„Tötungsdelikt“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Map of world by intentional homicide rate.svg|mini|hochkant=1.6|Vorsätzliche Tötungsdelikte weltweit pro Jahr und 100.000 Einwohner |
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'''Mord''' ist die von der menschlichen Gemeinschaft besonders verurteilte, [[Gesetz|ungesetzliche]] und [[Vorsatz|vorsätzliche]] [[Tötungsdelikt|Tötung]] von [[Mensch]]en. |
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{{Farblegende|#c0c0ff|0–1}} |
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Gelegentlich wird auch die Tötung von Tieren als Mord bezeichnet. Im allgemeinen Sprachgebrauch kommt es vor, dass die Tötung eines Menschen als Mord bezeichnet wird, obwohl es sich im strafrechtlichen Sinne noch nicht um Mord handelt, sondern z. B. um [[Totschlag]] oder um ein [[Fahrlässigkeit|fahrlässiges]] Tötungsdelikt. Darin drückt sich häufig weniger Unkenntnis als besondere Verachtung aus. |
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{{Farblegende|#8080ff|1–2}} |
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{{Farblegende|#5a5aff|2–5}} |
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{{Farblegende|#0000c0|5–10}} |
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{{Farblegende|#000080|10–20}} |
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{{Farblegende|#00005c|>20}}]] |
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Ein '''Tötungsdelikt''' ist im [[Strafrecht]] ein Tatbestand, der eine Tat gegen das Leben eines Menschen unter Strafe stellt. Die Tatbestandsbildung für die verschiedenen Tötungsdelikte unterscheidet sich von [[Rechtsordnung]] zu Rechtsordnung, insbesondere gibt es in vielen Rechtsauffassungen Tötungsdelikte, die ''kein'' [[Mord]] sind (versehentliche oder fahrlässige '''Handlung mit Todesfolge''', nach manchen Rechtsordnungen auch vorsätzliche [[Tod|Tötungen]], bei denen der Tatbestand des Mordes nicht erfüllt ist). Eine global geltende Definition gibt es nicht. |
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==Begriff== |
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Die Tötung [[Ungeborenes|Ungeborener]] wird in diesem Artikel nicht zu den Tötungsdelikten gezählt, sondern im Artikel [[Schwangerschaftsabbruch]] beschrieben. |
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Die Bezeichnung Mord ist aus dem [[Indogermanische Sprachen|Indogermanisch]]en *mer- entstanden (diese Wortform ist extrapoliert, da das Indogermanische nicht überliefert ist). Der deutsche Begriff ''Mord'' ist daher kein [[Lehnwort]] des lateinischen mors (''Tod''), sondern weist zu diesem gemeinsame Ursprünge auf. |
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Auch der griechische Begriff βροτος (sterblich) zeigt durch die [[Lautverschiebung]] Bezüge zum Ursprung auf. |
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Altgermanisch ist bereits die Tötungshandlung als ''murdan'' überliefert. Das gotische "maurþr" ist daher Ursprung sowohl des deutschen Wortes "Mord" als auch des englischen ''murder'' (hier ist aus dem altenglischen die sprachlich eng zum gotischen zu zählende Form ''morther'' überliefert). |
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Der Begriff des "Mordes" in seiner heutigen Schreibweise taucht 1224 in der [[Treuga Henrici]] auf. |
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== Rechtskreise == |
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Gemeinsamkeiten finden sich in [[Rechtskreis]]en: |
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=== Deutscher Rechtskreis === |
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Alle Staaten, Gesellschaften und Religionen verurteilen die Tötung von Menschen im allgemeinen Fall, unterscheiden jedoch nach den Umständen und machen Ausnahmen. Die [[Qualifikation|Qualifizierung]] einer Tötungstat an einem Menschen als Mord ist mit einer starken Ausgrenzung des Täters / der Täter aus der jeweiligen Gemeinschaft verbunden und deshalb oft Gegenstand heftiger emotionaler Auseinandersetzungen. (Vgl. [[Kriminalsoziologie]].) |
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In den hier aufgeführten [[Rechtsordnung]]en der Staaten des [[Rechtskreis#Deutscher Rechtskreis|deutschen Rechtskreises]] gehören die prominentesten [[Tatbestand|Tatbestände]] der ''Tötungsdelikte'' jeweils zu einem System von [[Grundtatbestand]], [[Privilegierung]](en) mit geringerer angedrohter [[Strafe]] und meist auch noch [[Qualifikation (Strafrecht)|Qualifikation]] mit höherer Strafandrohung. Ob eine konkrete [[Delikt|Straftat]] beispielsweise als Mord oder als Totschlag zu bezeichnen ist, richtet sich nach der jeweiligen Rechtsordnung. |
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* ''Deutschland: '' [[Totschlag (Deutschland)|Totschlag]] (Grundtatbestand), [[Mord (Deutschland)|Mord]] (Qualifikation), [[Tötung auf Verlangen]] (Privilegierung). |
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Mord ist ein relativ seltenes Delikt. Im Jahr 2002 wurden in Deutschland (ohne die neuen Bundesländer) 221 Personen wegen Mordes oder versuchten Mordes verurteilt. |
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:{{Siehe auch|Tötungsdelikt (Deutschland)}} |
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* ''Österreich: '' [[Mord (Österreich)|Mord]] (Grundtatbestand, es besteht keine Qualifikation), [[Totschlag (Österreich)|Totschlag]] (Privilegierung); [[Tötung auf Verlangen#Abgrenzung|Tötung auf Verlangen]], [[Mitwirkung am Selbstmord]], [[Kindstötung#Österreich|Tötung eines Kindes bei der Geburt]], [[Fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen]] (Qualifizierungen der Tötung); Oberbegriff: [[Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben]] (ohne spezielle Eingrenzung auf Handlungen mit Todesfolge, insb. {{§|75|StGB|RIS-B|DokNr=NOR12029618|text=§§ 75–81}} [[Strafgesetzbuch (Österreich)|StGB]]) |
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* ''Schweiz: '' [[Vorsätzliche Tötung (Schweiz)|Vorsätzliche Tötung]] (Grundtatbestand), [[Mord (Schweiz)|Mord]] (Qualifikation), [[Totschlag (Schweiz)|Totschlag]] (Privilegierung). |
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In den Rechtsordnungen des deutschen Rechtskreises finden sich insbesondere auch viele Delikte, die zwar die Tötung eines Menschen unter Strafe stellen, aber keinen Vorsatz (vergleiche [[Vorsatz (Deutschland)]]) in Bezug auf die Herbeiführung des Todes erfordern. In allen drei Rechtsordnungen gibt es jeweils ein Delikt namens [[Fahrlässige Tötung]]. Weitere dieser fahrlässigen Tötungsdelikte (im weiteren Sinne also einschließlich [[Erfolgsqualifikation]]en) sind beispielsweise in Deutschland die [[Körperverletzung (Deutschland)#Körperverletzung mit Todesfolge|Körperverletzung mit Todesfolge]] und in Österreich die [[Körperverletzung (Österreich)#Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, § 86 StGB|Körperverletzung mit tödlichem Ausgang]]. Eine Übersicht der zahlreichen Tötungsdelikte allein für das Rechtssystem Deutschlands findet sich unter [[Tötungsdelikt (Deutschland)]]. |
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==Recht== |
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Alle fahrlässigen Tötungsdelikte werden auch im landläufigen bzw. [[Umgangssprache|umgangssprachlichen]] Sinne ''nicht'' als Mord bezeichnet. |
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=== rechtshistorische Betrachtung === |
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=== Common law === |
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Die rechtshistorische Entwicklung knüpft an die archaischen Überlieferungen aus dem [[Codex Hammurapi]] und an die [[Bibel]] an. Gemeinsames Prinzip ist dabei das oder die [[Talion]]. Der Tod wird mit dem Tod des Täters bestraft. Ein Rückgriff auf [[Vorsatz]]regeln wird noch nicht vorgenommen. Der Übergang vom Sippen- zum gesellschaftlichen Begriff des Mordes wird eindrucksvoll an der '''Lex Numae 16''' ersichtlich: Wer einen freien Menschen tötet, soll wie ein Verwandtenmörder bestraft werden. (um 600 v. Chr.) |
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In [[England]] und [[Wales]] sowie [[Nordirland]] wird zwischen [[Mord (England und Wales)|murder]], [[voluntary manslaughter (England und Wales)|voluntary manslaughter]] und [[involuntary manslaughter (England und Wales)|involuntary manslaughter]] unterschieden (im schottischen Recht ''homicide'' anstelle ''manslaughter''). |
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In den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] werden [[Mord (Vereinigte Staaten)|Tötungsdelikte]] in ''First degree murder'' und ''Second degree murder'' unterschieden.<ref>Bundesrecht: [https://www.law.cornell.edu/uscode/text/18/1111 18 USC § 1111(a)]</ref> ''Third degree murder'' gibt es nur in wenigen Bundesstaaten, in denen die Straftat ''murder'' nicht in zwei, sondern in drei Stufen eingeteilt wird.<ref>Garner: ''[[Black’s Law Dictionary]].'' S. 1177.</ref> |
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In der spätrepublikanischen Zeit Roms (100 v. Chr.) zeigt die [[sulla]]nische Gesetzgebung erste Stufungen eines moralischen Tötungstatbestandes, nämlich des Giftmordes (''veneficium'') und des Gewaltmordes (''sicarium''). Später in der Regentschaft des Kaisers Hadrian werden subjektive Merkmale wie der Vorbedacht (''propositum'') und der Affekt (''impetus'') ausschlaggebend. Diese annähernd 2000 Jahre alte Entwicklung wird heute noch im Schrifttum nachgezeichnet. |
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== Rechtsgeschichte == |
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Die germanische Rechtslehre entwickelte die [[Dichotomie]] von Mord und [[Totschlag]]. Der Mord als Begriff bezeichnete generell zunächst die Tötung eines Anderen. Bis ins 12. Jahrhundert hinein wurde von den Tätern nur ein gestuftes "Wergeld" (lat. ''vir'' Mann) abverlangt oder aber der Täter wurde zum sog. "[[Werwolf]]", also einem geächteten, friedlosen und nicht mehr an die Sippe gebundenen Menschen, der von jedermann erschlagen werden durfte. Diese todesstrafenähnliche Sanktion war jedoch - aus heutiger Sicht paradoxerweise - eher den Eigentumsdelikten vorbehalten. |
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=== Antike === |
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[[Datei:Ghent Altarpiece A - Cain - Abel - murder.jpg|mini|Die Ermordung [[Abel (Bibel)|Abels]] durch [[Kain]] auf einem Gemälde von [[Jan van Eyck]]]] |
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Im Hochmittelalter galt der Mord als verheimlichte Tötung, wobei der Täter die Leiche zwecks Verdeckung der Tat versteckte. Dieses Merkmal findet sich noch heute im Mordtatbestand des Strafgesetzbuches wieder. |
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Die rechtshistorische Entwicklung knüpft an die archaischen Überlieferungen aus dem [[Codex Hammurapi]] und an die [[Bibel]] an. Gemeinsames Prinzip ist dabei die [[Talion]]. Der Tod des Opfers wird mit dem Tod des Täters vergolten. Der Übergang vom Sippenrecht zum gesellschaftlichen Begriff eines Tötungsdeliktes wird eindrucksvoll an der ''Lex [[Numa Pompilius|Numae]] 16'' ersichtlich: Wer einen freien Menschen tötet, soll wie ein Verwandtenmörder bestraft werden (um 600 v. Chr.). In der Bibel wird jedoch schon in Buch [[2. Buch Mose|Exodus]] zwischen absichtlicher und versehentlicher Tötung unterschieden. In den verschiedenen Übersetzungen findet sich diese Stelle beispielsweise unter Überschriften wie „Mord und Totschlag“ {{Bibel|Ex|21|12–27}}, „Vergehen gegen Leib und Leben“ {{Bibel|Ex|21|12–27|LUT}} oder „Bestimmungen über Totschlag und Körperverletzung“ ({{B|Ex|21|12–27|SLT}}; das in {{B|Num|35|16–18}} gebrauchte hebräische Wort {{he|רֹצֵ֣חַ‎}} „Mörder“<ref>[https://www.chabad.org/library/bible_cdo/aid/9963 Bamidbar - Numbers - Chapter 35]</ref> entspricht [[s:he:חוק העונשין#פרק י סימן א|Art. 300 StGB-IL]] [[wikt:en:רצח|{{he|רֶצַח‎}}]] „Mord“). Zum Schutz des Täters, der nicht mit Absicht oder Hinterlist handelte, vor [[Blutrache]] wird zudem die Errichtung von [[Asylstadt|Zufluchtsstädten]] angeordnet ({{B|Ex|21|13–14|HFA}}, {{B|Ex|21|13–14|GNB}}). |
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Mit dem ausgehenden Mittelalter wurde die römische Lehre wieder rezipiert, sodass "Mord" schließlich in der karolingischen Halsgerichtsordnung (''Codex Carolina Criminalis'' [Art. 134, 137 CCC]) als '''Tötung mit Vorbedacht''' erschien. Der dort erwähnte "fursetz" war nicht der [[Vorsatz]], sondern der Vorbedacht. |
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In der [[Vorklassisches Recht|spätrepublikanischen]] Zeit Roms (100 v. Chr.) zeigen die ''[[Leges Corneliae]]'' von [[Sulla]] erste Stufungen eines moralischen Tötungstatbestandes, nämlich des Giftmordes (''veneficium'') und des Gewaltmordes (''sicarium''). Im [[Klassik (Jurisprudenz)|klassischen Recht]] – während der Regentschaft des Kaisers [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] – werden subjektive Merkmale wie der Vorbedacht (''propositum'') und der Affekt (''impetus'') ausschlaggebend. Diese annähernd 2000 Jahre alte Entwicklung wurde in Deutschland auch noch bei Schaffung des [[Reichsstrafgesetzbuch]]es 1871 verwendet und wird heute noch im Schrifttum nachgezeichnet. |
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Diese Regelung setzte sich über das preußische Allgemeine Landrecht hinweg in das Strafgesetzbuch des Norddeutschen Bundes ("Thötung durch Überlegung") fort. Erst 1941 wurde diese Regelung durch das nationalsozialistische Regime mit der heutigen Tatbestandsregelung (ursprünglich eine Schweizer Entwicklung unter Carl Stooß) geändert. Zahlreiche Stimmen der rechtswissenschaftlichen Literatur fordern inzwischen die Rückkehr zum alten Tatbestand der "Tötung mit Vorbedacht". |
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=== Germanisches Recht === |
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1969 beschloss die Große Koalition im [[Deutscher Bundestag|Deutschen Bundestag]] eine Gesetzesänderung, nach der Völkermord gar nicht und Mord nach 30 Jahren verjährt. Seit 1979 wurde die Verjährungsfrist für Mord gänzlich abgeschafft. Anlass war jeweils die drohende Verjährung von Taten, die während des Dritten Reichs begangen worden waren. |
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Das germanische Recht kannte noch keine ausgefeilte Differenzierung zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit, sondern basierte auf der [[Erfolgshaftung]]: „Die Tat tötet den Mann“. Ein Bewusstsein für die Unterscheidung zwischen böser Absicht und bloßem Versehen bestand jedoch sehr wohl. Man traf diese Unterscheidung jedoch nicht nach den mutmaßlichen inneren Motiven des Täters, sondern nach charakteristischen äußeren Merkmalen. Als äußere Merkmale des Mordes sah man an, dass der Täter versuchte, die Tat zu verheimlichen, etwa indem er den Leichnam beiseitezuschaffen suchte. Der heutigen Kategorie ''Fahrlässigkeit'' entsprechen die Fälle von ''[[Ungefährwerk]].'' ''Ungefährwerk'' legte man zugrunde, wenn nach den typischen äußeren Gegebenheiten der Tötungssituation böse Absicht nicht zugrunde gelegt werden konnten, etwa Unfälle beim Baumfällen oder Jagen. Bis ins 12. Jahrhundert hinein wurde den Tätern, die sonst Opfer der Blutrache geworden wären, ein gestuftes „[[Wergeld]]“ (althochdeutsch ''wer'' „Mann, Mensch“; lateinisch ''vir'' „Mann“) abverlangt. Dazu musste der Täter durch einen Reinigungseid sich vom Vorwurf der bösen Absicht frei machen. Teilweise setzte man die Fälle eines Ungefährwerkes auch den Notwehrfällen gleich.<ref name="hadekr5middendorf">{{Literatur |Autor=Wolf Middendorf |Hrsg=Alexander Elster [Begründer], [[Rudolf Sieverts]] |Titel=Fahrlässige Tötungsdelikte |Sammelwerk=Handwörterbuch der Kriminologie |Band=Band V |Auflage=2. |Verlag=de Gruyter |Ort=Berlin / New York |Datum=1995 |Seiten=89–103}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=[[Eberhard Schmidt (Rechtswissenschaftler)|Eberhard Schmidt]] |Titel=Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege |Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht |Datum=1995 |Seiten=31–33 |Online={{Google Buch |BuchID=nZje1dF33-4C}}}}</ref> |
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=== Islamisches Recht === |
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Der Koran sieht für die absichtliche Tötung Wiedervergeltung ([[Qisās]]) vor, wobei Verzeihung möglich ist (Suren 2:178<ref>[http://corpus.quran.com/wordbyword.jsp?chapter=2&verse=178 Sure 2:178]</ref> und 5:45<ref>[http://corpus.quran.com/wordbyword.jsp?chapter=5&verse=45 Sure 5:45]</ref>), für die unabsichtliche Tötung Blutgeld ([[Diya (Islam)|Diya]], Sure 4:92<ref>[http://corpus.quran.com/wordbyword.jsp?chapter=4&verse=92 Sure 4:92]</ref>). Davon ausgehend, hat die islamische Rechtswissenschaft ([[Fiqh]]) Regeln hervorgebracht, die heute von [[Scharia#Scharia in der Gegenwart|Scharia]]-treuen Staaten wie dem [[Sunniten|sunnitischen]] [[Pakistan]]<ref>[http://www.pakistani.org/pakistan/legislation/1860/actXLVof1860.html Pakistan Penal Code (Act XLV of 1860)] in der Fassung durch [http://www.na.gov.pk/uploads/documents/1324604341_299.pdf Act No. II of 1997] (PDF; 1,7 MB): S. 300 {{ur|قتل عمد‎|Qatl-i-amd}} (absichtliche Tötung), S. 315 {{ur|قتل شبه عمد‎|Qatl shibh-i-amd}} (quasi-absichtliche Tötung), S. 318 {{ur|قتل خطا‎|Qatl-i-khata}} (irrtümliche Tötung), S. 321 {{ur|قتل بالسبب‎|Qatl-bis-sabab}} (Tötung infolge indirekter Ursache)</ref> oder dem [[Schia|schiitischen]] [[Iran]]<ref>Islamisches Strafgesetzbuch ({{Webarchiv|url=http://rc.majlis.ir/fa/law/show/845048 |wayback=20180815105408 |text={{fa|قانون مجازات اسلامی}} |archiv-bot=2023-01-24 19:41:07 InternetArchiveBot }}) von 2013, Buch 3 (''Qisās'', Art. 217–447) und Buch 4 (''Diyāt'', Art. 448–727)</ref> in Gesetze überführt werden. |
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=== Mittelalter und frühe Neuzeit === |
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§ 211 des [[Strafgesetzbuch]]es (StGB) der Bundesrepublik Deutschland lautet: |
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{{Belege fehlen}} |
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:''(1) Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.'' |
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{{Deutschsprachig}} |
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:''(2) Mörder ist, wer'' |
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Im Hochmittelalter galt der Mord als verheimlichte Tötung, wobei der Täter die Leiche zwecks Verdeckung der Tat versteckte. |
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::''aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder sonst aus niedrigen Beweggründen,'' |
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::''heimtückisch oder grausam oder mit gemeingefährlichen Mitteln oder'' |
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::''um eine andere Straftat zu ermöglichen oder zu verdecken,'' |
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:''einen Menschen tötet.'' |
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Mit dem ausgehenden Mittelalter wurde die römische Lehre wieder rezipiert, sodass Mord schließlich in der [[Constitutio Criminalis Carolina|Halsgerichtsordnung]] Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karls V.]] (''Constitutio Criminalis Carolina'' [Art. 134, 137 CCC]) als ''Tötung mit Vorbedacht'' erschien. Der dort erwähnte „fursetz“ war nicht der Vorsatz, sondern der Vorbedacht. |
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Im deutschen Recht unterscheidet sich der Mord vom [[Totschlag]] (§ 212 StGB) dadurch, dass mindestens eines der in § 211 StGB genannten Mordmerkmale im Rahmen der Tötung verwirklicht wird. Unterschieden werden drei "Gruppen" (zwei täterbezogene und eine tatbezogene) der Mordmerkmale: |
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Diese Regelung setzte sich über das [[Allgemeines Landrecht|Preußische Allgemeine Landrecht]] hinweg in das Strafgesetzbuch des Norddeutschen Bundes („Thötung durch Überlegung“) fort. Im [[Reichsstrafgesetzbuch]] lautete der § 211 dann: „Wer vorsätzlich einen Menschen tödtet, wird, wenn er die Tödtung mit Überlegung ausgeführt hat, wegen Mordes mit dem Tode bestraft.“ (Im Gegensatz dazu lautete die Bestimmung in § 212 für Totschlag: „Wer vorsätzlich einen Menschen tödtet, wird, wenn er die Tödtung nicht mit Überlegung ausgeführt hat, wegen Todtschlages mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft.“) Mord zielte auf die Überlegung, Totschlag wurde als Affekttat gesehen. |
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* '''Gruppe 1: Besonders verwerfliche Gesinnung''' (täterbezogen) |
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Erst 1941 wurde diese Regelung durch das [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|nationalsozialistische Regime]] mit der heutigen Tatbestandsregelung ersetzt. Die Fassung des § 211 Abs. 2 StGB entspricht weitgehend dem Vorentwurf für ein [[Strafgesetzbuch (Schweiz)|Schweizer StGB]] von 1896.<ref>[https://www.rwi.uzh.ch/de/lehreforschung/alphabetisch/thommen/materialien.html Materialien Schweizerisches Strafgesetzbuch]: Art. 52 Abs. 2 [https://www.rwi.uzh.ch/dam/jcr:00000000-1d98-62cb-0000-000010599760/12_Vorentwurf_zum_STGB_1896_neu.pdf VE 1896] (PDF)</ref> |
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== Rechtsvergleichende Analyse == |
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Der Täter handelt aus Mordlust, zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, aus Habgier oder aus einem anderen niedrigen Beweggrund heraus. |
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=== Bezeichnungen === |
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Rein sprachlich lassen sich vier Arten der Bezeichnungsbildung für Tötungsdelikte unterscheiden: |
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<!-- automatische Nummerierung funktioniert hier nicht --> |
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:1. ergebnisbezogen: Ableitung (allein) von einer Wurzel mit der Bedeutung ‚''tot/Tod/sterben''‘ |
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:* [[Deutsche Sprache|deutsch]] ''Töt''ung (zu [[Indogermanische Ursprache|idg.]] [[Sternchen (Schriftzeichen)#Sprachwissenschaft|*]][[wikt:die#Verb|dheu-]]) |
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:* deutsch ''Mord'', [[Englische Sprache|englisch]] ''murder'', [[Niederländische Sprache|niederländisch]] ''moord'', [[Schwedische Sprache|schwedisch]] ''mord''; [[Französische Sprache|französisch]] ''meurtre''; [[Tschechische Sprache|tschechisch]] ''usmrcení'', [[Kroatische Sprache|kroatisch]] ''usmrćenje'' (zu [[Indogermanische Ursprache|indogermanisch]] [[Sternchen (Schriftzeichen)#Sprachwissenschaft|*]][[wikt:en:Reconstruction:Proto-Indo-European/mer-|mer[ə]-]]) |
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:* [[Türkische Sprache|türkisch]] ''öldürme'' |
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:2. handlungsbezogen: Ableitung von einer eigenständigen Wurzel mit der Bedeutung ‚''erschlagen/töten''‘ |
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:* deutsch Tot''schlag'', englisch man''slaughter'', niederländisch dood''slag'' (zu indogermanisch *[[wikt:en:Reconstruction:Proto-Germanic/slahaną|slak-]]) |
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:* [[Isländische Sprache|isländisch]] mann''dráp'', [[Dänische Sprache|dänisch]] mand''drab'', schwedisch ''dråp'' (zu [[Urgermanische Sprache|urgermanisch]] *[[wikt:en:Reconstruction:Proto-Germanic/drepaną|drepan]]) |
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:* [[latein]]isch homi/infanti/parri''cidium'', englisch/französisch ''homicide'', [[Spanische Sprache|spanisch]] ''homicidio'', [[Italienische Sprache|italienisch]] ''omicidio'' (zu lateinisch [[wikt:caedere|caedere]]) |
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:* [[Russische Sprache|russisch]] {{lang|ru|убийство|ubistwo}}, tschechisch ''zabití'' (neben ''[[wikt:en:Reconstruction:Proto-Slavic/vorgъ|vražda]]''), kroatisch ''ubojstvo'' (zu indogermanisch *[https://indo-european.info/pokorny-etymological-dictionary/bhei_%C9%99_-_bh%C4%AB.htm bhei[ə]-, *bhī-]) |
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:* [[Arabische Sprache|arabisch]] {{ar|قتل‎|qatl}} |
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:* [[hochchinesisch]] {{lang|zh|杀人|shārén}}, [[Japanische Sprache|japanisch]] {{lang|ja|殺人|satsujin}}, [[Koreanische Sprache|koreanisch]] {{lang|ko|살인|salin}}; [[Indonesische Sprache|indonesisch]] ''pembunuhan'' |
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:3. schuldformbezogen: englisch criminal ''negligence'' causing death<ref>{{Internetquelle |autor=Legislative Services Branch |url=https://laws-lois.justice.gc.ca/eng/acts/C-46/page-51.html |titel=Consolidated federal laws of Canada, Criminal Code |datum=2024-01-14 |abruf=2024-05-26}}</ref> |
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:4. fernerer Bezug: Ableitung vom Namen der mittelalterliche Sekte der [[Assassinen#Etymologisches|Assassinen]] |
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:* französisch ''assassinat'', spanisch ''asesinato'', italienisch ''assassinio'' (zu {{ar|الحشاشين‎|al-Ḥaššāšīn}} „Haschisch-Leute“) |
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=== Grundstrukturen vorsätzlicher Tötung === |
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** '''Mordlust''' |
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==== Gesetzgebungstechnik ==== |
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Alle großen Rechtsordnungen kennen einen Tatbestand der Struktur „wer einen anderen Menschen vorsätzlich tötet, wird […] bestraft“ mit den Elementen 1. Mensch 2. anderer und 3. vorsätzliche Tötung. In gleicher Weise besteht jedoch in allen Rechtsordnungen Konsens darüber, dass nicht alle Formen der vorsätzlichen Tötung in gleicher Weise strafenswert sind. Die Grundstruktur ist also in bestimmten Fällen abzuwandeln und unterschiedliche Fallkonstellationen unterschiedlich zu gewichten. Dabei können drei Grundtypen unterschieden werden:<ref name="eserkoch_494-507">{{Literatur |Autor=[[Albin Eser]], Hans-Georg Koch |Titel=Die vorsätzlichen Tötungstatbestände |Sammelwerk=[[Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft]] |Band=92 |Datum=1980 |Seiten=494–507 |Online=https://freidok.uni-freiburg.de/dnb/download/3838}}</ref> |
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# ''Einstufigkeit/Einheitstatbestand:'' Beim Einheitstatbestand wird weder eine besonders schwere noch eine besonders milde Form der vorsätzlichen Tötung im Tatbestand hervorgehoben. Dieses Modell ist etwa in Dänemark in Verwendung: Vorsätzliche Tötung ist nach [https://danskelove.dk/straffeloven/237 § 237 Straffeloven] mit 5 Jahren bis lebenslanger Freiheitsstrafe belegt. Um Rechtsunsicherheit trotz dieser großen Spanne zu vermeiden, besteht deshalb nur ein einziges Instanzgericht, das auf Tötungsdelikte spezialisiert ist.<ref name="heine1999" /> |
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# ''Zweistufigkeit:'' Beim zweistufigen Modell werden als besonders milde oder besonders schwer gewertete Formen der Tötung in einem eigenen Tatbestand abgeschichtet. Der zweistufige Typus ist dabei wiederum in zwei Arten denkbar: Als ''qualifikationsbezogener'' oder als ''privilegierungsbezogener:'' Qualifikationsbezogen ist die Ausgestaltung dann, wenn eine besonders schwere Form vom Grundtatbestand ausgenommen und in einen eigenen Tatbestand überführt wird und der Grundtatbestand die milden und mittleren Formen umfasst. Privilegierungsbezogen ist ein Modell, wenn es dem Grundtatbestand die mittleren und schwereren Formen zuweist und besonders milde Formen in einem eigenen Tatbestand erfasst (Beispiel: Österreich). |
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# ''Dreistufigkeit:'' Hier besteht für die Qualifikation, Grunddelikt und Privilegierung ein jeweils eigener Tatbestand, der jeweils die besonders schweren, die mittleren und die milderen Formen der Tötung umfasst (Beispiel: Schweiz). |
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Gesetzgebungstechnisch kann zur Qualifizierung oder Privilegierung eine [[generalklausel]]artige Wendung verwendet werden (Bsp.: „Tötung mit Überlegung“) oder die qualifizierenden/privilegierenden Merkmale an einer detaillierten kasuistischen Aufzählung festgemacht werden. Die Abwägung zwischen [[Rechtssicherheit]] und Elastizität der Norm, d. h. Einzelfallgerechtigkeit, entspringt dabei aus dem jeweiligen politischen Verständnis der Gewaltenteilung von [[Legislative]] und [[Judikative]].<ref name="eserkoch_494-507" /> |
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Allein die Tötung eines Menschen an sich ist Zweck der Tathandlung. Die Freude an der Vernichtung eines Menschenlebens bzw. der Wunsch, jemanden sterben zu sehen, treibt den Täter zum Mord. Mögliche Ursachen sind beispielsweise Langeweile, Neugier oder Angeberei. |
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Nicht jeder Abstufung muss eine eigene Bezeichnung zugewiesen werden. Umgekehrt sagt das einem Tatbestand zugewiesene Wort wenig über den Strafrahmen und die Schwere oder Milde der Tötungsform aus, sondern dient eher der plakativen Wirkung als einer juristischen Wertung. |
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** '''Befriedigung des Geschlechtstriebes''' |
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==== Mord ==== |
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Hier will sich der Täter durch die Ermordung eines Menschen sexuell befriedigen ("Lustmord"). Die Befriedigung erfolgt entweder direkt durch den Akt der Tötung oder im nachhinein an der Leiche. Ebenfalls erfüllt ist das Merkmal, wenn der Täter den Tod seines Opfers bei einer [[Vergewaltigung]] billigend in Kauf nimmt, d. h. Gewalt anwendet und sich darüber im Klaren ist, dass sein Opfer dadurch möglicherweise stirbt. |
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''Mord'' bezeichnet im germanischen Bereich meist die als „am schwersten gewertete Form“ der vorsätzlichen Tötung. Im technisch-juristischen Sinne kommen vier Verwendungsweisen vor:<ref name="eserkoch_494-507" /> |
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# für alle Qualifikationen, aber auch ''nur'' für diese (Beispiel: Schweiz {{Art.|112|StGB|ch}}), |
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# ''nur'' für Qualifikationen, aber nur einen Teil von diesen (Beispiel: Deutschland 1871, [[s:Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (1871)#§. 211.|§ 211]] Mord neben [[s:Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (1871)#§. 215.|§ 215]] Aszendententotschlag), |
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# für alle nichtprivilegierten Fälle bei privilegierungsbezogener Zweistufigkeit<ref name="heine1999" /> (Beispiele: Österreich {{§|75|StGB|RIS-B|DokNr=NOR12029618}}, Schweden [https://www.riksdagen.se/sv/dokument-lagar/dokument/svensk-forfattningssamling/brottsbalk-1962700_sfs-1962-700#K3 Kap. 3 § 1], England) |
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# beim Einheitsdelikt für alle vorsätzlichen Tötungen (Beispiel: [[ČSSR]] 1961 [https://www.zakonyprolidi.cz/cs/1961-140#cast2-hlava7 § 219] Vražda). |
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Sprachlich ist für die Bezeichnung ''Mord'' (siehe auch englisch ''murder,'' französisch ''meurtre'', deren Verwendung aber nicht mit dem deutschen ''Mord'' übereinstimmt) die [[Indogermanische Sprachfamilie|indogermanische]] Wurzel ''*mer-'' erschlossen worden. Sie steht für das Bedeutungsfeld „tot, leblos“. (Beispiele: [[latein]]isch ''mors – Tod, mortuus – tot'', [[Altgriechische Sprache|altgriechisch]] {{lang|grc|βροτός|brotós}} – ''sterblich'' [siehe [[Ambrosia]]], [[Tschechische Sprache|tschechisch]] ''smrt, úmrtí – Tod, mr’t – totes Fleisch, Brand, mrtvèti – erstarren, mrtviti – töten, mrtvola – Leiche'') Das deutsche Wort ''Mord'' ist also kein [[Lehnwort]] nach dem lateinischen ''mors'' („Tod“), sondern beide gehen auf die gemeinsame indogermanische Wurzel zurück. Für das Urgermanische wurde die Wurzel ''*murþa-'' rekonstruiert, die bereits im Zusammenhang mit der Tötungshandlung steht. Das [[Gotische Sprache|gotische]] ''maurþr'' ist sowohl mit dem deutschen Wort Mord als auch dem [[Englische Sprache|englischen]] ''murder'' verwandt. Der Begriff des „Mordes“ in seiner heutigen Schreibweise taucht 1224 in der [[Treuga Henrici]] auf. Von „Mord“ ist der veraltete Hilferuf „Mordio!“ abgeleitet (die Verlängerung durch das ''-io'' macht die [[Interjektion]] rufbar – vergleiche [[Feuerwehr #Geschichte|Feurio]]). Er ist heutzutage nur noch in der Redensart „[[Zeter und Mordio]] schreien“ geläufig. |
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** '''[[Habgier]]''' |
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Um inhaltlich für bestimmte Fälle der vorsätzlichen Tötung die Höchststrafe zu legitimieren, stand lange Zeit in zahlreichen Rechtskreisen das klassische ''Überlegungs''kriterium bereit. Die Unzulänglichkeit seiner Anwendung in Reinform hat in neuerer Zeit zur Entwicklung von ''Verwerflichkeits-'' und ''Gefährlichkeits''kriterien sowie Kombinationsmodellen geführt. Der Hauptkritikpunkt am Überlegungskriterium ist, dass {{" |confusion, ambiguity and uncertainty of the meaning and application of (malice) premediation and deliberation}}<ref>{{Literatur |Autor=[[James Fitzjames Stephen]] |Titel=Digest of Criminal Law 8 |Datum=1947 |Seiten=295ff.}}</ref> am Ende jeder Auslegung eines solchen Tatbestandsmerkmales stehen. Seine Verwendung wurde deshalb in zwei Richtungen modifiziert: Bei ersterer wird das Überlegungskriterium weitgehend zum bloßen Indiz herabgestuft; bei dieser Interpretation des Merkmals genügt „even a single second“<ref>Daughdrill v State, 113 Alabama 7, 21 So. 378 (1896).</ref> der Überlegung, zur Bestätigung der Höchststrafe müssen neben diesem Indiz jedoch weitere Merkmale hinzutreten. In der zweiten noch bestehenden Verwendung des Kriteriums tritt es in qualifizierter Form auf: So muss die Vorüberlegung sich auf eine bestimmte Zeitspanne erstrecken. Eine besonders interessante Anwendung des Merkmales bietet der portugiesische ''código penal:''<ref name="heine1999" /> |
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Darunter wird das rücksichtslose Streben nach Vermögensmehrung oder Besitzerhaltung um jeden Preis verstanden. Dem Täter geht es also darum, sein [[Vermögen]] durch die Tötung seines Opfers zu vermehren (z. B. eine Erbschaft oder Lebensversicherung zu kassieren) oder zu erhalten (z. B. einen bestimmten Betrag - Unterhalt, Schadenersatz - nicht zahlen zu müssen). |
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{{Zitat |
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** '''Sonstige niedrige Beweggründe''' |
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|Text=2 – É susceptível de revelar a especial censurabilidade ou perversidade a que se refere o número anterior, entre outras, a circunstância de o agente: […]<br /> |
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i) Agir […], com reflexão sobre os meios empregados ou ter persistido na intenção de matar por mais de vinte e quatro horas; |
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|Sprache=pt |
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|Autor=Código Penal |
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|Quelle=Art. 132 (Homicídio qualificado) N° 2 i) |
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|Übersetzung=2 – Die im vorstehenden Absatz genannte besondere Vorwerfbarkeit oder Perversität kann unter anderem aus dem Umstand entnommen werden, dass der Täter […]<br /> i) […] handelt, mit Überlegung hinsichtlich der verwendeten Tatmittel, oder dass er länger als 24 Stunden seine Tötungsabsicht aufrechterhält}} |
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Oftmals ist die schwerste Form der Tötung [[Verfolgungsverjährung|unverjährbar]]. |
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Die herrschende Meinung versteht unter diesem Begriff solche Motive, die sittlich auf niedrigster Ebene angesiedelt sind und nach allgemein anerkannten Wertmaßstäben besonders verwerflich oder gar verachtenswert sind. Darunter fallen z.B. Neid, Rassenhass und Rachsucht. So genannte normal-psychologische Verhaltensweisen wie zum Beispiel Wut und Eifersucht sind dann niedrige Beweggründe, wenn die Motive, auf die sie sich gründen, als niedrige Beweggründe einzustufen sind, also wenn z.B. Grund der Eifersucht eine erhebliche Eigensucht ist. |
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==== Totschlag ==== |
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* '''Gruppe 2: Besonders verwerfliche Begehungsweise''' (tatbezogen) |
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''Totschlag'' (englisch ''manslaughter'') ist in seiner Verwendung am wenigsten einheitlich und im allgemeinen Sprachgebrauch am wenigsten verbreitet. Im deutschen Recht wird das Wort etwa für vorsätzliche Tötungen verwendet, die weder Mord noch Tötung auf Verlangen sind, in der Schweiz dagegen für die privilegierten Fälle. Insgesamt lässt sich also festhalten: Wird das Wort verwendet, erfasst es zumindest auch die Privilegierungen.<ref name="eserkoch_494-507" /> |
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==== Vorsätzliche Tötung ==== |
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Die Tat selbst muss dieses Merkmal erfüllen, und zwar in dem sie entweder [[Heimtücke|heimtückisch]] oder grausam war oder mit gemeingefährlichen Mitteln durchgeführt wurde. |
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In Rechtsordnungen von Staaten wie zum Beispiel China, Korea, [[Geschichte des japanischen Rechts|Japan]], Dänemark, Polen, Russland und der Türkei ist die Bezeichnung ''Mord'' für eine Straftat ohne Verbreitung und Tradition; regelmäßig spricht man hier nur von der ''vorsätzlichen Tötung.''<ref name="heine1999">{{Literatur |Autor=[[Günter Heine (Jurist)|Günter Heine]] |Titel=Stand und Entwicklung der Mordtatbestände: National und international |Sammelwerk=Fühlende und denkende Kriminalwissenschaften: Ehrengabe für Anne-Eva Brauneck |Datum=1999 |Seiten=315–352}}</ref> Der Terminus ''vorsätzliche Tötung'' (englisch ''homicide,'' französisch ''homicide,'' spanisch ''homicidio'') kann in drei Varianten gebraucht werden: a) als umfassender nichtgesetzlicher Oberbegriff für alle vorsätzlichen Tötungsdelikte, b) als umfassender gesetzlicher Oberbegriff für alle vorsätzlichen Tötungsarten und c) für den Mittelbereich zwischen besonders schwerer und besonders milder Tötungsform (Beispiel: Schweiz).<ref name="eserkoch_494-507" /> |
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==== Typische Modelle ==== |
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** '''Heimtücke''' |
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Aus der Verbindung der möglichen inhaltlichen und sprachlichen Gestaltungsmöglichkeiten lassen sich insgesamt sechs Grundkonstellationen unterscheiden:<ref name="eserkoch_494-507" /> |
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# Der einstufige Tatbestand wird mit einem Wort bezeichnet (Beispiel: Dänemark), |
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# das zweistufige Modell wird verwendet, aber beide Formen mit demselben Wort bezeichnet, |
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# das zweistufige Modell wird verwendet und zwei verschiedene Wörter zur Bezeichnung gewählt (Beispiel: Österreich), |
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# das dreistufige Modell wird gewählt, aber alle Formen gleich genannt (Beispiele: [https://books.google.de/books?id=Ka78jMsqF54C&pg=PA284&dq="§+100+Vorsätzliche+Tötung" AE-BT 1970 § 100], Russland [http://www.consultant.ru/document/cons_doc_LAW_10699/2d94064c82661970ddd110a668994a9764cbe154/ Art. 105] ff.), |
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# im dreistufige Modell werden zwei Bezeichnungen verwendet und |
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# das dreistufige Modell wird verwendet und ihm eine entsprechende Begriffstrias zugeordnet (Beispiel: Schweiz). |
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=== Grundstrukturen nicht-vorsätzlicher Tötung === |
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Der Mörder nutzt die Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers bewusst zur Tötung aus. Arglos ist derjenige, der sich im Moment der Tat keines Angriffs bewusst ist. |
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==== Fahrlässige Tötung ==== |
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Grundfall der nicht-vorsätzlichen Tötung ist die fahrlässige Tötung (Deutschland § 222, Österreich § 80, Schweiz Art. 117). Fahrlässig handelt, wer die Folge seines Verhaltens aus pflichtwidriger Unvorsichtigkeit nicht bedenkt (unbewusste Fahrlässigkeit) oder darauf nicht Rücksicht nimmt (bewusste Fahrlässigkeit). Fahrlässigkeit setzt subjektive Vorhersehbarkeit und Vermeidbarkeit des missbilligten Erfolgs voraus (vergleiche Österreich {{§|6|StGB|RIS-B|DokNr=NOR40173602}}, Schweiz {{Art.|12|StGB|ch}} Abs. 3). |
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==== Schuldhafte Erfolgsqualifikation ==== |
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** '''Grausamkeit''' |
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Im deutschen und österreichischen Strafrecht gibt es Delikte, die hinsichtlich des Grundtatbestands (etwa Körperverletzung, Deutschland § 227, Österreich § 86) Vorsatz, hinsichtlich der Todesfolge aber nur Fahrlässigkeit erfordern (vergleiche Deutschland {{§|15|stgb|juris|text=§§ 15}}, {{§|18|stgb|juris|text=18}}, Österreich {{§|7|StGB|RIS-B|DokNr=NOR12029548}}). In der Schweiz wurden diese [[Erfolgsqualifikation|erfolgsqualifizierten Delikte]] 1985 abgeschafft, in Schweden bereits 1965.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Köhler |Titel=Beteiligung und Unterlassen beim erfolgsqualifizierten Delikt am Beispiel der Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 I StGB) |Verlag=Springer |Datum=2000 |Seiten=48 ff. |Online={{Google Buch |BuchID=P9IkBgAAQBAJ |Seite=48 |Hervorhebung="Die erfolgsqualifizierten Delikte im Rechtsvergleich"}}}}</ref> |
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==== Rein objektive Zurechnung ==== |
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Das Opfer ist körperlichen oder seelischen Qualen ausgesetzt, die über das "normale Maß" hinausgehen, wobei der Täter aus gefühlloser, unbarmherziger Gesinnung heraus handelt. Dies trifft beispielsweise zu, wenn der Sterbeakt des Opfers vom Täter verlängert oder anderweitig intensiviert wird (z.B. Tötung durch dauerhaften Nahrungs- bzw. Flüssigkeitsentzug). |
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Weitergehend kennen manche Rechtsordnungen eine rein objektive [[Erfolgshaftung]].<ref>{{Literatur |Autor=Lukas Staffler |Titel=Präterintentionalität und Zurechnungsdogmatik: zur Auslegung der Körperverletzung mit Todesfolge im Rechtsvergleich Deutschland und Italien |Verlag=Duncker & Humblot |Datum=2015 |ISBN=978-3-428-14637-6 |Online=https://books.google.com/books?id=atiLrgEACAAJ&newbks=0&hl=it |Abruf=2023-12-13}}</ref> Auch im deutschen Raum wurden früher bei verbotenem Handeln alle daraus entstehenden schädlichen Folgen zugerechnet (''dolus indirectus'' bzw. ''versari in re illicita''; [[Benedikt Carpzov der Jüngere|Carpzov]]).<ref>{{Literatur |Autor=[[Eberhard Schmidt (Rechtswissenschaftler)|Eberhard Schmidt]] |Titel=Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege |Verlag=Vandenhoeck & Ruprecht |Datum=1995 |Seiten=172 |Online={{Google Buch |BuchID=nZje1dF33-4C |Seite=172 |Hervorhebung="dolus indirectus" "versari in re illicita"}}}}</ref> Eine ähnliche Regelung des ''[[Common Law|common law]]'' wurde etwa in England<ref>[http://www.legislation.gov.uk/ukpga/Eliz2/5-6/11/section/1 Homicide Act 1957, S. 1.] Abolition of “constructive malice”</ref> und Kanada<ref>[https://www.canlii.org/en/ca/scc/doc/1990/1990canlii80/1990canlii80.html ''R. v. Martineau'', [1990] 2 SCR 633]</ref> beseitigt, ist aber in den USA als ''felony murder rule'' noch weit verbreitet.<ref>{{Internetquelle |autor=Kakha Tsikarishvili |url=https://jlaw.tsu.ge/index.php/JLaw/article/download/2400/2549/3068 |titel=Versari in re illicita... |werk=jlaw.tsu.ge |hrsg=University Georgia |datum=2017 |sprache=en |format=PDF |abruf=2023-12-13}}</ref> |
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=== Tabellarische Übersicht über einschlägige Paragraphen in DE/AT/CH === |
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** '''Gemeingefährliche Mittel''' |
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{| class="wikitable" |
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! Land !! Jahr !! Qualifikation !! ''Grundtatbestand'' !! Privilegierung !! Fahrlässige Tötung !! Erfolgsqualifikation !! Verfolgungs-<br />verjährung !! gerichtliche<br />Zuständigkeit |
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| {{DEU}} || 1941 || {{§|211|stgb|juris}} Mord || {{§|212|stgb|juris}} Totschlag || {{§|213|stgb|juris}} Minder schwerer Fall des Totschlags ([[Regelbeispiel|Regelbsp.]])<br />{{§|216|stgb|juris}} Tötung auf Verlangen || {{§|222|stgb|juris}} Fahrlässige Tötung || {{§|227|stgb|juris}}, u. a.<br />(vgl. {{§|74|gvg|juris}} [[Gerichtsverfassungsgesetz|GVG]]) || {{§|78|stgb|juris}} || {{§|74|gvg|juris|text=§ 74}}, {{§|28|gvg|juris|text=§ 28}} [[Gerichtsverfassungsgesetz|GVG]] |
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|- |
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| {{AUT}} || 1974<ref>Begründung: [https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XIII/I/I_00030/imfname_317766.pdf GP XIII RV 30] (PDF; 42 MB) S. 189 ff.</ref> || colspan="2" style="text-align:center"|{{§|75|StGB|RIS-B|DokNr=NOR12029618}} Mord || {{§|76|StGB|RIS-B|DokNr=NOR12029619}} Totschlag<br />{{§|77|StGB|RIS-B|DokNr=NOR12029620}} Tötung auf Verlangen<br />{{§|79|StGB|RIS-B|DokNr=NOR40173611}} Tötung eines Kindes bei der Geburt |
|||
| {{§|80|StGB|RIS-B|DokNr=NOR40173612}} Fahrlässige Tötung<br />{{§|81|StGB|RIS-B|DokNr=NOR40173613}} Grob fahrlässige Tötung |
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| {{§|86|StGB|RIS-B|DokNr=NOR40173617|text=§ 86}}, {{§|87|StGB|RIS-B|DokNr=NOR40173618|text=§ 87}}, u. a. || {{§|57|StGB|RIS-B|DokNr=NOR40166555}} || {{§|31|StPO|RIS-B|DokNr=NOR40173761}} [[Strafprozeßordnung 1975|StPO]] |
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| {{CHE}} || 1985<ref>[http://bundesblatt.weblaw.ch/?method=dump&bbl_id=12241&format=pdf BBl. 1985 II 1009] (PDF) 1020 ff.</ref> || {{Art.|112|StGB|ch}} Mord || {{Art.|111|StGB|ch}} Vorsätzliche Tötung || {{Art.|113|StGB|ch}} Totschlag<br />{{Art.|114|StGB|ch}} Tötung auf Verlangen<br />{{Art.|116|StGB|ch}} Kindestötung |
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| {{Art.|117|StGB|ch}} Fahrlässige Tötung || – || {{Art.|97|StGB|ch}} || {{Art.|19|StPO|ch}} [[Strafprozessordnung (Schweiz)|StPO]] |
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== Kriminologie == |
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Mittel sind dann gemeingefährlich, wenn der Täter sie im Einzelfall nicht sicher zu beherrschen vermag und sie geeignet sind, Leib und Leben mehrerer Menschen zu gefährden. Die Gefahr beschränkt sich also nicht nur auf eine Einzelperson, sondern wird auf die Allgemeinheit ausgeweitet. Beispiele sind u. a. der Einsatz von Sprengstoff, mehrere, unkontrollierte Schüsse aus einer Waffe oder Feuer in der Nähe einer Menschenmenge. |
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Durch die hervorgehobene Stellung des Mordes als Vernichtung eines Menschenlebens als verwerflichste Handlung ist in allen Strafrechtssystemen Europas auch die schwerste [[Strafandrohung]] vorgesehen. Selten einmal (z. B. Österreich) wird ein schwereres Strafmaß für den [[Völkermord]] vorgesehen. Da sämtliche Staaten Europas dem [[Europarat]] angehören (bis auf Russland und Belarus), ist die Todesstrafe in fast allen europäischen Ländern abgeschafft (6. und 13. Fakultativprotokoll zur [[Europäische Menschenrechtskonvention|Europäischen Menschenrechtskonvention]] (EMRK)). Nur wenige Länder haben bereits die lebenslange Freiheitsstrafe abgeschafft (z. B. Portugal und Kroatien). Die lebenslange Freiheitsstrafe entspricht kaum der Rechtswirklichkeit. In England wird nach einer Studie die lebenslange Freiheitsstrafe durchschnittlich 9 Jahre vollstreckt, während in Deutschland im Mittel 21 Jahre vollstreckt werden. |
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=== Häufigkeit – Internationaler Vergleich === |
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* '''Gruppe 3: Besonders verwerflicher Zweck''' (täterbezogen) |
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Das [[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung]] (UNODC) veröffentlicht regelmäßig eine internationale Studie einschließlich [[Kriminalstatistik]] in Bezug auf (vorsätzliche) Tötungsdelikte, zuletzt 2023 die ''2023 Global Study on Homicide''. Dabei erfasst die Studie nur ''intentional homicide'' (etwa: vorsätzliche Tötungsdelikte oder Tötungsdelikte mit Vorsatzbeteiligung) und versteht darunter insbesondere nur diejenigen [[Delikt|Straftaten]], bei denen der Täter den Tod (oder zumindest schwerwiegende Verletzungen) des Opfers verursachen wollte.<ref>UNODC: ''2011 Global Study on Homicide.'' S. 15–16, 87–88.</ref> |
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Grundlage für die Erhebung waren eindeutig ermittelte bzw. in der Mordermittlung abgeschlossene Mordfälle je 1.000 Einwohner. Danach wurden in besagtem Zeitraum in [[Kolumbien]] mit 0,617847 Morden je 1.000 Einwohner die meisten Menschen ermordet, gefolgt von [[Südafrika]] (0,496008 je 1.000 [[Einwohner]]), [[Jamaika]] (0,324196 je 1.000 Einwohner), [[Venezuela]] (0,316138 je 1.000 Einwohner) und [[Russland]] (0,201534 je 1.000 Einwohner). Mit den meisten Morden innerhalb der [[Europäische Union|Europäischen Union]] nahmen die Staaten des [[Baltikum]]s ([[Estland]] 0,107277; [[Lettland]] 0,10393; und [[Litauen]] 0,102863 je 1.000 Einwohner) die Plätze 7 bis 9 ein. Die [[Vereinigte Staaten von Amerika|Vereinigten Staaten von Amerika]] lagen nach dieser Statistik auf Rang 24 (0,042802). In [[Deutschland]] (49.) wurden im benannten Zeitraum 0,0116461 je 1.000 Einwohner ermordet. Weniger Menschen wurden durch Mord in der [[Schweiz]] (56.) getötet. [[Österreich]] ist in der Statistik mit weniger Fällen nicht mehr aufgeführt.<ref>nationmaster.com [http://www.nationmaster.com/graph/cri_mur_percap-crime-murders-per-capita Seventh United Nations Survey of Crime Trends and Operations of Criminal Justice Systems, covering the period 1998–2000 (United Nations Office on Drugs and Crime, Centre for International Crime Prevention) via NationMaster] gesichtet: 18. Februar 2010.</ref> |
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** '''Ermöglichung oder Verdeckung einer Straftat''' |
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Die Statistik ist insofern kritisch zu betrachten, da sie mehrere, die Zahlen beeinflussende, nationale Faktoren außeracht ließ, wie das unterschiedliche Niveau und die [[Qualität]] der Strafermittlung, die personelle, technische und materielle Ausstattung der [[Ermittlungsbehörde]](n) und die durch unterschiedliche Faktoren beeinflusste Qualität der medizinischen Untersuchung(en) zur Feststellung einer solchen Straftat, soweit diese überhaupt erfolgt. |
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Wenn das dritte Mordmerkmal erfüllt sein soll, so muss es das maßgebliche Ziel des Täters gewesen sein, entweder eine Tat zu ermöglichen oder eine solche zu verdecken. Darunter fällt nicht nur eine eigene, sondern auch die Tat eines Dritten. Sie muss allerdings nicht strafbar und auch nicht tatsächlich begangen worden sein, es reicht, wenn der Täter dies irrigerweise annimmt. Beispiele hierfür sind das Töten eines [[Zeuge]]n oder Ermittlers, wobei entscheidend ist, dass die Straftat noch verheimlicht werden kann. |
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'''Prozentanteile der Kontinente an der Weltbevölkerung und an den weltweiten Morden 2011'''<ref name="BGR">United Nations Office for Drugs and Crime: [http://www.unodc.org/unodc/en/data-and-analysis/statistics/crime/global-study-on-homicide-2011.html ''Global Study on Homicide 2011.'']</ref> |
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Auch [[Schwangerschaftsabbruch|Abtreibung]] wird von verschiedenen religiösen Gruppierungen als Mord betrachtet. § 218 StGB stellt klar, dass nach geltendem deutschen Recht ungeborene Kinder keine tauglichen Tatobjekte eines Mordes (und eines Totschlags sowie darüber hinaus einer fahrlässigen Tötung und von Körperverletzungsdelikten) sein können. Die Existenz eines "Menschen" als taugliches Tatobjekt im Sinne der o. g. Vorschriften beginnt - anders als im BGB, das für die Rechtsfähigkeit auf die Vollendung der [[Geburt]] abstellt (§ 1 BGB) - mit dem Beginn des Geburtsvorgangs. Maßgeblich ist der Eintritt der Eröffnungs[[wehen]]; bei einer [[Geburt]] durch operative Methoden ([[Kaiserschnitt]]) ist der relevante Zeitpunkt die Öffnung der [[Gebärmutter]]. |
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Die von Soldaten vorgenommenen Tötungen gegnerischer Soldaten werden vom Kriegs-[[Völkerrecht]] nicht als Mord angesehen. Es gibt jedoch Aussagen aus pazifistischen Kreisen innerhalb der Gesellschaft, die Soldaten als Mörder bezeichnen. Siehe auch [[Soldaten sind Mörder]]. |
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Genauso wird von den [[Kirche]]n und [[Menschenrecht]]sgruppen der Vollzug der [[Todesstrafe]] als Mord angesehen, auch wenn dies natürlich nicht unter die staatliche Definition von Mord fällt. Schließlich ist auch die Bezeichnung "Selbstmord" unzutreffend, da der Mord die Tötung eines anderen Menschen voraussetzt. Anders als im US-amerikanischen Recht ist die "Selbsttötung" im deutschen Recht aber nicht strafbar. |
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Durchaus umstritten ist das Verhältnis von [[Totschlag]] (§ 212 StGB) und Mord (§ 211 StGB). Von der Rechtsprechung werden beide Tatbestände als einzelne, eigenständige Tatbestände gesehen, während die rechtswissenschaftliche Lehre und Literatur eher dazu neigt, den [[Totschlag]] als Grunddelikt zu sehen und den Mord als [[Qualifikation]]. Relevanz hat der Streit, wenn ein Teilnehmer ein personenbezogenes Mordmerkmal nicht aufweist, da ein solcher Teilnehmer nach der Ansicht der Rechtsprechung über § 28 Abs. 1 StGB nur in den Genuss einer Strafmilderung kommt. |
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Die Strafe für Mord ist zwingend [[lebenslange Freiheitsstrafe]]. Das Rechtsstaatsprinzip verlangt daher, dass der Mordtatbestand nur restriktiv zur Anwendung kann. Die mithin gebotene Korrektur wird in Rechtsprechung und Literatur unterschiedlich vorgenommen. Teilweise wird vertreten, die einzelnen Mordmerkmale müssten restriktiv ausgelegt werden, teilweise wird - beispielsweise bei der Heimtücke - noch ein zusätzliches Moment der Tücke oder ein Vertrauensbruch gefordert; nach der Rechtsprechung soll in Ausnahmefällen eine Strafmilderung nach § 49 StGB stattfinden. |
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Zuständiges Gericht ist die Große Strafkammer des Landgerichts als "Schwurgericht". Rechtsmittel gegen das Urteil ist die Revision zum Bundesgerichtshof. |
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text:"Quelle: United Nations Office for Drugs and Crime" |
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=== Tatzeit und Tatort === |
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Ein statistischer Zusammenhang zwischen Monat oder Jahreszeit und Anzahl der Tötungsdelikte war Gegenstand zahlreicher Studien. Im Ergebnis weisen diese Studien allerdings oft widersprüchliche Ergebnisse vor. Die Gegenansicht sieht die behaupteten Unterschiede als statistisch nicht relevant an; es handle sich bei den Schwankungen um rein zufällige Schwankungen sowohl zwischen Monaten als auch zwischen Jahreszeiten.<ref name="hadekr3rasch">{{Literatur |Autor=[[Wilfried Rasch]] |Hrsg=Alexander Elster [Begründer], [[Rudolf Sieverts]] |Titel=Tötungsdelikte, nicht-fahrlässige |Sammelwerk=Handwörterbuch der Kriminologie |Band=Band III |Auflage=2. |Verlag=de Gruyter |Ort=Berlin / New York |Datum=1979 |Seiten=353–398}}</ref> |
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Unterschiede bei der Anzahl der Tötungsdelikte über die Wochentage werden dagegen von den meisten Studien bejaht. In nordamerikanischen Studien wiesen die Tötungsdelikte an Wochenenden einen Anteil von 60 % bis 80 % auf; die Anzahl der Tötungsdelikte nahm an Freitagen nach 20 Uhr einen Wert von 50 % an. Auch in deutschen Studien wird übereinstimmend eine erhöhte Zahl von Tötungsdelikte an Wochenenden festgestellt. Eine Auswertung der Tötungsdelikte in Hamburg von 1950 bis 1967 erbrachte, dass 47 % aller Tötungsdelikte zwischen Freitag 20 Uhr und Sonntag 24 Uhr geschahen. Die Hamburger Studie stellte bei den Delikten am Wochenende ferner eine Korrelation zu folgenden Kriterien fest: Die Delikte an Wochenenden fanden meist in einer für den Täter fremden Umgebung statt, betrafen seltener Familienangehörige; Täter und Opfer standen dabei signifikant öfter unter Alkoholeinfluss. Unterscheidet man die Taten ferner nach den abgeurteilten Delikten, entsteht folgendes Bild: Die Hälfte aller [[Körperverletzung (Deutschland)|Körperverletzungen mit Todesfolge]] geschah am Wochenende, 29 % aller Totschläge und 19 % aller als Mord abgeurteilten Taten. Ferner fällt auf, dass Geliebten- und Ehegattentötungen mit 41 % über dem zu erwartenden Wert liegen.<ref name="hadekr3rasch" /> |
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Dem deutschen Recht am ähnlichsten kommt die Schweizerische Regelung. In Österreich ist Mord generell die vorsätzliche Tötung eines anderen. In den romanischen Ländern findet sich fast durchgängig die Tötung mit Vorbedacht als Qualifikationsmerkmal für den Mord. In Großbritannien ist der Begriff des ''Murder'' ("...killing with intention...") gleichzusetzen mit der vorsätzlichen Tötung. Eine generelle Qualifikation findet sich nicht. Der ''manslaughter'' ist dagegen die Tötung im Affekt oder aus Fahrlässigkeit. Die skandinavischen Fassungen sehen uneinheitliche Regelungen vor, die einerseits ein zweistufiges System (vorsätzliche Tötung und qualifizierte Tötung) vorsehen (Schweden, Finnland), andererseits auch ein dreistufiges System (privilegierte vorsätzliche Tötung, einfache vorsätzliche Tötung und qualifizierte vorsätzliche Tötung) wie in Dänemark. Island hat dagegen nur einen Tatbestand im Rechtssystem. |
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In allen Studien korreliert die Anzahl der Tötungsdelikte mit der Tageszeit: Die überwiegende Anzahl der Tötungsdelikte geschieht zwischen 20 und 4 Uhr in der Nacht. Nach der Hamburger Studie sind hiervon Mord-Selbstmord-Kombinationen, die gleichmäßig über die Tageszeiten verteilt sind, ausgenommen. Besonders hoch ist zwischen 20 und 4 Uhr die Anzahl der Fälle von Körperverletzung mit Todesfolge.<ref name="hadekr3rasch" /> |
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Die osteuropäischen Fassungen sind nach dem Umbruch aus dem sozialistischen System in liberale Fassungen überführt worden, die sich teilweise an die [[Dogmatik]] des deutschen Strafrechts anlehnen, andererseits auch Anleihen an die romanischen Fassungen suchen. |
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Mögliche Tatorte – wie etwa Unterschiede zwischen Stadt und Land, verschiedenen Milieus oder die Abgelegenheit eines Tatortes – sind weit weniger als die Tatzeit durch eine sich natürlicherweise anbietende Ordnung geprägt; Erwartungswerte können nur schwer formuliert werden. Deshalb ist der Tatort statistisch regelmäßig nur sehr schwer zu erfassen. Eine Sonderstellung nehmen insoweit jedoch Wohnung und Arbeitsplatz ein, da die meisten Menschen hier einen Großteil ihrer Zeit verbringen. In der Hamburger Studie trugen sich bei 360 untersuchten Fällen 11,4 % aller Tötungsdelikte am Arbeitsplatz zu: 7,5 % am Arbeitsplatz des Opfers, 2 % am gemeinsamen Arbeitsplatz und 2 % am Arbeitsplatz des Täters. Das stark abweichende Arbeitsumfeld von Prostituierten führt dazu, dass diese Fälle nicht in die Statistik mit einfließen. Die Wohnung nimmt demgegenüber einen weitaus größeren Raum ein: In der Hamburger Studie lag der Anteil bei 70 %, andere Studien kommen zu Ergebnissen zwischen 40 % und 50 %. Innerhalb dieser Fälle steht die gemeinsame Wohnung an erster Stelle, die Opferwohnung an zweiter und die Täterwohnung an dritter Stelle.<ref name="hadekr3rasch" /> |
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=== Pönologie=== |
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Der geringe Anteil von Delikten am Arbeitsplatz wird mit verschiedenen Gründen erklärt: So wären Konflikte am Arbeitsplatz meist weniger emotional belegt und deshalb einer sachorientierten Lösung eher zugänglich; zudem steht die Arbeitsausübung und die mit ihr verbundene Arbeitsdisziplin schon zeitlich der gewaltsamen Austragung von Konflikten entgegen. Gestützt werden diese Erklärungen durch die Beobachtung der Hamburger Studie, dass in den Fällen der Tötung am Arbeitsplatz 40 % der Täter durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Urlaub von ihrer Arbeitsaufgabe entbunden waren. Die hervorragende Stellung der Wohnung erklärt sich daraus, dass Tötungsdelikte regelmäßig aus privaten Konflikten im nächsten Umfeld erwachsen. Gestützt wird dies hierdurch, dass die Mord-Selbstmord-Kombinationen zu über 90 % in der Wohnung stattfinden, in den übrigen Fällen zwischen 60 % und 70 %. Differenziert man innerhalb der Wohnung weiter, liegt nach der Hamburger Studie das Schlafzimmer mit 19 % an erster Stelle, gefolgt von Küche und Wohnzimmer mit jeweils 12 %.<ref name="hadekr3rasch" /> |
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Durch die hervorgehobene Stellung des Mordes als Vernichtung eines Menschenlebens als verwerflichste Handlung ist in allen Strafrechtssystemen Europas auch die schwerste Strafandrohung vorgesehen. Selten einmal (z. B. Österreich) wird ein schwereres Strafmaß für den [[Völkermord]] vorgesehen. |
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Da sämtliche Staaten Europas dem Europarat angehören, ist die [[Todesstrafe]] in annähernd allen dieser Länder abgeschafft (6. und 13. Fakultativprotokoll zur [[Europäische Menschenrechtskonvention|Europäischen Menschenrechtskonvention]] (EMRK)). Nur wenige Länder haben bereits die [[lebenslang]]e [[Freiheitsstrafe]] abgeschafft (z. B. Portugal oder Kroatien). Die lebenslange Freiheitsstrafe entspricht kaum der Rechtswirklichkeit. In England wird nach einer Studie die lebenslange Freiheitsstrafe durchschnittlich auf 9 Jahre vollstreckt, während in Deutschland im Mittel 21 Jahre vollstreckt werden. |
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=== Die Täter === |
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{| border="2" cellpadding="2" cellspacing="1" bgcolor="#6688AA" style="float:right; margin-left:15px" |
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Die wissenschaftliche Beschäftigung der Psychiatrie mit den Tätern von Tötungsdelikten rührt von ihrer Begutachtungstätigkeit im Strafprozess her. Besonders die frühe psychiatrische Literatur dreht sich um die Frage, ob es die ''Mörderpersönlichkeit'' als eigenen Menschentyp gäbe. Kritik am Versuch einer solchen Klassifizierung ergab sich dabei schon aus dem problematischen Vergleichbarkeit der verschiedensten möglichen Fallkonstellationen: Etwa der Räuber, der sich nach einem Banküberfall den Weg freischießt; die Mutter, die aus scheinbar unlösbarem familiärem Dilemma ihre Kinder mit in den Tod nehmen will; der sexuell motivierte Serientäter.<ref name="hadekr3rasch" /> |
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! colspan="5" | Morde in der BRD |
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|---- bgcolor="#F7F8FF" |
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! colspan="5" | ''Quelle: Bundeskriminalamt'' |
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|---- bgcolor="#F7F8FF" |
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| Jahr || Fälle || Versuchte Fälle || Schusswaffe dabei || Aufklärung |
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|---- bgcolor="#F7F8FF" |
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| 1994 || 1.146 || 547 (= 47,7%) || 220 || 88,5% |
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|---- bgcolor="#F7F8FF" |
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| 1995 || 1.207 || 602 (= 49,9%) || 226 || 89,7% |
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|---- bgcolor="#F7F8FF" |
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| 1996 || 1.184 || 563 (= 47,6%) || 237 || 88,2% |
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|---- bgcolor="#F7F8FF" |
|||
| 1997 || 1.036 || 500 (= 48,3%) || 229 || 92,8% |
|||
|---- bgcolor="#F7F8FF" |
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| 1998 || 903 || 451 (= 49,9%) || 196 || 93,2% |
|||
|---- bgcolor="#F7F8FF" |
|||
| 1999 || 962 || 480 (= 49,9%) || 206 || 93,0% |
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|---- bgcolor="#F7F8FF" |
|||
| 2000 || 930 || 476 (= 51,2%) || 170 || 94,7% |
|||
|---- bgcolor="#F7F8FF" |
|||
| 2001 || 860 || 436 (= 50,7%) || 181 || 94,1% |
|||
|---- bgcolor="#F7F8FF" |
|||
| 2002 || 873 || 452 (= 51,8%) || 138 || 96,7% |
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|---- bgcolor="#F7F8FF" |
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| 2003 || 829 || 435 (= 52,5%) || 140 || 95,2% |
|||
|---- bgcolor="#6688AA" |
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|} |
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Studien, die mit [[Validität|validierten]] Methoden eine große Anzahl von Tätern untersucht und statistisch ausgewertet haben, sind rar. Die meisten frühen Untersuchungen beruhen auf dem [[Rorschachtest]] und sind folglich mit denen dem Test eigenen Kontroversen behaftet. [[Franco Ferracuti|Ferracuti]] hat die Ergebnisse dieser Tests wie folgt zusammengefasst: [[Egozentrik]] und Mangel an emotionaler Kontrolle, fehlende Reife und Explosivität, Kontaktschwierigkeiten, geringe [[Frustrationstoleranz]] sowie geringe rationale Kontrolle.<ref name="hadekr3rasch" /> |
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===Kriminologie und Kriminalistik=== |
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Auch die Untersuchungen der Täter fahrlässiger Tötungen sind zahlenmäßig gering; die meisten stützen sich dabei auf die Täter von Straßenverkehrsdelikten. Die Vergleichbarkeit der Täter von fahrlässigen Tötungen und fahrlässigen Körperverletzungen – Tat und Schuld gleichen sich, Taterfolg, d. h. Verletzung oder Tötung hängen vom Zufall ab – legt dabei nahe die Untersuchungsmasse die Täter fahrlässiger Körperverletzungen auszudehnen.<ref name="hadekr5middendorf" /> |
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Aus [[Kriminologie|kriminologischer]] Sicht stellt sich der Mord als besonders interessantes Delikt dar. Der Mord ist in der Regel Beziehungstat, insbesondere diese Beziehung ist Teil umfangreicher Untersuchungen. Daneben ist aus psychologischer Sicht ein hervorhebenswerter Aspekt das Sinken der Hemmschwelle, einen anderen Menschen zu töten. |
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Aus [[Kriminalistik|kriminalistischer]] Sichtweise bietet der Mord ebenfalls zahlreiche Herausforderungen: Der Todesfall muss zunächst überhaupt als unnatürlicher Todesfall und zudem noch als Mord im rechtlichen Sinne zu qualifizieren sein. Dies scheitert schon häufig an mangelhafter Leichenschau oder an unerfahrenen Kriminalbeamten am Tatort. Die Dunkelfeldschätzungen gehen weit auseinander: Konservative Schätzungen gehen von einer Quote von 1:1,2 aus. Auf einen entdeckten Mord kommen 1,2 unentdeckte Morde. Pessimistische Schätzungen gehen von einer Quote von 1:8 aus. |
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; Siehe auch |
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===Kriminalstatistik=== |
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{{Hauptartikel|Suizid}} |
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{{Hauptartikel|Politischer Mord}} |
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== Literatur == |
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In der [[Polizeiliche Kriminalstatistik|Kriminalstatistik]] werden zurzeit immer weniger vorsätzlich vollendete Tötungsdelikte registriert. Das liegt nach weitgehend herrschender Auffassung, jedoch nicht an einer zurückgehenden Tötungskriminalität, sondern an dem größer werdenden [[Dunkelfeld]] von Mord und Totschlag. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die Statistik auch dadurch verzerrt wird, dass der polizeiliche Tatvorwurf nicht identisch mit der juristischen Wertung sein muss. Die fallbezogene Häufigkeit des Morddeliktes (vollendet und versucht) pro 100.000 Einwohner im Erfassungsgebiet schwankte im Zeitraum von 1994 bis 2003 zwischen 1,5 (1995) und 1,0 (2003). "Schusswaffe dabei" bedeutet lediglich, dass eine Schusswaffe durch den Täter geführt wurde. Abgefeuerte Schüsse schwankten zwischen 225 (1996) und 126 (2003). |
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* [https://www.bmjv.de/SharedDocs/Downloads/DE/News/Artikel/Abschlussbericht_Experten_Toetungsdelikte.pdf?__blob=publicationFile&v=2 ''Abschlussbericht der Expertengruppe zur Reform der Tötungsdelikte (§§ 211–213, 57a StGB)''] (PDF; 7,1 MB) Juni 2015 |
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'''Rechtsgeschichte''' |
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==Literatur== |
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* [[Michael Sommer (Historiker)|Michael Sommer]] (Hrsg.): ''Politische Morde. Vom Altertum bis zur Gegenwart''. Darmstadt 2005, ISBN 3-534-18518-8. |
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*Arnd Hüneke: ''Der Mordtatbestand im Vergleich zu anderen europäischen Normierungen'', KFN, Hannover 2003 (mwN) |
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*Sven Thomas: ''Die Geschichte des Mordparagraphen, Eine normgenetische Untersuchung'', Diss. 1985 |
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*Günter Heine: ''Mord und Mordtatbestand...'', Goltdammers Archiv für Strafrecht 2000, S. 303 - 319 |
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*Sabine Rückert: ''Tote haben keine Lobby. Die Dunkelziffer der vertuschten Morde.'' München 2000: EconUllsteinList (utb 36323) ISBN 3-548-36323-7 |
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'''Rechtsvergleichung''' |
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''siehe auch'': [[Killer]] |
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* Arnd Hüneke: ''Der Mordtatbestand im Vergleich zu anderen europäischen Normierungen.'' [[Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen]], Hannover 2003. |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Albin Eser]], Hans-Georg Koch |
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|Titel=Die vorsätzlichen Tötungstatbestände. Eine reformpolitisch-rechtsvergleichende Struktur- und Kriterienanalyse |
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|Sammelwerk=[[Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft]] |
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|Band=92 |
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|Datum=1980 |
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|Seiten=491 ff.}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Günter Heine (Jurist)|Günter Heine]] |
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|Titel=Mord und Mordtatbestand |
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|Sammelwerk=[[Goltdammers Archiv für Strafrecht]] |
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|Datum=2000 |
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|Seiten=303–319}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Günter Heine |
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|Titel=Stand und Entwicklung der Mordtatbestände: National und international |
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|Sammelwerk=Fühlende und denkende Kriminalwissenschaften: Ehrengabe für Anne-Eva Brauneck |
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|Datum=1999 |
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|Seiten=315–352}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Jeremy Horder |
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|Titel=Homicide Law in Comparative Perspective |
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|Verlag=Hart |
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|Ort=Oxford |
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|Datum=2007 |
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|ISBN=978-1-84113-696-7}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Nora Markwalder |
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|Titel=Robbery Homicide. A Swiss and International Perspective |
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|Verlag=Schulthess Verlag |
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|Ort=Zürich |
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|Datum=2012 |
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|ISBN=978-3-7255-6500-9}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Rudolf Rengier]] |
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|Titel=Ausgrenzung des Mordes aus der vorsätzlichen Tötung? Eine rechtsvergleichende Darstellung für das österreichische, schweizerische und deutsche Recht |
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|Sammelwerk=[[Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft]] |
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|Band=92 |
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|Datum=1980 |
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|Seiten=459 |
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|DOI=10.1515/zstw.1980.92.2.459}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Schultz |
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|Hrsg=H. Göppinger, P. H. Bresser |
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|Titel=Tötungsdelikte |
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|Verlag=Enke |
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|Ort=Stuttgart |
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|Datum=1980 |
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|ISBN=3-432-91281-1 |
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|Seiten=13 ff}} |
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'''Kriminologie''' |
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{{Rechtshinweis}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Günther Bauer |
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|Hrsg=Alexander Elster [Begründer], [[Rudolf Sieverts]] |
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|Titel=Gewaltverbrechen – A. Mord |
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|Sammelwerk=Handwörterbuch der Kriminologie |
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|Band=Band IV (Ergänzungsband) |
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|Auflage=2. |
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|Verlag=de Gruyter |
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|Ort=Berlin / New York |
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|Datum=1979 |
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|Seiten=81 ff.}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Steven Malby |
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|Hrsg=[[Stefan Harrendorf]], Markku Heiskanen, Steven Malby, European Institute for Crime Prevention And Control, Affiliated With the United Nations |
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|Titel=Homicide |
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|Sammelwerk=International Statistics on Crime and Justice |
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|Reihe=HEUNI Publication Series |
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|NummerReihe=64 |
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|Verlag=European Institute for Crime Prevention and Control |
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|Ort=Helsinki |
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|Datum=2010 |
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|ISBN=978-952-5333-78-7 |
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|ISSN=1237-4741 |
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|Online=[http://www.heuni.fi/en/index/publications/heunireports/reportseries64.internationalstatisticsoncrimeandjustice.html heuni.fi]}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=Wolf Middendorf |
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|Hrsg=Alexander Elster [Begründer], [[Rudolf Sieverts]] |
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|Titel=Fahrlässige Tötungsdelikte |
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|Sammelwerk=Handwörterbuch der Kriminologie |
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|Band=Band V |
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|Auflage=2. |
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|Verlag=de Gruyter |
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|Ort=Berlin / New York |
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|Datum=1998 |
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|ISBN=3-11-016171-0 |
|||
|Seiten=89–103}} |
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* Dirk Lange: ''Die politisch motivierte Tötung.'' Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-56656-5. |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Wilfried Rasch]] |
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|Hrsg=Alexander Elster [Begründer], [[Rudolf Sieverts]], [[Hans Joachim Schneider]] |
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|Titel=Tötungsdelikte, nicht-fahrlässige |
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|Sammelwerk=Handwörterbuch der Kriminologie |
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|Band=Band III |
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|Auflage=2. |
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|Verlag=de Gruyter |
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|Ort=Berlin / New York |
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|Datum=1979 |
|||
|ISBN=3-11-008093-1 |
|||
|Seiten=353–398}} |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Marvin E. Wolfgang]], [[Margaret A. Zahn]], Lloyd L. Weinreb |
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|Hrsg=Sanford H. Kadish |
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|Titel=Homicide |
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|Sammelwerk=Encyclopedia of Crime and Justice |
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|Band=Band II (Criminalistics–human rights) |
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|Auflage=1. |
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|Verlag=Collier Macmillan |
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|Ort=London / New York |
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|Datum=1983 |
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|ISBN=0-02-918130-5 |
|||
|Seiten=849–865}} |
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'''Psychologie''' |
|||
* [[David Buss]]: ''Der Mörder in uns. Warum wir zum Töten programmiert sind.'' 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-2083-1. (Original: ''The Murderer Next Door. Why the Mind is designed to kill.'' Penguin Press, New York 2005, ISBN 1-59420-043-2). |
|||
* [[Heidi Möller]]: ''Menschen, die getötet haben, Tiefenhermeneutische Analysen von Tötungsdelinquenten''. Opladen 1996, ISBN 3-531-12821-3. |
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'''Psychiatrie''' |
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{{exzellent}} |
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* Johann Glatzel: ''Mord und Totschlag. Tötungshandlungen als Beziehungsdelikte.'' Heidelberg 1987, ISBN 3-7832-0386-4. |
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'''Kriminalistik''' |
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* {{Literatur |
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|Autor=Günther Dotzauer, Klaus Jarosch, Günter Berghaus |
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|Hrsg=Alexander Elster [Begründer], [[Rudolf Sieverts]], [[Hans Joachim Schneider]] |
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|Titel=Tötungsdelikte |
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|Sammelwerk=Handwörterbuch der Kriminologie |
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|Band=Band III |
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|Auflage=2. |
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|Verlag=de Gruyter |
|||
|Ort=Berlin / New York |
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|Datum=1979 |
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|ISBN=3-11-008093-1 |
|||
|Seiten=398–421}} |
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== Dokumentarfilme == |
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* ''Blind Spot: Murder by Women''. Ein Film von [[Irving Saraf]], [[Allie Light]] und Julia Hilder, USA 2000.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.lightsaraffilms.com/BlindSpot.html |titel=Blind Spot: Murder by Women |werk=lightsaraffilms.com |hrsg=Light-Saraf Films |sprache=en |abruf=2022-02-03}}</ref> |
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* ''Aileen: Life and Death of a Serial Killer.'' Regie: [[Nick Broomfield]], 2003, von Amnesty International ausgezeichneter Dokumentarfilm. |
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== Weblinks == |
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{{Wikinews|Portal:Tötungsdelikte|Alle Tötungsdelikte}} |
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{{Wiktionary|Tötungsverbrechen}} |
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{{Wiktionary|töten}} |
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{{Wikiquote|Töten}} |
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* {{Internetquelle |url=http://www.unodc.org/documents/data-and-analysis/statistics/Homicide/Globa_study_on_homicide_2011_web.pdf |titel=2011 Global Study on Homicide |titelerg=Trends, Context, Data |hrsg=[[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung|United Nations Office on Drugs and Crime]] (UNODC) |abruf=2011-11-14 |format=PDF; 7,1 MB |sprache=en |kommentar=Internationale Studie zu den Tötungsdelikten vom ''Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung''}} |
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* {{Internetquelle |url=https://www.unodc.org/documents/data-and-analysis/gsh/2023/Global_study_on_homicide_2023_web.pdf |titel=UNODC Homicide Statistics |hrsg=[[Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung|UNODC]] |abruf=2024 |format=PDF; 7,4 MB |sprache=en |kommentar=Seite mit Daten in Excel-2007-Tabellen; Fälle von Straftaten im Rahmen der Tötungsdelikte unter anderem geschlechtsspezifisch, durch Feuerwaffen und in den bevölkerungsreichsten Städten}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Rechtshinweis}} |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4060336-2}} |
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[[Kategorie:Straftatbestand]] |
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{{SORTIERUNG:Totungsdelikt}} |
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[[da:Mord]] |
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[[Kategorie:Tötungsdelikt| ]] |
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[[en:Murder]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Todesart]] |
||
[[Kategorie:Besondere Strafrechtslehre]] |
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[[fr:Homicide]] |
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[[ja:殺人]] |
|||
[[nl:Moord]] |
|||
[[simple:Murder]] |
|||
[[sv:Mord]] |
Aktuelle Version vom 18. Januar 2025, 17:13 Uhr

Ein Tötungsdelikt ist im Strafrecht ein Tatbestand, der eine Tat gegen das Leben eines Menschen unter Strafe stellt. Die Tatbestandsbildung für die verschiedenen Tötungsdelikte unterscheidet sich von Rechtsordnung zu Rechtsordnung, insbesondere gibt es in vielen Rechtsauffassungen Tötungsdelikte, die kein Mord sind (versehentliche oder fahrlässige Handlung mit Todesfolge, nach manchen Rechtsordnungen auch vorsätzliche Tötungen, bei denen der Tatbestand des Mordes nicht erfüllt ist). Eine global geltende Definition gibt es nicht.
Die Tötung Ungeborener wird in diesem Artikel nicht zu den Tötungsdelikten gezählt, sondern im Artikel Schwangerschaftsabbruch beschrieben.
Rechtskreise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinsamkeiten finden sich in Rechtskreisen:
Deutscher Rechtskreis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den hier aufgeführten Rechtsordnungen der Staaten des deutschen Rechtskreises gehören die prominentesten Tatbestände der Tötungsdelikte jeweils zu einem System von Grundtatbestand, Privilegierung(en) mit geringerer angedrohter Strafe und meist auch noch Qualifikation mit höherer Strafandrohung. Ob eine konkrete Straftat beispielsweise als Mord oder als Totschlag zu bezeichnen ist, richtet sich nach der jeweiligen Rechtsordnung.
- Deutschland: Totschlag (Grundtatbestand), Mord (Qualifikation), Tötung auf Verlangen (Privilegierung).
- Österreich: Mord (Grundtatbestand, es besteht keine Qualifikation), Totschlag (Privilegierung); Tötung auf Verlangen, Mitwirkung am Selbstmord, Tötung eines Kindes bei der Geburt, Fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen (Qualifizierungen der Tötung); Oberbegriff: Strafbare Handlungen gegen Leib und Leben (ohne spezielle Eingrenzung auf Handlungen mit Todesfolge, insb. §§ 75–81 StGB)
- Schweiz: Vorsätzliche Tötung (Grundtatbestand), Mord (Qualifikation), Totschlag (Privilegierung).
In den Rechtsordnungen des deutschen Rechtskreises finden sich insbesondere auch viele Delikte, die zwar die Tötung eines Menschen unter Strafe stellen, aber keinen Vorsatz (vergleiche Vorsatz (Deutschland)) in Bezug auf die Herbeiführung des Todes erfordern. In allen drei Rechtsordnungen gibt es jeweils ein Delikt namens Fahrlässige Tötung. Weitere dieser fahrlässigen Tötungsdelikte (im weiteren Sinne also einschließlich Erfolgsqualifikationen) sind beispielsweise in Deutschland die Körperverletzung mit Todesfolge und in Österreich die Körperverletzung mit tödlichem Ausgang. Eine Übersicht der zahlreichen Tötungsdelikte allein für das Rechtssystem Deutschlands findet sich unter Tötungsdelikt (Deutschland).
Alle fahrlässigen Tötungsdelikte werden auch im landläufigen bzw. umgangssprachlichen Sinne nicht als Mord bezeichnet.
Common law
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In England und Wales sowie Nordirland wird zwischen murder, voluntary manslaughter und involuntary manslaughter unterschieden (im schottischen Recht homicide anstelle manslaughter).
In den Vereinigten Staaten werden Tötungsdelikte in First degree murder und Second degree murder unterschieden.[1] Third degree murder gibt es nur in wenigen Bundesstaaten, in denen die Straftat murder nicht in zwei, sondern in drei Stufen eingeteilt wird.[2]
Rechtsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Antike
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die rechtshistorische Entwicklung knüpft an die archaischen Überlieferungen aus dem Codex Hammurapi und an die Bibel an. Gemeinsames Prinzip ist dabei die Talion. Der Tod des Opfers wird mit dem Tod des Täters vergolten. Der Übergang vom Sippenrecht zum gesellschaftlichen Begriff eines Tötungsdeliktes wird eindrucksvoll an der Lex Numae 16 ersichtlich: Wer einen freien Menschen tötet, soll wie ein Verwandtenmörder bestraft werden (um 600 v. Chr.). In der Bibel wird jedoch schon in Buch Exodus zwischen absichtlicher und versehentlicher Tötung unterschieden. In den verschiedenen Übersetzungen findet sich diese Stelle beispielsweise unter Überschriften wie „Mord und Totschlag“ (Ex 21,12–27 EU), „Vergehen gegen Leib und Leben“ (Ex 21,12–27 LUT) oder „Bestimmungen über Totschlag und Körperverletzung“ (Ex 21,12–27 SLT; das in Num 35,16–18 EU gebrauchte hebräische Wort רֹצֵ֣חַ „Mörder“[3] entspricht Art. 300 StGB-IL רֶצַח „Mord“). Zum Schutz des Täters, der nicht mit Absicht oder Hinterlist handelte, vor Blutrache wird zudem die Errichtung von Zufluchtsstädten angeordnet (Ex 21,13–14 HFA, Ex 21,13–14 GNB).
In der spätrepublikanischen Zeit Roms (100 v. Chr.) zeigen die Leges Corneliae von Sulla erste Stufungen eines moralischen Tötungstatbestandes, nämlich des Giftmordes (veneficium) und des Gewaltmordes (sicarium). Im klassischen Recht – während der Regentschaft des Kaisers Hadrian – werden subjektive Merkmale wie der Vorbedacht (propositum) und der Affekt (impetus) ausschlaggebend. Diese annähernd 2000 Jahre alte Entwicklung wurde in Deutschland auch noch bei Schaffung des Reichsstrafgesetzbuches 1871 verwendet und wird heute noch im Schrifttum nachgezeichnet.
Germanisches Recht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das germanische Recht kannte noch keine ausgefeilte Differenzierung zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit, sondern basierte auf der Erfolgshaftung: „Die Tat tötet den Mann“. Ein Bewusstsein für die Unterscheidung zwischen böser Absicht und bloßem Versehen bestand jedoch sehr wohl. Man traf diese Unterscheidung jedoch nicht nach den mutmaßlichen inneren Motiven des Täters, sondern nach charakteristischen äußeren Merkmalen. Als äußere Merkmale des Mordes sah man an, dass der Täter versuchte, die Tat zu verheimlichen, etwa indem er den Leichnam beiseitezuschaffen suchte. Der heutigen Kategorie Fahrlässigkeit entsprechen die Fälle von Ungefährwerk. Ungefährwerk legte man zugrunde, wenn nach den typischen äußeren Gegebenheiten der Tötungssituation böse Absicht nicht zugrunde gelegt werden konnten, etwa Unfälle beim Baumfällen oder Jagen. Bis ins 12. Jahrhundert hinein wurde den Tätern, die sonst Opfer der Blutrache geworden wären, ein gestuftes „Wergeld“ (althochdeutsch wer „Mann, Mensch“; lateinisch vir „Mann“) abverlangt. Dazu musste der Täter durch einen Reinigungseid sich vom Vorwurf der bösen Absicht frei machen. Teilweise setzte man die Fälle eines Ungefährwerkes auch den Notwehrfällen gleich.[4][5]
Islamisches Recht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Koran sieht für die absichtliche Tötung Wiedervergeltung (Qisās) vor, wobei Verzeihung möglich ist (Suren 2:178[6] und 5:45[7]), für die unabsichtliche Tötung Blutgeld (Diya, Sure 4:92[8]). Davon ausgehend, hat die islamische Rechtswissenschaft (Fiqh) Regeln hervorgebracht, die heute von Scharia-treuen Staaten wie dem sunnitischen Pakistan[9] oder dem schiitischen Iran[10] in Gesetze überführt werden.
Mittelalter und frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Hochmittelalter galt der Mord als verheimlichte Tötung, wobei der Täter die Leiche zwecks Verdeckung der Tat versteckte.
Mit dem ausgehenden Mittelalter wurde die römische Lehre wieder rezipiert, sodass Mord schließlich in der Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. (Constitutio Criminalis Carolina [Art. 134, 137 CCC]) als Tötung mit Vorbedacht erschien. Der dort erwähnte „fursetz“ war nicht der Vorsatz, sondern der Vorbedacht.
Diese Regelung setzte sich über das Preußische Allgemeine Landrecht hinweg in das Strafgesetzbuch des Norddeutschen Bundes („Thötung durch Überlegung“) fort. Im Reichsstrafgesetzbuch lautete der § 211 dann: „Wer vorsätzlich einen Menschen tödtet, wird, wenn er die Tödtung mit Überlegung ausgeführt hat, wegen Mordes mit dem Tode bestraft.“ (Im Gegensatz dazu lautete die Bestimmung in § 212 für Totschlag: „Wer vorsätzlich einen Menschen tödtet, wird, wenn er die Tödtung nicht mit Überlegung ausgeführt hat, wegen Todtschlages mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft.“) Mord zielte auf die Überlegung, Totschlag wurde als Affekttat gesehen. Erst 1941 wurde diese Regelung durch das nationalsozialistische Regime mit der heutigen Tatbestandsregelung ersetzt. Die Fassung des § 211 Abs. 2 StGB entspricht weitgehend dem Vorentwurf für ein Schweizer StGB von 1896.[11]
Rechtsvergleichende Analyse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rein sprachlich lassen sich vier Arten der Bezeichnungsbildung für Tötungsdelikte unterscheiden:
- 1. ergebnisbezogen: Ableitung (allein) von einer Wurzel mit der Bedeutung ‚tot/Tod/sterben‘
- deutsch Tötung (zu idg. *dheu-)
- deutsch Mord, englisch murder, niederländisch moord, schwedisch mord; französisch meurtre; tschechisch usmrcení, kroatisch usmrćenje (zu indogermanisch *mer[ə]-)
- türkisch öldürme
- 2. handlungsbezogen: Ableitung von einer eigenständigen Wurzel mit der Bedeutung ‚erschlagen/töten‘
- deutsch Totschlag, englisch manslaughter, niederländisch doodslag (zu indogermanisch *slak-)
- isländisch manndráp, dänisch manddrab, schwedisch dråp (zu urgermanisch *drepan)
- lateinisch homi/infanti/parricidium, englisch/französisch homicide, spanisch homicidio, italienisch omicidio (zu lateinisch caedere)
- russisch убийство ubistwo, tschechisch zabití (neben vražda), kroatisch ubojstvo (zu indogermanisch *bhei[ə]-, *bhī-)
- arabisch قتل qatl
- hochchinesisch 杀人 shārén, japanisch 殺人 satsujin, koreanisch 살인 salin; indonesisch pembunuhan
- 3. schuldformbezogen: englisch criminal negligence causing death[12]
- 4. fernerer Bezug: Ableitung vom Namen der mittelalterliche Sekte der Assassinen
- französisch assassinat, spanisch asesinato, italienisch assassinio (zu الحشاشين al-Ḥaššāšīn „Haschisch-Leute“)
Grundstrukturen vorsätzlicher Tötung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gesetzgebungstechnik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alle großen Rechtsordnungen kennen einen Tatbestand der Struktur „wer einen anderen Menschen vorsätzlich tötet, wird […] bestraft“ mit den Elementen 1. Mensch 2. anderer und 3. vorsätzliche Tötung. In gleicher Weise besteht jedoch in allen Rechtsordnungen Konsens darüber, dass nicht alle Formen der vorsätzlichen Tötung in gleicher Weise strafenswert sind. Die Grundstruktur ist also in bestimmten Fällen abzuwandeln und unterschiedliche Fallkonstellationen unterschiedlich zu gewichten. Dabei können drei Grundtypen unterschieden werden:[13]
- Einstufigkeit/Einheitstatbestand: Beim Einheitstatbestand wird weder eine besonders schwere noch eine besonders milde Form der vorsätzlichen Tötung im Tatbestand hervorgehoben. Dieses Modell ist etwa in Dänemark in Verwendung: Vorsätzliche Tötung ist nach § 237 Straffeloven mit 5 Jahren bis lebenslanger Freiheitsstrafe belegt. Um Rechtsunsicherheit trotz dieser großen Spanne zu vermeiden, besteht deshalb nur ein einziges Instanzgericht, das auf Tötungsdelikte spezialisiert ist.[14]
- Zweistufigkeit: Beim zweistufigen Modell werden als besonders milde oder besonders schwer gewertete Formen der Tötung in einem eigenen Tatbestand abgeschichtet. Der zweistufige Typus ist dabei wiederum in zwei Arten denkbar: Als qualifikationsbezogener oder als privilegierungsbezogener: Qualifikationsbezogen ist die Ausgestaltung dann, wenn eine besonders schwere Form vom Grundtatbestand ausgenommen und in einen eigenen Tatbestand überführt wird und der Grundtatbestand die milden und mittleren Formen umfasst. Privilegierungsbezogen ist ein Modell, wenn es dem Grundtatbestand die mittleren und schwereren Formen zuweist und besonders milde Formen in einem eigenen Tatbestand erfasst (Beispiel: Österreich).
- Dreistufigkeit: Hier besteht für die Qualifikation, Grunddelikt und Privilegierung ein jeweils eigener Tatbestand, der jeweils die besonders schweren, die mittleren und die milderen Formen der Tötung umfasst (Beispiel: Schweiz).
Gesetzgebungstechnisch kann zur Qualifizierung oder Privilegierung eine generalklauselartige Wendung verwendet werden (Bsp.: „Tötung mit Überlegung“) oder die qualifizierenden/privilegierenden Merkmale an einer detaillierten kasuistischen Aufzählung festgemacht werden. Die Abwägung zwischen Rechtssicherheit und Elastizität der Norm, d. h. Einzelfallgerechtigkeit, entspringt dabei aus dem jeweiligen politischen Verständnis der Gewaltenteilung von Legislative und Judikative.[13]
Nicht jeder Abstufung muss eine eigene Bezeichnung zugewiesen werden. Umgekehrt sagt das einem Tatbestand zugewiesene Wort wenig über den Strafrahmen und die Schwere oder Milde der Tötungsform aus, sondern dient eher der plakativen Wirkung als einer juristischen Wertung.
Mord
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mord bezeichnet im germanischen Bereich meist die als „am schwersten gewertete Form“ der vorsätzlichen Tötung. Im technisch-juristischen Sinne kommen vier Verwendungsweisen vor:[13]
- für alle Qualifikationen, aber auch nur für diese (Beispiel: Schweiz Art. 112),
- nur für Qualifikationen, aber nur einen Teil von diesen (Beispiel: Deutschland 1871, § 211 Mord neben § 215 Aszendententotschlag),
- für alle nichtprivilegierten Fälle bei privilegierungsbezogener Zweistufigkeit[14] (Beispiele: Österreich § 75, Schweden Kap. 3 § 1, England)
- beim Einheitsdelikt für alle vorsätzlichen Tötungen (Beispiel: ČSSR 1961 § 219 Vražda).
Sprachlich ist für die Bezeichnung Mord (siehe auch englisch murder, französisch meurtre, deren Verwendung aber nicht mit dem deutschen Mord übereinstimmt) die indogermanische Wurzel *mer- erschlossen worden. Sie steht für das Bedeutungsfeld „tot, leblos“. (Beispiele: lateinisch mors – Tod, mortuus – tot, altgriechisch βροτός brotós – sterblich [siehe Ambrosia], tschechisch smrt, úmrtí – Tod, mr’t – totes Fleisch, Brand, mrtvèti – erstarren, mrtviti – töten, mrtvola – Leiche) Das deutsche Wort Mord ist also kein Lehnwort nach dem lateinischen mors („Tod“), sondern beide gehen auf die gemeinsame indogermanische Wurzel zurück. Für das Urgermanische wurde die Wurzel *murþa- rekonstruiert, die bereits im Zusammenhang mit der Tötungshandlung steht. Das gotische maurþr ist sowohl mit dem deutschen Wort Mord als auch dem englischen murder verwandt. Der Begriff des „Mordes“ in seiner heutigen Schreibweise taucht 1224 in der Treuga Henrici auf. Von „Mord“ ist der veraltete Hilferuf „Mordio!“ abgeleitet (die Verlängerung durch das -io macht die Interjektion rufbar – vergleiche Feurio). Er ist heutzutage nur noch in der Redensart „Zeter und Mordio schreien“ geläufig.
Um inhaltlich für bestimmte Fälle der vorsätzlichen Tötung die Höchststrafe zu legitimieren, stand lange Zeit in zahlreichen Rechtskreisen das klassische Überlegungskriterium bereit. Die Unzulänglichkeit seiner Anwendung in Reinform hat in neuerer Zeit zur Entwicklung von Verwerflichkeits- und Gefährlichkeitskriterien sowie Kombinationsmodellen geführt. Der Hauptkritikpunkt am Überlegungskriterium ist, dass „confusion, ambiguity and uncertainty of the meaning and application of (malice) premediation and deliberation“[15] am Ende jeder Auslegung eines solchen Tatbestandsmerkmales stehen. Seine Verwendung wurde deshalb in zwei Richtungen modifiziert: Bei ersterer wird das Überlegungskriterium weitgehend zum bloßen Indiz herabgestuft; bei dieser Interpretation des Merkmals genügt „even a single second“[16] der Überlegung, zur Bestätigung der Höchststrafe müssen neben diesem Indiz jedoch weitere Merkmale hinzutreten. In der zweiten noch bestehenden Verwendung des Kriteriums tritt es in qualifizierter Form auf: So muss die Vorüberlegung sich auf eine bestimmte Zeitspanne erstrecken. Eine besonders interessante Anwendung des Merkmales bietet der portugiesische código penal:[14]
«2 – É susceptível de revelar a especial censurabilidade ou perversidade a que se refere o número anterior, entre outras, a circunstância de o agente: […]
i) Agir […], com reflexão sobre os meios empregados ou ter persistido na intenção de matar por mais de vinte e quatro horas;»
„2 – Die im vorstehenden Absatz genannte besondere Vorwerfbarkeit oder Perversität kann unter anderem aus dem Umstand entnommen werden, dass der Täter […]
i) […] handelt, mit Überlegung hinsichtlich der verwendeten Tatmittel, oder dass er länger als 24 Stunden seine Tötungsabsicht aufrechterhält“
Oftmals ist die schwerste Form der Tötung unverjährbar.
Totschlag
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Totschlag (englisch manslaughter) ist in seiner Verwendung am wenigsten einheitlich und im allgemeinen Sprachgebrauch am wenigsten verbreitet. Im deutschen Recht wird das Wort etwa für vorsätzliche Tötungen verwendet, die weder Mord noch Tötung auf Verlangen sind, in der Schweiz dagegen für die privilegierten Fälle. Insgesamt lässt sich also festhalten: Wird das Wort verwendet, erfasst es zumindest auch die Privilegierungen.[13]
Vorsätzliche Tötung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Rechtsordnungen von Staaten wie zum Beispiel China, Korea, Japan, Dänemark, Polen, Russland und der Türkei ist die Bezeichnung Mord für eine Straftat ohne Verbreitung und Tradition; regelmäßig spricht man hier nur von der vorsätzlichen Tötung.[14] Der Terminus vorsätzliche Tötung (englisch homicide, französisch homicide, spanisch homicidio) kann in drei Varianten gebraucht werden: a) als umfassender nichtgesetzlicher Oberbegriff für alle vorsätzlichen Tötungsdelikte, b) als umfassender gesetzlicher Oberbegriff für alle vorsätzlichen Tötungsarten und c) für den Mittelbereich zwischen besonders schwerer und besonders milder Tötungsform (Beispiel: Schweiz).[13]
Typische Modelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus der Verbindung der möglichen inhaltlichen und sprachlichen Gestaltungsmöglichkeiten lassen sich insgesamt sechs Grundkonstellationen unterscheiden:[13]
- Der einstufige Tatbestand wird mit einem Wort bezeichnet (Beispiel: Dänemark),
- das zweistufige Modell wird verwendet, aber beide Formen mit demselben Wort bezeichnet,
- das zweistufige Modell wird verwendet und zwei verschiedene Wörter zur Bezeichnung gewählt (Beispiel: Österreich),
- das dreistufige Modell wird gewählt, aber alle Formen gleich genannt (Beispiele: AE-BT 1970 § 100, Russland Art. 105 ff.),
- im dreistufige Modell werden zwei Bezeichnungen verwendet und
- das dreistufige Modell wird verwendet und ihm eine entsprechende Begriffstrias zugeordnet (Beispiel: Schweiz).
Grundstrukturen nicht-vorsätzlicher Tötung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fahrlässige Tötung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grundfall der nicht-vorsätzlichen Tötung ist die fahrlässige Tötung (Deutschland § 222, Österreich § 80, Schweiz Art. 117). Fahrlässig handelt, wer die Folge seines Verhaltens aus pflichtwidriger Unvorsichtigkeit nicht bedenkt (unbewusste Fahrlässigkeit) oder darauf nicht Rücksicht nimmt (bewusste Fahrlässigkeit). Fahrlässigkeit setzt subjektive Vorhersehbarkeit und Vermeidbarkeit des missbilligten Erfolgs voraus (vergleiche Österreich § 6, Schweiz Art. 12 Abs. 3).
Schuldhafte Erfolgsqualifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im deutschen und österreichischen Strafrecht gibt es Delikte, die hinsichtlich des Grundtatbestands (etwa Körperverletzung, Deutschland § 227, Österreich § 86) Vorsatz, hinsichtlich der Todesfolge aber nur Fahrlässigkeit erfordern (vergleiche Deutschland §§ 15, 18, Österreich § 7). In der Schweiz wurden diese erfolgsqualifizierten Delikte 1985 abgeschafft, in Schweden bereits 1965.[17]
Rein objektive Zurechnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weitergehend kennen manche Rechtsordnungen eine rein objektive Erfolgshaftung.[18] Auch im deutschen Raum wurden früher bei verbotenem Handeln alle daraus entstehenden schädlichen Folgen zugerechnet (dolus indirectus bzw. versari in re illicita; Carpzov).[19] Eine ähnliche Regelung des common law wurde etwa in England[20] und Kanada[21] beseitigt, ist aber in den USA als felony murder rule noch weit verbreitet.[22]
Tabellarische Übersicht über einschlägige Paragraphen in DE/AT/CH
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Land | Jahr | Qualifikation | Grundtatbestand | Privilegierung | Fahrlässige Tötung | Erfolgsqualifikation | Verfolgungs- verjährung |
gerichtliche Zuständigkeit |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() |
1941 | § 211 Mord | § 212 Totschlag | § 213 Minder schwerer Fall des Totschlags (Regelbsp.) § 216 Tötung auf Verlangen |
§ 222 Fahrlässige Tötung | § 227, u. a. (vgl. § 74 GVG) |
§ 78 | § 74, § 28 GVG |
![]() |
1974[23] | § 75 Mord | § 76 Totschlag § 77 Tötung auf Verlangen § 79 Tötung eines Kindes bei der Geburt |
§ 80 Fahrlässige Tötung § 81 Grob fahrlässige Tötung |
§ 86, § 87, u. a. | § 57 | § 31 StPO | |
![]() |
1985[24] | Art. 112 Mord | Art. 111 Vorsätzliche Tötung | Art. 113 Totschlag Art. 114 Tötung auf Verlangen Art. 116 Kindestötung |
Art. 117 Fahrlässige Tötung | – | Art. 97 | Art. 19 StPO |
Kriminologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die hervorgehobene Stellung des Mordes als Vernichtung eines Menschenlebens als verwerflichste Handlung ist in allen Strafrechtssystemen Europas auch die schwerste Strafandrohung vorgesehen. Selten einmal (z. B. Österreich) wird ein schwereres Strafmaß für den Völkermord vorgesehen. Da sämtliche Staaten Europas dem Europarat angehören (bis auf Russland und Belarus), ist die Todesstrafe in fast allen europäischen Ländern abgeschafft (6. und 13. Fakultativprotokoll zur Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK)). Nur wenige Länder haben bereits die lebenslange Freiheitsstrafe abgeschafft (z. B. Portugal und Kroatien). Die lebenslange Freiheitsstrafe entspricht kaum der Rechtswirklichkeit. In England wird nach einer Studie die lebenslange Freiheitsstrafe durchschnittlich 9 Jahre vollstreckt, während in Deutschland im Mittel 21 Jahre vollstreckt werden.
Häufigkeit – Internationaler Vergleich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) veröffentlicht regelmäßig eine internationale Studie einschließlich Kriminalstatistik in Bezug auf (vorsätzliche) Tötungsdelikte, zuletzt 2023 die 2023 Global Study on Homicide. Dabei erfasst die Studie nur intentional homicide (etwa: vorsätzliche Tötungsdelikte oder Tötungsdelikte mit Vorsatzbeteiligung) und versteht darunter insbesondere nur diejenigen Straftaten, bei denen der Täter den Tod (oder zumindest schwerwiegende Verletzungen) des Opfers verursachen wollte.[25]
Grundlage für die Erhebung waren eindeutig ermittelte bzw. in der Mordermittlung abgeschlossene Mordfälle je 1.000 Einwohner. Danach wurden in besagtem Zeitraum in Kolumbien mit 0,617847 Morden je 1.000 Einwohner die meisten Menschen ermordet, gefolgt von Südafrika (0,496008 je 1.000 Einwohner), Jamaika (0,324196 je 1.000 Einwohner), Venezuela (0,316138 je 1.000 Einwohner) und Russland (0,201534 je 1.000 Einwohner). Mit den meisten Morden innerhalb der Europäischen Union nahmen die Staaten des Baltikums (Estland 0,107277; Lettland 0,10393; und Litauen 0,102863 je 1.000 Einwohner) die Plätze 7 bis 9 ein. Die Vereinigten Staaten von Amerika lagen nach dieser Statistik auf Rang 24 (0,042802). In Deutschland (49.) wurden im benannten Zeitraum 0,0116461 je 1.000 Einwohner ermordet. Weniger Menschen wurden durch Mord in der Schweiz (56.) getötet. Österreich ist in der Statistik mit weniger Fällen nicht mehr aufgeführt.[26]
Die Statistik ist insofern kritisch zu betrachten, da sie mehrere, die Zahlen beeinflussende, nationale Faktoren außeracht ließ, wie das unterschiedliche Niveau und die Qualität der Strafermittlung, die personelle, technische und materielle Ausstattung der Ermittlungsbehörde(n) und die durch unterschiedliche Faktoren beeinflusste Qualität der medizinischen Untersuchung(en) zur Feststellung einer solchen Straftat, soweit diese überhaupt erfolgt.
Prozentanteile der Kontinente an der Weltbevölkerung und an den weltweiten Morden 2011[27]

Tatzeit und Tatort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein statistischer Zusammenhang zwischen Monat oder Jahreszeit und Anzahl der Tötungsdelikte war Gegenstand zahlreicher Studien. Im Ergebnis weisen diese Studien allerdings oft widersprüchliche Ergebnisse vor. Die Gegenansicht sieht die behaupteten Unterschiede als statistisch nicht relevant an; es handle sich bei den Schwankungen um rein zufällige Schwankungen sowohl zwischen Monaten als auch zwischen Jahreszeiten.[28]
Unterschiede bei der Anzahl der Tötungsdelikte über die Wochentage werden dagegen von den meisten Studien bejaht. In nordamerikanischen Studien wiesen die Tötungsdelikte an Wochenenden einen Anteil von 60 % bis 80 % auf; die Anzahl der Tötungsdelikte nahm an Freitagen nach 20 Uhr einen Wert von 50 % an. Auch in deutschen Studien wird übereinstimmend eine erhöhte Zahl von Tötungsdelikte an Wochenenden festgestellt. Eine Auswertung der Tötungsdelikte in Hamburg von 1950 bis 1967 erbrachte, dass 47 % aller Tötungsdelikte zwischen Freitag 20 Uhr und Sonntag 24 Uhr geschahen. Die Hamburger Studie stellte bei den Delikten am Wochenende ferner eine Korrelation zu folgenden Kriterien fest: Die Delikte an Wochenenden fanden meist in einer für den Täter fremden Umgebung statt, betrafen seltener Familienangehörige; Täter und Opfer standen dabei signifikant öfter unter Alkoholeinfluss. Unterscheidet man die Taten ferner nach den abgeurteilten Delikten, entsteht folgendes Bild: Die Hälfte aller Körperverletzungen mit Todesfolge geschah am Wochenende, 29 % aller Totschläge und 19 % aller als Mord abgeurteilten Taten. Ferner fällt auf, dass Geliebten- und Ehegattentötungen mit 41 % über dem zu erwartenden Wert liegen.[28]
In allen Studien korreliert die Anzahl der Tötungsdelikte mit der Tageszeit: Die überwiegende Anzahl der Tötungsdelikte geschieht zwischen 20 und 4 Uhr in der Nacht. Nach der Hamburger Studie sind hiervon Mord-Selbstmord-Kombinationen, die gleichmäßig über die Tageszeiten verteilt sind, ausgenommen. Besonders hoch ist zwischen 20 und 4 Uhr die Anzahl der Fälle von Körperverletzung mit Todesfolge.[28]
Mögliche Tatorte – wie etwa Unterschiede zwischen Stadt und Land, verschiedenen Milieus oder die Abgelegenheit eines Tatortes – sind weit weniger als die Tatzeit durch eine sich natürlicherweise anbietende Ordnung geprägt; Erwartungswerte können nur schwer formuliert werden. Deshalb ist der Tatort statistisch regelmäßig nur sehr schwer zu erfassen. Eine Sonderstellung nehmen insoweit jedoch Wohnung und Arbeitsplatz ein, da die meisten Menschen hier einen Großteil ihrer Zeit verbringen. In der Hamburger Studie trugen sich bei 360 untersuchten Fällen 11,4 % aller Tötungsdelikte am Arbeitsplatz zu: 7,5 % am Arbeitsplatz des Opfers, 2 % am gemeinsamen Arbeitsplatz und 2 % am Arbeitsplatz des Täters. Das stark abweichende Arbeitsumfeld von Prostituierten führt dazu, dass diese Fälle nicht in die Statistik mit einfließen. Die Wohnung nimmt demgegenüber einen weitaus größeren Raum ein: In der Hamburger Studie lag der Anteil bei 70 %, andere Studien kommen zu Ergebnissen zwischen 40 % und 50 %. Innerhalb dieser Fälle steht die gemeinsame Wohnung an erster Stelle, die Opferwohnung an zweiter und die Täterwohnung an dritter Stelle.[28]
Der geringe Anteil von Delikten am Arbeitsplatz wird mit verschiedenen Gründen erklärt: So wären Konflikte am Arbeitsplatz meist weniger emotional belegt und deshalb einer sachorientierten Lösung eher zugänglich; zudem steht die Arbeitsausübung und die mit ihr verbundene Arbeitsdisziplin schon zeitlich der gewaltsamen Austragung von Konflikten entgegen. Gestützt werden diese Erklärungen durch die Beobachtung der Hamburger Studie, dass in den Fällen der Tötung am Arbeitsplatz 40 % der Täter durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Urlaub von ihrer Arbeitsaufgabe entbunden waren. Die hervorragende Stellung der Wohnung erklärt sich daraus, dass Tötungsdelikte regelmäßig aus privaten Konflikten im nächsten Umfeld erwachsen. Gestützt wird dies hierdurch, dass die Mord-Selbstmord-Kombinationen zu über 90 % in der Wohnung stattfinden, in den übrigen Fällen zwischen 60 % und 70 %. Differenziert man innerhalb der Wohnung weiter, liegt nach der Hamburger Studie das Schlafzimmer mit 19 % an erster Stelle, gefolgt von Küche und Wohnzimmer mit jeweils 12 %.[28]
Die Täter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die wissenschaftliche Beschäftigung der Psychiatrie mit den Tätern von Tötungsdelikten rührt von ihrer Begutachtungstätigkeit im Strafprozess her. Besonders die frühe psychiatrische Literatur dreht sich um die Frage, ob es die Mörderpersönlichkeit als eigenen Menschentyp gäbe. Kritik am Versuch einer solchen Klassifizierung ergab sich dabei schon aus dem problematischen Vergleichbarkeit der verschiedensten möglichen Fallkonstellationen: Etwa der Räuber, der sich nach einem Banküberfall den Weg freischießt; die Mutter, die aus scheinbar unlösbarem familiärem Dilemma ihre Kinder mit in den Tod nehmen will; der sexuell motivierte Serientäter.[28]
Studien, die mit validierten Methoden eine große Anzahl von Tätern untersucht und statistisch ausgewertet haben, sind rar. Die meisten frühen Untersuchungen beruhen auf dem Rorschachtest und sind folglich mit denen dem Test eigenen Kontroversen behaftet. Ferracuti hat die Ergebnisse dieser Tests wie folgt zusammengefasst: Egozentrik und Mangel an emotionaler Kontrolle, fehlende Reife und Explosivität, Kontaktschwierigkeiten, geringe Frustrationstoleranz sowie geringe rationale Kontrolle.[28]
Auch die Untersuchungen der Täter fahrlässiger Tötungen sind zahlenmäßig gering; die meisten stützen sich dabei auf die Täter von Straßenverkehrsdelikten. Die Vergleichbarkeit der Täter von fahrlässigen Tötungen und fahrlässigen Körperverletzungen – Tat und Schuld gleichen sich, Taterfolg, d. h. Verletzung oder Tötung hängen vom Zufall ab – legt dabei nahe die Untersuchungsmasse die Täter fahrlässiger Körperverletzungen auszudehnen.[4]
- Siehe auch
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Abschlussbericht der Expertengruppe zur Reform der Tötungsdelikte (§§ 211–213, 57a StGB) (PDF; 7,1 MB) Juni 2015
Rechtsgeschichte
- Michael Sommer (Hrsg.): Politische Morde. Vom Altertum bis zur Gegenwart. Darmstadt 2005, ISBN 3-534-18518-8.
Rechtsvergleichung
- Arnd Hüneke: Der Mordtatbestand im Vergleich zu anderen europäischen Normierungen. Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen, Hannover 2003.
- Albin Eser, Hans-Georg Koch: Die vorsätzlichen Tötungstatbestände. Eine reformpolitisch-rechtsvergleichende Struktur- und Kriterienanalyse. In: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft. Band 92, 1980, S. 491 ff.
- Günter Heine: Mord und Mordtatbestand. In: Goltdammers Archiv für Strafrecht. 2000, S. 303–319.
- Günter Heine: Stand und Entwicklung der Mordtatbestände: National und international. In: Fühlende und denkende Kriminalwissenschaften: Ehrengabe für Anne-Eva Brauneck. 1999, S. 315–352.
- Jeremy Horder: Homicide Law in Comparative Perspective. Hart, Oxford 2007, ISBN 978-1-84113-696-7.
- Nora Markwalder: Robbery Homicide. A Swiss and International Perspective. Schulthess Verlag, Zürich 2012, ISBN 978-3-7255-6500-9.
- Rudolf Rengier: Ausgrenzung des Mordes aus der vorsätzlichen Tötung? Eine rechtsvergleichende Darstellung für das österreichische, schweizerische und deutsche Recht. In: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft. Band 92, 1980, S. 459, doi:10.1515/zstw.1980.92.2.459.
- Schultz: Tötungsdelikte. Hrsg.: H. Göppinger, P. H. Bresser. Enke, Stuttgart 1980, ISBN 3-432-91281-1, S. 13 ff.
Kriminologie
- Günther Bauer: Gewaltverbrechen – A. Mord. In: Alexander Elster [Begründer], Rudolf Sieverts (Hrsg.): Handwörterbuch der Kriminologie. 2. Auflage. Band IV (Ergänzungsband). de Gruyter, Berlin / New York 1979, S. 81 ff.
- Steven Malby: Homicide. In: Stefan Harrendorf, Markku Heiskanen, Steven Malby, European Institute for Crime Prevention And Control, Affiliated With the United Nations (Hrsg.): International Statistics on Crime and Justice (= HEUNI Publication Series. Nr. 64). European Institute for Crime Prevention and Control, 2010, ISBN 978-952-5333-78-7, ISSN 1237-4741 (heuni.fi).
- Wolf Middendorf: Fahrlässige Tötungsdelikte. In: Alexander Elster [Begründer], Rudolf Sieverts (Hrsg.): Handwörterbuch der Kriminologie. 2. Auflage. Band V. de Gruyter, Berlin / New York 1998, ISBN 3-11-016171-0, S. 89–103.
- Dirk Lange: Die politisch motivierte Tötung. Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-631-56656-5.
- Wilfried Rasch: Tötungsdelikte, nicht-fahrlässige. In: Alexander Elster [Begründer], Rudolf Sieverts, Hans Joachim Schneider (Hrsg.): Handwörterbuch der Kriminologie. 2. Auflage. Band III. de Gruyter, Berlin / New York 1979, ISBN 3-11-008093-1, S. 353–398.
- Marvin E. Wolfgang, Margaret A. Zahn, Lloyd L. Weinreb: Homicide. In: Sanford H. Kadish (Hrsg.): Encyclopedia of Crime and Justice. 1. Auflage. Band II (Criminalistics–human rights). Collier Macmillan, London / New York 1983, ISBN 0-02-918130-5, S. 849–865.
Psychologie
- David Buss: Der Mörder in uns. Warum wir zum Töten programmiert sind. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-2083-1. (Original: The Murderer Next Door. Why the Mind is designed to kill. Penguin Press, New York 2005, ISBN 1-59420-043-2).
- Heidi Möller: Menschen, die getötet haben, Tiefenhermeneutische Analysen von Tötungsdelinquenten. Opladen 1996, ISBN 3-531-12821-3.
Psychiatrie
- Johann Glatzel: Mord und Totschlag. Tötungshandlungen als Beziehungsdelikte. Heidelberg 1987, ISBN 3-7832-0386-4.
Kriminalistik
- Günther Dotzauer, Klaus Jarosch, Günter Berghaus: Tötungsdelikte. In: Alexander Elster [Begründer], Rudolf Sieverts, Hans Joachim Schneider (Hrsg.): Handwörterbuch der Kriminologie. 2. Auflage. Band III. de Gruyter, Berlin / New York 1979, ISBN 3-11-008093-1, S. 398–421.
Dokumentarfilme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Blind Spot: Murder by Women. Ein Film von Irving Saraf, Allie Light und Julia Hilder, USA 2000.[29]
- Aileen: Life and Death of a Serial Killer. Regie: Nick Broomfield, 2003, von Amnesty International ausgezeichneter Dokumentarfilm.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2011 Global Study on Homicide. (PDF; 7,1 MB) Trends, Context, Data. United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC), abgerufen am 14. November 2011 (englisch, Internationale Studie zu den Tötungsdelikten vom Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung).
- UNODC Homicide Statistics. (PDF; 7,4 MB) UNODC, abgerufen im Jahr 2024 (englisch, Seite mit Daten in Excel-2007-Tabellen; Fälle von Straftaten im Rahmen der Tötungsdelikte unter anderem geschlechtsspezifisch, durch Feuerwaffen und in den bevölkerungsreichsten Städten).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bundesrecht: 18 USC § 1111(a)
- ↑ Garner: Black’s Law Dictionary. S. 1177.
- ↑ Bamidbar - Numbers - Chapter 35
- ↑ a b Wolf Middendorf: Fahrlässige Tötungsdelikte. In: Alexander Elster [Begründer], Rudolf Sieverts (Hrsg.): Handwörterbuch der Kriminologie. 2. Auflage. Band V. de Gruyter, Berlin / New York 1995, S. 89–103.
- ↑ Eberhard Schmidt: Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege. Vandenhoeck & Ruprecht, 1995, S. 31–33 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Sure 2:178
- ↑ Sure 5:45
- ↑ Sure 4:92
- ↑ Pakistan Penal Code (Act XLV of 1860) in der Fassung durch Act No. II of 1997 (PDF; 1,7 MB): S. 300 قتل عمد Qatl-i-amd (absichtliche Tötung), S. 315 قتل شبه عمد Qatl shibh-i-amd (quasi-absichtliche Tötung), S. 318 قتل خطا Qatl-i-khata (irrtümliche Tötung), S. 321 قتل بالسبب Qatl-bis-sabab (Tötung infolge indirekter Ursache)
- ↑ Islamisches Strafgesetzbuch (قانون مجازات اسلامی ( des vom 15. August 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ) von 2013, Buch 3 (Qisās, Art. 217–447) und Buch 4 (Diyāt, Art. 448–727)
- ↑ Materialien Schweizerisches Strafgesetzbuch: Art. 52 Abs. 2 VE 1896 (PDF)
- ↑ Legislative Services Branch: Consolidated federal laws of Canada, Criminal Code. 14. Januar 2024, abgerufen am 26. Mai 2024.
- ↑ a b c d e f Albin Eser, Hans-Georg Koch: Die vorsätzlichen Tötungstatbestände. In: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft. Band 92, 1980, S. 494–507 (uni-freiburg.de).
- ↑ a b c d Günter Heine: Stand und Entwicklung der Mordtatbestände: National und international. In: Fühlende und denkende Kriminalwissenschaften: Ehrengabe für Anne-Eva Brauneck. 1999, S. 315–352.
- ↑ James Fitzjames Stephen: Digest of Criminal Law 8. 1947, S. 295 ff.
- ↑ Daughdrill v State, 113 Alabama 7, 21 So. 378 (1896).
- ↑ Christian Köhler: Beteiligung und Unterlassen beim erfolgsqualifizierten Delikt am Beispiel der Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 I StGB). Springer, 2000, S. 48 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Lukas Staffler: Präterintentionalität und Zurechnungsdogmatik: zur Auslegung der Körperverletzung mit Todesfolge im Rechtsvergleich Deutschland und Italien. Duncker & Humblot, 2015, ISBN 978-3-428-14637-6 (google.com [abgerufen am 13. Dezember 2023]).
- ↑ Eberhard Schmidt: Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege. Vandenhoeck & Ruprecht, 1995, S. 172 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Homicide Act 1957, S. 1. Abolition of “constructive malice”
- ↑ R. v. Martineau, [1990] 2 SCR 633
- ↑ Kakha Tsikarishvili: Versari in re illicita... (PDF) In: jlaw.tsu.ge. University Georgia, 2017, abgerufen am 13. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Begründung: GP XIII RV 30 (PDF; 42 MB) S. 189 ff.
- ↑ BBl. 1985 II 1009 (PDF) 1020 ff.
- ↑ UNODC: 2011 Global Study on Homicide. S. 15–16, 87–88.
- ↑ nationmaster.com Seventh United Nations Survey of Crime Trends and Operations of Criminal Justice Systems, covering the period 1998–2000 (United Nations Office on Drugs and Crime, Centre for International Crime Prevention) via NationMaster gesichtet: 18. Februar 2010.
- ↑ United Nations Office for Drugs and Crime: Global Study on Homicide 2011.
- ↑ a b c d e f g Wilfried Rasch: Tötungsdelikte, nicht-fahrlässige. In: Alexander Elster [Begründer], Rudolf Sieverts (Hrsg.): Handwörterbuch der Kriminologie. 2. Auflage. Band III. de Gruyter, Berlin / New York 1979, S. 353–398.
- ↑ Blind Spot: Murder by Women. In: lightsaraffilms.com. Light-Saraf Films, abgerufen am 3. Februar 2022 (englisch).