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„Standortfaktor“ – Versionsunterschied

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'''Standortfaktoren''' sind in der [[Marktstrategie]] und im [[Marketing]] wesentliche Kriterien, die bei der [[Entscheidung]] über einen [[Unternehmensstandort]] oder über die Eröffnung von [[Filiale]]n oder [[Niederlassung (Wirtschaft)|Niederlassungen]] von Bedeutung sind.
==Ökonomie==
'''Standortfaktoren''' sind maßgeblich für die Attraktivität von (potenziellen oder bereits tatsächlich genutzten) Standorten für Unternehmen und beeinflussen diese damit bei ihrer Standortwahl (einschl. der Entscheidung, einen Standort zu verlassen). Die räumlichen Unterschiede in der Ausprägung von Standortfaktoren führen zu einer räumlichen Differenzierung von Standortqualitäten, insbesondere zu einer räumlichen Differenzierung von Kosten und/oder Erlösen einer wirtschaftlichen Tätigkeit.
Dabei gibt es deutliche Unterschiede in der Bewertung der Wichtigkeit der einzelnen Standortfaktoren durch die Unternehmen (branchen- und größenspezifische Unterschiede).
Es wird zwischen ''harten'' und ''weichen'' Standortfaktoren unterschieden:
* '''Harte Standortfaktoren''' (z.B. [[Steuer]]n, [[Abgaben]], [[Subvention]]en, etc.) sind quantifizierbar und können direkt in die [[Bilanz]] eines Unternehmens mit einbezogen werden. Sie sind in manchen Fällen auch eine unabdingbare Voraussetzung zur Errichtung eines Unternehmens (zum Beispiel die Nähe eines ausreichend großen Gewässers als Kühlmittellieferant für ein [[Kraftwerk]]).
* '''Weiche Standortfaktoren''' (z.B. Kulturangebot, Freizeitmöglichkeiten, Bildungsangebot, etc.) können nicht in die Kostenrechnung eines Unternehmens integriert werden, treten aber immer mehr bei der Standortwahl in Erscheinung.
Im zunehmenden europäischen [[Wettbewerb der Regionen]] sehen sich [[Kommune]]n eines Lebens- oder Wirtschaftsraumes (z.B. [[Rhein-Main]]) vor die Herausforderung gestellt, die eigenen attraktiven Standortfaktoren durch regionsweit abgestimmte Maßnahmen der [[Wirtschaftsförderung]] zu bewerben. Da die harten Standortfaktoren in der Regel nicht oder nur in begrenztem Maße ihrer Beeinflussung unterliegen, konzentriert sich die Wirtschaftsförderung in zunehmendem Maße auf die weichen Standortfaktoren.


== Allgemeines ==
===Harte Standortfaktoren===
Standortfaktoren sind maßgeblich für die Attraktivität von (potenziellen oder bereits tatsächlich genutzten) Unternehmensstandorten verantwortlich und beeinflussen diese damit bei ihrer Standortwahl. Wenn sich die Standortfaktoren geändert haben, muss auch eine Entscheidung darüber getroffen werden, einen Standort zu verlassen. Die räumlichen Unterschiede in der Ausprägung von Standortfaktoren führen zu einer räumlichen Differenzierung von Standortqualitäten, insbesondere zu einer räumlichen Differenzierung von [[Kosten]] und/oder [[Erlös]]en einer wirtschaftlichen Tätigkeit. Dabei gibt es deutliche Unterschiede in der Bewertung der Bedeutung der einzelnen Standortfaktoren durch die Unternehmen (branchen- und größenspezifische Unterschiede).
* [[Infrastruktur]]
** Verkehrsanbindung
** [[Transportkosten]], [[Transportarten]], Umladung (gebrochener Verkehr), Container
** [[Energiepreis]]e
** [[Kommunikationsnetz]]
** Energieversorgung (Stromnetz)
* staatliche Förderung ([[Subvention]]en)
* Höhe der [[Steuer]]n und [[Abgaben]]
* politische, ökonomische, soziale Stabilität
* Nähe, Größe und Zugang zu [[Produktionsfaktor]]märkten
** Verfügbarkeit von [[Rohstoff]]en (Gewichtsverlust-/Reinmaterialien)
** Verfügbarkeit von erschlossenen Flächen
** [[Transaktionskosten]]
** Grundstückspreise/Mietkosten
** Zugang zum [[Kapitalmarkt]]
** Arbeitskräfte
** Arbeitskosten ([[Lohnniveau]])
** Quantitative Verfügbarkeit
** Qualitative Verfügbarkeit
** [[Arbeitslosenquote]]
** männlich/weiblich
* [[Kaufkraft]]
* [[Kündigungsschutz]]
* [[Lohnstückkosten]]
* [[Lohnkosten]]
* Nähe, Größe und Zugang zum relevanten [[Absatzmarkt]] (des Betriebes)
* [[Markttransparenz]]
* [[Markteintrittsbarriere]]n
* [[Wettbewerb]]sintensität
* Nähe zu Zulieferbetrieben
* Nähe zu Forschungs-, Bildungs- und Entwicklungseinrichtungen
* Umweltschutzauflagen
* Klima
* Ver- und Entsorgung


== Arten ==
===Weiche Standortfaktoren===
[[Datei:Exemplarische Darstellung harter und weicher Standortfaktoren.png|thumb|Exemplarische Darstellung harter und weicher Standortfaktoren]]
* ''Unternehmensbezogene Faktoren''
Es wird zwischen ''harten'' und ''weichen'' Standortfaktoren unterschieden:<ref>[https://books.google.de/books?id=-m1n0dN6k-YC&pg=PA49&dq=harte+standortfaktoren&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=harte%20standortfaktoren&f=false Walter Freyer, ''Standortfaktor Tourismus und Wissenschaft'', S. 49]</ref>
** [[Wirtschaftsklima]] am Standort
* ''Harte Standortfaktoren'' (z.&nbsp;B. [[Steuer]]n, [[Abgabe]]n, [[Subvention]]en, [[Absatzmarkt]], [[Infrastruktur]], [[Arbeitskräftepotential]], [[Ressource]]n&shy;verfügbarkeit oder [[Verkehrsanbindung]]) sind quantifizierbar und können direkt in die [[Marktanalyse|Markt-]] und [[Standortanalyse]] für ein [[Unternehmen]] einbezogen werden. Sie können zur Ermittlung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit von Standorten genutzt werden, da sie engere betriebswirtschaftliche Kosten- und Umsatzrelationen beinhalten. Die harten Standortfaktoren sind in manchen Fällen auch eine unabdingbare Voraussetzung zur Errichtung eines Unternehmens (zum Beispiel die Nähe eines ausreichend großen Gewässers als Kühlmittellieferant für ein [[Kraftwerk]]).
** Image des Standortes und der Region (Standortprestige)
* ''Weiche Standortfaktoren'' (z.&nbsp;B. [[Kultur]]angebot, [[Fußgängerzone|Einkaufsmöglichkeiten]], [[Immobiliarmiete|Mietpreise]], [[Lage (Immobilie)|Lage]], [[Freizeit]]möglichkeiten und [[Bildung]]sangebot, die für die Anwerbung hoch qualifizierter Mitarbeiter entscheidend sein können) können nicht in die [[Kostenrechnung]] eines Unternehmens integriert werden, treten aber immer mehr bei der Standortwahl in Erscheinung.
** Unternehmensfreundlichkeit der öffentlichen Verwaltung
Im zunehmenden europäischen ''Wettbewerb der Regionen'' sehen sich [[Gemeinde|Kommunen]] eines Lebens- oder Wirtschaftsraumes (z.&nbsp;B. [[Rhein-Main-Gebiet]]) vor die Herausforderung gestellt, die eigenen attraktiven Standortfaktoren durch regionsweit abgestimmte Maßnahmen der [[Wirtschaftsförderung]] zu bewerben. Da die harten Standortfaktoren in der Regel nicht oder nur in begrenztem Maße ihrer Beeinflussung unterliegen, konzentriert sich die Wirtschaftsförderung in zunehmendem Maße auf die weichen Standortfaktoren.
** Konkurrenz bzw. [[Fühlungsvorteil|Fühlungsvorteile]] (Beziehungsgeflecht, [[Agglomeration]])

** Wirtschaftsblöcke
In der Ökologie (insbesondere der Vegetationsökologie) gibt es ebenfalls diesen Begriff, der allerdings als [[Standort (Ökologie)|ökologischer Standortsfaktor]] bezeichnet wird.
* ''Personenbezogene Standortfaktoren''

** Wohnumfeld, Mentalität der ansässigen Bevölkerung
=== Harte Standortfaktoren ===
** Umweltqualität
* [[Infrastruktur]] ([[Verkehrsinfrastruktur]])
** Bildungsangebot
** [[Verkehrsanbindung]]
** Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot
** [[Transportkosten]], [[Verkehrsart]]en, [[Umschlag (Logistik)|Umladung]] ([[gebrochener Verkehr]]);
** Einkaufsmöglichkeiten
** [[Energiekosten]] (z.&nbsp;B. [[Strompreis]], [[Ölpreis]], [[Erdgas/Tabellen_und_Grafiken#Gaspreis|Gaspreis]]);
** Frittenbude
** [[Kommunikationsnetz]] ([[Breitbandnetz]], Ausfallsicherheit);
** [[Energieversorgung]] (Leistungsfähigkeit des [[Stromnetz]]es, Verfügbarkeit [[Fernwärme]], rechtliche und praktische Möglichkeit zur [[Selbstversorgung]]);
** [[Abfallbeseitigung]];
* staatliche Förderung ([[Subvention]]en);
* Höhe der [[Steuer]]n (insbesondere [[Gewerbesteuerhebesatz]]) und [[Abgabe]]n;
* Nähe, Größe und Zugang zu [[Faktormarkt|Faktormärkten]];
** Verfügbarkeit von [[Rohstoff]]en (Gewichtsverlust-/Reinmaterialien);
** Verfügbarkeit von geeigneten, erschlossenen Flächen, Erweiterungsmöglichkeiten;
** [[Transaktionskosten]];
** Grundstückspreise/Mietniveau;
** Zugang zum [[Kapitalmarkt]];
** [[Arbeitskraft|Arbeitskräfte]]:
*** [[Arbeitskosten]] ([[Lohnniveau]]),
*** [[Ausbildung]]sniveau,
*** Quantitative Verfügbarkeit,
*** Qualitative Verfügbarkeit;
** [[Arbeitslosenquote]].
* [[Importzoll|Einfuhrzölle]];
* [[Kaufkraft (Konsum)|Kaufkraft]];
* [[Kündigungsschutz]];
* [[Lohnstückkosten]];
* gesetzliche und tarifliche Rahmenbedingungen ([[Arbeitszeit]]en, [[Sozialversicherung]]en, [[Betriebserlaubnis|Genehmigungsverfahren]]);
* [[Lohnkosten]];
* Nähe, Größe und Zugang zum relevanten [[Absatzmarkt]] (des Betriebes);
* [[Markttransparenz]];
* [[Markteintrittsbarriere]]n;
* [[Wettbewerbsintensität]];
* Nähe zu [[Lieferant]]en und [[Zulieferer]]n;
* Nähe zu [[Forschungseinrichtung|Forschungs-]], [[Bildungseinrichtung|Bildungs-]] und Entwicklungseinrichtungen;
* [[Umweltschutz]]auflagen;
* [[Klima]] (sofern es direkt Einfluss auf das Unternehmen hat, zum Beispiel [[Agrarsektor]], [[Tourismus]]);
* Anzahl der potenziellen [[Kunde]]n ([[Marktpotenzial]]).

=== Weiche Standortfaktoren ===
* [[Bürokratie]]
** Kooperationsbereitschaft der [[Behörde]]n,
** [[Organisationsgrad]]e.
* Politische Verhältnisse
** Etablierung von [[Demokratie]] und [[Rechtsstaatlichkeit]],
** Achtung der [[Menschenrechte]],
** [[Wohlfahrtsstaat]].
* Unternehmensbezogene Faktoren
** [[Geschäftsklima]] am Standort,
** Bestehen eines innovativen Sozialmilieus, z.&nbsp;B. in Form einer [[Kreative Klasse|Kreativen Klasse]],
** [[Image]] des Standortes und der Region (Standortprestige),
** Konkurrenz bzw. [[Fühlungsvorteil]]e (Beziehungsgeflecht, [[Agglomeration]], [[Agglomerationseffekt]]e),
* Personenbezogene Standortfaktoren
** Wohnumfeld, Mentalität der ansässigen Bevölkerung,
** Umweltqualität,
** Medizinische Versorgung, Fürsorgeeinrichtungen,
** Bildungsangebot,
** Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot,
** Einkaufsmöglichkeiten,
** Wohnmöglichkeiten,
** Vergnügungsmöglichkeiten.

== Kundenpotenziale ==
Ein wesentlicher Standortfaktor sind die durch [[Kunde]]n repräsentierten [[Marktpotenzial]]e. [[Passantenfrequenz]], [[Zielgruppe]]nagglomeration und [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerbsagglomeration]] zeichnen die einzelnen Standorte aus.<ref>Burkhard Strobel, ''Standortspezifische Geschäftstypen im Fachhandel'', in: Volker Trommsdorf (Hrsg.), Handelsforschung, 1988, S. 103</ref> [[McDonald’s]] verwendet bei der Standortwahl an Bahnhöfen und Flughäfen folgende Standortfaktoren:<ref>[https://books.google.de/books?id=T-ajBwAAQBAJ&pg=PA46&dq=Passantenfrequenz&hl=de&sa=X&redir_esc=y#v=onepage&q=Passantenfrequenz&f=false Friedrich W. Tucher von Simmelsdorf, ''Die Expansion von McDonald’s Deutschland Inc.'', 1994, S. 46]</ref>
* [[Größenordnung (Fläche)|Größe]] mindestens 250 m²,
* große Anzahl von [[Reisender|Reisenden]],
* große Anzahl von Abholern und Bringern,
* sehr hohe [[Passantenfrequenz]] und
* große Anzahl von [[Besucher]]n.
Das Marktpotenzial muss bei laufkundenorientierten Unternehmen ausreichend hoch sein, damit eine angemessene [[Lagerumschlagshäufigkeit|Umschlagshäufigkeit]] erreicht werden kann. Standorte mit hoher Passantenfrequenz am Tage und hohem innerstädtischen Freizeitwert am Abend und Wochenende sind die als optimal angesehenen Lagen.<ref>Friedrich W. Tucher von Simmelsdorf, ''Die Expansion von McDonald’s Deutschland Inc.'', 1994, S. 44</ref> [[Fast Food]] muss ins Auge fallen oder auf dem Weg zu wichtigen Zielpunkten liegen.<ref>Fast Food-Praxis, 1982, S. 41</ref> Filialen schaffen bei Kunden räumliche [[Präferenz (Wirtschaftswissenschaften)|Präferenzen]] (Standortvorteil durch kurze Wege von der Wohnung zur Filiale), das gilt insbesondere für [[Stammkunde]]n. Die zufallsbedingte [[Laufkundschaft]] erreichen Filialen dagegen nur durch Standorte, an denen eine hohe Passantenfrequenz herrscht ([[Einkaufszentrum|Einkaufszentren]], [[Fußgängerzone]]n, [[Bahnhof|Bahnhöfe]], [[Hafen|Häfen]] oder [[Flughafen|Flughäfen]]).

== Siehe auch ==
* [[Standorttheorie]]
* [[Globalisierung der Arbeitsmärkte]]

== Literatur ==
* Thomas Glatte: [https://www.researchgate.net/publication/208337314_How_to_establish_and_manage_Chinese_industrial_assets?ev=prf_pub ''How BASF navigates China'' Site Selection Magazine, Vol. 49, No.4, July 2004]
* Thomas Glatte: ''Die internationale Produktionsstandortsuche im immobilienwirtschaftlichen Kontext'' Expert Verlag, Renningen 2012, ISBN 978-3-8169-3086-0
* Thomas Glatte: ''Entwicklung betrieblicher Immobilien – Beschaffung & Verwertung von Immobilien im Corporate Real Estate Management'' Springer Vieweg, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-05686-5
* Martin Godau: ''Die Bedeutung weicher Standortfaktoren bei Auslandsinvestitionen mit besonderer Berücksichtigung des Fallbeispiels Thailand'' Dimplomica-Verlag, Hamburg, 2006
* Peter Goette: ''Standortpolitik internationaler Unternehmen'' Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden, 1994
* [[Theodor Sabathil]]: ''Standortprobleme internationaler Industrieunternehmungen'' Dissertation, Universität Erlangen-Nürnberg, 1969
* [[Karl-Werner Schulte]], [[Stephan Bone-Winkel]] (Hrsg.): ''Handbuch Immobilien-Projektentwicklung'' Rudolf Müller, Köln 2002, ISBN 978-3899841671
* Peter Tesch: ''Die Bestimmungsgründe des internationalen Handels und der Direktinvestition'' Dissertation, Freie Universität Berlin, 1980

== Weblinks ==
* [http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/5808/standortfaktoren-v6.html Detaillierte Definition zu Standortfaktoren]
* [https://web.archive.org/web/20120323211054/http://www.handelswissen.de/data/themen/Marktpositionierung/Standort/Standortfaktoren/index.php Ausführliche Abhandlung zum Thema aus unternehmerischer Sicht]
* [http://www.gbconsite.de/standortanalyse-standortinformation.php Wichtige Standortfaktoren (Einkommen, Arbeitslosigkeit, Gewerbesteuer, etc.) von den 150 größten deutschen Städten]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=4223616-2}}

[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Marketing]]
[[Kategorie:Wirtschaftsgeographie]]

Aktuelle Version vom 14. Juni 2025, 18:21 Uhr

Standortfaktoren sind in der Marktstrategie und im Marketing wesentliche Kriterien, die bei der Entscheidung über einen Unternehmensstandort oder über die Eröffnung von Filialen oder Niederlassungen von Bedeutung sind.

Standortfaktoren sind maßgeblich für die Attraktivität von (potenziellen oder bereits tatsächlich genutzten) Unternehmensstandorten verantwortlich und beeinflussen diese damit bei ihrer Standortwahl. Wenn sich die Standortfaktoren geändert haben, muss auch eine Entscheidung darüber getroffen werden, einen Standort zu verlassen. Die räumlichen Unterschiede in der Ausprägung von Standortfaktoren führen zu einer räumlichen Differenzierung von Standortqualitäten, insbesondere zu einer räumlichen Differenzierung von Kosten und/oder Erlösen einer wirtschaftlichen Tätigkeit. Dabei gibt es deutliche Unterschiede in der Bewertung der Bedeutung der einzelnen Standortfaktoren durch die Unternehmen (branchen- und größenspezifische Unterschiede).

Exemplarische Darstellung harter und weicher Standortfaktoren

Es wird zwischen harten und weichen Standortfaktoren unterschieden:[1]

Im zunehmenden europäischen Wettbewerb der Regionen sehen sich Kommunen eines Lebens- oder Wirtschaftsraumes (z. B. Rhein-Main-Gebiet) vor die Herausforderung gestellt, die eigenen attraktiven Standortfaktoren durch regionsweit abgestimmte Maßnahmen der Wirtschaftsförderung zu bewerben. Da die harten Standortfaktoren in der Regel nicht oder nur in begrenztem Maße ihrer Beeinflussung unterliegen, konzentriert sich die Wirtschaftsförderung in zunehmendem Maße auf die weichen Standortfaktoren.

In der Ökologie (insbesondere der Vegetationsökologie) gibt es ebenfalls diesen Begriff, der allerdings als ökologischer Standortsfaktor bezeichnet wird.

Harte Standortfaktoren

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Weiche Standortfaktoren

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Kundenpotenziale

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Ein wesentlicher Standortfaktor sind die durch Kunden repräsentierten Marktpotenziale. Passantenfrequenz, Zielgruppenagglomeration und Wettbewerbsagglomeration zeichnen die einzelnen Standorte aus.[2] McDonald’s verwendet bei der Standortwahl an Bahnhöfen und Flughäfen folgende Standortfaktoren:[3]

Das Marktpotenzial muss bei laufkundenorientierten Unternehmen ausreichend hoch sein, damit eine angemessene Umschlagshäufigkeit erreicht werden kann. Standorte mit hoher Passantenfrequenz am Tage und hohem innerstädtischen Freizeitwert am Abend und Wochenende sind die als optimal angesehenen Lagen.[4] Fast Food muss ins Auge fallen oder auf dem Weg zu wichtigen Zielpunkten liegen.[5] Filialen schaffen bei Kunden räumliche Präferenzen (Standortvorteil durch kurze Wege von der Wohnung zur Filiale), das gilt insbesondere für Stammkunden. Die zufallsbedingte Laufkundschaft erreichen Filialen dagegen nur durch Standorte, an denen eine hohe Passantenfrequenz herrscht (Einkaufszentren, Fußgängerzonen, Bahnhöfe, Häfen oder Flughäfen).

  • Thomas Glatte: How BASF navigates China Site Selection Magazine, Vol. 49, No.4, July 2004
  • Thomas Glatte: Die internationale Produktionsstandortsuche im immobilienwirtschaftlichen Kontext Expert Verlag, Renningen 2012, ISBN 978-3-8169-3086-0
  • Thomas Glatte: Entwicklung betrieblicher Immobilien – Beschaffung & Verwertung von Immobilien im Corporate Real Estate Management Springer Vieweg, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-05686-5
  • Martin Godau: Die Bedeutung weicher Standortfaktoren bei Auslandsinvestitionen mit besonderer Berücksichtigung des Fallbeispiels Thailand Dimplomica-Verlag, Hamburg, 2006
  • Peter Goette: Standortpolitik internationaler Unternehmen Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden, 1994
  • Theodor Sabathil: Standortprobleme internationaler Industrieunternehmungen Dissertation, Universität Erlangen-Nürnberg, 1969
  • Karl-Werner Schulte, Stephan Bone-Winkel (Hrsg.): Handbuch Immobilien-Projektentwicklung Rudolf Müller, Köln 2002, ISBN 978-3899841671
  • Peter Tesch: Die Bestimmungsgründe des internationalen Handels und der Direktinvestition Dissertation, Freie Universität Berlin, 1980

Einzelnachweise

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  1. Walter Freyer, Standortfaktor Tourismus und Wissenschaft, S. 49
  2. Burkhard Strobel, Standortspezifische Geschäftstypen im Fachhandel, in: Volker Trommsdorf (Hrsg.), Handelsforschung, 1988, S. 103
  3. Friedrich W. Tucher von Simmelsdorf, Die Expansion von McDonald’s Deutschland Inc., 1994, S. 46
  4. Friedrich W. Tucher von Simmelsdorf, Die Expansion von McDonald’s Deutschland Inc., 1994, S. 44
  5. Fast Food-Praxis, 1982, S. 41