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„Stadtentwicklung“ – Versionsunterschied

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Als '''Stadtentwicklung''' bezeichnet man die räumliche, historische und insbesondere zukünftige Gesamtentwicklung einer [[Stadt]].
Als '''Stadtentwicklung''' bezeichnet man die räumliche und strukturelle Gesamtentwicklung einer [[Stadt]] im Laufe der Zeit. Der Begriff Stadtentwicklung kann einerseits als passiv verlaufender, selbststeuernder Prozess, andererseits als aktiver Planungs- und Veränderungsprozess (siehe auch [[Stadtplanung]]) entweder der gesamten Stadt oder einzelner Stadtquartiere bzw. '''Stadtentwicklungsgebiete''' verstanden werden.


== Geschichte==
== Geschichte ==
Eine gezielte Stadtentwicklung gab es bereits im Altertum. So zeigen die Städte der [[Indus-Kultur]] wie [[Harappa]] bereits im [[3. Jahrtausend v. Chr.]] eine geordnete Struktur mit schachbrettartig angeordneten Straßen. Auch die Städte des alten [[Ägypten]] wiesen eine geplante Struktur auf. Sie kann ungeordnet verlaufen, meistens wird sie durch Stadtentwicklung, [[Stadtplanung]] und [[Bauleitplanung]] in eine bestimmte Richtung gelenkt.
Eine zielgerichtete Stadtentwicklung gab es bereits im [[Altertum]]. So zeigen die Städte der [[Indus-Kultur]] wie [[Harappa]] bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. eine geordnete Struktur mit schachbrettartig angeordneten Straßen. Auch die Städte des [[Altes Ägypten|alten Ägypten]] wiesen eine geplante Struktur auf. Sie kann ungeordnet verlaufen, meistens wird sie durch Stadtentwicklung, [[Stadtplanung]] und [[Bauleitplanung]] in eine bestimmte Richtung gelenkt.


Mit dem Machtzuwachs des [[Römisches Reich|Römischen Reichs]] nach der Zeitenwende kam es in Europa vermehrt zur Stadtbildung. Überwiegend an Heerstraßen und Verkehrswegen anliegend, war ihre primäre Aufgabe die Sicherung von Handelsknoten. Nach dem Einfall der [[Hunnen]] 375 n. Chr. zerfiel das weströmische Reich durch die von [[Attila|Etzels]] Truppen ausgelösten [[Völkerwanderung]]en. Erst mit der [[Christianisierung]] Europas erlebte die Stadtbildung eine Wiedergeburt. Geistliche und weltliche Herrscher verliehen ihrer Macht mit Bischofs- und Gauburgen Ausdruck.
Mit dem Machtzuwachs des Imperium Romanum nach der Zeitenwende, kam es vermehrt
in Europa zur Stadtbildung. Überwiegend an Heerstraßen und Verkehrswegen anliegend, war ihre primäre Aufgabe die Sicherung von Handelknoten.
Nach dem Einfall der Hunen 375 n. Chr., zerfiel das weströmische Reich durch die von Hetzel's Truppen ausgelösten Völkerwanderungen. Erst mit der Christianisierung Europas erlebte die Stadtbildung ein Revival. Geistliche und westliche Herrscher verliehen ihrer Macht mit Bischofs- und Gauburgen Ausdruck.
Durch die Entwicklung in der Landwirtschaft (Dreifelderwirtschaft), der Ausbau des Fernhandels und Entstehung handwerklicher Gewerbe entstanden frühmittleralterliche Markt- und Kaufmannssiedlungen in nähe der Machtzentren.
Im Laufe des Mittelalters entstand ein regelrechter Städteboom, welcher den jeweiligen einflInußreichen Kräften zur territorialen Sicherung diente.
In der Regel waren diese Städte von ihrem agrarischen Umfeld abgegrenzt.


Durch die Entwicklung in der Landwirtschaft ([[Dreifelderwirtschaft]]), dem Ausbau des Fernhandels und der Entstehung handwerklicher Gewerbe entstanden frühmittelalterliche Markt- und Kaufmannssiedlungen nahe den Machtzentren. Im Laufe des Mittelalters entstand ein regelrechter Städteboom (siehe auch [[Stadt im Mittelalter]]), der den jeweiligen einflussreichen Kräften zur territorialen Sicherung diente.
== Stadtentwicklung als Gesamtentwicklung==
Im Unterschied zur Stadtplanung, welche primär die räumliche Entwicklung einer Gemeinde lenkt, geht es bei der Stadtentwicklung primär um die Steuerung der Gesamtentwicklung der Stadt, wie den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen Bereich. Moderne Stadtentwicklung ist daher heute stark problemorientiert. Themen sind z.B. der demographische Wandel und seine Auswirkung auf die Stadt oder das Themenfeld Integration.


In der Regel waren diese Städte von ihrem agrarischen Umfeld abgegrenzt, etwa durch Stadtmauern, die der Verteidigung dienten, aber auch zur Einnahme von Zöllen.
Erlebte die Stadtentwicklung in den 60 er und 70 er Jahren in Deutschland eine Blütezeit (Epoche der Planungseuphorie mit enger Theorie und Praxis Verbindung, [[Flächensanierung]]), konzentrierte sich die Stadtentwicklung in den 80 er und 90 er Jahren mehr auf Einzelprojekte.


Im Zeitraum der Frühen Neuzeit stagnierte die Zahl der Neugründungen von Städten. Gründe dafür waren u. a. Kriege, zum Beispiel der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]], Seuchen und der Zerfall der Hanse, die am Aufbau vieler nordeuropäischer Städte beteiligt war.
== Neue Herausforderungen==
Durch den demographischen Wandel, die Globalisierung, die Standort-sicherung, der Verankerung der Nachhaltigkeit auf der lokalen Ebene (Lokale Agenda/ Lokale Nachhaltigkeitsstrategie) und durch eine neue Beteiligungskultur (Bürgerbeteiligung) gibt es eine neue Blüte der Stadtentwicklung. Stadtentwicklung wird heute vielfach unter Begriffen wie Leitbild, Stadtleitbild, Stadtmarketing, Stadtkonzeption, Lokale Agenda 21 oder [[Lokale Nachhaltigkeitsstrategie]] betrieben.


[[Datei:Kaiser, Friedrich - Tempo der Gründerjahre.jpg|mini|''[[Tempo der Gründerjahre]]'', Bauarbeiten um 1875 in der Grenadierstraße (heute: [[Almstadtstraße]]) in [[Berlin]]]]
==Nachhaltige Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert:==


In der [[Hochindustrialisierung]] der [[Gründerzeit]] kam es zu einem nie dagewesenen Wachstum vieler Städte, die Einwohnerzahlen erhöhten sich bis auf das Zehnfache. In einem beispiellosen Bauboom entstanden die [[Gründerzeitviertel]]. Viele Städte, wie [[Berlin]] oder [[Budapest]], entwickelten sich erst jetzt zu Metropolen. Die Stadtentwicklung wurde in großen Städten durch [[Bebauungsplan (Deutschland)|Generalbebauungspläne]] geleitet.
Ziel im 21. Jahrhundert ist eine '''nachhaltige Stadtentwicklung'''. In Europa hat die nachhaltige Stadtentwicklung in den Aalborg Commitments (Dänemark, Juni 2004) ihren Ausdruck gefunden:


== Stadtentwicklung als Gesamtentwicklung ==
'''"Wir haben die Vision integrativer, prosperierender, kreativer und zukunftsfähiger Städte und Gemeinden, die allen Einwohnerinnen und Einwohnern hohe Lebensqualität bieten und ihnen die Möglichkeit verschaffen, aktiv an allen Aspekten urbanen Lebens mitzuwirken" (Auszug aus den Aalborg Commitments 2004)".'''
Der Begriff Stadtentwicklung wird hier – im Gegensatz zu einer zufällig verlaufenden Entwicklung – als aktiver Planungs- und Veränderungsprozess verstanden. Im Unterschied zum [[Städtebau]], der sich stärker auf die baulich-räumliche Entwicklung von Teilbereichen bezieht, geht es bei der Stadtentwicklung im Sinne einer Stadtentwicklungsplanung um die Steuerung der Gesamtentwicklung der Stadt, die auch die gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Entwicklung beinhaltet. Stadtentwicklung verlangt somit eine interdisziplinäre, integrierte und zukunftsgerichtete Herangehensweise. Die Stadtentwicklung steht durch gesellschaftliche Tendenzen wie z. B. dem [[Demografischer Wandel in Deutschland|demografischen Wandel]], die [[Globalisierung]], der Verankerung der Nachhaltigkeit auf der lokalen Ebene (Lokale Agenda/Lokale Nachhaltigkeitsstrategie) sowie durch neue Beteiligungskultur (Bürgerbeteiligung) vor neuen Herausforderungen. Aktuelle Themen der Stadtentwicklung sind z. B. die Integration bestimmter Bevölkerungsgruppen, [[Stadtumbau]] Ost und West, [[Quartiersmanagement]] oder die Gestaltung menschengerechter Städte.


== Phasen der Stadtentwicklung ==
Im Vordergrund steht heute bei innovativen Ansätzen, eine starke strategische Orientierung, in Verbindung mit einer breiten und qualfizierten Bürgerbeteiligung. In diesem Zusammenhang spricht man auch von strategischer Stadtentwicklung oder [[Lokale
In den Raumwissenschaften hat sich als ein Weg zur Charakterisierung der modernen Stadtentwicklung die Differenzierung des Wachstumsprozesses und ihrer Dynamik in folgende Phasen etabliert:<ref>{{Literatur |Hrsg=Helmut Bott, Johann Jessen, Franz Pesch |Titel=Lehrbaustein Städtebau: Basiswissen Städtebau |Auflage=7. |Verlag=Universität Stuttgart Städtebau-Institut |Ort=Stuttgart |Datum=2014 |ISBN=978-3-930548-29-3 |Seiten=42 ff}}</ref>
Nachhaltigkeitsstrategie]]. Beispiele für die neue Form nachhaltiger Stadtentwicklung wurden durch die Stadt [[Ingolstadt]] (Modellprojekt: "Visionen für Ingolstadt"), die Stadt [[Münster]] ("Integrierte Stadtentwicklungs- und Stadtmarketingkonzept) oder durch die Stadt [[Heidelberg]] (Nachhaltiger Stadtentwicklungsplan mit Lokale Agenda 21 ) realisiert. In Ingolstadt wurde durch die Verzahnung von Stadtentwicklungplanung, aller Fachplanungen, der Stadtentwicklungsprojekte und Lokaler Agenda 21 das neue integrative Instrument der [[Lokale Nachhaltigkeitsstrategie]] entwickelt.
* [[Urbanisierung]]
* [[Suburbanisierung]]
* [[Desurbanisierung]]
* [[Reurbanisierung]]


== Stadtentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 ==
==Neue Instrumente==
=== 1945 bis etwa 1960 ===
Da im [[Nachkriegsdeutschland]] in den Städten wegen des [[Wirtschaftswunder]]s bessere Lebensqualität (Versorgung, Arbeitsplätze, Infrastruktur usw.) zu erwarten war, setzte eine [[Urbanisierung]] ein.


=== Von 1960 an bis etwa 1970 ===
Heutige Instrumente der Stadtentwicklung sind insbesondere:
Die Abwanderung (Suburbanisierung) ins Umland beginnt. Ermöglicht durch die höhere [[Räumliche Mobilität|Mobilität]] (mehr Autos, Krafträder) und eine bessere Infrastruktur entstanden langsam die sogenannten „[[Speckgürtel]]“. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person stieg; im Zuge eines [[Baby-Boom]]s („Geburtenstarke Jahrgänge“) brauchten Familien Platz. Kennzeichnend für die Stadtentwicklungspolitik der 1960er und 1970er Jahre war ebenfalls die [[Sanierung (Bauwesen)|Sanierung]] von Stadtteilen in vielen größeren Städten; teils wurden ganze Straßenzüge abgerissen. <!---Bestandbebauung in der Intention bauwirtschaftlicher Mehrwertschaffung, insbesondere im [[Dienstleistungssektor|Dienstleistungbereich]].---> Außerdem begann in den 1960er Jahren eine neue Phase des Funktionalismus, der an den [[Sozialer Wohnungsbau|Sozialen Wohnungsbau]] der 1920er Jahre anknüpfte. Wohnen in Hochhäusern galt vielen als schick und praktisch (siehe z.&nbsp;B. [[Neue Heimat]]).


=== Von 1970 an bis heute ===
*der [[Stadtentwicklungsplan]] (bzw. ähnliche Instrumente wie Stadtleitbilder), der die ganze Stadt umfasst
Verdichtungsräume ([[Speckgürtel]]) mit engen Verflechtungen und aufwendig erschlossenen Peripherien sind entstanden, die mit der [[Stadtkern|Kernstadt]] durch hohe [[infrastruktur]]elle Investitionen verbunden wurden. Die nun gewachsenen Umlandgemeinden halten einen hohen Anteil an Pendlern sowie Belastungen an Verkehr. Mit dem peripheren Wachstum sind außerdem die Probleme der Kernstädte in Bezug auf Steuereinnahmeverluste entstanden, der sich in den Folgejahrzehnten durch die weitere [[Suburbanisierung]] auch auf der [[Gewerbesteuer (Deutschland)|gewerbesteuerrechtlichen]] Ebene fortsetzt. Die Umlandgemeinden hingegen profitieren von der hohen Wohnbevölkerung, die ihr Einkommen dort versteuert. Lösungen sind hierfür ein Finanzausgleich sowie die Eingemeindung (Angliederung) der Umlandgemeinden an die Kernstadt. Ursachen sind die durch staatliche Zulagen begünstigte Eigenheimbildung und [[Privatisierung]]. Diese als „Entwicklung“ ausformulierte Problematik versteht sich aber vor der Bezeichnung politischer Entscheidungen als eine deutlich begünstigend erwirkte Verursachung, die sich nach der Wiedervereinigung beschleunigt und bis heute ungehindert fortgesetzt hat.
*der [[Stadtteilentwicklungsplan]] (bzw. ähnliche Instrumente wie integrierte Handlungsprogramme (wie bei Sozialer Stadt), der einzelne [[Stadtteil]]e umfasst
* einzelne Fachpläne z.B. Jugendhilfeplan, Lärmminderungsplan, Klimaschutzprogramme, etc.
* Stadtentwicklungsprojekte/Infrastrukturprojekte
* Stadtentwicklungsprogramme (Programm bestehend aus Stadtentwicklungsprojekten für einen mittelfristigen Zeitraum)
* [[Lokale Nachhaltigkeitsstrategie]] (Good Governance Ansatz)


Ein übergreifendes Thema der heutigen Stadtentwicklung ist der [[New Urbanism|Neue Urbanismus]]. Nach dem Erkennen der strukturellen Fehler der vor allem seit der [[Moderne (Architektur)|Moderne]] und der [[Charta von Athen (CIAM)]] entstandenen aufgelockerten [[Siedlung (Städtebau)|Siedlungen]] (bzw. [[Trabantenstadt|Trabantenstädte]]), kommt es seit den 1980er Jahren mit dieser Urbanismusbewegung (die u.&nbsp;a. mit [[Team 10]] ihren Anfang nahm) zur Wiederentdeckung der [[Blockrandbebauung]] und Mischnutzung von Quartieren und damit städtischer Dichte. Demnach unterstütze diese früher durch die Siedlungsplaner beklagte urbane Bebauungsart die Vorzüge städtischen Lebens, in Verbindung mit gesunder sozialer und wirtschaftlicher Durchmischung und einer erheblichen Einsparung von Ressourcen (Anfahrtswege, Heizkosten, Infrastrukturkosten usw.) gegenüber den verschwenderischen Siedlungen.<ref>[http://www.dr-kegler.de/charter.htm Charta des ''New Urbanism''] – deutsche Übersetzung der engl. ''Charter of the New Urbanism''</ref>
und in Verbindung mit der Stadtplanung
{{Siehe auch|Stadtbaugeschichte}}


== Stadtentwicklung in der DDR ==
*der [[Flächennutzungsplan]], der das Gebiet der gesamten [[Gemeinde]] umfasst,
Stadtentwicklung in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] war weniger als im Westen Reaktion auf Trends in Gesellschaft und Wirtschaft. Sie folgte aber auch nicht einfach nur staatlichen Standort- und Strukturvorgaben. Die universal wirkenden Leitbilder des Städtebaus waren auch in der DDR nicht ohne Wirkung und viele Städte gingen eigene Wege der Entwicklung.
*der [[Bebauungsplan]]
*der [[Vorhaben- und Entwicklungsplan]]


Ein weiteres Merkmal war wie im Westen die Konzentration der Bevölkerung auf Groß- und Mittelstädte, aber bei gleichzeitiger Bevölkerungsabnahme in der DDR, sowie eine insgesamt dynamischere Entwicklung der südlichen Städte, sofern in ihnen wichtige Industrien entwickelt wurden und sie nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zu Aufbaustädten erklärt wurden. Aber auch einzelne Städte im Norden entwickelten sich aus diesen Gründen teils rasant wie z.&nbsp;B. [[Rostock]] und [[Neubrandenburg]]. Weitere Charakteristika sind die großen Plätze im [[Stadtkern]] sowie die überdurchschnittlich vielen und auch großen [[Großwohnsiedlung]]en ([[Plattenbau]]&shy;siedlungen) am Stadtrand sowie die [[Gebäudeensemble|Plattenbauensembles]] in zahlreichen Innenstädten. Das wichtigste überregionale Wanderungsziel war [[Ost-Berlin]].
==Methoden der Stadtentwicklung (Auswahl):==
{{Siehe auch|Stadtbaugeschichte}}


== Nachhaltige Stadtentwicklung ==
* Trendanalysen
Derzeit orientiert sich die Stadtentwicklung vor allem am Leitbild der „Nachhaltigen Stadtentwicklung“, das u.&nbsp;a. in der [[Aalborg-Charta|Charta von Aalborg]] (Dänemark, Juni 1994) festgeschrieben ist:
* Szenariotechniken
* Steuerungsindikatoren und Statistik
* Analysen und Berichte zur Stadtentwicklung (z.B. als Nachhaltigkeitsberichte, Sozialberichte, etc.)
* Policyanalyse
* Systemische Problemlösungsmethoden
* Kooperative Steuerungsinstrumente (Neue Steuerungstheorie)
* Dynamische Managementzyklen für die Umsetzung und Fortschreibung des Stadtleitbilds/Stadtentwicklungsplan
* Verfahren der qualfizierten und breiten Bürgerbeteiligung
* Governance Verfahren (Gegenstromverfahren zur Gesamtsteuerung), "Abstimmung" insbesondere mit den Bürgern, Institutionen, Vereinen, Unternehmen mit der Kommunalpolitik und Verwaltung)
* Empirische und qualitative Sozialforschung


{{Zitat
|Text=Wir haben die Vision integrativer, prosperierender, kreativer und zukunftsfähiger Städte und Gemeinden, die allen Einwohnerinnen und Einwohnern hohe Lebensqualität bieten und ihnen die Möglichkeit verschaffen, aktiv an allen Aspekten urbanen Lebens mitzuwirken
|Autor=Auszug aus: Aalborg Commitments 2004}}


Ein wichtiges Leitdokument auf Ebene der [[Europäische Union|EU]] ist die ''Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt''.<ref>[https://www.nationale-stadtentwicklungspolitik.de/NSPWeb/SharedDocs/Publikationen/DE/Publikationen/leipzig_charta_zur_nachhaltigen_europaeischen_stadt.pdf?__blob=publicationFile&v=2 ''Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt'']. Abgerufen am 11. Januar 2024.</ref>
[[Kategorie:Raumplanung]]
[[Kategorie:Städtebau]]


Im Vordergrund steht dabei eine Orientierung der Stadtentwicklung auf die Quartiersebene, die in Deutschland seit 1999 vor allem durch das Förderprogramm [[Soziale Stadt]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.staedtebaufoerderung.info/StBauF/DE/Programm/SozialeStadt/soziale_stadt_node.html |text=staedtebaufoerderung.info |wayback=20140606031532}}</ref> vorangetrieben wird.
==Literatur==
*Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.): Kommunen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Köln 2004
*Dörner D.: Die Logik des Misslingens.Hamburg 1989
*Hall P. u. U.Pfeiffer: Urban 21. Der Expertenbericht zur Zukunft der Städte. Stuttgart-München 2000
*Stadt Ingolstadt: Visionen für Ingolstadt. Ingolstadt 2002


=== Beispiele nachhaltiger Stadtentwicklung ===
==Weblinks==
Beispiele einer nachhaltigen Stadtentwicklung wurden in Deutschland durch die Städte [[Ingolstadt]] (Modellprojekt: „Visionen für Ingolstadt“), [[Münster]] („integriertes Stadtentwicklungs- und Stadtmarketingkonzept“), [[Heidelberg]] (nachhaltiger [[Stadtentwicklungsplan]] mit [[Lokale Agenda 21|Lokaler Agenda 21]]) oder in [[Berlin]] mit den [[12 Grundsätze der Stadterneuerung|12 Grundsätzen der Stadterneuerung]] realisiert. In Ingolstadt wurde durch die Verzahnung von Stadtentwicklungsplanung, aller Fachplanungen, der Stadtentwicklungsprojekte und Lokaler Agenda 21 ein Prototyp für das neue integrative Instrument der [[Lokale Nachhaltigkeitsstrategie]] entwickelt.
*[http://www.aalborgplus10.dk/media/aalborg_commitments_german_final.pdf Aalborg Commitments]

*[http://www.transferprogramm.de Transferprogramm Lokale Nachhaltigkeitsstrategie]
Die Stadt [[Neumarkt in der Oberpfalz]] hat als erste Stadt Deutschlands im Rahmen des vom [[Bayern|Freistaat Bayern]] geförderten Modellprojekts „Lokale Nachhaltigkeitsstrategie Stadt Neumarkt“ eine Lokale Nachhaltigkeitsstrategie mit dem „Ingolstädter Verfahren“ entwickelt. Diese wurde am 20. Juli 2004 vom Stadtrat beschlossen. Im Zentrum stehen sechs Leitbilder, 24 Leitsätze für die Zukunftsfähigkeit bis 2025, 17 Leitprojekte und 164 Maßnahmen und Einzelprojekte für eine nachhaltige Stadtentwicklung (vgl. Literatur). Die erste umfassende wissenschaftliche Betrachtung aus ganzheitlicher Sicht wurde 2014 in Deutschland für die Stadt [[Delitzsch]] erarbeitet.<ref>Manfred Wilde (Hrsg.): ''Die nachhaltige Stadt. Zukunftssicherndes kommunales Ressourcenmanagement.'' De Gruyter/ Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-11-035382-2.</ref> Die klimapolitische Ausrichtung wird darin im Kontext mit dem zukunftssichernden kommunalen Ressourcenmanagement und einer nachhaltigen sozialen Stadtentwicklung zur Darstellung gebracht.
*[http://www.heidelberg.de/stadtentwicklung/agenda21/agenda21.htm Stadtentwicklung Heidelberg und Lokale Agenda 21]

*[http://www.ingolstadt21.de Modellprojekt Visionen für Ingolstadt]
=== Konzepte ===
*[http://www.muenster.de/stadt/stadtentwicklung/ Strategische Stadtentwicklung]
Trotz des allgemein wachsenden Konsenses hinsichtlich der Notwendigkeit einer nachhaltigen Stadtentwicklung zirkulieren derzeit vielfältige Leitbilder, die weiter oder enger gefasst sind wie „[[Autofrei]]e Stadt“, „EcoCity“, „[[Smart City]]“, „[[Stadt der Zukunft#Sicherheit und Resilienz|Resilient City]]“, „Emissionsfreie Stadt“ usw. Ihr ökologischer und sozialer Nutzen, ihre Realisierbarkeit und Kompatibilität sind jedoch noch kaum abgeklärt. Diese pauschalen Leitbilder ignorieren außerdem weitgehend lokale und kulturelle Besonderheiten, die für einen gelingenden Wandel beachtet werden müssen.<ref>Alexandra Quint, Marius Albiez: ''Sustainable Cities: Challenges and Opportunities at Different Scales.'' Bericht über die internationale Konferenz ''Sustainability 2014'' (englisch), In: ''Technikfolgenabschätzung.'' 23. Jg. (H. 3) 2014, S. 116 ff.</ref>

=== Probleme nachhaltiger Stadtentwicklung ===
In Europa stellt sich die nachhaltige Stadtentwicklung vor allem als Problem des Umbaus existierender Städte dar. Jedoch wird dieser Umbau in Deutschland dadurch erschwert, dass jährlich weniger als ein Prozent des Wohnungsbestandes neu errichtet wird.<ref>S. Rexroth, F. May, U. Zink (Hrsg.): ''Wärmedämmung von Gebäuden. Zeitgemäß und wandlungsfähig.'' Berlin 2014.</ref> Gleichzeitig muss in einer Situation des Wohnungsmangels der Wohnungsbestand in Richtung single- und altengerechter Wohnungen umstrukturiert werden, ohne funktionierende soziale Strukturen zu zerstören. Auch in den Großblocksiedlungen Osteuropas ist eine allmähliche Transformation des Wohnungsbestands sehr schwierig.

In Drittwelt- und Schwellenländern ist der jährliche Anteil von Neubauten bezogen auf den Wohnungsbestand wesentlich höher; dafür stellen sich hier erhöhte Infrastrukturprobleme durch steigende Mobilität, Wasserversorgung und Abfallwirtschaft, die durch die Skalierung der Megacities noch einmal schwieriger zu bewältigen sind. In Asien oder Osteuropa ist die Einsicht in die Notwendigkeit partizipativer Planungsstrategien zudem eng begrenzt; hier bestimmt die Politik noch einseitig die Rollen der Akteure oder lässt sie wildwüchsig agieren.

== Nationale Stadtentwicklungspolitik ==
Die [[Nationale Stadtentwicklungspolitik]] möchte im Sinne der ''Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt'' die Städte und Regionen in Deutschland stärken, damit sie die aktuellen ökonomischen, ökologischen und [[Gesellschaftliche Herausforderungen (Forschungspolitik)|gesellschaftlichen Herausforderungen]] erfolgreich bewältigen können und lebenswerte Orte für alle Bevölkerungsgruppen bleiben. Dies betrifft Klein-, Mittel- und Großstädte gleichermaßen.

== Stadtentwicklung der Zukunft ==
Im Rahmen der [[Globalisierung]] hat sich der internationale Standortwettbewerb der Städte und Regionen stark verschärft. Neben den klassisch ökonomischen Standortfaktoren gewinnen immer mehr Faktoren wie [[Wissen]], Innovationsfähigkeit, kulturelle Attraktivität und die Größe des städtisch kreativen Potentials an Bedeutung. Eine zentrale Aufgabe der Stadtentwicklung wird deshalb in der Zukunft die Förderung des urbanen Talent-Pools sein. Ein Ziel wäre es, einen möglichst ausgeglichenen Mix in sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und physischer Hinsicht zu erlangen. Das Wachstum der großen Städte in Deutschland in den Jahren 2010–2019 beruhte jedoch nicht auf Wanderungsgewinnen aus der Region, sondern auf überregionaler Zuwanderung vor allem jüngerer, z.&nbsp;T. gering qualifizierter Bevölkerungsgruppen aus dem Ausland, während qualifizierte Kräfte in das stadtnahe Umfeld abwanderten.

Eine tragende Rolle wird im so genannten Dritten Sektor und in Netzwerken des sozialen und kulturellen Bereichs gesehen. Ökonomen und Städteforscher wie [[Richard Florida]] und [[Charles Landry]], weisen den „weichen Standortfaktoren“ die zentrale Bedeutung für wirtschaftliche Prosperität und erhöhte Chancen im globalen Wettbewerb der Zukunft zu. So gibt es in Deutschland z.&nbsp;B. für die Hauptstadt das „Stadtentwicklungskonzept Berlin 2020“ und für [[Leipzig]] das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020“ (SEKo).

Die Fähigkeit städtischer Strukturen, ihre primäre Lebensgrundlagen auch bei inneren und äußeren Störungen mit schweren Schäden durch das Aufrechterhaltung zentraler Funktionen zu sichern, muss stärker berücksichtigt werden. Diese sogenannte [[Resilienz (Soziologie)|urbane Resilienz]] wird z.&nbsp;B. durch Terrorangriffe oder durch potentielle negative Auswirkungen der Digitalisierung immer wichtiger.<ref>''Stresstest Stadt –wie resilient sind unsere Städte? Unsicherheiten der Stadtentwicklung identifizieren, analysieren und bewerten.'' Hg. von Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn 2018, ISBN 978-3-87994-224-4.</ref>

Der Bedeutungsverlust des stationären Handels im Vergleich zum Versandhandel (Ausnahmen: Lebensmittel, Heimwerkebedarf) und der Trend zum Homeoffice in der [[COVID-19-Pandemie]] haben den Funktionswandel bzw. -verlust der Innenstädte beschleunigt und verursachen zunehmend Leerstände großer Schlüsselimmobilien wie Kaufhäuser oder älterer Bürogebäude sowie Geschäftsaufgaben z.&nbsp;B. im Textileinzelhandel. Über die Gewerbesteuer betrifft diese [[Entwicklung]] auch die kommunalen Finanzen. Hochverschuldete Kommunen wie private Einzelinvestoren sind mit der Entwicklung von Nachnutzungsstrategien, die die Funktion der Stadtzentren stärken, überfordert.<ref>Arno Bunzel, Carsten Kühl: ''StadtentwicklunginCoronazeiten – eine Standortbestimmung.'' Deutsches Institut für Urbanistik, Sonderveröffentlichung 2020.</ref> Da die Leistungsfähigkeit der Städte politisch und finanziell an Grenzen stößt, hat die Suche nach neuen strategischen Kooperationen begonnen.

== Instrumente der Stadtentwicklung ==
Instrumente der Stadtentwicklung sind oft [[Stadtentwicklungsplan|Stadtentwicklungspläne]] (bzw. ähnliche Instrumente wie Stadtleitbilder), die die ganze Stadt oder auch Teile davon umfassen. Sie entstanden in Deutschland etwa ab den 1960er-Jahren, wurden aber zunehmend so komplex, dass viele Städte dazu übergingen, Pläne nur für einzelne Bereiche, z.&nbsp;B. den Einzelhandel oder Stadtteile, aufzustellen. Nach der Wiedervereinigung verlangten Förderprogramme für den [[Stadtumbau]], dass die Maßnahmen in ein gesamtstädtisches integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK/INSEK) eingebunden wurde. Über den Stadtumbau West und der [[Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt|Charta von Leipzig]] 2007 verbreitete sich die Idee weiter.<ref>{{Literatur |Autor=Julian Wékel |Hrsg=[[Akademie für Raumforschung und Landesplanung]] |Titel=Stadtentwicklungsplanung |Sammelwerk=Handwörterbuch der Stadt‐ und Raumentwicklung |Ort=Hannover |Datum=2018 |Seiten=2435-2439 |URN=nbn:de:0156-55992309}}</ref> Die Pläne werden dabei nicht einheitlich bezeichnet, häufig z.&nbsp;B. als Stadtentwicklungsplan, Stadtentwicklungskonzept, städtebauliches Entwicklungskonzept oder Stadtentwicklungsprogramm. Sie lassen sich aber in integrierte Pläne und Fachpläne sowie nach der räumlichen Größe einteilen.<ref>Stefan Heinig: [https://www.transcript-verlag.de/chunk_detail_seite.php?doi=10.14361%2F9783839458396-007 ''Integrierte Stadtentwicklungsplanung. Konzepte - Methoden - Beispiele.'' Kap. 6]; transcript Verlag, Bielefeld, 2021, ISBN 978-3-87994-224-4.</ref> So gibt es beispielsweise
* einzelne Fachpläne z.&nbsp;B. [[Verkehrsentwicklungsplan]] und Lärmminderungsplan, Pläne zur Wirtschaftsentwicklung, Pläne zur Wohnungsentwicklung, Jugendhilfeplan, Klimaschutzprogramme, Kulturentwicklungsplan usw.,
* [[stadtteil]]bezogene Entwicklungsplanung, etwa (integrierte) Stadtteilentwicklungspläne beim Programm [[Soziale Stadt]],
* für Gemeindeverbünde wie [[Amt (Kommunalrecht)|Ämter]] in Brandenburg ''Gemeindeübergreifende Integrierte Entwicklungskonzepte,''<ref>z. B. ews Danierungsgesellschaft mbH: [https://amt-ruhland-gemeinsam-gestalten.de/wp-content/uploads/2022/12/amt-ruhland-entwicklungskonzept-endbericht.pdf ''Gemeindeübergreifendes Integriertes Entwicklungskonzept für die Stadt und die Gemeinden des Amtes Ruhland Endbericht''] im Auftrag des Amtes Ruhland, 2022.</ref>
* [[Lokale Nachhaltigkeitsstrategie]]n ([[Gute Regierungsführung|Good Governance]] Ansatz).
und in Verbindung mit der [[Stadtplanung]] und [[Bauleitplanung]] beispielsweise:
* der [[Flächennutzungsplan]], der das Gebiet der gesamten [[Gemeinde]] umfasst,
* der [[Bebauungsplan (Deutschland)|Bebauungsplan]], die [[Städtebauliche Sanierungsmaßnahme]] oder der [[Vorhaben- und Erschließungsplan]]
* der rechtlich unverbindliche städtebauliche Rahmenplan für Ortslagen oder Quartiere

== Methoden zur Stadtentwicklung (Auswahl) ==
* Analysen und Berichte zur Stadtentwicklung (z.&nbsp;B. als [[Nachhaltigkeit]]s&shy;berichte, Sozialberichte usw.)
* [[Bevölkerungsprognose]]n
* dynamische Managementzyklen für die Umsetzung und Fortschreibung des Stadtleitbilds/Stadtentwicklungsplan (kommunales [[Nachhaltigkeitsmanagement]])
* [[empirische Sozialforschung]], mit [[Qualitative Sozialforschung|qualitativen]] und [[Quantitative Sozialforschung|quantitativen]] Methoden
* [[Gemeinwesenarbeit]] (GWA)
* [[Governance]]-Verfahren ([[Gegenstromverfahren (Management)|Gegenstromverfahren]] zur Gesamtsteuerung), „Abstimmung“ insbesondere mit den Bürgern, Institutionen, Vereinen, Unternehmen mit der Kommunalpolitik und Verwaltung
* [[kooperativ]]e Steuerungsinstrumente (siehe auch: neue Steuerungstheorie)
* [[Policyanalyse]]
* [[Quartiersmanagement]]
* [[Steuerungsindikator]]en und [[Statistik]]
* [[systemisch]]e Problemlösungsmethoden
* [[Szenariotechnik]]en
* Planungsforen (wie z.&nbsp;B. [[Stadtforum Berlin]])
* [[Trendanalyse]]n
* Verfahren der qualifizierten und breiten Bürgerbeteiligung

== Siehe auch ==
{{Portal|Planung}}
* [[Stadtgeographie]]
* [[Stadtgeschichte]]
* [[Stadtmorphologie]]
* [[STATTBAU]] Stadtentwicklungsgesellschaft mbH

== Literatur ==
* Yvonne Franz, [[Martin Heintel]] (Hrsg.): ''Kooperative Stadt- und Regionalentwicklung.'' (= ''UTB.'' 5880). facultas, Wien 2022, ISBN 978-3-8252-5880-1.
* Sybille Bauriedl, [[Anke Strüver]] (Hrsg.): ''Smart City – Kritische Perspektiven auf die Digitalisierung in Städten''. transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4336-7.
* Gerhard Curdes: ''Stadtstruktur und Stadtgestaltung.'' Kohlhammer, Stuttgart 1993.
* Gerhard Curdes (Hrsg.): ''Reihe Stadt – Raum – Innovation:''
** Gerhard Curdes, M. Ulrich: ''Die Entwicklung des Kölner Stadtraumes. Der Einfluss von Leitbildern und Innovationen auf die Form der Stadt''. Dortmund 1997.
** A. Haase: ''Die Entwicklung des Duisburger Stadtraumes. Der Einfluss von Innovationen auf Räume und Funktionen''. Dortmund 1999.
** Gerhard Curdes: ''Die Entwicklung des Aachener Stadtraumes. Der Einfluss von Leitbildern und Innovationen auf die Form der Stadt''. Dortmund 1999.
* Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.): ''Kommunen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit''. Köln 2004.
* Tammo Grabbert: ''Schrumpfende Städte und Segregation. Eine vergleichende Studie über Leipzig und Essen.'' Wissenschaftlicher Verlag Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-86573-338-2.
* Sabine Gruber: ''Intermediäre Organisationen in der Stadtentwicklung. Möglichkeitsräume für kollektives Lernen und Demokratieentwicklung''. München 2007, ISBN 978-3-930830-86-2.
* P. Hall, U. Pfeiffer: ''Urban 21. Der Expertenbericht zur Zukunft der Städte''. Stuttgart/München 2000.
* Leona Lynen, Konrad Braun, Laura Bruns: ''Glossar zur gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung. Stadt gemeinsam gestalten''. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im [[Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung]] (BBR), Bonn 2020, ISBN 978-3-87994-266-4.
* A. Montanari, G. Curdes; L. Forsyth (Edit.): ''Urban Landscape Dynamics. A Multi-Level Innovation Process''. Aldershot (UK) 1993.
* Jürg Sulzer, Anne Pfeil (Hrsg.): ''Stadtentwicklung und Denkmalpflege''. Band 10: ''Stadt Raum Zeit''. JOVIS Verlag, 2008, ISBN 978-3-939633-72-3.
* Sigrid Brandt, Hans.Rudolf Meier (Hrsg.): ''Stadtentwicklung und Denkmalpflege''. Band 11: ''Stadtbild und Denkmalpflege – Konstruktion und Rezeption von Bildern der Stadt''. JOVIS Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-73-0.
* Jürg Sulzer (Hrsg.): ''Stadtentwicklung und Denkmalpflege''. Band 12: ''Stadtgestalten – Visionen Allianzen Wege''. JOVIS Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-939633-74-7.
* Karl P. Schörghuber: ''Stadterneuerung: Sex in die City statt tote Hose''. Schörghuber & Partner, 2007, ISBN 978-3-9500392-2-1.
* Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, E. Lütge Daltrup, P. Zlonicky (Hrsg.): ''Große Projekte in Deutschland – Stadtentwicklung 1990–2010''. JOVIS Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86859-041-8.
* G. Witzany (Hrsg.) ''Zukunftsfähige Stadt- und Verkehrsplanung. Wieviel Kohr braucht die City?'' Bod, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8391-7593-4.
* Anne Huffschmid, Kathrin Wildner (Hrsg.): ''Stadtforschung aus Lateinamerika. Neue urbane Szenarien: Öffentlichkeit – Territorialität – Imaginarios''. (Reihe ''Urban studies''). Transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2313-0 (grundlegend zur Stadtentwicklung in Lateinamerika, dem am stärksten verstädterten Erdteil)
* [[Manfred Wilde]] (Hrsg.): ''Die nachhaltige Stadt. Zukunftssicherndes kommunales Ressourcenmanagement.'' De Gruyter/ Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-11-035382-2.

== Einzelnachweise ==
<references />

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Aktuelle Version vom 3. April 2025, 11:58 Uhr

Als Stadtentwicklung bezeichnet man die räumliche und strukturelle Gesamtentwicklung einer Stadt im Laufe der Zeit. Der Begriff Stadtentwicklung kann einerseits als passiv verlaufender, selbststeuernder Prozess, andererseits als aktiver Planungs- und Veränderungsprozess (siehe auch Stadtplanung) entweder der gesamten Stadt oder einzelner Stadtquartiere bzw. Stadtentwicklungsgebiete verstanden werden.

Eine zielgerichtete Stadtentwicklung gab es bereits im Altertum. So zeigen die Städte der Indus-Kultur wie Harappa bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. eine geordnete Struktur mit schachbrettartig angeordneten Straßen. Auch die Städte des alten Ägypten wiesen eine geplante Struktur auf. Sie kann ungeordnet verlaufen, meistens wird sie durch Stadtentwicklung, Stadtplanung und Bauleitplanung in eine bestimmte Richtung gelenkt.

Mit dem Machtzuwachs des Römischen Reichs nach der Zeitenwende kam es in Europa vermehrt zur Stadtbildung. Überwiegend an Heerstraßen und Verkehrswegen anliegend, war ihre primäre Aufgabe die Sicherung von Handelsknoten. Nach dem Einfall der Hunnen 375 n. Chr. zerfiel das weströmische Reich durch die von Etzels Truppen ausgelösten Völkerwanderungen. Erst mit der Christianisierung Europas erlebte die Stadtbildung eine Wiedergeburt. Geistliche und weltliche Herrscher verliehen ihrer Macht mit Bischofs- und Gauburgen Ausdruck.

Durch die Entwicklung in der Landwirtschaft (Dreifelderwirtschaft), dem Ausbau des Fernhandels und der Entstehung handwerklicher Gewerbe entstanden frühmittelalterliche Markt- und Kaufmannssiedlungen nahe den Machtzentren. Im Laufe des Mittelalters entstand ein regelrechter Städteboom (siehe auch Stadt im Mittelalter), der den jeweiligen einflussreichen Kräften zur territorialen Sicherung diente.

In der Regel waren diese Städte von ihrem agrarischen Umfeld abgegrenzt, etwa durch Stadtmauern, die der Verteidigung dienten, aber auch zur Einnahme von Zöllen.

Im Zeitraum der Frühen Neuzeit stagnierte die Zahl der Neugründungen von Städten. Gründe dafür waren u. a. Kriege, zum Beispiel der Dreißigjährige Krieg, Seuchen und der Zerfall der Hanse, die am Aufbau vieler nordeuropäischer Städte beteiligt war.

Tempo der Gründerjahre, Bauarbeiten um 1875 in der Grenadierstraße (heute: Almstadtstraße) in Berlin

In der Hochindustrialisierung der Gründerzeit kam es zu einem nie dagewesenen Wachstum vieler Städte, die Einwohnerzahlen erhöhten sich bis auf das Zehnfache. In einem beispiellosen Bauboom entstanden die Gründerzeitviertel. Viele Städte, wie Berlin oder Budapest, entwickelten sich erst jetzt zu Metropolen. Die Stadtentwicklung wurde in großen Städten durch Generalbebauungspläne geleitet.

Stadtentwicklung als Gesamtentwicklung

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Der Begriff Stadtentwicklung wird hier – im Gegensatz zu einer zufällig verlaufenden Entwicklung – als aktiver Planungs- und Veränderungsprozess verstanden. Im Unterschied zum Städtebau, der sich stärker auf die baulich-räumliche Entwicklung von Teilbereichen bezieht, geht es bei der Stadtentwicklung im Sinne einer Stadtentwicklungsplanung um die Steuerung der Gesamtentwicklung der Stadt, die auch die gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und ökologische Entwicklung beinhaltet. Stadtentwicklung verlangt somit eine interdisziplinäre, integrierte und zukunftsgerichtete Herangehensweise. Die Stadtentwicklung steht durch gesellschaftliche Tendenzen wie z. B. dem demografischen Wandel, die Globalisierung, der Verankerung der Nachhaltigkeit auf der lokalen Ebene (Lokale Agenda/Lokale Nachhaltigkeitsstrategie) sowie durch neue Beteiligungskultur (Bürgerbeteiligung) vor neuen Herausforderungen. Aktuelle Themen der Stadtentwicklung sind z. B. die Integration bestimmter Bevölkerungsgruppen, Stadtumbau Ost und West, Quartiersmanagement oder die Gestaltung menschengerechter Städte.

Phasen der Stadtentwicklung

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In den Raumwissenschaften hat sich als ein Weg zur Charakterisierung der modernen Stadtentwicklung die Differenzierung des Wachstumsprozesses und ihrer Dynamik in folgende Phasen etabliert:[1]

Stadtentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland nach 1945

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1945 bis etwa 1960

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Da im Nachkriegsdeutschland in den Städten wegen des Wirtschaftswunders bessere Lebensqualität (Versorgung, Arbeitsplätze, Infrastruktur usw.) zu erwarten war, setzte eine Urbanisierung ein.

Von 1960 an bis etwa 1970

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Die Abwanderung (Suburbanisierung) ins Umland beginnt. Ermöglicht durch die höhere Mobilität (mehr Autos, Krafträder) und eine bessere Infrastruktur entstanden langsam die sogenannten „Speckgürtel“. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person stieg; im Zuge eines Baby-Booms („Geburtenstarke Jahrgänge“) brauchten Familien Platz. Kennzeichnend für die Stadtentwicklungspolitik der 1960er und 1970er Jahre war ebenfalls die Sanierung von Stadtteilen in vielen größeren Städten; teils wurden ganze Straßenzüge abgerissen. Außerdem begann in den 1960er Jahren eine neue Phase des Funktionalismus, der an den Sozialen Wohnungsbau der 1920er Jahre anknüpfte. Wohnen in Hochhäusern galt vielen als schick und praktisch (siehe z. B. Neue Heimat).

Von 1970 an bis heute

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Verdichtungsräume (Speckgürtel) mit engen Verflechtungen und aufwendig erschlossenen Peripherien sind entstanden, die mit der Kernstadt durch hohe infrastrukturelle Investitionen verbunden wurden. Die nun gewachsenen Umlandgemeinden halten einen hohen Anteil an Pendlern sowie Belastungen an Verkehr. Mit dem peripheren Wachstum sind außerdem die Probleme der Kernstädte in Bezug auf Steuereinnahmeverluste entstanden, der sich in den Folgejahrzehnten durch die weitere Suburbanisierung auch auf der gewerbesteuerrechtlichen Ebene fortsetzt. Die Umlandgemeinden hingegen profitieren von der hohen Wohnbevölkerung, die ihr Einkommen dort versteuert. Lösungen sind hierfür ein Finanzausgleich sowie die Eingemeindung (Angliederung) der Umlandgemeinden an die Kernstadt. Ursachen sind die durch staatliche Zulagen begünstigte Eigenheimbildung und Privatisierung. Diese als „Entwicklung“ ausformulierte Problematik versteht sich aber vor der Bezeichnung politischer Entscheidungen als eine deutlich begünstigend erwirkte Verursachung, die sich nach der Wiedervereinigung beschleunigt und bis heute ungehindert fortgesetzt hat.

Ein übergreifendes Thema der heutigen Stadtentwicklung ist der Neue Urbanismus. Nach dem Erkennen der strukturellen Fehler der vor allem seit der Moderne und der Charta von Athen (CIAM) entstandenen aufgelockerten Siedlungen (bzw. Trabantenstädte), kommt es seit den 1980er Jahren mit dieser Urbanismusbewegung (die u. a. mit Team 10 ihren Anfang nahm) zur Wiederentdeckung der Blockrandbebauung und Mischnutzung von Quartieren und damit städtischer Dichte. Demnach unterstütze diese früher durch die Siedlungsplaner beklagte urbane Bebauungsart die Vorzüge städtischen Lebens, in Verbindung mit gesunder sozialer und wirtschaftlicher Durchmischung und einer erheblichen Einsparung von Ressourcen (Anfahrtswege, Heizkosten, Infrastrukturkosten usw.) gegenüber den verschwenderischen Siedlungen.[2]

Stadtentwicklung in der DDR

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Stadtentwicklung in der DDR war weniger als im Westen Reaktion auf Trends in Gesellschaft und Wirtschaft. Sie folgte aber auch nicht einfach nur staatlichen Standort- und Strukturvorgaben. Die universal wirkenden Leitbilder des Städtebaus waren auch in der DDR nicht ohne Wirkung und viele Städte gingen eigene Wege der Entwicklung.

Ein weiteres Merkmal war wie im Westen die Konzentration der Bevölkerung auf Groß- und Mittelstädte, aber bei gleichzeitiger Bevölkerungsabnahme in der DDR, sowie eine insgesamt dynamischere Entwicklung der südlichen Städte, sofern in ihnen wichtige Industrien entwickelt wurden und sie nach dem Zweiten Weltkrieg zu Aufbaustädten erklärt wurden. Aber auch einzelne Städte im Norden entwickelten sich aus diesen Gründen teils rasant wie z. B. Rostock und Neubrandenburg. Weitere Charakteristika sind die großen Plätze im Stadtkern sowie die überdurchschnittlich vielen und auch großen Großwohnsiedlungen (Plattenbau­siedlungen) am Stadtrand sowie die Plattenbauensembles in zahlreichen Innenstädten. Das wichtigste überregionale Wanderungsziel war Ost-Berlin.

Nachhaltige Stadtentwicklung

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Derzeit orientiert sich die Stadtentwicklung vor allem am Leitbild der „Nachhaltigen Stadtentwicklung“, das u. a. in der Charta von Aalborg (Dänemark, Juni 1994) festgeschrieben ist:

„Wir haben die Vision integrativer, prosperierender, kreativer und zukunftsfähiger Städte und Gemeinden, die allen Einwohnerinnen und Einwohnern hohe Lebensqualität bieten und ihnen die Möglichkeit verschaffen, aktiv an allen Aspekten urbanen Lebens mitzuwirken“

Auszug aus: Aalborg Commitments 2004

Ein wichtiges Leitdokument auf Ebene der EU ist die Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt.[3]

Im Vordergrund steht dabei eine Orientierung der Stadtentwicklung auf die Quartiersebene, die in Deutschland seit 1999 vor allem durch das Förderprogramm Soziale Stadt[4] vorangetrieben wird.

Beispiele nachhaltiger Stadtentwicklung

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Beispiele einer nachhaltigen Stadtentwicklung wurden in Deutschland durch die Städte Ingolstadt (Modellprojekt: „Visionen für Ingolstadt“), Münster („integriertes Stadtentwicklungs- und Stadtmarketingkonzept“), Heidelberg (nachhaltiger Stadtentwicklungsplan mit Lokaler Agenda 21) oder in Berlin mit den 12 Grundsätzen der Stadterneuerung realisiert. In Ingolstadt wurde durch die Verzahnung von Stadtentwicklungsplanung, aller Fachplanungen, der Stadtentwicklungsprojekte und Lokaler Agenda 21 ein Prototyp für das neue integrative Instrument der Lokale Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt.

Die Stadt Neumarkt in der Oberpfalz hat als erste Stadt Deutschlands im Rahmen des vom Freistaat Bayern geförderten Modellprojekts „Lokale Nachhaltigkeitsstrategie Stadt Neumarkt“ eine Lokale Nachhaltigkeitsstrategie mit dem „Ingolstädter Verfahren“ entwickelt. Diese wurde am 20. Juli 2004 vom Stadtrat beschlossen. Im Zentrum stehen sechs Leitbilder, 24 Leitsätze für die Zukunftsfähigkeit bis 2025, 17 Leitprojekte und 164 Maßnahmen und Einzelprojekte für eine nachhaltige Stadtentwicklung (vgl. Literatur). Die erste umfassende wissenschaftliche Betrachtung aus ganzheitlicher Sicht wurde 2014 in Deutschland für die Stadt Delitzsch erarbeitet.[5] Die klimapolitische Ausrichtung wird darin im Kontext mit dem zukunftssichernden kommunalen Ressourcenmanagement und einer nachhaltigen sozialen Stadtentwicklung zur Darstellung gebracht.

Trotz des allgemein wachsenden Konsenses hinsichtlich der Notwendigkeit einer nachhaltigen Stadtentwicklung zirkulieren derzeit vielfältige Leitbilder, die weiter oder enger gefasst sind wie „Autofreie Stadt“, „EcoCity“, „Smart City“, „Resilient City“, „Emissionsfreie Stadt“ usw. Ihr ökologischer und sozialer Nutzen, ihre Realisierbarkeit und Kompatibilität sind jedoch noch kaum abgeklärt. Diese pauschalen Leitbilder ignorieren außerdem weitgehend lokale und kulturelle Besonderheiten, die für einen gelingenden Wandel beachtet werden müssen.[6]

Probleme nachhaltiger Stadtentwicklung

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In Europa stellt sich die nachhaltige Stadtentwicklung vor allem als Problem des Umbaus existierender Städte dar. Jedoch wird dieser Umbau in Deutschland dadurch erschwert, dass jährlich weniger als ein Prozent des Wohnungsbestandes neu errichtet wird.[7] Gleichzeitig muss in einer Situation des Wohnungsmangels der Wohnungsbestand in Richtung single- und altengerechter Wohnungen umstrukturiert werden, ohne funktionierende soziale Strukturen zu zerstören. Auch in den Großblocksiedlungen Osteuropas ist eine allmähliche Transformation des Wohnungsbestands sehr schwierig.

In Drittwelt- und Schwellenländern ist der jährliche Anteil von Neubauten bezogen auf den Wohnungsbestand wesentlich höher; dafür stellen sich hier erhöhte Infrastrukturprobleme durch steigende Mobilität, Wasserversorgung und Abfallwirtschaft, die durch die Skalierung der Megacities noch einmal schwieriger zu bewältigen sind. In Asien oder Osteuropa ist die Einsicht in die Notwendigkeit partizipativer Planungsstrategien zudem eng begrenzt; hier bestimmt die Politik noch einseitig die Rollen der Akteure oder lässt sie wildwüchsig agieren.

Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Die Nationale Stadtentwicklungspolitik möchte im Sinne der Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt die Städte und Regionen in Deutschland stärken, damit sie die aktuellen ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen erfolgreich bewältigen können und lebenswerte Orte für alle Bevölkerungsgruppen bleiben. Dies betrifft Klein-, Mittel- und Großstädte gleichermaßen.

Stadtentwicklung der Zukunft

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Im Rahmen der Globalisierung hat sich der internationale Standortwettbewerb der Städte und Regionen stark verschärft. Neben den klassisch ökonomischen Standortfaktoren gewinnen immer mehr Faktoren wie Wissen, Innovationsfähigkeit, kulturelle Attraktivität und die Größe des städtisch kreativen Potentials an Bedeutung. Eine zentrale Aufgabe der Stadtentwicklung wird deshalb in der Zukunft die Förderung des urbanen Talent-Pools sein. Ein Ziel wäre es, einen möglichst ausgeglichenen Mix in sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und physischer Hinsicht zu erlangen. Das Wachstum der großen Städte in Deutschland in den Jahren 2010–2019 beruhte jedoch nicht auf Wanderungsgewinnen aus der Region, sondern auf überregionaler Zuwanderung vor allem jüngerer, z. T. gering qualifizierter Bevölkerungsgruppen aus dem Ausland, während qualifizierte Kräfte in das stadtnahe Umfeld abwanderten.

Eine tragende Rolle wird im so genannten Dritten Sektor und in Netzwerken des sozialen und kulturellen Bereichs gesehen. Ökonomen und Städteforscher wie Richard Florida und Charles Landry, weisen den „weichen Standortfaktoren“ die zentrale Bedeutung für wirtschaftliche Prosperität und erhöhte Chancen im globalen Wettbewerb der Zukunft zu. So gibt es in Deutschland z. B. für die Hauptstadt das „Stadtentwicklungskonzept Berlin 2020“ und für Leipzig das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Leipzig 2020“ (SEKo).

Die Fähigkeit städtischer Strukturen, ihre primäre Lebensgrundlagen auch bei inneren und äußeren Störungen mit schweren Schäden durch das Aufrechterhaltung zentraler Funktionen zu sichern, muss stärker berücksichtigt werden. Diese sogenannte urbane Resilienz wird z. B. durch Terrorangriffe oder durch potentielle negative Auswirkungen der Digitalisierung immer wichtiger.[8]

Der Bedeutungsverlust des stationären Handels im Vergleich zum Versandhandel (Ausnahmen: Lebensmittel, Heimwerkebedarf) und der Trend zum Homeoffice in der COVID-19-Pandemie haben den Funktionswandel bzw. -verlust der Innenstädte beschleunigt und verursachen zunehmend Leerstände großer Schlüsselimmobilien wie Kaufhäuser oder älterer Bürogebäude sowie Geschäftsaufgaben z. B. im Textileinzelhandel. Über die Gewerbesteuer betrifft diese Entwicklung auch die kommunalen Finanzen. Hochverschuldete Kommunen wie private Einzelinvestoren sind mit der Entwicklung von Nachnutzungsstrategien, die die Funktion der Stadtzentren stärken, überfordert.[9] Da die Leistungsfähigkeit der Städte politisch und finanziell an Grenzen stößt, hat die Suche nach neuen strategischen Kooperationen begonnen.

Instrumente der Stadtentwicklung

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Instrumente der Stadtentwicklung sind oft Stadtentwicklungspläne (bzw. ähnliche Instrumente wie Stadtleitbilder), die die ganze Stadt oder auch Teile davon umfassen. Sie entstanden in Deutschland etwa ab den 1960er-Jahren, wurden aber zunehmend so komplex, dass viele Städte dazu übergingen, Pläne nur für einzelne Bereiche, z. B. den Einzelhandel oder Stadtteile, aufzustellen. Nach der Wiedervereinigung verlangten Förderprogramme für den Stadtumbau, dass die Maßnahmen in ein gesamtstädtisches integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK/INSEK) eingebunden wurde. Über den Stadtumbau West und der Charta von Leipzig 2007 verbreitete sich die Idee weiter.[10] Die Pläne werden dabei nicht einheitlich bezeichnet, häufig z. B. als Stadtentwicklungsplan, Stadtentwicklungskonzept, städtebauliches Entwicklungskonzept oder Stadtentwicklungsprogramm. Sie lassen sich aber in integrierte Pläne und Fachpläne sowie nach der räumlichen Größe einteilen.[11] So gibt es beispielsweise

und in Verbindung mit der Stadtplanung und Bauleitplanung beispielsweise:

Methoden zur Stadtentwicklung (Auswahl)

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Portal: Planung – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Planung
  • Yvonne Franz, Martin Heintel (Hrsg.): Kooperative Stadt- und Regionalentwicklung. (= UTB. 5880). facultas, Wien 2022, ISBN 978-3-8252-5880-1.
  • Sybille Bauriedl, Anke Strüver (Hrsg.): Smart City – Kritische Perspektiven auf die Digitalisierung in Städten. transcript, Bielefeld 2018, ISBN 978-3-8376-4336-7.
  • Gerhard Curdes: Stadtstruktur und Stadtgestaltung. Kohlhammer, Stuttgart 1993.
  • Gerhard Curdes (Hrsg.): Reihe Stadt – Raum – Innovation:
    • Gerhard Curdes, M. Ulrich: Die Entwicklung des Kölner Stadtraumes. Der Einfluss von Leitbildern und Innovationen auf die Form der Stadt. Dortmund 1997.
    • A. Haase: Die Entwicklung des Duisburger Stadtraumes. Der Einfluss von Innovationen auf Räume und Funktionen. Dortmund 1999.
    • Gerhard Curdes: Die Entwicklung des Aachener Stadtraumes. Der Einfluss von Leitbildern und Innovationen auf die Form der Stadt. Dortmund 1999.
  • Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.): Kommunen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Köln 2004.
  • Tammo Grabbert: Schrumpfende Städte und Segregation. Eine vergleichende Studie über Leipzig und Essen. Wissenschaftlicher Verlag Berlin, Berlin 2008, ISBN 978-3-86573-338-2.
  • Sabine Gruber: Intermediäre Organisationen in der Stadtentwicklung. Möglichkeitsräume für kollektives Lernen und Demokratieentwicklung. München 2007, ISBN 978-3-930830-86-2.
  • P. Hall, U. Pfeiffer: Urban 21. Der Expertenbericht zur Zukunft der Städte. Stuttgart/München 2000.
  • Leona Lynen, Konrad Braun, Laura Bruns: Glossar zur gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung. Stadt gemeinsam gestalten. Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn 2020, ISBN 978-3-87994-266-4.
  • A. Montanari, G. Curdes; L. Forsyth (Edit.): Urban Landscape Dynamics. A Multi-Level Innovation Process. Aldershot (UK) 1993.
  • Jürg Sulzer, Anne Pfeil (Hrsg.): Stadtentwicklung und Denkmalpflege. Band 10: Stadt Raum Zeit. JOVIS Verlag, 2008, ISBN 978-3-939633-72-3.
  • Sigrid Brandt, Hans.Rudolf Meier (Hrsg.): Stadtentwicklung und Denkmalpflege. Band 11: Stadtbild und Denkmalpflege – Konstruktion und Rezeption von Bildern der Stadt. JOVIS Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-73-0.
  • Jürg Sulzer (Hrsg.): Stadtentwicklung und Denkmalpflege. Band 12: Stadtgestalten – Visionen Allianzen Wege. JOVIS Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-939633-74-7.
  • Karl P. Schörghuber: Stadterneuerung: Sex in die City statt tote Hose. Schörghuber & Partner, 2007, ISBN 978-3-9500392-2-1.
  • Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, E. Lütge Daltrup, P. Zlonicky (Hrsg.): Große Projekte in Deutschland – Stadtentwicklung 1990–2010. JOVIS Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-86859-041-8.
  • G. Witzany (Hrsg.) Zukunftsfähige Stadt- und Verkehrsplanung. Wieviel Kohr braucht die City? Bod, Norderstedt 2010, ISBN 978-3-8391-7593-4.
  • Anne Huffschmid, Kathrin Wildner (Hrsg.): Stadtforschung aus Lateinamerika. Neue urbane Szenarien: Öffentlichkeit – Territorialität – Imaginarios. (Reihe Urban studies). Transcript, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-8376-2313-0 (grundlegend zur Stadtentwicklung in Lateinamerika, dem am stärksten verstädterten Erdteil)
  • Manfred Wilde (Hrsg.): Die nachhaltige Stadt. Zukunftssicherndes kommunales Ressourcenmanagement. De Gruyter/ Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-11-035382-2.

Einzelnachweise

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  1. Helmut Bott, Johann Jessen, Franz Pesch (Hrsg.): Lehrbaustein Städtebau: Basiswissen Städtebau. 7. Auflage. Universität Stuttgart Städtebau-Institut, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-930548-29-3, S. 42 ff.
  2. Charta des New Urbanism – deutsche Übersetzung der engl. Charter of the New Urbanism
  3. Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt. Abgerufen am 11. Januar 2024.
  4. staedtebaufoerderung.info (Memento vom 6. Juni 2014 im Internet Archive)
  5. Manfred Wilde (Hrsg.): Die nachhaltige Stadt. Zukunftssicherndes kommunales Ressourcenmanagement. De Gruyter/ Oldenbourg, München 2014, ISBN 978-3-11-035382-2.
  6. Alexandra Quint, Marius Albiez: Sustainable Cities: Challenges and Opportunities at Different Scales. Bericht über die internationale Konferenz Sustainability 2014 (englisch), In: Technikfolgenabschätzung. 23. Jg. (H. 3) 2014, S. 116 ff.
  7. S. Rexroth, F. May, U. Zink (Hrsg.): Wärmedämmung von Gebäuden. Zeitgemäß und wandlungsfähig. Berlin 2014.
  8. Stresstest Stadt –wie resilient sind unsere Städte? Unsicherheiten der Stadtentwicklung identifizieren, analysieren und bewerten. Hg. von Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn 2018, ISBN 978-3-87994-224-4.
  9. Arno Bunzel, Carsten Kühl: StadtentwicklunginCoronazeiten – eine Standortbestimmung. Deutsches Institut für Urbanistik, Sonderveröffentlichung 2020.
  10. Julian Wékel: Stadtentwicklungsplanung. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): Handwörterbuch der Stadt‐ und Raumentwicklung. Hannover 2018, S. 2435–2439, urn:nbn:de:0156-55992309.
  11. Stefan Heinig: Integrierte Stadtentwicklungsplanung. Konzepte - Methoden - Beispiele. Kap. 6; transcript Verlag, Bielefeld, 2021, ISBN 978-3-87994-224-4.
  12. z. B. ews Danierungsgesellschaft mbH: Gemeindeübergreifendes Integriertes Entwicklungskonzept für die Stadt und die Gemeinden des Amtes Ruhland Endbericht im Auftrag des Amtes Ruhland, 2022.