„Borderline-Persönlichkeitsstörung“ – Versionsunterschied
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Die '''Borderline-Persönlichkeitsstörung''' (BPS) ist eine schwere [[Persönlichkeitsstörung]], die sich durch sehr wechselhafte Stimmungen, gestörte zwischenmenschliche Beziehungen, mangelndes Selbstvertrauen und autoaggressive Verhaltensweisen äußert. Diese Instabilitäten ziehen oft das persönliche Umfeld in Mitleidenschaft und beeinträchtigen so Alltag, langfristige Lebensplanung und das Selbstbild. |
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{{Infobox ICD |
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| 01-CODE = F60.31 |
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| 01-BEZEICHNUNG = Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typ}} |
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Die '''Borderline-Persönlichkeitsstörung''' ('''BPS''') oder ''[[emotional instabile Persönlichkeitsstörung]] des Borderline-Typs'' ist eine [[Psychische Störung|psychische Erkrankung]]. Typisch für sie sind |
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Der Name Borderline stammt aus Zeiten, als man dachte, es würde sich bei BPS um einen Grenzfall (engl. ''borderline'') zwischen [[Psychose]] und [[Neurose]] handeln; Menschen mit BPS leiden jedoch an ihrem extremen [[Temperament]] bzw. an ihren starken, oft in ihrer Stärke nicht zu reduzierenden Reaktionen auf äußere Einflüsse und Gefühle wie Erinnerungen. |
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* [[Impulsivität]], |
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Obwohl nicht so bekannt wie [[Schizophrenie]] oder [[Zyklothymie|Bipolare Störung]] (auch manisch-depressive Krankheit), ist Borderline häufiger und betrifft zwei Prozent der Erwachsenen, wobei missbrauchte Personen (zumeist Frauen) klinisch und misshandelte Personen (meistens Männer) [[Forensik|forensisch]] auffällig werden; die Geschlechterdifferenz ist - anders als bisher oft angenommen - nicht sehr groß. |
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* instabile, aber intensive [[Soziale Beziehung|zwischenmenschliche Beziehungen]], |
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* rasche [[Stimmung (Psychologie)|Stimmungswechsel]], |
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* ein schwankendes [[Selbstbild]] aufgrund von gestörter [[Selbstwahrnehmung]]. |
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Hinzu kommen oft selbstschädigendes Verhalten, Gefühle innerer Leere, [[Dissoziation (Psychologie)|Dissoziationserlebnisse]] und starke Angst vor dem Verlassenwerden. Situationen, die andere als normal empfinden, können Symptome der BPS auslösen. |
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Bezeichnend sind häufige [[Selbstverletzendes_Verhalten|Selbstverletzungen]] ohne [[Suizid]]absicht, Suizidversuche bzw. vollendeter Suizid. |
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Patienten mit BPS benötigen oft umfangreiche psychische Betreuung und belegen etwa 20 Prozent der psychischen Behandlungsplätze. Dank moderner Therapien kann jedoch vielen langfristig zu einem eigenständigen und sinnvollen Leben verholfen werden. |
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Bei dieser [[Persönlichkeitsstörung]] sind Vorgänge im Fühlen, Denken und Handeln beeinträchtigt. Dies führt zu problematischen und teilweise paradox wirkenden Verhaltensweisen in sozialen Beziehungen und sich selbst gegenüber. Dadurch belastet die Erkrankung Betroffene wie auch Bezugspersonen oft erheblich und kann deren [[Lebensqualität]] stark reduzieren.<ref name="SteinertSteib2014" /><ref>Paul Emmelkamp: [https://books.google.com/books?id=RwNmAgAAQBAJ&pg=PA54 ''Personality Disorders.''] 2013, ISBN 978-1-317-83477-9, S. 54ff. Abschnitt "Impairment".</ref> |
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== Symptome == |
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Während bei einer Person mit [[Depression]]en oder [[Bipolare Störung|Bipolarer Störung]] eine Stimmung für mehrere Wochen anhält, kann ein Mensch mit Borderline intensive Schübe aus Angst, Depression oder Wut erleben, die nur wenige Stunden bis zu mehreren Tagen andauern. Diese können in Verbindung mit [[Störung der Impulskontrolle|Störungen der Impulskontrolle]] wie impulsiver [[Aggression]], [[selbstverletzendes Verhalten|selbstverletzendem Verhalten]] und [[Drogenmissbrauch|Drogen-]] oder [[Alkoholmissbrauch]] auftreten sowie zu übermäßigem Geldausgeben, Völlerei und riskanten [[Sexualität|Sexualpraktiken]] führen. <br /> |
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Sucht ist eine häufige Begleiterscheinung bei Betroffenen. Die meist mit der Sucht einhergehenden selbstzerstörersichen Verhaltensweisen verstärken das Krankheitsbild. |
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Die BPS tritt häufig gemeinsam mit weiteren psychischen Störungsbildern auf. Dazu zählen u. a. [[Depression]]en, die [[Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung]] (ADHS), [[Posttraumatische Belastungsstörung]]en (PTBS), [[Essstörung]]en, andere Persönlichkeitsstörungen und [[Substanzmissbrauch]]. |
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[[Wahrnehmungsstörung|Wahrnehmungs-]] und [[Bewusstseinsstörung]]en können zu häufiger Änderung von Langzeitzielen, Karriereplänen, Berufen, [[Freundschaft]]en, [[Geschlechtsidentität]] oder Werten führen. Häufig berichten die Patienten, dass sie "sich selbst nicht fühlen können". Manchmal empfinden sich Menschen mit BPS als grundsätzlich schlecht oder wertlos. <br /> |
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Häufig fühlen sie sich [[Langeweile|gelangweilt]], leer und haben keinen Sinn dafür, wer sie sind. Solche Symptome treten verstärkt auf, wenn sich Menschen mit Borderline einsam oder isoliert fühlen und können dann zu verzweifelten Versuchen führen, Situationen des Alleinseins zu vermeiden. |
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== Zum Begriff == |
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Selbstverletzendes Verhalten bis hin zum Suizid sind symptomatisch für diese Erkrankung. |
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1884 verwendete erstmals der Psychiater Charles H. Hughes<ref>Charles Hamilton Hughes: ''Borderland Psychiatric Records – Prodromal Symptoms of Psychical Impairment.'' In: ''Alienists & Neurology.'' 5, 1884, S. 85–91. [[Faksimile]] in: [[Birger Dulz]], Sabine C. Herpertz, Otto F. Kernberg, Ulrich Sachsse (Hrsg.): ''Handbuch der Borderline-Störungen.'' 2. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7945-2472-3, S. 3–6.</ref> den Begriff ''borderland'' („Grenzland“) für die Beschreibung diagnostischer Grenzfälle zwischen Gesundheit und psychischer Krankheit. [[Adolph Stern]]<ref>[[Adolph Stern]]: ''[https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=_yEVCgAAQBAJ&oi=fnd&pg=PP7&ots=tMqZat1g6o&sig=7TUoUC9Bt_5aKISjwr-MuTJHm48&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false Psychoanalytic investigation of and therapy in the borderline group of neuroses].'' In: ''The Psychoanalytic Quarterly'' 7, 1938, S. 467–489. [[doi:10.1080/21674086.1938.11925367]]</ref> beschrieb dann 1938 die meisten Merkmale der heutigen BPS und nannte diese Gruppe von Symptomen „border line group“. Damit prägte er den heute verwendeten Begriff und verbreitete ihn in einer Epoche, die stark von [[Psychoanalyse|psychoanalytischer]] Theorie beeinflusst war. |
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Häufig äußern sich Selbsthass und die Unfähigkeit, die plötzlich auftretenden Spannungen abzubauen sowie ein Gefühl des "sich nicht mehr Spürens" in autoagressivem Verhalten. Die Betroffenen schlagen mit dem Kopf gegen die Wand, sie zerkratzen sich mit den Fingernägeln oder schneiden sich mit Messern oder Rasierklingen ihre Arme oder das eigene Gesicht auf. |
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Große Gefahr der Selbstverletzung/eines Selbstmordes besteht auch zu dem Zeitpunkt einer Hochstimmung. |
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Psychische Störungen wurden dabei damals nach dem Prinzip der Analysierbarkeit (im Sinne der Psychoanalyse) klassifiziert. Neurotische Personen wurden als analysierbar und somit als behandelbar angesehen. Menschen mit Psychosen dagegen wurden als nicht analysierbar und somit als nicht behandelbar betrachtet. Die Bezeichnung „Borderline“ bezog sich in diesem Sinne auf eine unscharfe und nicht definierte Grenzlinie zwischen [[Neurose]] und [[Psychose]] und wurde gewählt, da man bei den betroffenen Patienten Symptome aus beiden Bereichen identifizierte.<ref name="SteinertSteib2014">Tilman Steinert u. a.: ''[https://books.google.com/books?id=OyHUAgAAQBAJ&pg=PA27 Stationäre Krisenintervention bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen]''. Hogrefe Verlag, 2014, ISBN 978-3-8409-2545-0, S. 27.</ref> |
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===Sozialverhalten und Partnerschaft=== |
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Die zwischenmenschlichen Beziehungen von Menschen mit einer Borderline-Störung sind oft höchst instabil, was auch mit dem gestörten Selbstbild in Verbindung steht. Auch intensive emotionale Bindungen schützen nicht davor, dass die Einstellung gegenüber Familienmitgliedern, Freunden oder Liebespartnern plötzlich von [[Idealisierung]] (starke Bewunderung und Liebe) in Abwertung (intensive Wut und Hass) umschlägt. |
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Aufgrund der Nähe zur Psychose ordnete man die Borderline-Störung dem schizophrenen Formenkreis zu. Entsprechende historische Bezeichnungen für die Borderlinestörung sind '''Randpsychose''', '''Pseudoschizophrenie''' und '''Pseudoneurotische Schizophrenie'''.<ref>Thomas Reinert: ''Therapie an der Grenze: die Borderline-Persönlichkeit: modifiziert-analytische Langzeitbehandlungen.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-89730-5, S. 63, [https://books.google.de/books?id=EfwfMbfxgh0C&pg=PA63&lpg=PA63&dq=Pseudoschizophrenie&source=bl&ots=t0gcCX4F00&sig=71PgF5yuZZ5q6QrrdPgrZCgijGQ&hl=de&sa=X&ei=1FjWU5vXIYeF4gS09ID4DA&ved=0CCwQ6AEwAzgK#v=onepage&q=Pseudoschizophrenie&f=false Online] (abgerufen am 25. September 2015).</ref> |
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Werden Borderline Patienten - real oder vermeintlich - ungerecht behandelt, reagieren sie oft sehr heftig und impulsiv und finden oft keinen Ausweg aus ihrer Gedankenwelt aus Selbstvorwürfen, Selbsthass und Rachegedanken. Viele Äußerungen wie Gesten anderer Personen werden nicht selten falsch oder durch Überinterpretationen als feindlich ausgelegt, jedenfalls aber unangemessen intensiv analysiert. |
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Neuere Konzepte nach 2005 betonen die Störung des Selbstbilds – und deren moderne soziale Bedingungen – als zentralen Kern der BPS.<ref name="PMID20545499">C. R. Jørgensen: ''Invited essay: Identity and borderline personality disorder.'' In: ''Journal of personality'' [[Thomas Fuchs (Mediziner)|T. Fuchs]]: ''Fragmented selves: temporality and identity in borderline personality disorder.'' In: ''Psychopathology.'' Band 40, Nummer 6, 2007, S. 379–387, [[doi:10.1159/000106468]]. PMID 17652950 (Review).</ref><ref name="PMID17192141">C. R. Jørgensen: ''Disturbed sense of identity in borderline personality disorder.'' In: ''Journal of personality disorders.'' Band 20, Nummer 6, Dezember 2006, S. 618–644, [[doi:10.1521/pedi.2006.20.6.618]]. PMID 17192141 (Review).</ref><ref name="PMID22867502">J. M. Adler, E. D. Chin, A. P. Kolisetty, T. F. Oltmanns: ''The distinguishing characteristics of narrative identity in adults with features of borderline personality disorder: an empirical investigation.'' In: ''Journal of personality disorders.'' Band 26, Nummer 4, August 2012, S. 498–512, [[doi:10.1521/pedi.2012.26.4.498]]. PMID 22867502, {{PMC|3434277}}.</ref> |
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Für Borderliner ist es oft schwierig, das Verhalten anderer richtig zu deuten, da ihre starke Sensibilität für ungerechtes Verhalten häufig zu heftigen Überreaktionen führt und somit für sie selbst schwer abzuschätzen ist, welches Reaktion die Richtige auf die aktuelle Situation ist. |
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[[Datei:Munch, Jugend am Meer (1904, Linde Frieze) 02.jpg|mini|hochkant=1.2|[[Edvard Munch]]: ''Jugend am Meer'' (1904). Gemälde für den [[Lebensfries#Spätere Friese|Linde-Fries]]. Nach dem [[Kunsthistoriker]] [[Nic. Stang]] zeigt das Gemälde „die Unfähigkeit, Kontakt miteinander herzustellen“<ref>[[Nic. Stang]]: ''Edvard Munch.'' J. G. Tanum Forlag, Oslo 1972, ISBN 82-518-0010-2, S. 177.</ref> und damit eines der Hauptanzeichen von BPS (siehe Text). In späterer Zeit wurde Munch von Psychiatern selbst als von BPS Betroffener diagnostiziert.<ref>[[James F. Masterson]]: ''Search For The Real Self. Unmasking The Personality Disorders Of Our Age'', Chapter 12: The Creative Solution: Sartre, Munch, and Wolfe, S. 208–230, Simon and Schuster, New York 1988, ISBN 1-4516-6891-0, S. 212–213.</ref><ref>Tove Aarkrog: ''Edvard Munch: the life of a person with borderline personality as seen through his art.'' Lundbeck Pharma A/S, Denmark 1990, ISBN 87-983524-1-5.</ref> ]] |
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Bereits kleine Anlässe lösen stärkste "Gefühlimpulse" aus, die vom Kranken nicht in Relation zur Ursache gebracht werden können und zu heftigen emotionalen Verwicklungen führen können. Wenn sie eine enge Bindung eingehen, tendieren sie dazu, die andere Person zu idealisieren. Tritt jedoch ein Konflikt auf, können sie unerwartet in das andere Extrem wechseln und das Gegenüber entwerten. |
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Die Angst verlassen zu werden scheint in Beziehung zu stehen mit Schwierigkeiten, sich gefühlsmäßig mit Schlüsselpersonen verbunden zu fühlen, wenn diese nicht anwesend sind (mangelhafte Objektkonstanz), was dann zu einem Gefühl des Verlassenseins oder der Wertlosigkeit führt. Suizidrohungen und -handlungen können in Verbindung mit Gefühlen des Verlassenseins oder der Enttäuschung auftreten. |
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== Klassifizierung == |
== Klassifizierung == |
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Die moderne [[Operationalisierung|operationalisierte]] Diagnostik hat sich von diesen theoriegeleiteten Konzepten weitgehend gelöst. Sie beschränkt sich heute ganz darauf, [[Erleben]]s- und [[Verhalten (Biologie)|Verhaltensmuster]] zu beschreiben, die das [[Krankheitsbild|Störungsbild]] kennzeichnen. Das zeigt sich auch durch die Aufnahme des Borderline-Begriffs in den ''Diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen'' ([[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders|DSM]]) und die ''Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten'' ([[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|ICD]]). |
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Die Diagnose zu stellen ist schwierig, da Borderline-Patienten häufig versuchen, von der eigentlichen primären Symptomatik, der gestörten Selbstwahrnehmung, abzulenken. Oft werden begleitende Erkrankungen wie z.B. eine [[Bulimia nervosa]] vorgeschoben um ihre Probleme zu erklären. |
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Einige Psychiater behaupten sogar, die Diagnose läßt sich nicht in der Klinik oder der Praxis stellen, sondern nur in vivo, also im Feldversuch, was in der Realität meist nicht möglich ist. |
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=== DSM-5 === |
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Das DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) gibt die folgenden neun Kriterien der Borderline-Persönlichkeit an, von denen mindestens fünf erfüllt sein müssen, um eine entsprechende Diagnose stellen zu können: |
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# das verzweifelte Bemühen, nicht verlassen zu werden (unabhängig davon, ob es sich dabei um eine reale Gefahr oder eine Vermutung handelt) |
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# ein Muster instabiler und intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, in denen extreme Idealisierung und [[Entwertung]] einander abwechseln |
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# eine ausgeprägte [[Instabilität des Selbstbildes]] oder der Selbstwahrnehmung, die alle Zeichen der [[Identitätsdiffusion]] trägt |
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# impulsives Verhalten in mindestens zwei Bereichen, die potentiell selbstschädigend sind (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, "Fressanfälle", etc.) |
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# wiederholte [[Suizid|suizidale Handlungen]], Selbstmordandeutungen oder -drohungen sowie [[selbstverletzendes Verhalten]] |
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# [[affektive Instabilität]] die auf ausgeprägte Stimmungsreaktionen zurück zu führen ist |
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# chronische Gefühle von Leere |
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# unangemessene, heftige [[Aggression|Wut]] oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren |
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# vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome. |
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Es fällt auf, dass hier vor allem dem Aspekt der Stabilität in Bezug auf Selbstwert, Wahrnehmung aber auch der Impulskontrolle eine große Bedeutung zugemessen wird. Dass unter solchen Voraussetzungen stabile Beziehungen schwer aufrechtzuerhalten sind und Verlassensängste aber auch Wahnvorstellungen auftreten, versteht sich von selbst. |
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In dem aktuellen [[DSM-5]] (dem Klassifikationssystem der [[American Psychiatric Association]]) ist die ''Borderline-Persönlichkeitsstörung'' im Kapitel ''Persönlichkeitsstörungen'' verzeichnet.<ref name=":4">{{Literatur |Autor= |Titel=Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen DSM-5 |Hrsg=Peter Falkai, Hans-Ulrich Wittchen |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Hogrefe |Ort=Göttingen |Datum=2015 |ISBN=978-3-8017-2599-0 |Seiten=908–909 |Kommentar=Siehe Sektion II und Alternativ-Modell für PS in Sektion III.}}</ref> |
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== Behandlung == |
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Die Behandlungsmöglichkeiten für das Borderline-Syndrom haben sich in den letzten Jahren verbessert. Gruppen- und Einzelpsychotherapie sind für viele Patienten zumindest teilweise erfolgreich. In jedem Falle ist eine spezifische und systematische Psychotherapie effektiver als eine "allgemeine Behandlung", wie sie die meisten Patienten immer noch erfahren. In den letzten fünfzehn Jahren wurden zwei neue vielversprechende, psychosoziale Behandlungsmethoden entwickelt: die DBT (engl. ''dialectical behavior therapy'') und die TFP (übertragungsfokussierte Psychotherapie). Beide Verfahren messen der Beziehung zwischen Patienten und Therapeuten eine besondere Bedeutung bei; die DBT legte jedoch mehr Wert auf verhaltenstherapeutische Techniken, während die TFP psychodynamischer orientiert ist. |
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Dennoch muss festgehalten werden, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung selten zu therapieren ist und die wenigsten Patienten mit dieser Störung aufgrund von Suizidversuchen und schwersten Selbstverletzungen das 40. Lebensjahr erreichen. |
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Es handelt sich um ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im [[Selbstbild]] und in den [[Affekt]]en sowie von deutlicher [[Impulsivität]]. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und das Muster zeigt sich in verschiedenen Situationen. |
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Pharmakologische Behandlungen werden häufig entsprechend den spezifischen Zielsymptomen des einzelnen Patienten verschrieben. [[Antidepressiva]] und Stimmungsstabilisatoren können bei depressiven und/oder labilen Stimmungen sinnvoll sein. Antipsychotische Medikamente ([[Neuroleptika]]) können - unter anderem bei Denkstörungen und Angstreduzierung - Besserung bringen; hier ist zu betonen, dass die modernen, sog. atypischen Neuroleptika den konventionellen Methoden (z.B. Tranquilizer) vorzuziehen sind, da bei ersteren Nebenwirkungen seltener und vor allem (motorisch und kognitiv) weniger einschränkend sind - insbesondere müssen so genannte [[Spätdyskinesie]]n, die nicht selten irreversibel sind, nicht befürchtet werden. Im Gegensatz zu Tranquilizern machen Neuroleptika nicht abhängig. |
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Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein: |
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# Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. (''Beachte:'' Hier wird kein [[suizid]]ales oder selbstverletzendes Verhalten berücksichtigt, das in Kriterium 5 enthalten ist.) |
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# Ein Muster instabiler und intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der [[Idealisierung (Psychologie)|Idealisierung]] und [[Entwertung (Psychologie)|Entwertung]] gekennzeichnet ist. |
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#[[Identität|Störung der Identität]]: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung. |
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# [[Impulsivität]] in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen, z. B. Geldausgaben, Sexualität, [[Abhängigkeit von psychoaktiven Substanzen|Substanzmissbrauch]], rücksichtsloses Fahren, „[[Binge Eating|Essanfälle]]“. ''(Beachte:'' Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.) |
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# Wiederholtes suizidales Verhalten, Suizidandeutungen oder -drohungen oder [[Selbstverletzendes Verhalten|Selbstverletzungsverhalten]]. |
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# [[Affektive Störung|Affektive Instabilität]] infolge einer ausgeprägten [[Psychophysiologie|Reaktivität]] der Stimmung, z. B. hochgradige episodische Misslaunigkeit ([[Dysphorie]]), Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern. |
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# Chronische Gefühle von Leere. |
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# Unangemessene, heftige [[Wut]] oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen. |
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# Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste [[Paranoia|paranoide]] Vorstellungen oder schwere [[Dissoziation (Psychologie)|dissoziative]] Symptome. |
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=== DSM-5 Alternativ-Modell === |
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Das Alternativ-Modell des DSM-5 in Sektion III schlägt folgende diagnostische Kriterien vor:<ref name=":4" /> |
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A. Mittelgradige oder stärkere Beeinträchtigung im Funktionsniveau der Persönlichkeit, die sich durch typische Schwierigkeiten in mindestens zwei der folgenden Bereiche manifestiert: |
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# '''Identität:''' Deutlich verarmtes, wenig entwickeltes oder instabiles Selbstbild, oft mit exzessiver Selbstkritik; chronische Gefühle von innerer Leere; durch Belastung ausgelöste dissoziative Symptome. |
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# '''Selbststeuerung:''' Instabilität in Zielsetzungen, Vorlieben, Wertvorstellungen und beruflichen Plänen. |
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# '''Empathie:''' Eingeschränkte Fähigkeit, die Gefühle und Bedürfnisse anderer Personen zu erkennen, verbunden mit zwischenmenschlicher Überempfindlichkeit (beispielsweise eine Neigung, sich geringgeschätzt oder beleidigt zu fühlen); die Wahrnehmung anderer fokussiert auf negative Eigenschaften oder Vulnerabilitäten. |
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# '''Nähe:''' Intensive, aber instabile und konfliktreiche enge zwischenmenschliche Beziehungen, die durch Misstrauen, Bedürftigkeit und ängstliche Beschäftigung mit tatsächlichem oder vermeintlichem Verlassenwerden gekennzeichnet sind; nahe Beziehungen werden oftmals in Extremen von Idealisierung und Abwertung erlebt und alternieren zwischen Überinvolviertheit und Rückzug. |
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B. Mindestens vier der folgenden sieben problematischen Persönlichkeitsmerkmale, wenigstens eines davon ist (5) Impulsivität, (6) Neigung zu riskantem Verhalten oder (7) Feindseligkeit. |
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# '''Emotionale Labilität:''' Instabiles emotionales Erleben und häufige Stimmungswechsel; heftige Emotionen bzw. Affekte sind leicht stimulierbar, hochgradig intensiv und/oder unangemessen hinsichtlich situativer Auslöser und Umstände. |
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# '''Ängstlichkeit:''' Intensive Gefühle von Nervosität, Anspannung oder Panik, oft ausgelöst durch zwischenmenschliche Spannungen; häufige Sorge über negative Auswirkungen vergangener unangenehmer Erlebnisse und über mögliche negative Entwicklungen in der Zukunft; ängstliche Gefühle, Besorgnis oder Bedrohungsgefühl bei Unsicherheit; Angst vor psychischem Zerfall oder Verlust der Kontrolle. |
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# '''Trennungsangst:''' Angst vor Zurückweisung und/oder Trennung von wichtigen Bezugspersonen, begleitet von Furcht vor übermäßiger Abhängigkeit und komplettem Autonomieverlust. |
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# '''Depressivität:''' Häufige Niedergeschlagenheit, Sich-elend-Fühlen und/oder Hoffnungslosigkeit; Schwierigkeit, sich von solchen Stimmungen zu erholen; Pessimismus hinsichtlich der Zukunft; tiefgreifende Schamgefühle; Gefühl der Minderwertigkeit; Suizidgedanken und suizidales Verhalten. |
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# '''Impulsivität:''' Handlungen erfolgen Hals über Kopf als unmittelbare Reaktion auf einen Auslöser, sie sind vom Augenblick bestimmt, ohne Plan oder Berücksichtigung der Folgen; Schwierigkeiten, Pläne zu entwickeln und zu verfolgen; Druckgefühl und selbstschädigendes Verhalten unter emotionalem Stress. |
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# '''Neigung zu riskantem Verhalten:''' Ausübung gefährlicher, risikoreicher und potenziell selbstschädigender Handlungen ohne äußere Notwendigkeit und ohne Rücksicht auf mögliche Folgen; Mangel an Bewusstsein für die eigenen Grenzen und Verleugnung realer persönlicher Gefahr. |
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# '''Feindseligkeit:''' Anhaltende und häufige Gefühle von Ärger; Ärger oder Gereiztheit bereits bei geringfügigen Kränkungen oder Beleidigungen. |
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=== ICD === |
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Im [[International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems|ICD-10]] (dem Klassifikationssystem der [[Weltgesundheitsorganisation]]) wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung (''F60.31'') als einer von zwei Subtypen der ''[[Emotional instabile Persönlichkeitsstörung|emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (''F60.3'')]]'' aufgeführt:<ref>Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ''ICD-10-WHO Version 2013: {{Webarchiv |url=http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/kodesuche/onlinefassungen/htmlamtl2013/block-f60-f69.htm#F60.3 |wayback=20160406023827 |text=Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F60–F69)}}''</ref> |
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* Der ''impulsive Typus'' dieser Störung ist geprägt durch mangelnde [[Impulskontrolle]] und unberechenbare Handlungen (''F60.30''). |
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* Beim ''Borderline-Typus'' sind zusätzlich das eigene Selbstbild und das Beziehungsverhalten noch stärker beeinträchtigt (''F60.31''). Dieser Typus entspricht ungefähr der Definition der Borderline-Störung im DSM-5. |
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Im [[ICD-11]] sind Borderline pattern eine Zusatzqualifikation der Persönlichkeitsstörungen (''6D10''). Sie wird unter ''6D11.5'' kodiert. |
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== Abgrenzung == |
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Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist selbst für erfahrene Fachärzte in der Praxis oft schwer zu erkennen. Sie wird daher häufig erst nach mehrjähriger Behandlung wegen anderer, im Vordergrund stehender Beschwerden (z. B. [[Depression]]en, [[Angststörung|Ängste]], [[Somatoforme Störung|psychosomatische Beschwerden]] etc.) korrekt diagnostiziert. Es besteht laut AWMF-Leitlinie eine erhöhte [[Komorbidität]]s­rate mit anderen [[Persönlichkeitsstörung]]en (v. a. der [[Narzisstische Persönlichkeitsstörung|narzisstischen]], [[Histrionische Persönlichkeitsstörung|histrionischen]], [[Selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung|selbstunsicher-vermeidenden]], [[Abhängige Persönlichkeitsstörung|abhängigen]], [[Schizotypische Persönlichkeitsstörung|schizotypischen]], [[Paranoide Persönlichkeitsstörung|paranoiden]] oder [[Dissoziale Persönlichkeitsstörung|dissozialen Persönlichkeitsstörung]]), wie auch mit Depressionen, Ängsten, [[Panikstörung]]en, der [[Trennungsangststörung bei Erwachsenen]] und [[Posttraumatische Belastungsstörung|Posttraumatischen Belastungsstörungen]] sowie [[Abhängigkeit (Medizin)|Abhängigkeitserkrankungen]].<ref name=":12">[[AWMF]]: {{Webarchiv |url=http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/038-015l_S2_Persoenlichkeitsst%C3%B6rung_2011-09_01.pdf |text=Alte S2-Leitlinie Persönlichkeitsstörungen (gültig von 2008 bis 2013) |wayback=20130123230146 |format=PDF}}</ref> |
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Einige der Symptome können auch bei anderen Störungsbildern auftreten, so z. B. bei Depressionen, [[Schizophrenie]]n, [[Schizoaffektive Störung|schizoaffektiven Psychosen]], beim [[Asperger-Syndrom]] und anderen Formen des [[Autismus]], bei der [[Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung|Aufmerksamkeitsdefizit-/​<!--Umbruch erlauben-->Hyperaktivitätsstörung]] (ADHS), bei [[Bipolare Störung|bipolaren Störungen]] und verschiedenen der zuvor genannten Persönlichkeitsstörungen. Die Diagnose erfordert daher eine umfangreiche [[Anamnese]] (evtl. unter Einbeziehung von Angehörigen) und sorgfältige [[Diagnose#Differenzialdiagnose|differentialdiagnostische]] Abgrenzung von diesen anderen Erkrankungen. |
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{{Siehe auch|Komplexe posttraumatische Belastungsstörung#Zusammenhänge mit anderen Krankheitsbildern|titel1=„Zusammenhänge mit anderen Krankheitsbildern“ im Artikel Komplexe posttraumatische Belastungsstörung}} |
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== Verbreitung == |
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Eine US-amerikanische Untersuchung fand in einer Bevölkerungsstichprobe aus den Jahren 2004 und 2005 bei 34.653 Erwachsenen eine [[Lebenszeitprävalenz]] von 5,9 % (dabei 6,2 % bei Frauen und 5,6 % bei Männern). Der geringe Geschlechterunterschied war [[statistisch]] nicht [[Statistische Signifikanz|signifikant]].<ref name="PMID18426259">B. F. Grant, S. P. Chou, R. B. Goldstein, B. Huang, F. S. Stinson, T. D. Saha, S. M. Smith, D. A. Dawson, A. J. Pulay, R. P. Pickering, W. J. Ruan: ''Prevalence, correlates, disability, and comorbidity of DSM-IV borderline personality disorder: results from the Wave 2 National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions.'' In: ''The Journal of clinical psychiatry.'' Band 69, Nummer 4, April 2008, S. 533–545. PMID 18426259, {{PMC|2676679}}.</ref> |
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Die Daten von 6.330 11-jährigen Kindern in [[Bristol]] (England) von 2002 bis 2004 zeigten, dass 3,2 % die Kriterien von DSM-IV erfüllten. Auch hier war der Geschlechterunterschied unbedeutend.<ref name="PMID22023298">M. C. Zanarini, J. Horwood, D. Wolke, A. Waylen, G. Fitzmaurice, B. F. Grant: ''Prevalence of DSM-IV borderline personality disorder in two community samples: 6,330 English 11-year-olds and 34,653 American adults.'' In: ''Journal of personality disorders.'' Band 25, Nummer 5, Oktober 2011, S. 607–619, [[doi:10.1521/pedi.2011.25.5.607]]. PMID 22023298.</ref> |
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Die US-amerikanische Stichprobe zeigte eine stetige Abnahme der Prävalenz mit zunehmendem Alter (20–29 Jahre: 9,3 %; 30–44 Jahre: 7,0 %; 45–64 Jahre: 5,5 %; 65+ Jahre: 2,0 %).<ref name="PMID18426259" /> Eine auffällige Abnahme zeigte sich auch in einer [[Längsschnittstudie]] (Longitudinalstudie) von 290 BPS-Patienten über einen Zeitraum von sechs Jahren am McLean Hospital ([[Massachusetts]]/USA) in Zusammenarbeit mit der [[Harvard Medical School]].<ref name="PMID12562573">M. C. Zanarini, F. R. Frankenburg, J. Hennen, K. R. Silk: ''The longitudinal course of borderline psychopathology: 6-year prospective follow-up of the phenomenology of borderline personality disorder.'' In: ''The American Journal of Psychiatry.'' Band 160, Nummer 2, Februar 2003, S. 274–283. PMID 12562573.</ref> |
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== Symptome der BPS == |
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=== Sozialverhalten === |
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In einem Bericht aus dem Jahr 2014 zum Stand der Forschung wurde festgestellt, dass Probleme im zwischenmenschlichen Verhalten die am meisten sichtbaren und die am besten unterscheidbaren Merkmale von BPS seien. Experimentelle Daten deuteten auf instabile Gefühle, (Selbst-)Aggression, Überempfindlichkeit gegenüber möglichen Bedrohungen, geringen Erfolg bei Verständigung nach Konflikten, häufige Missverständnisse und Vermischung von Selbst- und Fremdeinschätzung.<ref name="PMID25378381">S. C. Herpertz, H. Jeung, F. Mancke, K. Bertsch: ''Social dysfunctioning and brain in borderline personality disorder.'' In: ''Psychopathology.'' Band 47, Nummer 6, 2014, S. 417–424, [[doi:10.1159/000365106]]. PMID 25378381.</ref> |
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Eine Übersicht von 2013 hob die folgenden drei Schwierigkeiten hervor: |
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* Fehleinschätzung gefühlsmäßig neutraler Situationen, |
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* Gefühl der Zurückweisung in Situationen normaler sozialer Beteiligung |
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* und Probleme bei der Wiederherstellung von sozialem Umgang nach einer Enttäuschung.<ref name="PMID23307561">S. Lis, M. Bohus: ''Social interaction in borderline personality disorder.'' In: ''Current psychiatry reports.'' Band 15, Nummer 2, Februar 2013, S. 338, [[doi:10.1007/s11920-012-0338-z]]. PMID 23307561 (Review).</ref> |
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Die in beiden Übersichten betonte Schwierigkeit, eine gestörte Zusammenarbeit wieder zu reparieren, zeigte sich sehr deutlich in Verhaltensexperimenten, bei denen gleichzeitig damit verknüpfte starke Abweichungen bei bestimmten Gehirnfunktionen registriert wurden.<ref name="PMID18687957">B. King-Casas, C. Sharp, L. Lomax-Bream, T. Lohrenz, P. Fonagy, P. R. Montague: ''The rupture and repair of cooperation in borderline personality disorder.'' In: ''Science.'' Band 321, Nummer 5890, August 2008, S. 806–810, [[doi:10.1126/science.1156902]]. PMID 18687957, {{PMC|4105006}}.</ref> |
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BPS hat auch erhebliche Auswirkungen auf [[Partnerschaft|Paarbeziehungen]].<ref name="PMID26348097">J. A. Lavner, J. Lamkin, J. D. Miller: ''Borderline Personality Disorder Symptoms and Newlyweds' Observed Communication, Partner Characteristics, and Longitudinal Marital Outcomes.'' In: ''Journal of abnormal psychology.'' [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] September 2015, [[doi:10.1037/abn0000095]]. PMID 26348097.</ref><ref name="PMID19785701">S. Bouchard, S. Sabourin, Y. Lussier, E. Villeneuve: ''Relationship quality and stability in couples when one partner suffers from borderline personality disorder.'' In: ''Journal of marital and family therapy.'' Band 35, Nummer 4, Oktober 2009, S. 446–455, [[doi:10.1111/j.1752-0606.2009.00151.x]]. PMID 19785701.</ref><ref name="PMID19187710">S. Bouchard, S. Sabourin: ''Borderline personality disorder and couple dysfunctions.'' In: ''Current psychiatry reports.'' Band 11, Nummer 1, Februar 2009, S. 55–62. PMID 19187710 (Review).</ref> Eine über sechzehn Jahre durchgeführte [[Langzeitstudie]] zeigte, dass Besserungen im Krankheitsverlauf mit einer deutlichen Tendenz zu stabileren Paar- und Elternteil-Kind-Beziehungen einhergingen.<ref name="PMID24963829">M. C. Zanarini, F. R. Frankenburg, D. B. Reich, M. M. Wedig, L. C. Conkey, G. M. Fitzmaurice: ''The course of marriage/sustained cohabitation and parenthood among borderline patients followed prospectively for 16 years.'' In: ''Journal of personality disorders.'' Band 29, Nummer 1, Februar 2015, S. 62–70, {{DOI|10.1521/pedi_2014_28_147}}. PMID 24963829, {{PMC|4276730}}.</ref> |
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=== Identität === |
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Personen mit einer BPS weisen häufig ein instabiles Selbstbild auf<ref>{{Internetquelle |url=https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-015 |titel=AWMF Leitlinienregister |abruf=2024-07-16}}</ref> und können eine negative Einstellung zu ihrem Körperkonzept entwickeln. Diese negative Einstellung kann sich wiederum auf das Selbstkonzept der Personen auswirken.<ref>{{Literatur |Autor=Brigitte Haaf, Ulrike Pohl, Ingrid M. Deusinger, Martin Bohus |Titel=Untersuchungen zum Körperkonzept bei Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung1 |Sammelwerk=PPmP - Psychotherapie · Psychosomatik · Medizinische Psychologie |Band=51 |Nummer=6 |Datum=2001-06 |DOI=10.1055/s-2001-14302 |Seiten=246–254 |Online=http://www.thieme-connect.de/DOI/DOI?10.1055/s-2001-14302 |Abruf=2024-07-16}}</ref> |
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Ein weiteres mögliches Symptom einer BPS ist das chronische Gefühl der inneren Leere, welches im DSM-5 auch als Diagnosekriterium aufgeführt ist.<ref name=":4" /> Laut M. Bohus beschreiben einige BPS-Patienten diese innere Leere mit dem Gefühl, nicht mehr mit sich selbst „verbunden“ zu sein sowie isoliert und abgeschnitten von der Welt zu existieren.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Bohus |Titel=Borderline-Störung |Auflage=2. |Verlag=Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG |Datum=2019 |ISBN=978-3-8409-2853-6 |Seiten=10}}</ref> |
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=== Emotionalität === |
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Nach einem Konzept der emotionalen Fehlregulierung bei BPS von 2013, das sich auf das biosoziale Entwicklungsmodell von BPS durch [[Marsha M. Linehan]] (1993 und 2009)<ref name="PMID19379027">S. E. Crowell, T. P. Beauchaine, [[Marsha M. Linehan|M. M. Linehan]]: ''A biosocial developmental model of borderline personality: Elaborating and extending Linehan's theory.'' In: ''Psychological bulletin.'' Band 135, Nummer 3, Mai 2009, S. 495–510, [[doi:10.1037/a0015616]]. PMID 19379027, {{PMC|2696274}} (Review).</ref> gründete, wurden vier Problembereiche unterschieden: erhöhte emotionale Empfindlichkeit, starke und schwankende negative und positive Stimmungen, Mangel an geeigneten Klärungs-Strategien und Überschuss an schlecht angepassten Klärungs-Strategien.<ref name="PMID23250816">R. W. Carpenter, T. J. Trull: ''Components of emotion dysregulation in borderline personality disorder: a review.'' In: ''Current psychiatry reports.'' Band 15, Nummer 1, Januar 2013, S. 335, [[doi:10.1007/s11920-012-0335-2]]. PMID 23250816, {{PMC|3973423}} (Review).</ref> |
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Nach Ansicht von Martin Bohus erleben viele Borderline-Patienten mehrmals täglich starke unangenehme Spannungszustände. Diese Zustände würden meist sehr plötzlich auftreten und könnten bis zu mehreren Stunden andauern. In diesen Phasen komme es häufig zu selbstverletzendem Verhalten, Intoxikationen und Hochrisikoverhalten, um die Anspannung zu lindern.<ref>{{Literatur |Autor=Martin Bohus |Titel=Borderline-Störung |Auflage=2. |Verlag=Hogrefe Verlag GmbH & co. KG |Datum=2019 |ISBN=978-3-840-92853-6 |DOI=10.1026/02853-000 |Seiten=6}}</ref> |
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In einer Übersicht von 2009 über experimentelle Studien zur Wahrnehmung des emotionalen Ausdrucks von Gesichtern durch BPS-Patienten wurden zusammenfassend die folgenden typischen Schwierigkeiten festgestellt: grundlegende Gefühle bei anderen zu registrieren, eine Tendenz zu negativen oder verärgerten Bewertungen und eine erhöhte Empfindlichkeit zur Entdeckung negativer Gefühle bei anderen.<ref name="PMID19267658">G. Domes, L. Schulze, S. C. Herpertz: ''Emotion recognition in borderline personality disorder-a review of the literature.'' In: ''Journal of personality disorders.'' Band 23, Nummer 1, Februar 2009, S. 6–19, [[doi:10.1521/pedi.2009.23.1.6]]. PMID 19267658 (Review).</ref> |
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=== Angst vor Zurückweisung === |
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Die Angst vor einer möglichen Zurückweisung ist bei BPS-Patienten extrem ausgeprägt. Eine Untersuchung von 2011 zeigte, dass sie – statistisch gesehen – in dieser Gruppe sogar noch stärker war als bei Patienten mit [[Soziale Phobie|sozialen Phobien]].<ref name="PMID21110407">K. Staebler, E. Helbing, C. Rosenbach, B. Renneberg: ''Rejection sensitivity and borderline personality disorder.'' In: ''Clinical psychology & psychotherapy.'' Band 18, Nummer 4, 2011 Jul–Aug, S. 275–283, [[doi:10.1002/cpp.705]]. PMID 21110407.</ref> |
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Eine experimentelle Studie von 2014 stellte fest, dass die besondere Angst vor Zurückweisung bei BPS-Patienten mit spezifischen Abweichungen und Unterfunktionen im Gehirn verknüpft war.<ref name="PMID24273076">M. Domsalla, G. Koppe, I. Niedtfeld, S. Vollstädt-Klein, C. Schmahl, M. Bohus, S. Lis: ''Cerebral processing of social rejection in patients with borderline personality disorder.'' In: ''Social cognitive and affective neuroscience.'' Band 9, Nummer 11, November 2014, S. 1789–1797, [[doi:10.1093/scan/nst176]]. PMID 24273076, {{PMC|4221221}}.</ref> |
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=== Dissoziative Symptome === |
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Nach zwei neueren Übersichtsartikeln von 2009 und 2014 haben bis zu zwei Drittel der BPS-Patienten Symptome von [[Dissoziation (Psychologie)|Dissoziation]]. Hierzu zählen [[Depersonalisation]], [[Derealisation]], verzerrtes [[Zeitgefühl]], irreales Wiedererleben ([[Flashback (Psychologie)|Flashbacks]]) und Abweichungen in der [[Selbstwahrnehmung]].<ref name="PMID24442670">E. Vermetten, D. Spiegel: ''Trauma and dissociation: implications for borderline personality disorder.'' In: ''Current psychiatry reports.'' Band 16, Nummer 2, Februar 2014, S. 434, [[doi:10.1007/s11920-013-0434-8]]. PMID 24442670 (Review).</ref><ref name="PMID19187714">M. I. Korzekwa, P. F. Dell, C. Pain: ''Dissociation and borderline personality disorder: an update for clinicians.'' In: ''Current psychiatry reports.'' Band 11, Nummer 1, Februar 2009, S. 82–88. PMID 19187714 (Review).</ref> |
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Eine genaue Analyse dieser Symptome bei 21 Patienten aus dem Jahr 2009 ergab eine große Spannweite in der ''Art'' der Erscheinungen und im ''Grad'' der Beeinträchtigung: 24 % keine, 29 % milde, 24 % unspezifische und 24 % [[dissoziative Identitätsstörung]].<ref name="PMID19585341">M. I. Korzekwa, P. F. Dell, P. S. Links, L. Thabane, P. Fougere: ''Dissociation in borderline personality disorder: a detailed look.'' In: ''Journal of trauma & dissociation: the official journal of the International Society for the Study of Dissociation.'' Band 10, Nummer 3, 2009, S. 346–367, [[doi:10.1080/15299730902956838]]. PMID 19585341.</ref> |
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=== Selbstschädigung === |
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==== Selbstverletzung ==== |
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Eine Vergleichsstudie von 2015 zeigte, dass bei einer Gruppe von 46 Patienten mit [[Selbstverletzendes Verhalten|selbstverletzendem Verhalten]] (SVV) in Verbindung mit BPS die Selbstverletzungen häufiger und schwerwiegender waren als bei einer Gruppe von 54 Patienten, die SVV, aber keine BPS hatten.<ref name="PMID26315664">B. J. Turner, K. L. Dixon-Gordon, S. B. Austin, M. A. Rodriguez, M. Zachary Rosenthal, A. L. Chapman: ''Non-suicidal self-injury with and without borderline personality disorder: Differences in self-injury and diagnostic comorbidity.'' In: ''Psychiatry research.'' [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] Juli 2015, [[doi:10.1016/j.psychres.2015.07.058]]. PMID 26315664.</ref> Eine ähnliche Untersuchung zeigte diesen Unterschied ebenfalls sehr deutlich, obwohl der Lebenszeitverlauf von SVV in beiden Gruppen gleich war: eine starke Zunahme im Alter von 18 bis 24 Jahren und Andauer der dabei erreichten Häufigkeit bis zum Alter von 50 bis 59 Jahren.<ref name="PMID11994840">R. A. Sansone, G. A. Gaither, D. A. Songer: ''Self-harm behaviors across the life cycle: a pilot study of inpatients with borderline personality disorder.'' In: ''Comprehensive psychiatry.'' Band 43, Nummer 3, Mai-Jun 2002, S. 215–218. PMID 11994840.</ref> |
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Laut einer chinesischen Untersuchung war allerdings nur eine Minderheit von SVV-Patienten gleichzeitig auch von BPS betroffen. Von den 160 Personen, die im Laufe eines Jahres (2007–2008) wegen SVV an das ''Prince of Wales Hospital'' in [[Hongkong]] überwiesen wurden, zeigte sich nur bei 30 (18,8 %) eine zu der Zeit vorliegende BPS.<ref name="PMID21158601">H. M. Wong, H. C. Leung, L. Y. Chow, W. K. Kam, A. K. Tang: ''Prevalence of borderline personality disorder and its clinical correlates in Chinese patients with recent deliberate self-harm.'' In: ''Journal of personality disorders.'' Band 24, Nummer 6, Dezember 2010, S. 800–811, [[doi:10.1521/pedi.2010.24.6.800]]. PMID 21158601.</ref> |
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==== Suizidalität ==== |
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Wegen der häufig auftretenden Begleiterkrankungen ([[Komorbidität]]en) und methodischer Schwierigkeiten lässt sich die [[Suizidrate]] nur grob abschätzen. In [[Retrospektive Studie|retrospektiven Studien]] wurde eine Rate von bis zu 10 %, in [[Prospektive Studie|prospektiven Studien]] eine Rate von 3–6 % beobachtet.<ref name="PMID31142033">J. Paris: ''Suicidality in Borderline Personality Disorder.'' In: ''Medicina.'' Band 55, Nummer 6, Mai 2019, S. , {{DOI|10.3390/medicina55060223}}, PMID 31142033, {{PMC|6632023}} (Review).</ref> In einer Studie von 2012 wurde gezielt untersucht, ob es bestimmte [[Subtyp]]en von BPS mit erhöhtem Suizidrisiko gibt. Ein schwererer Verlauf der Krankheit, höheres Alter und stärker beeinträchtigte psychosoziale Funktionen wurden als Faktoren für eine erhöhte Suizidgefährdung identifiziert.<ref name="PMID22686233">P. H. Soloff, L. Chiappetta: ''Subtyping borderline personality disorder by suicidal behavior.'' In: ''Journal of personality disorders.'' Band 26, Nummer 3, Juni 2012, S. 468–480, [[doi:10.1521/pedi.2012.26.3.468]]. PMID 22686233, {{PMC|3417087}}.</ref> Bei Patienten, die zusätzlich eine Abhängigkeit aufweisen, ist die Suizidalität verstärkt.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt |url=https://www.aerzteblatt.de/archiv/159051/Borderline-Persoenlichkeitsstoerung-und-komorbide-Abhaengigkeitserkrankungen |titel=Borderline-Persönlichkeitsstörung und komorbide Abhängigkeitserkrankungen |datum=2014-04-18 |abruf=2019-10-07 |sprache=de}}</ref> |
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=== Psychotische Symptome === |
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Eine Analyse von Patientenakten von 2011 stellte lang andauernde Beeinträchtigungen in körperlicher und emotionaler Hinsicht durch psychotische Symptome fest, die sich kaum von denen bei [[Schizophrenie]] unterschieden. Die Autoren schlugen deshalb vor, dass die diagnostische Kategorie BPS geändert und psychotische Symptome ebenfalls aufgenommen werden sollten.<ref name="PMID21770785">B. Adams, T. Sanders: ''Experiences of psychosis in borderline personality disorder: a qualitative analysis.'' In: ''Journal of mental health.'' Band 20, Nummer 4, August 2011, S. 381–391, [[doi:10.3109/09638237.2011.577846]]. PMID 21770785 (Review).</ref> Die Ergebnisse stehen im Einklang mit zwei weiteren Übersichtsstudien (2010 und 2013) zu dieser Frage.<ref name="PMID20425279">S. Barnow, E. A. Arens, S. Sieswerda, R. Dinu-Biringer, C. Spitzer, S. Lang: ''Borderline personality disorder and psychosis: a review.'' In: ''Current psychiatry reports.'' Band 12, Nummer 3, Juni 2010, S. 186–195, [[doi:10.1007/s11920-010-0107-9]]. PMID 20425279 (Review), [https://www.researchgate.net/profile/Simone_Lang/publication/43349415_Borderline_Personality_Disorder_and_Psychosis_A_Review/links/0912f503e2fdab900d000000.pdf PDF].</ref><ref name="PMID23168909">K. Schroeder, H. L. Fisher, I. Schäfer: ''Psychotic symptoms in patients with borderline personality disorder: prevalence and clinical management.'' In: ''Current opinion in psychiatry.'' Band 26, Nummer 1, Januar 2013, S. 113–119, [[doi:10.1097/YCO.0b013e32835a2ae7]], PMID 23168909 (Review).</ref> |
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== Begleitende Erkrankungen == |
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Einige Krankheitsbilder treten häufig gemeinsam mit der BPS auf ([[Komorbidität]]). |
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=== Depressionen === |
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Eine systematische Übersicht und Metaanalyse von 2015 kam zu dem Ergebnis, dass Depressionen bei BPS im Vergleich zu sonstigen depressiven Störungen mehr [[Feindseligkeit]] und ein negativeres Selbstbild zeigten. Es zeigte sich eine hohe Variabilität des Schweregrads der Depression bei BPS-Patienten und teilweise eine BPS-spezifische Depressionsqualität.<ref name="PMID25723972">J. Köhling, J. C. Ehrenthal, K. N. Levy, H. Schauenburg, U. Dinger: ''Quality and severity of depression in borderline personality disorder: A systematic review and meta-analysis.'' In: ''Clinical psychology review.'' Band 37, April 2015, S. 13–25, [[doi:10.1016/j.cpr.2015.02.002]]. PMID 25723972 (Review).</ref> |
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Die Depression bei BPS-Patienten ist typischerweise besonders durch Gefühle von innerer Leere, Einsamkeit, Verzweiflung und Schwierigkeiten in interpersonellen Beziehungen gekennzeichnet. Insbesondere die Suizidgefährdung ist zu beachten. Depressive Symptome der BPS-Patienten sind in der Regel kürzer andauernd und häufiger mit interpersonellen Situationen verbunden als bei depressiven Patienten ohne Persönlichkeitsstörung. Die leitliniengerechte Behandlung der Depression erfolgt sowohl psychotherapeutisch als auch pharmakotherapeutisch. Dabei kann der Erfolg einer medikamentösen antidepressiven Behandlung durch eine BPS ungünstig beeinflusst werden. Andererseits bessert sich die Depression in der Regel bei erfolgreicher BPS-Behandlung.<ref>Borderline-Störung: Behandlungsempfehlungen der SGPP. Swiss Arch Neurol Psychiatr Psychother. 2018;169(05):135-143[https://sanp.ch/article/doi/sanp.2018.00598]</ref> |
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Die in der Behandlung von BPS-Patienten erfahrene Psychoanalytikerin [[Christa Rohde-Dachser]] beschreibt in ihrem Aufsatz ''Schwermut als Objekt. Über Struktur und Inhalt der Borderline-Depression'' unter anderem, wie die Depression für diese Patienten unter Umständen als „Füllsel“ für ein „schwarze(s) Loch, das sich in ihrem Innern auftut“ bzw. „innere Leere“ dient. Sie weist auch auf die Risiken von psychoanalytischen [[Deutung (Psychoanalyse)|Konfliktdeutungen]] hin.<ref>{{Literatur |Autor=[[Christa Rohde-Dachser]] |Titel=Schwermut als Objekt. Über Struktur und Inhalt der Borderline-Depression |Sammelwerk=Psyche |Band=64 |Nummer=9/10 |Datum=2010 |Seiten=862-889 |Online=http://www.rohde-dachser.de/pdf/schwermut-als-objekt.pdf |Format=PDF |KBytes=262 |Abruf=2020-10-21}}</ref> |
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=== ADHS === |
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Nach einer Übersicht von 2014 sind etwa 20 % der Erwachsenen mit BPS auch von der [[Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung]] (ADHS) betroffen.<ref name="PMID24804976">P. Asherson, A. H. Young, D. Eich-Höchli, P. Moran, V. Porsdal, W. Deberdt: ''Differential diagnosis, comorbidity, and treatment of attention-deficit/hyperactivity disorder in relation to bipolar disorder or borderline personality disorder in adults.'' In: ''Current medical research and opinion.'' Band 30, Nummer 8, August 2014, S. 1657–1672, [[doi:10.1185/03007995.2014.915800]]. PMID 24804976 (Review)</ref> Die Prävalenz ist damit 4- bis 10-fach höher als in der erwachsenen Gesamtbevölkerung. Obwohl sich BPS und ADHS in mehreren wichtigen Symptomen überlappen, verlangen die Ergebnisse der Ursachenforschung eine strikte Trennung der beiden Krankheitsbilder, auch wenn sie gemeinsam in einer Person auftreten. Beispielsweise zeigten sich bezüglich der ''mangelnden Impulskontrolle'', die beiden gemeinsam ist, bei ADHS andere Abweichungen in den Gehirnfunktionen als bei BPS.<ref name="PMID25232313" /> |
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=== Geschlechterunterschiede === |
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Langzeitstudien zeigten Geschlechterunterschiede bei mehreren begleitenden Störungen. [[Posttraumatische Belastungsstörung]]en (PTBS) und [[Essstörung]]en waren häufiger bei Frauen mit BPS, während [[Substanzmissbrauch]], [[Narzisstische Persönlichkeitsstörung]] und [[Antisoziale Persönlichkeitsstörung]] häufiger bei Männern mit BPS auftraten.<ref name="PMID20299811">B. Dell’Osso, H. A. Berlin, M. Serati, A. C. Altamura: ''Neuropsychobiological aspects, comorbidity patterns and dimensional models in borderline personality disorder.'' In: ''Neuropsychobiology.'' Band 61, Nummer 4, 2010, S. 169–179, [[doi:10.1159/000297734]]. PMID 20299811 (freier Volltext)(Review).</ref> Es wurde allerdings ausdrücklich betont, dass diese Geschlechterunterschiede nicht BPS-typische Erscheinungen seien, sondern nur die bekannten Geschlechterunterschiede bezüglich der Häufigkeit dieser zusätzlichen Störungen widerspiegelten.<ref name="PMID12923706">D. M. Johnson, M. T. Shea, S. Yen, C. L. Battle, C. Zlotnick, C. A. Sanislow, C. M. Grilo, A. E. Skodol, D. S. Bender, T. H. McGlashan, J. G. Gunderson, M. C. Zanarini: ''Gender differences in borderline personality disorder: findings from the Collaborative Longitudinal Personality Disorders Study.'' In: ''Comprehensive psychiatry.'' Band 44, Nummer 4, 2003 Jul–Aug, S. 284–292, [[doi:10.1016/S0010-440X(03)00090-7]]. PMID 12923706.</ref> |
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== Ursachen == |
== Ursachen == |
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Es gibt verschiedene Theorien und Modelle dazu, wie die BPS entsteht, und es gibt verschiedene Faktoren, die als mögliche Ursachen oder Teilursachen in Betracht gezogen werden. Vermutlich tragen mehrere Faktoren zur Entstehung bei. |
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Obwohl der Grund des Borderline-Syndroms unbekannt ist, glaubt man, dass sowohl Umwelt- als auch genetische Faktoren Gründe für die Veranlagung für BPS sind. Studien zeigen, dass viele, aber nicht alle BPS-Patienten, eine Vorgeschichte aus Missbrauch, Vernachlässigung oder Trennung im jungen Alter aufweisen. 40 bis 71 Prozent der BPS-Patienten berichten von einem [[Sexueller Missbrauch von Kindern|sexuellen Missbrauch]]. Forscher glauben, dass BPS aus einer Kombination von individueller Verletzlichkeit gegenüber umgebenden Stress, Vernachlässigung oder Missbrauch als kleines Kind und einer Reihe von auslösenden Ereignissen im jungen Erwachsenenalter verursacht wird. Erwachsene mit BPS sind auch wesentlich häufiger Opfer von Gewalt, einschließlich Vergewaltigung und anderen Verbrechen. Dies mag sowohl durch schädigende Umgebungen sowie durch Impulsivität und einer ungünstigen Partner- oder Lebensstilwahl bedingt sein. |
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=== Umwelteinflüsse === |
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Eine Langzeitstudie von 6050 Kindern, geboren von April 1991 bis Dezember 1992, ergab, dass feindseliges Elternverhalten und Streit unter Eltern die Wahrscheinlichkeit von BPS erhöhte.<ref name="PMID22475090">C. Winsper, M. Zanarini, D. Wolke: ''Prospective study of family adversity and maladaptive parenting in childhood and borderline personality disorder symptoms in a non-clinical population at 11 years.'' In: ''Psychological medicine.'' Band 42, Nummer 11, November 2012, S. 2405–2420, [[doi:10.1017/S0033291712000542]]. PMID 22475090.</ref> |
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In einer umfangreichen Zwillings- und Familienstudie von 2009 wurde das Verhältnis von genetischen und Umwelteinflüssen beim Vorkommen von BPS untersucht. Ähnlichkeit der Symptome von BPS bei biologisch Verwandten konnte vollständig durch die Annahme genetischer Vererbung erklärt werden. Unterschiede bei den Symptomen wurden zu 45 % genetischen und zu 55 % Umwelteinflüssen zugeordnet. Anhaltspunkte für eine mögliche „kulturelle Vererbung“ von BPS von Eltern auf Kinder wurden nicht gefunden.<ref name="PMID19390632">M. A. Distel, I. Rebollo-Mesa, G. Willemsen, C. A. Derom, T. J. Trull, N. G. Martin, D. I. Boomsma: ''Familial resemblance of borderline personality disorder features: genetic or cultural transmission?'' In: ''PloS one.'' Band 4, Nummer 4, 2009, S. e5334, [[doi:10.1371/journal.pone.0005334]]. PMID 19390632, {{PMC|2669723}}.</ref> |
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==Geschichte== |
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=== Genetische Veranlagung === |
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Der Begriff selbst stammt aus dem Jahre 1884 (Borderland). 1938 wurde der Begriff Borderline von A. Stern verwendet, um einen Typ von Patienten zu beschreiben, der mit damaligen psychoanalytischen Methoden nicht zufriedenstellend behandelt werden konnte. Stern arbeitete dabei besonders die Charakteristika der Borderline-Persönlichkeit heraus, im Analytiker ein gutes und allmächtiges Objekt zu sehen, das sich abrupt in ein feindliches verwandelte, sobald der Therapeut nicht vollständig den Erwartungen des Patienten entsprach. In diesem Zusammenhang wurde auch BPS als [[dissoziative Persönlichkeitsstörung]] erwähnt. Verbunden damit war eine Störung der Realitätsüberprüfung bis hin zur Übertragungspsychose. |
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Eine systematische Übersicht und Metaanalyse von 2014 gelangte zu der Abschätzung, dass BPS zu etwa 40 % erblich sei. Allerdings musste festgestellt werden, dass die Suche nach bestimmten [[Gen]]en und [[Genort]]en bislang erfolglos war. Die Autoren schlugen deshalb vor, dass die hohe Erblichkeitsrate und die bislang ergebnislose Suche nach Genen durch Abweichungen bei der Ausprägung von Genen ([[Modifikation (Biologie)|Modifikation]]) zu erklären sei.<ref name="PMID24456942">A. Amad, N. Ramoz, P. Thomas, R. Jardri, P. Gorwood: ''Genetics of borderline personality disorder: systematic review and proposal of an integrative model.'' In: ''Neuroscience and biobehavioral reviews.'' Band 40, März 2014, S. 6–19, [[doi:10.1016/j.neubiorev.2014.01.003]]. PMID 24456942 (Review).</ref> Derartige Abweichungen sind umweltbedingt und Hinweise auf Gen-Umwelt-Interaktionen und -Korrelationen.<ref name="PMID29032046">A. Bassir Nia, M. C. Eveleth, J. M. Gabbay, Y. J. Hassan, B. Zhang, M. M. Perez-Rodriguez: ''Past, present, and future of genetic research in borderline personality disorder.'' In: ''Current opinion in psychology.'' Band 21, Juni 2018, S. 60–68, {{DOI|10.1016/j.copsyc.2017.09.002}}, PMID 29032046, {{PMC|5847441}} (Review).</ref> |
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O. F. Kernberg griff die weitestgehend noch undifferenzierte Diagnose von BPS auf und entwickelte zwischen 1967 und 1975 eine umfassende Theorie der Borderline-Persönlichkeitsorganisation. Maßgebliches Kennzeichen eben dieser war eine gestörte Objektbeziehung mit der Aufspaltung in die Extreme "ganz gut" und "ganz böse". Dementsprechend häufig wird von der "schwarz-weißen Welt der Borderline-Persönlichkeit" gesprochen. Der psychoanalytischen Objektbeziehungstheorie zufolge wird die Entwicklung des Kindes von einer "schwarz-weißen" Welt zu einer differenzierteren Objektbewertung bei Borderline-Patienten unterbrochen, so dass die früheren extrem bewerteten Objekte in ihrer Auslegung präsent bleiben und im erwachsenen Leben neu inszeniert werden. Borderline-Patienten können das Gute mit dem Schlechten nicht in Verbindung bringen, weil sie befürchten, dass ihre eigenen "inneren guten Objekte" zerstört werden könnten. Während Kernberg annimmt, dass Wut und Hass die zentralen Affekte bei Borderline-Patienten sind, geht Dulz davon aus, dass dies Angst sei: Eine frei flottierende, diffuse Angst sei der Ausgangspunkt für die übrigen Symptome wie die Art der Borderline-typischen Beziehungsgestaltung. |
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Durch die Annahme biologischer Krankheitsursachen steigt die Wahrscheinlichkeit der Ablehnung der betroffenen Person.<ref>https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-023-03679-3</ref> |
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Resultierend aus der Objektbeziehungsstörung entsteht eine Widersprüchlichkeit des Selbstbildes bis hin zur Identitätsdiffusion, vor allem auch das Vorherrschen von Abwehrmechanismen wie der Persönlichkeitsspaltung, der Projektion und der Verleugnung. |
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Ebenfalls entwickelten Gunderson und Singer 1975 Kriterien der BPS, welche mit denen Kernbergs erstmals 1980 in das Diagnostische und Statistische Manual psychischer Störungen (DSM-III) als Definition der Borderline-Persönlichkeitsstörung eingingen. |
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Teil der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen ([[ICD-10]]) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde BPS erst 1991, und zwar unter dem Begriff "Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typus". |
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Unumstritten sind allerdings weder der Begriff noch die diagnostischen Kriterien. Besonders der Psychoanalyse wurde unterstellt, mit dem Begriff Borderline die eigentlichen Ursachen der Störung zu verschleiern. Da in den weitaus meisten Fällen traumatische Vor- und Früherfahrungen vorliegen, plädieren mehrere Autoren (Herman, van der Kolk, Reddemann, Sachsse et al.) besonders aus der Traumaforschung dafür, die Borderline-Diagnose durch die Diagnose einer chronischen [[Posttraumatische Belastungsstörung|posttraumatischen Belastungsstörung]] zu ersetzen. |
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Der englische Analytiker John Steiner wiederum beschreibt die Borderline-Position als psychischen Rückzugsort, der Zuflucht vor den, den Patienten bedrohenden, Ängsten bietet. |
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=== Neurobiologie === |
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==Siehe auch== |
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[[Datei:Prefrontal cortex.png|mini|300px|Lage der orbitofrontalen und dorsolateralen Bereiche (OFC und DLPFC) im präfrontalen Cortex des Menschen (Seitenansicht, Stirnseite rechts).]] |
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*[[Psychische Störung]] - [[Portal Psychotherapie]] - [[12-Schritte-Programm_(AA)]] - [[Borderliners Anonymous]] |
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In einer umfangreichen [[Metaanalyse]] von 2014 zeigte die Auswertung von Studien mit [[Neuroimaging|Gehirnscans]], dass bei der BPS bei verschiedenen Tests zur Impulskontrolle grundsätzlich eine Tendenz zu Unterfunktionen im [[Präfrontaler Cortex|Präfrontalen Cortex]] vorliegt. Dies betrifft insbesondere die orbitofrontalen (OFC), dorsomedialen und dorsolateralen Bereiche (DLPFC).<ref name="PMID25232313">A. Sebastian, P. Jung, A. Krause-Utz, K. Lieb, C. Schmahl, O. Tüscher: ''Frontal dysfunctions of impulse control – a systematic review in borderline personality disorder and attention-deficit/hyperactivity disorder.'' In: ''Frontiers in human neuroscience.'' Band 8, 2014, S. 698, [[doi:10.3389/fnhum.2014.00698]]. PMID 25232313, {{PMC|4153044}} (Review).</ref> |
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[[Hippocampus]] (Gedächtnisfunktionen) und [[Amygdala]] (Gefühlsreaktionen) haben ein tendenziell reduziertes Volumen, und Fehlfunktionen des [[Limbisches System|frontolimbischen]] Netzwerks (Präfrontaler Cortex, Hippocampus und Amygdala) gelten als Ursache für die meisten Symptome der BPS.<ref name="PMID16239012">C. Schmahl, J. D. Bremner: ''Neuroimaging in borderline personality disorder.'' In: ''Journal of psychiatric research.'' Band 40, Nummer 5, August 2006, S. 419–427, [[doi:10.1016/j.jpsychires.2005.08.011]]. PMID 16239012, {{PMC|3233768}} (Review).</ref><ref name="PMID22252376">A. O’Neill, T. Frodl: ''Brain structure and function in borderline personality disorder.'' In: ''Brain structure & function.'' Band 217, Nummer 4, Oktober 2012, S. 767–782, {{DOI|10.1007/s00429-012-0379-4}}, PMID 22252376 (Review), [https://citeseerx.ist.psu.edu/document?repid=rep1&type=pdf&doi=60a76aacdb768bae376236b4c3491d47fbe494a7 PDF].</ref> |
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==Literatur== |
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*Otto F. Kernberg: ''Borderline-Störungen und pathologischer Narzissmus'' (ins Deutsche übertragen von H. Schultz) Frankfurt am Main: Suhrkamp 1995 stw 429 |
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== Therapieformen == |
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*Otto F. Kernberg, Birger Dulz, Ulrich Sachsse (2000). ''Handbuch der Borderline-Störungen''. Stuttgart, New York: Schattauer |
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=== Psychotherapien === |
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*Birger Dulz, Angela Schneider (1995, 2004) ''Borderline-Störungen - Theorie und Therapie''. Stuttgart, New York: Schattauer |
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Laut einer Meta-Analyse von 33 Studien mit insgesamt 2.256 Teilnehmern sind [[Psychodynamische Psychotherapie|psychodynamische]] Verfahren und [[Dialektisch-Behaviorale Therapie|dialektisch-behaviorale Therapie]] bei Borderline-Persönlichkeitsstörung geringfügig effektiver als andere Verfahren.<ref name="PMID28249086">I. A. Cristea, C. Gentili, C. D. Cotet, D. Palomba, C. Barbui, P. Cuijpers: ''Efficacy of Psychotherapies for Borderline Personality Disorder: A Systematic Review and Meta-analysis.'' In: ''JAMA psychiatry.'' Band 74, Nummer 4, April 2017, S. 319–328, [[doi:10.1001/jamapsychiatry.2016.4287]], PMID 28249086 (Review) (freier Volltext).</ref> Nicht selten liegen der BPS auch traumatische Erlebnisse, meist in der Kindheit, zuweilen auch mit überlagerter (gelegentlich auch [[Komplexe posttraumatische Belastungsstörung#Zusammenhänge mit anderen Krankheitsbildern|komplexer) Posttraumatischer Belastungssymptomatik]], mit zugrunde, weshalb sich in einigen Fällen die Einbeziehung einer spezifischen Traumatherapie als sinnvoll erweisen kann.<ref>Ursula Gast, Frauke Rodewald, [[Arne Hofmann]], Helga Mattheß, Ellert Nijenhuis, Luise Reddemann, Hinderk M. Emrich: ''Die dissoziative Identitätsstörung – häufig fehldiagnostiziert.'' Deutsches Ärzteblatt, Jg. 103, Heft 47 – 24. November 2006.</ref><ref>Dieter Kunzke, Frank Güls: ''Diagnostik einfacher und komplexer posttraumatischer Störungen im Erwachsenenalter – Eine Übersicht für die klinische Praxis.'' In: ''Psychotherapeut.'' 48, 2003, S. 50–70.</ref><ref name="Trauma und die Folgen Band 1">M. Huber: ''Trauma und die Folgen.'' Band 1, Junfermann, Paderborn 2003, ISBN 3-87387-510-1.</ref><ref>„Zahlreiche Studien fanden besonders hohe Komorbiditätsraten zwischen Borderline-Störungen und komplexen frühen Traumatisierungen. Einige Autoren gehen sogar soweit, Traumatisierungen als geradezu konstituierend für die Borderline-Störung anzusehen (vgl. Dulz u. Jensen 2000). Sie sehen die Borderline-Persönlichkeitsstörung als eine besondere Form chronifizierter, komplexer posttraumatischer Belastungsstörung (Herman 1992; Reddemann u. Sachsse 1998, 1999, 2000; van der Kolk 1999). Andere, z. B. Kernberg (1995, 2000) widersprechen dieser Sichtweise. Kernberg sieht andere Entwicklungsfaktoren als spezifisch an, insbesondere chronische Aggression durch die primären Bezugspersonen. Der Autor legt Wert darauf, chronische Aggression von spezifisch traumatischen Erfahrungen abzugrenzen (2000).“ – aus: Dieter Kunzke, Frank Güls: ''Diagnostik einfacher und komplexer posttraumatischer Störungen im Erwachsenenalter – Eine Übersicht für die klinische Praxis.'' In: ''Psychotherapeut.'' 48, 2003, S. 50–70.</ref> |
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*Martin Bohus (2002): ''Borderline-Störung, Fortschritte der Psychotherapie Band 14'', Hogrefe. ISBN 3-8017-1096-3. |
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*Jerold J. Kreisman, Hal Straus (2003): ''Ich hasse dich, verlass mich nicht'', Kösel, ISBN 3466303265 |
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Eine Übersichtsarbeit von 2013, die wissenschaftliche Studien zur Reaktion behandelnder Fachkräfte auf Patienten mit BPS-Diagnose auswertete, kam zu der Einschätzung, dass die Mehrzahl behandelnder Fachkräfte negativ gegenüber Patienten mit einer BPS-Diagnose voreingenommen sind. Die Befragten gaben an, dass BPS-Patienten häufig weniger Anteilnahme und stattdessen negative Gefühle, einschließlich Gefühlen von Frustration, Unzulänglichkeit und Überforderung, auslösten, da sie manipulativ seien sowie schwierig und zeitaufwändig zu behandeln. Sie würden auf als Ablehnung interpretiertes Verhalten sehr empfindlich reagieren und zu krisenhaftem Verhalten neigen, hätten Schwierigkeiten, stabile soziale Beziehungen zu unterhalten und mit anderen angemessen sozial zu interagieren.<ref name="PMID23882440" /> |
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Verhaltensreaktionen auf Seiten der Behandelnden umfassten soziale und emotionale Distanzierung von Patienten mit BPS, negativ wertende Haltung, weniger empathisches Verhalten und Ausdruck von Ärger. Die genannten Befunde könnten entweder dahingehend interpretiert werden, dass behandelnde Fachkräfte befangener und wertender seien oder dass Patienten mit BPS generell dazu neigten, negative Reaktionen von Menschen in ihrer Umgebung hervorzurufen unabhängig davon, ob sie Fachleute sind oder nicht.<ref name="PMID23882440">R. A. Sansone, L. A. Sansone: ''Responses of mental health clinicians to patients with borderline personality disorder.'' In: ''Innovations in clinical neuroscience.'' Band 10, Nummer 5–6, Mai 2013, S. 39–43, PMID 23882440, {{PMC|3719460}} (Review).</ref> |
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==== Psychodynamische Ansätze ==== |
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Die ''[[mentalisierungsbasierte Psychotherapie]]'' (''Mentalization Based Treatment''; kurz: MBT) ist eine [[Psychoanalyse|psychoanalytische]] Behandlungsmethode, die von [[Peter Fonagy]] und [[Anthony W. Bateman]] entwickelt wurde. Sie basiert auf dem Konzept der [[Mentalisierung]]. Ziel ist es, den Patienten dabei zu unterstützen, seine Mentalisierungsfähigkeit zu verbessern. Dazu ist es notwendig, dass der Behandler sich der emotionalen Zustände des Patienten stets bewusst ist, um zu einem besseren Verständnis seines aktuellen seelischen Zustandes zu gelangen. In Gruppen- wie in Einzelbehandlungen soll durch Gespräche und spezielle Gesprächstechniken ein besseres Verständnis für die mentalen Grundlagen des Handelns geschaffen sowie eine reflexive Erfassung der eigenen Persönlichkeit ermöglicht werden. Das mentalisierungsgestützte Behandlungskonzept zeigte gute Effekte sowie eine sehr niedrige Abbruchquote.<ref name="PMID25045028">E. H. Kvarstein, G. Pedersen, Urnes, B. Hummelen, T. Wilberg, S. Kart: ''Changing from a traditional psychodynamic treatment programme to mentalization-based treatment for patients with borderline personality disorder–does it make a difference?'' In: ''Psychology and psychotherapy.'' Band 88, Nummer 1, März 2015, S. 71–86, [[doi:10.1111/papt.12036]]. PMID 25045028, {{PMC|4344810}}.</ref><ref name="PMID25060747">D. L. Bales, R. Timman, H. Andrea, J. J. Busschbach, R. Verheul, J. H. Kamphuis: ''Effectiveness of Day Hospital Mentalization-Based Treatment for Patients with Severe Borderline Personality Disorder: A Matched Control Study.'' In: ''Clinical psychology & psychotherapy.'' [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] Juli 2014, [[doi:10.1002/cpp.1914]]. PMID 25060747.</ref><ref name="PMID22867507">D. Bales, N. van Beek, M. Smits, S. Willemsen, J. J. Busschbach, R. Verheul, H. Andrea: ''Treatment outcome of 18-month, day hospital mentalization-based treatment (MBT) in patients with severe borderline personality disorder in the Netherlands.'' In: ''Journal of personality disorders.'' Band 26, Nummer 4, August 2012, S. 568–582, [[doi:10.1521/pedi.2012.26.4.568]]. PMID 22867507.</ref><ref name=":0">[[Otto F. Kernberg]]: ''Borderline Bedingungen und pathologischer Narzissmus.'' Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 0-87668-762-1.</ref> |
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Die ''übertragungs-zentrierte Psychotherapie'' (''[[Transference-Focused-Psychotherapy]]'', TFP) nach John F. Clarkin, Frank E. Yeomans und [[Otto F. Kernberg]] ist eine spezielle Form der [[Psychodynamik|psychodynamischen]] Psychotherapie, die vorwiegend bei Patienten mit [[Persönlichkeitsstörung]]en angewandt wird. Der Fokus der therapeutischen Arbeit liegt in der TFP auf der Durcharbeitung der [[Übertragung (Psychoanalyse)|Übertragungsbeziehung]] zwischen Patient und Psychotherapeut im „Hier und Jetzt“, um so eine Verbesserung im Bereich der Objektbeziehungen zu erreichen.<ref name=":0" /><ref>{{Literatur |Autor=John F. Clarkin, Otto F. Kernberg. |Hrsg= |Titel=Übertragungsfokussierte Psychotherapie für Borderline-Patienten : Das TFP-Praxismanual |Verlag=Schattauer |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=3-7945-3160-4 |Seiten=}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Frank E. Yeomans, Otto F. Kernberg. |Hrsg= |Titel=Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeit : Manual zur psychodynamischen Therapie |Auflage=2., aktualisierte und neubearb. Aufl. |Verlag=Schattauer |Ort=Stuttgart |Datum=2008 |ISBN=3-7945-2579-5 |Seiten=}}</ref> In einer Vergleichsstudie zur TFP zeigten sich eine geringere Abbruchrate und bessere Therapieerfolge als durch eine herkömmliche nicht-spezialisierte Psychotherapie.<ref name="PMID20435966">S. Doering, S. Hörz, M. Rentrop, M. Fischer-Kern, P. Schuster, C. Benecke, A. Buchheim, P. Martius, P. Buchheim: ''Transference-focused psychotherapy v. treatment by community psychotherapists for borderline personality disorder: randomised controlled trial.'' In: ''The British journal of psychiatry: the journal of mental science.'' Band 196, Nummer 5, Mai 2010, S. 389–395, [[doi:10.1192/bjp.bp.109.070177]]. PMID 20435966 (freier Volltext).</ref> Allerdings warf eine andere Forschergruppe in derselben Fachzeitschrift der Studie methodische Fehler vor und zweifelte die Aussagekraft der Schlussfolgerungen dieser Studie an.<ref name="PMID21282787">N. Kleindienst, B. Krumm, M. Bohus: ''Is transference-focused psychotherapy really efficacious for borderline personality disorder?'' In: ''The British journal of psychiatry: the journal of mental science.'' Band 198, Nummer 2, Februar 2011, S. 156–157, [[doi:10.1192/bjp.198.2.156b]]. PMID 21282787 (freier Volltext).</ref> |
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Auch die ''[[klärungsorientierte Psychotherapie]]'' (KoP) nach Rainer Sachse hat spezifische therapeutische Ansätze sowie störungs- und therapietheoretische Konzepte zur Behandlung von schwertherapierbaren Persönlichkeitsstörungen, wie der BPS, entwickelt.<ref>[[Birger Dulz]], Sabine C. Herpertz, [[Otto F. Kernberg]], [[Ulrich Sachsse]]: ''Handbuch der Borderline-Störungen.'' Schattauer Verlag, Stuttgart, vollständ. überarb. 2. Auflage, 2011, ISBN 3-7945-2472-1, S. 652–666.</ref> Von grundlegender Bedeutung für die Therapie ist, dass der Therapeut zunächst die zentralen (Beziehungs-/Interaktions-)[[Beziehungsmotiv|Motive]] und die stärksten [[Schema (Psychologie)|Schemata]] des Klienten wahrnimmt und darauf richtig reagiert, um eine vertrauensvolle und produktive therapeutische Beziehung zu etablieren. Sodann kann der Therapeut dem Klienten seine vorher unbewussten und unkontrollierbaren Schemata transparent und die Nachteile („Kosten“) seiner starren dysfunktionalen [[Handlungsschema|Handlungsmuster]] bewusst machen (Explizierungsprozess) und so eine Änderungsmotivation erzeugen.<ref>[[Rainer Sachse (Psychologe)|Rainer Sachse]], Oliver Püschel, Jana Fasbender, Janine Breil: ''Klärungsorientierte Schemabearbeitung : Dysfunktionale Schemata effektiv verändern''. Hogrefe 2008, ISBN 3-8017-2190-6.</ref> Dadurch lassen sich diese Muster therapeutisch mit dem Klienten bearbeiten und verändern sowie sinnvollere Handlungsalternativen entwickeln und stabilisieren.<ref>Rainer Sachse, Meike Sachse, Jana Fasbender: ''Klärungsorientierte Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen: Grundlagen und Konzepte (Praxis der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen).'' Hogrefe, Göttingen [u. a.] 2011, ISBN 3-8017-2350-X.</ref><ref>Rainer Sachse, Meike Sachse: ''Klärungsorientierte Psychotherapie in der Praxis II.'' Pabst Science Publishers, 2016, ISBN 3-95853-221-7.</ref><ref>J. Breil, [[Rainer Sachse (Psychologe)|R. Sachse]]: ''Klärungsorientierte Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung (Praxis der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen).'' Hogrefe Verlag, 2018, ISBN 3-8017-2808-0.</ref> |
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==== Verhaltenstherapie ==== |
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Die [[dialektisch-behaviorale Therapie]] (DBT) wurde von [[Marsha M. Linehan]] entwickelt.<ref>[[Marsha M. Linehan]]: ''Cognitive-behavioral Treatment of Borderline Personality Disorder'', Guilford Press, New York 1993, ISBN 0-89862-183-6.</ref> Ziel ist es, den Patienten in verschiedenen Bereichen zu stärken. Dabei sollen die Vorteile bestimmter Verhaltensstrategien herausgearbeitet werden, ohne die bisherigen Lösungsversuche für ungültig zu erklären. [[Dialektik]] im Sinne der DBT zielt darauf ab, scheinbare Gegensätze in der Welt des Patienten aufzulösen und sie schrittweise zu integrieren. Bezüglich der Effektivität ist diese Therapie die bislang am meisten untersuchte.<ref name="PMID22895952">J. M. Stoffers, B. A. Völlm, G. Rücker, A. Timmer, N. Huband, K. Lieb: ''Psychological therapies for people with borderline personality disorder.'' In: ''The Cochrane database of systematic reviews.'' Band 8, 2012, S. CD005652, [[doi:10.1002/14651858.CD005652.pub2]]. PMID 22895952 (Review).</ref> Ihre Effektivität wurde in mehreren Studien seit 2000 nachgewiesen.<ref name="PMID10957822">M. Bohus, B. Haaf, C. Stiglmayr, U. Pohl, R. Böhme, M. Linehan: ''Evaluation of inpatient dialectical-behavioral therapy for borderline personality disorder–a prospective study.'' In: ''Behaviour Research and Therapy.'' Band 38, Nummer 9, September 2000, S. 875–887. PMID 10957822.</ref><ref name="PMID14608551">K. I. Perseius, A. Ojehagen, S. Ekdahl, M. Asberg, M. Samuelsson: ''Treatment of suicidal and deliberate self-harming patients with borderline personality disorder using dialectical behavioral therapy: the patients' and the therapists' perceptions.'' In: ''Archives of psychiatric nursing.'' Band 17, Nummer 5, Oktober 2003, S. 218–227. PMID 14608551.</ref><ref name="PMID15033496">M. Bohus, B. Haaf, T. Simms, M. F. Limberger, C. Schmahl, C. Unckel, K. Lieb, M. M. Linehan: ''Effectiveness of inpatient dialectical behavioral therapy for borderline personality disorder: a controlled trial.'' In: ''Behaviour Research and Therapy.'' Band 42, Nummer 5, Mai 2004, S. 487–499, [[doi:10.1016/S0005-7967(03)00174-8]]. PMID 15033496.</ref> Die Ergebnisse einer Meta-Analyse von 2021 deuten jedoch darauf hin, dass DBT zwar selbstverletzendes Verhalten reduzieren und Depressionen verbessern kann, aber die Auswirkungen auf Suizidgedanken und Wut unbedeutend sind.<ref>{{Literatur |Autor=Shu‐Yan Chen, Yin Cheng, Wei‐Wei Zhao, Yan‐Hong Zhang |Titel=Effects of dialectical behaviour therapy on reducing self‐harming behaviours and negative emotions in patients with borderline personality disorder: A meta‐analysis |Sammelwerk=Journal of Psychiatric and Mental Health Nursing |Band=28 |Nummer=6 |Datum=2021-12 |ISSN=1351-0126 |DOI=10.1111/jpm.12797 |Seiten=1128–1139}}</ref> |
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Nach einer Übersicht von 2013 wurde die [[Schematherapie]] als vielversprechend und kostengünstig eingeschätzt. Es gab allerdings erst wenige Studien zur Effektivität.<ref name="PMID23422036">G. A. Sempértegui, A. Karreman, A. Arntz, M. H. Bekker: ''Schema therapy for borderline personality disorder: a comprehensive review of its empirical foundations, effectiveness and implementation possibilities.'' In: ''Clinical psychology review.'' Band 33, Nummer 3, April 2013, S. 426–447, [[doi:10.1016/j.cpr.2012.11.006]]. PMID 23422036 (Review).</ref> |
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==== Kognitive Umstrukturierung und metakognitives Training ==== |
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Ein Mittel der psychotherapeutischen Intervention bei Borderline-Patienten ist eine Form der sogenannten [[Kognitive Umstrukturierung|Kognitiven Umstrukturierung]]. Diese ist ein zentrales Element der [[Kognitive Verhaltenstherapie|kognitiven Verhaltenstherapie]]. Dabei handelt es sich um therapeutische Veränderungsprozesse im Denken des Patienten, insbesondere werden die kognitiven [[Attributionsfehler|Attributionen]] untersucht und gegebenenfalls bearbeitet. „Attributionen“ sind Eigenschaften oder Merkmale, die man auf Menschen oder Dinge projiziert, also etwas höchst Individuelles. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet, ganz grob übersetzt, „Zuschreibungen“. Er bezieht sich in vielen Bereichen der Psychologie sowohl auf einen Zusammenhang von zwei [[Entitäten]] als auch auf die sich daraus ergebenden Konsequenzen für das Erleben und Verhalten des Menschen. Borderline-Patienten neigen dazu, ihre schwankenden Emotionen direkt und ohne innere Kontroll-Instanzen auf andere Menschen zu projizieren beziehungsweise zu attribuieren. So wird die instabile innere Gefühlsrealität des Patienten zur scheinbaren äußeren Realität. Es fehlt hier ein funktional intakter Abstand von Subjektivität und Objektivität. Das Entscheidende ist, dass die meisten sozialen Probleme von Borderline-Patienten ihre Ursache in einer Fehlattribution von pathologisch gefärbten, instabilen Emotionen auf einen anderen Menschen haben. Dies geschieht in aller Regel völlig ungewollt, ungesteuert und unkontrolliert. Lernt nun aber der Borderline-Patient im Rahmen einer intensiven kognitiven Umstrukturierung, seine Gefühle zunächst als etwas Eigenes zu erleben und nicht unreflektiert auf die Außenwelt zu beziehen, so kann er sich im Idealfall aus dem Teufelskreis seiner sozialen Konflikte ein Stück weit befreien.<ref>Vgl. Martin Bohus: ''Borderline-Störung''. Hogrefe Verlag, 2002, S. 50ff.</ref> Kognitive Umstrukturierung ist kein eigenständiges Therapieverfahren, sondern Element vieler kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierter Therapien. |
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Einen verwandten Ansatz verfolgt das [[Metakognitives Training|Metakognitive Training]] für Borderline, welches neben Attributionen (v. a. monokausale Zuschreibungen<ref>{{Literatur |Autor=Lisa Schilling, Steffen Moritz, Brooke Schneider, Julia Bierbrodt, Matthias Nagel |Titel=Attributional “Tunnel Vision” in Patients With Borderline Personality Disorder |Sammelwerk=Journal of Personality Disorders |Band=29 |Nummer=6 |Datum=2015-12 |ISSN=0885-579X |DOI=10.1521/pedi_2015_29_181 |Seiten=839–846}}</ref>) weitere kognitive Verzerrungen adressiert, die bei Menschen mit Borderline erhöht ausgeprägt sind<ref>{{Literatur |Autor=Steffen Moritz, Lisa Schilling, Katja Wingenfeld, Ulf Köther, Charlotte Wittekind |Titel=Psychotic-like cognitive biases in borderline personality disorder |Sammelwerk=Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry |Band=42 |Nummer=3 |Datum=2011-09 |DOI=10.1016/j.jbtep.2011.02.003 |Seiten=349–354 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0005791611000267 |Abruf=2020-01-05}}</ref>, wie z. B. die Urteilssicherheit für emotionale Urteile.<ref>{{Literatur |Autor=Lisa Schilling, Katja Wingenfeld, Bernd Löwe, Steffen Moritz, Kirsten Terfehr |Titel=Normal mind-reading capacity but higher response confidence in borderline personality disorder patients: Mind reading in BPD |Sammelwerk=Psychiatry and Clinical Neurosciences |Band=66 |Nummer=4 |Datum=2012-06 |DOI=10.1111/j.1440-1819.2012.02334.x |Seiten=322–327}}</ref> Erste Studien bestätigen, dass dieser Ansatz zu einer Reduktion der Symptomatik im Vergleich zu Kontrollbedingungen führt.<ref>{{Literatur |Autor=Lisa Schilling, Steffen Moritz, Levente Kriston, Maria Krieger, Matthias Nagel |Titel=Efficacy of metacognitive training for patients with borderline personality disorder: Preliminary results |Sammelwerk=Psychiatry Research |Band=262 |Datum=2018-04 |DOI=10.1016/j.psychres.2017.09.024 |Seiten=459–464 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0165178117307886 |Abruf=2020-01-05}}</ref> |
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==== Psychoedukation ==== |
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Eine unterstützende Rolle kommt der [[Psychoedukation]] zu. Damit bezeichnet man die Aufklärung von Menschen, die an einer psychischen Störung leiden, sowie die Einbindung ihrer Angehörigen. Häufige Einsatzgebiete sind Schulungen von Patienten mit einer BPS. Ziel ist es, dass die Betroffenen und ihre Angehörigen die Krankheit besser verstehen und mit ihr umgehen können. Zum Beispiel werden persönliche Erfahrungen bezüglich der Erkrankung mit dem gegenwärtigen Wissen über das Störungsbild verbunden, sodass allen Beteiligten der aktuelle Stand des klinischen Wissens zugänglich ist. Auch sollen sie eigene Möglichkeiten wahrnehmen, um mögliche Rückfälle zu vermeiden und selbst zur eigenen Stabilität beizutragen. Die Aufklärung der Patienten über die Entstehungs- und Aufrechterhaltungsbedingungen der Störung bildet in der Verhaltenstherapie die Grundlage für anschließende Behandlungsschritte. Da es den Patienten und Angehörigen oft schwerfällt, die Diagnose „Borderline“ zu akzeptieren, hat die Psychoedukation auch die Funktion, zur Entstigmatisierung psychischer Störungen beizutragen und Barrieren zum Aufsuchen einer Behandlung abzubauen. Ihren methodischen Ursprung hat Psychoedukation in der Verhaltenstherapie, in der das Wiedererlernen der eigenen emotionalen und sozialen Kompetenz im Vordergrund steht.<ref>Michael Rentrop, Markus Reicherzer, Josef Bäuml: ''Psychoedukation Borderline-Störung: Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen''. Elsevier, Urban & Fischer, 2007.</ref> Psychoedukation ist keine eigene Psychotherapie, sondern ein Element, das in verschiedenen Therapien angewendet wird. |
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=== Medikation === |
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Eine Übersichtsstudie, die Forschungsergebnisse bis August 2014 auswertete, konstatierte bei allen bis dahin bei BPS angewandten Medikamenten einen weiterhin „unbefriedigenden“ Wirksamkeitsnachweis.<ref name="PMID25413640">J. M. Stoffers, K. Lieb: ''Pharmacotherapy for borderline personality disorder: current evidence and recent trends.'' In: ''Current psychiatry reports.'' Band 17, Nummer 1, Januar 2015, S. 534, [[doi:10.1007/s11920-014-0534-0]]. PMID 25413640 (Review).</ref> Bereits 2010 war eine Metaanalyse zu dem Ergebnis gelangt, dass kein Medikament die Schwere der Krankheit [[signifikant]] beeinflusse und dass es bei medikamentöser Behandlung „keine Erfolg versprechenden Resultate bezüglich der Kernsymptome von BPS – chronisches Gefühl der Leere, Störung des Selbstbilds und Gefühl der Verlassenheit“ – gebe.<ref name="PMID20556762">J. Stoffers, B. A. Völlm, G. Rücker, A. Timmer, N. Huband, K. Lieb: ''Pharmacological interventions for borderline personality disorder.'' In: ''The Cochrane database of systematic reviews.'' Nummer 6, 2010, S. CD005653, [[doi:10.1002/14651858.CD005653.pub2]]. PMID 20556762, {{PMC|4169794}} (Review).</ref> 2009 empfahl das [[National Institute for Health and Care Excellence]] (NICE) in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] in einer Richtlinie zur Behandlung von BPS, dass Medikamente weder gegen BPS insgesamt noch gegen einzelne Symptome oder Verhaltensweisen benutzt werden sollten. Medikamente könnten jedoch in Betracht gezogen werden bei der Behandlung von Begleiterkrankungen.<ref>The UK National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE): {{Webarchiv |url=http://www.nice.org.uk/guidance/cg78/resources/guidance-borderline-personality-disorder-pdf |text=''Clinical guideline for the treatment and management of BPD.'' |wayback=20150924030339 |format=PDF}}, 2009, (abgerufen am 22. September 2015).</ref> |
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== Verlauf == |
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Bei einer umfangreichen [[Längsschnittstudie]] (Longitudinalstudie) von 290 BPS-Patienten über einen Zeitraum von zuletzt sechzehn Jahren<ref name="PMID20395399">M. C. Zanarini, F. R. Frankenburg, D. B. Reich, G. Fitzmaurice: ''Time to attainment of recovery from borderline personality disorder and stability of recovery: A 10-year prospective follow-up study.'' In: ''The American Journal of Psychiatry.'' Band 167, Nummer 6, Juni 2010, S. 663–667, [[doi:10.1176/appi.ajp.2009.09081130]]. PMID 20395399, {{PMC|3203735}}.</ref><ref name="PMID22737693">M. C. Zanarini, F. R. Frankenburg, D. B. Reich, G. Fitzmaurice: ''Attainment and stability of sustained symptomatic remission and recovery among patients with borderline personality disorder and axis II comparison subjects: a 16-year prospective follow-up study.'' In: ''The American Journal of Psychiatry.'' Band 169, Nummer 5, Mai 2012, S. 476–483. PMID 22737693, {{PMC|3509999}}.</ref> am McLean Hospital ([[Massachusetts]]/USA) in Zusammenarbeit mit der [[Harvard Medical School]] wurden Informationen über den Krankheitsverlauf und die Prognose bei BPS gewonnen. Die Untersuchung umfasste Patienten, die wegen BPS in dieser Klinik anfangs stationär und danach ambulant behandelt wurden, bei ihrer Erfassung 18–35 Jahre alt waren und bis dahin keine Symptome von Schizophrenie, schizoider Störung, bipolarer Störung (Bipolar I) oder möglicher organischer Ursachen für psychiatrische Symptome gezeigt hatten. Ihre Behandlung war, je nach Fall, in erster Linie oder gar ausschließlich psychotherapeutisch. |
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Ein ''Rückgang der Symptome'' ([[Remission (Medizin)|Remission]]), der über Jahre andauerte, war sehr häufig. Innerhalb des Zeitraums der Untersuchung von sechzehn Jahren erlebten 78 % der Patienten eine Besserung, die mindestens acht Jahre andauerte, und 99 % der Patienten eine Besserung, die mindestens zwei Jahre andauerte. Rückfälle ([[Rezidiv]]e) waren relativ gering. Sie reichten von 36 % nach einer zweijährigen Besserung bis zu nur 10 % nach einer achtjährigen Besserung. |
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Eine ''völlige Erholung'', die mindestens zwei Jahre andauerte, erlebten 60 % der Patienten, und eine völlige Erholung, die mindestens acht Jahre andauerte, erlebten 40 % der Patienten. Rückfälle nach zweijähriger völliger Erholung gab es bei 44 % der Patienten und nach achtjähriger völliger Erholung bei 20 %. |
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Die Autoren der Studie bewerteten die Zahlen zum Rückgang der Symptome als „sehr gute Nachrichten“ („{{lang|en|very good news}}“) für Patienten und Angehörige, auch wenn die Zahlen zur völligen Erholung „eher ernüchternd“ („{{lang|en|more sobering}}“) seien. |
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== Siehe auch == |
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* (intrapsychischer) [[Abwehrmechanismus]] |
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* [[Emotionsregulation]] |
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* [[Zyklothymia]] |
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== Literatur == |
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=== Fachliteratur === |
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* [[Marsha M. Linehan]]: ''Cognitive-behavioral Treatment of Borderline Personality Disorder.'' Guilford Press, New York 1993, ISBN 0-89862-183-6. |
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* Martin Bohus: ''Borderline-Störung.'' Hogrefe, Göttingen 2002, ISBN 3-8017-1096-3. |
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* [[Christa Rohde-Dachser]]: ''Das Borderline-Syndrom.'' 6. Auflage. Huber, Mannheim 2004, ISBN 3-456-83500-0. |
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* Gerhard Dammann, Paul L. Janssen (Hrsg.): ''Psychotherapie der Borderline-Störungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis – störungsspezifisch und schulenübergreifend.'' 2., überarb. und erw. Auflage. Thieme, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-13-126862-4. |
|||
* Christian Fleischhaker, Eberhard Schulz: ''Borderline-Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter.'' Band aus der Reihe ''Manuale psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen.'' Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-540-68287-5. |
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* [[Birger Dulz]], Sabine C. Herpertz, [[Otto F. Kernberg]], [[Ulrich Sachsse]] (Hrsg.): ''Handbuch der Borderline-Störungen.'' Komplett überarbeitete 2. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7945-2472-3. |
|||
* Damaris Bretzner: ''Die Borderline-Persönlichkeitsstörung im Handlungsfeld der sozialen Arbeit: Ein Überblick über Ursachen, Verlaufsformen und Interventionsmöglichkeiten.'' Diplomica, Hamburg 2014, ISBN 978-3-95850-621-3. |
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* John F. Clarkin, Frank E. Yeomans, [[Otto F. Kernberg]]: ''Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeit. Manual zur psychodynamischen Therapie. Mit einem Anhang zur Praxis der TFP im deutschsprachigen Raum.'' Übersetzung von Petra Holler. 2. Auflage, Schattauer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-7945-2579-9. |
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=== Ratgeber === |
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* Sven Ulrich, Border Allein, Der Ratgeber für Angehörige: Von Borderline bis zur Depression, '''ISBN''' 979-8850184490 |
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* Jerold J. Kreisman, Hal Straus: ''Ich hasse dich, verlass mich nicht. Die schwarzweiße Welt der Borderline-Persönlichkeit.'' 15. Auflage. Kösel, München 2005, ISBN 3-466-30326-5. |
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* Gerd Möhlenkamp: ''Was ist eine Borderline-Störung? Antworten auf die wichtigsten Fragen.'' 3. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-46217-4. |
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* Christoph Kröger, Christine Unckel (Hrsg.): ''Borderline-Störung. Wie mir die dialektisch-behaviorale Therapie geholfen hat.'' Hogrefe, Göttingen 2006, ISBN 3-8017-2021-7. |
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* Michael Rentrop, Markus Reicherzer, Josef Bäuml: ''Psychoedukation Borderline-Störung: Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen.'' Urban & Fischer bei Elsevier, München 2007, ISBN 3-437-22746-7. |
|||
* Jerold J. Kreisman, Hal Straus: ''Zerrissen zwischen Extremen. Leben mit einer Borderline-Störung. Hilfe für Betroffene und Angehörige.'' Aus dem Amerikanischen übersetzt von Karin Petersen. 4. Auflage. Goldmann, München 2008, ISBN 978-3-442-16976-4. |
|||
* Günter Niklewski, Rose Riecke-Niklewski: ''Leben mit einer Borderline-Störung.'' 3., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Trias, Stuttgart 2003 und 2011, ISBN 978-3-8304-3681-2. |
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* Heinz-Peter Röhr: ''Borderline bewältigen. Hilfen und Selbsthilfen.'' 10., aktualisierte Auflage. Walter, Mannheim 2010, ISBN 978-3-530-50618-1. |
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* Alice Sendera, Martina Sendera: ''Borderline – die andere Art zu fühlen. Beziehungen verstehen und leben.'' Springer, Wien 2010, ISBN 978-3-211-99710-9. |
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* Alice Sendera, Martina Sendera: ''Skills-Training bei Borderline- und Posttraumatischer Belastungsstörung.'' Inklusive CD-ROM mit neuen Arbeitsblättern. 3. Auflage, Springer, Wien 2012, ISBN 978-3-7091-0934-2. |
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* Andreas Knuf, Christiane Tilly: ''Borderline: Das Selbsthilfebuch.'' Korr. Nachdruck der Auflage 2014. Balance, Bonn 2016, ISBN 978-3-86739-004-0. |
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* Kim L. Gratz, Alexander L. Chapman: ''Borderline-Persönlichkeitsstörung: Ein Wegweiser für Betroffene.'' Aus dem Englischen übersetzt von Christoph Trunk. Junfermann, Paderborn 2014, ISBN 978-3-95571-177-1. |
|||
* Christine Ann Lawson: ''Borderline-Mütter und ihre Kinder. Wege zur Bewältigung einer schwierigen Beziehung.'' 6. Auflage. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Irmela Köstlin. Psychosozial, Gießen 2015, ISBN 978-3-89806-256-5. |
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== Medien == |
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* Border Allein - der [https://open.spotify.com/show/7gD3SMHN2wPgTtEMyp7XQi?si=1a6aaace30404301 Podcast] für Betroffene und Angehörige von Borderline |
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* [[Wibke Bergemann]]: [https://www.deutschlandfunk.de/ruhe-nach-dem-daueralarm-wie-sich-borderline-heilen-laesst.740.de.html?dram:article_id=384779 ''Ruhe nach dem Daueralarm – Wie sich Borderline heilen lässt''], [[Deutschlandfunk]] – [[Wissenschaft im Brennpunkt]] vom 30. April 2017 |
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* Cécile Loetz, Jakob Müller: [https://psy-cast.org/de/folge-31-borderline-eine-gratwanderung-entlang-psychischer-extreme/ ''Borderline – Eine Gratwanderung entlang psychischer Extreme'']. In: ''Rätsel des Unbewußten''. Podcast zur Psychoanalyse und Psychotherapie (Folge 31). |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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<!--'''Ergänzende Quellen (meist Zweitquellen) insbesondere zu einzelnen Aspekten und Randthemen des Artikels'''--> |
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*http://www.borderliners-anonymous.de/ Selbsthilfegruppe, die nach dem 12 Schritte Modell arbeitet, jeder Betroffene ist willkommen |
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<!--bitte keine Weblinks auf Foren, Selbsthilfegruppen etc.--> |
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*http://www.zwoelf-schritte.de/ Übersicht von 12 Schrittegruppen zu vielen Problemfeldern wie Nikotinsucht, Drogen, Esssucht und viele andere |
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* {{Webarchiv |url=http://www.zpid.de/redact/category.php?cat=574 |wayback=20130424054101 |text=''Borderline-Persönlichkeitsstörung''}}. Linksammlung beim [[Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation]]. |
|||
*[http://www.Psychotherapiepraxis.at www.Psychotherapiepraxis.at] Artikel zu Psychotherapie (insbesondere auch [[Borderline]]), Selbsttests, Info-Forum und kostenlose Erstberatung des Wiener Psychotherapeuten Richard L. Fellner |
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* Marlene Krauch: ''[https://www.spektrum.de/news/borderline-persoenlichkeitsstoerung-von-wegen-lebenslaenglich/1951726 Borderline-Persönlichkeitsstörung – Von wegen lebenslänglich.]'' [[Spektrum.de]] vom 20. Dezember 2021 |
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*[http://www.geps.info www.geps.info] Homepage der "Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (Geps) e.V." |
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== Einzelnachweise == |
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'''Auf den unten aufgeführten Seiten gibt es weiterführende Linklisten sowie Foren, Chats, und Hintergründe''' |
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<references responsive /> |
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*http://www.borderline-welt.de.vu/ |
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*http://www.borderline-plattform.de/ |
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*[http://www.borderline-community.de Borderline Community] |
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*http://www.panikattacken.at/borderline/borderline.htm |
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*http://www.borderline-treffpunkt.de/ |
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*http://www.borderline-angehoerige.de/ |
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*http://www.borderline-community.de/ |
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*http://www.borderline-syndrom.ch |
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Aktuelle Version vom 16. Juli 2025, 09:22 Uhr
Klassifikation nach ICD-10 | |
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F60.31 | Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typ |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) oder emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs ist eine psychische Erkrankung. Typisch für sie sind
- Impulsivität,
- instabile, aber intensive zwischenmenschliche Beziehungen,
- rasche Stimmungswechsel,
- ein schwankendes Selbstbild aufgrund von gestörter Selbstwahrnehmung.
Hinzu kommen oft selbstschädigendes Verhalten, Gefühle innerer Leere, Dissoziationserlebnisse und starke Angst vor dem Verlassenwerden. Situationen, die andere als normal empfinden, können Symptome der BPS auslösen.
Bei dieser Persönlichkeitsstörung sind Vorgänge im Fühlen, Denken und Handeln beeinträchtigt. Dies führt zu problematischen und teilweise paradox wirkenden Verhaltensweisen in sozialen Beziehungen und sich selbst gegenüber. Dadurch belastet die Erkrankung Betroffene wie auch Bezugspersonen oft erheblich und kann deren Lebensqualität stark reduzieren.[1][2]
Die BPS tritt häufig gemeinsam mit weiteren psychischen Störungsbildern auf. Dazu zählen u. a. Depressionen, die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Essstörungen, andere Persönlichkeitsstörungen und Substanzmissbrauch.
Zum Begriff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1884 verwendete erstmals der Psychiater Charles H. Hughes[3] den Begriff borderland („Grenzland“) für die Beschreibung diagnostischer Grenzfälle zwischen Gesundheit und psychischer Krankheit. Adolph Stern[4] beschrieb dann 1938 die meisten Merkmale der heutigen BPS und nannte diese Gruppe von Symptomen „border line group“. Damit prägte er den heute verwendeten Begriff und verbreitete ihn in einer Epoche, die stark von psychoanalytischer Theorie beeinflusst war.
Psychische Störungen wurden dabei damals nach dem Prinzip der Analysierbarkeit (im Sinne der Psychoanalyse) klassifiziert. Neurotische Personen wurden als analysierbar und somit als behandelbar angesehen. Menschen mit Psychosen dagegen wurden als nicht analysierbar und somit als nicht behandelbar betrachtet. Die Bezeichnung „Borderline“ bezog sich in diesem Sinne auf eine unscharfe und nicht definierte Grenzlinie zwischen Neurose und Psychose und wurde gewählt, da man bei den betroffenen Patienten Symptome aus beiden Bereichen identifizierte.[1]
Aufgrund der Nähe zur Psychose ordnete man die Borderline-Störung dem schizophrenen Formenkreis zu. Entsprechende historische Bezeichnungen für die Borderlinestörung sind Randpsychose, Pseudoschizophrenie und Pseudoneurotische Schizophrenie.[5]
Neuere Konzepte nach 2005 betonen die Störung des Selbstbilds – und deren moderne soziale Bedingungen – als zentralen Kern der BPS.[6][7][8]

Klassifizierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die moderne operationalisierte Diagnostik hat sich von diesen theoriegeleiteten Konzepten weitgehend gelöst. Sie beschränkt sich heute ganz darauf, Erlebens- und Verhaltensmuster zu beschreiben, die das Störungsbild kennzeichnen. Das zeigt sich auch durch die Aufnahme des Borderline-Begriffs in den Diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen (DSM) und die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten (ICD).
DSM-5
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dem aktuellen DSM-5 (dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association) ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung im Kapitel Persönlichkeitsstörungen verzeichnet.[12]
Es handelt sich um ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und das Muster zeigt sich in verschiedenen Situationen.
Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
- Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. (Beachte: Hier wird kein suizidales oder selbstverletzendes Verhalten berücksichtigt, das in Kriterium 5 enthalten ist.)
- Ein Muster instabiler und intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
- Störung der Identität: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
- Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen, z. B. Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, „Essanfälle“. (Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.)
- Wiederholtes suizidales Verhalten, Suizidandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
- Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung, z. B. hochgradige episodische Misslaunigkeit (Dysphorie), Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern.
- Chronische Gefühle von Leere.
- Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen.
- Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
DSM-5 Alternativ-Modell
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Alternativ-Modell des DSM-5 in Sektion III schlägt folgende diagnostische Kriterien vor:[12]
A. Mittelgradige oder stärkere Beeinträchtigung im Funktionsniveau der Persönlichkeit, die sich durch typische Schwierigkeiten in mindestens zwei der folgenden Bereiche manifestiert:
- Identität: Deutlich verarmtes, wenig entwickeltes oder instabiles Selbstbild, oft mit exzessiver Selbstkritik; chronische Gefühle von innerer Leere; durch Belastung ausgelöste dissoziative Symptome.
- Selbststeuerung: Instabilität in Zielsetzungen, Vorlieben, Wertvorstellungen und beruflichen Plänen.
- Empathie: Eingeschränkte Fähigkeit, die Gefühle und Bedürfnisse anderer Personen zu erkennen, verbunden mit zwischenmenschlicher Überempfindlichkeit (beispielsweise eine Neigung, sich geringgeschätzt oder beleidigt zu fühlen); die Wahrnehmung anderer fokussiert auf negative Eigenschaften oder Vulnerabilitäten.
- Nähe: Intensive, aber instabile und konfliktreiche enge zwischenmenschliche Beziehungen, die durch Misstrauen, Bedürftigkeit und ängstliche Beschäftigung mit tatsächlichem oder vermeintlichem Verlassenwerden gekennzeichnet sind; nahe Beziehungen werden oftmals in Extremen von Idealisierung und Abwertung erlebt und alternieren zwischen Überinvolviertheit und Rückzug.
B. Mindestens vier der folgenden sieben problematischen Persönlichkeitsmerkmale, wenigstens eines davon ist (5) Impulsivität, (6) Neigung zu riskantem Verhalten oder (7) Feindseligkeit.
- Emotionale Labilität: Instabiles emotionales Erleben und häufige Stimmungswechsel; heftige Emotionen bzw. Affekte sind leicht stimulierbar, hochgradig intensiv und/oder unangemessen hinsichtlich situativer Auslöser und Umstände.
- Ängstlichkeit: Intensive Gefühle von Nervosität, Anspannung oder Panik, oft ausgelöst durch zwischenmenschliche Spannungen; häufige Sorge über negative Auswirkungen vergangener unangenehmer Erlebnisse und über mögliche negative Entwicklungen in der Zukunft; ängstliche Gefühle, Besorgnis oder Bedrohungsgefühl bei Unsicherheit; Angst vor psychischem Zerfall oder Verlust der Kontrolle.
- Trennungsangst: Angst vor Zurückweisung und/oder Trennung von wichtigen Bezugspersonen, begleitet von Furcht vor übermäßiger Abhängigkeit und komplettem Autonomieverlust.
- Depressivität: Häufige Niedergeschlagenheit, Sich-elend-Fühlen und/oder Hoffnungslosigkeit; Schwierigkeit, sich von solchen Stimmungen zu erholen; Pessimismus hinsichtlich der Zukunft; tiefgreifende Schamgefühle; Gefühl der Minderwertigkeit; Suizidgedanken und suizidales Verhalten.
- Impulsivität: Handlungen erfolgen Hals über Kopf als unmittelbare Reaktion auf einen Auslöser, sie sind vom Augenblick bestimmt, ohne Plan oder Berücksichtigung der Folgen; Schwierigkeiten, Pläne zu entwickeln und zu verfolgen; Druckgefühl und selbstschädigendes Verhalten unter emotionalem Stress.
- Neigung zu riskantem Verhalten: Ausübung gefährlicher, risikoreicher und potenziell selbstschädigender Handlungen ohne äußere Notwendigkeit und ohne Rücksicht auf mögliche Folgen; Mangel an Bewusstsein für die eigenen Grenzen und Verleugnung realer persönlicher Gefahr.
- Feindseligkeit: Anhaltende und häufige Gefühle von Ärger; Ärger oder Gereiztheit bereits bei geringfügigen Kränkungen oder Beleidigungen.
ICD
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im ICD-10 (dem Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation) wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung (F60.31) als einer von zwei Subtypen der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (F60.3) aufgeführt:[13]
- Der impulsive Typus dieser Störung ist geprägt durch mangelnde Impulskontrolle und unberechenbare Handlungen (F60.30).
- Beim Borderline-Typus sind zusätzlich das eigene Selbstbild und das Beziehungsverhalten noch stärker beeinträchtigt (F60.31). Dieser Typus entspricht ungefähr der Definition der Borderline-Störung im DSM-5.
Im ICD-11 sind Borderline pattern eine Zusatzqualifikation der Persönlichkeitsstörungen (6D10). Sie wird unter 6D11.5 kodiert.
Abgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist selbst für erfahrene Fachärzte in der Praxis oft schwer zu erkennen. Sie wird daher häufig erst nach mehrjähriger Behandlung wegen anderer, im Vordergrund stehender Beschwerden (z. B. Depressionen, Ängste, psychosomatische Beschwerden etc.) korrekt diagnostiziert. Es besteht laut AWMF-Leitlinie eine erhöhte Komorbiditätsrate mit anderen Persönlichkeitsstörungen (v. a. der narzisstischen, histrionischen, selbstunsicher-vermeidenden, abhängigen, schizotypischen, paranoiden oder dissozialen Persönlichkeitsstörung), wie auch mit Depressionen, Ängsten, Panikstörungen, der Trennungsangststörung bei Erwachsenen und Posttraumatischen Belastungsstörungen sowie Abhängigkeitserkrankungen.[14]
Einige der Symptome können auch bei anderen Störungsbildern auftreten, so z. B. bei Depressionen, Schizophrenien, schizoaffektiven Psychosen, beim Asperger-Syndrom und anderen Formen des Autismus, bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), bei bipolaren Störungen und verschiedenen der zuvor genannten Persönlichkeitsstörungen. Die Diagnose erfordert daher eine umfangreiche Anamnese (evtl. unter Einbeziehung von Angehörigen) und sorgfältige differentialdiagnostische Abgrenzung von diesen anderen Erkrankungen.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine US-amerikanische Untersuchung fand in einer Bevölkerungsstichprobe aus den Jahren 2004 und 2005 bei 34.653 Erwachsenen eine Lebenszeitprävalenz von 5,9 % (dabei 6,2 % bei Frauen und 5,6 % bei Männern). Der geringe Geschlechterunterschied war statistisch nicht signifikant.[15]
Die Daten von 6.330 11-jährigen Kindern in Bristol (England) von 2002 bis 2004 zeigten, dass 3,2 % die Kriterien von DSM-IV erfüllten. Auch hier war der Geschlechterunterschied unbedeutend.[16]
Die US-amerikanische Stichprobe zeigte eine stetige Abnahme der Prävalenz mit zunehmendem Alter (20–29 Jahre: 9,3 %; 30–44 Jahre: 7,0 %; 45–64 Jahre: 5,5 %; 65+ Jahre: 2,0 %).[15] Eine auffällige Abnahme zeigte sich auch in einer Längsschnittstudie (Longitudinalstudie) von 290 BPS-Patienten über einen Zeitraum von sechs Jahren am McLean Hospital (Massachusetts/USA) in Zusammenarbeit mit der Harvard Medical School.[17]
Symptome der BPS
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sozialverhalten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem Bericht aus dem Jahr 2014 zum Stand der Forschung wurde festgestellt, dass Probleme im zwischenmenschlichen Verhalten die am meisten sichtbaren und die am besten unterscheidbaren Merkmale von BPS seien. Experimentelle Daten deuteten auf instabile Gefühle, (Selbst-)Aggression, Überempfindlichkeit gegenüber möglichen Bedrohungen, geringen Erfolg bei Verständigung nach Konflikten, häufige Missverständnisse und Vermischung von Selbst- und Fremdeinschätzung.[18]
Eine Übersicht von 2013 hob die folgenden drei Schwierigkeiten hervor:
- Fehleinschätzung gefühlsmäßig neutraler Situationen,
- Gefühl der Zurückweisung in Situationen normaler sozialer Beteiligung
- und Probleme bei der Wiederherstellung von sozialem Umgang nach einer Enttäuschung.[19]
Die in beiden Übersichten betonte Schwierigkeit, eine gestörte Zusammenarbeit wieder zu reparieren, zeigte sich sehr deutlich in Verhaltensexperimenten, bei denen gleichzeitig damit verknüpfte starke Abweichungen bei bestimmten Gehirnfunktionen registriert wurden.[20]
BPS hat auch erhebliche Auswirkungen auf Paarbeziehungen.[21][22][23] Eine über sechzehn Jahre durchgeführte Langzeitstudie zeigte, dass Besserungen im Krankheitsverlauf mit einer deutlichen Tendenz zu stabileren Paar- und Elternteil-Kind-Beziehungen einhergingen.[24]
Identität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Personen mit einer BPS weisen häufig ein instabiles Selbstbild auf[25] und können eine negative Einstellung zu ihrem Körperkonzept entwickeln. Diese negative Einstellung kann sich wiederum auf das Selbstkonzept der Personen auswirken.[26]
Ein weiteres mögliches Symptom einer BPS ist das chronische Gefühl der inneren Leere, welches im DSM-5 auch als Diagnosekriterium aufgeführt ist.[12] Laut M. Bohus beschreiben einige BPS-Patienten diese innere Leere mit dem Gefühl, nicht mehr mit sich selbst „verbunden“ zu sein sowie isoliert und abgeschnitten von der Welt zu existieren.[27]
Emotionalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einem Konzept der emotionalen Fehlregulierung bei BPS von 2013, das sich auf das biosoziale Entwicklungsmodell von BPS durch Marsha M. Linehan (1993 und 2009)[28] gründete, wurden vier Problembereiche unterschieden: erhöhte emotionale Empfindlichkeit, starke und schwankende negative und positive Stimmungen, Mangel an geeigneten Klärungs-Strategien und Überschuss an schlecht angepassten Klärungs-Strategien.[29]
Nach Ansicht von Martin Bohus erleben viele Borderline-Patienten mehrmals täglich starke unangenehme Spannungszustände. Diese Zustände würden meist sehr plötzlich auftreten und könnten bis zu mehreren Stunden andauern. In diesen Phasen komme es häufig zu selbstverletzendem Verhalten, Intoxikationen und Hochrisikoverhalten, um die Anspannung zu lindern.[30]
In einer Übersicht von 2009 über experimentelle Studien zur Wahrnehmung des emotionalen Ausdrucks von Gesichtern durch BPS-Patienten wurden zusammenfassend die folgenden typischen Schwierigkeiten festgestellt: grundlegende Gefühle bei anderen zu registrieren, eine Tendenz zu negativen oder verärgerten Bewertungen und eine erhöhte Empfindlichkeit zur Entdeckung negativer Gefühle bei anderen.[31]
Angst vor Zurückweisung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Angst vor einer möglichen Zurückweisung ist bei BPS-Patienten extrem ausgeprägt. Eine Untersuchung von 2011 zeigte, dass sie – statistisch gesehen – in dieser Gruppe sogar noch stärker war als bei Patienten mit sozialen Phobien.[32]
Eine experimentelle Studie von 2014 stellte fest, dass die besondere Angst vor Zurückweisung bei BPS-Patienten mit spezifischen Abweichungen und Unterfunktionen im Gehirn verknüpft war.[33]
Dissoziative Symptome
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach zwei neueren Übersichtsartikeln von 2009 und 2014 haben bis zu zwei Drittel der BPS-Patienten Symptome von Dissoziation. Hierzu zählen Depersonalisation, Derealisation, verzerrtes Zeitgefühl, irreales Wiedererleben (Flashbacks) und Abweichungen in der Selbstwahrnehmung.[34][35]
Eine genaue Analyse dieser Symptome bei 21 Patienten aus dem Jahr 2009 ergab eine große Spannweite in der Art der Erscheinungen und im Grad der Beeinträchtigung: 24 % keine, 29 % milde, 24 % unspezifische und 24 % dissoziative Identitätsstörung.[36]
Selbstschädigung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Selbstverletzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Vergleichsstudie von 2015 zeigte, dass bei einer Gruppe von 46 Patienten mit selbstverletzendem Verhalten (SVV) in Verbindung mit BPS die Selbstverletzungen häufiger und schwerwiegender waren als bei einer Gruppe von 54 Patienten, die SVV, aber keine BPS hatten.[37] Eine ähnliche Untersuchung zeigte diesen Unterschied ebenfalls sehr deutlich, obwohl der Lebenszeitverlauf von SVV in beiden Gruppen gleich war: eine starke Zunahme im Alter von 18 bis 24 Jahren und Andauer der dabei erreichten Häufigkeit bis zum Alter von 50 bis 59 Jahren.[38]
Laut einer chinesischen Untersuchung war allerdings nur eine Minderheit von SVV-Patienten gleichzeitig auch von BPS betroffen. Von den 160 Personen, die im Laufe eines Jahres (2007–2008) wegen SVV an das Prince of Wales Hospital in Hongkong überwiesen wurden, zeigte sich nur bei 30 (18,8 %) eine zu der Zeit vorliegende BPS.[39]
Suizidalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wegen der häufig auftretenden Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) und methodischer Schwierigkeiten lässt sich die Suizidrate nur grob abschätzen. In retrospektiven Studien wurde eine Rate von bis zu 10 %, in prospektiven Studien eine Rate von 3–6 % beobachtet.[40] In einer Studie von 2012 wurde gezielt untersucht, ob es bestimmte Subtypen von BPS mit erhöhtem Suizidrisiko gibt. Ein schwererer Verlauf der Krankheit, höheres Alter und stärker beeinträchtigte psychosoziale Funktionen wurden als Faktoren für eine erhöhte Suizidgefährdung identifiziert.[41] Bei Patienten, die zusätzlich eine Abhängigkeit aufweisen, ist die Suizidalität verstärkt.[42]
Psychotische Symptome
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Analyse von Patientenakten von 2011 stellte lang andauernde Beeinträchtigungen in körperlicher und emotionaler Hinsicht durch psychotische Symptome fest, die sich kaum von denen bei Schizophrenie unterschieden. Die Autoren schlugen deshalb vor, dass die diagnostische Kategorie BPS geändert und psychotische Symptome ebenfalls aufgenommen werden sollten.[43] Die Ergebnisse stehen im Einklang mit zwei weiteren Übersichtsstudien (2010 und 2013) zu dieser Frage.[44][45]
Begleitende Erkrankungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Krankheitsbilder treten häufig gemeinsam mit der BPS auf (Komorbidität).
Depressionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine systematische Übersicht und Metaanalyse von 2015 kam zu dem Ergebnis, dass Depressionen bei BPS im Vergleich zu sonstigen depressiven Störungen mehr Feindseligkeit und ein negativeres Selbstbild zeigten. Es zeigte sich eine hohe Variabilität des Schweregrads der Depression bei BPS-Patienten und teilweise eine BPS-spezifische Depressionsqualität.[46]
Die Depression bei BPS-Patienten ist typischerweise besonders durch Gefühle von innerer Leere, Einsamkeit, Verzweiflung und Schwierigkeiten in interpersonellen Beziehungen gekennzeichnet. Insbesondere die Suizidgefährdung ist zu beachten. Depressive Symptome der BPS-Patienten sind in der Regel kürzer andauernd und häufiger mit interpersonellen Situationen verbunden als bei depressiven Patienten ohne Persönlichkeitsstörung. Die leitliniengerechte Behandlung der Depression erfolgt sowohl psychotherapeutisch als auch pharmakotherapeutisch. Dabei kann der Erfolg einer medikamentösen antidepressiven Behandlung durch eine BPS ungünstig beeinflusst werden. Andererseits bessert sich die Depression in der Regel bei erfolgreicher BPS-Behandlung.[47]
Die in der Behandlung von BPS-Patienten erfahrene Psychoanalytikerin Christa Rohde-Dachser beschreibt in ihrem Aufsatz Schwermut als Objekt. Über Struktur und Inhalt der Borderline-Depression unter anderem, wie die Depression für diese Patienten unter Umständen als „Füllsel“ für ein „schwarze(s) Loch, das sich in ihrem Innern auftut“ bzw. „innere Leere“ dient. Sie weist auch auf die Risiken von psychoanalytischen Konfliktdeutungen hin.[48]
ADHS
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einer Übersicht von 2014 sind etwa 20 % der Erwachsenen mit BPS auch von der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betroffen.[49] Die Prävalenz ist damit 4- bis 10-fach höher als in der erwachsenen Gesamtbevölkerung. Obwohl sich BPS und ADHS in mehreren wichtigen Symptomen überlappen, verlangen die Ergebnisse der Ursachenforschung eine strikte Trennung der beiden Krankheitsbilder, auch wenn sie gemeinsam in einer Person auftreten. Beispielsweise zeigten sich bezüglich der mangelnden Impulskontrolle, die beiden gemeinsam ist, bei ADHS andere Abweichungen in den Gehirnfunktionen als bei BPS.[50]
Geschlechterunterschiede
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Langzeitstudien zeigten Geschlechterunterschiede bei mehreren begleitenden Störungen. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) und Essstörungen waren häufiger bei Frauen mit BPS, während Substanzmissbrauch, Narzisstische Persönlichkeitsstörung und Antisoziale Persönlichkeitsstörung häufiger bei Männern mit BPS auftraten.[51] Es wurde allerdings ausdrücklich betont, dass diese Geschlechterunterschiede nicht BPS-typische Erscheinungen seien, sondern nur die bekannten Geschlechterunterschiede bezüglich der Häufigkeit dieser zusätzlichen Störungen widerspiegelten.[52]
Ursachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt verschiedene Theorien und Modelle dazu, wie die BPS entsteht, und es gibt verschiedene Faktoren, die als mögliche Ursachen oder Teilursachen in Betracht gezogen werden. Vermutlich tragen mehrere Faktoren zur Entstehung bei.
Umwelteinflüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Langzeitstudie von 6050 Kindern, geboren von April 1991 bis Dezember 1992, ergab, dass feindseliges Elternverhalten und Streit unter Eltern die Wahrscheinlichkeit von BPS erhöhte.[53]
In einer umfangreichen Zwillings- und Familienstudie von 2009 wurde das Verhältnis von genetischen und Umwelteinflüssen beim Vorkommen von BPS untersucht. Ähnlichkeit der Symptome von BPS bei biologisch Verwandten konnte vollständig durch die Annahme genetischer Vererbung erklärt werden. Unterschiede bei den Symptomen wurden zu 45 % genetischen und zu 55 % Umwelteinflüssen zugeordnet. Anhaltspunkte für eine mögliche „kulturelle Vererbung“ von BPS von Eltern auf Kinder wurden nicht gefunden.[54]
Genetische Veranlagung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine systematische Übersicht und Metaanalyse von 2014 gelangte zu der Abschätzung, dass BPS zu etwa 40 % erblich sei. Allerdings musste festgestellt werden, dass die Suche nach bestimmten Genen und Genorten bislang erfolglos war. Die Autoren schlugen deshalb vor, dass die hohe Erblichkeitsrate und die bislang ergebnislose Suche nach Genen durch Abweichungen bei der Ausprägung von Genen (Modifikation) zu erklären sei.[55] Derartige Abweichungen sind umweltbedingt und Hinweise auf Gen-Umwelt-Interaktionen und -Korrelationen.[56] Durch die Annahme biologischer Krankheitsursachen steigt die Wahrscheinlichkeit der Ablehnung der betroffenen Person.[57]
Neurobiologie
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In einer umfangreichen Metaanalyse von 2014 zeigte die Auswertung von Studien mit Gehirnscans, dass bei der BPS bei verschiedenen Tests zur Impulskontrolle grundsätzlich eine Tendenz zu Unterfunktionen im Präfrontalen Cortex vorliegt. Dies betrifft insbesondere die orbitofrontalen (OFC), dorsomedialen und dorsolateralen Bereiche (DLPFC).[50]
Hippocampus (Gedächtnisfunktionen) und Amygdala (Gefühlsreaktionen) haben ein tendenziell reduziertes Volumen, und Fehlfunktionen des frontolimbischen Netzwerks (Präfrontaler Cortex, Hippocampus und Amygdala) gelten als Ursache für die meisten Symptome der BPS.[58][59]
Therapieformen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Psychotherapien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut einer Meta-Analyse von 33 Studien mit insgesamt 2.256 Teilnehmern sind psychodynamische Verfahren und dialektisch-behaviorale Therapie bei Borderline-Persönlichkeitsstörung geringfügig effektiver als andere Verfahren.[60] Nicht selten liegen der BPS auch traumatische Erlebnisse, meist in der Kindheit, zuweilen auch mit überlagerter (gelegentlich auch komplexer) Posttraumatischer Belastungssymptomatik, mit zugrunde, weshalb sich in einigen Fällen die Einbeziehung einer spezifischen Traumatherapie als sinnvoll erweisen kann.[61][62][63][64]
Eine Übersichtsarbeit von 2013, die wissenschaftliche Studien zur Reaktion behandelnder Fachkräfte auf Patienten mit BPS-Diagnose auswertete, kam zu der Einschätzung, dass die Mehrzahl behandelnder Fachkräfte negativ gegenüber Patienten mit einer BPS-Diagnose voreingenommen sind. Die Befragten gaben an, dass BPS-Patienten häufig weniger Anteilnahme und stattdessen negative Gefühle, einschließlich Gefühlen von Frustration, Unzulänglichkeit und Überforderung, auslösten, da sie manipulativ seien sowie schwierig und zeitaufwändig zu behandeln. Sie würden auf als Ablehnung interpretiertes Verhalten sehr empfindlich reagieren und zu krisenhaftem Verhalten neigen, hätten Schwierigkeiten, stabile soziale Beziehungen zu unterhalten und mit anderen angemessen sozial zu interagieren.[65]
Verhaltensreaktionen auf Seiten der Behandelnden umfassten soziale und emotionale Distanzierung von Patienten mit BPS, negativ wertende Haltung, weniger empathisches Verhalten und Ausdruck von Ärger. Die genannten Befunde könnten entweder dahingehend interpretiert werden, dass behandelnde Fachkräfte befangener und wertender seien oder dass Patienten mit BPS generell dazu neigten, negative Reaktionen von Menschen in ihrer Umgebung hervorzurufen unabhängig davon, ob sie Fachleute sind oder nicht.[65]
Psychodynamische Ansätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die mentalisierungsbasierte Psychotherapie (Mentalization Based Treatment; kurz: MBT) ist eine psychoanalytische Behandlungsmethode, die von Peter Fonagy und Anthony W. Bateman entwickelt wurde. Sie basiert auf dem Konzept der Mentalisierung. Ziel ist es, den Patienten dabei zu unterstützen, seine Mentalisierungsfähigkeit zu verbessern. Dazu ist es notwendig, dass der Behandler sich der emotionalen Zustände des Patienten stets bewusst ist, um zu einem besseren Verständnis seines aktuellen seelischen Zustandes zu gelangen. In Gruppen- wie in Einzelbehandlungen soll durch Gespräche und spezielle Gesprächstechniken ein besseres Verständnis für die mentalen Grundlagen des Handelns geschaffen sowie eine reflexive Erfassung der eigenen Persönlichkeit ermöglicht werden. Das mentalisierungsgestützte Behandlungskonzept zeigte gute Effekte sowie eine sehr niedrige Abbruchquote.[66][67][68][69]
Die übertragungs-zentrierte Psychotherapie (Transference-Focused-Psychotherapy, TFP) nach John F. Clarkin, Frank E. Yeomans und Otto F. Kernberg ist eine spezielle Form der psychodynamischen Psychotherapie, die vorwiegend bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen angewandt wird. Der Fokus der therapeutischen Arbeit liegt in der TFP auf der Durcharbeitung der Übertragungsbeziehung zwischen Patient und Psychotherapeut im „Hier und Jetzt“, um so eine Verbesserung im Bereich der Objektbeziehungen zu erreichen.[69][70][71] In einer Vergleichsstudie zur TFP zeigten sich eine geringere Abbruchrate und bessere Therapieerfolge als durch eine herkömmliche nicht-spezialisierte Psychotherapie.[72] Allerdings warf eine andere Forschergruppe in derselben Fachzeitschrift der Studie methodische Fehler vor und zweifelte die Aussagekraft der Schlussfolgerungen dieser Studie an.[73]
Auch die klärungsorientierte Psychotherapie (KoP) nach Rainer Sachse hat spezifische therapeutische Ansätze sowie störungs- und therapietheoretische Konzepte zur Behandlung von schwertherapierbaren Persönlichkeitsstörungen, wie der BPS, entwickelt.[74] Von grundlegender Bedeutung für die Therapie ist, dass der Therapeut zunächst die zentralen (Beziehungs-/Interaktions-)Motive und die stärksten Schemata des Klienten wahrnimmt und darauf richtig reagiert, um eine vertrauensvolle und produktive therapeutische Beziehung zu etablieren. Sodann kann der Therapeut dem Klienten seine vorher unbewussten und unkontrollierbaren Schemata transparent und die Nachteile („Kosten“) seiner starren dysfunktionalen Handlungsmuster bewusst machen (Explizierungsprozess) und so eine Änderungsmotivation erzeugen.[75] Dadurch lassen sich diese Muster therapeutisch mit dem Klienten bearbeiten und verändern sowie sinnvollere Handlungsalternativen entwickeln und stabilisieren.[76][77][78]
Verhaltenstherapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) wurde von Marsha M. Linehan entwickelt.[79] Ziel ist es, den Patienten in verschiedenen Bereichen zu stärken. Dabei sollen die Vorteile bestimmter Verhaltensstrategien herausgearbeitet werden, ohne die bisherigen Lösungsversuche für ungültig zu erklären. Dialektik im Sinne der DBT zielt darauf ab, scheinbare Gegensätze in der Welt des Patienten aufzulösen und sie schrittweise zu integrieren. Bezüglich der Effektivität ist diese Therapie die bislang am meisten untersuchte.[80] Ihre Effektivität wurde in mehreren Studien seit 2000 nachgewiesen.[81][82][83] Die Ergebnisse einer Meta-Analyse von 2021 deuten jedoch darauf hin, dass DBT zwar selbstverletzendes Verhalten reduzieren und Depressionen verbessern kann, aber die Auswirkungen auf Suizidgedanken und Wut unbedeutend sind.[84]
Nach einer Übersicht von 2013 wurde die Schematherapie als vielversprechend und kostengünstig eingeschätzt. Es gab allerdings erst wenige Studien zur Effektivität.[85]
Kognitive Umstrukturierung und metakognitives Training
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Mittel der psychotherapeutischen Intervention bei Borderline-Patienten ist eine Form der sogenannten Kognitiven Umstrukturierung. Diese ist ein zentrales Element der kognitiven Verhaltenstherapie. Dabei handelt es sich um therapeutische Veränderungsprozesse im Denken des Patienten, insbesondere werden die kognitiven Attributionen untersucht und gegebenenfalls bearbeitet. „Attributionen“ sind Eigenschaften oder Merkmale, die man auf Menschen oder Dinge projiziert, also etwas höchst Individuelles. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet, ganz grob übersetzt, „Zuschreibungen“. Er bezieht sich in vielen Bereichen der Psychologie sowohl auf einen Zusammenhang von zwei Entitäten als auch auf die sich daraus ergebenden Konsequenzen für das Erleben und Verhalten des Menschen. Borderline-Patienten neigen dazu, ihre schwankenden Emotionen direkt und ohne innere Kontroll-Instanzen auf andere Menschen zu projizieren beziehungsweise zu attribuieren. So wird die instabile innere Gefühlsrealität des Patienten zur scheinbaren äußeren Realität. Es fehlt hier ein funktional intakter Abstand von Subjektivität und Objektivität. Das Entscheidende ist, dass die meisten sozialen Probleme von Borderline-Patienten ihre Ursache in einer Fehlattribution von pathologisch gefärbten, instabilen Emotionen auf einen anderen Menschen haben. Dies geschieht in aller Regel völlig ungewollt, ungesteuert und unkontrolliert. Lernt nun aber der Borderline-Patient im Rahmen einer intensiven kognitiven Umstrukturierung, seine Gefühle zunächst als etwas Eigenes zu erleben und nicht unreflektiert auf die Außenwelt zu beziehen, so kann er sich im Idealfall aus dem Teufelskreis seiner sozialen Konflikte ein Stück weit befreien.[86] Kognitive Umstrukturierung ist kein eigenständiges Therapieverfahren, sondern Element vieler kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierter Therapien.
Einen verwandten Ansatz verfolgt das Metakognitive Training für Borderline, welches neben Attributionen (v. a. monokausale Zuschreibungen[87]) weitere kognitive Verzerrungen adressiert, die bei Menschen mit Borderline erhöht ausgeprägt sind[88], wie z. B. die Urteilssicherheit für emotionale Urteile.[89] Erste Studien bestätigen, dass dieser Ansatz zu einer Reduktion der Symptomatik im Vergleich zu Kontrollbedingungen führt.[90]
Psychoedukation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine unterstützende Rolle kommt der Psychoedukation zu. Damit bezeichnet man die Aufklärung von Menschen, die an einer psychischen Störung leiden, sowie die Einbindung ihrer Angehörigen. Häufige Einsatzgebiete sind Schulungen von Patienten mit einer BPS. Ziel ist es, dass die Betroffenen und ihre Angehörigen die Krankheit besser verstehen und mit ihr umgehen können. Zum Beispiel werden persönliche Erfahrungen bezüglich der Erkrankung mit dem gegenwärtigen Wissen über das Störungsbild verbunden, sodass allen Beteiligten der aktuelle Stand des klinischen Wissens zugänglich ist. Auch sollen sie eigene Möglichkeiten wahrnehmen, um mögliche Rückfälle zu vermeiden und selbst zur eigenen Stabilität beizutragen. Die Aufklärung der Patienten über die Entstehungs- und Aufrechterhaltungsbedingungen der Störung bildet in der Verhaltenstherapie die Grundlage für anschließende Behandlungsschritte. Da es den Patienten und Angehörigen oft schwerfällt, die Diagnose „Borderline“ zu akzeptieren, hat die Psychoedukation auch die Funktion, zur Entstigmatisierung psychischer Störungen beizutragen und Barrieren zum Aufsuchen einer Behandlung abzubauen. Ihren methodischen Ursprung hat Psychoedukation in der Verhaltenstherapie, in der das Wiedererlernen der eigenen emotionalen und sozialen Kompetenz im Vordergrund steht.[91] Psychoedukation ist keine eigene Psychotherapie, sondern ein Element, das in verschiedenen Therapien angewendet wird.
Medikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Übersichtsstudie, die Forschungsergebnisse bis August 2014 auswertete, konstatierte bei allen bis dahin bei BPS angewandten Medikamenten einen weiterhin „unbefriedigenden“ Wirksamkeitsnachweis.[92] Bereits 2010 war eine Metaanalyse zu dem Ergebnis gelangt, dass kein Medikament die Schwere der Krankheit signifikant beeinflusse und dass es bei medikamentöser Behandlung „keine Erfolg versprechenden Resultate bezüglich der Kernsymptome von BPS – chronisches Gefühl der Leere, Störung des Selbstbilds und Gefühl der Verlassenheit“ – gebe.[93] 2009 empfahl das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in Großbritannien in einer Richtlinie zur Behandlung von BPS, dass Medikamente weder gegen BPS insgesamt noch gegen einzelne Symptome oder Verhaltensweisen benutzt werden sollten. Medikamente könnten jedoch in Betracht gezogen werden bei der Behandlung von Begleiterkrankungen.[94]
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einer umfangreichen Längsschnittstudie (Longitudinalstudie) von 290 BPS-Patienten über einen Zeitraum von zuletzt sechzehn Jahren[95][96] am McLean Hospital (Massachusetts/USA) in Zusammenarbeit mit der Harvard Medical School wurden Informationen über den Krankheitsverlauf und die Prognose bei BPS gewonnen. Die Untersuchung umfasste Patienten, die wegen BPS in dieser Klinik anfangs stationär und danach ambulant behandelt wurden, bei ihrer Erfassung 18–35 Jahre alt waren und bis dahin keine Symptome von Schizophrenie, schizoider Störung, bipolarer Störung (Bipolar I) oder möglicher organischer Ursachen für psychiatrische Symptome gezeigt hatten. Ihre Behandlung war, je nach Fall, in erster Linie oder gar ausschließlich psychotherapeutisch.
Ein Rückgang der Symptome (Remission), der über Jahre andauerte, war sehr häufig. Innerhalb des Zeitraums der Untersuchung von sechzehn Jahren erlebten 78 % der Patienten eine Besserung, die mindestens acht Jahre andauerte, und 99 % der Patienten eine Besserung, die mindestens zwei Jahre andauerte. Rückfälle (Rezidive) waren relativ gering. Sie reichten von 36 % nach einer zweijährigen Besserung bis zu nur 10 % nach einer achtjährigen Besserung.
Eine völlige Erholung, die mindestens zwei Jahre andauerte, erlebten 60 % der Patienten, und eine völlige Erholung, die mindestens acht Jahre andauerte, erlebten 40 % der Patienten. Rückfälle nach zweijähriger völliger Erholung gab es bei 44 % der Patienten und nach achtjähriger völliger Erholung bei 20 %.
Die Autoren der Studie bewerteten die Zahlen zum Rückgang der Symptome als „sehr gute Nachrichten“ („very good news“) für Patienten und Angehörige, auch wenn die Zahlen zur völligen Erholung „eher ernüchternd“ („more sobering“) seien.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- (intrapsychischer) Abwehrmechanismus
- Emotionsregulation
- Zyklothymia
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fachliteratur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Marsha M. Linehan: Cognitive-behavioral Treatment of Borderline Personality Disorder. Guilford Press, New York 1993, ISBN 0-89862-183-6.
- Martin Bohus: Borderline-Störung. Hogrefe, Göttingen 2002, ISBN 3-8017-1096-3.
- Christa Rohde-Dachser: Das Borderline-Syndrom. 6. Auflage. Huber, Mannheim 2004, ISBN 3-456-83500-0.
- Gerhard Dammann, Paul L. Janssen (Hrsg.): Psychotherapie der Borderline-Störungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis – störungsspezifisch und schulenübergreifend. 2., überarb. und erw. Auflage. Thieme, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-13-126862-4.
- Christian Fleischhaker, Eberhard Schulz: Borderline-Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter. Band aus der Reihe Manuale psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Springer, Berlin 2010, ISBN 978-3-540-68287-5.
- Birger Dulz, Sabine C. Herpertz, Otto F. Kernberg, Ulrich Sachsse (Hrsg.): Handbuch der Borderline-Störungen. Komplett überarbeitete 2. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7945-2472-3.
- Damaris Bretzner: Die Borderline-Persönlichkeitsstörung im Handlungsfeld der sozialen Arbeit: Ein Überblick über Ursachen, Verlaufsformen und Interventionsmöglichkeiten. Diplomica, Hamburg 2014, ISBN 978-3-95850-621-3.
- John F. Clarkin, Frank E. Yeomans, Otto F. Kernberg: Psychotherapie der Borderline-Persönlichkeit. Manual zur psychodynamischen Therapie. Mit einem Anhang zur Praxis der TFP im deutschsprachigen Raum. Übersetzung von Petra Holler. 2. Auflage, Schattauer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-7945-2579-9.
Ratgeber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sven Ulrich, Border Allein, Der Ratgeber für Angehörige: Von Borderline bis zur Depression, ISBN 979-8850184490
- Jerold J. Kreisman, Hal Straus: Ich hasse dich, verlass mich nicht. Die schwarzweiße Welt der Borderline-Persönlichkeit. 15. Auflage. Kösel, München 2005, ISBN 3-466-30326-5.
- Gerd Möhlenkamp: Was ist eine Borderline-Störung? Antworten auf die wichtigsten Fragen. 3. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-46217-4.
- Christoph Kröger, Christine Unckel (Hrsg.): Borderline-Störung. Wie mir die dialektisch-behaviorale Therapie geholfen hat. Hogrefe, Göttingen 2006, ISBN 3-8017-2021-7.
- Michael Rentrop, Markus Reicherzer, Josef Bäuml: Psychoedukation Borderline-Störung: Manual zur Leitung von Patienten- und Angehörigengruppen. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2007, ISBN 3-437-22746-7.
- Jerold J. Kreisman, Hal Straus: Zerrissen zwischen Extremen. Leben mit einer Borderline-Störung. Hilfe für Betroffene und Angehörige. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Karin Petersen. 4. Auflage. Goldmann, München 2008, ISBN 978-3-442-16976-4.
- Günter Niklewski, Rose Riecke-Niklewski: Leben mit einer Borderline-Störung. 3., vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage. Trias, Stuttgart 2003 und 2011, ISBN 978-3-8304-3681-2.
- Heinz-Peter Röhr: Borderline bewältigen. Hilfen und Selbsthilfen. 10., aktualisierte Auflage. Walter, Mannheim 2010, ISBN 978-3-530-50618-1.
- Alice Sendera, Martina Sendera: Borderline – die andere Art zu fühlen. Beziehungen verstehen und leben. Springer, Wien 2010, ISBN 978-3-211-99710-9.
- Alice Sendera, Martina Sendera: Skills-Training bei Borderline- und Posttraumatischer Belastungsstörung. Inklusive CD-ROM mit neuen Arbeitsblättern. 3. Auflage, Springer, Wien 2012, ISBN 978-3-7091-0934-2.
- Andreas Knuf, Christiane Tilly: Borderline: Das Selbsthilfebuch. Korr. Nachdruck der Auflage 2014. Balance, Bonn 2016, ISBN 978-3-86739-004-0.
- Kim L. Gratz, Alexander L. Chapman: Borderline-Persönlichkeitsstörung: Ein Wegweiser für Betroffene. Aus dem Englischen übersetzt von Christoph Trunk. Junfermann, Paderborn 2014, ISBN 978-3-95571-177-1.
- Christine Ann Lawson: Borderline-Mütter und ihre Kinder. Wege zur Bewältigung einer schwierigen Beziehung. 6. Auflage. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Irmela Köstlin. Psychosozial, Gießen 2015, ISBN 978-3-89806-256-5.
Medien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Border Allein - der Podcast für Betroffene und Angehörige von Borderline
- Wibke Bergemann: Ruhe nach dem Daueralarm – Wie sich Borderline heilen lässt, Deutschlandfunk – Wissenschaft im Brennpunkt vom 30. April 2017
- Cécile Loetz, Jakob Müller: Borderline – Eine Gratwanderung entlang psychischer Extreme. In: Rätsel des Unbewußten. Podcast zur Psychoanalyse und Psychotherapie (Folge 31).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Borderline-Persönlichkeitsstörung ( vom 24. April 2013 im Internet Archive). Linksammlung beim Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation.
- Marlene Krauch: Borderline-Persönlichkeitsstörung – Von wegen lebenslänglich. Spektrum.de vom 20. Dezember 2021
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Tilman Steinert u. a.: Stationäre Krisenintervention bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Hogrefe Verlag, 2014, ISBN 978-3-8409-2545-0, S. 27.
- ↑ Paul Emmelkamp: Personality Disorders. 2013, ISBN 978-1-317-83477-9, S. 54ff. Abschnitt "Impairment".
- ↑ Charles Hamilton Hughes: Borderland Psychiatric Records – Prodromal Symptoms of Psychical Impairment. In: Alienists & Neurology. 5, 1884, S. 85–91. Faksimile in: Birger Dulz, Sabine C. Herpertz, Otto F. Kernberg, Ulrich Sachsse (Hrsg.): Handbuch der Borderline-Störungen. 2. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7945-2472-3, S. 3–6.
- ↑ Adolph Stern: Psychoanalytic investigation of and therapy in the borderline group of neuroses. In: The Psychoanalytic Quarterly 7, 1938, S. 467–489. doi:10.1080/21674086.1938.11925367
- ↑ Thomas Reinert: Therapie an der Grenze: die Borderline-Persönlichkeit: modifiziert-analytische Langzeitbehandlungen. Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 3-608-89730-5, S. 63, Online (abgerufen am 25. September 2015).
- ↑ C. R. Jørgensen: Invited essay: Identity and borderline personality disorder. In: Journal of personality T. Fuchs: Fragmented selves: temporality and identity in borderline personality disorder. In: Psychopathology. Band 40, Nummer 6, 2007, S. 379–387, doi:10.1159/000106468. PMID 17652950 (Review).
- ↑ C. R. Jørgensen: Disturbed sense of identity in borderline personality disorder. In: Journal of personality disorders. Band 20, Nummer 6, Dezember 2006, S. 618–644, doi:10.1521/pedi.2006.20.6.618. PMID 17192141 (Review).
- ↑ J. M. Adler, E. D. Chin, A. P. Kolisetty, T. F. Oltmanns: The distinguishing characteristics of narrative identity in adults with features of borderline personality disorder: an empirical investigation. In: Journal of personality disorders. Band 26, Nummer 4, August 2012, S. 498–512, doi:10.1521/pedi.2012.26.4.498. PMID 22867502, PMC 3434277 (freier Volltext).
- ↑ Nic. Stang: Edvard Munch. J. G. Tanum Forlag, Oslo 1972, ISBN 82-518-0010-2, S. 177.
- ↑ James F. Masterson: Search For The Real Self. Unmasking The Personality Disorders Of Our Age, Chapter 12: The Creative Solution: Sartre, Munch, and Wolfe, S. 208–230, Simon and Schuster, New York 1988, ISBN 1-4516-6891-0, S. 212–213.
- ↑ Tove Aarkrog: Edvard Munch: the life of a person with borderline personality as seen through his art. Lundbeck Pharma A/S, Denmark 1990, ISBN 87-983524-1-5.
- ↑ a b c Peter Falkai, Hans-Ulrich Wittchen (Hrsg.): Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen DSM-5. Hogrefe, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8017-2599-0, S. 908–909 (Siehe Sektion II und Alternativ-Modell für PS in Sektion III.).
- ↑ Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-WHO Version 2013: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F60–F69) ( vom 6. April 2016 im Internet Archive)
- ↑ AWMF: Alte S2-Leitlinie Persönlichkeitsstörungen (gültig von 2008 bis 2013) ( vom 23. Januar 2013 im Internet Archive; PDF)
- ↑ a b B. F. Grant, S. P. Chou, R. B. Goldstein, B. Huang, F. S. Stinson, T. D. Saha, S. M. Smith, D. A. Dawson, A. J. Pulay, R. P. Pickering, W. J. Ruan: Prevalence, correlates, disability, and comorbidity of DSM-IV borderline personality disorder: results from the Wave 2 National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions. In: The Journal of clinical psychiatry. Band 69, Nummer 4, April 2008, S. 533–545. PMID 18426259, PMC 2676679 (freier Volltext).
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- ↑ M. C. Zanarini, F. R. Frankenburg, J. Hennen, K. R. Silk: The longitudinal course of borderline psychopathology: 6-year prospective follow-up of the phenomenology of borderline personality disorder. In: The American Journal of Psychiatry. Band 160, Nummer 2, Februar 2003, S. 274–283. PMID 12562573.
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- ↑ S. Lis, M. Bohus: Social interaction in borderline personality disorder. In: Current psychiatry reports. Band 15, Nummer 2, Februar 2013, S. 338, doi:10.1007/s11920-012-0338-z. PMID 23307561 (Review).
- ↑ B. King-Casas, C. Sharp, L. Lomax-Bream, T. Lohrenz, P. Fonagy, P. R. Montague: The rupture and repair of cooperation in borderline personality disorder. In: Science. Band 321, Nummer 5890, August 2008, S. 806–810, doi:10.1126/science.1156902. PMID 18687957, PMC 4105006 (freier Volltext).
- ↑ J. A. Lavner, J. Lamkin, J. D. Miller: Borderline Personality Disorder Symptoms and Newlyweds' Observed Communication, Partner Characteristics, and Longitudinal Marital Outcomes. In: Journal of abnormal psychology. [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] September 2015, doi:10.1037/abn0000095. PMID 26348097.
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