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„Augusta Bender“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Bender Augusta jung.jpg|mini|Augusta Bender (1870)]]
'''Augusta Bender''' (* [[20. März]] [[1846]] in [[schefflenz|Oberschefflenz]]; † [[16. September]] [[1924]] in [[Mosbach (Baden)| Mosbach]]) war eine deutsche [[Schriftsteller]]in, Heimatdichterin, Lehrerin und [[Frauenrechtlerin]].
'''Augusta Bender''' (* [[20. März]] [[1846]] in [[Schefflenz|Oberschefflenz]]; † [[16. September]] [[1924]] in [[Mosbach]]) war eine deutsche [[Schriftsteller]]in, Heimatdichterin, Lehrerin und [[Frauenbewegung#Moderne Frauenrechtsbewegung|Frauenrechtlerin]].
<!-- [[Bild:augusta_bender.jpg|thumb|Portraitfoto von Augusta Bender]] -->
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Sie schrieb Gedichte, Kalendergeschichten, Erzählungen, Novellen, Kulturbilder und Romane und sammelte historische Texte, Volkslieder, Bauernregeln, Kinderreime und Spruchweisheiten. Ihr selbstbestimmtes, werteorientiertes und gesellschaftlich engagiertes Leben brachte ihr nicht die gebührende Anerkennung ein. Nach einem harten und bewegten Leben starb sie verkannt und verarmt.
Sie schrieb Gedichte, Kalendergeschichten, Erzählungen, Novellen, Kulturbilder und Romane und sammelte historische Texte, Volkslieder, Bauernregeln, Kinderreime und Spruchweisheiten.
==Leben==
Augusta Bender wurde am [[20. März]] [[1846]] in [[Schefflenz|Oberschefflenz]] in [[Baden (Land)|Nordbaden]] als 6. Kind geboren und wuchs auf dem Bauernhof ihrer Eltern auf. Ihre Kindheit schilderte sie als kärglich. In der Schule war sie eine Außenseiterin, die sich zunehmend mit 'Literatur' beschäftigte. Als Bauernmädchen veröffentlichte sie 1855 erste Gedichte in der [[Mosbach (Baden)|Mosbach]]er Zeitung. Ein erster Versuch als Siebzehnjährige, eigene Gedichte in einer Mannheimer Tageszeitung unterzubringen, schlug fehl. Sie flüchtete aus der Enge ihres Heimatdorfes nach [[Mannheim]] um Schauspielerin zu werden. Dies scheiterte und nach 3 Monaten gab sie auf. Eine Ausbildung zur Weißnäherin brach sie nach 6 Wochen ab. Danach arbeitete sie als Gouvernante bei einer Lehrerfamilie in Mosbach.
1864/65 lies sie sich gegen erbitterten Widerstand in [[Karlsruhe]] zur Telegrafistin ausbilden. Sie fasste die für ein Bauernmädchen ungewöhnliche Entscheidung nicht zu heiraten und ihren Lebensunterhalt selbständig zu verdienen. 1865-67 arbeitete sie als Telegrafistin bei der Post in Karlsruhe. 1867/68 folgte eine weitere Ausbildung zur Lehrerin für höhere Töchterschulen. Sie ging als Privatlehrerin und Gouvernante nach [[England]], wurde aber krank und kehrte enttäuscht zurück. Ab 1868 lebte sie in einfachsten Verhältnissen in Heidelberg, gab Privatstunden, veröffentlichte Gedichte, war Erzieherin und Begleiterin für reisende Ausländer. 1868/69 unternahm sie eine Reise mit einer US-Diplomatenfamilie als Gouvernante nach Paris, Nizza, Genua und Rom.


== Leben ==
1871 versuchte sie in die [[USA]] auszuwandern um mit Vorträgen zu Ansehen und Geld zu kommen. Auf Grund ihrer angegriffenen Gesundheit musste sie nach Deutschland zurückkehren.
Augusta Bender war das sechste Kind des Landwirts und Gemeinderats Johann Jakob Bender und seiner Frau Christine.<ref>{{Literatur |Autor=Ulrich Weber |Titel=Bender, Augusta |Hrsg=Bernd Ottnad |Sammelwerk=Badische Biographien Neue Folge |Band=1 |Ort=Stuttgart |Datum=1982 |Seiten=38}}</ref> Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. In der Schule war sie eine Außenseiterin, die sich zunehmend mit Literatur beschäftigte. 1855 veröffentlichte sie erste Gedichte in der [[Mosbach]]er Zeitung. Sie traf die damals für eine Frau ungewöhnliche Entscheidung, nicht zu heiraten und ihren Lebensunterhalt selbständig zu verdienen. Sie flüchtete aus der Enge ihres Heimatdorfes nach [[Mannheim]], um Schauspielerin zu werden. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch. Eine Ausbildung zur [[Schneider#Weißnäherei|Weißnäherin]] brach sie nach sechs Wochen ab. Anschließend machte sie 1864 in Mosbach einen höheren Schulabschluss, mit dem sie in Karlsruhe als eine der ersten Frauen beim Telegrafenamt zu arbeiten begann.
Um 1873 hielt sie Vorträge beim Frauenkongress in Stuttgart und bei Frauentagen in Mannheim und Karlsruhe. Sie kämpfte gegen Benachteiligung und verurteilt die 'sklavenhafte Stellung der Frau'. 1873/74 lebte in [[Adelsheim]]. 1874 ging sie wiederum in die USA, wo sie bis 1897 unterbrochen von Reisen nach Deutschland lebte. In [[New York City|New York]] legte sie das amerikanische Lehrerinnenexamen ab. Eine Anstellung als Lehrerin wurde wegen Krankheit abgebrochen. Sie arbeitete als Privatlehrerin in [[Philadelphia (Pennsylvania)|Philadelphia]] und New York. Ab 1880 wandte sie sich mehr der Schriftstellerei zu. Durch den gescheiterten Versuch in [[Heidelberg]] 1880/81 eine Fremdsprachenschule für Erwachsene aufzubauen wurde sie mittellos. 1890/91 folgte ein Kuraufenthalt in [[Frankfurt-Heddernheim|Heddernheim]] bei Frankfurt/Main. 1891 trat sie für ein Jahr eine ‚Professorenstelle am Smith College’ in [[Northampton (Massachusetts)|Northampton]]/[[Massachusetts]] an. 1893/94 hielt sie eine Vortragsreihe über [[Richard Wagner]], 1895-97 folgten weitere Vorträge und Seminare zur deutschen Literatur in New York.


1865 bis 1867 arbeitete sie als Telegrafistin bei der Post in Karlsruhe. Von 1867 bis 1868 folgte eine weitere Ausbildung zur Lehrerin für [[höhere Töchterschule]]n. Sie ging als Privatlehrerin und [[Gouvernante]] nach [[England]], wurde aber krank und kehrte enttäuscht zurück. Ab 1868 lebte sie in einfachsten Verhältnissen in [[Heidelberg]], gab Privatstunden, veröffentlichte Gedichte, war Erzieherin und Begleiterin für reisende Ausländer. In den Jahren 1868 uns 1869 unternahm sie als Gouvernante einer US-Diplomatenfamilie eine Reise nach [[Paris]], [[Nizza]], [[Genua]] und [[Rom]].
Ab 1900 wohnte sie im Badischen Lehrerinnenwohnheim in [[Lichtental]]/[[Baden-Baden]]. Bei ihrer Sammlung der ‚Oberschefflenzer Volkslieder’ erhielt sie Unterstützung durch die badische Großherzogin. Dazwischen lebte sie ab 1910 für 2 Jahre in [[Eberbach]].
Verarmt zog sie 1922 in ihr Heimatdorf nach Oberschefflenz und nach einem halben Jahr in [[Siegburg]] lebte sie im Altersheim in Mosbach, wo sie am [[16. September]] [[1924]] starb.


1871 reiste sie in die [[Vereinigte Staaten|USA]], um dort als Lehrerin mit Vorträgen und als Schriftstellerin zu Ansehen und Geld zu kommen. Eine erste Gedichtsammlung erschien 1880 in New York. Auf Grund ihrer Kontakte zur Frauenbewegung und trotz ihrer angegriffenen Gesundheit reiste sie neunmal über den Atlantik. Um 1873 hielt sie Vorträge beim [[Frauenbewegung|Frauenkongress]] in Stuttgart und bei [[Frauenbewegung|Frauentagen]] in Mannheim und Karlsruhe. Sie kämpfte gegen die Benachteiligung der Frauen.<ref>{{Literatur |Autor=Augusta Bender |Titel=Die Frauenfrage in Deutschland |Hrsg=Georg Fischer |Sammelwerk=Gesammelte Werke |Ort=Buchen-Walldürn |Datum=1996 |Seiten=327}}</ref> Von 1873 bis 1874 lebte sie in [[Adelsheim]]. 1874 ging sie wiederum in die USA, wo sie bis 1897 unterbrochen von Reisen nach Deutschland lebte. In [[New York City|New York]] legte sie das amerikanische Lehrerinnenexamen ab. Eine Anstellung als Lehrerin wurde wegen Krankheit abgebrochen. Sie arbeitete als Privatlehrerin in [[Philadelphia]] und New York. Ab 1880 wandte sie sich stärker der Schriftstellerei zu. Durch den gescheiterten Versuch, 1880/81 in Heidelberg eine Fremdsprachenschule für Erwachsene aufzubauen, wurde sie mittellos. Von 1890 bis 1891 folgte ein Kuraufenthalt in [[Frankfurt-Heddernheim|Heddernheim]] bei Frankfurt/Main. Es erschien ihr historischer Roman ''Die Reiterkäthe'' bei [[Deutsche Verlags-Anstalt|dva]] in Stuttgart. 1891 trat sie für ein Jahr eine Professorenstelle am Smith College in [[Northampton (Massachusetts)|Northampton]]/[[Massachusetts]] an. 1893/1894 hielt sie eine Vortragsreihe über [[Richard Wagner]], von 1895 bis 1897 folgten weitere Vorträge und Seminare zur deutschen Literatur in New York.[[Datei:Bender_Augusta_sechzigjährig.jpg|mini|Augusta Bender mit 60 Jahren]]
==Werke==
Ab 1900 wohnte sie im Badischen Lehrerinnenwohnheim in [[Lichtental (Baden-Baden)|Lichtental]]/[[Baden-Baden]]. Bei ihrer Sammlung der ''Oberschefflenzer Volkslieder'', an deren Veröffentlichung der Leiter des Deutschen Volksgesangvereins zu Wien [[Josef Pommer]] beteiligt war, erhielt sie unter anderem Unterstützung durch die badische [[Großherzog]]in [[Luise von Preußen (1838–1923)|Luise]] und ihrem Gatten [[Friedrich I. (Baden, Großherzog)|Friedrich I.]]<ref>{{Literatur |Titel=Karlsruher Tagblatt |Nummer=78 |Datum=1921-03-20 |Seiten=10 |Online=https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/pageview/2113698}}</ref> Dazwischen lebte sie ab 1910 für zwei Jahre in [[Eberbach]]. 1910 erschien ihr [[Tierschutz]]roman ''Die Macht des Mitleids'', mit dem sie an die im 19. Jahrhundert aufgekommene [[Vivisektion|Vivisektions]]<nowiki/>debatte<ref>{{Literatur |Autor=Augusta Bender |Titel=Die Macht des Mitleids |Hrsg=Georg Fischer |Sammelwerk=Gesammelte Werke |Ort=Buchen-Walldürn |Datum=1996 |Seiten=62}}</ref> anknüpfte. 1910 veröffentlichte sie in ''Kulturbilder aus einem badischen Bauerndorfe'' heimatgeschichtliche Essays.

Verarmt zog sie 1922 in ihr Heimatdorf Oberschefflenz und nach einem halben Jahr in [[Siegburg]] lebte sie im [[Altersheim]] in Mosbach (dem heutigen Pfalzgrafenstift), wo sie am 16. September 1924 starb. Sie wurde auf dem Mosbacher Friedhof beigesetzt.

Ihr schriftlicher Nachlass, darunter auch eine große Zahl von Werkmanuskripten und Briefen, befindet sich in der [[Badische Landesbibliothek|Badischen Landesbibliothek]] in [[Karlsruhe]].

== Werke ==
Die wesentlichen Werke von Augusta Bender sind:
Die wesentlichen Werke von Augusta Bender sind:
* ‚Rasche Entschlüsse’ Novelle 1868
* ''Rasche Entschlüsse. Novelle'', 1868
* ‚Ein Bild aus der Wirklichkeit’ Novelle 1869/70
* ''Ein Bild aus der Wirklichkeit. Novelle'', 1869/70
* ’Ein dunkles Verhängnis’ Novelle 1869/70
* ''Ein dunkles Verhängnis. Novelle'', 1869/70
* ’Deutsche Liebe in Amerika’ Briefnovelle 1882
* ''Deutsche Liebe in Amerika. Briefnovelle'', 1882
* ’Die Frauenfrage in Deutschland’ 1883
* ''Die Frauenfrage in Deutschland,'' 1883
* 'Mein Bruder' Novelle 1883
* ''Mein Bruder. Novelle'', 1883
* 'Haideblumen' Gedichtband 1887
* ''Haideblumen.'' ''Gedichtband'', 1887
* 'Die Reiterkäthe', Heimatroman aus dem 30jährigen Krieg 1893
* ''Die Reiterkäthe. Heimatroman aus dem Dreißigjährigen Krieg'', 1893
* 'Ein deutsches Mädchen in Amerika' Novelle 1893 in englisch / 1901 in deutsch
* ''Ein deutsches Mädchen in Amerika. Novelle'', 1893 auf Englisch / 1901 auf Deutsch
* 'Hausfreundin 1, 2, 3’ 1900-1903
* ''Hausfreundin 1, 2, 3,'' 1900–1903
* ’Sorle, die Lumpenfrau’ Novelle 1901
* ''Sorle, die Lumpenfrau. Novelle'', 1901
* 'Oberschefflenzer Volkslieder' 1902
* ''Oberschefflenzer Volkslieder,'' 1902
* ’Das Spinnrad’ Novelle 1902
* ''Das Spinnrad. Novelle'', 1902
* 'Der Kampf ums höhere Dasein' 1907
* ''Der Kampf ums höhere Dasein,'' 1907
* 'Kulturbilder' 1910
* ''Kulturbilder,'' 1910
* 'Die Macht des Mitleids' Tierschutzroman 1910
* ''Die Macht des Mitleids. Tierschutzroman'', 1910
* 'Auf der Schattenseite des Lebens' Autobiografie 1913/14
* ''Auf der Schattenseite des Lebens. Autobiografie,'' 1913/14
* ''Gesammelte Werke.'' Mit einem Nachwort von Georg Fischer. Buchen: Odenwälder, 1996, ISBN 3-929295-21-0.


==Sonstiges==
== Sonstiges ==
* Die Staatliche [[Berufsschule]] für [[Hauswirtschaft]], [[Landwirtschaft]], Pflege- und Sozialberufe in Mosbach trägt seit 1953 den Namen Augusta-Bender-Schule.<ref>[https://www.augusta-bender-schule.de/ Die Augusta Bender-Schule in Mosbach] bildet besonders Frauen für verschiedene Berufe aus.</ref>
Die Berufsfachschule in [[Mosbach (Baden)|Mosbach]] trägt ihren Namen: Augusta-Bender-Schule.
* Das [[Smith College]] in [[Northampton (Massachusetts)|Northampton]], [[Massachusetts]], ist heute das größte [[Höhere Töchterschule|Frauencollege]] in den USA. Es ist privat, nichtkonfessionell, ein [[College der freien Künste]] und gehört zu den [[Seven Sisters (Colleges)|Seven Sisters Colleges]].
==Literatur==
Augusta Bender Gesammelte Werke ISBN 3-929295-21-0
<!-- ==Weblinks== -->


== Literatur ==
* Behrend, Elisabeth, in: [[Gudrun Wedel]]: ''Autobiographien von Frauen : ein Lexikon''. Köln : Böhlau, 2010, S. 72.
* Fischer, Georg: ''Die Heimatschriftstellerin Augusta Bender''. In: ''Unser Land'', Heidelberg 1994, S. 79–82.
* Ders.: ''Augusta Bender, eine ungewöhnliche Frau, 1846 bis 1924''. In: ''Mosbacher Jahresheft 1996''. S. 125–142.
* Ders: ''Augusta Bender Gesammelte Werke''. ISBN 3-929295-21-0.
* Scheidle, Ilona: ''Vom Odenwald in die USA. Die Schriftstellerin Augusta Bender (1846–1924)''. In: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben. München 2006, S. 85–91, ISBN 3-7205-2850-2
* Stephan, Susanne: Augusta Bender aus Oberschefflenz. Marbach 2024, Reihe "Spuren" der Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg, ISBN 978-3-944469-77-5


== Weblinks ==
[[Kategorie:Frau]]
* {{DNB-Portal|116117966}}
* [https://www.blb-karlsruhe.de/sammlungen/autographen-und-nachlaesse/bestand/weitere-nachlaesse-a-z/#c826 ''Nachlass''] von Augusta Bender auf der Website der [[Badische Landesbibliothek|Badischen Landesbibliothek]]

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]
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[[Kategorie:Frauenrechtler (Deutschland)]]
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{{Personendaten
|NAME=Bender, Augusta
|ALTERNATIVNAMEN=Bender, Gustl
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Frauenrechtlerin, Schriftstellerin
|GEBURTSDATUM=20. März 1846
|GEBURTSORT=[[Schefflenz]]
|STERBEDATUM=16. September 1924
|STERBEORT=[[Mosbach]]
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Aktuelle Version vom 31. März 2025, 16:56 Uhr

Augusta Bender (1870)

Augusta Bender (* 20. März 1846 in Oberschefflenz; † 16. September 1924 in Mosbach) war eine deutsche Schriftstellerin, Heimatdichterin, Lehrerin und Frauenrechtlerin. Sie schrieb Gedichte, Kalendergeschichten, Erzählungen, Novellen, Kulturbilder und Romane und sammelte historische Texte, Volkslieder, Bauernregeln, Kinderreime und Spruchweisheiten.

Augusta Bender war das sechste Kind des Landwirts und Gemeinderats Johann Jakob Bender und seiner Frau Christine.[1] Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. In der Schule war sie eine Außenseiterin, die sich zunehmend mit Literatur beschäftigte. 1855 veröffentlichte sie erste Gedichte in der Mosbacher Zeitung. Sie traf die damals für eine Frau ungewöhnliche Entscheidung, nicht zu heiraten und ihren Lebensunterhalt selbständig zu verdienen. Sie flüchtete aus der Enge ihres Heimatdorfes nach Mannheim, um Schauspielerin zu werden. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch. Eine Ausbildung zur Weißnäherin brach sie nach sechs Wochen ab. Anschließend machte sie 1864 in Mosbach einen höheren Schulabschluss, mit dem sie in Karlsruhe als eine der ersten Frauen beim Telegrafenamt zu arbeiten begann.

1865 bis 1867 arbeitete sie als Telegrafistin bei der Post in Karlsruhe. Von 1867 bis 1868 folgte eine weitere Ausbildung zur Lehrerin für höhere Töchterschulen. Sie ging als Privatlehrerin und Gouvernante nach England, wurde aber krank und kehrte enttäuscht zurück. Ab 1868 lebte sie in einfachsten Verhältnissen in Heidelberg, gab Privatstunden, veröffentlichte Gedichte, war Erzieherin und Begleiterin für reisende Ausländer. In den Jahren 1868 uns 1869 unternahm sie als Gouvernante einer US-Diplomatenfamilie eine Reise nach Paris, Nizza, Genua und Rom.

1871 reiste sie in die USA, um dort als Lehrerin mit Vorträgen und als Schriftstellerin zu Ansehen und Geld zu kommen. Eine erste Gedichtsammlung erschien 1880 in New York. Auf Grund ihrer Kontakte zur Frauenbewegung und trotz ihrer angegriffenen Gesundheit reiste sie neunmal über den Atlantik. Um 1873 hielt sie Vorträge beim Frauenkongress in Stuttgart und bei Frauentagen in Mannheim und Karlsruhe. Sie kämpfte gegen die Benachteiligung der Frauen.[2] Von 1873 bis 1874 lebte sie in Adelsheim. 1874 ging sie wiederum in die USA, wo sie bis 1897 – unterbrochen von Reisen nach Deutschland – lebte. In New York legte sie das amerikanische Lehrerinnenexamen ab. Eine Anstellung als Lehrerin wurde wegen Krankheit abgebrochen. Sie arbeitete als Privatlehrerin in Philadelphia und New York. Ab 1880 wandte sie sich stärker der Schriftstellerei zu. Durch den gescheiterten Versuch, 1880/81 in Heidelberg eine Fremdsprachenschule für Erwachsene aufzubauen, wurde sie mittellos. Von 1890 bis 1891 folgte ein Kuraufenthalt in Heddernheim bei Frankfurt/Main. Es erschien ihr historischer Roman Die Reiterkäthe bei dva in Stuttgart. 1891 trat sie für ein Jahr eine Professorenstelle am Smith College in Northampton/Massachusetts an. 1893/1894 hielt sie eine Vortragsreihe über Richard Wagner, von 1895 bis 1897 folgten weitere Vorträge und Seminare zur deutschen Literatur in New York.

Augusta Bender mit 60 Jahren

Ab 1900 wohnte sie im Badischen Lehrerinnenwohnheim in Lichtental/Baden-Baden. Bei ihrer Sammlung der Oberschefflenzer Volkslieder, an deren Veröffentlichung der Leiter des Deutschen Volksgesangvereins zu Wien Josef Pommer beteiligt war, erhielt sie unter anderem Unterstützung durch die badische Großherzogin Luise und ihrem Gatten Friedrich I.[3] Dazwischen lebte sie ab 1910 für zwei Jahre in Eberbach. 1910 erschien ihr Tierschutzroman Die Macht des Mitleids, mit dem sie an die im 19. Jahrhundert aufgekommene Vivisektionsdebatte[4] anknüpfte. 1910 veröffentlichte sie in Kulturbilder aus einem badischen Bauerndorfe heimatgeschichtliche Essays.

Verarmt zog sie 1922 in ihr Heimatdorf Oberschefflenz und nach einem halben Jahr in Siegburg lebte sie im Altersheim in Mosbach (dem heutigen Pfalzgrafenstift), wo sie am 16. September 1924 starb. Sie wurde auf dem Mosbacher Friedhof beigesetzt.

Ihr schriftlicher Nachlass, darunter auch eine große Zahl von Werkmanuskripten und Briefen, befindet sich in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe.

Die wesentlichen Werke von Augusta Bender sind:

  • Rasche Entschlüsse. Novelle, 1868
  • Ein Bild aus der Wirklichkeit. Novelle, 1869/70
  • Ein dunkles Verhängnis. Novelle, 1869/70
  • Deutsche Liebe in Amerika. Briefnovelle, 1882
  • Die Frauenfrage in Deutschland, 1883
  • Mein Bruder. Novelle, 1883
  • Haideblumen. Gedichtband, 1887
  • Die Reiterkäthe. Heimatroman aus dem Dreißigjährigen Krieg, 1893
  • Ein deutsches Mädchen in Amerika. Novelle, 1893 auf Englisch / 1901 auf Deutsch
  • Hausfreundin 1, 2, 3, 1900–1903
  • Sorle, die Lumpenfrau. Novelle, 1901
  • Oberschefflenzer Volkslieder, 1902
  • Das Spinnrad. Novelle, 1902
  • Der Kampf ums höhere Dasein, 1907
  • Kulturbilder, 1910
  • Die Macht des Mitleids. Tierschutzroman, 1910
  • Auf der Schattenseite des Lebens. Autobiografie, 1913/14
  • Gesammelte Werke. Mit einem Nachwort von Georg Fischer. Buchen: Odenwälder, 1996, ISBN 3-929295-21-0.
  • Behrend, Elisabeth, in: Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen : ein Lexikon. Köln : Böhlau, 2010, S. 72.
  • Fischer, Georg: Die Heimatschriftstellerin Augusta Bender. In: Unser Land, Heidelberg 1994, S. 79–82.
  • Ders.: Augusta Bender, eine ungewöhnliche Frau, 1846 bis 1924. In: Mosbacher Jahresheft 1996. S. 125–142.
  • Ders: Augusta Bender – Gesammelte Werke. ISBN 3-929295-21-0.
  • Scheidle, Ilona: Vom Odenwald in die USA. Die Schriftstellerin Augusta Bender (1846–1924). In: Heidelbergerinnen, die Geschichte schrieben. München 2006, S. 85–91, ISBN 3-7205-2850-2
  • Stephan, Susanne: Augusta Bender aus Oberschefflenz. Marbach 2024, Reihe "Spuren" der Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten in Baden-Württemberg, ISBN 978-3-944469-77-5

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Weber: Bender, Augusta. In: Bernd Ottnad (Hrsg.): Badische Biographien Neue Folge. Band 1. Stuttgart 1982, S. 38.
  2. Augusta Bender: Die Frauenfrage in Deutschland. In: Georg Fischer (Hrsg.): Gesammelte Werke. Buchen-Walldürn 1996, S. 327.
  3. Karlsruher Tagblatt. Nr. 78, 20. März 1921, S. 10 (blb-karlsruhe.de).
  4. Augusta Bender: Die Macht des Mitleids. In: Georg Fischer (Hrsg.): Gesammelte Werke. Buchen-Walldürn 1996, S. 62.
  5. Die Augusta Bender-Schule in Mosbach bildet besonders Frauen für verschiedene Berufe aus.