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„Kirn“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis}}
{{Infobox Ort in Deutschland
{{Infobox Gemeinde in Deutschland
|Art = Stadt
|Wappen = Wappen_kirn.png
|Art = Stadt
|lat_deg = 49 |lat_min = 47 |lat_sec = 17
|Wappen = DEU Kirn COA.svg
|Breitengrad = 49/47/12
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|Lageplan =
|Längengrad = 07/27/27
|Bundesland = Rheinland-Pfalz
|Lageplan = Kirn in KH.svg
|Landkreis = Bad Kreuznach
|Bundesland = Rheinland-Pfalz
|Höhe = 179–386
|Landkreis = Bad Kreuznach
|Verbandsgemeinde = Kirner Land
|Fläche = 16.53
|Einwohner = 9019
|Höhe = 190
|Stand = 2004-12-31
|PLZ = 55606
|PLZ = 55606
|Vorwahl = 06752
|Gemeindeschlüssel = 07133052
|Vorwahl = 06752
|Adresse-Verband = Bahnhofstraße 31<br />55606 Kirn
|Kfz = KH
|Website = [https://www.kirn.de/ www.kirn.de]
|Gemeindeschlüssel = 07 1 33 052
|Straße = Kirchstraße 3
|Bürgermeister = Frank Ensminger
|Bürgermeistertitel = Stadtbürgermeister
|Website = [http://www.kirn.de www.kirn.de]
|Bürgermeister = Fritz Wagner
|Partei = FDP
|Partei = SPD
}}
}}
[[Datei:Panorama-Foto von Kirn.jpeg|mini|296px|Kirn vom Loh aus gesehen]]
[[Datei:Panorama of Kirn, Germany.jpg|mini|296px|Kirn von der [[Kyrburg]] aus gesehen]]
'''Kirn''' an der [[Nahe (Rhein)|Nahe]] ist eine [[Stadt]] mit {{EWZT|DE-RP|07133052}} [[Einwohner]]n auf einer Fläche von 16,53&nbsp;km² in der [[Verbandsgemeinde Kirner Land]] im [[Landkreis Bad Kreuznach]], [[Rheinland-Pfalz]]. Die Ortsteile [[Kirn-Sulzbach]], dreieinhalb Kilometer flussaufwärts im Nahetal, sowie [[Kallenfels]], am Fuße der gleichnamigen Burgruine, gehören seit 1969 zur Stadt. Kirn ist [[Mittelzentrum]] für einen Bereich an der Nahe und im [[Hunsrück]].


== Geografie ==
'''Kirn''' ist eine [[Stadt]] mit 9.019 [[Einwohner]]n <small>''(Stand: Juni 2006)''</small> auf 16,53 km² an der [[Nahe (Fluss)|Nahe]] im [[Landkreis Bad Kreuznach]] in [[Rheinland-Pfalz]] ([[Deutschland]]). Kirn ist Sitz der [[Verbandsgemeinde Kirn-Land]], der die Stadt selbst als [[verbandsfreie Gemeinde]] aber nicht angehört. Die Ortsteile Kirn-Sulzbach dreieinhalb Kilometer flussaufwärts im [[Nahetal]] sowie Kallenfels am Fuße der gleichnamigen Burgruine gehören seit 1969 zur Stadt Kirn. Kirn ist zentraler Ort an und Ausgangspunkt der [[Hunsrück Schiefer- und Burgenstraße]].
=== Lage ===
Kirn liegt im Nahetal, etwa 15&nbsp;Kilometer nordöstlich des bereits zum [[Landkreis Birkenfeld]] gehörenden [[Idar-Oberstein]]. Von der eigenen Kreisstadt [[Bad Kreuznach]] ist die Kleinstadt etwa 35&nbsp;Kilometer südwestlich gelegen.


Nachbargemeinden sind im Norden [[Oberhausen bei Kirn]], im Nordosten [[Hochstetten-Dhaun]], im Osten [[Meckenbach (bei Kirn)|Meckenbach]], im Süden [[Heimweiler]], im Südwesten [[Bärenbach (bei Idar-Oberstein)|Bärenbach]], im Westen [[Bergen (bei Kirn)|Bergen]].
== Landschaftsbild ==

Die Landschaft wird geprägt von den tief eingeschnittenen Tälern des Hahnenbachs und der Nahe. Die Talsohlen weisen eine in Teilen dichte Besiedlung auf, wohingegen die steilen Hänge im oberen Bereich größtenteils unbebaut und bewaldet sind. An mehreren Stellen ragen frei stehende, bis zu 30 Meter hohe, Granitfelsen aus den Bäumen hervor. Besonders markant sind die Oberhauser Felsen, der Kallenfels und die Wehlenfelsen nördlich der Stadt. Die beschauliche Innenstadt wird vom im [[Hunsrück]] entspringenden [[Hahnenbach (Fluss)|Hahnenbach]] durchflossen, der wenig später in die [[Nahe (Fluss)|Nahe]] mündet. Stadtbildprägend ist ferner der oberhalb des Zentrums gelegene [[Steinbruch]], der sich bis zur östlichen Stadtgrenze erstreckt.
{{Nachbargemeinden
| BESCHRIFTUNG='''Nachbarorte '''
| NORDWEST=[[Hahnenbach]]
| NORD= [[Oberhausen bei Kirn]]
| NORDOST= [[Hochstetten-Dhaun]]
| WEST= [[Bergen (bei Kirn)|Bergen]]
| OST= [[Meckenbach (bei Kirn)|Meckenbach]]
| SUEDWEST= [[Bärenbach (bei Idar-Oberstein)|Bärenbach]]
| SUED= [[Heimweiler]]
}}

=== Landschaft ===
Die Landschaft wird geprägt durch das Nahetal und das tief in den [[Lützelsoon]] eingeschnittene Tal des [[Hahnenbach (Nahe)|Hahnenbachs]]. Die Talsohlen sind teilweise dicht besiedelt, wohingegen die steilen Hänge im oberen Bereich größtenteils unbebaut und bewaldet sind. An mehreren Stellen ragen frei stehende, bis zu 30 Meter hohe Quarzitfelsen über die Baumkronen hinaus („Kirner Dolomiten“). Besonders markant sind die Oberhauser Felsen, der Kallenfels und die Wehlenfelsen nördlich der Stadt. Die beschauliche Innenstadt wird vom im [[Hunsrück]] entspringenden [[Hahnenbach (Nahe)|Hahnenbach]] durchflossen, der wenig später in die [[Nahe (Rhein)|Nahe]] mündet. Das Stadtbild wird geprägt von dem oberhalb des Zentrums gelegenen [[Steinbruch]], der sich bis zur östlichen Stadtgrenze erstreckt.

=== Klima ===
Der [[Niederschlag|Jahresniederschlag]] beträgt etwa 540&nbsp;mm. Die Niederschläge liegen im [[Luv und Lee|Lee]] des umliegenden Berglandes unterhalb der in Deutschland erfassten mittleren Werte. Die trockensten Monate sind Februar und März, die meisten Niederschläge fallen im August. Insgesamt sind die Niederschläge recht gleichmäßig übers Jahr verteilt.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:LASB K Hellwig 0955.jpg|mini|Stadt Kirn mit Befestigungsanlagen, 1760]]
Die im Schnittpunkt wichtiger alter Handelsstraße an der mittleren Nahe gelegene Stadt hat sich aus einer vorgeschichtlichen Siedlung entwickelt. Der Name leitet sich wahrscheinlich aus dem [[Kelten|keltischen]] Wort ''Kyr'' ("[[Wasser]]") ab. Durch die Lage am Hahnenbach und an der Nahe war Kirn mit Wasser stets reich gesegnet. Es war wichtig als Transportweg, zum [[Gerben]] des [[Leder]]s, für den [[Fischerei|Fischfang]], aber auch für Tierzucht und Landwirtschaft und zum Bierbrauen.
Die im Schnittpunkt wichtiger alter Handelsstraßen ([[Keltenweg Nahe–Mosel]], Naheschifffahrt und Höhenweg [[Soonwaldsteig]]) an der mittleren Nahe gelegene Stadt hat sich aus einer vorgeschichtlichen Siedlung entwickelt. Benannt wurde Kirn wahrscheinlich nach dem [[Kyrbach]], dem Oberlauf des Hahnenbachs. Dieser leitet sich vom [[Kelten|keltischen]] Wort ''keiro-'' („dunkel“) ab,<ref>{{Greule-DGNB|291|Kyrbach}}</ref> könnte aber ebenso vom keltischen Wort ''Kyr'' („[[Wasser]]“) abstammen.<ref>[[Hans Bahlow]]: ''Deutsches Namenlexikon'', München, 1967/1980, S. 278 <!--Verweis auf Bahlow ON, 263--> </ref> Die Weiterentwicklung des Namens könnte parallel zum ahd./mhd. Synonym für Mühle (Kere, Kire → Kern, Kirn) entstanden sein. Durch die Lage am Hahnenbach und an der Nahe war Kirn mit Wasser und durch Wasserkraft angetriebene Getreidemühlen stets reich gesegnet. Beide Gewässer waren außerdem wichtig als Transportweg, zum [[Gerben]] des [[Leder]]s, für den [[Fischerei|Fischfang]], aber auch für Tierzucht und Landwirtschaft und zum Bierbrauen.


Die erste urkundliche Erwähnung Kirns geht auf das Jahr 841 zurück und findet sich in Urkunden des [[Kloster Fulda|Klosters Fulda]]. Im 10. Jh. setzten die [[Salier]] als Grafen im [[Nahegau]] die Emichonen als ihre Untergrafen ein Beamte, die die Gerichtsbarkeit ausübten, den [[Heerbann]] anführten, die Polizeigewalt besaßen und die königlichen Besitzungen verwalteten. Nach einer auf der Kyrberg errichteten Burg nannte sich der Hauptzweig dieses Geschlechts in den Jahren nach 1100 Wildgrafen von [[Kyrburg]]. Von hier aus verwalteten sie ihre ausgedehnten Güter zwischen [[Mosel]] und [[Pfrimm]].
Die erste urkundliche Erwähnung Kirns als Chira (ähnlich Kirchberg als Chiriperg) geht auf das Jahr 841 zurück und findet sich in Urkunden des [[Kloster Fulda|Klosters Fulda]]. Im 10. Jh. setzten die [[Salier]] als Grafen im [[Nahegau (Grafschaft)|Nahegau]] die [[Emichonen]] als ihre Untergrafen ein: Beamte, welche die Gerichtsbarkeit ausübten, den [[Heerbann]] anführten, die Polizeigewalt besaßen und die königlichen Besitzungen verwalteten. Nach einer auf dem Kyrberg errichteten Burg nannte sich eine Linie dieses Geschlechts in den Jahren nach 1100 [[Wildgrafen]] von [[Kyrburg]]. Von hier aus verwalteten sie ihre ausgedehnten Güter zwischen [[Mosel]] und [[Pfrimm]].


Bei einem [[Judenpogrom]] in Kirn (קירא) nach dem Tod des 16-jährigen [[Werner von Oberwesel]] wurden am 11.&nbsp;[[Tischri]] [[Annus mundi|AM]] 5048 (21.&nbsp;September 1287) sechs Personen umgebracht.<ref>Siegmund Salfeld: ''Das Martyrologium des [[Nürnberger Memorbuch]]es'' (= ''Quellen zur Geschichte der Juden in Deutschland.'' Band 3). Leonhard Simion, Berlin 1898, S. 26, 99, 159 und 281 ([https://archive.org/stream/bub_gb_D18pAAAAYAAJ#page/n3 Digitalisat]); Gottfried Kneib: ''Juden in der kurmainzischen Stadt Sobernheim während des ausgehenden Mittelalters''. In: ''Mainzer Zeitschrift'' 104 (2009), S. 107–132, bes. S. 107 und 111 ([https://books.google.de/books?&id=-mopAQAAIAAJ Google-Books]; eingeschränkte Vorschau).</ref>
Nach ihrem Aussterben gingen die zwischenzeitlich aufgespaltenen Grafschaften [[Kyrburg]], [[Schloss Dhaun|Dhaun]] und [[Schmidtburg]] bis 1408 vollständig an die Rheingrafen über, die sich seitdem [[Wild- und Rheingraf]]en nannten. Bis 1794 war Kirn Hauptort jener Wild-und Rheingrafen, die in den letzten Jahrzehnten Ihrer Regentschaft mehrere erhalten gebliebene prachtvolle Gebäude im Zentrum der Stadt errichten ließen. Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde Kirn 1815 Teil der preußischen Rheinprovinz. Stadtrechte erhielt Kirn erst im Jahre 1857.


[[Magdalenenhochwasser 1342]]: Auch in Kirn/Nahe trat im Juli 1342 die Hahnenbach (vormals Kyr (aus dem keltischen für Wasser)) 6 Meter über die Ufer. 23 Menschen starben bei einer damals wohl 3-stelligen Einwohnerschaft. Auch im Hunsrück entstanden dabei große Erosionsschluchten durch vorherige Abholzung der Wälder. Auch 680 Jahre später würde ein Pegel von 6 Meter über normal die Innenstadt in Kirn bis mindestens zum 1. Stock überfluten. In den letzten 50 Jahren wurden Überschwemmungsflächen wie die Kyrau mit Schulen und Häusern zugebaut.<ref>{{Internetquelle |autor=Hermann Mosel |url=https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/rhein-hunsrueck-zeitung_artikel,-flut-hinterliess-tiefe-schluchten-im-idarwald-blick-auf-verheerende-hochwasser-vor-vielen-hundert-jah-_arid,2285316.html |titel=Flut hinterließ tiefe Schluchten im Idarwald: Blick auf verheerende Hochwasser vor vielen hundert Jahren - Rhein-Hunsrück-Zeitung - Rhein-Zeitung |werk=rhein-zeitung.de |datum=2021-07-20 |abruf=2024-03-03}}</ref>
In der Kirner Gegend trieb Johannes Bückler, genannt [[Schinderhannes]], Deutschlands berühmtester Räuber, sein Unwesen. Er war 1796 in Kirn eingesperrt, konnte aber schon in der ersten Nacht flüchten.

Nach dem Aussterben der Wildgrafen ging die Grafschaft bis 1408 vollständig an die Rheingrafen über, die sich seitdem [[Wild- und Rheingraf]]en nannten. Mit dem ersten Tag des 17. Jahrhunderts wurde die Leibeigenschaft der Kirner durch ihre Herren, die Rheingrafen Otto und Adolph Heinrich, gegen eine Entschädigung von 4000 Gulden aufgehoben. Damit war Kirn die erste Stätte eines freien Bürgertums in der Rheingrafschaft.<ref>''Das malerische und romantische Nahe-Thal und die Rhein-Nahe-Eisenbahn.'' 2. Auflage, Verlag R. Voigtländer, Kreuznach 1872.</ref> Bis zur [[Franzosenzeit|Besetzung]] (1794) und Annexion durch Frankreich (1798), war Kirn Hauptort jener Wild- und Rheingrafen, die in den letzten Jahrzehnten ihrer Herrschaft mehrere erhalten gebliebene prachtvolle Gebäude im Zentrum der Stadt errichten ließen. Seit 1743, der Erhebung der Brüder [[Philipp Joseph zu Salm-Kyrburg|Philipp Joseph]] und [[Johann Dominik zu Salm-Kyrburg]] zu Reichsfürsten, war Kirn die Hauptstadt eines reichsunmittelbaren [[Fürstentum Salm#Wild- und Rheingrafschaft ab 1499, Fürstentum Salm-Kyrburg 1743 bis 1798|Fürstentums]]. Unter Philipp Josephs Sohn [[Friedrich III. (Salm-Kyrburg)|Friedrich III.]], der als Hauptresidenz das [[Hôtel de Salm]] in Paris vorzog und während der [[Terrorherrschaft]] dort hingerichtet wurde, entstanden in den 1780er Jahren Ansätze, die Stadt zu einer Sommerresidenz auszubauen.

In der Kirner Gegend trieb [[Johannes Bückler]], genannt ''Schinderhannes'', sein Unwesen. Er wurde 1796 in Kirn verhaftet und erhielt eine [[Prügelstrafe]], konnte aber schon in der ersten Nacht fliehen. Ein Jahr später pflegte Bückler mit der Moselbande wieder seine Kontakte nach Kirn. Von Frühjahr bis Winter 1797 begingen [[Philipp Ludwig Ernst Mosebach]], der Anführer, Bückler, Hannjörg von Lanscheid, Jakob Fink, Johann Niklas Nagel und Johann Niklas Nau zahlreiche Viehdiebstähle. 47 Hammel aus diesen Viehdiebstählen kaufte allein der Metzger Franz Andres aus Kirn.<ref>Udo Fleck: ''Diebe-Räuber-Mörder.'' Studie zur kollektiven Delinquenz rheinischer Räuberbanden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Diss. Trier 2003, S. 53 f.</ref>

Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde Kirn 1815 Teil der [[Preußen|preußischen]] [[Rheinprovinz]]. [[Stadtrecht]]e erhielt es erst im Jahre 1857.

Am 4.&nbsp;und 5.&nbsp;August 1875 gab es ein größeres Hochwasser in Kirn, 26 Einwohner der Stadt kamen in den Fluten ums Leben.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Munzlinger, Armin Seibert |url=https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/oeffentlicher-anzeiger_artikel,-hochwasserengel-mahnt-kirn-ist-vor-fluten-nie-ganz-sicher-_arid,1913811.html |titel=Hochwasserengel mahnt: Kirn ist vor Fluten nie ganz sicher |werk=Oeffentlicher Anzeiger |hrsg=Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz |datum=2018-12-21 |abruf=2022-06-18 |kommentar=Nur Artikelanfang frei zugänglich}}</ref>

Am 7. Juni 1969 wurden die beiden zuvor selbständigen Gemeinden [[Kallenfels]] und [[Kirnsulzbach]] eingemeindet.{{GemeindeverzeichnisRP |Ref=1 |Stand=2016 |Seiten=168}}

=== Konfessionsstatistik ===
Mit Stand 31. Januar 2020 waren von den Einwohnern 44,6 % [[Evangelische Kirche in Deutschland|evangelisch]], 23,1 % [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholisch]] und 32,3 % waren [[konfessionslos]] oder gehörten einer anderen [[Glaubensgemeinschaft]] an.<ref>[https://statistik.ewois.de/Statistik/user/pdfgen.php?stichtag=31.01.2020&ags=13309052&type=OG&linkags=0713309052 Gemeindestatistik Kirn]</ref> Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem gesunken. Mit Stand Mai 2025 lag der Anteil der evangelischen Bürger bei 37,7 %, der katholischen bei 19,9 % und der Sonstigen bei 42,4 %.<ref>[https://statistik.ewois.de/Statistik/user/pdfgen.php?stichtag=31.05.2025&ags=13309052&type=OG&linkags=0713309052 Gemeindestatistik] (PDF; 0,3&nbsp;MB), Stadt Kirn, abgerufen am 21. Juni 2025</ref>

== Politik ==
=== Stadtrat ===
Der [[Gemeinderat (Deutschland)|Stadtrat]] in Kirn besteht aus 24 Ratsmitgliedern und dem Vorsitzenden.

Sitzverteilung:
{| class="wikitable" style="text-align:center;"
|-
! style="width:4em"| Wahl || style="width:4em" | [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] || style="width:4em" | [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] || style="width:4em" | [[Freie Demokratische Partei|FDP]] || style="width:4em" | [[Wählergruppe|FWG]] || style="width:6em" | Gesamt
|-
| 2024 || 8 || 6 || 5 || 5 || 24 Sitze<ref>[https://rlp-kw24.wahlen.23degrees.eu/wahlen/ratswahlen-gemeindeebene/1330905200 Kirn, Gemeinde- / Stadtratswahl 09.06.2024]</ref>
|-
| 2019 || 10 || 6 || 5 || 3 || 24 Sitze<ref name="wahl2019">{{Internetquelle |autor=Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz |url=https://www.wahlen.rlp.de/de/kw/wahlen/kg/ergebnisse/1330005200.html |titel=Gemeinderatswahl 2019 Kirn |abruf=2019-08-16}}</ref>
|-
| 2014 || 13 || 6 || 3 || 2 || 24 Sitze
|-
| 2009 || 11 || 6 || 6 || 1 || 24 Sitze
|-
| 2004 || 11 || 9 || 2 || 2 || 24 Sitze
|}
* FWG = Freie Wählergemeinschaft Kirner-Land e.&nbsp;V.

=== Bürgermeister ===
Frank Ensminger (FDP) wurde am 1.&nbsp;April 2020 Stadtbürgermeister von Kirn.<ref>{{Internetquelle |autor=Armin Seibert |url=https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/oeffentlicher-anzeiger_artikel,-frank-ensminger-bekraeftigt-mir-gehts-um-kirn-_arid,2139187.html |titel=Frank Ensminger bekräftigt: „Mir geht's um Kirn!“ |werk=Oeffentlicher Anzeiger |hrsg=Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz |datum=2020-07-08 |abruf=2020-09-22}}</ref> Bei der [[Kommunalwahlrecht (Rheinland-Pfalz)#BM|Direktwahl]] am 22.&nbsp;März 2020 war er mit einem Stimmenanteil von 58,1 % gewählt worden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.wahlen.rlp.de/fileadmin/dokumente/kw/dw/13309052000_22.03.2020_Stadtbgm_Ergebnis_Kirn.pdf |titel=Direktwahl 2020 Kirn (VG Kirner Land) |hrsg=Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz |datum=2020-03-23 |format=PDF |abruf=2020-09-22}}</ref> Bei der [[Kommunalwahlen in Rheinland-Pfalz 2024|Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024]] wurde er bei einer Wahlbeteiligung von 52,7 % mit einem Stimmenanteil von 69,4 % ohne Gegenkandidaten in seinem Amt bestätigt.<ref>{{Internetquelle |url=https://rlp-kw24.wahlen.23degrees.eu/wahlen/direktwahlen-gemeindeebene/1330905200 |titel=Kirn, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024 |werk=Wahlen in RLP |abruf=2024-06-28}}</ref>

Ensmingers Vorgänger Martin Kilian hatte das Amt des Bürgermeisters seit 2014 hauptamtlich ausgeübt, war zum Jahresende 2019 aber in den vorzeitigen Ruhestand getreten.<ref>{{Internetquelle |autor=Armin Seibert |url=https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/oeffentlicher-anzeiger_artikel,-jetzt-ist-es-raus-kirns-buergermeister-martin-kilian-geht-zum-jahresende-in-pension-_arid,2050103.html |titel=Jetzt ist es raus: Kirns Bürgermeister Martin Kilian geht zum Jahresende in Pension |werk=Oeffentlicher Anzeiger |hrsg=Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz |datum=2019-11-08 |abruf=2020-09-22}}</ref>

=== Städtepartnerschaften ===
* [[Fontaine-lès-Dijon]], Frankreich (seit 10. Mai 1986)
* [[Marange-Silvange]], Frankreich (seit 7. November 2010)<ref>''[https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/oeffentlicher-anzeiger_artikel,-noch-eine-partnerschaft-mit-einer-franzoesischen-stadt-_arid,160723.html Noch eine Partnerschaft mit einer französischen Stadt.]'' In: ''Rheinzeitung.'' 8. November 2010.</ref>


== Sehenswürdigkeiten ==
== Sehenswürdigkeiten ==
[[Datei:Kyrburg kallenfels wartenstein.jpg|mini|Kyrburg]]
=== Kyrburg ===
[[Datei:Katholische Kirche Kirn.jpg|mini|Blick vom rechten Naheufer auf die Katholische Kirche Kirns; davor (rechts) der Bahnhof]]
Das [[Wahrzeichen]] Kirns ist die oberhalb der Stadt gelegene [[Kyrburg]].

=== Evangelische Kirche ===
[[Datei:Blick von der Kyrburg aus auf Kirn 2008.jpg|mini|Blick von der Kyrburg auf Rathaus (links) und evangelische Kirche (rechts)]]

{{Hauptartikel|Evangelische Kirche (Kirn)}}

Die [[neugotisch]]e, ursprünglich dem Hl. [[Pankratius]] geweihte [[Evangelische Kirche|evangelische]] Hallenkirche mit [[spätgotisch]]em Chor und [[Romanik|romanischem]] Turm aus dem 11. und 12. Jahrhundert wurde 1992/1993 wieder in ihrer ursprünglichen Form und Innenausstattung instand gesetzt. Im Innern befinden sich mehrere sehenswerte [[Grabmal]]e der [[Wild- und Rheingrafen]]. Zwischen 1681 und 1892 diente die Kirche beiden [[Konfession]]en als [[Simultankirche]]. Während dieser Phase trennte eine Mauer den vorderen evangelischen Teil vom hinteren Chorraum, der der [[römisch-katholische Kirche|katholischen]] Gemeinde vorbehalten war. Nach dem verheerenden [[Hochwasser]] von 1875 wurde ein teilweiser Neubau der Kirche notwendig; die katholische Gemeinde entschloss sich aus diesem Anlass zum Bau einer eigenen Kirche am Halmer Weg.


=== Fürstliche Kellerei ===
=== Fürstliche Kellerei ===
Das fürstliche Kellereigebäude entstand um [[1771]] im Auftrag des Fürsten Dominik von [[Salm (Adel)|Salm]]-Kyrburg. Das hufeisenförmige Gebäude, dessen Front das noch im Original erhaltene Wappen der Fürstenfamilie ziert, wurde durch den [[Baumeister]] Johann Thomas Petri aus [[Schneppenbach]] errichtet. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|zweiten Weltkrieg]] bis 1990 beherbergte das Gebäude eine Fruchtsaftkelterei. Nach mehrjährigem Leerstand wurden der linke Gebäudeflügel und das Hauptportal 2005 zu einem Hotel mit Restaurant umgebaut. Die restlichen Gebäudeteile dienen Wohnzwecken.
Das fürstliche Kellereigebäude entstand um 1771 im Auftrag des Fürsten [[Johann Dominik zu Salm-Kyrburg|Dominik]] von [[Salm (Adel)|Salm]]-Kyrburg. Das hufeisenförmige Gebäude, dessen Front das noch im Original erhaltene Wappen der Fürstenfamilie ziert, wurde durch den [[Baumeister]] [[Johann Thomas Petri]] aus [[Schneppenbach]] errichtet. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] bis 1990 beherbergte das Gebäude eine Fruchtsaftkelterei. Nach mehrjährigem Leerstand wurden der linke Gebäudeflügel mit dem Hauptportal 2005 zu einem Hotel mit Restaurant umgebaut. Die restlichen Gebäudeteile dienen Wohnzwecken.


=== Evangelische Kirche ===
=== Kyrburg ===
Das [[Wahrzeichen]] Kirns ist die oberhalb der Stadt gelegene [[Kyrburg]].
Die [[neugotisch]]e, ursprünglich dem Hl. [[Pankratius]] geweihte Hallenkirche mit [[spätgotisch]]em Chor und [[Romanik|romanischem]] Turm aus dem 11./12. Jahrhundert wurde 1992/1993 wieder in ihrer ursprünglichen Form und Innenausstattung instand gesetzt. Im Innern befinden sich mehrere sehenswerte [[Grabmal]]e der [[Wild- und Rheingrafen]]. Zwischen 1681 und 1892 diente die Kirche beiden [[Konfession]]en als [[Simultankirche]]. Während dieser Phase trennte eine Mauer den vorderen evangelischen Teil vom hinteren Chorraum, der der katholischen Gemeinde vorbehalten war, ab.


=== Rathaus ===
=== Rathaus ===
Das heutige [[Rathaus]] der Stadt Kirn entstand in den Jahren 1752 bis 1771. Der [[Baumeister]] Johann Thomas Petri errichtete hier wiederum im Auftrag des Fürsten Dominik ein [[Piaristen]]kolleg, das als solches allerdings nur wenige Jahre genutzt wurde. Später diente das Gebäude über ein Jahrhundert als [[Progymnasium]] bzw. [[Realschule]], bevor es 1938 von der Stadtverwaltung bezogen wurde. Die ehemalige Klosterkapelle beheimatet heute den Sitzungssaal. Zu dem Gebäude gehört ein Pavillon, der ursprünglich in der weitläufigen Gartenanlage stand. Heute befindet sich das achteckige Gebäude auf der rechten Seite des [[Hahnenbach]] am Marktplatz.
Das heutige [[Rathaus]] entstand in den Jahren 1752 bis 1771. Der [[Baumeister]] Johann Thomas Petri errichtete hier wiederum im Auftrag des Fürsten [[Johann Dominik zu Salm-Kyrburg|Johann Dominik]] ein [[Piaristen]]kolleg, das als solches allerdings nur wenige Jahre genutzt wurde. Später diente das Gebäude über ein Jahrhundert als [[Progymnasium]] bzw. [[Realschule]], bevor es 1938 von der Stadtverwaltung bezogen wurde. Die ehemalige Klosterkapelle beheimatet heute den Sitzungssaal. Zu dem Gebäude gehört ein Pavillon, der ursprünglich in der weitläufigen Gartenanlage stand. Heute befindet sich das achteckige Gebäude auf der rechten Seite des [[Hahnenbach (Nahe)|Hahnenbachs]] am Marktplatz.


=== weitere Sehenswürdigkeiten ===
=== Weitere Sehenswürdigkeiten ===
* [[Bismarcksäule (Kirn)|Bismarcksäule]] auf dem Gauskopf von 1901
*Fachwerk-, insbes. Gerberhäuser in der Innenstadt
* Burgruine in Kallenfels (→ [[Steinkallenfels]])
*Schloss Amalienlust
* Fachwerkhäuser, insbesondere die ehemaligen Gerberhäuser in der Innenstadt
*ausgedehnte, aber schlecht erhaltene Burganlagen in Kallenfels
* [[Hellberg (Rheinland-Pfalz)|Hellberg]] (Größte [[Blockhalde|Blockschutthalde]] nördlich der Alpen)<ref>{{Internetquelle |autor=Armin Seibert |url=http://www.rhein-zeitung.de/region/unternehmen-der-region/unternehmen-artikelseite_artikel,-Kirner-Steinbruch-wird-Besuchermagnet-_arid,553698.html#articletop |titel=Kirner Steinbruch wird Besuchermagnet |werk=Rhein-Zeitung |datum=2013-02-12 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20130509082356/http://www.rhein-zeitung.de/region/unternehmen-der-region/unternehmen-artikelseite_artikel,-Kirner-Steinbruch-wird-Besuchermagnet-_arid,553698.html#articletop |archiv-datum=2013-05-09 |abruf=2013-03-27}}</ref>
* [[römisch-katholische Kirche|Kath.]] Pfarrkirche St. Pankratius aus dem späten 19. Jh. (1894 geweiht), mit [[Sakramentshaus|Sakramentshäuschen]] von 1482 und [[Altar|Flügelaltar]] von 1892
* [[Schloss Amalienlust]] auf der „Kiesel“
* [[Schloss Wartenstein]], nördlich des Stadtteils Kallenfels
* ''Aussichtsturm Gauskopf'', 1896 errichteter ca. 14&nbsp;m hoher Bruchsteinbau auf dem Gauskopf
{{Siehe auch|Liste der Kulturdenkmäler in Kirn}}


== Marktort ==
=== Touristisches ===
Kirn ist Ausgangspunkt von [[Hunsrück Schiefer- und Burgenstraße]], [[Soonwaldsteig]], [[Keltenweg Nahe–Mosel]] und [[Lützelsoon-Radweg]] sowie Etappe des [[Nahe-Hunsrück-Mosel-Radweg]]s.
Kirn war aufgrund seiner zentralen geographischen Lage schon immer ein lebendiger Marktstandort. Bis heute haben sich, neben den Krammärkten am jeweils ersten Montag im Monat, zwei herausragende Märkte erhalten: der Andreasmarkt – er feierte im Jahr 2000 seinen 300. Geburtstag – am letzten Samstag im November und der Thomasmarkt am [[Thomastag|21. Dezember]]. Die Märkte stellen in und für Kirn eine große Attraktion dar und ziehen viele Besucher aus der Region an. Auf dem Handwerker- und Bauernmarkt im Oktober präsentieren Kleinbetriebe aus dem Kirner Land ihre handgefertigten Waren und bieten sie zum Kauf an. Jeweils mittwochs und samstags trifft sich die Kirner Bevölkerung auf dem Wochenmarkt.


== Wirtschaft ==
== Wirtschaft ==
=== Verkehr ===
Kirn hat als "Stadt des Leders" deutschlandweit Berühmtheit erlangt. Heute sind von den ehemals großen Lederfabriken zumeist nur die Firmensitze vor Ort verblieben. Infolge von Produktionsverlagerungen in Niedriglohnländer sind in der Lederproduktion und -verarbeitung in Kirn nur noch wenige Arbeitnehmer beschäftigt.
Kirn ist über die Bundesstraße [[Bundesstraße 41|B&nbsp;41]] mit [[Saarbrücken]] und [[Mainz]] verbunden. Die Landesstraßen [[Liste der Landesstraßen in Rheinland-Pfalz ab der L 1#L 182|L&nbsp;182]] und [[Liste der Landesstraßen in Rheinland-Pfalz ab der L 1#L 183|L&nbsp;183]] führen durch die Stadt. Über die Schiene kann ab Kirn über die [[Nahetalbahn|Eisenbahnstrecke Bingen–Saarbrücken]] mit den stündlich verkehrenden [[Regional-Express]]-Zügen in westlicher Richtung nach Saarbrücken und in östlicher Richtung nach Frankfurt über Mainz mit Halt am [[Flughafen Frankfurt]] gefahren werden.
Der [[Flughafen Frankfurt-Hahn]] ist etwa 30&nbsp;Kilometer oder eine knappe halbe Autostunde von Kirn entfernt.


Die ursprünglich durch die Stadt verlaufende B&nbsp;41 wurde in den 1960er Jahren als eine Ortsumgehung an den rechts der Nahe gelegenen Hang des Gauskopf verlegt. Markantestes Bauwerk dieser Umgehungsstraße ist der 161 Meter<ref>[https://bws-rn.de/hellbergtunnel-kirn/ Informationen zur Sanierung 2009]</ref> lange Hellberg-Tunnel.
In ganz [[Rheinland-Pfalz]] bekannt ist die Stadt durch die örtliche Brauerei: [[Kirner Pils]]. Größter Arbeitgeber in Kirn ist die SIMONA AG, ein weltweit agierender Hersteller und Vertreiber von thermoplastischen Kunststoffhalbzeugen. Weitere wichtige Wirtschaftszweige bilden die Holzverarbeitung, der Anlagenbau, die Hartstein-, Verpackungs- und die Kfz-Zulieferindustrie. Zahlreich vertreten sind ferner kleine und mittelgroße Handwerks- und Handelsbetriebe. In den letzten Jahren hat der [[Tourismus]] zunehmend an Bedeutung gewonnen.

=== Marktort ===
Kirn war aufgrund seiner zentralen geografischen Lage schon immer ein lebendiger Marktstandort. Bis heute haben sich neben den Krammärkten am jeweils ersten Montag im Monat zwei herausragende Märkte erhalten: der Andreasmarkt – er feierte im Jahr 2000 seinen 300.&nbsp;Geburtstag – am letzten Wochenende im November und der Thomasmarkt am zweiten Samstag im Dezember. Die Märkte stellen in und für Kirn eine große Attraktion dar und ziehen viele Besucher aus der Region an. Auf dem Handwerker- und Bauernmarkt im Oktober präsentieren Kleinbetriebe aus dem Kirner Land ihre handgefertigten Waren und bieten sie zum Kauf an. Jeweils mittwochs und samstags trifft sich die Kirner Bevölkerung auf dem Wochenmarkt.

=== Unternehmen ===
Kirn ist deutschlandweit als eine „Stadt des Leders“ bekannt. Heute sind von den ehemals großen Lederfabriken zumeist nur die Firmensitze vor Ort verblieben. Infolge von Produktionsverlagerungen in Niedriglohnländer sind in der Lederproduktion und -verarbeitung in Kirn nur noch wenige Arbeitnehmer beschäftigt. Bekannt von den noch existierenden Lederwarenfabriken sind die ''Braun GmbH & Co. KG'' und die Müller & Meirer Lederwarenfabrik GmbH.<ref>[https://www.kirn.de/wirtschaft/ ''Wirtschaft.''] Stadt Kirn. Abgerufen am 7.&nbsp;Februar 2017.</ref>

In ganz [[Rheinland-Pfalz]] bekannt ist die Stadt auch durch die örtliche [[Brauerei]] und deren Bier: [[Kirner Pils]]. Größter Arbeitgeber in Kirn ist die ''[[Simona&nbsp;AG]]'', ein weltweit agierender Hersteller und Vertreiber von thermoplastischen Kunststoffhalbzeugen, der ursprünglich auch aus der Lederbranche stammte. Aus der Lederwarenbranche produziert [[Braun Büffel|''Braun GmbH & Co. KG'']] (Markenname: Braun Büffel) noch Teile des Sortimentes aktiv in Kirn. Weitere wichtige Wirtschaftszweige bilden die Holzverarbeitung, der Anlagenbau, die Hartstein-, Verpackungs- und die Kfz-Zulieferindustrie. Zahlreich vertreten sind ferner kleine und mittelgroße Handwerks- und Handelsbetriebe. In den letzten Jahren hat der [[Tourismus]] an Bedeutung gewonnen.

=== Medien ===
In Kirn erscheint als Lokalzeitung der ''Oeffentliche Anzeiger'' (bis 2014 ''Kirner Zeitung'', Lokalausgabe der ''[[Rhein-Zeitung]]'', Koblenz). Aus Kirn berichtet außerdem die ''[[Allgemeine Zeitung (Mainz)|Allgemeine Zeitung]]'' (Ausgabe Bad Kreuznach) ([[Verlagsgruppe Rhein Main]], Mainz), die allerdings nicht mehr mit einer Lokalredaktion vor Ort vertreten ist.


== Öffentliche Einrichtungen ==
== Öffentliche Einrichtungen ==
=== Bildung ===
Die Angebote im Bildungsbereich sind gemessen an Kirns Einwohnerzahl sehr umfassend. Neben fünf Kindertagesstätten und zwei Grundschulen gibt es eine städtische [[Hauptschule]], die ab 1. August 2011 in eine integrative [[Realschule plus]] umgewandelt wurde, ein staatliches [[Gymnasium]] ([[Gymnasium Kirn]]), eine kooperative [[Realschule|Realschule plus]] und die „Wilhelm-Dröscher-Schule“ für Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Förderbedarf. Die [[BBS Kirn|Berufsbildenden Schulen]] des Landkreises Bad Kreuznach sind mit den Zweigen Mechanik, Gewerbe, Hauswirtschaft, Wirtschaft und Verwaltung in Kirn vertreten. Das Angebot der [[Volkshochschule]] und der [[Musikschule]], beide im städtischen Gesellschaftshaus untergebracht, runden das Bildungsangebot ab.


=== Bildungseinrichtungen ===
=== Kultur- und Freizeit ===
Im Gesellschaftshaus, 1879 durch das Lederunternehmen Carl Simon & Söhne im [[Klassizismus|klassizistischen]] Baustil errichtet, finden das ganze Jahr über Konzert-, Kabarett- und Theaterveranstaltungen der Kulturinitiative Kirn statt. Zweimal jährlich verwandelt sich der bis zu 500 Personen fassende Saal in eine Ausstellungshalle, in der jeweils für zwei Wochen Gemälde und Skulpturen zumeist heimischer Künstler gezeigt werden.
Die Angebote im Bildungsbereich sind gemessen an Kirns Einwohnerzahl sehr umfassend. Neben fünf Kindertagesstätten und zwei Grundschulen gibt es in Kirn eine städtische [[Hauptschule]], ein staatliches [[Gymnasium]] ([[Gymnasium Kirn]]), eine [[Realschule]] und die „Wilhelm-Dröscher-Schule“ für Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Förderbedarf. Die Berufsbildenden Schulen des Landkreises Bad Kreuznach sind mit den Zweigen Gewerbe, Hauswirtschaft, Wirtschaft und Verwaltung in Kirn vertreten. Das Angebot der [[Volkshochschule]] und der [[Musikschule]], beide im städtischen Gesellschaftshaus untergebracht, runden das Bildungsangebot ab.


Nach intensiven Umbauten wurde das Familienfreizeitbad „Jahnbad“ im Frühjahr 2002 wiedereröffnet. Neben dem 50&nbsp;m langen Hauptbecken gibt es seitdem ein Freizeitbecken mit Rutsche, Strömungskanal und Massageliegen sowie ein Kinderbecken mit geringer Wassertiefe und kleiner Rutsche.
=== Medizinische Versorgung ===
Die medizinische Versorgung wird durch das Krankenhaus der Kreuznacher Diakonie, zahlreiche niedergelassene Allgemein- und Fachmediziner sowie fünf Apotheken gewährleistet. Für Senioren gibt es vor Ort zwei Altenheime in kirchlicher Trägerschaft.


Die Kirner Stadtbücherei befindet sich seit Januar 2002 im [[Wilhelm Dröscher|Wilhelm-Dröscher]]-Haus am linken Ufer des Hahnenbachs. Auf einer Fläche von 145 Quadratmetern stehen Lesern etwa 5.800 Bücher zur Verfügung. Thematische Schwerpunkte bilden neben der Belletristik vor allem die Kinder- und Jugendliteratur.
=== Kultur- und Freizeiteinrichtungen ===
Im Gesellschaftshaus, dass 1879 durch das Lederunternehmen Carl Simon & Söhne im [[Klassizismus|klassizistischen]] Baustil errichtet wurde, finden das ganze Jahr über Konzert-, Kabarett- und Theaterveranstaltungen der Kulturinitiative Kirn statt. Zweimal jährlich verwandelt sich der bis zu 500 Personen fassende Saal in eine Ausstellungshalle, in der jeweils für zwei Wochen Gemälde und Skulpturen zumeist heimischer Künstler gezeigt werden.


Das Stadion im Sportzentrum Loh verfügt über Kapazität von 5000 Zuschauern und ist Spielstätte des [[VfR Kirn]].
Nach intensiven Umbaumaßnahmen wurde das Familienfreizeitbad "Jahnbad" im Frühjahr 2002 wiedereröffnet. Neben dem 50m langen Hauptbecken gibt es seitdem ein Freizeitbecken mit Rutsche, Strömungskanal und Massageliegen sowie ein Kinderbecken mit geringer Wassertiefe und kleiner Rutsche.


=== Medizinische Versorgung ===
Die Kirner Stadtbücherei befindet sich seit Januar 2002 im [[Wilhelm Dröscher|Wilhelm-Dröscher]]-Haus am linken Ufer des Hahnenbachs. Auf einer Fläche von 145 Quadratmetern stehen Lesebegeisterten ca. 5.800 Bücher zur Verfügung. Thematische Schwerpunkte bilden neben der Belletristik vor allem die Kinder- und Jugendliteratur.
Die medizinische Versorgung wird durch das defizitäre<ref>[https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=210966 Ärzteblatt vom 22. November 2019]</ref>, aber versorgungsnotwendige Krankenhaus<ref>{{Webarchiv|url=https://www.gkv-kliniksimulator.de/downloads/simulation1/Kurzbericht_2019_210302.pdf |wayback=20201130200522 |text=GKV-Kliniksimulator}}</ref> der „[[kreuznacher diakonie]]“, zahlreiche niedergelassene Allgemein- und Fachmediziner sowie fünf Apotheken gewährleistet. Für Senioren gibt es vor Ort zwei Altenheime in kirchlicher Trägerschaft.


== Partnerstadt ==
== Dialekt ==
Die örtliche Mundart wird als „Kirner Platt“ bezeichnet. Die gemeinhin akzeptierte Sprachgrenze zwischen den [[Rheinfränkische Dialekte|Rhein-]] und [[Moselfränkische Dialekte|Moselfränkischen Dialekten]], die sog. [[dat-das-Linie]], verläuft unmittelbar nördlich und westlich von Kirn, weshalb sich zahlreiche Übergangserscheinungen zeigen. In der einzigen sprachwissenschaftlichen Monografie zur Kirner Mundart wird sie mit Verweis nicht nur auf die dat-das-Linie, sondern auch auf andere phonetische Merkmale (z.&nbsp;B. einem Überwiegen von [[Monophthong]] gegenüber [[Diphthong]]) dem Rheinfränkischen zugeordnet.<ref>Carl Kirchberg: [https://archive.org/stream/lautundflexions00kircgoog#page/n5/mode/2up ''Laut- und Flexionslehre der Mundart von Kirn a.d. Nahe mit Berücksichtigung der näheren Umgebung.''] Straßburg 1906, S. 1–4.</ref> Der Autor einer vergleichenden Darstellung kommt hingegen, seinerseits unter Verweis auf die „quantitative Entwicklung der Vocale“, zu dem Schluss, die Mundart sei zum Moselfränkischen zu rechnen.<ref>Roland Martin: ''Untersuchungen zur rhein-moselfränkischen Dialektgrenze.'' Marburg 1914, S. 2, 98–100.</ref>
* Fontaine-lès-Dijon (in Frankreich, seit 10. Mai 1986)


== Persönlichkeiten ==
== Persönlichkeiten ==
<!--===Ehrenbürger===-->
<!--===Ehrenbürger===-->
=== Söhne und Töchter der Stadt ===
=== Söhne und Töchter der Stadt ===
<!-- sortiert nach Datum -->
* [[Friedrich Niebergall]] (* [[20. März]] [[1866]]; † [[20. September]] [[1932]] in [[Marburg]]), [[Evangelische Theologie|evangelischer Theologe]], der besonders mit seinen Werken zur [[Praktische Theologie|praktischen Theologie]] (z.B. ''Wie predigen wir dem modernen Menschen'' (1900); ''Evangelischer Sozialismus'' (1920)) die theologische Diskussion seiner Zeit mitprägte.
* [[Peter Siegel]] (1485–1560), lutherischer Pfarrer
* [[Fritz Oswald Bilse]] (* [[31. März]] [[1878]]; † Datum und Ort unbekannt), preußischer Offizier und Schriftsteller. Veröffentlichte 1903 unter dem Pseudonym „Fritz von der [[Kyrburg]]“ den skandalträchtigen, mehrfach übersetzten [[Schlüsselroman]] ''Aus einer kleinen Garnison'', sowie weitere [[Roman]]e und [[Drama|Dramen]].
* [[Friedrich Doll]] (1816–1854), Revolutionär der an allen drei Aufständen der Badischen Revolution von 1848/1849 teilnahm
* [[Julius Zerfaß]] (* [[4. Februar]] [[1886]]; † [[24. März]] [[1956]] in [[Zürich]]), Journalist und Schriftsteller. Veröffentlichte neben Dichtungen und Memoiren wie ''Aus großer Zeit'' und ''Daheim und über den Fluß'' mit ''[[KZ Dachau|Dachau]] - Eine Chronik'' (1936) den ersten Bericht aus dem Inneren des [[Konzentrationslager]]s.
* [[Bernhard Stroh]] (1822–1882), Gründer der ehemals drittgrößten Brauerei in den USA (''Stroh's Brewery'' in Detroit, Michigan)
* [[Wilhelm Dröscher]] (* [[7. Oktober]] [[1920]]; † [[18. November]] [[1977]] in [[Hamburg]]), deutscher Politiker ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]), [[Mitglied des Deutschen Bundestages|MdB]], [[Mitglied des Landtages|MdL]] ([[Rheinland-Pfalz]]), ab 1975 Bundesschatzmeister der SPD, bekannt als „der gute Mensch von Kirn“.
* [[Friedrich Niebergall]] (1866–1932), evangelischer Theologe
* [[Frank Farian]] (* [[18. Juli]] [[1941]] als Frank Reuther), weltweit bekannt geworden als Musikproduzent mit Hits wie „Daddy Cool“ und Bands wie [[Tic Tac Toe (Band)|Tic Tac Toe]], [[Milli Vanilli]], [[Boney M.]], [[La Bouche]] und [[No Mercy]].
* [[Karl Andres (Politiker)|Karl Andres]] (1876–1935), Gutsbesitzer, Weinbaulobbyist und Politiker ([[Nationalliberale Partei|NLP]])
* [[Fritz Oswald Bilse]] (1878–1951), preußischer Offizier und Schriftsteller
* [[Julius Zerfaß]] (1886–1956), Journalist und Schriftsteller
* [[Frédérique Schlachter]] (1892–1965), deutsch-französischer Bankier und Politiker im Saarland
* [[Peter Kraus (Gestapo)|Peter Kraus]] (1898–1954), Kriminalrat, SS-Führer und Gestapo-Mitarbeiter
* [[Heinrich Schneider (Politiker, 1902)|Heinrich Schneider]] (1902–1972), Politiker und Stadtbürgermeister von Kirn
* [[Berno Wischmann]] (1910–2001), Leichtathlet, Hochschullehrer sowie Funktionär im Deutschen Leichtathletik-Verband
* [[Wilhelm Dröscher]] (1920–1977), Politiker (SPD), [[Mitglied des Deutschen Bundestages|MdB]], [[Mitglied des Landtages|MdL]] ([[Rheinland-Pfalz]]), ab 1975 Bundesschatzmeister der SPD
* [[Werner Schoop]] (1924–2011), Angiologe, Fachbuchautor und Bundesverdienstkreuzträger
* [[Karl-Georg Faber]] (1925–1982), Historiker
* [[Rudolf Gümbel]] (1930–2008), Wirtschaftswissenschaftler
* [[Helga de Alvear]] (1936–2025), Kunstsammlerin
* [[Herbert Wirzius]] (* 1937), Autor und Unternehmensberater
* [[Volker Bierbrauer]] (* 1940), Prähistoriker und Mittelalterarchäologe
* [[Frank Farian]] (1941–2024 als Franz Reuther), Musikproduzent ([[Milli Vanilli]], [[Boney M.]])
* [[Peter Wilhelm Dröscher]] (1946–2020), Politiker (SPD), MdL (Rheinland-Pfalz)
* [[Rolf Brack]] (1953–2023), Handballspieler und -trainer
* [[Joachim Runkel]] (* 1955), Politiker (CDU)
* [[Michael Groß (Autor)|Michael Groß]] (* 1963), Wissenschaftsjournalist und Buchautor
* [[Gerhard Wöllstein]] (* 1963), Pianist
* [[Frank Frühauf]] (* 1968), deutscher Kommunalpolitiker
* [[Denis Alt]] (* 1980), Politiker (SPD), MdL (Rheinland-Pfalz)
* [[Patrick Kirsch]] (* 1981), Fußballspieler
* [[Fabian Schönheim]] (* 1987), Fußballspieler
* [[Paul Löhr]] (* 2001), Fußballspieler


=== Geschichtliches ===
=== Mit Kirn verbunden ===
* [[Nicolaus Langerhans]] (1634–1684), Superintendent 1661 bis 1667
* Der in Deutschland legendäre Räuberhauptmann [[Schinderhannes]] alias Johannes Bückler hat sich oft in Kirn und Umgebung aufgehalten. 1796 stahlen er und Komplizen in Kirn mehrfach Hammel, die sie an eine Kirner Metzgerei verkauften. Für andere Delikte wurde er mit 25 Stockhieben auf dem Marktplatz bestraft. Am 10. Dezember 1796 wurde er gefasst und im Rathaus - Verließ eingesperrt, entkam aber noch in der gleichen Nacht über das Dach. Am 22. Dezember 1797 amüsierte er sich auf dem Kirner Christkindchen-Markt und beging wenig später in [[Hundheim]] seinen ersten Mord. Das bekannte Kinder-Kartenspiel "Schwarzer Peter" geht auf die Räuberbande des Schinderhannes zurück.
* [[Johann Adam Grüsner]] (* um 1715; † 1784), Verwaltungsjurist und Historiker, lebte zuletzt in Kirn.
* [[Rainer Furch]] (* 1964), Schauspieler, wuchs in Kirn auf.

=== Schinderhannes ===
Der in Deutschland legendäre Räuberhauptmann [[Johannes Bückler|Schinderhannes]] alias Johannes Bückler hat sich oft in Kirn und Umgebung aufgehalten. 1796 stahlen er und Komplizen um Kirn mehrfach [[Hausschaf|Hammel]], die sie an eine Kirner Metzgerei verkauften. Für andere Delikte wurde er mit 25 Stockhieben auf dem Marktplatz bestraft. Am 10. Dezember 1796 wurde er gefasst und im Verlies des Kirner Rathauses eingesperrt, entkam aber noch in der gleichen Nacht über das Dach. Am 22. Dezember 1797 amüsierte er sich auf dem Kirner Christkindchen-Markt und beging wenig später in [[Hundheim (Morbach)|Hundheim]] seinen ersten Mord.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.net-art.de/Kropp/schind1.htm |text=Aus den Gerichtsakten des Schinderhannes |wayback=20001211161000}}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Jüdische Gemeinde Kirn]]

== Literatur ==
* Bernd Brinken, Gerd Danco: ''Kirn.'' 3. Auflage, Weidlich, Frankfurt am Main 1983.
* Ulrich Hauth: ''Die Stadt Kirn und ihr Umland.'' (= ''Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach.'' Band 34). 2006.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
* [http://www.kirn.de/ Stadt Kirn]
{{Wikivoyage}}
* [http://www.kirn-aktiv.de/ Kirn aktiv]
* [http://www.gewerbeinitiative.de Gewerbeinitiative Kirner Land e.V.]
* [https://www.kirn.de/ Stadt Kirn]
* [https://www.kirner-land.de/ortsgemeinden/kirn Kirn auf der Homepage der Verbandsgemeinde Kirner Land]
* [http://www.kirn.de/pdf/stadt/kirn_geschichte.pdf Geschichte der Stadt Kirn (PDF)]
* [https://www.kirn.de/fileadmin/user_data/Stadt_Kirn/Bilder/Die_Stadt/Geschichte/Kirn_stadt_neu1.pdf Geschichte der Stadt Kirn (PDF)] (22&nbsp;kB)
* [http://www.schinderhannes-chronik.net/ Schinderhannes-Chronik]
* {{RPB ORT|nr=o13300052}}

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Bad Kreuznach}}
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{{Normdaten|TYP=g|GND=4030855-8|LCCN=n85149034|VIAF=131414721}}
[[Kategorie:Naheland]]


[[Kategorie:Ort im Landkreis Bad Kreuznach]]
[[en:Kirn]]
[[fr:Kirn]]
[[Kategorie:Naheland]]
[[Kategorie:Ersterwähnung 841]]
[[Kategorie:Stadt in Rheinland-Pfalz]]
[[Kategorie:Stadtrechtsverleihung 1857]]
[[Kategorie:Ort an der Nahe (Rhein)]]
[[Kategorie:Ortsname keltischer Herkunft]]

Aktuelle Version vom 21. Juni 2025, 00:34 Uhr

Wappen Deutschlandkarte
Kirn
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kirn hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 47′ N, 7° 27′ OKoordinaten: 49° 47′ N, 7° 27′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Bad Kreuznach
Verbandsgemeinde: Kirner Land
Höhe: 190 m ü. NHN
Fläche: 16,53 km2
Einwohner: 8523 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 516 Einwohner je km2
Postleitzahl: 55606
Vorwahl: 06752
Kfz-Kennzeichen: KH
Gemeindeschlüssel: 07 1 33 052
Adresse der Verbandsverwaltung: Bahnhofstraße 31
55606 Kirn
Website: www.kirn.de
Stadtbürgermeister: Frank Ensminger (FDP)
Lage der Stadt Kirn im Landkreis Bad Kreuznach
KarteBad KreuznachKirnBiebelsheimPfaffen-SchwabenheimPleitersheimVolxheimHackenheimFrei-LaubersheimNeu-BambergFürfeldTiefenthal (Rheinhessen)Traisen (Nahe)NorheimAltenbambergHochstättenFeilbingertHallgarten (Pfalz)Niederhausen (Nahe)Oberhausen an der NaheDuchrothBad SobernheimAuen (Hunsrück)BärweilerDaubach (Hunsrück)IppenschiedKirschrothLangenthal (Hunsrück)LauschiedMartinsteinMeddersheimMerxheim (Nahe)Bad SobernheimMonzingenNußbaumOdernheim am GlanRehbach (bei Sobernheim)SeesbachStaudernheimWeiler bei MonzingenWinterburgBretzenheimDorsheimGuldentalLangenlonsheimLaubenheimRümmelsheimWindesheimDaxweilerDörrebachEckenrothRoth (bei Stromberg)Schöneberg (Hunsrück)SchweppenhausenSeibersbachStromberg (Hunsrück)WaldlaubersheimWarmsrothKirnBärenbach (bei Idar-Oberstein)Becherbach bei KirnBrauweiler (Rheinland-Pfalz)BruschiedHahnenbachHeimweilerHeinzenberg (bei Kirn)HennweilerHochstetten-DhaunHorbach (bei Simmertal)KellenbachKönigsauLimbach (bei Kirn)Meckenbach (bei Kirn)Oberhausen bei KirnOtzweilerSchneppenbachSchwarzerdenSimmertalWeitersbornAbtweilerBecherbach (Pfalz)BreitenheimCallbachDeslochHundsbachJeckenbachLettweilerLöllbachMeisenheimRaumbachRehbornReiffelbachSchmittweilerSchweinschiedAllenfeldArgenschwangBockenauBoos (Nahe)BraunweilerBurgsponheimDalberg (bei Bad Kreuznach)GebrothGutenberg/NaheHargesheimHergenfeldHüffelsheimMandel (Gemeinde)MünchwaldOberstreitRoxheimRüdesheim (Nahe)SchloßböckelheimSankt Katharinen (bei Bad Kreuznach)Sommerloch (bei Bad Kreuznach)SpabrückenSpallSponheimWaldböckelheimWallhausen (bei Bad Kreuznach)Weinsheim (bei Bad Kreuznach)Winterbach (Soonwald)Rhein-Hunsrück-KreisLandkreis BirkenfeldLandkreis Mainz-BingenHessenLandkreis Alzey-WormsLandkreis KuselDonnersbergkreis
Karte
Kirn vom Loh aus gesehen
Kirn von der Kyrburg aus gesehen

Kirn an der Nahe ist eine Stadt mit 8.523 Einwohnern auf einer Fläche von 16,53 km² in der Verbandsgemeinde Kirner Land im Landkreis Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz. Die Ortsteile Kirn-Sulzbach, dreieinhalb Kilometer flussaufwärts im Nahetal, sowie Kallenfels, am Fuße der gleichnamigen Burgruine, gehören seit 1969 zur Stadt. Kirn ist Mittelzentrum für einen Bereich an der Nahe und im Hunsrück.

Kirn liegt im Nahetal, etwa 15 Kilometer nordöstlich des bereits zum Landkreis Birkenfeld gehörenden Idar-Oberstein. Von der eigenen Kreisstadt Bad Kreuznach ist die Kleinstadt etwa 35 Kilometer südwestlich gelegen.

Nachbargemeinden sind im Norden Oberhausen bei Kirn, im Nordosten Hochstetten-Dhaun, im Osten Meckenbach, im Süden Heimweiler, im Südwesten Bärenbach, im Westen Bergen.

Nachbarorte
Hahnenbach Oberhausen bei Kirn Hochstetten-Dhaun
Bergen Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Meckenbach
Bärenbach Heimweiler

Die Landschaft wird geprägt durch das Nahetal und das tief in den Lützelsoon eingeschnittene Tal des Hahnenbachs. Die Talsohlen sind teilweise dicht besiedelt, wohingegen die steilen Hänge im oberen Bereich größtenteils unbebaut und bewaldet sind. An mehreren Stellen ragen frei stehende, bis zu 30 Meter hohe Quarzitfelsen über die Baumkronen hinaus („Kirner Dolomiten“). Besonders markant sind die Oberhauser Felsen, der Kallenfels und die Wehlenfelsen nördlich der Stadt. Die beschauliche Innenstadt wird vom im Hunsrück entspringenden Hahnenbach durchflossen, der wenig später in die Nahe mündet. Das Stadtbild wird geprägt von dem oberhalb des Zentrums gelegenen Steinbruch, der sich bis zur östlichen Stadtgrenze erstreckt.

Der Jahresniederschlag beträgt etwa 540 mm. Die Niederschläge liegen im Lee des umliegenden Berglandes unterhalb der in Deutschland erfassten mittleren Werte. Die trockensten Monate sind Februar und März, die meisten Niederschläge fallen im August. Insgesamt sind die Niederschläge recht gleichmäßig übers Jahr verteilt.

Stadt Kirn mit Befestigungsanlagen, 1760

Die im Schnittpunkt wichtiger alter Handelsstraßen (Keltenweg Nahe–Mosel, Naheschifffahrt und Höhenweg Soonwaldsteig) an der mittleren Nahe gelegene Stadt hat sich aus einer vorgeschichtlichen Siedlung entwickelt. Benannt wurde Kirn wahrscheinlich nach dem Kyrbach, dem Oberlauf des Hahnenbachs. Dieser leitet sich vom keltischen Wort keiro- („dunkel“) ab,[2] könnte aber ebenso vom keltischen Wort Kyr („Wasser“) abstammen.[3] Die Weiterentwicklung des Namens könnte parallel zum ahd./mhd. Synonym für Mühle (Kere, Kire → Kern, Kirn) entstanden sein. Durch die Lage am Hahnenbach und an der Nahe war Kirn mit Wasser und durch Wasserkraft angetriebene Getreidemühlen stets reich gesegnet. Beide Gewässer waren außerdem wichtig als Transportweg, zum Gerben des Leders, für den Fischfang, aber auch für Tierzucht und Landwirtschaft und zum Bierbrauen.

Die erste urkundliche Erwähnung Kirns als Chira (ähnlich Kirchberg als Chiriperg) geht auf das Jahr 841 zurück und findet sich in Urkunden des Klosters Fulda. Im 10. Jh. setzten die Salier als Grafen im Nahegau die Emichonen als ihre Untergrafen ein: Beamte, welche die Gerichtsbarkeit ausübten, den Heerbann anführten, die Polizeigewalt besaßen und die königlichen Besitzungen verwalteten. Nach einer auf dem Kyrberg errichteten Burg nannte sich eine Linie dieses Geschlechts in den Jahren nach 1100 Wildgrafen von Kyrburg. Von hier aus verwalteten sie ihre ausgedehnten Güter zwischen Mosel und Pfrimm.

Bei einem Judenpogrom in Kirn (קירא) nach dem Tod des 16-jährigen Werner von Oberwesel wurden am 11. Tischri AM 5048 (21. September 1287) sechs Personen umgebracht.[4]

Magdalenenhochwasser 1342: Auch in Kirn/Nahe trat im Juli 1342 die Hahnenbach (vormals Kyr (aus dem keltischen für Wasser)) 6 Meter über die Ufer. 23 Menschen starben bei einer damals wohl 3-stelligen Einwohnerschaft. Auch im Hunsrück entstanden dabei große Erosionsschluchten durch vorherige Abholzung der Wälder. Auch 680 Jahre später würde ein Pegel von 6 Meter über normal die Innenstadt in Kirn bis mindestens zum 1. Stock überfluten. In den letzten 50 Jahren wurden Überschwemmungsflächen wie die Kyrau mit Schulen und Häusern zugebaut.[5]

Nach dem Aussterben der Wildgrafen ging die Grafschaft bis 1408 vollständig an die Rheingrafen über, die sich seitdem Wild- und Rheingrafen nannten. Mit dem ersten Tag des 17. Jahrhunderts wurde die Leibeigenschaft der Kirner durch ihre Herren, die Rheingrafen Otto und Adolph Heinrich, gegen eine Entschädigung von 4000 Gulden aufgehoben. Damit war Kirn die erste Stätte eines freien Bürgertums in der Rheingrafschaft.[6] Bis zur Besetzung (1794) und Annexion durch Frankreich (1798), war Kirn Hauptort jener Wild- und Rheingrafen, die in den letzten Jahrzehnten ihrer Herrschaft mehrere erhalten gebliebene prachtvolle Gebäude im Zentrum der Stadt errichten ließen. Seit 1743, der Erhebung der Brüder Philipp Joseph und Johann Dominik zu Salm-Kyrburg zu Reichsfürsten, war Kirn die Hauptstadt eines reichsunmittelbaren Fürstentums. Unter Philipp Josephs Sohn Friedrich III., der als Hauptresidenz das Hôtel de Salm in Paris vorzog und während der Terrorherrschaft dort hingerichtet wurde, entstanden in den 1780er Jahren Ansätze, die Stadt zu einer Sommerresidenz auszubauen.

In der Kirner Gegend trieb Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, sein Unwesen. Er wurde 1796 in Kirn verhaftet und erhielt eine Prügelstrafe, konnte aber schon in der ersten Nacht fliehen. Ein Jahr später pflegte Bückler mit der Moselbande wieder seine Kontakte nach Kirn. Von Frühjahr bis Winter 1797 begingen Philipp Ludwig Ernst Mosebach, der Anführer, Bückler, Hannjörg von Lanscheid, Jakob Fink, Johann Niklas Nagel und Johann Niklas Nau zahlreiche Viehdiebstähle. 47 Hammel aus diesen Viehdiebstählen kaufte allein der Metzger Franz Andres aus Kirn.[7]

Nach dem Ende der französischen Herrschaft wurde Kirn 1815 Teil der preußischen Rheinprovinz. Stadtrechte erhielt es erst im Jahre 1857.

Am 4. und 5. August 1875 gab es ein größeres Hochwasser in Kirn, 26 Einwohner der Stadt kamen in den Fluten ums Leben.[8]

Am 7. Juni 1969 wurden die beiden zuvor selbständigen Gemeinden Kallenfels und Kirnsulzbach eingemeindet.[9]

Konfessionsstatistik

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Mit Stand 31. Januar 2020 waren von den Einwohnern 44,6 % evangelisch, 23,1 % römisch-katholisch und 32,3 % waren konfessionslos oder gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an.[10] Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung ist seitdem gesunken. Mit Stand Mai 2025 lag der Anteil der evangelischen Bürger bei 37,7 %, der katholischen bei 19,9 % und der Sonstigen bei 42,4 %.[11]

Der Stadtrat in Kirn besteht aus 24 Ratsmitgliedern und dem Vorsitzenden.

Sitzverteilung:

Wahl SPD CDU FDP FWG Gesamt
2024 8 6 5 5 24 Sitze[12]
2019 10 6 5 3 24 Sitze[13]
2014 13 6 3 2 24 Sitze
2009 11 6 6 1 24 Sitze
2004 11 9 2 2 24 Sitze
  • FWG = Freie Wählergemeinschaft Kirner-Land e. V.

Frank Ensminger (FDP) wurde am 1. April 2020 Stadtbürgermeister von Kirn.[14] Bei der Direktwahl am 22. März 2020 war er mit einem Stimmenanteil von 58,1 % gewählt worden.[15] Bei der Bürgermeisterwahl am 9. Juni 2024 wurde er bei einer Wahlbeteiligung von 52,7 % mit einem Stimmenanteil von 69,4 % ohne Gegenkandidaten in seinem Amt bestätigt.[16]

Ensmingers Vorgänger Martin Kilian hatte das Amt des Bürgermeisters seit 2014 hauptamtlich ausgeübt, war zum Jahresende 2019 aber in den vorzeitigen Ruhestand getreten.[17]

Städtepartnerschaften

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Sehenswürdigkeiten

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Kyrburg
Blick vom rechten Naheufer auf die Katholische Kirche Kirns; davor (rechts) der Bahnhof

Evangelische Kirche

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Blick von der Kyrburg auf Rathaus (links) und evangelische Kirche (rechts)

Die neugotische, ursprünglich dem Hl. Pankratius geweihte evangelische Hallenkirche mit spätgotischem Chor und romanischem Turm aus dem 11. und 12. Jahrhundert wurde 1992/1993 wieder in ihrer ursprünglichen Form und Innenausstattung instand gesetzt. Im Innern befinden sich mehrere sehenswerte Grabmale der Wild- und Rheingrafen. Zwischen 1681 und 1892 diente die Kirche beiden Konfessionen als Simultankirche. Während dieser Phase trennte eine Mauer den vorderen evangelischen Teil vom hinteren Chorraum, der der katholischen Gemeinde vorbehalten war. Nach dem verheerenden Hochwasser von 1875 wurde ein teilweiser Neubau der Kirche notwendig; die katholische Gemeinde entschloss sich aus diesem Anlass zum Bau einer eigenen Kirche am Halmer Weg.

Fürstliche Kellerei

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Das fürstliche Kellereigebäude entstand um 1771 im Auftrag des Fürsten Dominik von Salm-Kyrburg. Das hufeisenförmige Gebäude, dessen Front das noch im Original erhaltene Wappen der Fürstenfamilie ziert, wurde durch den Baumeister Johann Thomas Petri aus Schneppenbach errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1990 beherbergte das Gebäude eine Fruchtsaftkelterei. Nach mehrjährigem Leerstand wurden der linke Gebäudeflügel mit dem Hauptportal 2005 zu einem Hotel mit Restaurant umgebaut. Die restlichen Gebäudeteile dienen Wohnzwecken.

Das Wahrzeichen Kirns ist die oberhalb der Stadt gelegene Kyrburg.

Das heutige Rathaus entstand in den Jahren 1752 bis 1771. Der Baumeister Johann Thomas Petri errichtete hier wiederum im Auftrag des Fürsten Johann Dominik ein Piaristenkolleg, das als solches allerdings nur wenige Jahre genutzt wurde. Später diente das Gebäude über ein Jahrhundert als Progymnasium bzw. Realschule, bevor es 1938 von der Stadtverwaltung bezogen wurde. Die ehemalige Klosterkapelle beheimatet heute den Sitzungssaal. Zu dem Gebäude gehört ein Pavillon, der ursprünglich in der weitläufigen Gartenanlage stand. Heute befindet sich das achteckige Gebäude auf der rechten Seite des Hahnenbachs am Marktplatz.

Weitere Sehenswürdigkeiten

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Kirn ist Ausgangspunkt von Hunsrück Schiefer- und Burgenstraße, Soonwaldsteig, Keltenweg Nahe–Mosel und Lützelsoon-Radweg sowie Etappe des Nahe-Hunsrück-Mosel-Radwegs.

Kirn ist über die Bundesstraße B 41 mit Saarbrücken und Mainz verbunden. Die Landesstraßen L 182 und L 183 führen durch die Stadt. Über die Schiene kann ab Kirn über die Eisenbahnstrecke Bingen–Saarbrücken mit den stündlich verkehrenden Regional-Express-Zügen in westlicher Richtung nach Saarbrücken und in östlicher Richtung nach Frankfurt über Mainz mit Halt am Flughafen Frankfurt gefahren werden. Der Flughafen Frankfurt-Hahn ist etwa 30 Kilometer oder eine knappe halbe Autostunde von Kirn entfernt.

Die ursprünglich durch die Stadt verlaufende B 41 wurde in den 1960er Jahren als eine Ortsumgehung an den rechts der Nahe gelegenen Hang des Gauskopf verlegt. Markantestes Bauwerk dieser Umgehungsstraße ist der 161 Meter[20] lange Hellberg-Tunnel.

Kirn war aufgrund seiner zentralen geografischen Lage schon immer ein lebendiger Marktstandort. Bis heute haben sich neben den Krammärkten am jeweils ersten Montag im Monat zwei herausragende Märkte erhalten: der Andreasmarkt – er feierte im Jahr 2000 seinen 300. Geburtstag – am letzten Wochenende im November und der Thomasmarkt am zweiten Samstag im Dezember. Die Märkte stellen in und für Kirn eine große Attraktion dar und ziehen viele Besucher aus der Region an. Auf dem Handwerker- und Bauernmarkt im Oktober präsentieren Kleinbetriebe aus dem Kirner Land ihre handgefertigten Waren und bieten sie zum Kauf an. Jeweils mittwochs und samstags trifft sich die Kirner Bevölkerung auf dem Wochenmarkt.

Kirn ist deutschlandweit als eine „Stadt des Leders“ bekannt. Heute sind von den ehemals großen Lederfabriken zumeist nur die Firmensitze vor Ort verblieben. Infolge von Produktionsverlagerungen in Niedriglohnländer sind in der Lederproduktion und -verarbeitung in Kirn nur noch wenige Arbeitnehmer beschäftigt. Bekannt von den noch existierenden Lederwarenfabriken sind die Braun GmbH & Co. KG und die Müller & Meirer Lederwarenfabrik GmbH.[21]

In ganz Rheinland-Pfalz bekannt ist die Stadt auch durch die örtliche Brauerei und deren Bier: Kirner Pils. Größter Arbeitgeber in Kirn ist die Simona AG, ein weltweit agierender Hersteller und Vertreiber von thermoplastischen Kunststoffhalbzeugen, der ursprünglich auch aus der Lederbranche stammte. Aus der Lederwarenbranche produziert Braun GmbH & Co. KG (Markenname: Braun Büffel) noch Teile des Sortimentes aktiv in Kirn. Weitere wichtige Wirtschaftszweige bilden die Holzverarbeitung, der Anlagenbau, die Hartstein-, Verpackungs- und die Kfz-Zulieferindustrie. Zahlreich vertreten sind ferner kleine und mittelgroße Handwerks- und Handelsbetriebe. In den letzten Jahren hat der Tourismus an Bedeutung gewonnen.

In Kirn erscheint als Lokalzeitung der Oeffentliche Anzeiger (bis 2014 Kirner Zeitung, Lokalausgabe der Rhein-Zeitung, Koblenz). Aus Kirn berichtet außerdem die Allgemeine Zeitung (Ausgabe Bad Kreuznach) (Verlagsgruppe Rhein Main, Mainz), die allerdings nicht mehr mit einer Lokalredaktion vor Ort vertreten ist.

Öffentliche Einrichtungen

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Die Angebote im Bildungsbereich sind gemessen an Kirns Einwohnerzahl sehr umfassend. Neben fünf Kindertagesstätten und zwei Grundschulen gibt es eine städtische Hauptschule, die ab 1. August 2011 in eine integrative Realschule plus umgewandelt wurde, ein staatliches Gymnasium (Gymnasium Kirn), eine kooperative Realschule plus und die „Wilhelm-Dröscher-Schule“ für Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Förderbedarf. Die Berufsbildenden Schulen des Landkreises Bad Kreuznach sind mit den Zweigen Mechanik, Gewerbe, Hauswirtschaft, Wirtschaft und Verwaltung in Kirn vertreten. Das Angebot der Volkshochschule und der Musikschule, beide im städtischen Gesellschaftshaus untergebracht, runden das Bildungsangebot ab.

Kultur- und Freizeit

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Im Gesellschaftshaus, 1879 durch das Lederunternehmen Carl Simon & Söhne im klassizistischen Baustil errichtet, finden das ganze Jahr über Konzert-, Kabarett- und Theaterveranstaltungen der Kulturinitiative Kirn statt. Zweimal jährlich verwandelt sich der bis zu 500 Personen fassende Saal in eine Ausstellungshalle, in der jeweils für zwei Wochen Gemälde und Skulpturen zumeist heimischer Künstler gezeigt werden.

Nach intensiven Umbauten wurde das Familienfreizeitbad „Jahnbad“ im Frühjahr 2002 wiedereröffnet. Neben dem 50 m langen Hauptbecken gibt es seitdem ein Freizeitbecken mit Rutsche, Strömungskanal und Massageliegen sowie ein Kinderbecken mit geringer Wassertiefe und kleiner Rutsche.

Die Kirner Stadtbücherei befindet sich seit Januar 2002 im Wilhelm-Dröscher-Haus am linken Ufer des Hahnenbachs. Auf einer Fläche von 145 Quadratmetern stehen Lesern etwa 5.800 Bücher zur Verfügung. Thematische Schwerpunkte bilden neben der Belletristik vor allem die Kinder- und Jugendliteratur.

Das Stadion im Sportzentrum Loh verfügt über Kapazität von 5000 Zuschauern und ist Spielstätte des VfR Kirn.

Medizinische Versorgung

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Die medizinische Versorgung wird durch das defizitäre[22], aber versorgungsnotwendige Krankenhaus[23] der „kreuznacher diakonie“, zahlreiche niedergelassene Allgemein- und Fachmediziner sowie fünf Apotheken gewährleistet. Für Senioren gibt es vor Ort zwei Altenheime in kirchlicher Trägerschaft.

Die örtliche Mundart wird als „Kirner Platt“ bezeichnet. Die gemeinhin akzeptierte Sprachgrenze zwischen den Rhein- und Moselfränkischen Dialekten, die sog. dat-das-Linie, verläuft unmittelbar nördlich und westlich von Kirn, weshalb sich zahlreiche Übergangserscheinungen zeigen. In der einzigen sprachwissenschaftlichen Monografie zur Kirner Mundart wird sie mit Verweis nicht nur auf die dat-das-Linie, sondern auch auf andere phonetische Merkmale (z. B. einem Überwiegen von Monophthong gegenüber Diphthong) dem Rheinfränkischen zugeordnet.[24] Der Autor einer vergleichenden Darstellung kommt hingegen, seinerseits unter Verweis auf die „quantitative Entwicklung der Vocale“, zu dem Schluss, die Mundart sei zum Moselfränkischen zu rechnen.[25]

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Stadt

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Mit Kirn verbunden

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Der in Deutschland legendäre Räuberhauptmann Schinderhannes alias Johannes Bückler hat sich oft in Kirn und Umgebung aufgehalten. 1796 stahlen er und Komplizen um Kirn mehrfach Hammel, die sie an eine Kirner Metzgerei verkauften. Für andere Delikte wurde er mit 25 Stockhieben auf dem Marktplatz bestraft. Am 10. Dezember 1796 wurde er gefasst und im Verlies des Kirner Rathauses eingesperrt, entkam aber noch in der gleichen Nacht über das Dach. Am 22. Dezember 1797 amüsierte er sich auf dem Kirner Christkindchen-Markt und beging wenig später in Hundheim seinen ersten Mord.[26]

  • Bernd Brinken, Gerd Danco: Kirn. 3. Auflage, Weidlich, Frankfurt am Main 1983.
  • Ulrich Hauth: Die Stadt Kirn und ihr Umland. (= Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach. Band 34). 2006.
Commons: Kirn – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Kirn – Reiseführer

Einzelnachweise

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  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden; Fortschreibung des Zensus 2011 (Hilfe dazu).
  2. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 291, „Kyrbach“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  3. Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon, München, 1967/1980, S. 278
  4. Siegmund Salfeld: Das Martyrologium des Nürnberger Memorbuches (= Quellen zur Geschichte der Juden in Deutschland. Band 3). Leonhard Simion, Berlin 1898, S. 26, 99, 159 und 281 (Digitalisat); Gottfried Kneib: Juden in der kurmainzischen Stadt Sobernheim während des ausgehenden Mittelalters. In: Mainzer Zeitschrift 104 (2009), S. 107–132, bes. S. 107 und 111 (Google-Books; eingeschränkte Vorschau).
  5. Hermann Mosel: Flut hinterließ tiefe Schluchten im Idarwald: Blick auf verheerende Hochwasser vor vielen hundert Jahren - Rhein-Hunsrück-Zeitung - Rhein-Zeitung. In: rhein-zeitung.de. 20. Juli 2021, abgerufen am 3. März 2024.
  6. Das malerische und romantische Nahe-Thal und die Rhein-Nahe-Eisenbahn. 2. Auflage, Verlag R. Voigtländer, Kreuznach 1872.
  7. Udo Fleck: Diebe-Räuber-Mörder. Studie zur kollektiven Delinquenz rheinischer Räuberbanden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Diss. Trier 2003, S. 53 f.
  8. Stefan Munzlinger, Armin Seibert: Hochwasserengel mahnt: Kirn ist vor Fluten nie ganz sicher. In: Oeffentlicher Anzeiger. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 21. Dezember 2018, abgerufen am 18. Juni 2022 (Nur Artikelanfang frei zugänglich).
  9. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 168 (PDF; 2,8 MB).
  10. Gemeindestatistik Kirn
  11. Gemeindestatistik (PDF; 0,3 MB), Stadt Kirn, abgerufen am 21. Juni 2025
  12. Kirn, Gemeinde- / Stadtratswahl 09.06.2024
  13. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Gemeinderatswahl 2019 Kirn. Abgerufen am 16. August 2019.
  14. Armin Seibert: Frank Ensminger bekräftigt: „Mir geht's um Kirn!“ In: Oeffentlicher Anzeiger. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 8. Juli 2020, abgerufen am 22. September 2020.
  15. Direktwahl 2020 Kirn (VG Kirner Land). (PDF) Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 23. März 2020, abgerufen am 22. September 2020.
  16. Kirn, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. In: Wahlen in RLP. Abgerufen am 28. Juni 2024.
  17. Armin Seibert: Jetzt ist es raus: Kirns Bürgermeister Martin Kilian geht zum Jahresende in Pension. In: Oeffentlicher Anzeiger. Mittelrhein-Verlag GmbH, Koblenz, 8. November 2019, abgerufen am 22. September 2020.
  18. Noch eine Partnerschaft mit einer französischen Stadt. In: Rheinzeitung. 8. November 2010.
  19. Armin Seibert: Kirner Steinbruch wird Besuchermagnet. In: Rhein-Zeitung. 12. Februar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Mai 2013; abgerufen am 27. März 2013.
  20. Informationen zur Sanierung 2009
  21. Wirtschaft. Stadt Kirn. Abgerufen am 7. Februar 2017.
  22. Ärzteblatt vom 22. November 2019
  23. GKV-Kliniksimulator (Memento vom 30. November 2020 im Internet Archive)
  24. Carl Kirchberg: Laut- und Flexionslehre der Mundart von Kirn a.d. Nahe mit Berücksichtigung der näheren Umgebung. Straßburg 1906, S. 1–4.
  25. Roland Martin: Untersuchungen zur rhein-moselfränkischen Dialektgrenze. Marburg 1914, S. 2, 98–100.
  26. Aus den Gerichtsakten des Schinderhannes (Memento vom 11. Dezember 2000 im Internet Archive)