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„Hubertus von Lüttich“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Meister des Marienlebens von Werden 001.jpg|mini|Die Bekehrung des heiligen Hubertus. Linker Altarflügel des [[Meister von Werden|Meisters von Werden]], um 1463–1480]]
'''Hubertus von Lüttich''' (* um [[655]] in [[Toulouse]], † [[30. Mai]] [[727]] in Tervueren bei [[Lüttich]], [[Belgien]]) war [[Bischof]] von [[Maastricht]] und Lüttich.
'''Hubertus von Lüttich''' ({{frS|Hubert de Liège}}; * um 655 in [[Toulouse]]; † [[30. Mai]] [[727]] der Überlieferung nach im heutigen [[Tervuren]] bei [[Brüssel]], [[Belgien]]) war [[Bischof]] von [[Liste der Bischöfe von Tongeren, Maastricht und Lüttich|Maastricht und Lüttich]]. Er wird in der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]] als [[Liste der Seligen und Heiligen|Heiliger]] verehrt. Sein [[Gedenktag]] im [[Heiligenkalender]] ist der [[3. November]].


Hubertus gehört mit dem heiligen Abt [[Antonius der Große|Antonius]] und den Heiligen [[Quirinus von Neuss|Quirinus]] und [[Cornelius (Bischof von Rom)|Cornelius]] zu den sogenannten „[[Vier Marschälle Gottes|Vier Marschällen Gottes]]“ und wird mancherorts auch zu den [[Vierzehn Nothelfer]]n gerechnet.
Hubertus lebte als [[Pfalzgraf]] am Hof Theoderichs III. in Paris, später in [[Metz]] am Hofe [[Pippin der Mittlere|Pippins des Mittleren]], mit dem er wohl verwandt war. Als er verwitwete, ging Hubertus als [[Einsiedler]] in die Wälder der [[Ardennen]], wo er [[Apostel|apostolisch]] tätig war. [[705]] wurde er zum Bischof von Tongern-Mastrich, [[716]] verlegte er seinen Bischofssitz nach Lüttich. Er ließ dort eine Kathedrale bauen, galt aber auch als fürsorglicher Wohltäter. Seit dem [[Mittelalter]] wird die [[Legende (Erzählung)|Hubertus-Legende]] erzählt, nach der er auf der Jagd von einem prächtigen Hirsch mit einem Kruzifix zwischen den Geweih bekehrt wurde, deshalb wird Hubertus als Schutzpatron der [[Jagd]], der Natur und Umwelt, der [[Gewehrschütze|Schützen]], der [[Kürschner]], [[Metzger]], der [[Metall]]bearbeiter, [[Büchsenmacher]], [[Optik]]er und Hersteller von [[Mathematik|mathematischen Geräten]] angesehen. Am Hubertustag, dem [[3. November]] finden alljährlich große Hubertusjagden statt.


Sein [[Ikonografisches Heiligenattribut|Attribut]] ist ein Hirsch mit einem [[Kruzifix]] im Geweih.
Die [[Gebeine]] des heiligen Hubertus wurden am [[Hubertustag]], dem [[3. November]] [[743]] erhoben. [[825]] kamen sie nach Andagium, heute [[St. Hubert (Ort)|St. Hubert]] in den Ardennen. Im Mittelalter war St. Hubert ein [[Wallfahrt]]sort, seit der [[Französische Revolution|französischen Revolution]] sind die [[Reliquien|St. Hubert-Reliquien]] jedoch verschwunden.


== Leben ==
Der heilige Hubertus soll vor Hundebiss und Jagdunfällen schützen, am Hubertustag geweihtes Salz und Brot schützt - der Legende nach - aber auch [[Haustier]]e, auch vor [[Tollwut]], die in der französischen Sprache die ''"Hubertus-Krankheit"'' heißt.
Hubertus lebte als [[Pfalzgraf]] am Hof [[Theuderich III.|Theuderichs III.]] in [[Paris]], später in [[Metz]] am Hofe [[Pippin der Mittlere|Pippins des Mittleren]], mit dem er wohl verwandt war. Nach dem Tod seiner Frau ging Hubertus als [[Einsiedler]] in die Wälder der [[Ardennen]], wo er [[Apostel|apostolisch]] tätig war. 705 wurde er Bischof von [[Tongern]]-[[Maastricht]]. 716 verlegte er seinen Bischofssitz nach [[Lüttich]]. Er ließ dort die [[Lambertuskathedrale (Lüttich)|Lambertuskathedrale]] erbauen und galt als fürsorglicher Wohltäter.


Die [[Reliquie]]n des heiligen Hubertus wurden am 3. November 743 erhoben. 825 wurden sie in die damalige [[Basilika Saint-Hubert|Abteikirche]] nach Andagium, heute [[Saint-Hubert (Belgien)|Saint-Hubert]], in den Ardennen [[Reliquientranslation|übertragen]]. Im Mittelalter war Saint-Hubert ein [[Wallfahrt]]sort. Seit der Zeit der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] sind die Reliquien des hl. Hubertus jedoch unauffindbar.
Neben der traditionellen Hubertusjagd wird der Todestag des Heiligen Hubertus (französisch: ''Saint Hubert''), der [[30. Mai]] als sein Feiertag gefeiert, St. Hubertus gehört zu den vier heiligen [[Marschall|Marschällen]] und zu den [[Vierzehn Nothelfer|vierzehn Nothelfern]], sein Attribut ist ein weißer Hirsch mit einem [[Kruzifix]] im Geweih.

== Hirschlegende ==
[[Datei:DEU_Schiefbahn_COA.svg|mini|Wappen von [[Schiefbahn|Willich-Schiefbahn]]]]
[[Datei:DEU_Schwanheim_COA.svg|mini|Wappen von [[Schwanheim (Pfalz)]]]]
Im Christentum wird dem Schutzpatron der Jäger, im Mittelalter war dies – und ist es vor allem in Österreich und Bayern weiterhin – der Heilige [[Eustachius]] († um 118), die in verschiedenen Versionen überlieferte Hirschlegende zugeschrieben,<ref>{{Literatur |Autor=Edelgard Siegmund |Hrsg= |Titel=Der „Herr der Tiere“ in europäischen Volksmärchen: ein Beitrag zur vergleichenden Erzählforschung |Auflage= |Verlag=VVB Laufersweiler |Ort=Gießen |Datum=2009 |ISBN=3-8359-5559-4 |Seiten=72}}</ref> wonach der Heilige an einem Karfreitag auf der Jagd beim Anblick eines prächtigen Hirsches mit einem [[Kruzifix]] zwischen den Sprossen des Geweihs bekehrt wurde. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde sie zunehmend auf den Heiligen Hubertus († 727) übertragen, obwohl dieser eigentlich kein Jäger war.<ref>Walter Zwyssig (Red.): {{Webarchiv|url=http://www.hubertus-orden.org/german/legende.htm |wayback=20080905054503 |text=''St. Eustachius und St. Hubertus Schutzpatrone der Jagd'' }}. In: ''hubertus-orden.org'', abgerufen am 5. Juli 2011.</ref> Eine erste Erwähnung in Bezug auf Hubertus findet sich um 1440 bei der Stiftung des [[Hubertusorden]]s durch Herzog Gerhard&nbsp;II. von Jülich und Berg. Er ehrte damit die Bemühungen des Heiligen zur Christianisierung der Ardennen, wo der heidnische Kult um [[Diana]], die antike Schutzgöttin der Jagd, noch Bestand hatte.

Einer Version nach ließ er sich nach der Erscheinung eines [[Kruzifix]]es im Geweih eines gejagten Hirsches [[taufe]]n, schwor der Jagd ab und wurde vom leidenschaftlichen Jäger zum Nichtjäger. Andere Quellen berichten, der vorher als brutal und zügellos geschilderte Hubertus habe sich nach der Erscheinung vom „wilden [[Heidentum|Heiden]]“ zum christlich-gemäßigten Jäger gewandelt. Christlichen Jägern gilt die Hirschlegende seither als Vorbild der [[Mäßigung]] und Ansporn zur [[Waidgerechtigkeit|waidgerechten]] Jagd gemäß der waidmännischen Losung: ''den Schöpfer im Geschöpfe [zu] ehr[en]'', wie sie [[Oskar von Riesenthal]] in seinem Lied „Waidmannsheil“ (1880) formulierte.<ref>''[http://www.int-st-hubertus-orden.de/html/oskar_von_riesenthal.html Oskar von Riesenthal.]'' Onlineveröffentlichung des Vereins ''[[Hubertusorden#Sonstiges|Internationaler Hubertusorden]]'' mit dem Liedtext „Waidmannsheil“ (1880), abgerufen am 6. Juni 2017.</ref>

Neben der [[Eustachius]]-Legende, die Hubertus hier direkt beerbt, verweist die Geschichte im christlichen Kontext auf das [[Damaskuserlebnis]] des [[Paulus von Tarsus|Paulus]]. Die Ursprünge des Motivs finden sich in der buddhistischen Legende um den Mönch [[Mahinda]], der den Buddhismus in [[Sri Lanka]] begründete. Hier ist es der König Devanampiya, der auf der Jagd einem Hirsch oder dem Mönch selbst begegnet, um daraufhin zum Buddhismus zu konvertieren.<ref name=":0">[https://www.deutscher-jagdblog.de/die-legende-vom-heiligen-hubertus/ Michael Gast: Die Legende vom heiligen Hubertus], auf deutscher-jagdblog.de, 3. November 2016 (abgerufen am 18. Juni 2018).</ref>

== Verehrung ==
[[Datei:Rogier van der Weyden - Exhumation of St Hubert - WGA25714.jpg|mini|Die Erhebung der [[Reliquien]] des hl. Hubertus in Saint-Pierre in Liège, [[Rogier van der Weyden]], um 1437]]
[[Datei:Belgique - Basilique de Saint-Hubert - 02.jpg|mini|upright=1.4|Kenotaph von Hubertus (Guillaume Geefs, 1847) in der [[Basilika Saint-Hubert]]]]
Der heilige Hubertus wird gemeinhin als [[Schutzpatron]] der [[Jagd]] angesehen, von vielen aber auch als der erste Jagdgegner, weil er sich gemäß der Legende nach der Hirscherscheinung gänzlich von der Jagd losgesagt hat.<ref name=":0" /> Außerdem gilt er als Patron der Hunde und als Helfer gegen [[Tollwut]], der Schützen und [[Schützenbruderschaft]]en, der [[Kürschner]], [[Fleischer|Metzger]], der [[Metallbau|Metallbearbeiter]], [[Büchsenmacher]], [[Optik]]er, [[Mathematiker]] und Hersteller von [[Mathematisches Instrument|mathematischen Geräten]].

Durch seine Funktion als Schutzpatron der Jäger und Schützen wird der heilige Hubertus auch in den Infanterieverbänden der [[Jägertruppe]] der Bundeswehr verehrt und seiner speziell am Hubertustag (s.&nbsp;u.) gedacht.<ref>https://www.kreiszeitung.de/lokales/rotenburg/rotenburg-ort120515/rotenburg-fotos-appell-hubertustag-beim-jaegerbataillon-6935285.html.</ref>

Dem Gedächtnis des Heiligen widmete man Bauwerke wie die [[Hubertuswarte]], die [[Hubertusburg]], das [[Jagdhaus Hubertusstock|Schloss Hubertusstock]] sowie zahlreiche [[Hubertuskirche]]n, [[Hubertusorden (Begriffsklärung)|Hubertusorden]], [[Hubertusbrunnen]] und [[Hubertusquelle]]n.

Neben dem ''Hubertustag'', dessen Datum am 3. November sich von dem der [[Erheben der Gebeine|Erhebung der Reliquien]] am 3. November des Jahres 743 ableitet, wird regional auch der Todestag des Heiligen, der 30. Mai, begangen. Am Hubertustag finden alljährlich große Hubertusjagden statt, oft verbunden mit der Feier von [[Hubertusmesse]]n.

Am Hubertustag gesegnetes Salz, Brot und Wasser soll gegen Hundebisse schützen, außerdem sollten auch die Hunde selbst dadurch vor Tollwut geschützt werden. Es wurden [[Hubertusschlüssel]] zur Behandlung und Vorbeugung gegen Tollwut verwendet.

Obwohl Hubertus von Lüttich nicht im [[Evangelischer Namenkalender|Evangelischen Namenkalender]] geführt wird, kann der Hubertustag aufgrund seiner hohen traditionellen Bedeutung auch mit einem evangelischen oder ökumenischen Gottesdienst gefeiert werden.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.evangelische-liturgie.de/EL_Gedenktage/Gedenktage/11-03Hubertus12.html |wayback=20151031014102 |text=Hubertustag |archiv-bot=2025-07-09 23:40:08 InternetArchiveBot }} auf Evangelische-Liturgie.de.</ref>

Nach Hubertus benannt ist das [[Hubertusviertel]] in [[Aachen]] sowie verschiedene [[Studentenverbindung]]en, so etwa die [[Corps Hubertia München]], [[Corps Hubertia Freiburg]] sowie das älteste [[Studentische Jagdverbindung|Jagdcorps]] Deutschlands, [[Hubertia]] zu Leipzig.

== Trivia ==
Der Kräuterlikör [[Jägermeister]] wirbt mit einem ''[[Jägermeister#Produkt- und Firmenlogo|Hubertuskreuz]]'' auf dem [[Logo (Zeichen)|Logo]] seines Produkts. Auch der Riesenthal-Satz vom ''Schöpfer-im-Geschöpfe-ehren'' wird dort genannt.

Die Österreichische Privatbrauerei [[Hubertus Bräu]] in Laa an der Thaya mit Braurecht seit 1454 hat ebenso das Hubertuskreuz als Firmenlogo.

== Literatur ==
* {{IllustrZ |Autor= |Wikisource= |Titel=St. Hubertus |Nummer=37 |Datum=1844-03-09 |Seiten=174–175}}
* {{ADB|13|260|261|Hubert, Bischof von Lüttich|[[Oswald Holder-Egger]]|ADB:Hubert}}
* {{NDB|9|702||Hubert|[[Helmut Lahrkamp]]|118554131}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629221944/http://www.bautz.de/bbkl/h/hubertus_b_v_l.shtml |band=2|spalten=1108-1109|autor=[[Friedrich Wilhelm Bautz]]}}
* [[Klaus Herbers]], Lenka Jiroušková, Bernhard Vogel (Hrsg.): ''Mirakelberichte des frühen und hohen Mittelalters.'' Lateinisch und deutsch. Unter Mitarbeit von Clemens Heydenreich, René Hurtienne, Sofia Seeger und Bernhard Waldmann (= Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe, Reihe A, Band 43) Darmstadt 2005.
* Reinhard Abeln: ''Der heilige Hubertus. Leben – Legenden – Bedeutung''. Lahn-Verlag, Kevelaer 2013, ISBN 978-3-8367-0845-6.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Saint Hubertus|Hubertus von Lüttich}}
* [http://www.st-remigius-duesseldorf.de/st__hubertus.html Hubertus im Heiligenlexikon]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Folgenleiste|VORGÄNGER=[[Lambert von Lüttich|Lambertus]]|NACHFOLGER=[[Floribert I. von Lüttich|Floribert I.]]|AMT=[[Liste der Bischöfe von Tongeren, Maastricht und Lüttich|Bischof von Lüttich]]|ZEIT=705–727}}

{{Normdaten|TYP=p|GND=118554131|LCCN=n/93/45286|VIAF=70602369}}


{{SORTIERUNG:Hubertus #Luttich}}
[[Kategorie:Hubertus von Lüttich| ]]
[[Kategorie:Heiliger (8. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Bischof (8. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Bischof von Lüttich]]
[[Kategorie:Person (Toulouse)]]
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[[Kategorie:Kultur (Jagd)]]
[[Kategorie:Tollwut]]
[[Kategorie:Vierzehn Nothelfer]]
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]]
[[Kategorie:Hirsch in der Kultur]]
[[Kategorie:Geboren im 7. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 727]]
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[[Kategorie:Mann]]
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{{Personendaten
[[en:Hubertus]]
|NAME=Hubertus von Lüttich
[[fr:Saint Hubert]]
|ALTERNATIVNAMEN=Hubert de Liège
[[nl:Hubertus (heilige)]]
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Aktuelle Version vom 10. Juli 2025, 01:40 Uhr

Die Bekehrung des heiligen Hubertus. Linker Altarflügel des Meisters von Werden, um 1463–1480

Hubertus von Lüttich (französisch Hubert de Liège; * um 655 in Toulouse; † 30. Mai 727 der Überlieferung nach im heutigen Tervuren bei Brüssel, Belgien) war Bischof von Maastricht und Lüttich. Er wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag im Heiligenkalender ist der 3. November.

Hubertus gehört mit dem heiligen Abt Antonius und den Heiligen Quirinus und Cornelius zu den sogenannten „Vier Marschällen Gottes“ und wird mancherorts auch zu den Vierzehn Nothelfern gerechnet.

Sein Attribut ist ein Hirsch mit einem Kruzifix im Geweih.

Hubertus lebte als Pfalzgraf am Hof Theuderichs III. in Paris, später in Metz am Hofe Pippins des Mittleren, mit dem er wohl verwandt war. Nach dem Tod seiner Frau ging Hubertus als Einsiedler in die Wälder der Ardennen, wo er apostolisch tätig war. 705 wurde er Bischof von Tongern-Maastricht. 716 verlegte er seinen Bischofssitz nach Lüttich. Er ließ dort die Lambertuskathedrale erbauen und galt als fürsorglicher Wohltäter.

Die Reliquien des heiligen Hubertus wurden am 3. November 743 erhoben. 825 wurden sie in die damalige Abteikirche nach Andagium, heute Saint-Hubert, in den Ardennen übertragen. Im Mittelalter war Saint-Hubert ein Wallfahrtsort. Seit der Zeit der Französischen Revolution sind die Reliquien des hl. Hubertus jedoch unauffindbar.

Wappen von Willich-Schiefbahn
Wappen von Schwanheim (Pfalz)

Im Christentum wird dem Schutzpatron der Jäger, im Mittelalter war dies – und ist es vor allem in Österreich und Bayern weiterhin – der Heilige Eustachius († um 118), die in verschiedenen Versionen überlieferte Hirschlegende zugeschrieben,[1] wonach der Heilige an einem Karfreitag auf der Jagd beim Anblick eines prächtigen Hirsches mit einem Kruzifix zwischen den Sprossen des Geweihs bekehrt wurde. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde sie zunehmend auf den Heiligen Hubertus († 727) übertragen, obwohl dieser eigentlich kein Jäger war.[2] Eine erste Erwähnung in Bezug auf Hubertus findet sich um 1440 bei der Stiftung des Hubertusordens durch Herzog Gerhard II. von Jülich und Berg. Er ehrte damit die Bemühungen des Heiligen zur Christianisierung der Ardennen, wo der heidnische Kult um Diana, die antike Schutzgöttin der Jagd, noch Bestand hatte.

Einer Version nach ließ er sich nach der Erscheinung eines Kruzifixes im Geweih eines gejagten Hirsches taufen, schwor der Jagd ab und wurde vom leidenschaftlichen Jäger zum Nichtjäger. Andere Quellen berichten, der vorher als brutal und zügellos geschilderte Hubertus habe sich nach der Erscheinung vom „wilden Heiden“ zum christlich-gemäßigten Jäger gewandelt. Christlichen Jägern gilt die Hirschlegende seither als Vorbild der Mäßigung und Ansporn zur waidgerechten Jagd gemäß der waidmännischen Losung: den Schöpfer im Geschöpfe [zu] ehr[en], wie sie Oskar von Riesenthal in seinem Lied „Waidmannsheil“ (1880) formulierte.[3]

Neben der Eustachius-Legende, die Hubertus hier direkt beerbt, verweist die Geschichte im christlichen Kontext auf das Damaskuserlebnis des Paulus. Die Ursprünge des Motivs finden sich in der buddhistischen Legende um den Mönch Mahinda, der den Buddhismus in Sri Lanka begründete. Hier ist es der König Devanampiya, der auf der Jagd einem Hirsch oder dem Mönch selbst begegnet, um daraufhin zum Buddhismus zu konvertieren.[4]

Die Erhebung der Reliquien des hl. Hubertus in Saint-Pierre in Liège, Rogier van der Weyden, um 1437
Kenotaph von Hubertus (Guillaume Geefs, 1847) in der Basilika Saint-Hubert

Der heilige Hubertus wird gemeinhin als Schutzpatron der Jagd angesehen, von vielen aber auch als der erste Jagdgegner, weil er sich gemäß der Legende nach der Hirscherscheinung gänzlich von der Jagd losgesagt hat.[4] Außerdem gilt er als Patron der Hunde und als Helfer gegen Tollwut, der Schützen und Schützenbruderschaften, der Kürschner, Metzger, der Metallbearbeiter, Büchsenmacher, Optiker, Mathematiker und Hersteller von mathematischen Geräten.

Durch seine Funktion als Schutzpatron der Jäger und Schützen wird der heilige Hubertus auch in den Infanterieverbänden der Jägertruppe der Bundeswehr verehrt und seiner speziell am Hubertustag (s. u.) gedacht.[5]

Dem Gedächtnis des Heiligen widmete man Bauwerke wie die Hubertuswarte, die Hubertusburg, das Schloss Hubertusstock sowie zahlreiche Hubertuskirchen, Hubertusorden, Hubertusbrunnen und Hubertusquellen.

Neben dem Hubertustag, dessen Datum am 3. November sich von dem der Erhebung der Reliquien am 3. November des Jahres 743 ableitet, wird regional auch der Todestag des Heiligen, der 30. Mai, begangen. Am Hubertustag finden alljährlich große Hubertusjagden statt, oft verbunden mit der Feier von Hubertusmessen.

Am Hubertustag gesegnetes Salz, Brot und Wasser soll gegen Hundebisse schützen, außerdem sollten auch die Hunde selbst dadurch vor Tollwut geschützt werden. Es wurden Hubertusschlüssel zur Behandlung und Vorbeugung gegen Tollwut verwendet.

Obwohl Hubertus von Lüttich nicht im Evangelischen Namenkalender geführt wird, kann der Hubertustag aufgrund seiner hohen traditionellen Bedeutung auch mit einem evangelischen oder ökumenischen Gottesdienst gefeiert werden.[6]

Nach Hubertus benannt ist das Hubertusviertel in Aachen sowie verschiedene Studentenverbindungen, so etwa die Corps Hubertia München, Corps Hubertia Freiburg sowie das älteste Jagdcorps Deutschlands, Hubertia zu Leipzig.

Der Kräuterlikör Jägermeister wirbt mit einem Hubertuskreuz auf dem Logo seines Produkts. Auch der Riesenthal-Satz vom Schöpfer-im-Geschöpfe-ehren wird dort genannt.

Die Österreichische Privatbrauerei Hubertus Bräu in Laa an der Thaya mit Braurecht seit 1454 hat ebenso das Hubertuskreuz als Firmenlogo.

Commons: Hubertus von Lüttich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Edelgard Siegmund: Der „Herr der Tiere“ in europäischen Volksmärchen: ein Beitrag zur vergleichenden Erzählforschung. VVB Laufersweiler, Gießen 2009, ISBN 3-8359-5559-4, S. 72.
  2. Walter Zwyssig (Red.): St. Eustachius und St. Hubertus Schutzpatrone der Jagd (Memento vom 5. September 2008 im Internet Archive). In: hubertus-orden.org, abgerufen am 5. Juli 2011.
  3. Oskar von Riesenthal. Onlineveröffentlichung des Vereins Internationaler Hubertusorden mit dem Liedtext „Waidmannsheil“ (1880), abgerufen am 6. Juni 2017.
  4. a b Michael Gast: Die Legende vom heiligen Hubertus, auf deutscher-jagdblog.de, 3. November 2016 (abgerufen am 18. Juni 2018).
  5. https://www.kreiszeitung.de/lokales/rotenburg/rotenburg-ort120515/rotenburg-fotos-appell-hubertustag-beim-jaegerbataillon-6935285.html.
  6. Hubertustag (Memento des Originals vom 31. Oktober 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.evangelische-liturgie.de auf Evangelische-Liturgie.de.
VorgängerAmtNachfolger
LambertusBischof von Lüttich
705–727
Floribert I.