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„Hadschi Bektasch“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Баха Валад - Маариф (Миниатюра).jpg|mini|hochkant|Darstellung von Hadschi Bektasch]]
'''Haci Bektas Veli''' († [[1270]]) war ein [[islam]]ischer [[Mystiker]] (siehe auch [[Sufismus]]) und ist Gründer der [[Bektaschi]]-[[Tariqa]] (Bektaschi-[[Derwisch]]-Orden).
[[Datei:Turkey-1683 (2215851579).jpg|mini|hochkant|Skulptur in [[Nevşehir]]]]
[[Datei:Hajji Bektash Wali.jpeg|mini|hochkant|Darstellung aus dem 17. Jahrhundert in einem türkischen Manuskript]]
[[Datei:Haci Bektas Ucler Cesmesi.jpg|mini|hochkant|Das Üçler Çeşmesi im Hadschi-Bektasch-Wali-Mausoleum]]
'''Hadschi Bektasch Wali''' ([[Persische Sprache|persisch]] und {{otaS|حاجی بکتاش ولی‎|DMG=Ḥāǧǧī Baktāš Walī}}, {{trS|Hacı Bektaş-ı Veli}}, {{sqS|Haxhi Bektash Veliu}}, {{arS|حاج بكتاش ولي‎|d=Ḥāǧǧ Baktāš Walī}}) war ein [[Islam|muslimischer]] [[Mystiker]] ([[Sufismus|Sufi]]) aus [[Chorasan]], der in der zweiten Hälfte des [[13. Jahrhundert]]s in [[Anatolien]] lebte und wirkte. [[Walī#Walī als Gottesfreund|Wali]] oder Veli ist nicht Teil des Eigennamens, sondern ein islamischer Ehrentitel mit der Bedeutung „Freund (Allahs)“. Nach ihm ist die [[Bektaschi]]-[[Tariqa]] (Bektaschi-[[Derwisch]]-Orden) benannt, die aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von ihm selbst, sondern von [[Balım Sultan]] gegründet wurde.


Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Es gilt zwar als gesichert, dass eine Person mit diesem Namen existiert hat und bedeutenden Einfluss auf die Bevölkerung Anatoliens hatte. Alles Weitere fällt jedoch größtenteils in den Bereich der Legende. Das [[Hadschi-Bektasch-Komplex|Mausoleum von Hadschi Bektaschi Veli]] befindet sich in [[Hacıbektaş]] in der Türkei und ist ein Wallfahrtsort für [[Aleviten]].
==Herkunft==
Über seine Herkunft ist nicht viel bekannt; offenbar findet seine Erziehung in [[Khorasan]] ([[Persien]]) statt, wobei nicht sicher ist, ob seine Eltern [[Araber]] oder [[Türken]] sind. Einge Quellen geben auskunft darüber das der Gebrauch "er kommt aus Khorasan", lediglich eine Redewendung für eine östliche Herkunft ist. Weiters könnte er demnach auch [[Afghane]] oder [[Perse]] gewesen sein, was zu jenem Zeitpunkt unrelevant war. Seine Auswanderung aus Persien ist wahrscheinlich auf den Einfall der [[Mongolen]] zurückzuführen, schließlich erreicht er als vierzigjähriger [[Anatolien]]. Man vermutet, daß er zum damaligen Zeitpunkt ein Derwisch der [[Yesevi]]-Tariqa ist.


Die Hauptquelle für das Leben Hadschi Bektaschs ist die ''Walāyat-Nāma'' des türkischen Gelehrten [[Firdewsi|Uzun Firdewsi]]<ref>A. Gölpinarli, ed., 1958, ff. xix-xxv</ref> aus dem späten 15. Jahrhundert.
==Geschichte==
Haci Bektas Veli läßt sich in [[Sulucakaraöyük]] nieder, einem Ort in der Nähe von [[Kırşehir]]. Dieser ist ein entlegener Ort, weit entfernt von den Zentren Anatoliens, in denen das politische Geschehen und ein reger Handel stattfinden. Möglicherweise wählt er Sulucakaraöyük auch aus dem Grund, weil es dort zur damaligen Zeit wenig [[Tekke]]s gibt.


==Ideologie==
== Herkunft ==
Hadschi Bektasch wurde in [[Nischapur]] im Westen Chorasans (heute [[Iran]]) geboren. Dem ''Walāyat-Nāma'' zufolge war er der Sohn eines gewissen [[Sayyid]] Muhammad bin Musā und, so wird behauptet, ein Nachfahr des [[Mūsā al-Kāzim|Imam Mūsā al-Kāẓim]], des 7. Imams der [[Imamiten]]. Jedoch ist das ein ganz offensichtlicher Fehler des Autors, denn seine Angabe ist, zeitlich betrachtet, unmöglich. Ebenfalls ist durch andere Quellen nicht nachweisbar, ob er tatsächlich aus Nischapur stammte. Die Bezeichnung „Horasan erenleri“ (türk. „die Heiligen Chorasans“) war bei den turkmenischen Nomaden Anatoliens ein allgemeiner Ehrentitel für viele Mystiker und religiöse Gelehrte, denn das ostpersische Chorasan war damals ein Zentrum der [[Blütezeit des Islams|islamischen Blütezeit]]. Anders betrachtet, ist die Bezeichnung aber auch gleichzeitig ein Indiz dafür, dass Hadschi Baktāsch wohl tatsächlich aus Chorasan stammte. Laut der Encyclopædia Iranica ist es sehr wahrscheinlich, dass Hadschi Bektasch vor der mongolischen Invasion nach Westen in das Reich der Rum-[[Seldschuken]], welches sich zu einer Fluchtstätte für iranische Gelehrten und Heilige entwickelt hatte, geflohen ist und [[Iranische Völker|iranischer]] Abstammung war.<ref name="Iranica">H. Algar, ''Khorāsanian Sufī Hāji Bektāŝ'', [[Encyclopædia Iranica]], S. 117&nbsp;f., [https://iranicaonline.org/articles/bektas-haji-d Online Edition]</ref> (''siehe auch:'' [[Dschalal ad-Din Rumi|Rumi]], [[Attar]])
Schon bald nach seiner Ankunft verbreitet sich sein Ruf als spiritueller Führer, und er hat eine rasch wachsende Anhängerschaft, hauptsächlich unter den [[Turkvölker|Turkmanen]]. Einer der bekanntesten Derwische der Bektaschi-Tariqa ist der [[Poet]] [[Yunus Emre]] (gest. [[1321]]), der die Lehren Haci Bektas's in unzähligen Gedichten festhält.


Der Legende nach war er zum Zeitpunkt seiner Flucht nach Anatolien ein vierzigjähriger [[Derwisch]] der [[Yesevi-Tariqa]] und der ''[[chalifa]]'' (Stellvertreter) [[Ahmed Yesevi]]s, des Begründers des Ordens. Aber auch diese Behauptung ist zeitlich betrachtet unmöglich und eher als eine spätere Innovation aufzufassen, welche die beiden Heiligen zusammenführen soll.
==Einfluss==
Er war in [[Anatolien]] besonders für die Vereinigung der osmanischen [[Aleviten]] zuständig. Auch heute noch nennen sich die zumeist türkischen Aleviten (die eine schiitisch beeinflusste Glaubensrichtung darstellen und neben anderen Imamen besonders Ali, den Vetter und Schwiegersohn Mohammeds verehren) "Aleviten - Bektaschiten".


Glaubhafter ist hingegen die Annahme, dass Hadschi Bektasch zu den ''[[Qalandar]]i-Sufis'' Bābā Rasul-Allāh Ilyās Chorāsānīs (1240 hingerichtet) gehörte. Diese Annahme wird durch frühe Chronographen der [[Mevlevi|Mevlevi-Derwische]] indirekt bestätigt, die ihn als einen anti-orthodoxen Mystiker mit „[[Gnostik|gnostischer]] Illumination“<ref>Aflākī, 1953, I, S. 381–382</ref> beschrieben, welcher „die [[Scharia]] vollkommen ablehnte“ – Eigenschaften, die für ostpersische ''Qalandari''-Mystiker jener Zeit sehr typisch waren.<ref>Elvân Çelebi, ed., 1984, S. 17</ref><ref>Erünsal/Ocak, ''Hacı Bektaş Veli'', Introduction, xli-xlv</ref>

== Geschichte ==
Hadschi Bektasch ließ sich in Sulucakarahöyük (heute [[Hacıbektaş]], Provinz [[Nevşehir]]) nieder, möglicherweise aus dem Grund, weil es dort zur damaligen Zeit wenig [[Tekke]]s gab. Sulucakarahöyük war ein entlegener Ort, weit entfernt von den Zentren [[Anatolien]]s, wo das politische Geschehen und ein reger Handel stattfanden.

Schon bald nach seiner Ankunft verbreitete sich sein Ruf als spiritueller Führer. Gesinnungsleute halfen ihm, seine Lehre zu systematisieren. Ein Kloster wurde gebaut und zahlreiche Schüler – hauptsächlich aus den [[Turkmenen|turkmenischen]] [[Nomade]]nstämmen – sammelten sich um ihn. Wandernde Derwische trugen seine Lehre in Dörfer und Städte. Einer der bekanntesten unter ihnen war der [[Dichter|dichtende]] Derwisch der Bektaschi-Tariqa, [[Yunus Emre]] (gest. ca. 1321), der die Lehren von Hadschi Baktāsch in unzähligen Gedichten festhielt. Ein anderer, nicht weniger bekannter Schüler war der persische Dichter und Wanderprediger [[Schams-e Tabrizi]], der als Lehrer und Gefährte von [[Dschalal ad-Din Rumi]] diesen zu seinen mystischen Gedichten inspirierte.

== Lehre und Werke ==
Es ist fragwürdig, ob das Hadschi Bektasch zugeschriebene Werk ''Maqālāt'' ({{arS|مقالات&lrm;|b=Abhandlungen}})<ref>Plural von {{arS|مقالة&lrm;|d=maqāla|b=Abhandlung}}.</ref> von ihm ist<ref>{{Literatur |Autor=Irène Mélikoff |Titel=Hadji Bektach: Un mythe et ses avatars. Genèse et évolution du soufisme populaire en Turquie |Verlag=Brill |Ort=Leiden |Datum=1998-02 |ISBN=90-04-10954-4}}</ref>. Im Türkischen wird es auch als ''Küçük Vilayetnâme'' bezeichnet. Es wurde auf [[Arabische Sprache|Arabisch]] veröffentlicht.<ref name="Iranica" />

Der türkische Gelehrte [[Firdewsi]] sammelte die verschiedenen Erzählungen über Hadschi Bektasch und schrieb die Biografie ''Walāyat-Nāma''.

Seine Gedanken waren zu seiner Zeit revolutionär und faszinierten Menschen verschiedener Glaubensrichtungen.

Über Hadschi Bektasch kursieren die einschlägigen [[Bektaschi-Witze]].

== Mausoleum und Wallfahrtsort ==
Das Mausoleum von Haci Bektasch Veli befindet sich in der Provinz [[Nevşehir (Provinz)|Nevşehir]] in der Türkei und ist ein Wallfahrtsort für Aleviten. Am 16. August jedes Jahres pilgern Aleviten in den nach ihm benannten Ort [[Hacıbektaş]] etwa 45 km nördlich von [[Nevşehir]].<ref>https://www.hacibektas.com/index.php?id=kultur_ve_sanat</ref>

== Einfluss ==
Auch heute noch nennen sich die Aleviten (die eine [[Schiiten|schiitisch]] beeinflusste Glaubensrichtung darstellen und neben anderen Imamen insbesondere [[ʿAlī ibn Abī Tālib|Ali]], den Vetter und Schwiegersohn [[Mohammed]]s verehren) „Aleviten-Bektaschiten“. Die im Süden [[Albanien]]s lebenden Anhänger Hadschi Bektaschs sind staatlich als eigene Gruppe anerkannt.

== Literatur ==
* Irène Mélikoff: ''Hadji Bektach: Un mythe et ses avatars. Genèse et évolution du soufisme populaire en Turquie.'' Islamic History and Civilization, Studies and Texts. Bd. 20. Brill, Leiden 1998. ISBN 90-04-10954-4

== Weblinks ==
* [https://www.alevi.org/tr/ Alevi.Org Portal ve Forum - Gelin Canlar Bir olalim]

== Belege ==
<references />

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Aktuelle Version vom 14. Februar 2024, 17:24 Uhr

Darstellung von Hadschi Bektasch
Skulptur in Nevşehir
Darstellung aus dem 17. Jahrhundert in einem türkischen Manuskript
Das Üçler Çeşmesi im Hadschi-Bektasch-Wali-Mausoleum

Hadschi Bektasch Wali (persisch und osmanisch حاجی بکتاش ولی DMG Ḥāǧǧī Baktāš Walī, türkisch Hacı Bektaş-ı Veli, albanisch Haxhi Bektash Veliu, arabisch حاج بكتاش ولي, DMG Ḥāǧǧ Baktāš Walī) war ein muslimischer Mystiker (Sufi) aus Chorasan, der in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Anatolien lebte und wirkte. Wali oder Veli ist nicht Teil des Eigennamens, sondern ein islamischer Ehrentitel mit der Bedeutung „Freund (Allahs)“. Nach ihm ist die Bektaschi-Tariqa (Bektaschi-Derwisch-Orden) benannt, die aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von ihm selbst, sondern von Balım Sultan gegründet wurde.

Über sein Leben ist nicht viel bekannt. Es gilt zwar als gesichert, dass eine Person mit diesem Namen existiert hat und bedeutenden Einfluss auf die Bevölkerung Anatoliens hatte. Alles Weitere fällt jedoch größtenteils in den Bereich der Legende. Das Mausoleum von Hadschi Bektaschi Veli befindet sich in Hacıbektaş in der Türkei und ist ein Wallfahrtsort für Aleviten.

Die Hauptquelle für das Leben Hadschi Bektaschs ist die Walāyat-Nāma des türkischen Gelehrten Uzun Firdewsi[1] aus dem späten 15. Jahrhundert.

Hadschi Bektasch wurde in Nischapur im Westen Chorasans (heute Iran) geboren. Dem Walāyat-Nāma zufolge war er der Sohn eines gewissen Sayyid Muhammad bin Musā und, so wird behauptet, ein Nachfahr des Imam Mūsā al-Kāẓim, des 7. Imams der Imamiten. Jedoch ist das ein ganz offensichtlicher Fehler des Autors, denn seine Angabe ist, zeitlich betrachtet, unmöglich. Ebenfalls ist durch andere Quellen nicht nachweisbar, ob er tatsächlich aus Nischapur stammte. Die Bezeichnung „Horasan erenleri“ (türk. „die Heiligen Chorasans“) war bei den turkmenischen Nomaden Anatoliens ein allgemeiner Ehrentitel für viele Mystiker und religiöse Gelehrte, denn das ostpersische Chorasan war damals ein Zentrum der islamischen Blütezeit. Anders betrachtet, ist die Bezeichnung aber auch gleichzeitig ein Indiz dafür, dass Hadschi Baktāsch wohl tatsächlich aus Chorasan stammte. Laut der Encyclopædia Iranica ist es sehr wahrscheinlich, dass Hadschi Bektasch vor der mongolischen Invasion nach Westen in das Reich der Rum-Seldschuken, welches sich zu einer Fluchtstätte für iranische Gelehrten und Heilige entwickelt hatte, geflohen ist und iranischer Abstammung war.[2] (siehe auch: Rumi, Attar)

Der Legende nach war er zum Zeitpunkt seiner Flucht nach Anatolien ein vierzigjähriger Derwisch der Yesevi-Tariqa und der chalifa (Stellvertreter) Ahmed Yesevis, des Begründers des Ordens. Aber auch diese Behauptung ist zeitlich betrachtet unmöglich und eher als eine spätere Innovation aufzufassen, welche die beiden Heiligen zusammenführen soll.

Glaubhafter ist hingegen die Annahme, dass Hadschi Bektasch zu den Qalandari-Sufis Bābā Rasul-Allāh Ilyās Chorāsānīs (1240 hingerichtet) gehörte. Diese Annahme wird durch frühe Chronographen der Mevlevi-Derwische indirekt bestätigt, die ihn als einen anti-orthodoxen Mystiker mit „gnostischer Illumination“[3] beschrieben, welcher „die Scharia vollkommen ablehnte“ – Eigenschaften, die für ostpersische Qalandari-Mystiker jener Zeit sehr typisch waren.[4][5]

Hadschi Bektasch ließ sich in Sulucakarahöyük (heute Hacıbektaş, Provinz Nevşehir) nieder, möglicherweise aus dem Grund, weil es dort zur damaligen Zeit wenig Tekkes gab. Sulucakarahöyük war ein entlegener Ort, weit entfernt von den Zentren Anatoliens, wo das politische Geschehen und ein reger Handel stattfanden.

Schon bald nach seiner Ankunft verbreitete sich sein Ruf als spiritueller Führer. Gesinnungsleute halfen ihm, seine Lehre zu systematisieren. Ein Kloster wurde gebaut und zahlreiche Schüler – hauptsächlich aus den turkmenischen Nomadenstämmen – sammelten sich um ihn. Wandernde Derwische trugen seine Lehre in Dörfer und Städte. Einer der bekanntesten unter ihnen war der dichtende Derwisch der Bektaschi-Tariqa, Yunus Emre (gest. ca. 1321), der die Lehren von Hadschi Baktāsch in unzähligen Gedichten festhielt. Ein anderer, nicht weniger bekannter Schüler war der persische Dichter und Wanderprediger Schams-e Tabrizi, der als Lehrer und Gefährte von Dschalal ad-Din Rumi diesen zu seinen mystischen Gedichten inspirierte.

Lehre und Werke

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Es ist fragwürdig, ob das Hadschi Bektasch zugeschriebene Werk Maqālāt (arabisch مقالات ‚Abhandlungen‘)[6] von ihm ist[7]. Im Türkischen wird es auch als Küçük Vilayetnâme bezeichnet. Es wurde auf Arabisch veröffentlicht.[2]

Der türkische Gelehrte Firdewsi sammelte die verschiedenen Erzählungen über Hadschi Bektasch und schrieb die Biografie Walāyat-Nāma.

Seine Gedanken waren zu seiner Zeit revolutionär und faszinierten Menschen verschiedener Glaubensrichtungen.

Über Hadschi Bektasch kursieren die einschlägigen Bektaschi-Witze.

Mausoleum und Wallfahrtsort

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Das Mausoleum von Haci Bektasch Veli befindet sich in der Provinz Nevşehir in der Türkei und ist ein Wallfahrtsort für Aleviten. Am 16. August jedes Jahres pilgern Aleviten in den nach ihm benannten Ort Hacıbektaş etwa 45 km nördlich von Nevşehir.[8]

Auch heute noch nennen sich die Aleviten (die eine schiitisch beeinflusste Glaubensrichtung darstellen und neben anderen Imamen insbesondere Ali, den Vetter und Schwiegersohn Mohammeds verehren) „Aleviten-Bektaschiten“. Die im Süden Albaniens lebenden Anhänger Hadschi Bektaschs sind staatlich als eigene Gruppe anerkannt.

  • Irène Mélikoff: Hadji Bektach: Un mythe et ses avatars. Genèse et évolution du soufisme populaire en Turquie. Islamic History and Civilization, Studies and Texts. Bd. 20. Brill, Leiden 1998. ISBN 90-04-10954-4
  1. A. Gölpinarli, ed., 1958, ff. xix-xxv
  2. a b H. Algar, Khorāsanian Sufī Hāji Bektāŝ, Encyclopædia Iranica, S. 117 f., Online Edition
  3. Aflākī, 1953, I, S. 381–382
  4. Elvân Çelebi, ed., 1984, S. 17
  5. Erünsal/Ocak, Hacı Bektaş Veli, Introduction, xli-xlv
  6. Plural von arabisch مقالة, DMG maqāla ‚Abhandlung‘.
  7. Irène Mélikoff: Hadji Bektach: Un mythe et ses avatars. Genèse et évolution du soufisme populaire en Turquie. Brill, Leiden 1998, ISBN 90-04-10954-4.
  8. https://www.hacibektas.com/index.php?id=kultur_ve_sanat