadt [[Polazk]]
* [[Radimitschen]] (Радимичи) – zwischen oberem [[Dnepr]] und [[Desna (Dnepr)|Desna]] – Hauptstadt [[Homel|Gomel]]
* [[Sewerjanen]] (Северяне) – nordöstliche Ukraine – Hauptstadt [[Tschernihiw]]
* [[Ilmenslawen|Slowenen]] (Словене) – zwischen [[Ilmensee]] und [[Ladogasee]] – Hauptstadt [[Weliki Nowgorod|Nowgorod]]
* [[Tiwerzen]] (Тиверцы) – entlang des [[Dnister]] – Hauptstadt [[Peresetschen]]
* [[Ulitschen]] (Уличи) – zwischen Dnepr und [[Südlicher Bug|Südlichen Bug]]
* [[Chorwaten (Dnister)|Chorwaten]] (Хорваты), auch Weiße Kroaten genannt – um den oberen [[Dnister]] – [[Przemyśl|Peremyschl]]
* [[Wjatitschen]] (Вятичи) – entlang der [[Oka]] – Hauptstadt [[Moskau]]
* [[Wolhynier]] (Волыняне) – im heutigen [[Wolhynien]], Burg [[Wolyn]]
[[Datei:Наводницький парк, Київ 01.jpg|mini|Denkmal für die legendären Stadtgründer von Kiew aus dem Stamm der Polanen im 5. Jahrhundert]]
Den [[Weg von den Warägern zu den Griechen]] über das osteuropäische Flusssystem nutzend, bereisten [[Wikinger|wikingische]] Händler, Siedler und Krieger das ostslawische Gebiet, das sie wegen seiner zahlreichen Burgen und Städte [[Gardarike]] nannten. Diese [[Waräger]] oder [[Rus]] genannten Menschen einten die gesamte Region der heutigen Nordukraine, Belarus und Westrussland gegen Ende des 9.&nbsp;Jahrhunderts zum ersten gemeinsamen Reich, der [[Kiewer Rus]]. Einige ostslawische Stämme konnten ihre Unabhängigkeit von Kiew, der Hauptstadt der Rus von 882 an, noch relativ lange bewahren. Besonders hartnäckig widersetzten sich die Wjatitschen und die Tiwerzen den Kiewer Fürsten. Ab dem 12. Jahrhundert verschwinden die Erwähnungen der einzelnen Stämme aus den Chroniken. Sie verschmolzen zu einem [[altrussisches Volk|altrussischen Volk]], das etwa im [[Igorlied]] als Russitschi (русичи) genannt wird.

=== Slawische Ostsiedlung ===
Im Rahmen der [[slawische Ostsiedlung|slawischen Ostsiedlung]] kolonisierten die Ostslawen zwischen dem 8. und dem 14. Jahrhundert in mehreren Wellen das heutige [[Zentralrussland]] (die Gebiete zwischen der [[Wolga]] und der [[Oka]]). Die erste Besiedlungsphase erfolgte noch vor der Entstehung der Kiewer Rus und ging auf die einzelnen Stämme zurück. Die Kriwitschen besiedelten den Oberlauf der Wolga sowie die Region [[Salessje (historische Landschaft)|Salessje]], wo Städte wie [[Rostow am Don|Rostow]], [[Susdal]] und [[Wladimir (Stadt)|Wladimir]] gegründet wurden. Hier entstand später das [[Fürstentum Wladimir-Susdal]], die Keimzelle des Russischen Reiches. Die Gebiete um Moskau sowie Gebiete entlang der Oka wurden allerdings zunächst ca. im 9. und 10. Jahrhundert von den ostslawischen Wjatitschen besiedelt. Im Norden breiteten sich die Slowenen (Ilmenslawen), die Kernbevölkerung der [[Republik Nowgorod]], bis ans [[Weißes Meer|Weiße Meer]] aus, wo aus ihnen später die russischen [[Pomoren]] entstanden. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert stützte sich die slawische Ostsiedlung im Gegensatz zur ersten Welle auf organisierte Strukturen der fürstlichen Administration der [[Rurikiden]]. Fürsten von Wladimir-Susdal wie [[Juri Dolgoruki]] und [[Andrei Bogoljubski]] förderten die Übersiedlung aus den südlichen Gebieten der Rus am Dnepr nach Nordosten, die Bevölkerung stieg rasant. Auf Betreiben der Fürsten entstanden viele der heutigen Städte Zentralrusslands, darunter Moskau. Die Fürsten boten den im Süden der Rus häufig sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten gute Bedingungen als freie Bauern, außerdem bildete die [[Pelzbranche|Pelzjagd]] eine wichtige Reichtumsquelle. Ein wichtiger Faktor für die Massenmigration aus dem Süden waren außerdem häufige Feudalkriege um Kiew sowie zahlreiche Überfälle der Polowzer ([[Kiptschak (Volk)|Kumanen]]). Die Slawen aus dem bevölkerungsreichen Süden bildeten in diesen Gebieten schnell die Mehrheit gegenüber den baltischen ([[Goljad]]) und der finno-ugrischen ([[Merja]], [[Muroma]], [[Meschtscheren]]) Stämmen, die noch keine Landwirtschaft betrieben haben. Zahlreiche slawische Toponyme und Hydronyme Zentralrussands, die ihre älteren Entsprechungen am mittleren Dnepr haben, belegen auch heute noch die südliche Herkunft der Siedler.

Im [[Spätmittelalter]] spalteten sich die Ostslawen in [[Belarussen|Weißrussen]], [[Ukrainer]] und [[Russen]] auf. Ein ausschlaggebender Faktor für die Spaltung war ihre langzeitige Zugehörigkeit zu verschiedenen politischen Gebilden. Die Weißrussen und die Ukrainer bildeten sich im Einflussbereich des [[Großfürstentum Litauen|Großfürstentums Litauen]] und der [[Königreich Polen|polnischen Krone]] heraus. Mit der Ausbreitung des [[Zarentum Russland|Russischen Reiches]] breitete sich seit dem späten 16. Jahrhundert das Siedlungsgebiet der Russen im Osten bis nach Sibirien und im Süden bis ans [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]] aus. In [[Neurussland]] erfolgte ab dem 18. Jahrhundert eine gemischte russisch-ukrainische Besiedlung und Erschließung der neu erworbenen Steppengebiete. Der Bau der [[Transsibirische Eisenbahn|Transsibirischen Eisenbahn]] verstärkte die slawische Besiedlung der Reichsgebiete am [[Pazifischer Ozean|Pazifik]].

[[Datei:O98 Idol von Sbrutsch mit Darstellung von Unterwelt, Erde und des Himmels, zirka 10. Jh. n. Chr..JPG|mini|Das heidnische [[Idol von Sbrutsch]]]]

=== Kultur ===
Die Ostslawen waren zunächst Heiden und hatten ein Pantheon an Göttern, unter denen der Donnergott [[Perun]] eine herausragende Stellung hatte. Ab 988 erfolgte die [[Christianisierung der Rus]] nach byzantinisch-orthodoxem Ritus. In ihrem Zuge begannen die Ostslawen, die [[Kyrillisches Alphabet|kyrillische Schrift]] zu nutzen.

Die Ostslawen betrieben Landwirtschaft und hatten bereits vor der Gründung der Kiewer Rus diverse Großsiedlungen, in denen Archäologen Zeugnisse des [[Fernhandel]]s und Spuren aufwendiger handwerklicher Betriebe entdeckten (Schmieden, Töpfereien, Kürschnereien etc.), zum Beispiel in [[Plesnesk]], [[Roden (historische Stadt)|Roden]], [[Alcedar]] oder [[Gnjosdowo]]. Darüber hinaus gibt es Funde ostslawischer Heiligenstädten wie etwa [[Peryn]] bei [[Weliki Nowgorod|Nowgorod]] oder am [[Sbrutsch]] in der [[Westukraine]].

Ein charakteristischer Frauenschmuck bei den Ostslawen waren die [[Schläfenringe]], wobei sie jeweils eine stammesspezifische variable Form hatten.

== Ausbreitung der heutigen Südslawen ==
[[Datei:Slaven.jpg|mini|Die Slawen in Südosteuropa (1869)]]
In der ausgehenden [[Spätantike]], im 6. Jahrhundert, rückten die Slawen über die untere (im 5. Jahrhundert von den [[Westgoten]] verlassene) Donau nach [[Moesia]], [[Thrakien (Landschaft)|Thrakien]], [[Illyrien]], [[Makedonien]] und bis zur [[Peloponnes]] vor. Der [[Kirchenhistoriker]] [[Johannes von Ephesos]] berichtet von einer großen slawischen Invasion seit 581, die erstmals eine dauerhafte Niederlassung zum Ziel gehabt habe. Tatsächlich begannen sich bald darauf die Slawen auf dem Balkan anzusiedeln, was jedoch durch die [[Balkanfeldzüge des Maurikios]] beinahe zur Episode wurde. Im 7. Jahrhundert vollzog sich der größte Teil der [[Landnahme der Slawen auf dem Balkan]] (siehe auch ''[[Sklavinien]]''), was jedoch nicht zur völligen Beseitigung der ursprünglichen Bevölkerung führte. Die genauen Prozesse der slawischen „Landnahme“ sind hierbei Gegenstand angeregter wissenschaftlicher Diskussionen, in die auch politische und nationale Motive einfließen. Als Beispiel sei hier nur die überholte These von [[Jakob Philipp Fallmerayer]] genannt, wonach es sich bei den modernen [[Griechen]] ausschließlich um hellenisierte Slawen handele.

Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts siedelten Slawen auch im [[Ostalpen]]raum. Die Wanderung der Langobarden nach Italien (568) begünstigte die Besiedlung großer Teile [[Pannonien]]s durch Slawen. Um 600 kämpften Alpenslawen, Vorfahren der heutigen [[Slowenen]], gegen [[Bajuwaren]] an der oberen [[Drau]] und stießen bis Italien vor. Ihre Ausbreitung wurde mit einer Kette langobardischer Festungen ''(Limes Langobardorum)'' entlang des Ostrandes von [[Friaul]] aufgehalten.

Laut dem byzantinischen Kaiser [[Konstantin&nbsp;VII.]] drangen die [[Kroaten]] und [[Serben]] in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts über die Donau und siedelten sich nach Vertreibung der Awaren in Pannonien, [[Dalmatia]] und im übrigen [[Illyrien|Illyricum]] an.

In der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts kam ein Teil der [[Protobulgaren]] auf der östlichen [[Balkanhalbinsel]] an und gründete dort 681 das Bulgarische Reich, wobei sich das asiatische Reitervolk sehr schnell mit der ursprünglichen slawischen Bevölkerung vermischte und das heutige slawische Volk der [[Bulgaren]] bildete.

Ende des 7. Jahrhunderts waren die großen westlichen und südlichen Wanderungen der Slawen abgeschlossen.

{{Siehe auch|Liste der slawischen Stämme}}


== Name ==
== Name ==
Als geschichtliches Volk erscheinen die Slawen zuerst unter dem Namen der Serben ([[Sporen (Volk)|Sporen]]) und der [[Veneter (Weichsel)|Veneter]]. Sie waren unter diesem Namen bis ins 5. Jahrhundert in den Ländern zwischen [[Ostsee]] und dem Schwarzen Meer ansässig, zwischen den Karpaten und dem Don, von der oberen [[Wolga]] bis nach [[Weliki Nowgorod|Nowgorod]] und von dort bis zur Scheide der Weichsel und der [[Oder]]. Etwa mit dem 6. Jahrhundert treten die Namen [[Anten]] (für die Ostslawen, obwohl das historische Volk der Anten vielleicht gar nicht slawisch war) und (für manche Westslawen) ''Slověne'' (siehe oben unter Ausbreitung der heutigen Westslawen) auf. Beide erhielten sich aber als Bezeichnung der Gesamtheit nicht lange, und der Name Serben verengte sich bis zur Benennung einzelner slawischer Stämme. Aus der Bezeichnung Veneter aber wurde [[Wenden]], die Bezeichnung der Slawen bei den Deutschen (für die heutigen Sorben). Die Bezeichnung ''Slawen'' ist zumindest seit dem frühen Mittelalter üblich, [[Adam von Bremen]] bezeichnet sie in seiner Chronik des Erzbistums Hamburg als ''Sclavi''.

Neben anderen Slawisten schreibt auch der sorbische Slawist [[Heinz Schuster-Šewc]] in seiner Abhandlung über die Geschichte und Geographie des ethnischen Namens ''Sorb/Serb/Sarb/Srb'', wonach sich der serbische Name aus dem [[urslawisch]]en ''*sĭrb-'' „schlürfen“ ableiten soll, vgl. altostslawisch ''sereblju'', litauisch ''srebiù'', albanisch ''gjerb'', lateinisch ''sorbeō'', altgriechisch ''rhophéō'' „schlürfen“, armenisch ''arbi'' „trank“, hethitisch ''sarāpi'' „nippt“ (vorausgesetzte urindogermanische Wurzel ''*srebʰ-'' „schlürfen“ nach [[Lexikon der indogermanischen Verben|LIV]]). Die semantische Entwicklung fand sich dann weiter in ''Srb'' für Brüder und Schwestern nach der Muttermilch, also die von derselben Mutter gesäugt wurden, ohne unbedingt blutsverwandt gewesen zu sein. Daraus folgte die Bezeichnung für Angehörige derselben Familie oder Sippe und später für Angehörige desselben Stammes. Andere wollen den serbischen Namen mit den antiken [[Sarmaten]] in Verbindung bringen. Der Slawist [[Pavel Jozef Šafárik]] (1795–1861) wie auch [[Gottfried Wilhelm Leibniz]] (1646–1716) vertraten die Meinung, wonach ''Srb'' ursprünglich der Eigenname aller Slawen gewesen sei. Jedenfalls stand der serbisch-sorbische Name mit dem historischen Auftreten sowohl der Serben wie auch der Sorben im 7. Jahrhundert für Stammesangehörige, Verwandte, Verbündete.<ref>Милан Будимир, Ο старијим поменима српског имена, Глас САН 236, Одељење литературе и језика 4, Београд, стр. 35-55, Резиме на латинском (dt. Milan Budimir,''Über die alte Erwähnung des serbischen Namens'')</ref>

Die Bedeutung der in den byzantinischen Quellen genannten Begriffe der [[Veneter (Weichsel)|Veneter]], [[Sklavinen]], [[Sporen (Volk)|Sporen]] und [[Anten]] ist umstritten, doch dürfte es sich weniger um ethnische als vielmehr um politische oder geographische Bezeichnungen handeln. Lediglich der Name der Slawen ''(sklabenoi, sklaboi)'' stellt in heutiger Zeit eine Selbstbezeichnung dar. Die ebenfalls gebrauchten Namen der [[Wenden]]/[[Veneter (Slawen)|Veneter]] und Anten sind dagegen ursprünglich von [[Germanen]] beziehungsweise [[Awaren]] für die Slawen verwendete Bezeichnungen.


Der Ursprung des Namens ''Slawen'' ist in der sprachwissenschaftlichen Forschung noch ungeklärt. Im Allgemeinen wird angenommen, dass er entweder vom gemeinslawischen *слŏвŏ (heute ''slóvo'') „Wort“ abgeleitet wird, womit sich die Sprechenden oder Beredeten selbst von den „Stummen“ ''(némec)'' abgrenzten, wobei das Wort ''Némec'' sich zur Bezeichnung für die Deutschen entwickelt hat. Als von Seiten romanischer Historiker im Barock Slawen, ohne sich intensiver mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt zu haben, als Barbaren und unkultivierte Völker allgemein als vergleichsweise minderwertige Völker beschrieben wurden, mit der die vermeintliche etymologische Herkunft der Eigenbezeichnung aus dem lateinischen ''sclavus'' gerechtfertigt wurde,<ref>{{Literatur |Autor=Sonja Ćirić |Titel=Među Lavom i Drokunom |TitelErg=Interview mit [[Zlata Bojović]] |Sammelwerk=[[Vreme (Nachrichtenmagazin)|Vreme]] |Nummer=1266 |Datum=2015-04-09 |Sprache=bs |Online=[https://www.vreme.com/cms/view.php?id=1286990 vreme.com] |Abruf=2019-08-24}}</ref> entwickelte sich in Gegenreaktion unter einer großen Zahl gelehrter slawischer Humanisten die Ausarbeitung eigener Historien, in denen sie den Volksnamen auf ''slawa'' (dt. „Ruhm“) zurückführten und dies ebenso klar ausformulierten und publizierten.
Die Bedeutung der in den byzantinischen Quellen genannten Begriffe der Veneter, Sklavinen, Sporen und Anten sind umstritten, doch dürfte es sich weniger um ethnische als vielmehr um politische oder geographische Bezeichnungen handeln. Lediglich der Name der Slawen (''sklabenoi'', ''sklaboi'') stellt eine Selbstbezeichnung dar. Die ebenfalls gebrauchte Namen der [[Wenden]]/[[Veneter]] und [[Anten]] sind dagegen ursprünglich von [[Germanen]] beziehungsweise [[Awaren]] für die Slawen verwendete Bezeichnungen.


{{Siehe auch|Saqāliba|titel1=Saqāliba (mittelalterliche arabische Bezeichnung für die Slawen)}}
Ihr Ursprung des Slawennamens ist in der sprachwissenschaftlichen Forschung noch ungeklärt. Im Allgemeinen wird angenommen, dass sie vom gemeinslaw. *слŏвŏ (heute slóvo) 'Wort' abgeleitet werden, womit sie sich die Sprechenden oder Beredten selbst von den 'Stummen' (némec) abgrenzten. Dass die Bezeichnung vom mit dem obigen slóvo verwandten *слāвā (heute sláva) 'Ruhm' stammt, ist dagegen unwahrscheinlich. Nach neueren Forschungen, die sich allerdings nicht auf breiter Front durchsetzen konnten, könnte sich der Name vom alten slawischen Stamm slo / sla 'Wasser' ableiten. Anderen Ansichten zufolge handelt es sich bei der ursprüngliche Form "slovene" um eine patronymische Bildung für die "Leute des Slov".


== Lebensweise und Traditionen ==
== Lebensweise und Traditionen ==
[[Bild:Raddusch.jpg|thumb|Slawenburg Raddusch (bei Lübbenau) - Rekonstruktion]]
[[Datei:Raddusch 07-2017 img01.jpg|mini|[[Slawenburg Raddusch]] (bei [[Lübbenau/Spreewald|Lübbenau]]) Rekonstruktion eines slawischen Burgwalls]]
Die Familienverfassung war eine [[patriarch]]alische. Die Einwohner eines Ortes bildeten eine durch [[Blutsverwandtschaft]] verknüpfte [[Sippe]] (''obschtina'', ''rod''), deren Mitglieder einen gemeinsamen Namen trugen, gemeinschaftliches Gut besaßen und unter einem gewählten Ältesten standen. Aus mehreren solcher Sippen bildete sich der [[Volksstamm|Stamm]] (''pleme''), an dessen Spitze das Stammesoberhaupt, der Anführer im Krieg, stand. Die Stämme ihrerseits vereinigten sich wieder zu einem größeren Ganzen, zu Einzelvölkern (''narod'').


Die Familienverfassung war eine [[patriarch]]alische. Die Einwohner eines Ortes bildeten eine durch [[Blutsverwandtschaft]] verknüpfte [[Sippe]] ''(obschtina, rod)'', deren Mitglieder einen gemeinsamen Namen trugen, gemeinschaftliches Gut besaßen und unter einem gewählten Ältesten standen. Aus mehreren solcher Sippen bildete sich der [[Stamm (Gesellschaftswissenschaften)|Stamm]] ''(pleme)'', an dessen Spitze das Stammesoberhaupt, der Anführer im Krieg, stand. Die Stämme ihrerseits vereinigten sich wieder zu einem größeren Ganzen, zu Einzelvölkern ''(narod)''.
Die [[Ehe]] wurde heilig gehalten; es herrschte ursprünglich [[Monogamie]]. Noch vor der Abtrennung in einzelne Zweige hatten die Slawen durch uraltes Herkommen befestigte Rechtsnormen (''pravo'', ''zakon''); der Begriff "erben" fehlte jedoch, da die Familienverfassung [[Erbschaft]]en ausschloss.


Die [[Ehe]] wurde heilig gehalten, es herrschte ursprünglich [[Monogamie]]. Noch vor der Abtrennung in einzelne Zweige hatten die Slawen durch Herkommen befestigte Rechtsnormen ''(pravo, zakon)''; der Begriff „erben“ fehlte jedoch, da die Familienverfassung [[Erbschaft]]en ausschloss.
== Kultur ==


== Erscheinung ==
Kultur- und Sittengeschichte des Gesamtvolks: Nach den [[Griechenland|griechischen]] und [[Deutschland|deutschen]] Schriftstellern waren die alten Slawen ein friedliebendes und fleißiges Volk, fest am Althergebrachten hängend, leidenschaftlich [[Ackerbau]] und [[Viehzucht]] und auch, wie aus der Sprache und aus den archäologischen Funden hervorgeht, Handel treibend. Gerühmt wird ihre auch Gastfreundschaft. Kranke und Arme fanden sorgfältige Pflege; nur der Böse wurde ausgestoßen, und ''chud'' bedeutet in slawischer Sprache zugleich arm und böse. Vielweiberei war gestattet, wurde aber fast nur von den Vornehmen geübt.
[[Prokopios von Caesarea|Prokopius]] beschrieb die Slawen als „außergewöhnlich hochgewachsen und von mächtigem Körperbau sowie unerschütterlicher Natur.“<ref>Barford citing Procopius, S. 59</ref> Der oströmische Historiker [[Jordanes]] schrieb über die Slawen: „Alle von Ihnen sind sehr groß und stark, ihre Haut und Haare sind weder sehr dunkel noch sehr hell, aber rötlich sind sie im Gesicht.“<ref>{{Literatur |Autor=Pavel Dolukhanov |Titel=The Early Slavs: Eastern Europe from the Initial Settlement to the Kievan Rus |Verlag=Routledge |Ort=New York |Datum=2013 |ISBN=978-0-582-23618-9}}</ref> Der byzantinische Geschichtsschreiber [[Theophanes]] schrieb: „Der Kaiser bewundert ihre Schönheit und ihre mächtige Statur“.<ref>{{Literatur |Autor=Łukasz M. Stanaszek |Titel=Phenotype of old Slavs, 6th to 10th centuries}}</ref>

== Kultur ==
Kultur- und Sittengeschichte des Gesamtvolkes: Nach den [[Griechenland|griechischen]] und [[Deutschland|deutschen]] Schriftstellern waren die alten Slawen ein friedliebendes und fleißiges Volk, fest am Althergebrachten hängend, leidenschaftlich [[Ackerbau]] und [[Viehzucht]] und auch, wie aus der Sprache und aus den archäologischen Funden hervorgeht, Handel treibend. Gerühmt wird auch ihre Gastfreundschaft. Kranke und Arme fanden sorgfältige Pflege, nur der Böse wurde ausgestoßen, und ''chud'' bedeutet in slawischer Sprache zugleich arm und böse. [[Vielehe|Polygamie]] war gestattet, wurde aber fast nur von den Vornehmen geübt.


Der Grundzug der Zivil- und Staatsverfassung war demokratisch; man kannte ursprünglich keine Stände, keine erbliche Fürstenwürde (siehe auch: [[Wetsche]]). Das Band der Sippeneinheit hielt alle umschlungen, und der ''[[Starosta]]'' (Älteste) war nur Verwalter des Gesamtvermögens der Sippe. Die Einheit der Sippe schloss die Erbfolge aus. Hierdurch unterschieden sich die Slawen wesentlich von den Germanen und [[Romanen]]. Ständeunterschiede, erbliche Fürstenmacht, Leibeigenschaft und Sklaverei bildeten sich infolge fremder Einflüsse erst später bei den Slawen aus. Die Bezeichnungen für die [[Fürst]]enmacht (''knez'', ''kral'', ''cjesar'') und den [[Adel]] (''szlachta'', "Geschlecht") sind fremden Ursprungs. An der alten Sippenverfassung, Geschlechtsgenossenschaft der Hauskommunion (''zadruga'') wird heute noch bei den Südslawen zäh festgehalten. In Stämme, Sippen, Genossenschaften zersplittert waren die Slawen, trotz aller [[Panslawismus|panslawistischen]] Bemühungen auch untereinander, nicht nur in der Geschichte, sondern auch bis heute meist uneinig.
Der Grundzug der Zivil- und Staatsverfassung war demokratisch; man kannte ursprünglich keine Stände, keine erbliche Fürstenwürde (siehe auch: [[Wetsche]]). Das Band der Sippeneinheit hielt alle umschlungen, und der ''[[Starost]]a'' (Älteste) war nur Verwalter des Gesamtvermögens der Sippe. Die Einheit der Sippe schloss die Erbfolge aus. Hierdurch unterschieden sich die Slawen wesentlich von den Germanen und [[Romanen]]. Standesunterschiede, erbliche Fürstenmacht, Leibeigenschaft und Sklaverei bildeten sich infolge fremder Einflüsse erst später bei den Slawen aus. Die Bezeichnungen für die [[Fürst]]en<nowiki />macht ''(knez, kralj, chrabia, cjesar)'' und den [[Adel]] ''(szlachta, Geschlecht)'' sind fremden Ursprungs.


== Religion und Mythologie ==
== Religion und Mythologie ==
{{Hauptartikel|Slawische Mythologie}}


Die Slawen werden als sehr gesangliebend geschildert; Seele und Gemüt offenbaren sich bei ihnen in anmutigen Liedern und Gesängen. Von den mythologischen Vorstellungen und der darin sich kundgebenden Weltanschauung der alten Slawen lässt sich bei dem Mangel einer zusammenhängenden Überlieferung kein deutliches Bild entwerfen.
Die Slawen werden als sehr gesangliebend geschildert. Seele und Gemüt offenbaren sich bei ihnen in anmutigen Liedern und Gesängen. Von den mythischen Vorstellungen und der darin sich kundgebenden Weltanschauung der alten Slawen lässt sich kein deutliches und konsistentes Gesamtbild zeichnen, da eine zusammenhängende Überlieferung fehlt.


Die Religion war, wie bei den übrigen Indoeuropäern, eine [[Naturreligion]]. In den Naturerscheinungen, besonders den Phänomenen des Himmels, sahen die Slawen wirkliche Wesen, die er sich mit Denken und Empfinden ausgestattet dachte, einige wohltätig, andere zerstörend wirkend. Die ersteren nannte er ''bog'', die letztern ''Bjes'', und das [[Christentum]] übernahm diese Wörter für Gott und Teufel.
Die ursprüngliche Religion der Slawen war derjenigen anderer früher indogermanischer Völker ähnlich. In den Naturerscheinungen, besonders den Phänomenen des Himmels, sahen die Slawen wirkliche Wesen, die sie sich mit Denken und Empfinden ausgestattet vorstellten, einige wohltätig, andere zerstörend wirkend. Die ersteren wurden von den Slawen ''bog'', die letzteren ''Bjes'' genannt, und das [[Christentum]] übernahm diese Wörter teils für Gott und Teufel.


Sie verehrten einen höchsten Gott, den Urheber des Himmels und der Erde, des Lichts und des [[Gewitter]]s; diesem waren die anderen Götter untertan. Der Name dieses Gottes war Swarog (der "Glänzende"), als Urheber des Donners heißt er Perun. Seine Söhne waren die Sonne und das Feuer. Der [[Sonnengott]] (Daschbog, "Geber der Güter") war auch [[Kriegsgott]]; als [[Theomorphose]] der Luft erscheint Sventovit oder [[Svantovit]] (nach Miklosich nur Sanctus Vitus), als Gott des Sturms [[Stribog]].
Sie verehrten einen höchsten Gott, den Urheber des Himmels und der Erde, des Lichts und des [[Gewitter]]s. Diesem waren die anderen Götter untertan. Der Name dieses Gottes war [[Svarog]] (der ''Schöpfer''), als Urheber des Donners heißt er [[Perun]] (balt. ''Perkunas''). Seine Söhne waren die Sonne und das Feuer. Der [[Sonnengott]] (Daschbog, „Geber der Güter“) war auch [[Kriegsgottheit|Kriegsgott]], als [[Theomorphose]] der Luft erscheint Sventovit oder [[Svantovit]] (nach [[Franz von Miklosich]] nur Sanctus Vitus), als Gott des Sturms [[Stribog]].


Oberste Gottheit der Wenden war [[Svarozic|Radegast]], der ebenfalls als Kriegsgott verehrt wurde. Als [[Frühlingsgöttin]]nen erscheinen Wesna und Deva, als Göttin der Liebe und Schönheit Lada. Unter den bösen Gottheiten steht die Repräsentantin des Winters (Moraua) obenan.
Oberste Gottheit der westslawischen [[Sorben|Wenden]] war [[Svarožić|Radegast]], der ebenfalls als Kriegsgott verehrt wurde. Als [[Frühlingsgöttin]]nen erscheinen Wesna (Frühling) und Deva (oder Diva, wunderschöne Schönheit), als Göttin der Liebe und Schönheit Lada. Unter den bösen Gottheiten steht die Repräsentantin des Winters (Moraua) obenan.


Ein eigentlicher Dualismus bestand aber nicht, und was bei einigen Schriftstellern von einem Kampf zwischen den Göttern des Lichts und der Finsternis (dem Bjelbog und Tschernebog der Nordslawen) berichtet wird, scheint bereits auf christlichen Einfluss hinzuweisen.
Ein eigentlicher Dualismus bestand aber nicht, und was bei einigen Schriftstellern von einem Kampf zwischen den Göttern des Lichts und der Finsternis (dem [[Bieleboh (Gottheit)|Bjelbog]] und [[Czorneboh (Gottheit)|Tschernebog]] der Nordslawen) berichtet wird, scheint bereits auf christlichen Einfluss hinzuweisen.


Als mythische Wesen niederen Grades wurden verehrt: die [[Víla|Vílen]] und [[Rusalka|Rusalken]], die Herrscherinnen über Flüsse, Wälder und Berge, welche in der Volkspoesie der Slawen bis auf den heutigen Tag (''1888'') eine große Rolle spielen; ferner die Rojenitze oder Schicksalsgöttinnen sowie zahlreiche Haus- und Feldgeister und die finstern Mächte Jagbaba, Bjes und Vjed, welch letzterem die Sonnen- und Mondfinsternisse zugeschrieben wurden.
Als mythische Wesen niederen Grades wurden verehrt: die [[Wila (Mythologie)|Wílen]] und [[Rusalka (Mythologie)|Rusálka]], die Herrscherinnen über Flüsse, Wälder und Berge, welche in der Volkspoesie der Slawen bis auf den heutigen Tag ''(1888)'' eine große Rolle spielen; ferner die Rojenitze oder Schicksalsgöttinnen sowie zahlreiche Haus- und Feldgeister und die finsteren Mächte [[Baba Jaga]] (Hexe, altes verrücktes Weib), Bjes und Vjed, welch letzterem die Sonnen- und Mondfinsternisse zugeschrieben wurden.


Die Gunst der Götter und deren Schutz suchten die Slawen durch Gebet und Opfer zu erlangen. Letztere bestanden im Verbrennen von [[Rind]]ern und [[Schaf]]en auf Bergen und in Hainen, wo sich auch Götterbilder befanden. Menschenopfer kamen nur vereinzelt vor. Vollstrecker der Opfer waren die Stammesältesten; einen Priesterstand kannten die alten Slawen ebensowenig wie besondere Tempel. Von Festen sind jene zu erwähnen, die sich an den Wechsel der Jahreszeiten anknüpfen: die [[Wintersonnenwende]] (koleda, ovsen, kratschun), der Frühlingsanfang mit Austragung des Winters und die [[Sommersonnenwende]] (kapalo, jarilo). <!-- das ist übrigens teilweise Unfug: die Worte 'koleda' und 'kratschun' kommen von lateinisch 'calendae' und 'creatio', deshalb wird auch das damit bezeichnete Brauchtum wohl kaum aus der vorchristliche Zeit stammen -->
Die Gunst der Götter und deren Schutz suchten die Slawen durch Gebet und Opfer zu erlangen. Letztere bestanden im Verbrennen von [[Hausrind|Rindern]] und [[Hausschaf|Schafen]] auf Bergen und in Hainen, wo sich auch Götterbilder befanden. Menschenopfer kamen nur vereinzelt vor. Vollstrecker der Opfer waren die Stammesältesten. Einen Priesterstand kannten die alten Slawen ebenso wenig wie besondere Tempel. Von Festen sind jene zu erwähnen, die sich an den Wechsel der Jahreszeiten anknüpfen: die [[Sonnenwende|Wintersonnenwende]] (koleda, ovsen, kratshun), der Frühlingsanfang mit Austragung des Winters und die [[Sommersonnenwende]] (kapalo, jarilo).


Mit dem leiblichen Tod hörte nach slawischer Auffassung das Leben nicht auf, vielmehr war die Seele (''duscha'') unsterblich; sie gelangte ins [[Paradies]] (''nav'', ''ráj''), das als schöne Wiese gedacht wurde. Die Leichen wurden entweder verbrannt oder begraben; beide [[Bestattung]]sweisen kommen nebeneinander vor. Schätzenswerte Untersuchungen über die alte Kultur und mythologische Vorstellungen der Slawen, soweit sie sich im Aberglauben, in [[Sage]]n und [[Märchen]] des Volkes erhalten haben, enthält [[Alexander Nikolajewitsch Afanasjew|Afanasjew]]s Werk ''"Die poetischen Naturanschauungen der Slawen"'' (russ., Mosk. 1865-69, 3 Bde.).
Mit dem leiblichen Tod hörte nach slawischer Auffassung das Leben nicht auf, vielmehr war die Seele ''(dusza)'' unsterblich. Sie gelangte ins [[Himmel (Religion)|Paradies]] ''(nav, ráj)'', das als schöne Wiese gedacht wurde. Die Leichen wurden entweder verbrannt oder begraben, beide [[Bestattung]]s<nowiki />weisen kommen nebeneinander vor. Schätzenswerte Untersuchungen über die alte Kultur und mythologische Vorstellungen der Slawen, soweit sie sich im Aberglauben, in [[Sage]]n und [[Märchen]] des Volkes erhalten haben, enthält [[Alexander Nikolajewitsch Afanassjew|Alexander Afanassjews]] Werk ''Die poetischen Naturanschauungen der Slawen''.<ref>russisch; Moskau 1865–1869, 3 Bände</ref>


{{Siehe auch|Kyrill und Method|Kyrillisches Alphabet}}
''Siehe auch:'' [[Slawische Mythologie]], [[Kyrill von Saloniki|Kyrill]], [[Method von Saloniki|Method]], [[Kyrillische Schrift]]

== Wirtschaft und Architektur ==
[[Datei:Ukranenland01.jpg|mini|Rekonstruiertes Slawendorf Ukranenland]]

Die slawische Keramik war im 7. Jahrhundert in Mitteleuropa weit verbreitet. Die Slawen setzten kaum auf die Viehzucht, sondern auf den Getreideanbau. Auf zwei Dritteln einer Feldgemarkung wurden jeweils Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Hirse angebaut. Das Getreide wurde mit Sicheln gemäht. Später kam auch die Sense zum Einsatz. Die Häuser wurden leicht eingetieft auf einer Fläche von 16 bis 30 Quadratmetern gebaut.

Um 700 wurde die slawische [[Slawischer Burgwall|Burgwallanlage]] in Spandow, dem heutigen Berliner [[Bezirk Spandau]] erbaut. Die Dörfer waren rund oder in einem Halbkreis angelegt. Im Schutze einer Burg konnte eine größere Siedlung angelegt werden, die zu einer Stadt heranwuchs. Dort wurden spezielle Handwerkszweige entwickelt, Lebensmittel auf Vorrat gehalten, Fernhandel betrieben und kulturelle Bauten erstellt. Die Häuser wurden mit Holzpalisaden und Holzerdemauern befestigt.

Besonders im gewässerreichen nordöstlichen Mitteleuropa bauten die Slawen beachtliche Holzbrücken<ref>{{Internetquelle |autor=Winfried Schich |url=https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/2270/Schich.pdf?sequence=1&isAllowed=y |titel=Die Havel als Wasserstraße im Mittelalter: Brücken, Dämme, Mühlen, Flutrinnen |titelerg=Antrittsvorlesung |werk=edoc.hu-berlin.de |datum=1992-11-24 |abruf=2019-07-28 |format=PDF; 292&nbsp;kB}}</ref>, darunter vier über die mittlere [[Havel]] und eine 2&nbsp;km lange über den [[Oberuckersee]].

Detailgetreue Rekonstruktionen der Wohn- und Lebensweise der Slawen des 9. und 10.&nbsp;Jahrhunderts findet man in Deutschland beispielsweise im Freilichtmuseum [[Ukranenland]] in [[Torgelow]] (Vorpommern), im [[Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden|Archäologischen Freilichtmuseum Groß Raden]] (Mecklenburg) und im [[Geschichtspark Bärnau-Tachov]] (Bayern).

Die Slawen errichteten ihre Siedlungen an strategisch vorteilhaften Lagen, oft von Seen umgeben. Typisch sind hier die Städte [[Lychen]], [[Burgwall Feldberg|Feldberg]] und [[Penkun]]. Ihre Burgen wurden oft auf Inseln oder in Sumpfgebieten angelegt und waren daher nur schwer zu erobern. Der einzige Zugang zu diesen bestand aus [[Bohle|Holzbohlen]] und konnte bei Gefahr aufgenommen werden. Seltener waren Höhenburgen, typisch dafür ist die Burg [[Oldenburger Wall|Starigard]] („Altenburg“, heute [[Oldenburg in Holstein]]).


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Hrsg=János Bak, Karl Kaser, Martin Prochazka |Titel=Selbstbild und Fremdbilder der Völker des östlichen Europa |Reihe=Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens |BandReihe=18 |Ort=Klagenfurt |Datum=2006 |Online=https://eeo.aau.at/eeo.aau.at/index38e8.html?title=Dokumente:Selbstbild#top}}
*Christian Lübke, Das östliche Europa. Die Deutschen und das europäische Mittelalter (Berlin 2004) ISBN 3886807606
*Sebastian Brather, Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 30 (Berlin u. a. 2001), ISBN 3110170612
* [[Sebastian Brather]]: ''Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa.'' Ergänzungsbände zum ''[[Reallexikon der Germanischen Altertumskunde]]''. Band 30. 2.&nbsp;Auflage. Berlin 2008, ISBN 978-3-11-020609-8 ([http://books.google.com/books?id=d47NB589ZO0C&printsec=frontcover&dq=sebastian+brather&lr=&as_brr=3&hl=de Google Buchsuche]).
* {{RGA|29|44|59|Slawen|Marek Dulinicz, [[Christian Lübke]], [[Jürgen Udolph]]}} ([http://books.google.de/books?id=TKcc-27YYqMC&lpg=PP1&hl=de&pg=PA50#v=onepage&q&f=false online: (§&nbsp;2) zur Geschichte der Slawen]).
*Alfried Wieczorek / Hans-Martin Hinz (Hrsg.), Europas Mitte um 1000 (Stuttgart 2000), ISBN 3806215456, 3806215448
* Francis Conte: ''Les Slaves''. Paris 1986, ISBN 2-226-02606-1.
*Karl Wilhelm Struve, Zur Ethnogenese der Slawen. In: Michael Müller-Wille (Hrsg.), Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein (Neumünster 1991) 9-28. ISBN 3529018392
* [[Florin Curta]]: ''The Making of the Slavs. History and Archaeology of the Lower Danube Region, C. 500–700''. Cambridge 2001 (wichtige neuere Darstellung), ISBN 0-521-80202-4 ({{Google Buch|BuchID=rcFGhCVs0sYC}}).
*"Welt der Slawen. Geschichte, Gesellschaft, Kultur" von Joachim Herrmann, ISBN 3406311628
* Florin Curta: ''Southeastern Europe in the Middle Ages, 500–1250''. Cambridge 2006.
*"Wikinger und Slawen. Zur Frühgeschichte der Ostseevölker" von Joachim Herrmann, ISBN 3529018260
* [[Joachim Herrmann (Prähistoriker)|Joachim Herrmann]]: ''Welt der Slawen. Geschichte, Gesellschaft, Kultur''. Beck, München 1986, ISBN 3-406-31162-8.
*"Die Welt der alten Slawen" von Zdenek Vana, ISBN 3768443906
* Joachim Herrmann: ''Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neiße vom 6. bis 12. Jahrhundert. Ein Handbuch.'' [[Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR]]. Band 14. Berlin 1985.
*"Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker" von Zdenek Vana, ISBN 387838937X
* [[Heinrich Kunstmann (Slawist)|Heinrich Kunstmann]]: ''Die Slaven. Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht.'' [[Franz Steiner Verlag]], Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06816-3.
* [[Christian Lübke]]: ''Das östliche Europa. Die Deutschen und das europäische Mittelalter''. Siedler, München 2004, ISBN 3-88680-760-6 (gut lesbare Gesamtdarstellung).
* [[Eduard Mühle]]: ''Die Slaven im Mittelalter.'' De Gruyter, Berlin/Boston 2016.
* Roland Steinacher: ''Wenden, Slawen, Vandalen. Eine frühmittelalterliche pseudologische Gleichsetzung und ihre Nachwirkungen''. In: [[Walter Pohl]] (Hrsg.): ''Die Suche nach den Ursprüngen. Von der Bedeutung des frühen Mittelalters''. Wien 2004, ISBN 3-7001-3296-4, S.&nbsp;329–353.
* [[Karl Wilhelm Struve]]: ''Zur Ethnogenese der Slawen''. In: Michael Müller-Wille (Hrsg.): ''Starigard/Oldenburg. Ein slawischer Herrschersitz des frühen Mittelalters in Ostholstein''. Neumünster 1991, ISBN 3-529-01839-2, S.&nbsp;9–28.
* Zdeněk Váňa: ''Die Welt der alten Slawen''. Dausien, Hanau 1996, ISBN 3-7684-4390-6 (tschechisch: ''Svět dávných Slovanů''. Artia, Praha 1983, {{DNB|993748147}}).
* Zdeněk Váňa: ''Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker''. Urachhaus, Stuttgart 1993, ISBN 3-87838-937-X.
* [[Alfried Wieczorek]], Hans-Martin Hinz (Hrsg.): ''Europas Mitte um 1000.'' 2 Bände. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1545-6.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Slavs|Slawen}}
*[http://72.rapidforum.com/area=83 Beiträge zur Slawenforschung im Frühmittelalterforum]
* {{DNB-Portal|4077491-0|TEXT=Literatur zum Thema}}
* Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 29: 2. Auflage 2005 (mit zahlreichen Literaturangaben), insbesondere die Einträge:
** [http://books.google.com/books?id=TKcc-27YYqMC&pg=PA87&dq=fr%C3%BChe+slawen+in+mitteleuropa&lr=&hl=de#PPA44,M1 Slawen]
** [http://books.google.com/books?id=TKcc-27YYqMC&printsec=frontcover&dq=fr%C3%BChe+slawen+in+mitteleuropa&lr=&hl=de#PPA59,M1 Slawisch-Baltisch-Germanische Sprachbeziehungen]
** [http://books.google.com/books?id=TKcc-27YYqMC&printsec=frontcover&dq=fr%C3%BChe+slawen+in+mitteleuropa&lr=&hl=de#PPA79,M1 Slawische Keramik]
** [http://books.google.com/books?id=TKcc-27YYqMC&printsec=frontcover&dq=fr%C3%BChe+slawen+in+mitteleuropa&lr=&hl=de#PPA94,M1 Slawische Religion]
** [http://books.google.com/books?id=TKcc-27YYqMC&printsec=frontcover&dq=fr%C3%BChe+slawen+in+mitteleuropa&lr=&hl=de#PPA101,M1 Slawische Sprachen]
* [http://iza.zrc-sazu.si/Wien/Praslovani.html Slowenische Akademie der Wissenschaften, Archäologisches Institut: ''Modell der Ethnogenese der Slawen auf der Grundlage einiger neuerer Forschungen'']

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4077491-0}}
[[Kategorie:Europäische Ethnie]]
[[Kategorie:WikiReader Rassismus]]
[[Kategorie:Polnische Geschichte]]


[[Kategorie:Slawen| ]]
[[bg:Славяни]]
[[Kategorie:Ethnie in Europa]]
[[bs:Slaveni]]
[[Kategorie:Slawischsprachige Ethnie| ]]
[[en:Slavic peoples]]
[[eo:Slava lingvaro]]
[[hr:Slaveni]]
[[lt:Slavai]]
[[nl:Slavische volkeren]]
[[pl:Słowianie]]
[[ro:Slavi]]
[[ru:Славяне]]
[[sk:Slovania]]
[[sl:Slovani]]
[[uk:Слов’яни]]

Aktuelle Version vom 4. Juli 2025, 10:19 Uhr

Staaten mit mehrheitlich slawisch sprechender Bevölkerung:[1]
  • Ostslawen
  • Westslawen
  • Südslawen
  • Die Slawen sind die nach Bevölkerungszahl größte Gruppe von Ethnien in Europa. Sie bewohnen seit dem 6. Jahrhundert vor allem das östliche Mitteleuropa, Osteuropa und Südosteuropa. Die slawischen Sprachen zählen zur indoeuropäischen Sprachfamilie.

    Siedlungsgebiete

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    Staaten mit slawischen Titularnationen sind:

    Große slawische Minderheiten (etwa 15 bis 35 % der Bevölkerung) leben in den ehemals zur Sowjetunion gehörigen Staaten Litauen, Lettland, Estland, Kasachstan und Moldau. In Deutschland und Österreich leben, abgesehen von der großen Bevölkerungsgruppe slawischer Zuwanderer, die autochthonen slawischen Volksgruppen der Sorben in der Lausitz, der Kroaten im Burgenland, der Tschechen und Slowaken in Wien sowie der Slowenen in Kärnten und der Steiermark. Im Norden Polens lebt die slawische Minderheit der Kaschuben. Im äußersten Südwesten der Ukraine (→ Karpatenukraine) und in der Slowakei lebt die slawische Minderheit der Russinen.

    Verbreitung der slawischen Sprachen

    Die slawischen Sprachen sind eine der Untergruppen der indogermanischen Sprachen und stehen hier den baltischen Sprachen am nächsten, vermutlich über eine (von manchen bestrittene) vorhergehende baltoslawische Zwischenstufe. Man unterscheidet drei Hauptzweige: das Ostslawische, Westslawische und das Südslawische.[2]

    Die zahlreichen gegenseitigen Entlehnungen zwischen Slawisch und Germanisch kennzeichnen die heute noch bestehende lange Nachbarschaft.[3]

    Das nichtindogermanische Ungarisch hat die Namen der meisten Wochentage und einige andere Begriffe aus slawischen Sprachen übernommen.

    Ursprünge und Ausbreitung

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    Das Römische Reich unter Hadrian (Regierungszeit 117–138 n. Chr.). Der Siedlungsraum der Venedi lag zu der Zeit zwischen Ostsee und Karpaten
    Die Ausbreitung der slawischen Sprache im 5. bis 10. Jahrhundert

    In der lebhaften und noch keineswegs abgeschlossenen Diskussion über den Ursprung der Slawen stehen sich zwei völlig unterschiedliche Forschungsansätze gegenüber. Ausgehend von der Grundannahme, dass die Slawen ein Ursprungsgebiet haben, geht die klassische Auffassung von der Einwanderung einer oder mehrerer homogener „urslawischer“ Gruppen aus, deren Identität und Herkunft sie zu ermitteln sucht („Urheimat“).[4] Dabei sollen nach einem älteren Modell homogene Verbände eingewandert sein, während sich nach einer moderneren, modifizierten These die slawischen Völkerschaften erst auf der Wanderung oder am Ankunftsort im Rahmen einer Ethnogenese aus den wandernden Protoslawen gebildet haben. Insbesondere Sprachforscher haben als slawische „Urheimat“ einen Raum nördlich der Karpaten zwischen oberer Weichsel, mittlerem Dnepr und Desna vermutet.

    Demgegenüber hat der rumänisch-amerikanische Forscher Florin Curta die umstrittene These aufgestellt, die Slawen als ethnisch-politische Kategorie seien eine oströmisch-frühbyzantinische „Erfindung“ in Form einer Fremdbezeichnung, also einer Kategorisierung von außen, durch die unterschiedliche Gruppen als Einheit gesehen worden seien. Curtas Thesen haben zu einer angeregten Debatte geführt, in der auch lange als sicher geltende Deutungen archäologischer Kulturen als „slawisch“ neu diskutiert werden.

    Plinius der Ältere, Tacitus und Claudius Ptolemäus von Alexandria erwähnen ab dem 1. Jahrhundert in unterschiedlichen Schreibweisen ein Volk der „Veneter(Venedi / Venethi / Venadi oder Ouenedai), das östlich der Weichsel beziehungsweise an der Danziger Bucht siedelte. Somit wird es – schon geografisch – auch eindeutig von den Venetern des Alpenraumes unterschieden.

    Eine ethnische Kontinuität von Venethi/Venedi und Wenden wird in der modernen Forschung überwiegend bezweifelt.[5]

    Die Vorbehalte stützen sich auf das späte Auftreten zweifelsfrei den Slawen zuzuordnender Keramik. Diese sogenannte frühslawische Keramik zeichnet sich jedoch im Wesentlichen durch ihre Einfachheit und Unscheinbarkeit aus. Zwischen den älteren Kulturen derselben Region und der frühslawischen Keramik liegen die Hinterlassenschaften des Gotensturms, und die Getica des Jordanes berichten von der Unterwerfung der verschiedenen Völker durch die Goten.

    Zur Zeit des Kaisers Justinian I. (527–565)[6] gerieten Slawen (in griechischen Quellen als Sklavenoi, in lateinischen als Sclaveni bezeichnet) und Anten dann erstmals in das Blickfeld oströmischer Geschichtsschreiber.[7] Dazu gehörten zuerst Cassiodor (auch Cassidor genannt), der eine heute verschollene Gotenchronik im Auftrag Theoderichs schrieb, die Jordanes später in seiner Getica nutzte, und dann Prokopios von Caesarea (auch Prokop genannt), der unter dem oströmischen Feldherrn Belisar gegen die Goten kämpfte. Beide Historiker hatten also Information aus erster Hand.

    Nun folgen mehrere Wellen der Justinianischen Pest, die zu allerlei wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen führen. Erst danach setzt die Geschichtsschreibung wieder ein und beginnt rückwirkend an die Werke der Antike anzuschließen.

    Nach dem Jahr 600 folgen größere Erwähnungen durch frühbyzantinische Chronisten wie Agathias sowie in der folgenden Zeit Menander Protektor und Theophylaktos Simokates. Sie berichten von zahlreichen Sklavenoi und Anten, die aus den Karpaten, der unteren Donau und vom Schwarzen Meer kommend seit der Mitte des 6. Jahrhunderts plündernd in die Donauprovinzen des Oströmischen Reiches eingefallen seien.

    Prokopios beschrieb, dass die Anten und Sklavenoi seiner Zeit in fast allen Dingen gleich seien, gleiche Bräuche gehabt und dieselbe Sprache gesprochen hätten.

    Jordanes schrieb um 550 in seinem Hauptwerk Getica, Sclaveni, Antes und Venethi seien verschiedene Bezeichnungen für dieselbe Gruppe. Dabei bezieht er sich auf Cassiodor. Ihm zufolge siedelten zu seinen Lebzeiten die Sclaveni zwischen Weichsel und Donau und die Anten zwischen Dnister und Don.[8] Laut Cassidor seien die Sclaveni wie auch die Anten und Veneter einst von den Goten unterworfen waren, als diese noch am Schwarzen Meer lebten. In der modernen Forschung ist umstritten, ob die Anten slawischer Identität waren; andere Hypothesen gehen unter anderem von einer skythischen (iranischen) Herkunft aus.[9]

    Die Sklavenoi rückten dabei auch in den Bereichen vor, die im Verlauf der sogenannten Völkerwanderung von germanischen Gruppen geräumt worden waren.[10]

    Das Strategikon des Maurikios stellt Sklavenoi als fähige Schwimmer und Taucher dar, die in Sümpfen und im Gebirge zu Fuß als Guerilla kämpften und Bogenschützen und Speerwerfer stellten.

    Arabische Quellen

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    Unter arabischen Autoren des Mittelalters ist besonders Ibrahim ibn Yaqub bedeutend, der im 10. Jahrhundert die Mecklenburg, den Sitz der Stammeskönige des westslawischen Stammesverbandes der Abodriten besuchte und beschrieb, wobei er auch deren Herrscher Nakon namentlich erwähnte. Daneben bereiste und beschrieb er ausführlich Prag, das Zentrum des entstehenden Herzogtums Böhmen. Die Stadt Prag erwähnte er wie auch Krakau als erster Autor überhaupt. Er belegt auch als früheste Quelle das entstehende polnische Staatswesen unter Herzog Mieszko I., der namentlich auftaucht. Daneben erwähnte er das Zentrum der Heveller, die Brandenburg, sowie die Sorben, die Rus, die Prußen, die Mährer, die slawisierten Donaubulgaren, die Guduscani und die Dudleben, wobei er einen Herrscher nennt, der oft mit Wenzel dem Heiligen von Böhmen identifiziert wird. An anderer Stelle nennt er dessen Bruder Boleslav I. von Böhmen. Ein weiterer Reisender in arabischer Sprache war Ahmad ibn Rustah, der die Kiewer Rus und ihre Gesellschaft ebenfalls im 10. Jahrhundert neben der Gesellschaft Kroatiens, Bulgariens, und Mährens schilderte. So erwähnte er und einige andere Geographen eine Stadt, die nach Lage und Namen das erste politische Zentrum der ostslawischen Wjatitschen in der Region um das spätere Moskau war, vielleicht das alte Moskau selbst, das zwar unter heutigem Namen erst um 1147 gegründet wurde, nach archäologischen Untersuchungen aber schon vorher wichtiges Wjatitschen-Zentrum war. Ein späterer Reisender durch die Wolgaländer, die Fürstentümer der Rus und Ungarn war im 12. Jahrhundert Abu Hamid al-Gharnati, der beispielsweise Kiew beschrieb.

    Ausführliche Schilderungen der landwirtschaftlichen, kommerziellen, politischen und religiösen Verhältnisse in der Kiewer Rus und benachbarter slawischer Länder wurden von mehreren muslimischen Geographen, besonders Al-Masʿūdī, Ibn Hauqal, aber auch Ibn Chordadhbeh, Abū Zaid al-Balchī, im Hudūd al-ʿĀlam und anderen überliefert, die die Länder aber nicht selbst gesehen hatten, sondern ihre Informationen von zumeist warägischen Söldnern und Händlern (Rus, im Unterschied zu den bäuerlichen Saqāliba) und anderen Händlern, Reisenden und Geographen bezogen. Einige geographische Angaben sind heute nur noch schwer zu identifizieren und manchmal wird der Begriff Saqāliba („Slawen“, Einzahl Saqlab) nur als ungenauer geographischer Sammelbegriff für Bewohner Ostmittel-, Südost- und Osteuropas verwendet. Diese gelegentlichen Mängel der geographischen Beschreibung entfernter Länder hat schon das Hudūd al-ʿĀlam reflektiert.[11]

    Häufiger sind Nachrichten über einzelne oder Gruppen von Saqāliba in der Diaspora, die im islamischen Herrschaftsbereich oder dessen näherer Nachbarschaft auftauchten – Händler, Söldner, Sklaven, Militärsklaven, Würdenträger usw.

    Moderne Forschungsdiskussionen

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    Im 19. und 20. Jahrhundert wurde in oft erbitterten und zumeist nationalistisch gefärbten Debatten eine „Urheimat“ der Slawen gesucht, da man sich „Völker“ nur als homogene Einheiten vorstellen konnte. Inzwischen wurde jedoch erkannt, dass die verschiedenen historischen Disziplinen wie Archäologie, Historiographie und Sprachwissenschaft eigene, spezifische Quellen und Aussagemöglichkeiten besitzen, die sich nicht ohne weiteres zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen.[12] Sie alle haben jedoch große methodische Schwierigkeiten, mit Hilfe ihrer Quellen der Ethnogenese näherzukommen. Vor allem polnische und tschechische Wissenschaftler nahmen an, dass die vorgeschichtlichen Slawen mit der Lausitzer Kultur zu identifizieren sind. Deutsch- und englischsprachige Wissenschaftler lehnten diese These überwiegend als spekulativ ab.

    Erst mit ihrer Erwähnung in den oströmischen Quellen werden die Slawen als historische Größe greifbar, wobei diese Großgruppe keineswegs als ethnisch homogene Gruppierung aufgetreten sein muss, wenngleich sie von außen als solche gesehen wurde. Neu entstandene Großverbände der Völkerwanderungszeit waren meistens fragil und polyethnisch zusammengesetzt. Sie setzten sich aus Personen und Gruppen unterschiedlicher Herkunft zusammen, die besonders durch den Glauben an eine gemeinsame Ideologie und Kultur sowie eine gemeinsame Abstammung zusammengehalten wurden, sich aber nicht zwangsläufig tatsächlich auch auf eine gemeinsame Kultur und gemeinsame Sprache begründen mussten. Ethnogenese ist ein historischer Prozess, an dessen Ende in diesem Fall das historisch greifbare „Volk“ der Slawen stand. Für die Bildung der slawischen Sprache (Topogenese) konnte mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Gebiet zwischen mittlerer Weichsel beziehungsweise Bug und mittlerem Dnepr herausgearbeitet werden. Doch nicht allein Wanderungen der Träger dieser Sprache, sondern auch die Assimilation von Menschen verschiedener Herkunft führte zu der „Slawisierung“ Ostmittel- und Osteuropas.

    In den folgenden Jahrhunderten besiedelten Slawen auf diese Weise allmählich weite Gebiete Mitteleuropas und Osteuropas, die sich vom Schwarzen und Ägäischen Meer bis zur Ostsee und dem Ilmensee sowie von der Elbe, der Saale, dem Böhmerwald, dem Inn, den Alpen und der Adria bis zum oberen Don und unteren Dnepr erstreckten.

    Archäologische Zeugnisse

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    Der frühslawische Burgwall Hohennauen-Witzke im Havelland (7. bis 9. Jahrhundert)

    Die große Fülle archäologischer Funde gibt umfangreiche Informationen über materielle Kultur und Lebensweise slawischer Bevölkerung in den verschiedenen Siedlungsperioden.

    Die archäologischen Zeugnisse der frühen Slawen (6.–8. Jhd.) zeigen kaum Unterschiede im gesamten Siedlungsgebiet zwischen Schwarzem Meer und mittlerer Elbe. Die Keramik ist handgeformt und häufig unverziert. Typische Zeugnisse sind Überreste slawischer Burgwälle im vormaligen Siedlungsgebiet.

    In der Diskussion über die Klassifikation verschiedener regionaler Gruppen wird immer wieder auf die sehr geringen Unterschiede der materiellen Kultur verwiesen.[13] Daher wird heute nur noch zwischen regionalen Keramikgruppen unterschieden.

    Als früheste archäologische Gruppen werden die Prag-Kortschak-Gruppe (Prager Gruppe, Kortschak-Gruppe, Sukow-Dziedzice-Gruppe) in Ostmitteleuropa und die Penkowka-Kultur in Südosteuropa unterschieden.

    Ausbreitung der Westslawen

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    Westslawische Stämme im 9. und 10. Jh.

    Gegen Ende des 5. Jahrhunderts wurde der mittlere Donauraum (die heutige Slowakei, Ungarn, wohl auch das heutige Südmähren) und um 550 bzw. in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts auch Böhmen von Slawen besiedelt. Gleichzeitig begannen die Slawen nach dem Abzug der Langobarden, sich von der Donau aus über Pannonien, Noricum und Karnien auszubreiten, und siedelten sich allmählich in den heutigen Gebieten Oberösterreichs nördlich der Donau und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain und Osttirol an. Im 7. Jahrhundert dehnte sich das slawische Siedlungsgebiet bis an Elbe und Saale aus, weiter südlich in die Flussgebiete des oberen Main (bis Ochsenfurt), Regnitz und nördlicher Naab. Vom heutigen Polen war nur der äußerste Nordosten nicht slawisch. Dort siedelten die baltischen Prußen.

    Südliche Westslawen

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    Die südlichen Westslawen bildeten um 623, als Reaktion auf die Besetzung Pannoniens durch die Awaren in den 60er-Jahren des 6. Jahrhunderts, das Reich des Samo mit vermutetem Mittelpunkt im südlichen March-Raum.

    Im 9. Jahrhundert entstand das Mährerreich als bedeutende Reichsbildung auf dem Gebiet des heutigen Mähren und der Slowakei. Hier führten Kyrill und Method als Schriftsprache das von ihnen auf Basis der glagolitischen Schrift kodifizierte Altkirchenslawische als Liturgiesprache ein. Anfang des 10. Jahrhunderts zerfiel das Mährerreich im Laufe der Ungarneinfälle, worauf neue Machtzentren entstanden, aus denen sich heutige Staaten entwickelt haben, das Reich der Přemysliden in Böhmen, Grundlage des heutigen Tschechien, und das der Piasten in Polen. Die heutige Slowakei kam Stück für Stück, großenteils bis 1100, unter die Herrschaft der Magyaren und wurde von ihnen seit dem 16. Jahrhundert als Oberungarn bezeichnet.

    Nördliche Westslawen

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    Nachbau eines slawischen Handelsschiffes

    Ausgangspunkt und zeitlicher Rahmen der slawischen Besiedlung zwischen Elbe und Oder sind bis heute nur schwer zu bestimmen.

    Ursprünglich ging die Forschung von unterschiedlichen Einwanderergruppen und Einwanderungsrichtungen aus.[14] Dem lag die Vorstellung von großen, ethnisch und politisch homogenen Wanderungsverbänden zugrunde, die als geschlossene Stammesverbände wellenartig das Gebiet zwischen Elbe und Oder erreichten, was durch entsprechend interpretierte Ausgrabungsfunde und sprachwissenschaftliche Entdeckungen belegt schien. Danach sollte die Keramik der Sukow-Dziedzice-Gruppe der ersten Einwanderungswelle zuzuordnen sein, die von Osten kommend die Oder überquerte. Dagegen sah man in den Vertretern der Prager Gruppe Stämme, die von Südosten kommend entlang der Elbe bis zur Mündung der Saale vorstießen. Im mehrfachen Vorkommen ethnischer Bezeichnungen, wie der der Abodriten, Serben/Sorben und Kroaten in Mitteleuropa einerseits und in Südosteuropa andererseits, erblickte man einen Beweis für die Aufspaltung ursprünglich größerer Stammesverbände. Darüber hinaus wurden Unterschiede bei Bestattungsformen sowie im Haus- und Burgenbau hervorgehoben.

    Inzwischen gelten die Versuche, für die Frühzeit der slawischen Besiedlung verschiedene Einwanderergruppen zu identifizieren, als gescheitert.[15] Die neueren Erkenntnisse zur Ethnogenese sprechen gegen die Existenz politisch und ethnisch homogener Wanderungsgruppen und ihren Fortbestand in den neuen Siedlungsgebieten. Bei der Interpretation der archäologischen Funde werden deren Gemeinsamkeiten hervorgehoben und Unterschiede durch regionale Umwelteinflüsse erklärt. Ähnliche Stammesbezeichnungen gelten als Folge des Rückgriffs auf das gleiche Namensgut.

    Sclavinia, Germania, Gallia und Roma huldigen Kaiser Otto III., Meister der Reichenauer Schule, Evangeliar Kaiser Ottos III., um 1000

    In Schleswig-Holstein, dem nördlichen Endpunkt der slawischen Einwanderung, ist die Besiedelung ab Mitte des 8. Jahrhunderts archäologisch nachweisbar.[16] Bei den ältesten Siedlungsfunden handelt es sich um Reste eines slawischen Dorfes bei Bosau, datiert „um/nach 726“ und den Wall von Liubice (auch: Alt-Lübeck), datiert um 730. Hölzer des Bohlenweges aus dem Klempauer Moor stammen aus dem Jahr 760/61 und das Brunnenholz aus der Vorburgsiedlung von Liubice aus der Zeit von 769. Aus Scharstorf (Gemeinde Schellhorn) stammt ein Holz ohne Befundzusammenhang, das auf das Jahr 770 datiert wird. Frühere Datierungen auf der Grundlage der Radiokarbonmethode gelten dagegen heute als sehr zweifelhaft. Für Brandenburg wird von slawischer Besiedlung bereits im fortgeschrittenen 7. Jahrhundert ausgegangen.

    Der westlichste bekannte Fürstensitz war das wagrische Starigard („Alte Burg“) an der Ostsee, das heutige Oldenburg in Holstein (siehe auch: Oldenburger Wallmuseum). Dies war zugleich ein wichtiger Handelsplatz für den Ostseehandel mit Beziehung zum sächsischen Hamburg und zur Siedlung Haithabu dänischer Wikinger. Allerdings gab es im 9. und 10. Jahrhundert auch mehrfach Überfälle auf Hamburg, 1066 wurde Haithabu von den Slawen geplündert, im 11. Jahrhundert (mutmaßlich) die sagenhafte slawische Handelsstadt Vineta vernichtet.[17]

    Unter dem römisch-deutschen Kaiser Otto I. begann die Christianisierung der Nordwestslawen über die Erzbistümer Magdeburg und Hamburg. Bistümer entstanden in Oldenburg, Merseburg, Meißen, Zeitz (1028 verlegt nach Naumburg (Saale)), Brandenburg und Havelberg. Der erfolgreiche Slawenaufstand von 983 stoppte diese Bemühungen in Mecklenburg, Ostholstein, Pommern und die meisten Teile Brandenburgs für ca. 200 Jahre.

    Nachdem Rethra als religiöses Zentrum der nördlichen Westslawen im Winter 1068/69 zerstört worden war, übernahm die Jaromarsburg am Kap Arkona auf der Insel Rügen dessen Rang, bis auch dieses letzte bedeutende Heiligtum im Jahre 1168 durch die mit dem sächsischen Stammesherzog Heinrich dem Löwen verbündeten christlichen Dänen unter König Waldemar I. zerstört wurde.

    Im Hochmittelalter kam es infolge der Ostsiedlung zu dem als erfolglos beurteilten Wendenkreuzzug. Obwohl slawische Sprachen in „Germania Slavica“ bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, außer in der Lausitz, dem Wendland, Teilen Hinterpommerns und Schlesiens überwiegend (bis auf wenige Restgebiete) ausstarben, haben sich viele slawische Orts- und Familiennamen bis heute erhalten (zum Beispiel Buckow, „Buche“ mit Endung -ow für „Ort“, bzw. Kretschmer, „Krüger“/„Schankwirt“).

    Im heutigen Polen lebten mehrere Stämme. Das Land zu beiden Seiten der Weichsel bis etwa an die Wipper hin bewohnte der Stamm der Polanen („Feldbewohner“) bzw. Lechen, die im 10. Jahrhundert mit den Piasten an der Spitze den Kern des entstehenden Staates Polen bildeten und sich mit den Masowiern und anderen kleineren Stämmen zusammenschlossen. Hauptstadt des durch den Fürsten Mieszko I. gegründeten Staates war Gnesen. Die zwischen Wippermündung und Oder nahe der Ostsee wohnenden Slawen wurden Pomoranen genannt, von po morju („am Meer“).

    Ausbreitung der Ostslawen

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    Teile des slawischen Silberschatzes von Martyniwka, Ukraine (etwa 550–650 n. Chr.)

    Der genaue Zeitpunkt und der Prozess der Besiedelung ostslawischer Stämme ist unklar. Zu den ältesten Siedlungsgebieten der Ostslawen zählen Gebiete am mittleren Dnepr um Kiew sowie Gebiete entlang seines rechten Zuflusses Prypjat. In der Spätantike waren sie den damaligen Chronisten einer Theorie zufolge als Anten bekannt. Den Dnepr aufwärts kommend, kolonisierten die Ostslawen bereits früh den Raum Smolensk sowie den Ilmensee, wo sie jeweils baltische und finno-ugrische Stämme verdrängten oder assimilierten.

    Stämme und Stammesverbände

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    Für die Zeit ab dem 9. Jahrhundert sind folgende Stämme bzw. Stammesverbände der Ostslawen in den Chroniken erwähnt:

    Denkmal für die legendären Stadtgründer von Kiew aus dem Stamm der Polanen im 5. Jahrhundert

    Den Weg von den Warägern zu den Griechen über das osteuropäische Flusssystem nutzend, bereisten wikingische Händler, Siedler und Krieger das ostslawische Gebiet, das sie wegen seiner zahlreichen Burgen und Städte Gardarike nannten. Diese Waräger oder Rus genannten Menschen einten die gesamte Region der heutigen Nordukraine, Belarus und Westrussland gegen Ende des 9. Jahrhunderts zum ersten gemeinsamen Reich, der Kiewer Rus. Einige ostslawische Stämme konnten ihre Unabhängigkeit von Kiew, der Hauptstadt der Rus von 882 an, noch relativ lange bewahren. Besonders hartnäckig widersetzten sich die Wjatitschen und die Tiwerzen den Kiewer Fürsten. Ab dem 12. Jahrhundert verschwinden die Erwähnungen der einzelnen Stämme aus den Chroniken. Sie verschmolzen zu einem altrussischen Volk, das etwa im Igorlied als Russitschi (русичи) genannt wird.

    Slawische Ostsiedlung

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    Im Rahmen der slawischen Ostsiedlung kolonisierten die Ostslawen zwischen dem 8. und dem 14. Jahrhundert in mehreren Wellen das heutige Zentralrussland (die Gebiete zwischen der Wolga und der Oka). Die erste Besiedlungsphase erfolgte noch vor der Entstehung der Kiewer Rus und ging auf die einzelnen Stämme zurück. Die Kriwitschen besiedelten den Oberlauf der Wolga sowie die Region Salessje, wo Städte wie Rostow, Susdal und Wladimir gegründet wurden. Hier entstand später das Fürstentum Wladimir-Susdal, die Keimzelle des Russischen Reiches. Die Gebiete um Moskau sowie Gebiete entlang der Oka wurden allerdings zunächst ca. im 9. und 10. Jahrhundert von den ostslawischen Wjatitschen besiedelt. Im Norden breiteten sich die Slowenen (Ilmenslawen), die Kernbevölkerung der Republik Nowgorod, bis ans Weiße Meer aus, wo aus ihnen später die russischen Pomoren entstanden. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert stützte sich die slawische Ostsiedlung im Gegensatz zur ersten Welle auf organisierte Strukturen der fürstlichen Administration der Rurikiden. Fürsten von Wladimir-Susdal wie Juri Dolgoruki und Andrei Bogoljubski förderten die Übersiedlung aus den südlichen Gebieten der Rus am Dnepr nach Nordosten, die Bevölkerung stieg rasant. Auf Betreiben der Fürsten entstanden viele der heutigen Städte Zentralrusslands, darunter Moskau. Die Fürsten boten den im Süden der Rus häufig sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten gute Bedingungen als freie Bauern, außerdem bildete die Pelzjagd eine wichtige Reichtumsquelle. Ein wichtiger Faktor für die Massenmigration aus dem Süden waren außerdem häufige Feudalkriege um Kiew sowie zahlreiche Überfälle der Polowzer (Kumanen). Die Slawen aus dem bevölkerungsreichen Süden bildeten in diesen Gebieten schnell die Mehrheit gegenüber den baltischen (Goljad) und der finno-ugrischen (Merja, Muroma, Meschtscheren) Stämmen, die noch keine Landwirtschaft betrieben haben. Zahlreiche slawische Toponyme und Hydronyme Zentralrussands, die ihre älteren Entsprechungen am mittleren Dnepr haben, belegen auch heute noch die südliche Herkunft der Siedler.

    Im Spätmittelalter spalteten sich die Ostslawen in Weißrussen, Ukrainer und Russen auf. Ein ausschlaggebender Faktor für die Spaltung war ihre langzeitige Zugehörigkeit zu verschiedenen politischen Gebilden. Die Weißrussen und die Ukrainer bildeten sich im Einflussbereich des Großfürstentums Litauen und der polnischen Krone heraus. Mit der Ausbreitung des Russischen Reiches breitete sich seit dem späten 16. Jahrhundert das Siedlungsgebiet der Russen im Osten bis nach Sibirien und im Süden bis ans Schwarze Meer aus. In Neurussland erfolgte ab dem 18. Jahrhundert eine gemischte russisch-ukrainische Besiedlung und Erschließung der neu erworbenen Steppengebiete. Der Bau der Transsibirischen Eisenbahn verstärkte die slawische Besiedlung der Reichsgebiete am Pazifik.

    Das heidnische Idol von Sbrutsch

    Die Ostslawen waren zunächst Heiden und hatten ein Pantheon an Göttern, unter denen der Donnergott Perun eine herausragende Stellung hatte. Ab 988 erfolgte die Christianisierung der Rus nach byzantinisch-orthodoxem Ritus. In ihrem Zuge begannen die Ostslawen, die kyrillische Schrift zu nutzen.

    Die Ostslawen betrieben Landwirtschaft und hatten bereits vor der Gründung der Kiewer Rus diverse Großsiedlungen, in denen Archäologen Zeugnisse des Fernhandels und Spuren aufwendiger handwerklicher Betriebe entdeckten (Schmieden, Töpfereien, Kürschnereien etc.), zum Beispiel in Plesnesk, Roden, Alcedar oder Gnjosdowo. Darüber hinaus gibt es Funde ostslawischer Heiligenstädten wie etwa Peryn bei Nowgorod oder am Sbrutsch in der Westukraine.

    Ein charakteristischer Frauenschmuck bei den Ostslawen waren die Schläfenringe, wobei sie jeweils eine stammesspezifische variable Form hatten.

    Ausbreitung der heutigen Südslawen

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    Die Slawen in Südosteuropa (1869)

    In der ausgehenden Spätantike, im 6. Jahrhundert, rückten die Slawen über die untere (im 5. Jahrhundert von den Westgoten verlassene) Donau nach Moesia, Thrakien, Illyrien, Makedonien und bis zur Peloponnes vor. Der Kirchenhistoriker Johannes von Ephesos berichtet von einer großen slawischen Invasion seit 581, die erstmals eine dauerhafte Niederlassung zum Ziel gehabt habe. Tatsächlich begannen sich bald darauf die Slawen auf dem Balkan anzusiedeln, was jedoch durch die Balkanfeldzüge des Maurikios beinahe zur Episode wurde. Im 7. Jahrhundert vollzog sich der größte Teil der Landnahme der Slawen auf dem Balkan (siehe auch Sklavinien), was jedoch nicht zur völligen Beseitigung der ursprünglichen Bevölkerung führte. Die genauen Prozesse der slawischen „Landnahme“ sind hierbei Gegenstand angeregter wissenschaftlicher Diskussionen, in die auch politische und nationale Motive einfließen. Als Beispiel sei hier nur die überholte These von Jakob Philipp Fallmerayer genannt, wonach es sich bei den modernen Griechen ausschließlich um hellenisierte Slawen handele.

    Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts siedelten Slawen auch im Ostalpenraum. Die Wanderung der Langobarden nach Italien (568) begünstigte die Besiedlung großer Teile Pannoniens durch Slawen. Um 600 kämpften Alpenslawen, Vorfahren der heutigen Slowenen, gegen Bajuwaren an der oberen Drau und stießen bis Italien vor. Ihre Ausbreitung wurde mit einer Kette langobardischer Festungen (Limes Langobardorum) entlang des Ostrandes von Friaul aufgehalten.

    Laut dem byzantinischen Kaiser Konstantin VII. drangen die Kroaten und Serben in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts über die Donau und siedelten sich nach Vertreibung der Awaren in Pannonien, Dalmatia und im übrigen Illyricum an.

    In der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts kam ein Teil der Protobulgaren auf der östlichen Balkanhalbinsel an und gründete dort 681 das Bulgarische Reich, wobei sich das asiatische Reitervolk sehr schnell mit der ursprünglichen slawischen Bevölkerung vermischte und das heutige slawische Volk der Bulgaren bildete.

    Ende des 7. Jahrhunderts waren die großen westlichen und südlichen Wanderungen der Slawen abgeschlossen.

    Als geschichtliches Volk erscheinen die Slawen zuerst unter dem Namen der Serben (Sporen) und der Veneter. Sie waren unter diesem Namen bis ins 5. Jahrhundert in den Ländern zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer ansässig, zwischen den Karpaten und dem Don, von der oberen Wolga bis nach Nowgorod und von dort bis zur Scheide der Weichsel und der Oder. Etwa mit dem 6. Jahrhundert treten die Namen Anten (für die Ostslawen, obwohl das historische Volk der Anten vielleicht gar nicht slawisch war) und (für manche Westslawen) Slověne (siehe oben unter Ausbreitung der heutigen Westslawen) auf. Beide erhielten sich aber als Bezeichnung der Gesamtheit nicht lange, und der Name Serben verengte sich bis zur Benennung einzelner slawischer Stämme. Aus der Bezeichnung Veneter aber wurde Wenden, die Bezeichnung der Slawen bei den Deutschen (für die heutigen Sorben). Die Bezeichnung Slawen ist zumindest seit dem frühen Mittelalter üblich, Adam von Bremen bezeichnet sie in seiner Chronik des Erzbistums Hamburg als Sclavi.

    Neben anderen Slawisten schreibt auch der sorbische Slawist Heinz Schuster-Šewc in seiner Abhandlung über die Geschichte und Geographie des ethnischen Namens Sorb/Serb/Sarb/Srb, wonach sich der serbische Name aus dem urslawischen *sĭrb- „schlürfen“ ableiten soll, vgl. altostslawisch sereblju, litauisch srebiù, albanisch gjerb, lateinisch sorbeō, altgriechisch rhophéō „schlürfen“, armenisch arbi „trank“, hethitisch sarāpi „nippt“ (vorausgesetzte urindogermanische Wurzel *srebʰ- „schlürfen“ nach LIV). Die semantische Entwicklung fand sich dann weiter in Srb für Brüder und Schwestern nach der Muttermilch, also die von derselben Mutter gesäugt wurden, ohne unbedingt blutsverwandt gewesen zu sein. Daraus folgte die Bezeichnung für Angehörige derselben Familie oder Sippe und später für Angehörige desselben Stammes. Andere wollen den serbischen Namen mit den antiken Sarmaten in Verbindung bringen. Der Slawist Pavel Jozef Šafárik (1795–1861) wie auch Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) vertraten die Meinung, wonach Srb ursprünglich der Eigenname aller Slawen gewesen sei. Jedenfalls stand der serbisch-sorbische Name mit dem historischen Auftreten sowohl der Serben wie auch der Sorben im 7. Jahrhundert für Stammesangehörige, Verwandte, Verbündete.[18]

    Die Bedeutung der in den byzantinischen Quellen genannten Begriffe der Veneter, Sklavinen, Sporen und Anten ist umstritten, doch dürfte es sich weniger um ethnische als vielmehr um politische oder geographische Bezeichnungen handeln. Lediglich der Name der Slawen (sklabenoi, sklaboi) stellt in heutiger Zeit eine Selbstbezeichnung dar. Die ebenfalls gebrauchten Namen der Wenden/Veneter und Anten sind dagegen ursprünglich von Germanen beziehungsweise Awaren für die Slawen verwendete Bezeichnungen.

    Der Ursprung des Namens Slawen ist in der sprachwissenschaftlichen Forschung noch ungeklärt. Im Allgemeinen wird angenommen, dass er entweder vom gemeinslawischen *слŏвŏ (heute slóvo) „Wort“ abgeleitet wird, womit sich die Sprechenden oder Beredeten selbst von den „Stummen“ (némec) abgrenzten, wobei das Wort Némec sich zur Bezeichnung für die Deutschen entwickelt hat. Als von Seiten romanischer Historiker im Barock Slawen, ohne sich intensiver mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt zu haben, als Barbaren und unkultivierte Völker allgemein als vergleichsweise minderwertige Völker beschrieben wurden, mit der die vermeintliche etymologische Herkunft der Eigenbezeichnung aus dem lateinischen sclavus gerechtfertigt wurde,[19] entwickelte sich in Gegenreaktion unter einer großen Zahl gelehrter slawischer Humanisten die Ausarbeitung eigener Historien, in denen sie den Volksnamen auf slawa (dt. „Ruhm“) zurückführten und dies ebenso klar ausformulierten und publizierten.

    Lebensweise und Traditionen

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    Slawenburg Raddusch (bei Lübbenau) – Rekonstruktion eines slawischen Burgwalls

    Die Familienverfassung war eine patriarchalische. Die Einwohner eines Ortes bildeten eine durch Blutsverwandtschaft verknüpfte Sippe (obschtina, rod), deren Mitglieder einen gemeinsamen Namen trugen, gemeinschaftliches Gut besaßen und unter einem gewählten Ältesten standen. Aus mehreren solcher Sippen bildete sich der Stamm (pleme), an dessen Spitze das Stammesoberhaupt, der Anführer im Krieg, stand. Die Stämme ihrerseits vereinigten sich wieder zu einem größeren Ganzen, zu Einzelvölkern (narod).

    Die Ehe wurde heilig gehalten, es herrschte ursprünglich Monogamie. Noch vor der Abtrennung in einzelne Zweige hatten die Slawen durch Herkommen befestigte Rechtsnormen (pravo, zakon); der Begriff „erben“ fehlte jedoch, da die Familienverfassung Erbschaften ausschloss.

    Prokopius beschrieb die Slawen als „außergewöhnlich hochgewachsen und von mächtigem Körperbau sowie unerschütterlicher Natur.“[20] Der oströmische Historiker Jordanes schrieb über die Slawen: „Alle von Ihnen sind sehr groß und stark, ihre Haut und Haare sind weder sehr dunkel noch sehr hell, aber rötlich sind sie im Gesicht.“[21] Der byzantinische Geschichtsschreiber Theophanes schrieb: „Der Kaiser bewundert ihre Schönheit und ihre mächtige Statur“.[22]

    Kultur- und Sittengeschichte des Gesamtvolkes: Nach den griechischen und deutschen Schriftstellern waren die alten Slawen ein friedliebendes und fleißiges Volk, fest am Althergebrachten hängend, leidenschaftlich Ackerbau und Viehzucht und auch, wie aus der Sprache und aus den archäologischen Funden hervorgeht, Handel treibend. Gerühmt wird auch ihre Gastfreundschaft. Kranke und Arme fanden sorgfältige Pflege, nur der Böse wurde ausgestoßen, und chud bedeutet in slawischer Sprache zugleich arm und böse. Polygamie war gestattet, wurde aber fast nur von den Vornehmen geübt.

    Der Grundzug der Zivil- und Staatsverfassung war demokratisch; man kannte ursprünglich keine Stände, keine erbliche Fürstenwürde (siehe auch: Wetsche). Das Band der Sippeneinheit hielt alle umschlungen, und der Starosta (Älteste) war nur Verwalter des Gesamtvermögens der Sippe. Die Einheit der Sippe schloss die Erbfolge aus. Hierdurch unterschieden sich die Slawen wesentlich von den Germanen und Romanen. Standesunterschiede, erbliche Fürstenmacht, Leibeigenschaft und Sklaverei bildeten sich infolge fremder Einflüsse erst später bei den Slawen aus. Die Bezeichnungen für die Fürstenmacht (knez, kralj, chrabia, cjesar) und den Adel (szlachta, Geschlecht) sind fremden Ursprungs.

    Religion und Mythologie

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    Die Slawen werden als sehr gesangliebend geschildert. Seele und Gemüt offenbaren sich bei ihnen in anmutigen Liedern und Gesängen. Von den mythischen Vorstellungen und der darin sich kundgebenden Weltanschauung der alten Slawen lässt sich kein deutliches und konsistentes Gesamtbild zeichnen, da eine zusammenhängende Überlieferung fehlt.

    Die ursprüngliche Religion der Slawen war derjenigen anderer früher indogermanischer Völker ähnlich. In den Naturerscheinungen, besonders den Phänomenen des Himmels, sahen die Slawen wirkliche Wesen, die sie sich mit Denken und Empfinden ausgestattet vorstellten, einige wohltätig, andere zerstörend wirkend. Die ersteren wurden von den Slawen bog, die letzteren Bjes genannt, und das Christentum übernahm diese Wörter teils für Gott und Teufel.

    Sie verehrten einen höchsten Gott, den Urheber des Himmels und der Erde, des Lichts und des Gewitters. Diesem waren die anderen Götter untertan. Der Name dieses Gottes war Svarog (der Schöpfer), als Urheber des Donners heißt er Perun (balt. Perkunas). Seine Söhne waren die Sonne und das Feuer. Der Sonnengott (Daschbog, „Geber der Güter“) war auch Kriegsgott, als Theomorphose der Luft erscheint Sventovit oder Svantovit (nach Franz von Miklosich nur Sanctus Vitus), als Gott des Sturms Stribog.

    Oberste Gottheit der westslawischen Wenden war Radegast, der ebenfalls als Kriegsgott verehrt wurde. Als Frühlingsgöttinnen erscheinen Wesna (Frühling) und Deva (oder Diva, wunderschöne Schönheit), als Göttin der Liebe und Schönheit Lada. Unter den bösen Gottheiten steht die Repräsentantin des Winters (Moraua) obenan.

    Ein eigentlicher Dualismus bestand aber nicht, und was bei einigen Schriftstellern von einem Kampf zwischen den Göttern des Lichts und der Finsternis (dem Bjelbog und Tschernebog der Nordslawen) berichtet wird, scheint bereits auf christlichen Einfluss hinzuweisen.

    Als mythische Wesen niederen Grades wurden verehrt: die Wílen und Rusálka, die Herrscherinnen über Flüsse, Wälder und Berge, welche in der Volkspoesie der Slawen bis auf den heutigen Tag (1888) eine große Rolle spielen; ferner die Rojenitze oder Schicksalsgöttinnen sowie zahlreiche Haus- und Feldgeister und die finsteren Mächte Baba Jaga (Hexe, altes verrücktes Weib), Bjes und Vjed, welch letzterem die Sonnen- und Mondfinsternisse zugeschrieben wurden.

    Die Gunst der Götter und deren Schutz suchten die Slawen durch Gebet und Opfer zu erlangen. Letztere bestanden im Verbrennen von Rindern und Schafen auf Bergen und in Hainen, wo sich auch Götterbilder befanden. Menschenopfer kamen nur vereinzelt vor. Vollstrecker der Opfer waren die Stammesältesten. Einen Priesterstand kannten die alten Slawen ebenso wenig wie besondere Tempel. Von Festen sind jene zu erwähnen, die sich an den Wechsel der Jahreszeiten anknüpfen: die Wintersonnenwende (koleda, ovsen, kratshun), der Frühlingsanfang mit Austragung des Winters und die Sommersonnenwende (kapalo, jarilo).

    Mit dem leiblichen Tod hörte nach slawischer Auffassung das Leben nicht auf, vielmehr war die Seele (dusza) unsterblich. Sie gelangte ins Paradies (nav, ráj), das als schöne Wiese gedacht wurde. Die Leichen wurden entweder verbrannt oder begraben, beide Bestattungsweisen kommen nebeneinander vor. Schätzenswerte Untersuchungen über die alte Kultur und mythologische Vorstellungen der Slawen, soweit sie sich im Aberglauben, in Sagen und Märchen des Volkes erhalten haben, enthält Alexander Afanassjews Werk Die poetischen Naturanschauungen der Slawen.[23]

    Wirtschaft und Architektur

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    Rekonstruiertes Slawendorf Ukranenland

    Die slawische Keramik war im 7. Jahrhundert in Mitteleuropa weit verbreitet. Die Slawen setzten kaum auf die Viehzucht, sondern auf den Getreideanbau. Auf zwei Dritteln einer Feldgemarkung wurden jeweils Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Hirse angebaut. Das Getreide wurde mit Sicheln gemäht. Später kam auch die Sense zum Einsatz. Die Häuser wurden leicht eingetieft auf einer Fläche von 16 bis 30 Quadratmetern gebaut.

    Um 700 wurde die slawische Burgwallanlage in Spandow, dem heutigen Berliner Bezirk Spandau erbaut. Die Dörfer waren rund oder in einem Halbkreis angelegt. Im Schutze einer Burg konnte eine größere Siedlung angelegt werden, die zu einer Stadt heranwuchs. Dort wurden spezielle Handwerkszweige entwickelt, Lebensmittel auf Vorrat gehalten, Fernhandel betrieben und kulturelle Bauten erstellt. Die Häuser wurden mit Holzpalisaden und Holzerdemauern befestigt.

    Besonders im gewässerreichen nordöstlichen Mitteleuropa bauten die Slawen beachtliche Holzbrücken[24], darunter vier über die mittlere Havel und eine 2 km lange über den Oberuckersee.

    Detailgetreue Rekonstruktionen der Wohn- und Lebensweise der Slawen des 9. und 10. Jahrhunderts findet man in Deutschland beispielsweise im Freilichtmuseum Ukranenland in Torgelow (Vorpommern), im Archäologischen Freilichtmuseum Groß Raden (Mecklenburg) und im Geschichtspark Bärnau-Tachov (Bayern).

    Die Slawen errichteten ihre Siedlungen an strategisch vorteilhaften Lagen, oft von Seen umgeben. Typisch sind hier die Städte Lychen, Feldberg und Penkun. Ihre Burgen wurden oft auf Inseln oder in Sumpfgebieten angelegt und waren daher nur schwer zu erobern. Der einzige Zugang zu diesen bestand aus Holzbohlen und konnte bei Gefahr aufgenommen werden. Seltener waren Höhenburgen, typisch dafür ist die Burg Starigard („Altenburg“, heute Oldenburg in Holstein).

    Commons: Slawen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

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    1. Die teils anerkannte Unabhängigkeit des Kosovo ist auf dieser Karte nicht berücksichtigt. Kosovo hat eine albanischsprachige Bevölkerungsmehrheit.
    2. Brockhaus, Band 20, ISBN 3-7653-3680-7, S. 311.
    3. Alicja Karszniewicz-Mazur: Die Lehnwörter germanischer Herkunft im Urslawischen und Altpolnischen. In: Orbis Linguarum. Nr. 27, 2004, ISSN 1426-7241, S. 299–303 (Digitalisat (Memento vom 7. September 2006 im Internet Archive) [PDF; 198 kB; abgerufen am 21. April 2019]).
    4. Dass eine solche überhaupt existierte, bestritt in neuerer Zeit Florin Curta. Er geht davon aus, dass die Byzantiner die neuen Gruppen an ihrer Grenze nur kennzeichnen wollten und sich dort eine eigene Identität erst später entwickelte (Florin Curta: The Making of the Slavs. Cambridge 2001, S. 335ff.).
    5. Roland Steinacher: Studien zur vandalischen Geschichte. Die Gleichsetzung der Ethnonyme Wenden, Slawen und Vandalen vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert. Dissertation – Kurzfassung und Inhaltsverzeichnis. In: homepage.uibk.ac.at. 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Mai 2006; abgerufen am 19. April 2019.
    6. Zu dessen Balkanpolitik und den ersten Kontakten mit den Slawen siehe nun ausführlich Alexander Sarantis: Justinian’s Balkan Wars. Campaigning, Diplomacy and Development in Illyricum, Thace and the Northern World A.D. 527–65. Prenton 2016.
    7. Christian Lübke: Das östliche Europa. Die Deutschen und das europäische Mittelalter. München 2004, S. 42ff.; Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Auflage Berlin 2008, S. 51f. Zu den frühen Belegen für das Ethnonym „Slawen“ siehe: Günter Weiß: Das Ethnikon Sklabenoi, Sklaboi in den griechischen Quellen bis 1025 (= Glossar zur frühmittelalterlichen Geschichte im östlichen Europa. Beiheft 5). Franz Steiner, Stuttgart 1988, ISBN 3-515-05297-6; Jutta Reisinger, Günter Sowa: Das Ethnikon Sclavi in den lateinischen Quellen bis zum Jahr 900 (= Glossar zur frühmittelalterlichen Geschichte im östlichen Europa. Beiheft 6). Franz Steiner, Stuttgart 1990, ISBN 3-515-05610-6.
    8. Jordanes: Getica 34f., Karte bei Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Auflage Berlin 2008, S. 53.
    9. Antae. In: Oxford Dictionary of Byzantium. Bd. 1, New York / Oxford 1991, S. 108f.
    10. Zu diesem Prozess siehe Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Auflage. Stuttgart u. a. 2005, S. 206–212.
    11. Alle Angaben nach: al-Saḳāliba. in: Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. 8, Leiden 1995, S. 872–881
    12. Vgl. auch Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Auflage Berlin 2008, S. 51ff.
    13. vgl. dazu Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Auflage Berlin 2008, S. 47 und öfter.
    14. Joachim Herrmann: Siedlung, Wirtschaft und gesellschaftliche Verhältnisse der slawischen Stämme zwischen Oder/Neiße und Elbe. Studien auf der Grundlage archäologschen Materials. Dt. Akad. Wiss., Schr. Sektion Vor- u. Frühgesch. 23, Berlin 1968, S. 39–77.
    15. Sebastian Brather: Archäologie der westlichen Slawen. Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft im früh- und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa. 2. Auflage Berlin 2008, S. 58.
    16. Ulrich Mueller, Donat Wehner: Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung in: Kathrin Marterior, Norbert Nübler (Hrsg.): Mehrsprachige Sprachlandschaften ? Leipzig 2016, S. 209–260, hier S. 220.
    17. Helmold von Bosau: Slawenchronik (orig. um 1170). Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe. Band XIX. 4. Auflage. Darmstadt 1983.
    18. Милан Будимир, Ο старијим поменима српског имена, Глас САН 236, Одељење литературе и језика 4, Београд, стр. 35-55, Резиме на латинском (dt. Milan Budimir,Über die alte Erwähnung des serbischen Namens)
    19. Sonja Ćirić: Među Lavom i Drokunom. Interview mit Zlata Bojović. In: Vreme. Nr. 1266, 9. April 2015 (bosnisch, vreme.com [abgerufen am 24. August 2019]).
    20. Barford citing Procopius, S. 59
    21. Pavel Dolukhanov: The Early Slavs: Eastern Europe from the Initial Settlement to the Kievan Rus. Routledge, New York 2013, ISBN 978-0-582-23618-9.
    22. Łukasz M. Stanaszek: Phenotype of old Slavs, 6th to 10th centuries.
    23. russisch; Moskau 1865–1869, 3 Bände
    24. Winfried Schich: Die Havel als Wasserstraße im Mittelalter: Brücken, Dämme, Mühlen, Flutrinnen. (PDF; 292 kB) Antrittsvorlesung. In: edoc.hu-berlin.de. 24. November 1992, abgerufen am 28. Juli 2019.