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„Gelbfüßler“ – Versionsunterschied

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'''Gelbfüßler''' ist ein [[Spitzname|Neckname]], mit dem [[Baden (Land)|Badener]] von [[Schwaben]] oder teilweise auch von [[Pfalz (Region)|Pfälzern]] bzw. [[Kurpfalz (Region)|Kurpfälzern]] bezeichnet werden. Je nach [[Dialekt]] sind hierbei die Bezeichnungen ''Gälfießler'', ''Gälfiaßler'', ''Gälfiäßler'', ''Gelbfiaßler'', ''Geelfiaßler'', ''Gealfüaßler'' usw. üblich. Er ist nicht zu verwechseln mit „Gelbfüßer“ als Neckname für die [[Burgenland|Burgenländer]] in Österreich.
Die Einwohner von [[Würselen]]-[[Bardenberg]] haben den [[Ortsneckname|Ortsnecknamen]] „Jeel Puete“ (Gelbe Füße).


== Herkunftsgeschichte ==
Die Schwaben (Württemberger) bezeichnen ihre Nachbarn, die Badener als ''Gelbfüßler'' (Dialekt-Bezeichnungen: Gälfießler, Gälfiaßler, Gelbfiaßler, Geelfiaßler, Gealfüaßler, usw.), obwohl es dazu keinen Anlass gibt und niemand weiß warum. Nach neuesten Erkenntnissen war Gelbfüßler jedoch früher die Bezeichnung für die Schwaben selbst. Erst um 1900 wanderte die Bezeichnung allmählich von den Schwaben zu den Badenern, und schließlich wurden alle Badener von den Schwaben so bezeichnet, ohne jegliche Begründung. Die wahren Gelbfüßler sind jedoch die Schwaben.
Historisch wurde die Bezeichnung für den [[Volksstamm]] der [[Schwaben]] verwendet. Auch wenn der Begriff „Schwaben“ heute mehrheitlich für die Einwohner [[Württemberg]]s verwendet wird, so ist zu berücksichtigen, dass der Volksstamm der Schwaben sowohl in württembergischem, bayerischem als auch in badischem Herrschaftsgebiet siedelt. Daher ist zu vermuten, dass die Bezeichnung früher sowohl für Badener als auch für Württemberger verwendet wurde.


=== Gelbfüßler als Bezeichnung für Schwaben ===
Fakten:
Schon in [[Johann Fischart]]s Werk ''[[Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung]]'' taucht 1575 die Aussage auf, dass die Schwaben „gelb Füß“ haben. Möglicherweise sagte man den Schwaben traditionell gelbe Füße nach, weil sie wegen ihrer Armut barfuß liefen und ihre Füße daher einen braun-gelben Farbton angenommen hatten.


Auch in [[Sebastian Sailer]]s Schwank ''[[Die sieben Schwaben]]'' (um 1756) findet sich die Bezeichnung Gelbfüßler bzw. Gealfüaßler für einen Schwaben. Im ''Kriegszug der Sieben Schwaben'' (1827) wird einer der Sieben als ''[[Bopfingen|Bopfinger]] Gelbfüßler'' bezeichnet, da die Bopfinger, um in einem Korb Platz zu sparen, die darin befindlichen Eier mit den Füßen zusammendrückten.
1582, in Johann Fischarts "Gargantua" wird gesagt, dass die Schwaben "gelb Füß" haben.
Möglicherweise, sagte man den Schwaben also von alters her gelbe Füße nach, weil sie wegen ihrer Armut barfuß liefen und ihre Füße daher vom Gehen in Staub und Kot einen braun-gelben Farbton angenommen hätten.


Das ''Schwäbische Wörterbuch'' von 1831 bezeichnet die schwäbischen Weinbauern und die schwäbischen Hofbediensteten als Gelbfüßler; erstere aufgrund ihrer gelben hirschledernen Hosen, zweitere wegen der gelben [[Livree]]. Im ''Deutschen Wörterbuch'' der [[Brüder Grimm]] von 1897 steht unter dem Stichwort Gelbfüßler: „vor zeiten ein Spottname der Schwaben bei ihren Nachbarn“.
1750 ca., wird in den "Sieben Schwaben" der erste Schwabe als Gelbfüßler bzw. Gealfüaßler bezeichnet.


Nach den napoleonischen Neuordnungen von 1803 bis 1810 kam es zu einer zunehmenden ideologischen Trennung zwischen den Schwaben Badens und Württembergs, welche dazu führte, dass sich Badener heute selbst nicht mehr als Schwaben sehen. Der Begriff „Schwabe“ wird daher heute oft als deckungsgleich mit „Württemberger“ verwendet.
1827, in dem "Kriegszug der Sieben Schwaben", wird der Gelbfüßler Bopfinger genannt; die Bopfinger haben Eier in den Korb getreten, damit mehr hineinpassen, und dabei gelbe Füße bekommen.


=== Gelbfüßler als Bezeichnung für Badener ===
1831, im "Schwäbischen Wörterbuch", werden die Schwaben so genannt, weil die Weinbauern gelbe hirschlederne Hosen trugen bzw. wegen der gelben Livree der Hofbediensteten.
Ab etwa 1900 wurde der Begriff auf die Einwohner Badens übertragen. Möglicherweise ist dies auf den [[Baden (Land)#Wappen|Greif als Schildhalter]] im badischen Wappen zurückzuführen, welcher früher mit gelben Klauen versehen wurde. Ursächlich könnten ebenfalls die vom [[Badische Armee|Badischen Regiment]] im 18. Jahrhundert getragenen gelben [[Gamaschen]] sein. Der Begriff ist aus badischer Sicht abwertend, wie auch die von Schwaben negativ gemeinte Bezeichnung „[[Badenser]]“, aus {{laS|badensis}}, was sich aus dem Sprachgebrauch im [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] (HRR) herleitet, dem „Dux Badensis“ als Titel des Markgrafen. Im Französischen findet sich die Erklärung des „Badeners“ vom Titel „Duc badenois“, den Markgraf Carl Friedrich, nach dem Ende des HRR, unter Napoleon annahm.


Eine andere Erklärung für den Begriff Gelbfüßler geht dahin, dass die Truppen des badischen Markgrafen an ihren Füßen gelbe Gamaschen (anstatt von Strümpfen wurden die Füße mit Stoffstreifen umwickelt) trugen, welche ihre Farbe aufgrund von Nässe auf die Füße, die dann gelben Füße, übertrug.
Über die Badener gibt es übrigens nichts ähnliches zu berichten, warum sollten sie dann die Gelbfüßler sein?


== Literatur ==
Ausführliches dazu unter:
* David Depenau: ''Die [[Ortsneckname]]n in Stadt und Landkreis Rastatt und dem Stadtkreis Baden-Baden. Von Gälfießler, Käschdeigel un [[Schdaffelschnatzer]].'' Verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2003, ISBN 3-89735-247-8.


== Weblinks ==
http://omnibus.uni-freiburg.de/~post/gelbfues.html
* Rudolf Post: [https://www.alemannisch.de/eip/eip_media.php?f=Herkunft+Gelbfussler.pdf&m=651&i=5&fl=40794576&d=b27 ''Zur Herkunft der Gelbfüßler''] (PDF; 90 kB), auf den Seiten der [http://www.alemannisch.de/ ''Muettersproch-Gsellschaft, Verein für alemannische Sprache e.V.'']

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Aktuelle Version vom 17. April 2025, 09:29 Uhr

Gelbfüßler ist ein Neckname, mit dem Badener von Schwaben oder teilweise auch von Pfälzern bzw. Kurpfälzern bezeichnet werden. Je nach Dialekt sind hierbei die Bezeichnungen Gälfießler, Gälfiaßler, Gälfiäßler, Gelbfiaßler, Geelfiaßler, Gealfüaßler usw. üblich. Er ist nicht zu verwechseln mit „Gelbfüßer“ als Neckname für die Burgenländer in Österreich. Die Einwohner von Würselen-Bardenberg haben den Ortsnecknamen „Jeel Puete“ (Gelbe Füße).

Herkunftsgeschichte

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Historisch wurde die Bezeichnung für den Volksstamm der Schwaben verwendet. Auch wenn der Begriff „Schwaben“ heute mehrheitlich für die Einwohner Württembergs verwendet wird, so ist zu berücksichtigen, dass der Volksstamm der Schwaben sowohl in württembergischem, bayerischem als auch in badischem Herrschaftsgebiet siedelt. Daher ist zu vermuten, dass die Bezeichnung früher sowohl für Badener als auch für Württemberger verwendet wurde.

Gelbfüßler als Bezeichnung für Schwaben

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Schon in Johann Fischarts Werk Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung taucht 1575 die Aussage auf, dass die Schwaben „gelb Füß“ haben. Möglicherweise sagte man den Schwaben traditionell gelbe Füße nach, weil sie wegen ihrer Armut barfuß liefen und ihre Füße daher einen braun-gelben Farbton angenommen hatten.

Auch in Sebastian Sailers Schwank Die sieben Schwaben (um 1756) findet sich die Bezeichnung Gelbfüßler bzw. Gealfüaßler für einen Schwaben. Im Kriegszug der Sieben Schwaben (1827) wird einer der Sieben als Bopfinger Gelbfüßler bezeichnet, da die Bopfinger, um in einem Korb Platz zu sparen, die darin befindlichen Eier mit den Füßen zusammendrückten.

Das Schwäbische Wörterbuch von 1831 bezeichnet die schwäbischen Weinbauern und die schwäbischen Hofbediensteten als Gelbfüßler; erstere aufgrund ihrer gelben hirschledernen Hosen, zweitere wegen der gelben Livree. Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm von 1897 steht unter dem Stichwort Gelbfüßler: „vor zeiten ein Spottname der Schwaben bei ihren Nachbarn“.

Nach den napoleonischen Neuordnungen von 1803 bis 1810 kam es zu einer zunehmenden ideologischen Trennung zwischen den Schwaben Badens und Württembergs, welche dazu führte, dass sich Badener heute selbst nicht mehr als Schwaben sehen. Der Begriff „Schwabe“ wird daher heute oft als deckungsgleich mit „Württemberger“ verwendet.

Gelbfüßler als Bezeichnung für Badener

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Ab etwa 1900 wurde der Begriff auf die Einwohner Badens übertragen. Möglicherweise ist dies auf den Greif als Schildhalter im badischen Wappen zurückzuführen, welcher früher mit gelben Klauen versehen wurde. Ursächlich könnten ebenfalls die vom Badischen Regiment im 18. Jahrhundert getragenen gelben Gamaschen sein. Der Begriff ist aus badischer Sicht abwertend, wie auch die von Schwaben negativ gemeinte Bezeichnung „Badenser“, aus lateinisch badensis, was sich aus dem Sprachgebrauch im Heiligen Römischen Reich (HRR) herleitet, dem „Dux Badensis“ als Titel des Markgrafen. Im Französischen findet sich die Erklärung des „Badeners“ vom Titel „Duc badenois“, den Markgraf Carl Friedrich, nach dem Ende des HRR, unter Napoleon annahm.

Eine andere Erklärung für den Begriff Gelbfüßler geht dahin, dass die Truppen des badischen Markgrafen an ihren Füßen gelbe Gamaschen (anstatt von Strümpfen wurden die Füße mit Stoffstreifen umwickelt) trugen, welche ihre Farbe aufgrund von Nässe auf die Füße, die dann gelben Füße, übertrug.