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„Via Appia“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Welterbe
Die '''Via Appia''' war die wichtigste Militärstraße des [[römisches Reich|römischen Reichs]]. Sie wurde [[312 v. Chr.]] von [[Appius Claudius Caecus]] angelegt. Ursprünglich führte die Via Appia nur bis [[Capua]]. Um [[190 v. Chr.]] wurde die Straße bis Brindisium (heute [[Brindisi]]) verlängert, das zum bedeutendsten Umschlagplatz für Waren und Sklaven aus dem [[Orient]] aufstieg.
|Bild = Via appia.jpg
|Beschriftung = Via Appia Antica beim römischen Stadtteil ''Quarto Miglio''
|Staat = {{Italien}}
|Typ = Kultur
|Kriterien = (iii), (iv), (vi)
|Referenz-Nr = 1708
|Region = Europa und Nordamerika
|Jahr = 2024
}}
[[Datei:Römische Straßen.jpg|mini|400px|Übersicht des [[Römerstraße|Straßennetzes im Römischen Reich]] (siehe auch [[Liste der Römerstraßen]]) im Jahre 125 n. Chr. unter Kaiser [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]]]]
[[Datei:Via Appia map.jpg|mini|hochkant=1.8|Via Appia (weiß) und [[#Die antike Fernstraße|Via Traiana]] (rot)]]


Die '''Via Appia''' (''Appische Straße'') ist eine [[Römerstraße]], deren Bau 312 v. Chr. unter dem [[Consulat|Konsul]] [[Appius Claudius Caecus]] begonnen wurde. Heute ist die Via Appia als [[Strada Statale 7 Via Appia|Staatsstraße 7]] (SS 7) ein wichtiger Teil des italienischen Fernstraßennetzes und hat zum großen Teil den gleichen Streckenverlauf wie die antike Straße.
Die ursprüngliche Strecke führte über [[Beneveneto]] und [[Taranto]] nach Brindisi. Kaiser [[Trajan]] ließ von Beneveneto eine weitere Strecke über [[Bari]] anlegen, die eine Abkürzung von ein bis zwei Tagesreisen darstellte.
Sie führt über eine Länge von rund 540 Kilometer von [[Rom]] nach [[Brindisi]].


Dort, wo die antike Trasse nicht durch die moderne Straße überbaut ist, ist oft noch die antike [[Pflaster (Bodenbelag)|Pflasterung]] erhalten oder ausgegraben. Diese Teile der alten Straße werden in der Regel als [[Via Appia Antica]] bezeichnet, so zum Beispiel in [[Rom]], den römischen Vororten [[Ciampino]] und [[Marino (Latium)|Marino]], in [[Terracina]], [[Mondragone (Kampanien)|Mondragone]], [[Caserta]] und [[Matera]]. Die moderne Straße heißt demgegenüber [[Via Appia Nuova]].
Die Via Appia ist noch heute auf ihrer vollen Länge von ca. 540 km befahrbar. Entland der Via Appia sind viele Grabmähler (u.a. [[Cicero]]s) errichtet worden. Durch die vielen historischen Gebäude und "Fundstücke" entlang der Straße gilt sie als das längste Museum der Welt.

Die ersten vorstädtischen [[Alte Maße und Gewichte (römische Antike)|Meilen]] der ''Via Appia Antica'' im Südosten Roms sind eine archäologische Sehenswürdigkeit von Rang und ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Straße und ihre nähere Umgebung sind als Regionalpark vor dem weiteren Heranrücken suburbaner Bebauung geschützt. Als [[Ein- und Ausfallstraße|Ausfallstraße]] war die ''Appia'' in der Antike von Grabmälern, von Gutshöfen und Thermen gesäumt. Neben zahlreichen oberirdischen Denkmälern finden sich am Rande der Straße einige Ausgrabungen und die Eingänge zu mehreren [[Frühes Christentum|frühchristlichen]] [[Katakombe]]n.

== Die antike Fernstraße ==
=== Baugeschichte und Straßenverlauf ===
[[Datei:viatraiana-egnaziartp.jpg|mini|links|Via Traiana bei [[Gnathia (Stadt)|Gnathia]]]]
[[Datei:Minturno Via-Appia.jpg|mini|links|Via Appia in [[Minturnae]]]]
[[Datei:Via Traiana.JPG|mini|rechts|VIA TRAIANA auf Rückseite eines Denars des Trajan, Kampmann Nr. 27.60]]
[[Datei:Appia Antica way.jpg|mini|links|Via Appia Antica am südlichen Stadtrand von Rom]]
[[Datei:"Brundisium" (Heute Brindisi) wurde im Jahr 266 v. Chr. von den Römern erobert. 02.jpg|mini|Ende der Via Appia in Brindisi]]
Die Via Appia wurde [[312 v. Chr.]] von [[Appius Claudius Caecus]] begonnen. Sie beginnt in Rom an der [[Porta Capena]]. Ursprünglich führte die anfänglich noch ungepflasterte Via Appia nur über 195 Kilometer bis [[Santa Maria Capua Vetere|Capua]] und diente dem militärischen Nachschub gegen die [[Samniten]]. Um [[190 v. Chr.]] wurde die Straße bis Brundisium (heute [[Brindisi]]) verlängert, das zum bedeutendsten Umschlagplatz für Waren und [[Sklaverei im Römischen Reich|Sklaven]] aus dem [[Orient]] aufstieg. Die Via Appia wurde damit zu einer der wichtigsten [[Wirtschaft im Römischen Reich|Handelsstraßen]] Italiens oder gar des römischen Reiches. Nicht zufällig erhielt sie schon in der Antike den Beinamen ''Regina Viarum'', „Königin der Straßen“.

In der [[Pontinische Ebene|Pontinischen Ebene]] verläuft die Via Appia 62 Kilometer lang geradeaus – bis heute die längste geradlinige Straße in Europa.

Die ursprüngliche Strecke führte über [[Benevento|Benevent]] und [[Tarent]] nach Brindisi. Kaiser [[Trajan]] ließ von Benevent eine weitere Strecke (Via Appia Traiana) über [[Bari]] anlegen (114), die eine Abkürzung von ein bis zwei [[Tagesreise]]n darstellte. Das bedeutete, dass sich die Reisezeit Rom–Brindisi von etwa vierzehn Tagen auf zwölf bis dreizehn Tage reduzierte. Ein unter Trajan geprägter [[Denar (Rom)|Denar]] erinnert an den Bau dieser Strecke, die ein Teil des großen öffentlichen Bauprogramms unter Trajan war. Auf ihm hält eine Frau als Symbol für den Verkehr ein Rad in den Händen. Im Abschnitt der Münze steht VIA TRAIANA.

=== Massen-Kreuzigung entlang der Straße ===
Nachdem 71 v. Chr. beim Dritten Sklavenkrieg [[Spartacus]] besiegt wurde, wurden 6.000 seiner Anhänger, die die [[Zweite Schlacht am Silarus|Schlacht]] überlebten, an der Via Appia zwischen Capua und Rom [[Kreuzigung|gekreuzigt]].

=== Kirchliche Tradition ===
In der kirchlichen Tradition ist die Via Appia auch die Straße, auf der [[Simon Petrus]] endgültig nach Rom zurückkehrte: „[[Domine, quo vadis?]]“ Am Anfang der Via Appia steht daher auch die Kapelle [[Santa Maria in Palmis]] an jener Stelle, an der laut der [[apokryphen]] Apostelgeschichte des Petrus ([[Petrusakten]]) der aus Rom flüchtende [[Simon Petrus|Petrus]] auf [[Jesus Christus|Christus]] traf. Der Apostel fragte Jesus, wohin er gehe (Domine, quo vadis? – Herr, wohin gehst Du?). Er antwortete ihm mit „Venio Romam iterum crucifigi“ (Ich komme nach Rom, um erneut gekreuzigt zu werden). Daraufhin kehrte Petrus beschämt nach Rom zurück, um sein [[Märtyrer|Martyrium]] zu erleiden.

=== Verfall ===
Ab der Spätantike setzte der Verfall der Straße durch mangelnde Instandhaltung ein. Noch 536 nutzte [[Belisar]] im [[Gotenkrieg (535–554)|Gotenkrieg]] die Via Appia zum Vormarsch auf Rom. Doch vor allem durch die fortschreitende Versumpfung der [[Pontinische Ebene|Pontinischen Ebene]] wurde der Nordteil der Straße immer weniger nutzbar. Die Aufgabe von [[Tres Tabernae]] markiert den endgültigen Niedergang.

Um die Sümpfe der [[Pontinische Ebene|Pontinischen Ebene]] zu umgehen, wurde die Via Appia zwischen [[Cisterna di Latina]] und [[Terracina]] durch die ''Via Pedemontana'' entlang der [[Monti Lepini]] ersetzt. Im Nord-Süd-Verkehr übernahm die [[Via Labicana]] die Rolle der Via Appia.

== Die neuzeitliche Via Appia ==
[[Datei:Rom-Sued-1.jpg|rechts|mini|Via Appia Nuova im römischen Stadtteil [[Capannelle]]]]
Eine neuzeitliche Fernverkehrsstraße, die über weite Strecken der antiken Via Appia folgt, wurde ab 1784 erbaut. Im Bereich der [[Pontinische Ebene|Pontinischen Sümpfe]] konnte die Via Appia erst mit der Trockenlegung in den 1930er Jahren ihre Bedeutung wiedererlangen. Sie ist heute [[Strada statale|Staatsstraße]] (Strada statale) und trägt den Namen SS 7 Via Appia.

In Rom beginnt die ''[[Via Appia Nuova]]'' an der [[Porta San Giovanni]]. Sie verläuft nordöstlich der antiken Straße und erschließt unter anderem den [[Flughafen Rom-Ciampino]]. Im Viertel ''Statuario'' nähert sie sich der ''Via Appia Antica'' auf einen guten Kilometer an; von dort an verringert sich der Abstand langsam, aber kontinuierlich, bis die ''Via Appia Nuova'' in Frattochie, einem Stadtteil von [[Marino (Latium)|Marino]], auf die Trasse der antiken Straße einmündet.

Eine weitere Trasse auf dem Gebiet der Stadt Rom ist die ''Via Appia Pignatelli'', die circa einen Kilometer hinter der Kirche ''[[Santa Maria in Palmis|Domine quo vadis?]]'' von der ''Via Appia Antica'' abzweigt. Sie mündet beim Stadtteil ''Quarto Miglia'' („vierte Meile“, mit Bezug auf die Via Appia) in die ''Via Appia Nuova''.

== Der Regionalpark Via Appia Antica bei Rom ==
{{Hauptartikel|Via Appia Antica}}

Die ersten vorstädtischen [[Alte Maße und Gewichte (römische Antike)|Meilen]] der ''Via Appia Antica'' im Südosten Roms sind eine archäologische Sehenswürdigkeit von Rang und ein beliebtes Naherholungsgebiet. 1951 wurde die Appia Antica vom römischen Autobahnring in zwei Teile zerschnitten; inzwischen ist dieser Schaden behoben, indem die Autobahn die Appia in einem Tunnel unterquert. Seit 1988 sind die Via Appia Antica und ihre nähere Umgebung als Regionalpark vor dem weiteren Heranrücken suburbaner Bebauung geschützt.

Die antike Straße begann am [[Circus Maximus]]; dieser erste Abschnitt (''Viale delle Terme di Caracalla'') entlang der [[Caracalla-Thermen]] ist heute massiv überbaut. Ab der ''Piazza di Porta Capena'' verläuft die ''Appia'', zunächst als ''Via di Porta San Sebastiano'', als schmale Nebenstraße auf neuzeitlichem Pflaster, meist schattig zwischen hohen Mauern, an Sonntagen für Durchgangsverkehr gesperrt. An der [[Porta San Sebastiano]] durchbricht sie die [[Aurelianische Mauer]]. Ab dort führt sie als ''Via Appia Antica'' aus Rom hinaus. Ab der Kapelle [[Santa Maria in Palmis]] (''Domine quo vadis'', siehe oben) ist die Straße von archäologischen Sehenswürdigkeiten gesäumt. Ab der Abzweigung der ''Via Appia Pignatelli'', bevor zum ersten Mal antikes Pflaster freiliegt, ist nur noch lokaler Autoverkehr gestattet.

Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten sind die [[Katakombe]]n, die [[Maxentiusvilla]], das [[Grabmal der Caecilia Metella]] und die [[Villa der Quintilier]]. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Relikte von Grabmälern und anderen Gebäuden, so zum Beispiel ein lange Zeit fälschlicherweise als Herkulestempel gedeutetes [[Emporion (Via Appia Antica)|Emporion]]. Der längste Wegabschnitt mit antikem Pflaster befindet sich nahe dem Metella-Grabmal.

An der ''Via Capanne di Marino'' endet das neuzeitliche Pflaster. Auf den letzten zwei Kilometern vor der Einmündung der SS 7 ist die antike Straße bis auf eine freigelegte Stelle zugewachsen und nur mehr am Relief und einem Trampelpfad zu erkennen. Dieser Abschnitt vermittelt einen Eindruck, wie weite Teile der antiken Straße vor ihrer Wiederentdeckung in der Renaissance ausgesehen haben dürften.

=== Grabmäler entlang der Via Appia ===
[[Datei:Appia-Priscilla-028.JPG|mini|[[Via Appia Antica]], sogenanntes Grab der Priscilla]]
[[Datei:Appia antica 2-7-05 036.jpg|mini|Via Appia Antica, sogenanntes Grab der [[Horatier]] bei der [[Villa der Quintilier]]]]

Da ein römisches Gesetz gebot, dass keine Toten im Bereich der Wohnsiedlungen bestattet werden durften, geschah dies in der Regel entlang der Ausfallstraßen. Da die Via Appia eine der wichtigsten Straßen darstellte, ermöglichte sie den hier Bestatteten bzw. ihren Familien mit ihren Grabbauten eine gute Möglichkeit der Repräsentation ihres Ansehens und Vermögens. Entlang der Via Appia sind daher nicht nur sehr viele Gräber angelegt, sondern vor allem auch eine Reihe von großen Grabmonumenten errichtet worden. Sehr bekannt sind vor allem das [[Grabmal der Caecilia Metella]] und [[Casal Rotondo]].

In der Regel unterscheidet man drei Gräbertypen, die hier an der Via Appia zu besichtigen sind:
* [[Katakombe]]n, also unterirdische massenhaft in das Erdreich geschlagene Nischengräber, die in erster Linie für die Bestattung der ärmeren Leute vorgesehen war. Die bekanntesten Katakomben an der Via Appia sind die ''Katakombe San Sebastian'', ''Katakombe der Domitilla'' und die ''Calixtus-Katakombe''.
* kleinere und mittlere Grabdenkmäler
* imposante Grabmonumente

=== Touristische Erschließung und Denkmalschutz ===
Die Via Appia Antica ist ein beliebtes Ausflugsziel der Römer. Man kann sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad besichtigen. Nahe ''Domine quo vadis'' gibt es einen Fahrradverleih. Als Zubringer verkehrt ab der ''Stazione Termini'' ein ''Archeobus''. Der Regionalbahnhalt in S. Maria d. Mole ermöglicht es, die gesamte Appia Antica bis kurz vor der Einmündung der SS 7 zu erwandern.

2022 reichte das italienische [[Kulturministerium (Italien)|Kulturministerium]] bei der [[UNESCO]] einen Antrag zur Aufnahme der Via Appia in das [[UNESCO-Welterbe]] ein.<ref>[https://cultura.gov.it/comunicato/22800 ''Appia Antica: Franceschini, al via la procedura per iscrizione nella lista del Patrimonio dell'Umanità.''] Pressemitteilung des italienischen Kulturministeriums vom 5. Mai 2022, abgerufen am 16. Mai 2022.</ref>

Im Juli 2024 wurde die Via Appia vom UNESCO-Welterbekomitee in Neu Delhi als schützenswertes Kulturgut der Menschheit anerkannt.<ref>[https://www.deutschlandfunkkultur.de/via-appia-antica-ist-italiens-60-unesco-welterbe-102.html ''Via Appia Antica ist Italiens 60. Unesco-Welterbe''] In: deutschlandfunkkultur.de</ref>

== Literatur ==
* {{Literatur
|Hrsg=Ivana Della Portella
|Titel=Via Appia. Entlang der bedeutendsten Straße der Antike
|Verlag=Theiss <!-- Auch: Wissenschaftliche Buchgesellschaft -->
|Ort=Stuttgart <!-- Auch: Darmstadt -->
|Datum=2003 <!-- Auch: 2003 -->
|ISBN=3-8062-1820-X <!-- Auch: 3-534-17267-1 -->
}}
* {{Literatur
|Autor=[[Victor Wolfgang von Hagen]]
|Titel=Alle Straßen führen nach Rom
|Verlag=Fischer
|Ort=Frankfurt am Main
|Datum=1968
}}
* {{Literatur
|Autor=Werner Heinz
|Titel=Reisewege der Antike. Unterwegs im Römischen Reich
|Ort=Stuttgart <!-- Auch: Darmstadt -->
|Verlag=Theiss <!-- Auch: Wissenschaftliche Buchgesellschaft -->
|Datum=2003 <!-- Auch: 2003 -->
|ISBN=3-8062-1670-3 <!-- Auch: ISBN 3-534-16853-4 -->
}}
* {{RE|II,1|238|242|Appia via|[[Christian Hülsen]]|RE:Appia via}}
* {{Literatur
|Autor=[[Filippo Coarelli]]
|Titel=Rom. Ein archäologischer Führer
|Verlag=Verlag von Zabern
|Ort=Mainz
|Datum=2000
|ISBN=3-8053-2685-8
|Seiten=349–363 <!-- nur zum Abschnitt innerhalb der Aurelianischen Mauer -->
}}
* {{Literatur
|Autor=[[Paolo Rumiz]], Riccardo Carnovalini
|Titel=Appia
|Verlag=[[Feltrinelli (Verlag)|Feltrinelli]]
|Ort=Mailand
|Datum=2016
|ISBN=978-88-07-03190-8
}}
** Als Taschenbuch: {{Literatur |Autor=Paolo Rumiz, Riccardo Carnovalini |Titel=Appia |Verlag=Feltrinelli |Datum=2017 |ISBN=978-88-07-88959-2}}
** Deutsche Übersetzung: {{Literatur |Titel=Via Appia: Auf der Suche nach einer verlorenen Straße |Verlag=[[Folio Verlag]] |Ort=Wien-Bozen|Datum=2019 |ISBN=978-38-52-56774-7}}<ref>FAZ.net: [https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/spuren-der-roemer-auf-der-suche-nach-dem-geheimen-italien-16138403.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 ''Auf der Suche nach dem geheimen Italien''] (Reportage)</ref>

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.cosmopolis.ch/geschichte/100/via_appia_d0100.htm Geschichte und Verwaltung der Via Appia in cosmopolis.ch]
* [http://www.parcoappiaantica.it/en/default.asp Sito ufficiale del Parco Dell'Appia Antica] ({{itS}}, {{enS}})
* [http://stadtbesichtigungen.de/?page_id=66 Beschreibung der Via Appia Antica] (deutsch)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Welterbe Italien}}

{{Normdaten|TYP=g|GND=4225079-1|VIAF=248610818}}

[[Kategorie:Römerstraße|Appia]]
[[Kategorie:Straße in Rom|Appia]]
[[Kategorie:312 v. Chr.|Via Appia]]
[[Kategorie:Straße in Kampanien]]
[[Kategorie:Straße in Italien]]
[[Kategorie:Verkehrsgeschichte (Italien)]]
[[Kategorie:Straße in Europa]]
[[Kategorie:Welterbestätte in Europa]]
[[Kategorie:Welterbestätte in Italien]]
[[Kategorie:Weltkulturerbestätte]]

Aktuelle Version vom 10. März 2025, 21:13 Uhr

Via Appia
UNESCO-Welterbe


Via Appia Antica beim römischen Stadtteil Quarto Miglio
Vertragsstaat(en): Italien Italien
Typ: Kultur
Kriterien: (iii), (iv), (vi)
Referenz-Nr.: 1708

UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2024  (Sitzung 46)
Übersicht des Straßennetzes im Römischen Reich (siehe auch Liste der Römerstraßen) im Jahre 125 n. Chr. unter Kaiser Hadrian
Via Appia (weiß) und Via Traiana (rot)

Die Via Appia (Appische Straße) ist eine Römerstraße, deren Bau 312 v. Chr. unter dem Konsul Appius Claudius Caecus begonnen wurde. Heute ist die Via Appia als Staatsstraße 7 (SS 7) ein wichtiger Teil des italienischen Fernstraßennetzes und hat zum großen Teil den gleichen Streckenverlauf wie die antike Straße. Sie führt über eine Länge von rund 540 Kilometer von Rom nach Brindisi.

Dort, wo die antike Trasse nicht durch die moderne Straße überbaut ist, ist oft noch die antike Pflasterung erhalten oder ausgegraben. Diese Teile der alten Straße werden in der Regel als Via Appia Antica bezeichnet, so zum Beispiel in Rom, den römischen Vororten Ciampino und Marino, in Terracina, Mondragone, Caserta und Matera. Die moderne Straße heißt demgegenüber Via Appia Nuova.

Die ersten vorstädtischen Meilen der Via Appia Antica im Südosten Roms sind eine archäologische Sehenswürdigkeit von Rang und ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die Straße und ihre nähere Umgebung sind als Regionalpark vor dem weiteren Heranrücken suburbaner Bebauung geschützt. Als Ausfallstraße war die Appia in der Antike von Grabmälern, von Gutshöfen und Thermen gesäumt. Neben zahlreichen oberirdischen Denkmälern finden sich am Rande der Straße einige Ausgrabungen und die Eingänge zu mehreren frühchristlichen Katakomben.

Die antike Fernstraße

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Baugeschichte und Straßenverlauf

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Via Traiana bei Gnathia
Via Appia in Minturnae
VIA TRAIANA auf Rückseite eines Denars des Trajan, Kampmann Nr. 27.60
Via Appia Antica am südlichen Stadtrand von Rom
Ende der Via Appia in Brindisi

Die Via Appia wurde 312 v. Chr. von Appius Claudius Caecus begonnen. Sie beginnt in Rom an der Porta Capena. Ursprünglich führte die anfänglich noch ungepflasterte Via Appia nur über 195 Kilometer bis Capua und diente dem militärischen Nachschub gegen die Samniten. Um 190 v. Chr. wurde die Straße bis Brundisium (heute Brindisi) verlängert, das zum bedeutendsten Umschlagplatz für Waren und Sklaven aus dem Orient aufstieg. Die Via Appia wurde damit zu einer der wichtigsten Handelsstraßen Italiens oder gar des römischen Reiches. Nicht zufällig erhielt sie schon in der Antike den Beinamen Regina Viarum, „Königin der Straßen“.

In der Pontinischen Ebene verläuft die Via Appia 62 Kilometer lang geradeaus – bis heute die längste geradlinige Straße in Europa.

Die ursprüngliche Strecke führte über Benevent und Tarent nach Brindisi. Kaiser Trajan ließ von Benevent eine weitere Strecke (Via Appia Traiana) über Bari anlegen (114), die eine Abkürzung von ein bis zwei Tagesreisen darstellte. Das bedeutete, dass sich die Reisezeit Rom–Brindisi von etwa vierzehn Tagen auf zwölf bis dreizehn Tage reduzierte. Ein unter Trajan geprägter Denar erinnert an den Bau dieser Strecke, die ein Teil des großen öffentlichen Bauprogramms unter Trajan war. Auf ihm hält eine Frau als Symbol für den Verkehr ein Rad in den Händen. Im Abschnitt der Münze steht VIA TRAIANA.

Massen-Kreuzigung entlang der Straße

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Nachdem 71 v. Chr. beim Dritten Sklavenkrieg Spartacus besiegt wurde, wurden 6.000 seiner Anhänger, die die Schlacht überlebten, an der Via Appia zwischen Capua und Rom gekreuzigt.

Kirchliche Tradition

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In der kirchlichen Tradition ist die Via Appia auch die Straße, auf der Simon Petrus endgültig nach Rom zurückkehrte: „Domine, quo vadis?“ Am Anfang der Via Appia steht daher auch die Kapelle Santa Maria in Palmis an jener Stelle, an der laut der apokryphen Apostelgeschichte des Petrus (Petrusakten) der aus Rom flüchtende Petrus auf Christus traf. Der Apostel fragte Jesus, wohin er gehe (Domine, quo vadis? – Herr, wohin gehst Du?). Er antwortete ihm mit „Venio Romam iterum crucifigi“ (Ich komme nach Rom, um erneut gekreuzigt zu werden). Daraufhin kehrte Petrus beschämt nach Rom zurück, um sein Martyrium zu erleiden.

Ab der Spätantike setzte der Verfall der Straße durch mangelnde Instandhaltung ein. Noch 536 nutzte Belisar im Gotenkrieg die Via Appia zum Vormarsch auf Rom. Doch vor allem durch die fortschreitende Versumpfung der Pontinischen Ebene wurde der Nordteil der Straße immer weniger nutzbar. Die Aufgabe von Tres Tabernae markiert den endgültigen Niedergang.

Um die Sümpfe der Pontinischen Ebene zu umgehen, wurde die Via Appia zwischen Cisterna di Latina und Terracina durch die Via Pedemontana entlang der Monti Lepini ersetzt. Im Nord-Süd-Verkehr übernahm die Via Labicana die Rolle der Via Appia.

Die neuzeitliche Via Appia

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Via Appia Nuova im römischen Stadtteil Capannelle

Eine neuzeitliche Fernverkehrsstraße, die über weite Strecken der antiken Via Appia folgt, wurde ab 1784 erbaut. Im Bereich der Pontinischen Sümpfe konnte die Via Appia erst mit der Trockenlegung in den 1930er Jahren ihre Bedeutung wiedererlangen. Sie ist heute Staatsstraße (Strada statale) und trägt den Namen SS 7 Via Appia.

In Rom beginnt die Via Appia Nuova an der Porta San Giovanni. Sie verläuft nordöstlich der antiken Straße und erschließt unter anderem den Flughafen Rom-Ciampino. Im Viertel Statuario nähert sie sich der Via Appia Antica auf einen guten Kilometer an; von dort an verringert sich der Abstand langsam, aber kontinuierlich, bis die Via Appia Nuova in Frattochie, einem Stadtteil von Marino, auf die Trasse der antiken Straße einmündet.

Eine weitere Trasse auf dem Gebiet der Stadt Rom ist die Via Appia Pignatelli, die circa einen Kilometer hinter der Kirche Domine quo vadis? von der Via Appia Antica abzweigt. Sie mündet beim Stadtteil Quarto Miglia („vierte Meile“, mit Bezug auf die Via Appia) in die Via Appia Nuova.

Der Regionalpark Via Appia Antica bei Rom

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Die ersten vorstädtischen Meilen der Via Appia Antica im Südosten Roms sind eine archäologische Sehenswürdigkeit von Rang und ein beliebtes Naherholungsgebiet. 1951 wurde die Appia Antica vom römischen Autobahnring in zwei Teile zerschnitten; inzwischen ist dieser Schaden behoben, indem die Autobahn die Appia in einem Tunnel unterquert. Seit 1988 sind die Via Appia Antica und ihre nähere Umgebung als Regionalpark vor dem weiteren Heranrücken suburbaner Bebauung geschützt.

Die antike Straße begann am Circus Maximus; dieser erste Abschnitt (Viale delle Terme di Caracalla) entlang der Caracalla-Thermen ist heute massiv überbaut. Ab der Piazza di Porta Capena verläuft die Appia, zunächst als Via di Porta San Sebastiano, als schmale Nebenstraße auf neuzeitlichem Pflaster, meist schattig zwischen hohen Mauern, an Sonntagen für Durchgangsverkehr gesperrt. An der Porta San Sebastiano durchbricht sie die Aurelianische Mauer. Ab dort führt sie als Via Appia Antica aus Rom hinaus. Ab der Kapelle Santa Maria in Palmis (Domine quo vadis, siehe oben) ist die Straße von archäologischen Sehenswürdigkeiten gesäumt. Ab der Abzweigung der Via Appia Pignatelli, bevor zum ersten Mal antikes Pflaster freiliegt, ist nur noch lokaler Autoverkehr gestattet.

Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten sind die Katakomben, die Maxentiusvilla, das Grabmal der Caecilia Metella und die Villa der Quintilier. Daneben gibt es zahlreiche kleinere Relikte von Grabmälern und anderen Gebäuden, so zum Beispiel ein lange Zeit fälschlicherweise als Herkulestempel gedeutetes Emporion. Der längste Wegabschnitt mit antikem Pflaster befindet sich nahe dem Metella-Grabmal.

An der Via Capanne di Marino endet das neuzeitliche Pflaster. Auf den letzten zwei Kilometern vor der Einmündung der SS 7 ist die antike Straße bis auf eine freigelegte Stelle zugewachsen und nur mehr am Relief und einem Trampelpfad zu erkennen. Dieser Abschnitt vermittelt einen Eindruck, wie weite Teile der antiken Straße vor ihrer Wiederentdeckung in der Renaissance ausgesehen haben dürften.

Grabmäler entlang der Via Appia

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Via Appia Antica, sogenanntes Grab der Priscilla
Via Appia Antica, sogenanntes Grab der Horatier bei der Villa der Quintilier

Da ein römisches Gesetz gebot, dass keine Toten im Bereich der Wohnsiedlungen bestattet werden durften, geschah dies in der Regel entlang der Ausfallstraßen. Da die Via Appia eine der wichtigsten Straßen darstellte, ermöglichte sie den hier Bestatteten bzw. ihren Familien mit ihren Grabbauten eine gute Möglichkeit der Repräsentation ihres Ansehens und Vermögens. Entlang der Via Appia sind daher nicht nur sehr viele Gräber angelegt, sondern vor allem auch eine Reihe von großen Grabmonumenten errichtet worden. Sehr bekannt sind vor allem das Grabmal der Caecilia Metella und Casal Rotondo.

In der Regel unterscheidet man drei Gräbertypen, die hier an der Via Appia zu besichtigen sind:

  • Katakomben, also unterirdische massenhaft in das Erdreich geschlagene Nischengräber, die in erster Linie für die Bestattung der ärmeren Leute vorgesehen war. Die bekanntesten Katakomben an der Via Appia sind die Katakombe San Sebastian, Katakombe der Domitilla und die Calixtus-Katakombe.
  • kleinere und mittlere Grabdenkmäler
  • imposante Grabmonumente

Touristische Erschließung und Denkmalschutz

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Die Via Appia Antica ist ein beliebtes Ausflugsziel der Römer. Man kann sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad besichtigen. Nahe Domine quo vadis gibt es einen Fahrradverleih. Als Zubringer verkehrt ab der Stazione Termini ein Archeobus. Der Regionalbahnhalt in S. Maria d. Mole ermöglicht es, die gesamte Appia Antica bis kurz vor der Einmündung der SS 7 zu erwandern.

2022 reichte das italienische Kulturministerium bei der UNESCO einen Antrag zur Aufnahme der Via Appia in das UNESCO-Welterbe ein.[1]

Im Juli 2024 wurde die Via Appia vom UNESCO-Welterbekomitee in Neu Delhi als schützenswertes Kulturgut der Menschheit anerkannt.[2]

Commons: Via Appia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Appia Antica: Franceschini, al via la procedura per iscrizione nella lista del Patrimonio dell'Umanità. Pressemitteilung des italienischen Kulturministeriums vom 5. Mai 2022, abgerufen am 16. Mai 2022.
  2. Via Appia Antica ist Italiens 60. Unesco-Welterbe In: deutschlandfunkkultur.de
  3. FAZ.net: Auf der Suche nach dem geheimen Italien (Reportage)