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„Kazimira Prunskienė“ – Versionsunterschied

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'''Kazimiera Danutė Prunskienė''' (* [[26. Januar]] [[1943]] in [[Vasiuliskai|Vasiuliškai]] in der Nähe von [[Svencionys|Švenčionys]]) ist eine [[Litauen|litauische]] Politikerin.
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'''Kazimiera''' (offiziell: '''Kazimira''') '''Danutė Prunskienė''' ({{Audio|Kazimiera Prunskiene.ogg|anhören}}) (* [[26. Februar]] [[1943]] in [[Vasiuliskai|Vasiuliškai]] in der Nähe von [[Svencionys|Švenčionys]]) ist eine [[Litauen|litauische]] Politikerin. Sie ist ehemalige [[Premierminister]]in von Litauen und war bei der Präsidentenwahl 2004 Gegenkandidatin von [[Valdas Adamkus]].


== Biographie ==
Sie ist ehemalige [[Premierminister|Premieministerin]] von Litauen und war bei der Präsidentenwahl [[2004]] Gegenkandidatin von [[Valdas Adamkus]].
=== Jugend und berufliche Karriere in der Sowjetunion ===


Ihren Vater verlor sie sehr früh. Dieser wurde, da er ein Mitglied des im [[Juni]] [[1941]] begonnenen litauischen Aufstandes war, von der russischen [[NKWD]], einem Vorläufer des [[KGB]], [[1943]] ermordet.
Prunskienės Vater wurde als Mitglied des im Juni 1940 begonnenen litauischen Aufstandes gegen die sowjetische Besatzung vom [[Volkskommissariat für innere Angelegenheiten|NKWD]] (Vorläufer des [[KGB]]) 1943 getötet, sodass sie vaterlos aufwuchs.


[[1965]] machte sie ihren cum laude-Abschluss an der [[Universität]] [[Wilna]]. Bis [[1986]] blieb sie dort. [[1971]] begann sie ihre [[Dissertation]] im Bereich [[Wirtschaftswissenschaft]], [[1986]] promovierte sie. [[1982]]-[[1983|83]], [[1986]] und später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in [[Deutschland]].
1965 machte sie ihren Cum-laude-Abschluss an der [[Universität Vilnius]]. Bis 1986 unterrichtete sie ebenda. 1971 begann sie ihre [[Dissertation]] im Bereich [[Wirtschaftswissenschaft]], 1986 promovierte sie. 1982–83, 1986 und später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und [[Humboldt Stiftung|Humboldt]]-Stipendiatin in der [[Deutschland|BRD]]. Von 1965 bis 1986 lehrte sie an der Fakultät für Wirtschaft der [[Vilniaus universitetas]] und von 1996 bis 2001 an der [[Vilniaus Gedimino technikos universitetas]] als Professorin. Von 1986 bis 1988 arbeitete sie am litauischen Institut für Agrarwissenschaft.


=== Politische Laufbahn ===
[[1986]]-[[1988|88]] arbeitete sie am litauischen Institut für Agrarwirtschaftwissenschaften.
==== Mitglied der Unabhängigkeitsbewegung und erste Premierministerin Litauens 1990 ====


In die aktive [[Politik]] stieg sie [[1988]] ein, als eines der ersten Mitglieder und Initiatorin der ''Litauischen Union''. Ebenso war sie an der Unterzeichnung der Urkunde zur "Wiederherstellung der Unabhängigkeit eines litauischen Staates" beteiligt.
In die aktive [[Politik]] stieg Prunskienė 1988 ein, als eine der Initiatorinnen der Unabhängigkeitsbewegung ''Sąjūdis''. Ebenso war sie an der Unterzeichnung der Urkunde zur „Wiederherstellung der Unabhängigkeit eines litauischen Staates“ beteiligt. Zeitgleich KP-Mitglied, wurde sie 1989 stellvertretende Ministerpräsidentin der Litauischen SSR.


[[1990]]-[[1992|92]] war sie Abgeordnete des provisorischen [[Seimas|Nationalrates]] (der inzwischen ''Seimas'' heißt). [[1990]]-[[1991|91]] war Kazimiera Prunskienė erste [[Premierminister]]in des wieder nach Unabhängigkeit strebenden Staates [[Litauen]].
1990–92 war sie Abgeordnete des provisorischen [[Seimas|Nationalrates]] (der inzwischen wieder ''Seimas'' heißt). 1990–91 war Prunskienė die erste Premierministerin des wieder unabhängigen Litauen. Am 7. Januar 1991 reichte ihre Regierung nach heftigen Protesten in der Bevölkerung gegen massive Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln nach nur 10 Monaten Regierungszeit den Rücktritt ein.


Das war kurz vor den blutigen Übergriffen russischer (Sonder)Truppen am 13. Januar 1991 ([[Januarereignisse in Litauen 1991]]), in einer Zeit, in der die sowjetische Führung die Stimmung gegen die Regierung Litauens angeheizt hatte. Prunskienė hatte aber auch wenig Rückhalt im Parlament (Gegenspieler: [[Vytautas Landsbergis]]), das sie einer zu weichen Haltung gegenüber Moskau beschuldigte und in dem auch immer wieder das Gerücht zirkulierte, sie habe für den KGB gearbeitet.
Noch vor der Erlangung der Unabhängigkeit traf sie [[1990]] den damals regierenden US-[[Präsident]]en [[George H. W. Bush|George Bush]], die britische [[Premierminister]]in [[Margaret Thatcher]], den deutschen [[Bundeskanzler (Deutschland)|Bundeskanzler]] [[Helmut Kohl]] und den französischen [[Präsident]]en [[François Mitterrand]]. Nach diesen [[Treffen]] war [[Michail Gorbatschow]] genötigt, sich zum Thema [[Litauen]] zu äußern. In selben Jahr wurde sie in [[Rom]] wegen der erfolgreichen Wiederherstellung der litauischen [[Unabhängigkeit (Politik)|Unabhängigkeit]] mit dem ''Minerva-Preis'' geehrt. Später musste Kazimiera Prunskienė wegen verschiedenen Vorwürfen (u.a. Zusammenarbeit mit dem [[KGB]]) zurücktreten.


Noch vor der Erlangung der Unabhängigkeit traf Prunskienė 1990 den damals regierenden [[Präsident der Vereinigten Staaten|US-Präsidenten]] [[George H. W. Bush|George Bush]], die [[Premierminister des Vereinigten Königreichs|britische Premierministerin]] [[Margaret Thatcher]], den [[Bundeskanzler (Deutschland)|deutschen Bundeskanzler]] [[Helmut Kohl]] und den [[Staatspräsident (Frankreich)|französischen Präsidenten]] [[François Mitterrand]]. Nach diesen Treffen war [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Michail Gorbatschow]] genötigt, sich zum Thema Litauen zu äußern. Im selben Jahr wurde sie in [[Rom]] wegen der erfolgreichen Wiederherstellung der litauischen [[Unabhängigkeit (Politik)|Unabhängigkeit]] mit dem ''Minerva-Preis'' geehrt.
[[1995]] war sie Gründerin und Vorsitzende der ''Litauischen Frauenpartei'', der späteren ''Partei der Neuen Demokratie''. Im Jahre [[2000]] wurde sie mit der Ordensstufe des litauischen Großkurfürsten [[Gediminas II.]] und der Unabhängigkeitsmedaille ausgezeichnet.


==== Politische Karriere nach 1991 ====
Seit [[2001]] ist sie gleichzeitig Vorsitzende der ''Bürgerpartei'' und der ''Partei der neuen Demokratie''. Im Jahre [[2001]] wurde Frau Prunskienė wegen besonderer Verdienste mit dem deutschen [[Bundesverdienstkreuz]] mit Stern ausgezeichnet.
[[Datei:Kazimiera Prunskiene.2008-05-23.jpg|miniatur|hochkant|Kazimiera Prunskienė (2008)]]
1995 war Prunskienė Gründerin und Vorsitzende der ''[[Lietuvos moterų partija|Litauischen Frauenpartei]]'', der späteren ''Neue Demokratie Frauenpartei'' (''Naujoji demokratija – Moterų partija''). Im Jahre 2000 wurde sie mit der Ordensstufe des litauischen Großfürsten [[Gediminas]] II. und der Unabhängigkeitsmedaille ausgezeichnet.


Seit 2001 war Prunskienė Vorsitzende der [[Valstiečių ir Naujosios demokratijos partijų sąjunga|Vereinigung der Parteien der Bauern und der Neuen Demokratie]] (''Valstiečių ir Naujosios demokratijos partijų sąjunga''), die im Jahre 2005 in [[Lietuvos valstiečių liaudininkų sąjunga|Litauische Bauern- und Volksunion]] (''Lietuvos valstiečių liaudininkų sąjunga'') umbenannt wurde. Im Jahre 2001 wurde Frau Prunskienė wegen besonderer Verdienste mit dem deutschen [[Bundesverdienstkreuz|Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern]] ausgezeichnet.
[[2004]] trat sie zur [[Präsidentenwahl]] an. Sie und ihr Gegenkandidat [[Valdas Adamkus]] mussten am [[27. Juni]] in die [[Stichwahl]]. Während des Wahlkampfs wurden verschiedentlich Gerüchte laut, ihre Kandidatur werde im Hintergrund von [[Russland]] unterstützt und aktiv gefördert. Die Stichwahl verlor sie mit 47,8 %.


Ihre Stimmen erzielte sie dabei vor allem in den verarmten, vom Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre wenig berührten Gebiete im Norden und Osten Litauens sowie bei der polnischen Minderheit um Vilnius.
2004 trat sie zur [[Präsidentenwahl]] an. Überraschend gelangte sie mit dem zweitbesten Stimmenergebnis in die [[Stichwahl]] gegen den hohen Favoriten Valdas Adamkus am 27. Juni, deren Ausgang bis in den späten Abend umstritten war. Letztlich erhielt sie 47,8 % der Stimmen bei einer allerdings niedrigen Wahlbeteiligung von knapp über 50 %. Viele der Stimmen können als Protest gegen die Amtsenthebung [[Rolandas Paksas]]’ gesehen werden. Ähnlich wie Paksas gehört auch Prunskienės Partei zu den Verteidigern der Rechte des kleinen Mannes. Ihre Stimmen erzielte sie dabei vor allem in den armen ländlichen, vom Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre wenig berührten Gebieten im Norden und Osten Litauens sowie bei der polnischen Minderheit um [[Vilnius]].


Ähnlich wie bei Paksas, wurde während des Wahlkampfs verschiedentlich das Gerücht laut, ihre Kandidatur werde im Hintergrund von [[Russland]] unterstützt und aktiv gefördert. Auch das Gerücht über eine frühere KGB-Tätigkeit war 2003 wieder aufgekommen. Prunskienė, die diese Vorwürfe stets energisch bestritten hat, konnte hier einen Sieg vor Gericht davontragen.
[[Kategorie:Politiker (Litauen)|Prunskien&#279, Kazimiera]]

In der [[Parlamentswahl in Litauen 2004|Regierungskoalition]], die im November 2004 von [[Algirdas Mykolas Brazauskas|Sozialdemokraten]], der [[Viktor Uspaskich|Arbeitspartei]] und der Neuen Demokratie gebildet wurde, erhielt sie das [[Landwirtschaftsministerium]]. Auch unter dem neuen Ministerpräsidenten [[Gediminas Kirkilas]] (ab Juli 2006) behielt sie das Landwirtschaftsministerium bis 2008.

Bei der [[Parlamentswahl in Litauen 2008|Parlamentswahl im Oktober 2008]] verfehlte sie in der Stichwahl ihr Direktmandat von 2004 im Kreis [[Moletai]]-[[Švenčionys]]. Zudem schaffte ihre Partei LVLS die 5 %-Hürde nicht und ist nicht mehr in der Regierung vertreten. Politisch geschwächt von diesen Niederlagen verzichtete Prunskienė beim Parteikongress am 7. März 2009 auf die Kandidatur zur Wiederwahl als Parteivorsitzende, nachdem sie einige Tage zuvor bekannt gegeben hatte, ein weiteres Mal bei den Präsidentschaftswahlen (im Mai 2009) anzutreten. Sie begründete ihren Verzicht auch damit, als unabhängige Kandidatin wahrgenommen werden zu wollen<ref>[http://www.delfi.lt/news/daily/lithuania/article.php?id=20786459 Wahl von R. Karbauskis zum neuen Parteivorsitzenden der LVLS, Nachricht auf delfi.lt, 28. Februar 2009 (lit.)]</ref> – faktisch war ihre Niederlage mit der Tatsache, dass auf dem Parteikongress überhaupt Vorstandswahlen angesetzt worden waren, absehbar geworden. Nachfolger als Parteivorsitzender wurde ihr Rivale, der Gründer der erstmaligen ''Lietuvos valstiečių partija'', [[Ramūnas Karbauskis]].

== Siehe auch ==
* [[Liste weiblicher Staatsoberhäupter und Regierungschefs]]

== Weblinks ==
{{commonscat|Kazimira Prunskienė}}
* {{DNB-Portal|119037483}}

=== Einzelnachweise ===
<references />

{{Folgenleiste|AMT=[[Liste der Premierminister Litauens|Premierministerin von Litauen]]
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[[Kategorie:Ökonom (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Ökonom (21. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Träger des litauischen Großfürst-Gediminas-Ordens]]
[[Kategorie:Träger des portugiesischen Ordens für Verdienst (Großoffizier)]]
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[[Kategorie:VNDS-Mitglied]]
[[Kategorie:Litauischer Abgeordneter (Oberster Sowjet der UdSSR)]]
[[Kategorie:Kandidat für das Präsidentenamt (Litauen)]]
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Vilnius)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Technische Universität Vilnius)]]
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[[Kategorie:Parteivorsitzender der LLP]]
[[Kategorie:Litauer]]
[[Kategorie:Geboren 1943]]
[[Kategorie:Frau]]

{{Personendaten
|NAME=Prunskienė, Kazimira
|ALTERNATIVNAMEN=Prunskienė, Kazimiera Danutė
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Aktuelle Version vom 15. Januar 2025, 20:01 Uhr

Kazimira Prunskienė (2010)

Kazimiera (offiziell: Kazimira) Danutė Prunskienė (anhören/?) (* 26. Februar 1943 in Vasiuliškai in der Nähe von Švenčionys) ist eine litauische Politikerin. Sie ist ehemalige Premierministerin von Litauen und war bei der Präsidentenwahl 2004 Gegenkandidatin von Valdas Adamkus.

Jugend und berufliche Karriere in der Sowjetunion

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Prunskienės Vater wurde als Mitglied des im Juni 1940 begonnenen litauischen Aufstandes gegen die sowjetische Besatzung vom NKWD (Vorläufer des KGB) 1943 getötet, sodass sie vaterlos aufwuchs.

1965 machte sie ihren Cum-laude-Abschluss an der Universität Vilnius. Bis 1986 unterrichtete sie ebenda. 1971 begann sie ihre Dissertation im Bereich Wirtschaftswissenschaft, 1986 promovierte sie. 1982–83, 1986 und später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Humboldt-Stipendiatin in der BRD. Von 1965 bis 1986 lehrte sie an der Fakultät für Wirtschaft der Vilniaus universitetas und von 1996 bis 2001 an der Vilniaus Gedimino technikos universitetas als Professorin. Von 1986 bis 1988 arbeitete sie am litauischen Institut für Agrarwissenschaft.

Politische Laufbahn

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Mitglied der Unabhängigkeitsbewegung und erste Premierministerin Litauens 1990

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In die aktive Politik stieg Prunskienė 1988 ein, als eine der Initiatorinnen der Unabhängigkeitsbewegung Sąjūdis. Ebenso war sie an der Unterzeichnung der Urkunde zur „Wiederherstellung der Unabhängigkeit eines litauischen Staates“ beteiligt. Zeitgleich KP-Mitglied, wurde sie 1989 stellvertretende Ministerpräsidentin der Litauischen SSR.

1990–92 war sie Abgeordnete des provisorischen Nationalrates (der inzwischen wieder Seimas heißt). 1990–91 war Prunskienė die erste Premierministerin des wieder unabhängigen Litauen. Am 7. Januar 1991 reichte ihre Regierung nach heftigen Protesten in der Bevölkerung gegen massive Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln nach nur 10 Monaten Regierungszeit den Rücktritt ein.

Das war kurz vor den blutigen Übergriffen russischer (Sonder)Truppen am 13. Januar 1991 (Januarereignisse in Litauen 1991), in einer Zeit, in der die sowjetische Führung die Stimmung gegen die Regierung Litauens angeheizt hatte. Prunskienė hatte aber auch wenig Rückhalt im Parlament (Gegenspieler: Vytautas Landsbergis), das sie einer zu weichen Haltung gegenüber Moskau beschuldigte und in dem auch immer wieder das Gerücht zirkulierte, sie habe für den KGB gearbeitet.

Noch vor der Erlangung der Unabhängigkeit traf Prunskienė 1990 den damals regierenden US-Präsidenten George Bush, die britische Premierministerin Margaret Thatcher, den deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl und den französischen Präsidenten François Mitterrand. Nach diesen Treffen war Michail Gorbatschow genötigt, sich zum Thema Litauen zu äußern. Im selben Jahr wurde sie in Rom wegen der erfolgreichen Wiederherstellung der litauischen Unabhängigkeit mit dem Minerva-Preis geehrt.

Politische Karriere nach 1991

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Kazimiera Prunskienė (2008)

1995 war Prunskienė Gründerin und Vorsitzende der Litauischen Frauenpartei, der späteren Neue Demokratie – Frauenpartei (Naujoji demokratija – Moterų partija). Im Jahre 2000 wurde sie mit der Ordensstufe des litauischen Großfürsten Gediminas II. und der Unabhängigkeitsmedaille ausgezeichnet.

Seit 2001 war Prunskienė Vorsitzende der Vereinigung der Parteien der Bauern und der Neuen Demokratie (Valstiečių ir Naujosios demokratijos partijų sąjunga), die im Jahre 2005 in Litauische Bauern- und Volksunion (Lietuvos valstiečių liaudininkų sąjunga) umbenannt wurde. Im Jahre 2001 wurde Frau Prunskienė wegen besonderer Verdienste mit dem deutschen Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet.

2004 trat sie zur Präsidentenwahl an. Überraschend gelangte sie mit dem zweitbesten Stimmenergebnis in die Stichwahl gegen den hohen Favoriten Valdas Adamkus am 27. Juni, deren Ausgang bis in den späten Abend umstritten war. Letztlich erhielt sie 47,8 % der Stimmen bei einer allerdings niedrigen Wahlbeteiligung von knapp über 50 %. Viele der Stimmen können als Protest gegen die Amtsenthebung Rolandas Paksas’ gesehen werden. Ähnlich wie Paksas gehört auch Prunskienės Partei zu den Verteidigern der Rechte des kleinen Mannes. Ihre Stimmen erzielte sie dabei vor allem in den armen ländlichen, vom Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre wenig berührten Gebieten im Norden und Osten Litauens sowie bei der polnischen Minderheit um Vilnius.

Ähnlich wie bei Paksas, wurde während des Wahlkampfs verschiedentlich das Gerücht laut, ihre Kandidatur werde im Hintergrund von Russland unterstützt und aktiv gefördert. Auch das Gerücht über eine frühere KGB-Tätigkeit war 2003 wieder aufgekommen. Prunskienė, die diese Vorwürfe stets energisch bestritten hat, konnte hier einen Sieg vor Gericht davontragen.

In der Regierungskoalition, die im November 2004 von Sozialdemokraten, der Arbeitspartei und der Neuen Demokratie gebildet wurde, erhielt sie das Landwirtschaftsministerium. Auch unter dem neuen Ministerpräsidenten Gediminas Kirkilas (ab Juli 2006) behielt sie das Landwirtschaftsministerium bis 2008.

Bei der Parlamentswahl im Oktober 2008 verfehlte sie in der Stichwahl ihr Direktmandat von 2004 im Kreis Moletai-Švenčionys. Zudem schaffte ihre Partei LVLS die 5 %-Hürde nicht und ist nicht mehr in der Regierung vertreten. Politisch geschwächt von diesen Niederlagen verzichtete Prunskienė beim Parteikongress am 7. März 2009 auf die Kandidatur zur Wiederwahl als Parteivorsitzende, nachdem sie einige Tage zuvor bekannt gegeben hatte, ein weiteres Mal bei den Präsidentschaftswahlen (im Mai 2009) anzutreten. Sie begründete ihren Verzicht auch damit, als unabhängige Kandidatin wahrgenommen werden zu wollen[1] – faktisch war ihre Niederlage mit der Tatsache, dass auf dem Parteikongress überhaupt Vorstandswahlen angesetzt worden waren, absehbar geworden. Nachfolger als Parteivorsitzender wurde ihr Rivale, der Gründer der erstmaligen Lietuvos valstiečių partija, Ramūnas Karbauskis.

Commons: Kazimira Prunskienė – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Wahl von R. Karbauskis zum neuen Parteivorsitzenden der LVLS, Nachricht auf delfi.lt, 28. Februar 2009 (lit.)
VorgängerAmtNachfolger
Premierministerin von Litauen
17. März 1990–10. Januar 1991
Albertas Šimėnas