„Vogelbeere“ – Versionsunterschied
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{{Taxobox |
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! align="center" bgcolor="#ffc0c0" | Vogelbeere |
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| Taxon_Name = Vogelbeere |
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| Taxon_WissName = Sorbus aucuparia |
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| align="center" | [[Bild:Vogelbeeren.jpg|thumb|250px|center|Reife Vogelbeeren]] |
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| Taxon_Rang = Art |
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| Taxon_Autor = [[Carl von Linné|L.]] |
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! align="center" bgcolor="#ffc0c0" | '''{{Taxonomy}}''' |
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| Taxon2_Name = Mehlbeeren |
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| Taxon2_WissName = Sorbus |
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| Taxon2_Rang = Gattung |
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| Taxon3_Name = Kernobstgewächse |
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| Taxon3_WissName = Pyrinae |
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| ''{{superordo}}:'' || Rosanae |
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| Taxon3_Rang = Subtribus |
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| Taxon4_WissName = Pyreae |
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| ''{{ordo}}:'' || [[Rosales]] |
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| Taxon4_Rang = Tribus |
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| Taxon5_WissName = Spiraeoideae |
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| ''{{familia}}:'' || [[Rosengewächse]] (Rosaceae) |
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| Taxon5_Rang = Unterfamilie |
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| Taxon6_Name = Rosengewächse |
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| ''{{subfamilia}}:'' || ''[[Pyroideae]]'' |
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| Taxon6_WissName = Rosaceae |
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| Taxon6_Rang = Familie |
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| ''{{genus}}:'' || [[Ebereschen]] (''Sorbus'') |
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| Bild = Sorbus aucuparia on Y Garn.jpg |
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| Bildbeschreibung = |
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| ''{{species}}:'' || Vogelbeere (''S. aucuparia'') |
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[[Datei:Illustration Sorbus aucuparia0.jpg|mini|Illustration der Vogelbeere oder Eberesche (''Sorbus aucuparia'')]] |
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Die '''Vogelbeere''', gemeinsprachlich häufiger die '''Eberesche''' oder der '''Vogelbeerbaum'''<ref name="Duden1" /><ref name="Duden2" /> (''Sorbus aucuparia''), ist eine [[Art (Biologie)|Pflanzenart]] aus der Gattung [[Mehlbeeren]] (''Sorbus'', Ebereschen) innerhalb der Familie der [[Rosengewächse]] (Rosaceae). Die Zugehörigkeit zu den [[Kernobstgewächse]]n (Pyrinae) kann man bei genauer Betrachtung der Früchte gut erkennen; sie sehen wie kleine Äpfel aus. |
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Andere deutschsprachige [[Trivialname]]n sind '''Drosselbeere''', '''Quitsche''' oder '''Krametsbeere'''. Die Bezeichnung als [[Speierling]] ist irreführend, da dies der gebräuchliche Name einer anderen, viel selteneren ''Sorbus''-Art ist. Die Vogelbeere ist in weiten Teilen Europas verbreitet und besitzt als [[Pionierart]] ein breites Bodenspektrum. Für Insekten, Vögel und Säugetiere ist sie eine wertvolle Futterpflanze. Die vielfältige Nutzung durch den Menschen spiegelt sich in zahlreichen regionalen Namensgebungen wider. Im Aberglauben und Brauchtum hat sie eine bedeutende Rolle inne. In Deutschland wurde die Vogelbeere im Jahr 1997 zum [[Baum des Jahres]] gekürt. Entgegen einer weitverbreiteten Annahme sind ihre Früchte ungiftig. |
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Die '''Vogelbeere''' (''Sorbus aucuparia'') ist ein Baum in der Gattung [[Ebereschen]] (''Sorbus''). |
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Andere Bezeichnungen sind '''Drosselbeere''' oder '''Krametsbeerbaum'''. |
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== Etymologie == |
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Der Name ''Eberesche'' leitet sich vom [[Mittelhochdeutsche Sprache|spätmittelhochdeutschen]] Wort ''eberboum'' und von ''Esche'' ab und rührt daher, dass die Blätter jenen der [[Eschen (Pflanzengattung)|Eschen]] ähneln, obwohl keine nähere Verwandtschaft zwischen diesen Baumarten besteht. Der erste Bestandteil wird aus [[Gallische Sprache|gallisch]] ''eburos'' ‚Eibe‘ entlehnt, der auf [[Indogermanische Sprachen|indogermanisch]] *''erebʰ''- ‚dunkelrötlich, bräunlich‘ zurückgeht, welches die rötlich-braune Beerenfarbe bezeichnet. [[Volksetymologie|Volksetymologische]] Umdeutung mit ''Aber'' im Sinne von „falsche, minderwertige Esche“ (wie in „Aberglaube“ und „Aberwitz“) ist sprachlich<ref>Wolfgang Pfeifer: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen.'' Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005.</ref> und von der Sache her nicht zu vertreten. Es ist eher anzunehmen, dass sich der Name auf den Eber bezieht, da früher die Früchte zur Schweinemast verwendet wurden. |
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Der wissenschaftliche Name ''aucuparia'' wird aus lateinisch ''au'' (''avis'' = der Vogel) und ''cuparia'' (''capere'' = fangen) gebildet und stammt daher, dass die roten Beeren früher häufig als Köder beim Vogelfang eingesetzt wurden.<ref name="ForstbotanikUniFreiburg" /> Auch die Bezeichnung ''Vogelbeere'' (die gemeinsprachlich nur für die Früchte benutzt wird, nicht für den Baum) stammt daher, dass die „Beeren“ (Früchte) als Köder für Vögel verwendet wurden.<ref name="Duden1" /> |
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Die Eberesche – als verbreitete Baumart – hat in allen Zeiten dem Menschen ein beliebtes, wohlschmeckendes Nahrungsmittel und Heilmittel geboten. Aus diesem Grund sind viele regional sehr unterschiedliche Wortschöpfungen für diese Baumart entstanden. |
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=== Vorkommen === |
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Darunter sind: Vogelbär, [[Blumenesche]], Ebschbeere, Zwergesche, Eibschen, Quetsche(n), Queckbeere, Quitsbeere, Kronawetterbeere, Drosselbeere, Vogelbeere, Quitschbeere, Queckenboom, Gürmsch (Berndeutsch). |
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== Beschreibung == |
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Die Vogelbeere ist in [[Europa]] (mit Ausnahme des [[Mittelmeer]]raumes) sowie in den gemäßigten Bereichen [[Asien]]s heimisch. |
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[[Datei:Eberesche mit Vogelbeeren von unten Betrachtet.jpg|mini|Eberesche mit Vogelbeeren]] |
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Die Vogelbeere ist ein schneller Besiedler von [[Brachfläche]]n und kommt auf [[Lichtung]]en, in Hecken oder an Waldrändern vor. |
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[[Datei:Sorbus aucuparia Jyväskylä.jpg|mini|''Sorbus aucuparia'']] |
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Im [[Gebirge]] findet man den Baum bis an die [[Baumgrenze]]. |
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=== Habitus === |
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[[Datei:Sorbus aucuparia Lentizellen.jpg|mini|Borke mit Lentizellen]] |
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Die sommergrüne<ref name="FloraWebArt" /> Vogelbeere erlangt ein gewöhnliches Alter von 80, in seltenen Fällen, vor allem als Gebirgsbaum auch bis 120 Jahren.<ref name="Stinglwagner2005" /> Mit einer durchschnittlichen Wuchshöhe von 15 Metern ist die Eberesche ein eher kleinwüchsiger [[Baum]]. Einzelstehend, ohne Beschattung durch konkurrierende Gehölzarten, kann sie auch Wuchshöhen von bis 25 Metern erreichen. Der [[Stammdurchmesser]] erreicht bis zu 70 Zentimeter, sehr selten mehr.<ref>F. C. Schübeler: ''Synopsis of the Vegetable Products of Norway.'' 1862, S. 17.</ref> [[Stockausschlag|Stockausschläge]] der Eberesche wachsen gewöhnlich mehrstämmig als wesentlich kleinerer [[Strauch]]. In den ersten 20 Jahren wächst sie relativ schnell, danach stockt das Wachstum. Die Eberesche besitzt ein weitreichendes und tiefgehendes [[Wurzel (Pflanze)#Wurzelsysteme|Senkerwurzelsystem]] und die Fähigkeit, sich über Stockausschläge und [[Wurzelbrut]] vegetativ zu vermehren. Auf [[Pseudogley]]böden wurzelt sie hingegen relativ flach. |
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Kennzeichnend für die Eberesche ist ihre zierliche Gestalt sowie die oval bis rundliche, unregelmäßig aufgebaute und locker gehaltene Krone. Der Stamm der Eberesche zeichnet sich durch eine schlanke, walzenförmige Wuchsform aus. Die Äste stehen vom Stamm ab oder sind schräg nach oben gerichtet. Die glatte, glänzende [[Rinde]] jüngerer Bäume ist gelblich bis grünlich grau gefärbt und zeigt längliche, quer zur Wuchsrichtung gestellte [[Lentizellen]], die den Gasaustausch mit der Umgebung sicherstellen. Mit zunehmendem Alter des Baumes nimmt die Rinde eine mattgraue Färbung und feinrissige Struktur an. Nur wenige Exemplare entwickeln im hohen Alter im unteren Stammbereich eine schwärzliche, längsrissige [[Borke]]. Jungtriebe bilden gewöhnlich eine weiche, filzige Behaarung aus und sind aschgrau gefärbt. Eine Besonderheit stellt das [[Chlorophyll]] dar, das sich unter der glatten Rinde der Zweige befindet. Dies befähigt den Baum bereits vor dem Laubaustrieb zur [[Photosynthese]]. Sein Vorkommen in höheren Lagen wird dadurch unterstützt.<ref name="erl" /> |
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[[Bild:Eberesche.jpg|thumb|left|Eberesche als Feldgehölz]] |
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=== Knospe und Blatt === |
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Die Vogelbeere ist mit einer durchschnittlichen Höhe von bis zu 15 m ein kleinwüchsiger Baum. |
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[[Datei:Sorbus-aucuparia-15-01-2008-186.JPG|mini|Knospe|alternativtext=|links]] |
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In seltenen Fällen erreicht ein Vogelbeerbaum 25 m. |
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Die Winterknospen der Vogelbeere sind meist dunkelviolett gefärbt und weißfilzig behaart. Dies stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Speierling dar, dessen grüne und klebrige Knospen allenfalls an den Schuppenrändern eine feine Behaarung entwickeln. Die Endknospe an den Zweigspitzen ist gewöhnlich gekrümmt.[[Datei:Sorbus aucuparia.JPG|mini|Unpaarig gefiedertes Laubblatt in Herbstfärbung]] |
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Die wechselständig an den Zweigen angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]]<ref name="ForstbotanikUniFreiburg" /><ref name="erl" /> sind in Blattstiel und -spreite gegliedert und sind dabei bis etwa 17–20 cm lang sowie 8 bis 11 cm breit. Der 3–5 Zentimeter lange Blattstiel und die rinnige Rhachis sind mehr oder weniger rötlich. Die unpaarig gefiederte Blattspreite setzt sich gewöhnlich aus 9 bis 19 schmal-eiförmigen bis länglichen oder elliptischen, unterseits helleren [[Blättchen]] zusammen.<ref name="Krebs" /><ref>[[Alois Pokorny (Biologe)|Alois Pokorny]]: ''Österreichs Holzpflanzen.'' 1864, S. 328.</ref> Die 4 bis 6 cm langen und etwa 2 cm breiten Blättchen sind fast sitzend, nur das Endblättchen ist mehr oder weniger gestielt. Sie sind nach vorne spitz und zum Grund hin meist asymmetrisch abgerundet, seltener spitz. Der einfach bis doppelt gesägte Blattrand bildet eine spitze, ungleiche Zähnung aus.<ref name="Krebs">F. L. Krebs: ''Vollständige Beschreibung und Abbildung der sämmtlichen Holzarten.'' Erster Theil, Vieweg, 1826, S. 401 ff, Tafel XVIII, {{Archive.org|mobot31753000076890/page/400/mode/2up}}.</ref> Die unbehaarte Blattoberseite zeigt eine sommergrüne Färbung, wohingegen die Unterseite eher graugrün gefärbt ist und eine leichte Behaarung entwickeln kann.<ref name="Meyer2005" /> Die Fiederblättchen der Eberesche besitzen keine Blattzahndrüsen an der Spitze.<ref name="Meyer2005" /><ref name="Rothmaler2016" /> |
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Der deutsche Name stammt von den orangefarbigen [[Beere]]n, die der Baum im Herbst trägt und die gerne von Vögeln gefressen werden. |
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Mit dem [[Kot]] der Vögel werden die [[Same]]n weit verbreitet. |
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Die runden Beeren haben einen Durchmesser von etwa 1 cm. |
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Sie enthalten viel [[Vitamin C]], wirken aber aufgrund des Gehaltes an [[Parascorbinsäure]] [[laxativ|abführend]]. |
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Der Geschmack wird durch [[Apfelsäure]] und [[Gerbstoffe]] bestimmt, die dem Menschen den Verzehr der Beeren trotz ihres Zuckergehaltes von über 10 % verleiden. |
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=== Blütenstand und Blüte === |
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Die Blätter sind unpaarig gefiedert und dabei etwa 15 cm lang; |
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[[Datei:20150513Sorbus aucuparia2.jpg|mini|Schirmrispiger Blütenstand]] |
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ein Blatt hat in der Regel zwischen 9 und 19 Fiedern, die am Rand gesägt sind. |
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[[Datei:Sorbus aucuparia Wilde lijsterbes bloemen closeup.jpg|mini|Blüten]] |
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Die Vogelbeere erlangt ihre Blühfähigkeit bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren. Auf der Nordhalbkugel blüht sie von Mai bis Juli. Der reichblütige [[Blütenstand]] entspricht einer ausgebreiteten [[Schirmrispe]], in der 200 bis 300 Blüten vereinigt sind.<ref name="Meyer2005" /> Je nach Unterart sind die Infloreszensachsen flächig behaart (''ssp. aucuparia'') oder fast bis ganz kahl (''ssp. glabrata'').<ref name="Meyer2005" /><ref name="Rothmaler2016" /> |
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Die Eberesche oder Vogelbeere ist eine Aber-Esche, eine falsche Esche. Nur auf den ersten Blick erscheint sie mit ihrem gefiederten, am Blattrand jedoch scharf gesägten Laub eschenverwandt. Ihr zweiter Name Vogelbeerbaum spricht die Vorliebe der Vögel für die scharlachroten Beeren an; für den Menschen sind sie zwar ungiftig, aber roh ungenießbar. Fruchtrote Ebereschenzweige lockten vor allem die Krammetsvögel, die Wacholderdrosseln ins Netz oder auf die Leimrute. Darauf spielt auch der botanische Name, der vogelfängerische Sorbus, an. |
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Die Eberesche ist eine wichtige Futterpflanze für 31 Säugetier- und 72 Insektenarten, darunter 41 Kleinschmetterlinge und zwölf Rüsselkäfer. Von den Früchten leben 63 Vogel und 20 Säugetierarten. |
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Die zwittrige, etwas unangenehm duftende<ref name="UniConnecticut">[https://plantdatabase.uconn.edu/detail.php?pid=462 ''Sorbus aucuparia''] bei UConn Plant Database - University of Connecticut.</ref> und gestielte [[Blüte]] ist bei einem Durchmesser von etwa 10 Millimetern [[radiärsymmetrisch]] und fünfzählig mit doppelter [[Blütenhülle]]. Die fünf [[Kelchblatt|Kelchblätter]] besitzen dreieckige Kelchzipfel, die zur Spitze hin abgerundet bis stumpflich sind. Die Basis der Kelchblätter beträgt etwa 1,5 Millimeter Breite, die Seitenlinien etwa 1,3 bis 1 Millimeter.<ref name="Meyer2005" /> Sie sind drüsig bewimpert, mehr oder weniger behaart oder auch kahl. Auch während der Fruchtreife behalten sie eine fleischige Konsistenz. |
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=== Vogelbeere in der Küche === |
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Die fünf weißen, ausladenden [[Kronblatt|Kronblätter]] entwickeln eine Länge von (drei) vier bis fünf Millimeter. Ihre Form ist entweder rundlich oder breit-eiförmig ausgeprägt. Sie sind kurz [[Nagel (Botanik)|genagelt]] und besitzen Richtung Grund etwas oberhalb des Nagels eine wollige Behaarung. Die Länge der 20 [[Staubblatt|Staubblätter]] entspricht in etwa derjenigen der Kronblätter. Die Blüte besitzt zwei bis fünf freie [[Griffel (Botanik)|Griffel]], die in der unteren Hälfte behaart sind.<ref name="Kutz">Herfried Kutzelnigg: ''Sorbus.'' In: {{BibISBN|3826325338|Seite=328–385; ''S. aucuparia'': S. 350–356}}</ref> Die unterständig stehenden unverwachsenen [[Fruchtblatt|Fruchtblätter]] sind in den [[Blütenboden]] eingesenkt und mit diesem verwachsen. Die fleischige Blütenachse verbindet sie miteinander.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.amleto.de/pflanzen/sorb_auc.htm |titel=Eberesche (Sorbus aucuparia L.) |abruf=2022-03-09}}</ref> |
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Der magenfreundliche [[Sechsämtertropfen]], der seit mehr als hundert Jahren im [[Fichtelgebirge]] gebrannt wird, weist als Grundstoff Vogelbeeren auf. Auch der tschechische [[Ebereschenlikör]], der [[Jarcebinka]], ist eine Spezialität aus diesen Früchten. |
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=== Frucht und Samen === |
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Die Früchte reifen von August bis September. Die bei Reife leuchtend roten, glatten und breitrunden oder eiförmigen Früchte werden etwa (6–)9–10(–14) × 8–9 Millimeter groß. Sie sind im botanischen Sinne [[Apfelfrucht|Apfelfrüchte]]. Im Volksmund werden sie bisweilen als „Beeren“ bezeichnet. |
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Den Früchten haften noch die Kelchzipfel an. Die vierfächrigen Samenanlagen mit je zwei Anlagen werden gewöhnlich ausgebildet.<ref name="Meyer2005" /> Sie enthalten meist etwa 3,5–4,5 Millimeter lange, abgeflachte und rotbraune, etwa eiförmige, relativ glatte [[Same (Pflanze)|Samen]]. Als [[Wintersteher]] hängen die Früchte häufig bis in den Winter hinein in dichten „Büscheln“ am Baum. |
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=== Chromosomenzahl === |
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Auch wenn sich im Volksglaube hartnäckig das Gerücht hält, die Früchte seien giftig, ist dies nicht richtig. Täglich ein paar rohe Früchte gekaut, sind dem Stuhlgang förderlich; getrocknet dagegen gelten die Beeren als Hausmittel gegen Durchfall. |
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Die [[Chromosom]]engrundzahl beträgt x = 17, es liegt [[Diploidie]] vor mit einer [[Chromosomenzahl]] von 2n = 34.<ref name="Oberdorfer2001" /><ref name="IPCN" /><ref name="Rothmaler2016" /><ref name="BiolFlor" /> |
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Aufgrund der [[Parasorbinsäure]] der Früchte rufen größere Mengen [[Rohkost|roh]] gegessen [[Magenbeschwerden]] hervor. |
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Nach den ersten Frösten verlieren die Früchte ihren bitteren Geschmack, und werden leicht süßlich. |
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== Ökologie == |
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=== Lebensweise === |
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Bei der Vogelbeere handelt es sich um einen mesomorphen Makro[[phanerophyt]]en oder Nanophanerophyten.<ref name="BiolFlor" /> |
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Ihre Wurzeln sind – typisch für ''[[Sorbus]]''-Arten – von einer ektotrophen [[Mykorrhiza]] umgeben, wodurch die Versorgung mit Nährstoffen unterstützt wird.<ref name="ForstbotanikUniFreiburg" /> Der Pilz ''[[Glomus intraradices]]'' konnte als [[Mykorrhiza|arbuskulärer Mykorrhizapartner]] der Eberesche festgestellt werden.<ref name="treesforlife" /> |
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Der Vogelbeerbaum war den [[Germanen]] als [[Thor]] geweihter Baum heilig. |
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Die Vogelbeere wurde in Deutschland zum [[Baum des Jahres]] [[1997]] erklärt. |
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=== Bestäubungsökologie === |
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Das Holz der Vogelbeere ist elastisch feinfasrig und schön gemasert. Es eignet sich daher sehr gut zu Drechsler und Schnitzarbeiten. In den ärmlichen Waldgegenden war das Holz bei den Drechslern und Spielzeugmachern so begehrt, dass die Förster früher Not hatten, die Bäume vor den ihren Holzbedarf nicht gern teuer kaufenden armen Drehern von Spielwaren zu beschützen. |
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Bei den Blüten der Eberesche reifen die Narben vor den [[Staubbeutel]]n, was botanisch als [[Proterogynie]] bezeichnet wird und [[Fremdbestäubung]] fördert. [[Nektar (Botanik)|Nektar]] wird verdeckt angeboten. Der verhältnismäßig unangenehme Geruch der Blüten erinnert an Heringslake und beruht auf dem Wirkstoff [[Methylamin]]. Er lockt insbesondere Käfer und Fliegen zur [[Bestäubung]] an. Aber auch Bienen schätzen den Nektar. |
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=== Ausbreitungsökologie === |
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Die Samenproduktion erfolgt bei der Eberesche amphimiktisch, also sexuell.<ref name="BiolFlor" /> |
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Die Früchte, Apfelfrüchte, werden vor allem nach dem Frost von verschiedenen Vögeln und Säugetieren (wie von Eichhörnchen) gesammelt. Die noch frischen, durch [[Karotinoide]] grellroten Früchte werden weniger häufig angenommen. Die Früchte werden über Speicher- und Versteckausbreitung, Verdauungsausbreitung und Bearbeitungsausbreitung ausgebreitet. Eine besondere Rolle spielen Vögel (Vogelausbreitung = [[Ornithochorie]]). Da die Samen unverdaut wieder ausgeschieden werden, wird die Ausbreitung der Eberesche effektiv sichergestellt ([[Endochorie]]). Menschenausbreitung geschieht durch die Nutzung als [[Ziergehölz]]. Das Fruchtfleisch enthält keimhemmende Stoffe. Die [[Same (Pflanze)|Samen]] keimen nur nach Entfernung des Fruchtfleisches. |
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*[http://www.natur-lexikon.com/Texte/wp/001/00001-eberesche/wp00001-eberesche.html Vogelbeerbaum im Natur-Lexikon] |
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*[http://www.griffon.de/oekologie/eberesche.html Umfangreiche Informationen zur Eberesche] |
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* [http://www.lwf.bayern.de/lwfbericht/lwfber17/ Einige Fachbeiträge zur ökologischen Bedeutung der Vogelbeere] |
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=== Synökologie === |
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[[Kategorie:Rosengewächse]] |
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Die Eberesche ist eine wichtige Futterpflanze für Tiere. Nachgewiesen wurde dies bislang für 31 Säugetier- und 72 Insektenarten, darunter 41 [[Kleinschmetterlinge]] und zwölf [[Rüsselkäfer]]. Insgesamt wurden 63 Vogel- und 20 Säugetierarten als Nutzer der Früchte festgestellt. Insbesondere [[Singdrossel]], [[Misteldrossel]], [[Rotkehlchen]], [[Mönchsgrasmücke]], [[Kleiber (Art)|Kleiber]] und [[Gimpel (Art)|Gimpel]] schätzen die Früchte der Eberesche und nutzen den Baum, ebenso wie der [[Grünspecht]], als Nistgehölz. Eine wichtige Rolle spielen die Früchte in der Ernährung von [[Rotdrossel]] und [[Seidenschwanz (Art)|Seidenschwanz]], die, in manchen Jahren aus Nordeuropa bis zu uns kommend, dann einen Teil des Winters in unseren Breiten verbringen. Aber auch [[Rotfuchs]] und [[Europäischer Dachs|Dachs]] verschmähen die Früchte nicht. |
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[[Kategorie:Baum]] |
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[[Kategorie:Heilpflanze]] |
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[[Eichelhäher]] und verschiedene Nagetiere, wie [[Siebenschläfer]], [[Haselmaus]], [[Gelbhalsmaus|Gelbhals]]- und [[Feldmaus]] legen sich – im Boden versteckt – [[Wintervorrat|Wintervorräte]] der Früchte an. Da diese oftmals vergessen werden, leisten sie ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Ausbreitung der Eberesche. |
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[[da:Røn (Sorbus aucuparia)]] |
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[[Paarhufer]] wie [[Reh]] und [[Rothirsch]] ernähren sich von den Blättern, Trieben und Knospen der Bäume, der [[Weißdorn-Dickmaulrüssler]] (''Otiorhynchus crataegi'') und der [[Schwarzer Rüsselkäfer|Schwarze Rüsselkäfer]] (''Otiorhynchus coecus'') bevorzugen Triebe und Blätter. |
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[[en:Rowan]] |
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[[nl:Wilde lijsterbes]] |
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Insbesondere für die Raupen des seltenen [[Spanner (Schmetterlinge)|Spanners]] ''[[Venusia cambrica]]'' und des vom Aussterben bedrohten [[Gelber Hermelin|Gelben Hermelins]] (''Trichosea ludifica'') stellt die Eberesche eine wichtige Nahrungspflanze dar. Die Raupen des [[Baum-Weißling]]s (''Aporia crataegi'') tun sich ebenfalls an der Eberesche gütlich. |
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=== Krankheiten === |
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Seit 1960 wurden bei der Eberesche im mitteleuropäischen Raum starke Krankheitssymptome beobachtet, darunter [[Chlorose|chlorotische Ringe]] und [[Scheckung]]en. Reduziertes Wachstum und langsamer Verfall wurden ebenfalls beobachtet. Untersuchungen ([[#Literatur|Lit.]]: Benthack u. a. 2005) deuten darauf hin, dass es sich vermutlich um ein Virus handelt, das mit der Familie der [[Bunyaviridae]] verwandt ist. |
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Die Blätter der Vogelbeere werden von [[Rostpilze]]n der Gattung ''[[Gymnosporangium]]'' (Arten ''[[Gymnosporangium cornutum]]'' oder ''[[Gymnosporangium tremelloides]]'') sowie ''[[Ochropsora ariae]]'' und dem [[Echter Mehltau|Echten Mehltau]] der Art ''[[Podosphaera aucupariae]]'' befallen.<ref name="Helfer">Wolfgang Helfer: [https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/waldschutz/dateien/w17_pilze_an_vogelbeere.pdf ''Pilze an Vogelbeere.''] Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (PDF; 25 kB)</ref> |
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=== Schädlinge === |
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Schädlinge, die an der Vogelbeere auftreten, sind [[Argyresthia conjugella|Ebereschenmotte]] (''Argyresthia conjugella''), [[Megastigmus brevicaudi|Ebereschensamenwespe]] (''Megastigmus brevicaudi'') und [[Eriophyes sorbi|Ebereschenpockenmilbe]] (''Eriophyes sorbi'').<ref name="Eder">Reinhard Eder: [https://www.lwf.bayern.de/wissenstransfer/forstliche-informationsarbeit/071017/index.php ''Die Vogelbeere – ein Obstbaum.''] Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (PDF; 56 kB)</ref> Ebereschen sind nicht [[Misteln#Ökologie|mistelfest]]. |
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[[Datei:Sorbus aucuparia range.svg|mini|Verbreitungsgebiet<ref name="Räty2016" />]] |
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== Vorkommen == |
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=== Verbreitung === |
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Die Vogelbeere hat eine europaweite Verbreitung. In der typischen Unterart besiedelt sie fast ganz Europa. Im Osten erstrecken sich die Vorkommen bis Westsibirien, südlich erreichen sie Nordspanien, Korsika, Sizilien, das nördliche Griechenland und Bulgarien. In Südeuropa sind Bestände nur in den Gebirgen und dort vergleichsweise selten belegt. Keine Vorkommen besitzt die Vogelbeere auf den Azoren, Balearen und Färöern, auf Kreta, Sardinien und Spitzbergen sowie im europäischen Teil der Türkei. Südwestasiatische Vorkommen werden in der Fachwelt teils als eigene Art (''Sorbus boissieri'' Schneider), teils zu ''Sorbus aucuparia'' gehörig verstanden. Angegebene Vorkommen in Nordafrika gelten als nicht sicher belegt.<ref name="kutz">H. Kutzelnigg: ''Sorbus.'' In: H. Scholz (Hrsg.): ''Band IV. Teil 2B. Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2(3).'' In: H. J. Conert, u. a. (Hrsg.): Gustav Hegi (Begr.): ''Illustrierte Flora von Mitteleuropa.'' 2. Auflage. Parey, Berlin/Hamburg 1994, ISBN 3-8263-2533-8, S. 328–385.</ref> |
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In Mitteleuropa ist die Vogelbeere weit verbreitet. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt hier in den [[Alpen]], im [[Alpenvorland]], in den süd- und mitteldeutschen [[Mittelgebirge]]n und in der [[Norddeutsche Tiefebene|Norddeutschen Tiefebene]]. Auf [[Marschland|Marschen]], in [[Trockengebiet]]en und wohl auch auf [[Alluvialboden|Alluvialböden]] kommt die Eberesche selten vor, beziehungsweise kann sie auch ganz fehlen. So besitzt sie beispielsweise im [[Mitteldeutsches Trockengebiet|Mitteldeutschen Trockengebiet]] nur zerstreute Vorkommen. Bestände an der [[Nordseeküste]] und auf den [[Friesische Inseln|friesischen Inseln]] gelten als eingeschleppt. In Österreich kommt die Vogelbeere zerstreut bis häufig in allen Bundesländern vor, fehlt aber im östlichsten Teil Österreichs. In der Schweiz ist sie verbreitet, gilt jedoch in der Südschweiz in weiten Teilen des [[Kanton Wallis|Wallis]] sowie in Teilen [[Graubünden]]s als unbelegt.<ref name="kutz" /> |
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=== Standort und Vergesellschaftung === |
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[[Datei:Eberesche Zervreilasee.JPG|mini|Eberesche am [[Zervreilasee]] in Graubünden (1900 m über NN)]] |
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Die anspruchslose Vogelbeere ist ein schneller Besiedler von [[Brache|Brachflächen]] und kommt auf [[Lichtung]]en, in Hecken oder an Waldrändern, in Norddeutschland vorwiegend in [[Knick]]s als [[Überhälter]] vor. Ihr Bodenspektrum reicht von mager bis nährstoffreich, von trocken bis feucht und von sauer bis basenreich. Sie gedeiht sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern, auf [[Moor]]böden ebenso wie auf trockenen Steinhängen. Im [[Gebirge]] findet man den Baum bis an die [[Baumgrenze]], in [[Norwegen]] bis an die [[Arktischer Ozean|Eismeerküste]]. Er löst in den Gebirgsvorwäldern häufig die Birke als vorherrschenden Baum ab. Sie steigt in Tirol bis 2400 Meter an. Im Bayerischen Wald sind Bestände bis 1400 Meter Höhe und im Erzgebirge bis 1100 Meter belegt.<ref name="erl">Reinhold Erlbeck: [http://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/boden-klima/dateien/w17_vogelbeere_portr%C3%A4t_des_baume_des_jahres_1997.pdf ''Die Vogelbeere- ein Porträt des Baum des Jahres 1997.''] (PDF).</ref> In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil zwischen Gumpenegg und Vorderer Mutte oberhalb [[Holzgau]] bis zu einer Höhenlage von 2000 Metern auf.<ref name="Dörr-Lippert" /> |
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Sie gedeiht optimal im Piceo-Sorbetum aus dem Verband Sambuco-Salicion, kommt aber auch in [[Pflanzengesellschaft]]en der Verbände Quercion roboris oder im Epilobio-Salicetum der Ordnung Fagetalia vor.<ref name="Oberdorfer2001" /> |
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== Systematik == |
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Die Erstveröffentlichung von ''Sorbus aucuparia'' erfolgte 1753 durch [[Carl von Linné]] in ''[[Species Plantarum]]'', 1, Seite 477.<ref name="Tropicos" /><ref name="Linné1753" /> [[Norbert Meyer|Meyer]] gibt für ''Sorbus aucuparia'' mit Bezug auf [[Herfried Kutzelnigg|Kutzelnigg]] drei [[Synonym (Taxonomie)|Synonyme]] an: ''Aucuparia sylvestris'' {{Person|Medicus}} 1789, ''Pyrus aucuparia'' {{Person|Gaertn.}} 1791 und ''Pyrenia aucuparia'' {{Person|(Gaertn.) Clairv.}} 1811.<ref name="Meyer2005">Norbert Meyer, Lenz Meierott, Herbert Schuwerk, Otto Angerer: ''Beiträge zur Gattung Sorbus in Bayern.'' In: ''Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der Heimischen Flora.'' Sonderband, 2005: S. 5–216 (''Sorbus aucuparia'': S. 43 und 64–67).</ref> Als weitere Synonyme werden angeführt: ''Crataegus aucuparia'' {{Person|(L.) Salisb.}}, ''Mespilus aucuparia'' {{Person|(L.) Scop.}}, ''Pyrus pohuashanensis'' {{Person|Hance}}, ''Sorbus adscharica'' {{Person|Gatsch.}}, ''Sorbus amurensis'' {{Person|Koehne}}, ''Sorbus bachmarensis'' {{Person|Gatsch.}}, ''Sorbus boissieri'' {{Person|C.K.Schneid.}}, ''Sorbus gorodkovii'' {{Person|Pojark.}}, ''Sorbus pohuashanensis'' {{Person|(Hance) Rehder}}, ''Sorbus aucuparia'' subsp. ''pohuashanensis'' {{Person|(Hance) McAll.}}, ''Sorbus aucuparia'' subsp. ''gorodkovii'' {{Person|(Pojark.) O.N.Korovina}}.<ref name="GRIN" /><ref name="Euro+Med" /> |
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''Sorbus aucuparia'' gehört zur Untergattung ''Sorbus'' aus der Gattung ''[[Mehlbeeren|Sorbus]]''.<ref name="Rothmaler2016" /> In Europa ist ''Sorbus aucuparia'' der einzige Vertreter der Untergattung.<ref name="Kutz">Herfried Kutzelnigg: ''Sorbus.'' In: {{BibISBN|3826325338|Seite=328–385; ''S. aucuparia'': S. 350–356}}</ref> |
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Es gibt einige Unterarten von ''Sorbus aucuparia'':<ref name="GRIN" /><ref name="Euro+Med" /> In Mitteleuropa sind die typische Unterart ''ssp. aucuparia'' und ''ssp. glabrata'' vertreten. |
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* Gewöhnliche Eberesche, auch Gemeine Eberesche, Gewöhnliche Vogelbeere genannt<ref name="GRIN" /> (''Sorbus aucuparia'' {{Person|L.}} subsp. ''aucuparia'', Syn.: ''Aucuparia pinnata'' {{Person|Fourr.}} nom. illeg., ''Aucuparia sylvestris'' {{Person|Medik.}}, ''Sorbus boissieri'' {{Person|C.K.Schneid.}}, ''Sorbus caucasigena'' {{Person|Gatsch.}}, ''Sorbus cordata'' {{Person|Gand.}}, ''Sorbus lanuginosa'' {{Person|Schult.}}, ''Sorbus monticola'' {{Person|Gand.}}, ''Sorbus subserrata'' {{Person|Opiz}}, ''Sorbus vasconica'' {{Person|Gand.}}, ''Sorbus aucuparia'' subsp. ''lanuginosa'' {{Person|(Schult.) Jáv.}}): Sie ist in Europa, im [[Kaukasien|Kaukasusraum]] und [[Westasien]] weitverbreitet.<ref name="Euro+Med" /> Es gibt Fundortangaben für die [[Türkei]], [[Armenien]], [[Aserbaidschan]], [[Dagestan]], [[Nordkaukasus (Föderationskreis)|Ciskaukasien]], [[Belarus]], europäischen Teil [[Russland]]s, [[Ukraine]], [[Portugal]], [[Spanien]], [[Frankreich]], [[Italien]], [[Schweiz]], [[Österreich]], [[Deutschland]], [[Belgien]] [[Tschechien]], [[Ungarn]], [[Niederlande]], [[Polen]], [[Slowakei]], [[Slowenien]], [[Serbien]], [[Kroatien]], [[Irland]], [[Vereinigtes Königreich]], [[Dänemark]], [[Finnland]], [[Island]], [[Norwegen]], [[Schweden]], [[Albanien]], [[Bosnien und Herzegowina]], [[Bulgarien]], [[Griechenland]], [[Nordmazedonien]], [[Montenegro]] sowie [[Rumänien]].<ref name="GRIN" /> In Neuseeland, Kanada sowie in den Vereinigten Staaten ist sie ein [[Neophyt]]. Sie wird in vielen Gebieten der Welt angepflanzt.<ref name="GRIN" /> Bei dieser Unterart sind Knospen, Blattunterseiten und Blütenstandsachsen überwiegend flächig behaart. Die Knospen sind nicht klebrig. Die Blättchen weisen eine derbe Textur auf. Die Spitze der Blättchen ist stumpflich oder rasch zugespitzt ausgeprägt. Die behaarten Kelchblätter besitzen eine dreieckige Form. Die Scheinfrüchte sind rundlich.<ref name="Meyer2005" /><ref name="Rothmaler2016" /> |
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Neben der typischen Unterart ''ssp. aucuparia'' gibt es in Europa weitere Unterarten, die von einigen Autoren auch als eigene Art aufgefasst werden: |
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* Alpen-Eberesche (''Sorbus aucuparia'' subsp. ''glabrata'' {{Person|(Wimm. & Grab.) Hedl.}}): Diese Unterart ist insgesamt deutlich weniger behaart als subsp. ''aucuparia''. Die Knospen sind oft klebrig. Die Textur der Blättchen ist dünner ausgeprägt. Die Blättchen verschmälern sich allmählich zugespitzt zur Spitze hin. Sie sind fast kahl. Nur auf der Rhachis der Blattunterseite bildet sich eine spärliche Behaarung aus. Die Blütenstandsachsen sind kahl oder fast kahl. Die gerundeten Kelchblätter sind schwach behaart oder kahl. Die Scheinfrüchte sind länger als breit.<ref name="Meyer2005" /><ref name="Rothmaler2016" /> Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in Nordeuropa und den höheren Lagen Mitteleuropas.<ref name="Kutz" /> |
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* ''Sorbus aucuparia'' subsp. ''praemorsa'' {{Person|(Guss.) Nyman}}: Sie kommt nur in [[Kalabrien]], [[Sizilien]] sowie auf [[Korsika]] vor.<ref name="GRIN" /> |
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* ''Sorbus aucuparia'' subsp. ''fenenkiana'' {{Person|T.Georgiev & Stoj.}} (Syn.: ''Pyrus aucuparia'' subsp. ''fenenkiana'' {{Person|(T.Georgiev & Stoj.) T.Georgiev & Stoj.}}): Dieser [[Endemit]] kommt nur in [[Bulgarien]] vor.<ref name="Euro+Med" /> |
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* ''Sorbus aucuparia'' subsp. ''sibirica'' {{Person|(Hedl.) Krylov}}: Sie kommt in der [[Mongolei]], in [[Sibirien]] und [[Ferner Osten (Föderationskreis)|Russlands Fernen Osten]] vor.<ref name="GRIN" /> |
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* ''Sorbus aucuparia'' subsp. ''maderensis'' {{Person|(Lowe) McAll.}}: Sie kommt nur auf [[Madeira]] vor.<ref name="GRIN" /> |
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== Verwendung == |
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=== Zierbaum === |
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[[Datei:Vogelbeere allee.jpg|mini|Allee aus Vogelbeeren]] |
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Über ihre natürlichen Vorkommen hinaus wird die Eberesche gerne im Garten- und Landschaftsbau eingesetzt. Aufgrund der dekorativen Frucht- und Blütenstände sowie ihrer relativ großen Resistenz gegen Immissionen ist sie in Städten häufig an Straßen als Allee- oder Einzelbaum und in Gärten sowie Parks als Zier- und Vogelschutzgehölz zu finden. In den höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen ist sie oft die einzige Zierholzpflanze. Die Eberesche gilt als Licht- bis [[Halbschattenbaumart]].<ref name="kutz" /> |
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=== Ingenieurbiologie === |
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Die Eberesche zeichnet sich besonders durch [[Frosthärte]] und [[Sturmholz|Windfestigkeit]] aus. Auch gegenüber Spätfrösten (Spaltfrost) zeigt sie sich resistent. Ihre weitreichenden Wurzeln dringen in tiefe Bodenschichten vor. Da sie sich durch [[Wurzelbrut]] auch vegetativ vermehren kann und eine hohe Ausschlagfähigkeit besitzt, wird sie gerne zur Bodenbefestigung im Kontext biologischer [[Wildbachverbauung]] und im [[Lawinenschutz]] eingesetzt. Das abgeworfene Laub der Eberesche zersetzt sich relativ rasch und setzt dabei verhältnismäßig viel Magnesium frei.<ref>[https://www.uni-goettingen.de/de/biologie+und+%C3%96kologie/43785.html Georg-August-Universität Göttingen: ''Im Reich der Bäume: Sorbus aucuparia''], aufgerufen am 10. September 2018</ref> Dies hat einen positiven Effekt auf die [[Humusbildung]] und der Baum verbessert die Nährstoffversorgung des Bodens. Ebereschen sind in der Lage, Umweltbelastungen besser standzuhalten als viele andere Baumarten. Diese Eigenschaften führten zur bewussten Anpflanzung des Baums in oder anstelle von durch [[saurer Regen|Sauren Regen]] geschädigten Fichtenwäldern, zum Beispiel im Ost-[[Erzgebirge]]. Hier war der Baum in den 1990er Jahren teilweise die einzige Baumart, die den Umweltbelastungen durch Braunkohlekraftwerke in den 1980er Jahren standgehalten hatte.<ref name="welt-651163">{{Internetquelle | autor= Justus de Cuveland | url=https://www.welt.de/print-welt/article651163/Gesund-trotz-schlechter-Luft.html | titel=Gesund trotz schlechter Luft | werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] | datum=1996-10-31 |abruf=2024-01-27}}</ref> |
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=== Holz === |
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[[Datei:Sorbus aucuparia wood.jpg|mini|Frisch gesägter Stamm der Eberesche mit Splint- und Kernholz]] |
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Eberesche wächst [[Zerstreutporer|zerstreutporig]]. Das Kernholz ist schön gemasert und eignet sich im Kunsthandwerk zu Drechselarbeiten. Das Kernholz älterer Vogelbeeren ist sehr hart und dauerhaft, vergleichbar mit Eichenkernholz; es wurde früher in der [[Wagnerei]] verwendet. Das [[Splintholz]] ist elastisch-feinfasrig und eignet sich daher sehr gut für Schnitzarbeiten. |
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=== Medizin === |
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[[Datei:Werne-12-07-08 126a.jpg|mini|Die Früchte sind bedingt essbar]] |
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Die Beeren enthalten [[Parasorbinsäure]], die zu Magenproblemen führen kann. Daher gelten sie oft als etwas giftig. Durch Kochen wird die Parasorbinsäure zu Sorbinsäure abgebaut, die gut verträglich ist.<ref name="lwf">Klaus Storm: [https://www.lwf.bayern.de/wissenstransfer/forstliche-informationsarbeit/071016/index.php ''Pharmazie und Medizin, Volksmedizin.''] Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (PDF; 25 kB).</ref> Gekochte Beeren können daher auch in größeren Mengen gegessen werden. Tatsächlich waren Vogelbeeren aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts (bis zu 100 mg pro 100 g Beeren, das beim Kochen um etwa ein Drittel abgebaut wird) früher ein wichtiges Mittel gegen [[Skorbut]].<ref name="Kräuterlust">br online vom 7. August 2009: {{Toter Link|url=http://www.br-online.de/bayern-plus/tipps-und-ratgeber/monika-engelmann-kraeuterlust-vogelbeere-ID1249560088914.xml |text=''Kräuterlust – Vogelbeere'' }}</ref> Sie enthalten außerdem [[Provitamin A]] und [[Sorbit]]<ref>J. Pelouze: ''Ueber eine neue Zuckerart aus den Vogelbeeren.'' In: ''Annalen der Chemie und Pharmacie.'' 83, 1852, S. 47, {{DOI|10.1002/jlac.18520830104}}.</ref> bzw. [[Sorbose]], aus der früher der Zuckeraustauschstoff Sorbit gewonnen wurde. |
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Die [[Naturheilkunde]] schreibt Blättern und Blüten eine besondere Heilwirkung zu. Getrocknet finden diese u. a. in Tees gegen Husten, Bronchitis und Magenverstimmungen Verwendung. Auch werden sie bei Verdauungsbeschwerden, [[Hämorrhoiden|Hämorrhoidalleiden]], [[Rheuma]] und [[Gicht]] eingesetzt. Die Wirkung ist allerdings nicht wissenschaftlich erwiesen.<ref name="lwf" /> Sänger und Redner nutzen die Vogelbeeren z. B. auch, um ihre Stimmbänder geschmeidig zu halten.<ref name="Kräuterlust" /> Laut „Kräuterpfarrer“ [[Johann Künzle]] sollen Vogelbeeren zähen Schleim von den Stimmbändern lösen und so bei Heiserkeit wertvolle Dienste leisten. |
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=== Konfitüre === |
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Nach den ersten Frösten verlieren die Früchte ihren durch die Parasorbinsäure hervorgerufenen bitteren Geschmack und werden leicht süßlich. Die Parasorbinsäure wird hierbei zur Sorbinsäure umgebildet. Regional, zum Beispiel im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]] und in [[Böhmen]], wird aus den Früchten [[Konfitüre]] gekocht, die wie Preiselbeeren als leicht säuerliche Konfitüre zu Wildgerichten gereicht wird. Hierfür eignet sich besonders die ''Essbare'' oder ''Mährische Vogelbeere'' – Sorbus aucuparia var. ''moravica'', auch var. ''edulis'' oder var. ''dulcis'' genannt –, die einen höheren Zuckergehalt hat und frei von Parasorbinsäure ist und daher auch roh verzehrt werden kann.<ref>[https://www.bund-sh.de/fileadmin/sh/Materialien/Themen_LGST/Wildstraeucher/eberesche.pdf Eberesche oder Vogelbeere] (PDF; 179 kB).</ref> |
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Zwei verbreitete Kulturformen der mährischen Vogelbeere sind ''Konzentra'' und ''Rosina,'' deren Auswahl 1946 im Institut für Gartenbau Dresden-Pillnitz begann und die 1954 in den Verkauf gebracht wurden. Dabei ist ''Konzentra'' für die Entsaftung geeignet und ''Rosina'' für Kompott oder zum Kandieren. Andere Sorten, die ähnlich der mährischen Vogelbeere bitterstoffarm sind, sind die aus Südrussland stammenden Kulturformen ''Rossica'' und ''Rossica Major''.<ref name="Gerhard">{{Literatur |Autor=[[Gerhard Friedrich (Biologe)|Gerhard Friedrich]], [[Werner Schuricht]] |Titel=Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst |Auflage= |Jahr=1989 |Verlag=Neumann-Neudamm |Ort=Melsungen |ISBN=3-7888-0562-5 |Seiten=41}}</ref> Weitere essbare Sorten stammen aus [[Klosterneuburg]] in [[Niederösterreich]].<ref>{{Literatur |Autor=Reto Neuweiler, Kurt Röthlisberger, Peter Rusterholz, Roland Terrettaz |Titel=Beeren und besondere Obstarten |Auflage= |Jahr=2000 |Verlag=LmZ |Ort=Zollikofen |ISBN=3-906679-75-6 |Seiten=214}}</ref> Es existieren Hybride mit anderen Fruchtbaumarten, die zum Verzehr geeignet sind. Dazu zählen ''Burka,'' ''Likjornaja,'' ''Dessertnaja,'' ''Granatnaja,'' ''Rubinovaja'' und ''Titan''.<ref name="Gerhard" /> |
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=== Alkoholische Getränke === |
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Der Likör [[Sechsämtertropfen]], der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im [[Fichtelgebirge]] gebrannt wird, und der tschechische Jeřabinka haben als Grundstoff auch Vogelbeerenfrüchte. |
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Vogelbeerschnaps hat in [[Tirol (Bundesland)|Tirol]], [[Salzburg]] und in der [[Steiermark]] eine lange Tradition. Aufgrund der aufwändigen Gewinnung und Verarbeitung der Beeren sowie der geringen Ausbeute beim Brennen der [[Maische]] (ca. 2 Liter [[Edelbrand]] pro 100 Liter Maische) ist der fertige Edelbrand teuer. |
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Vor dem Maischvorgang werden die Beeren von den Dolden, die störende Gerbstoffe enthalten, getrennt. Um gärhemmende Substanzen abzubauen, wird die Gärung bei höherer Temperatur durchgeführt. Parasorbinsäure wird durch Erhitzen beim Destillieren vollständig abgebaut. |
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In [[Hessen]] wird die Vogelbeere (Eberesche) von einigen kleinen Kelterern bei der Apfelweinherstellung verwendet, ähnlich wie der [[Speierling]]. Seltener wird zudem Vogelbeerwein angeboten. |
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=== Sonstige Verwendung === |
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Die [[Borke]] kann zum Braun- und Rotfärben von Wolle verwendet werden. |
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== Kulturelles == |
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[[Datei:Grab Max Schreyer.JPG|mini|Grabmal von Max Schreyer mit stilisierter Vogelbeere]] |
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Der Vogelbeerbaum war den [[Germanen]] als [[Thor]] geweihter Baum heilig. In der [[Snorra-Edda]] (Skáldskaparmál 18) wird beschrieben, wie sich Thor an einem Ast der Eberesche aus dem Fluss Wimur zog. |
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In ärmlichen Waldgegenden war das Holz so begehrt, dass die Förster früher Not hatten, die Bäume vor den armen Drehern von Spielwaren, die ihr Holz nicht gern teuer kauften, zu schützen. Im [[Erzgebirge]] hat der Vogelbeerbaum den Status eines Nationalbaums und wird im von [[Max Schreyer]] gedichteten Volkslied vom [[Dar Vuglbärbaam|''Vuglbärbaam'']] besungen. In [[Schottland]] gehört der ''Rowan tree'' vor jedes „gute Haus“, wenn Hexen keinen Einlass finden sollen. |
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In [[Dalsland]] in Schweden schmückt der Hirte an einem dem Himmelfahrtstag vorangehenden oder nachfolgenden Tag sein Vieh an den Hörnern mit Blumen und treibt es daraufhin bereits um die Mittagszeit nach Hause. Er selbst führt, mit einem geschmückten Vogelbeerbaum in beiden Händen, die Herde an. Im Stall wird der Baum an den Giebel gepflanzt und soll während der Weidezeit die Tiere vor bösen Geistern und Krankheit bewahren. Das Jungvieh wird benannt, indem es bei Verkündung seines Namens mit einer Rute des Vogelbeerbaums dreimal auf den Rücken geschlagen wird. |
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Nach dem [[Keltisches Baumhoroskop|keltischen Baumkreis]] – einer Erfindung des [[Neopaganismus]] – zählt die Eberesche – neben Apfelbaum, Walnuss und Tanne – zu den Lebensbäumen. Menschen, die in ihrem Zeichen geboren sind, wird vor allem Lebensfreude, aber auch Anpassungsfähigkeit an schwierige Lebensumstände nachgesagt. Die Kelten bepflanzten ihre heiligen Stätten, besonders Orakel- und Richtplätze, oftmals mit der Pflanze.<ref>{{Internetquelle |autor=Keltus |url=https://keltus.eu/keltisches_baumhoroskop.php#eberesche |titel=Keltisches Baumhoroskop Eberesche |abruf=2020-03-09 }}</ref> Man sagt, dass sie die Eberesche zum Symbol des Wiedererwachens nach der dunklen Winterzeit gemacht haben. Einem irischen Sprichwort zufolge gilt die Vogelbeere als Schutzbaum gegen Blitzschlag und Hexenzauber. Äußerlich angewandt sollen die Beeren Wunden heilen, verzehrt man sie, so verlängert sich das Leben um ein weiteres Jahr. |
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== Literatur == |
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* [[Ruprecht Düll]]: ''Unsere Ebereschen und ihre Bastarde.'' (= Die neue Brehm-Bücherei. Heft 226). 2., unveränderte Auflage. Westarp-Wissenschaftliche-Verlags-Gesellschaft, Hohenwarsleben 2006, ISBN 3-89432-667-0. |
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* Ev und Frank Löser: ''Die Eberesche (Vogelbeere) – Wissenswertes – Verwendung – Rezepte.'' Verlag Rockstuhl, 2010, ISBN 978-3-86777-196-2. |
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* Klaus Hillebrand: ''Vogelbeere (Sorbus aucuparia L.) im westfälischen Bergland. Wachstum, Ökologie, Waldbau.'' (= Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Landesamt für Agrarordnung Nordrhein-Westfalen. Band 15). Dissertation. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, ISBN 3-89174-028-X. |
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* Nicole Mielke: ''Molekulare Charakterisierung eines mit der Ringfleckigkeit der Eberesche (Sorbus aucuparia L.) assoziierten neuen [[Pflanzenvirus]]''. Dissertation. Universität Hamburg, 2004. [https://www.sub.uni-hamburg.de/opus/volltexte/2004/2232/index.html (PDF bei der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)]. |
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* W. Benthack, N. Mielke, C. Büttner, H.-P. Mühlbach: ''Double-stranded RNA pattern and partial sequence data indicate plant virus infection associated with the ringspot disease of European mountain ash (''Sorbus aucuparia'' L.).'' In: ''Archives of Virology.'' 150, 2005, S. 37–52, [[doi:10.1007/s00705-004-0397-5]]. |
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* [[Gerhard Stinglwagner|Gerhard K. F. Stinglwagner]], [[Ilse Haseder]], Reinhold Erlbeck: ''Das Kosmos Wald und Forst Lexikon.'' Kosmos-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10375-7, S. 194 f. |
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* [http://www.amleto.de/pflanzen/sorb_auc.htm ''Die Eberesche – Beschreibung der Art.''] auf amleto.de (aufgerufen am 23. Mai 2008). |
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* [https://www.lwf.bayern.de/service/publikationen/lwf_wissen/063051/index.php ''Porträt der Eberesche und Fachbeiträge zu ihrer ökologischen und forstwirtschaftlichen Bedeutung.''] auf lwf.bayern.de (aufgerufen am 1. November 2010). |
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* Caledonian Forest Information Centre ''Trees for Life – the Rowan.'' ausführliches Porträt der Eberesche bezogen auf schottische Vorkommen [https://treesforlife.org.uk/into-the-forest/trees-plants-animals/trees/rowan/rowan-facts/ (aufgerufen am 15. April 2024)]. |
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* Werner Rothmaler (Begr.): ''Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen.'' Grundband, Spektrum-Verlag, ISBN 3-8274-1359-1. |
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* [[Ruprecht Düll]], [[Herfried Kutzelnigg]]: ''Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait.'' 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1. |
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* Ingrid und [[Peter Schönfelder]]: ''Das Neue Handbuch der Heilpflanzen, Botanik Arzneidrogen, Wirkstoffe Anwendungen.'' Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6. |
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* L. Roth, [[Max Daunderer|M. Daunderer]], K. Kornmann: ''Giftpflanzen Pflanzengifte.'' 6. überarbeitete Auflage. 2012, Nikol-Verlag, ISBN 978-3-86820-009-6.<!-- auch mit falscher ISBN 978-86820-009-6 --> |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary|Eberesche}} |
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{{Wiktionary}} |
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{{Commonscat|Sorbus aucuparia|Vogelbeere (''Sorbus aucuparia'')|audio=1|video=0}} |
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* {{DNB-Portal|4150977-8}} |
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* {{FloraWeb|5700|Sorbus aucuparia L., Gewöhnliche Vogelbeere}} |
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* {{FloraWeb|5701|Sorbus aucuparia subsp. aucuparia L., Gewöhnliche Vogelbeere (Unterart)}} |
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* {{FloraWeb|5702|Sorbus aucuparia subsp. glabrata (Wimm. & Grab.) Caj., Kahle Vogelbeere}} |
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* {{BIB|5700}} |
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* {{BIB|5701}} |
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* {{InfoFlora|ID=1082|WissName=Sorbus aucuparia L.|Abruf=2015-11-05}} |
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* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Rosengewaechse/sorbus_gefiedert.htm#Gew%C3%B6hnliche%20Eberesche%C2%A0 Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'').] |
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* {{Webarchiv | url=http://www.biologie.uni-hamburg.de/bzf/museum/nutzpfl_a_z/vogelbeere.htm | wayback=20101031011835 | text=A–Z der Nutzpflanzen}} |
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* [https://www.garten.cz/e/de/746-gemeine-eberesche-sorbus-aucuparia garten.cz: ''Sorbus aucuparia''.] |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive> |
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<ref name="GRIN">{{GRIN|ID=310534|WissName=Sorbus aucuparia|Zugriff=2017-04-25}}</ref> |
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<ref name="Tropicos">{{Tropicos|ID=27800192|WissName=Sorbus aucuparia|Zugriff=2017-04-28}}</ref> |
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<ref name="IPCN">{{Tropicos|ID=27800192|WissName=Sorbus aucuparia|ProjektID=9 }}</ref> |
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<ref name="FloraWebArt">{{FloraWeb|5700|Sorbus aucuparia L., Gewöhnliche Vogelbeere}}</ref> |
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<ref name="BiolFlor">{{BiolFlor|3283}}</ref> |
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<ref name="Linné1753">Linné 1753: [https://biodiversitylibrary.org/page/358496 eingescannt bei ''biodiversitylibrary.org''.]</ref> |
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<ref name="Duden1">[http://www.duden.de/rechtschreibung/Vogelbeere ''Vogelbeere''] im Duden: ''Vogelbeere'' wird gemeinsprachlich nicht für den Baum benutzt, nur für die Frucht.</ref> |
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<ref name="Duden2">[http://www.duden.de/rechtschreibung/Vogelbeerbaum ''Vogelbeerbaum''] im Duden</ref> |
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<ref name="Stinglwagner2005">Gerhard K. F. Stinglwagner, Ilse Haseder, Reinhold Erlbeck: ''Das Kosmos Wald und Forst Lexikon.'' Kosmos-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10375-7, S. 194.</ref> |
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<ref name="treesforlife">{{Internetquelle |url=http://www.treesforlife.org.uk/tfl.rowan.html |titel=Trees for Life - Rowan Species Profile |datum=2013-01-24 |abruf=2022-03-09 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130512025523/http://www.treesforlife.org.uk/tfl.rowan.html |archiv-datum=2013-05-12 |offline= |archiv-bot=2022-08-22 11:08:36 InternetArchiveBot }}</ref> |
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<ref name="Oberdorfer2001">[[Erich Oberdorfer]]: ''Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete.'' 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 504.</ref> |
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<ref name="Dörr-Lippert">Erhard Dörr, [[Wolfgang Lippert (Botaniker)|Wolfgang Lippert]]: ''Flora des Allgäus und seiner Umgebung.'' Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 102.</ref> |
|||
<ref name="Euro+Med">A. Kurtto, 2009: ''Rosaceae (pro parte majore).'': [http://ww2.bgbm.org/euroPlusMed/PTaxonDetail.asp?NameCache=Sorbus%20aucuparia&PTRefFk=7300000 Datenblatt bei ''Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity''.]</ref> |
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<ref name="Räty2016">M. Räty, G. Caudullo, D. de Rigo: ''Sorbus aucuparia in Europe: distribution, habitat, usage and threats.'' In: J. San-Miguel-Ayanz, D. de Rigo, G. Caudullo, T. Houston Durrant, A. Mauri (Hrsg.): ''European Atlas of Forest Tree Species.'' Publication Office of European Union, Luxembourg, 2016. darin ''Sorbus aucuparia'', S. 175–176: [https://de.scribd.com/document/342165852/European-Atlas-of-Forest-Tree-Species online], [https://forest.jrc.ec.europa.eu/media/atlas/Sorbus_aucuparia.pdf PDF.]</ref> |
|||
<ref name="Rothmaler2016">Frank Müller, Christiane M. Ritz, Erik Welk, [[Karsten Wesche]] (Hrsg.): ''Exkursionsflora von Deutschland.'' Begründet von Werner Rothmaler. ''Gefäßpflanzen: Kritischer Ergänzungsband'', 11., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, 2016, ISBN 3-8274-3132-8. Darin: ''Sorbus'' ab S. 113, ''Eberesche, Vogelbeere S. aucuparia L.'', S. 117.</ref> |
|||
<ref name="ForstbotanikUniFreiburg">Karen Görner: [http://www.bayern-fichtelgebirge.de/heimatkunde/008.htm ''Die Vogelbeere – Charakterbaum des Fichtelgebirges.''] bei Bayern-Fichtelgebirge, abgerufen am 15. April 2024.</ref> |
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</references> |
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{{Navigationsleiste Baum des Jahres in Deutschland}} |
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{{Navigationsleiste Baum des Jahres in Österreich}} |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4150977-8}} |
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[[Kategorie:Mehlbeeren]] |
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[[Kategorie:Baum des Jahres (Deutschland)]] |
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[[Kategorie:Heilpflanze]] |
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[[Kategorie:Wildfrucht]] |
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[[Kategorie:Beerenobst]] |
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[[Kategorie:Kernobst]] |
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[[Kategorie:Holzart]] |
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[[Kategorie:Baum des Jahres (Österreich)]] |
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[[Kategorie:Baum]] |
Aktuelle Version vom 11. Mai 2025, 11:57 Uhr
Vogelbeere | ||||||||||||
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![]() Vogelbeere (Sorbus aucuparia) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sorbus aucuparia | ||||||||||||
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Die Vogelbeere, gemeinsprachlich häufiger die Eberesche oder der Vogelbeerbaum[1][2] (Sorbus aucuparia), ist eine Pflanzenart aus der Gattung Mehlbeeren (Sorbus, Ebereschen) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die Zugehörigkeit zu den Kernobstgewächsen (Pyrinae) kann man bei genauer Betrachtung der Früchte gut erkennen; sie sehen wie kleine Äpfel aus.
Andere deutschsprachige Trivialnamen sind Drosselbeere, Quitsche oder Krametsbeere. Die Bezeichnung als Speierling ist irreführend, da dies der gebräuchliche Name einer anderen, viel selteneren Sorbus-Art ist. Die Vogelbeere ist in weiten Teilen Europas verbreitet und besitzt als Pionierart ein breites Bodenspektrum. Für Insekten, Vögel und Säugetiere ist sie eine wertvolle Futterpflanze. Die vielfältige Nutzung durch den Menschen spiegelt sich in zahlreichen regionalen Namensgebungen wider. Im Aberglauben und Brauchtum hat sie eine bedeutende Rolle inne. In Deutschland wurde die Vogelbeere im Jahr 1997 zum Baum des Jahres gekürt. Entgegen einer weitverbreiteten Annahme sind ihre Früchte ungiftig.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Eberesche leitet sich vom spätmittelhochdeutschen Wort eberboum und von Esche ab und rührt daher, dass die Blätter jenen der Eschen ähneln, obwohl keine nähere Verwandtschaft zwischen diesen Baumarten besteht. Der erste Bestandteil wird aus gallisch eburos ‚Eibe‘ entlehnt, der auf indogermanisch *erebʰ- ‚dunkelrötlich, bräunlich‘ zurückgeht, welches die rötlich-braune Beerenfarbe bezeichnet. Volksetymologische Umdeutung mit Aber im Sinne von „falsche, minderwertige Esche“ (wie in „Aberglaube“ und „Aberwitz“) ist sprachlich[3] und von der Sache her nicht zu vertreten. Es ist eher anzunehmen, dass sich der Name auf den Eber bezieht, da früher die Früchte zur Schweinemast verwendet wurden. Der wissenschaftliche Name aucuparia wird aus lateinisch au (avis = der Vogel) und cuparia (capere = fangen) gebildet und stammt daher, dass die roten Beeren früher häufig als Köder beim Vogelfang eingesetzt wurden.[4] Auch die Bezeichnung Vogelbeere (die gemeinsprachlich nur für die Früchte benutzt wird, nicht für den Baum) stammt daher, dass die „Beeren“ (Früchte) als Köder für Vögel verwendet wurden.[1]
Die Eberesche – als verbreitete Baumart – hat in allen Zeiten dem Menschen ein beliebtes, wohlschmeckendes Nahrungsmittel und Heilmittel geboten. Aus diesem Grund sind viele regional sehr unterschiedliche Wortschöpfungen für diese Baumart entstanden. Darunter sind: Vogelbär, Blumenesche, Ebschbeere, Zwergesche, Eibschen, Quetsche(n), Queckbeere, Quitsbeere, Kronawetterbeere, Drosselbeere, Vogelbeere, Quitschbeere, Queckenboom, Gürmsch (Berndeutsch).
Beschreibung
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Habitus
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Die sommergrüne[5] Vogelbeere erlangt ein gewöhnliches Alter von 80, in seltenen Fällen, vor allem als Gebirgsbaum auch bis 120 Jahren.[6] Mit einer durchschnittlichen Wuchshöhe von 15 Metern ist die Eberesche ein eher kleinwüchsiger Baum. Einzelstehend, ohne Beschattung durch konkurrierende Gehölzarten, kann sie auch Wuchshöhen von bis 25 Metern erreichen. Der Stammdurchmesser erreicht bis zu 70 Zentimeter, sehr selten mehr.[7] Stockausschläge der Eberesche wachsen gewöhnlich mehrstämmig als wesentlich kleinerer Strauch. In den ersten 20 Jahren wächst sie relativ schnell, danach stockt das Wachstum. Die Eberesche besitzt ein weitreichendes und tiefgehendes Senkerwurzelsystem und die Fähigkeit, sich über Stockausschläge und Wurzelbrut vegetativ zu vermehren. Auf Pseudogleyböden wurzelt sie hingegen relativ flach.
Kennzeichnend für die Eberesche ist ihre zierliche Gestalt sowie die oval bis rundliche, unregelmäßig aufgebaute und locker gehaltene Krone. Der Stamm der Eberesche zeichnet sich durch eine schlanke, walzenförmige Wuchsform aus. Die Äste stehen vom Stamm ab oder sind schräg nach oben gerichtet. Die glatte, glänzende Rinde jüngerer Bäume ist gelblich bis grünlich grau gefärbt und zeigt längliche, quer zur Wuchsrichtung gestellte Lentizellen, die den Gasaustausch mit der Umgebung sicherstellen. Mit zunehmendem Alter des Baumes nimmt die Rinde eine mattgraue Färbung und feinrissige Struktur an. Nur wenige Exemplare entwickeln im hohen Alter im unteren Stammbereich eine schwärzliche, längsrissige Borke. Jungtriebe bilden gewöhnlich eine weiche, filzige Behaarung aus und sind aschgrau gefärbt. Eine Besonderheit stellt das Chlorophyll dar, das sich unter der glatten Rinde der Zweige befindet. Dies befähigt den Baum bereits vor dem Laubaustrieb zur Photosynthese. Sein Vorkommen in höheren Lagen wird dadurch unterstützt.[8]
Knospe und Blatt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Winterknospen der Vogelbeere sind meist dunkelviolett gefärbt und weißfilzig behaart. Dies stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Speierling dar, dessen grüne und klebrige Knospen allenfalls an den Schuppenrändern eine feine Behaarung entwickeln. Die Endknospe an den Zweigspitzen ist gewöhnlich gekrümmt.
Die wechselständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter[4][8] sind in Blattstiel und -spreite gegliedert und sind dabei bis etwa 17–20 cm lang sowie 8 bis 11 cm breit. Der 3–5 Zentimeter lange Blattstiel und die rinnige Rhachis sind mehr oder weniger rötlich. Die unpaarig gefiederte Blattspreite setzt sich gewöhnlich aus 9 bis 19 schmal-eiförmigen bis länglichen oder elliptischen, unterseits helleren Blättchen zusammen.[9][10] Die 4 bis 6 cm langen und etwa 2 cm breiten Blättchen sind fast sitzend, nur das Endblättchen ist mehr oder weniger gestielt. Sie sind nach vorne spitz und zum Grund hin meist asymmetrisch abgerundet, seltener spitz. Der einfach bis doppelt gesägte Blattrand bildet eine spitze, ungleiche Zähnung aus.[9] Die unbehaarte Blattoberseite zeigt eine sommergrüne Färbung, wohingegen die Unterseite eher graugrün gefärbt ist und eine leichte Behaarung entwickeln kann.[11] Die Fiederblättchen der Eberesche besitzen keine Blattzahndrüsen an der Spitze.[11][12]
Blütenstand und Blüte
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Die Vogelbeere erlangt ihre Blühfähigkeit bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren. Auf der Nordhalbkugel blüht sie von Mai bis Juli. Der reichblütige Blütenstand entspricht einer ausgebreiteten Schirmrispe, in der 200 bis 300 Blüten vereinigt sind.[11] Je nach Unterart sind die Infloreszensachsen flächig behaart (ssp. aucuparia) oder fast bis ganz kahl (ssp. glabrata).[11][12]
Die zwittrige, etwas unangenehm duftende[13] und gestielte Blüte ist bei einem Durchmesser von etwa 10 Millimetern radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter besitzen dreieckige Kelchzipfel, die zur Spitze hin abgerundet bis stumpflich sind. Die Basis der Kelchblätter beträgt etwa 1,5 Millimeter Breite, die Seitenlinien etwa 1,3 bis 1 Millimeter.[11] Sie sind drüsig bewimpert, mehr oder weniger behaart oder auch kahl. Auch während der Fruchtreife behalten sie eine fleischige Konsistenz.
Die fünf weißen, ausladenden Kronblätter entwickeln eine Länge von (drei) vier bis fünf Millimeter. Ihre Form ist entweder rundlich oder breit-eiförmig ausgeprägt. Sie sind kurz genagelt und besitzen Richtung Grund etwas oberhalb des Nagels eine wollige Behaarung. Die Länge der 20 Staubblätter entspricht in etwa derjenigen der Kronblätter. Die Blüte besitzt zwei bis fünf freie Griffel, die in der unteren Hälfte behaart sind.[14] Die unterständig stehenden unverwachsenen Fruchtblätter sind in den Blütenboden eingesenkt und mit diesem verwachsen. Die fleischige Blütenachse verbindet sie miteinander.[15]
Frucht und Samen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Früchte reifen von August bis September. Die bei Reife leuchtend roten, glatten und breitrunden oder eiförmigen Früchte werden etwa (6–)9–10(–14) × 8–9 Millimeter groß. Sie sind im botanischen Sinne Apfelfrüchte. Im Volksmund werden sie bisweilen als „Beeren“ bezeichnet. Den Früchten haften noch die Kelchzipfel an. Die vierfächrigen Samenanlagen mit je zwei Anlagen werden gewöhnlich ausgebildet.[11] Sie enthalten meist etwa 3,5–4,5 Millimeter lange, abgeflachte und rotbraune, etwa eiförmige, relativ glatte Samen. Als Wintersteher hängen die Früchte häufig bis in den Winter hinein in dichten „Büscheln“ am Baum.
Chromosomenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 17, es liegt Diploidie vor mit einer Chromosomenzahl von 2n = 34.[16][17][12][18]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Vogelbeere handelt es sich um einen mesomorphen Makrophanerophyten oder Nanophanerophyten.[18]
Ihre Wurzeln sind – typisch für Sorbus-Arten – von einer ektotrophen Mykorrhiza umgeben, wodurch die Versorgung mit Nährstoffen unterstützt wird.[4] Der Pilz Glomus intraradices konnte als arbuskulärer Mykorrhizapartner der Eberesche festgestellt werden.[19]
Bestäubungsökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den Blüten der Eberesche reifen die Narben vor den Staubbeuteln, was botanisch als Proterogynie bezeichnet wird und Fremdbestäubung fördert. Nektar wird verdeckt angeboten. Der verhältnismäßig unangenehme Geruch der Blüten erinnert an Heringslake und beruht auf dem Wirkstoff Methylamin. Er lockt insbesondere Käfer und Fliegen zur Bestäubung an. Aber auch Bienen schätzen den Nektar.
Ausbreitungsökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Samenproduktion erfolgt bei der Eberesche amphimiktisch, also sexuell.[18]
Die Früchte, Apfelfrüchte, werden vor allem nach dem Frost von verschiedenen Vögeln und Säugetieren (wie von Eichhörnchen) gesammelt. Die noch frischen, durch Karotinoide grellroten Früchte werden weniger häufig angenommen. Die Früchte werden über Speicher- und Versteckausbreitung, Verdauungsausbreitung und Bearbeitungsausbreitung ausgebreitet. Eine besondere Rolle spielen Vögel (Vogelausbreitung = Ornithochorie). Da die Samen unverdaut wieder ausgeschieden werden, wird die Ausbreitung der Eberesche effektiv sichergestellt (Endochorie). Menschenausbreitung geschieht durch die Nutzung als Ziergehölz. Das Fruchtfleisch enthält keimhemmende Stoffe. Die Samen keimen nur nach Entfernung des Fruchtfleisches.
Synökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Eberesche ist eine wichtige Futterpflanze für Tiere. Nachgewiesen wurde dies bislang für 31 Säugetier- und 72 Insektenarten, darunter 41 Kleinschmetterlinge und zwölf Rüsselkäfer. Insgesamt wurden 63 Vogel- und 20 Säugetierarten als Nutzer der Früchte festgestellt. Insbesondere Singdrossel, Misteldrossel, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke, Kleiber und Gimpel schätzen die Früchte der Eberesche und nutzen den Baum, ebenso wie der Grünspecht, als Nistgehölz. Eine wichtige Rolle spielen die Früchte in der Ernährung von Rotdrossel und Seidenschwanz, die, in manchen Jahren aus Nordeuropa bis zu uns kommend, dann einen Teil des Winters in unseren Breiten verbringen. Aber auch Rotfuchs und Dachs verschmähen die Früchte nicht.
Eichelhäher und verschiedene Nagetiere, wie Siebenschläfer, Haselmaus, Gelbhals- und Feldmaus legen sich – im Boden versteckt – Wintervorräte der Früchte an. Da diese oftmals vergessen werden, leisten sie ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Ausbreitung der Eberesche. Paarhufer wie Reh und Rothirsch ernähren sich von den Blättern, Trieben und Knospen der Bäume, der Weißdorn-Dickmaulrüssler (Otiorhynchus crataegi) und der Schwarze Rüsselkäfer (Otiorhynchus coecus) bevorzugen Triebe und Blätter.
Insbesondere für die Raupen des seltenen Spanners Venusia cambrica und des vom Aussterben bedrohten Gelben Hermelins (Trichosea ludifica) stellt die Eberesche eine wichtige Nahrungspflanze dar. Die Raupen des Baum-Weißlings (Aporia crataegi) tun sich ebenfalls an der Eberesche gütlich.
Krankheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1960 wurden bei der Eberesche im mitteleuropäischen Raum starke Krankheitssymptome beobachtet, darunter chlorotische Ringe und Scheckungen. Reduziertes Wachstum und langsamer Verfall wurden ebenfalls beobachtet. Untersuchungen (Lit.: Benthack u. a. 2005) deuten darauf hin, dass es sich vermutlich um ein Virus handelt, das mit der Familie der Bunyaviridae verwandt ist.
Die Blätter der Vogelbeere werden von Rostpilzen der Gattung Gymnosporangium (Arten Gymnosporangium cornutum oder Gymnosporangium tremelloides) sowie Ochropsora ariae und dem Echten Mehltau der Art Podosphaera aucupariae befallen.[20]
Schädlinge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schädlinge, die an der Vogelbeere auftreten, sind Ebereschenmotte (Argyresthia conjugella), Ebereschensamenwespe (Megastigmus brevicaudi) und Ebereschenpockenmilbe (Eriophyes sorbi).[21] Ebereschen sind nicht mistelfest.

Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Vogelbeere hat eine europaweite Verbreitung. In der typischen Unterart besiedelt sie fast ganz Europa. Im Osten erstrecken sich die Vorkommen bis Westsibirien, südlich erreichen sie Nordspanien, Korsika, Sizilien, das nördliche Griechenland und Bulgarien. In Südeuropa sind Bestände nur in den Gebirgen und dort vergleichsweise selten belegt. Keine Vorkommen besitzt die Vogelbeere auf den Azoren, Balearen und Färöern, auf Kreta, Sardinien und Spitzbergen sowie im europäischen Teil der Türkei. Südwestasiatische Vorkommen werden in der Fachwelt teils als eigene Art (Sorbus boissieri Schneider), teils zu Sorbus aucuparia gehörig verstanden. Angegebene Vorkommen in Nordafrika gelten als nicht sicher belegt.[23] In Mitteleuropa ist die Vogelbeere weit verbreitet. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt hier in den Alpen, im Alpenvorland, in den süd- und mitteldeutschen Mittelgebirgen und in der Norddeutschen Tiefebene. Auf Marschen, in Trockengebieten und wohl auch auf Alluvialböden kommt die Eberesche selten vor, beziehungsweise kann sie auch ganz fehlen. So besitzt sie beispielsweise im Mitteldeutschen Trockengebiet nur zerstreute Vorkommen. Bestände an der Nordseeküste und auf den friesischen Inseln gelten als eingeschleppt. In Österreich kommt die Vogelbeere zerstreut bis häufig in allen Bundesländern vor, fehlt aber im östlichsten Teil Österreichs. In der Schweiz ist sie verbreitet, gilt jedoch in der Südschweiz in weiten Teilen des Wallis sowie in Teilen Graubündens als unbelegt.[23]
Standort und Vergesellschaftung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die anspruchslose Vogelbeere ist ein schneller Besiedler von Brachflächen und kommt auf Lichtungen, in Hecken oder an Waldrändern, in Norddeutschland vorwiegend in Knicks als Überhälter vor. Ihr Bodenspektrum reicht von mager bis nährstoffreich, von trocken bis feucht und von sauer bis basenreich. Sie gedeiht sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern, auf Moorböden ebenso wie auf trockenen Steinhängen. Im Gebirge findet man den Baum bis an die Baumgrenze, in Norwegen bis an die Eismeerküste. Er löst in den Gebirgsvorwäldern häufig die Birke als vorherrschenden Baum ab. Sie steigt in Tirol bis 2400 Meter an. Im Bayerischen Wald sind Bestände bis 1400 Meter Höhe und im Erzgebirge bis 1100 Meter belegt.[8] In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil zwischen Gumpenegg und Vorderer Mutte oberhalb Holzgau bis zu einer Höhenlage von 2000 Metern auf.[24]
Sie gedeiht optimal im Piceo-Sorbetum aus dem Verband Sambuco-Salicion, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Verbände Quercion roboris oder im Epilobio-Salicetum der Ordnung Fagetalia vor.[16]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung von Sorbus aucuparia erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, Seite 477.[25][26] Meyer gibt für Sorbus aucuparia mit Bezug auf Kutzelnigg drei Synonyme an: Aucuparia sylvestris Medicus 1789, Pyrus aucuparia Gaertn. 1791 und Pyrenia aucuparia (Gaertn.) Clairv. 1811.[11] Als weitere Synonyme werden angeführt: Crataegus aucuparia (L.) Salisb., Mespilus aucuparia (L.) Scop., Pyrus pohuashanensis Hance, Sorbus adscharica Gatsch., Sorbus amurensis Koehne, Sorbus bachmarensis Gatsch., Sorbus boissieri C.K.Schneid., Sorbus gorodkovii Pojark., Sorbus pohuashanensis (Hance) Rehder, Sorbus aucuparia subsp. pohuashanensis (Hance) McAll., Sorbus aucuparia subsp. gorodkovii (Pojark.) O.N.Korovina.[27][28]
Sorbus aucuparia gehört zur Untergattung Sorbus aus der Gattung Sorbus.[12] In Europa ist Sorbus aucuparia der einzige Vertreter der Untergattung.[14]
Es gibt einige Unterarten von Sorbus aucuparia:[27][28] In Mitteleuropa sind die typische Unterart ssp. aucuparia und ssp. glabrata vertreten.
- Gewöhnliche Eberesche, auch Gemeine Eberesche, Gewöhnliche Vogelbeere genannt[27] (Sorbus aucuparia L. subsp. aucuparia, Syn.: Aucuparia pinnata Fourr. nom. illeg., Aucuparia sylvestris Medik., Sorbus boissieri C.K.Schneid., Sorbus caucasigena Gatsch., Sorbus cordata Gand., Sorbus lanuginosa Schult., Sorbus monticola Gand., Sorbus subserrata Opiz, Sorbus vasconica Gand., Sorbus aucuparia subsp. lanuginosa (Schult.) Jáv.): Sie ist in Europa, im Kaukasusraum und Westasien weitverbreitet.[28] Es gibt Fundortangaben für die Türkei, Armenien, Aserbaidschan, Dagestan, Ciskaukasien, Belarus, europäischen Teil Russlands, Ukraine, Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich, Deutschland, Belgien Tschechien, Ungarn, Niederlande, Polen, Slowakei, Slowenien, Serbien, Kroatien, Irland, Vereinigtes Königreich, Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Nordmazedonien, Montenegro sowie Rumänien.[27] In Neuseeland, Kanada sowie in den Vereinigten Staaten ist sie ein Neophyt. Sie wird in vielen Gebieten der Welt angepflanzt.[27] Bei dieser Unterart sind Knospen, Blattunterseiten und Blütenstandsachsen überwiegend flächig behaart. Die Knospen sind nicht klebrig. Die Blättchen weisen eine derbe Textur auf. Die Spitze der Blättchen ist stumpflich oder rasch zugespitzt ausgeprägt. Die behaarten Kelchblätter besitzen eine dreieckige Form. Die Scheinfrüchte sind rundlich.[11][12]
Neben der typischen Unterart ssp. aucuparia gibt es in Europa weitere Unterarten, die von einigen Autoren auch als eigene Art aufgefasst werden:
- Alpen-Eberesche (Sorbus aucuparia subsp. glabrata (Wimm. & Grab.) Hedl.): Diese Unterart ist insgesamt deutlich weniger behaart als subsp. aucuparia. Die Knospen sind oft klebrig. Die Textur der Blättchen ist dünner ausgeprägt. Die Blättchen verschmälern sich allmählich zugespitzt zur Spitze hin. Sie sind fast kahl. Nur auf der Rhachis der Blattunterseite bildet sich eine spärliche Behaarung aus. Die Blütenstandsachsen sind kahl oder fast kahl. Die gerundeten Kelchblätter sind schwach behaart oder kahl. Die Scheinfrüchte sind länger als breit.[11][12] Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in Nordeuropa und den höheren Lagen Mitteleuropas.[14]
- Sorbus aucuparia subsp. praemorsa (Guss.) Nyman: Sie kommt nur in Kalabrien, Sizilien sowie auf Korsika vor.[27]
- Sorbus aucuparia subsp. fenenkiana T.Georgiev & Stoj. (Syn.: Pyrus aucuparia subsp. fenenkiana (T.Georgiev & Stoj.) T.Georgiev & Stoj.): Dieser Endemit kommt nur in Bulgarien vor.[28]
- Sorbus aucuparia subsp. sibirica (Hedl.) Krylov: Sie kommt in der Mongolei, in Sibirien und Russlands Fernen Osten vor.[27]
- Sorbus aucuparia subsp. maderensis (Lowe) McAll.: Sie kommt nur auf Madeira vor.[27]
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zierbaum
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Über ihre natürlichen Vorkommen hinaus wird die Eberesche gerne im Garten- und Landschaftsbau eingesetzt. Aufgrund der dekorativen Frucht- und Blütenstände sowie ihrer relativ großen Resistenz gegen Immissionen ist sie in Städten häufig an Straßen als Allee- oder Einzelbaum und in Gärten sowie Parks als Zier- und Vogelschutzgehölz zu finden. In den höheren Lagen der Mittelgebirge und Alpen ist sie oft die einzige Zierholzpflanze. Die Eberesche gilt als Licht- bis Halbschattenbaumart.[23]
Ingenieurbiologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Eberesche zeichnet sich besonders durch Frosthärte und Windfestigkeit aus. Auch gegenüber Spätfrösten (Spaltfrost) zeigt sie sich resistent. Ihre weitreichenden Wurzeln dringen in tiefe Bodenschichten vor. Da sie sich durch Wurzelbrut auch vegetativ vermehren kann und eine hohe Ausschlagfähigkeit besitzt, wird sie gerne zur Bodenbefestigung im Kontext biologischer Wildbachverbauung und im Lawinenschutz eingesetzt. Das abgeworfene Laub der Eberesche zersetzt sich relativ rasch und setzt dabei verhältnismäßig viel Magnesium frei.[29] Dies hat einen positiven Effekt auf die Humusbildung und der Baum verbessert die Nährstoffversorgung des Bodens. Ebereschen sind in der Lage, Umweltbelastungen besser standzuhalten als viele andere Baumarten. Diese Eigenschaften führten zur bewussten Anpflanzung des Baums in oder anstelle von durch Sauren Regen geschädigten Fichtenwäldern, zum Beispiel im Ost-Erzgebirge. Hier war der Baum in den 1990er Jahren teilweise die einzige Baumart, die den Umweltbelastungen durch Braunkohlekraftwerke in den 1980er Jahren standgehalten hatte.[30]
Holz
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Eberesche wächst zerstreutporig. Das Kernholz ist schön gemasert und eignet sich im Kunsthandwerk zu Drechselarbeiten. Das Kernholz älterer Vogelbeeren ist sehr hart und dauerhaft, vergleichbar mit Eichenkernholz; es wurde früher in der Wagnerei verwendet. Das Splintholz ist elastisch-feinfasrig und eignet sich daher sehr gut für Schnitzarbeiten.
Medizin
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Die Beeren enthalten Parasorbinsäure, die zu Magenproblemen führen kann. Daher gelten sie oft als etwas giftig. Durch Kochen wird die Parasorbinsäure zu Sorbinsäure abgebaut, die gut verträglich ist.[31] Gekochte Beeren können daher auch in größeren Mengen gegessen werden. Tatsächlich waren Vogelbeeren aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts (bis zu 100 mg pro 100 g Beeren, das beim Kochen um etwa ein Drittel abgebaut wird) früher ein wichtiges Mittel gegen Skorbut.[32] Sie enthalten außerdem Provitamin A und Sorbit[33] bzw. Sorbose, aus der früher der Zuckeraustauschstoff Sorbit gewonnen wurde.
Die Naturheilkunde schreibt Blättern und Blüten eine besondere Heilwirkung zu. Getrocknet finden diese u. a. in Tees gegen Husten, Bronchitis und Magenverstimmungen Verwendung. Auch werden sie bei Verdauungsbeschwerden, Hämorrhoidalleiden, Rheuma und Gicht eingesetzt. Die Wirkung ist allerdings nicht wissenschaftlich erwiesen.[31] Sänger und Redner nutzen die Vogelbeeren z. B. auch, um ihre Stimmbänder geschmeidig zu halten.[32] Laut „Kräuterpfarrer“ Johann Künzle sollen Vogelbeeren zähen Schleim von den Stimmbändern lösen und so bei Heiserkeit wertvolle Dienste leisten.
Konfitüre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den ersten Frösten verlieren die Früchte ihren durch die Parasorbinsäure hervorgerufenen bitteren Geschmack und werden leicht süßlich. Die Parasorbinsäure wird hierbei zur Sorbinsäure umgebildet. Regional, zum Beispiel im Bayerischen Wald und in Böhmen, wird aus den Früchten Konfitüre gekocht, die wie Preiselbeeren als leicht säuerliche Konfitüre zu Wildgerichten gereicht wird. Hierfür eignet sich besonders die Essbare oder Mährische Vogelbeere – Sorbus aucuparia var. moravica, auch var. edulis oder var. dulcis genannt –, die einen höheren Zuckergehalt hat und frei von Parasorbinsäure ist und daher auch roh verzehrt werden kann.[34]
Zwei verbreitete Kulturformen der mährischen Vogelbeere sind Konzentra und Rosina, deren Auswahl 1946 im Institut für Gartenbau Dresden-Pillnitz begann und die 1954 in den Verkauf gebracht wurden. Dabei ist Konzentra für die Entsaftung geeignet und Rosina für Kompott oder zum Kandieren. Andere Sorten, die ähnlich der mährischen Vogelbeere bitterstoffarm sind, sind die aus Südrussland stammenden Kulturformen Rossica und Rossica Major.[35] Weitere essbare Sorten stammen aus Klosterneuburg in Niederösterreich.[36] Es existieren Hybride mit anderen Fruchtbaumarten, die zum Verzehr geeignet sind. Dazu zählen Burka, Likjornaja, Dessertnaja, Granatnaja, Rubinovaja und Titan.[35]
Alkoholische Getränke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Likör Sechsämtertropfen, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Fichtelgebirge gebrannt wird, und der tschechische Jeřabinka haben als Grundstoff auch Vogelbeerenfrüchte.
Vogelbeerschnaps hat in Tirol, Salzburg und in der Steiermark eine lange Tradition. Aufgrund der aufwändigen Gewinnung und Verarbeitung der Beeren sowie der geringen Ausbeute beim Brennen der Maische (ca. 2 Liter Edelbrand pro 100 Liter Maische) ist der fertige Edelbrand teuer.
Vor dem Maischvorgang werden die Beeren von den Dolden, die störende Gerbstoffe enthalten, getrennt. Um gärhemmende Substanzen abzubauen, wird die Gärung bei höherer Temperatur durchgeführt. Parasorbinsäure wird durch Erhitzen beim Destillieren vollständig abgebaut.
In Hessen wird die Vogelbeere (Eberesche) von einigen kleinen Kelterern bei der Apfelweinherstellung verwendet, ähnlich wie der Speierling. Seltener wird zudem Vogelbeerwein angeboten.
Sonstige Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Borke kann zum Braun- und Rotfärben von Wolle verwendet werden.
Kulturelles
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vogelbeerbaum war den Germanen als Thor geweihter Baum heilig. In der Snorra-Edda (Skáldskaparmál 18) wird beschrieben, wie sich Thor an einem Ast der Eberesche aus dem Fluss Wimur zog. In ärmlichen Waldgegenden war das Holz so begehrt, dass die Förster früher Not hatten, die Bäume vor den armen Drehern von Spielwaren, die ihr Holz nicht gern teuer kauften, zu schützen. Im Erzgebirge hat der Vogelbeerbaum den Status eines Nationalbaums und wird im von Max Schreyer gedichteten Volkslied vom Vuglbärbaam besungen. In Schottland gehört der Rowan tree vor jedes „gute Haus“, wenn Hexen keinen Einlass finden sollen.
In Dalsland in Schweden schmückt der Hirte an einem dem Himmelfahrtstag vorangehenden oder nachfolgenden Tag sein Vieh an den Hörnern mit Blumen und treibt es daraufhin bereits um die Mittagszeit nach Hause. Er selbst führt, mit einem geschmückten Vogelbeerbaum in beiden Händen, die Herde an. Im Stall wird der Baum an den Giebel gepflanzt und soll während der Weidezeit die Tiere vor bösen Geistern und Krankheit bewahren. Das Jungvieh wird benannt, indem es bei Verkündung seines Namens mit einer Rute des Vogelbeerbaums dreimal auf den Rücken geschlagen wird.
Nach dem keltischen Baumkreis – einer Erfindung des Neopaganismus – zählt die Eberesche – neben Apfelbaum, Walnuss und Tanne – zu den Lebensbäumen. Menschen, die in ihrem Zeichen geboren sind, wird vor allem Lebensfreude, aber auch Anpassungsfähigkeit an schwierige Lebensumstände nachgesagt. Die Kelten bepflanzten ihre heiligen Stätten, besonders Orakel- und Richtplätze, oftmals mit der Pflanze.[37] Man sagt, dass sie die Eberesche zum Symbol des Wiedererwachens nach der dunklen Winterzeit gemacht haben. Einem irischen Sprichwort zufolge gilt die Vogelbeere als Schutzbaum gegen Blitzschlag und Hexenzauber. Äußerlich angewandt sollen die Beeren Wunden heilen, verzehrt man sie, so verlängert sich das Leben um ein weiteres Jahr.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ruprecht Düll: Unsere Ebereschen und ihre Bastarde. (= Die neue Brehm-Bücherei. Heft 226). 2., unveränderte Auflage. Westarp-Wissenschaftliche-Verlags-Gesellschaft, Hohenwarsleben 2006, ISBN 3-89432-667-0.
- Ev und Frank Löser: Die Eberesche (Vogelbeere) – Wissenswertes – Verwendung – Rezepte. Verlag Rockstuhl, 2010, ISBN 978-3-86777-196-2.
- Klaus Hillebrand: Vogelbeere (Sorbus aucuparia L.) im westfälischen Bergland. Wachstum, Ökologie, Waldbau. (= Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Landesamt für Agrarordnung Nordrhein-Westfalen. Band 15). Dissertation. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, ISBN 3-89174-028-X.
- Nicole Mielke: Molekulare Charakterisierung eines mit der Ringfleckigkeit der Eberesche (Sorbus aucuparia L.) assoziierten neuen Pflanzenvirus. Dissertation. Universität Hamburg, 2004. (PDF bei der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg).
- W. Benthack, N. Mielke, C. Büttner, H.-P. Mühlbach: Double-stranded RNA pattern and partial sequence data indicate plant virus infection associated with the ringspot disease of European mountain ash (Sorbus aucuparia L.). In: Archives of Virology. 150, 2005, S. 37–52, doi:10.1007/s00705-004-0397-5.
- Gerhard K. F. Stinglwagner, Ilse Haseder, Reinhold Erlbeck: Das Kosmos Wald und Forst Lexikon. Kosmos-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10375-7, S. 194 f.
- Die Eberesche – Beschreibung der Art. auf amleto.de (aufgerufen am 23. Mai 2008).
- Porträt der Eberesche und Fachbeiträge zu ihrer ökologischen und forstwirtschaftlichen Bedeutung. auf lwf.bayern.de (aufgerufen am 1. November 2010).
- Caledonian Forest Information Centre Trees for Life – the Rowan. ausführliches Porträt der Eberesche bezogen auf schottische Vorkommen (aufgerufen am 15. April 2024).
- Werner Rothmaler (Begr.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen. Grundband, Spektrum-Verlag, ISBN 3-8274-1359-1.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Ingrid und Peter Schönfelder: Das Neue Handbuch der Heilpflanzen, Botanik Arzneidrogen, Wirkstoffe Anwendungen. Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.
- L. Roth, M. Daunderer, K. Kornmann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 6. überarbeitete Auflage. 2012, Nikol-Verlag, ISBN 978-3-86820-009-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Vogelbeere im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Sorbus aucuparia L., Gewöhnliche Vogelbeere. auf FloraWeb.de
- Sorbus aucuparia subsp. aucuparia L., Gewöhnliche Vogelbeere (Unterart). auf FloraWeb.de
- Sorbus aucuparia subsp. glabrata (Wimm. & Grab.) Caj., Kahle Vogelbeere. auf FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Sorbus aucuparia L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. November 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- A–Z der Nutzpflanzen ( vom 31. Oktober 2010 im Internet Archive)
- garten.cz: Sorbus aucuparia.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Vogelbeere im Duden: Vogelbeere wird gemeinsprachlich nicht für den Baum benutzt, nur für die Frucht.
- ↑ Vogelbeerbaum im Duden
- ↑ Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005.
- ↑ a b c Karen Görner: Die Vogelbeere – Charakterbaum des Fichtelgebirges. bei Bayern-Fichtelgebirge, abgerufen am 15. April 2024.
- ↑ Sorbus aucuparia L., Gewöhnliche Vogelbeere. auf FloraWeb.de
- ↑ Gerhard K. F. Stinglwagner, Ilse Haseder, Reinhold Erlbeck: Das Kosmos Wald und Forst Lexikon. Kosmos-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10375-7, S. 194.
- ↑ F. C. Schübeler: Synopsis of the Vegetable Products of Norway. 1862, S. 17.
- ↑ a b c Reinhold Erlbeck: Die Vogelbeere- ein Porträt des Baum des Jahres 1997. (PDF).
- ↑ a b F. L. Krebs: Vollständige Beschreibung und Abbildung der sämmtlichen Holzarten. Erster Theil, Vieweg, 1826, S. 401 ff, Tafel XVIII, archive.org.
- ↑ Alois Pokorny: Österreichs Holzpflanzen. 1864, S. 328.
- ↑ a b c d e f g h i Norbert Meyer, Lenz Meierott, Herbert Schuwerk, Otto Angerer: Beiträge zur Gattung Sorbus in Bayern. In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der Heimischen Flora. Sonderband, 2005: S. 5–216 (Sorbus aucuparia: S. 43 und 64–67).
- ↑ a b c d e f Frank Müller, Christiane M. Ritz, Erik Welk, Karsten Wesche (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Gefäßpflanzen: Kritischer Ergänzungsband, 11., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Springer-Verlag, 2016, ISBN 3-8274-3132-8. Darin: Sorbus ab S. 113, Eberesche, Vogelbeere S. aucuparia L., S. 117.
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- ↑ a b c Herfried Kutzelnigg: Sorbus. In: Hildemar Scholz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Band IV Teil 2B: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (3) (Rosaceae, 2. Teil). Blackwell, Berlin / Wien u. a. 1995, ISBN 3-8263-2533-8, S. 328–385; S. aucuparia: S. 350–356.
- ↑ Eberesche (Sorbus aucuparia L.). Abgerufen am 9. März 2022.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 504.
- ↑ Sorbus aucuparia bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b c Vogelbeere. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- ↑ Trees for Life - Rowan Species Profile. 24. Januar 2013, archiviert vom am 12. Mai 2013; abgerufen am 9. März 2022. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Wolfgang Helfer: Pilze an Vogelbeere. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (PDF; 25 kB)
- ↑ Reinhard Eder: Die Vogelbeere – ein Obstbaum. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (PDF; 56 kB)
- ↑ M. Räty, G. Caudullo, D. de Rigo: Sorbus aucuparia in Europe: distribution, habitat, usage and threats. In: J. San-Miguel-Ayanz, D. de Rigo, G. Caudullo, T. Houston Durrant, A. Mauri (Hrsg.): European Atlas of Forest Tree Species. Publication Office of European Union, Luxembourg, 2016. darin Sorbus aucuparia, S. 175–176: online, PDF.
- ↑ a b c H. Kutzelnigg: Sorbus. In: H. Scholz (Hrsg.): Band IV. Teil 2B. Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2(3). In: H. J. Conert, u. a. (Hrsg.): Gustav Hegi (Begr.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage. Parey, Berlin/Hamburg 1994, ISBN 3-8263-2533-8, S. 328–385.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 102.
- ↑ Sorbus aucuparia bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 28. April 2017.
- ↑ Linné 1753: eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ a b c d e f g h Sorbus aucuparia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. April 2017.
- ↑ a b c d A. Kurtto, 2009: Rosaceae (pro parte majore).: Datenblatt bei Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Georg-August-Universität Göttingen: Im Reich der Bäume: Sorbus aucuparia, aufgerufen am 10. September 2018
- ↑ Justus de Cuveland: Gesund trotz schlechter Luft. In: welt.de. 31. Oktober 1996, abgerufen am 27. Januar 2024.
- ↑ a b Klaus Storm: Pharmazie und Medizin, Volksmedizin. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (PDF; 25 kB).
- ↑ a b br online vom 7. August 2009: Kräuterlust – Vogelbeere (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ J. Pelouze: Ueber eine neue Zuckerart aus den Vogelbeeren. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. 83, 1852, S. 47, doi:10.1002/jlac.18520830104.
- ↑ Eberesche oder Vogelbeere (PDF; 179 kB).
- ↑ a b Gerhard Friedrich, Werner Schuricht: Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst. Neumann-Neudamm, Melsungen 1989, ISBN 3-7888-0562-5, S. 41.
- ↑ Reto Neuweiler, Kurt Röthlisberger, Peter Rusterholz, Roland Terrettaz: Beeren und besondere Obstarten. LmZ, Zollikofen 2000, ISBN 3-906679-75-6, S. 214.
- ↑ Keltus: Keltisches Baumhoroskop Eberesche. Abgerufen am 9. März 2020.