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„Hans Schomburgk“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Hans Schomburgk - 1.jpg|mini|Hans Schomburgk (1913)]]
'''Hans Schomburgk''' (* [[28. Oktober]] [[1880]] in [[Hamburg]]; † [[27. Juli]] [[1967]] in [[Berlin]]) war ein bedeutender Afrikaforscher und Pionier des deutschen Tierfilms in der ersten Hälfte des [[20. Jahrhundert]]s.
'''Hans Hermann Schomburgk''' (* [[28. Oktober]] [[1880]] in [[Hamburg]]; † [[27. Juli]] [[1967]] in [[Berlin]] (West)) war ein autodidaktischer deutscher [[Afrikaforscher]], Vortragsreisender mit eigenen Filmen und ein Pionier des deutschen [[Tierfilm]]s bereits in der ersten Hälfte des [[20. Jahrhundert]]s. Zeitweise war er wegen seiner Entdeckungen Mitglied der britischen [[Royal Geographical Society|Königl. Geographischen Gesellschaft]]. Er filmte in den Jahrzehnten nach 1900 bis 1958 vor Ort, insbesondere in [[Südafrika]] und [[Togo]] (seinerzeit deutsche [[Kolonie]]).


== Leben ==
Schomburgk wurde als Sohn eines Architekten geboren. Er besuchte Gymnasien in [[Hamburg]], [[Lüneburg]] und [[Jena]]. [[1898]] wurde er im Alter von 17 Jahren von seinen Eltern nach [[Südafrika]] auf eine Farm geschickt. Doch Schomburgk entschied sich für ein Leben auf eigene Faust. Er trat in die englische Natal-Polizei ein und nahm am [[Burenkrieg]] teil. Danach war er Polizeioffizier in [[Rhodesien|Nord-Rhodesien]], Großwildjäger und Forschungsreisender.
Schomburgk wurde als Sohn des Architekten Hermann Eduard [[Schomburgk (Familie)|Schomburgk]] (1850–1937) geboren. Er besuchte Gymnasien in [[Hamburg]], [[Lüneburg]] und [[Jena]]. 1898 zog er im Alter von 17 Jahren nach [[Südafrika]] auf eine Farm, trat in die englische [[Kolonie Natal|Natal]]-Polizei ein und nahm am [[Zweiter Burenkrieg|Burenkrieg]] teil. Danach war er Polizeioffizier in [[Nordrhodesien]] (heute [[Sambia]]), [[Safari|Großwildjäger]] und [[Forschungsreisender]].


Schomburgks Weg durch Afrika begann mit der Großwildjagd. Ab [[1912]] schoss er nicht mehr mit dem Gewehr, sondern gemeinsam mit verschiedenen [[Kameramann|Kameramännern]] mit dem Objektiv. Sein Interesse galt zunächst den Tieren, später auch den Menschen.
Schomburgk begann seinen Weg durch Afrika als Kolonialbeamter und als Begleiter bei [[Großwildjagd]]en, beendete diese jedoch im Jahr 1912, um stattdessen gemeinsam mit verschiedenen [[Kameramann|Kameraleuten]] zunächst das Leben der Tiere, später auch das der Menschen des Kontinents zu dokumentieren.


Im Jahr [[1906]] unternahm er seine erste selbstständige Expedition. Er entdeckte den [[Schikande|Schikande-Fluss]] und den [[Sengwe-See]] in [[Angola|Südangola]]. Ein Jahr später konnte er die Fliege ausmachen, die die [[Schlafkrankheit]] überträgt. Er durchquerte den [[Afrika|afrikanischen Kontinent]] mehrmals zur Jagd und zum Fang seltener Tiere. [[1909]] brachte er den ersten ostafrikanischen Elefanten, 1912 das erste [[Zwergflusspferd]] nach Europa.
Er kartografierte im Auftrag des jungen Staates [[Liberia]]. Schomburgk war an der Herstellung der ersten Karte von [[Liberia|West-Liberia]] beteiligt und wurde zum [[Militärattaché]] an der liberianischen Gesandtschaft in [[London]] ernannt. Im Jahr 1906 unternahm er seine erste selbstständige Expedition. Er entdeckte den [[Schikande|Schikande-Fluss]] und den [[Sengwe-See]] in [[Angola|Südangola]]. Ein Jahr später konnte er die [[Tsetsefliegen|Tsetsefliege]] als Überträger der [[Afrikanische Trypanosomiasis|Schlafkrankheit]] bestimmen. Er durchquerte den [[Afrika|afrikanischen Kontinent]] mehrmals zur Jagd und zum Fang seltener Tiere. 1909 brachte er den ersten ostafrikanischen Elefanten, 1912 das zweite Mal [[Zwergflusspferd]]e nach Europa.<ref>{{Literatur |Autor=H. R. STROMAN, L. M. SLAUGHTER |Titel=The care and breeding of the Pygmy hippopotamus (''Choeropsis liberiensis'') in captivity |Sammelwerk=International Zoo Yearbook |Band=12 |Nummer=1 |Datum=1972-01 |ISSN=0074-9664 |DOI=10.1111/j.1748-1090.1972.tb02296.x |Seiten=126–131 |Online=10.1111/j.1748-1090.1972.tb02296.x |Abruf=2025-01-29}}</ref>


[[Datei:Grab Hans Schomburgk FriedhofOhlsdorf (3).jpg|mini|Kissenstein ''Hans Schomburgk'', Grabstätte ''Neuss'' auf dem [[Friedhof Ohlsdorf]]]]
Schomburgk war an der Herstellung der ersten Karte von [[Liberia|West-Liberia beteiligt und wurde zum [[Militärattaché]] an der Liberianischen Gesandtschaft in [[London]] ernannt.
Er inszenierte auch mehrere Dokumentar- und Spielfilme, die wesentlich zum Afrikabild des damaligen deutschen Kinopublikums beitrugen. Im Juni 1919 gründete er mit dem Kaufmann Johannes Haenser in Berlin die ''Uebersee Filmgesellschaft m.b.H.''<ref>Handelsregister Berlin HRB Nr. 16750</ref> und im Juli 1921 wurde er Vorstand der ''Uebersee-Film AG''.<ref>Handelsregister Berlin HRB Nr. 21571</ref>


Nach der Scheidung von seiner Frau Carla Schwarck heiratete er am 1. Dezember 1921 die Schauspielerin, Autorin und spätere [[Filmeditor]]in [[Meg Gehrts]] (1891–1966), die er seit 1914 in seinen Filmen besetzte und zuletzt die Hauptrolle in ''Eine Weisse unter Kannibalen'' spielte.<ref>[[Landesarchiv Berlin]], Heiratsregister Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Nr. 1411/1921</ref>
[[1922]] heiratete er die [[Autor|Autorin]] und [[Cutter|Cutterin]] [[Meg Gehrts]] ([[1891]]-[[1966]]).


Nach [[1933]] erhielt Schomburgk wegen seiner Achtung vor der Kultur der afrikanischen Ureinwohner Berufsverbot und durfte nicht mehr nach [[Afrika]] reisen. Seine Filme wurden umgetextet, umgeschnitten als Propaganda missbraucht oder verschwanden im Archiv. Erst nach dem Krieg durfte Schomburgk wieder in Ost und West Vorträge halten. In der [[DDR]] wurden seine Bücher neu in einer Millionenauflage verlegt.
Nach 1933 wurde Schomburgk wegen seiner nach den [[Nürnberger Gesetze#Reichsbürgergesetz|Nürnberger Rassegesetzen „halbjüdischen“ Herkunft]] mehr und mehr behindert und aus der NS-[[Reichsfilmkammer]] ausgeschlossen. 1940 erhielt er [[Redeverbot]], im gleichen Jahr ließ die [[Reichsschrifttumskammer]] seine Werke auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ setzen.<ref>''Jahresliste 1940.'' In: Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Stand vom 31. Dez. 1938 und Jahreslisten 1939–1941, 1979 (Nachdruck), S. 15.</ref> Seine Filme wurden umgetextet und sein Name daraus getilgt. Sie wurden auch umgeschnitten zur Propaganda missbraucht oder verschwanden im Archiv. Er arbeitete als Hilfsarbeiter. Erst nach dem Krieg durfte Schomburgk wieder in beiden Teilen Deutschlands Vorträge halten. In der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurden seine Bücher in Millionenauflagen verlegt. Eine Expedition wurde aus beiden deutschen Staaten finanziert.


Schomburgk lebte vor allem als freier [[Schriftsteller]] und Hersteller von Filmen. Schomburgk galt bis in die 1950er Jahre als '''der''' deutsche Afrikafilmer und Tierexperte. Im Alter von fast 87 Jahren starb Schomburgk in [[Berlin]].
Schomburgk lebte vor allem als freier [[Schriftsteller]] und Hersteller von Filmen, er galt bis in die 1950er Jahre als ''der'' deutsche Afrikafilmer und Tierexperte. Im Alter von fast 87 Jahren starb Hans Schomburgk in (West-)[[Berlin]]. Er wurde in Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf im Planquadrat Z 16 (östlich ''Nordteich'' an der ''Waldstraße'') in der Grabstätte ''Neuss'' beigesetzt.<ref>[https://www.friedhof-hamburg.de/besucher/prominente/ Prominenten-Gräber], auf friedhof-hamburg.de</ref>


Einen beträchtlichen Teil seiner ethnographischen Afrikasammlung überschrieb er der Stadt [[Querfurt]], deren Ehrenbürger er seit 1959 war. Die Exponate werden im dortigen [[Burg Querfurt#Museen|Burg-Museum]] präsentiert. Ein weiterer Teilnachlass Schomburgks, darunter v.&nbsp;a. zahlreiche Fotografien seiner Afrikareisen, befindet sich im Archiv für Geographie des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundesarchiv.de/nachlassdatenbank/viewsingle.php?category=SCH&person_id=48720&asset_id=54184&sid=1d3872cd62f0987b9cd08 |titel=Teilnachlass Schomburgks im Archiv für Geographie des IfL |abruf=2022-08-08}}</ref>


== Auswahlbibliographie ==
== Ehrungen ==
* 1956: [[Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland|Verdienstkreuz 1. Klasse]] der Bundesrepublik Deutschland
* 1959: Ehrenbürger der Stadt Querfurt


== Ausstellung ==
Das letzte Paradies. Berlin: Hobbing, o.J.
Die Saalesparkasse Querfurt zeigte vom 6. September bis zum 31. Oktober 2017 eine Ausstellung zu Schomburgs Leben mit seinen Expeditionen.<ref>http://www.alt-querfurt.de/index.php?seite=schomburgk1d</ref>


== Werke ==
Mein Afrika Erlebtes und Erlauschtes aus dem Innern Afrikas. Berlin, Juncker Verlag, 1928.
* ''Das letzte Paradies''. Berlin: Hobbing, o.&nbsp;J.
* ''Wild und Wilde im Herzen Afrikas. Zwölf Jahre Jagd- und Forschungsreisen.'' Egon Fleischel, Berlin 1910. [[Deutsche Buch-Gemeinschaft]], Berlin 1926.
Fahrten und Fährten. Berlin: VdN, 1960.
* ''Mein Afrika Erlebtes und Erlauschtes aus dem Innern Afrikas''. Berlin, Juncker Verlag, 1928.
* ''Ich such' in Afrika das letzte Paradies''. Berlin: Militärverlag Sigismund, 1940.
Meine Freunde im Busch. Eine Filmfahrt durch Afrika. Berlin: VdN, 1954.
* ''Frauen, Masken und Dämonen''. Berlin: H. Wigankow-Verlag, 1947.
* ''Von Mensch und Tier und etwas von mir''. Wigankow-Verlagsanstalt Berlin 1947
* ''Erzähl' uns was, Schimpanse. Die Lebensgeschichte einer Schimpansin, von ihr selbst erzählt''. Berlin: Wigankow, 1948.
* ''Pulsschlag der Wildnis''. Berlin: VdN, 1952.
* ''Meine Freunde im Busch. Eine Filmfahrt durch Afrika''. Berlin: VdN, 1954.
* ''Cleo, ein Schimpansenschicksal''. Hannover: Weichert Verlag, 1955.
* ''Zelte in Afrika. Fahrten Forschungen Abenteuer in sechs Jahrzehnten''. Berlin: VdN, 1957.
* ''Fahrten und Fährten''. Berlin: VdN, 1960.


== Filmografie (Auswahl) ==
Cleo, ein Schimpansenschicksal. Hannover: Weichert Verlag, 1955.
* 1913/1917: Im deutschen Sudan
* 1919: Tropengift
* 1921: Im Kampf um Diamantenfelder
* 1921: Eine Weisse unter Kannibalen
* 1922: Frauen, Masken und Dämonen
* 1932: Das letzte Paradies
* 1936: Die Wildnis stirbt
* 1958: Hans Schomburgk – Mein Abschied von Afrika


== Film über H. Schomburgk ==
Zelte in Afrika. Fahrten - Forschungen - Abenteuer in sechs Jahrzehnten. Berlin: VdN, 1957.


* Anna Schmidt: ''Das Auge Afrikas. Der Filmpionier Hans Schomburgk.'' 2019. 91 Min. Chronologische Dokumentation zum Lebenswerk.<ref>[https://schmidt-film.com/hans-schomburgk.html?language=de Das Auge Afrikas. Der Filmpionier Hans Schomburgk], auf schmidt-film.com</ref><ref>[https://www.arte.tv/de/videos/080099-000-A/das-auge-afrikas/ Das Auge Afrikas Der Filmpionier Hans Schomburgk], .arte.tv, abgerufen am 16. November 2020</ref><ref>[https://www.radiobielefeld.de/service/lifestyle-und-freizeit/detailansicht/das-auge-afrikas.html Das Auge Afrikas], auf radiobielefeld.de, 14. November 2020</ref> Mitwirkung von [[Rolf Fuhrmann]], Adjaï Paulin Oloukpona-Yinnon und Gerlinde Waz. Im Film sind auch für verschollen gehaltene historische Aufnahmen enthalten.
Erzähl' uns was, Schimpanse. Die Lebensgeschichte einer Schimpansin, von ihr selbst erzählt. Berlin: Wigankow, 1948.


== Literatur ==
Pulsschlag der Wildnis. Berlin: VdN, 1952.
* Martin Albrecht: ''Hans Schomburgk, seine Zelte in Afrika und ein Schulzoo in Pankow.'' In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hg.) „''… Macht und Anteil an der Weltherrschaft.“ Berlin und der deutsche Kolonialismus''. Unrast-Verlag. Münster 2005, ISBN 3-89771-024-2.
* Gerlinde Waz: ''Auf der Suche nach dem letzten Paradies. Der Afrikaforscher und Regisseur Hans Schomburgk.'' In: Hans-Michael Bock, Wolfgang Jacobsen, Jörg Schöning (Hg.) ''Triviale Tropen. Exotische Reise- und Abenteuerfilme aus Deutschland 1919–1939.'' CineGraph. Hamburg 1997, ISBN 3-88377-551-7.
* N.N.: ''Bwaku mit dem komischen Kasten. Auf den Spuren der Ahnen''. In: [[Der Spiegel]] 14/1948, S.&nbsp;23–24 ([http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44415975.html Volltext] als Digitalisat).
* Rolf D. Baldus: ''Hans Schomburgk. Per Fahrrad unterwegs zum Wild und zu den Wilden.'' In: Rolf D. Baldus/Werner Schmitz (Hrsg.): ''Auf Safari. Legendäre Afrikajäger von Alvensleben bis Zwilling'', 2. Auflage. Komos, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-440-17265-0, S. 84–94.
* Fuhrmann, Wolfgang: ''Imperial projections. Screening the German colonies''. New York [u.&nbsp;a.]: Berghahn 2015. X, 309 S. (Film Europa; 17).


== Weblinks ==
Wild und Wilde im Herzen Afrikas. 12 Jahre Jagd- und Forschungsreisen. Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft, 1926.
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|11875906X}}
* Literatur von und über Hans Schomburgk im [https://ifl.wissensbank.com/esearcha/browse.tt.html Katalog der Geographischen Zentralbibliothek]
* {{Pressemappe|FID=pe/015909}}
* [http://www.cinegraph.de/kongress/96/k9_11.html Filmsorgen im tropischen Afrika (Aus: Film-Kurier 118 vom 7. Mai 1922)]
* [http://www.querfurt.de/htmlsite/index.php?topmenu=688&menuid=795 Kurze biographische Informationen der Stadt Querfurt]
* [http://www.deutschefotothek.de/kue90024049.html Informationen zu Hans Schomburgk] in der [[Deutsche Fotothek|Deutschen Fotothek]]
* Martina Meißner: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/zeitzeichen-schomburgk-hans-forscher-100.html ''27. Juli 1967 - Todestag des Afrika-Forschers Hans Schomburgk''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 27. Juli 2022. (Podcast)


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
<references />


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* [http://www.cinegraph.de/kongress/96/k9_11.html Filmsorgen im tropischen Afrika (Aus: Film-Kurier 118 vom 7.5.1922 )]


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Aktuelle Version vom 14. April 2025, 16:05 Uhr

Hans Schomburgk (1913)

Hans Hermann Schomburgk (* 28. Oktober 1880 in Hamburg; † 27. Juli 1967 in Berlin (West)) war ein autodidaktischer deutscher Afrikaforscher, Vortragsreisender mit eigenen Filmen und ein Pionier des deutschen Tierfilms bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zeitweise war er wegen seiner Entdeckungen Mitglied der britischen Königl. Geographischen Gesellschaft. Er filmte in den Jahrzehnten nach 1900 bis 1958 vor Ort, insbesondere in Südafrika und Togo (seinerzeit deutsche Kolonie).

Schomburgk wurde als Sohn des Architekten Hermann Eduard Schomburgk (1850–1937) geboren. Er besuchte Gymnasien in Hamburg, Lüneburg und Jena. 1898 zog er im Alter von 17 Jahren nach Südafrika auf eine Farm, trat in die englische Natal-Polizei ein und nahm am Burenkrieg teil. Danach war er Polizeioffizier in Nordrhodesien (heute Sambia), Großwildjäger und Forschungsreisender.

Schomburgk begann seinen Weg durch Afrika als Kolonialbeamter und als Begleiter bei Großwildjagden, beendete diese jedoch im Jahr 1912, um stattdessen gemeinsam mit verschiedenen Kameraleuten zunächst das Leben der Tiere, später auch das der Menschen des Kontinents zu dokumentieren.

Er kartografierte im Auftrag des jungen Staates Liberia. Schomburgk war an der Herstellung der ersten Karte von West-Liberia beteiligt und wurde zum Militärattaché an der liberianischen Gesandtschaft in London ernannt. Im Jahr 1906 unternahm er seine erste selbstständige Expedition. Er entdeckte den Schikande-Fluss und den Sengwe-See in Südangola. Ein Jahr später konnte er die Tsetsefliege als Überträger der Schlafkrankheit bestimmen. Er durchquerte den afrikanischen Kontinent mehrmals zur Jagd und zum Fang seltener Tiere. 1909 brachte er den ersten ostafrikanischen Elefanten, 1912 das zweite Mal Zwergflusspferde nach Europa.[1]

Kissenstein Hans Schomburgk, Grabstätte Neuss auf dem Friedhof Ohlsdorf

Er inszenierte auch mehrere Dokumentar- und Spielfilme, die wesentlich zum Afrikabild des damaligen deutschen Kinopublikums beitrugen. Im Juni 1919 gründete er mit dem Kaufmann Johannes Haenser in Berlin die Uebersee Filmgesellschaft m.b.H.[2] und im Juli 1921 wurde er Vorstand der Uebersee-Film AG.[3]

Nach der Scheidung von seiner Frau Carla Schwarck heiratete er am 1. Dezember 1921 die Schauspielerin, Autorin und spätere Filmeditorin Meg Gehrts (1891–1966), die er seit 1914 in seinen Filmen besetzte und zuletzt die Hauptrolle in Eine Weisse unter Kannibalen spielte.[4]

Nach 1933 wurde Schomburgk wegen seiner nach den Nürnberger Rassegesetzen „halbjüdischen“ Herkunft mehr und mehr behindert und aus der NS-Reichsfilmkammer ausgeschlossen. 1940 erhielt er Redeverbot, im gleichen Jahr ließ die Reichsschrifttumskammer seine Werke auf die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ setzen.[5] Seine Filme wurden umgetextet und sein Name daraus getilgt. Sie wurden auch umgeschnitten zur Propaganda missbraucht oder verschwanden im Archiv. Er arbeitete als Hilfsarbeiter. Erst nach dem Krieg durfte Schomburgk wieder in beiden Teilen Deutschlands Vorträge halten. In der DDR wurden seine Bücher in Millionenauflagen verlegt. Eine Expedition wurde aus beiden deutschen Staaten finanziert.

Schomburgk lebte vor allem als freier Schriftsteller und Hersteller von Filmen, er galt bis in die 1950er Jahre als der deutsche Afrikafilmer und Tierexperte. Im Alter von fast 87 Jahren starb Hans Schomburgk in (West-)Berlin. Er wurde in Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf im Planquadrat Z 16 (östlich Nordteich an der Waldstraße) in der Grabstätte Neuss beigesetzt.[6]

Einen beträchtlichen Teil seiner ethnographischen Afrikasammlung überschrieb er der Stadt Querfurt, deren Ehrenbürger er seit 1959 war. Die Exponate werden im dortigen Burg-Museum präsentiert. Ein weiterer Teilnachlass Schomburgks, darunter v. a. zahlreiche Fotografien seiner Afrikareisen, befindet sich im Archiv für Geographie des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig.[7]

Die Saalesparkasse Querfurt zeigte vom 6. September bis zum 31. Oktober 2017 eine Ausstellung zu Schomburgs Leben mit seinen Expeditionen.[8]

  • Das letzte Paradies. Berlin: Hobbing, o. J.
  • Wild und Wilde im Herzen Afrikas. Zwölf Jahre Jagd- und Forschungsreisen. Egon Fleischel, Berlin 1910. Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin 1926.
  • Mein Afrika Erlebtes und Erlauschtes aus dem Innern Afrikas. Berlin, Juncker Verlag, 1928.
  • Ich such' in Afrika das letzte Paradies. Berlin: Militärverlag Sigismund, 1940.
  • Frauen, Masken und Dämonen. Berlin: H. Wigankow-Verlag, 1947.
  • Von Mensch und Tier und etwas von mir. Wigankow-Verlagsanstalt Berlin 1947
  • Erzähl' uns was, Schimpanse. Die Lebensgeschichte einer Schimpansin, von ihr selbst erzählt. Berlin: Wigankow, 1948.
  • Pulsschlag der Wildnis. Berlin: VdN, 1952.
  • Meine Freunde im Busch. Eine Filmfahrt durch Afrika. Berlin: VdN, 1954.
  • Cleo, ein Schimpansenschicksal. Hannover: Weichert Verlag, 1955.
  • Zelte in Afrika. Fahrten – Forschungen – Abenteuer in sechs Jahrzehnten. Berlin: VdN, 1957.
  • Fahrten und Fährten. Berlin: VdN, 1960.

Filmografie (Auswahl)

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  • 1913/1917: Im deutschen Sudan
  • 1919: Tropengift
  • 1921: Im Kampf um Diamantenfelder
  • 1921: Eine Weisse unter Kannibalen
  • 1922: Frauen, Masken und Dämonen
  • 1932: Das letzte Paradies
  • 1936: Die Wildnis stirbt
  • 1958: Hans Schomburgk – Mein Abschied von Afrika

Film über H. Schomburgk

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  • Anna Schmidt: Das Auge Afrikas. Der Filmpionier Hans Schomburgk. 2019. 91 Min. Chronologische Dokumentation zum Lebenswerk.[9][10][11] Mitwirkung von Rolf Fuhrmann, Adjaï Paulin Oloukpona-Yinnon und Gerlinde Waz. Im Film sind auch für verschollen gehaltene historische Aufnahmen enthalten.
  • Martin Albrecht: Hans Schomburgk, seine Zelte in Afrika und ein Schulzoo in Pankow. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hg.) „… Macht und Anteil an der Weltherrschaft.“ Berlin und der deutsche Kolonialismus. Unrast-Verlag. Münster 2005, ISBN 3-89771-024-2.
  • Gerlinde Waz: Auf der Suche nach dem letzten Paradies. Der Afrikaforscher und Regisseur Hans Schomburgk. In: Hans-Michael Bock, Wolfgang Jacobsen, Jörg Schöning (Hg.) Triviale Tropen. Exotische Reise- und Abenteuerfilme aus Deutschland 1919–1939. CineGraph. Hamburg 1997, ISBN 3-88377-551-7.
  • N.N.: Bwaku mit dem komischen Kasten. Auf den Spuren der Ahnen. In: Der Spiegel 14/1948, S. 23–24 (Volltext als Digitalisat).
  • Rolf D. Baldus: Hans Schomburgk. Per Fahrrad unterwegs zum Wild und zu den Wilden. In: Rolf D. Baldus/Werner Schmitz (Hrsg.): Auf Safari. Legendäre Afrikajäger von Alvensleben bis Zwilling, 2. Auflage. Komos, Stuttgart 2021, ISBN 978-3-440-17265-0, S. 84–94.
  • Fuhrmann, Wolfgang: Imperial projections. Screening the German colonies. New York [u. a.]: Berghahn 2015. X, 309 S. (Film Europa; 17).
Commons: Hans Schomburgk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. H. R. STROMAN, L. M. SLAUGHTER: The care and breeding of the Pygmy hippopotamus (Choeropsis liberiensis) in captivity. In: International Zoo Yearbook. Band 12, Nr. 1, Januar 1972, ISSN 0074-9664, S. 126–131, doi:10.1111/j.1748-1090.1972.tb02296.x (10.1111/j.1748-1090.1972.tb02296.x [abgerufen am 29. Januar 2025]).
  2. Handelsregister Berlin HRB Nr. 16750
  3. Handelsregister Berlin HRB Nr. 21571
  4. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Nr. 1411/1921
  5. Jahresliste 1940. In: Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Stand vom 31. Dez. 1938 und Jahreslisten 1939–1941, 1979 (Nachdruck), S. 15.
  6. Prominenten-Gräber, auf friedhof-hamburg.de
  7. Teilnachlass Schomburgks im Archiv für Geographie des IfL. Abgerufen am 8. August 2022.
  8. http://www.alt-querfurt.de/index.php?seite=schomburgk1d
  9. Das Auge Afrikas. Der Filmpionier Hans Schomburgk, auf schmidt-film.com
  10. Das Auge Afrikas Der Filmpionier Hans Schomburgk, .arte.tv, abgerufen am 16. November 2020
  11. Das Auge Afrikas, auf radiobielefeld.de, 14. November 2020