„Chinarindenbäume“ – Versionsunterschied
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<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. --> |
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{| border="1" cellspacing="0" style="float:right;margin-left:0.5em" |
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{{Taxobox |
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! align="center" bgcolor="#ffc0c0" |Chinarindenbäume |
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| Taxon_Name = Chinarindenbäume |
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| Taxon_WissName = Cinchona |
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| align="center" | <!--dem krazZen Bild fehlt--> |
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| Taxon_Rang = Gattung |
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| Taxon_Autor = [[Carl von Linné|L.]] |
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! align="center" bgcolor="#ffc0c0" | '''[[Systematik (Biologie)|Systematik]]''' |
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| Taxon2_LinkName = nein |
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| Taxon2_Name = Cinchoneae |
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| Taxon2_Rang = Tribus |
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| Taxon3_Name = Cinchonoideae |
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| Taxon3_Rang = Unterfamilie |
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| ''[[Abteilung (Biologie)|Abteilung]]:'' || [[Blütenpflanzen]] (Magnoliophyta) |
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| Taxon4_Name = Rötegewächse |
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| Taxon4_WissName = Rubiaceae |
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| ''[[Klasse (Biologie)|Klasse]]:'' || [[Zweikeimblättrige]] (Magnoliopsida) |
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| Taxon4_Rang = Familie |
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| Taxon5_Name = Enzianartige |
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| ''[[Klasse (Biologie)|Unterklasse]]:'' || [[Asternähnliche]] (Asteridae) |
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| Taxon5_WissName = Gentianales |
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| Taxon5_Rang = Ordnung |
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| ''[[Ordnung (Biologie)|Ordnung]]:'' || [[Rubiales]] |
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| Taxon6_Name = Euasteriden I |
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| Taxon6_Rang = ohne |
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| ''[[Familie (Biologie)|Familie]]:'' || [[Rötegewächse]] (Rubiaceae) |
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| Bild = Koeh-179-cropped.jpg |
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| Bildbeschreibung = ''[[Cinchona calisaya]]'', Illustration |
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| ''[[Gattung (Biologie)|Gattung]]:'' || Chinarindenbäume (''Cinchona'') |
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! align="center" bgcolor="#ffc0c0" | '''[[Art (Biologie)|Arten]]''' |
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* Gelber Chinarindenbaum (''Cinchona officinalis L.'') |
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* Roter Chinarindenbaum (''Cinchona pubescens Vahl'') |
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* ... |
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Die [[Gattung (Biologie)|Pflanzengattung]] '''Chinarindenbäume''' (''Cinchona'') gehört zur Familie der [[Rötegewächse]] (Rubiaceae). Die etwa 23 [[Art (Biologie)|Arten]] sind ursprünglich in [[Zentralamerika]] ([[Costa Rica]], [[Panama]]) und im westlichen [[Südamerika]] ([[Bolivien]], [[Kolumbien]], [[Ecuador]], [[Peru]], [[Venezuela]], [[Brasilien]]) verbreitet. Sie gedeihen in den Bergregionen.<ref name="AndesOfEcuador" /> Einige Arten und [[Hybride]]n werden in tropischen Gebieten zur Gewinnung des vor allem als [[Malaria]]mittel bekannten [[Chinin]]s weltweit angebaut. |
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== Beschreibung == |
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Die '''Chinarindenbäume''' (''Cinchona'') bilden eine [[Gattung (Biologie)|Gattung]] mit über 40 verschiedenen [[Art (Biologie)|Art]]en von immergrünen Bäumen, die über 10 m hoch werden können. Der Chinarindenbaum stammt ursprünglich aus den Bergregionen des nördlichen Südamerikas und wird vor allem in Indien und im Kongo kultiviert. |
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[[Datei:Cinchona Peruviana. Wellcome M0001350.jpg|mini|links|Illustration von ''[[Cinchona calisaya]]'']] |
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[[Datei:Cinchona.pubescens01.jpg|mini|links|Blütenstand mit knospigen und geöffneten fünfzähligen Blüten von ''[[Cinchona pubescens]]'']] |
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[[Datei:Cinchona.calisaya04.jpg|mini|Ein beblätterter Zweig mit Früchten und einer mit Blüten von ''[[Cinchona calisaya]]'']] |
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[[Datei:Starr 020501-0056 Cinchona pubescens.jpg|mini|links|Blüte im Detail von ''[[Cinchona pubescens]]'']] |
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=== Erscheinungsbild und Blätter === |
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''Cinchona''-Arten wachsen selten als [[Strauch|Sträucher]], meist als [[Baum|Bäume]]. Die [[Borke]] ist meist deutlich bitter. |
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Bei den abgeflachten Knospen sind die Nebenblätter aufrecht und aneinander gedrückt. Die kreuz-gegenständig an den Zweigen angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind gestielt. Die Blattspreite ist einfach. Es sind meist gut entwickelte [[Domatium|Domatien]] an den Laubblättern vorhanden. Die interpetiolaren oder nur kurz um den Zweig verwachsenen [[Nebenblätter]] sind zungenförmig bis verkehrt-eiförmig und ganzrandig; sie fallen ab. |
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Aus Chinarinde (auch ''Cortex Chinae'' oder Fieberrinde genannt) kann man [[bitter]] schmeckende Präperate herstellen. |
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=== Blütenstände und Blüten === |
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Die Rinde des Gelben Chinarindenbaumes (''Cinchona officinalis L.'') wurde früher wegen des darin enthaltenen [[Chinin]]s als Medikament gegen [[Malaria]] und [[Fieber]] genutzt. Neben [[Chinin]], das industriell extrahiert wird, ist auch [[Chinidin]] enthalten. |
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Endständig und oft auch in den Blattachseln der obersten Laubblätter stehen über einem Blütenstandsschaft die [[Zyme|zymösen]] oder [[rispe]]nförmigen [[Blütenstände]], in denen viele Blüten und [[Tragblatt|Tragblätter]] enthalten sind. |
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Die gestielten, duftenden [[Blüte]]n sind zwittrig, [[radiärsymmetrisch]], fünfzählig mit doppelter [[Blütenhülle]]. Die fünf [[Kelchblätter]] sind verwachsen. Die fünf gelben, rosa-, purpurfarben bis roten oder manchmal weißen [[Kronblätter]] sind stielteller- oder trichterförmig verwachsen. Der Kronschlund ist innen kahl oder flaumig behaart und die Kronröhre ist außen oft deutlich fünfrippig. Die fünf Kronlappen besitzen dicht bewimperte bis zottig behaarte Ränder. Es ist ein Kreis mit fünf fertilen [[Staubblatt|Staubblättern]] vorhanden; sie sind in der Kronröhre inseriert und überragen die Kronröhre nicht oder höchstens etwas. Die kurzen bis gut ausgebildeten Staubfäden sind kahl. Zwei [[Fruchtblätter]] sind zu einem unterständigen, zweikammerigen [[Fruchtknoten]] verwachsen. In jeder Fruchtknotenkammer befinden sich viele [[Samenanlage]]n in zentralwinkelständiger Plazentation. Der Griffel endet in zwei Griffelästen mit jeweils einer kopfigen bis linealen Narbe. |
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Aus dem Roten Chinarindenbaum (''Cinchona pubescens Vahl'') wird ein Arzneimittel gegen Verdauungsbeschwerden wie [[Blähungen]] gewonnen. |
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=== Früchte und Samen === |
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[[en:Cinchona]] |
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Die eiförmigen bis zylindrischen oder ellipsoiden [[Kapselfrüchte]] sind meist septicidal und öffnen sich mit zwei Klappen von ihrer Basis aus; manchmal sind die Kapselfrüchte durch ein Septum loculicidal und dann öffnen sie sich vom oberen Ende ausgehend. Die steif papierartigen bis holzigen Kapselfrüchte besitzen oft [[Lentizelle]]n, sind vom haltbaren Kelch umgeben und enthalten viele Samen. Die mittelgroßen Samen sind ellipsoid bis spindelförmig und etwa abgeflacht. Die Samen besitzen am Rand einen häutigen Flügel. Die Samen enthalten ein fleischiges Endosperm und die zwei Keimblätter ([[Kotyledone]]n) sind eiförmig. |
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== Namensherkunft == |
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Der Name hat nichts mit [[China]] zu tun und stammt wahrscheinlich vom [[Quechua (Sprache)|Quechua]]-Wort ''kina-kina'' (auch ''quina-quina'') „Rinde der Rinden“ als Bezeichnung für die als Heilmittel gebrauchte Rinde vom [[Roter Chinarindenbaum|Roten Chinarindenbaum]].<ref>''Brockhaus-Enzyklopädie.'' 24 Bände. 19. Auflage. Mannheim 1987, Band 4, S. 486.</ref> |
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Die botanische Bezeichnung ''Cinchona'' geht auf eine angeblich erfolgreiche Heilung der Gräfin Anna Condeza de Chinchón (1599–1640) zurück, der Gattin des spanischen Vizekönigs von [[Peru]], die 1638 an [[Malaria]] erkrankte. Geheilt sei sie durch ein Mittel worden, das ihr ein [[Jesuit]]enpater namens Juan de Vega und Leibarzt des Vizekönigs<ref>Müller-Jahncke: ''Chinarinde.'' 2005.</ref> verabreicht und in dem angeblich Chinarindenbaumextrakt verarbeitet worden sein sollte. Für [[Carl von Linné]] war diese Erfolgsgeschichte der Anlass, dieser Pflanzengattung 1753 den botanischen Namen Cinchona zu verleihen. |
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1930 entdeckte man allerdings die Tagebücher dieser Gräfin, die nicht darauf schließen lassen, dass sie jemals an Malaria litt. Möglicherweise sollte die Erfolgsgeschichte daher bei der Vermarktung dieses Heilmittels behilflich sein.<ref name="Pelt">Jean Marie Pelt: ''Die Geheimnisse der Heilpflanzen.'' Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 55.</ref> |
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Spanische [[Trivialname]]n sind Cascarilla, Costrona, Crespilla, Hoja de capulí, Hoja de lucma und Quina.<ref name="AndesOfEcuador" /> |
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== Nutzung == |
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<!--FOC: Several species of Cinchona are the natural source of quinine, which has long been used worldwide as a treatment for malaria. Quinine is found along with several other alkaloids in high concentrations in some species of Cinchona, particularly the bark; these alkaloids give the plants their bitter taste. Cinchona is native to South America, where its species are not all well differentiated, are morphologically variable, and hybridize freely especially in cultivation, where numerous artificial hybrids have been created. Cinchona was recently monographed by Andersson (Mem. New York Bot. Gard. 80, 1998, S. 1–75), followed here, who clarified the identities of the commonly cultivated species.--> |
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[[Datei:Cinchona officinalis 001.JPG|mini|links|Chinarinde von ''Cinchona officinalis'']] |
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Aus Chinarinde (auch ''Cinchonae cortex'' oder Fieberrinde genannt) können [[bitter]] schmeckende [[Präparat]]e hergestellt werden. Sie enthalten [[China-Alkaloide]]. |
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[[Alexander von Humboldt]] nannte 1808 in seinen ''Ansichten der Natur'' neben Quina, als Bezeichnung für Chinarinde auch ''Cascarilla fina de Loxa'' und erwähnte die besondere Qualität der aus dem Städtchen [[Loja (Ecuador)|Loxa]] stammenden Rinde der von ihm ''Cinchona Condaminea'' genannten Baumart. |
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[[Datei:COLLECTIE TROPENMUSEUM Oudste kinabomen (Chinchona ledgeriana) op Java Tjinjiroean TMnr 10032312.jpg|mini|Eine Plantage]] |
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[[Datei:COLLECTIE TROPENMUSEUM Arbeiders sorteren wortelbast voor kinaonderneming Tjinjiroean West-Java TMnr 10012685.jpg|mini|Die Verarbeitung der Rinde]] |
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[[Datei:Chinin.svg|mini|Chemische Strukturformel von Chinin]] |
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Der Chinarindenbaum stammt ursprünglich aus den Bergregionen des nördlichen Südamerikas und wird vor allem in [[Indien]] und im [[Kongobecken]] kultiviert. |
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Die Rinde des Chinarindenbaumes (''Cinchona pubescens'', auch ''Cinchona officinalis'') war bereits 1640 in Europa eingeführt worden wurde früher (seit dem 17. Jahrhundert) als Medikament gegen [[Malaria]] (Wechselfieber) und andere [[Fieber]] genutzt. Gefördert wurde die Therapie bösartiger Wechselfieber durch den italienischen Mediziner Francesco Torti (1658–1741).<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 25 und 28.</ref> Der in der Rinde enthaltene [[Wirkstoff]], das [[Chinin]], wurde erstmals im Jahre 1820 durch [[Pierre Joseph Pelletier]] und [[Joseph Bienaimé Caventou]] isoliert. Neben Chinin, das industriell extrahiert wird, ist auch [[Chinidin]] und [[Cinchonidin]] enthalten. Nicht alle Arten der Gattung der Chinarindenbäume (''Cinchona'') enthalten den Wirkstoff jedoch gleichermaßen. Die Niederländer versuchten auf [[Java (Insel)|Java]] ''Cinchona calisaya'' anzubauen, während die Engländer in [[Indien]] versuchten, ''Cinchona succiruba'' zu kultivieren. Bei beiden Arten erwies sich jedoch, da ihre Rinde den Wirkstoff nicht in einem ausreichenden Maße enthält, um eine Extraktion wirtschaftlich zu rechtfertigen, als ungeeignet. ''Cinchona ledgeriana'' dagegen besitzt eine Rinde, die durchschnittlich 13 Prozent Chinin enthält. Sie wurde nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit ''Cinchona calisaya'' von den Niederländern auf Java in Plantagen angebaut. Bei den in diesem Abschnitt geschilderten Arten handelt es sich heute allerdings um Synonyme. |
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Der Begründer der [[Homöopathie]], [[Samuel Hahnemann]] beschrieb 1790, er habe bei [[Homöopathie#Der Chinarindenversuch – Die Geburtsstunde der Homöopathie?|Selbstversuchen]] nach Einnahme der als Fiebermittel bekannten Chinarinde bei sich fieberhafte Erscheinungen festgestellt. Hierdurch soll er zur Überzeugung gelangt sein, dass eine Krankheit mit Arzneimitteln geheilt werden könne, die der Krankheit ähnliche Symptome erzeugen.<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 32.</ref> |
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Das aus der Rinde gewonnene Chinin hatte bis nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] große wirtschaftliche und medizinische Bedeutung. Das [[Kina-Büro]] wachte seit 1922 über die Kontrolle und Förderung der Chinarindenproduktion, der Verteilung der Kontingente auf die Mitgliedsstaaten sowie die Aufrechterhaltung der Preisstabilität. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich 1500 Tonnen Chinin produziert.<ref name="Pelt3">Jean Marie Pelt: ''Die Geheimnisse der Heilpflanzen.'' Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 70.</ref> Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vernichtung von Chinarindenbaumplantagen zum Kriegsmittel. So fällte die [[Kaiserlich Japanische Armee|japanische Armee]] zum Beispiel 20.000 Hektar der Chinarindenplantagen auf Java, sodass sich die Suche nach synthetisch hergestellten Ersatzstoffen verstärkte. Das ähnlich wirkende, aber mit schweren Nebenwirkungen einhergehende [[Atebrin]] war bereits 1928 durch die deutsche Firma [[I.G. Farben]] hergestellt worden. [[Chloroquin]] und [[Primaquin]] waren die ersten synthetisch erzeugten Wirkstoffe gegen die Malaria, die das natürlich erzeugte Chinin seit dem Zweiten Weltkrieg ablösten. |
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Aus dem Roten Chinarindenbaum (''Cinchona pubescens'') wird auch ein Arzneimittel gegen Verdauungsbeschwerden wie [[Blähungen]] gewonnen. |
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Außerdem kann der gewinnbare rote Farbstoff in seiner Wirkung ähnlich wie der [[Naturfarbstoff]] [[Hennastrauch#Nutzung|Henna]] verwendet werden. |
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[[Datei:Escudo nacional del Perú.svg|mini|[[Wappen Perus]]]] |
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== Symbolik == |
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Der Chinarindenbaum findet sich auf dem [[Wappen Perus]]. |
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Der dort als ''quina'' bekannte Baum, auch aus der [[Quechua (Sprache)|Quechua]]-Sprache übernommen, steht in einem einzelnen Feld oben [[Heraldische Regeln|heraldisch]] links im Wappen und soll die Natur und Pflanzenwelt Perus symbolisieren. |
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[[Datei:Starr 020518-0004 Cinchona calisaya.jpg|mini|Habitus von ''[[Cinchona calisaya]]'']] |
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[[Datei:Cinchona lancifolia (Nees).jpg|mini|Illustration von ''[[Cinchona lancifolia]]'']] |
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== Systematik und Verbreitung == |
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Die Gattung ''Cinchona'' wurde 1753 durch [[Carl von Linné]] in ''[[Species Plantarum]]'', 1, S. 172<ref name="biodiversitylibrary" /> aufgestellt. [[Typus (Nomenklatur)|Typusart]] ist ''Cinchona officinalis'' {{Person|L.}} [[Synonym (Taxonomie)|Synonyme]] für ''Cinchona'' {{Person|L.}} sind: ''Kinkina'' {{Person|Adanson}}, ''Quinquina'' {{Person|Boehmer}}, ''Pleurocarpus'' {{Person|Klotzsch}}.<ref name="GRIN" /><ref name="tropicos" /> |
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Die Gattung ''Cinchona'' gehört zur Tribus Cinchoneae in der Unterfamilie Cinchonoideae innerhalb der Familie der [[Rötegewächse|Rubiaceae]].<ref name="GRIN" /> |
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Die etwa 23 [[Art (Biologie)|Arten]] sind ursprünglich in [[Zentralamerika]] von [[Costa Rica]] bis [[Panama]] und im westlichen [[Südamerika]] von [[Kolumbien]] sowie [[Venezuela]] über [[Bolivien]], [[Ecuador]] bis [[Peru]] verbreitet. |
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Es gibt etwa 24 (20 bis 26) Arten in der Gattung ''Cinchona'':<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona anderssonii]]'' {{Person|Maldonado}}: Die 2017 erstbeschriebene Art kommt in Bolivien vor.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona antioquiae]]'' {{Person|L.Andersson}}: Die Heimat ist Kolumbien.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona asperifolia]]'' {{Person|Wedd.}}: Sie ist vom bolivianischen La Paz bis zum südlichen Peru verbreitet.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona barbacoensis]]'' {{Person|H.Karst.}}: Sie ist vom westlichen Kolumbien bis zur Provinz Carchi in Ecuador verbreitet.<ref name="WCSP" /> |
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* ''Cinchona'' ×''boliviana'' {{Person|Wedd.}} (Syn.: ''Cinchona'' ×''affinis'' {{Person|Wedd.}}, ''Cinchona'' ×''erythroderma'' {{Person|(Wedd.) Wedd.}}, ''Cinchona'' ×''pavoniana'' {{Person|Kuntze}}, ''Cinchona micrantha'' var. ''affinis'' {{Person|(Wedd.) Wedd.}} nom. illeg., ''Cinchona micrantha'' var. ''oblongifolia'' {{Person|Wedd.}}, ''Cinchona ovata'' var. ''erythroderma'' {{Person|Wedd.}}): Es ist eine [[Hybride]] aus ''Cinchona calisaya'' × ''Cinchona pubescens''; Sie ist von Bolivien bis Peru verbreitet.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona calisaya]]'' {{Person|Wedd.}} (''Cinchona calisaya'' var. ''ledgeriana'' {{Person|Howard}}, ''Cinchona carabayensis'' {{Person|Wedd.}}, ''Cinchona ledgeriana'' {{Person|(Howard) Bern. Moens ex Trimen}}, ''Cinchona officinalis'' auct. mult.): Die Heimat ist Bolivien und Peru.<ref name="WCSP" /> Sie liefert die bekannteste der gelben Handelssorten der Chinarinde (Königsrinde, wertvollste = Monopolcalisaya aus Bolivien). Oft werden Plantagen von ''Cinchona calisaya'', als ''Cinchona officinalis'' bezeichnet. |
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* ''[[Cinchona capuli]]'' {{Person|L.Andersson}}: Die Heimat ist das zentrale und südliche Ecuador.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona fruticosa]]'' {{Person|L.Andersson}}: Sie kommt nur in der peruanischen [[Region Amazonas]] vor.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona glandulifera]]'' {{Person|Ruiz & Pav.}} (Syn.: ''Cinchona glandulosa'' {{Person|Ruiz & Pav. ex Triana}}, ''Cinchona undulata'' {{Person|Pav. ex Howard}}): Sie kommt im östlich-zentralen Peru vor.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona hirsuta]]'' {{Person|Ruiz & Pav.}} (Syn.: ''Cinchona pubescens'' var. ''hirsuta'' {{Person|(Ruiz & Pav.) DC.}}, ''Cinchona tenuis'' {{Person|Vell.}}, ''Cinchona tenuis'' {{Person|Ruiz ex DC.}}): Sie ist in Peru verbreitet.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona krauseana]]'' {{Person|L.Andersson}}: Sie kommt nur in der peruanischen [[Region Amazonas]] vor.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona lancifolia]]'' {{Person|Mutis}}: Sie ist in Ecuador, Kolumbien und im westlichen Venezuela verbreitet.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona lucumifolia]]'' {{Person|Pav. ex Lindl.}}: Die Heimat ist Ecuador.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona macrocalyx]]'' {{Person|Pav. ex DC.}}: Die Heimat ist das zentrale Ecuador, das westliche Bolivien und das nördliche Peru.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona micrantha]]'' {{Person|Ruiz & Pav.}}: Die Heimat ist das östliche Peru.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona mutisii]]'' {{Person|Lamb.}}: Die Heimat ist das südliche Ecuador.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona nitida]]'' {{Person|Ruiz & Pav.}} (Syn.: ''Cinchona discolor'' {{Person|Klotzsch}}, ''Cinchona lancifolia'' var. ''nitida'' {{Person|(Ruiz & Pav.) Schult.}}, ''Cinchona peruviana'' var. ''nitida'' {{Person|(Ruiz & Pav.) Howard}}, ''Cinchona stenosiphon'' {{Person|K.Krause}}): Sie kommt nur in der peruanischen [[Region Huánuco]] vor.<ref name="WCSP" /> |
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* [[Gelber Chinarindenbaum]] (''Cinchona officinalis'' {{Person|L.}}, Syn.: ''Cinchona angustifolia'' {{Person|Ruiz}} nom. illeg., ''Cinchona condaminea'' {{Person|Humb. & Bonpl.}}, ''Cinchona legitima'' {{Person|Ruiz ex Laubert}}, ''Cinchona lancifolia'' var. ''lanceolata'' {{Person|Schult.}} in {{Person|J.J.Roemer & J.A.Schultes}}, ''Cinchona cucumifolia'' {{Person|Pav. ex Lamb.}}, ''Cinchona peruviana'' {{Person|Mutis}} in {{Person|J.E.Smith}}, ''Cinchona stupea'' {{Person|Pav. ex Lamb.}}, ''Cinchona academica'' {{Person|Guibourt}}, ''Cinchona chahuraguera'' {{Person|Pav. ex DC.}}, ''Cinchona condaminea'' var. ''chahuraguera'' {{Person|DC.}}, ''Cinchona macrocalyx'' var. ''obtusifolia'' {{Person|DC.}}, ''Cinchona macrocalyx'' var. ''uritusinga'' {{Person|DC.}}, ''Cinchona obtusifolia'' {{Person|Pav. ex DC.}}, ''Cinchona uritusinga'' {{Person|Pav. ex DC.}}, ''Cinchona vritusino'' {{Person|Pav. ex DC.}}, ''Cinchona calisaya'' var. ''josephiana'' {{Person|Wedd.}}, ''Cinchona condaminea'' var. ''vera'' {{Person|Wedd.}}, ''Cinchona chahuraguera'' {{Person|Pav.}} in {{Person|J.E.Howard}}, ''Cinchona crispa'' {{Person|Tafalla ex Howard}}, ''Cinchona palton'' {{Person|Pav.}} in {{Person|J.E.Howard}}, ''Cinchona subcordata'' {{Person|Pav. ex Howard}}, ''Cinchona suberosa'' {{Person|Pav. in J.E.Howard}}, ''Cinchona uritusinga'' {{Person|Pav. ex Howard}}, ''Cinchona officinalis'' var. ''bonplandianacolorata'' {{Person|Howard}}, ''Cinchona officinalis'' var. ''bonplandianalutea'' {{Person|Howard}}, ''Cinchona officinalis'' var. ''condaminea'' {{Person|(Humb. & Bonpl.) Howard}}, ''Cinchona officinalis'' var. ''crispa'' {{Person|(Tafalla ex Howard) Howard}}, ''Cinchona officinalis'' var. ''uritusinga'' {{Person|(Pav. ex Howard) Howard}}, ''Cinchona josephiana'' {{Person|(Wedd.) Wedd.}}, ''Cinchona lucumifolia'' var. ''stupea'' {{Person|Wedd.}}, ''Quinquina palton'' {{Person|(Pav.) Kuntze}}, ''Cinchona officinalis'' var. ''josephiana'' {{Person|(Wedd.) Cárdenas}}, ''Cinchona officinalis'' var. ''vera'' {{Person|Cárdenas}}): Die Heimat ist das südliche Ecuador.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona parabolica]]'' {{Person|Pav.}}: Sie ist vom südöstlichen Ecuador bis nördlichen Peru verbreitet.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona pitayensis]]'' {{Person|(Wedd.) Wedd.}}: Sie ist vom zentralen Ecuador bis ins südliche Kolumbien verbreitet.<ref name="WCSP" /> |
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* [[Roter Chinarindenbaum]] (''Cinchona pubescens'' {{Person|Vahl}}, Syn.: ''Cinchona succirubra'' {{Person|Pav. ex Klotzsch}}): Das Verbreitungsgebiet reicht von Costa Rica bis zum westlichen Südamerika.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona pyrifolia]]'' {{Person|L.Andersson}}: Sie kommt nur in der peruanischen [[Region Huánuco]] vor.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona rugosa]]'' {{Person|Pav.}}: Die Heimat ist das südöstliche Ecuador.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona scrobiculata]]'' {{Person|Humb. & Bonpl.}}: Sie kommt nur in der peruanischen [[Region Cajamarca]] vor.<ref name="WCSP" /> |
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* ''[[Cinchona villosa]]'' {{Person|Pav. ex Lindl.}}: Sie ist vom südöstlichen Ecuador bis ins nördliche Peru verbreitet.<ref name="WCSP" /> |
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== Literatur == |
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* {{Literatur |Autor=Tao Chen & Charlotte M. Taylor |Hrsg=Flora of China Editorial Committee: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong |Titel=Cinchona |TitelErg=Rubiaceae |Sammelwerk=Flora of China |WerkErg=Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae |Band= 19 |Verlag=Science Press und Missouri Botanical Garden Press |Ort=Beijing und St. Louis |Datum=2011 |ISBN=978-1-935641-04-9 |Seiten=88–89 |Sprache=en |Kommentar=Online-Text ist mit dem gedruckten Werk identisch; Volltext-Online |Online=„[http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=2&taxon_id=107094 ''Cinchona'' - Online]“}} (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik). |
|||
* Lennart Andersson: ''A revision of the genus Cinchona (Rubiaceae-Cinchoneae).'' In: ''Memoirs of the New York Botanical Garden.'' Band 80, 1997, S. 1–75. |
|||
* [[Wolf-Dieter Müller-Jahncke]]: ''Chinarinde.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 243. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Cinchona|Chinarindenbäume (''Cinchona'')}} |
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{{Wiktionary|Chinarindenbaum}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references> |
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<ref name="tropicos"> {{Tropicos|ID=40009072|WissName=Cinchona|Zugriff= }}</ref> |
|||
<ref name="biodiversitylibrary">[http://www.biodiversitylibrary.org/page/358191 Erstveröffentlichung eingescannt bei ''biodiversitylibrary.org''.]</ref> |
|||
<ref name="GRIN"> {{GRIN|ID=2609|Rang=genus|WissName=Cinchona|Zugriff=2017-10-18}}</ref> |
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<ref name="WCSP"> {{WCSP|Cinchona|Zugriff=2018-11-02}}</ref> |
|||
<ref name="AndesOfEcuador"> [http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=201&taxon_id=107094 ''Cinchona'' in ''Trees and shrubs of the Andes of Ecuador'' bei ''eFlora.''] (span.)</ref> |
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</references> |
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{{Hinweis Seiten-Koordinaten|linked=1}} |
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{{SORTIERUNG:Chinarindenbaume}} |
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[[Kategorie:Rötegewächse]] |
Aktuelle Version vom 15. Mai 2024, 07:25 Uhr
Chinarindenbäume | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() Cinchona calisaya, Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cinchona | ||||||||||||
L. |
Die Pflanzengattung Chinarindenbäume (Cinchona) gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Die etwa 23 Arten sind ursprünglich in Zentralamerika (Costa Rica, Panama) und im westlichen Südamerika (Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru, Venezuela, Brasilien) verbreitet. Sie gedeihen in den Bergregionen.[1] Einige Arten und Hybriden werden in tropischen Gebieten zur Gewinnung des vor allem als Malariamittel bekannten Chinins weltweit angebaut.
Beschreibung
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Erscheinungsbild und Blätter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Cinchona-Arten wachsen selten als Sträucher, meist als Bäume. Die Borke ist meist deutlich bitter.
Bei den abgeflachten Knospen sind die Nebenblätter aufrecht und aneinander gedrückt. Die kreuz-gegenständig an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind gestielt. Die Blattspreite ist einfach. Es sind meist gut entwickelte Domatien an den Laubblättern vorhanden. Die interpetiolaren oder nur kurz um den Zweig verwachsenen Nebenblätter sind zungenförmig bis verkehrt-eiförmig und ganzrandig; sie fallen ab.
Blütenstände und Blüten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Endständig und oft auch in den Blattachseln der obersten Laubblätter stehen über einem Blütenstandsschaft die zymösen oder rispenförmigen Blütenstände, in denen viele Blüten und Tragblätter enthalten sind.
Die gestielten, duftenden Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch, fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind verwachsen. Die fünf gelben, rosa-, purpurfarben bis roten oder manchmal weißen Kronblätter sind stielteller- oder trichterförmig verwachsen. Der Kronschlund ist innen kahl oder flaumig behaart und die Kronröhre ist außen oft deutlich fünfrippig. Die fünf Kronlappen besitzen dicht bewimperte bis zottig behaarte Ränder. Es ist ein Kreis mit fünf fertilen Staubblättern vorhanden; sie sind in der Kronröhre inseriert und überragen die Kronröhre nicht oder höchstens etwas. Die kurzen bis gut ausgebildeten Staubfäden sind kahl. Zwei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, zweikammerigen Fruchtknoten verwachsen. In jeder Fruchtknotenkammer befinden sich viele Samenanlagen in zentralwinkelständiger Plazentation. Der Griffel endet in zwei Griffelästen mit jeweils einer kopfigen bis linealen Narbe.
Früchte und Samen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die eiförmigen bis zylindrischen oder ellipsoiden Kapselfrüchte sind meist septicidal und öffnen sich mit zwei Klappen von ihrer Basis aus; manchmal sind die Kapselfrüchte durch ein Septum loculicidal und dann öffnen sie sich vom oberen Ende ausgehend. Die steif papierartigen bis holzigen Kapselfrüchte besitzen oft Lentizellen, sind vom haltbaren Kelch umgeben und enthalten viele Samen. Die mittelgroßen Samen sind ellipsoid bis spindelförmig und etwa abgeflacht. Die Samen besitzen am Rand einen häutigen Flügel. Die Samen enthalten ein fleischiges Endosperm und die zwei Keimblätter (Kotyledonen) sind eiförmig.
Namensherkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name hat nichts mit China zu tun und stammt wahrscheinlich vom Quechua-Wort kina-kina (auch quina-quina) „Rinde der Rinden“ als Bezeichnung für die als Heilmittel gebrauchte Rinde vom Roten Chinarindenbaum.[2]
Die botanische Bezeichnung Cinchona geht auf eine angeblich erfolgreiche Heilung der Gräfin Anna Condeza de Chinchón (1599–1640) zurück, der Gattin des spanischen Vizekönigs von Peru, die 1638 an Malaria erkrankte. Geheilt sei sie durch ein Mittel worden, das ihr ein Jesuitenpater namens Juan de Vega und Leibarzt des Vizekönigs[3] verabreicht und in dem angeblich Chinarindenbaumextrakt verarbeitet worden sein sollte. Für Carl von Linné war diese Erfolgsgeschichte der Anlass, dieser Pflanzengattung 1753 den botanischen Namen Cinchona zu verleihen.
1930 entdeckte man allerdings die Tagebücher dieser Gräfin, die nicht darauf schließen lassen, dass sie jemals an Malaria litt. Möglicherweise sollte die Erfolgsgeschichte daher bei der Vermarktung dieses Heilmittels behilflich sein.[4]
Spanische Trivialnamen sind Cascarilla, Costrona, Crespilla, Hoja de capulí, Hoja de lucma und Quina.[1]
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus Chinarinde (auch Cinchonae cortex oder Fieberrinde genannt) können bitter schmeckende Präparate hergestellt werden. Sie enthalten China-Alkaloide.
Alexander von Humboldt nannte 1808 in seinen Ansichten der Natur neben Quina, als Bezeichnung für Chinarinde auch Cascarilla fina de Loxa und erwähnte die besondere Qualität der aus dem Städtchen Loxa stammenden Rinde der von ihm Cinchona Condaminea genannten Baumart.



Der Chinarindenbaum stammt ursprünglich aus den Bergregionen des nördlichen Südamerikas und wird vor allem in Indien und im Kongobecken kultiviert. Die Rinde des Chinarindenbaumes (Cinchona pubescens, auch Cinchona officinalis) war bereits 1640 in Europa eingeführt worden wurde früher (seit dem 17. Jahrhundert) als Medikament gegen Malaria (Wechselfieber) und andere Fieber genutzt. Gefördert wurde die Therapie bösartiger Wechselfieber durch den italienischen Mediziner Francesco Torti (1658–1741).[5] Der in der Rinde enthaltene Wirkstoff, das Chinin, wurde erstmals im Jahre 1820 durch Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou isoliert. Neben Chinin, das industriell extrahiert wird, ist auch Chinidin und Cinchonidin enthalten. Nicht alle Arten der Gattung der Chinarindenbäume (Cinchona) enthalten den Wirkstoff jedoch gleichermaßen. Die Niederländer versuchten auf Java Cinchona calisaya anzubauen, während die Engländer in Indien versuchten, Cinchona succiruba zu kultivieren. Bei beiden Arten erwies sich jedoch, da ihre Rinde den Wirkstoff nicht in einem ausreichenden Maße enthält, um eine Extraktion wirtschaftlich zu rechtfertigen, als ungeeignet. Cinchona ledgeriana dagegen besitzt eine Rinde, die durchschnittlich 13 Prozent Chinin enthält. Sie wurde nach dem fehlgeschlagenen Versuch mit Cinchona calisaya von den Niederländern auf Java in Plantagen angebaut. Bei den in diesem Abschnitt geschilderten Arten handelt es sich heute allerdings um Synonyme.
Der Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann beschrieb 1790, er habe bei Selbstversuchen nach Einnahme der als Fiebermittel bekannten Chinarinde bei sich fieberhafte Erscheinungen festgestellt. Hierdurch soll er zur Überzeugung gelangt sein, dass eine Krankheit mit Arzneimitteln geheilt werden könne, die der Krankheit ähnliche Symptome erzeugen.[6]
Das aus der Rinde gewonnene Chinin hatte bis nach dem Zweiten Weltkrieg große wirtschaftliche und medizinische Bedeutung. Das Kina-Büro wachte seit 1922 über die Kontrolle und Förderung der Chinarindenproduktion, der Verteilung der Kontingente auf die Mitgliedsstaaten sowie die Aufrechterhaltung der Preisstabilität. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich 1500 Tonnen Chinin produziert.[7] Im Zweiten Weltkrieg wurde die Vernichtung von Chinarindenbaumplantagen zum Kriegsmittel. So fällte die japanische Armee zum Beispiel 20.000 Hektar der Chinarindenplantagen auf Java, sodass sich die Suche nach synthetisch hergestellten Ersatzstoffen verstärkte. Das ähnlich wirkende, aber mit schweren Nebenwirkungen einhergehende Atebrin war bereits 1928 durch die deutsche Firma I.G. Farben hergestellt worden. Chloroquin und Primaquin waren die ersten synthetisch erzeugten Wirkstoffe gegen die Malaria, die das natürlich erzeugte Chinin seit dem Zweiten Weltkrieg ablösten.
Aus dem Roten Chinarindenbaum (Cinchona pubescens) wird auch ein Arzneimittel gegen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen gewonnen.
Außerdem kann der gewinnbare rote Farbstoff in seiner Wirkung ähnlich wie der Naturfarbstoff Henna verwendet werden.

Symbolik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Chinarindenbaum findet sich auf dem Wappen Perus. Der dort als quina bekannte Baum, auch aus der Quechua-Sprache übernommen, steht in einem einzelnen Feld oben heraldisch links im Wappen und soll die Natur und Pflanzenwelt Perus symbolisieren.


Systematik und Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gattung Cinchona wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 172[8] aufgestellt. Typusart ist Cinchona officinalis L. Synonyme für Cinchona L. sind: Kinkina Adanson, Quinquina Boehmer, Pleurocarpus Klotzsch.[9][10]
Die Gattung Cinchona gehört zur Tribus Cinchoneae in der Unterfamilie Cinchonoideae innerhalb der Familie der Rubiaceae.[9]
Die etwa 23 Arten sind ursprünglich in Zentralamerika von Costa Rica bis Panama und im westlichen Südamerika von Kolumbien sowie Venezuela über Bolivien, Ecuador bis Peru verbreitet.
Es gibt etwa 24 (20 bis 26) Arten in der Gattung Cinchona:[11]
- Cinchona anderssonii Maldonado: Die 2017 erstbeschriebene Art kommt in Bolivien vor.[11]
- Cinchona antioquiae L.Andersson: Die Heimat ist Kolumbien.[11]
- Cinchona asperifolia Wedd.: Sie ist vom bolivianischen La Paz bis zum südlichen Peru verbreitet.[11]
- Cinchona barbacoensis H.Karst.: Sie ist vom westlichen Kolumbien bis zur Provinz Carchi in Ecuador verbreitet.[11]
- Cinchona ×boliviana Wedd. (Syn.: Cinchona ×affinis Wedd., Cinchona ×erythroderma (Wedd.) Wedd., Cinchona ×pavoniana Kuntze, Cinchona micrantha var. affinis (Wedd.) Wedd. nom. illeg., Cinchona micrantha var. oblongifolia Wedd., Cinchona ovata var. erythroderma Wedd.): Es ist eine Hybride aus Cinchona calisaya × Cinchona pubescens; Sie ist von Bolivien bis Peru verbreitet.[11]
- Cinchona calisaya Wedd. (Cinchona calisaya var. ledgeriana Howard, Cinchona carabayensis Wedd., Cinchona ledgeriana (Howard) Bern. Moens ex Trimen, Cinchona officinalis auct. mult.): Die Heimat ist Bolivien und Peru.[11] Sie liefert die bekannteste der gelben Handelssorten der Chinarinde (Königsrinde, wertvollste = Monopolcalisaya aus Bolivien). Oft werden Plantagen von Cinchona calisaya, als Cinchona officinalis bezeichnet.
- Cinchona capuli L.Andersson: Die Heimat ist das zentrale und südliche Ecuador.[11]
- Cinchona fruticosa L.Andersson: Sie kommt nur in der peruanischen Region Amazonas vor.[11]
- Cinchona glandulifera Ruiz & Pav. (Syn.: Cinchona glandulosa Ruiz & Pav. ex Triana, Cinchona undulata Pav. ex Howard): Sie kommt im östlich-zentralen Peru vor.[11]
- Cinchona hirsuta Ruiz & Pav. (Syn.: Cinchona pubescens var. hirsuta (Ruiz & Pav.) DC., Cinchona tenuis Vell., Cinchona tenuis Ruiz ex DC.): Sie ist in Peru verbreitet.[11]
- Cinchona krauseana L.Andersson: Sie kommt nur in der peruanischen Region Amazonas vor.[11]
- Cinchona lancifolia Mutis: Sie ist in Ecuador, Kolumbien und im westlichen Venezuela verbreitet.[11]
- Cinchona lucumifolia Pav. ex Lindl.: Die Heimat ist Ecuador.[11]
- Cinchona macrocalyx Pav. ex DC.: Die Heimat ist das zentrale Ecuador, das westliche Bolivien und das nördliche Peru.[11]
- Cinchona micrantha Ruiz & Pav.: Die Heimat ist das östliche Peru.[11]
- Cinchona mutisii Lamb.: Die Heimat ist das südliche Ecuador.[11]
- Cinchona nitida Ruiz & Pav. (Syn.: Cinchona discolor Klotzsch, Cinchona lancifolia var. nitida (Ruiz & Pav.) Schult., Cinchona peruviana var. nitida (Ruiz & Pav.) Howard, Cinchona stenosiphon K.Krause): Sie kommt nur in der peruanischen Region Huánuco vor.[11]
- Gelber Chinarindenbaum (Cinchona officinalis L., Syn.: Cinchona angustifolia Ruiz nom. illeg., Cinchona condaminea Humb. & Bonpl., Cinchona legitima Ruiz ex Laubert, Cinchona lancifolia var. lanceolata Schult. in J.J.Roemer & J.A.Schultes, Cinchona cucumifolia Pav. ex Lamb., Cinchona peruviana Mutis in J.E.Smith, Cinchona stupea Pav. ex Lamb., Cinchona academica Guibourt, Cinchona chahuraguera Pav. ex DC., Cinchona condaminea var. chahuraguera DC., Cinchona macrocalyx var. obtusifolia DC., Cinchona macrocalyx var. uritusinga DC., Cinchona obtusifolia Pav. ex DC., Cinchona uritusinga Pav. ex DC., Cinchona vritusino Pav. ex DC., Cinchona calisaya var. josephiana Wedd., Cinchona condaminea var. vera Wedd., Cinchona chahuraguera Pav. in J.E.Howard, Cinchona crispa Tafalla ex Howard, Cinchona palton Pav. in J.E.Howard, Cinchona subcordata Pav. ex Howard, Cinchona suberosa Pav. in J.E.Howard, Cinchona uritusinga Pav. ex Howard, Cinchona officinalis var. bonplandianacolorata Howard, Cinchona officinalis var. bonplandianalutea Howard, Cinchona officinalis var. condaminea (Humb. & Bonpl.) Howard, Cinchona officinalis var. crispa (Tafalla ex Howard) Howard, Cinchona officinalis var. uritusinga (Pav. ex Howard) Howard, Cinchona josephiana (Wedd.) Wedd., Cinchona lucumifolia var. stupea Wedd., Quinquina palton (Pav.) Kuntze, Cinchona officinalis var. josephiana (Wedd.) Cárdenas, Cinchona officinalis var. vera Cárdenas): Die Heimat ist das südliche Ecuador.[11]
- Cinchona parabolica Pav.: Sie ist vom südöstlichen Ecuador bis nördlichen Peru verbreitet.[11]
- Cinchona pitayensis (Wedd.) Wedd.: Sie ist vom zentralen Ecuador bis ins südliche Kolumbien verbreitet.[11]
- Roter Chinarindenbaum (Cinchona pubescens Vahl, Syn.: Cinchona succirubra Pav. ex Klotzsch): Das Verbreitungsgebiet reicht von Costa Rica bis zum westlichen Südamerika.[11]
- Cinchona pyrifolia L.Andersson: Sie kommt nur in der peruanischen Region Huánuco vor.[11]
- Cinchona rugosa Pav.: Die Heimat ist das südöstliche Ecuador.[11]
- Cinchona scrobiculata Humb. & Bonpl.: Sie kommt nur in der peruanischen Region Cajamarca vor.[11]
- Cinchona villosa Pav. ex Lindl.: Sie ist vom südöstlichen Ecuador bis ins nördliche Peru verbreitet.[11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tao Chen & Charlotte M. Taylor: Cinchona. Rubiaceae. In: Flora of China Editorial Committee: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Band 19. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-04-9, S. 88–89 (englisch, „Cinchona - Online“ – Online-Text ist mit dem gedruckten Werk identisch; Volltext-Online). (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik).
- Lennart Andersson: A revision of the genus Cinchona (Rubiaceae-Cinchoneae). In: Memoirs of the New York Botanical Garden. Band 80, 1997, S. 1–75.
- Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Chinarinde. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 243.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Cinchona in Trees and shrubs of the Andes of Ecuador bei eFlora. (span.)
- ↑ Brockhaus-Enzyklopädie. 24 Bände. 19. Auflage. Mannheim 1987, Band 4, S. 486.
- ↑ Müller-Jahncke: Chinarinde. 2005.
- ↑ Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 55.
- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 25 und 28.
- ↑ Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 32.
- ↑ Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 70.
- ↑ Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ a b Cinchona im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 18. Oktober 2017.
- ↑ Cinchona bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z Cinchona. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 2. November 2018.