Zum Inhalt springen

„Projektil“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Kaliber: .36er gabs auchs con zu vorderlderzeiten.
K Bot: http → https
 
(304 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|beschreibt das Projektil bei Waffen; zum physikalischen Begriff Projektil siehe z. B. [[Kernreaktion]].}}
'''Projektile''' (lat.:"proicere" = 'werfen, vor sich werfen') sind die von [[Schusswaffe]]n abgeschossenen Objekte. Verallgemeinert spricht man auch von '''Schusskörper''' oder '''Geschoss''' (''[[Sprachgebrauch in Österreich|österr.]]'' '''Geschoß''').
[[Datei:Verschiedene Geschossarten mit verschiedenen Mantelformen deutsch beschriftet CC BY-SA 4.0 by Grasyl.svg|mini|Verschiedene Geschossarten mit verschiedenen Mantelformen]]
Ein '''Projektil''', umgangssprachlich auch '''Kugel'''<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/Kugel Duden].</ref> genannt, ist ein von einer [[Schusswaffe]] abgefeuertes [[Geschoss]].


== Etymologie ==
[[Bild:Revolverpatrone.png|thumb|right|Revolverpatrone nebst Projektilen]]
Der Begriff ''Projektil'' ist eine Ableitung von [[Französische Sprache|französisch]] „projectile“ bzw. aus dem modernen [[Lateinische Sprache|Lateinischen]] „prōjectilis“ bzw. „prōiectus“ ([[Partizip II]] von „proicere“ für „hinaus-,fortschleudern“).<ref>[https://www.etymonline.com/word/projectile]</ref>
[[Bild:Projektile 9bzw7,62mm.JPG|thumb|350px|Projektile 9mm [[P8 (Pistole)|P8]] oder [[UZI]]/MP2, 7,62mm [[G3 (Gewehr)|G3]] oder [[MG3]] /deutlich sind die Spuren des Laufes zu erkennen]]
[[Bild:Bleiprojektil.jpg|thumb|150px|Bleiprojektil eines modernen SMG (vermutlich USA)]]


Er wird vorwiegend für Geschosse von [[Handfeuerwaffe]]n genutzt.<ref name="Duden"/><ref name="DWDS"/>
==Projektilarten==
===Allgemeines===
In der Anfangszeit der Feuerwaffen wurden Eisen-, Blei- und steinerne [[Kugel (Geschoss)|Kugeln]] verschossen.
Heutige Projektile bestehen entweder aus [[Stahl]], [[Blei]], [[Kupfer]], enthalten abgereichertes [[Uran]], [[Wolfram]] oder beziehen ihre Wirksamkeit nicht aus der kinetischen Energie, sondern aus ihrer explosiven Füllung. Ein Beispiel hierfür sind [[Gewehrgranate]]n (mit Sprengstoff gefüllte Projektile).


===Form===
== Grundlagen ==
Die Begriffe ''Projektil'' und ''Geschoss'' werden in der Literatur zur Waffentechnik nahezu synonym genutzt, wobei Projektil als Unterbegriff von Geschoss verstanden wird. Für Projektile gelten die übergreifenden Grundlagen wie sie im Artikel Geschoss beschrieben sind:
Auch die heutige [[Form]] der Projektile hat nicht mehr viel mit den damaligen Kugeln gemein. Ein modernes Projektil besitzt meist eine zylindrische Form mit meist spitz zulaufendem Frontteil und einem sich wiederum leicht verjüngenden Ende. Es erhält im Lauf einen [[Drall]] um es im Flug zu stabilisieren.
* [[Geschoss#Grundlagen|Grundlagen]]
* [[Geschoss#Physikalische Eigenschaften|Physikalische Eigenschaften]]
* [[Geschoss#Konstruktion eines Geschosses|Konstruktion eines Geschosses]]

== Projektilarten ==
[[Datei:Form für Projektil.JPG|mini|Hälfte einer Bronzehohlform zum Gießen von Vorderladerprojektilen mit 13 mm Durchmesser, 28 mm hoch]]
[[Datei:Geschosse.jpg|mini|Diverse Projektile zum sportlichen Schießen: Blei Rundkopf, Teilmantel [[Wadcutter#Semi-Wadcutter|Semi-Wadcutter]], Vollmantel Kegelstumpf und Vollmantel Semi-Wadcutter]]
[[Datei:Projektile 9bzw7,62mm.JPG|mini|Projektile 9 mm [[HK P8|P8]] oder [[Uzi]]/MP2, 7,62 mm [[G3 (Gewehr)|G3]] oder [[MG3]] – deutlich sind die Spuren des Laufes zu erkennen]]
[[Datei:Bleiprojektil.jpg|mini|hochkant|Bleiprojektil]]
=== Material ===
In der Anfangszeit der Feuerwaffen wurden erst Kugeln aus [[Stein]], dann [[Eisen]] und [[Blei]] verwendet. Heutige Projektile bestehen aus [[Stahl]], Blei, [[Kupfer]] und können abgereichertes [[Uran]] oder [[Wolfram]] enthalten. Andere Projektile beziehen ihre Wirksamkeit nicht aus der [[Kinetische Energie|kinetischen Energie]], sondern aus ihrer explosiven Füllung. Ein Beispiel hierfür sind [[Gewehrgranate]]n (mit Sprengstoff gefüllte Projektile).

=== Form ===
Zuerst wurden Projektile in [[Kugel]]form verschossen (etwa die klassische [[Kanonenkugel]]), deshalb werden Projektile bis heute als „Kugel“ bezeichnet.

Ein modernes Projektil ist meist als [[Langgeschoss]] ausgebildet, besitzt also eine zylindrische Form mit meist spitz zulaufendem Frontteil und einem sich wiederum leicht verjüngenden Ende. Es erhält im Lauf einen [[Drall (Waffe)|Drall]], um es im Flug zu stabilisieren.

Je nach Form der Spitze wird das Projektil als ''spitz'', ''halbspitz'' oder ''rund'' bezeichnet, außerdem existieren noch einige Sonderformen: [[Hohlspitzgeschoss]]e besitzen eine [[Konkave Fläche|konkave]] Spitze, was beim Aufprall zu einer stärkeren Deformation (Aufpilzen) und somit auch stärkeren Wirkung im Ziel führt. Aus diesem Grund werden sie oft mit [[Teilmantelgeschoss]]en verwechselt oder gleichgesetzt. [[Flachkopfgeschoss]]e sind Geschosse mit einem abgeflachten Kopf. Sie werden besonders für Waffen mit [[Röhrenmagazin]] benötigt, um zu verhindern, dass die Spitze einer Patrone zu starken Druck auf das [[Zündhütchen]] der vor ihr gelagerten Patrone ausübt und somit die Patronen im Magazin zündet.


Je nach Form der Spitze wird das Projektil als ''spitz'', ''halbspitz'' oder ''rund'' bezeichnet, außerdem existieren noch einige Sonderformen: [[Hohlspitzgeschoss]]e besitzen eine [[konkav]]e Spitze, was beim Aufprall zu einer stärkeren Deformation und somit auch stärkeren Wirkung im Ziel führt (aus diesem Grund wird sie oft mit [[Teilmantelgeschoss]]en verwechselt oder gleichgesetzt). [[Flachkopfgeschoss]]e sind Geschosse mit einem abgeflachten Kopf. Sie werden besonders für Waffen mit Röhrenmagazin benötigt, um zu verhindern, dass die Spitze einer Patrone zu starken Druck auf das [[Zündhütchen]] der vor ihr gelagerten Patrone ausübt und somit die Patronen im Magazin zündet.
Heute existieren Geschosse mit fast allen möglichen Kombinationen von Geschossform und Mantelkonstruktion.
Heute existieren Geschosse mit fast allen möglichen Kombinationen von Geschossform und Mantelkonstruktion.


===Mantel- und Vollgeschosse===
=== Voll- und Mantelgeschosse ===
Bei Geschossen für Handfeuerwaffen unterscheidet man zwischen Vollmantel ([[Messing|Tombak]]mantel schließt die Spitze komplett ein und ist meistens am Boden offen), Vollgeschoss (z. B. Bleigeschoss oder Solidgeschoss) und Teilmantelgeschosse (Tombakmantel ist oben offen und am Boden geschlossen).
Bei Geschossen für Handfeuerwaffen unterscheidet man zwischen Vollgeschoss (z.&nbsp;B. Bleigeschoss oder Solidgeschoss) und [[Mantelgeschoss]].


Mantelgeschosse werden in Vollmantelgeschosse (Mantel schließt die Spitze komplett ein und ist meistens am Boden offen), und Teilmantelgeschosse (Mantel ist an der Spitze offen und am Boden geschlossen) unterschieden.
Die Teilmantelgeschosse nehmen den größten Anteil der auf dem Markt befindlichen Geschosse ein. Die meisten Jagdgeschosse sind Teilmantelgeschosse z. B. RWS Kegelspitz (KS), Doppelkern (DK) oder Norma PPC Oryx oder Plastikspitz, da durch den vorne offenen Mantel eine Zerlegung des Geschosses beim Eindringen in das Wild gewährleistet wird. Damit wird die Geschossenergie auf das Ziel übertragen und der Wundkanal vergrößert. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wild tödlich getroffen wird, erhöht sich somit. Vollmantelgeschosse hingegen haben eine höhere Durchschlagsleistung und hinterlassen einen glatten Wundkanal. Diese höhere Durschlagsleistung wird meist im militärischen Bereich genutzt, Teilmantelgeschoße sind laut Genfer Konvention im Militärischen Bereich(aufgrund der höheren Tötungswirkung) verboten. Die Geschosse der Armeen bestehen aus Vollmantelgeschossen, teils werden diese mit Urankern versehen um die Durschlagskraft auf gepanzertes Material massiv zu erhöhen.


===Kaliber===
==== Vollgeschoss ====
Vollgeschosse sind Geschosse aus einem homogenen Material, d.&nbsp;h., sie sind mantellose Geschosse. Die häufigste Form von Vollgeschossen sind einfache Bleigeschosse, wie sie im sportlichen Bereich ([[Diabolo (Projektil)|Diabolos]] für Luftdruckwaffen; Bleigeschosse bei [[.22 lfB|Kleinkalibermunition]]), aber auch als Flintenlaufgeschosse für Flinten anzutreffen sind.
Den Durchmesser des Projektils bezeichnet man als [[Kaliber]]. Zu beobachten ist, dass der heutige Trend in Richtung kleinere Kaliber geht, um sowohl [[Gewicht]] als auch Platzbedarf einzusparen. So hatten [[Vorderlader]] Projektile mit einem Kaliber von 9 mm aufwärts, während die heutige militärische Standardgewehrpatrone der NATO ein Projektil mit einem Durchmesser von 5,56 mm (.222 REM) verwendet. Dies ist ohne Einbußen in Treffergenauigkeit und Durchschlagskraft möglich geworden, da heutige [[Treibmittel]] eine wesentlich größere [[Schub]]kraft erzeugen als das traditionell verwendete Schieß-&nbsp;/&nbsp;[[Schwarzpulver]]. Sie beschleunigen die Projektile auf viel höhere Geschwindigkeiten als früher [[technisch]] möglich war.


Ebenso gibt es, hauptsächlich für die Jagd, [[bleifreie Munition|bleifreie]] Vollgeschosse. Diese bestehen aus Kupfer oder Kupfer/[[Zink]]-[[Legierung]]en (z.&nbsp;B. [[Messing]] oder [[Messing#Tombak|Tombak]]). Sie werden entweder mittels [[Drehautomat]]en oder [[Presse (Fertigungsmaschine)|Pressen]] gefertigt.<ref>Norbert Klups: [https://djz.de/patronen-buechsenmunition-frei-von-blei-2110/ Büchsenmunition: Frei von Blei], Mai 2012, in: [[Deutsche Jagd-Zeitung]]</ref>
So erreicht das Projektil der oben genannten 5,56x45mm-Patrone eine Mündungsgeschwindigkeit (v<sub>0</sub>) von ca. 920 Meter pro Sekunde - also fast dreifache Schallgeschwindigkeit.
(v<sub>1</sub> bezeichnet die maximale Geschwindigkeit des Projektils und wird standardisiert 1 m vor der Mündung des [[Lauf (Schusswaffe)|Lauf]]s gemessen)


Eine Besonderheit sind Stahl-Vollgeschosse, die im Wirkmedium keine Verformung aufweisen und ihre gesamte Energie über eine Tiefenpenetration abgeben. Es gibt auch so genannte „Frangible“-Munition, deren Geschoss aus einem unter sehr hohem Druck gepressten Metallpulver ohne Bleizusatz besteht, die speziell für Indoor-Stände entwickelt wurde.
==Tabelle für Projektilabkürzungen==


==== Vollmantelgeschosse ====
{|{{prettytable}} width="100%"
{{Hauptartikel|Vollmantelgeschoss}}
!width="22%" align="center" valign="middle" bgcolor="#B3B7FF"|Abkürzung
!width="22%" align="center" valign="middle" bgcolor="#B3B7FF"|original<br>Bezeichnung
!width="22%" align="center" valign="middle" bgcolor="#B3B7FF"|deutsche<br>Bezeichnung
!width="22%" align="center" valign="middle" bgcolor="#B3B7FF"|Bild
|-
|align="center"|WC
|align="center"|'''W'''ad '''C'''utter
|align="center"|[[Flachkopfgeschoss]]
|align="center"|[[Bild:No image template.gif|50px|kein Bild vorhanden]]
|-
|align="center"|SWC
|align="center"|'''S'''emi '''W'''ad '''C'''utter
|align="center"|[[Flachkopfgeschoss|Teilflachkopfgeschoss]]
|align="center"|[[Bild:357mag.jpg|200px|.357MAG Teilflachkopfgeschoss]]
|-
|align="center"|FMJ
|align="center"|'''F'''ull '''M'''etal '''J'''acket
|align="center"|[[Vollmantelgeschoss]]
|align="center"|[[Bild:45 .jpg|200px|.45 Vollmantelgeschoss]]
|-
|align="center"|HP
|align="center"|'''H'''ollow '''P'''oint
|align="center"|[[Hohlspitzgeschoss]]
|align="center"|[[Bild:No image template.gif|50px|kein Bild vorhanden]]
|-
|align="center"|JHP
|align="center"|'''J'''acketed '''H'''ollow '''P'''oint
|align="center"|Ummanteltes [[Hohlspitzgeschoss]]
|align="center"|[[Bild:357 Magnum.jpg|200px|kein Bild vorhanden]]
|-
|align="center"|JFP
|align="center"|'''J'''acketed '''F'''lat '''P'''oint
|align="center"|[[Teilmantelgeschoss|Teilmantel]] [[Flachkopfgeschoss]]
|align="center"|[[Bild:357 Magnum 01.jpg|200px|kein Bild vorhanden]]
|}


Vollmantelgeschosse bestehen aus einem verformbaren Mantel, meist aus [[Messing#Tombak|Tombak]], sowie einem häufig aus Blei bestehenden Kern. Der verformbare Mantel soll sich sowohl den drallgebenden Zügen und Feldern im Rohr anpassen können als auch dessen Verschleiß so gering wie möglich halten. Der Kern wiederum bildet die gewichtgebende Masse. Die Wirkung im Ziel wird durch die Zerstörungskraft ebendieser Masse, die mit möglichst hoher Geschwindigkeit auf das Ziel trifft, erzeugt. Sie soll das Ziel durch Aufschlag bzw. Eintritt und damit verbundener Energieabgabe schädigen oder partiell zerstören.
== Tabelle von Projektilgeschwindigkeiten ==


Militärische Geschosse (Armeemunition) sind nach der [[Haager Landkriegsordnung]] immer Vollmantelgeschosse, teils werden diese mit einem Kern aus [[Uran]] ([[Uranmunition]]) oder [[Wolfram]] versehen, um die Durchschlagskraft auf gepanzertes Material zu erhöhen.
{| {{prettytable}}
! Projektil
!V<sub>0</sub>
|-
| Softairkugel 6mm BB
|align="right"| 101 m/s
|-
| Luftgewehrkugel 4,5mm
|align="right"| 90-360 m/s
|-
| Kleinkaliberkugel 5,6mm (.22)
|align="right"| 290-340 m/s
|-
| 9x19 mm (Pistole)
|align="right"| 340 m/s
|-
| 7,62x51 mm (MG&G3)(.308WIN)
|align="right"| 800 m/s
|-
| 12,7x99 mm (schweres MG)
|align="right"| 800 m/s
|-
| 5,56x45 mm (G36)
|align="right"| 920 m/s
|-
| 125x1400 mm (Panzer)
|align="right"| 1700 m/s
|}


==== Teilmantelgeschosse ====
==Energie von Projektilen==
{{Hauptartikel|Teilmantelgeschoss}}


Die Teilmantelgeschosse nehmen den größten Anteil der auf dem Markt befindlichen Geschosse ein. Die meisten Jagdgeschosse sind Teilmantelgeschosse, z.&nbsp;B. RWS Kegelspitz (KS), Doppelkern (DK) oder Norma PPC Oryx oder Plastikspitz, da durch den vorne offenen Mantel eine Zerlegung des Geschosses beim Eindringen in das Wild gewährleistet wird. Damit wird die Geschossenergie auf das Ziel übertragen und der Wundkanal vergrößert. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wild tödlich getroffen wird, erhöht sich somit. Vollmantelgeschosse hingegen haben eine höhere Durchschlagsleistung und hinterlassen einen glatten Wundkanal. Diese höhere Durchschlagsleistung wird meist im militärischen Bereich genutzt, Teilmantelgeschosse sind laut Haager Landkriegsordnung Artikel&nbsp;23 {{"|Verbot von Waffen und Geschossen, die unnötiges Leid verursachen}} im militärischen Bereich verboten.
Die kinetische Energie eines Geschosses errechnet sich nach folgender Formel:


=== Kaliber ===
<math> \mathrm{E}=\frac{\mathrm{m}\cdot\mathrm{v}_0\,^2}{\mathrm{2}} </math>
[[Datei:ASPI-Werte nach Alphin.jpeg|mini|[[A-Square Shock Power Index|ASPI]]-Werte nach Alphin (angelsächsisches Maßsystem) [ft*lb*in²] ]]
[[Datei:ASPI Werte metrisch.png|mini|[[A-Square Shock Power Index|ASPI]]-Werte metrisch [Jmm²] ]]
Den Durchmesser des Laufes, von Feld zu Feld gemessen, bezeichnet man als [[Kaliber]]. Zu bemerken ist, dass sich im Bereich militärischer Handfeuerwaffen kleinere Kaliber durchgesetzt haben. Zum einen ermöglicht das das Mitführen eines größeren Munitionsvorrats, zum anderen verbessert sich durch den geringeren [[Rückstoß]] die Beherrschbarkeit der Waffe bei [[Feuerstoß|Feuerstößen]]. Kleinere Kaliber haben durch die größere Rasanz eine höhere Durchschlagskraft als größere Kaliber (bei gleicher Geschossenergie aber kleinerem Durchmesser höhere Energiedichte J/mm²; siehe [[MP5]] und [[MP7]]). Da aber mit einem kleineren Kaliber auch eine kleinere Treibladung einhergeht, ist diese geringer; siehe [[7,62 × 51 mm NATO]] im Verhältnis zu [[5,56 × 45 mm NATO]]. Das geringere Geschossgewicht macht das Geschoss auch anfällig für Ablenkung durch leichte Hindernisse in der Geschossflugbahn wie Gras oder dünne Ästchen. So verfügt die heutige militärische Standardgewehrpatrone der NATO über ein Projektil mit einem Durchmesser von 5,56&nbsp;mm ([[.223 Remington]]). Aus einem standardmäßigen Gewehr [[M16 (Gewehr)|M16]] erreicht das Projektil der oben genannten 5,56 × 45-mm-Patrone eine Mündungsgeschwindigkeit (v<sub>0</sub>) von ca. 990 Meter pro Sekunde, was sich auf kurze und mittlere Distanzen durch die [[Rasanz|rasantere]] (flachere) Flugbahn der Geschosse günstig auf die Trefferleistung auswirkt.


== Energie von Projektilen ==
Dabei wird E (Energie) in [[Joule]] angegeben, m ([[Masse (Physik)|Masse]] des Projektils) in Kilogramm und V<sub>0</sub> ([[Mündungsgeschwindigkeit]] des Projektils) in m/s. Der errechnete Energiewert gibt keinerlei Aufschluss über die Wirkung eines Projektils in bestimmter Distanz (Energieverlust auf dem Weg), seine Effektivität bei gepanzerten / ungepanzerten Zielen, seine [[Mannstoppwirkung]] usw. Die Energieentwicklung hängt außerdem noch von Faktoren wie der Treibladung der Patrone und Lauflänge der verwendeten Schusswaffe ab.
{{Hauptartikel|Geschossenergie}}
Das Verhalten von Projektilen wird durch die [[Ballistik]] beschrieben. Die Energie eines Geschosses unmittelbar nach Verlassen des Laufes ([[Mündungsenergie]] <math>E_0</math>) errechnet sich nach der Formel für [[Kinetische Energie]]:


:<math>E_0 = \tfrac{1}{2} m v_0^2</math>
Hier ist eine kurze Liste der Daten einiger Patronen:


Dabei wird die Energie in ''[[Joule]]'' angegeben, die [[Masse (Physik)|Masse]] des Projektils <math>m</math> in ''[[Kilogramm]]'' und die [[Mündungsgeschwindigkeit]] des Projektils <math>v_0</math> in [[Meter pro Sekunde|m/s]]. Der errechnete Energiewert gibt aufgrund des Energieverlustes während des Flugs keinerlei Aufschluss über die [[Geschosswirkung]] auf eine bestimmte Distanz, über seine mögliche [[Mannstoppwirkung]] oder seine Effektivität gegen gepanzerte bzw. ungepanzerte Ziele.
{|{{Prettytable}}

|'''Kaliber''' || '''Masse des <br>Projektils''' || '''Mündungs-<br>geschwindigkeit''' || '''Mündungs-<br>energie'''
Die Mündungsgeschwindigkeit sowie die Mündungsenergie sind von vielen Faktoren abhängig, wie beispielsweise Lauflänge der [[Schusswaffe]], Geschossart und -gewicht, Menge und Art der Pulverladung ([[Laborierung]]) der jeweiligen [[Patrone (Munition)|Patrone]] u.v.m. Auch für einen einzelnen Patronentyp sind, je nach gewünschten Eigenschaften der Munition, unterschiedliche Laborierungen möglich, was auch beim Verschießen aus ein und derselben Waffe unterschiedliche Mündungsgeschwindigkeiten und -energien zur Folge hat. Hier ist eine kurze Liste von Leistungsdaten einiger Patronen, welche mit gängigen Fabriklaborierungen erreicht werden:

{| class="wikitable"
|- style="background: #DDFFDD;"
|Kaliber || Masse des <br />Projektils || Mündungs-<br />geschwindigkeit || Mündungs-<br />energie
|-
| 6&nbsp;mm [[Softairwaffe|Airsoftkugel]] (6&nbsp;mm BB)
|align="right"| ~0,12 – 0,85 g
|align="right"| ~70 – 100&nbsp;m/s
|align="right"| ~0,3 – 4,25 J
|-
|-
|[[Diabolo (Projektil)|4,5 mm Diabolo]] ([[Luftgewehr]])
|4,5mm Luftgewehrkugel
|align="right"|~0,5 g
|align="right"|~0,5 g
|align="right"|~90-360 m/s
|align="right"|~90 – 360&nbsp;m/s
|align="right"|~7,5 - 32 J
|align="right"|~2 50 J
|-
|-
| [[.22 lfB]] ([[Kleinkaliber]])

|align="right"|~2,2 – 2,6 g
|5,6mm Kleinkaliberkugel
|align="right"|~2,2 - 2,6 g
|align="right"|~300 340&nbsp;m/s
|align="right"|~300-340 m/s
|align="right"|~100 250 J
|-
|align="right"|~180 - 220 J
|[[4,6 × 30 mm]] ([[Personal Defence Weapon|PDW]])
|align="right"|~2,0 – 2,5 g
|align="right"|~725&nbsp;m/s
|align="right"|~500 – 525 J
|-
|[[5,7 × 28 mm]] ([[Personal Defence Weapon|PDW]])
|align="right"|~1,8 – 2,1 g
|align="right"|~520 – 760&nbsp;m/s
|align="right"|~470 – 540 J
|-
|-
|[[9 × 19 mm]] ([[Pistole]], [[Maschinenpistole|MP]])
|9x19 mm Parabellum
|align="right"|~7,5 g
|align="right"|~7,5 g
|align="right"|~340 m/s
|align="right"|~350 – 450&nbsp;m/s
|align="right"|~434 J
|align="right"|~300 – 550 J
|-
|-
|[[.45 ACP]] ([[Pistole]], [[Maschinenpistole|MP]])
|.45 ACP
|align="right"|~12,0 g
|align="right"|~12,0 g
|align="right"|~235 m/s
|align="right"|~260&nbsp;m/s
|align="right"|~331 J
|align="right"|~320 – 600 J
|-
|-
|[[7,62 × 39 mm]] ([[Mittelpatrone]], z.&nbsp;B. [[AK-47]])
|5,56x45 mm NATO (.223 Rem.)
|align="right"|~8,0 – 10,0 g
|align="right"|~610 – 745&nbsp;m/s
|align="right"|~1.960 – 2.180 J
|-
|[[5,56 × 45 mm NATO]] ([[Sturmgewehr]])
|align="right"|~3,5 g
|align="right"|~3,5 g
|align="right"|~1000 m/s
|align="right"|~1.000&nbsp;m/s
|align="right"|~1.750 J
|align="right"|~1.200 – 1.900 J
|-
|-
|[[7,62 × 51 mm NATO]] ([[Gewehr]]patrone)
|.308 WIN (Nato, G3) 7,62x51mm
|align="right"|~9-13 g
|align="right"|~9 – 9,6 g
|align="right"|~700-850 m/s
|align="right"|~700 – 900&nbsp;m/s
|align="right"|~2700-3200 J
|align="right"|~2.700 – 3.580 J
|-
|-
|[[12,7 × 99 mm NATO]] ([[Schweres Maschinengewehr|schweres MG]])
|12,7x99 mm (.50 BMG)
|align="right"|~46,0 g
|align="right"|~46,0 g
|align="right"|~800 m/s
|align="right"|~800&nbsp;m/s
|align="right"|~14.720 J
|align="right"|~15.000 J
|-
|[[23 × 115 mm]] ([[Maschinenkanone]])
|align="right"|~175 – 200 g
|align="right"|~690 – 740&nbsp;m/s
|align="right"|~46.700 J
|-
|[[30 × 165 mm]] ([[Maschinenkanone]])
|align="right"|~400 g
|align="right"|~980&nbsp;m/s
|align="right"|~190.000 J
|-
| 250&nbsp;mm (10″) [[Kugelbombe]] in Großfeuerwerk<!--kein heckmeck, auch historische militärtechnik-->
|align="right"| ~4.500 g<ref name="pyroweb">''[https://www.pyroweb.de/informationen/abschuss/ Feuerwerkskörper beim Abschuss.]'' pyroweb.de » ''Wissen'', abgerufen am 5. Februar 2016.</ref>
|align="right"| ~110&nbsp;m/s<ref name="pyroweb"/>
|align="right"| ~55.000 J
|-
| 120 × 530 mm ([[DM 53]]) ([[Leopard 2|Panzer Leopard 2]])
|align="right"| ~5.000 g<ref name="kotsch">{{Internetquelle |url=https://www.kotsch88.de/m_120_mm.htm |hrsg=Stefan Kotsch |titel=Die Munition der deutschen Panzerkanone 120 mm von Rheinmetall |zugriff=2009-04-17 }}, Gewicht des [[Wuchtgeschoss|Penetrators]]</ref>
|align="right"| ~1.750&nbsp;m/s<ref name="krapke1">{{Literatur |Autor=Paul-Werner Krapke |Titel=Leopard 2 – sein Werden und seine Leistung |Verlag=BoD - Books on Demand |Datum=2004 |Seiten=8 |ISBN=3833414251 | Online={{Google Buch |BuchID=q1gd7AuQvqIC |Seite=10}} |Abruf=2009-04-17}}</ref>
|align="right"| ~7.650.000 J
|}
|}


Zum Vergleich: Eine Lokomotive mit einer Masse von 50 Tonnen und einer Geschwindigkeit von 80&nbsp;km/h (22,2&nbsp;m/s) besitzt eine kinetische Energie von rund 12.000.000 J.
Eine Formel zur näherungsweisen Abschätzung der [[Durchschlagskraft]] von Geschossen wurde schon von Isaac Newton entwickelt, siehe auch [[Panzerformel]] zur Abschätzung der Durchschlagskraft von Vollmantelgeschossen bei Stahlblech.


Eine Formel zur näherungsweisen Abschätzung der [[Durchschlagskraft]] von Geschossen wurde schon von Isaac Newton entwickelt, siehe auch [[Panzerformel]] zur Abschätzung der Durchschlagskraft von Vollmantelgeschossen bei Stahlblech. Hinsichtlich der Stoppwirkung von Geschossen wird gerne der [[A-Square Shock Power Index]] verwendet.
== Siehe auch ==

*{{Commons|Category:Pistol and rifle cartridges}}
== Literatur ==
*{{Commons|Category:Bullets}}
* Freiherr von Inn- und Knyphausen: ''Die Entwicklung der Infanteriegeschosse'', in Kriegstechnische Zeitschrift, Mittler & Sohn, Berlin, 1907, Seiten 161–170. ([https://archive.org/details/technikundwehrm02unkngoog/page/n188 online bei archive.org])
*{{Commons|Category:Ammunition}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Bullets|Projektile}}
* [http://www.wissenschaft.de/wissen/news/249243.html www.wissenschaft.de: Studie: Wolframgeschosse sind krebserregend]
{{Wiktionary}}
* [http://waffeninfo.net/munition_b4.php Waffeninfo.net - Geschoßbezeichnungen]
* [http://waffeninfo.net/munition_b4.php Waffeninfo.net – Geschossbezeichnungen]

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="Duden">[[Duden-Redaktion]]: Eintrag [https://www.duden.de/rechtschreibung/Projektil ''Projektil'']</ref>
<ref name="DWDS">{{Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache |Stichwort=Projektil}}</ref>
</references>


{{Normdaten|TYP=s|GND=4175876-6}}
[[Kategorie:Projektil]]


[[da:Projektil]]
[[Kategorie:Projektil| ]]
[[Kategorie:Waffentechnik]]
[[en:Projectile]]
[[Kategorie:Pyrotechnik]]
[[es:Proyectil]]
[[fi:Ammus]]
[[fr:Projectile]]
[[id:Proyektil]]
[[io:Projektajo]]
[[nl:Projectiel]]
[[ru:Снаряд]]
[[sv:Projektil]]

Aktuelle Version vom 14. Juni 2025, 05:48 Uhr

Verschiedene Geschossarten mit verschiedenen Mantelformen

Ein Projektil, umgangssprachlich auch Kugel[1] genannt, ist ein von einer Schusswaffe abgefeuertes Geschoss.

Der Begriff Projektil ist eine Ableitung von französisch „projectile“ bzw. aus dem modernen Lateinischen „prōjectilis“ bzw. „prōiectus“ (Partizip II von „proicere“ für „hinaus-,fortschleudern“).[2]

Er wird vorwiegend für Geschosse von Handfeuerwaffen genutzt.[3][4]

Die Begriffe Projektil und Geschoss werden in der Literatur zur Waffentechnik nahezu synonym genutzt, wobei Projektil als Unterbegriff von Geschoss verstanden wird. Für Projektile gelten die übergreifenden Grundlagen wie sie im Artikel Geschoss beschrieben sind:

Hälfte einer Bronzehohlform zum Gießen von Vorderladerprojektilen mit 13 mm Durchmesser, 28 mm hoch
Diverse Projektile zum sportlichen Schießen: Blei Rundkopf, Teilmantel Semi-Wadcutter, Vollmantel Kegelstumpf und Vollmantel Semi-Wadcutter
Projektile 9 mm P8 oder Uzi/MP2, 7,62 mm G3 oder MG3 – deutlich sind die Spuren des Laufes zu erkennen
Bleiprojektil

In der Anfangszeit der Feuerwaffen wurden erst Kugeln aus Stein, dann Eisen und Blei verwendet. Heutige Projektile bestehen aus Stahl, Blei, Kupfer und können abgereichertes Uran oder Wolfram enthalten. Andere Projektile beziehen ihre Wirksamkeit nicht aus der kinetischen Energie, sondern aus ihrer explosiven Füllung. Ein Beispiel hierfür sind Gewehrgranaten (mit Sprengstoff gefüllte Projektile).

Zuerst wurden Projektile in Kugelform verschossen (etwa die klassische Kanonenkugel), deshalb werden Projektile bis heute als „Kugel“ bezeichnet.

Ein modernes Projektil ist meist als Langgeschoss ausgebildet, besitzt also eine zylindrische Form mit meist spitz zulaufendem Frontteil und einem sich wiederum leicht verjüngenden Ende. Es erhält im Lauf einen Drall, um es im Flug zu stabilisieren.

Je nach Form der Spitze wird das Projektil als spitz, halbspitz oder rund bezeichnet, außerdem existieren noch einige Sonderformen: Hohlspitzgeschosse besitzen eine konkave Spitze, was beim Aufprall zu einer stärkeren Deformation (Aufpilzen) und somit auch stärkeren Wirkung im Ziel führt. Aus diesem Grund werden sie oft mit Teilmantelgeschossen verwechselt oder gleichgesetzt. Flachkopfgeschosse sind Geschosse mit einem abgeflachten Kopf. Sie werden besonders für Waffen mit Röhrenmagazin benötigt, um zu verhindern, dass die Spitze einer Patrone zu starken Druck auf das Zündhütchen der vor ihr gelagerten Patrone ausübt und somit die Patronen im Magazin zündet.

Heute existieren Geschosse mit fast allen möglichen Kombinationen von Geschossform und Mantelkonstruktion.

Voll- und Mantelgeschosse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Geschossen für Handfeuerwaffen unterscheidet man zwischen Vollgeschoss (z. B. Bleigeschoss oder Solidgeschoss) und Mantelgeschoss.

Mantelgeschosse werden in Vollmantelgeschosse (Mantel schließt die Spitze komplett ein und ist meistens am Boden offen), und Teilmantelgeschosse (Mantel ist an der Spitze offen und am Boden geschlossen) unterschieden.

Vollgeschosse sind Geschosse aus einem homogenen Material, d. h., sie sind mantellose Geschosse. Die häufigste Form von Vollgeschossen sind einfache Bleigeschosse, wie sie im sportlichen Bereich (Diabolos für Luftdruckwaffen; Bleigeschosse bei Kleinkalibermunition), aber auch als Flintenlaufgeschosse für Flinten anzutreffen sind.

Ebenso gibt es, hauptsächlich für die Jagd, bleifreie Vollgeschosse. Diese bestehen aus Kupfer oder Kupfer/Zink-Legierungen (z. B. Messing oder Tombak). Sie werden entweder mittels Drehautomaten oder Pressen gefertigt.[5]

Eine Besonderheit sind Stahl-Vollgeschosse, die im Wirkmedium keine Verformung aufweisen und ihre gesamte Energie über eine Tiefenpenetration abgeben. Es gibt auch so genannte „Frangible“-Munition, deren Geschoss aus einem unter sehr hohem Druck gepressten Metallpulver ohne Bleizusatz besteht, die speziell für Indoor-Stände entwickelt wurde.

Vollmantelgeschosse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vollmantelgeschosse bestehen aus einem verformbaren Mantel, meist aus Tombak, sowie einem häufig aus Blei bestehenden Kern. Der verformbare Mantel soll sich sowohl den drallgebenden Zügen und Feldern im Rohr anpassen können als auch dessen Verschleiß so gering wie möglich halten. Der Kern wiederum bildet die gewichtgebende Masse. Die Wirkung im Ziel wird durch die Zerstörungskraft ebendieser Masse, die mit möglichst hoher Geschwindigkeit auf das Ziel trifft, erzeugt. Sie soll das Ziel durch Aufschlag bzw. Eintritt und damit verbundener Energieabgabe schädigen oder partiell zerstören.

Militärische Geschosse (Armeemunition) sind nach der Haager Landkriegsordnung immer Vollmantelgeschosse, teils werden diese mit einem Kern aus Uran (Uranmunition) oder Wolfram versehen, um die Durchschlagskraft auf gepanzertes Material zu erhöhen.

Teilmantelgeschosse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Teilmantelgeschosse nehmen den größten Anteil der auf dem Markt befindlichen Geschosse ein. Die meisten Jagdgeschosse sind Teilmantelgeschosse, z. B. RWS Kegelspitz (KS), Doppelkern (DK) oder Norma PPC Oryx oder Plastikspitz, da durch den vorne offenen Mantel eine Zerlegung des Geschosses beim Eindringen in das Wild gewährleistet wird. Damit wird die Geschossenergie auf das Ziel übertragen und der Wundkanal vergrößert. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wild tödlich getroffen wird, erhöht sich somit. Vollmantelgeschosse hingegen haben eine höhere Durchschlagsleistung und hinterlassen einen glatten Wundkanal. Diese höhere Durchschlagsleistung wird meist im militärischen Bereich genutzt, Teilmantelgeschosse sind laut Haager Landkriegsordnung Artikel 23 „Verbot von Waffen und Geschossen, die unnötiges Leid verursachen“ im militärischen Bereich verboten.

ASPI-Werte nach Alphin (angelsächsisches Maßsystem) [ft*lb*in²]
ASPI-Werte metrisch [Jmm²]

Den Durchmesser des Laufes, von Feld zu Feld gemessen, bezeichnet man als Kaliber. Zu bemerken ist, dass sich im Bereich militärischer Handfeuerwaffen kleinere Kaliber durchgesetzt haben. Zum einen ermöglicht das das Mitführen eines größeren Munitionsvorrats, zum anderen verbessert sich durch den geringeren Rückstoß die Beherrschbarkeit der Waffe bei Feuerstößen. Kleinere Kaliber haben durch die größere Rasanz eine höhere Durchschlagskraft als größere Kaliber (bei gleicher Geschossenergie aber kleinerem Durchmesser höhere Energiedichte J/mm²; siehe MP5 und MP7). Da aber mit einem kleineren Kaliber auch eine kleinere Treibladung einhergeht, ist diese geringer; siehe 7,62 × 51 mm NATO im Verhältnis zu 5,56 × 45 mm NATO. Das geringere Geschossgewicht macht das Geschoss auch anfällig für Ablenkung durch leichte Hindernisse in der Geschossflugbahn wie Gras oder dünne Ästchen. So verfügt die heutige militärische Standardgewehrpatrone der NATO über ein Projektil mit einem Durchmesser von 5,56 mm (.223 Remington). Aus einem standardmäßigen Gewehr M16 erreicht das Projektil der oben genannten 5,56 × 45-mm-Patrone eine Mündungsgeschwindigkeit (v0) von ca. 990 Meter pro Sekunde, was sich auf kurze und mittlere Distanzen durch die rasantere (flachere) Flugbahn der Geschosse günstig auf die Trefferleistung auswirkt.

Energie von Projektilen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verhalten von Projektilen wird durch die Ballistik beschrieben. Die Energie eines Geschosses unmittelbar nach Verlassen des Laufes (Mündungsenergie ) errechnet sich nach der Formel für Kinetische Energie:

Dabei wird die Energie in Joule angegeben, die Masse des Projektils in Kilogramm und die Mündungsgeschwindigkeit des Projektils in m/s. Der errechnete Energiewert gibt aufgrund des Energieverlustes während des Flugs keinerlei Aufschluss über die Geschosswirkung auf eine bestimmte Distanz, über seine mögliche Mannstoppwirkung oder seine Effektivität gegen gepanzerte bzw. ungepanzerte Ziele.

Die Mündungsgeschwindigkeit sowie die Mündungsenergie sind von vielen Faktoren abhängig, wie beispielsweise Lauflänge der Schusswaffe, Geschossart und -gewicht, Menge und Art der Pulverladung (Laborierung) der jeweiligen Patrone u.v.m. Auch für einen einzelnen Patronentyp sind, je nach gewünschten Eigenschaften der Munition, unterschiedliche Laborierungen möglich, was auch beim Verschießen aus ein und derselben Waffe unterschiedliche Mündungsgeschwindigkeiten und -energien zur Folge hat. Hier ist eine kurze Liste von Leistungsdaten einiger Patronen, welche mit gängigen Fabriklaborierungen erreicht werden:

Kaliber Masse des
Projektils
Mündungs-
geschwindigkeit
Mündungs-
energie
6 mm Airsoftkugel (6 mm BB) ~0,12 – 0,85 g ~70 – 100 m/s ~0,3 – 4,25 J
4,5 mm Diabolo (Luftgewehr) ~0,5 g ~90 – 360 m/s ~2 – 50 J
.22 lfB (Kleinkaliber) ~2,2 – 2,6 g ~300 – 340 m/s ~100 – 250 J
4,6 × 30 mm (PDW) ~2,0 – 2,5 g ~725 m/s ~500 – 525 J
5,7 × 28 mm (PDW) ~1,8 – 2,1 g ~520 – 760 m/s ~470 – 540 J
9 × 19 mm (Pistole, MP) ~7,5 g ~350 – 450 m/s ~300 – 550 J
.45 ACP (Pistole, MP) ~12,0 g ~260 m/s ~320 – 600 J
7,62 × 39 mm (Mittelpatrone, z. B. AK-47) ~8,0 – 10,0 g ~610 – 745 m/s ~1.960 – 2.180 J
5,56 × 45 mm NATO (Sturmgewehr) ~3,5 g ~1.000 m/s ~1.200 – 1.900 J
7,62 × 51 mm NATO (Gewehrpatrone) ~9 – 9,6 g ~700 – 900 m/s ~2.700 – 3.580 J
12,7 × 99 mm NATO (schweres MG) ~46,0 g ~800 m/s ~15.000 J
23 × 115 mm (Maschinenkanone) ~175 – 200 g ~690 – 740 m/s ~46.700 J
30 × 165 mm (Maschinenkanone) ~400 g ~980 m/s ~190.000 J
250 mm (10″) Kugelbombe in Großfeuerwerk ~4.500 g[6] ~110 m/s[6] ~55.000 J
120 × 530 mm (DM 53) (Panzer Leopard 2) ~5.000 g[7] ~1.750 m/s[8] ~7.650.000 J

Zum Vergleich: Eine Lokomotive mit einer Masse von 50 Tonnen und einer Geschwindigkeit von 80 km/h (22,2 m/s) besitzt eine kinetische Energie von rund 12.000.000 J.

Eine Formel zur näherungsweisen Abschätzung der Durchschlagskraft von Geschossen wurde schon von Isaac Newton entwickelt, siehe auch Panzerformel zur Abschätzung der Durchschlagskraft von Vollmantelgeschossen bei Stahlblech. Hinsichtlich der Stoppwirkung von Geschossen wird gerne der A-Square Shock Power Index verwendet.

  • Freiherr von Inn- und Knyphausen: Die Entwicklung der Infanteriegeschosse, in Kriegstechnische Zeitschrift, Mittler & Sohn, Berlin, 1907, Seiten 161–170. (online bei archive.org)
Commons: Projektile – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Projektil – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Duden.
  2. [1]
  3. Duden-Redaktion: Eintrag Projektil
  4. Projektil. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
  5. Norbert Klups: Büchsenmunition: Frei von Blei, Mai 2012, in: Deutsche Jagd-Zeitung
  6. a b Feuerwerkskörper beim Abschuss. pyroweb.de » Wissen, abgerufen am 5. Februar 2016.
  7. Die Munition der deutschen Panzerkanone 120 mm von Rheinmetall. Stefan Kotsch, abgerufen am 17. April 2009., Gewicht des Penetrators
  8. Paul-Werner Krapke: Leopard 2 – sein Werden und seine Leistung. BoD - Books on Demand, 2004, ISBN 3-8334-1425-1, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 17. April 2009]).