„Telefonseelsorge“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Tmid (Diskussion | Beiträge) K →Kanada und USA: Fix |
|||
(272 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Datei:Stamp Germany 1998 MiNr2021 Telefonseelsorge.jpg|mini|[[Briefmarken-Jahrgang 1998 der Bundesrepublik Deutschland|Deutsche Sonderbriefmarke von 1998]]]] |
|||
Die '''Telefonseelsorge''' ist ein Beratungs- und Seelsorgeangebot der evangelischen und der katholischen [[Kirche]]. Sie ist in Deutschland rund um die Uhr telefonisch unter den bundeseinheitlichen Rufnummern '''0800- 111 0 111 und 0800- 111 0 222''' und im Internet per [[Mail]] und [[Chat]] über '''www.telefonseelsorge.de''' erreichbar. Als einzige Einrichtung bietet sie Tag und Nacht flächendeckend ein telefonisches Gesprächsangebot für Menschen in Sorgen und Nöten an. Die Telefonseelsorge dient dabei als [[Krisendienst]] unmittelbar der [[Suizidprävention]]. |
|||
[[File:Suicide prevention sign on the Golden Gate Bridge 2.jpg|thumb|Notfall-[[Rufsäule|Ruf]] für Suizidgefährdete auf der [[Golden Gate Bridge]]]] |
|||
Die '''Telefonseelsorge''' (Deutschland und Österreich: „Telefonseelsorge“; England/USA: „telephone emergency services“, „crisis hotline“, „suicide hotline“ oder „Samaritans“; Frankreich: „SOS Amitié“; Schweiz: „[[Die Dargebotene Hand]]“; etc.) ist eine vorwiegend [[ehrenamt]]lich betriebene Hilfseinrichtung zur telefonischen Beratung von Menschen mit Sorgen, Nöten und Krisen, die in vielen Ländern besteht. Sie dient als [[Krisendienst]] unmittelbar der [[Suizid#Suizidprävention|Suizidprävention]] und ist in den meisten Ländern rund um die Uhr erreichbar. Über das telefonische Angebot hinaus bietet sie in vielen Ländern zusätzlich ein Beratungsangebot per [[E-Mail|Mail]] oder [[Chat]] an. |
|||
== Geschichte der Telefonseelsorge == |
|||
== Rufnummern == |
|||
⚫ | Die Idee einer Telefonseelsorge entstand zuerst in [[protestantisch]]en Pfarrhäusern: 1892 erstmals in New York und dann 1953 in London wurden Pfarrer auf die steigende Zahl von Suizidversuchen und Selbsttötungen in ihren Großstädten aufmerksam. Sie boten ihre Telefonnummern in Zeitungsinseraten an, um diesen Menschen |
||
=== Deutschland === |
|||
Aus der Initiative Einzelner wurde in England die Bewegung der "Samaritans", in Deutschland gründeten sich Mitte der 50er Jahre aus ähnlichen Motiven die ersten Telefonseelsorge-Stellen in Berlin, Kassel und Frankfurt. Im Jahr 2006 feiert die Telefonseelsorge Deutschland ihr 50jähriges Bestehen mit der Gründung der Berliner Stelle. In Deutschland haben sich zwei Dachverbände entwickelt. Die evangelische und die katholische Konferenz für Telefonseelsorge und Offene Tür, die in der gemeinsamen Evangelisch-Katholischen Kommission die Zusammenarbeit der 105 deutschen (meist ökumenischen) Telefonseelsorge-Stellen organisieren. |
|||
{{Hauptartikel|Telefonseelsorge Deutschland}} |
|||
* {{DEU|#}} [[Telefonseelsorge Deutschland|Telefonseelsorge '''Deutschland''']]: '''0800-1110111''' (evangelisch) oder '''0800-1110222''' (katholisch) oder '''116123'''. |
|||
=== Liechtenstein === |
|||
== Grundsätze der Telefonseelsorge == |
|||
{{Hauptartikel|Die Dargebotene Hand}} |
|||
* {{LIE|#}} [[Die Dargebotene Hand]] in '''Liechtenstein''': '''143'''. |
|||
** Für Kinder und Jugendliche: [[Sorgentelefon Liechtenstein]] ('''147''') |
|||
=== Österreich === |
|||
* '''Anonymität''': Niemand, der anruft, wird nach seinem Namen gefragt. Jede und jeder kann anonym bleiben. Die Rufnummer der Anrufenden erscheint in keinem Display. Da das Telefonat gebührenfrei ist, hinterlässt es keine Datenspur, beispielsweise auf der Telefonrechnung. Auch die Telefonseelsorger/innen bleiben anonym. |
|||
* {{AUT|#}} Telefonseelsorge in '''Österreich''' ([[Ökumenische Bewegung|ökumenisch]]): '''142''' (ehemals 1717), seit etwa 2016 gibt es auch das Angebot eines Chats. |
|||
⚫ | |||
** Für Kinder und Jugendliche: [[147 – Rat auf Draht]] ('''147''') |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
=== Schweiz === |
|||
== Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen == |
|||
{{Hauptartikel|Die Dargebotene Hand}} |
|||
* {{SUI|#}} [[Die Dargebotene Hand]] in der '''Schweiz''': '''143'''. |
|||
** Für Kinder und Jugendliche: [[Telefonhilfe 147]] ('''147''') |
|||
=== Kanada und USA === |
|||
Dieses Beratungsangebot ist als 24-Stunden-Dienst nur durch die Mitarbeit von deutschlandweit über 7.000 [[Ehrenamt]]lichen möglich. Durch ihr Engagement gelingt es der Telefonseelsorge, bereits seit einigen Jahrzehnten rund um die Uhr an allen Tagen des Jahres für Gespräche zur Verfügung zu stehen. Die Ehrenamtlichen erklären sich zu Beginn der Ausbildung bereit nach ihrer Ausbildung eine Mindestzahl von Jahren (meist 2 Jahre oder mehr) mitzuarbeiten. Die größte Zahl der [[Freiwilligen]] bleibt jedoch weit länger im Dienst. In manchen Stellen gibt es vereinzelt sogar Ehrenamtliche, die 20, 30, 40 Jahre und länger dabei sind. |
|||
* {{CAN|#}} {{USA|#}} 988 Suicide & Crisis Lifeline: '''988'''<ref>[https://988lifeline.org/ 988 Suicide & Crisis Lifeline (USA)]</ref><ref>[https://988.ca/ Get Help | 9-8-8: Suicide Crisis Helpline (Kanada)]</ref> |
|||
** Für [[LGBT]]-Jugend: [[Trevor Project]] ('''1 866 488 7386''')<ref>[https://www.thetrevorproject.org/get-help/ The Trevor Project]</ref> |
|||
== |
== Geschichte der Telefonseelsorge == |
||
⚫ | Die Idee einer Telefonseelsorge entstand zuerst in [[protestantisch]]en [[Pastorat|Pfarrhäusern]]: 1892 erstmals in [[New York City|New York]] und dann 1953 in [[London]] wurden [[Pfarrer]] auf die steigende Zahl von Suizidversuchen und Selbsttötungen in ihren Großstädten aufmerksam. Sie boten ihre [[Rufnummer|Telefonnummern]] in Zeitungsinseraten an, um diesen Menschen noch ein [[Gespräch]], ein menschliches Ohr, ein Angebot zur Hilfe in ihrer Verzweiflung geben zu können. So gab der [[anglikanisch]]e Pfarrer einer Londoner Innenstadtgemeinde, [[Chad Varah]], am [[7. Dezember]] [[1953]] im ''Daily Herald''<ref>DIAL MANsion 9000 – for a Good Samaritan in: Daily Herald (7. Dezember 1953), S. 3.</ref> die Anzeige auf: DIAL MANsion 9000 – for a Good Samaritan. Sein Angebot wird im Zeitungstext beschrieben als Hilfe für „those in spiritual trouble“. Sie sollen anrufen können, wenn sie einen Suizid beabsichtigen. In dieser Anzeige wird die Anonymität bereits betont sowie das 24-Stunden-Angebot angedacht. |
||
In manchen Darstellungen wird auch folgende Formulierung verwendet: „Before you commit suicide, ring me up. Telephone Mansion House 9000“ („Bevor Sie Suizid begehen, rufen Sie mich an“).<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.telefonseelsorge.at/institution/8172/ueberuns/article/66113.html |titel=Die Geschichte der TelefonSeelsorge |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=18.03.2018 |sprache=}}</ref> |
|||
Die TelefonSeelsorge wird in Deutschland von der evangelischen und katholischen Kirche getragen. Dies geschieht derzeit in 105 selbständigen TS-Stellen durch über 7.000 ehrenamtliche und ca. 350 hauptamtliche Mitarbeiter/innen. Diese örtlichen Stellen sind in katholischer, evangelischer, vorwiegend jedoch in ökumenischer Trägerschaft. Rechtlich sind die Stellen sehr unterschiedlich konzipiert. Zum Teil sind die Telefonseelsorge-Stellen Dienststellen von Landeskirchen oder Diözesen, die selbst [[Körperschaft|en| des Öffentichen Rechts]]sind. Häufig werden sie aber auch in der Form eines eingetragenen Vereins ([[e.V.]]) geführt. |
|||
Als Träger fungieren insgesamt unterschiedliche Rechtsträger: [[Landeskirche]]n, [[Diözese]]n, [[Dekanat]]e, [[Kirchenkreis]]e vereinzelt auch Verbände der [[Diakonie]] und [[Caritas]]. Die Evangelisch-Katholische Kommission für TS und Offene Tür, die von den Vorständen der Evangelischen und der Katholischen Konferenz für TS und Offene Tür gebildet wird, ist Inhaberin des Markennamens Telefonseelsorge und verfügt über die Vergabe der beiden einheitlichen deutschlandweiten Rufnummern und über die Beratungsportal im Internet. |
|||
Aus der Initiative Einzelner wurde in England die Bewegung der ''Samaritans'', die sich auch auf andere Länder ausgeweitet hat. Parallel zu den Samaritans hat sich als weiterer Dachverband IFOTES (International Federation of Telephone Emergency Services) mit Sitz in der Schweiz entwickelt. In den meisten Ländern werden die Stellen von Personenvereinigungen getragen. Die in Deutschland begann am 5. Oktober 1956 mit der [[Telefonseelsorge Berlin]]. Träger dieser Stelle war von Anfang an und ist bis heute ein Verein. Als [[Medium (Kommunikation)|Medium]] der Telefonseelsorge hat sich von 1984 bis 2016 die Fachzeitschrift ''Auf Draht'' etabliert, die 2017 in ''[[24/7 Zeitschrift der TelefonSeelsorge Deutschland]]'' umbenannt wurde. Durch die Idee und die anschließende Etablierung der Telefonseelsorge weltweit wurden in der Folge verschiedene andere telefonische Notfallberatungen initiiert: Suchtnotrufe, Kindersorgentelefone, Beratungstelefone für Gewaltopfer und so weiter. In [[Telefonseelsorge Deutschland|Deutschland]] und Österreich sind grundsätzlich die großen [[Volkskirche]]n Träger der Telefonseelsorge, in Deutschland seit Januar 2022 vereint im Dachverband ''TelefonSeelsorge® Deutschland e. V.'' |
|||
== Qualitätssicherung == |
|||
== Internationale Grundsätze == |
|||
Sowohl die technischen Bedingungen als auch das Anrufverhalten von Menschen und ihre Probleme verändern sich im Laufe der Zeit. Um die Qualität der Arbeit zu gewährleisten, muss somit eine ständige Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit stattfinden. Dies findet auf Verbandsebene unter anderem durch internationale oder nationale Kongresse, Weiterbildungen und Fachtagungen der Mitarbeiter statt. In den Stellen vor Ort bzw. bei regionalen und überregionalen Treffen werden hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen regelmäßig weitergebildet und supervidiert. Darüber hinaus gibt es nationale und internationale Standards zur Auswahl, Aus- und Weiterbildung sowie Supervision der Mitarbeiter/innen. |
|||
* Anonymität: Ratsuchende werden nicht nach ihrem Namen gefragt, sondern können [[Anonymität|anonym]] bleiben. Auch die Telefonseelsorger bleiben anonym.<ref>Franz-Josef Hücker: ''Telefonseelsorge im Schatten der Anonymität. Wenn sich eine gute Absicht in ihr Gegenteil verkehrt.'' In: [[24/7 Zeitschrift der TelefonSeelsorge Deutschland]] 34(1) April 2017, S. 16–18.</ref> |
|||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
== Internationale Vernetzung == |
== Internationale Vernetzung == |
||
Es gibt weltweit zwei [[Dachverband|Dachverbände]] für Telefonseelsorge: IFOTES (International Federation of Telephone Emergency Services) und die Samaritans. In der gültigen Fassung der „Ethik Charta“ von IFOTES (verabschiedet in Jerusalem am 14. Juli 1994) sind die internationalen [[Grundsatz|Grundsätze]] der Telefonseelsorge festgehalten. Die Grundsätze der Samaritans und von IFOTES sind weitgehend identisch. Über die internationalen [[Normung|Normen]] hinaus gibt es Regelungen der nationalen [[Verband (Recht)|Verbände]] sowie Satzungen und Konzeptionen der jeweiligen Stellen vor Ort. Diese dienen dazu, die Idee der Telefonseelsorge entsprechend den nationalen und [[region]]alen Gegebenheiten zeitgemäß zu verwirklichen und konkrete Mindeststandards zu gewährleisten. [[Tagung]]en und [[Tagung|Kongresse]] auf [[nation]]aler und [[international]]er Ebene fördern dabei den Austausch und die Verständigung auf fachlicher Ebene aber auch von Menschen unterschiedlicher [[Soziale Herkunft|Herkunft]], [[Kultur]] und [[Religion]]. Der Grundsatz, möglichst unvoreingenommen auf Ratsuchende einzugehen, kann so in der Begegnung mit fremden und unbekannten Menschen aus anderen Telefonseelsorge-Einrichtungen erlebt und eingeübt werden. |
|||
== Philatelistisches == |
|||
Die Telefonseelsorge gehört dem internationalen Dachverband IFOTES an. In der Ethik Charta von IFOTES sind die internationalen Grundsätze der Telefonseelsorge festgehalten. Über diese internationalen Regeln hinaus gibt es Regelungen der nationalen Verbände sowie Satzungen und Konzeptionen der einzelnen Stellen. Diese dienen dazu die Idee der Telefonseelsorge entsprechend der nationalen und regionalen Gegebenheiten zeitgemäß zu verwirklichen und konkrete Mindeststandards zu gewährleisten. |
|||
Mit dem [[Erstausgabetag]] 2. September 2021 gab die [[Deutsche Post AG]] anlässlich der Einrichtung der Telefonseelsorge vor 65 Jahren in Deutschland ein [[Sonderpostwertzeichen]] zu je 0,80 € im 10er-Bogen heraus, geeignet für die Frankierung von Standardbriefen bis 20 g. Das Motiv für die Gestaltung der Briefmarke sind die Telefonnummer und die Internetadresse der Telefonseelsorge.<ref>[https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Bilderstrecken/Sondermarken/Programm_2021/Briefmarken_Programm_2021/2021_telefonseelsorge.png?__blob=wide&v=92021er Sonderbriefmarke Telefonseelsorge 2021]</ref> Der Entwurf stammt von der Grafikerin Elisabeth Hau aus Nürnberg. |
|||
== Seelsorge und Beratung auch im Internet == |
|||
Auch im [[Internet]] hat die Telefonseelsorge Pionierarbeit geleistet. Sie bietet neben Gesprächen am Telefon auch Beratung und Seelsorge per [[Mail]] und [[Chat]] an. Schon 1995 waren einzelne Stellen der TelefonSeelsorge mit einem Beratungsangebot im Internet vertreten. Damit gehört die TelefonSeelsorge zum ältesten Beratungsdienst im deutschsprachigen Internet. Mit über 250 Internetberater/innen in über 30 Stellen (Stand: September 2004) stellt die Telefonseelsorge auch im Internet eine zentrale Anlaufstelle für Menschen mit Problemen, in Krisen und mit Selbstmordabsichten dar. |
|||
== Anonymität und Datenschutz == |
|||
== Literatur == |
|||
Seit der [[Digitalisierung]] des Telefonnetzes setzen sich die Verantwortlichen der Telefonseelsorge aktiv mit den Fragen des Datenschutzes auseinander, um für die Anonymität und Sicherheit der Ratsuchenden wirksam eintreten zu können. So stellen der mögliche [[Einzelverbindungsnachweis]] und das Internet große Herausforderungen für eine anoyme Beratung dar. Auch auf politischer Ebene hat sich die Telefonseelsorge diesbezüglich mit Erfolg eingestzt. Mittlerweile wird der anonyme und unbeobachtbare Zugang zum telefonischen Beratungsangebot sogar durch ein Bundesgesetz (§ 97 des Telekommunikationsgesetzes in der aktuellen Fassung von Juni 2004 [[TKG]]) gewährleistet. Darüber hinaus hat die Telefonseelsorge aber auch bei der [[Online-Beratung]] ein umfassendes Sicherheitskonzept realisiert und das [[Sewecom]]-Projekt für sichere Internetkommunikation mit initiert. Die staatlichen Gesetze von Bund und Ländern gelten bei der Telefonseelsorge nichtunmittelbare, da dieser Bereich von den Kirchen eigens geregelt wird (Kirchlicher Datenschutz). Zuständig sind somit die Datenschutzbeauftragten der örtlichen kirchlichen Träger, je nachdem, ob es sich um eine Dienststelle des jeweiligen (Erz-)Bistums bzw. der Landeskirche oder um eine rechtlich eigenständige Einrichtung wie einen eingetragenen Verein handelt. |
|||
* Franz-Josef Hücker: ''Telefonseelsorge.'' In: Wilfried Engemann (Hrsg.): Handbuch der Seelsorge. Grundlagen und Profile. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2016, ISBN 978-3-374-04258-6, S. 573–590. |
|||
* Eberhard Hauschildt, Bernd D. Blömeke (Hg.): ''Telefonseelsorge interdisziplinär.'' Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-647-62435-8. |
|||
* Heiner Seidlitz, Dietmar Theiss: ''Ressourcenorientierte Telefonberatung.'' Borgmann Media, Dortmund 2007, ISBN 978-3-938187-37-1. |
|||
* Traugott Weber (Hrsg.): ''Handbuch Telefonseelsorge.'' Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-62386-0. |
|||
* Helmut Harsch: ''Theorie und Praxis des beratenden Gesprächs: Ausbildungskurs d. Evang. Telefonseelsorge München.'' Kaiser, München 1973. |
|||
* Chad Varah: ''Samariter. Hilfe durchs Telefon.'' Kreuz Verlag, Stuttgart 1966. |
|||
* Erich Stange: ''Telefonseelsorge.'' Oncken Verlag, Kassel 1961. |
|||
== |
== Weblinks == |
||
⚫ | |||
⚫ | |||
⚫ | |||
* [https://www.143.ch/ Schweizer Verband – Dargebotene Hand] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
Die Ausbildung zum / zur ehrenamtlichen Telefonseelsorgerin / zum Telefonseelsorger findet in den Stellen vor Ort, entsprechend der Rahmenrichtlinien der Dachverbände statt. Vor der Ausbildung wird ein Auswahlverfahren durchgeführt, das Einzelgespräche und Gruppenverfahren enthalten kann. Die Ausbildung dauert in Regel ein Jahr und beeinhaltet [[Selbsterfahrung]] als Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen und Lebensthemen und befaßt sich mit [[Gesprächsführung]] in einem helfenden Gespräch. Die fachlichen Schwerpunkte (tiefenpsychologisch, gestalttherapeutisch, systemisch usw.) können in den einzelnen Stellen differieren. Fachliche Basis der Ausbildung ist dabei insgesamt die [[klientenzentrierte Gesprächsführung]] nach [[Carl Rogers]] und die darin formulierten förderlichen Grundhaltung für ein helfendes Gespräch. Die fachlich fundierte Ausbildung in Gesprächsführung und die supervisorische Begleitung und Weiterbildung der Ehrenamtlichen macht die Tätigkeit bei der Telefonseelsorge für viele Menschen interessant. Interessierte können sich an ihre nächstgelegene örtliche Stelle wenden. In den nachfolgenden Links ist eine Karte und ein Liste der deutschen Telefonseelsorge-Stellen zu finden. |
|||
<references /> |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4059370-8}} |
|||
== Links == |
|||
[[Kategorie:Telefon- oder Internetseelsorge| ]] |
|||
⚫ | |||
[[Kategorie:Ehrenamt]] |
|||
* [http://www.telefonseelsorge-mz-wi.de/ethik_charta.html Internationale Grundsätze des Dachverbands IFOTES] |
|||
[[Kategorie:Gegründet 1956]] |
|||
* [http://www.telefonseelsorge.de/hintergrund/literatur.htm Literatur zur Telefonseelsorge] |
|||
[[Kategorie:Suizidprävention]] |
|||
* [http://www.telefonseelsorge.de/beratung/internet/konzept Konzept zur Beratung und Seelsorge im Internet] |
|||
* [http://www.sewecom.de/telefonseelsorge/sicherheitskonzept Datenschutz- und Sicherheitskonzept zur Online-Beratung] |
|||
⚫ | |||
⚫ |
Aktuelle Version vom 19. April 2025, 23:48 Uhr


Die Telefonseelsorge (Deutschland und Österreich: „Telefonseelsorge“; England/USA: „telephone emergency services“, „crisis hotline“, „suicide hotline“ oder „Samaritans“; Frankreich: „SOS Amitié“; Schweiz: „Die Dargebotene Hand“; etc.) ist eine vorwiegend ehrenamtlich betriebene Hilfseinrichtung zur telefonischen Beratung von Menschen mit Sorgen, Nöten und Krisen, die in vielen Ländern besteht. Sie dient als Krisendienst unmittelbar der Suizidprävention und ist in den meisten Ländern rund um die Uhr erreichbar. Über das telefonische Angebot hinaus bietet sie in vielen Ländern zusätzlich ein Beratungsangebot per Mail oder Chat an.
Rufnummern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Telefonseelsorge Deutschland: 0800-1110111 (evangelisch) oder 0800-1110222 (katholisch) oder 116123.
Liechtenstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dargebotene Hand in Liechtenstein: 143.
- Für Kinder und Jugendliche: Sorgentelefon Liechtenstein (147)
Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Telefonseelsorge in Österreich (ökumenisch): 142 (ehemals 1717), seit etwa 2016 gibt es auch das Angebot eines Chats.
- Für Kinder und Jugendliche: 147 – Rat auf Draht (147)
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Dargebotene Hand in der Schweiz: 143.
- Für Kinder und Jugendliche: Telefonhilfe 147 (147)
Kanada und USA
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]988 Suicide & Crisis Lifeline: 988[1][2]
- Für LGBT-Jugend: Trevor Project (1 866 488 7386)[3]
Geschichte der Telefonseelsorge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Idee einer Telefonseelsorge entstand zuerst in protestantischen Pfarrhäusern: 1892 erstmals in New York und dann 1953 in London wurden Pfarrer auf die steigende Zahl von Suizidversuchen und Selbsttötungen in ihren Großstädten aufmerksam. Sie boten ihre Telefonnummern in Zeitungsinseraten an, um diesen Menschen noch ein Gespräch, ein menschliches Ohr, ein Angebot zur Hilfe in ihrer Verzweiflung geben zu können. So gab der anglikanische Pfarrer einer Londoner Innenstadtgemeinde, Chad Varah, am 7. Dezember 1953 im Daily Herald[4] die Anzeige auf: DIAL MANsion 9000 – for a Good Samaritan. Sein Angebot wird im Zeitungstext beschrieben als Hilfe für „those in spiritual trouble“. Sie sollen anrufen können, wenn sie einen Suizid beabsichtigen. In dieser Anzeige wird die Anonymität bereits betont sowie das 24-Stunden-Angebot angedacht.
In manchen Darstellungen wird auch folgende Formulierung verwendet: „Before you commit suicide, ring me up. Telephone Mansion House 9000“ („Bevor Sie Suizid begehen, rufen Sie mich an“).[5]
Aus der Initiative Einzelner wurde in England die Bewegung der Samaritans, die sich auch auf andere Länder ausgeweitet hat. Parallel zu den Samaritans hat sich als weiterer Dachverband IFOTES (International Federation of Telephone Emergency Services) mit Sitz in der Schweiz entwickelt. In den meisten Ländern werden die Stellen von Personenvereinigungen getragen. Die in Deutschland begann am 5. Oktober 1956 mit der Telefonseelsorge Berlin. Träger dieser Stelle war von Anfang an und ist bis heute ein Verein. Als Medium der Telefonseelsorge hat sich von 1984 bis 2016 die Fachzeitschrift Auf Draht etabliert, die 2017 in 24/7 Zeitschrift der TelefonSeelsorge Deutschland umbenannt wurde. Durch die Idee und die anschließende Etablierung der Telefonseelsorge weltweit wurden in der Folge verschiedene andere telefonische Notfallberatungen initiiert: Suchtnotrufe, Kindersorgentelefone, Beratungstelefone für Gewaltopfer und so weiter. In Deutschland und Österreich sind grundsätzlich die großen Volkskirchen Träger der Telefonseelsorge, in Deutschland seit Januar 2022 vereint im Dachverband TelefonSeelsorge® Deutschland e. V.
Internationale Grundsätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anonymität: Ratsuchende werden nicht nach ihrem Namen gefragt, sondern können anonym bleiben. Auch die Telefonseelsorger bleiben anonym.[6]
- Verschwiegenheit: Alle Mitarbeiter unterliegen der Schweigepflicht.
- Erreichbarkeit: Die Telefonseelsorge-Stellen sind in den meisten Ländern Tag und Nacht erreichbar, an allen Tagen des Jahres.
- Kompetenz: Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge werden ausgewählt, ausgebildet, kontinuierlich weitergebildet und durch regelmäßige Supervision von Fachleuten begleitet.
- Offenheit: Die Telefonseelsorge ist offen für alle Problembereiche, für alle Anrufenden in ihrer jeweiligen Situation. Sie ist da für alle Anrufenden – unabhängig von Konfession und Weltanschauung, von Nationalität oder Geschlecht.
- Gebührenfreiheit: Für die Ratsuchenden entstehen keine Kosten außer den Verbindungsentgelten (in Deutschland übernimmt die Telekom als Partner der Telefonseelsorge die Verbindungsentgelte, unabhängig davon ob der Anrufer eine Flatrate hat oder nicht).
Internationale Vernetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt weltweit zwei Dachverbände für Telefonseelsorge: IFOTES (International Federation of Telephone Emergency Services) und die Samaritans. In der gültigen Fassung der „Ethik Charta“ von IFOTES (verabschiedet in Jerusalem am 14. Juli 1994) sind die internationalen Grundsätze der Telefonseelsorge festgehalten. Die Grundsätze der Samaritans und von IFOTES sind weitgehend identisch. Über die internationalen Normen hinaus gibt es Regelungen der nationalen Verbände sowie Satzungen und Konzeptionen der jeweiligen Stellen vor Ort. Diese dienen dazu, die Idee der Telefonseelsorge entsprechend den nationalen und regionalen Gegebenheiten zeitgemäß zu verwirklichen und konkrete Mindeststandards zu gewährleisten. Tagungen und Kongresse auf nationaler und internationaler Ebene fördern dabei den Austausch und die Verständigung auf fachlicher Ebene aber auch von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion. Der Grundsatz, möglichst unvoreingenommen auf Ratsuchende einzugehen, kann so in der Begegnung mit fremden und unbekannten Menschen aus anderen Telefonseelsorge-Einrichtungen erlebt und eingeübt werden.
Philatelistisches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Erstausgabetag 2. September 2021 gab die Deutsche Post AG anlässlich der Einrichtung der Telefonseelsorge vor 65 Jahren in Deutschland ein Sonderpostwertzeichen zu je 0,80 € im 10er-Bogen heraus, geeignet für die Frankierung von Standardbriefen bis 20 g. Das Motiv für die Gestaltung der Briefmarke sind die Telefonnummer und die Internetadresse der Telefonseelsorge.[7] Der Entwurf stammt von der Grafikerin Elisabeth Hau aus Nürnberg.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz-Josef Hücker: Telefonseelsorge. In: Wilfried Engemann (Hrsg.): Handbuch der Seelsorge. Grundlagen und Profile. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2016, ISBN 978-3-374-04258-6, S. 573–590.
- Eberhard Hauschildt, Bernd D. Blömeke (Hg.): Telefonseelsorge interdisziplinär. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-647-62435-8.
- Heiner Seidlitz, Dietmar Theiss: Ressourcenorientierte Telefonberatung. Borgmann Media, Dortmund 2007, ISBN 978-3-938187-37-1.
- Traugott Weber (Hrsg.): Handbuch Telefonseelsorge. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 3-525-62386-0.
- Helmut Harsch: Theorie und Praxis des beratenden Gesprächs: Ausbildungskurs d. Evang. Telefonseelsorge München. Kaiser, München 1973.
- Chad Varah: Samariter. Hilfe durchs Telefon. Kreuz Verlag, Stuttgart 1966.
- Erich Stange: Telefonseelsorge. Oncken Verlag, Kassel 1961.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Telefonseelsorge Deutschland
- 24/7 Zeitschrift der Telefonseelsorge Deutschland
- Telefonseelsorge Österreich
- Schweizer Verband – Dargebotene Hand
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ 988 Suicide & Crisis Lifeline (USA)
- ↑ Get Help | 9-8-8: Suicide Crisis Helpline (Kanada)
- ↑ The Trevor Project
- ↑ DIAL MANsion 9000 – for a Good Samaritan in: Daily Herald (7. Dezember 1953), S. 3.
- ↑ Die Geschichte der TelefonSeelsorge. Abgerufen am 18. März 2018.
- ↑ Franz-Josef Hücker: Telefonseelsorge im Schatten der Anonymität. Wenn sich eine gute Absicht in ihr Gegenteil verkehrt. In: 24/7 Zeitschrift der TelefonSeelsorge Deutschland 34(1) April 2017, S. 16–18.
- ↑ Sonderbriefmarke Telefonseelsorge 2021