„Vertrag von Lausanne“ – Versionsunterschied
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[[Bild:Vertrag_von_Lusanne_Tuerkische_Delegation.jpg|thumb|200px|Türkische Delegation in Lausanne mit [[Ismet Pasha]] in der Mitte]] |
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[[Datei:Treaty of Sèvres map partitioning Anatolia.png|mini|hochkant=1.35|Grenzziehung und Interessensphären nach dem Vertrag von Sèvres 1920]] |
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Der '''Vertrag von [[Lausanne]]''' wurde am 24. Juli 1923 zwischen der [[Türkei]] sowie [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Großbritannien]], [[Dritte Französische Republik|Frankreich]], [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]], [[Japanisches Kaiserreich|Japan]], [[Königreich Griechenland|Griechenland]], [[Königreich Rumänien|Rumänien]] und dem [[Königreich Jugoslawien|Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen]] im [[Palais de Rumine]] geschlossen. Tagungsort der Verhandlungen war das [[Schloss Ouchy]]. |
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Mit diesem Vertrag konnte die Türkei, nachdem sie 1922 den [[Griechisch-Türkischer Krieg|Griechisch-Türkischen Krieg]] gewonnen hatte, die Bestimmungen des nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] abgeschlossenen [[Vertrag von Sèvres (Osmanisches Reich)|Vertrags von Sèvres]] teilweise nach ihren Vorstellungen revidieren. |
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Das Abkommen legalisierte nachträglich die vollzogene [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei#Vertreibungen|Vertreibung von Griechen bzw. Türken]]. Die aktuelle [[Grenze zwischen Griechenland und der Türkei]] hat ihren Ursprung in diesem Vertrag, obwohl es bis in die heutige Zeit [[Territorialkonflikte zwischen Griechenland und der Türkei]] gibt. |
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Die Türkei erhielt den Großteil [[Armenien]]s, [[Südostanatolien]]s, [[Thrakien#Türkisches_Thrakien_(Ostthrakien)|Ostthrakien]] (der europäische Teil der heutigen Türkei) sowie [[İzmir]]. [[Griechenland]] erhielt [[Thrakien#Griechisches_Thrakien_(Westthrakien)|Westthrakien]]. Zudem stimmte die Türkei der durch Großbritannien am [[5. November]] [[1914]] proklamierten Annexion [[Zypern]]s zu, das sie bis zu dieser Zustimmung formal besessen hatte. |
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== Inhalt des Vertrages == |
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Der Vertrag regelte in dem Abschnitt über den ''Schutz der Minderheiten'' (Art. 37-45) die Rechte der nicht-muslimischen Minderheiten in der Türkei sowie der muslimischen Minderheiten in Griechenland und war somit ein auf Religionsangehörigen aber nicht auf Ethnien bezogener Vertrag. |
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[[Datei:Treaty sevres otoman de.svg|mini|hochkant=1.8|Alte Grenzziehung nach dem Vertrag von Sèvres 1920]] |
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[[Datei:Turkey-Greece-Bulgaria on Treaty of Lausanne.png|mini|hochkant=1.8|Neue Grenzziehung nach dem Vertrag von Lausanne 1923]] |
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Die Friedensgespräche waren am 30. November 1922 vom [[Völkerbund]], repräsentiert durch [[Fridtjof Nansen]], initiiert worden, der am 1. Dezember 1922<ref name=":0" /> in Lausanne eintraf. Nach der Eröffnungszeremonie im Lausanner [[Casino de Montbenon]] bereits am 20. November 1922<ref name=":0" /> fand am 2. Dezember<ref name=":0" /> die erste Sitzung statt, am 28. Dezember<ref name=":0" /> folgte die zweite Sitzung. Ein bedeutender Zwischenschritt war die am 30. Januar 1923<ref name=":0" /> vereinbarte ''Konvention zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei'' (siehe unten). Vom 4. Februar bis 23. April 1923 pausierten die Gespräche.<ref name=":0" /> |
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Laut Vertrag erhielt die Türkei [[Ostanatolien|Ost-]] und [[Südostanatolien]] (Ostanatolien war im Vertrag von Sèvres für [[Armenien]] vorgesehen gewesen), [[Ostthrakien]] (seitdem der europäische Teil der Türkei) sowie [[Izmir]] ''(griechisch ''Smyrna'')''. [[Griechenland]] behielt [[Thrakien (griechische Region)|Westthrakien]]. |
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Die am [[30. Januar]] [[1923]] zwischen Griechenland und der Türkei vereinbarte separate Konvention zum Bevölkerungsaustausch war Teil dieses Vertrags (gem. Art. 142). |
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Auf Grund dieser Konvention wurden die in Kleinasien ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (etwa 1,5 Mio) nach Griechenland ausgewiesen, die in dem nun Griechenland zugefallenen Teil [[Makedonien_(griechische_Provinz)|Makedonien]]s beheimateten griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 0,5 Mio) mussten in die Türkei auswandern. Von dem Bevölkerungsaustausch ausgenommen waren die alteingesessene griechische Bevölkerung und die griechisch-orthodoxen [[Roma]] Istanbuls, (ca. 150.000 Menschen), sowie die Einwohner der überwiegend von Griechen bewohnten, aber wegen ihrer strategischen Lage in Bezug auf die Kontrolle des Zugangs zum schwarzen Meer, der Türkei zugesprochenen Inseln [[Gökçeada|Imbros]] (Gökçeada) und [[Tenedos]] (Bozcaada). Im Gegenzug fielen die [[Türken]], [[Pomaken]] und die muslimischen [[Roma]] Westthrakiens (insgesamt ca. 110.000 Menschen) ebenfalls nicht unter die Konvention zum Bevölkerungsaustausch und sollten in Griechenland bleiben. Alle diese Türken, Pomaken und muslimischen Roma, die zum damaligen Zeitpunkt in der Region residierten, die östlich der 1913 im [[Vertrag von Bukarest]] festgelegten Grenzlinie liegt, erhielten mit dieser Konvention den Status der ''muslimischen Einwohner Westthrakiens''. Der Haupttext des ''Vertrags von Lausanne'' verweist auf sie als ''muslimische Minderheiten Griechenlands'', deren Minderheitenrechte in völliger Analogie zu den Minderheitenrechten der ''nicht-muslimischen Minderheiten der Türkei'' stehen. Griechenlands Ansprechpartner für diese drei muslimischen Ethnien [[Thrakien#Griechisches_Thrakien_(Westthrakien)|Westthrakiens]] ist seitdem die Türkei. |
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Die Türkei stimmte nachträglich der bereits am 5. November 1914 [[Proklamation|proklamierten]] [[Annexion]] [[Zypern]]s durch Großbritannien zu, bis zu dieser Zustimmung hatte Zypern formal noch zur Türkei gehört. Zudem gab die Türkei ihre Ansprüche gegenüber [[Ägypten]] und dem [[Sudan]] auf. |
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Ziel der Maßnahme des Bevölkerungsaustausches war es, die durch nationale Minderheiten ausgelösten Spannungen zu vermindern. So sollte der Frieden auf Basis klarer definierter Nationalitätengrenzen gesichert werden. Allerdings brachte die durch einen zwischenstaatlichen Vertrag sanktionierte Vertreibung großes Leid über die betroffenen Menschen. Sie verloren ihre Heimat und ihren Besitz. Viele starben während der oft brutal durchgeführten Umsiedlungsmaßnahmen. |
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Des Weiteren wurde die italienische Besetzung rund um [[Antalya]] revidiert. Im Gegenzug erkannte der türkische Staat die italienische Souveränität über den [[Dodekanes]] und [[Libyen]] an, die als Ergebnis des [[Osmanisch-Italienischer Krieg|Osmanisch-Italienischen Krieges]] an Italien gefallen waren. |
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Der größte Teil der zur Umsiedlung vorgesehenen Bevölkerungsgruppen war schon vor 1923 gewaltsam vertrieben worden, wobei viele Angehörige der Minderheiten auch ermordet wurden. Der Vertrag legitmierte also in erster Linie schon geschehene Gewalttaten und sorgte dafür, dass die ''ethnischen Säuberungen'' auf beiden Seiten unter geordneten Bedingungen nach den Vorstellungen beider Regierungen zu Ende geführt werden konnten. Der britische Außenminister George N. Curzon bezeichnete den Vertrag von Lausanne ''als eine durch und durch schlechte und böse Lösung, für welche die Welt während der nächsten hundert Jahren noch eine schwere Buße werde entrichten müssen.''<ref>Norman M. Naimark: ''Fires of Hatred. Ethnic Cleansing in Twentieth-Century Europe''. Havard 2001. ISBN 06-740-031-36, S.55</ref> |
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Der Vertrag bestimmte die [[Religion]]szugehörigkeit als Kriterium für die [[nation]]ale Zugehörigkeit und damit für die Umsiedlung. Er regelte im Abschnitt über den ''[[Minderheitenschutz]]'' (Artikel 37–45) die Rechte der verbleibenden nicht-muslimischen Minderheiten in der Türkei sowie der muslimischen Minderheiten in Griechenland. In der Türkei wurden Juden, Griechen und Armenier als Minderheiten anerkannt. Sie sollten in der Türkei dieselben Bürgerrechte haben wie die muslimischen Türken. |
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Für viele Politiker des 20. Jahrhunderts, von Winston Churchill und Edvard Benesch bis hin zu Franjo Tudjman, galt der Nahostfriedensvertrag von Lausanne dennoch als Paradigma für die friedliche Lösung ethnischer Konflikte mittels Umsiedlung. |
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Am 6. August 1923 wurde im Hotel [[Beau-Rivage Palace]] der Amerikanisch-Türkische Vertrag unterzeichnet.<ref name=":0" /> Stellvertretender Leiter der türkischen Delegation war [[Rıza Nur]].<ref>{{Literatur |Autor=[[Hans-Lukas Kieser]] |Titel=Talaat Pacha: L’autre fondateur de la Turquie moderne, architecte du génocide des Arméniens |TitelErg=Préface d’Antoine Garapon |Verlag=CNRS Éditions ([[Centre national de la recherche scientifique]]) |Ort=Paris |Datum=2023 |ISBN=978-2-271-14634-2 |Seiten=530 |Kommentar=Ersterscheinung bei Princeton University Press, Princeton (New Jersey) 2018; übersetzt von Gari Ulubeyan von der deutschsprachigen Ausgabe, Chronos Verlag, Zürich 2021}}</ref> |
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Die Praxis der Vertreibung von Minderheiten nach griechisch-türkischem Vorbild wurde durch das nationalsozialistische Deutschland im Gefolge des [[Münchener Abkommen]]s wieder aufgenommen, als die Tschechen aus dem [[Sudeten]]gebiet ausgesiedelt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Vertreibung der Deutschen aus Osteuropa in ähnlicher Weise durch das [[Potsdamer Abkommen]] bestimmt. |
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=== Die Rolle der Schweiz als Gastgeberland === |
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==Literatur== |
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Am Rande der Verhandlungen nutzte der [[Antikommunismus|antikommunistische]] [[Russlandschweizer]] [[Moritz Conradi]] am 10. Mai 1923 die Anwesenheit der sowjetischen Delegation für einen politischen Mord an [[Wazlaw Wazlawowitsch Worowski|Wazlaw Worowski]]. Die Tat wurde als [[Conradi-Affäre]] bekannt.<ref name=":0" /> |
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* Karl Strupp (Hrsg.): ''Der Vertrag von Lausanne. Text mit Erläuterungen und ausführlicher Einleitung über die Entwicklung des Reparationsproblems''. Roth, Giessen 1932 |
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Die Schweizer Regierung und die Wirtschaftsverbände nutzten die Verhandlungen auf ihrem Boden für Gespräche des für die Bank [[Credit Suisse]] tätigen [[Julius Frey (Bankmanager)|Julius Frey]]<ref name=":0" /> mit der türkischen Delegation über Eisenbahnkonzessionen und Staatsschulden. 1914 waren 1411<ref>{{Literatur |Autor=Cédric Humair |Titel=La Suisse et les Empires : Affirmation d’une puissance économique (1857–1914) |Verlag=Éditions Livreo-Alphil |Ort=Neuchâtel |Datum=2024 |Reihe=Collection Focus |NummerReihe=41 |HrsgReihe=Alain Cortat |ISBN=978-2-88950-247-9 |Seiten=138}}</ref> Schweizer im Osmanischen Reich niedergelassen. Ihre Wirtschaftsinteressen bestanden in der Türkei fort. Auch der Wirtschaftsvertreter und Faschist [[Arthur Fonjallaz]]<ref name=":0" /> wurde vorstellig. [[İsmet İnönü|Mustafa İsmet Pascha]] war am 26. Juli 1923<ref name=":0" /> Staatsgast in [[Bern]]. [[Nestlé]] produzierte ab 1927 auch in der Türkei (Feriköy in Istanbul) Schokolade.<ref name=":0" /> |
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== Konvention über den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei == |
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Die am 30. Januar 1923 zwischen Griechenland und der Türkei vereinbarte Konvention zum Bevölkerungsaustausch war Teil des Vertrags von Lausanne (gemäß Artikel 142). |
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=== Inhalt der Konvention === |
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{{Hauptartikel|Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei}} |
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Auf Grund dieser Konvention wurden die in [[Kleinasien]] ansässigen türkischen [[Staatsangehöriger|Staatsangehörigen]] [[Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel|griechisch-orthodoxen]] Glaubens (zumeist gebürtige Griechen), aber auch Türken christlichen Glaubens (etwa 1,5 Millionen) nach Griechenland ausgewiesen, die griechischen Staatsangehörigen [[Islam|muslimischen]] Glaubens (ca. 0,5 Millionen, zumeist gebürtige Türken und Griechen, die zum Islam konvertiert hatten) mussten in die Türkei auswandern.<ref name=":1">Renée Hirschon: ''Crossing the Aegean: The Consequences of the 1923 Greek-Turkish Population Exchange: An Appraisal of the 1923 Compulsory Population Exchange Between Greece and Turkey (Studies in Forced Migration)''. New York 2004, ISBN 1-57181-562-7, S. 6 f.</ref> |
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Ausgenommen vom Bevölkerungsaustausch waren insgesamt 110.000 [[Minderheiten in der Türkei#Griechen|Griechen in der Türkei]] und 106.000 Türken in Griechenland:<ref>{{cite web |url=https://www.hrw.org/reports/pdfs/g/greece/greec991.pdf |publisher=Humans Right Watch |author=Christopher Panico |title=The Turks of Western Thrace |language=en |date=1999-01 |pages=2}} Band 11, Nr. 1 (PDF; 350 kB) – ''In 1923, the provisions of the Treaty of Lausanne left some 106,000 ethnic Turks in Thrace. The ethnic Greek minority of Istanbul […] has also shrunk in size […] from 110,000 in 1923 to an estimated 2,500 today''</ref> |
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* die alteingesessene [[Osmanische Griechen|griechische]] und griechisch-orthodoxe Bevölkerung [[Istanbul]]s (offiziell als ''Rum'' bezeichnet). |
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* die [[Westthrakientürken]] ([[Türken]], [[Pomaken]] und [[Xoraxane-Roma]] östlich der 1913 im [[Friede von Bukarest (1913)|Vertrag von Bukarest]] festgelegten Grenzlinie). Sie sollten als muslimische Einwohner [[Westthrakien]]s in Griechenland bleiben. Griechenlands Ansprechpartner für diese drei Ethnien ist seitdem die Türkei. |
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* die Bevölkerung der Inseln Imbros/[[Gökçeada]] und Tenedos/[[Bozcaada]]. (Dieser Punkt war noch kein Bestandteil der Konvention vom 30. Januar, aber Teil des Hauptvertrages, Artikel 14.)<ref>{{cite web |title=Treaty of Lausanne |language=en |date=1923-01-30 |url=https://wwi.lib.byu.edu/index.php/Treaty_of_Lausanne}} – ''The agreements which have been, or may be, concluded between Greece and Turkey relating to the exchange of the Greek and Turkish populations will not be applied to the inhabitants of the islands of Imbros and Tenedos.''</ref> |
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Außerhalb der Konvention und des Vertrags von Lausanne wurden weitere Bevölkerungsgruppen vom Bevölkerungsaustausch ausgenommen: |
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* Nach Verhandlungen zwischen Griechenland und [[Albanien]], die sich bis 1926 hinzogen, wurden die muslimischen [[Çamen]] in der Region [[Epirus (griechische Region)|Epirus]] ausgenommen, deren albanische Nationalität schließlich anerkannt wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Lambros Baltsiotis |Titel=The Muslim Chams of Northwestern Greece: The Grounds for the Expulsion of a "Non-Existent" Minority Community |Sammelwerk=European Journal of Turkish Studies |Band=12 |Datum=2011 |Online=https://journals.openedition.org/ejts/4444}}</ref> |
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* arabischsprachige Orthodoxe, die nicht dem Istanbuler Patriarchat unterstanden<ref>{{Literatur |Autor=Onur Yıldırım |Titel=Diplomacy and Displacement: Reconsidering the Turco-Greek Exchange of Populations, 1922-1934 |Verlag=Routledge |Ort=New York, London |Datum=2006 |ISBN=978-0-415-97982-5 |Seiten=113}}</ref> |
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* Nicht betroffen waren weiter Bewohner derjenigen heutigen griechischen bzw. türkischen Gebiete, die 1923 noch nicht zu Griechenland bzw. der Türkei gehörten. Dies sind |
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** die Muslime von [[Rhodos]] und anderen Inseln der [[Dodekanes]], als [[Italienische Ägäis-Inseln]] damals italienisches Territorium |
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** Orthodoxe in der Provinz [[Hatay (Provinz)]] (damals zum französischen [[Völkerbundmandat für Syrien und Libanon|Mandatsgebiet Syrien]] gehörend) |
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=== Einordnung === |
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[[Datei:The Price of Massacre is Oil.jpg|mini|hochkant=0.9|Karikatur darüber, dass die Türkei durch diesen Vertrag keine Verantwortung für den [[Völkermord an den Armeniern]] und [[Völkermord an den syrischen Christen|Assyrern]] tragen muss.]] |
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Ziel des Bevölkerungsaustausches war es, die durch nationale Minderheiten ausgelösten Spannungen zu vermindern. So sollte der Frieden auf Basis klarer definierter Nationalitätengrenzen gesichert werden. Für viele Politiker jener Zeit wie auch für den Völkerbund galt Bevölkerungsaustausch als [[Paradigma]] für die friedliche Lösung ethnischer Konflikte. Bereits im [[Vertrag von Neuilly-sur-Seine]] im Jahre 1919 hatten Griechenland und Bulgarien einen Bevölkerungsaustausch vereinbart.<ref name=":1" /> |
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Allerdings brachte die Umsiedlung großes Leid über die Betroffenen: Sie verloren ihre Heimat und durften nur ihr bewegliches Eigentum mitnehmen, das durch die Konvention ausdrücklich geschützt war. Unbewegliches Eigentum wurde liquidiert und die Eigentümer entschädigt. Viele starben während der oft brutal durchgeführten Umsiedlungsmaßnahmen. Der größte Teil der zur Umsiedlung vorgesehenen Bevölkerungsgruppen war jedoch schon vor 1923 vertrieben und viele Angehörige der Minderheiten dabei ermordet worden. |
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Der britische Außenminister und führende Vertreter des [[Imperialismus]] [[George Nathaniel Curzon|George N. Curzon]] bezeichnete den Vertrag von Lausanne als „eine durch und durch schlechte und böse Lösung, für welche die Welt während der nächsten hundert Jahre noch eine schwere Buße werde entrichten müssen“.<ref>[[Norman M. Naimark]]: [https://books.google.de/books?id=L-QLXnX16kAC&printsec=frontcover ''Fires of Hatred. Ethnic Cleansing in Twentieth-Century Europe'']. Harvard 2001, ISBN 0-674-00313-6, [https://books.google.de/books?id=L-QLXnX16kAC&pg=PA54 S. 55.]</ref> |
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[[David Lloyd George]] erklärte den Vertrag zu einer „erbärmlichen, feigen und schändlichen Kapitulation“ des [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Vereinigten Königreichs]].<ref>{{Cite book |last=Jones |first=Adam |url=https://books.google.com/books?id=KC8lDwAAQBAJ&q=%22abject,+cowardly+and+infamous%22&pg=PA231 |title=Genocide: A Comprehensive Introduction |date=2016 |publisher=Taylor & Francis |isbn=978-1-317-53386-3 |page=231 |language=englisch |access-date=5. März 2025 |archive-date=14. Januar 2023 |archive-url=https://web.archive.org/web/20230114142650/https://books.google.com/books?id=KC8lDwAAQBAJ&q=%22abject,+cowardly+and+infamous%22&pg=PA231 }}</ref> |
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Die vom Bevölkerungsaustausch offiziell ausgenommenen Bevölkerungsgruppen in der Türkei und in Griechenland (siehe oben) konnten allein durch den Vertrag von Lausanne nicht vor Diskriminierung oder Anfeindungen geschützt werden. Auch von ihnen wanderten in den folgenden Jahrzehnten viele aus. In der Türkei bewirkte vor allem der [[Pogrom von Istanbul]] (1955) eine Vertreibung der Griechen aus Istanbul<ref>Berna Pekesen: [https://www.bpb.de/themen/europa/tuerkei/181868/der-pogrom-von-istanbul/ '' Der Pogrom von Istanbul'']. [[Bundeszentrale für politische Bildung]], 15.Oktober 2014. </ref> (siehe auch [[Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei#Nachwirkung|Nachwirken des Bevölkerungsaustauschs zwischen Griechenland und der Türkei]]). |
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Der Historiker [[Hans-Lukas Kieser]] stellte fest: „Lausanne billigte stillschweigend eine umfassende Politik der Vertreibung und Ausrottung hetero-ethnischer und hetero-religiöser Gruppen, was für deutsche Revisionisten und viele andere Nationalisten eine fatale Anziehungskraft hatte.“<ref>{{Cite book |last=Kieser |first=Hans-Lukas |title=The Routledge History of the Holocaust |date=2010 |publisher=Taylor & Francis |isbn=978-1-136-87060-6 |editor-last=Friedman |editor-first=Jonathan C. |language=en |chapter=Germany and the Armenian Genocide of 1915–17 |doi=10.4324/9780203837443.ch3 |chapter-url=https://www.routledgehandbooks.com/doi/10.4324/9780203837443.ch3 |access-date=5. März 2025 |archive-date=13. Dezember 2020 |archive-url=https://web.archive.org/web/20201213120747/https://www.routledgehandbooks.com/doi/10.4324/9780203837443.ch3 }}</ref> |
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=== Nachwirkung === |
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Im [[Vertrag von Montreux]] erhielt die Türkei am 20. Juli 1936 die volle Souveränität über die Meerengen zurück.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Gaby Fierz, Laurent Golay, Diana Le Dinh |Titel=Frontières: Le traité de Lausanne, 1923–2023 |Verlag=Éditions Antipodes/[[Musée historique Lausanne]] |Ort=Lausanne |Datum=2023 |ISBN=978-2-88901-244-2 |Seiten=78 ff. und Bildteil}}</ref> |
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In den 1950er Jahren erklärte die Türkei in Bezug auf [[Zypern]] einseitig, dass der Vertrag von Lausanne hinfällig werde, wenn sich am Status Zyperns etwas ändere. Großbritannien hatte zuvor als Reaktion auf griechische Unabhängigkeitsbestrebungen der seinerzeit britisch beherrschten Insel erklärt, dass Zypern auch eine Angelegenheit der Türkei sei.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Heinz A. Richter]] |url=https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/32116/historische-hintergruende-des-zypernkonflikts/ |titel=Historische Hintergründe des Zypernkonflikts |hrsg=[[Bundeszentrale für politische Bildung]] |datum=2009-03-05 |abruf=2023-10-16}}</ref> |
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Im Rahmen eines Treffens mit Gemeindevorstehern Ende 2016 in [[Ankara]] stellte der türkische Staatspräsident [[Recep Tayyip Erdoğan]] den Vertrag von Lausanne aus dem Jahre 1923 erneut in Frage.<ref>{{cite web|url=https://www.griechenland.net/nachrichten/politik/20742-ankara-stellt-lausanne-vertrag-in-frage-%E2%80%93-athen-in-aufruhr.htm|publisher=Griechenland.net|author= Elisa Hübel |
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|title=Ankara stellt Lausanne-Vertrag in Frage – Athen in Aufruhr|date= 2016-09-30|language=de}}</ref> Er sprach von „unfairen Bestimmungen“ und einer „[[Vertrag von Lausanne#Verschwörungstheorien|Niederlage der Türkei]]“. Als Beispiel nannte er die griechischen Ägäis-Inseln, die in „Rufweite“ der Türkei liegen. Es gebe noch immer einen „Kampf darum, was ein Festlandsockel“ sei, „und welche Grenzen wir auf dem Land und in der Luft haben“, so der türkische Staatschef. Diejenigen, die sich damals an den Verhandlungstisch gesetzt hätten, so monierte er, seien den realen Umständen nicht gerecht geworden. |
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Nachdem der griechische Minister für Seefahrt und Inselpolitik [[Nektarios Santorinios]] in der ersten Januarwoche 2017 in einem an das Parlament überstellten Schreiben<ref>{{cite web|url=http://www.imerisia.gr/article.asp?catid=26509&subid=2&pubid=114391492|publisher=ΗΜΕΡΗΣΙΑ On Line|date=2017-01-13|title=Προκαλεί ξανά η Αγκυρα: Μην τολμήσετε να κατοικήσετε μικρά νησιά|language=griechisch}} Türkei warnt Griechenland vor Besiedelung 28 griechischer Inseln</ref> die Besiedelung 28 kleiner Inseln in der [[Ägäis]] angekündigt hatte, warnte das türkische Außenministerium durch seinen Sprecher [[Hüseyin Müftüoğlu]] in einer Bekanntmachung die griechische Regierung vor dieser Absicht. Am 14. Januar 2017 dementierte Minister Santorinios eine griechische Besiedlungsabsicht<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ekathimerini.com/215299/article/ekathimerini/news/minister-says-no-plans-to-settle-aegean-islets |titel=Minister says no plans to settle Aegean islets |hrsg=H KAΘHMEPINH, online-Ausgabe |datum=2017-01-14 |abruf=2018-08-05 |sprache=en}} Griechisches Ministerium dementiert Besiedlungsabsicht von 28 griechischen Inseln</ref> und bewertete die türkische Warnung als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Griechenlands. |
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== Kurden, Armenier und Assyrer == |
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Die Volksgruppen der [[Kurden]], [[Armenier]] und [[Assyrer (Gegenwart)|Assyrer]]<ref>{{Literatur |Titel=Assyrer-Kundgebung in Lausanne. |Sammelwerk=Neue Zürcher Zeitung |Datum=2003-07-25 |ISSN=0376-6829 |Online=https://www.nzz.ch/article8ZWNI-ld.1166229 |Abruf=2025-01-28}}</ref> gelten als die großen Verlierer des Vertrags von Lausanne.<ref>{{Internetquelle |autor=Katharina Meier |url=https://www.magnet.jetzt/artikel/vertrieben-verstreut-und-schon-bald-vergessen/ |titel=Vertrieben, verstreut – und schon bald vergessen? |werk=Magnet |datum=2021-10-27 |abruf=2025-01-28}}</ref> Die Armenier und Assyrer waren in Lausanne zwar präsent, fanden aber bei den anderen Delegationen kein Gehör, und die Kurden waren als eigenständige Delegation gar nicht vertreten, sie wurden quasi subsumiert unter den Türken. Bei der Vertragsunterzeichnung war von einem armenischen Staat in Anatolien keine Rede mehr, und die Kurden wurden auf die vier Staaten [[Iran]], [[Irak]], [[Türkei]] und [[Syrien]] aufgeteilt. Der größte Teil fiel an die Türkei.<ref>[https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/100-jahre-vertrag-von-lausanne-als-in-der-schweiz-der-nahe-osten-erfunden-wurde ''100 Jahre Vertrag von Lausanne – Als in der Schweiz der Nahe Osten erfunden wurde''] In: ''[[Schweizer Radio und Fernsehen]]'' vom 3. Juli 2023</ref><ref>[[Maurus Reinkowski]]: [https://www.nzz.ch/international/tuerkei-der-vertrag-von-lausanne-wirkt-auch-100-jahre-spaeter-nach-ld.1746690 ''Die Gründung der modernen Türkei und der lange Schatten von Lausanne''] In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]]'' vom 22. Juli 2023.</ref> |
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2023, hundert Jahre nach Unterzeichnung des Vertrags von Lausanne stellen die [[Kurden in der Türkei]] mit schätzungsweise 19 Prozent der Gesamtbevölkerung (ca. 15 Millionen)<ref>{{cite web | url=https://interaktif.konda.com.tr/turkiye-100-kisi-olsaydi | work=[[KONDA Araştırma ve Danışmanlık]] | title=TR100_2022 | accessdate=2023-05-05 | language=tr }}</ref><ref>{{Webarchiv|url=https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/tu.html#People |wayback=20170920072149 |text=CIA.gov: ''Turkey.'' |archiv-bot=2022-11-29 00:06:40 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 11. September 2018.</ref> die größte [[Volksgruppen in der Türkei|ethnische Minderheit in der Türkei]] dar. |
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== Verschwörungstheorien == |
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Der Vertrag von Lausanne hat in der Türkei zu einer Reihe [[Islamismus|islamistischer]] [[Liste von Verschwörungstheorien aus der Türkei|Verschwörungstheorien]] geführt, mit denen die türkische [[Geschichte der Republik Türkei#Reformen unter Atatürk 1923 bis 1938|säkulare nationalistische Herrschaft]] der Nach[[Türkischer Befreiungskrieg|kriegszeit]] diffamiert werden soll.<ref>{{Cite web |last=Akçakaya |first=Nuh |date=2023-05 |title=Türkiye'de Komplo Zihniyeti: Söylemler, Aktörler ve Eğilimler Üzerine Bir Araştırma |url=https://www.researchgate.net/publication/371072539_Turkiye'de_Komplo_Zihniyeti_Soylemler_Aktorler_ve_Egilimler_Uzerine_Bir_Arastirma |access-date=2025-03-04 |website=ResearchGate |language=türkisch}}</ref><ref>{{Cite web |title=Lozan Antlaşması’nın 100. Yılında Komplo Teorileri ve Gizli Maddelerin İzinde |url=https://yalansavar.org/2023/07/25/lozan-antlasmasinin-100-yilinda-komplo-teorileri-ve-gizli-maddelerin-izinde/ |website=Yalansavar |access-date=2025-03-04 |language=türkisch|date=2023-07-25 |archive-date=2023-08-06 |archive-url=https://web.archive.org/web/20230806150445/https://yalansavar.org/2023/07/25/lozan-antlasmasinin-100-yilinda-komplo-teorileri-ve-gizli-maddelerin-izinde/ }}</ref><ref>{{Cite web |title=In Turkey, conspiracy theories about the Peace Treaty of Lausanne run riot |url=https://www.skeptic.org.uk/2023/03/in-turkey-conspiracy-theories-about-the-peace-treaty-of-lausanne-run-riot/ |website=The Skeptic |access-date=2025-03-04 |language=englisch |date=2023-03-29 |archive-date=2023-07-02 |archive-url=https://web.archive.org/web/20230702083157/https://www.skeptic.org.uk/2023/03/in-turkey-conspiracy-theories-about-the-peace-treaty-of-lausanne-run-riot/ }}</ref> So wurde beispielsweise behauptet, der Vertrag sei für ein Jahrhundert unterzeichnet worden und enthalte „geheime Artikel“ über den Abbau von Bodenschätzen durch die Türkei. Eine Verschwörungstheorie, die in den 2010er Jahren die Runde machte, besagte, dass der Vertrag im Jahr 2023 auslaufen würde und die Türkei dann [[Bor]] und [[Erdöl]] abbauen dürfe.<ref>{{Cite news |last=Danforth |first=Nick |date=2014-10-02 |title=Notes on a Turkish Conspiracy |work=Foreign Policy |url=https://foreignpolicy.com/2014/10/02/notes-on-a-turkish-conspiracy/ |access-date=2025-03-04 |archive-date=2020-05-09 |archive-url=https://web.archive.org/web/20200509194015/https://foreignpolicy.com/2014/10/02/notes-on-a-turkish-conspiracy/ |language=englisch }}</ref> |
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== Trivia == |
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Der Schweizer Bundespräsident [[Pascal Couchepin]] schenkte der Türkei am 11. November 2008 bei einem Besuch des türkischen Staatspräsidenten [[Abdullah Gül]] den Tisch, an dem der Vertrag von Lausanne 1923 unterzeichnet worden war. |
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== Literatur == |
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* [[Sylvie Arsever]]: ''Traité de Lausanne 1923''. Éditions L’Aire, Vevey 2014, ISBN 978-2-940478-98-9. |
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* Roland Banken: ''Die Verträge von Sèvres 1920 und Lausanne 1923. Eine völkerrechtliche Untersuchung zur Beendigung des Ersten Weltkrieges und zur Auflösung der sogenannten „Orientalischen Frage“ durch die Friedensverträge zwischen den alliierten Mächten und der Türkei''. Lit Verlag, Münster 2014, ISBN 3-643-12541-0. |
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* Andrew Mango: ''From the Sultan to Atatürk: Turkey'' (= Makers of the Modern World: The Peace Conferences of 1919–23 and their Aftermath). Haus Publishing, 2009, ISBN 1-905791-65-8. |
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* Jeremy Salt: ''The last Ottoman wars: the human cost, 1877–1923.'' The University of Utah Press, Salt Lake City 2019, ISBN 978-1-60781-704-8. |
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* Ferudun Ata: ''The Relocation Trials in Occupied Istanbul''. Manzara Verlag, Offenbach am Main 2018, ISBN 978-3-939795-92-6. |
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* [[Hans-Lukas Kieser]]: ''Nahostfriede ohne Demokratie, der Vertrag von Lausanne und die Geburt der Türkei 1923.'' Chronos, Zürich 2023, ISBN 978-3-0340-1746-6. |
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== Weblinks == |
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* [https://www.dodis.ch/de/100-jahre-vertrag-von-lausanne ''100 Jahre Vertrag von Lausanne''], E-Dossier, [[Dodis]] |
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* [https://wwi.lib.byu.edu/index.php/Treaty_of_Lausanne Text des Friedensvertrags] (englisch) |
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* [http://mbarchives.blogspot.com/2005/11/convention-concerning-exchange-of.html Text der Konvention hinsichtlich des Austausches der griechischen und türkischen Bevölkerungen] (englisch) |
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* [https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/523367/24-juli-1923-100-jahre-vertrag-von-lausanne/ 24. Juli 1923: 100 Jahre Vertrag von Lausanne] In: [[Bundeszentrale für politische Bildung]] |
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* {{Pressemappe|FID=sh/141111,144625}} |
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== Einzelnachweise == |
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==Weblink== |
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*[http://www.lib.byu.edu/~rdh/wwi/1918p/lausanne.html Text des Vertrags] (engl.) |
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*[http://mbarchives.blogspot.com/2005/11/convention-concerning-exchange-of.html Text der Konvention hinsichtlich des Austausches der griechischen und türkischen Bevölkerungen] (engl.) |
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Aktuelle Version vom 11. Mai 2025, 03:12 Uhr

Der Vertrag von Lausanne wurde am 24. Juli 1923 zwischen der Türkei sowie Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen im Palais de Rumine geschlossen. Tagungsort der Verhandlungen war das Schloss Ouchy.
Mit diesem Vertrag konnte die Türkei, nachdem sie 1922 den Griechisch-Türkischen Krieg gewonnen hatte, die Bestimmungen des nach dem Ersten Weltkrieg abgeschlossenen Vertrags von Sèvres teilweise nach ihren Vorstellungen revidieren.
Das Abkommen legalisierte nachträglich die vollzogene Vertreibung von Griechen bzw. Türken. Die aktuelle Grenze zwischen Griechenland und der Türkei hat ihren Ursprung in diesem Vertrag, obwohl es bis in die heutige Zeit Territorialkonflikte zwischen Griechenland und der Türkei gibt.
Inhalt des Vertrages
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Die Friedensgespräche waren am 30. November 1922 vom Völkerbund, repräsentiert durch Fridtjof Nansen, initiiert worden, der am 1. Dezember 1922[1] in Lausanne eintraf. Nach der Eröffnungszeremonie im Lausanner Casino de Montbenon bereits am 20. November 1922[1] fand am 2. Dezember[1] die erste Sitzung statt, am 28. Dezember[1] folgte die zweite Sitzung. Ein bedeutender Zwischenschritt war die am 30. Januar 1923[1] vereinbarte Konvention zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei (siehe unten). Vom 4. Februar bis 23. April 1923 pausierten die Gespräche.[1]
Laut Vertrag erhielt die Türkei Ost- und Südostanatolien (Ostanatolien war im Vertrag von Sèvres für Armenien vorgesehen gewesen), Ostthrakien (seitdem der europäische Teil der Türkei) sowie Izmir (griechisch Smyrna). Griechenland behielt Westthrakien.
Die Türkei stimmte nachträglich der bereits am 5. November 1914 proklamierten Annexion Zyperns durch Großbritannien zu, bis zu dieser Zustimmung hatte Zypern formal noch zur Türkei gehört. Zudem gab die Türkei ihre Ansprüche gegenüber Ägypten und dem Sudan auf.
Des Weiteren wurde die italienische Besetzung rund um Antalya revidiert. Im Gegenzug erkannte der türkische Staat die italienische Souveränität über den Dodekanes und Libyen an, die als Ergebnis des Osmanisch-Italienischen Krieges an Italien gefallen waren.
Der Vertrag bestimmte die Religionszugehörigkeit als Kriterium für die nationale Zugehörigkeit und damit für die Umsiedlung. Er regelte im Abschnitt über den Minderheitenschutz (Artikel 37–45) die Rechte der verbleibenden nicht-muslimischen Minderheiten in der Türkei sowie der muslimischen Minderheiten in Griechenland. In der Türkei wurden Juden, Griechen und Armenier als Minderheiten anerkannt. Sie sollten in der Türkei dieselben Bürgerrechte haben wie die muslimischen Türken.
Am 6. August 1923 wurde im Hotel Beau-Rivage Palace der Amerikanisch-Türkische Vertrag unterzeichnet.[1] Stellvertretender Leiter der türkischen Delegation war Rıza Nur.[2]
Die Rolle der Schweiz als Gastgeberland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am Rande der Verhandlungen nutzte der antikommunistische Russlandschweizer Moritz Conradi am 10. Mai 1923 die Anwesenheit der sowjetischen Delegation für einen politischen Mord an Wazlaw Worowski. Die Tat wurde als Conradi-Affäre bekannt.[1]
Die Schweizer Regierung und die Wirtschaftsverbände nutzten die Verhandlungen auf ihrem Boden für Gespräche des für die Bank Credit Suisse tätigen Julius Frey[1] mit der türkischen Delegation über Eisenbahnkonzessionen und Staatsschulden. 1914 waren 1411[3] Schweizer im Osmanischen Reich niedergelassen. Ihre Wirtschaftsinteressen bestanden in der Türkei fort. Auch der Wirtschaftsvertreter und Faschist Arthur Fonjallaz[1] wurde vorstellig. Mustafa İsmet Pascha war am 26. Juli 1923[1] Staatsgast in Bern. Nestlé produzierte ab 1927 auch in der Türkei (Feriköy in Istanbul) Schokolade.[1]
Konvention über den Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die am 30. Januar 1923 zwischen Griechenland und der Türkei vereinbarte Konvention zum Bevölkerungsaustausch war Teil des Vertrags von Lausanne (gemäß Artikel 142).
Inhalt der Konvention
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf Grund dieser Konvention wurden die in Kleinasien ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (zumeist gebürtige Griechen), aber auch Türken christlichen Glaubens (etwa 1,5 Millionen) nach Griechenland ausgewiesen, die griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 0,5 Millionen, zumeist gebürtige Türken und Griechen, die zum Islam konvertiert hatten) mussten in die Türkei auswandern.[4]
Ausgenommen vom Bevölkerungsaustausch waren insgesamt 110.000 Griechen in der Türkei und 106.000 Türken in Griechenland:[5]
- die alteingesessene griechische und griechisch-orthodoxe Bevölkerung Istanbuls (offiziell als Rum bezeichnet).
- die Westthrakientürken (Türken, Pomaken und Xoraxane-Roma östlich der 1913 im Vertrag von Bukarest festgelegten Grenzlinie). Sie sollten als muslimische Einwohner Westthrakiens in Griechenland bleiben. Griechenlands Ansprechpartner für diese drei Ethnien ist seitdem die Türkei.
- die Bevölkerung der Inseln Imbros/Gökçeada und Tenedos/Bozcaada. (Dieser Punkt war noch kein Bestandteil der Konvention vom 30. Januar, aber Teil des Hauptvertrages, Artikel 14.)[6]
Außerhalb der Konvention und des Vertrags von Lausanne wurden weitere Bevölkerungsgruppen vom Bevölkerungsaustausch ausgenommen:
- Nach Verhandlungen zwischen Griechenland und Albanien, die sich bis 1926 hinzogen, wurden die muslimischen Çamen in der Region Epirus ausgenommen, deren albanische Nationalität schließlich anerkannt wurde.[7]
- arabischsprachige Orthodoxe, die nicht dem Istanbuler Patriarchat unterstanden[8]
- Nicht betroffen waren weiter Bewohner derjenigen heutigen griechischen bzw. türkischen Gebiete, die 1923 noch nicht zu Griechenland bzw. der Türkei gehörten. Dies sind
- die Muslime von Rhodos und anderen Inseln der Dodekanes, als Italienische Ägäis-Inseln damals italienisches Territorium
- Orthodoxe in der Provinz Hatay (Provinz) (damals zum französischen Mandatsgebiet Syrien gehörend)
Einordnung
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Ziel des Bevölkerungsaustausches war es, die durch nationale Minderheiten ausgelösten Spannungen zu vermindern. So sollte der Frieden auf Basis klarer definierter Nationalitätengrenzen gesichert werden. Für viele Politiker jener Zeit wie auch für den Völkerbund galt Bevölkerungsaustausch als Paradigma für die friedliche Lösung ethnischer Konflikte. Bereits im Vertrag von Neuilly-sur-Seine im Jahre 1919 hatten Griechenland und Bulgarien einen Bevölkerungsaustausch vereinbart.[4]
Allerdings brachte die Umsiedlung großes Leid über die Betroffenen: Sie verloren ihre Heimat und durften nur ihr bewegliches Eigentum mitnehmen, das durch die Konvention ausdrücklich geschützt war. Unbewegliches Eigentum wurde liquidiert und die Eigentümer entschädigt. Viele starben während der oft brutal durchgeführten Umsiedlungsmaßnahmen. Der größte Teil der zur Umsiedlung vorgesehenen Bevölkerungsgruppen war jedoch schon vor 1923 vertrieben und viele Angehörige der Minderheiten dabei ermordet worden.
Der britische Außenminister und führende Vertreter des Imperialismus George N. Curzon bezeichnete den Vertrag von Lausanne als „eine durch und durch schlechte und böse Lösung, für welche die Welt während der nächsten hundert Jahre noch eine schwere Buße werde entrichten müssen“.[9]
David Lloyd George erklärte den Vertrag zu einer „erbärmlichen, feigen und schändlichen Kapitulation“ des Vereinigten Königreichs.[10]
Die vom Bevölkerungsaustausch offiziell ausgenommenen Bevölkerungsgruppen in der Türkei und in Griechenland (siehe oben) konnten allein durch den Vertrag von Lausanne nicht vor Diskriminierung oder Anfeindungen geschützt werden. Auch von ihnen wanderten in den folgenden Jahrzehnten viele aus. In der Türkei bewirkte vor allem der Pogrom von Istanbul (1955) eine Vertreibung der Griechen aus Istanbul[11] (siehe auch Nachwirken des Bevölkerungsaustauschs zwischen Griechenland und der Türkei).
Der Historiker Hans-Lukas Kieser stellte fest: „Lausanne billigte stillschweigend eine umfassende Politik der Vertreibung und Ausrottung hetero-ethnischer und hetero-religiöser Gruppen, was für deutsche Revisionisten und viele andere Nationalisten eine fatale Anziehungskraft hatte.“[12]
Nachwirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Vertrag von Montreux erhielt die Türkei am 20. Juli 1936 die volle Souveränität über die Meerengen zurück.[1]
In den 1950er Jahren erklärte die Türkei in Bezug auf Zypern einseitig, dass der Vertrag von Lausanne hinfällig werde, wenn sich am Status Zyperns etwas ändere. Großbritannien hatte zuvor als Reaktion auf griechische Unabhängigkeitsbestrebungen der seinerzeit britisch beherrschten Insel erklärt, dass Zypern auch eine Angelegenheit der Türkei sei.[13]
Im Rahmen eines Treffens mit Gemeindevorstehern Ende 2016 in Ankara stellte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan den Vertrag von Lausanne aus dem Jahre 1923 erneut in Frage.[14] Er sprach von „unfairen Bestimmungen“ und einer „Niederlage der Türkei“. Als Beispiel nannte er die griechischen Ägäis-Inseln, die in „Rufweite“ der Türkei liegen. Es gebe noch immer einen „Kampf darum, was ein Festlandsockel“ sei, „und welche Grenzen wir auf dem Land und in der Luft haben“, so der türkische Staatschef. Diejenigen, die sich damals an den Verhandlungstisch gesetzt hätten, so monierte er, seien den realen Umständen nicht gerecht geworden.
Nachdem der griechische Minister für Seefahrt und Inselpolitik Nektarios Santorinios in der ersten Januarwoche 2017 in einem an das Parlament überstellten Schreiben[15] die Besiedelung 28 kleiner Inseln in der Ägäis angekündigt hatte, warnte das türkische Außenministerium durch seinen Sprecher Hüseyin Müftüoğlu in einer Bekanntmachung die griechische Regierung vor dieser Absicht. Am 14. Januar 2017 dementierte Minister Santorinios eine griechische Besiedlungsabsicht[16] und bewertete die türkische Warnung als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Griechenlands.
Kurden, Armenier und Assyrer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Volksgruppen der Kurden, Armenier und Assyrer[17] gelten als die großen Verlierer des Vertrags von Lausanne.[18] Die Armenier und Assyrer waren in Lausanne zwar präsent, fanden aber bei den anderen Delegationen kein Gehör, und die Kurden waren als eigenständige Delegation gar nicht vertreten, sie wurden quasi subsumiert unter den Türken. Bei der Vertragsunterzeichnung war von einem armenischen Staat in Anatolien keine Rede mehr, und die Kurden wurden auf die vier Staaten Iran, Irak, Türkei und Syrien aufgeteilt. Der größte Teil fiel an die Türkei.[19][20] 2023, hundert Jahre nach Unterzeichnung des Vertrags von Lausanne stellen die Kurden in der Türkei mit schätzungsweise 19 Prozent der Gesamtbevölkerung (ca. 15 Millionen)[21][22] die größte ethnische Minderheit in der Türkei dar.
Verschwörungstheorien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vertrag von Lausanne hat in der Türkei zu einer Reihe islamistischer Verschwörungstheorien geführt, mit denen die türkische säkulare nationalistische Herrschaft der Nachkriegszeit diffamiert werden soll.[23][24][25] So wurde beispielsweise behauptet, der Vertrag sei für ein Jahrhundert unterzeichnet worden und enthalte „geheime Artikel“ über den Abbau von Bodenschätzen durch die Türkei. Eine Verschwörungstheorie, die in den 2010er Jahren die Runde machte, besagte, dass der Vertrag im Jahr 2023 auslaufen würde und die Türkei dann Bor und Erdöl abbauen dürfe.[26]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schweizer Bundespräsident Pascal Couchepin schenkte der Türkei am 11. November 2008 bei einem Besuch des türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül den Tisch, an dem der Vertrag von Lausanne 1923 unterzeichnet worden war.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sylvie Arsever: Traité de Lausanne 1923. Éditions L’Aire, Vevey 2014, ISBN 978-2-940478-98-9.
- Roland Banken: Die Verträge von Sèvres 1920 und Lausanne 1923. Eine völkerrechtliche Untersuchung zur Beendigung des Ersten Weltkrieges und zur Auflösung der sogenannten „Orientalischen Frage“ durch die Friedensverträge zwischen den alliierten Mächten und der Türkei. Lit Verlag, Münster 2014, ISBN 3-643-12541-0.
- Andrew Mango: From the Sultan to Atatürk: Turkey (= Makers of the Modern World: The Peace Conferences of 1919–23 and their Aftermath). Haus Publishing, 2009, ISBN 1-905791-65-8.
- Jeremy Salt: The last Ottoman wars: the human cost, 1877–1923. The University of Utah Press, Salt Lake City 2019, ISBN 978-1-60781-704-8.
- Ferudun Ata: The Relocation Trials in Occupied Istanbul. Manzara Verlag, Offenbach am Main 2018, ISBN 978-3-939795-92-6.
- Hans-Lukas Kieser: Nahostfriede ohne Demokratie, der Vertrag von Lausanne und die Geburt der Türkei 1923. Chronos, Zürich 2023, ISBN 978-3-0340-1746-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 100 Jahre Vertrag von Lausanne, E-Dossier, Dodis
- Text des Friedensvertrags (englisch)
- Text der Konvention hinsichtlich des Austausches der griechischen und türkischen Bevölkerungen (englisch)
- 24. Juli 1923: 100 Jahre Vertrag von Lausanne In: Bundeszentrale für politische Bildung
- Zeitungsartikel über Vertrag von Lausanne in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i j k l m Gaby Fierz, Laurent Golay, Diana Le Dinh: Frontières: Le traité de Lausanne, 1923–2023. Éditions Antipodes/Musée historique Lausanne, Lausanne 2023, ISBN 978-2-88901-244-2, S. 78 ff. und Bildteil.
- ↑ Hans-Lukas Kieser: Talaat Pacha: L’autre fondateur de la Turquie moderne, architecte du génocide des Arméniens. Préface d’Antoine Garapon. CNRS Éditions (Centre national de la recherche scientifique), Paris 2023, ISBN 978-2-271-14634-2, S. 530 (Ersterscheinung bei Princeton University Press, Princeton (New Jersey) 2018; übersetzt von Gari Ulubeyan von der deutschsprachigen Ausgabe, Chronos Verlag, Zürich 2021).
- ↑ Cédric Humair: La Suisse et les Empires : Affirmation d’une puissance économique (1857–1914) (= Alain Cortat [Hrsg.]: Collection Focus. Nr. 41). Éditions Livreo-Alphil, Neuchâtel 2024, ISBN 978-2-88950-247-9, S. 138.
- ↑ a b Renée Hirschon: Crossing the Aegean: The Consequences of the 1923 Greek-Turkish Population Exchange: An Appraisal of the 1923 Compulsory Population Exchange Between Greece and Turkey (Studies in Forced Migration). New York 2004, ISBN 1-57181-562-7, S. 6 f.
- ↑ Christopher Panico: The Turks of Western Thrace. Humans Right Watch, Januar 1999, S. 2 (englisch). Band 11, Nr. 1 (PDF; 350 kB) – In 1923, the provisions of the Treaty of Lausanne left some 106,000 ethnic Turks in Thrace. The ethnic Greek minority of Istanbul […] has also shrunk in size […] from 110,000 in 1923 to an estimated 2,500 today
- ↑ Treaty of Lausanne. 30. Januar 1923 (englisch). – The agreements which have been, or may be, concluded between Greece and Turkey relating to the exchange of the Greek and Turkish populations will not be applied to the inhabitants of the islands of Imbros and Tenedos.
- ↑ Lambros Baltsiotis: The Muslim Chams of Northwestern Greece: The Grounds for the Expulsion of a "Non-Existent" Minority Community. In: European Journal of Turkish Studies. Band 12, 2011 (openedition.org).
- ↑ Onur Yıldırım: Diplomacy and Displacement: Reconsidering the Turco-Greek Exchange of Populations, 1922-1934. Routledge, New York, London 2006, ISBN 978-0-415-97982-5, S. 113.
- ↑ Norman M. Naimark: Fires of Hatred. Ethnic Cleansing in Twentieth-Century Europe. Harvard 2001, ISBN 0-674-00313-6, S. 55.
- ↑ Adam Jones: Genocide: A Comprehensive Introduction. Taylor & Francis, 2016, ISBN 978-1-317-53386-3, S. 231 (englisch, books.google.com ( des vom 14. Januar 2023 im Internet Archive) [abgerufen am 5. März 2025]).
- ↑ Berna Pekesen: Der Pogrom von Istanbul. Bundeszentrale für politische Bildung, 15.Oktober 2014.
- ↑ Hans-Lukas Kieser: The Routledge History of the Holocaust. Hrsg.: Jonathan C. Friedman. Taylor & Francis, 2010, ISBN 978-1-136-87060-6, Germany and the Armenian Genocide of 1915–17, doi:10.4324/9780203837443.ch3 (englisch, routledgehandbooks.com ( des vom 13. Dezember 2020 im Internet Archive) [abgerufen am 5. März 2025]).
- ↑ Heinz A. Richter: Historische Hintergründe des Zypernkonflikts. Bundeszentrale für politische Bildung, 5. März 2009, abgerufen am 16. Oktober 2023.
- ↑ Elisa Hübel: Ankara stellt Lausanne-Vertrag in Frage – Athen in Aufruhr. Griechenland.net, 30. September 2016 .
- ↑ Προκαλεί ξανά η Αγκυρα: Μην τολμήσετε να κατοικήσετε μικρά νησιά. ΗΜΕΡΗΣΙΑ On Line, 13. Januar 2017 (griechisch). Türkei warnt Griechenland vor Besiedelung 28 griechischer Inseln
- ↑ Minister says no plans to settle Aegean islets. H KAΘHMEPINH, online-Ausgabe, 14. Januar 2017, abgerufen am 5. August 2018 (englisch). Griechisches Ministerium dementiert Besiedlungsabsicht von 28 griechischen Inseln
- ↑ Assyrer-Kundgebung in Lausanne. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. Juli 2003, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 28. Januar 2025]).
- ↑ Katharina Meier: Vertrieben, verstreut – und schon bald vergessen? In: Magnet. 27. Oktober 2021, abgerufen am 28. Januar 2025.
- ↑ 100 Jahre Vertrag von Lausanne – Als in der Schweiz der Nahe Osten erfunden wurde In: Schweizer Radio und Fernsehen vom 3. Juli 2023
- ↑ Maurus Reinkowski: Die Gründung der modernen Türkei und der lange Schatten von Lausanne In: Neue Zürcher Zeitung vom 22. Juli 2023.
- ↑ TR100_2022. In: KONDA Araştırma ve Danışmanlık. Abgerufen am 5. Mai 2023 (türkisch).
- ↑ CIA.gov: Turkey. ( des vom 20. September 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 11. September 2018.
- ↑ Nuh Akçakaya: Türkiye'de Komplo Zihniyeti: Söylemler, Aktörler ve Eğilimler Üzerine Bir Araştırma. In: ResearchGate. Mai 2023, abgerufen am 4. März 2025 (türkisch).
- ↑ Lozan Antlaşması’nın 100. Yılında Komplo Teorileri ve Gizli Maddelerin İzinde. In: Yalansavar. 25. Juli 2023, archiviert vom am 6. August 2023; abgerufen am 4. März 2025 (türkisch).
- ↑ In Turkey, conspiracy theories about the Peace Treaty of Lausanne run riot. In: The Skeptic. 29. März 2023, archiviert vom am 2. Juli 2023; abgerufen am 4. März 2025 (englisch).
- ↑ Nick Danforth: Notes on a Turkish Conspiracy ( des vom 9. Mai 2020 im Internet Archive) In: Foreign Policy, 2. Oktober 2014. Abgerufen am 4. März 2025 (englisch).
- Friedensvertrag
- Geschichte (Lausanne)
- Politikgeschichte (Europa)
- Folgen des Ersten Weltkriegs
- Griechische Geschichte (20. Jahrhundert)
- Vertrag (Osmanisches Reich)
- Vertrag (20. Jahrhundert)
- Türkischer Befreiungskrieg
- Osmanisches Albanien
- Armenische Geschichte (20. Jahrhundert)
- Geschichte (Kanton Waadt)
- Rechtsgeschichte (Vereinigtes Königreich)
- Rechtsgeschichte der Neuzeit (Frankreich)
- Rechtsgeschichte (Italien)
- Rechtsgeschichte (Japan)
- Rechtsgeschichte (Griechenland)
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- Rechtsgeschichte (Armenien)
- Vertreibung
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- Völkerrechtlicher Vertrag
- Französisch-türkische Beziehungen
- Italienisch-türkische Beziehungen
- Japanisch-türkische Beziehungen
- Griechisch-türkische Beziehungen
- Britisch-türkische Beziehungen
- Rumänisch-türkische Beziehungen
- Politik 1923