Zum Inhalt springen

„Burg Blankenstein (Hattingen)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Simplicius (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(164 dazwischenliegende Versionen von 88 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Burg Blankenstein aus Richtung Freiheit.JPG|mini|Burg Blankenstein aus Richtung Freiheit (2004)]]
Die '''Burg Blankenstein''' liegt auf den linksseitigen Anhöhen der [[Ruhr (Fluss)|Ruhr]] im [[Hattingen]]er Stadtteil Blankenstein in [[Nordrhein-Westfalen]], [[Deutschland]]. Ihr Aussichtsturm ist begehbar.
[[Datei:Johann Heinrich Bleuler, Johann Ludwig Bleuler - Großherzogtum Berg - Blankenstein (ca 1810).jpg|mini|Bleuler, Blankenstein an der Ruhr, um 1810.]]

Die '''Burg Blankenstein''' ist die [[Ruine]] einer [[hochmittelalter]]lichen [[Höhenburg]] im [[Hattingen|Hattinger]] Stadtteil [[Blankenstein (Hattingen)|Blankenstein]]. Im 13. Jahrhundert durch den [[Graf]]en [[Adolf I. von der Mark]] erbaut, war sie gemeinsam mit der [[Burg Altena]], der [[Burg Wetter]] und der [[Burg Volmarstein]] eine der vier Hauptburgen der [[Grafschaft Mark|Grafen von der Mark]], die von dort Teile ihres Herrschaftsgebiets durch [[Drost]]e verwalten ließen.

Nach allmählichem Verfall im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des [[Historismus]] wieder aufgebaut. Die nicht [[Authentizität|authentischen]] Ergänzungen wurden aber Ende der 1950er Jahre entfernt.

In der seit 1909 unter [[Denkmalschutz]] stehenden Ruine befindet sich heute unter anderem ein Burgrestaurant.

== Lage ==
[[Datei:Hattingen Burg Blankenstein Close up.jpg|mini|Exponierte Lage der Burg]]

Burg Blankenstein steht auf den [[Orographisch links und rechts|linksseitigen]] Anhöhen der [[Ruhr]] rund 70 Meter{{GeoQuelle|DE-NW|TIM}} über dem Fluss auf einem [[Felssporn]], der zu den Ausläufern des [[Rheinisches Schiefergebirge|Rheinischen Schiefergebirges]] gehört. Das Burgareal liegt auf einer Höhe von etwa 139 bis {{Höhe|146|DE-NHN}}.{{GeoQuelle|DE-NW|TIM}} Einen Kilometer nördlich – auf der anderen Seit der Ruhr – befindet sich das alte Dorf [[Stiepel (Bochum)|Stiepel]]. In östlicher Richtung liegt [[Haus Kemnade]] rund 1,3 Kilometer und im Nordosten der [[Kemnader See]] etwa 2 Kilometer weit entfernt.

Direkt unterhalb der [[Burg]]ruine beginnt ein Wanderweg durch das nahe gelegene [[Naturschutzgebiet Alte Ruhr-Katzenstein]], das sich bis nach [[Steinenhaus (Hattingen)|Steinenhaus]] nahe der Burg Kemnade zieht. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das [[Stadtmuseum Hattingen]] und der [[Gethmannscher Garten|Gethmannsche Garten]].

== Architektur ==
[[Datei:Grundriss Burg Blankenstein.svg|mini|Grundriss der Burganlage]]

Die Burganlage aus [[Ruhrsandstein]] erhebt sich auf einem hufeisenförmigen Grundriss von etwa 90 × 70&nbsp;Metern, umschlossen von Resten einer [[Ringmauer]]. Diese ist gemeinsam mit den unteren Geschossen eines 26&nbsp;Meter<ref name="anm2" /> hohen, annähernd quadratischen Turms die älteste erhaltene Bausubstanz. Der etwa 9 × 9&nbsp;Meter breite Turm wird oft auch ''Bergfried'' genannt, seine heute vermauerte, rund 2,80&nbsp;Meter breite Tordurchfahrt weist ihn jedoch als [[Torturm]] aus. Die Mauern im ersten Geschoss, das aus dem 13.&nbsp;Jahrhundert stammt, sind zwischen 2,50 und 3,40&nbsp;Meter dick. Die höher liegenden Stockwerke sind späteren Bauepochen zuzuordnen. Der heutige Eingang liegt in etwa neun Metern Höhe. Von dort führt ein 0,65&nbsp;Meter breiter Gang in der Mauerstärke zur obersten Turmebene.

Reste einer [[Zwinger (Architektur)|Zwingermauer]] mit [[Rundturm|Rundtürmen]] stammen wohl aus dem 14.&nbsp;Jahrhundert.<ref name="dehio56" />

Dem hohen Vierecksturm schließt sich südlich ein Rundbogentor an, das zusätzlich von einem Rundturm mit [[Kegeldach]] flankiert wird. Diesem Torturm schließt sich hofseitig ein rechteckiges Gebäude an. Nördlich des ''Bergfrieds'' steht ein zweigeschossiges Gebäude, das aus [[Bruchstein]]en errichtet wurde und heute als Restaurant dient.

An der Ostecke des Areals steht ein weiterer Turm, der mit einem [[Zeltdach]] ausgestattet ist und aus dem 19.&nbsp;Jahrhundert stammt. Ansonsten sind von der Burganlage nur noch Fundamente und Mauerreste übrig, wie zum Beispiel die Ruine eines ebenfalls im 19.&nbsp;Jahrhundert errichteten Gaststättengebäudes an der östlichen Ringmauer. Dieses ehemalige Gebäude wird häufig als ''Kapelle'' bezeichnet, war jedoch nie ein [[Sakralbau|sakraler Bau]].

[[Datei:Burg Blankenstein, Hattingen-2450.jpg|mini|Zugang zur Burg]]
[[Datei:Hattingen Blankenstein - Burg Blankenstein 22 ies.jpg|mini|Standort des ehemaligen Hauptgebäudes]]
[[Datei:Hattingen Blankenstein - Burg Blankenstein 18 ies.jpg|mini|Südostbau]]
[[Datei:Hattingen Blankenstein - Burg Blankenstein 24 ies.jpg|mini|Blick vom ehemaligen Hauptgebäude in Richtung Süd-Ostbau]]


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Die Anfänge ===
[[Bild:Burg_Blankenstein_um_1910.jpg|right|thumb|250px|Die Burg Blankenstein um 1910]]
Die Burg Blankenstein verdankt ihre Entstehung einem Mord. Nachdem [[Friedrich von Isenberg]] für die Tötung des Kölner [[Erzbischof]]s [[Engelbert I. von Köln|Engelbert von Berg]] zur Rechenschaft gezogen worden war, wurden die Isenberger Besitzungen eingezogen und unter dem [[Erzbistum Köln]] sowie Adolf I. von der Mark aufgeteilt. Zum Schutz der neu hinzugewonnenen Territorien erteilte der märkische Graf am Festtag des heiligen [[Pankratius]], dem 12.&nbsp;Mai 1226,<ref name="leenen120" /> den Befehl, auf einem unbewaldeten Felsrücken über der Ruhr – einem „blancken Steyn“ – ein erstes [[festes Haus]] zu errichten, das nur wenige Kilometer östlich der kurz zuvor zerstörten [[Isenburg (Hattingen)|Isenburg]] lag. Der Burgplatz war strategisch günstig gewählt. Von dort konnten nicht nur die Grenzen der Grafschaft gut bewacht werden, sondern er lag auch oberhalb der Ruhr[[furt]] eines alten Handelsweges, sodass die Anlage auch als Kontrollpunkt für Händler und Reisende dienen konnte.


Berichte, dass der Burgdroste Ludolf von Boenen den Grundstein zur Burg Blankenstein gelegt haben soll, sind bis heute unbewiesen, denn Ludolf [[Boenen (Adelsgeschlecht)|von Boenen]] wurde erst 1243 gemeinsam mit einem Burgmannskollegium erstmals urkundlich erwähnt.<ref name="gorzny120" /> In jener Urkunde ist auch von dem „castrum Blankensteene“<ref name="leenen121" /> die Rede, das wahrscheinlich in aller Eile errichtet worden war.<ref name="leenen122" /> Auch die These, die Anlage sei aus den Steinen der Isenburg erbaut worden, ist unwahrscheinlich, denn diese war im sogenannten Brandschlitzverfahren [[Schleifung|geschleift]] worden, was zur Folge hatte, dass ihre Steine stark beschädigt waren. Hinzu kam der Umstand, dass dieses eher minderwertige Baumaterial nur mit großen Schwierigkeiten nach Blankenstein hätte transportiert werden können, denn der einzige in Frage kommende Transportweg wäre die Ruhr gewesen, die jedoch gegen ihre Stromrichtung hätte genutzt werden müssen.<ref name="polenz89-90" />
Die Burg zählte wie die [[Burg Mark]], [[Burg Wetter]] und die [[Burg Volmarstein]] zu den Hauptburgen der [[Grafschaft Mark|Grafen von der Mark]].


=== Die Grafen von der Mark ===
Am Festtag des heiligen [[Pankratius]], am [[12. Mai]] [[1227]], soll der Burgdroste [[Ludolf von Boenen]] den Grundstein zum mächtigen [[Bergfried]] der [[Burg]] Blankenstein gelegt haben. Die Steine stammen angeblich von der weiter flussabwärts gelegenen, im Jahre [[1226]] geschleiften [[Isenburg (Hattingen)|Isenburg]].
Graf [[Engelbert I. von der Mark]], der von 1249 bis 1277 regierte, ließ durch seinen [[Drost]]en Bernd Bitter die Burg erweitern. So ließ er den sogenannten ''Graf-Engelbert-Turm'' errichten<ref name="burgblankenstein" /> und zum Schutz der Anlage westlich davon einen halbkreisförmigen Bering mit bewachtem Tor erbauen. Innerhalb dieses Areals entwickelte sich eine kleine [[Burgfreiheit]]; die Keimzelle des heutigen Orts Blankenstein. Der durch Engelbert I. errichtete Turm wurde im 16.&nbsp;Jahrhundert niedergelegt.


Auf der Burg bestätigt Graf [[Engelbert II. von der Mark]] Pfingsten 1321 seiner Gemeinde Bochum die bereits bestehenden Marktrechte und weitere Rechte.<ref name="Scheler">Der Inhalt der Urkunde und eine Erklärung dazu findet sich in der Zeitschrift Zeitpunkte #15. {{Literatur |Autor=Dieter Scheler |Titel=''Die beiden ältesten Urkunden der Stadt Bochum – Text und kommentierte Übersetzung'' |Reihe=Bochumer Zeitpunkte |BandReihe=Heft 15 |HrsgReihe=[[Kortum-Gesellschaft Bochum]] |Ort=Bochum |Datum=2004-10 |Seiten=3–11 |Online=https://www.kortumgesellschaft.de/tl_files/kortumgesellschaft/content/download-ocr/zeitpunkte/Zeitpunkte-15-2004OCR.pdf |Format=PDF |KBytes=3100}}</ref> Es waren zwar keine Stadtrechte, aber auch wenn die genaue Interpretation strittig ist, war es doch ein Meilenstein in der Stadtentwicklung der Stadt Bochum,<ref>{{Literatur |Hrsg=[[Jürgen Mittag]], [[Ingrid Wölk]] |Titel=Bochum und das Ruhrgebiet - Großstadtbildung im 20. Jahrhundert |Verlag=Klartext |Ort=Essen |Datum=2005 |ISBN=3-89861-459-X |Seiten=32}}</ref><ref name="Pätzold Amt Bochum">Stefan Pätzold: ''Bochum. Kleine Stadtgeschichte''. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2017, S. 21–31</ref> wodurch die Burg eine besondere Bedeutung für die Stadt Bochum hat. Der Überlieferung nach überreichte der Graf Bochumer Abgeordneten die Urkunde. Ein historistisches Gemälde schmückte den Ratssaal des alten Rathauses in Bochum.<ref>[https://flickr.com/photos/bochum_de/51212853601 Foto des alten Gemäldes]</ref>
[[Graf]] [[Engelbert I. von der Mark]], der von [[1249]] bis [[1277]] regierte, ließ durch seinen [[Droste|Drosten]] Bernd Bitter die Burg erweitern. Die Drosten, später Amtmänner, waren verantwortlich für die weltlichen Dinge der Verwaltung.


Ab 1350 war das Blankensteiner Drostenamt mit der Position eines [[Amtmann]]s verbunden, der in [[Essen]], Bochum und Volmarstein als Stellvertreter des Grafen und als Richter fungierte.
Zu [[Pfingsten]] des Jahres [[1321]] überreichte Graf Engelbert II. den Abgesandten Bochum eine Urkunde zur Verleihung der Bochumer Stadtrechte.


Durch ständige Erb- und Gebietsstreitigkeiten und damit verbundenen [[Fehde]]n der Grafen von der Mark wurde die bauliche Vollendung der Burg immer wieder verzögert. Erst in der ersten Hälfte des 15.&nbsp;Jahrhunderts wurden die Bautätigkeiten unter [[Herzog]] [[Adolf II. (Kleve-Mark)|Adolf II. von Kleve]] (1398 bis 1448) mit der Errichtung eines repräsentativen Wohnbaus an der Ostseite der Anlage abgeschlossen. Durch [[Archäologie|archäologische]] Befunde ist belegt, dass die Anlage zu jener Zeit drei mächtige Türme besaß: den heute noch erhaltenen viereckigen Turm, den ''Runden (ronde) Turm'' und den ''Graf-Engelbert-Turm''. Es ist jedoch bis heute nicht geklärt, welcher der Türme die Funktion eines [[Bergfried]]s erfüllte.<ref name="blankenstein-ruhr" />
Unter [[Herzog]] Adolf III. ([[1398]] bis [[1448]]) wurden die die Bauten einschließlich eines neuen Herrenhauses im Innenhof der Burg abgeschlossen.


=== Die Herzöge von Kleve ===
[[Bild:Burg_blankenstein_hattingen.jpg|thumb|250px|Die Burg Blankenstein um 2004]]
Nach zahlreichen familiären Auseinandersetzungen erhielt Adolfs Sohn [[Johann I. (Kleve-Mark)|Johann I. von Kleve]] 1461 das Verfügungsrecht über die Grafschaft Mark und damit über die Burg Blankenstein. Er verpfändete sie an den Drosten Kracht Stecke, dessen Sohn Johann seinem Vater im Amt als Drost Blankensteins nachfolgte. Während seiner Zeit begann der allmähliche Verfall der Burg, denn durch die Prunksucht seines Herrn, [[Johann II. (Kleve-Mark)|Johann II. von Kleve]], waren die Kassen des Herzogtums leer und nötige Reparaturen und Instandsetzungen wurden nicht durchgeführt. Im Jahr 1494 nahm Johann Stecke das Burggrafenamt in Dortmund an und verließ Blankenstein. Die Burg war somit vorerst unbewohnt.
Schon im Jahre [[1614]], vor dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] ([[1618]] bis [[1648]]), besetzten [[Spanien|spanische]] Truppen die Burg für viele Jahre und unternahmen kleine Raubzüge bis nach [[Bochum]].


=== Brandenburgische Zeit ===
Im Jahre [[1637]] übernahm [[Johann Georg von Syberg]] das Drostenamt und wohnte selbst zehn Jahre lang auf Burg Blankenstein, ehe er [[1647]] auf sein Erbgut „Haus Kemnade" umzog.
1614 besetzten spanische Truppen während des [[Achtzigjähriger Krieg|Achtzigjährigen Kriegs]] die Burg für viele Jahre. Die spanische Burgmannschaft unternahm kleine Raubzüge bis nach Bochum. Während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] führten Eroberungen und damit einhergehende wechselnde Besetzungen zum weiteren Verfall der Gebäude.


Im Jahr 1637 übernahm [[Johann Georg von Syberg]] das Drostenamt und wohnte selbst zehn Jahre lang auf Burg Blankenstein, ehe er 1647 auf sein Erbgut [[Haus Kemnade]] am Fuß des Bergs umzog. So war er nicht mehr zugegen, als [[Pfalz-Neuburg]]ische Truppen 1651 während des [[Jülich-Klevischer Erbfolgestreit|Jülich-Klevischen Erbfolgestreits]] die Anlage eroberten und besetzten.<ref name="anm1" />
Da der Zerfall der Burg immer weiter fortschritt, beantragte die Familie Syberg im Jahre [[1662]] beim Kurfürsten Friedrich Wilhelm den Abbruch der einstigen [[Festung]]. Die Genehmigung wurde erteilt.


Da der Zerfall der Anlage immer weiter fortschritt und sie militärisch nutzlos geworden war, beantragte die Familie Syberg im Jahre 1662 beim [[Kurfürst]]en [[Friedrich Wilhelm (Brandenburg)|Friedrich Wilhelm von Brandenburg]] den Abbruch der einstigen Wehranlage. Die Genehmigung wurde erteilt. Einzig und allein der viereckige Turm – an einer Flanke beschädigt – und einige Mauerreste blieben von der Anlage übrig. Mit den Steinen der Burg wurde das 1589 bei einem Brand stark beschädigte Haus Kemnade wieder aufgebaut und vergrößert.
Mit den Steinen der Burg Blankenstein wurde [[Haus Kemnade]] weiter ausgebaut und befestigt. Den viereckigen Burgturm, der der Vernichtung widerstand, bewohnten von [[1771]] an die Familien Wolfshagen und Kortwich.


Die Burgruine fungierte 1757 während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]] als ein französisches [[Arsenal|Magazin]].<ref name="hanke" /> 1768 wurden Mauerreste öffentlich versteigert,<ref name="anzeigen" /> ehe die Anlage ab 1771 an die Familien Wolfshagen und Kortwich verpachtet wurde. Ihnen diente die Turmruine als Wohnung. Wolfshagen erbaute aus alten Steinen des oberen Turmteils<ref name="hanke" /> im Burghof ein neues Wohnhaus.
Etwa um [[1800]] baute Wolfshagen aus den Steinen und Materialien der Burg ein Wohnhaus, unweit des Turmes. Kortwich verkaufte seinen Anteil im Jahre [[1842]] an den Kaufmann Forstmann.


=== Preußische Zeit ===
Im Jahre [[1860]] erwarb die Familie vom Stein das Burggelände und betrieb eine Fabrik.
[[Datei:Burg Blankenstein 1909.jpg|mini|Burg Blankenstein etwa 1909]]


Den Kortwich’schen Anteil kaufte 1842 der Kaufmann Forstmann, der eine erste kleine Schänke in der Burg betrieb.<ref name="hanke" />
Schließlich erwirbt die Stadt Bochum die Burg. Im Frühjahr [[1971]] sind Renovierungsarbeiten abgeschlossen wurden, die es ermöglichen, den 30 Meter hohen Turm wieder zu besteigen, und den Blick nach Norden auf das Ruhrtal mit [[Haus Kemnade]], dem [[Kemnader See]] und dem alten Dorf Stiepel mit der romanischen [[Stiepeler Dorfkirche]], und nach Süden auf das Naturschutzgebiet Katzenstein und über den Stadtteil Blankenstein mit seinen vielen Fachwerkhäusern zu genießen.


Im Jahre 1860 erwarb der [[Eisenwarenhändler]] Gustav vom Stein das Burggelände und ließ im ehemaligen [[Marstall]] eine Fabrik zur Garnveredelung errichten, die 1863 den Betrieb aufnahm. 1865 wurde die [[Chaussee]] von Hattingen über Blankenstein bis zum Forsthaus [[Steinenhaus (Hattingen)|Steinenhaus]] fertiggestellt und brachte viele Ausflügler nach Blankenstein. Gustav vom Stein hatte bereits 1864 vorausschauend auf alten Gebäudefundamenten eine Gaststätte im östlichen Bereich des Burghofs errichten lassen. Ebenso wie das Fabrikgebäude war sie gemäß dem Geschmack der Zeit mit vielen dekorativen Elementen im Stil der [[Burgenromantik]] ausgestattet, zum Beispiel mit zahlreichen Türmen und Türmchen, die jedoch keinerlei Funktion besaßen.
Derzeit sucht die Stadt Bochum aufgrund einer Finanzkrise nach einem Käufer für das Objekt.


Gustav vom Stein&nbsp;jr. setzte die Bautätigkeit seines Vaters fort, sodass um 1900 alle alten Burgfundamente wieder bebaut waren. Die Gebäude schlossen sich um einen halbkreisförmigen Burghof, der als Biergarten diente und an Sonn- und Feiertagen bis zu 3000&nbsp;Gäste am Tag aufnahm.<ref name="breitenbach" />
''Siehe auch:'' [[Liste der Burgen und Herrensitze im Ruhrgebiet]] - [[Liste der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet]] - [[Liste der Burgen in Deutschland]] - [[Liste der Schlösser]]


== Literatur ==
=== 20. Jahrhundert ===
Am 23.&nbsp;September 1922 erwarb die Stadt Bochum die Burg für 1,15 Millionen Reichsmark mit umfangreichem Landbesitz sowie einer Leibrente für Gustav von Stein.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Judith Barschke |Hrsg=Stadt Bochum |Titel=Historische Gaststätten der Stadt Bochum: Burg Blankenstein |Sammelwerk=Rathauszeitung |Nummer=74 |Ort=Bochum |Datum=2017-07 |Seiten=4 f}}</ref> Zu der Burg und den Ländereien, die damals weit außerhalb der Stadtgrenzen lange, wurden auch noch 1921 der Henkenberg in Stiepel samt Wäldern sowie das Haus Kemnade mit Landbesitz erworben.<ref>Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1913–1924, S. 25</ref> Das geschah nicht nur für den Erholungswert für die Städter und der Trinkwassergewinnung<ref>{{Internetquelle |url=http://zeitpunkt.nrw/ulbms/5900745 |titel=Die Trauerfeier der Stadt für ihren Ehrenbürger. Die städtische Körperschaften ehren das Andenken des Alt-Oberbürgermeister Graff |werk=Bochumer Anzeiger |datum=1929-09-24 |sprache=de |abruf=2024-02-07}}</ref>, sondern auch um Ansprüche auf Gebiete der Gemeinde Blankenstein bei neuen Eingemeindungen zu erheben.<ref>{{Internetquelle |url=http://zeitpunkt.nrw/ulbms/5897066 |titel=Aus und mit dem Publikum. Eingemeindungs-Betrachtungen. |hrsg=Bochumer Anzeiger |datum=1929-01-08 |sprache=de |abruf=2024-02-07}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://zeitpunkt.nrw/ulbms/5899366 |titel=Die Aufteilung der Landkreise |hrsg=Bochumer Anzeiger |datum=1929-06-18 |sprache=de |abruf=2024-02-07}}</ref> Anfängliche Pläne, dort eine Jugendherberge einzurichten, wurden wieder fallengelassen und der Gastronomiebetrieb verpachtet.


[[Datei:Hattingen Blankenstein - Burg Blankenstein 17 ies.jpg|mini|Heutiges Burgrestaurant]]
* H. Wefelscheid und A. Weiß; Alt-Blankenstein. Ein Heimat- und Festbuch zur 700 Jahrfeier; 1927
* F. Wengeler; 750 Jahre Blankenstein. Ein Heimat - und Festbuch; 1977


Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wurde der hohe Turm als [[Flugabwehrkanone|Flakstellung]] genutzt und durch Granateinschläge beschädigt.
== Lage ==


Am 15. August 1947 eröffnete die Stadt Bochum eine Erholungsstätte für heimkehrende Kriegsgefangene. Die meist aus der UdSSR zurückkehrenden Männer wurden vier Wochen, in besonderen Fällen acht Wochen hier zur Erholung untergebracht. 881 Heimkehrer fanden hier Aufnahme bis zur Schließung am 31. Oktober 1950.<ref>Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1948–1952, S. 101</ref>
* Anschrift: Burg Blankenstein, Burgstr., Hattingen

* ÖPNV: Hattingen, Haltestelle Burg Blankenstein
1949 pachtete das Ehepaar Werner und Leni Rauterkus den ''Bergfried'' sowie die Ruine der ehemaligen Fabrik. Sie führten Wiederaufbau- und Instandsetzungsmaßnahmen an ihnen durch, um die Gebäude anschließend zu Wohn- und Arbeitszwecken sowie als Ausstellungsräume für Leni Rauterkus’ „Werkstätten der angewandten Kunst“ zu nutzen. Bei den Baumaßnahmen wurden sie durch die Gesellschaft von Freunden der Burg Blankenstein unterstützt, die seit 1950 ihren Sitz auf der Burg hatte.

Nachdem die Burggaststätte im September 1957 ihre Pforten geschlossen hatte, ließ die Stadt Bochum den gesamten Burghistorismus des 19. und 20.&nbsp;Jahrhunderts auf Drängen des Landeskonservator 1959 mit Ausnahme der Werkstättengebäude und der sogenannten ''Kapelle'' sämtliche Bauten niederlegen.<ref name=":0" /> Ihre Pläne, dort einen modernen Gastronomiebetrieb zu errichten, scheiterten jedoch an fehlenden Finanzmitteln, sodass ab 1962 in den ehemaligen Räumen der „Werkstätten der angewandten Kunst“ wieder eine kleine Gaststätte eingerichtet wurde.

In der Zeit von 1968 bis 1972 wurden an der noch erhaltenen Bausubstanz erneut Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Seit dem Frühjahr 1971 kann deshalb der Torturm von Besuchern wieder bestiegen werden. Zu den Maßnahmen zählten aber auch die Beseitigung von Schuttmassen und Unterholz im Bereich des Burghofs und das Auslichten des umgebenden Waldes.

== Literatur ==
* Klaus Gorzny: ''Ruhrschlösser. Burgen, Schlösser und Adelssitze entlang der Ruhr.'' Piccolo, Marl 2002, ISBN 3-9801776-7-X, S.&nbsp;120–121.
* Hans H. Hanke: ''Hier etwas dran, da etwas ab. Das Denkmal Burg Blankenstein.'' In: ''[[Bochumer Zeitpunkte]]''. Nr.&nbsp;2, 1993, {{ISSN|0940-5453}}, S.&nbsp;3–5 ([https://www.kortumgesellschaft.de/tl_files/kortumgesellschaft/content/download-ocr/zeitpunkte/Zeitpunkte-02-1993-1-93OCR.pdf online]).
* Stefan Leenen, Stefan Pätzold: ''Die Burg Blankenstein in Hattingen, Ennepe-Ruhr-Kreis'' (= ''Frühe Burgen in Westfalen.'' Band&nbsp;30). Altertumskommission für Westfalen, Münster 2009, {{ISSN|0939-4745}} ([https://www.altertumskommission.lwl.org/media/filer_public/73/95/73950c04-9dad-455b-8859-45e4b332269f/fbw_30_2009.pdf PDF]; 2,8&nbsp;MB).<!-- noch nicht ausgewertet -->
* Stefan Leenen, [[Stefan Pätzold]]: ''Burg Blankenstein.'' In: Kai Niederhöfer (Red.): ''Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion''. [[Klartext Verlag]], Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0234-3, S.&nbsp;120–123.
* [[Albert Ludorff]] (Bearb): ''Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Hattingen'' (= ''[[Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen]].'' Band&nbsp;29). Nachdruck der Auflage von 1909. Klartext-Verlag, Essen 1994, ISBN 3-922032-69-9, S.&nbsp;17–23 ([http://www.archive.org/stream/bauundkunstdenkm29ludouoft#page/n41/mode/2up Digitalisat]).
* Heinrich Wefelscheid, August Weiß: ''Alt-Blankenstein. Ein Heimat- und Festbuch zur 700 Jahrfeier.'' Blankenstein 1926/1927.
* Fritz Wengeler (Hrsg.): ''750 Jahre Burg Blankenstein. Ein Heimat- und Festbuch.'' Selbstverlag des Heimatvereins Alt-Blankenstein, Hattingen 1977.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Burg Blankenstein}}
* {{Ebidat |ID=2455 |Name=Blankenstein a. d. Ruhr |Autor=Tom Bauer}}
* [http://www.hvb-blankenstein.de/blankenstein/body_blankenstein.html Ellen Breitenbach: ''Aus der Geschichte Blankensteins'']
* [http://www.burgblankenstein.de/ Restaurant Burg Blankenstein]

== Fußnoten ==
<references>
<ref name="anm2">
Die Höhenangabe lässt die moderne Brüstung außer Acht.
</ref>
<ref name="dehio56">
[[Georg Dehio]]: ''[[Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler]]. Nordrhein-Westfalen. Band 2: Westfalen''. [[Deutscher Kunstverlag]], München 1969, S.&nbsp;56.
</ref>
<ref name="leenen120">
Stefan Leenen, Stefan Pätzold: ''Burg Blankenstein.'', S.&nbsp;120.
</ref>
<ref name="gorzny120">
Klaus Gorzny: ''Ruhrschlösser'', S.&nbsp;120.
</ref>
<ref name="leenen121">
Stefan Leenen, Stefan Pätzold: ''Burg Blankenstein.'', S.&nbsp;121.
</ref>
<ref name="leenen122">
Stefan Leenen, Stefan Pätzold: ''Burg Blankenstein.'', S.&nbsp;122.
</ref>
<ref name="polenz89-90">
Vgl. Harald Polenz: ''Von Grafen, Bischöfen und feigen Morden.'' Klartext-Verlag, Essen 2004, ISBN 3-89861-260-0, S.&nbsp;89–90.
</ref>
<ref name="burgblankenstein">
{{Webarchiv |url=http://www.burgblankenstein.de/index.php/impressum/chronik |text=Burg Blankenstein - Chronik |archive-is=20130210183929}}
</ref>
<ref name="blankenstein-ruhr">
[https://blankenstein.ruhr/blankenstein-ruhr/ Die Geschichte von Blankenstein], Zugriff am 5.&nbsp;Januar 2020.
</ref>
<ref name="anm1">
Die Grafschaft Mark war 1521 gemeinsam mit dem Herzogtum Kleve und den Herzogtümern Jülich und Berg zu den [[Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg|Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg]] zusammengeschlossen worden.
</ref>
<ref name="hanke">
Hans H. Hanke: ''Hier etwas dran, da etwas ab. Das Denkmal Burg Blankenstein.'' 1993.
</ref>
<ref name="anzeigen">
''Wöchentliche Duisburgische Anzeigen.'' 19.&nbsp;Juli 1768, Stk.&nbsp;29, S.&nbsp;340 ([http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/periodical/pageview/484610 Digitalisat]).
</ref>
<ref name="breitenbach">
Ellen Breitenbach: ''[http://www.hvb-blankenstein.de/blankenstein/body_blankenstein.html Aus der Geschichte Blankensteins]'', Zugriff am 5.&nbsp;Januar 2020.
</ref>
</references>


{{Navigationsleiste Burgen und Schlösser im Ruhrtal}}
* http://www.hsdarkside.de/Burgen/blankenstein.htm
{{Coordinate |NS=51/24/25/N |EW=07/13/49/E |type=landmark |region=DE-NW}}
{{Normdaten|TYP=g|GND=7557782-3|VIAF=235257074}}


[[Kategorie:Burg|Blankenstein]]
[[Kategorie:Burgruine in Nordrhein-Westfalen|Blankenstein]]
[[Kategorie:Hattingen]]
[[Kategorie:Bauwerk des Hauses Mark|Blankenstein]]
[[Kategorie:Bochum]]
[[Kategorie:Bauwerk in Hattingen]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Hattingen]]
[[Kategorie:Aussichtspunkt in Nordrhein-Westfalen]]
[[Kategorie:Burg im Ennepe-Ruhr-Kreis|Blankenstein]]
[[Kategorie:Burg in Europa|Blankenstein]]

Aktuelle Version vom 28. Juni 2025, 19:46 Uhr

Burg Blankenstein aus Richtung Freiheit (2004)
Bleuler, Blankenstein an der Ruhr, um 1810.

Die Burg Blankenstein ist die Ruine einer hochmittelalterlichen Höhenburg im Hattinger Stadtteil Blankenstein. Im 13. Jahrhundert durch den Grafen Adolf I. von der Mark erbaut, war sie gemeinsam mit der Burg Altena, der Burg Wetter und der Burg Volmarstein eine der vier Hauptburgen der Grafen von der Mark, die von dort Teile ihres Herrschaftsgebiets durch Droste verwalten ließen.

Nach allmählichem Verfall im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage Ende des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus wieder aufgebaut. Die nicht authentischen Ergänzungen wurden aber Ende der 1950er Jahre entfernt.

In der seit 1909 unter Denkmalschutz stehenden Ruine befindet sich heute unter anderem ein Burgrestaurant.

Exponierte Lage der Burg

Burg Blankenstein steht auf den linksseitigen Anhöhen der Ruhr rund 70 Meter[1] über dem Fluss auf einem Felssporn, der zu den Ausläufern des Rheinischen Schiefergebirges gehört. Das Burgareal liegt auf einer Höhe von etwa 139 bis 146 m ü. NHN.[1] Einen Kilometer nördlich – auf der anderen Seit der Ruhr – befindet sich das alte Dorf Stiepel. In östlicher Richtung liegt Haus Kemnade rund 1,3 Kilometer und im Nordosten der Kemnader See etwa 2 Kilometer weit entfernt.

Direkt unterhalb der Burgruine beginnt ein Wanderweg durch das nahe gelegene Naturschutzgebiet Alte Ruhr-Katzenstein, das sich bis nach Steinenhaus nahe der Burg Kemnade zieht. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das Stadtmuseum Hattingen und der Gethmannsche Garten.

Grundriss der Burganlage

Die Burganlage aus Ruhrsandstein erhebt sich auf einem hufeisenförmigen Grundriss von etwa 90 × 70 Metern, umschlossen von Resten einer Ringmauer. Diese ist gemeinsam mit den unteren Geschossen eines 26 Meter[2] hohen, annähernd quadratischen Turms die älteste erhaltene Bausubstanz. Der etwa 9 × 9 Meter breite Turm wird oft auch Bergfried genannt, seine heute vermauerte, rund 2,80 Meter breite Tordurchfahrt weist ihn jedoch als Torturm aus. Die Mauern im ersten Geschoss, das aus dem 13. Jahrhundert stammt, sind zwischen 2,50 und 3,40 Meter dick. Die höher liegenden Stockwerke sind späteren Bauepochen zuzuordnen. Der heutige Eingang liegt in etwa neun Metern Höhe. Von dort führt ein 0,65 Meter breiter Gang in der Mauerstärke zur obersten Turmebene.

Reste einer Zwingermauer mit Rundtürmen stammen wohl aus dem 14. Jahrhundert.[3]

Dem hohen Vierecksturm schließt sich südlich ein Rundbogentor an, das zusätzlich von einem Rundturm mit Kegeldach flankiert wird. Diesem Torturm schließt sich hofseitig ein rechteckiges Gebäude an. Nördlich des Bergfrieds steht ein zweigeschossiges Gebäude, das aus Bruchsteinen errichtet wurde und heute als Restaurant dient.

An der Ostecke des Areals steht ein weiterer Turm, der mit einem Zeltdach ausgestattet ist und aus dem 19. Jahrhundert stammt. Ansonsten sind von der Burganlage nur noch Fundamente und Mauerreste übrig, wie zum Beispiel die Ruine eines ebenfalls im 19. Jahrhundert errichteten Gaststättengebäudes an der östlichen Ringmauer. Dieses ehemalige Gebäude wird häufig als Kapelle bezeichnet, war jedoch nie ein sakraler Bau.

Zugang zur Burg
Standort des ehemaligen Hauptgebäudes
Südostbau
Blick vom ehemaligen Hauptgebäude in Richtung Süd-Ostbau

Die Burg Blankenstein verdankt ihre Entstehung einem Mord. Nachdem Friedrich von Isenberg für die Tötung des Kölner Erzbischofs Engelbert von Berg zur Rechenschaft gezogen worden war, wurden die Isenberger Besitzungen eingezogen und unter dem Erzbistum Köln sowie Adolf I. von der Mark aufgeteilt. Zum Schutz der neu hinzugewonnenen Territorien erteilte der märkische Graf am Festtag des heiligen Pankratius, dem 12. Mai 1226,[4] den Befehl, auf einem unbewaldeten Felsrücken über der Ruhr – einem „blancken Steyn“ – ein erstes festes Haus zu errichten, das nur wenige Kilometer östlich der kurz zuvor zerstörten Isenburg lag. Der Burgplatz war strategisch günstig gewählt. Von dort konnten nicht nur die Grenzen der Grafschaft gut bewacht werden, sondern er lag auch oberhalb der Ruhrfurt eines alten Handelsweges, sodass die Anlage auch als Kontrollpunkt für Händler und Reisende dienen konnte.

Berichte, dass der Burgdroste Ludolf von Boenen den Grundstein zur Burg Blankenstein gelegt haben soll, sind bis heute unbewiesen, denn Ludolf von Boenen wurde erst 1243 gemeinsam mit einem Burgmannskollegium erstmals urkundlich erwähnt.[5] In jener Urkunde ist auch von dem „castrum Blankensteene“[6] die Rede, das wahrscheinlich in aller Eile errichtet worden war.[7] Auch die These, die Anlage sei aus den Steinen der Isenburg erbaut worden, ist unwahrscheinlich, denn diese war im sogenannten Brandschlitzverfahren geschleift worden, was zur Folge hatte, dass ihre Steine stark beschädigt waren. Hinzu kam der Umstand, dass dieses eher minderwertige Baumaterial nur mit großen Schwierigkeiten nach Blankenstein hätte transportiert werden können, denn der einzige in Frage kommende Transportweg wäre die Ruhr gewesen, die jedoch gegen ihre Stromrichtung hätte genutzt werden müssen.[8]

Die Grafen von der Mark

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Engelbert I. von der Mark, der von 1249 bis 1277 regierte, ließ durch seinen Drosten Bernd Bitter die Burg erweitern. So ließ er den sogenannten Graf-Engelbert-Turm errichten[9] und zum Schutz der Anlage westlich davon einen halbkreisförmigen Bering mit bewachtem Tor erbauen. Innerhalb dieses Areals entwickelte sich eine kleine Burgfreiheit; die Keimzelle des heutigen Orts Blankenstein. Der durch Engelbert I. errichtete Turm wurde im 16. Jahrhundert niedergelegt.

Auf der Burg bestätigt Graf Engelbert II. von der Mark Pfingsten 1321 seiner Gemeinde Bochum die bereits bestehenden Marktrechte und weitere Rechte.[10] Es waren zwar keine Stadtrechte, aber auch wenn die genaue Interpretation strittig ist, war es doch ein Meilenstein in der Stadtentwicklung der Stadt Bochum,[11][12] wodurch die Burg eine besondere Bedeutung für die Stadt Bochum hat. Der Überlieferung nach überreichte der Graf Bochumer Abgeordneten die Urkunde. Ein historistisches Gemälde schmückte den Ratssaal des alten Rathauses in Bochum.[13]

Ab 1350 war das Blankensteiner Drostenamt mit der Position eines Amtmanns verbunden, der in Essen, Bochum und Volmarstein als Stellvertreter des Grafen und als Richter fungierte.

Durch ständige Erb- und Gebietsstreitigkeiten und damit verbundenen Fehden der Grafen von der Mark wurde die bauliche Vollendung der Burg immer wieder verzögert. Erst in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die Bautätigkeiten unter Herzog Adolf II. von Kleve (1398 bis 1448) mit der Errichtung eines repräsentativen Wohnbaus an der Ostseite der Anlage abgeschlossen. Durch archäologische Befunde ist belegt, dass die Anlage zu jener Zeit drei mächtige Türme besaß: den heute noch erhaltenen viereckigen Turm, den Runden (ronde) Turm und den Graf-Engelbert-Turm. Es ist jedoch bis heute nicht geklärt, welcher der Türme die Funktion eines Bergfrieds erfüllte.[14]

Die Herzöge von Kleve

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach zahlreichen familiären Auseinandersetzungen erhielt Adolfs Sohn Johann I. von Kleve 1461 das Verfügungsrecht über die Grafschaft Mark und damit über die Burg Blankenstein. Er verpfändete sie an den Drosten Kracht Stecke, dessen Sohn Johann seinem Vater im Amt als Drost Blankensteins nachfolgte. Während seiner Zeit begann der allmähliche Verfall der Burg, denn durch die Prunksucht seines Herrn, Johann II. von Kleve, waren die Kassen des Herzogtums leer und nötige Reparaturen und Instandsetzungen wurden nicht durchgeführt. Im Jahr 1494 nahm Johann Stecke das Burggrafenamt in Dortmund an und verließ Blankenstein. Die Burg war somit vorerst unbewohnt.

Brandenburgische Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1614 besetzten spanische Truppen während des Achtzigjährigen Kriegs die Burg für viele Jahre. Die spanische Burgmannschaft unternahm kleine Raubzüge bis nach Bochum. Während des Dreißigjährigen Kriegs führten Eroberungen und damit einhergehende wechselnde Besetzungen zum weiteren Verfall der Gebäude.

Im Jahr 1637 übernahm Johann Georg von Syberg das Drostenamt und wohnte selbst zehn Jahre lang auf Burg Blankenstein, ehe er 1647 auf sein Erbgut Haus Kemnade am Fuß des Bergs umzog. So war er nicht mehr zugegen, als Pfalz-Neuburgische Truppen 1651 während des Jülich-Klevischen Erbfolgestreits die Anlage eroberten und besetzten.[15]

Da der Zerfall der Anlage immer weiter fortschritt und sie militärisch nutzlos geworden war, beantragte die Familie Syberg im Jahre 1662 beim Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg den Abbruch der einstigen Wehranlage. Die Genehmigung wurde erteilt. Einzig und allein der viereckige Turm – an einer Flanke beschädigt – und einige Mauerreste blieben von der Anlage übrig. Mit den Steinen der Burg wurde das 1589 bei einem Brand stark beschädigte Haus Kemnade wieder aufgebaut und vergrößert.

Die Burgruine fungierte 1757 während des Siebenjährigen Kriegs als ein französisches Magazin.[16] 1768 wurden Mauerreste öffentlich versteigert,[17] ehe die Anlage ab 1771 an die Familien Wolfshagen und Kortwich verpachtet wurde. Ihnen diente die Turmruine als Wohnung. Wolfshagen erbaute aus alten Steinen des oberen Turmteils[16] im Burghof ein neues Wohnhaus.

Preußische Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Burg Blankenstein etwa 1909

Den Kortwich’schen Anteil kaufte 1842 der Kaufmann Forstmann, der eine erste kleine Schänke in der Burg betrieb.[16]

Im Jahre 1860 erwarb der Eisenwarenhändler Gustav vom Stein das Burggelände und ließ im ehemaligen Marstall eine Fabrik zur Garnveredelung errichten, die 1863 den Betrieb aufnahm. 1865 wurde die Chaussee von Hattingen über Blankenstein bis zum Forsthaus Steinenhaus fertiggestellt und brachte viele Ausflügler nach Blankenstein. Gustav vom Stein hatte bereits 1864 vorausschauend auf alten Gebäudefundamenten eine Gaststätte im östlichen Bereich des Burghofs errichten lassen. Ebenso wie das Fabrikgebäude war sie gemäß dem Geschmack der Zeit mit vielen dekorativen Elementen im Stil der Burgenromantik ausgestattet, zum Beispiel mit zahlreichen Türmen und Türmchen, die jedoch keinerlei Funktion besaßen.

Gustav vom Stein jr. setzte die Bautätigkeit seines Vaters fort, sodass um 1900 alle alten Burgfundamente wieder bebaut waren. Die Gebäude schlossen sich um einen halbkreisförmigen Burghof, der als Biergarten diente und an Sonn- und Feiertagen bis zu 3000 Gäste am Tag aufnahm.[18]

20. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 23. September 1922 erwarb die Stadt Bochum die Burg für 1,15 Millionen Reichsmark mit umfangreichem Landbesitz sowie einer Leibrente für Gustav von Stein.[19] Zu der Burg und den Ländereien, die damals weit außerhalb der Stadtgrenzen lange, wurden auch noch 1921 der Henkenberg in Stiepel samt Wäldern sowie das Haus Kemnade mit Landbesitz erworben.[20] Das geschah nicht nur für den Erholungswert für die Städter und der Trinkwassergewinnung[21], sondern auch um Ansprüche auf Gebiete der Gemeinde Blankenstein bei neuen Eingemeindungen zu erheben.[22][23] Anfängliche Pläne, dort eine Jugendherberge einzurichten, wurden wieder fallengelassen und der Gastronomiebetrieb verpachtet.

Heutiges Burgrestaurant

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der hohe Turm als Flakstellung genutzt und durch Granateinschläge beschädigt.

Am 15. August 1947 eröffnete die Stadt Bochum eine Erholungsstätte für heimkehrende Kriegsgefangene. Die meist aus der UdSSR zurückkehrenden Männer wurden vier Wochen, in besonderen Fällen acht Wochen hier zur Erholung untergebracht. 881 Heimkehrer fanden hier Aufnahme bis zur Schließung am 31. Oktober 1950.[24]

1949 pachtete das Ehepaar Werner und Leni Rauterkus den Bergfried sowie die Ruine der ehemaligen Fabrik. Sie führten Wiederaufbau- und Instandsetzungsmaßnahmen an ihnen durch, um die Gebäude anschließend zu Wohn- und Arbeitszwecken sowie als Ausstellungsräume für Leni Rauterkus’ „Werkstätten der angewandten Kunst“ zu nutzen. Bei den Baumaßnahmen wurden sie durch die Gesellschaft von Freunden der Burg Blankenstein unterstützt, die seit 1950 ihren Sitz auf der Burg hatte.

Nachdem die Burggaststätte im September 1957 ihre Pforten geschlossen hatte, ließ die Stadt Bochum den gesamten Burghistorismus des 19. und 20. Jahrhunderts auf Drängen des Landeskonservator 1959 mit Ausnahme der Werkstättengebäude und der sogenannten Kapelle sämtliche Bauten niederlegen.[19] Ihre Pläne, dort einen modernen Gastronomiebetrieb zu errichten, scheiterten jedoch an fehlenden Finanzmitteln, sodass ab 1962 in den ehemaligen Räumen der „Werkstätten der angewandten Kunst“ wieder eine kleine Gaststätte eingerichtet wurde.

In der Zeit von 1968 bis 1972 wurden an der noch erhaltenen Bausubstanz erneut Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Seit dem Frühjahr 1971 kann deshalb der Torturm von Besuchern wieder bestiegen werden. Zu den Maßnahmen zählten aber auch die Beseitigung von Schuttmassen und Unterholz im Bereich des Burghofs und das Auslichten des umgebenden Waldes.

  • Klaus Gorzny: Ruhrschlösser. Burgen, Schlösser und Adelssitze entlang der Ruhr. Piccolo, Marl 2002, ISBN 3-9801776-7-X, S. 120–121.
  • Hans H. Hanke: Hier etwas dran, da etwas ab. Das Denkmal Burg Blankenstein. In: Bochumer Zeitpunkte. Nr. 2, 1993, ISSN 0940-5453, S. 3–5 (online).
  • Stefan Leenen, Stefan Pätzold: Die Burg Blankenstein in Hattingen, Ennepe-Ruhr-Kreis (= Frühe Burgen in Westfalen. Band 30). Altertumskommission für Westfalen, Münster 2009, ISSN 0939-4745 (PDF; 2,8 MB).
  • Stefan Leenen, Stefan Pätzold: Burg Blankenstein. In: Kai Niederhöfer (Red.): Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0234-3, S. 120–123.
  • Albert Ludorff (Bearb): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Hattingen (= Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 29). Nachdruck der Auflage von 1909. Klartext-Verlag, Essen 1994, ISBN 3-922032-69-9, S. 17–23 (Digitalisat).
  • Heinrich Wefelscheid, August Weiß: Alt-Blankenstein. Ein Heimat- und Festbuch zur 700 Jahrfeier. Blankenstein 1926/1927.
  • Fritz Wengeler (Hrsg.): 750 Jahre Burg Blankenstein. Ein Heimat- und Festbuch. Selbstverlag des Heimatvereins Alt-Blankenstein, Hattingen 1977.
Commons: Burg Blankenstein – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  2. Die Höhenangabe lässt die moderne Brüstung außer Acht.
  3. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen. Band 2: Westfalen. Deutscher Kunstverlag, München 1969, S. 56.
  4. Stefan Leenen, Stefan Pätzold: Burg Blankenstein., S. 120.
  5. Klaus Gorzny: Ruhrschlösser, S. 120.
  6. Stefan Leenen, Stefan Pätzold: Burg Blankenstein., S. 121.
  7. Stefan Leenen, Stefan Pätzold: Burg Blankenstein., S. 122.
  8. Vgl. Harald Polenz: Von Grafen, Bischöfen und feigen Morden. Klartext-Verlag, Essen 2004, ISBN 3-89861-260-0, S. 89–90.
  9. Burg Blankenstein - Chronik (Memento vom 10. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
  10. Der Inhalt der Urkunde und eine Erklärung dazu findet sich in der Zeitschrift Zeitpunkte #15. Dieter Scheler: Die beiden ältesten Urkunden der Stadt Bochum – Text und kommentierte Übersetzung (= Kortum-Gesellschaft Bochum [Hrsg.]: Bochumer Zeitpunkte. Heft 15). Bochum Oktober 2004, S. 3–11 (kortumgesellschaft.de [PDF; 3,1 MB]).
  11. Jürgen Mittag, Ingrid Wölk (Hrsg.): Bochum und das Ruhrgebiet - Großstadtbildung im 20. Jahrhundert. Klartext, Essen 2005, ISBN 3-89861-459-X, S. 32.
  12. Stefan Pätzold: Bochum. Kleine Stadtgeschichte. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2017, S. 21–31
  13. Foto des alten Gemäldes
  14. Die Geschichte von Blankenstein, Zugriff am 5. Januar 2020.
  15. Die Grafschaft Mark war 1521 gemeinsam mit dem Herzogtum Kleve und den Herzogtümern Jülich und Berg zu den Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg zusammengeschlossen worden.
  16. a b c Hans H. Hanke: Hier etwas dran, da etwas ab. Das Denkmal Burg Blankenstein. 1993.
  17. Wöchentliche Duisburgische Anzeigen. 19. Juli 1768, Stk. 29, S. 340 (Digitalisat).
  18. Ellen Breitenbach: Aus der Geschichte Blankensteins, Zugriff am 5. Januar 2020.
  19. a b Judith Barschke: Historische Gaststätten der Stadt Bochum: Burg Blankenstein. In: Stadt Bochum (Hrsg.): Rathauszeitung. Nr. 74. Bochum Juli 2017, S. 4 f.
  20. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1913–1924, S. 25
  21. Die Trauerfeier der Stadt für ihren Ehrenbürger. Die städtische Körperschaften ehren das Andenken des Alt-Oberbürgermeister Graff. In: Bochumer Anzeiger. 24. September 1929, abgerufen am 7. Februar 2024.
  22. Aus und mit dem Publikum. Eingemeindungs-Betrachtungen. Bochumer Anzeiger, 8. Januar 1929, abgerufen am 7. Februar 2024.
  23. Die Aufteilung der Landkreise. Bochumer Anzeiger, 18. Juni 1929, abgerufen am 7. Februar 2024.
  24. Verwaltungsbericht der Stadt Bochum 1948–1952, S. 101

Koordinaten: 51° 24′ 25″ N, 7° 13′ 49″ O