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„Heimatfilm“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis|Zur deutschen Filmproduktionsgesellschaft siehe [[Heimatfilm (Unternehmen)]].}}
Deutschsprachige '''Heimatfilme''' sind [[Film]]e, die meist eine heile Welt darstellen. Es geht um [[Freundschaft]], [[Liebe]], [[Familie (Soziologie)|Familie]] und um das Leben in der dörflichen Gemeinschaft. Die [[Handlung]] der Filme spielt meist in [[Berg]]en [[Österreich]]s, [[Bayern]]s oder der [[Schweiz]] und ist klar und durchschaubar.
'''Heimatfilme''' bezeichnen ein [[Filmgenre]], welches im gesamten [[Deutscher Sprachraum|deutschen Sprachraum]] mit diesem Begriff verknüpft wird. Unterschieden wird dabei heute oft zwischen „alten“ und „neuen“, bzw. „traditionellen“ und „modernen“ Heimatfilmen, wobei als Grenze meist die späten 1970er-Jahre gelten.


Traditionelle Heimatfilme spielen oft in ländlichen Regionen, in einer „heilen Welt“, wobei Themen wie [[Freundschaft]], [[Liebe]], [[Familie (Soziologie)|Familie]] und das Leben in der dörflichen sowie kleinstädtischen Gemeinschaft vorherrschen. Moderne Heimatfilme setzen dem hingegen eine unverblümte, mitunter harte Darstellung dieser Verhältnisse entgegen. Diese spielen dabei oft vor historischem Hintergrund. Traditionelle Heimatfilme werden heute oft als trivial wahrgenommen, während moderne Heimatfilme etwa als „genau beobachtende, menschlich anrührende Beiträge zur Zeitgeschichte“ gelten.<ref>{{LdiF|18159|Abruf=2017-03-02}}</ref> In ihrer Gesamtheit sehen Kritiker Heimatfilme als „Unterhaltungsramsch und Autorenkunst“ zugleich.<ref>MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 18</ref>
==Signifikante Merkmale des Heimatfilms==


== Zum Begriff ==
Das [[Genre]] Heimatfilm zeigt sehr viele [[Landschaft]]en, die sich durch ihre Unberührtheit auszeichnen. Dazu gehören meist [[Almwiese]]n, [[Tal|Täler]] und Berghänge. Im Vordergrund stehen zudem meist Traditionen, Trachten und [[volkstümliche Musik]]. Die Kritiker bemängeln vor allem kitschige Handlungen.
Die Genre-Bezeichnung ''Heimatfilm'' ersetzte in den 1950er Jahren den seit 1919 verwendeten Begriff ''Volksfilm''. Erstmals belegt ist die Bezeichnung ''Heimatfilm'' für die Jahre 1933/34. Hier diente sie als Kategorisierung für die [[Ludwig Ganghofer|Ganghofer]]-Verfilmungen ''[[Die blonde Christl]]''<ref>Der Film basiert auf Ludwig Ganghofers Theaterstück ''Der Geigenmacher von Mittenwald''.</ref> und ''[[Schloß Hubertus (1934)|Schloß Hubertus]]''. Für die Einordnung des 1950 uraufgeführten Films ''[[Der Geigenmacher von Mittenwald (Film)|Der Geigenmacher von Mittenwald]]'' wurde von der Kritik zwar noch einmal auf die Vokabel ''Volksfilm'' zurückgegriffen, der Filmproduzent [[Peter Ostermayr]] sprach aber im gleichen Jahr „vom ''Heimatfilm'' als seinem Metier“. Der ''Nordwestdeutsche Unitas-Filmverleih'', der zu Anfang der 1950er Jahre hauptsächlich Heimatfilme vertrieb, gebrauchte diese Bezeichnung für Filme aus der Ostermayr-Produktion in seinem Saisonprospekt 1952/53. In der Folgezeit fand die Bezeichnung ''Heimatfilm'' Anwendung auch auf andere ähnliche Filme und entwickelte sich schließlich zum Genre-Begriff.<ref>Die Angaben dieses Abschnitts orientieren sich an Willi Höfig: ''Der deutsche Heimatfilm 1947–1960''. Stuttgart 1973. S. 143</ref>


== Geschichte und Merkmale des traditionellen Heimatfilms ==
Die Blütezeit des deutschen und österreichischen Heimatfilms waren die 1950er Jahre. Kulturell ist der Heimatfilm als Antwort auf die schweren äußeren Zerstörungen und das Unrecht des [[Nationalsozialismus]] zu sehen, der Begriffe wie Heimat und Tradition mißbrauchte und für sich instrumentalisierte. Auch die sozialen Folgen des Zweiten Weltkrieges wie verwaiste Familien, Autoritäts- und Werteverlust werden mit idyllischen Gegenbildern aufgearbeitet. Im Mittelpunkt der Heimatfilme stehen meist Autoritäten wie Ärzte, Förster oder Pfarrer. Gut und Böse ist sauber getrennt, die Handlung meist vorhersehbar.
Bereits um 1910 entstanden erste Verfilmungen von [[Heimatroman]]en des damals populären [[Ludwig Ganghofer]] oder adaptierte deftige [[Schwank|Schwänke]]. Bereits diese zeigten Charaktere und Szenarien, die so noch Jahrzehnte später verwendet wurden, wie den schneidigen Jäger, rebellische Bauerntöchter, den weisen, alten Knecht, den exotischen Stadtmenschen, Konflikte zwischen Jäger und Wilderer, unglückliche Liebe zwischen Hoferbe und Magd, sowie rustikale Wirtshäuser und Kapellen.


Wichtige Impulse erhielten diese frühen Heimatfilme zudem durch die [[Bergfilm]]e des Pfälzer Regisseurs [[Arnold Fanck]]. In dessen Filmen wie ''[[Die weiße Hölle vom Piz Palü]]'' (1929) oder ''[[Stürme über dem Mont Blanc]]'' (1930) diente die Bergwelt als Kulisse für dramatische und pathetische Handlungsstränge, womit diese spektakulären Naturaufnahmen wesentlichen Einfluss auf die bislang eher [[kammerspiel]]artigen Heimatfilme ausübten. [[Luis Trenker]] und [[Leni Riefenstahl]] begannen ebenfalls, Landschaften symbolträchtig als Handlungsrahmen in ihre Filme einzubauen. Der nationalsozialistischen [[Kulturpolitik]] kam derartige Naturmystik entgegen, die entweder instrumentalisiert oder bewusst gefördert wurde. Besonders Luis Trenker verstand es, die Heimat- und Bergwelt zu idealisieren und dem die Dekadenz der Städte und Stadtbewohner entgegenzusetzen. Als Beispiel sei hier der Film ''[[Der verlorene Sohn (1934)|Der verlorene Sohn]]'' von 1934 genannt. Der Enge der Tiroler Bergwelt entflieht der Protagonist durch Auswanderung nach Amerika. Doch kommt er in New York nicht zurecht. Zur Zeit der Großen Depression irrt er arbeitslos und hungernd durch die Hochhausschluchten dieser Großstadt. Auf Mitgefühl stößt der Protagonist nicht, dafür auf gleichgültigen Liberalismus und ausbeuterischen Kapitalismus. Von Reue und Heimweh geplagt, zieht es ihn schließlich wieder zurück in die Heimat.
Willi Höfig (aaO, ab S. 392) nennt in seinem Standardwerk über den Heimatfilm folgende signifikante Merkmale dieses Genres:
* '''Landschaften, die durch den [[2. Weltkrieg|Krieg]] nicht zerstört wurden''':
** [[Hochgebirge|Hochgebirgslandschaften]]
** [[Niederbayern]] und [[Alpenvorland]]
** [[Heide (Landschaft)|Heide]]- und [[Moor|Moorlandschaften]]
** [[Norddeutschland|Norddeutsche Landschaften]]
** [[Salzburger Land]] und [[Salzkammergut]]
** Rechts und links der [[Donau]], [[Wachau]], [[Niederösterreich]], [[Burgenland]]
** [[Bodensee]] und [[Schwarzwald]]
** [[Rhein]]- und [[Mosel|Moselgebiet]]
* '''Kulturelle Gegensatzpaare'''
** Gegensatz von [[Stadt]] und [[Ländliche Gegend|Land]]
** Gegensatz von [[Tradition]] und [[Fortschritt]]
** Gegensatz von [[Generationskonflikt|Alt und Jung]]
** Stammes- und [[Rasse|Rassengegensätze]]
* '''Soziale Millieus'''
** Land- und Dorfmillieu
** Ferienmillieu
* '''Typische Geschehensmerkmale''':
** Rettung des angestammten Familienbesitzes
** Geschäftskonkurrenzen
** Durchkreuzte Heiratspläne
** [[Pferdezucht]]
* '''Typische Personen und Personengruppen''':
** Feriengäste und Urlauber
** Soziale Randgruppen: [[Flüchtling|Flüchtlinge]], [[Besatzung|Besatzungssoldaten]], [[Zigeuner]]
** [[Wilderer]], [[Schmuggler]]
** [[Pfarrer]], [[Förster]] und [[Lehrer]]


Ab Ende der 1940er Jahre entwickelte sich das Genre in Westdeutschland weiter. Die Blütezeit des deutschen und österreichischen Heimatfilms begann in den 1950er Jahren. Vor allem der große Erfolg von [[Schwarzwaldmädel (1950)|''Schwarzwaldmädel'']] 1950, [[Grün ist die Heide (1951)|''Grün ist die Heide'']] 1951 und ''[[Echo der Berge|Der Förster vom Silberwald]]'' 1954 leitete nach dem Krieg den massiven Erfolg des Heimatfilmes ein. Unberührte und idyllische Landschaften, wie [[Almwiese]]n, [[Tal|Täler]] und Berghänge, aber auch die norddeutsche Heidelandschaft, dienten vielen Menschen nach dem Krieg als Projektions- und Imaginationsfläche. [[Urbanität]], städtische Tristesse, Alltagssorgen wichen so dem scheinbar Einfachen, Unschuldigen und Ewigen.<ref>MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 19</ref> Alleine bis 1960 entstanden mehr als 300 Heimatfilme, oft nach ähnlichem Muster gestrickt. Heimatfilme boten Halt, nach dem sich viele Menschen nach den schweren Zerstörungen im Krieg und der totalen Niederlage sehnten. Auch soziale Folgen des Krieges wie verwaiste Familien, Werteverlust, [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950|Flucht und Vertreibung]] wurden mit idyllischen Gegenbildern aufgearbeitet, die den Zuschauern die kurze Reise in die heile Welt der Heimatfilme ermöglichte. Auch zeigte der Heimatfilm die vermeintlich traditionelle Lebensweise mit Trachten und regionaltypischen Bauernhäusern, die in Wirklichkeit, bedingt auch durch das [[Wirtschaftswunder]] und der damit einhergehenden Modernisierung, im Verschwinden begriffen war.
Zu Beginn der 1960er Jahre ebbte die Welle der Heimatfilme ab.


Bei vielen Heimatfilmen der 1950er und 1960er Jahre handelte es sich allerdings um direkte Neuverfilmungen von [[UFA]]-Filmen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Stoff dieser oft trivialen Filme wurde 1947 vom [[Alliierter Kontrollrat|Alliierten Kontrollrat]] als unbedenklich eingestuft und für Neuverfilmungen freigegeben. Filmkritiker [[Hans Günther Pflaum]] äußerte sich zum Erfolg des Heimatfilmes: „Ich glaube, dass der Erfolg des Heimatfilms der 50er Jahre mit den Zerstörungen des Weltkriegs zusammenhängt. Die Leute hatten Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach irgendetwas, was intakt war. (…) Die Sehnsucht der Leute, mal was Intaktes zu erleben – sauberes Wasser, blauer Himmel, blühende Wiesen –, kann man spießig nennen. Aber es ist durchaus legitim.“<ref name="muh20">MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 20</ref> Deutsche Flüchtlinge und Vertriebene hebt er dabei besonders hervor, die sich nach dem Verlust ihrer Heimat nach Projektionsflächen sehnten, was sich in Filmen wie ''[[Grün ist die Heide (1951)|Grün ist die Heide]]'' widerspiegelte.<ref>MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 21</ref>
Der amerikanische Heimatfilm ist der [[Western]], der jedoch eine größere Bandbreite zeigt und nicht nur die Vergangenheit glorifiziert und in Idyllen presst.
Als Nachfolger der Heimatfilme könnte man Fernsehserien wie ''Die [[Schwarzwaldklinik]]'' oder ''Schlosshotel Orth'' ansehen. Auch hier wird mit Autoritäten und Klischees gearbeitet.


Im Mittelpunkt der traditionellen Heimatfilme stehen meistens örtliche Autoritäten wie Ärzte, Förster, Pfarrer, Gastwirte oder Bürgermeister. Gut und Böse sind sauber getrennt, Konflikte handeln oft von Erbstreitigkeiten oder [[Wilderei]], die Handlung ist meistens vorhersehbar, wird aber durch [[Retardierendes Moment|retardierende Momente]] verkompliziert. Stets kommen in diesen Filmen tief ineinander Verliebte vor, die durch äußere Hindernisse wie Standesunterschiede, Feindschaft der Eltern, Intrigen oder unglückliche Umstände lange an ihrem Glück gehindert werden. Durch irgendeine Begebenheit wird die Trennung aber schließlich überwunden, so dass es doch noch zu einem allgemein versöhnlichen [[Happy End]] kommt.
== Deutschsprachige Heimatfilme ==


Willi Höfig<ref>Willy Höfig: ''Der deutsche Heimatfilm. 1947–1960.'' 1973, S. 392 ff.</ref> nennt in seinem Standardwerk über den traditionellen Heimatfilm ''Der deutsche Heimatfilm 1947–1960'' signifikante Merkmale des Genres. Darunter fallen für ihn Landschaften, die von Zweitem Weltkrieg und Urbanisierung weitgehend verschont blieben, wie [[Hochgebirge|Hochgebirgslandschaften]], [[Niederbayern]] und das [[Alpenvorland]], das [[Land Salzburg|Salzburger Land]] und das [[Salzkammergut]], der [[Bodensee]] und [[Schwarzwald]], [[Rhein]]- und [[Mosel]]gebiete sowie norddeutsche [[Heide (Landschaft)|Heidelandschaften]].
* Zugvögel (1947)
* Menschen in Gottes Hand (1948)
* Die seltsame Geschichte des Brandner Kaspar (1949)
* Nach Regen folgt Sonne (1950)
* Schwarzwaldmädel (1950)
* Grün ist die Heide (1951)
* Am Brunnen vor dem Tore (1952)
* Der Förster vom Silberwald (1954)
* Heimatland (1955)
* Die Fischer vom Heiligensee (1955)
* Die Mädels vom Immenhof (1955); Hochzeit auf Immenhof (1956); Ferien auf Immenhof (1957)
* Wo der Wildbach rauscht (1956)
* Das Heilige Erbe (1956)
* Die Fischerin vom Bodensee (1956)
* Solange noch die Rosen blüh'n (1956)
* Die Magd von Heiligenblut (1956)
* Der Meeineidbauer (1956)
* Der Pfarrer von St. Michael (1957)
* Der Wilderer vom Silberwald (1957)
* Wetterleuchten um Maria (1957)
* Der Priester und das Mädchen (1958)
* Und ewig singen die Wälder (1959)
* Wenn die Heide blüht (1960)
''
* muss weiter ergänzt werden!''


Auch kulturelle Gegensätze stellen für ihn ein wesentliches Merkmal dar, worunter etwa der Gegensatz von [[Stadt]] und [[Ländlicher Raum|ländlichem Raum]] fällt, von [[Tradition]] und [[Fortschritt]], [[Generationskonflikt|Generationenkonflikte]] sowie Gegensätze zwischen Bayern oder Österreich und Preußen.
==Literatur==
* Willi Höfig: ''Der deutsche Heimatfilm 1947 - 1960'' (Stuttgart 1973), [ISBN 3-432-01805-3]


Mitte der 1960er Jahre ebbte die Welle der Heimatfilme ab. In den 1970er Jahren kam es durch neue Ganghofer-Adaptionen zu einer kurzen Erneuerung des traditionellen Heimatfilms. Diese Filme waren allerdings bereits herber als ihre Vorgänger in den 1950er Jahren. Ebenfalls zu dieser Zeit waren die von der [[Sexwelle]] beeinflussten [[Lederhosenfilm]]e erfolgreich, bei denen auch die Atmosphäre eines deftigen [[Bauerntheater]]s wiederauflebte.

Auch in der DDR entstanden in den 1950er- und 1960er-Jahren Filme, die zwar nicht mit dem eigentlichen Heimatfilm gleichzusetzen, aber zu vergleichen sind, etwa ''[[Einmal ist keinmal (1955)|Einmal ist keinmal]]'' von [[Konrad Wolf]]. Oft sind diese Filme von sozialistischer Propaganda beherrscht.

Als Nachfolger der Heimatfilme könnte man Fernsehserien wie [[Die Schwarzwaldklinik]] (1985–1989), [[Forsthaus Falkenau]] (1989–2013), [[Ein Schloß am Wörthersee]] (1990–1993) oder [[Schlosshotel Orth]] (1996–2005) ansehen. Auch hier wird fernab urbaner Lebenswelten mit Autoritäten und Klischees gearbeitet. Zugleich werden Elemente der US-amerikanischen Seifenoper hinzugefügt. Weitere Beispiele auch aus anderen ländlichen Regionen sind [[Ein Bayer auf Rügen]] (1993–1997), [[Der Landarzt]] (1987–2013) oder die Telenovela [[Rote Rosen]].

Heute wird der Heimatfilm von Filmwissenschaftlern und -kritikern als typisch deutsch-österreichisches bzw. deutschsprachiges Genre und auch als eine Art „deutscher Western“ betrachtet, da es das einzige Filmgenre ist, das Deutschland, Österreich und die Deutschschweiz hervorgebracht haben und das es außerhalb dieser Länder so kaum gibt.<ref>ZDF/Arte-Dokumentation ''Heimat, süße Heimat – Ein deutsches Genre'' (2007)</ref> Werke der Regisseure [[Franz Schnyder]], wie ''[[Uli der Knecht (Film)|Uli der Knecht]]'', und [[Kurt Früh]] zählen dabei zu den Klassikern des Schweizer Heimatfilmes. Zu den populärsten Schweizer Stoffen zählen auch die zahlreichen Verfilmungen von [[Johanna Spyri]]s ''[[Heidi (Roman)|Heidi]]'', wobei sich hierbei jedoch das genaue Genre nach der jeweiligen filmischen Umsetzung richtet.

== Traditionelle Heimatfilme (Auswahl) ==
{{Mehrspaltige Liste |liste=
* 1947: [[Zugvögel (1947)|Zugvögel]]
* 1947: [[Der Hofrat Geiger]]
* 1948: [[Die Verjüngungskur]]
* 1949: [[Menschen in Gottes Hand (Film)|Menschen in Gottes Hand]]
* 1949: [[Die seltsame Geschichte des Brandner Kaspar]]
* 1949: [[Kleiner Schwindel am Wolfgangsee]]
* 1950: [[Schwarzwaldmädel (1950)|Schwarzwaldmädel]]
* 1950: [[Der Geigenmacher von Mittenwald (Film)|Der Geigenmacher von Mittenwald]]
* 1951: [[Grün ist die Heide (1951)|Grün ist die Heide]]
* 1951: [[Der letzte Schuß (1951)|Der letzte Schuß]]
* 1952: [[Die schöne Tölzerin]] (nach dem historischen Roman von Karl Weinberger)
* 1952: [[Der Herrgottschnitzer von Ammergau (Film)|Der Herrgottschnitzer von Ammergau]]
* 1952: [[Am Brunnen vor dem Tore (Film)|Am Brunnen vor dem Tore]]
* 1952: [[Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren (Film)|Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren]]
* 1952: [[Rosen blühen auf dem Heidegrab (1952)|Rosen blühen auf dem Heidegrab]]
* 1952: [[Im weißen Rößl (1952)|Im weißen Rößl]]
* 1953: [[Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt (1953)|Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt]]
* 1953: [[Briefträger Müller]]
* 1953: [[Liebeserwachen (1953)|Liebeserwachen]]
* 1953: [[Der Klosterjäger (1953)|Der Klosterjäger]]
* 1954: [[Das Kreuz am Jägersteig]]
* 1954: [[Hochzeitsglocken]]
* 1954: [[Echo der Berge|Der Förster vom Silberwald]] ''(Echo der Berge)''
* 1954: [[Schloß Hubertus (1954)|Schloß Hubertus]]
* 1955: [[Zwei Herzen und ein Thron]]
* 1955: [[Das Schweigen im Walde (1955)|Das Schweigen im Walde]]
* 1955: [[Die Försterbuben (1955)|Die Försterbuben]]
* 1955: [[Die Sennerin von St. Kathrein]]
* 1955: [[Das Mädchen vom Pfarrhof]]
* 1955: [[Wenn die Alpenrosen blüh’n]]
* 1955: [[Der fröhliche Wanderer (Film)|Der fröhliche Wanderer]]
* 1955: [[Heimatland (1955)|Heimatland]]
* 1955: [[Der Fischer vom Heiligensee]]
* 1955: [[Die Mädels vom Immenhof]]
* 1956: [[Das heilige Erbe]]
* 1956: [[Der Meineidbauer]]
* 1956: [[Die Geierwally (1956)|Die Geierwally]]
* 1956: [[Kaiserjäger (1956)|Kaiserjäger]]
* 1956: [[Johannisnacht (1956)|Johannisnacht]]
* 1956: [[Wo die alten Wälder rauschen]]
* 1956: [[Dort oben, wo die Alpen glühen]]
* 1956: [[Die Christel von der Post]]
* 1956: [[Die Fischerin vom Bodensee]]
* 1956: [[Die fröhliche Wallfahrt]]
* 1956: [[Der Meineidbauer (1956)|Der Meineidbauer]]
* 1956: [[Das Hirtenlied vom Kaisertal]]
* 1956: [[Die Magd von Heiligenblut]]
* 1956: [[Solange noch die Rosen blühn]]
* 1956: [[Drei Birken auf der Heide]]
* 1956: [[Försterliesel]]
* 1956: [[Der Jäger vom Roteck]]
* 1956: [[Der Glockengießer von Tirol]]
* 1956: [[Wo der Wildbach rauscht]]
* 1956: [[Heiße Ernte]]
* 1956: [[Hochzeit auf Immenhof]]
* 1957: [[Ferien auf Immenhof]]
* 1957: [[Die Lindenwirtin vom Donaustrand]]
* 1957: [[Der Pfarrer von St. Michael]]
* 1957: [[Der Wilderer vom Silberwald]]
* 1957: [[Vier Mädels aus der Wachau]] ''(Vier Mädel aus der Wachau)''
* 1957: [[Wetterleuchten um Maria]]
* 1957: [[Almenrausch und Edelweiß (1957)|Almenrausch und Edelweiß]]
* 1957: [[Hoch droben auf dem Berg]]
* 1957: [[Der Adler vom Velsatal]]
* 1957: [[Der König der Bernina (1957)|Der König der Bernina]]
* 1957: [[Die Winzerin von Langenlois|Und so was will erwachsen sein]] ''(Die Winzerin von Langenlois)''
* 1957: [[Der Jäger von Fall (1957)|Der Jäger von Fall]]
* 1957: [[Der Edelweißkönig (1957)|Der Edelweißkönig]]
* 1957: [[Heimweh … dort, wo die Blumen blühn]]
* 1957: [[Die Zwillinge vom Zillertal]]
* 1958: [[Mein Mädchen ist ein Postillion]] / Das Posthaus im Schwarzwald
* 1958: [[Schwarzwälder Kirsch]]
* 1958: [[Heimatlos (1958)|Heimatlos]]
* 1958: [[Einmal noch die Heimat seh’n]]
* 1958: [[Der Priester und das Mädchen]]
* 1958: [[Die Landärztin (Film)|Die Landärztin]]
* 1959: [[Und ewig singen die Wälder (Film)|Und ewig singen die Wälder]]
* 1959: [[Heimat – Deine Lieder]]
* 1959: [[Bei der blonden Kathrein (1959)|Bei der blonden Kathrein]]
* 1959: [[Wenn die Glocken hell erklingen]]
* 1960: [[Hohe Tannen]] / Köhlerliesel
* 1960: [[Heimweh nach dir, mein grünes Tal]] ''(Mein Vaterhaus steht in den Bergen)''
* 1960: [[Das Erbe von Björndal (Film)|Das Erbe von Björndal]]
* 1960: [[Wenn die Heide blüht]]
* 1961: [[Via Mala (1961)|Via Mala]]
* 1961: [[Mariandl (1961)|Mariandl]]
* 1962: [[Mariandls Heimkehr]]
* 1962: [[Waldrausch (1962)|Waldrausch]]
* 1962: [[Die Försterchristel (1962)|Die Försterchristel]]
* 1965: [[Ruf der Wälder]]
* 1965: [[An der Donau, wenn der Wein blüht]]
* 1965: [[Das Mädel aus dem Böhmerwald (1965)|Das Mädel aus dem Böhmerwald]]
* 1972: [[Grün ist die Heide (1972)|Grün ist die Heide]]
* 1972: [[Sie nannten ihn Krambambuli]]
* 1973: [[Schloß Hubertus (1973)|Schloß Hubertus]]
* 1974: [[Der Jäger von Fall (1974)|Der Jäger von Fall]]
* 1975: [[Der Edelweißkönig (1975)|Der Edelweißkönig]]
* 1976: [[Das Schweigen im Walde (1976)|Das Schweigen im Walde]]
* 1977: [[Waldrausch (1977)|Waldrausch]]
* 1978: [[Polizeiruf 110: Holzwege]]
* 1980: Herbstromanze
}}

== Geschichte und Merkmale des modernen Heimatfilms ==
Zwar gab es bereits in den 50er- und 60er Jahren vereinzelte Ausreißer, die nicht dem kitschigen Bild des klassischen Heimatfilms entsprachen, wie ''[[Rosen blühen auf dem Heidegrab (1952)|Rosen blühen auf dem Heidegrab]]'' (1952) oder ''[[Heiße Ernte]]'' (1956), beide von [[Hans H. König]], doch erst ab Mitte der 1970er Jahre entstanden zahlreichere Filme, die versuchten, ungeschönt die damaligen Verhältnisse in Berg- und Landwirtschaftsgebieten zu zeigen. Einflüsse ergaben sich dabei auch aus dem deutschen [[Autorenfilm]], dessen Regisseure, wie [[Reinhard Hauff]], [[Herbert Achternbusch]], [[Rainer Werner Fassbinder]], [[Oliver Herbrich]], [[Werner Herzog]] sowie [[Volker Schlöndorff]] dem traditionellen Heimatfilm regelrechte Anti-Heimatfilme entgegensetzten, die engstirnige, gewalttätige oder ausbeuterische Verhältnisse zeigen, denen die Protagonisten ohnmächtig gegenüber stehen.<ref name="muh20" /> Hans Günther Pflaum sieht darin den bewussten Versuch junger Regisseure, „das Genre gegen den Strich zu bürsten, mehr auf Realität einzugehen, auf Armut und Dreck“.<ref name="muh23">MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 23</ref> Hierbei sind auch die Verfilmungen der drei Romane von [[Ludwig Thoma]] zu nennen, die, obwohl bereits im frühen 20. Jahrhundert veröffentlicht, erst spät verfilmt wurden. ''[[Der Ruepp (Fernsehfilm)|Der Ruepp]]'' (1979), ''[[Andreas Vöst (Film)|Andreas Vöst]]'' (1979) und ''[[Der Wittiber (1975)|Der Wittiber]]'' (1975) halten sich dabei nahe an Thomas Vorlage und zeigen so unsentimental das bäuerliche Leben im Kaiserreich.

Ab den 1980er-Jahren wurden Heimatfilme zunehmend differenzierter. Viele spielten nun vor historischem Hintergrund, der Übergang zum [[Historienfilm]] ist daher fließend. Das Leben zur [[Zeit des Nationalsozialismus]] und in der [[Nachkriegszeit in Deutschland|Besatzungszeit]] thematisieren Filme wie ''[[Der Bockerer (1981)|Der Bockerer]]'', ''[[Löwengrube (Fernsehserie)|Löwengrube]]'', ''[[Herbstmilch (Film)|Herbstmilch]]'', ''[[Rama dama (Film)|Rama dama]]'' oder ''[[Hölleisengretl]]''. Den [[Tiroler Volksaufstand]] behandeln die Filme ''[[Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers]]'' und ''[[Bergblut]]''. Andere Filme, wie ''[[Räuber Kneißl]]'', ''[[Jennerwein (Film)|Jennerwein]]'' oder ''[[Margarete Steiff (Film)|Margarete Steiff]]'' greifen historische Persönlichkeiten auf, bemühen sich aber um eine realistische Darstellung ohne Kitsch. ''[[Schwabenkinder (Film)|Schwabenkinder]]'', ''[[Schlafes Bruder (Film)|Schlafes Bruder]]'' oder ''[[Das finstere Tal]]'' setzen sich mit dem Schicksal von Menschen auseinander, die einem harten und gewalttätigen Umfeld gegenüberstehen. [[Edgar Reitz]] zeichnet in seinem monumentalen Lebenswerk, der ''[[Heimat (Filmreihe)|Heimat]]''-Filmreihe, das Leben einer einfachen Familie aus dem [[Hunsrück]] über den Zeitraum von rund 160 Jahren nach. Als lebensechte, unverfälschte Chronik, mit fein gezeichneten Charakteren erfuhr diese viel Kritikerlob.

Wichtige Regisseure, die diesen „neuen Heimatfilm“ vor historischem Hintergrund geprägt haben, sind [[Dieter Berner]], [[Jo Baier]], [[Edgar Reitz]], [[Joseph Vilsmaier]], [[Urs Odermatt]], [[Stefan Ruzowitzky]] und [[Xaver Schwarzenberger]].

Zeitgenössische Heimatfilme, wie ''[[Hierankl]]'' oder ''[[Baching (Film)|Baching]]'' setzen die Protagonisten in ein Spannungsfeld zwischen Heimat und Ferne, zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der Sehnsucht nach Halt und eigenen Wurzeln. Derartige Filme schwanken dabei zwischen Kriegs- und Liebeserklärungen an die Heimat. Regisseur [[Matthias Kiefersauer]] schildert sein Bild von Heimat daher so: „Es kann wie ein Spinnennetz sein, in dem man sich total verfangen kann und nicht mehr herauskommt. Andererseits kann es auch ein Netz sein, das einen auffängt, wenn man Krisen durchlebt.“<ref name="muh20" /> In diesem Sinne kann auch die ''[[Beste Zeit]]''-Trilogie von [[Marcus H. Rosenmüller]] gesehen werden.

Teilweise sind auch Fernsehserien wie ''[[Der Millionenbauer]]'' oder ''[[Der Bulle von Tölz]]'', aber auch Abschnitte der Serie ''[[Vier Frauen und ein Todesfall]]'' durch den neuen Heimatfilm beeinflusst. Dabei kommen teilweise auch [[Parodie|parodistische]] Elemente zur Verwendung. Elemente finden sich auch in den Serien ''[[Meister Eder und sein Pumuckl (Fernsehserie)|Meister Eder und sein Pumuckl]]'', ''[[Irgendwie und Sowieso]]'' mit [[Ottfried Fischer]] und [[Elmar Wepper]], ''[[Peter und Paul (Fernsehserie)|Peter und Paul]]'' mit [[Hans Clarin]] und [[Helmut Fischer]], ''[[Monaco Franze – Der ewige Stenz]]'', ''[[Münchner Geschichten]]'', den Werken von [[Gerhard Polt]] und den ''[[Weißblaue Geschichten|Weißblauen Geschichten]]'' mit [[Gustl Bayrhammer]].

Drehbuchautorin Karin Michalke, für mehrere Drehbücher für Markus H. Rosenmüller verantwortlich, lehnt den Begriff „Heimatfilm“ für sich ab, da sie diesen vor allem mit den Werken der 1950er- und 1960er-Jahre verbindet.<ref name="muh23" /> Die Kulturkritiker [[Markus Metz]] und [[Georg Seeßlen]] warfen ebenfalls in einem [[Radio-Feature]] für [[Bayern 2]] die Frage auf, was heute einen Heimatfilm auszeichne, da sich das Genre sehr divers zeige: „Sind Heimatfilme schon jene, die sich in ihren Erzählungen auf eine konkrete Region, ihre Landschaft und ihre Geschichte, ihre Menschen und ihre Sprachen beziehen? Oder sind es solche Filme, die mit einem Gefühl, einer Sehnsucht, einem Problem, vielleicht sogar einem Schmerz zu tun haben? Filme, die vom Dableiben oder Weggehen, vom Zurückkommen und Wiederentdecken handeln? Sind Heimatfilme solche, die eine Identität konstruieren, aus Geschichte, aus Landschaft und Sprache?“<ref name="muh23" />

== Moderne Heimatfilme (Auswahl) ==
{{Mehrspaltige Liste |liste=
* 1956: [[Der Bauer vom Brucknerhof]]{{FN|(1)}}
* 1964: [[Lausbubengeschichten (Film)|Lausbubengeschichten]]{{FN|(1)}}
* 1966: [[Das Bohrloch oder Bayern ist nicht Texas]]{{FN|(1)}}
* 1966: [[Der Weibsteufel (1966)|Der Weibsteufel]] {{FN|(1)}}
* 1968: [[Jagdszenen aus Niederbayern (Film)|Jagdszenen aus Niederbayern]]{{FN|(1)}}
* 1969: [[Michael Kohlhaas – Der Rebell]]{{FN|(1)}}
* 1971: [[Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach]]
* 1971: [[Verliebte Ferien in Tirol]]
* 1976–1980: [[Die Alpen-Saga]] Teile I – IV
* 1978: [[Sachrang (Film)|Sachrang]] (Fernseh-Miniserie)
* 1979: [[Der Ruepp (Fernsehfilm)|Der Ruepp]]
* 1979: Das stolze und traurige Leben des [[Mathias Kneißl]]
* 1981: [[Der Bockerer (1981)|Der Bockerer]]
* 1981: [[Schöne Tage (1981)|Schöne Tage]]
* 1981: [[Schluchtenflitzer]]
* 1982: [[Die Rumplhanni (Film)|Die Rumplhanni]] (nach [[Lena Christ]])
* 1983: [[Der Stille Ozean]]
* 1984: [[Heimat – Eine deutsche Chronik]]
* 1985: [[Daheim sterben die Leut’]]
* 1985/86: [[Der Al Capone vom Donaumoos]] (mit [[Theo Berger]])
* 1985: [[Höhenfeuer (Film)|Höhenfeuer]]
* 1988: [[Heimatmuseum (Film)|Heimatmuseum]]
* 1988: [[Gekauftes Glück]]
* 1988: [[Wallers letzter Gang]]
* 1988: [[Die Geierwally (1988)|Die Geierwally]] (Parodie des klassischen Heimatfilms)
* 1989: [[Herbstmilch (Film)|Herbstmilch]]
* 1989: [[Verkaufte Heimat]]
* 1990/1993: [[Die Piefke-Saga]]
* 1989–1994: [[Löwengrube (Fernsehserie)|Löwengrube]]
* 1991: [[Rama dama (Film)|Rama dama]]
* 1991: [[Wildfeuer]]
* 1992: [[Die Zwillingsschwestern aus Tirol]]
* 1994: [[Wachtmeister Zumbühl]]
* 1995: [[Hölleisengretl]]
* 1995: [[Schlafes Bruder (Film)|Schlafes Bruder]]
* 1996: [[Die Elsässer]]
* 1996: [[Der Bockerer II – Österreich ist frei]]
* 1997: [[Das ewige Lied]]
* 1998: [[Der Laden (Film)|Der Laden]]
* 1998: [[Die Siebtelbauern]]
* 1998: [[Krambambuli (1998)|Krambambuli]] (nach der [[Krambambuli (Erzählung)|gleichnamigen Erzählung]] von Marie von Ebner-Eschenbach)
* 1999: [[Viehjud Levi]]
* 1999: [[Bergkristall – Verirrt im Schnee]]
* 2001: [[Die Scheinheiligen]]
* 2002: [[Tauerngold (Fernsehfilm)|Tauerngold]]
* 2002: [[Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers]]
* 2002: [[Verlorenes Land]]
* 2003: [[Hierankl]]
* 2003: [[Schwabenkinder (Film)|Schwabenkinder]]
* 2003: [[Zwei am großen See]]
* 2004: [[Heimat 3 – Chronik einer Zeitenwende]]
* 2004: [[Bergkristall (Film)|Bergkristall]]
* 2005: [[Marias letzte Reise]]
* 2005: [[Die Geierwally (2005)|Die Geierwally]]
* 2005: [[Jennerwein (Film)|Jennerwein]]
* 2005: [[Apollonia (Film)|Apollonia]]
* 2005: [[Die Jungen von der Paulstraße]]
* 2005: [[Margarete Steiff (Film)|Margarete Steiff]]
* 2005: [[Zwei am großen See|Zwei am großen See – Die Eröffnung]]
* 2005: [[Zwei am großen See|Zwei am großen See – Angriff aufs Paradies]]
* 2006: [[Zwei am großen See|Zwei am großen See – Feindliche Übernahme]]
* 2006: [[Zwei am großen See|Zwei am großen See – Große Gefühle]]
* 2006: [[Wer früher stirbt ist länger tot]]
* 2007: [[Gipfelsturm]]
* 2007: [[Beste Zeit]]
* 2008: [[Baching (Film)|Baching]]
* 2008: [[Die Geschichte vom Brandner Kaspar]]
* 2008: [[Räuber Kneißl]]
* 2009: [[Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte]]
* 2010: [[Bergblut]]
* 2011: [[Der Winzerkrieg]]
* 2011: [[Der Verdingbub]]
* 2011: [[Die Samenhändlerin (Film)|Die Samenhändlerin]]
* 2012: [[Der Meineidbauer (2012)|Der Meineidbauer]]
* 2012: [[Zombies From Outer Space]] (B-Movie-Parodie des klassischen Heimatfilms)
* 2012: [[Ende der Schonzeit]]
* 2013: [[Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht]]
* 2014: [[Das finstere Tal]]
* 2014: [[Restalkohol]]
* 2014: [[Hinterdupfing]] (Low-Budget-Parodie)
* 2014: [[Schluss! Aus! Amen!]]
* 2016: [[Junges Licht (Film)|Junges Licht]]
* 2016: [[Radio Heimat (Film)|Radio Heimat]]
* 2016: [[Ein Geheimnis im Dorf – Schwester und Bruder]]
* 2017: [[Falsche Siebziger]]
* 2017: [[Pottkinder – ein Heimatfilm]]
* 2023: [[Ein ganzes Leben (Film)|Ein ganzes Leben]]
* 2024: [[Des Teufels Bad]]
}}
: {{FNZ|(1)|ist zwar älter, entspricht aber nicht dem typischen Heimatfilm-Klischee der 1950er und 1960er Jahre}}

== Das Heimatgenre in anderen Kulturräumen ==
{{Quellen fehlen|Die These, dass das „Heimatgenre“ auch außerhalb des deutschen Sprachraums existieren soll, ist ziemlich kess, trägt starken Hautgout von [[Wikipedia:Keine Theoriefindung|Theoriefindung]] und sollte – falls dies überhaupt möglich sein sollte – unbedingt anhand reputabler Fachliteratur belegt werden.}}
Der US-amerikanische Heimatfilm ist der [[Western]], der jedoch eine größere Bandbreite zeigt. Mit dem Film ''Heartwood'' (1998), auch bekannt als ''[[Der Baumflüsterer]]'', kam man der bundesdeutschen Richtung der Fünfzigerjahre aber wieder verblüffend nahe: Eine ländliche Liebesgeschichte, eingebettet in einen ökologisch gefärbten Wirtschaftskonflikt zwischen einer großstädtischen Bank und einem dörflichen Sägewerksbetrieb.

Insgesamt gibt es viele Parallelen, in der Entwicklung von deutschsprachigen Heimatfilmen und US-amerikanischen Western. Frühe Western zeigten ebenfalls eine idealisierte Welt, voller Klischees, holzschnittartiger Charaktere und einfacher Schemata. Angestoßen durch den [[Italowestern]] in den 1960er-Jahren, setzte aber auch hier eine Entwicklung ein, die zu [[Spätwestern]] und [[Anti-Western]] führte, die wie moderne Heimatfilme ein ungeschöntes, mitunter pessimistisches Bild zeichnen. Wie diese, so sind moderne Western dabei auch als [[Historienfilm]]e zu betrachten.

== Literatur ==
* Jonathan Schilling: Mehr als Heimatfilm. [[Ruth Leuwerik]], „Die Trapp-Familie“ und der Publikumsgeschmack der Adenauer-Zeit, in: [[Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte]], 71. Jg., 2023, H. 1, S. 75–109.
* Jürgen Heizmann: "Bilder und Geschichten aus der Provinz. Der Heimatfilm." In: ''Politik und Kultur'' Nr. 3 / 2019, S. 19.
* Jürgen Heizmann: "Der Heimatfilm. Themen, soziale Anliegen, filmische Formen." In: INDES. ''Zeitschrift für Politik und Gesellschaft''. Heft 4/2018. ISSN 2191-995X, S. 66''–''75.
* Jürgen Heizmann (Hg.): ''Heimatfilm international''. Stuttgart 2016, ISBN 978-3-15-019396-9.
* Claudia Beindorf: ''Terror des Idylls. Die kulturelle Konstruktion von Gemeinschaften im deutschen Heimatfilm und im schwedischen Landsbygdsfilm 1930–1960'' (= ''Die kulturelle Konstruktion von Gemeinschaften im Modernisierungsprozeß.'' Bd. 5). Nomos-Verlags-Gesellschaft, Baden-Baden, 2001, ISBN 3-7890-7501-9 (Zugleich: Berlin, Humboldt-Universität, Dissertation, 1999).
* Gerhard Bliersbach: ''So grün war die Heide. Der deutsche Nachkriegsfilm in neuer Sicht.'' Beltz, Weinheim u.&nbsp;a. 1985, ISBN 3-407-85055-7.
* Willy Höfig: ''Der deutsche Heimatfilm. 1947–1960.'' Enke, Stuttgart 1973, ISBN 3-432-01805-3.
* [[Friedrich Koch (Erziehungswissenschaftler)|Friedrich Koch]]: ''Vom Heideschulmeister Uwe Karsten und seiner heilen Welt (Heideschulmeister Uwe Karsten, 1954, von Hans Deppe nach dem Roman von Felicitas Rose).'' In: Friedrich Koch: ''Schule im Kino. Autorität und Erziehung – vom „Blauen Engel“ bis zur „Feuerzangenbowle“.'' Beltz, Weinheim u.&nbsp;a. 1987, ISBN 3-407-34009-5, S. 165 ff.
* [[Wolfgang J. Ruf]]: ''Die armen Leute von Kombach und anderswo oder: Gibt es einen neuen deutschen Heimatfilm?'' In: Zs. Fernsehen + Film, Jahrgang 9, Heft 4, April 1971

== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* {{Webarchiv |url=http://www.goethe.de/kue/flm/dos/hei/deindex.htm |wayback=20090807043541 |text=Dossier Heimatfilm des Goethe-Instituts}}
* [http://wissen.dradio.de/heimatfilm-und-ewig-singen-die-waelder.38.de.html?dram:article_id=10633 Beitrag über den Heimatfilm bei DRadio Wissen]
* [https://www.zeit.de/1989/17/heimat-deine-ferne Heimat, deine Ferne – Eine deutsche Geschichte: Warum „Herbstmilch“ so erfolgreich ist] bei [[Zeit Online]] (21. April 1989)

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Film in Deutschland]]
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Aktuelle Version vom 5. Juni 2025, 19:31 Uhr

Heimatfilme bezeichnen ein Filmgenre, welches im gesamten deutschen Sprachraum mit diesem Begriff verknüpft wird. Unterschieden wird dabei heute oft zwischen „alten“ und „neuen“, bzw. „traditionellen“ und „modernen“ Heimatfilmen, wobei als Grenze meist die späten 1970er-Jahre gelten.

Traditionelle Heimatfilme spielen oft in ländlichen Regionen, in einer „heilen Welt“, wobei Themen wie Freundschaft, Liebe, Familie und das Leben in der dörflichen sowie kleinstädtischen Gemeinschaft vorherrschen. Moderne Heimatfilme setzen dem hingegen eine unverblümte, mitunter harte Darstellung dieser Verhältnisse entgegen. Diese spielen dabei oft vor historischem Hintergrund. Traditionelle Heimatfilme werden heute oft als trivial wahrgenommen, während moderne Heimatfilme etwa als „genau beobachtende, menschlich anrührende Beiträge zur Zeitgeschichte“ gelten.[1] In ihrer Gesamtheit sehen Kritiker Heimatfilme als „Unterhaltungsramsch und Autorenkunst“ zugleich.[2]

Die Genre-Bezeichnung Heimatfilm ersetzte in den 1950er Jahren den seit 1919 verwendeten Begriff Volksfilm. Erstmals belegt ist die Bezeichnung Heimatfilm für die Jahre 1933/34. Hier diente sie als Kategorisierung für die Ganghofer-Verfilmungen Die blonde Christl[3] und Schloß Hubertus. Für die Einordnung des 1950 uraufgeführten Films Der Geigenmacher von Mittenwald wurde von der Kritik zwar noch einmal auf die Vokabel Volksfilm zurückgegriffen, der Filmproduzent Peter Ostermayr sprach aber im gleichen Jahr „vom Heimatfilm als seinem Metier“. Der Nordwestdeutsche Unitas-Filmverleih, der zu Anfang der 1950er Jahre hauptsächlich Heimatfilme vertrieb, gebrauchte diese Bezeichnung für Filme aus der Ostermayr-Produktion in seinem Saisonprospekt 1952/53. In der Folgezeit fand die Bezeichnung Heimatfilm Anwendung auch auf andere ähnliche Filme und entwickelte sich schließlich zum Genre-Begriff.[4]

Geschichte und Merkmale des traditionellen Heimatfilms

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Bereits um 1910 entstanden erste Verfilmungen von Heimatromanen des damals populären Ludwig Ganghofer oder adaptierte deftige Schwänke. Bereits diese zeigten Charaktere und Szenarien, die so noch Jahrzehnte später verwendet wurden, wie den schneidigen Jäger, rebellische Bauerntöchter, den weisen, alten Knecht, den exotischen Stadtmenschen, Konflikte zwischen Jäger und Wilderer, unglückliche Liebe zwischen Hoferbe und Magd, sowie rustikale Wirtshäuser und Kapellen.

Wichtige Impulse erhielten diese frühen Heimatfilme zudem durch die Bergfilme des Pfälzer Regisseurs Arnold Fanck. In dessen Filmen wie Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929) oder Stürme über dem Mont Blanc (1930) diente die Bergwelt als Kulisse für dramatische und pathetische Handlungsstränge, womit diese spektakulären Naturaufnahmen wesentlichen Einfluss auf die bislang eher kammerspielartigen Heimatfilme ausübten. Luis Trenker und Leni Riefenstahl begannen ebenfalls, Landschaften symbolträchtig als Handlungsrahmen in ihre Filme einzubauen. Der nationalsozialistischen Kulturpolitik kam derartige Naturmystik entgegen, die entweder instrumentalisiert oder bewusst gefördert wurde. Besonders Luis Trenker verstand es, die Heimat- und Bergwelt zu idealisieren und dem die Dekadenz der Städte und Stadtbewohner entgegenzusetzen. Als Beispiel sei hier der Film Der verlorene Sohn von 1934 genannt. Der Enge der Tiroler Bergwelt entflieht der Protagonist durch Auswanderung nach Amerika. Doch kommt er in New York nicht zurecht. Zur Zeit der Großen Depression irrt er arbeitslos und hungernd durch die Hochhausschluchten dieser Großstadt. Auf Mitgefühl stößt der Protagonist nicht, dafür auf gleichgültigen Liberalismus und ausbeuterischen Kapitalismus. Von Reue und Heimweh geplagt, zieht es ihn schließlich wieder zurück in die Heimat.

Ab Ende der 1940er Jahre entwickelte sich das Genre in Westdeutschland weiter. Die Blütezeit des deutschen und österreichischen Heimatfilms begann in den 1950er Jahren. Vor allem der große Erfolg von Schwarzwaldmädel 1950, Grün ist die Heide 1951 und Der Förster vom Silberwald 1954 leitete nach dem Krieg den massiven Erfolg des Heimatfilmes ein. Unberührte und idyllische Landschaften, wie Almwiesen, Täler und Berghänge, aber auch die norddeutsche Heidelandschaft, dienten vielen Menschen nach dem Krieg als Projektions- und Imaginationsfläche. Urbanität, städtische Tristesse, Alltagssorgen wichen so dem scheinbar Einfachen, Unschuldigen und Ewigen.[5] Alleine bis 1960 entstanden mehr als 300 Heimatfilme, oft nach ähnlichem Muster gestrickt. Heimatfilme boten Halt, nach dem sich viele Menschen nach den schweren Zerstörungen im Krieg und der totalen Niederlage sehnten. Auch soziale Folgen des Krieges wie verwaiste Familien, Werteverlust, Flucht und Vertreibung wurden mit idyllischen Gegenbildern aufgearbeitet, die den Zuschauern die kurze Reise in die heile Welt der Heimatfilme ermöglichte. Auch zeigte der Heimatfilm die vermeintlich traditionelle Lebensweise mit Trachten und regionaltypischen Bauernhäusern, die in Wirklichkeit, bedingt auch durch das Wirtschaftswunder und der damit einhergehenden Modernisierung, im Verschwinden begriffen war.

Bei vielen Heimatfilmen der 1950er und 1960er Jahre handelte es sich allerdings um direkte Neuverfilmungen von UFA-Filmen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Stoff dieser oft trivialen Filme wurde 1947 vom Alliierten Kontrollrat als unbedenklich eingestuft und für Neuverfilmungen freigegeben. Filmkritiker Hans Günther Pflaum äußerte sich zum Erfolg des Heimatfilmes: „Ich glaube, dass der Erfolg des Heimatfilms der 50er Jahre mit den Zerstörungen des Weltkriegs zusammenhängt. Die Leute hatten Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach irgendetwas, was intakt war. (…) Die Sehnsucht der Leute, mal was Intaktes zu erleben – sauberes Wasser, blauer Himmel, blühende Wiesen –, kann man spießig nennen. Aber es ist durchaus legitim.“[6] Deutsche Flüchtlinge und Vertriebene hebt er dabei besonders hervor, die sich nach dem Verlust ihrer Heimat nach Projektionsflächen sehnten, was sich in Filmen wie Grün ist die Heide widerspiegelte.[7]

Im Mittelpunkt der traditionellen Heimatfilme stehen meistens örtliche Autoritäten wie Ärzte, Förster, Pfarrer, Gastwirte oder Bürgermeister. Gut und Böse sind sauber getrennt, Konflikte handeln oft von Erbstreitigkeiten oder Wilderei, die Handlung ist meistens vorhersehbar, wird aber durch retardierende Momente verkompliziert. Stets kommen in diesen Filmen tief ineinander Verliebte vor, die durch äußere Hindernisse wie Standesunterschiede, Feindschaft der Eltern, Intrigen oder unglückliche Umstände lange an ihrem Glück gehindert werden. Durch irgendeine Begebenheit wird die Trennung aber schließlich überwunden, so dass es doch noch zu einem allgemein versöhnlichen Happy End kommt.

Willi Höfig[8] nennt in seinem Standardwerk über den traditionellen Heimatfilm Der deutsche Heimatfilm 1947–1960 signifikante Merkmale des Genres. Darunter fallen für ihn Landschaften, die von Zweitem Weltkrieg und Urbanisierung weitgehend verschont blieben, wie Hochgebirgslandschaften, Niederbayern und das Alpenvorland, das Salzburger Land und das Salzkammergut, der Bodensee und Schwarzwald, Rhein- und Moselgebiete sowie norddeutsche Heidelandschaften.

Auch kulturelle Gegensätze stellen für ihn ein wesentliches Merkmal dar, worunter etwa der Gegensatz von Stadt und ländlichem Raum fällt, von Tradition und Fortschritt, Generationenkonflikte sowie Gegensätze zwischen Bayern oder Österreich und Preußen.

Mitte der 1960er Jahre ebbte die Welle der Heimatfilme ab. In den 1970er Jahren kam es durch neue Ganghofer-Adaptionen zu einer kurzen Erneuerung des traditionellen Heimatfilms. Diese Filme waren allerdings bereits herber als ihre Vorgänger in den 1950er Jahren. Ebenfalls zu dieser Zeit waren die von der Sexwelle beeinflussten Lederhosenfilme erfolgreich, bei denen auch die Atmosphäre eines deftigen Bauerntheaters wiederauflebte.

Auch in der DDR entstanden in den 1950er- und 1960er-Jahren Filme, die zwar nicht mit dem eigentlichen Heimatfilm gleichzusetzen, aber zu vergleichen sind, etwa Einmal ist keinmal von Konrad Wolf. Oft sind diese Filme von sozialistischer Propaganda beherrscht.

Als Nachfolger der Heimatfilme könnte man Fernsehserien wie Die Schwarzwaldklinik (1985–1989), Forsthaus Falkenau (1989–2013), Ein Schloß am Wörthersee (1990–1993) oder Schlosshotel Orth (1996–2005) ansehen. Auch hier wird fernab urbaner Lebenswelten mit Autoritäten und Klischees gearbeitet. Zugleich werden Elemente der US-amerikanischen Seifenoper hinzugefügt. Weitere Beispiele auch aus anderen ländlichen Regionen sind Ein Bayer auf Rügen (1993–1997), Der Landarzt (1987–2013) oder die Telenovela Rote Rosen.

Heute wird der Heimatfilm von Filmwissenschaftlern und -kritikern als typisch deutsch-österreichisches bzw. deutschsprachiges Genre und auch als eine Art „deutscher Western“ betrachtet, da es das einzige Filmgenre ist, das Deutschland, Österreich und die Deutschschweiz hervorgebracht haben und das es außerhalb dieser Länder so kaum gibt.[9] Werke der Regisseure Franz Schnyder, wie Uli der Knecht, und Kurt Früh zählen dabei zu den Klassikern des Schweizer Heimatfilmes. Zu den populärsten Schweizer Stoffen zählen auch die zahlreichen Verfilmungen von Johanna Spyris Heidi, wobei sich hierbei jedoch das genaue Genre nach der jeweiligen filmischen Umsetzung richtet.

Traditionelle Heimatfilme (Auswahl)

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Geschichte und Merkmale des modernen Heimatfilms

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Zwar gab es bereits in den 50er- und 60er Jahren vereinzelte Ausreißer, die nicht dem kitschigen Bild des klassischen Heimatfilms entsprachen, wie Rosen blühen auf dem Heidegrab (1952) oder Heiße Ernte (1956), beide von Hans H. König, doch erst ab Mitte der 1970er Jahre entstanden zahlreichere Filme, die versuchten, ungeschönt die damaligen Verhältnisse in Berg- und Landwirtschaftsgebieten zu zeigen. Einflüsse ergaben sich dabei auch aus dem deutschen Autorenfilm, dessen Regisseure, wie Reinhard Hauff, Herbert Achternbusch, Rainer Werner Fassbinder, Oliver Herbrich, Werner Herzog sowie Volker Schlöndorff dem traditionellen Heimatfilm regelrechte Anti-Heimatfilme entgegensetzten, die engstirnige, gewalttätige oder ausbeuterische Verhältnisse zeigen, denen die Protagonisten ohnmächtig gegenüber stehen.[6] Hans Günther Pflaum sieht darin den bewussten Versuch junger Regisseure, „das Genre gegen den Strich zu bürsten, mehr auf Realität einzugehen, auf Armut und Dreck“.[10] Hierbei sind auch die Verfilmungen der drei Romane von Ludwig Thoma zu nennen, die, obwohl bereits im frühen 20. Jahrhundert veröffentlicht, erst spät verfilmt wurden. Der Ruepp (1979), Andreas Vöst (1979) und Der Wittiber (1975) halten sich dabei nahe an Thomas Vorlage und zeigen so unsentimental das bäuerliche Leben im Kaiserreich.

Ab den 1980er-Jahren wurden Heimatfilme zunehmend differenzierter. Viele spielten nun vor historischem Hintergrund, der Übergang zum Historienfilm ist daher fließend. Das Leben zur Zeit des Nationalsozialismus und in der Besatzungszeit thematisieren Filme wie Der Bockerer, Löwengrube, Herbstmilch, Rama dama oder Hölleisengretl. Den Tiroler Volksaufstand behandeln die Filme Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers und Bergblut. Andere Filme, wie Räuber Kneißl, Jennerwein oder Margarete Steiff greifen historische Persönlichkeiten auf, bemühen sich aber um eine realistische Darstellung ohne Kitsch. Schwabenkinder, Schlafes Bruder oder Das finstere Tal setzen sich mit dem Schicksal von Menschen auseinander, die einem harten und gewalttätigen Umfeld gegenüberstehen. Edgar Reitz zeichnet in seinem monumentalen Lebenswerk, der Heimat-Filmreihe, das Leben einer einfachen Familie aus dem Hunsrück über den Zeitraum von rund 160 Jahren nach. Als lebensechte, unverfälschte Chronik, mit fein gezeichneten Charakteren erfuhr diese viel Kritikerlob.

Wichtige Regisseure, die diesen „neuen Heimatfilm“ vor historischem Hintergrund geprägt haben, sind Dieter Berner, Jo Baier, Edgar Reitz, Joseph Vilsmaier, Urs Odermatt, Stefan Ruzowitzky und Xaver Schwarzenberger.

Zeitgenössische Heimatfilme, wie Hierankl oder Baching setzen die Protagonisten in ein Spannungsfeld zwischen Heimat und Ferne, zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der Sehnsucht nach Halt und eigenen Wurzeln. Derartige Filme schwanken dabei zwischen Kriegs- und Liebeserklärungen an die Heimat. Regisseur Matthias Kiefersauer schildert sein Bild von Heimat daher so: „Es kann wie ein Spinnennetz sein, in dem man sich total verfangen kann und nicht mehr herauskommt. Andererseits kann es auch ein Netz sein, das einen auffängt, wenn man Krisen durchlebt.“[6] In diesem Sinne kann auch die Beste Zeit-Trilogie von Marcus H. Rosenmüller gesehen werden.

Teilweise sind auch Fernsehserien wie Der Millionenbauer oder Der Bulle von Tölz, aber auch Abschnitte der Serie Vier Frauen und ein Todesfall durch den neuen Heimatfilm beeinflusst. Dabei kommen teilweise auch parodistische Elemente zur Verwendung. Elemente finden sich auch in den Serien Meister Eder und sein Pumuckl, Irgendwie und Sowieso mit Ottfried Fischer und Elmar Wepper, Peter und Paul mit Hans Clarin und Helmut Fischer, Monaco Franze – Der ewige Stenz, Münchner Geschichten, den Werken von Gerhard Polt und den Weißblauen Geschichten mit Gustl Bayrhammer.

Drehbuchautorin Karin Michalke, für mehrere Drehbücher für Markus H. Rosenmüller verantwortlich, lehnt den Begriff „Heimatfilm“ für sich ab, da sie diesen vor allem mit den Werken der 1950er- und 1960er-Jahre verbindet.[10] Die Kulturkritiker Markus Metz und Georg Seeßlen warfen ebenfalls in einem Radio-Feature für Bayern 2 die Frage auf, was heute einen Heimatfilm auszeichne, da sich das Genre sehr divers zeige: „Sind Heimatfilme schon jene, die sich in ihren Erzählungen auf eine konkrete Region, ihre Landschaft und ihre Geschichte, ihre Menschen und ihre Sprachen beziehen? Oder sind es solche Filme, die mit einem Gefühl, einer Sehnsucht, einem Problem, vielleicht sogar einem Schmerz zu tun haben? Filme, die vom Dableiben oder Weggehen, vom Zurückkommen und Wiederentdecken handeln? Sind Heimatfilme solche, die eine Identität konstruieren, aus Geschichte, aus Landschaft und Sprache?“[10]

Moderne Heimatfilme (Auswahl)

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(1) 
ist zwar älter, entspricht aber nicht dem typischen Heimatfilm-Klischee der 1950er und 1960er Jahre

Das Heimatgenre in anderen Kulturräumen

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Der US-amerikanische Heimatfilm ist der Western, der jedoch eine größere Bandbreite zeigt. Mit dem Film Heartwood (1998), auch bekannt als Der Baumflüsterer, kam man der bundesdeutschen Richtung der Fünfzigerjahre aber wieder verblüffend nahe: Eine ländliche Liebesgeschichte, eingebettet in einen ökologisch gefärbten Wirtschaftskonflikt zwischen einer großstädtischen Bank und einem dörflichen Sägewerksbetrieb.

Insgesamt gibt es viele Parallelen, in der Entwicklung von deutschsprachigen Heimatfilmen und US-amerikanischen Western. Frühe Western zeigten ebenfalls eine idealisierte Welt, voller Klischees, holzschnittartiger Charaktere und einfacher Schemata. Angestoßen durch den Italowestern in den 1960er-Jahren, setzte aber auch hier eine Entwicklung ein, die zu Spätwestern und Anti-Western führte, die wie moderne Heimatfilme ein ungeschöntes, mitunter pessimistisches Bild zeichnen. Wie diese, so sind moderne Western dabei auch als Historienfilme zu betrachten.

  • Jonathan Schilling: Mehr als Heimatfilm. Ruth Leuwerik, „Die Trapp-Familie“ und der Publikumsgeschmack der Adenauer-Zeit, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 71. Jg., 2023, H. 1, S. 75–109.
  • Jürgen Heizmann: "Bilder und Geschichten aus der Provinz. Der Heimatfilm." In: Politik und Kultur Nr. 3 / 2019, S. 19.
  • Jürgen Heizmann: "Der Heimatfilm. Themen, soziale Anliegen, filmische Formen." In: INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft. Heft 4/2018. ISSN 2191-995X, S. 6675.
  • Jürgen Heizmann (Hg.): Heimatfilm international. Stuttgart 2016, ISBN 978-3-15-019396-9.
  • Claudia Beindorf: Terror des Idylls. Die kulturelle Konstruktion von Gemeinschaften im deutschen Heimatfilm und im schwedischen Landsbygdsfilm 1930–1960 (= Die kulturelle Konstruktion von Gemeinschaften im Modernisierungsprozeß. Bd. 5). Nomos-Verlags-Gesellschaft, Baden-Baden, 2001, ISBN 3-7890-7501-9 (Zugleich: Berlin, Humboldt-Universität, Dissertation, 1999).
  • Gerhard Bliersbach: So grün war die Heide. Der deutsche Nachkriegsfilm in neuer Sicht. Beltz, Weinheim u. a. 1985, ISBN 3-407-85055-7.
  • Willy Höfig: Der deutsche Heimatfilm. 1947–1960. Enke, Stuttgart 1973, ISBN 3-432-01805-3.
  • Friedrich Koch: Vom Heideschulmeister Uwe Karsten und seiner heilen Welt (Heideschulmeister Uwe Karsten, 1954, von Hans Deppe nach dem Roman von Felicitas Rose). In: Friedrich Koch: Schule im Kino. Autorität und Erziehung – vom „Blauen Engel“ bis zur „Feuerzangenbowle“. Beltz, Weinheim u. a. 1987, ISBN 3-407-34009-5, S. 165 ff.
  • Wolfgang J. Ruf: Die armen Leute von Kombach und anderswo oder: Gibt es einen neuen deutschen Heimatfilm? In: Zs. Fernsehen + Film, Jahrgang 9, Heft 4, April 1971
Wiktionary: Heimatfilm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Heimatfilm. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  2. MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 18
  3. Der Film basiert auf Ludwig Ganghofers Theaterstück Der Geigenmacher von Mittenwald.
  4. Die Angaben dieses Abschnitts orientieren sich an Willi Höfig: Der deutsche Heimatfilm 1947–1960. Stuttgart 1973. S. 143
  5. MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 19
  6. a b c MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 20
  7. MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 21
  8. Willy Höfig: Der deutsche Heimatfilm. 1947–1960. 1973, S. 392 ff.
  9. ZDF/Arte-Dokumentation Heimat, süße Heimat – Ein deutsches Genre (2007)
  10. a b c MUH – Bayerische Aspekte, Ausgabe 13, 2014, Heimat & Film – Der Heimatfilm zwischen alten Klischees und neuen Wirklichkeiten, Seite 23