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„Ortsoperator“ – Versionsunterschied

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Der '''Ortsoperator''' ist das mathematische Objekt, das in der [[Quantenmechanik]] die Messung der Position eines Teilchens beschreibt.
Der '''Ortsoperator''' gehört in der [[Quantenmechanik]] zur Ortsmessung von [[Teilchen]].


Der physikalische [[Quantenmechanischer Zustand|Zustand]] <math>\Psi</math> eines Teilchens ist in der Quantenmechanik mathematisch gegeben durch den zugehörigen Vektor eines [[Hilbertraum]]es&nbsp;'''H'''. Dieser Zustand wird folglich in der [[Bra-Ket-Notation]] durch den [[Vektor]] <math>|\Psi \rangle</math> beschrieben. Die [[Observable]]n werden durch [[selbstadjungiert]]e [[Operator (Mathematik)|Operator]]en auf&nbsp;'''H''' dargestellt.
== Defintion ==
Einem physikalischen System (''Teilchen'') wird je nach Präparation ein [[Zustand (Quantenmechanik)|Zustandsvektor]] &Psi; zugewiesen. Solch ein Zustandsvektor ist Element eines [[Hilbertraum]]es '''H''' und die [[Observable]]n werden durch [[selbstadjungiert]]e lineare [[Operator]]en auf diesem Raum dargestellt. Speziell ist der '''Ortsoperator''' die Zusammenfassung der drei Observablen <math>\hat{\mathbf{x}}=(\hat{x}_1,\hat{x}_2,\hat{x}_3)</math>, so dass der Wert


<math>E(\hat{x}_i)=\langle \Psi|\hat{x}_i \Psi\rangle</math>
Speziell ist der Ortsoperator die Zusammenfassung der drei Observablen <math>\hat{\mathbf{x}} = (\hat{x}_1,\hat{x}_2,\hat{x}_3)</math>, so dass


:<math>E(\hat{x}_j) = {\langle \hat{x}_j\,\Psi,\Psi \rangle}_\mathrm{H} \ ,\quad j = 1,2,3</math>
den Mittelwert ([[Erwartungswert]]) der Messergebnisse bei Messung der i-ten Koordinate der Position des Teilchens im Raum beschreibt.


der Mittelwert ([[Erwartungswert]]) der Messergebnisse der j-ten Ortskoordinate des Teilchens im Zustand <math>\Psi</math> ist.


== Definition und Eigenschaften ==
== Ortsdarstellung ==
* Die drei Ortsoperatoren sind selbstadjungierte Operatoren <math>\hat{x}_j</math>, die mit den ebenfalls selbstadjungierten [[Impulsoperator]]en <math>\hat{p}_k</math> die folgenden [[kanonische Vertauschungsrelationen|kanonischen Vertauschungsrelationen]] erfüllen:


::<math> [\hat{x}_j,\hat{p}_k]=\mathrm i\,\hbar\,\delta_{jk}\ ,\quad
In der so genannten [[Ortsdarstellung]] ist der Hilbertraum '''H''' der Raum der quadratintegrablen Funktionen über dem Ortsraum. Ein Zustandsvektor &Psi; wird in diesem Fall durch die [[Wellenfunktion]] ''&psi;('''x''')'' beschrieben. Die Operatoren <math>\hat{\mathbf{x}}=(\hat{x}_1,\hat{x}_2,\hat{x}_3)</math>, die die obige Gleichung erfüllen sind in diesem Fall einfach die [[Multiplikationsoperator]]en mit den Koordinatenfunktionen. D.h. die abstrakte Anwendung des Ortsoperators <math> \hat{x}_i \Psi</math> wird konkret durch die Multiplikation der Wellenfunktion mit den Koordinatenfunktionen <math> x_i \psi(\mathbf{x})</math> ausgedrückt.
[\hat{x}_j,\hat{x}_k]= 0 = [\hat{p}_j,\hat{p}_k]\ ,\quad j,k\in \{1,2,3\}</math>


* Daraus folgt, dass die drei Ortskoordinaten gemeinsam messbar sind und dass ihr [[Spektrum (Operatortheorie)|Spektrum]] (Bereich der möglichen ''Messwerte'') aus dem gesamten Raum <math>\mathbb{R}^3</math> besteht. Die möglichen Orte sind also nicht quantisiert, sondern [[Spektrum (Physik)|kontinuierlich]].
Der Erwartungswert berechnet sich dann durch:


=== Ortsdarstellung ===
<math>E(\hat{x}_i)=\iiint \overline{\psi(\mathbf{x})}x_i \psi(\mathbf{x})\, d^3 x.</math>
Die Ortsdarstellung ist durch die Spektraldarstellung des Ortsoperators definiert. Der Hilbertraum <math>H = L^2(\R^3;\Complex)</math> ist der Raum der [[quadratintegrierbar]]en [[komplexe Funktion|komplexen Funktionen]] des Ortsraums <math>\R^3</math>, jeder Zustand <math>\Psi</math> ist durch eine Orts[[wellenfunktion]] <math>\psi(\mathbf{x})</math> gegeben.


Die Ortsoperatoren <math>\hat{\mathbf{x}} = (\hat{x}_1,\hat{x}_2,\hat{x}_3)</math> sind die ''Multiplikationsoperatoren'' mit den Koordinatenfunktionen, d.&nbsp;h. der Ortsoperator <math>\hat{x}_j</math> wirkt auf Ortswellenfunktionen <math>\psi(\mathbf{x})</math> durch die Multiplikation der Wellenfunktion mit der Koordinatenfunktion <math>x_j</math>
== Eigenschaften ==
Wir beschränken uns hier auf den eindimensionalen Fall.<br>
<ul>
<li>Der Ortsoperator ist ein selbstadjungierter Operator, dessen [[Spektrum]] (Bereich der möglichen ''Messwerte'') die gesamte reelle Achse umfasst.
<li>Das Spektrum ist also rein kontinuierlich und nicht entartet.
<li>Hat das System keine anderen [[Freiheitsgrad]]e (zusätzliche Dimensionen im Ortsraum oder innere Freiheitsgrade, d.h. [[Spin]]), so ist jeder andere Operator, der mit dem Ortsoperator vertauscht eine Funktion des Ortsoperators:


<math> [A,\hat{x}]=0 \iff A=f(\hat{x}).</math>
::<math>(\hat{x}_j \, \psi)(\mathbf{x})= x_j \cdot \psi(\mathbf{x})</math>
<li>Insbesondere gilt für den [[Impulsoperator]] die [[kanonische Vertauschungsrelationen|kanonische Vertauschungsrelation]]


Dieser Operator <math>\hat{x}_j</math> ist als [[Selbstadjungierter Operator#Multiplikationsoperator|Multiplikationsoperator]]
<math> [\hat{p},\hat{x}]= \frac{\hbar}{i} \mathbf{1}.</math>
ein [[dicht definierter Operator]] und [[Abgeschlossener Operator|abgeschlossen]].
<li> Die [[Ortsdarstellung]] ist durch die Spektraldarstellung des Ortsoperators definiert: es ist die Darstellung
Er ist auf dem Unterraum <math>D=\{\psi \in H \, | \, x\cdot\psi \in H \}</math> definiert, der in H dicht liegt.
<math> \mathbf{H} \to L^2(\mathbb{R})</math>, in der der Ortsoperator als [[Multiplikationsoperator]] mit den Koordinatenfunktionen <math>x_i</math> dargestellt wird. Um diese Darstellung allerdings eindeutig zu machen, muss eine lokale Phasenfunktion <math>\gamma(x)=e^{i\lambda(x)}</math> gewählt werden (hier besteht ein Zusammenhang mit der so genannten [[Eichinvarianz]], z.B. in der Elktrodynamik).
<li> In der so genannten ''[[Impulsdarstellung]]'' wird der Impulsoperator, der in Ortsdarstellung durch den Differentialoperator <math>\hat{p}=\frac{\hbar}{i}\frac{d}{dx}</math> dargestellt wird, multiplikativ. Der Ortsoperator hat dann die Darstellung <math>\hat{x}= i \hbar\frac{d}{dp}</math>.
</ul>


Der Erwartungswert ist


::<math>E(\hat{x}_j) = {\langle \hat{x}_j\,\Psi,\Psi \rangle}_{L^2} =
[[Kategorie:Quantenphysik]]
\int_{\R^3} x_j\,\psi(\mathbf{x})\,\overline{\psi(\mathbf{x})} \, \mathrm{d} x = \int_{\R^3} x_j \, |\psi(\mathbf{x})|^2 \mathrm{d} x</math>

Der [[Impulsoperator]] wirkt auf Ortswellenfunktionen (bei geeigneter Wahl der [[Welle #Phase|Phasen]]) als [[Differentialoperator]]:

::<math>\bigl(\hat{p}_k\psi \bigr)(\mathbf x)= -\mathrm i \, \hbar \, \frac{\partial}{\partial x_k} \psi (\mathbf x)</math>

==== Eigenfunktionen ====
Die [[Eigenfunktion]]en des Ortsoperators müssen die [[Eigenwertgleichung]]

::<math>(\hat{x} \, \psi_{\mathbf{x_0}})(\mathbf{x})= \mathbf{x_0} \cdot \psi_{\mathbf{x_0}}(\mathbf{x})</math>

erfüllen, wobei <math>\psi_{\mathbf{x_0}}(\mathbf{x}) </math> die Eigenfunktion des Ortsoperators zum Eigenwert <math>\mathbf{x_0}</math> darstellt.

Die Eigenfunktionen <math> \psi(\mathbf{x_0}) </math> zum Ortsoperator entsprechen [[Delta-Distribution]]en:
<math> \hat{\mathbf{x}} \delta(\mathbf{x} - \mathbf{x_0}) = \mathbf{x_0}\delta(\mathbf{x} - \mathbf{x_0}) </math>

mit der Identität:
<math> f(x)\delta(x -x_0) = f(x_0)\delta(x-x_0) </math>

=== Impulsdarstellung ===
In der Impulsdarstellung wirkt der Impulsoperator multiplikativ auf Impulswellenfunktionen <math>\tilde{\psi}(\mathbf{p})</math>

::<math>(\hat{p}_k \, \tilde{\psi})(\mathbf{p}) = p_k \cdot \tilde{\psi}(\mathbf{p})</math>

:und der Ortsoperator als Differentialoperator:

::<math>(\hat{x}_j \, \tilde{\psi})(\mathbf{p}) = \mathrm i \, \hbar \, \frac{\partial}{\partial p_j} \tilde{\psi}(\mathbf{p})</math>

== Literatur ==
{{Siehe auch|Quantenmechanik|Mathematische Formulierung der Quantenmechanik}}
* {{Literatur|Autor=Jochen Pade|Titel=Quantenmechanik zu Fuß 1|Verlag=Springer|Ort=Berlin, Heidelberg|Jahr=2012|Seiten=|DOI=10.1007/978-3-642-25227-3|ISBN=978-3-642-25226-6}}

[[Kategorie:Quantenmechanik]]
[[Kategorie:Quantenchemie]]

Aktuelle Version vom 4. April 2023, 11:51 Uhr

Der Ortsoperator gehört in der Quantenmechanik zur Ortsmessung von Teilchen.

Der physikalische Zustand eines Teilchens ist in der Quantenmechanik mathematisch gegeben durch den zugehörigen Vektor eines Hilbertraumes H. Dieser Zustand wird folglich in der Bra-Ket-Notation durch den Vektor beschrieben. Die Observablen werden durch selbstadjungierte Operatoren auf H dargestellt.

Speziell ist der Ortsoperator die Zusammenfassung der drei Observablen , so dass

der Mittelwert (Erwartungswert) der Messergebnisse der j-ten Ortskoordinate des Teilchens im Zustand ist.

Definition und Eigenschaften

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  • Daraus folgt, dass die drei Ortskoordinaten gemeinsam messbar sind und dass ihr Spektrum (Bereich der möglichen Messwerte) aus dem gesamten Raum besteht. Die möglichen Orte sind also nicht quantisiert, sondern kontinuierlich.

Ortsdarstellung

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Die Ortsdarstellung ist durch die Spektraldarstellung des Ortsoperators definiert. Der Hilbertraum ist der Raum der quadratintegrierbaren komplexen Funktionen des Ortsraums , jeder Zustand ist durch eine Ortswellenfunktion gegeben.

Die Ortsoperatoren sind die Multiplikationsoperatoren mit den Koordinatenfunktionen, d. h. der Ortsoperator wirkt auf Ortswellenfunktionen durch die Multiplikation der Wellenfunktion mit der Koordinatenfunktion

Dieser Operator ist als Multiplikationsoperator ein dicht definierter Operator und abgeschlossen. Er ist auf dem Unterraum definiert, der in H dicht liegt.

Der Erwartungswert ist

Der Impulsoperator wirkt auf Ortswellenfunktionen (bei geeigneter Wahl der Phasen) als Differentialoperator:

Eigenfunktionen

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Die Eigenfunktionen des Ortsoperators müssen die Eigenwertgleichung

erfüllen, wobei die Eigenfunktion des Ortsoperators zum Eigenwert darstellt.

Die Eigenfunktionen zum Ortsoperator entsprechen Delta-Distributionen:

mit der Identität:

Impulsdarstellung

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In der Impulsdarstellung wirkt der Impulsoperator multiplikativ auf Impulswellenfunktionen

und der Ortsoperator als Differentialoperator: