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„Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie“ – Versionsunterschied

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Diese Übersicht zur '''Geschichte und Entwicklung der Enzyklopädie''' ist grob chronologisch in die europäischen Epochen [[Antike]], [[Mittelalter]] und [[Neuzeit]] gegliedert; jenseits dieser Gliederung wird die Entwicklung von Enzyklopädien außerhalb Europas separat dargestellt. Innerhalb der Hauptabschnitte gliedert sich der Artikel nach Typen von Enzyklopädien sowie geographischen Regionen (Mittelalter) bzw. Sprachen (Neuzeit).
{{Belege fehlen}}
{{Zeitleiste Enzyklopädien}}
Dieser Artikel behandelt vornehmlich die '''Geschichte der Enzyklopädie''' in [[Europa]] und [[Amerika]]. Die Entwicklung von Enzyklopädien in anderen Kulturkreisen wird separat dargestellt: [[Enzyklopädien aus dem chinesischen Kulturkreis]], [[Enzyklopädien aus dem islamischen Kulturkreis]].


== Überblick ==
== Überblick ==
Zwar wird das Wort auf das altgriechische ''enkyklios paideia'' zurückgeführt, doch entstanden Vorläufer von Enzyklopädien erst im römischen Kulturkreis. Aus dem Altgriechischen konstruierte Wortschöpfungen sind beispielsweise typisch für den Schreibstil [[Philipp Melanchthon]]s (1497–1560)<ref>{{Internetquelle |autor=Carl Joachim Classen |url=https://web.archive.org/web/20220405050248/http://www.phil-hum-ren.uni-muenchen.de/GermLat/Acta/Classen.htm |titel=Neue Elemente in einer alten Disziplin: Zu Melanchthons De Rhetorica libri tres. |abruf=2024-03-08}}</ref>.


Der Begriff [[Enzyklopädie]] taucht zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Titel von gedruckten Wissensdarstellungen auf. Die erste bekannte Einteilung der Wissenschaften, die als ''Enzyklopädie'' betitelt wurde, ist die ''[[Enzyklopädie (Aventinus)|Encyclopedia]]'' von [[Johannes Aventinus]], die 1517 in [[Ingolstadt]] im Druck erschien. Als erstes Gesamtwerk mit ähnlichem Titel gilt der Sammelband ''"Lucubrationes,'' ''vel potius absolutissima κυκλοπαιδεία"'' ''(kyklopaideia)'' 1538 von [[Joachim Sterck van Ringelbergh]]<ref>R. Collison, ''Encyclopaedias: their history throughout the ages'', London, Hafner, 1964.</ref>. Ein früher Beleg für den Ausdruck findet sich bei Sir [[Thomas Elyot]], ''The Boke named The Governour,'' London 1531<ref>Harald Fuchs: Art. ''Enzyklopädie''. In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]].'' Bd. 5, Stuttgart 1960, Sp. 504.</ref>. 1559 wurde die ''Encyclopaedia seu orbis disciplinarum tam sacrarum quam prophanarum epistemon'' des [[Paul Scalich]] gedruckt, und [[Johann Heinrich Alsted]]s bekannte ''[[Encyclopaedia Cursus Philosophici]]'' erschien spätestens 1630.
In der [[Antike]] ist vor allem der griechische Kulturkreis und das Prinzip der ''enkyklios paideia'' sowie der römische Kulturkreis mit dem Prinzip der ''artes liberales'' zu unterscheiden; der griechische Kulturkreis war noch von einer oralen Kultur geprägt und entwickelte wohl daher keine schriftlich fixierte Enzyklopädie. In der römischen Zeit wird die lateinische Sprache als Wissenschafts- und Gelehrtensprache sowie als eine Art ''[[Lingua franca]]'' etabliert und das systematische Ordnungsprinzip weiterentwickelt. Dieses konstituiert eines der entscheidenden Merkmale, welche die Enzyklopädie von verwandten Nachschlagewerken abgrenzt: Das Wissen ist in sich abgeschlossen, es hat Grenzen und kann [[Kartographie des Wissens|kartographiert]] oder metaphorisch visualisiert werden (beispielsweise mit dem [[Baum der Wissenschaft]] (''L'arbre de ciència'', 1295/96) von [[Raimundus Lullus]] oder später mit dem [[Stammbaum des Wissens]] von [[Francis Bacon]] und [[Denis Diderot]]).


Meist sind die frühen Werke nach dem systematischen Ordnungsprinzip aufgebaut, das in großer Varianz ausgestaltet wurde: siehe [[Enzyklopädie (Wissensordnung)]]. Nennenswerte Ausnahme ist einzig die in griechischer Sprache verfasste alphabetisch gegliederte [[Suda]] aus dem 10./11. Jahrhundert.
{{Vorlage:Zeitleiste Enzyklopädien}}
Durch das gesamte [[Mittelalter]] bis in die [[Renaissance]] wird [[Lateinische Sprache|Latein]] als universale Sprache ebenso beibehalten wie das systematische Ordnungsprinzip der Enzyklopädie; die einzige bedeutende Ausnahme bildet die in griechischer Sprache verfasste und alphabetisch gegliederte [[Suda]] aus dem 10./11. Jahrhundert.


Ende des 16. Jahrhunderts begann [[Francis Bacon]] eine methodologisch-systematische Neueinteilung der Wissenschaften. Zunehmende [[Säkularisierung]], [[Reformation]] und [[Aufklärung]] beeinflussten maßgeblich die Entwicklung der Enzyklopädie, und umgekehrt. Auf einen [[Baum des Wissens]] baute zuletzt [[Denis Diderot]] seine [[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers|Encyclopédie]] auf.
Mit [[Francis Bacon]] beginnt im [[16. Jahrhundert]] eine Neuorientierung sowie eine methodologisch-systematische Neueinteilung der Wissenschaften, welche die [[Säkularisierung]] fortsetzt und diese Entwicklung auch in der Enzyklopädie etabliert.


Ab dem 18. Jahrhundert erschienen nationalsprachliche Werke, die die lateinische Sprache ablösten. Auch wurden die ersten Enzyklopädien herausgegeben, die den Stoff [[Lemma (Lexikographie)|lemmatisierten]] und ihn in [[Alphabetische Sortierung|alphabetischer Anordnung]] darboten. Schon 1728 führte [[Ephraim Chambers]] in seiner alphabetisch angeordneten [[Cyclopaedia]] die Verkettung von Artikeln durch [[Querverweis]]e ein. Diese Verbindung zweier Ordnungsprinzipien war bahnbrechend und wurde seit dem 19. Jahrhundert zum Standard von enzyklopädischen und anderen Nachschlagewerken.
Die [[Neuzeit]] wird eingeleitet durch Entwicklungen wie die [[Reformation]] und die [[Aufklärung]], durch die die Entwicklung der Enzyklopädie maßgeblich beeinflusst wird. Ab dem 17./18. Jahrhundert wird Latein als Wissenschafts- und Gelehrtensprache abgelöst und es erscheinen zunehmend nationalsprachliche Enzyklopädien, die sich später wiederum in Formen wie [[Fachlexikon|Fach]]- und [[Konversationslexikon|Konversationslexika]] ausdifferenzieren.


Geschaffen als Brücke zwischen ansonsten unvereinbaren Prinzipien, wurden Querverweise bald darauf auch zur Umgehung der [[Zensur (Informationskontrolle)|Zensur]] genutzt, nämlich in Diderots [[Encyclopédie]]. Dieses Werk wurde hinsichtlich der Breite und der Tiefe der Darstellung zum Vorbild aller nachfolgenden Enzyklopädien. Im 18. Jahrhundert entstanden auch die ersten [[Spezialenzyklopädie]]n.
Etwa ab dem [[17. Jahrhundert]] taucht der Begriff "[[Enzyklopädie]]" erstmals explizit im Titel der Nachschlagewerke auf, meist wird dafür die ''Encyclopaedia Cursus Philosophici'' (ca. [[1630]]) von [[Johann Heinrich Alsted|Alsted]] genannt; allerdings gibt es auch noch die ältere, aber weniger bekannte [[Encyclopaedia]] (''Encyclopaedia seu orbis disciplinarum tam sacrarum quam prophanarum epistemon'', [[1559]]) von [[Paul Scalich]]. Das erste deutschsprachige Nachschlagewerk, das die Bezeichnung "Enzyklopädie" im Buchtitel trägt, dürfte wohl die so genannte [[Frankfurter Enzyklopädie]] (''Deutsche Encyclopädie oder allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften'', [[1778]] ff.) von [[Heinrich Martin Gottfried Köster|Köster]] und [[Johann Friedrich Roos|Roos]] sein.


Die Ende des 18. Jahrhunderts einsetzende weitere Steigerung der Darstellungstiefe führte die [[Buchdruck|gedruckte]] Enzyklopädie in eine Sackgasse. Die Werke wurden derart umfangreich und benötigten eine so lange Bearbeitungszeit, dass sie den Bedürfnissen der Interessenten nicht mehr genügen konnten. Sie blieben daher unvollendet. Die Enzyklopädien von [[Encyclopédie méthodique|Panckoucke]] und [[Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste|Ersch/Gruber]] wurden trotzdem zu den größten jemals gedruckten Nachschlagewerken.
Die alphabetische Sortierung setzt sich weitestgehend gegen das systematische Ordnungsprinzip durch und [[Ephraim Chambers]] führt in seiner [[Cyclopedia]] das Prinzip der Verkettung durch [[Querverweis]]e als Ersatz für den Zusammenhalt der systematischen Ordnungssysteme ein, das Diderot dann in der [[Encyclopédie]] subversiv zur Umgehung der [[Zensur]] einsetzt.


In der Krise der Enzyklopädie entstand seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts die Form des [[Konversationslexikon]]s, das ein schnelles Erscheinen mit hinreichender Tiefe verband. Angesichts des Scheiterns der Großenzyklopädien –&nbsp;das Werk von Ersch/Gruber wurde 1889 eingestellt&nbsp;– steigerten die Konversationslexika ihre Darstellungstiefe ständig, sodass Ende des 19. Jahrhunderts wieder Enzyklopädien zur Verfügung standen.
Etwa ab den [[1980er Jahre|80er Jahren]] des [[20. Jahrhundert|20. Jahrhunderts]] etabliert sich [[Englische Sprache|Englisch]] als neue Universalsprache in den wissenschaftlichen Spezialenzyklopädien der Naturwissenschaften. Im Zuge der [[Wissensexplosion]] der [[Informationsgesellschaft|Informations]]- und [[Wissensgesellschaft]] sowie der grundlegenden Verunsicherungen der [[Postmoderne]] wird das Fundament der Enzyklopädie in Frage gestellt: Das Paradigma des positiven Wissens wird ebenso diskutiert wie die Prämisse eines in sich abgeschlossenen und begrenzten Wissensraumes. Gleichzeitig ergeben sich durch neue Technologien wie die [[CD-ROM]] als Datenspeicher und das [[Internet]] als Grundlage für eine globale Wissensdatenbank auch Möglichkeiten, die in der Geschichte der Menschheit nie zuvor vorhanden waren.


Etwa ab den 1980er Jahren etablierte sich [[Englische Sprache|Englisch]] als neue Universalsprache in den Naturwissenschaften. Im Zuge der [[Wissensexplosion]] der [[Informationsgesellschaft|Informations-]] und [[Wissensgesellschaft]] sowie der grundlegenden Verunsicherungen der [[Postmoderne]] wird das Fundament der Enzyklopädie in Frage gestellt: Das [[Paradigma]] des positiven Wissens wird ebenso diskutiert wie die [[Prämisse]] eines in sich abgeschlossenen Wissensraumes. Gleichzeitig bringen aktuelle Technologien wie [[Internet]] nie zuvor geahnte Möglichkeiten globaler Erfassung, Speicherung und Vernetzung von Wissen.
== [[Antike]]: Vorformen der Enzyklopädie ==


== Antike: Vorformen der Enzyklopädie ==
=== [[Griechenland|Griechischer Kulturkreis]]: enkyklios paideia ===
=== Griechischer Kulturkreis ===
Der Begriff ''Enkyklios paideia'' („Kreis der Bildung“, lateinisch später ''orbis doctrinae'') findet sich erstmals bei [[Isokrates]] sowie den [[Sophistik|Sophisten]] und bedeutet bei [[Hippias von Elis]] (um 400 v. Chr.) „universale [[Bildung]]“, die sich ein frei geborener Jüngling anzueignen habe: [[Grammatik]], [[Musik]], [[Geometrie]], [[Astronomie]] und [[Gymnastik]].


Die Anfänge der systematischen Enzyklopädie werden meist auf den griechischen Philosophen [[Speusippos]] zurückgeführt, den Neffen und Schüler [[Platon]]s, der die von Platon gegründete [[Akademie]] weiterführte: Um 370 v. Chr. entstand eine Untersuchung der im Tier- und Pflanzenreich vorkommenden gleichartigen Erscheinungen, die Spezialenzyklopädie ''Homoia,'' von der nur wenige Fragmente erhalten sind.
Die [[Enzyklopädie]] war ursprünglich nach dem [[Sophistik|Sophisten]] [[Hippias von Elis]] (um [[400 v. Chr.]]) der Begriff für die universale [[Bildung]], später allgemein die Alltagsbildung, die allerdings nach [[Sokrates]] nur auf die 'wahre Bildung' vorbereite.


Auch andere Philosophen, etwa [[Aristoteles]], verfassten Abhandlungen über das Wissen ihrer Zeit, jedoch wurde keine Enzyklopädie geschaffen.
Man verstand unter ''enkyklios paideia'' (lateinisch ''orbis doctrinae'', "Kreis der Bildung", das heißt der Bildungswissenschaften) die Gesamtbildung, die sich ein freigeborener Jüngling angeeignet haben musste, ehe er zur Erlernung eines bestimmten Faches oder in das werktätige Leben selbst überging. Der Kreis dieser Kenntnisse und Fertigkeiten umfasste zunächst [[Grammatik]], [[Musik]], [[Geometrie]], [[Astronomie]] und [[Gymnastik]].


=== Römischer Kulturkreis ===
Die Anfänge der systematischen Enzyklopädie werden meist auf den griechischen Philosophen und Neffen [[Platon]]s, [[Speusippos]] ([[408 v. Chr.]]-[[339 v. Chr.]]), zurückgeführt, der die von Platon gegründete [[Akademie]] weiterführte; es handelte sich bei dessen Arbeiten jedoch um eine [[Spezialenzyklopädie]], von der nur wenige Fragmente erhalten sind (''Homoia'', eine Untersuchung der im Tier- und Pflanzenreich vorkommenden gleichartigen Erscheinungen).
Der Staatsmann und Schriftsteller [[Marcus Porcius Cato der Ältere]] verfasste um 150 v. Chr., kurz vor seinem Tod, die ''Libri ad Marcum filium (Bücher an den Sohn Marcus).'' Sie behandeln mit pädagogischer Zielsetzung die Fachdisziplinen Landwirtschaft, Medizin, Rhetorik und Kriegswissenschaft, sind also eine frühe (die erste lateinische) Spezialenzyklopädie.


Erster Ansatz einer umfassenden Enzyklopädie waren die ''Disciplinarum libri IX'' (kurz: ''Disciplinæ'', um 30 v. Chr.) des [[Marcus Terentius Varro]]. Er ergänzte die Fächer der ''orbis doctrinae'' um die [[Medizin]] und die [[Architektur]]. Von seinen 41 Büchern sind nur Fragmente erhalten.
Auch andere Philosophen der Antike wie [[Aristoteles]] ([[384 v. Chr.]]-[[322 v. Chr.]]) versuchten, umfangreiche Abhandlungen über das gesamte menschliche Wissen der damaligen Zeit zu verfassen. Die antiken Griechen verfassten jedoch noch keine Universalenzyklopädien.


Die älteste nachweisbare alphabetisch gegliederte Enzyklopädie wurde von dem lateinischen Grammatiker [[Marcus Verrius Flaccus]] um die Zeitenwende herum verfasst; sein lexikalisches Werk ''De significatu verborum (Über die Bedeutung der [seltenen lateinischen] Wörter)'' ist jedoch verschollen und nur über die Texte des römischen Grammatikers [[Sextus Pompeius Festus]] (2. Hälfte des 2.&nbsp;Jahrhunderts) und des Geschichtsschreiber [[Paulus Diaconus]] (8.&nbsp;Jahrhundert) bekannt.
=== [[Römisches Reich|Römischer Kulturkreis]]: [[Artes liberales]] ===


==== Artes liberales ====
Bei der Enzyklopädie handelt es sich um eine typisch römische Literaturgattung. Die erste lateinische Spezialenzyklopädie verfasste der römische Staatsmann und Schriftsteller [[Marcus Porcius Cato]] ([[234 v. Chr.]]-[[149 v. Chr.]]) mit pädagogischer Zielsetzung zu den Fachdisziplinen Landwirtschaft, Medizin, Rhetorik und Kriegswissenschaft (''"Libri ad Marcum filium" = "Bücher an den Sohn Marcus"''), um [[150 v. Chr.]].
Das System der ''[[Sieben Freie Künste|Sieben freien Künste]] (Septem artes liberales)'' wurde im 5. Jahrhundert (Datierung umstritten) von Varros spätantikem Nachfolger [[Martianus Capella]] in seiner allegorischen Enzyklopädie ''De nuptiis philologiæ et Mercurii (Über die Vermählung Philologias mit Merkur)'' erstmals verbindlich festgelegt:
* [[Trivium]] – Drei sprachliche Fächer, nämlich [[Grammatik]], [[Dialektik]], [[Rhetorik]].
* [[Quadrivium]] – Vier mathematische Fächer: [[Arithmetik]], [[Geometrie]], [[Astronomie]], [[Musik]].


Auch der römische Geschichtsschreiber [[Cassiodor]] (6.&nbsp;Jahrhundert) und später der spanische Gelehrte [[Isidor von Sevilla]] beziehen ihre Arbeiten auf diesen Kanon. ''De nuptiis philologiæ et Mercurii'' war im Mittelalter ein bedeutendes Unterrichtswerk und überlieferte so das römische System, dessen Fächeraufteilung erst mit dem Aufkommen von [[Aufklärung]] und [[Humanismus]] weitgehend aufgegeben wurde.
Die ersten Versuche einer umfassenden und systematischen Enzyklopädie gehen zurück auf den römischen Gelehrten [[Marcus Terentius Varro]] ([[116 v. Chr.]]-[[27 v. Chr.]]), der in seinen ''Disciplinarum libri IX'' (kurz: ''Disciplinæ'', um [[30 v. Chr.]]) den Fächerkanon systematisch nach dem griechischen Vorbild des "Kreises der Bildung" organisierte; er ergänzte die Fächer der [[Artes liberales|Freien Künste]] um die [[Medizin]] und die [[Architektur]]. Varros in 41 Büchern organisierte Werk ist nur in Fragmenten erhalten. [[Cicero]] plädierte in seinem ''De Officiis'' gegen die Erweiterung der freien Künste [?].


==== Die ''Naturgeschichte'' Plinius des Älteren ====
Das System der [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]] (''Septem artes liberales'') geht auf Varros Nachfolger [[Martianus Capella]] (um [[415|415 n. Chr.]]) zurück, einen spätantiken Autor, der in seiner allegorischen Enzyklopädie ''De nuptiis philologiæ et Mercurii'' ("Über die Vermählung Philologias mit Merkur"; oder in ''Satiricon'' [?]) den Kanon der [[Sieben freie Künste|sieben freien Künste]] erstmals verbindlich festlegte; er bestand aus der Kombination von [[Trivium]] und [[Quadrivium]]:
Die älteste vollständig überlieferte systematische [[Spezialenzyklopädie]] in [[Latein|lateinischer Sprache]] verfasste der römische Historiker und Schriftsteller [[Plinius der Ältere]]. Seine ''[[Naturalis historia|Historiae naturalis libri XXXVII]] (Naturgeschichte in 37 Bänden)'' entstand bis [[79|79 n. Chr.]] und umfasste in insgesamt 2.493 Kapiteln die Themenkreise [[Kosmologie]], [[Geographie]], [[Ethnologie]], [[Anthropologie]], [[Physiologie]], [[Zoologie]], [[Botanik]], Pflanzliche und tierische Heilmittel ([[Pharmakologie]]), [[Mineralogie]] und [[Metallurgie]].
* Drei sprachliche Fächer (''Trivium''):
*# [[Grammatik]],
*# [[Dialektik]],
*# [[Rhetorik]];
* Vier mathematische Fächer (''Quadrivium''):
*# [[Arithmetik]],
*# [[Geometrie]],
*# [[Astronomie]],
*# [[Musik]].


Dem Verzeichnis zufolge wurden Werke von annähernd 500 Autoren verarbeitet, darunter rund 100 Quellen. Bereits 1469 wurde die ''Naturalis historia'' in Venedig gedruckt. Die erste deutschsprachige Übersetzung der Bücher 7 bis 11 (Anthropologie, Physiologie, Zoologie) wurde 1543 in Straßburg unter dem Titel ''Natürlicher History Fünff Bücher'' veröffentlicht.
Martianus Capellas Werk wurde im Mittelalter intensiv rezipiert und überlieferte das römische Bildungssystem in das Mittelalter, wo es sich zu einem bedeutenden Unterrichtswerk entwickelte. Auch der römische Geschichtsschreiber [[Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus]] und später der spanische Gelehrte [[Isidor von Sevilla]] beziehen ihre Arbeiten auf den Kanon der ''Sieben freien Künste''; diese klassische Fächeraufteilung wurde erst mit dem Aufkommen von [[Aufklärung]] und [[Humanismus]] weitgehend aufgegeben.


Auch von ''Varro'' ist eine Spezialenzyklopädie bekannt, jedoch nicht erhalten: die römische Altertumskunde ''Rerum humanarum et divinarum antiquitates.''
Die älteste nachweisbare alphabetisch gegliederte Enzyklopädie wurde von dem lateinischen Grammatiker [[Marcus Verrius Flaccus]] (ca. [[55 v. Chr.]] bis ca. [[20|20 n. Chr.]]) um die Zeitenwende herum verfasst; sein lexikalisches Werk ''De significatu verborum'' ("Über die Bedeutung der [seltenen lateinischen] Wörter") ist jedoch verschollen und nur epitomiert erhalten und in den Fassungen des römischen Grammatikers [[Sextus Pompeius Festus]] (2. Hälfte des [[2. Jahrhundert]]s) und des Geschichtsschreiber [[Paulus Diaconus]] ([[8. Jahrhundert]]) überliefert.


== Mittelalter und Renaissance ==
=== Frühe Spezialenzyklopädien ===
[[Datei:Houghton Typ 520.03.736 - Margarita philosophica.jpg|miniatur| Gregor Reisch, Margarita Philosophica, 1503]]


Im [[Mittelalter]] erschienen zunächst [[Allegorie|allegorische]] Lehrbücher der [[Artes liberales]], später Kompendien aller Wissenschaften und Künste, die nach systematischen Ordnungsprinzipien wie dem [[Sechstagewerk]] oder dem [[Katechismus]] gegliedert waren oder sich am Jahreslauf (Kalender) orientieren. Typische Werktitel sind ''Thesaurus (Schatz), Gazophylacium (Schatzhaus), Aurifodina (Goldgrube), Promptuarium (Zeughaus), Theatrum (Schauplatz)'' oder ''Acerra (Gefäß).'' Fortschrittlichere Werke verwenden Baummetaphern wie die [[Arbor porphyriana]].
Aus der Antike sind weitere enzyklopädische Werke bekannt, vor allem [[Spezialenzyklopädie]]n; das erste derartige Werk soll [[Platon]]s Neffe und Schüler [[Speusippos]] um [[370 v. Chr.]] verfasst haben. (siehe oben)


Die mittelalterlichen Werke sind durchwegs systematisch (statt alphabetisch) gegliedert und unabhängig vom Herkunftsland in [[Latein|lateinischer Sprache]] abgefasst. Nationalsprachliche Enzyklopädien entstehen im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Einzige wesentliche Ausnahme ist die byzantinische, in griechischer Sprache verfasste und alphabetisch gegliederte [[Suda]].
Auch von Varro gibt es eine römische Altertumskunde (''Rerum humanarum et divinarum antiquitates'', Text nicht überliefert).

Ein weiterer Vorläufer der Spezialenzyklopädie in [[Lateinische Sprache|lateinischer Sprache]] stammt von dem römischen Historiker und Schriftsteller [[Plinius der Ältere|Gaius Plinius Secundus]] (''Plinius der Ältere'', ca. [[23|23 n. Chr.]]-[[79|79 n. Chr.]]), der mit seiner ''Historia naturalis'' (oder ''Naturalis historia'' [?]; deutsch: "Naturgeschichte", entstanden um [[79|79 n. Chr.]]) eine umfassende Enzyklopädie der Naturwissenschaften und -forschung verfasste; dabei handelt es sich auch um die älteste vollständig überlieferte systematische Enzyklopädie.

Die [[Naturalis historia]] umfasst 37 Bücher mit insgesamt 2.493 Kapiteln und ist folgendermaßen gegliedert:

* Buch 1: Inhalts- und Quellenverzeichnis
* Buch 2: [[Kosmologie]]
* Bücher 3-6: [[Geographie]] und [[Ethnologie]]
* Buch 7: [[Anthropologie]]
* Bücher 8-11: [[Zoologie]]
* Bücher 12-19: [[Botanik]]
* Bücher 20-32: Pflanzliche und tierische [[Heilmittel]]
* Bücher 33-37: [[Mineralogie]] und Verwendung der Metalle und Steine, besonders in der Kunst

Nach dem Quellenverzeichnis wurden insgesamt annähernd 500 Autoren verarbeitet, darunter rund 100 Primärquellen sowie fast 400 Sekundärquellen. Noch [[1469]] wurde der Erstdruck ''"Historiae naturalis libri XXXVII'' in Venedig aufgelegt. Die erste deutschsprachige (Teil-) Übersetzung der Bücher 7 bis 11 wurde [[1543]] in Straßburg unter dem Titel ''Natürlicher History Fünff Bücher'' angefertigt.

== Entwicklung von Enzyklopädien außerhalb Europas ==

Enzyklopädieartige Werke sind aus dem chinesischen und dem arabischen Kulturkreis überliefert. Vergleichbare Entwicklungen von anderen Hochkulturen außerhalb Europas sind nicht bekannt (Indien? Persien?)

=== [[China|Chinesischer Kulturkreis]] ===

Auch im aussereuropäischen Raum wurden bereits sehr früh Enzyklopädien entwickelt, so beispielsweise im antiken [[China]]. Enzyklopädieartige Werke entstanden hier ab etwa [[500 v. Chr.]] auf Bambusstreifen und Schriftrollen; Enzyklopädien im engeren Sinne sind nachweisbar ab etwa [[220|220 n. Chr.]].

Wichtige chinesische Enzyklopädien: Siehe [[Enzyklopädien aus dem chinesischen Kulturkreis]]

Obwohl diese gigantischen außereuropäischen Enzyklopädien älter sind als die des europäischen Raums haben sie für die Entwicklung dessen, was uns heute als Enzyklopädie bekannt ist, nur untergeordnete Bedeutung, da sie die europäische Traditionslinie der Enzyklopädik nicht oder kaum beeinflussten.

=== [[Orient|Arabischer Kulturkreis]] ===

Im arabischen Kulturkreis entstanden sehr früh sowohl generelle und spezielle als auch systematische und alphabetische Enzyklopädien.

Wichtige arabische Enzyklopädien: Siehe [[Enzyklopädien aus dem arabischen Kulturkreis]].

== [[Mittelalter]] und [[Renaissance]] ==

Im Mittelalter erschienen zunächst allegorische Lehrbücher der [[Artes liberales]] sowie später systematische Kompendien aller Wissenschaften und Künste, die nach Ordnungsprinzipien wie dem [[Sechstagewerk]] oder dem [[Katechismus]] systematisch gegliedert, oder orientieren sich am Jahreslauf bzw. dem Kalender; einige Werke verwenden auch Metaphern wie den [[Arbor porphyriana]] von Porphyrs Isagoge.

Typische Werktitel sind ''Thesaurus'' ("Schatz"), ''Gazophylacium'' ("Schatzhaus"), ''Aurifodina'' ("Goldgrube"), ''Promptuarium'' ("Zeughaus"), ''Theatrum'' ("Schauplatz") oder ''Acerra'' ("Gefäß") (vgl. [http://www.enzyklopaedie.ch/dokumente/raster.htm]).

Allen diesen mittelalterlichen Werken sind zwei Eigenschaften gemein: Sie sind – von einer einzigen Ausnahme, der [[Suda]], abgesehen – systematisch und nicht alphabetisch gegliedert und in [[Lateinische Sprache|lateinischer Sprache]] abgefasst, unabhängig von ihrem Herkunftland. Erst im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit entstehen erste nationalsprachliche Enzyklopädien.


=== Allegorische Lehrbücher der Artes liberales ===
=== Allegorische Lehrbücher der Artes liberales ===
Bedeutende Werke der [[Artes liberales]]:

* [[Martianus Capella]]s ''De nuptiis Mercurii et Philologiae'' aus dem 5. Jahrhundert
Im [[Mittelalter]] baute das Bildungssystem auf dem römischen Kanon der [[Sieben Freie Künste|sieben freien Künste]] auf; in allegorischen Lehrbüchern entwickelten spätantike und frühmittelalterliche Autoren die ''Artes liberales'' zu einem Fächerkanon weiter, der aus dem [[Quadrivium]] und dem [[Trivium]] besteht; diese Lehrbücher sind frühe Enzyklopädien der Wissenschaften.
* [[Cassiodor]]s: ''[[Institutiones divinarum et saecularium litterarum]]'' aus dem 6. Jahrhundert

* [[Gregor Reisch]]s [[Margarita Philosophica]], ein Handbuch der Wissenschaften, das ab 1503 in zahlreichen Ausgaben (auch Nachdrucken von [[Johann Grüninger]]) verbreitet war und mehr als 100 Jahre lang als das maßgebende enzyklopädische Lehrbuch für Studenten der ''Sieben Freien Künste'' galt.
Bedeutende Werke sind:
* [[Martianus Minneus Felix Capella|Martianus Capella]] (um [[415]]):
: ''De nuptiis Mercurii et Philologiae'' ( "Über die Hochzeit des Merkur und der Philologie"), Ende des [[4. Jahrhundert|4.]]/Anfang des [[5. Jahrhundert]]s

* [[Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus|Cassiodorus]] (ca. [[490]] bis ca. [[585]]):
: ''Institutiones divinarum et saecularium litterarum'' (nach [[Ernst Robert Curtius]] das ''"Grundbuch mittelalterlicher Bildung"'')


=== Systematische Kompendien aller Wissenschaften und Künste ===
=== Systematische Kompendien aller Wissenschaften und Künste ===
[[Datei:Etimologías - Mapa del Mundo Conocido.jpg|miniatur|[[Radkarte|Mönchskarte im T-O-Stil:]]<br />ein wenige Zentimeter großes Schema der Welt.]]
[[Datei:Hortus Deliciarum, Die Philosophie mit den sieben freien Künsten.JPG|mini|„Die [[Philosophie]] thront inmitten der [[Sieben Freie Künste|Sieben Freien Künste]]“ – Darstellung aus dem ''[[Hortus Deliciarum]]'' der [[Herrad von Landsberg]]]]


Im Mittelalter werden auch erste Versuche unternommen, ein Kompendium aller Wissenschaften und Künste zu erstellen. Diese Werke sind nicht notwendigerweise auf den Fächerkanon der ''Artes liberales'' begrenzt, aber noch ausnahmslos systematisch strukturiert.
Erste Kompendien aller Wissenschaften und Künste sind ausnahmslos systematisch strukturiert, beschränken sich aber nicht notwendigerweise auf den Fächerkanon der ''Artes liberales.'' Es handelt sich dabei um Materialiensammlungen ohne philosophische Aufarbeitung des Inhalts. Die wichtigsten:


* [[Isidor von Sevilla]], „der Lehrmeister Spaniens“, veröffentlichte um 630 die Enzyklopädie [[Etymologiae|Etymologiarum sive originum libri XX]] auch ''Origines, Originum seu etymologiarum libri XX (Zwanzig Bücher der Ursprünge oder Etymologien''). Er ergänzt die ''Artes liberales'' um einen Abriss der damals bekannten Weltgeschichte. Dieses „Grundbuch des ganzen Mittelalters“ ([[Ernst Robert Curtius]]) enthält auch eine [[Radkarte]].<br />Die ''Etymologiae,'' die über Jahrhunderte hinweg als Standardwerk galten, wurden erstmals 1472 in Augsburg von [[Günther Zainer]] gedruckt; Isidors Karte ist damit der älteste Kartendruck des Abendlandes.
Die wichtigsten Vertreter dieser Enzyklopädien sind:
* [[Rabanus Maurus]] (auch ''Hrabanus Maurus''), Schüler [[Alkuin]]s. Der ''Praeceptor Germaniae (Lehrmeister Deutschlands)'' veröffentlichte 847 eine erweiterte Neuauflage einiger Bücher aus Isidors Enzyklopädie: Die 22-bändige [[De Universo|De rerum naturis seu de universo]] wurde erstmals 1473 gedruckt. Wie bereits Isidor kompilierte Hrabanus das Wissen der damaligen Zeit aus Werken antiker und frühmittelalterlicher Autoren. Bemerkenswert ist aber seine Neubewertung der [[Medizin]]: Er fordert –&nbsp;vor ihm undenkbar&nbsp;– in seiner Aufstellung klerikaler Bildungsziele erstmals auch medizinische Grundkenntnisse: „Der Mensch, der mit dem Anspruch auftrat, Krankheit heilen zu wollen, machte sich geradezu der vermessenen Ursünde der ''superbia'' schuldig, indem er gleichsam korrigierend in den Heilsplan Gottes einzugreifen trachtete“
* Der flandrische Benediktiner-Kanonikus [[Lambert de Saint-Omer]] gilt als Autor des um 1120 entstandenen ''[[Liber Floridus]]'', einer quasi-chronologischen Erzählung der Weltereignisse seit Erschaffung der Welt. Bei dem Werk handelt es sich um eine [[Kompilation (Literatur)|Kompilation]] aus mehr als 100 verschiedenen Werken anderer Autoren, worin biblische, astronomische, geografische und naturphilosophische Themen abgehandelt werden.
* [[Herrad von Landsberg]] (auch ''Herrad von Hohenburg,'' gestorben nach 1196) war Äbtissin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg im Elsass. Sie schuf zwischen 1175 und 1195 den [[Hortus Deliciarum]] (''Garten der Köstlichkeiten''). Das Original des mit 344 Miniaturen illustrierten enzyklopädischen Werkes zur Belehrung der Klosterfrauen ist 1870 in Straßburg verbrannt, doch existiert noch heute ein ziemlich originalgetreues Faksimile von 1818.
* Ab dem frühen 13. Jahrhundert wurde eine Reihe von Nachschlagewerken kompiliert, die nicht zuletzt als Handbücher für Prediger gedacht waren und zahlreiche Inhalte enthalten, die Übertragungen antiker Schriften aus dem Arabischen entstammen, die vorher im lateinischen Westen nicht verfügbar waren. Gesammelt wurden in diesen Werken vorrangig Merkwürdigkeiten im eigentlichen Wortensinne aus Kosmologie, Meteorologie, Medizin, Zoologie und Botanik. In kurzer Folge erstellten [[Alexander Neckam]] (''De naturis rerum'', vor 1217), ein Anonymus („[[Experimentator]]“, um 1220/26), [[Arnoldus Saxo]] (''Liber de floribus rerum naturalium'', um 1230), [[Thomas von Cantimpré]] (''[[Liber de natura rerum (Thomas von Cantimpré)|Liber de natura rerum]]'', zwei Fassungen des Autors um 1226/41), Pseudo-John Folsham (''Liber de naturis rerum'', um 1230/40) und [[Bartholomaeus Anglicus]] (''[[De proprietatibus rerum]]'', um 1242/47) umfangreiche Kompendien, die zumeist innerhalb weniger Jahre teils mehrfach von anonymer Hand überarbeitet und gegenseitig als Quelle herangezogen wurden, was die Erforschung der erhaltenen Handschriften bis heute erschwert. Diese Sammlungen wurden auch im 14. und 15. jahrhundert noch als Quelle für ähnliche Werke in der Volkssprache herangezogen, so durch [[Konrad von Megenberg]] (''Buch der Natur'', um 1348/50), [[Peter Königschlacher]] (''bůch von Naturen der ding'', 1472) oder [[Michael Baumann (Mönch)|Michael Baumann]] (''buch von der natür vnd eÿgenschafft der dingk'', 1478). Einige wurden im 15. und 16. Jahrhundert auch gedruckt.
* Ebenfalls im 13. Jahrhundert verfasste der [[Dominikaner]]mönch [[Vincentius Bellovacensis|Vinzenz von Beauvais]] die wohl bedeutendste Enzyklopädie des Mittelalters, den [[Speculum maius|„Großen Spiegel“]]. In 80 Büchern hatte er mehr als 2.000 theologische Schriften und Werke griechischer, hebräischer und römischer Autoren verarbeitet. Das ''Speculum maius,'' 1474 erstmals gedruckt (vierte und letzte Auflage: Douai 1624 in 32 Büchern), besteht aus drei Teilen, aufgeteilt in fünf Bände:
** Band 1–2: ''Speculum historiale'' – eine Historiographie von der Vertreibung aus dem Paradies bis zum Jahr 1244
** Band 3: ''Speculum doctrinale''
** Band 4–5: ''Speculum naturale'' – eine Naturenzyklopädie, darunter diverse Bücher zu Pflanzenwelt, Gartenanbau, Kräutern u.&nbsp;a.
** Ein geplanter vierter Teil, ''Speculum morale'', wurde nicht realisiert, ab dem 14. Jahrhundert kursierte ein qualitativ minderwertigeres Werk unter diesem Namen und wurde später in einige Druckausgaben des ''Speculum maius'' mit aufgenommen.


'''Bedeutende Folgewerke:'''
* [[Isidor von Sevilla]] (ca. [[560]] bis [[636]])
[[Datei:Ringelbergius, 'Lucubrationes...KYKLOPEDEIA...' ed. Basel 1541 original.JPG|miniatur|Ringelbergs ''Lucubrationes&nbsp;…'', Basel 1541, in denen das Wort ''kyklopaideia'' erstmals im Titel aufscheint.]]
[[Datei:Alsted Encyclopaedia 1630.jpg|miniatur|Alsteds ''Encyclopaedia'']]


* [[Joachim Sterck van Ringelbergh|Joachim Fortius Ringelberg]], ''Lucubrationes vel potius absolutissima '''kyklopaideia''''' (Basel, 1538).
: Isidor von Sevilla (auch bekannt als ''Isidorus Hispalensis''), der "Lehrmeister Spaniens", veröffentlichte um [[623]] ([[630]] [?]) die 20-bändige [[Etymologiae]] (auch bekannt als ''Origines''; voller Titel: ''Originum seu etymologiarum libri XX''; auch: ''Etymologiarum sive originum libri XX''[?], "Zwanzig Bücher der Etymologien oder Ursprünge"). Isidor versuchte in dieser [[Realenzyklopädie]], das gesamte weltliche und geistliche Wissen seiner Zeit zu vereinen ([http://www.heiligenlexikon.de/index.htm?BiographienI/Isidor_von_Sevilla.htm], [http://www.uni-koeln.de/~ahz26/edition/sisi1.htm]).
* [[Stanislav Pavao Skalić]] (Paul Scalich), Theologe, Humanist und Anhänger des Ramon Llull verwendete wohl als erster den Begriff '''Encyclopaedia''' im Titel seiner ''Encyclopaedia seu orbis disciplinarum tam sacrarum quam prophanarum epistemon&nbsp;…,'' Basel 1559.
* Der Schweizer Philologe und Mediziner [[Theodor Zwinger der Ältere]] gab 1565, nach dem Tod seines Stiefvaters [[Conrad Lycosthenes]], das ''Theatrum Vitae Humanae (Schauplatz [vielleicht eher Schaufenster] des menschlichen Lebens)'' heraus, eine Art [[Universalenzyklopädie]] in [[Latein]], die nach aristotelisch-ramistischer Methode systematisch strukturiert ist. Die folgenden Auflagen von 1571, 1586 und 1604 wurden jeweils erweitert.<br />Bemerkenswert an Zwingers Werk ist u.&nbsp;a. auch die Bezeichnung ''Theatrum'', die in der frühen Neuzeit in zahlreichen Veröffentlichungen gebraucht wurde. Zwinger bezog sich dabei vermutlich auf [[Giulio Camillo]]s erst wenige Jahre zuvor publizierte Idee des [[Gedächtnistheater]]s (Florenz 1550), mit der die [[Gedächtniskunst]] im Geiste des [[Neuplatonismus]] wiederbelebt werden sollte.
* [[Johann Heinrich Alsted]] veröffentlichte etwa 1630 in Herborn die siebenbändige [[Encyclopaedia Cursus Philosophici]] – das Werk ist eine der letzten großen systematisch aufgebauten Enzyklopädien in lateinischer Sprache. Es nutzt die ''llullsche Methode'' zum Systematisieren der Wissenschaften (siehe [[Ars generalis ultima]] und [[Arbor scientiae]]).<br />Alsteds Ansatz, mit geeigneter [[Didaktik]] und [[Methodik]] des [[Lehren]]s und [[Lernen]]s sei ''alles Wissen jedem Menschen'' beizubringen, prägte nachhaltig beispielsweise den [[Pädagoge]]n [[Johann Amos Comenius|Comenius]] und den ungarischen Enzyklopädisten [[Apáczai Csere János]] (1625–1659).
* [[Laurens Beyerlinck]]: ''Magnum theatrum vitae humanae'' in 7 Bänden – eine Neubearbeitung von Zwingers Enzyklopädie, Erstausgabe: Köln 1631; Indexband von [[Caspar Princtius]], Köln 1631 und Venedig 1707.


=== Alphabetisch aufgebaute Enzyklopädien ===
: Die ''Etymologiae'' orientiert sich an den ''Artes liberales'', ergänzt diese jedoch um einen Abriss der damals bekannten Weltgeschichte. Das ''"Grundbuch des ganzen Mittelalters"'' ([[E. R. Curtius]]) wurde aus unterschiedlichsten Vorlagen zusammengestellt. Die ''Etymologiae'' enthalten auch den ältesten Kartendruck des Abendlandes; dabei handelt es sich um eine Karte der westlichen Halbkugel, die noch im T-O-Stil als Mönchskarte ausgeführt ist.
* Das heute als [[Suda]] bekannte Werk ist ein [[Byzantinisches Reich|byzantinisches]] alphabetisch geordnetes [[Lexikon]] des 10. Jahrhunderts, das in [[Altgriechische Sprache|altgriechischer Sprache]] verfasst und bisher nie vollständig in eine [[lebende Sprache]] übersetzt wurde. Es wurde bis etwa 1930 einem Autor namens ''Suidas'' zugeschrieben, den es aber wohl nicht gab – der Titel bedeutet vermutlich „Festung“ [des Wissens].<br />Die Suda enthält mehr als 32.000 Artikel über Leben und Werk antiker Autoren und über antike [[Geographie]] und [[Geschichte]]. Sie „zitiert“ häufig frei oder stützt sich auf unzuverlässige Quellen, ist aber einzigartig, worauf sich das klassische Bonmot bezieht: „Ein Schaf ist Suidas, aber eines mit goldener Wolle.“ (vermutlich von [[Justus Lipsius]], 1547–1606).

: Das Werk wurde im Mittelalter über Jahrhunderte von Studenten als Standard-Nachschlagewerk genutzt und erstmals [[1472]] in Augsburg von [[Günther Zainer]] gedruckt.

* [[Rabanus Maurus|Hrabanus Maurus]] (ca. [[780]]-[[856]])

: ''Hrabanus Maurus'' (auch bekannt als ''Rabanus Maurus''), der ''Praeceptor Germaniae'' ("Lehrmeister Deutschlands") und Schüler [[Alkuin]]s veröffentlichte [[847]] eine erweiterte und überarbeitete Neuauflage einiger Bücher der Enzyklopädie Isidors. Die 22-bändige Enzyklopädie wurde erstmals [[1473]] gedruckt unter dem Titel ''De rerum naturis seu de universo'' (kurz: [[De Universo]] oder ''De rerum naturis'').

: Wie bereits Isidor versuchte auch Hrabanus, das Wissen der damaligen Zeit aus Werken antiker und frühmittelalterlicher Autoren zu kompilieren. Bemerkenswert ist jedoch eine Neubewertung der [[Medizin]] zur Zeit [[Karl der Große|Karls des Großen]]; Hrabanus Maurus fordert in seiner Aufstellung klerikaler Bildungsziele erstmals auch medizinische Grundkenntnisse ein, was zuvor undenkbar gewesen war: ''"Der Mensch, der mit dem Anspruch auftrat, Krankheit heilen zu wollen, machte sich geradezu der vermessenen Ursünde der superbia schuldig, indem er gleichsam korrigierend in den Heilsplan Gottes einzugreifen trachtete"'' (Adelheid Platte und Dr. Hermann Schefers in [http://www.kloster-lorsch.de/kloster/arznei.html]).

* [[Herrad von Landsberg]] (= Herrad von Hohenburg, gestorben nach [[1196]])

: Die erste nachweislich von einer Frau verfasste Enzyklopädie stammt von ''Herrad von Landsberg'', die zwischen [[1167]] und [[1195]] Äbtissin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg (Elsaß); sie verfasste zwischen 1175 und 1195 das [[Hortus deliciarum]] (deutsch: "Garten der Köstlichkeiten"). Das mit 350 Miniaturen illustrierte enzyklopädische Werk in lateinischer Sprache fasst das theologische und profane Wissen der damaligen Zeit zur Belehrung der Klosterfrauen zusammen. Das Original ist [[1870]] in Straßburg verbrannt.

* [[Bartholomaeus Anglicus]] (ca. [[1190]]-[[1250]])

: Der Scholastiker ''Bartholomaeus Anglicus'' (auch bekannt als ''Bartholomew the Englishman'') verfasste im [[13. Jahrhundert]] [[De proprietatibus rerum]] (auch: ''Liber de proprietatibus rerum''), einen frühen Vorläufer der Enzyklopädie in 19 systematisch gegliederten Bänden bzw. Abschnitten. ''De proprietatibus rerum'' ist auch eines der ersten Nachschlagewerke des Mittelalters, das auch die Pflanzenwelt berücksichtigt; insgesamt umfasst das Werk das gesamte Spektrum der damaligen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ([http://www.bsb-muenchen.de/foerder/pphys.g.2.htm]).

: Die Enzyklopädie wurde über Jahrhunderte genutzt; [[1372]] wurde sie von dem Augustiner [[Jean Corbichon]] im Auftrag des Königs [[Charles V.]] ins Französische übersetzt. In Rouen und Paris wurden noch [[1517]] bzw. [[1525]] Neuausgaben unter dem Titel ''Le Proprietaire des choses très utile et profitable aux corps humains'' gedruckt (Abbildungen: [http://www.bsb-muenchen.de/foerder/bphys.g.2_10.jpg] und [http://www.bsb-muenchen.de/foerder/bphys.g.2_4.jpg])

* [[Vincentius Bellovacensis]] (ca. [[1190]]-[[1264]] oder [[1184]]-[[1194]] [?])

: Der [[Dominikaner|dominikanische]] Mönch ''Vincentius Bellovacensis'' (auch bekannt als ''Vincent von Beauvais'' oder ''Vinzenz von Beauvais'') verfasste um [[1247]] (oder [[1260]] [?]) die wohl bedeutendste Enzyklopädie des Mittelalters, den [[Speculum maius]] (auch: ''Speculum majus''; der "Große Spiegel"). Er organisierte das Material in 80 Büchern, verarbeitete über 2.000 Quellen, bestehend aus theologischen Schriften und Werken von griechischen, hebräischen und römischen Autoren. Das ''Speculum maius'' ist in lateinischer Sprache verfasst und wurde [[1474]] erstmals gedruckt (vierte und letzte Auflage: Douai [[1624]] in 32 Büchern). Es besteht aus drei Teilen, aufgeteilt in fünf Bände; die Universitätsbibliothek Salzburg zeigt diverse Abbildungen von Buchseiten und den Einbänden unter [http://www.ubs.sbg.ac.at/sosa/inkunabeln/wiii38.htm]):
:* Band 1-2: ''Speculum historiale'' - eine Historiographie von der Vertreibung aus dem Paradies bis zum Jahr 1244
:* Band 3: ''Speculum doctrinale''
:* Band 4-5: ''Speculum naturale'' - eine Naturenzyklopädie, darunter diverse Bücher zur Pflanzenwelt, zu Gartenanbau und Kräutern u.a.
: Ein vierter Teil, das ''Speculum morale'', war zwar geplant, wurde aber nicht mehr realisiert.

: Bedeutende Folgewerke in der Traditionsbahn des ''Speculum maius'' sind:
:* [[Ringelberg]]: [[Cyclopaedia]], Basel [[1559]]
:* [[Paul Scalich]]: [[Encyclopaedia]], Basel [[1559]]
:* [[Martini]]: [?] [[1606]]

* [[Brunetto Latini]] (zwischen [[1210]] und [[1220]] bis [[1294]] oder [[1295]])

: Der italienische Dichter und Gelehrte ''Brunetto Latini'' verfasste in Paris in französischer Sprache die ''Li livres dou trésor'' (deutsch: "Das Schatzbuch", um [[1265]]). Dabei handelt es sich um die erste bedeutende Laienenzyklopädie; das Werk verfolgte das Ziel, den zeitgenössischen Wissensstand einem größeren Leserkreis zugänglich machen und vor allem praktisches Wissen vermitteln; man kann hier also auch von einem frühen Vorläufer des [[Konversationslexikon]]s sprechen.

* [[Johann Heinrich Alsted]] ([[1588]]-[[1638]])

[[bild:Alsted_Encyclopaedia_1630.jpg|thumb|"Encyclopaedia" von Johann Heinrich Alsted (Herborn 1630)]]
: ''Johann Heinrich Alsted'' veröffentlichte [[1630]] (oder [[1608]] oder [[1620]] [?]) in Herborn die [[Encyclopaedia Cursus Philosophici]] in sieben Bänden; es handelt sich dabei um eins der ersten Werke, das den Titel "Enzyklopädie" trägt ([?]) und ist gleichzeitig eine der letzten großen systematisch aufgebauten Enzyklopädien. Sie greift zurück auf [[Raymundus Lullus]]' in der ''Ars Magna'' von [[1308]] formulierte Idee eines Feldes allen möglichen Wissens (''Topica universalis'') und die nach Lullus benannte ''lullsche Methode'' zum Systematisieren der Wissenschaften.

: Alsteds gleichzeitig enzyklopädischer wie ganzheitlicher Ansatz prägte beispielsweise auch den [[Pädagoge]]n [[Johann Amos Comenius|Comenius]] und den ungarischen Enzyklopädisten [[Apáczai Csere János]] ([[1625]]-[[1659]]) nachhaltig; Alsted vermittelte ihnen die Idee, mit Hilfe einer geeigneten [[Didaktik]] und dem richtigen Weg des [[Lehren]]s und [[Lernen]]s könne man jedem Menschen alles Wissen beibringen.

* [[Theodor Zwinger der Ältere]] ([[1533]]-[[1588]]) und [[Conrad Lycosthenes]] ([[1518]]-[[1561]])

: Der Schweizer Philologe und Mediziner ''Theodor Zwinger'' (auch bekannt als ''Theodoro Zuingero'') gibt [[1565]] nach dem Tod seines Stiefvaters und [[Enzyklopädist]]en [[Conrad Lycosthenes|Lycosthenes]] das ''Theatrum Vitae Humanae'' ("Schauplatz des menschlichen Lebens") heraus, eine Art [[Universalenzyklopädie|allgemeine Enzyklopädie]] in [[Lateinische Sprache|lateinischer Sprache]], die nach aristotelisch-ramistischer Methode systematisch strukturiert ist. Die folgenden Auflagen von [[1571]], [[1586]] und [[1604]] werden jeweils erweitert (vergleiche [http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/philo/galerie/neuzeit/lycosth.htm]).

: Bemerkenswert an Zwingers Werk ist u.a. auch die titelgebende Bezeichnung als ''"Theatrum"'', die in der frühen Neuzeit in zahlreichen Veröffentlichungen gebraucht wurde. Es handelt sich dabei vermutlich um einen Rückbezug auf [[Giulio Camillo|Giulio Camillos]] erst wenige Jahre zuvor publizierte Idee des [[Gedächtnistheater]]s (Florenz [[1550]]), mit der er die [[Gedächtniskunst]] im Geiste des [[Neuplatonismus]] wiederbeleben wollte: ''"Camillos "L'Idea [del Teatro]" war ein Prototyp und möglicherweise sogar einer der Auslöser"'' (Julia Mummenhoff, ''Das Gedächtnistheater des Giulio Camillo''. In: Silvia Baumgart u.a. (Hrsg.): ''Denkräume zwischen Kunst und Wissenschaft''. 5. Kunsthistorikerinnentagung in Hamburg, Berlin u.a. 1993, Seite 177-198)

: Bedeutende Folgewerke des ''Theatrum Vitae Humanae'' sind:
:* [[Laurens Beyerlinck]]: ''Magnum theatrum vitae humanae'' - eine einer Fortschreibung und Umarbeitung von Zwingers Enzyklopädie in 7 Bänden; Erstausgabe: Köln 1631; Indexband von [[Caspar Princtius]], Köln [[1631]] und Venedig [[1707]]

Alle diese systematischen Kompendien sind allerdings primär noch systematische Materialiensammlungen ohne eine philosophische Aufarbeitung des Materials.

=== Alphabetische Strukturierung ===

==== Die Suda ====

Das heute meist als [[Suda]] zitierte Werk (auch: ''Suda'', ''Souda'', ''Suidas'' oder ''Suida'') ist ein [[Byzantinisches Reich|byzantisches]] [[Lexikon]] des [[10. Jahrhundert|10. Jahrhunderts]], das in [[Griechische Sprache|altgriechischer Sprache]] verfasst und bisher nie vollständig in eine lebende Sprache übersetzt wurde. Es wurde früher vor allem unter dem Namen ''Suidas'' zitiert, ein Autor dieses Namens ist aber sonst nicht bekannt. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem fälschlich als ''Suidas'' gelesenen Wort ''Suda'' in den Handschriften um den Titel des Werks, nicht um den Namen eines Verfassers. Der Titel bedeutet vermutlich "Festung".

Die Suda enthält über 32.000 alphabetisch geordnete Artikel über Leben und Werk antiker Autoren sowie über antike [[Geographie]] und [[Geschichte]]. Das Werk ist aus älteren, überwiegend verloren gegangenen antiken [[Enzyklopädie]]n, [[Scholien]] und Werken klassischer Autoren wie [[Aristophanes]], [[Homer]], [[Sophokles]] unter anderem zusammengestellt. Der Inhalt ist wenig verlässlich, da anscheinend viel aus dem Gedächtnis zitiert worden ist und die benutzen Quellen bereits ihrerseits unzuverlässig waren.

Da das Lexikon viele in den [[Dunkle Jahrhunderte|Dunklen Jahrhunderten]] untergegangene Werke zitiert, ist es für die klassische Philologie eine unersetzliche Quelle. Dem humanistischen Philologen [[Justus Lipsius]] wird der Satz zugeschrieben: ''"pecus est Suidas, sed pecus aurei velleris''" ("Suidas ist ein Schaf, aber ein Schaf mit goldener Wolle").

Die ''Suda'' steht teilweise in digitaler Form zur Verfügung; seit Januar [[1998]] erarbeitet eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern die web-basierte Edition ''The Suda On Line'' (SOL) unter http://www.stoa.org/sol/ (vergleiche [http://www.hist.net/archiv/kurse-und-projekte/webtg/suda/index.htm Präsentation]); die Übersetzung und Kommentierung steht unter der [[Creative Commons|Creative-Commons]]-Lizenz ''Attribution-NonCommercial-ShareAlike'' ([http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/1.0/]).

==== Dietrich Engelhus: Promptus (ca. 1420) ====

[[Dietrich Engelhus]] (um [[1362]]-[[1434]]) verfasste zwischen etwa [[1420]] und [[1430]] den alphabetisch gegliederten [[Promptus]]; er enthält außerdem Sammelartikel und kleinere "Nester".

==== Dominicus Numus Mirabellius: Polyanthea (1503) ====

Der Dichter und Arzt Nannus (bzw. Nanni; [[Dominicus Numus Mirabellius]] (= [[Dominicus Nanus Mirabellius]], [[Pomenico Nani Mirabellini]])) verfasste [[1503]] (nach anderen Quellen: [[1512]]) in Savona die [[Polyanthea]] (''Polyanthea, Hoc est, opvs svavissimis floribvs celebriorvm sententiarvm, tam Graecarvm qvam Latinarvm, exornatvm''. Das Werk wurde mehrfach neu aufgelegt ([[Bartholomæus Amantius]], [[Franciscus Tortius]]).

:''"Das Werk bietet in alphabetischer Ordnung Zitate, Definitionen, [[Etymologie]]n unter anderem, zusammengetragen aus der Bibel, den Klassikern, Kirchenvätern, italienischen Dichtern und Humanisten wie Dante, Petrarca, Baptista Mantuanus, Poggio, usw. Viele griechische Autoren werden im Original zitiert, zusammen mit der Übersetzung."'' (vergleiche [http://www.enzyklopaedie.ch/liste/liste.htm] und erg. [http://www.enzyklopaedie.ch/dokumente/darbietung.pdf])

Neuberarbeitungen und Folgewerke:
* [[Josephus Langius]] (= [[Joseph Lang]] oder [[Joseph Lange]]): [[Polyanthea Nova]] (''Polyanthea nova, hoc est, opus suavissimis floribus celebriorum sententiarum tam græcarum quam latinarum refertum: Quod ex innumeris fere cum factis tum profanis autoribus ... summa fide olim collegere. Editio altera''. Frankfurt am Main, M. Becker für L. Zetzner (Zetznerus), [[1607]]; eine Sammlung, die auf Nanni-Mirbellis [[Polyanthea]] (1503) basiert. Es handelt sich dabei um ein alphabetisch gegliedertes Werk mit Stichworten aus dem biblischen und klassischen Altertum und der mittelalterlichen Geschichte; es bildet einen sehr frühen Vorläufer der späteren [[Konversationslexikon|Konversationslexika]].

=== Fachenzyklopädien ===

Fachenzyklopädien und verwandte Gattungen des Mittelalters:
* [[Summae]] - die den Studenten in den Kollegien zum Auswendiglernen diktiert wurden;
* [[Specula]] - ein besonders häufig für Rechtsbücher gewählter Titel
** Beispielsweise [[Vinzenz von Beauvais]]


=== Nationalsprachliche Enzyklopädien ===
=== Nationalsprachliche Enzyklopädien ===
* Bereits um 1265 hatte der italienische Dichter und Gelehrte [[Brunetto Latini]] in Paris in französischer Sprache die erste bedeutende Laienenzyklopädie verfasst: ''Li livres dou trésor (die Schatzbücher)'' sollten einen größeren Leserkreis erreichen und vor allem praktisches Wissen vermitteln, waren also ein erster Vorläufer der [[Konversationslexikon|Konversationslexika]].
* [[Konrad von Megenberg]] verfasste um 1350 [[das Buch der Natur]], eine allgemeine, schon ziemlich systematische Naturgeschichte, die als Beleg der Kenntnisse der damaligen Zeit interessant und zugleich durch Anführung von vielerlei Sagen und dergleichen kulturgeschichtlich wichtig ist.<ref name="WDL">{{cite web |url = http://www.wdl.org/en/item/3158/ |title = Book of Nature |website = [[World Digital Library]] |date = 1481-08-20 |accessdate = 2013-08-28 }}</ref> Das Werk erschien zuerst ohne Ort und Jahr, dann [[Augsburg]] 1475 und danach öfter,<ref name="WDL"/> zuletzt neu herausgegeben von Luff und Steer, Tübingen 2003.


'''Fachenzyklopädien''' ähnlich sind mittelalterliche
* [[Brunetto Latini]] (ca. [[1220]]-[[1294]])
* [[Summa]]e (die Studenten zum [[Auswendiglernen]] diktiert wurden) und
* [[Spiegelliteratur|Specula]] (ein häufig für Rechtsbücher gewählter Titel, Beispiel: [[Vinzenz von Beauvais]]).


== Neuzeit: Francis Bacon und das Jahrhundert der Enzyklopädien ==
: Der italienische Staatsmann, Gelehrte und Schriftsteller ''Brunetto Latini'' verfasste in französischer Sprache seinen [[Trésor]] (''Li livres dou trésor'' ([[1260]]-[[1267]]; deutsch: "Schätzbücher"), eine Art Enzyklopädie, welche einen Überblick über den Umfang der gelehrten Bildung seiner Zeit gibt.
Vorbild für die Herausgeber neuzeitlicher Enzyklopädien war der englische Philosoph [[Francis Bacon]], der 1620 in seinem Werk ''Preparative toward a Natural and Experimental History'' einen Katalog von 130 Einzelwissenschaften auflistete. Diese für seine Zeit hohe Differenzierung war für alle seine Nachfolger ein Bezugspunkt. Im Vorwort zu seiner [[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers|Encyclopédie]] verwies [[Denis Diderot|Diderot]] auf Bacon als Vorbild. Bacon begann noch mit der Herausgabe einer Enzyklopädie nach seinem Entwurf, konnte aber wegen seines frühen Todes nur zwei Hefte fertig stellen (1622–23)<ref>Collison S. 82 und {{Webarchiv|url=https://ebooks.adelaide.edu.au/b/bacon/francis/ |wayback=20160303212431 |text=Texte von Francis Bacon in der University of Adelaide e-Library |archiv-bot=2022-11-07 23:32:26 InternetArchiveBot }}</ref>.


Der ''Begriff Enzyklopädie'' kann im angelsächsischen Raum auf den britischen Physiker [[Thomas Browne (Philosoph)|Thomas Browne]] zurückgeführt werden, der 1646 in seinem Kompendium widerlegter verbreiteter Irrtümer, ''[[Pseudodoxia Epidemica]],'' notiert: ''[…] and therefore in this '''Encyclopaedie and round of knowledge''', […]''.<ref>Original im [http://penelope.uchicago.edu/pseudodoxia/pseudo1.html 1. Abschnitt der Einleitung]</ref>
: Eine italienische Übersetzung des Werks veröffentlichte [[Buono Giamboni]] bereits [[1474]] zu Treviso (auch Venedig [[1533]]); das Werk wurde im französischen Original [[1863]] in Paris von Chabeille erneut aufgelegt unter dem Titel ''Li livres dou trésor''.
Im Zeitalter der [[Aufklärung]] ab Ende des 17. Jahrhunderts, vor allem aber im 18., wurde „Enzyklopädie“ zum Inbegriff für ein Werk, das ein auf [[Vernunft]] gegründetes ''Kompendium zeitgenössischen Wissens der Menschheit'' darzustellen behauptete. Diejenigen, die dazu beitrugen, nennen wir [[Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädisten]].


[[Datei:Chambers Cyclopaedia 1728.jpg|miniatur|Chambers „Cyclopaedia“, Titelblatt, 1728]]
* [[Konrad von Megenberg]] (erste Hälfte des [[14. Jahrhundert]]s)


=== Das Lexicon technicum (1704) ===
: Das [[Buch der Natur]] (ca. [[1349]]-[[1350]]) ist eine allgemeine, schon ziemlich systematische Naturgeschichte, die als Beleg der Kenntnisse der damaligen Zeit interessant und zugleich durch Anführung von vielerlei Sagen und dergleichen kulturgeschichtlich wichtig ist. Das Werk erschien zuerst ohne Ort und Jahr in [[Quart]], dann [[Augsburg]] 1475 und danach öfter; es wurde zuletzt neu herausgegeben von Pfeiffer, Stuttgart 1861.
Der Mathematiker [[John Harris (Mathematiker)|John Harris]] veröffentlichte 1704 in London das [[Lexicon technicum]] ''(Lexicon technicum: or, an universal english dictionary of arts and sciences)'', das als erste allgemeine Enzyklopädie mit Schwerpunkt im Bereich der Technik und Wissenschaften gilt. Außerdem ist es die erste alphabetisch geordnete Enzyklopädie in englischer Sprache und war Vorbild für Ephraim Chambers' ''Cyclopaedia.'' Später wurde es von Diderot als eine seiner Quellen gewürdigt.


=== Das Allgemeine Lexikon der Künste und Wissenschaften (1721) ===
* [[Paul Scalich]] (= [[Paul Skalic]], [[Pavao Saklic]], [[1534]]-[[1573]]/[[1575]])
Das [[Allgemeines Lexikon der Künste und Wissenschaften|Allgemeine Lexikon der Künste und Wissenschaften]] wurde von [[Johann Theodor Jablonski]] erstmals veröffentlicht.


=== Cyclopaedia (1728) ===
: Der kroatische (deutsche [?]) Enzyklopädist, Humanist und Abenteurer ''Paul Scalich'' veröffentlichte [[1559]] in Basel ''Encyclopaedia seu orbis disciplinarum tam sacrarum quam prophanarum epistemon'' (kurz: [[Encyclopaedia]]) und verwendete den Begriff der "Enzyklopädie" erstmals als Bezeichnung für ein Nachschlagewerk.
[[Ephraim Chambers]] veröffentlichte 1728 in London die zweibändige ''[[Cyclopaedia]]: or, An universal dictionary of arts and sciences.'' Sie gilt als erste englischsprachige Enzyklopädie und wahrscheinlich erste, die Querverweise systematisch nutzte.


: ''[…] Chambers is clearly the father of the modern encyclopaedia throughout the world. […] Chambers’s Cyclopaedia is particularly remarkable for its elaborate system of cross-references, and for the broadening of Harris’s coverage to include more of the humanities […]''<br />(Robert Collison, ''Encyclopaedias: Their history throughout the ages'').
*[[Martin Sentiváni]] (Martin Svätojánsky, Martin Szentiványi) (1633-1705)


=== „Die“ Encyclopédie (1751–1780) ===
: Der [[Slowakei|slowakisch]]e Professor an der Universität von [[Trnava]] veröffentlichte [[1689]]-[[1702]] in Trnava in lateinischer Sprache die allgemeine Enzyklopädie ''Curiosiora et selectiora variarum scientiarium miscellanea'' in drei Bänden.
[[Datei:Encyclopedie de D'Alembert et Diderot - Premiere Page - ENC 1-NA5.jpg|miniatur|Titelseite der „Encyclopédie“]]


Die berühmteste frühe Enzyklopädie ist die ab 1751 erschienene [[Französische Sprache|französischsprachige]] ''[[Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers]]'', die von den [[Vordenker der Aufklärung|Aufklärern]] [[Denis Diderot]] und [[Jean Baptiste le Rond d'Alembert]] herausgegeben wurde; der Titel umschreibt ''Enzyklopädie'' mit ''dictionnaire raisonné'', „vernünftig aufgebautes [also kritisch durchdachtes] Wörterbuch“. Die Autoren bemerken dazu:
* [[Thomas Corneille]] ([[1625]]-[[1709]])


: ''Bei der lexikalischen Zusammenfassung alles dessen, was in die Bereiche der Wissenschaften, der Kunst und des Handwerks gehört, muss es darum gehen, deren gegenseitige Verflechtungen sichtbar zu machen und mithilfe dieser Querverbindungen die ihnen zugrunde liegenden Prinzipien genauer zu erfassen […] es geht darum, […] ein allgemeines Bild der Anstrengungen des menschlichen Geistes auf allen Gebieten und in allen Jahrhunderten zu entwerfen.''<br />(D'Alembert in der Vorrede)
: ''Dictionnaire des arts et des sciences'' (Paris [[1694]] und [[1720]]), 2 Bände,
: ''Dictionnaire universel géographique et historique'' (Paris [[1807]]), 3 Bände.


: Seiner Freundin [[Sophie Volland]] schreibt Diderot zur aufklärerischen Zielsetzung: <br />''Dieses Werk wird sicher mit der Zeit eine Umwandlung der Geister mit sich bringen, und ich hoffe, dass die Tyrannen, die Unterdrücker, die Fanatiker und die Intoleranten dabei nicht gewinnen werden. Wir werden der Menschheit gedient haben […]''
== [[Neuzeit]]: [[Reformation]], [[Aufklärung]] und [[Moderne]] ==


Begonnen als Übersetzung von Chambers’ ''Cyclopaedia,'' entstand unter Diderot ein eigenständiges Werk. Es ist die letzte bedeutende Enzyklopädie, die auf einem [[Baum des Wissens]] nach Art [[Francis Bacon]]s aufbaut, aber bereits an bedeutsamen Stellen von diesem abweicht; sie leitet damit einen ''erkenntnistheoretischen Richtungswechsel [ein], der die Topographie allen menschlichen Wissens verwandelte'' (Robert Darnton).
=== Methodologisch-systematische Neueinteilung der Wissenschaften ===


Die 1751 begonnene Veröffentlichung wurde zunächst 1772 mit dem 28. Band abgeschlossen: 17 Textbände enthalten auf rund 18.000 Seiten 71.818 Artikel, 11 Bildtafel-Bände enthalten 2.885 Illustrationen und 2.575 Erläuterungen zu den Abbildungen. Zwischen 1776 und 1780 erschienen noch insgesamt sieben Ergänzungsbände („Suppléments“).
Als der eigentliche Schöpfer der Enzyklopädie auf methodologisch-systematischer Grundlage gilt der Philosoph [[Francis Bacon (Philosoph)|Francis Bacon]] ([[1561]]-[[1626]]).


Von Kirche und Staat mit Misstrauen und Verboten begleitet, leitete die Arbeit der [[Enzyklopädisten]] die militante Phase der [[Aufklärung]] und damit die [[französische Revolution]] ein.<ref>Meyers Großes Taschenlexikon, Mannheim 2006.</ref>
Bacon, auch bekannt als ''Baco von Verulam'', plante ab [[1605]] ein umfassendes philosophisch-wissenschaftliches Werk mit dem programmatischen Titel ''Instauratio Magna'' ("Die große Erneuerung"), das auf sechs Teile ausgelegt war, jedoch nie vollendet wurde. Erschienen sind die Teile


Der enorme finanzielle Erfolg der ''Encyclopédie'' und die Nachteile der alphabetischen Anordnung der Lemmata bewegten den Verleger der ''Suppléments'', [[Charles-Joseph Panckoucke]], zu einer Neubearbeitung. Der Stoff wurde dafür in mehr als 50 Sachgebiete gegliedert, zu denen Fachlexika entstanden. Panckouckes ''[[Encyclopédie méthodique]]'' erschien in 206 Bänden zwischen 1781 und (unter Nachfolgern) 1832. Wegen der napoleonischen Kriege brachte dieses Werk nicht den erhofften finanziellen Erfolg.
# ''The Advancement of Learning'' ([[1605]])
#* ''De dignitate et augmentis scientiarum'' (London [[1623]]; umgearbeitete lateinische Übersetzung; deutsch: "Über die Würde und den Fortgang der Wissenschaften")
# ''Novum organum scientiarum'' (London [[1620]]; auch: ''Novum organon scientiarum''; kurz: ''Novum Organum''; deutsch: "Neues Organ der Wissenschaften")
#* ''Cogitata et visa'' ([[1612]]; später umgearbeitet zum ''Novum Organum'')


=== Encyclopædia Britannica (1768–1771) ===
Gemeint mit der "großen Erneuerung" ist eine fundamentale Erneuerung der Philosophie und der Wissenschaften auf der Grundlage von Erfahrungswissen, durch das er [[Aristoteles]]' [[Metaphysik]] ablösen wollte. In seinem ''Novum organum scientiarum'' ([[1620]]) richtete sich Bacon gegen Aristoteles' [[Organon (Aristoteles)|Organon]]; während Aristoteles noch die reine Theorie als Erkenntnisquelle anstrebte und die [[Deduktion]] als Methode nutzte, sah Bacon in [[Beobachtung]] und [[Experiment]] die einzigen sicheren Quelle von Wissen und in der [[Induktion (Logik)|Induktion]] die praktikablere Methode; er leitet damit einen [[Paradigmenwechsel]] in der [[Wissenschaft]] ein und begründete die Tradition des angelsächsischen [[Empirismus]]. Seine Weltsicht beschreibt er folgendermaßen:
Die von [[William Smellie (Enzyklopädist)|William Smellie]] zwischen 1768 und 1771 herausgegebene [[Encyclopædia Britannica]] begann als dreibändiges Werk.


=== Enzyklopädische Lexika der Geschichte, Geographie und Biographie ===
: ''"Universi structura instar labyrinthi: Der Bau des Weltalls erscheint seiner Struktur nach dem Menschengeist, der es betrachtet, wie ein Labyrinth, wo überall unsichere Wege, täuschende Ähnlichkeiten zwischen Dingen und Merkmalen, krumme und verwickelte Windungen und Verschlingungen der Eigenschaften sich zeigen"'' (Francis Bacon, Vorrede zur ''Instauratio Magna'' von 1620).
[[Datei:Moreriencyclopedia.jpg|miniatur|Moréris ''Le grand Dictionnaire historique,'' Ausgabe Amsterdam 1740]]


* [[Louis Moréri]] veröffentlichte 1674 in [[Lyon]] ''[[Le grand dictionaire historique]], ou mélange curieux de l’histoire sacrée et profane''. Das Werk wurde mehrfach überarbeitet und übersetzt und erlebte mindestens 20 Auflagen, zuletzt Paris 1759. Es ist wichtig, weil es die Ära der nationalsprachlichen Lexika einleitet, aber auch, weil es [[Pierre Bayle]] Anstoß zum ''Dictionnaire historique et critique'' war.
Nachfolger von Francis Bacon:
* Die ''[[Biblioteca universale]] Sacro-Profana'' des Kosmographen und Kartographen [[Vincenzo Coronelli]] ist eine der ersten Enzyklopädien in italienischer Sprache. Das alphabetisch gegliederte Werk war ursprünglich auf einen Umfang von 45 Bänden mit 300.000 Stichwörtern ausgelegt, von denen jedoch nur sechs oder sieben Bände zwischen 1701 und 1706 in Venedig erschienen. (Der Buchstabe '''A''' umfasste bereits vier Bände und fast 2.700 Begriffe). Das Werk gilt als eines der ersten Konversationslexika.
* Chevigny (''La science de l'homme de cour, d'épée et de robe'', fortgesetzt von Limiers und Massuet, Amsterdam [[1752]], 18 Bände.),
* Nach dem Vorbild von Moréris ''Grand dictionnaire'' schuf der [[Basel|Basler]] Lexikograph [[Johann Jakob Hofmann (Theologe)|Johann Jakob Hofmann]] (1635–1706) in [[Lateinische Sprache|lateinischer Sprache]] das ''Lexicon universale historico-geographico-chronologico-poetico-philologicum'' (kurz: ''Lexicon Universale''), erstmals erschienen in Basel 1677 im Umfang von zwei Bänden; sechs Jahre später –&nbsp;1683&nbsp;– erschienen in Basel drei Ergänzungsbände (Continuatio). 1698 wurden Lexikon und Ergänzungsbände zusammengeführt und eine vierbändige Neuausgabe erschien in [[Leiden (Stadt)|Leiden]] unter dem Titel ''Lexicon universale historiam sacram et profanum omnis aevi, omniumque Gentium, chronologiam ad haec usque tempore, geographiam et veteris et novi orbis, principum per omnes terras familiarum ab omni memoria repetitam geneologiam, tum mythologiam, ritus, caerimonias, omnemqueveterum antiquitatem, ex philologiae fontibus haustam, vivorum, ingenio atque eruditione celebrium enarrationem copiosissimam, praeterea animatium, plantarum, metallorum, lapidum, gemmarum, nomina, naturas, vires, explanans''.<ref>[http://www.richardwolf.de/latein/hofmann.htm richardwolf.de]</ref>
* [[Johann Christoph Wagenseil]] (''Pera librorum juvenilium'', Altdorf [[1695]], 5 Bände.),
* [[Daniel Georg Morhof]], ''Polyhistor'' (Lübeck [[1688]], 4. Auflage [[1747]], 2 Bände.)
* J. M. Gesner (''Primae lineae isagoges in eruditionem universalem'', 3. Auflage, Göttingen [[1786]])
* J. G. Sulzer ''Kurzer Begriff aller Wissenschaften'' (Leipzig [[1745]])
* Adelung
* Reimarus
* Klügel
* Buhle


== Deutschsprachige Enzyklopädien ==
Formal sind die Enzyklopädien der angelsächsischen Aufklärung noch immer meist systematisch abgefasste große Lehrbücher oder [[Kompendium|Kompendien]]. Erst ab dem Anfang des [[17. Jahrhundert|17. Jahrhunderts]] setzt sich eine lexikalische oder alphabetische Anordnung durch.
=== Systematisch strukturierte Enzyklopädien ===
* [[Johann Joachim Eschenburg]], ''Lehrbuch der Wissenschaftskunde'' (1792)
* [[Wilhelm Traugott Krug]], ''Encyclopädie der Wissenschaften'' (1796–1798)
* [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]], ''Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften'' (1817).
* [[Die Kultur der Gegenwart]] wurde im [[Deutsches Kaiserreich|Deutschen Kaiserreich]] von [[Paul Hinneberg]] begonnen und bis in die Zeit der [[Weimarer Republik]] herausgegeben (1905–1926). Dabei sollte das Konzept der [[Encyclopédie]] mit dem damals aktuellen Wissensstand erneut realisiert werden.


=== Enzyklopädisten ===
=== Spezialenzyklopädien ===
* [[Johann Gottfried Gregorii]] alias MELISSANTES (1685–1770), Die curieuse OROGRAPHIA, Oder accurate Beschreibung derer berühmtesten Berge/In Europa/Asia/Africa und America [Lexikon der Berge], Leipzig und Frankfurt 1715
* [[Johann Georg Krünitz]] (1728–1796), siehe [[Oeconomische Encyclopädie]]
* [[Encyclopaedia Aethiopica]]


=== Universalenzyklopädien ===
In der Neuzeit seit dem [[17. Jahrhundert|17.]]/[[18. Jahrhundert]], zunächst unter Einfluss der [[Enzyklopädisten]], ist Enzyklopädie der Inbegriff für ein Werk, das die Gesamtheit des menschlichen Wissens darstellt. Das erklärte Ziel der so genannten Enzyklopädisten des [[18. Jahrhundert]] war es, im Zuge der Aufklärung ein auf [[Vernunft]] gegründetes [[Kompendium]] des gesamten Wissens ihrer Zeit zusammenzutragen.
* [[Johann Heinrich Zedler]] (1706–1751)<br />Der Buchhändler und Verleger ''Johann Heinrich Zedler'' veröffentlichte zwischen 1731 und 1754 das ''[[Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste|Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste]]'' (Leipzig 1731–1754).<br />Das nach dem Verleger kurz ''Zedlersches Lexikon'' genannte Werk ist die erste deutschsprachige [[Enzyklopädie]] und gilt als das größte bis dahin gedruckte [[Universallexikon]] des Abendlandes; es umfasst 64 Bände und 4 Supplemente mit rund 750.000 Artikeln auf 62.571 Seiten.<br />Das ''Zedlersche Lexikon'' war die erste Enzyklopädie, an der eine Redaktion von Fachgelehrten mitarbeitete, darunter beispielsweise [[Johann Christoph Gottsched]]. Der ''Zedler'' enthielt auch als erste Enzyklopädie [[Biographie]]n lebender Persönlichkeiten.
* [[Johann Samuel Ersch]] (1766–1828) und [[Johann Gottfried Gruber]] (1774–1851)<br />Der Bibliothekar Ersch und der Schriftsteller Gruber gaben die [[Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste]] heraus, die als Nachfolger des Zedlerschen Lexikons konzipiert wurde. Das Werk gilt als umfangreichste Enzyklopädie des Abendlandes, als prototypisches Dokument des [[Deutscher Idealismus|deutschen Idealismus]].<br />Das Werk ist unvollendet geblieben. Erschienen sind die Bände Aa–Gy, Ha–Li, Oa–Ph mit insgesamt 78.000 Seiten. Das in Leipzig 1818–89 veröffentlichte riesige Werk ist selbst in seinem fragmentarischen Stand noch heute derart informativ und ergiebig für die Forschung, dass es 1969 von der Akademischen Druck- und Verlagsgesellschaft in Graz im Neudruck vorgelegt wurde.


==== Projekt „Frankfurter Enzyklopädie“ (ab 1788) ====
=== Enzyklopädische Lexika ===
* Diese gilt als erstes deutsches Werk, das diese Bezeichnung im Titel trägt. Herausgegeben wurde sie ab 1778 vom Gießener Pädagogiarchen und Professor der Geschichte [[Heinrich Martin Gottfried Köster]] in Frankfurt am Main als [[Deutsche Encyclopädie]] (''Deutsche Encyclopädie oder allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften,'' auch ''Frankfurter Enzyklopädie''). Das Werk wurde ab dem 18. Band wegen Kösters Tod von [[Johann Friedrich Roos]] weitergeführt, blieb aber unvollendet (A–Ky); der 23. und letzte Band erschien 1804, ein Band mit Kupfertafeln wurde 1807 nachgereicht.


==== Entstehung der Realenzyklopädie und des Konversationslexikons ====
=== Realenzyklopädie und Konversationslexikon ===
Die Enzyklopädie hatte in der Aufklärung und im 18. Jahrhundert Publikum und Form gefunden. Im 19. Jahrhundert entstanden für das aufkommende [[Bildungsbürgertum]] ''Konversationslexika'' wie [[Meyers Konversationslexikon]] (1839), [[Herders Conversations-Lexikon]] (1854) (später ''Der große Herder'') oder der [[Brockhaus Enzyklopädie|Brockhaus]] (1808):


Gebildete Bürger suchten das Wissensfundament zur [[Gespräch|Konversation]], wollten aber als Zeichen der Bildung und des Sozialstatus auch gehobene [[Standardsprache|Schriftsprache]] beherrschen. Während eine Enzyklopädie ein allgemeines Bildungswerk des Wissens ist, ein Lexikon ein Nachschlagewerk der [[Allgemeinbildung]], und ein Wörterbuch die Betonung auf die Sprache selbst legt ([[Duden]]), erfüllen Konversationslexika (Vorläufer: Die [[Suda]], 10. oder 11. Jahrhundert) mehrere Aufgaben zugleich. Der Übergang zur [[Enzyklopädie]] ist fließend. Zu Geschichte und Entwicklung siehe [[Konversationslexikon]].
Entwicklung der [[Realenzyklopädie]]n und [[Konversationslexikon|Konversationslexika]]:


* [[Johann Joachim Eschenburg]], ''Lehrbuch der Wissenschaftskunde'' (Berlin 1792, 3. Auflage 1809)
* Vorläufer: "Realwörterbuch" des [[Suida]]s ([[10. Jahrhundert|10.]]/[[11. Jahrhundert]])
* K. Ch. Erh. Schmid, ''Allgemeine Enzyklopädie und Methodologie der Wissenschaften'' (Jena 1810)
* K. A. Schaller, ''Enzyklopädie und Methodologie der Wissenschaften für angehende Studierende'' (Magdeburg 1812)
* Kirchner, ''Akademische [[Propädeutik]]'' (Leipzig 1842) und ''[[Hodegetik]]'' (Leipzig 1852)


==== DDR ====
* [[Johann Joachim Eschenburg]], ''Lehrbuch der Wissenschaftskunde'' (Berlin [[1792]], 3. Auflage [[1809]])
* Der [[VEB Bibliographisches Institut]] und der [[VEB Verlag Enzyklopädie]] veröffentlichten 1953 in Leipzig das ''Lexikon A–Z in einem Band''; es handelt sich dabei um das erste marxistische Lexikon in deutscher Sprache. In derselben Ideologie verfasst sind:<br />''Meyers Neues Lexikon''. 8 Bde. A–Z 1961–64. Bd. 9: Ergänzungen zu Sachbegriffen und geograph. Eigennamen, 1969. Leipzig, VEB Bibliographisches Institut (= 1. Aufl.).<br />''Meyers Neues Lexikon''. 2. Aufl. 15 Bde. A–Z 1971–77. Bd. 16: Register A–Z, 1978. Bd. 17: Atlas (Karten), 1978. Bd. 18: Atlas (Register), 1978. Leipzig, VEB Bibliographisches Institut.<br />''Meyers Universallexikon'' in 4 Bänden. Leipzig, VEB Bibliographisches Institut, 1978–80. – Kurzausgabe der vorigen.
* K. Ch. Erh. Schmid, ''Allgemeine Enzyklopädie und Methodologie der Wissenschaften'' (Jena [[1810]])
* K. A. Schaller, ''Enzyklopädie und Methodologie der Wissenschaften für angehende Studierende'' (Magdeburg [[1812]])
* Kirchner, ''Akademische Propädeutik'' (Leipzig [[1842]]) und ''Hodegetik'' (Leipzig [[1852]])


=== Österreich ===
Nach thematischen Schwerpunkten ausgerichtete enzyklopädische Lexika:
Neben den verbreiteten deutschsprachigen Enzyklopädien (nicht zu vergessen der [[Oeconomische Encyclopädie#Nachdruck, Auszüge, Raubdruck|Brünner Nachdruck]] des Krünitz) entstanden ab 1835 national ausgerichtete Werke:


* [[Franz Gräffer]] und [[Johann Jakob Czikann]]<br />Zwischen 1835 und 1837 erschien in Wien die ''Österreichische National-Encyclopädie oder alphabetische Darlegung der wissenswürdigsten Eigenthümlichkeiten des österreichischen Kaiserthumes'' in sechs Bänden und einem Supplementband (1838), die erste national ausgerichtete österreichische Enzyklopädie.<ref>Digitalisate siehe [[:s:Oesterreichische National-Encyklopädie|Wikisource: Oesterreichische National-Encyklopädie]]</ref>
==== Enzyklopädische Lexika der Wissenschaften und Künste ====


=== Schweiz ===
* [[Antoine Furetière]] ([[1619]]-[[1688]])
In der Schweiz rekrutierte der Basler Bibliothekar [[Jakob Christoph Iselin]] Mitarbeiter in mehreren Kantonen, um die in Bezug auf die Schweiz fehlerhafte deutsche Ausgabe des ''[[Grand dictionnaire historique]]'' (Leipzig, 1709) von [[Louis Moréri]] zu verbessern und brachte 1726 sein ''Neu-vermehrtes Historisches- und Geographisches Allgemeines Lexicon […]'' in vier Foliobänden heraus (was [[Pierre Roques]] dann für seine Moréri-Ausgabe von 1731 bis 1732 nutzte).<ref>{{HLS|28704|Lexika|Autor=Catherine Santschi|Datum=2008-01-21|Abruf=2019-06-06}}</ref>


* [[Allgemeines Helvetisches, Eydgenössisches, Oder Schweitzerisches Lexicon]]<br />Das vom Zürcher Bankier und Bürgermeister [[Johann Jacob Leu]] (1689–1768) zwischen 1747 und 1765 verfasste 20-bändige Werk mit rund 20.000 Stichwörtern auf 11.368 Seiten gilt als wichtigster Vertreter der national ausgerichteten Schweizer Lexika des 18. Jahrhunderts.<br />Zwischen 1786 und 1795 schuf der Apotheker [[Hans Jakob Holzhalb]] (1720–1807) sechs Supplementbände mit insgesamt 3.826 Seiten.
: ''Antoine Furetière'' schloss [[1675]] sein ''Dictionnaire universel contenant généralement tous les termes de toutes les sciences et des arts'' ab, konnte es jedoch aufgrund von Protesten der [[Académie]] zunächst nicht veröffentlichen; erst [[1690]] wird es von dem Frühaufklärer [[Pierre Bayle]] in Rotterdam in zwei Bänden herausgegeben.
* [[Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz]] (HBLS), 1921–1934, von [[Heinrich Türler]], [[Marcel Godet]] und [[Victor Attinger]], sieben Bände und Supplemente.
* ''[[Schweizer Lexikon in sechs Bänden]]''. Chefredaktor: [[Wilhelm Ziehr]]; Zentralredaktion: Antje Ziehr ... et al. Luzern: Verlag Schweizer Lexikon, [[Ferdinand Mengis|Mengis]] & Ziehr, 1992-1993. – Korrigierte, verbesserte, ergänzte und aktualisierte Ausgabe: Volksausgabe in zwölf Bänden. Visp: Schweizer Lexikon, Mengis + Ziehr, 1998-1999.
* [[Historisches Lexikon der Schweiz]] (HLS und e-HLS)<br />Ein 1988 initiiertes Folgeprojekt des ''Historisch-Biographischen Lexikons.'' Es erschien –&nbsp;ein Unikat der Lexikografie&nbsp;– parallel in den wesentlichen drei Amtssprachen sowohl in Buchform wie auch als Online-Version. In der vierten Landessprache [[Rätoromanische Sprache|Rätoromanisch]] ist eine zweibändige, auf die Artikel zum rätischen Gebiet beschränkte Teilausgabe in Buchform publiziert worden, das ''Lexicon istoric retic'' (LIR). Seit 2004 ist auch das ''e-LIR'' online.<ref>Band 1, bei: Desertina, Chur 2010, ISBN 978-3-85637-390-0 und Band 2: 2012, ISBN 978-3-85637-391-7.</ref>


== Fremdsprachige Enzyklopädien des 19. und 20. Jahrhunderts und der Gegenwart ==
: ''"Weil es auch umgangssprachliche und fachsprachliche Bedeutungen von Wörtern verzeichnet, gilt es heute als wichtige Quelle für die französische Sprache des 17. Jahrhundert. Es wurde zum Vorbild vieler späterer Wörterbücher"'' (nach Gert Pinkernell, "Französische Literatur", zitiert in [http://www.frankreich-experte.de/fr/6/lit/furetiere.html]).
=== Enzyklopädische Lexika zu Religionen, Kulturen und Ethnien ===
* ''Real-Enzyklopädie des Judentums ''<br />Der Lexikograph und [[Landesrabbiner]] von [[Mecklenburg]] [[Jacob Hamburger]] (* [[Loslau]] in [[Oberschlesien]] 1826, † [[Strelitz (Stadt)|Strelitz]] in [[Mecklenburg-Strelitz]] 1911) veröffentlichte dieses erste lexikalische Nachschlagewerk über das Judentum in sieben Bänden zwischen 1886 und 1900 in Leipzig.
* Die älteste jüdische Enzyklopädie in englischer Sprache, [[Jewish Encyclopedia]], erschien zwischen 1901 und 1906 in [[New York City|New York]] und [[London]] mit einem Umfang von 12 Bänden.
* Die erste jüdische Enzyklopädie in russischer Sprache, ''Jevrejskaja entsiklopedija,'' erschien zwischen 1906 und 1913 in St. Petersburg mit einem Umfang von 16 Bänden.
* Die 32-bändige ''Encyclopaedia Hebraica'' erschien in Jerusalem und in hebräischer Sprache zwischen 1949 und 1980, also unmittelbar nach der Gründung des Staates [[Israel]] (1948).


=== Kultur-, Staats- und Nationalenzyklopädien des 19. und 20. Jahrhunderts ===
* [[Thomas Corneille]] ([[1625]]-[[1709]])
* [[Kobers Slovník Naučný]], auch Riegers (nach dem Editor) genannt, die erste tschechischsprachige Enzyklopädie in Böhmen, zwischen 1858 und 1874 im 14 Bände veröffentlicht von Verleger [[Ignaz Leopold Kober]], [[Prag]].<ref>[http://www.archive.org/search.php?query=creator%3A%22Slovn%C3%ADk%20nau%C4%8Dn%C3%BD%22 archive.org]</ref>
* [[Ottův slovník naučný]], die zweite tschechischsprachige Enzyklopädie, zwischen 1888 und 1909 im 28 Bände veröffentlicht von Verleger [[Jan Otto]].<ref>[http://www.archive.org/search.php?query=slovn%C3%ADk%20nau%C4%8Dn%C3%BD%20AND%20mediatype%3Atexts archive.org]</ref>
* [[Enciclopedia universal ilustrada europeo-americana]], kurz ''Enciclopedia Espasa'', zwischen 1905 und 1930 veröffentlicht und bis heute regelmäßig aktualisiert. Mit ihren 90 bis 124 Bänden, über 900.000 Artikeln bzw. über 200&nbsp;Millionen Wörtern ist die Enciclopédia universal die umfangreichste gedruckte Enzyklopädie der Welt (siehe auch [[Enzyklopädie#Umfang|Vergleich einiger Enzyklopädien]])
* [[Bolschaja Russkaja Enziklopedia]] (''Bol’schaja sowjetskaja enciklopedija'', BSE; deutsch: „Große Sowjetenzyklopädie“ bzw. [[Große Sowjetische Enzyklopädie]]) in [[Russische Sprache|russischer Sprache]]
*# Ausgabe, ''Bolsaja Sovetskaja Enciklopedija'', herausgegeben von der Aktionärsgesellschaft ''Sowjetische Enzyklopädie'', ab 1930 Staatlicher Enzyklopädieverlag ''Sowjetische Enzyklopädie'', später Staatliches Institut ''Sowjetische Enzyklopädie'', 65 Bände, Moskau 1926–1947;
*# Ausgabe, auf Weisung des Ministerrats 1949 veranlasst: ''Bolsaja Sovetskaja Enciklopedija'', herausgegeben von der Staatlichen Akademie Moskau, 50 Bände plus ein Ergänzungsband, Moskau 1949–1958; 2 Reg.-Bände 1960.
* ''Enciclopedia Italiana'' (1929–1937)
* ''Große chinesische Enzyklopädie'' oder ''Encyclopaedia Sinica'' (chin. [[Zhongguo da baike quanshu]]), (1980–1993), 74 Bände
* [[Schwedische Nationalenzyklopädie]] (''Nationalencyklopedin''), 1989 bis 1996, 20 Bände (Verlag Bra Böcker AB).
* [[Encyclopaedia Judaica]] (publiziert ab 1971, englischsprachig; Jerusalem: Keter; New York: Macmillan), geht zurück auf die deutsche ''Encyclopaedia Judaica'' (Berlin: Eschkol 1928–1934; nur partiell erschienen, Bände A–Lyra).
* ''Illustrated Australian Encyclopaedia,'' (publiziert ab 1925 von Arthur Wilberforce Jose und Herbert James Carter)
* ''Schweizer Lexikon in 7 Bänden'', herausgegeben ab 1945 von [[Gustav Keckeis]]
* [[Kullana Kulturali]], Malta, publiziert 1999 bis 2006


=== Enzyklopädien im Internet ===
: Der Dichter und Sprachforscher ''Thomas Corneille'' gab [[1694]] in Paris das ''Dictionnaire des arts et des sciences'' in zwei Bänden (Neuauflage [[1720]]) heraus; [[1807]] erschien in Paris das ''Dictionnaire universel géographique et historique'' in drei Bänden.
* [[h2g2]] (humoristisch)
* Siehe auch: [[Online-Lexikon]]


== Geschichte einzelner Merkmale ==
* [[John Harris]] ([[1666]]-[[1719]])
=== Ordnungssysteme ===
Die vom 18. bis zum 20. Jahrhundert vorherrschende Form der alphabetischen Strukturierung einer gedruckten Enzyklopädie ist nur eine von zahlreichen Möglichkeiten, die in ihrer Geschichte genutzt wurden. Folgende ''Dispositions-Typen'' zur Gliederung und Strukturierung von Enzyklopädien sind historisch nachweisbar:


==== Miscellaneen, Kollektaneen ====
: Der Mathematiker ''John Harris'' veröffentlichte [[1704]] in London das ''Lexicon technicum: or, an universal english dictionary of arts and sciences''. Das ''Lexicon technicum'' gilt als erste allgemeine Enzyklopädie, die einen Schwerpunkt im Bereich der Technik und der Wissenschaften setzte und ist die erste alphabetisch geordnete Enzyklopädie in englischer Sprache. Es erschien [[1736]] in London in der 5. Auflage in zwei Bänden.
Proto-Enzyklopädik und [[Buntschriftstellerei]]. Typische Vertreter: [[Aulus Gellius]] (um 150 n. Chr.): Noctes atticae;<ref>[http://www.thelatinlibrary.com/gellius.html lateinischer Volltext]</ref> [[Peter Lauremberg]] (1590–1658): Acerra Philologica (1637); [[Erasmus Francisci]] („Trawer-Sääle“); [[Georg Philipp Harsdörffer]] („Schaw-Plätze“); Eberhard W. Happel („Denckwürdigkeiten“)


==== Systematische Ordnungssysteme ====
: Das [[Lexicon technicum]] war auch ein Vorbild für Ephraim Chambers' ''Cyclopaedia'' und wird von [[Denis Diderot]] als eine der Quellen für die ''Encyclopédie'' gewürdigt.
Bereits seit der [[Antike]] gibt es ''[[Klassifikation|systematisch]]'' geordnete Enzyklopädien. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass der Benutzer bereits genug über das Thema wissen muss, um es im richtigen Kontext suchen zu können. Eine ausführliche Diskussion darüber findet bereits in d’Alemberts ''Discours préliminaire de l’Encyclopédie'' von 1751 sowie in dem von Diderot verfassten Eintrag ''Encyclopédie'' in der [[Encyclopédie]] statt.


Für die zahlreichen historischen Entwürfe von systematischen Ordnungen siehe [[Enzyklopädie (Wissensordnung)]].
* [[Johann Theodor Jablonski]] ([[1654]]-[[1731]])


==== Alphabetische Ordnungssysteme ====
: Johann Theodor Jablonski, auch bekannt als ''Johann Theodorus Jablonski'', veröffentlichte [[1721]] in Leipzig bei Hartung das ''Allgemeine Lexikon der Künste und Wissenschaften oder deutliche Beschreibung des Reichs der Natur, der Himmel und himmlischen Cörper, der Luft, der Erden samt denen bekannten Gewächsen, der Thiere, Steine und Ertze, des Meeres und der darinn lebenden Geschöpfe ; ingleichen aller menschlichen Handlungen, Staats- Rechts-, Kriegs-, Policey-, Haußhaltungs- und Gelehrten Geschäffte, Handthierungen und Gewerbe ; samt einer Erklärung der darinn vorkommenden Kunst-Wörter und Redens-Arten ; mit Beysetzung der lateinischen und französischen Benennungen, wo solche vorhanden ; in gehöriger Ordnung verfasset und mit Fleiß zusammen getragen''; Neuauflagen erschienen in Königsberg/Leipzig [[1748]] (2. Auflage) und Königsberg/Leipzig [[1767]] bei Zeisens (vergleiche [[Allgemeines Lexikon der Künste und Wissenschaften]]).
* ''Personenlisten'', die nicht [[Genealogie|genealogisch]] strukturiert sind. Typische Vertreter: die [[Prosopographie|prosopographischen]] Enzyklopädien von [[Louis Moréri]] (1674) und [[Jakob Christoph Iselin|Iselin]] (1726/7) [?]

* Semantische Wörterbücher aus der antiken glossographischen Tradition. Typische Vertreter: Verrius Flaccus ''De significatu verborum''; [[Sextus Pompeius Festus]] (2.&nbsp;Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.); [[Isidor von Sevilla]] ''Buch&nbsp;X der Etymologien''; [[Paulus Diaconus]] (8.&nbsp;Jahrhundert); [[Papias (Lexikograph)|Papias]] ''Elementarium'' (nach 1053); Huguccio von Pisa; Guilemus Brito; Johannes Balbus (''Giovanni di Genoa'', 1286)
* [[Ephraim Chambers]] ([[1680]]-[[1740]])
* Distinctiones-Sammlungen. Typische Vertreter: Eucherius von Lyon († 449) ''Formulae sprititalis intelligentiae''; Petrus Cantor († 1197) ''Summa quae dicitur Abel''; [[Petrus Berchorius]] († 1362) ''Repertorium morale''

* Binnengliederung größerer Kapitelabschnitte von systematisch gegliederten Enzyklopädien
[[bild:Chambers_Cyclopaedia_1728.jpg|thumb|Titel von Ephraim Chambers "Cyclopaedia" von 1728]]
* Alphabetische Register (seit dem Spätmittelalter)
: Ephraim Chambers veröffentlichte [[1728]] in London die ''Cyclopedia: or, An universal dictionary of arts and sciences'' (London, 1. Ausgabe [[1728]]) in 2 Bänden, die als die erste englischsprachige Enzyklopädie gilt. Die ''Cyclopaedia'' ist zudem die erste Enzyklopädie, die mit Querverweisungen arbeitete.
* Weitere frühe Formen der alphabetisch gegliederten Enzyklopädie sind die [[Suda]], der [[Promptus]] und die [[Polyanthea nova]].

: ''"[...] Chambers is clearly the father of the modern encyclopaedia throughout the world. [...] Chambers's Cyclopaedia is particularly remarkable for its elaborate system of cross-references, and for the broadening of Harris's coverage to include more of the humanities"'' (Robert Collison, ''Encyclopaedias: Their history throughout the ages'').

: Die [[Cyclopaedia]] basiert auf [[John Harris]]' [[Lexicon technicum]] von [[1704]].

: Chambers' [[Cyclopaedia]] war wiederum der Ausgangspunkt für [[Jean Baptiste le Rond d'Alembert|d'Alembert]]: Ursprünglich wollte er "nur" eine Übersetzung dieses Werkes anfertigen, da ihn dessen Strukturierung der enzyklopädischen Anordnung und der Verkettung überzeugte. [[Denis Diderot|Diderot]] und [[Jean Baptiste le Rond d'Alembert|d'Alembert]] entdeckten jedoch gewaltige Lücken in der Stoffabdeckung der zwei Foliobände und entwickelten daher ihr eigenständiges Vorhaben der ''Encyclopédie''.

* [[Heinrich Martin Gottfried Köster]] ([[1734]]-[[1802]]) und [[Johann Friedrich Roos]]

: Der Gießener Pädagogiarch und Professor der Geschichte ''Heinrich Martin Gottfried Köster'' gab ab [[1778]] bei Varrentrapp und Wenner in Frankfurt am Main die [[Deutsche Encyclopädie]] (''Deutsche Encyclopädie oder allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften'') heraus (oder [[Ludwig Julius Friedrich Hoepfner]] [?]); [[Johann Friedrich Roos]] löste ihn als Herausgeber ab Band 18 ab. Das auch als ''Frankfurter Enzyklopädie'' bekannte Werk sollte ursprünglich ''Gießener Enzyklopädie'' heißen; es ist unvollendet geblieben und umfasst 23 Bände (A-Ky); der letzte Band erschien [[1804]], ein Band mit Kupfertafeln wurde [[1807]] nachgereicht.

: ''"Die Verfasser der naturhistorischen Artikel haben die besten und kostbarsten Werke in diesem Fache gekannt und benutzt [...]. Auch aus akademischen und anderen berühmten periodischen Schriften, und dann auch aus Reisebeschreibungen ist hier vieles, sehr vieles sehr zweckmäßig gesammelt worden [...]"'' (Oberdeutsche allgemeine Literaturzeitung 1789, 77. Stück, zitiert in [http://www.haraldfischerverlag.de/hfv/AEL/ael_1-1.htm]).

: Die ''Frankfurter Enzyklopädie'' gilt als erstes deutsches Nachschlagewerk, das die Bezeichnung "Enzyklopädie" im Buchtitel trägt.

==== Enzyklopädische Lexika der Geschichte, Geographie und Biographie ====

* [[Louis Moréri]] ([[1643]]-[[1680]])
[[bild:Moreriencyclopedia.jpg|thumb|Reproduktion von Louis Moréris "Le grand Dictionnaire historique" von 1671]]
: Louis Moréri veröffentlichte [[1671]] in [[Frankreich]] ''Le grand dictionnaire historique, ou mélange curieux de l'histoire sacrée et profane'' (kurz: ''Dictionnaires'', [[1671]] (andere Quellen: [[1673]]/[[1974|74]] [?]); siehe [[Grand dictionnaire historique]]).

: Die Bedeutung dieses Werkes liegt u.a. darin, dass es die Ära der nationalsprachlichen Lexika einleitet.

* [[Vincenzo Coronelli]] (= [[Vincenzo Maria Coronelli]], [[1650]]-[[1718]])

: Die ''Biblioteca Universale Sacro-Profana'' (kurz: [[Biblioteca universale]] des Kosmographen und Kartograph ''Vincenzo Maria Coronelli'' ist eine der ersten Enzyklopädien in italienischer Sprache. Das alphabetisch gegliederte Werk war ursprünglich auf einen Umfang von 45 Bänden mit 300.000 Stichwörtern ausgelegt, von denen jedoch nur sechs (oder sieben [?], A-Caque) Bände zwischen [[1701]] und [[1706]] in Venedig erschienen. Allein der Buchstabe "A" umfasste vier Bände mit fast 2.700 Begriffen

: Die ''Biblioteca universale sacro-profana'' wird gelegentlich als erste alphabetisch sortierte Enzyklopädie überhaupt genannt (was nicht korrekt ist), sie gilt außerdem als eines der ersten Konversationslexika.

* Hoffmann, ''Lexicon universale'' (Basel [[1677]], 2 Bände und Supplemente [[1683]])

* [[Johann Heinrich Zedler]] ([[1706]]-[[1751]])

: Der Buchhändler und Verleger ''Johann Heinrich Zedler'' veröffentlichte zwischen [[1732]] und [[1754]] das ''Grosse vollständige Universallexikon aller Wissenschaften und Künste, welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert wurden: Darinnen so wohl die Geographisch-Politische Beschreibung des Erd-Creyses nach allen Monarchien, Kaeyserthuemern, Königreichen, Fürstenthümern, Republiquen, freyen Herrschafften, Laendern, Staedten, See-Haefen, Vestungen, Schlössern, Flecken, Aemtern, Kloestern, Gebuergen, Paessen, Waeldern, Meeren, Seen ... Als auch eine ausführliche Historisch-Genealogische Nachricht von den Durchlauchten und berühmtesten Geschlechtern in der Welt, Dem Leben und Thaten der Kaeyser, Koenige, Churfuersten und Fuersten, grosser Helden, Staats-Minister, Kriegs-Obersten ... ; Ingleichen von allen Staats-, Kriegs-, Rechts-Policey und Haußhaltungs-Geschaefften des Adelichen und buergerlichen Standes, der Kauffmannschafft, Handthierungen, Künste'' (Leipzig [[1732]]-[[1754]] (andere Quellen: [[1731]]-[[1750]])) (vergleiche [[Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste]]).

: Das ''Grosse vollständige Universallexikon aller Wissenschaften und Künste'', kurz nach dem Verleger ''Zedlersches Lexikon'' genannt, ist die erste deutschsprachige Enzyklopädie und gilt als das größte bis dahin gedruckte [[Universallexikon]] des Abendlandes; es umfasst 64 Bände und 4 [[Supplement]]e mit rund 750.000 Artikeln auf 62.571 Seiten. Ein Neudruck wurde zuletzt zwischen [[1961]] und [[1964]] in Graz aufgelegt.

: Das ''Zedlersche Lexikon'' war die erste Enzyklopädie, an der eine Redaktion von Fachgelehrten mitarbeitete, darunter beispielsweise [[Johann Christoph Gottsched]]. Der ''Zedler'' enthielt auch als erste Enzyklopädie [[Biographie]]n lebender Persönlichkeiten.

: Das Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ) der Bayerische Staatsbibliothek hat Zedlers Lexikon vollständig in Form von Bild- und PDF-Dateien einschließlich der drei Supplement-Bände digitalisiert; die insgesamt 68 Bände sind alphabetisch indexiert, zudem kann in den Lexikonseiten geblättert werden. Die Online-Ausgabe ist unter http://mdz.bib-bvb.de/digbib/lexika/zedler/ erreichbar.

==== Enzyklopädische Lexika zu Religionen, Kulturen und Ethnien ====

* [[Jacob Hamburger]] (* [[Loslau]] [[Oberschlesien]] [[1826]], † [[Strelitz]] [[Mecklenburg-Vorpommern]] [[1911]])

: Der Lexikograph und [[Landesrabbiner]] von [[Mecklenburg]] ''Jacob Hamburger'' veröffentlichte zwischen [[1886]] und [[1900]] in Leipzig die ''Real-Enzyklopädie des Judentums'' in sieben Bänden. Es handelt sich dabei um das erste lexikalische Nachschlagewerk über das Judentum.

* Die ''[[w:Jewish encyclopedia|Jewish encyclopedia]]'' erschien zwischen [[1901]] und [[1906]] in[[ New York]] und [[London]] mit einem Umfang von 12 Bänden. Es handelt sich dabei um die älteste jüdische Enzyklopädie in englischer Sprache.

* Die ''Jevrejskaja entsiklopedija'' erschien zwischen [[1906]] und [[1913]] in St. Petersburg mit einem Umfang von 16 Bänden. Es handelt sich dabei um die erste jüdische Enzyklopädie in russischer Sprache.

* Die ''Encyclopaedia Hebraica'' erschien zwischen [[1949]] und [[1980]], also unmittelbar nach der Gründung des Staates [[Israel]] ([[1948]]) in Jerusalem mit einem Umfang von 32 Bänden in hebräischer Sprache.

=== Anti-Enzyklopädien ===

''Anti-Enzyklopädien'' stellen nicht einen als gesichert bezeichneten Wissens- und Forschungsstand dar, sondern stellen gegensätzliche Positionen einander gleichgeordnet oder sie gegeneinander abwägend gegenüber.

Prominente Vertreter der [[Anti-Enzyklopädie]] sind:
* [[Pierre Bayle]] ([[1647]]-[[1706]])

: [[Dictionnaire historique et critique]] ([[1694]]-[[1697]], auch in deutscher Bearbeitung von [[Johann Christoph Gottsched]] ([[1700]]-[[1766]]) als ''Historisches und Critisches Wörterbuch'' übersetzt ([[1741]]-[[1744]]))

=== Nationalsprachliche Enzyklopädien ===

Neben der [[Realenzykloädie]] und dem [[Konversationslexikon]] entstanden zur Zeit der [[Aufklärung]] in größerer Anzahl auch die [[Nationalenzyklopädie]]n, die sich auf einzelne Kulturkreise beschränkten oder diese in den Vordergrund stellten.

==== Europa ====

===== [[Deutschland]] =====

====== Systematisch strukturierte Enzyklopädien ======

Deutschsprachige Enzyklopädien des 17. und 18. Jahrhunderts mit systematischer Strukturierung:

* [[Johann Joachim Eschenburg]], ''Lehrbuch der Wissenschaftskunde'' ([[1792]])

* [[Wilhelm Traugott Krug]], ''Encyclopädie der Wissenschaften'' ([[1796]]-[[1798]])

* [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]], ''Encyclopädie der philosophischen Wissenschaften'' ([[1817]]).

====== Universalenzyklopädien ======

Die Enzyklopädie hat in der [[Aufklärung]] und im 18. Jahrhundert ihr Publikum, ihre Aufgabe und die Form gefunden und vollendet. Im 19. Jahrhundert wurde für das aufkommende [[Bildungsbürgertum]] das [[Konversationslexikon]] herausgegeben, ob [[Meyers Konversationslexikon|Meyers]] oder der [[Brockhaus]], sie haben sehr viele Züge einer Enzyklopädie mit der Form eines Wörterbuches verbunden.

Ist eine Enzyklopädie primär ein allgemeines Bildungswerk des Wissens, ein Lexikon ein Nachschlagewerk der [[Allgemeinbildung]], legt ein Wörterbuch dagegen meist die Betonung auf die Sprache selbst ([[Duden]]). So erfüllt ein Konversationslexikon mehrere Aufgaben zu gleich.

Die gebildeten Bürger wollten zur [[Konversation]] das Wissensfundament haben, sie wollten aber meist, als ein Zeichen ihrer Bildung und ihres Sozialstatus, auch eine gehobene [[Schriftsprache]] beherrschen.

[[Deutsche Sprache|Deutschsprachige]] Enzyklopädien:

* [[Johann Georg Krünitz]] ([[1728]]-[[1796]])

[[bild:Krünitz_Oekonomische_Encyklopädie_1773-1858.png|thumb|Titelschriftzug Krünitz "Oekonomische Encyklopädie" (1773-1858)]]
: Krünitz begann [[1773]] mit der Erarbeitung der ''Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung'' (kurz: [[Oeconomische Encyclopädie]]). Zunächst war diese als Übersetzung einer bereits erschienenen französischsprachigen Enzyklopädie ins Deutsche geplant, entwickelte sich dann aber zu einem eigenständigen, das Original weit übertreffenden Werk.

: Krünitz, der über ein breit angelegtes Wissen, gute Sprachkenntnisse und nicht zuletzt großen Fleiß verfügte, konnte zu seinen Lebzeiten 72 Bände vollenden. Er starb angeblich ausgerechnet beim Abfassen des Artikels "Leiche". Sein Werk wurde von verschiedenen anderen Bearbeitern fortgeführt und schließlich [[1858]] mit Erscheinen des 242. Bandes abgeschlossen.

: Die ''Oeconomische Encyclopädie'' gilt heute noch als wichtige Quelle zu [[Wirtschaft]] und [[Technik]] in der Zeit zwischen [[Aufklärung]] und [[Industrialisierung]].

: In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten und von der Universitätsbibliothek Trier durchgeführten Digitalisierungsprojekt, der ''Oeconomischen Encyclopädie online'', wird eine elektronische Version des "Krünitz" erstellt, die auch durch zahlreichen Hintergrundinformationen ergänzt wird. Der Volltext ist erreichbar unter http://www.kruenitz.de/ ([http://www.kruenitz1.uni-trier.de/]).

* [[Johann Samuel Ersch]] ([[1766]]-[[1828]]) und [[Johann Gottfried Gruber]] ([[1774]]-[[1851]])

: Ersch und Gruber veröffentlichten zwischen [[1818]] und [[1889]] die unvollendete ''Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, in alphabetischer Folge'' (kurz: [[Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste]]) in 167 Bänden. Es handelt sich dabei um eine wissenschaftliche Enzyklopädie, die von über 400 Mitarbeitern erarbeitet wurde und etwa 70.000 Seiten in drei Sektionen umfasst.

: Veröffentlicht wurden die Teile "A-G", "H-Ligatur" und "O-Phyxius". Beispielsweise umfasst allein das Stichwort [[Griechenland]] drei (neun [?]) Bände: Vol. 85 (1867; [http://www-gdz.sub.uni-goettingen.de/cgi-bin/digbib.cgi?PPN35878686X]), Vol. 86 (1868; [http://www-gdz.sub.uni-goettingen.de/cgi-bin/digbib.cgi?PPN358787041]) und Vol. 87 (1869; [http://www-gdz.sub.uni-goettingen.de/cgi-bin/digbib.cgi?PPN358787378]).

: Der "Ersch-Gruber" gilt als umfangreichste Enzyklopädie des Abendlandes, als prototypisches Dokument des deutschen [[Idealismus]] ([http://www.deutsches-museum.de/bib/entdeckt/alt_buch/lit1200.htm]) und ''"Riesen- und Ehrenwerk teutscher Gründlichkeit und teutschen Fleißes"'' (Pölitz, ''Vermischte Schriften aus den Kreisen der Geschichte, der Staatskunst, und der Literatur überhaupt'', Band. 2, Leipzig 1831, 226). Die monumentale Enzyklopädie genießt auch internationales Ansehen: Der Enzyklopädiker Richard Collison bezeichnet sie als ''"the greatest Western encyclopaedia ever attempted"'' (Robert Collison, ''Encyclopaedias. Their history throughout the ages. A bibliographical guide with extensive historical notes to the general encyclopaedias issued throughout the world from 350 B.C. to the present day'', New York, London 1966, 182)

: Die ''Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste'' wurde vom Göttinger Digitalisierungs-Zentrum der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen vollständig digitalisiert und ist im Internet erreichbar unter [http://www.bibliothek.uni-regensburg.de/dbinfo/warpto.phtml?bib_id=ub_r&color=1&titel_id=2166&url=http%3A%2F%2F134.76.163.65%2Fagora_docs%2F141451TABLE_OF_CONTENTS.html].

====== Entwicklung der Konversationslexika ======

Unter einem '''Konversationslexikon''' versteht man seit dem [[19. Jahrhundert]] ein allgemeines und umfassendes Lexikon, das dem Leser die für eine Konversation im Salon notwendige Bildung vermittelt. Der Übergang zur [[Enzyklopädie]] ist fließend.

Zu Geschichte und Entwicklung: Siehe [[Konversationslexikon]].

====== [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] ======

* [[VEB Bibliographisches Institut]] und [[VEB Verlag Enzyklopädie]]

: Der ''VEB Bibliographisches Institut'' und der ''VEB Verlag Enzyklopädie'' veröffentlichten [[1953]] in Leipzig das ''Lexikon A-Z in einem Band''; es handelt sich dabei um das erste marxistische Lexikon in deutscher Sprache.

===== [[Schweiz]] =====

Eine frühe Schweizer Enzyklopädie sind die Wickiana, die der Zürcher Theologe [[Johann Jakob Wick]] (1522 - 1588) gemeinsam mit seinen Amtsbrüdern erarbeitete.

In der Schweiz waren im [[17. Jahrhundert|17.]] und [[18. Jahrhundert]] vor allem die deutschsprachigen Enzyklopädien verbreitet. Daneben entstanden jedoch auch einige national ausgerichtete Lexika.

* [[Johann Jacob Leu]] ([[1689]]-[[1768]]) und [[Hans Jakob Holzhalb]] ([[1720]]-[[1807]])

: Das von dem Zürcher Bürgermeister ''Johann Jacob Leu'' zwischen [[1747]] und [[1765]] in Zürich herausgegebene ''[[Allgemeines Helvetisches, Eydgenössisches, Oder Schweitzerisches Lexicon|Allgemeine, helvetische, eydgenössische, oder schweitzerische Lexicon]]'' in 20 Bänden gilt als erster Vertreter der national ausgerichteten Lexika in der Schweit. Zwischen [[1786]] und [[1795]] erschienen sechs Supplementbände mit insgesamt 3'826 Seiten, die von dem Apotheker [[Hans Jakob Holzhalb]] herausgegeben wurden.

: ''"Auf 11'368 Seiten in (geschätzten) rund 20'000 Stichwörtern wurde "alles" beschrieben was die Schweiz betraf und was damals für wichtig gehalten wurde [...]. Leus Werk [...] nennt vorwiegend schweizerische Orte, Familiennamen und einzelne Personen, ferner Bistümer, Gemeine Herrschaften (= Untertanengebiete), Stifte, Klöster, Schlösser, Berge, Täler, Seen oder Bäder. Wesentlich seltener findet man Begriffe aus dem damaligen Recht, aus Politik und Handel oder zur Ethnologie"'' (in [http://www.bsz-bw.de/depot/media/3400000/3421000/3421308/95_0141.html]).

* [[Heinrich Türler]], [[Marcel Godet]] und [[Victor Attinger]]

: ''Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz'' (HBLS), [[1921]]-[[1934]]. Band 1 - 7 + Supplemente.

* [[Historisches Lexikon der Schweiz]] (dt.: HLS, frz.: DHS)

:Erste historische Enzyklopädie zur Geschichte der Schweiz, die parallel in allen drei Amtssprachen und in der vierten Landessprache in Auszügen simultan erscheint. Laufendes Projekt. Derzeit (2004) zwei Bände im Druck erschienen. Online-Version unter [http://www.lexhist.ch] in Bearbeitung.

===== [[Österreich]] =====

Auch in Österreich waren im [[18. Jahrhundert|18.]] und [[19. Jahrhundert]] vor allem die deutschsprachigen Enzyklopädien verbreitet. Daneben entstanden jedoch auch einige national ausgerichtete Lexika.

* [[Franz Gräffer]] und [[Johann Jakob Czikann]]

: Zwischen [[1835]] und [[1838]] (andere Quellen: [[1837]]) erschien in Wien die ''Österreichische National-Encyclopädie oder alphabetische Darlegung der wissenswürdigsten Eigenthümlichkeiten des österreichischen Kaiserthumes'' in sechs Bänden und einem Supplementband. Das Werk gilt als erste national ausgerichtete österreichische Enzyklopädie.

* [[Constant von Wurzbach]]

: Zwischen [[1856]] und [[1891]] erschien das ''Biographische Lexikon des Kaiserthums Österreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben''.

* Anfang des [[20. Jahrhundert|20. Jahrhunderts]]: ''Neue Österreichische Bibliographie''

* Nach [[1945]]: ''Österreichische Biographische Lexikon'' (unvollendet, aber noch in Bearbeitung).

* [[Maria Bamberger]] und [[Franz Maier-Bruck]]

: Zwischen [[1966]] und [[1968]] erschien das ''Österreich-Lexikon'' in zwei Bänden und einem Supplementheft. Eine Fortschreibung dieses Werks mit ca. 14.000 Stichwörtern erschien [[1995]]; der Inhalt ist vollständige in dem gleichnamigen Online-Nachschlagewerk unter http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop erreichbar.

===== [[Niederlande]] =====

* [[Anthony Winkler Prins]] ([[1817]]-[[1908]])

: Der niederländische Pfarrer und Schriftsteller ''Anthony Winkler Prins'' veröffentlichte zwischen [[1870]] und [[1882]] in Amsterdam das niederländische Großlexikon ''Winkler Prins Geillustreerde Encyclopaedie''. Das Werk umfasste 16 Bände und basiert auf der Grundlage von Brockhaus-Material. Es handelt sich dabei um die erste bedeutende niederländische Enzyklopädie; sie wurde zwischenzeitlich neu konzipierte und erscheint bis heute.


===== [[Belgien]] =====

* ''Patria Belgica. Encyclopédie nationale'', 3 Bände, Brüssel [[1875]]; gilt als die erste belgische Enzyklopädie.


===== [[Frankreich]] =====

[[bild:ENC_1-NA5_600px.jpeg|thumb|Titelseite der "Encyclopédie" von Diderot und d'Alembert von 1751-1772]]
Die wohl berühmteste frühe Enzyklopädie im heutigen Verständnis ist die [[Französische Sprache|französischsprachige]] ''[[Encyclopédie]]'' (''Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers''), die von [[Jean Baptiste le Rond d'Alembert|Jean Baptiste le Rond d'Alembert]] und [[Denis Diderot]] herausgegeben wurde; d'Alembert definierte "Enzyklopädie" hier als ''"dictionnaire raisonné"'' ("Komplexes Wörterbuch").

Denis Diderot beschreibt das Vorhaben der ''Encyclopédie'' folgendermaßen:

: ''"Bei der lexikalischen Zusammenfassung alles dessen, was in die Bereiche der Wissenschaften, der Kunst und des Handwerks gehört, muss es darum gehen, deren gegenseitige Verflechtungen sichtbar zu machen und mithilfe dieser Querverbindungen die ihnen zugrunde liegenden Prinzipien genauer zu erfassen [...] es geht darum, die entfernteren und näheren Beziehungen der Dinge aufzuzeigen, aus denen die Natur besteht und die die Menschen beschäftigt haben, ein allgemeines Bild der Anstrengungen des menschlichen Geistes auf allen Gebieten und in allen Jahrhunderten zu entwerfen."'' (aus dem "Discours préliminaire" der ''Encyclopédie'')

: ''"Tatsächlich zielt eine Enzyklopädie darauf ab, die auf der Erdoberfläche verstreuten Kenntnisse zu sammeln, das allgemeine System dieser Kenntnisse den Menschen darzulegen, mit denen wir zusammenleben, und es den nach uns kommenden Menschen zu überliefern, damit die Arbeit der vergangenen Jahrhunderte nicht nutzlos für die kommenden Jahrhunderte gewesen sei; damit unsere Enkel nicht nur gebildeter, sondern gleichzeitig auch tugendhafter und glücklicher werden, und damit wir nicht sterben, ohne uns um die Menschheit verdient gemacht zu haben."'' (im Artikel "Encyclopédie")

In einem Brief an seine Freundin [[Sophie Volland]] erörterte Diderot die aufklärerische Zielsetzung weiter:

: ''"Dieses Werk wird sicher mit der Zeit eine Umwandlung der Geister mit sich bringen, und ich hoffe, dass die Tyrannen, die Unterdrücker, die Fanatiker und die Intoleranten dabei nicht gewinnen werden. Wir werden der Menschheit gedient haben [...]"''

Die Veröffentlichung der ''Encyclopédie'' wurde [[1772]] mit dem 28. Band abgeschlossen; das monumentale Werk enthält in 17 Textbänden mit durchschnittlich 950 zweispaltigen Seiten und auf rund 18.000 Seiten Text 71.818 Artikel und 2.885 Illustrationen, elf Bände bestehen ausschließlich aus Bildtafeln mit 2.575 Erläuterungen zu den Abbildungen. Insgesamt sind 20.736.912, darunter 391.893 verschiedene Wörter enthalten (vgl. [http://www.kfunigraz.ac.at/ub/ausstellungen/encyclopedie/encyclopedie.html]).

Ergänzt wurde das Werk durch ein "Supplément", vier Textbände und ein Bildtafel-Band (erschienen von [[1776]] bis [[1777]]). [[1800]] gab der Verleger Panckoucke ein Register in zwei Bänden heraus , das "Table analytique et raisonnée de l'Encyclopédie" und sein "Supplément" ausgearbeitet von Pastor Mouchon.

Die ''Encyclopédie'' war ein enormer finanzieller Erfolg; bis [[1789]] wurden rund 24.000 Exemplare abgesetzt; dazu ein Vergleich: Eine Enzyklopädie galt als sehr erfolgreich, wenn etwa 2.000 Exemplare verkauft wurden; etwa 1.500 Subskribenten reichten beispielsweise zur Finanzierung des ''Zedler'' aus.

Die ''Encyclopédie'' ist die letzte bedeutende Enzyklopädie, die einen [[Stammbaum des Wissens]] nach Art [[Francis Bacon|Francis Bacons]] bietet, aber bereits an mehreren bedeutsamen Stellen von diesem abweicht; sie leitet damit einen ''"erkenntnistheoretischen Richtungswechsel [ein], der die Topographie allen menschlichen Wissens verandelte"'' (Robert Darnton); vergleiche auch hierzu die [[Katographie des Wissens]].

Bedeutende Folgewerke der ''Encyclopédie'':

* [[Charles Joseph Panckoucke]]

: Der Verleger ''Charles Joseph Panckoucke'' versuchte mit der ''Encyclopédie méthodique'' eine Neubearbeitung und Aufteilung der ''Encyclopédie'' Diderots und d'Alemberts in verschiedene Fachlexika vorzunehmen; er teilte den Stoff dafür auf 50 Sachgebiete auf. Zwischen [[1781]] ([[1782]] [?]) und [[1832]] erschienen immerhin 167 Bände, dann gab Panckoucke das Vorhaben auf.

===== [[Italien]] =====

Enzyklopädien in [[Italienische Sprache|italienischer Sprache]]:

* [[Vincenzo Maria Coronelli|Vincenzo Coronelli]] ([[1650]]-[[1718]])

: Der Kosmograph und Kartograph ''Vincenzo Maria Coronelli'' veröffentlichte zwischen [[1701]] und [[1706]] in Venedig die ''Biblioteca Universale Sacro-Profana'' (kurz: ''Biblioteca universale''. Von dem ursprünglich auf 45 Bände mit 300.000 Stichwörtern angelegten alphabetisch gegliederten Werk erschienen jedoch nur die ersten sechs (andere Quellen: sieben [?]) Bände. Allein der Buchstabe A umfasste vier Bände mit fast 2.700 Begriffen

: Die ''Biblioteca universale sacro-profana'' ist die erste Enzyklopädie in italienischer Sprache und wird gelegentlich (irrtümlich) als erste alphabetisch sortierte Enzyklopädie überhaupt genannt. Coronellis Enzyklopädie ist auch ein Vorläufer der späteren [[Konversationslexikon|Konversationslexika]].

* Enciclopedia Italiana (Treccani).

===== [[Griechenland]] =====

* Die ''Megale hellenike enkyklopaideaia'' erschien zwischen [[1927]] und [[1934]], also bereits wenige Jahre nach Gründung der Republik ([[1924]]), in Athen mit einem Umfang von 24 Bänden; ein Jahr nach Abschluss der Ausgabe wurde Griechenland nach einer Volksabstimmung wieder zur Monarchie ([[1935]]). Es handelt sich dabei um die erste bedeutende Enzyklopädie der Neuzeit in griechischer Sprache.

===== [[Türkei]] =====

* Die ''Hayat Ansiklopedisi'' erschien ab [[1932]], also ein knappes Jahrzehnt nach Gründung der Republik ([[1923]]), in Istanbul; es handelt sich dabei um die erste türkische Enzyklopädie.


===== [[Spanien]] =====

Enzyklopädien in [[Spanische Sprache|spanischer Sprache]]:

* [[Francisco de Paula Mellado]] (?)

: ''Francisco de Paula Mellado'' gab zwischen [[1851]] und [[1855]] in Madrid die ''Enciclopedia moderna'' in 34 Bänden heraus. Es handelt sich dabei um die erste bedeutende Enzyklopädie in spanischer Sprache. Supplemente erschienen [[1864]] und [[1865]].

* ESPASA

===== [[Portugal]] =====

* [[Manuel Pinheiro Chagas]] (* [[1842]], &dagger [[1895]])

: ''Manuel Pinheiro Chagas'' gab zwischen [[1876]] und [[1890]] in Lissabon das ''Diccionário popular, histórico, geográphico, mythológico, biográphico, artístico, bibliográphico e litterario'' in 17 Bänden heraus; das Werk gilt als die älteste bedeutende portugiesische Enzyklopädie.


===== [[Großbritannien]] =====

Im angelsächsischen Raum kann die Enzyklopädie auf den britischen Physiker [[Thomas Browne|Sir Thomas Browne]] ([[1605]]-[[1682]]) zurückgeführt werden, der den Begriff ''encyclopaedia'' für sein Kompendium widerlegter, aber verbreiteter Irrtümer (die ''Pseudodoxia Epidemica'') im Jahre [[1646]] (6. Auflage [[1676]]) nutzte: ''"and therefore in this Encyclopaedie and round of knowledge, like the two great and exemplary wheeles of heaven, we must observe two circles"''.

Noch häufiger wird das enzyklopädische Format zurückgeführt auf [[John Harris]], der [[1704]] sein ''Lexicon technicum'' veröffentlichte.

[[Ephraim Chambers]], ''Cyclopedia, or an Universal Dictionary of Arts and Sciences'' ([[1728]]), wird gelegentlich als erste englischsprachige Enzyklopädie genannt.

Die von [[William Smellie]] herausgegebene [[Encyclopædia Britannica]] begann zunächst bescheiden: Zwischen [[1768]] und [[1771]] wurde sie in drei Bänden veröffentlicht.

Die 11. Auflage der ''Britannica'' von [[1911]] bildet einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der [[Enzyklopädistik]]; diese Auflage ist mittlerweile gemeinfrei ([[public domain]]). Geschätzt wird die ''Encyclopædia Britannica (EB)'' besonders aufgrund ihrer fundierten Hintergrundartikel.


===== [[Russland]] und [[Sowjetunion]] =====

Enzyklopädien in [[Russische Sprache|russischer Sprache]]:

* [[Wassili Nikititsch Tatischtschew]] (?)

: ''Leksikon Rossijskoj'', 3 Bände, [[1793]] - die erste russische Enzyklopädie

* Brockhaus-Efron

: [[Entsiklopedicheskii Slovar]] (auch: ''Enciklopediceskij slovar'', 43 Bde., [[1890]]-[[1907]])

* Die ''Bol`saja sovetskaja enciklopedija'' (Большая Советская Энциклопедия; deutsch: [[Große Sowjetische Enzyklopädie]]) erschien zwischen [[1926]] und [[1947]] in Moskau mit einem Umfang von 65 Bänden. Es handelt sich dabei um die erste sowjetische Enzyklopädie.

Während der Zeit des Stalinismus wurde die Enzyklopädie als politische Waffe benutzt. Wenn eine bekannte Person verschwand, wurde allen Teilnehmern der Enzyklopädie ein neue Eintragung zum überschreiben der Eintragung geschickt. Wer auch immer verschwand wurde somit effektiv aus der allgemeinen Erinnerung gelöscht.

Online-Suche in der Enzyklopädie in Russisch - http://encycl.yandex.ru/


===== [[Ukraine]] =====

* [[1959]]-[[1965]]: ''Ukrainski Radjanska Enziklopedija'' ("Ukrainische Sowjetenzyklopädie"), Bände 1-17, Kiew. Vermutlich die erste ukrainische Enzyklopädie.

===== [[Estland]] =====

* [[Karl A. Herman]] (?)

: ''Karl A. Herman'' gab das ''Eesti üleüldise teaduse raamat ehk encyclopädia konversationilexikon'' ab [[1900]] in Tartu (Dorpat) heraus. Es handelt sich dabei um die erste estländische (estnische) Enzyklopädie.


===== [[Lettland]] =====

* Die ''Konversacijas vardnica'' erschien zwischen [[1892]] und [[1898]] in Riga [?] mit 27 Lieferungen; das Werk gilt als erste lettische Enzyklopädie, blieb jedoch unvollendet (bis Stichwort "Kristjans").

===== [[Litauen]] =====

* Die ''Lietuviska enciclopedija'' erschien zwischen [[1931]] und [[1944]] in Kaunas mit einem Umfang von neun Bänden; es handelt sich dabei um die erste litauische Enzyklopädie.

===== [[Rumänien]] =====

* [[1842]] wurde von das ''Leksikonul de conversatie, prelucrat si publicat de o societate literara sub directia Agai G. Asaki'' ("Konversationslexikon, bearbeitet und herausgegeben von einer literarischen Gesellschaft unter dem Vorsitz des Aga G. Asaki") veröffentlicht.

* [[Cornelius Diaconovich]] (?)

: Die ''Enciclopedia Româna'' (''Enciclopedia romana, publicata din insarcinarea si sub auspiciile Asociatiunii pentru literatura romana si culturea poporulu iroman'', "Rumänische Enzyklopädie, herausgegeben im Auftrag und unter den Auspizien der Gesellschaft für rumänische Literatur und die Kultur des rumänischen Volkes") wurde zwischen [[1898]] und [[1904]] in Sibiu (Hermannstadt) in drei Bänden herausgegeben. Das Werk gilt als erste rumänische Enzyklopädie.

* [[1938]]-[[1943]]: ''Enciclopedia Romaniei'' ("Enzyklopädie Rumäniens"), 4 Bände, Bukarest

* [[1940]]: ''Enciclopedia "Cugetarea"'' ("Lexikon "Cugetarea"''), 2 Bände

===== [[Bulgarien]] =====

* [[L. J. Kasarov]] (?)

: ''L. J. Kasarov'' gab das enzyklopädische Wörterbuch ''Enciklopediceski recnik'' zwischen [[1899]] und [[1907]] in Plovdiv in drei Bänden heraus. Es handelt sich dabei wohl um die älteste bulgarische Enzyklopädie.

===== [[Polen]] =====

Enzyklopädien in [[Polnische Sprache|polnischer Sprache]]:

* [[Samuel Orgelbrand]] ([[1810]]-[[1868]])

: Der Buchhändler ''Samuel Orgelbrand'' verlegte zwischen [[1859]] und [[1868]] in Warschau die ''Encyklopedia Powszechna'' (auch: ''Encyklopedja powszechna''; deutsch: "Allgemeine Enzyklopädie") in 28 Bänden. Ein Nachdruck erschien [[1884]]), eine neue Auflage zwischen [[1877]] und [[1879]] in 12 Bänden. Es handelt sich bei der ''Encyklopedia Powszechna'' um die erste bedeutende Enzyklopädie in polnischer Sprache.


===== [[Slowakei]] =====

Enzyklopädien in [[Slowakische Sprache|slowakischer Sprache]]:

*[[Pavel Bujnák]]

: Pavel Bujnák war 1932 der Hauptautor des ''Slovenský náučný slovník'' (I-III), der ersten größeren Enzyklopädie in slowakischer Sprache. In der Slowakei wurden jedoch schon vorher u.a. Enzyklopädien in der verwandten tschechischen Sprache verwendet, die auch auf Themen der Slowakei eingingen. Als erste Enzyklopädie der Slowakei gilt die Enzyklopädie von Martin Sentiváni, die in der damaligen Schriftsprache Latein verfasst wurde.


===== [[Ungarn]] =====

Enzyklopädien in [[Ungarische Sprache|ungarischer Sprache]]:

* [[Apáczai Csere János]] (bzw. ''János Apáczi Csere''; [[1625]]-[[1659]])

: ''Apáczai Csere János'' veröffentlichte [[1655]] (andere Quellen: [[1653]]) in Utrecht (andere Quellen: Amsterdam) im Verlag Joannis a Waesberge die ''Magyar Encyclopaedia, azaz minden igaz és hasznos bölcsességnek szép rendbe foglalása és magyar nyelven világra bocsátása'' (kurz: ''Magyar Encyclopaedia''; deutsch: "Ungarische Enzyklopädie, also alle wahren und nützlichen Weisheiten in schöne Ordnung gefasst und auf ungarische Sprache in die Welt geschickt"). Sie umfasst einen Band mit rund 370 Seiten.
: Die ''Magyar Encyclopaedia'' gilt als die erste Enzyklopädie überhaupt in ungarischer Sprache (vergleiche auch [http://www.jate.u-szeged.hu/~comenius/Apaczai.htm] und [http://www.phil-inst.hu/nyiri/MinTud_ger.htm])

* [[Gábor Döbrentei]]

: ''Gábor Döbrentei'' veröffentlichte zwischen [[1831]] und [[1834]] im Verlag Heckenast, [[Pest]], das ''Közhasznú Ismeretek Tára'' ("Allgemeines Konversationslexikon). Es umfasst zwölf Bände mit jeweils durchschnittlich 500 Seiten.

===== [[Tschechien]] =====

Enzyklopädien in [[Tschechische Sprache|tschechischer Sprache]]:

* [[Frantisek Palacky|František Palacký]] (* Hodslavice [Nordmähr. Kr.] 1798, † Prag 1876)

: Der tschechische Historiker und Politiker ''František Palacký'' unternahm den ersten Versuch, eine tschechische Enzyklopädie vom Typ des Brockhaus-Lexikons herauszugeben; wegen fehlender finanzieller Mittel konnte er das Vorhaben jedoch nicht verwirklichen.

* [[Franz Ladislaus Rieger]] (* Semil [[Kr. Gitschin]] 1818, † [[Prag]] 1903)

: Der tschechische Publizist und Politiker ''Franz Ladislaus Rieger'' veröffentlichte zwischen [[1860]] und [[1874]] in Prag das Konversationslexikon ''Slovník naučný'' in zehn Bänden und einem Ergänzungsband. Die ''Slovník naučný'' gilt als erste Enzyklopädie in tschechischer Sprache.

* [[J. Otto]]

: [[1888]]-[[1909]]: ''Ottuv slovník naucný'' ("Ottos Konversationslexikon"), 28 Bände, Prag

* [[J. Otto]]

: [[1930]]-[[1943]]: ''Ottuv slovník naucný nové doby'' ("Ottos Konversationslexikon der neuen Zeit"), 6 Bände, Prag

===== [[Jugoslawien]], [[Serbien]], [[Kroatien]], [[Slowenien]] =====

* [[St. Stanojevic]] (?)

: ''St. Stanojevic'' veröffentlicht zwischen [[1925]] und [[1929]] in [[Zagreb]] die ''Narodna enciklopedija srpsko-hrvatsko-slovenacka'' (deutsch: "Serbokroatisch-slowenische Enzyklopädie") in zwei Ausgaben mit vier bzw. fünf Bänden, eine in kyrillischer und eine in lateinischer Schrift. Das Werk gilt als erste jugoslawische [?] Enzyklopädie.

: <small>''[Anmerkung: Das Gebiet Jugoslawiens gehörte bis [[1918]] zu [[Österreich-Ungarn]], zum [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reich]] bzw. zum [[Königreich Serbien]]. Der Staat [[Jugoslawien]] wurde erst [[1929]] formal gegründet.]''</small>

===== [[Schweden]] =====

Enzyklopädien in [[Schwedische Sprache|schwedische Sprache]]:

* [[Jacob Johann Ankarström]] und [[Carl Christophersson Gjörwell]]

: ''Jacob Johann Ankarström'' und ''Carl Christophersson Gjörwell'' gaben zwischen [[1777]] und [[1778]] in Stockholm die ''Encyclopedie, eller Fransyskt och Swenskt real-och nominal-lexicon'' heraus. Das Werk gilt als erstes schwedisches enzyklopädisches Lexikon, wurde jedoch nie vollendet (mit Tl. 1, Abt. 1,2).

* [[P. G. Berg]]

: ''P. G. Berg'' veröffentlichte zwischen [[1845]] und [[1852]] in Stockholm das ''Svenskt Konversations-Lexicon'' in vier Bänden; es gilt als erste schwedische Enzyklopädie und ist stark von Brockhaus beeinflusst.

* C. E. Gernandt: [[Nordisk familjebok]]
: Die größte schwedische Enzyklopädie aller Zeiten war mit 38 Bänden die 2. Auflage von ''Nordisk familjebok'' (1904-1926). Schon im Jahr 1874 hatte der Verleger, Buchdrucker und Zeitungsausgeber Christian Emanuel Gernandt einen Redakteur angestellt um eine Enzyklopädie in 6 Bänden auszugeben, aber die erste Auflage würde erst mit 18 Bänden im Jahr 1896 und 2 Ergänzungsbänden im Jahr 1899 fertig. Im Jahr 1958 erschien das letzte Band der 4. Auflage. Das Redaktionsarchiv der 1. und 2. Auflage sind in der Handschriftsammlung der Königlichen Bibliothek in Stockholm zu finden. Gleichzeitig erschien mehrere andere, nicht ganz so große Nachschlagewerke, mit größerem kommerziellen Erfolg (Verlage Bonniers und Åhlén & Åkerlund).

===== [[Norwegen]] =====

* [[Johan Christian Johnsen]] (* [[23. Juli]] [[1815]],† [[2. Februar]] [[1898]] [?])

: ''Johan Christian Johnsen'' gab zwischen [[1879]] und [[1888]] in Kristiana das ''Norsk haandlexikon for almennyttige kundskaber'' (deutsch: "Norwegisches Handlexikon für allgemeinnütziges Wissen") in drei Bänden heraus; das Werk gilt als erste norwegische Enzyklopädie (vergleiche auch [http://www.kunnskapsforlaget.no/staticpages/diverse/verdtavite/gundersen.jsp]).

===== [[Finnland]] =====

* Die ''Tietosanakirja'' erschien zwischen [[1908]] und [[1919]] in Helsinki in zehn Bänden; ein Ergänzungsband wurde [[1922]] veröffentlicht. Es handelt sich dabei um die erste finnische Enzyklopädie.

==== Asien ====

===== [[Indien]] =====

* [[K. M. Banerjea]]

: ''K. M. Banerjea'' gab zwischen [[1846]] und [[1850]] in Kalkutta die ''Encyclopaedia Bengalensis'' in zwölf Bänden heraus; das in englischer Sprache abgefasste Werk gilt als älteste bekannte indische Enzyklopädie.

===== [[Indonesien]] =====

* Die ''Encyclopaedie van Nederlandsch-Indië'' wurde um [[1895]] und [[1905]] in Den Haag in vier Bänden herausgegeben; es handelt sich dabei wohl um die erste indonesische Enzyklopädie.


==== Amerika ====

===== [[USA]] =====

* [[Francis Lieber]] (= [[Franz Lieber]], * Berlin 1798, † New York 1872)

: Der amerikanischen Staatswissenschaftler deutscher Herkunft ''Francis Lieber'' gab zwischen [[1829]] und [[1833]] in Philadelphia die ''Encyclopedia Americana'' (kurz: ''The Americana'') heraus. Das Werk umfasste 13 Bände und basierte auf der 7. Auflage des Brockhaus Konversationslexikons ''Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie für die gebildeten Stände'' in 12 Bänden (Leipzig [[1827]]-[[1829]]). Die ''Americana'' gilt als die erste bedeutende amerikanische Enzyklopädie. Seitdem sind mehrere Neuausgaben erschienen, die sich noch immer am Vorbild des deutschen Konversationslexikons orientieren; zur laufenden Aktualisierung wird seit 1923 ''The Americana annual'' herausgegeben.

* Ab [[1909]] veröffentlicht der New Yorker Verlag Nelson ''Nelson's perpetual looseleaf encyclopaedia'' in zwölf Bänden. Es handelt sich dabei um den ersten Versuch, ein Lexikon in Form einer [[Loseblattsammlung]] herauszugeben und so ständig aktuell zu halten; die einzelnen Loseblatt-Seiten dieser Enzyklopädie trugen das Datum der Veröffentlichung und konnten gegen aktualisierte neue Seiten ausgewechselt werden.

===== [[Kanada]] =====

* Die ''The Encyclopedia of Canada'' erschien zwischen [[1935]] und [[1937]] in Toronto in sechs Bänden; das Werk gilt als erste kanadische Enzyklopädie.

==== Australien ====

===== [[Australien (Kontinent)|Australien]] und [[Ozeanien]] =====

* [[David Blair]] (?)

: ''David Blair'' veröffentlichte [[1881]] in Melbourne die einbändige ''Cyclopaedia of Australasia''; es handelt sich dabei um die älteste australische Enzyklopädie.



== [[Gegenwart]] ==

=== Zeitgenössische Kultur-, Staats- und Nationalenzyklopädien ===

* [[Bolschaja Russkaja Enziklopedia]] (''Bol'schaja sowjetskaja enciklopedija'', BSE; deutsch: "Große Sowjetenzyklopädie" bzw. [[Große Sowjetische Enzyklopädie]]) in [[Russische Sprache|russischer Sprache]]
** 1. Ausgabe, ''Bolsaja Sovetskaja Enciklopedija'', herausgegeben von der Aktionärsgesellschaft ''Sowjetische Enzyklopädie'', ab [[1930]] Staatlicher Enzyklopädieverlag ''Sowjetische Enzyklopädie'', später Staatliches Institut ''Sowjetische Enzyklopädie'', 65 Bände, Moskau [[1926]]-[[1947]];
** 2.Ausgabe, auf Weisung des Ministerrats [[1949]] veranlasst: ''Bolsaja Sovetskaja Enciklopedija'', herausgegeben von der Staatlichen Akademie Moskau, 50 Bände plus ein Ergänzungsband, Moskau [[1949]]-[[1958]]; 2 Reg.-Bände [[1960]].

* ''Enciclopedia Italiana'' ([[1929]]-[[1937]])

* ''Die große Enzyklopädie Chinas'', [[1980]] ff., geplant auf einen Umfang von etwa 80 Bänden

* [[Schwedische Nationalenzyklopädie]] (''Nationalencyklopedin''), [[1989]] bis [[1996]], 20 Bände (Verlag Bra Böcker AB).

* ''Encyclopaedia Judaica'' (publiziert ab [[1971]], englischsprachig; Jerusalem: Keter; New York: Macmillan), geht zurück auf die deutsche ''Encyclopaedia Judaica'' (Berlin: Eschkol [[1928]]-[[1934]]; nur partiell erschienen, Bände A-Lyra).

* ''Illustrated Australian Encyclopaedia,'' (publiziert ab [[1925]] von Arthur Wilberforce Jose und Herbert James Carter)

* ''Schweizer Lexikon in 7 Bänden'', herausgegeben ab [[1945]] von [[Gustav Keckeis]]

=== Zeitgenössische Universalenzyklopädien ===

''Siehe auch:'' [[Wikipedia:Geschichte der Wikipedia|Geschichte und Entwicklung der Wikipedia]]

Aktuelle Enzyklopädien nach Sprache (in alphabetischer Reihenfolge): Siehe [[Verzeichnis der Enzyklopädien nach Sprachen]]

=== Enzyklopädien auf CD-ROM und DVD-ROM ===

Siehe [[Enzyklopädie]]

=== Enzyklopädien im Internet ===

* [[Wikipedia]] - [[Wikipedia:Sprachen]]
* [[H2G2]]
* [[Everything2]]

* Historische und aktuelle Nachschlagewerke im Internet - http://www.biblint.de/nachschlagewerke.html
* Ökonomische Encyklopädie: Bibliographie - Enzyklopädisches Umfeld - Technologisch-ökonomische Lexika von der Neuzeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts - http://www.kruenitz1.uni-trier.de/biblio/toel.htm

''Siehe auch:'' [[Nachschlagewerke im Internet]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Robert L. Collison: ''Encyclopaedias: their history throughout the ages: A bibliographical guide with extensive historical notes to the general encyclopaedias issued throughout the world from 350 B.C. to the present day.'' 2.&nbsp;Auflage. Hafner, New York 1966, {{OCLC|220101699}} (englisch).

* Ulrich Dierse: ''Enzyklopädie. Zur Geschichte eines philosophischen und wissenschaftstheoretischen Begriffs.'' Bouvier, Bonn 1977, ISBN 3-416-01350-6.
* Hans-Joachim Diesner und Günter Gurst (Herausgeber): ''Lexika gestern und heute''. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut [[1976]]
* Hans-Joachim Diesner, Günter Gurst (Hrsg.): ''Lexika gestern und heute.'' VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1976, {{DNB|770509673}}.
* Robert L. Collison: ''Encyclopaedias: their history throughout the ages. A bibliogr. guide with extensive histor. notes to the general encyclopaedias issued throughout the world from 350 B.C. to the present day''. New York u.a. [[1964]] ([[1966]] [?])
* Monika Estermann: ''Enzyklopädien und Lexika''. In: Museum der Bücher. Hrsg. von Hans Adolf Halbey (Die bibliophilen Taschenbücher ; 500). Dortmund [[1986]]
* Monika Estermann: ''Enzyklopädien und Lexika.'' In: Hans Adolf Halbey (Hrsg.): ''Museum der Bücher.'' (= ''Die bibliophilen Taschenbücher.'' Band 500). Harenberg, Dortmund 1986, ISBN 3-88379-500-3, S. 316–353.
* F. M. Eybl u. a. (Herausgeber): ''Enzyklopädien der Frühen Neuzeit. Beiträge zu ihrer Erforschung''. Tübingen: Niemeyer [[1995]]
* Franz M. Eybl u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Enzyklopädien der Frühen Neuzeit. Beiträge zu ihrer Erforschung.'' Niemeyer, Tübingen 1995, ISBN 3-484-10709-X.
* Harald Fuchs: ''Enzyklopädie''. In: ''[[Reallexikon für Antike und Christentum]].'' Band 5. Stuttgart 1960, Sp. 504–515.
* M. Fuhrmann: ''Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters''. Frankfurt a. M.: Insel [[1999]] ISBN 3-458-16978-4
* [[Manfred Fuhrmann]]: ''Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters.'' Insel, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-458-16978-4.
* Ernst Herbert Lehmann: ''Geschichte des Konversationslexikons''. Leipzig [[1934]]
* Ulrike Haß (Hrsg.): ''Große Lexika und Wörterbücher Europas. Europäische Enzyklopädien und Wörterbücher in historischen Porträts.'' De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-019363-3.
* Werner Lenz (Herausgeber): ''Kleine Geschichte großer Lexika''. Stuttgart: Fackelverlag [[1974]] (Neuausgaben Gütersloh: Lexikothek-Verlag [[1980]] und Gütersloh: Bertelsmann-Lexikon-Verlag [[1990]]). ISBN 3-570-03158-6 und ISBN 3-570-01115-1
* [[Hans-Albrecht Koch]] (Hrsg.): ''Ältere Konversationslexika und Fachenzyklopädien. Beiträge zur Geschichte von Wissensüberlieferung und Mentalitätsbildung.'' (= ''Beiträge zur Text-, Überlieferungs- und Bildungsgeschichte.'' Band 1). Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main u. a. 2013, ISBN 978-3-631-62341-1.
* Anette Selg und Rainer Wieland (Herausgeber): ''Die Welt der Enzyklopädie''. Frankfurt a. M. [[2001]]
* Bernhard Kossmann: ''Deutsche Universallexika des 18. Jahrhunderts. Ihr Wesen und ihr Informationswert, dargestellt am Beispiel der Werke von Jablonski und Zedler.'' In: ''Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe.'' Nr. 89, 5. November 1968 (= ''Archiv für Geschichte des Buchwesens.'' Band 62), S. 2947–2968.
* Gert A. Zischka: ''Index lexicorum. Bibliographie der lexikalischen Nachschlagewerke''. Wien [[1959]]
* [[Ernst Herbert Lehmann]]: ''Geschichte des Konversationslexikons.'' Brockhaus, Leipzig 1934, {{DNB|574587519}}.
* Werner Lenz (Hrsg.): ''Kleine Geschichte großer Lexika.'' Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh u. a. 1972, ISBN 3-570-03158-6.
* Tom McArthur: ''Worlds of Reference. Lexicography, learning and language from the clay tablet to the computer.'' Cambridge University Press, Cambridge 1986, ISBN 0-521-30637-X (englisch).
* Ines Prodöhl: ''Die Politik des Wissens. Allgemeine deutsche Enzyklopädien zwischen 1928 und 1956.'' Akademie-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-05-004661-7.
* Anton Ernst Oskar Piltz: ''Zur Geschichte und Bibliographie der encyklopädischen Literatur insbesondere des Conversations-Lexikon.'' In: [[Heinrich Brockhaus]] (Hrsg.): ''Vollständiges Verzeichniss der von der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig seit ihrer Gründung durch Friedrich Arnold Brockhaus im Jahre 1805 bis zu dessen hundertjährigem Geburtstage im Jahre 1872 verlegten Werke. In chronologischer Folge mit biographischen und literarhistorischen Notizen.'' Brockhaus, Leipzig 1872–1875, S. I–LXXII ([http://www.archive.org/stream/vollstndigesve00brocuoft#page/n17 Digitalisat] im [[Internet Archive]]).
* Anette Selg (Hrsg.): ''Die Welt der Encyclopédie.'' Aus dem Französischen von Holger Fock. Eichborn, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-8218-4711-5.
* Ulrike Spree: ''Das Streben nach Wissen – Eine vergleichende Gattungsgeschichte der populären Enzyklopädie in Deutschland und Großbritannien im 19. Jahrhundert.'' (''Communicatio,'' Band 24). Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 3-484-63024-8.
* Ingrid Tomkowiak (Hrsg.): ''Populäre Enzyklopädien. Von der Auswahl, Ordnung und Vermittlung des Wissens.'' (= Gedenkschrift für Rudolf Schenda). Chronos Verlag, Zürich 2002, ISBN 3-03-400550-4.
* Gert A. Zischka: ''Index lexicorum. Bibliographie der lexikalischen Nachschlagewerke.'' Verlag Brüder Hollinek, Wien 1959. (Neudruck, Hollinek, Wien 1980, ISBN 3-851-19165-X).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wikisource|Enzyklopädien und Lexika}}
* [http://www.enzyklothek.de/ ''Enzyklothek. Historische Nachschlagewerke''] (Digital library)
* [http://www.enzyklopaedie.ch/ Forschungsprojekt ''Allgemeinwissen und Gesellschaft'']
* [[Thomas Elyot]]: [http://www.stoics.com/elyots_governour.html ''The Boke named The Governour''] (Altes Englisch)
* Margarete Rehm: [http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/infopub/textbook/umfeld/rehm.html ''Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart'']. In: Institut für Bibliothekswissenschaft der Humboldt-Universität Berlin


== Einzelnachweise ==
* Margarete Rehm: ''Information und Kommunikation in Geschichte und Gegenwart'' (Humboldt-Universität, Institut für Bibliothekswissenschaft) - http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/infopub/textbook/umfeld/rehm.html
<references />
* Forschungsprojekt "Allgemeinwissen und Gesellschaft": http://www.enzyklopaedie.ch
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Aktuelle Version vom 4. September 2024, 23:06 Uhr

Wikipedia

Brockhaus EnzyklopädieEncyclopédie Cyclopaedia

Dieser Artikel behandelt vornehmlich die Geschichte der Enzyklopädie in Europa und Amerika. Die Entwicklung von Enzyklopädien in anderen Kulturkreisen wird separat dargestellt: Enzyklopädien aus dem chinesischen Kulturkreis, Enzyklopädien aus dem islamischen Kulturkreis.

Zwar wird das Wort auf das altgriechische enkyklios paideia zurückgeführt, doch entstanden Vorläufer von Enzyklopädien erst im römischen Kulturkreis. Aus dem Altgriechischen konstruierte Wortschöpfungen sind beispielsweise typisch für den Schreibstil Philipp Melanchthons (1497–1560)[1].

Der Begriff Enzyklopädie taucht zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Titel von gedruckten Wissensdarstellungen auf. Die erste bekannte Einteilung der Wissenschaften, die als Enzyklopädie betitelt wurde, ist die Encyclopedia von Johannes Aventinus, die 1517 in Ingolstadt im Druck erschien. Als erstes Gesamtwerk mit ähnlichem Titel gilt der Sammelband "Lucubrationes, vel potius absolutissima κυκλοπαιδεία" (kyklopaideia) 1538 von Joachim Sterck van Ringelbergh[2]. Ein früher Beleg für den Ausdruck findet sich bei Sir Thomas Elyot, The Boke named The Governour, London 1531[3]. 1559 wurde die Encyclopaedia seu orbis disciplinarum tam sacrarum quam prophanarum epistemon des Paul Scalich gedruckt, und Johann Heinrich Alsteds bekannte Encyclopaedia Cursus Philosophici erschien spätestens 1630.

Meist sind die frühen Werke nach dem systematischen Ordnungsprinzip aufgebaut, das in großer Varianz ausgestaltet wurde: siehe Enzyklopädie (Wissensordnung). Nennenswerte Ausnahme ist einzig die in griechischer Sprache verfasste alphabetisch gegliederte Suda aus dem 10./11. Jahrhundert.

Ende des 16. Jahrhunderts begann Francis Bacon eine methodologisch-systematische Neueinteilung der Wissenschaften. Zunehmende Säkularisierung, Reformation und Aufklärung beeinflussten maßgeblich die Entwicklung der Enzyklopädie, und umgekehrt. Auf einen Baum des Wissens baute zuletzt Denis Diderot seine Encyclopédie auf.

Ab dem 18. Jahrhundert erschienen nationalsprachliche Werke, die die lateinische Sprache ablösten. Auch wurden die ersten Enzyklopädien herausgegeben, die den Stoff lemmatisierten und ihn in alphabetischer Anordnung darboten. Schon 1728 führte Ephraim Chambers in seiner alphabetisch angeordneten Cyclopaedia die Verkettung von Artikeln durch Querverweise ein. Diese Verbindung zweier Ordnungsprinzipien war bahnbrechend und wurde seit dem 19. Jahrhundert zum Standard von enzyklopädischen und anderen Nachschlagewerken.

Geschaffen als Brücke zwischen ansonsten unvereinbaren Prinzipien, wurden Querverweise bald darauf auch zur Umgehung der Zensur genutzt, nämlich in Diderots Encyclopédie. Dieses Werk wurde hinsichtlich der Breite und der Tiefe der Darstellung zum Vorbild aller nachfolgenden Enzyklopädien. Im 18. Jahrhundert entstanden auch die ersten Spezialenzyklopädien.

Die Ende des 18. Jahrhunderts einsetzende weitere Steigerung der Darstellungstiefe führte die gedruckte Enzyklopädie in eine Sackgasse. Die Werke wurden derart umfangreich und benötigten eine so lange Bearbeitungszeit, dass sie den Bedürfnissen der Interessenten nicht mehr genügen konnten. Sie blieben daher unvollendet. Die Enzyklopädien von Panckoucke und Ersch/Gruber wurden trotzdem zu den größten jemals gedruckten Nachschlagewerken.

In der Krise der Enzyklopädie entstand seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts die Form des Konversationslexikons, das ein schnelles Erscheinen mit hinreichender Tiefe verband. Angesichts des Scheiterns der Großenzyklopädien – das Werk von Ersch/Gruber wurde 1889 eingestellt – steigerten die Konversationslexika ihre Darstellungstiefe ständig, sodass Ende des 19. Jahrhunderts wieder Enzyklopädien zur Verfügung standen.

Etwa ab den 1980er Jahren etablierte sich Englisch als neue Universalsprache in den Naturwissenschaften. Im Zuge der Wissensexplosion der Informations- und Wissensgesellschaft sowie der grundlegenden Verunsicherungen der Postmoderne wird das Fundament der Enzyklopädie in Frage gestellt: Das Paradigma des positiven Wissens wird ebenso diskutiert wie die Prämisse eines in sich abgeschlossenen Wissensraumes. Gleichzeitig bringen aktuelle Technologien wie Internet nie zuvor geahnte Möglichkeiten globaler Erfassung, Speicherung und Vernetzung von Wissen.

Antike: Vorformen der Enzyklopädie

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Griechischer Kulturkreis

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Der Begriff Enkyklios paideia („Kreis der Bildung“, lateinisch später orbis doctrinae) findet sich erstmals bei Isokrates sowie den Sophisten und bedeutet bei Hippias von Elis (um 400 v. Chr.) „universale Bildung“, die sich ein frei geborener Jüngling anzueignen habe: Grammatik, Musik, Geometrie, Astronomie und Gymnastik.

Die Anfänge der systematischen Enzyklopädie werden meist auf den griechischen Philosophen Speusippos zurückgeführt, den Neffen und Schüler Platons, der die von Platon gegründete Akademie weiterführte: Um 370 v. Chr. entstand eine Untersuchung der im Tier- und Pflanzenreich vorkommenden gleichartigen Erscheinungen, die Spezialenzyklopädie Homoia, von der nur wenige Fragmente erhalten sind.

Auch andere Philosophen, etwa Aristoteles, verfassten Abhandlungen über das Wissen ihrer Zeit, jedoch wurde keine Enzyklopädie geschaffen.

Römischer Kulturkreis

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Der Staatsmann und Schriftsteller Marcus Porcius Cato der Ältere verfasste um 150 v. Chr., kurz vor seinem Tod, die Libri ad Marcum filium (Bücher an den Sohn Marcus). Sie behandeln mit pädagogischer Zielsetzung die Fachdisziplinen Landwirtschaft, Medizin, Rhetorik und Kriegswissenschaft, sind also eine frühe (die erste lateinische) Spezialenzyklopädie.

Erster Ansatz einer umfassenden Enzyklopädie waren die Disciplinarum libri IX (kurz: Disciplinæ, um 30 v. Chr.) des Marcus Terentius Varro. Er ergänzte die Fächer der orbis doctrinae um die Medizin und die Architektur. Von seinen 41 Büchern sind nur Fragmente erhalten.

Die älteste nachweisbare alphabetisch gegliederte Enzyklopädie wurde von dem lateinischen Grammatiker Marcus Verrius Flaccus um die Zeitenwende herum verfasst; sein lexikalisches Werk De significatu verborum (Über die Bedeutung der [seltenen lateinischen] Wörter) ist jedoch verschollen und nur über die Texte des römischen Grammatikers Sextus Pompeius Festus (2. Hälfte des 2. Jahrhunderts) und des Geschichtsschreiber Paulus Diaconus (8. Jahrhundert) bekannt.

Artes liberales

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Das System der Sieben freien Künste (Septem artes liberales) wurde im 5. Jahrhundert (Datierung umstritten) von Varros spätantikem Nachfolger Martianus Capella in seiner allegorischen Enzyklopädie De nuptiis philologiæ et Mercurii (Über die Vermählung Philologias mit Merkur) erstmals verbindlich festgelegt:

Auch der römische Geschichtsschreiber Cassiodor (6. Jahrhundert) und später der spanische Gelehrte Isidor von Sevilla beziehen ihre Arbeiten auf diesen Kanon. De nuptiis philologiæ et Mercurii war im Mittelalter ein bedeutendes Unterrichtswerk und überlieferte so das römische System, dessen Fächeraufteilung erst mit dem Aufkommen von Aufklärung und Humanismus weitgehend aufgegeben wurde.

Die Naturgeschichte Plinius des Älteren

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Die älteste vollständig überlieferte systematische Spezialenzyklopädie in lateinischer Sprache verfasste der römische Historiker und Schriftsteller Plinius der Ältere. Seine Historiae naturalis libri XXXVII (Naturgeschichte in 37 Bänden) entstand bis 79 n. Chr. und umfasste in insgesamt 2.493 Kapiteln die Themenkreise Kosmologie, Geographie, Ethnologie, Anthropologie, Physiologie, Zoologie, Botanik, Pflanzliche und tierische Heilmittel (Pharmakologie), Mineralogie und Metallurgie.

Dem Verzeichnis zufolge wurden Werke von annähernd 500 Autoren verarbeitet, darunter rund 100 Quellen. Bereits 1469 wurde die Naturalis historia in Venedig gedruckt. Die erste deutschsprachige Übersetzung der Bücher 7 bis 11 (Anthropologie, Physiologie, Zoologie) wurde 1543 in Straßburg unter dem Titel Natürlicher History Fünff Bücher veröffentlicht.

Auch von Varro ist eine Spezialenzyklopädie bekannt, jedoch nicht erhalten: die römische Altertumskunde Rerum humanarum et divinarum antiquitates.

Mittelalter und Renaissance

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Gregor Reisch, Margarita Philosophica, 1503

Im Mittelalter erschienen zunächst allegorische Lehrbücher der Artes liberales, später Kompendien aller Wissenschaften und Künste, die nach systematischen Ordnungsprinzipien wie dem Sechstagewerk oder dem Katechismus gegliedert waren oder sich am Jahreslauf (Kalender) orientieren. Typische Werktitel sind Thesaurus (Schatz), Gazophylacium (Schatzhaus), Aurifodina (Goldgrube), Promptuarium (Zeughaus), Theatrum (Schauplatz) oder Acerra (Gefäß). Fortschrittlichere Werke verwenden Baummetaphern wie die Arbor porphyriana.

Die mittelalterlichen Werke sind durchwegs systematisch (statt alphabetisch) gegliedert und unabhängig vom Herkunftsland in lateinischer Sprache abgefasst. Nationalsprachliche Enzyklopädien entstehen im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Einzige wesentliche Ausnahme ist die byzantinische, in griechischer Sprache verfasste und alphabetisch gegliederte Suda.

Allegorische Lehrbücher der Artes liberales

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Bedeutende Werke der Artes liberales:

Systematische Kompendien aller Wissenschaften und Künste

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Mönchskarte im T-O-Stil:
ein wenige Zentimeter großes Schema der Welt.
„Die Philosophie thront inmitten der Sieben Freien Künste“ – Darstellung aus dem Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg

Erste Kompendien aller Wissenschaften und Künste sind ausnahmslos systematisch strukturiert, beschränken sich aber nicht notwendigerweise auf den Fächerkanon der Artes liberales. Es handelt sich dabei um Materialiensammlungen ohne philosophische Aufarbeitung des Inhalts. Die wichtigsten:

  • Isidor von Sevilla, „der Lehrmeister Spaniens“, veröffentlichte um 630 die Enzyklopädie Etymologiarum sive originum libri XX auch Origines, Originum seu etymologiarum libri XX (Zwanzig Bücher der Ursprünge oder Etymologien). Er ergänzt die Artes liberales um einen Abriss der damals bekannten Weltgeschichte. Dieses „Grundbuch des ganzen Mittelalters“ (Ernst Robert Curtius) enthält auch eine Radkarte.
    Die Etymologiae, die über Jahrhunderte hinweg als Standardwerk galten, wurden erstmals 1472 in Augsburg von Günther Zainer gedruckt; Isidors Karte ist damit der älteste Kartendruck des Abendlandes.
  • Rabanus Maurus (auch Hrabanus Maurus), Schüler Alkuins. Der Praeceptor Germaniae (Lehrmeister Deutschlands) veröffentlichte 847 eine erweiterte Neuauflage einiger Bücher aus Isidors Enzyklopädie: Die 22-bändige De rerum naturis seu de universo wurde erstmals 1473 gedruckt. Wie bereits Isidor kompilierte Hrabanus das Wissen der damaligen Zeit aus Werken antiker und frühmittelalterlicher Autoren. Bemerkenswert ist aber seine Neubewertung der Medizin: Er fordert – vor ihm undenkbar – in seiner Aufstellung klerikaler Bildungsziele erstmals auch medizinische Grundkenntnisse: „Der Mensch, der mit dem Anspruch auftrat, Krankheit heilen zu wollen, machte sich geradezu der vermessenen Ursünde der superbia schuldig, indem er gleichsam korrigierend in den Heilsplan Gottes einzugreifen trachtete“
  • Der flandrische Benediktiner-Kanonikus Lambert de Saint-Omer gilt als Autor des um 1120 entstandenen Liber Floridus, einer quasi-chronologischen Erzählung der Weltereignisse seit Erschaffung der Welt. Bei dem Werk handelt es sich um eine Kompilation aus mehr als 100 verschiedenen Werken anderer Autoren, worin biblische, astronomische, geografische und naturphilosophische Themen abgehandelt werden.
  • Herrad von Landsberg (auch Herrad von Hohenburg, gestorben nach 1196) war Äbtissin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg im Elsass. Sie schuf zwischen 1175 und 1195 den Hortus Deliciarum (Garten der Köstlichkeiten). Das Original des mit 344 Miniaturen illustrierten enzyklopädischen Werkes zur Belehrung der Klosterfrauen ist 1870 in Straßburg verbrannt, doch existiert noch heute ein ziemlich originalgetreues Faksimile von 1818.
  • Ab dem frühen 13. Jahrhundert wurde eine Reihe von Nachschlagewerken kompiliert, die nicht zuletzt als Handbücher für Prediger gedacht waren und zahlreiche Inhalte enthalten, die Übertragungen antiker Schriften aus dem Arabischen entstammen, die vorher im lateinischen Westen nicht verfügbar waren. Gesammelt wurden in diesen Werken vorrangig Merkwürdigkeiten im eigentlichen Wortensinne aus Kosmologie, Meteorologie, Medizin, Zoologie und Botanik. In kurzer Folge erstellten Alexander Neckam (De naturis rerum, vor 1217), ein Anonymus („Experimentator“, um 1220/26), Arnoldus Saxo (Liber de floribus rerum naturalium, um 1230), Thomas von Cantimpré (Liber de natura rerum, zwei Fassungen des Autors um 1226/41), Pseudo-John Folsham (Liber de naturis rerum, um 1230/40) und Bartholomaeus Anglicus (De proprietatibus rerum, um 1242/47) umfangreiche Kompendien, die zumeist innerhalb weniger Jahre teils mehrfach von anonymer Hand überarbeitet und gegenseitig als Quelle herangezogen wurden, was die Erforschung der erhaltenen Handschriften bis heute erschwert. Diese Sammlungen wurden auch im 14. und 15. jahrhundert noch als Quelle für ähnliche Werke in der Volkssprache herangezogen, so durch Konrad von Megenberg (Buch der Natur, um 1348/50), Peter Königschlacher (bůch von Naturen der ding, 1472) oder Michael Baumann (buch von der natür vnd eÿgenschafft der dingk, 1478). Einige wurden im 15. und 16. Jahrhundert auch gedruckt.
  • Ebenfalls im 13. Jahrhundert verfasste der Dominikanermönch Vinzenz von Beauvais die wohl bedeutendste Enzyklopädie des Mittelalters, den „Großen Spiegel“. In 80 Büchern hatte er mehr als 2.000 theologische Schriften und Werke griechischer, hebräischer und römischer Autoren verarbeitet. Das Speculum maius, 1474 erstmals gedruckt (vierte und letzte Auflage: Douai 1624 in 32 Büchern), besteht aus drei Teilen, aufgeteilt in fünf Bände:
    • Band 1–2: Speculum historiale – eine Historiographie von der Vertreibung aus dem Paradies bis zum Jahr 1244
    • Band 3: Speculum doctrinale
    • Band 4–5: Speculum naturale – eine Naturenzyklopädie, darunter diverse Bücher zu Pflanzenwelt, Gartenanbau, Kräutern u. a.
    • Ein geplanter vierter Teil, Speculum morale, wurde nicht realisiert, ab dem 14. Jahrhundert kursierte ein qualitativ minderwertigeres Werk unter diesem Namen und wurde später in einige Druckausgaben des Speculum maius mit aufgenommen.

Bedeutende Folgewerke:

Ringelbergs Lucubrationes …, Basel 1541, in denen das Wort kyklopaideia erstmals im Titel aufscheint.
Alsteds Encyclopaedia
  • Joachim Fortius Ringelberg, Lucubrationes vel potius absolutissima kyklopaideia (Basel, 1538).
  • Stanislav Pavao Skalić (Paul Scalich), Theologe, Humanist und Anhänger des Ramon Llull verwendete wohl als erster den Begriff Encyclopaedia im Titel seiner Encyclopaedia seu orbis disciplinarum tam sacrarum quam prophanarum epistemon …, Basel 1559.
  • Der Schweizer Philologe und Mediziner Theodor Zwinger der Ältere gab 1565, nach dem Tod seines Stiefvaters Conrad Lycosthenes, das Theatrum Vitae Humanae (Schauplatz [vielleicht eher Schaufenster] des menschlichen Lebens) heraus, eine Art Universalenzyklopädie in Latein, die nach aristotelisch-ramistischer Methode systematisch strukturiert ist. Die folgenden Auflagen von 1571, 1586 und 1604 wurden jeweils erweitert.
    Bemerkenswert an Zwingers Werk ist u. a. auch die Bezeichnung Theatrum, die in der frühen Neuzeit in zahlreichen Veröffentlichungen gebraucht wurde. Zwinger bezog sich dabei vermutlich auf Giulio Camillos erst wenige Jahre zuvor publizierte Idee des Gedächtnistheaters (Florenz 1550), mit der die Gedächtniskunst im Geiste des Neuplatonismus wiederbelebt werden sollte.
  • Johann Heinrich Alsted veröffentlichte etwa 1630 in Herborn die siebenbändige Encyclopaedia Cursus Philosophici – das Werk ist eine der letzten großen systematisch aufgebauten Enzyklopädien in lateinischer Sprache. Es nutzt die llullsche Methode zum Systematisieren der Wissenschaften (siehe Ars generalis ultima und Arbor scientiae).
    Alsteds Ansatz, mit geeigneter Didaktik und Methodik des Lehrens und Lernens sei alles Wissen jedem Menschen beizubringen, prägte nachhaltig beispielsweise den Pädagogen Comenius und den ungarischen Enzyklopädisten Apáczai Csere János (1625–1659).
  • Laurens Beyerlinck: Magnum theatrum vitae humanae in 7 Bänden – eine Neubearbeitung von Zwingers Enzyklopädie, Erstausgabe: Köln 1631; Indexband von Caspar Princtius, Köln 1631 und Venedig 1707.

Alphabetisch aufgebaute Enzyklopädien

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  • Das heute als Suda bekannte Werk ist ein byzantinisches alphabetisch geordnetes Lexikon des 10. Jahrhunderts, das in altgriechischer Sprache verfasst und bisher nie vollständig in eine lebende Sprache übersetzt wurde. Es wurde bis etwa 1930 einem Autor namens Suidas zugeschrieben, den es aber wohl nicht gab – der Titel bedeutet vermutlich „Festung“ [des Wissens].
    Die Suda enthält mehr als 32.000 Artikel über Leben und Werk antiker Autoren und über antike Geographie und Geschichte. Sie „zitiert“ häufig frei oder stützt sich auf unzuverlässige Quellen, ist aber einzigartig, worauf sich das klassische Bonmot bezieht: „Ein Schaf ist Suidas, aber eines mit goldener Wolle.“ (vermutlich von Justus Lipsius, 1547–1606).

Nationalsprachliche Enzyklopädien

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  • Bereits um 1265 hatte der italienische Dichter und Gelehrte Brunetto Latini in Paris in französischer Sprache die erste bedeutende Laienenzyklopädie verfasst: Li livres dou trésor (die Schatzbücher) sollten einen größeren Leserkreis erreichen und vor allem praktisches Wissen vermitteln, waren also ein erster Vorläufer der Konversationslexika.
  • Konrad von Megenberg verfasste um 1350 das Buch der Natur, eine allgemeine, schon ziemlich systematische Naturgeschichte, die als Beleg der Kenntnisse der damaligen Zeit interessant und zugleich durch Anführung von vielerlei Sagen und dergleichen kulturgeschichtlich wichtig ist.[4] Das Werk erschien zuerst ohne Ort und Jahr, dann Augsburg 1475 und danach öfter,[4] zuletzt neu herausgegeben von Luff und Steer, Tübingen 2003.

Fachenzyklopädien ähnlich sind mittelalterliche

Neuzeit: Francis Bacon und das Jahrhundert der Enzyklopädien

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Vorbild für die Herausgeber neuzeitlicher Enzyklopädien war der englische Philosoph Francis Bacon, der 1620 in seinem Werk Preparative toward a Natural and Experimental History einen Katalog von 130 Einzelwissenschaften auflistete. Diese für seine Zeit hohe Differenzierung war für alle seine Nachfolger ein Bezugspunkt. Im Vorwort zu seiner Encyclopédie verwies Diderot auf Bacon als Vorbild. Bacon begann noch mit der Herausgabe einer Enzyklopädie nach seinem Entwurf, konnte aber wegen seines frühen Todes nur zwei Hefte fertig stellen (1622–23)[5].

Der Begriff Enzyklopädie kann im angelsächsischen Raum auf den britischen Physiker Thomas Browne zurückgeführt werden, der 1646 in seinem Kompendium widerlegter verbreiteter Irrtümer, Pseudodoxia Epidemica, notiert: […] and therefore in this Encyclopaedie and round of knowledge, […].[6] Im Zeitalter der Aufklärung ab Ende des 17. Jahrhunderts, vor allem aber im 18., wurde „Enzyklopädie“ zum Inbegriff für ein Werk, das ein auf Vernunft gegründetes Kompendium zeitgenössischen Wissens der Menschheit darzustellen behauptete. Diejenigen, die dazu beitrugen, nennen wir Enzyklopädisten.

Chambers „Cyclopaedia“, Titelblatt, 1728

Das Lexicon technicum (1704)

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Der Mathematiker John Harris veröffentlichte 1704 in London das Lexicon technicum (Lexicon technicum: or, an universal english dictionary of arts and sciences), das als erste allgemeine Enzyklopädie mit Schwerpunkt im Bereich der Technik und Wissenschaften gilt. Außerdem ist es die erste alphabetisch geordnete Enzyklopädie in englischer Sprache und war Vorbild für Ephraim Chambers' Cyclopaedia. Später wurde es von Diderot als eine seiner Quellen gewürdigt.

Das Allgemeine Lexikon der Künste und Wissenschaften (1721)

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Das Allgemeine Lexikon der Künste und Wissenschaften wurde von Johann Theodor Jablonski erstmals veröffentlicht.

Cyclopaedia (1728)

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Ephraim Chambers veröffentlichte 1728 in London die zweibändige Cyclopaedia: or, An universal dictionary of arts and sciences. Sie gilt als erste englischsprachige Enzyklopädie und wahrscheinlich erste, die Querverweise systematisch nutzte.

[…] Chambers is clearly the father of the modern encyclopaedia throughout the world. […] Chambers’s Cyclopaedia is particularly remarkable for its elaborate system of cross-references, and for the broadening of Harris’s coverage to include more of the humanities […]
(Robert Collison, Encyclopaedias: Their history throughout the ages).

„Die“ Encyclopédie (1751–1780)

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Titelseite der „Encyclopédie“

Die berühmteste frühe Enzyklopädie ist die ab 1751 erschienene französischsprachige Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, die von den Aufklärern Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d'Alembert herausgegeben wurde; der Titel umschreibt Enzyklopädie mit dictionnaire raisonné, „vernünftig aufgebautes [also kritisch durchdachtes] Wörterbuch“. Die Autoren bemerken dazu:

Bei der lexikalischen Zusammenfassung alles dessen, was in die Bereiche der Wissenschaften, der Kunst und des Handwerks gehört, muss es darum gehen, deren gegenseitige Verflechtungen sichtbar zu machen und mithilfe dieser Querverbindungen die ihnen zugrunde liegenden Prinzipien genauer zu erfassen […] es geht darum, […] ein allgemeines Bild der Anstrengungen des menschlichen Geistes auf allen Gebieten und in allen Jahrhunderten zu entwerfen.
(D'Alembert in der Vorrede)
Seiner Freundin Sophie Volland schreibt Diderot zur aufklärerischen Zielsetzung:
Dieses Werk wird sicher mit der Zeit eine Umwandlung der Geister mit sich bringen, und ich hoffe, dass die Tyrannen, die Unterdrücker, die Fanatiker und die Intoleranten dabei nicht gewinnen werden. Wir werden der Menschheit gedient haben […]

Begonnen als Übersetzung von Chambers’ Cyclopaedia, entstand unter Diderot ein eigenständiges Werk. Es ist die letzte bedeutende Enzyklopädie, die auf einem Baum des Wissens nach Art Francis Bacons aufbaut, aber bereits an bedeutsamen Stellen von diesem abweicht; sie leitet damit einen erkenntnistheoretischen Richtungswechsel [ein], der die Topographie allen menschlichen Wissens verwandelte (Robert Darnton).

Die 1751 begonnene Veröffentlichung wurde zunächst 1772 mit dem 28. Band abgeschlossen: 17 Textbände enthalten auf rund 18.000 Seiten 71.818 Artikel, 11 Bildtafel-Bände enthalten 2.885 Illustrationen und 2.575 Erläuterungen zu den Abbildungen. Zwischen 1776 und 1780 erschienen noch insgesamt sieben Ergänzungsbände („Suppléments“).

Von Kirche und Staat mit Misstrauen und Verboten begleitet, leitete die Arbeit der Enzyklopädisten die militante Phase der Aufklärung und damit die französische Revolution ein.[7]

Der enorme finanzielle Erfolg der Encyclopédie und die Nachteile der alphabetischen Anordnung der Lemmata bewegten den Verleger der Suppléments, Charles-Joseph Panckoucke, zu einer Neubearbeitung. Der Stoff wurde dafür in mehr als 50 Sachgebiete gegliedert, zu denen Fachlexika entstanden. Panckouckes Encyclopédie méthodique erschien in 206 Bänden zwischen 1781 und (unter Nachfolgern) 1832. Wegen der napoleonischen Kriege brachte dieses Werk nicht den erhofften finanziellen Erfolg.

Encyclopædia Britannica (1768–1771)

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Die von William Smellie zwischen 1768 und 1771 herausgegebene Encyclopædia Britannica begann als dreibändiges Werk.

Enzyklopädische Lexika der Geschichte, Geographie und Biographie

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Moréris Le grand Dictionnaire historique, Ausgabe Amsterdam 1740
  • Louis Moréri veröffentlichte 1674 in Lyon Le grand dictionaire historique, ou mélange curieux de l’histoire sacrée et profane. Das Werk wurde mehrfach überarbeitet und übersetzt und erlebte mindestens 20 Auflagen, zuletzt Paris 1759. Es ist wichtig, weil es die Ära der nationalsprachlichen Lexika einleitet, aber auch, weil es Pierre Bayle Anstoß zum Dictionnaire historique et critique war.
  • Die Biblioteca universale Sacro-Profana des Kosmographen und Kartographen Vincenzo Coronelli ist eine der ersten Enzyklopädien in italienischer Sprache. Das alphabetisch gegliederte Werk war ursprünglich auf einen Umfang von 45 Bänden mit 300.000 Stichwörtern ausgelegt, von denen jedoch nur sechs oder sieben Bände zwischen 1701 und 1706 in Venedig erschienen. (Der Buchstabe A umfasste bereits vier Bände und fast 2.700 Begriffe). Das Werk gilt als eines der ersten Konversationslexika.
  • Nach dem Vorbild von Moréris Grand dictionnaire schuf der Basler Lexikograph Johann Jakob Hofmann (1635–1706) in lateinischer Sprache das Lexicon universale historico-geographico-chronologico-poetico-philologicum (kurz: Lexicon Universale), erstmals erschienen in Basel 1677 im Umfang von zwei Bänden; sechs Jahre später – 1683 – erschienen in Basel drei Ergänzungsbände (Continuatio). 1698 wurden Lexikon und Ergänzungsbände zusammengeführt und eine vierbändige Neuausgabe erschien in Leiden unter dem Titel Lexicon universale historiam sacram et profanum omnis aevi, omniumque Gentium, chronologiam ad haec usque tempore, geographiam et veteris et novi orbis, principum per omnes terras familiarum ab omni memoria repetitam geneologiam, tum mythologiam, ritus, caerimonias, omnemqueveterum antiquitatem, ex philologiae fontibus haustam, vivorum, ingenio atque eruditione celebrium enarrationem copiosissimam, praeterea animatium, plantarum, metallorum, lapidum, gemmarum, nomina, naturas, vires, explanans.[8]

Deutschsprachige Enzyklopädien

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Systematisch strukturierte Enzyklopädien

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Spezialenzyklopädien

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Universalenzyklopädien

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  • Johann Heinrich Zedler (1706–1751)
    Der Buchhändler und Verleger Johann Heinrich Zedler veröffentlichte zwischen 1731 und 1754 das Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste (Leipzig 1731–1754).
    Das nach dem Verleger kurz Zedlersches Lexikon genannte Werk ist die erste deutschsprachige Enzyklopädie und gilt als das größte bis dahin gedruckte Universallexikon des Abendlandes; es umfasst 64 Bände und 4 Supplemente mit rund 750.000 Artikeln auf 62.571 Seiten.
    Das Zedlersche Lexikon war die erste Enzyklopädie, an der eine Redaktion von Fachgelehrten mitarbeitete, darunter beispielsweise Johann Christoph Gottsched. Der Zedler enthielt auch als erste Enzyklopädie Biographien lebender Persönlichkeiten.
  • Johann Samuel Ersch (1766–1828) und Johann Gottfried Gruber (1774–1851)
    Der Bibliothekar Ersch und der Schriftsteller Gruber gaben die Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste heraus, die als Nachfolger des Zedlerschen Lexikons konzipiert wurde. Das Werk gilt als umfangreichste Enzyklopädie des Abendlandes, als prototypisches Dokument des deutschen Idealismus.
    Das Werk ist unvollendet geblieben. Erschienen sind die Bände Aa–Gy, Ha–Li, Oa–Ph mit insgesamt 78.000 Seiten. Das in Leipzig 1818–89 veröffentlichte riesige Werk ist selbst in seinem fragmentarischen Stand noch heute derart informativ und ergiebig für die Forschung, dass es 1969 von der Akademischen Druck- und Verlagsgesellschaft in Graz im Neudruck vorgelegt wurde.

Projekt „Frankfurter Enzyklopädie“ (ab 1788)

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  • Diese gilt als erstes deutsches Werk, das diese Bezeichnung im Titel trägt. Herausgegeben wurde sie ab 1778 vom Gießener Pädagogiarchen und Professor der Geschichte Heinrich Martin Gottfried Köster in Frankfurt am Main als Deutsche Encyclopädie (Deutsche Encyclopädie oder allgemeines Real-Wörterbuch aller Künste und Wissenschaften, auch Frankfurter Enzyklopädie). Das Werk wurde ab dem 18. Band wegen Kösters Tod von Johann Friedrich Roos weitergeführt, blieb aber unvollendet (A–Ky); der 23. und letzte Band erschien 1804, ein Band mit Kupfertafeln wurde 1807 nachgereicht.

Realenzyklopädie und Konversationslexikon

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Die Enzyklopädie hatte in der Aufklärung und im 18. Jahrhundert Publikum und Form gefunden. Im 19. Jahrhundert entstanden für das aufkommende Bildungsbürgertum Konversationslexika wie Meyers Konversationslexikon (1839), Herders Conversations-Lexikon (1854) (später Der große Herder) oder der Brockhaus (1808):

Gebildete Bürger suchten das Wissensfundament zur Konversation, wollten aber als Zeichen der Bildung und des Sozialstatus auch gehobene Schriftsprache beherrschen. Während eine Enzyklopädie ein allgemeines Bildungswerk des Wissens ist, ein Lexikon ein Nachschlagewerk der Allgemeinbildung, und ein Wörterbuch die Betonung auf die Sprache selbst legt (Duden), erfüllen Konversationslexika (Vorläufer: Die Suda, 10. oder 11. Jahrhundert) mehrere Aufgaben zugleich. Der Übergang zur Enzyklopädie ist fließend. Zu Geschichte und Entwicklung siehe Konversationslexikon.

  • Johann Joachim Eschenburg, Lehrbuch der Wissenschaftskunde (Berlin 1792, 3. Auflage 1809)
  • K. Ch. Erh. Schmid, Allgemeine Enzyklopädie und Methodologie der Wissenschaften (Jena 1810)
  • K. A. Schaller, Enzyklopädie und Methodologie der Wissenschaften für angehende Studierende (Magdeburg 1812)
  • Kirchner, Akademische Propädeutik (Leipzig 1842) und Hodegetik (Leipzig 1852)
  • Der VEB Bibliographisches Institut und der VEB Verlag Enzyklopädie veröffentlichten 1953 in Leipzig das Lexikon A–Z in einem Band; es handelt sich dabei um das erste marxistische Lexikon in deutscher Sprache. In derselben Ideologie verfasst sind:
    Meyers Neues Lexikon. 8 Bde. A–Z 1961–64. Bd. 9: Ergänzungen zu Sachbegriffen und geograph. Eigennamen, 1969. Leipzig, VEB Bibliographisches Institut (= 1. Aufl.).
    Meyers Neues Lexikon. 2. Aufl. 15 Bde. A–Z 1971–77. Bd. 16: Register A–Z, 1978. Bd. 17: Atlas (Karten), 1978. Bd. 18: Atlas (Register), 1978. Leipzig, VEB Bibliographisches Institut.
    Meyers Universallexikon in 4 Bänden. Leipzig, VEB Bibliographisches Institut, 1978–80. – Kurzausgabe der vorigen.

Neben den verbreiteten deutschsprachigen Enzyklopädien (nicht zu vergessen der Brünner Nachdruck des Krünitz) entstanden ab 1835 national ausgerichtete Werke:

  • Franz Gräffer und Johann Jakob Czikann
    Zwischen 1835 und 1837 erschien in Wien die Österreichische National-Encyclopädie oder alphabetische Darlegung der wissenswürdigsten Eigenthümlichkeiten des österreichischen Kaiserthumes in sechs Bänden und einem Supplementband (1838), die erste national ausgerichtete österreichische Enzyklopädie.[9]

In der Schweiz rekrutierte der Basler Bibliothekar Jakob Christoph Iselin Mitarbeiter in mehreren Kantonen, um die in Bezug auf die Schweiz fehlerhafte deutsche Ausgabe des Grand dictionnaire historique (Leipzig, 1709) von Louis Moréri zu verbessern und brachte 1726 sein Neu-vermehrtes Historisches- und Geographisches Allgemeines Lexicon […] in vier Foliobänden heraus (was Pierre Roques dann für seine Moréri-Ausgabe von 1731 bis 1732 nutzte).[10]

Fremdsprachige Enzyklopädien des 19. und 20. Jahrhunderts und der Gegenwart

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Enzyklopädische Lexika zu Religionen, Kulturen und Ethnien

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  • Real-Enzyklopädie des Judentums
    Der Lexikograph und Landesrabbiner von Mecklenburg Jacob Hamburger (* Loslau in Oberschlesien 1826, † Strelitz in Mecklenburg-Strelitz 1911) veröffentlichte dieses erste lexikalische Nachschlagewerk über das Judentum in sieben Bänden zwischen 1886 und 1900 in Leipzig.
  • Die älteste jüdische Enzyklopädie in englischer Sprache, Jewish Encyclopedia, erschien zwischen 1901 und 1906 in New York und London mit einem Umfang von 12 Bänden.
  • Die erste jüdische Enzyklopädie in russischer Sprache, Jevrejskaja entsiklopedija, erschien zwischen 1906 und 1913 in St. Petersburg mit einem Umfang von 16 Bänden.
  • Die 32-bändige Encyclopaedia Hebraica erschien in Jerusalem und in hebräischer Sprache zwischen 1949 und 1980, also unmittelbar nach der Gründung des Staates Israel (1948).

Kultur-, Staats- und Nationalenzyklopädien des 19. und 20. Jahrhunderts

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  • Kobers Slovník Naučný, auch Riegers (nach dem Editor) genannt, die erste tschechischsprachige Enzyklopädie in Böhmen, zwischen 1858 und 1874 im 14 Bände veröffentlicht von Verleger Ignaz Leopold Kober, Prag.[12]
  • Ottův slovník naučný, die zweite tschechischsprachige Enzyklopädie, zwischen 1888 und 1909 im 28 Bände veröffentlicht von Verleger Jan Otto.[13]
  • Enciclopedia universal ilustrada europeo-americana, kurz Enciclopedia Espasa, zwischen 1905 und 1930 veröffentlicht und bis heute regelmäßig aktualisiert. Mit ihren 90 bis 124 Bänden, über 900.000 Artikeln bzw. über 200 Millionen Wörtern ist die Enciclopédia universal die umfangreichste gedruckte Enzyklopädie der Welt (siehe auch Vergleich einiger Enzyklopädien)
  • Bolschaja Russkaja Enziklopedia (Bol’schaja sowjetskaja enciklopedija, BSE; deutsch: „Große Sowjetenzyklopädie“ bzw. Große Sowjetische Enzyklopädie) in russischer Sprache
    1. Ausgabe, Bolsaja Sovetskaja Enciklopedija, herausgegeben von der Aktionärsgesellschaft Sowjetische Enzyklopädie, ab 1930 Staatlicher Enzyklopädieverlag Sowjetische Enzyklopädie, später Staatliches Institut Sowjetische Enzyklopädie, 65 Bände, Moskau 1926–1947;
    2. Ausgabe, auf Weisung des Ministerrats 1949 veranlasst: Bolsaja Sovetskaja Enciklopedija, herausgegeben von der Staatlichen Akademie Moskau, 50 Bände plus ein Ergänzungsband, Moskau 1949–1958; 2 Reg.-Bände 1960.
  • Enciclopedia Italiana (1929–1937)
  • Große chinesische Enzyklopädie oder Encyclopaedia Sinica (chin. Zhongguo da baike quanshu), (1980–1993), 74 Bände
  • Schwedische Nationalenzyklopädie (Nationalencyklopedin), 1989 bis 1996, 20 Bände (Verlag Bra Böcker AB).
  • Encyclopaedia Judaica (publiziert ab 1971, englischsprachig; Jerusalem: Keter; New York: Macmillan), geht zurück auf die deutsche Encyclopaedia Judaica (Berlin: Eschkol 1928–1934; nur partiell erschienen, Bände A–Lyra).
  • Illustrated Australian Encyclopaedia, (publiziert ab 1925 von Arthur Wilberforce Jose und Herbert James Carter)
  • Schweizer Lexikon in 7 Bänden, herausgegeben ab 1945 von Gustav Keckeis
  • Kullana Kulturali, Malta, publiziert 1999 bis 2006

Enzyklopädien im Internet

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Geschichte einzelner Merkmale

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Ordnungssysteme

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Die vom 18. bis zum 20. Jahrhundert vorherrschende Form der alphabetischen Strukturierung einer gedruckten Enzyklopädie ist nur eine von zahlreichen Möglichkeiten, die in ihrer Geschichte genutzt wurden. Folgende Dispositions-Typen zur Gliederung und Strukturierung von Enzyklopädien sind historisch nachweisbar:

Miscellaneen, Kollektaneen

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Proto-Enzyklopädik und Buntschriftstellerei. Typische Vertreter: Aulus Gellius (um 150 n. Chr.): Noctes atticae;[14] Peter Lauremberg (1590–1658): Acerra Philologica (1637); Erasmus Francisci („Trawer-Sääle“); Georg Philipp Harsdörffer („Schaw-Plätze“); Eberhard W. Happel („Denckwürdigkeiten“)

Systematische Ordnungssysteme

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Bereits seit der Antike gibt es systematisch geordnete Enzyklopädien. Ein Nachteil dieser Vorgehensweise besteht darin, dass der Benutzer bereits genug über das Thema wissen muss, um es im richtigen Kontext suchen zu können. Eine ausführliche Diskussion darüber findet bereits in d’Alemberts Discours préliminaire de l’Encyclopédie von 1751 sowie in dem von Diderot verfassten Eintrag Encyclopédie in der Encyclopédie statt.

Für die zahlreichen historischen Entwürfe von systematischen Ordnungen siehe Enzyklopädie (Wissensordnung).

Alphabetische Ordnungssysteme

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  • Personenlisten, die nicht genealogisch strukturiert sind. Typische Vertreter: die prosopographischen Enzyklopädien von Louis Moréri (1674) und Iselin (1726/7) [?]
  • Semantische Wörterbücher aus der antiken glossographischen Tradition. Typische Vertreter: Verrius Flaccus De significatu verborum; Sextus Pompeius Festus (2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.); Isidor von Sevilla Buch X der Etymologien; Paulus Diaconus (8. Jahrhundert); Papias Elementarium (nach 1053); Huguccio von Pisa; Guilemus Brito; Johannes Balbus (Giovanni di Genoa, 1286)
  • Distinctiones-Sammlungen. Typische Vertreter: Eucherius von Lyon († 449) Formulae sprititalis intelligentiae; Petrus Cantor († 1197) Summa quae dicitur Abel; Petrus Berchorius († 1362) Repertorium morale
  • Binnengliederung größerer Kapitelabschnitte von systematisch gegliederten Enzyklopädien
  • Alphabetische Register (seit dem Spätmittelalter)
  • Weitere frühe Formen der alphabetisch gegliederten Enzyklopädie sind die Suda, der Promptus und die Polyanthea nova.
  • Robert L. Collison: Encyclopaedias: their history throughout the ages: A bibliographical guide with extensive historical notes to the general encyclopaedias issued throughout the world from 350 B.C. to the present day. 2. Auflage. Hafner, New York 1966, OCLC 220101699 (englisch).
  • Ulrich Dierse: Enzyklopädie. Zur Geschichte eines philosophischen und wissenschaftstheoretischen Begriffs. Bouvier, Bonn 1977, ISBN 3-416-01350-6.
  • Hans-Joachim Diesner, Günter Gurst (Hrsg.): Lexika gestern und heute. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1976, DNB 770509673.
  • Monika Estermann: Enzyklopädien und Lexika. In: Hans Adolf Halbey (Hrsg.): Museum der Bücher. (= Die bibliophilen Taschenbücher. Band 500). Harenberg, Dortmund 1986, ISBN 3-88379-500-3, S. 316–353.
  • Franz M. Eybl u. a. (Hrsg.): Enzyklopädien der Frühen Neuzeit. Beiträge zu ihrer Erforschung. Niemeyer, Tübingen 1995, ISBN 3-484-10709-X.
  • Harald Fuchs: Enzyklopädie. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 5. Stuttgart 1960, Sp. 504–515.
  • Manfred Fuhrmann: Der europäische Bildungskanon des bürgerlichen Zeitalters. Insel, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-458-16978-4.
  • Ulrike Haß (Hrsg.): Große Lexika und Wörterbücher Europas. Europäische Enzyklopädien und Wörterbücher in historischen Porträts. De Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-019363-3.
  • Hans-Albrecht Koch (Hrsg.): Ältere Konversationslexika und Fachenzyklopädien. Beiträge zur Geschichte von Wissensüberlieferung und Mentalitätsbildung. (= Beiträge zur Text-, Überlieferungs- und Bildungsgeschichte. Band 1). Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main u. a. 2013, ISBN 978-3-631-62341-1.
  • Bernhard Kossmann: Deutsche Universallexika des 18. Jahrhunderts. Ihr Wesen und ihr Informationswert, dargestellt am Beispiel der Werke von Jablonski und Zedler. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel – Frankfurter Ausgabe. Nr. 89, 5. November 1968 (= Archiv für Geschichte des Buchwesens. Band 62), S. 2947–2968.
  • Ernst Herbert Lehmann: Geschichte des Konversationslexikons. Brockhaus, Leipzig 1934, DNB 574587519.
  • Werner Lenz (Hrsg.): Kleine Geschichte großer Lexika. Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh u. a. 1972, ISBN 3-570-03158-6.
  • Tom McArthur: Worlds of Reference. Lexicography, learning and language from the clay tablet to the computer. Cambridge University Press, Cambridge 1986, ISBN 0-521-30637-X (englisch).
  • Ines Prodöhl: Die Politik des Wissens. Allgemeine deutsche Enzyklopädien zwischen 1928 und 1956. Akademie-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-05-004661-7.
  • Anton Ernst Oskar Piltz: Zur Geschichte und Bibliographie der encyklopädischen Literatur insbesondere des Conversations-Lexikon. In: Heinrich Brockhaus (Hrsg.): Vollständiges Verzeichniss der von der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig seit ihrer Gründung durch Friedrich Arnold Brockhaus im Jahre 1805 bis zu dessen hundertjährigem Geburtstage im Jahre 1872 verlegten Werke. In chronologischer Folge mit biographischen und literarhistorischen Notizen. Brockhaus, Leipzig 1872–1875, S. I–LXXII (Digitalisat im Internet Archive).
  • Anette Selg (Hrsg.): Die Welt der Encyclopédie. Aus dem Französischen von Holger Fock. Eichborn, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-8218-4711-5.
  • Ulrike Spree: Das Streben nach Wissen – Eine vergleichende Gattungsgeschichte der populären Enzyklopädie in Deutschland und Großbritannien im 19. Jahrhundert. (Communicatio, Band 24). Niemeyer, Tübingen 2000, ISBN 3-484-63024-8.
  • Ingrid Tomkowiak (Hrsg.): Populäre Enzyklopädien. Von der Auswahl, Ordnung und Vermittlung des Wissens. (= Gedenkschrift für Rudolf Schenda). Chronos Verlag, Zürich 2002, ISBN 3-03-400550-4.
  • Gert A. Zischka: Index lexicorum. Bibliographie der lexikalischen Nachschlagewerke. Verlag Brüder Hollinek, Wien 1959. (Neudruck, Hollinek, Wien 1980, ISBN 3-851-19165-X).
Wikisource: Enzyklopädien und Lexika – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Carl Joachim Classen: Neue Elemente in einer alten Disziplin: Zu Melanchthons De Rhetorica libri tres. Abgerufen am 8. März 2024.
  2. R. Collison, Encyclopaedias: their history throughout the ages, London, Hafner, 1964.
  3. Harald Fuchs: Art. Enzyklopädie. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Bd. 5, Stuttgart 1960, Sp. 504.
  4. a b Book of Nature. In: World Digital Library. 20. August 1481, abgerufen am 28. August 2013.
  5. Collison S. 82 und Texte von Francis Bacon in der University of Adelaide e-Library (Memento des Originals vom 3. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/ebooks.adelaide.edu.au
  6. Original im 1. Abschnitt der Einleitung
  7. Meyers Großes Taschenlexikon, Mannheim 2006.
  8. richardwolf.de
  9. Digitalisate siehe Wikisource: Oesterreichische National-Encyklopädie
  10. Catherine Santschi: Lexika. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 21. Januar 2008, abgerufen am 6. Juni 2019.
  11. Band 1, bei: Desertina, Chur 2010, ISBN 978-3-85637-390-0 und Band 2: 2012, ISBN 978-3-85637-391-7.
  12. archive.org
  13. archive.org
  14. lateinischer Volltext