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„Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch“ – Versionsunterschied

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'''Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch''' ({{ruS|Александр Гаврилович Гурвич}}, wiss. [[Transliteration]] ''{{lang|ru-Latn|Aleksandr Gavrilovič Gurvič}}''; * {{JULGREGDATUM|8|10|1874|Link=1}} in [[Poltawa]], [[Russisches Kaiserreich]], heute [[Ukraine]]; † [[27. Juli]] [[1954]] in [[Moskau]]) war ein russischer [[Biologie|Biologe]] und [[Mediziner]].
= Lebenslauf =


Gurwitsch lieferte Beiträge zum Konzept des hypothetischen [[Morphogen|morphischen Feldes]] aus der [[Entwicklungsbiologie]] und gilt als Erstbeschreiber einer extrem schwachen [[Photon]]enemission biologischer Systeme, die er ''Mitogenetische Strahlung'' nannte und die heute mit dem Begriff der [[ultraschwache Photonenemission]] (auch ''ultraschwache Zellstrahlung'') bezeichnet wird, und auf die sich auch die Hypothesen der [[Biophoton]]en berufen.
Im September 1874 wurde Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch in Poltawa (Ukraine) als Sohn einer gebildeten jüdischen Familie geboren. Musik und Kunst waren seine Interessen in seiner Kindheit.


== Lebenslauf ==
Nach seinem Gymnasiumabschluß 1892 ging er nach München an die Akademie der Schönen Künste, welche er jedoch nicht zum Abschluß brachte. Danach begann er ein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität München und interessierte sich dort für die biologischen Wissenschaften. Im sechsten Semester begann er im Labor von Professor Karl von Kupffer seine Arbeiten. 1895 wurde die erste veröffentlicht. Sie befaßte sich mit dem Einfluß chemischer Verbindungen des Umgebungsmediums auf die Entwicklung von Amphibien. Er promovierte 1897 setzte jedoch seine Arbeiten in Kupffers Labor fort.
=== Studium und erste Forschungen ===
Alexander Gurwitsch entstammte einer [[Judentum|jüdischen]] Familie mit teils [[Baltikum|baltischen]] Wurzeln. Da seine Hauptinteressen in der Musik und Kunst lagen versuchte er nach dem Abschluss des Gymnasiums auf der [[Akademie der Bildenden Künste München|Akademie der Bildenden Künste]] in [[München]] aufgenommen zu werden. Gurwitsch bestand aber die Aufnahmeprüfung nicht und entschied sich im Folgenden ein Studium an der medizinischen Fakultät der [[Ludwig-Maximilians-Universität München|Universität München]] aufzunehmen. Im dritten oder vierten Jahr seines Studiums begann er im Labor von [[Karl Wilhelm von Kupffer]] zu arbeiten, welcher heute als einer der Mitbegründer der modernen [[Embryologie]] gilt. Gurwitsch entwickelte ein Interesse für die Embryologie und es folgte eine erste Veröffentlichung von ihm im Jahre 1895, die sich mit den Einflüssen von Chemikalien auf die [[Gastrulation]] von [[Froschlurche|Fröschen]] befasste.


Nach seinem Abschluss an der Universität München im Jahr 1897 legte er an der [[Nationale Taras-Schewtschenko-Universität Kiew|Universität Kiew]] eine Prüfung ab um als Arzt praktizieren zu können.<ref name="lechaim">Mirra Aspiz: [https://www.lechaim.ru/ARHIV/144/uch.htm ''Ėto byl krupnejšij učenyj.''] Lechaim 2004 (russisch)</ref> Wenig später erhielt er eine Stelle an der anatomischen Fakultät der Universität Straßburg. Eigentlich strebte Gurwitsch eine Universitätskarriere in Russland an, jedoch war es ihm auf Grund seiner jüdischen Herkunft zu diesem Zeitpunkt nicht möglich in Russland zu arbeiten.<ref name="lechaim" /> Später wechselte er an die Fakultät für Anatomie der Universität Bern, wo er als [[Privatdozent]] arbeitete. 1903 heiratete er die Russin Lidija Dmitrijewna Felizina, die er an der medizinischen Fakultät in Bern kennengelernt hatte und welche ihn zeitlebens bei seinen Forschungen unterstützte. Im Jahr 1904 erschien Gurwitschs Monografie ''Morphologie und Biologie der Zelle'', welche ihm internationale Anerkennung als [[Histologie|Histologe]] verschaffte.
1899 erhielt er eine Stelle an der anatomischen Fakultät der Straßburger Universität. Anschliesend, 1901 arbeitete an der Fakultät für Anatomie Universität Bern. In beiden befaßte er sich hauptsächlich mit der Embryologie, Histologie und Zytologie.


=== Rückkehr nach Russland ===
1903 heiratete er Lydia D. Felicina, russische Studentin an der medizinischen Fakultät in Bern und gerade dabei mit ihm als Doktorvater ihre Doktorarbeit zu schreiben.
1905 kehrte Alexander Gurwitsch zusammen mit seiner Frau nach Russland zurück, da er als Wehrpflichtiger während des [[Russisch-Japanischer Krieg|Russisch-Japanischen Kriegs]] eingezogen wurde. Wenig später übernahm er eine Professur für Anatomie und Histologie am Bestuschew-Frauenkollegium in [[Sankt Petersburg]]. In dieser Zeit bildete er seinen allgemeinen konzeptionellen Ansatz zum Verständnis biologischer Probleme. Er war einer der wenigen Biologen, die auch hervorragende Kenntnisse in Physik und Mathematik besaßen. Einer von Gurwitschs engsten Freunden war der Physiker und späteres Mitglied er [[Akademie der Wissenschaften]] [[Leonid Isaakowitsch Mandelstam]], welcher Gurwitsch unter anderem die Theorien [[Albert Einstein|Einsteins]] näher brachte. Im Jahr 1907 wurde Gurwitschs erstes größeres Werk über die Embryologie ''Atlas und Grundriß der Embryologie der Wirbeltiere und des Menschen'' veröffentlicht. Wenig später untersuchte Gurwitsch die Zellteilungen in symmetrischen Organismen wie zum Beispiel [[Seeigel]]eiern. Dabei stellte er fest, dass die Zahl der Zellteilungen zum selben Zeitpunkt an den verschiedenen Hälften des symmetrischen Organismus nie gleich ist. Gurwitsch schloss daraus, dass die individuellen Zellteilungen innerhalb des Organismus mehr oder weniger zufällig ablaufen und vermutete, dass die Zellen durch ''Integrationsfaktoren'' oder ''Suprazelluläre Regulation'' beeinflusst werden um ihre endgültige Form zu erhalten.


=== Theorie des Morphischen Feldes ===
1905 kehrte Alexander Gurwitsch zusammen mit seiner Frau nach Rußland zurück. Wenig später übernehm er eine Professur für Anatomie und Histologie am Bestuschew-Frauenkollegium in Sankt Petersburg. Dort arbeitete er bis zur Oktoberrevolution und dem Bürgerkrieg. In dieser Zeit bildete er seinene allgemeinen konzeptionellen Ansatz zum Verständnis biologischer Probleme. Er war einer der wenigen Biologen, die auch hervorragende Kenntnisse in Physik und Mathematik besaßen. Im „Kreis kleiner Biologen“, durch in initiiert und aktives Mitglied, prangerte er ironisch die konservative Arroganz und Stagnation der „Großen Namen“ der Universität an.
[[Datei:Morphogenetic.gif|miniatur|Skizze des von Gurwitsch postulierten Morphischen Feldes als Vektor-Feld]]
1912 veröffentlichte Gurwitsch seine Arbeit ''Die Vererbung als Verwirklichungsvorgang'' in der er die Hypothese aufstellte, dass ein ''Geschehensfeld'' beziehungsweise ''Kraftfeld'' für die Morphogenese von Organismen verantwortlich ist.<ref name="Developmental Biology">Scott F. Gilbert, Susan R. Singer: {{Webarchiv |url=http://8e.devbio.com/article.php?id=18 |text=''The „Re-discovery“ of Morphogenic Fields.'' |wayback=20100916203446}} In: ''Developmental Biology.'' 8., überarb. Auflage. Palgrave Macmillan, 2006, ISBN 0-87893-250-X. (englisch)</ref> Später bezeichnete Gurwitsch dieses Feld als ''embryonales Feld''.<ref>V. A. Gurwitsch: ''Über den Begriff des embryonalen Feldes.'' In: ''Roux' Arch. Ent. Org.'' 51, 1922, S. 383–415.</ref> Ähnliche Vermutungen waren bereits 20 Jahre früher vom deutschen Biologen [[Hans Driesch]] aufgestellt wurden, der die Existenz eines derartigen Feldes in einem [[Vitalismus|neovitalistischen]] Sinne als [[Entelechie]] („das sein Ziel in sich selbst trägt“) annahm. Weitere Beiträge erfolgten bereits 1910 von [[Theodor Boveri (Biologe)|Theodor Boveri]].<ref name="Developmental Biology" /><ref>K. Sander: ''Of gradients and genes: Developmental concepts of Theodor Boveri and his students.'' In: ''Roux' Arch. Dev. Biol.'' 203, 1994, S. 295–297. (englisch)</ref> Obwohl Gurwitsch den Begriff ''Vererbung'' in seinen Veröffentlichungen nutze, war er ein strikter Gegner der Theorien damaligen Genetiker um [[Thomas Hunt Morgan]]. Diese Haltung trug auch dazu bei, dass Gurwitsch zu dieser Zeit unter den russischen Biologen wenig anerkannt war.


=== Erster Weltkrieg und die Entdeckung der mitotischen Strahlung ===
Im Herbst 19l8 zogen die Gurwitschs, seine Frau unterstütze ihn bei allen seinen Arbeiten nud ist eigendlich untrennbar damit verbunden, nach Simpheropol (Insel Krim). Dort übernahm er die Leitung der Histologischen Fakultät der damals neu gegründeten Tavria-Universität. Im Jahre 1923 dann die Entdeckung der mitogenetischen Strahlung, wodurch er weltweite Anerkennung fand.
Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] musste Gurwitsch seine Forschungen einstellen und arbeitete als Militärchirurg in [[Sankt Petersburg|Petrograd]]. Nach dem Krieg erhielt Gurwitsch eine Anstellung bei der neu gegründeten [[Nationale Taurische Wernadskyj-Universität|Taurischen Nationalen Universität]] und zog mit seiner Familie im Herbst des Jahres 1918 nach [[Simferopol]] auf die [[Krim]]. An der Universität arbeitete er als Leiter der Histologischen Abteilung der Medizinischen Fakultät.<ref>B. M. Vladimirskij, E. N. Čujan: {{Webarchiv|text=''A.G. Gurvič i ego vydajuščiesja učeniki G.M. Frank i A.A. Ljubiščev.'' |url=http://elib.crimea.edu/djvu/2008/biology_chemistry/ush_21_1b.pdf |wayback=20140221193806 }} In: ''Učenye zapiski Tavričeskogo nacional'nogo universiteta im. V. I. Vernadskogo Serija Biologija, chimija.'' Tom 21 (60), Simferopol 2008, S. 39. (russisch; PDF-Datei; 3,9&nbsp;MB)</ref> Im Jahr 1923 entdeckte Gurwitsch bei der Untersuchung der Zellteilung von Zwiebelnzellen eine [[Photon]]enemission im Spektralbereich um 260&nbsp;nm.<ref name="INSTITUTE OF BIOPHYSICS">Fritz-Albert Popp: {{Webarchiv|text=''Geschichtliche Entwicklung der Biophotonik.'' |url=http://www.tarosan.de/Prof_F_A_Popp_Geschichte_und_Entwicklung.pdf |wayback=20131206205423 }} (PDF)</ref> Gurwitsch vermutete, dass diese Strahlung die [[Mitose]] von Zellen stimulieren könne und nannte die Strahlung daher ''mitogenetischen Strahlung''. Diese Entdeckung der heutzutage als [[ultraschwache Photonenemission]] bezeichneten Strahlung wurde nach anfänglicher weltweiten Anerkennung später in Frage gestellt und als unwichtig eingestuft. Dennoch beschäftigte sich Gurwitsch bis zum Ende seines Lebens mit der Untersuchung des Phänomens.<ref name="INSTITUTE OF BIOPHYSICS" />


=== Arbeit in Moskau und Leningrad ===
1924 wurde er zum Professor der Fakultät für Histologie und Embryologie an der Moskauer Medizinischen Universität gewählt. Hier untersuchte er seine Entdeckung der mitogenetischen Strahlung. Zu diesem Zeitpunkt wurde diese weltweit anerkannt. Er entwickelte eine Methode mit Hefekulturen, mit der er diese Strahlung nachweisen konnte. Diese erwies sich als phantastisches experimentelles Werkzeug.
1924 wurde Gurwitsch als Professor an die Fakultät für Histologie und Embryologie an der [[Staatliche Universität Moskau|Staatlichen Universität Moskau]] berufen. Hier untersuchte er weiter die mitogenetische Strahlung. 1929 wurde Gurwitsch nach einem Streit mit der Universitätsleitung gezwungen, die Universität zu verlassen. Im Jahr 1930 erhielt Gurwitsch eine Stelle am ''Institut für Experimentalmedizin'' in Leningrad, an dem zu dieser Zeit auch andere bedeutende Wissenschaftler wie [[Iwan Petrowitsch Pawlow|Iwan Pawlow]] arbeiteten. Im Jahr 1934 nahm er am Internationalen Kongress für Radiobiologie in Venedig teil und hielt in der Folgezeit Vorlesungen in mehreren europäischen Ländern. 1941 erhielt er den [[Stalinpreis]] für seine Untersuchungen der ''mitogenetischen Strahlung'' im Zusammenhang mit der Diagnose von [[Krebs (Medizin)|Krebs]]. Außerdem war Gurjewitsch Träger des [[Orden des Roten Banners der Arbeit]].<ref>{{GSE|017130|Гурвич Александр Гаврилович}}</ref> Während des [[Deutsch-Sowjetischer Krieg|Deutsch-Sowjetischen Krieges]] war es Gurwitsch nicht möglich Experimente durchzuführen. Im Herbst 1941 stand die Wehrmacht vor Leningrad und Gurwitsch, seine Frau und seine Tochter Anna wurden nach [[Kasan]] ausgeflogen. Hier konzentrierte sich Gurwitsch ganz auf die rein theoretische Arbeit. Es gab keine Möglichkeiten, irgendwelche Experimente durchzuführen. Seine Feldtheorie der Morphogenese erhielt hier ihre endgültige Form als ''vektorielles biologisches Feld''. 1944 wurde die entsprechende Arbeit als ''Teorija biologitscheskowo polja'' ({{lang|ru|Теория биологического поля}}) in russischer Sprache veröffentlicht, 1947 auch auf Französisch.


=== Letzte Jahre ===
In seiner „Moskauer Zeit“ wurde auch die Alexander Gurwitsch Schule gegründet. Dieser gehörten einige ehemalige Studenten aus St. Petersburg (V. V. Polowtsewa und A. A. Lyubishhew), der Insel Krim (S. Salkind und G. M. Frank) und neue aus Moskau (M. A. Baron, L. Blyacher, M. A. Worontsowa, V. F. Eremeew, A. P. Pototskaya, N. N. Kannegieser und V. A. Dorfman) an.
Nach dem Krieg wurde Alexander Gurwitsch Leiter der Abteilung für Zellbiologie des Instituts für Experimentelle Biologie,<ref name="lechaim" /> das der neuen Sowjetischen Akademie für Medizinische Wissenschaften angeschlossen war. Im selben Jahr organisierte [[Trofim Denissowitsch Lyssenko|Trofim Lyssenko]] die berüchtigte Augustsitzung der Akademie für Agrarwissenschaften. Eine Periode erzwungenen Gehorsams gegenüber Dogmen in allen Bereichen der Biologie begann. Gurwitsch protestierte, reichte seinen Rücktritt ein und ging in den Ruhestand. Im Jahr 1951 starb Gurewitschs Frau und langjährige Mitarbeiterin Lydija. In seiner Wohnung arbeitete Gurwitsch weiter und leitete de facto weiterhin das mehr und mehr verkleinerte Labor für Zellteilung, das 1953 ganz geschlossen wurde und kurz darauf wieder eröffnet wurde. Eine Reihe von Freiwilligen arbeiteten in diesem unter der Leitung seiner Tochter Anna Gurwitsch und Wiktor Jeremejew auf engstem Raum. Alexander Gurwitsch widmete sich in dieser Zeit vor allem seinem letzten Werk: die ''Analytische Biologie''. Dieses Buch wurde allerdings nicht mehr veröffentlicht. Seine letzten Vorlesungen hielt er 1953 bis 1954 in seiner Wohnung.


Alexander Gurwitsch starb am 27. Juli 1954 im Alter von 79 Jahren an einem Herzleiden.
Ende der 20er Jahre wurde Alexander Gurwitsch, ein Biologe und Vitalist, für die Autoritäten der Universität zum Symbol ketzerischen Freidenkertums. Der unvermeidliche Konflikt brach 1929 aus, und er verließ die Universität 1930.


== Werke (Auswahl) ==
Man bot ihm daraufhin eine Stelle am Forschungsinstitut für Experimentelle Medizin in Leningrad an, das erste Forschungsinstitut Rußlands, das nicht einer Universität angegliedert war. Er erhielt auch ein Labor am neugegründeten Institut für Röntgenologie und Radiologie. Dies bedeutete für ihn, sich ganz ohne Lehrverpflichtungen in die reine Forschungsarbeit stürzen.
* ''Morphologie und Biologie der Zelle''. G. Fischer, Jena 1904.
* ''Atlas und Grundriß der Embryologie der Wirbeltiere und des Menschen''. J. F. Lehmann, München 1907.
* ''Über Determinierung, Normierung und Zufall in der Ontogenese.'' In: ''W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik.'' 30, 1910, S. 133–193.
* ''Die Vererbung als Verwirklichungsvorgang.'' In: ''Biologisches Zentralblatt.'' 32, 1912, S. 458–486.
* ''Über den Begriff des embryonalen Feldes'' (Originaltitel: ''O ponjatii ėmbrional'nych polej''). In: ''W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik.'' Sl, 1922, S. 353–415.
* mit L. D. Gurvič: ''Mitogenetičeskij analiz biologii rakovoj kletki.'' Allrussisches Institut für Experimentelle Medizin, 1937, S. 79.
* ''Teorija biologičeskogo polja.'' Sovetskaja nauka, 1944, S. 155.
* ''Mitogenetische Spektralanalyse durch selektive Streuungsmethoden.'' In: ''Acta Physica et Chimica.'' 20, 1945, S. 635–644.
* mit L. D. Gurvič: ''Vvedenie v učenie o mitogeneze.'' Institut für experimentelle Biologie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften, 1948, S. 115.


== Literatur ==
Anfang 1934 hielt Gurwitsch Vorlesungen über die mitogenetische Strahlung in Wien, Paris, Amsterdam, Leyden, Utrecht und Groningen . Er folgte einer Einladung von der Wiener Biologischen Gesellschaft, vom Pariser Pasteur-Institut und von der Holländischen Studentenvereinigung. Im Herbst desselben Jahres nahm er am Internationalen Kongreß für Elektroradiobiologie in Venedig teil. Während dieser beiden letzten Besuche im Westen, lernte er die wichtigsten Forscher kennen, die sich mit der Frage der mitogenetischen Strahlung befaßten.
* L. V. Beloussov, J. M. Opitz, S. F. Gilbert: ''Life of Alexander G. Gurwitsch and his relevant contribution to the theory of morphogenetic fields''. In: ''The International Journal of Developement Biology.'' 41 (1997), S. 771–779 [http://www.ijdb.ehu.es/web/descarga/paper/9449452 Text als PDF]
* [[Fritz-Albert Popp]], K. H. Li, Qiao Gu: ''Vitalistic Entelechia Principle.'' In: ''Recent advances in biophoton research and its applications.'' World Scientific Publishing, Singapore 1992, ISBN 981-02-0855-3, S. 470ff [http://books.google.de/books?id=RdXO0o5f4iwC&pg=PA470&lpg=PA470&dq=Die+Vererbung+als+Verwirklichungsvorgang&source=bl&ots=Xz5Vgbz_ta&sig=RpteqF-He4ioV8cNWcX5DZSlt_U&hl=de&ei=qDlxS47nHYiOnQPNw_mPCw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CBQQ6AEwAw#v=onepage&q=Die%20Vererbung%20als%20Verwirklichungsvorgang&f=false (Auszug auf Google Books)]


== Einzelnachweise ==
Im Herbst 194l standen die Nazitruppen vor Leningrad und er und seine Familie wurden nach Kazan ausgeflogen. Hier konzentrierte sich Gurwitsch ganz auf die rein theoretische Arbeit. Es gab keine Möglichkeiten, irgendwelche Experimente durchzuführen. Seine Feldtheorie erhielt hier ihre endgültige Form des vektoriellen biologischen Feldes. 1944 wurde sie in russischer Sprache veröffentlicht, 1947 auch auf französisch.
<references />


== Weblinks ==
Unmittelbar nach dem Krieg wurde Alexander Gurwitsch Direktor des Instituts für Experimentelle Biologie, welches der neuen Sowjetischen Akademie für Medizinische Wissenschaften angeschlossen war. Er leitete auch die Abteilung für Zellforschung an diesem Institut.
* {{DNB-Portal|10161117X}}


{{Normdaten|TYP=p|GND=10161117X|LCCN=n92069719|VIAF=84843283}}
1948 begann das düsterste Kapitel der biologischen Wissenschaften in der Sowjetunion. T. D. Lysenko organisierte die berüchtigte Augustsitzung der Akademie für Agrarwissenschaften. Eine Periode erzwungenen Gehorsams gegenüber obskuren und primitiven Dogmen in allen Bereichen der Biologie begann. Er protestierte, reichte seinen Rücktritt ein und ging in den Ruhestand.


{{SORTIERUNG:Gurwitsch, Alexander Gawrilowitsch}}
In seiner Wohnung arbeitete er aber weiter und Leitete weiterhin das mehr und mehr verkleinerte Labor für Zellteilung, welches dann 1953 ganz geschlossen wurde. Kurz darauf wurde es wieder eröffnete, jedoch nur mit zwei Stellen besetzt: Prof. Anna Gurwitsch und Dr. Victor F. Eremeev. Eine Reihe von Freiwilligen - Studenten oder Angestellte verschiedener Institutionen – arbeiteten in diesem Labor auf engstem Raum. Alexander Gurwitsch widmete sich in dieser Zeit vor allem seinem letzten Werk: die "Analytische Biologie". Dieses Buch wurde bis heute nicht veröffentlicht.
[[Kategorie:Biologe]]
[[Kategorie:Anatom]]
[[Kategorie:Embryologe]]
[[Kategorie:Zellbiologe]]
[[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Träger des Stalinpreises]]
[[Kategorie:Träger des Ordens des Roten Banners der Arbeit]]
[[Kategorie:Sowjetbürger]]
[[Kategorie:Russe]]
[[Kategorie:Geboren 1874]]
[[Kategorie:Gestorben 1954]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
Seine letzten Vorlesungen hielt er in den Jahren 1953-54 in seiner Wohnung. Alexander Gurwitsch starb am 27. Juli 1954.
|NAME=Gurwitsch, Alexander Gawrilowitsch

|ALTERNATIVNAMEN=Гурвич, Александр Гаврилович (russisch); Gurvič, Aleksandr Gavrilovič (wissenschaftliche Transliteration)

|KURZBESCHREIBUNG=russischer Biologe und Mediziner
= Entdeckungen =
|GEBURTSDATUM=8. Oktober 1874

|GEBURTSORT=[[Poltawa]], [[Russisches Kaiserreich]]
==Lehre der Zellstrahlung==
|STERBEDATUM=27. Juli 1954

|STERBEORT=[[Moskau]]
Diese Lehre ist als Lehre der '''mitogenetische Strahlung''' bekannt und wird heute unter der bezeichnung [[Biophotonik]] weitergeführt.
}}

==Theorie des biologischen Feldes==

Für diese Theorie verwendete Gurwitsch als erster den Begriff [[Feld]] in der Biologie.

= Artikel, Bücher und Arbeiten =

*Über die Zerstörbarkeit und Restitutionsfähigkeit des Protoplasmas in Echinodermeneiern und Amphibieneiern; (1904) Verhältnis der Anatomischen Gesellschaft. 146-15 I
*Über die Zerstörbarkeir und Restitusionsfähigkeit des Protoplasmas des Amphibieneier (1905) Anatomischer Anzeiger 27. 481-497
*Regulationsphänomene im Protoplasma; (1908) Proceedings of thc Sanct Petersburgh Naturalist Society 37. 140-189 (russisch)
*Über Determination, Normierung und Zufall in der Ontogenese.’ (1910) W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik 30, 133-193
*Die Vererbung els Verwirklichungsvorgang; (1912) Biologisches Zentralblatt 32, 458-486
*Der Vererbungsmechanismus der Form; (1914) W. Roux’ Archiv für Emwicklungsmechanik S9, 516-577
*Über den Begriff des embryonalen Feldes; (1922) W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik Sl, 353-415
*Weiterbildung und Verallgemeinerung des Feldbegriffes: (1927) W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik II2. 433-454
*Der Begriff der Äquipotentialität in seiner Anwendung auf physiologische Probleme; (1929) Archiv für Entwicklungsmechanik ll6. 20-35
*Die historischen Grundlagen der Biologie; (1930) Fischer Verlag, Jena
*Die mitogenerische Strahlung: (1932) Fischer Verlag, Berlin
*Die mitogenetische Strahlung; (1932) Medigiz Verlag, Moskau (russisch)
*Mitogeneric analysis of the exitation of the nervous svstem; (1937) Amsterdam
*Schadstrahlung des zentralen Nervensystems; (1937) Arkhiv Biologichcskikh Nauk 45, 53-57 (russisch)
*Aurobiographisches Tagebuch; (1941) unveröffentlicht
*Die Theorie des biologischen Feldes; (1944) Sowjetskaja Nauka. Moskau (auf russisch)
*Une theorie du champ biologique cellulaire;(1947) Bibliotheca Biothroretica, ser. D, il, 1-149
*Das Konzept des "Ganzen" im Licht der zellulären Feldrheorie: (1947) tn ..Sammlung von Arbeiten zur Mitogenese und der Theorie des biologische Feldes", l4l-l47. Medizinisches Verlagshaus, Moskau (russisch)
*Analytische Biologie: (1954) unveröffentlicht
*Die Theorie der Mirose; (1954) unveröffentlicht.
*Ausgewählte Werke (1977), Herausgegeben von L. V, Beloussow. Anna Gurwitsch und S. Y. Salkind, Meditsina, Sowjetische Akademie der Wisscnschaften, Moskau (russisch)
*The physico-chemical basis of mitogeneric radiation: (1943) Transaction of M. Faraday Society 39, 201-204 (zusammen mit J. I. Frenkcl)
*Analyse der sekundären mirogenerischen Strahlung; (1931) Arkhiv Biologicheskhikh Nauk 3l, 85-87 (russisch)
*Mitogenerische Strahlung; (1934) Verlag des Instituts für experimentelle Medizin, Moskau. MitogenttischeAnalyse der neuralen Erregung; (1935) Verlag des Instituts für experimentelle Medizin, Moskau-Leningrad (russisch)
*Mitogenetische Schadstrahlung; (1937) Bulletin für experimrntelle Biologie und Medizin 4, 459- 460(russisch)
*Mitogenetische Strahlung; (1937) Verlag des Instituts für experimentelle Medizin, 406-411 (russisch)
*Neue Möglichkeiten der rnitogenetischen Spektralanalyse; (1937) Bulletin für experimentelle Biologie und Medizin 4, 474-477 (russisch)
*Quencher im Blut von Krebspatienten und ihre Bedeutung für die Diagnose; (1938) Archiv der biologischen Wisscnschaft 51, 40-44 (russisch)
*Zwanzig Jahre mitogenerische Strahlung; (1943) Fortschritte dcr modernen Biologie 15, 305-334 (russisch)
*Mitogenetische Spektralanalyse durch selektive Streuungsmethoden, (1945) Acta Physica et Chimica 20, 635-644
*Mitogenetische Strahlung: Physisch-chemische Grundlagen und Anwendungen in Biologie und Medizin: (1945) Medgiz, Moskau (russisch)
*Einführung in die Lehre der Mitogenese, Verlag der Akademie der medizinischen Wissenschaft, Moskau (russisch)
*Die mitogenetische Strahlung; (1959) Fischer Verlag. Jena

Aktuelle Version vom 14. Mai 2024, 16:42 Uhr

Alexander Gawrilowitsch Gurwitsch (russisch Александр Гаврилович Гурвич, wiss. Transliteration Aleksandr Gavrilovič Gurvič; * 26. Septemberjul. / 8. Oktober 1874greg. in Poltawa, Russisches Kaiserreich, heute Ukraine; † 27. Juli 1954 in Moskau) war ein russischer Biologe und Mediziner.

Gurwitsch lieferte Beiträge zum Konzept des hypothetischen morphischen Feldes aus der Entwicklungsbiologie und gilt als Erstbeschreiber einer extrem schwachen Photonenemission biologischer Systeme, die er Mitogenetische Strahlung nannte und die heute mit dem Begriff der ultraschwache Photonenemission (auch ultraschwache Zellstrahlung) bezeichnet wird, und auf die sich auch die Hypothesen der Biophotonen berufen.

Studium und erste Forschungen

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Alexander Gurwitsch entstammte einer jüdischen Familie mit teils baltischen Wurzeln. Da seine Hauptinteressen in der Musik und Kunst lagen versuchte er nach dem Abschluss des Gymnasiums auf der Akademie der Bildenden Künste in München aufgenommen zu werden. Gurwitsch bestand aber die Aufnahmeprüfung nicht und entschied sich im Folgenden ein Studium an der medizinischen Fakultät der Universität München aufzunehmen. Im dritten oder vierten Jahr seines Studiums begann er im Labor von Karl Wilhelm von Kupffer zu arbeiten, welcher heute als einer der Mitbegründer der modernen Embryologie gilt. Gurwitsch entwickelte ein Interesse für die Embryologie und es folgte eine erste Veröffentlichung von ihm im Jahre 1895, die sich mit den Einflüssen von Chemikalien auf die Gastrulation von Fröschen befasste.

Nach seinem Abschluss an der Universität München im Jahr 1897 legte er an der Universität Kiew eine Prüfung ab um als Arzt praktizieren zu können.[1] Wenig später erhielt er eine Stelle an der anatomischen Fakultät der Universität Straßburg. Eigentlich strebte Gurwitsch eine Universitätskarriere in Russland an, jedoch war es ihm auf Grund seiner jüdischen Herkunft zu diesem Zeitpunkt nicht möglich in Russland zu arbeiten.[1] Später wechselte er an die Fakultät für Anatomie der Universität Bern, wo er als Privatdozent arbeitete. 1903 heiratete er die Russin Lidija Dmitrijewna Felizina, die er an der medizinischen Fakultät in Bern kennengelernt hatte und welche ihn zeitlebens bei seinen Forschungen unterstützte. Im Jahr 1904 erschien Gurwitschs Monografie Morphologie und Biologie der Zelle, welche ihm internationale Anerkennung als Histologe verschaffte.

Rückkehr nach Russland

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1905 kehrte Alexander Gurwitsch zusammen mit seiner Frau nach Russland zurück, da er als Wehrpflichtiger während des Russisch-Japanischen Kriegs eingezogen wurde. Wenig später übernahm er eine Professur für Anatomie und Histologie am Bestuschew-Frauenkollegium in Sankt Petersburg. In dieser Zeit bildete er seinen allgemeinen konzeptionellen Ansatz zum Verständnis biologischer Probleme. Er war einer der wenigen Biologen, die auch hervorragende Kenntnisse in Physik und Mathematik besaßen. Einer von Gurwitschs engsten Freunden war der Physiker und späteres Mitglied er Akademie der Wissenschaften Leonid Isaakowitsch Mandelstam, welcher Gurwitsch unter anderem die Theorien Einsteins näher brachte. Im Jahr 1907 wurde Gurwitschs erstes größeres Werk über die Embryologie Atlas und Grundriß der Embryologie der Wirbeltiere und des Menschen veröffentlicht. Wenig später untersuchte Gurwitsch die Zellteilungen in symmetrischen Organismen wie zum Beispiel Seeigeleiern. Dabei stellte er fest, dass die Zahl der Zellteilungen zum selben Zeitpunkt an den verschiedenen Hälften des symmetrischen Organismus nie gleich ist. Gurwitsch schloss daraus, dass die individuellen Zellteilungen innerhalb des Organismus mehr oder weniger zufällig ablaufen und vermutete, dass die Zellen durch Integrationsfaktoren oder Suprazelluläre Regulation beeinflusst werden um ihre endgültige Form zu erhalten.

Theorie des Morphischen Feldes

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Skizze des von Gurwitsch postulierten Morphischen Feldes als Vektor-Feld

1912 veröffentlichte Gurwitsch seine Arbeit Die Vererbung als Verwirklichungsvorgang in der er die Hypothese aufstellte, dass ein Geschehensfeld beziehungsweise Kraftfeld für die Morphogenese von Organismen verantwortlich ist.[2] Später bezeichnete Gurwitsch dieses Feld als embryonales Feld.[3] Ähnliche Vermutungen waren bereits 20 Jahre früher vom deutschen Biologen Hans Driesch aufgestellt wurden, der die Existenz eines derartigen Feldes in einem neovitalistischen Sinne als Entelechie („das sein Ziel in sich selbst trägt“) annahm. Weitere Beiträge erfolgten bereits 1910 von Theodor Boveri.[2][4] Obwohl Gurwitsch den Begriff Vererbung in seinen Veröffentlichungen nutze, war er ein strikter Gegner der Theorien damaligen Genetiker um Thomas Hunt Morgan. Diese Haltung trug auch dazu bei, dass Gurwitsch zu dieser Zeit unter den russischen Biologen wenig anerkannt war.

Erster Weltkrieg und die Entdeckung der mitotischen Strahlung

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Während des Ersten Weltkrieges musste Gurwitsch seine Forschungen einstellen und arbeitete als Militärchirurg in Petrograd. Nach dem Krieg erhielt Gurwitsch eine Anstellung bei der neu gegründeten Taurischen Nationalen Universität und zog mit seiner Familie im Herbst des Jahres 1918 nach Simferopol auf die Krim. An der Universität arbeitete er als Leiter der Histologischen Abteilung der Medizinischen Fakultät.[5] Im Jahr 1923 entdeckte Gurwitsch bei der Untersuchung der Zellteilung von Zwiebelnzellen eine Photonenemission im Spektralbereich um 260 nm.[6] Gurwitsch vermutete, dass diese Strahlung die Mitose von Zellen stimulieren könne und nannte die Strahlung daher mitogenetischen Strahlung. Diese Entdeckung der heutzutage als ultraschwache Photonenemission bezeichneten Strahlung wurde nach anfänglicher weltweiten Anerkennung später in Frage gestellt und als unwichtig eingestuft. Dennoch beschäftigte sich Gurwitsch bis zum Ende seines Lebens mit der Untersuchung des Phänomens.[6]

Arbeit in Moskau und Leningrad

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1924 wurde Gurwitsch als Professor an die Fakultät für Histologie und Embryologie an der Staatlichen Universität Moskau berufen. Hier untersuchte er weiter die mitogenetische Strahlung. 1929 wurde Gurwitsch nach einem Streit mit der Universitätsleitung gezwungen, die Universität zu verlassen. Im Jahr 1930 erhielt Gurwitsch eine Stelle am Institut für Experimentalmedizin in Leningrad, an dem zu dieser Zeit auch andere bedeutende Wissenschaftler wie Iwan Pawlow arbeiteten. Im Jahr 1934 nahm er am Internationalen Kongress für Radiobiologie in Venedig teil und hielt in der Folgezeit Vorlesungen in mehreren europäischen Ländern. 1941 erhielt er den Stalinpreis für seine Untersuchungen der mitogenetischen Strahlung im Zusammenhang mit der Diagnose von Krebs. Außerdem war Gurjewitsch Träger des Orden des Roten Banners der Arbeit.[7] Während des Deutsch-Sowjetischen Krieges war es Gurwitsch nicht möglich Experimente durchzuführen. Im Herbst 1941 stand die Wehrmacht vor Leningrad und Gurwitsch, seine Frau und seine Tochter Anna wurden nach Kasan ausgeflogen. Hier konzentrierte sich Gurwitsch ganz auf die rein theoretische Arbeit. Es gab keine Möglichkeiten, irgendwelche Experimente durchzuführen. Seine Feldtheorie der Morphogenese erhielt hier ihre endgültige Form als vektorielles biologisches Feld. 1944 wurde die entsprechende Arbeit als Teorija biologitscheskowo polja (Теория биологического поля) in russischer Sprache veröffentlicht, 1947 auch auf Französisch.

Nach dem Krieg wurde Alexander Gurwitsch Leiter der Abteilung für Zellbiologie des Instituts für Experimentelle Biologie,[1] das der neuen Sowjetischen Akademie für Medizinische Wissenschaften angeschlossen war. Im selben Jahr organisierte Trofim Lyssenko die berüchtigte Augustsitzung der Akademie für Agrarwissenschaften. Eine Periode erzwungenen Gehorsams gegenüber Dogmen in allen Bereichen der Biologie begann. Gurwitsch protestierte, reichte seinen Rücktritt ein und ging in den Ruhestand. Im Jahr 1951 starb Gurewitschs Frau und langjährige Mitarbeiterin Lydija. In seiner Wohnung arbeitete Gurwitsch weiter und leitete de facto weiterhin das mehr und mehr verkleinerte Labor für Zellteilung, das 1953 ganz geschlossen wurde und kurz darauf wieder eröffnet wurde. Eine Reihe von Freiwilligen arbeiteten in diesem unter der Leitung seiner Tochter Anna Gurwitsch und Wiktor Jeremejew auf engstem Raum. Alexander Gurwitsch widmete sich in dieser Zeit vor allem seinem letzten Werk: die Analytische Biologie. Dieses Buch wurde allerdings nicht mehr veröffentlicht. Seine letzten Vorlesungen hielt er 1953 bis 1954 in seiner Wohnung.

Alexander Gurwitsch starb am 27. Juli 1954 im Alter von 79 Jahren an einem Herzleiden.

Werke (Auswahl)

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  • Morphologie und Biologie der Zelle. G. Fischer, Jena 1904.
  • Atlas und Grundriß der Embryologie der Wirbeltiere und des Menschen. J. F. Lehmann, München 1907.
  • Über Determinierung, Normierung und Zufall in der Ontogenese. In: W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik. 30, 1910, S. 133–193.
  • Die Vererbung als Verwirklichungsvorgang. In: Biologisches Zentralblatt. 32, 1912, S. 458–486.
  • Über den Begriff des embryonalen Feldes (Originaltitel: O ponjatii ėmbrional'nych polej). In: W. Roux’ Archiv für Entwicklungsmechanik. Sl, 1922, S. 353–415.
  • mit L. D. Gurvič: Mitogenetičeskij analiz biologii rakovoj kletki. Allrussisches Institut für Experimentelle Medizin, 1937, S. 79.
  • Teorija biologičeskogo polja. Sovetskaja nauka, 1944, S. 155.
  • Mitogenetische Spektralanalyse durch selektive Streuungsmethoden. In: Acta Physica et Chimica. 20, 1945, S. 635–644.
  • mit L. D. Gurvič: Vvedenie v učenie o mitogeneze. Institut für experimentelle Biologie der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften, 1948, S. 115.
  • L. V. Beloussov, J. M. Opitz, S. F. Gilbert: Life of Alexander G. Gurwitsch and his relevant contribution to the theory of morphogenetic fields. In: The International Journal of Developement Biology. 41 (1997), S. 771–779 Text als PDF
  • Fritz-Albert Popp, K. H. Li, Qiao Gu: Vitalistic Entelechia Principle. In: Recent advances in biophoton research and its applications. World Scientific Publishing, Singapore 1992, ISBN 981-02-0855-3, S. 470ff (Auszug auf Google Books)

Einzelnachweise

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  1. a b c Mirra Aspiz: Ėto byl krupnejšij učenyj. Lechaim 2004 (russisch)
  2. a b Scott F. Gilbert, Susan R. Singer: The „Re-discovery“ of Morphogenic Fields. (Memento vom 16. September 2010 im Internet Archive) In: Developmental Biology. 8., überarb. Auflage. Palgrave Macmillan, 2006, ISBN 0-87893-250-X. (englisch)
  3. V. A. Gurwitsch: Über den Begriff des embryonalen Feldes. In: Roux' Arch. Ent. Org. 51, 1922, S. 383–415.
  4. K. Sander: Of gradients and genes: Developmental concepts of Theodor Boveri and his students. In: Roux' Arch. Dev. Biol. 203, 1994, S. 295–297. (englisch)
  5. B. M. Vladimirskij, E. N. Čujan: A.G. Gurvič i ego vydajuščiesja učeniki G.M. Frank i A.A. Ljubiščev. (Memento vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) In: Učenye zapiski Tavričeskogo nacional'nogo universiteta im. V. I. Vernadskogo Serija Biologija, chimija. Tom 21 (60), Simferopol 2008, S. 39. (russisch; PDF-Datei; 3,9 MB)
  6. a b Fritz-Albert Popp: Geschichtliche Entwicklung der Biophotonik. (Memento vom 6. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF)
  7. Artikel Гурвич Александр Гаврилович in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie (BSE), 3. Auflage 1969–1978 (russisch)http://vorlage_gse.test/1%3D017130~2a%3D%D0%93%D1%83%D1%80%D0%B2%D0%B8%D1%87%20%D0%90%D0%BB%D0%B5%D0%BA%D1%81%D0%B0%D0%BD%D0%B4%D1%80%20%D0%93%D0%B0%D0%B2%D1%80%D0%B8%D0%BB%D0%BE%D0%B2%D0%B8%D1%87~2b%3D%D0%93%D1%83%D1%80%D0%B2%D0%B8%D1%87%20%D0%90%D0%BB%D0%B5%D0%BA%D1%81%D0%B0%D0%BD%D0%B4%D1%80%20%D0%93%D0%B0%D0%B2%D1%80%D0%B8%D0%BB%D0%BE%D0%B2%D0%B8%D1%87