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„Aviso (Schiffstyp)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Aviso-colonial-1.jpg|mini|Französischer Aviso der ''Bougainville''-Klasse von 1931, 1969 [[Tonne (Einheit)|t]], 16 [[Knoten (Einheit)|kn]], 3 × 13,8-cm-Geschütze]]
Ein '''Aviso''' ist ein schnelles, kleines [[Kriegsschiff]] zur Nachrichtenübermittlung. Neben Depeschenfahrten dient es auch als Vorposten-, Aufklärungs- und Verbindungsboot. Außerdem fanden Avisos auch als Führungsschiffe und für leichte Kampfaufgaben im Kolonialkrieg Verwendung. Avisos waren normalerweise leicht bewaffnet und ungepanzert.
Ein '''{{lang|es|Aviso}}''' (portugiesisch/spanisch für „Bekanntmachung“, „Mitteilung“ oder „Meldung“) war ein schnelles, kleines [[Kriegsschiff]] zur Nachrichtenübermittlung. Avisos waren normalerweise leicht bewaffnet und ungepanzert und dienten auch als Vorposten-, Aufklärungs- und Verbindungsboote. Auch fanden sie als Führungsschiffe und für leichte [[Gefechtsaufgabe]]n im Kolonialkrieg Verwendung.


==Deutsche Marinen==
== Deutsche Marinen ==
Als ersten Aviso requirierte die [[preußische Marine]] von 1848 bis 1849 den radgetriebenen, 1420 [[Tonne (Einheit)|t]] großen Postdampfer ''[[Preußischer Adler (Schiff)|Preußischer Adler]]'' anlässlich des [[Schleswig-Holsteinische Erhebung|Schleswig-Holsteinischen Kriegs]]. Als weitere Radavisos folgten 1850 die deutlich kleineren Schwesterschiffe ''[[Nix (Schiff)|Nix]]'' und ''[[Salamander (Schiff, 1851)|Salamander]]'' (430 t) sowie 1859 die ebenso große ''[[Loreley (Schiff, 1859)|Loreley]]''. Diese Schiffe sollten als Führungsschiffe für Ruderkanonenbootsflotillen dienen.


Der 1870 angekaufte Radaviso ''[[Falke (Schiff, 1870)|Falke]]'' (1230 t) war als erster Aviso statt mit Glattrohrkanonen mit zwei [[Zug (Waffe)|gezogenen]] 12-cm-[[Mehrlagenrohr|Ringkanonen]] bewaffnet. Das 12 [[Knoten (Einheit)|kn]] schnelle Schiff sollte zuerst die damals neuen Schlepp[[torpedo]]s zum Einsatz bringen. Schließlich diente es dem [[Panzerschiff]]s<nowiki />geschwader als Aufklärer und Signalwiederholer, was zukünftig zur Standardaufgabe der deutschen Avisos wurde. Die zu dieser Zeit in Dienst stehenden [[Gedeckte Korvette|gedeckten]] und Glattdeckkorvetten (später [[Kreuzerfregatte]]n bzw. [[Kreuzerkorvette|-korvetten]]) waren von der Bauart her veraltet und nur für den Schul- und Auslandsdienst geeignet, nicht jedoch für den Dienst mit der Flotte.
Als ersten Aviso requirierte die [[preußische Marine]] von 1848 bis 1849 den radgetriebenen, 1420 t großen Postdampfer ''Preußischer Adler'' anlässlich des [[Schleswig-Holsteinischer Krieg|Schleswig-Holsteinischen Kriegs]]. Als weitere Radavisos folgten 1850 die deutlich kleineren Schwesterschiffe ''Nix'' und ''Salamender'' (430 t) sowie 1859 die ebenso große ''Loreley''. Diese Schiffe sollten als Führungsschiffe für Ruderkanonenbootsflotillen dienen.
Der 1870 angekaufte Radaviso [[Falke]] (1230 t) war als erster Aviso statt mit Glattrohrkanonen mit gezogenen [[Ringkanone]]n (2 Ringkanonen 12 cm) bewaffnet. Das 12 kn schnelle Schiff sollte zuerst die damals neuen Schlepp<b/>[[torpedo]]<b/>s zum Einsatz bringen. Schließlich diente es dem Panzerschiffsgeschwader als Aufklärer und Signalwiederholer, was zukünftig zur Standardaufgabe der deutschen Avisos wurde. Die zu dieser Zeit in Dienst stehenden gedeckten und Glattdeckkorvetten (später Kreuzerfregatten bzw. –korvetten) waren von der Bauart her veraltet und nur für den Schul- und Auslandsdienst, nicht jedoch für den Dienst mit der Flotte geeignet.


Die zuerst als Torpedofahrzeug in Dienst gestellte 1170 t große ''Zieten'' (Stapellauf 1877) war der erste schraubengetriebene Aviso der preußischen Marine und mit 16 kn deutlich schneller als seine Vorgänger. Das Schiff war mit zwei Torpedorohren und 5 [[Revolverkanone]]n bewaffnet.
Die zuerst als Torpedofahrzeug in Dienst gestellte 1170 t große ''[[Zieten (Schiff, 1876)|Zieten]]'' (Stapellauf 1877) war der erste schraubengetriebene Aviso der deutschen Marine und mit 16 kn deutlich schneller als seine Vorgänger. Das Schiff war mit zwei Torpedorohren und fünf Revolverkanonen bewaffnet.


Die ''Blitz''-Klasse von 1882 (1486 t) umfasste die ersten Stahlschiffe der kaiserlichen Marine. Die beiden folgenden Schiffe der ''Wacht''-Klasse (1887/8, 1499 t) erhielten erstmals ein Panzerdeck und einen gepanzerten Kommandostand und ähnelten so geschützten Kreuzern.
Die ''[[Blitz (Schiff, 1883)|Blitz]]''-Klasse von 1882 (1486 t) umfasste die ersten Stahlschiffe der kaiserlichen Marine. Die beiden folgenden Schiffe der [[Wacht-Klasse|''Wacht''-Klasse]] (1887/8, 1499 t) erhielten erstmals ein Panzerdeck und einen gepanzerten Kommandostand und ähnelten so geschützten Kreuzern.
Bei der ''Greif'' (1886, 2266 t) wurde erstmals auf eine Hilfsbesegelung verzichtet. Neben 2 Ringkanonen 10,5 cm war das Schiff mit 10 37 mm-Revolverkanonen bewaffnet, da es zusätzlich als „Torpedobootjäger“ die großen Panzerschiffe vor Torpedoangriffen schützen sollten. Diese Rolle war auch den beiden Schiffen der ''Meteor''-Klasse (1890/2, 1072 t) zugedacht, die als erste Avisos statt der bis dahin üblichen Ringkanonen 4 Schnellladekanonen vom Kaliber 8,8 cm erhielten. Damit sollten die Schiffe eine Rolle übernehmen, die in anderen Marinen die aufkommenden [[Torpedobootszerstörer]] innehatten.


Bei der ''[[Greif (Schiff, 1887)|Greif]]'' (1886, 2266 t) wurde erstmals auf eine Hilfsbesegelung verzichtet. Neben zwei 10,5&nbsp;cm Ringkanonen war das Schiff mit 10 [[37-mm-Hotchkiss-Kanone|3,7-cm-Revolverkanonen]] bewaffnet, da es zusätzlich als „Torpedobootjäger“ die großen Panzerschiffe vor Torpedoangriffen schützen sollten. Diese Rolle war auch den beiden Schiffen der [[Meteor-Klasse (1891)|''Meteor''-Klasse]] (1890/2, 1072 t) zugedacht, die als erste Avisos statt der bis dahin üblichen Ringkanonen vier [[Schnellfeuergeschütz|Schnellladekanonen]] vom Kaliber 8,8&nbsp;cm erhielten. Damit sollten die Schiffe eine Rolle übernehmen, die in anderen Marinen die aufkommenden [[Zerstörer|Torpedobootszerstörer]] innehatten.
Als letzter Aviso dieser Entwicklungslinie stellte 1896 die mit 2082 t wieder deutlich größere und mit Panzerschutz versehene ''Hela'' in Dienst. Im Jahr 1899 wurden die noch vorhandenen Avisos, die mittlerweile alle mit Schnellladekanonen armiert worden waren, im Zuge einer Neuordnung des Typensystems als [[Kleiner Kreuzer|Kleine Kreuzer]] eingestuft.


Als letzter Aviso dieser Entwicklungslinie stellte 1896 die mit 2082 t wieder deutlich größere und mit Panzerschutz versehene ''[[Hela (Schiff, 1896)|Hela]]'' in Dienst. Im Jahr 1899 wurden die noch vorhandenen Avisos, die mittlerweile alle mit Schnellladekanonen armiert worden waren, im Zuge einer Neuordnung des Typensystems als [[Kleiner Kreuzer|Kleine Kreuzer]] eingestuft.
Außerhalb dieser Entwicklungslinie liegen die verschiedenen königlichen bzw. Kaiserlichen Yachten, die auch als Aviso klassifiziert waren. Diese waren normalerweise nicht für Kampfaufgaben vorgesehen, wobei die ''Grille (I)'' von 1858 aktiv am zweiten [[deutsch-dänischer Krieg|deutsch-dänischen Krieg]] teilnahm.


Außerhalb dieser Entwicklungslinie liegen die verschiedenen königlichen beziehungsweise kaiserlichen [[Yacht]]en, die auch als Aviso klassifiziert waren, wie z. B. die ''[[Hohenzollern (Schiff, 1880)|Hohenzollern]]'' von 1880 und die ''[[Hohenzollern (Schiff, 1893)|Hohenzollern]]'' von 1893. Diese waren normalerweise nicht für Gefechtsaufgaben vorgesehen, wobei die ''[[Grille (Schiff, 1858)|Grille]]'' von 1858 allerdings aktiv am zweiten [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] teilnahm.
1934 nahm die Kriegsmarine den 3430 t großen Aviso ''Grille (II)'' als Versuchsschiff für Hochdruckheißdampf-Antriebsanlagen in Dienst. Später diente die ''Grille (II)'' hauptsächlich als Stabs- und Stationsschiff.


[[Datei:Hela (ship, 1940).jpg|mini|Aviso/Flottentender ''Hela'' (1941)]]
==Marinen anderer Nationen==
Portugal nahm in der ersten Hälfte des 20. Jh. eine Reihe [[Kanonenboot|Kanonen-]] und [[Geleitboot]]e in Dienst, die als Avisos bezeichnet wurden. Die beiden letzten, die ''Alfonso de Albuquerque'' sowie die ''Bartolomeu Dias'' (Stapellauf 1934) waren 1815 t groß, liefen 21 kn und waren mit 4 Geschützen 12 cm und Fla-Waffen bewaffnet und führten [[Seemine|Minen]] und ein Wasserflugzeug mit sich. Die ''Alfonso de Albuquerque'' wurde am 18. Dezember 1961 vor Goa im Gefecht mit dem indischen Kreuzer ''Dehli'' und zwei Zerstörern zerstört.


1935 nahm die [[Kriegsmarine]] den 3430 t großen Aviso ''[[Grille (Schiff, 1935)|Grille]]'' als Versuchsschiff für Hochdruckheißdampfturbinen-Antriebsanlagen in Dienst. Später diente die ''Grille'' hauptsächlich als Stabs- und Stationsschiff, aber auch als [[Minenleger]].
Auch die französiche Marine hatte in der ersten Hälfte des 20. Jh. ein Anzahl Kanonenboote im Dienst, die als Aviso bezeichnet wurden. Teilweise handelte es sich dabei um [[U-Boot-Falle]]n. Viele der Schiffe waren für den Kolonialdienst vorgesehen, 4 davon kamen beim Seegefecht auf der Reede von [[Koh Chang]] zum Einsatz. In dieser Tradition bezeichnete die französiche Marine auch die für den Überseeeinsatz vorgesehenen Fregatten der ''Commandant Rivière''-Klasse (Stapellauf 1958-63, 1700 t) und der ''D‘Estienne d‘Orves''-Klasse (Stapellauf 1973-83, 1090 t) als Avisos.


Das letzte als Aviso bezeichnete Schiff der Kriegsmarine war die 1940 in Dienst gestellte ''[[Hela (Schiff, 1940)|Hela]]'', die der ''Grille'' vom Rumpf her ähnelte, mit einer Verdrängung von 2520 t und einer Länge von 99,8 m jedoch etwas kleiner und mit Dieselmotoren ausgerüstet war. Sie diente dem Admiralsstab als Kommandoschiff bis zum Kriegsende.
==Literatur==
*Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe, Koehlers Verlagsgesellschaft Hamburg
*Weyers Taschenbuch der Kriegsflotten 1941/42
*Gerhard Albrecht (Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch 1994/96,Bernard & Graefe Verlag Bonn 1994, ISBN 3-7637-4507-6
*Helmut Pemsel: Seeherrschaft, Bernard & Graefe Verlag Koblenz 1995, ISBN 3-89350-711-6


== Marinen anderer Nationen ==
=== Frankreich ===
Auch die französische Marine hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Anzahl Kanonenboote im Dienst, die als Aviso bezeichnet wurden. Teilweise handelte es sich dabei um [[U-Boot-Falle]]n. Viele der Schiffe waren für den Kolonialdienst vorgesehen, vier davon kamen beim Seegefecht auf der Reede von [[Koh Chang]] zum Einsatz. In dieser Tradition bezeichnete die französische Marine auch die für den Überseeeinsatz vorgesehenen [[Fregatte]]n der ''Commandant-Rivière''-Klasse (Stapellauf 1958–1963, 1700 t) und der auch als Typ A69 bezeichneten ''D‘Estienne-d‘Orves''-Klasse (Stapellauf 1973–1983, 1090 t) als Avisos.


=== Portugal ===
[[Kategorie:Militärschiffstyp]]
[[Datei:NRP Afonso de Albuquerque.jpg|mini|''[[Afonso de Albuquerque (Schiff, 1934)|Afonso de Albuquerque]]'']]


Portugal nahm in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Reihe [[Kanonenboot|Kanonen-]] und [[Geleitboot]]e in Dienst, die als Avisos bezeichnet wurden. Die beiden letzten, die ''[[Afonso de Albuquerque (Schiff, 1934)|Alfonso de Albuquerque]]'' und die ''[[Bartolomeu Dias (Schiff, 1935)|Bartolomeu Dias]]'' (Stapellauf 1934), waren 1780 t groß, liefen 20 kn, waren mit vier Geschützen 12&nbsp;cm und Fla-Waffen bewaffnet und führten [[Seemine|Minen]] und ein Wasserflugzeug mit sich. Die ''Alfonso de Albuquerque'' wurde am 18. Dezember 1961 vor [[Goa]] im Gefecht mit dem indischen Kreuzer ''Delhi'' und zwei Zerstörern zerstört.
[[en:Aviso]]

[[fr:Aviso]]
=== Russland ===
[[pt:Aviso]]
Die 1903 gebaute [[Almas (Schiff)|Almas]] diente ab 1907 als Aviso in der [[Baltische Flotte|Baltischen Flotte]].
[[ru:Авизо (судно)]]

== Weblinks ==
{{Commonscat|Avisos}}
{{Wiktionary|Aviso}}

== Literatur ==
* Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: ''Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien; ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart''. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 1982/88, ISBN 3-7822-0236-8 (6 Bde.).
* ''Weyers Taschenbuch der Kriegsflotten'', Band 35 (1941/42).
* Gerhard Albrecht (Hrsg.): ''Weyers Flottentaschenbuch 1994/96''. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1994, ISBN 3-7637-4507-6.
* [[Helmut Pemsel]]: ''Seeherrschaft''. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1995, ISBN 3-89350-711-6.

[[Kategorie:Aviso| ]]
[[Kategorie:Militärschiffstyp]]

Aktuelle Version vom 22. Juli 2024, 10:12 Uhr

Französischer Aviso der Bougainville-Klasse von 1931, 1969 t, 16 kn, 3 × 13,8-cm-Geschütze

Ein Aviso (portugiesisch/spanisch für „Bekanntmachung“, „Mitteilung“ oder „Meldung“) war ein schnelles, kleines Kriegsschiff zur Nachrichtenübermittlung. Avisos waren normalerweise leicht bewaffnet und ungepanzert und dienten auch als Vorposten-, Aufklärungs- und Verbindungsboote. Auch fanden sie als Führungsschiffe und für leichte Gefechtsaufgaben im Kolonialkrieg Verwendung.

Deutsche Marinen

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Als ersten Aviso requirierte die preußische Marine von 1848 bis 1849 den radgetriebenen, 1420 t großen Postdampfer Preußischer Adler anlässlich des Schleswig-Holsteinischen Kriegs. Als weitere Radavisos folgten 1850 die deutlich kleineren Schwesterschiffe Nix und Salamander (430 t) sowie 1859 die ebenso große Loreley. Diese Schiffe sollten als Führungsschiffe für Ruderkanonenbootsflotillen dienen.

Der 1870 angekaufte Radaviso Falke (1230 t) war als erster Aviso statt mit Glattrohrkanonen mit zwei gezogenen 12-cm-Ringkanonen bewaffnet. Das 12 kn schnelle Schiff sollte zuerst die damals neuen Schlepptorpedos zum Einsatz bringen. Schließlich diente es dem Panzerschiffsgeschwader als Aufklärer und Signalwiederholer, was zukünftig zur Standardaufgabe der deutschen Avisos wurde. Die zu dieser Zeit in Dienst stehenden gedeckten und Glattdeckkorvetten (später Kreuzerfregatten bzw. -korvetten) waren von der Bauart her veraltet und nur für den Schul- und Auslandsdienst geeignet, nicht jedoch für den Dienst mit der Flotte.

Die zuerst als Torpedofahrzeug in Dienst gestellte 1170 t große Zieten (Stapellauf 1877) war der erste schraubengetriebene Aviso der deutschen Marine und mit 16 kn deutlich schneller als seine Vorgänger. Das Schiff war mit zwei Torpedorohren und fünf Revolverkanonen bewaffnet.

Die Blitz-Klasse von 1882 (1486 t) umfasste die ersten Stahlschiffe der kaiserlichen Marine. Die beiden folgenden Schiffe der Wacht-Klasse (1887/8, 1499 t) erhielten erstmals ein Panzerdeck und einen gepanzerten Kommandostand und ähnelten so geschützten Kreuzern.

Bei der Greif (1886, 2266 t) wurde erstmals auf eine Hilfsbesegelung verzichtet. Neben zwei 10,5 cm Ringkanonen war das Schiff mit 10 3,7-cm-Revolverkanonen bewaffnet, da es zusätzlich als „Torpedobootjäger“ die großen Panzerschiffe vor Torpedoangriffen schützen sollten. Diese Rolle war auch den beiden Schiffen der Meteor-Klasse (1890/2, 1072 t) zugedacht, die als erste Avisos statt der bis dahin üblichen Ringkanonen vier Schnellladekanonen vom Kaliber 8,8 cm erhielten. Damit sollten die Schiffe eine Rolle übernehmen, die in anderen Marinen die aufkommenden Torpedobootszerstörer innehatten.

Als letzter Aviso dieser Entwicklungslinie stellte 1896 die mit 2082 t wieder deutlich größere und mit Panzerschutz versehene Hela in Dienst. Im Jahr 1899 wurden die noch vorhandenen Avisos, die mittlerweile alle mit Schnellladekanonen armiert worden waren, im Zuge einer Neuordnung des Typensystems als Kleine Kreuzer eingestuft.

Außerhalb dieser Entwicklungslinie liegen die verschiedenen königlichen beziehungsweise kaiserlichen Yachten, die auch als Aviso klassifiziert waren, wie z. B. die Hohenzollern von 1880 und die Hohenzollern von 1893. Diese waren normalerweise nicht für Gefechtsaufgaben vorgesehen, wobei die Grille von 1858 allerdings aktiv am zweiten Deutsch-Dänischen Krieg teilnahm.

Aviso/Flottentender Hela (1941)

1935 nahm die Kriegsmarine den 3430 t großen Aviso Grille als Versuchsschiff für Hochdruckheißdampfturbinen-Antriebsanlagen in Dienst. Später diente die Grille hauptsächlich als Stabs- und Stationsschiff, aber auch als Minenleger.

Das letzte als Aviso bezeichnete Schiff der Kriegsmarine war die 1940 in Dienst gestellte Hela, die der Grille vom Rumpf her ähnelte, mit einer Verdrängung von 2520 t und einer Länge von 99,8 m jedoch etwas kleiner und mit Dieselmotoren ausgerüstet war. Sie diente dem Admiralsstab als Kommandoschiff bis zum Kriegsende.

Marinen anderer Nationen

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Auch die französische Marine hatte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Anzahl Kanonenboote im Dienst, die als Aviso bezeichnet wurden. Teilweise handelte es sich dabei um U-Boot-Fallen. Viele der Schiffe waren für den Kolonialdienst vorgesehen, vier davon kamen beim Seegefecht auf der Reede von Koh Chang zum Einsatz. In dieser Tradition bezeichnete die französische Marine auch die für den Überseeeinsatz vorgesehenen Fregatten der Commandant-Rivière-Klasse (Stapellauf 1958–1963, 1700 t) und der auch als Typ A69 bezeichneten D‘Estienne-d‘Orves-Klasse (Stapellauf 1973–1983, 1090 t) als Avisos.

Afonso de Albuquerque

Portugal nahm in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Reihe Kanonen- und Geleitboote in Dienst, die als Avisos bezeichnet wurden. Die beiden letzten, die Alfonso de Albuquerque und die Bartolomeu Dias (Stapellauf 1934), waren 1780 t groß, liefen 20 kn, waren mit vier Geschützen 12 cm und Fla-Waffen bewaffnet und führten Minen und ein Wasserflugzeug mit sich. Die Alfonso de Albuquerque wurde am 18. Dezember 1961 vor Goa im Gefecht mit dem indischen Kreuzer Delhi und zwei Zerstörern zerstört.

Die 1903 gebaute Almas diente ab 1907 als Aviso in der Baltischen Flotte.

Commons: Avisos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Aviso – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien; ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 1982/88, ISBN 3-7822-0236-8 (6 Bde.).
  • Weyers Taschenbuch der Kriegsflotten, Band 35 (1941/42).
  • Gerhard Albrecht (Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch 1994/96. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1994, ISBN 3-7637-4507-6.
  • Helmut Pemsel: Seeherrschaft. Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1995, ISBN 3-89350-711-6.