„Immerath (Erkelenz)“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland |
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'''Immerath''' ist eine ländliche Ortschaft und gehört seit 1972 zur Stadt [[Erkelenz]] im [[Kreis Heinsberg]]. Das Dorf liegt im geplanten [[Braunkohle]]tagebau [[Garzweiler]] und wird deshalb ab 2006 umgesiedelt. 1995 hatte Immerath noch cirka 1100 Einwohner, am 31. Dezember 2005 war diese Bevölkerungszahl auf 896 gesunken, eine Folge des kommenden Abbaues. |
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| Ortsteil = Immerath |
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Der Standort von '''Neu-Immerath''' liegt südwestlich von '''[[Kückhoven]]''' und hat eine Fläche von 34 Hektar. Eng mit Immerath verbunden sind die Ortschaften '''Lützerath''' und '''Pesch'''. Beide werden deshalb auch am neuen Ort angesiedelt. |
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| Gemeindeart = Stadt |
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Die Umsiedlung von Pesch soll bis 2009, von Immerath bis 2017 und von Lützerath bis 2019 abgeschlossen sein. |
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| Gemeindename = Erkelenz |
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[[Image:Immerath.jpg|thumb|300px|right|Protestschild am Ortseingang Immerath]] |
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| Alternativanzeige-Gemeindename = |
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| Ortswappen = |
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| Breitengrad = 51/03/04/N |
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| Längengrad = 06/26/16/E |
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| Bundesland = Nordrhein-Westfalen |
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| Höhe = 92 <!-- Quelle: Geodatenzentrum --> |
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| Höhe-von = 78 |
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| Höhe-bis = 115 |
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| Höhe-Bezug = |
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| Fläche = 9.34 |
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| Einwohner = 11 |
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| Einwohner-Stand-Datum = 2023-03-31 |
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| Einwohner-Quelle = <ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.erkelenz.de/tourismus-kultur-sport-freizeit/stadtportrait/bevoelkerungsentwicklung/2023-fortschreibung-bevoelkerungstand-am-31.03.2023.pdf?cid=lwd |titel=Fortschreibung Bevölkerungstand am 31.03.2023 |werk=Internetseite der Stadt Erkelenz |format=PDF |abruf=2023-04-20 |archiv-datum=2023-04-20 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20230420073554/https://www.erkelenz.de/tourismus-kultur-sport-freizeit/stadtportrait/bevoelkerungsentwicklung/2023-fortschreibung-bevoelkerungstand-am-31.03.2023.pdf?cid=lwd |offline=ja |archiv-bot=2025-07-16 22:28:21 InternetArchiveBot }}</ref> |
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| Eingemeindungsdatum = 1972-01-01 |
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| Postleitzahl1 = 41812 |
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| Postleitzahl2 = |
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| Vorwahl1 = 02431 |
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| Vorwahl2 = 02164 |
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| Lagekarte = Karte Tagebau Garzweiler deutsch 2023.png |
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| Lagekarte-Beschreibung = Lage von Immerath im Abbaugebiet des Tagebaus Garzweiler |
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| Poskarte = |
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[[Datei:Immerath mit Pfarrkirche St. Lambertus.jpg|mini|Immerath mit Pfarrkirche St. Lambertus, Dezember 2017]] |
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{{panoViewer|Immerath – Dezember 2018 – 360-Grad-Panorama aus 100 m Höhe.jpg|360°-Panorama aus der Luft, Dezember 2018. Von der Kirche stehen nur noch die Grundmauern.}} |
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{{panoViewer|Immerath (Erkelenz) – 360° Panorama aus der Luft – November 2019.jpg|Dasselbe ein Jahr später, November 2019. Vom Ort ist nichts mehr zu sehen.}} |
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'''Immerath''' war ein ländlich geprägter Ort und seit 1972 ein Stadtteil von [[Erkelenz]] im [[Kreis Heinsberg]] in [[Nordrhein-Westfalen]]. Das Dorf lag im Abbaugebiet des geplanten [[Tagebau Garzweiler|Braunkohletagebaus Garzweiler]] der [[RWE Power]] und wurde deshalb von 2006 bis 2022 nach [[Immerath (neu)]] umgesiedelt. 2018, als der [[St. Lambertus (Immerath)|''Immerather Dom'']] abgerissen wurde, waren nur noch wenige Häuser bewohnt. Zur einst selbständigen Gemeinde Immerath gehörten der Weiler [[Lützerath]] und das Dorf [[Pesch (Erkelenz)|Pesch]], die ebenfalls für den Braunkohletagebau abgerissen und abgebaggert wurden. Die Ortslage Immeraths wurde bis 2024 weitgehend abgebaggert. |
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== Geografie == |
== Geografie == |
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Immerath |
Immerath lag in der fruchtbaren [[Jülicher Börde|Erkelenzer Börde]] auf der Hauptterrasse. |
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Im Süden steigt die Landschaft zur [[Jackerath]]er [[Löss]]schwelle auf 115 m an, im Norden fällt sie zur [[Niers]]niederung hin auf 78 m ab. |
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Im Süden stieg die Landschaft zur [[Jackerath]]er [[Löss]]schwelle auf 115 m an, im Norden fällt sie zur [[Niers]]niederung hin auf 78 m ab. |
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=== Lage === |
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Immerath liegt im Südosten der Stadt Erkelenz. |
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Im Westen des Dorfes befindet sich die Landstraße von Wanlo (Stadt [[Mönchengladbach]]) nach Jackerath (Gemeinde [[Titz]]). Im Süden verläuft die Straße von Erkelenz gleichfalls nach Jackerath. Im Osten verläuft die [[Autobahn]] [[Bundesautobahn_61|A61]]. |
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=== Lage === |
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Folgende Ortschaften liegen im Uhrzeigersinn um Immerath: der Weiler Lützerath und [[Borschemich]] im Norden, [[Otzenrath]] im Nordosten, Pesch jenseits der Autobahn im Osten, [[Jackerath]] im Südosten und [[Holzweiler]] im Westen. |
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Immerath grenzte im Norden an Alt-[[Borschemich]], im Nordosten an [[Alt-Spenrath]] und [[Alt-Otzenrath]], im Osten an [[Garzweiler|Alt-Garzweiler]], im Süden an [[Jackerath]] und im Westen an [[Holzweiler (Erkelenz)|Holzweiler]]. |
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=== Geologie === |
=== Geologie === |
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Im Untergrund liegen mehrere Braunkohle[[flöz]]e aus dem [[Tertiär (Geologie)|Tertiär]]. Die Oberfläche wird von [[Löss]] bedeckt. |
Im Untergrund liegen Sande und Kiese sowie mehrere Braunkohle[[flöz]]e aus dem [[Tertiär (Geologie)|Tertiär]]. Die Oberfläche wird von [[Löss]] bedeckt. |
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== Der Ortsname == |
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Erstmalig wurde die Ortschaft 1144 als ''Emundrode'' |
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urkundlich erwähnt. 1530 wurde als Ortsname ''Emenrait'' und 1666 ''Emeradt'' niedergeschrieben. Ab Ende des 17. Jahrhunderts hieß es dann Immerath. |
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Der Name setzt sich aus dem Personennamen ''Aiwismund'' ( ''aiwi'' - im mittelhochdeutschen ''ewe'' - bedeutet Gesetz, das althochdeutsche'' munt'' Vormund) und dem Grundwort ''reod'' zusammen. Bei dem Ort handelte sich also um eine [[Rodung]] des Aiwismund oder [[Edmund]]. Siedlungen der Rodungsperiode sind im Erkelenzer Land vor allem im 9. bis 11. Jahrhundert gegründet worden. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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[[Datei:Mairie de Immerath.jpg|mini|Immerath und [[Lützerath]], 1806]] |
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Verschiedene geistliche Institutionen besassen Bauernhöfe in Immerath. |
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1144 wird die [[Propstei]] von Millen erwähnt. |
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1349 gelangt ein Hof als Schenkung an das [[Kloster]] der [[Benediktinerinnen]] in [[Nonnenwerth]]. |
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Die [[Abtei]] der [[Zisterzienser]] in [[Altenberger Dom|Altenberg]] erwarb vor 1426 einen Besitz. |
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=== Ortsname === |
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Ein [[Ritter]]geschlecht nannte sich im Hohen Mittelalter nach dem Ort, deren Burg lag nördlich der Kirche. Ein ''Heinrich von Emenroide'' hatte in seinem Siegelschild drei Querbalken. Um 1400 starb diese Familie aus. Die Burganlage verfiel später. |
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Erstmals wurde die Ortschaft 1144 als ''Emundrode'' urkundlich erwähnt. Im Jahr 1530 wurde als Ortsname ''Emenrait'' und 1666 ''Emeradt'' niedergeschrieben. Ab Ende des 17. Jahrhunderts hieß es dann Immerath. |
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Der Name setzt sich aus dem Personennamen ''Aiwismund'' (''aiwi'' – im mittelhochdeutschen ''ewe'' – bedeutet Gesetz, das althochdeutsche ''munt'' Vormund) und dem Grundwort ''reod'' zusammen. Bei dem Ort handelte sich also um eine [[Rodung]] des Aiwismund oder [[Edmund]]. Siedlungen der Rodungsperiode sind im Erkelenzer Land vor allem im 9. bis 11. Jahrhundert gegründet worden. |
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Im [[Mittelalter]] und in der [[Frühe Neuzeit| Frühen Neuzeit]] lag Immerath im [[Dingstuhl]] (Gerichtsbezirk) Holzweiler, der im Amt [[Kaster]] im [[Herzogtum Jülich]] lag. |
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[[Image:ImmerathMühle.jpg|thumb|300px|right|Immerather Windmühle]] |
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Verschiedene geistliche Institutionen besaßen Bauernhöfe in Immerath: 1144 wird die [[Propstei (Kirche)|Propstei]] von Millen erwähnt. 1349 gelangte ein Hof als Schenkung an das [[Kloster]] der [[Benediktinerinnen]] in [[Nonnenwerth]]. Die [[Abtei]] der [[Zisterzienser]] in [[Altenberger Dom|Altenberg]] erwarb vor 1426 einen Besitz. |
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Von 1794 bis 1814 gehörte Immerath zu Frankreich und bildete eine [[Mairie]] (Bürgermeisterei). |
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1804 wurde die selbständige Mairie Holzweiler der Mairie Immerath zugeschlagen, diese bestand nun aus den Orten Holzweiler, Immerath, Lützerath, Pesch sowie Spenrath und aus den Höfen Eggerath, Roitz und Weyer. Die Gemeinde lag im Kanton Erkelenz. |
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Ein [[Ritter]]geschlecht nannte sich im Hohen Mittelalter nach dem Ort, deren Burg lag nördlich der Kirche. Ein Heinrich von Emenroide hatte in seinem Siegelschild drei Querbalken. Um 1400 starb diese Familie aus. Die Burganlage verfiel später. |
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Im [[Mittelalter]] und in der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] lag Immerath im [[Dingstuhl]] (Gerichtsbezirk) Holzweiler, der im Amt [[Kaster]] im [[Herzogtum Jülich]] lag. |
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1815 wurde Immerath [[preußisch]] und wurde 1816 Bürgermeisterei im [[Landkreis Erkelenz]]. Das Dorf Spenrath wurde aus der Bürgermeisterei ausgegliedert und kam zur Bürgermeisterei Neukirch, dem späteren [[Hochneukirch]] (Landkreis Grevenbroich). |
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Von 1794 bis 1814 gehörte Immerath zu Frankreich und bildete eine [[Mairie]] (Bürgermeisterei). |
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Am 1. Oktober [[1873]] eröffnete die [[Bergisch-Märkische Eisenbahn]] die Strecke Mönchengladbach-Jülich. Die Strecke wurde 1882 verstaatlicht. Immerath erhielt erst [[1897]] einen Bahnhof an der Mühle und Ortsgrenze zu Jackerath. Am 1. Juni 1980 wurde die Strecke stillgelegt und der Bahnhof verlor seine Funktion. |
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Im Jahr 1804 wurde die selbstständige Mairie Holzweiler der Mairie Immerath zugeschlagen, diese bestand nun aus den Orten Holzweiler, Immerath, Lützerath, Pesch sowie Spenrath und aus den Höfen Eggerath, Roitz und Weyer. Die Gemeinde lag im Kanton Erkelenz. |
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Im Jahr 1815 gelangte Immerath an [[Preußisch|Preußen]] und wurde 1816 Bürgermeisterei im [[Landkreis Erkelenz]]. Das Dorf Spenrath wurde aus der Bürgermeisterei ausgegliedert und kam zur Bürgermeisterei Neukirch, dem späteren [[Hochneukirch]] (Landkreis Grevenbroich). |
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1935 wurde die Bürgermeisterei aufgelöst, Immerath wurde Spezialgemeinde und mit dem [[Amt]] Holzweiler vereinigt. |
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Die Bürgermeisterei wurde 1935 aufgelöst, Immerath wurde Spezialgemeinde und mit dem [[Amt (Kommunalrecht)|Amt]] Holzweiler vereinigt. |
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1972 wurde das Amt aufgehoben, Immerath gelangte nun zur Stadt Erkelenz. |
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Am 27. Februar 1945 nahmen während der [[Operation Grenade]] amerikanischen Soldaten des 116. Regiments der 29. US-Infanterie Division das Dorf ein. |
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Am 1. Januar 1972 wurde das Amt aufgehoben, Immerath gelangte nun zur Stadt Erkelenz.<ref>{{BibISBN|3170032631|Seite=307}}</ref> |
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=== Umsiedlung === |
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'''Kloster Haus Nazareth''' |
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[[Datei:Demolition of Immerather Dom, St. Lambertus 2.jpg|mini|Abriss der Kirche von Immerath 2018]] |
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Seit 2006 wurde Neu-Immerath errichtet und die Umsiedlung startete. Der Abriss des alten Dorfes begann 2013 und dauerte größtenteils bis zum Frühjahr 2020 an. Im Oktober 2022 wurden die letzten Gebäude des Dorfes abgerissen. Nach der Stilllegung des Streckenabschnitts der [[Bundesautobahn 61]] zwischen [[Autobahndreieck Jackerath|Dreieck Jackerath]] und [[Autobahndreieck Mönchengladbach-Wanlo|Dreieck Mönchengladbach-Wanlo]] hätte Immerath durch den Tagebau ursprünglich ab 2018 abgebaggert werden sollen. Aufgrund eines bis Oktober 2022 in Immerath ansässigen Landwirts, der lange Zeit keinen Alternativstandort fand, kam es dazu erst einige Jahre später. |
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Seit 1857 hatte die aus [[Lüttich]] stammende Kongregation der "Töchter vom Heiligen Kreuz" in Düsseldorf-Rath eine Erziehungsanstalt für Epileptikerinnen unterhalten, die aber bald überbelegt war, so dass sie im Jahre 1901 eine neue Niederlassung in Immerath gründete. In den Jahren 1902 und 1903 wurden Kloster, Kapelle und Krankentrakt gebaut und bereits 1904 beherbergte die Anstalt 95 Kranke, die von 16 Schwestern betreut wurden. 1921 wurde sie eine "Erziehungsanstalt für nicht mehr schulpflichtige Fürsorgezöglinge" und erhielt 1926 den Namen "Haus Nazareth". |
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=== Kloster Haus Nazareth === |
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Auch die Pfleglinge von Haus Nazareth waren der nationalsozialistischen Ideologie zur Vernichtung "lebensunwerten Lebens" ausgesetzt. In den Jahren 1941 bis 1944 fielen 125 von ihnen der geheimgehaltenen und später als [[Aktion T4]] bekanntgewordenen Mordwelle unter Federführung einer Schar von Ärzten um [[Adolf Hitler]] zum Opfer. Der Öffentlichkeit wurde vorgetäuscht, dass die Patienten "verlegt" würden, weil man kriegsbedingt Krankenhäuser benötige, tatsächlich führte der Weg in die Tötungsanstalten der Nazis. |
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[[Datei:HausNazareth1.jpg|mini|Haus Nazareth (Januar 2008)]] |
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Seit 1881 hatte die aus [[Lüttich]] stammende [[Kongregation (Klosterverband)|Kongregation]] der ''[[Töchter vom Heiligen Kreuz]]'' in Düsseldorf-Rath eine Erziehungsanstalt für [[Epilepsie|Epileptikerinnen]] unterhalten, die aber bald überbelegt war, so dass sie im Jahre 1901 eine neue Niederlassung in Immerath gründete. In den Jahren 1902 und 1903 wurden Kloster, Kapelle und Krankentrakt gebaut und bereits 1904 beherbergte die Anstalt 95 Kranke, die von 16 Schwestern betreut wurden. 1921 wurde sie eine ''Erziehungsanstalt für nicht mehr schulpflichtige [[Fürsorge]]zöglinge'' und erhielt 1926 den Namen ''Haus Nazareth''. |
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Auch die Patientinnen von Haus Nazareth waren der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Ideologie zur „[[Vernichtung lebensunwerten Lebens]]“ ausgesetzt. In den Jahren 1941 bis 1944 fielen 125 von ihnen der geheim gehaltenen und später als [[Aktion T4]] bekanntgewordenen Mordwelle zum Opfer. Der Öffentlichkeit wurde vorgetäuscht, dass die Patienten verlegt würden, weil man kriegsbedingt Krankenhäuser benötigte.<ref>Harry Seipolt: ''„… stammt aus asozialer und erbkranker Sippe“. Zwangssterilisation und NS-Euthanasie im Kreis Heinsberg 1933–1945.'' In: ''Heimatkalender des Kreises Heinsberg'', Jg. 1992, S. 112–124. Die entsprechenden Dokumente befinden sich in den staatsanwaltlichen Ermittlungsakten 8 Kls 8/48 des Schwurgerichtes Düsseldorf vom 24. November 1948 (Euthanasie in der Rheinprovinz) nebst Revisionsurteil vom 23. Juli 1949.</ref> |
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Gegen Ende des zweiten Weltkrieges diente Haus Nazareth als Lazarett und als nach dem Krieg das Krankenhaus in Erkelenz zerstört war, wurde es vorübergehend Kreiskrankenhaus. 1962 folgte der Neubau eines Krankenhauses, das 1976 zunächst eine Kooperation mit dem Erkelenzer Krankenhaus ein- und 1988 in dessen Trägerschaft überging. Das Kloster selbst diente danach noch als Altersruhestätte für Schwestern der Kongregation und wurde im Jahre 2001 schließlich aufgelöst. Das Krankenhaus mit seinen Fachabteilungen zieht gegenwärtig in das erweiterte Erkelenzer Krankenhaus um. |
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Gegen Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] diente „Haus Nazareth“ als [[Lazarett]]. Als nach dem Krieg das Krankenhaus in Erkelenz zerstört war, wurde es vorübergehend Kreiskrankenhaus. 1962 folgte der Neubau eines Krankenhauses, das 1976 zunächst eine Kooperation mit dem Erkelenzer Krankenhaus ein- und 1988 in dessen Trägerschaft überging. Das Kloster selbst diente danach noch als Altersruhestätte für Schwestern der Kongregation und wurde im Jahre 2001 aufgelöst. Das Krankenhaus mit seinen Fachabteilungen zog 2009 in das erweiterte [[Hermann-Josef-Krankenhaus]] in Erkelenz um. Der Abriss erfolgte 2015. |
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== Religion == |
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[[Image:Immerathkirche.jpg|thumb|300px|right|kath.Pfarrkirche in Immerath]] |
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Die Bevölkerung ist mehrheitlich katholisch. |
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Die Pfarre Immerath wurde erstmalig 1288 erwähnt, sie hatte als Patron den St. [[Lambertus]]. Eine neue Kirche soll nach dem Willen des [[Bistum Aachen |Bistums Aachen]] trotz des Wunsches der Bevölkerung am Umsiedlungsort nicht mehr entstehen. |
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=== Religion === |
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Der katholische Friedhof wird in Neu-Immerath hingegen neuerstehen, die Gräber werden umgebettet. |
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Die Bevölkerung war mehrheitlich katholisch. Die [[Pfarre]] Immerath wurde erstmals 1288 erwähnt, ihr Patron war St. [[Lambert von Lüttich|Lambertus]]. Am 1. Januar 2010 wurde die Kirchengemeinde mit zehn anderen Kirchengemeinden zur Pfarrgemeinde ''St. Maria und Elisabeth Erkelenz'' zusammengeschlossen. |
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Der katholische Friedhof wurde in Neu-Immerath neu errichtet und die Toten umgebettet. |
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Die Orte Immerath, Pesch und Lützerath gehören zur evangelischen Pfarrgemeinde [[Jüchen]] (Gemeindebezirk Otzenrath). |
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Die Orte Immerath, Pesch und Lützerath gehörten zur evangelischen Kirchengemeinde Otzenrath-Hochneukirch. |
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== Infrastruktur == |
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* Apotheke |
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* Das Hermann-Josef-Krankenhaus II (Haus Nazareth) mit 110 Betten wird 2008 nach Erkelenz verlegt. |
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* Freiwillige Feuerwehr Erkelenz - Löschgruppe Immerath |
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* Kaisersaal |
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* Kreissparkasse Erkelenz, Geschäftsstelle Immerath |
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* Raifeisenbank Erkelenz, Geschäftsstelle Immerath |
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* Städtischer Kindergarten |
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In Immerath lebten seit 1774 auch Juden, wobei genauere Daten nur für das 19. Jahrhundert belegt sind. So wurden beispielsweise 1876 in Immerath zehn und in Pesch fünf jüdische Bewohner gezählt.<ref>Karl L. Mackes: ''Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet.'' Mönchengladbach 1985, S. 430.</ref> |
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== Kultur und Sehenswürdigkeiten == |
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=== Sehenswürdigkeiten === |
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* Die Immerather Windmühle , diese Turm[[windmühle]] wurde 1780 südlich der Ortschaft erbaut. 1954 kaufte die Gemeinde Immerath die Mühle. Sie wurde restauriert und trägt heute Haube und Flügelwerk. Derzeit wird diskutiert, ob die Windmühle mit an den neuen Umsiedlungsort "umzieht". |
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[[Image:ImmerathTympanon.jpg|thumb|300px|right|Typanon über dem Hauptportal der Kirche]] |
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* Die Pfarrkirche St. Lambertus. Das Kirchengebäude wurde von 1888 bis 1891 neu erbaut. Es entstand eine [[neuromanisch]]e [[Basilika]] mit einem Doppelturm. Über dem Hauptportal befindet sich ein [[Tympanon (Architektur)|Tympanon ]] mit Christus als thronenden Weltherrscher ([[Pantokrator]]). |
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* Das Hagelkreuz von 1686 |
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* Die sieben Fußfälle von 1784 |
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=== Bevölkerungsentwicklung === |
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[[Datei:Immerather Dom Dezember 2017.webm|mini|Drohnenvideo, Dezember 2017 …]] |
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* Kirmes |
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[[Datei:Immerath – Dezember 2018.webm|mini|… und ein Jahr später, Dezember 2018]] |
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* Karnevalsveranstaltungen (Sessionseröffnung, Galasitzung, BSE-Ball/Prinzenbiwak, Kostümball, Rosenmontagszug und -Ball) |
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Die Einwohnerzahlen der Ortschaft Immerath stiegen am Ende des 19. Jahrhunderts deutlich an. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts nahmen sie dann wegen der Ausweitung der Braunkohletagebaue kontinuierlich ab:<ref>Einwohnerzahlen nach Karl L. Mackes: ''Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet.'' Mönchengladbach 1985, S. 126.</ref> |
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{| class="wikitable" |
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=== Vereine === |
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!Jahr || 1767 || 1799 || 1818 || 1849 || 1871 || 1895 || 1925 || 1939 || 1961 || 1970 || 2008 || 2009 || 2010 || 2013 || 2017 |
|||
* Karnevalsgesellschaft Seckschürger von 2001 e.V. |
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!2020 |
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* St. [[Sebastian (Heiliger)|Sebastian]]us Schützenbruderschaft Immerath von 1555 |
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!2022 |
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* Sportverein Immerath von 1911 e.V. |
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|- style="text-align:right" |
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|Einwohner |
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|399 || 495 || 733 || 798 || 1172 || 1049 || 1307 || 1309 || 1496 || 1537 || 712 || 557 || 401 || 40 || 59 |
|||
|24 |
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|24 |
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|} |
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== Einrichtungen == |
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* Das Hermann-Josef-Krankenhaus II („Haus Nazareth“) mit 110 Betten wurde 2008 nach Erkelenz verlegt. |
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[[Bild:NeuImmerath2.jpg|thumb|250px|Planung Neu-Immerath]] |
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* Veranstaltungsraum Kaisersaal (Nutzung spätestens im September 2014 eingestellt) |
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Westlich von Kückhoven wird auf einem 35 ha großen Gelände Neu-Immerath entstehen. Der erste Spatenstich erfolgte am 20. Januar 2006. Ab Juli 2006 sollen die ersten baureifen Grundstücke zur Verfügung stehen. Rund 700 Einwohner aus Immerath, Lützerath und Pesch (66% der Gesamtbevölkerung) wollen an der Umsiedlung teilnehmen. Das reine Baugebiet umfasst 18 ha und bietet 270 Grundstücke für 300 Haushalte. Die öffentlichen Grünflächen umfassen 5,7 ha und die Straßen und Versorgungsanlagen 7,7 ha. Der städtische Raumbedarf beträgt für Bürgerhaus, Kindergarten und Turnhalle 0,7 ha. Die Planung des neuen Wohngebiets lehnt sich an die alte Straßenführung an und beinhaltet die Wiedererrichtung der Mühle als Erkennungszeichen. Auf den ursprünglich geplanten Wiederaufbau des doppeltürmigen "Doms" wird aktuell verzichtet. |
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* Städtischer Kindergarten (Nutzung spätestens im September 2014 eingestellt) |
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<!-- Wirtschaft, Bildung ?? ---> |
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== Verkehr == |
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=== Schienenverkehr === |
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'''Lützerath''' ist ein kleiner Weiler im Norden von Immerath. Die Ortschaft wird von einigen Bauerhöfen und Wohnhäusern gebildet. Östlich führt eine Landstraße an Lützerath vorbei. Am 31. Dezember 2005 wohnten in Lützerath 66 Personen. |
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Am 1. Oktober 1873 eröffnete die [[Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft]] die Strecke [[Talbahnlinie|Mönchengladbach–Hochneukirch–Jülich]] mit Anschlüssen in Richtung [[Jülich]] und [[Hochneukirch]]. Die Strecke wurde 1882 verstaatlicht. Immerath erhielt erst 1909<ref>''Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen'', 49. Jahrgang, Nr. 39, S. 642.</ref> einen Bahnhof an der Mühle und Ortsgrenze zu Jackerath. Am 1. Juni 1980 wurde die Strecke entgegen allen Protesten von der Bundesbahn stillgelegt und abgebaut. Der Bahnhof verlor daraufhin seine Funktion und befand sich anschließend in Privatbesitz. Der nächstmögliche Bahnanschluss für die Einwohner war Hochneukirch, ca. 7 Kilometer von Immerath entfernt. |
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{{Siehe auch|Liste der Bahnstationen in der Region Aachen}} |
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=== Der Ortsname === |
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Die Ortschaft wurde erstmalig 1168 in einer Urkunde als ''Lutzelenrode'' erwähnt. Aus dem Jahre 1651 ist der heutige Name überliefert. Im Ortsnamen ist der althochdeutsche Personenname Lutzelin, abgeleitet von Luzo (Ludwig), enthalten. Der Name bedeutet also Rodung des Luzelin und gehört wie Immerath zur Gruppe der Rodungsnamen. |
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=== |
=== ÖPNV === |
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Bis 9. Dezember 2017 wurde Immerath von der Buslinie EK 3 (Erkelenz–Keyenberg) angefahren. |
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=== Straßenverkehr === |
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Der Neuwerker oder Paulshof gehörte 1135 zur [[Abtei]] der [[Benediktinerinnen]] in [[Kloster Neuwerk|Neuwerk]]. |
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Die [[BAB 61|A 61]] verlief östlich von Immerath. Bei Jackerath befand sich eine gleichnamige Anschlussstelle an der A 61 mit Anbindung an die A 44. Im Juli 2018 begann der Rückbau der A 61 zwischen den Anschlussstellen Wanlo und Jackerath, da diese sich im Planabbaugebiet für den [[Tagebau Garzweiler]] befindet, als Ersatz gilt dafür die [[BAB 44|A 44]] bzw. A44 neu. |
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== Sehenswürdigkeiten == |
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Der Wachtmeisterhof war von 1265 bis 1802 im Besitz des [[Kloster]]s der [[Zisterzienserinnen]] in [[Duissern]] bei Duisburg. |
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=== Pfarrkirche St. Lambertus === |
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[[Datei:Immerathkirche.jpg|mini|hochkant|Katholische Pfarrkirche in Immerath (März 2006)]] |
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{{Hauptartikel|St. Lambertus (Immerath)}} |
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Das Kirchengebäude wurde von 1888 bis 1891 nach Plänen des Kölner Baumeisters [[Erasmus Schüller]] erbaut. Es entstand eine [[neuromanisch]]e [[Basilika (Bautyp)|Basilika]] mit einem Doppelturm. Aufgrund der enormen Größe war das Bauwerk auch als „Dom von Immerath“ bekannt geworden.<ref name="BerlZtg">[[Nikolaus Bernau]]: [http://www.berliner-zeitung.de/kultur/dom-von-immerath-herr-puetz-will-bleiben,10809150,23825596.html ''Herr Pütz will bleiben.''] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 25. Juli 2013.</ref> Über dem Hauptportal befand sich ein [[Tympanon (Architektur)|Tympanon]] mit Christus als thronendem Weltherrscher ([[Pantokrator]]). Die Kirchenfenster wurden von der Kölner [[Glasmalerei Schneiders und Schmolz|Glasmalereiwerkstätte Schneiders & Schmolz]] ausgeführt. [[Anton Wolff (Grafiker)|Anton Wolff]] entwarf die [[Fensterrose]]. |
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Die Kirche wurde 123 Jahre nach ihrer Einweihung mit einem Aussegnungsgottesdienst am 13. Oktober 2013 [[Profanierung|profaniert]], da sie der Erweiterung des Braunkohletagebaus [[Tagebau Garzweiler|Garzweiler II]] im Wege stand.<ref>Benedikt Erenz: [http://www.zeit.de/2013/31/nrw-braunkohletagebau-dom ''Dieser Dom wird abgerissen.''] In: ''[[Die Zeit]]'', 25. Juli 2013.</ref><ref name="BerlZtg" /><ref>[https://rp-online.de/nrw/staedte/erkelenz/bewegender-abschied-im-dom-von-immerath_aid-14416807 ''Bewegender Abschied im Dom von Immerath.''] Auf RP-Online vom 13. Oktober 2013, abgerufen am 14. Dezember 2016.</ref> Das Kirchengebäude wurde im April 2014 an RWE Power übergeben und ab 8. Januar 2018 innerhalb von zwei Tagen abgerissen.<ref>Jörg Diehl: [http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/braunkohletagebau-garzweiler-abschied-vom-immerather-dom-a-927621.html#ref=rss ''Abschied in Immerath: Ein Dom macht dicht.''] ''Spiegel Online'' vom 13. Oktober 2013, abgerufen am 14. Dezember 2016.</ref><ref>[https://www1.wdr.de/nachrichten/abriss-immerather-dom-geht-weiter-100.html Bericht zum Abriss und zur Kirche allgemein].</ref> Begleitet wurde der Abriss von Protestaktionen und bundesweiter Medienresonanz. Kurz zuvor gelang es einer privaten Initiative, einige Kirchenfenster zu retten.<ref>[http://glasmalerei-ev.net/pages/b2699/b2699.shtml Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V.]</ref> Eine steinerne Christusfigur wurde ebenfalls geborgen und soll in Bonn hinter der [[St. Franziskus (Bonn)|Franziskuskirche]] wieder aufgestellt werden.<ref>Philipp Königs: [https://ga.de/bonn/stadt-bonn/bonner-retten-steine-des-abgerissenen-immerather-doms_aid-43651563 ''Tuff kommt unter die Jesusfigur|: Bonner retten Steine des abgerissenen Immerather Doms.''] In: ''General-Anzeiger'', 12. Februar 2018. Auf GA.de, abgerufen am 25. November 2020.</ref> |
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Der Junkershof gehörte zunächst den Edelherren von [[Wevelinghoven]], diese starben aber Ende des 14. Jahrhunderts aus und deren Herrschaft gelangte an die Grafen von [[Bentheim]]-[[Tecklenburg]]. Bis 1797 war der Hof in gräflichem Besitz. |
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Am 1. Januar 2010 fusionierte die Pfarrgemeinde St. Lambertus mit zehn weiteren Pfarrgemeinden zur Pfarrgemeinde St. Maria und Elisabeth, Erkelenz. Eine neue Kirche sollte nach dem Willen des [[Bistum Aachen|Bistums Aachen]] trotz des Wunsches der Bevölkerung am Umsiedlungsort nicht mehr entstehen. Am neuen Ort wurde eine [[Kapelle (Kirchenbau)|Kapelle]] gebaut. 4 der 6 Kirchenglocken aus dem 15. und 17. Jahrhundert sind mit umgezogen. |
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Lützerath gehörte jahrhundertelang zur Gemeinde und Pfarre Immerath. |
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=== Immerather Windmühle === |
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[[Datei:Immerather Windmühle 2011 (cropped).jpg|mini|hochkant|Immerather Windmühle im Jahr 2011]] |
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'''Pesch''' liegt an der Straße von Immerath nach Otzenrath. 1995 hatte der Ort noch cirka 230 Einwohner, am 31. Dezember 2005 nur noch 64 Einwohner. Da in Zukunft die Ortschaft durch den Tagebau abgebaggert wird, müssen die Einwohner umsiedeln. Eine geschlossene Umsiedlung findet nicht statt. Bedingt durch die Lärm- und Staubbelästigung durch den nahen Tagebau hat ein Teil der Ortsbewohner sich vor dem geplanten Umsiedlungsbeginn im Pescher Kamp in [[Kückhoven]] niedergelassen. |
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{{Hauptartikel|Immerather Mühle}} |
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Die Immerather Mühle war eine unter [[Denkmalschutz]] stehende [[Turmwindmühle]] oder ein [[Bergholländer]]. Die Mühle stand bis zu ihrem Abriss im Oktober 2018 zwischen Immerath und Jackerath weithin sichtbar an der Grenze des Erkelenzer Stadtgebietes. |
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=== Weitere Sehenswürdigkeiten === |
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[[Datei:BildstockImmerath.jpg|mini|hochkant|Fußfallstation, Bildstock Erkelenz-Immerath (Oktober 2009)]] |
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Pesch ist ein [[Straßendorf]]. |
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[[Image:Pesch CodexWelser.jpg|thumb|Rittersitz Pesch, 1723]] |
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=== Ortsname === |
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Pesch trug bis zum 17. Jahrhundert einen anderen Ortsnamen. Es nannte sich '''Werretsrath'''. |
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Erstmalig wurde dieser Name als ''werencenrode'' im Jahre 1265 erwähnt. Er setzt sich zusammen aus ''Werin'' von dem Personennamen ''Werinher'', dem [[Diminutiv]] ''ikin'' oder ''chin'' und dem Grundwort ''reod''. Der Name bedeutet Rodung des Werenken oder Werenchen. |
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Das Dorf erhielt seinen Namen von dem gleichnamigen Rittergut, das am westlichen Ortsrand liegt. |
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[[Image:Haus Pesch.jpg|thumb|300px|right|Torhaus und Herrhaus Pesch]] |
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=== Geschichte === |
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Das Stift [[St. Gereon]] von Köln besaß von 1300 bis 1802 einen Bauernhof in Pesch. |
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* Das Hagelkreuz von 1686 |
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Im Mittelalter gehörte Pesch zum Dingstuhl Holzweiler im Amt Kaster des Herzogtums Jülich. |
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* Die sieben [[Kreuzweg|Fußfälle]] von 1784 |
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{{Siehe auch|Liste der Baudenkmäler in Immerath (Erkelenz)}} |
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Ab 1798 lag das Dorf in der französischen Mairie Immerath und ab 1816 in der gleichnamigen preußischen Bürgermeisterei. |
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== Film == |
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2014 wurde in Immerath der Film ''[[Wir sind die Flut]]'' gedreht. Der weitgehend verlassene Ort Immerath diente hier als Kulisse für den fiktiven Ort Windholm an der Nordsee. |
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== Kultur == |
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* Haus Pesch, ein ehemaliger [[Ritter]]sitz. Die Anlage bestand aus einer [[Vorburg]] und einem Haupthaus. Noch im 19. Jahrhundert umgaben Wassergräben beide Gebäudeteile. Heute existieren nur noch auf der Ost- und Nordseite der Gesamtanlage Gräben. Wie in den vergangenen Jahrhunderten wird Haus Pesch als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Ein [[Torhaus]] gewährt einen Blick in den Innenhof. Im Mittelalter bestand auf Haus Pesch eine Kapelle, die dem Heiligen [[Georg (Heiliger)|Georg]] geweiht war. |
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=== Regelmäßige Veranstaltungen === |
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* Schützenfest und Spätkirmes |
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* Karnevalsveranstaltungen (Sessionseröffnung, Galasitzung, BSE-Ball/Prinzenbiwak, Kostümball, Rosenmontagszug und -Ball) |
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* ''Unser Dorf spielt Fußball'' |
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* Tanz in den Mai |
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=== Vereine === |
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* Karnevalsgesellschaft Seckschürger von 2001 e. V. |
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* Karl L. Mackes, ''Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet'', Schriftenreihe der Stadt Erkelenz Nr.6, Mönchengladbach 1985 |
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* St. [[Sebastian (Heiliger)|Sebastianus]] Schützenbruderschaft Immerath von 1555 |
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* Sportverein Immerath von 1911 e. V. |
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== Persönlichkeiten == |
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*Franz-Karl Bohnen, ''Abschied vom Immerather Kloster'', in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Heinsberg 2002, Seiten 135 ff |
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* [[Hermann Josef Krapoll]] (um 1804–1877), Bürgermeister von Immerath und Landrat des Kreises Erkelenz (1875/76) |
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* Johann Corsten (1891–1982), [[Rentmeister (Rentamt)|Amtsrentmeister]], Brudermeister 1954–1972, Träger des [[Bundesverdienstkreuz]]es und Ehrenbürger der Stadt Erkelenz |
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* [[Eva Kreissl]] (* 1958), Kulturwissenschaftlerin, Volkskundlerin und Kuratorin |
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* [[Ralf Georg Czapla]] (* 1964), Literatur- und Kulturwissenschaftler |
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* Gisela Berger: Als Vorsitzende des Bürgerbeirats maßgeblich für Gestaltung und Wiedererrichtung der Infrastruktur am neuen Standort verantwortlich; ausgezeichnet mit der Ehrennadel der Stadt Erkelenz<ref name="Persönlichkeiten">Rheinische Post vom 4. Januar 2014</ref> |
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== Literatur == |
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*Harry Seipolt, ''"... stammt aus asozialer und erbkranker Sippe''". Zwangssterilisation und NS-Euthanasie im Kreis Heinsberg 1933 - 1945, in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Jg. 1992, S. 112 - 124. Die entsprechenden Dokumente befinden sich in den staatsanwaltlichen Ermittlungsakten 8 Kls 8/48 des Schwurgerichtes Düsseldorf vom 24. November 1948 (Euthanasie in der Rheinprovinz) nebst Revisionsurteil vom 23. Juli 1949. |
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* Karl L. Mackes: ''Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet.'' Schriftenreihe der Stadt Erkelenz Nr. 6, Mönchengladbach 1985. |
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* {{Literatur |
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|Autor=Franz-Karl Bohnen |
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|Titel=Abschied vom Immerather Kloster |
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|Sammelwerk=Heimatkalender des Kreises Heinsberg |
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|Ort=Heinsberg |
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|Datum=2002 |
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|Seiten=135 ff}} |
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* Thomas Milika: ''Ist die Immerather Mühle noch zu retten?'' In: ''Molina. Mühlen und Menschen.'' 6–2018. S. 58f. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|audio=0}} |
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* [http://www.buergerbeirat-immerath.de Die Seite des Immerather Buergerbeirates, Infos und Aktuelles zur Umsiedlung] |
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* [http://garzweiler.com/immerath/ Dokumentation Garzweiler – Immerath] |
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* [http://www.wdr.de/themen/politik/nrw/garzweilerII/immerath/index.jhtml?rubrikenstyle=politik Ein WDR-Film über die Umsiedlung] |
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* [http://web.archive.org/web/20200114155956/https://kreativgegenkohle.de/?page_id=309 Tagebuch der Initiative „Kreativ gegen Kohle“ mit Informationen über einen möglichen Erhalt der Immerather Windmühle] |
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* [http://www.erkelenz.de/braunkohletagebau_garzweiler/braunkohletagebau_garzweiler_II.html Informationen der Stadt Erkelenz über die Umsiedlung] |
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* [http://www.xn--windmhlen-am-niederrhein-zsc.de/immerath.htm Die Immerather Windmühle] |
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* [http://flickr.com/groups/pesch/pool/ Bilder aus Pesch] |
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* [http://flickr.com/groups/immerath/pool/ Bilder aus Immerath] |
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* [http://home.arcor.de/guenter.salentin/garzweiler/pressespiegel/pressenotizen/kz_20030803_die_bagger_werden_st_lambertus_fressen.htm Die Pfarrkirche St. Lambertus] |
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* [http://wiki.genealogy.net/wiki/Immerath_%28Erkelenz%29 Immerath im Genwiki] |
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* [http://www.seckschuerger.de Immeroder Seckschürger e.V.] |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Ersterwähnung 1144]] |
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[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]] |
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[[Kategorie:Abgebaggerter Ort im Rheinischen Braunkohlerevier]] |
Aktuelle Version vom 17. Juli 2025, 00:28 Uhr
Immerath Stadt Erkelenz
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Koordinaten: | 51° 3′ N, 6° 26′ O |
Höhe: | 92 (78–115) m |
Fläche: | 9,34 km² |
Einwohner: | 11 (31. März 2023)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 1 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 41812 |
Vorwahlen: | 02431, 02164 |
![]() Lage von Immerath im Abbaugebiet des Tagebaus Garzweiler
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Immerath war ein ländlich geprägter Ort und seit 1972 ein Stadtteil von Erkelenz im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Das Dorf lag im Abbaugebiet des geplanten Braunkohletagebaus Garzweiler der RWE Power und wurde deshalb von 2006 bis 2022 nach Immerath (neu) umgesiedelt. 2018, als der Immerather Dom abgerissen wurde, waren nur noch wenige Häuser bewohnt. Zur einst selbständigen Gemeinde Immerath gehörten der Weiler Lützerath und das Dorf Pesch, die ebenfalls für den Braunkohletagebau abgerissen und abgebaggert wurden. Die Ortslage Immeraths wurde bis 2024 weitgehend abgebaggert.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Immerath lag in der fruchtbaren Erkelenzer Börde auf der Hauptterrasse.
Im Süden stieg die Landschaft zur Jackerather Lössschwelle auf 115 m an, im Norden fällt sie zur Niersniederung hin auf 78 m ab.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Immerath grenzte im Norden an Alt-Borschemich, im Nordosten an Alt-Spenrath und Alt-Otzenrath, im Osten an Alt-Garzweiler, im Süden an Jackerath und im Westen an Holzweiler.
Geologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Untergrund liegen Sande und Kiese sowie mehrere Braunkohleflöze aus dem Tertiär. Die Oberfläche wird von Löss bedeckt.
Geschichte
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Ortsname
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals wurde die Ortschaft 1144 als Emundrode urkundlich erwähnt. Im Jahr 1530 wurde als Ortsname Emenrait und 1666 Emeradt niedergeschrieben. Ab Ende des 17. Jahrhunderts hieß es dann Immerath.
Der Name setzt sich aus dem Personennamen Aiwismund (aiwi – im mittelhochdeutschen ewe – bedeutet Gesetz, das althochdeutsche munt Vormund) und dem Grundwort reod zusammen. Bei dem Ort handelte sich also um eine Rodung des Aiwismund oder Edmund. Siedlungen der Rodungsperiode sind im Erkelenzer Land vor allem im 9. bis 11. Jahrhundert gegründet worden.
Verschiedene geistliche Institutionen besaßen Bauernhöfe in Immerath: 1144 wird die Propstei von Millen erwähnt. 1349 gelangte ein Hof als Schenkung an das Kloster der Benediktinerinnen in Nonnenwerth. Die Abtei der Zisterzienser in Altenberg erwarb vor 1426 einen Besitz.
Ein Rittergeschlecht nannte sich im Hohen Mittelalter nach dem Ort, deren Burg lag nördlich der Kirche. Ein Heinrich von Emenroide hatte in seinem Siegelschild drei Querbalken. Um 1400 starb diese Familie aus. Die Burganlage verfiel später.
Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit lag Immerath im Dingstuhl (Gerichtsbezirk) Holzweiler, der im Amt Kaster im Herzogtum Jülich lag.
Von 1794 bis 1814 gehörte Immerath zu Frankreich und bildete eine Mairie (Bürgermeisterei). Im Jahr 1804 wurde die selbstständige Mairie Holzweiler der Mairie Immerath zugeschlagen, diese bestand nun aus den Orten Holzweiler, Immerath, Lützerath, Pesch sowie Spenrath und aus den Höfen Eggerath, Roitz und Weyer. Die Gemeinde lag im Kanton Erkelenz.
Im Jahr 1815 gelangte Immerath an Preußen und wurde 1816 Bürgermeisterei im Landkreis Erkelenz. Das Dorf Spenrath wurde aus der Bürgermeisterei ausgegliedert und kam zur Bürgermeisterei Neukirch, dem späteren Hochneukirch (Landkreis Grevenbroich).
Die Bürgermeisterei wurde 1935 aufgelöst, Immerath wurde Spezialgemeinde und mit dem Amt Holzweiler vereinigt.
Am 27. Februar 1945 nahmen während der Operation Grenade amerikanischen Soldaten des 116. Regiments der 29. US-Infanterie Division das Dorf ein.
Am 1. Januar 1972 wurde das Amt aufgehoben, Immerath gelangte nun zur Stadt Erkelenz.[2]
Umsiedlung
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Seit 2006 wurde Neu-Immerath errichtet und die Umsiedlung startete. Der Abriss des alten Dorfes begann 2013 und dauerte größtenteils bis zum Frühjahr 2020 an. Im Oktober 2022 wurden die letzten Gebäude des Dorfes abgerissen. Nach der Stilllegung des Streckenabschnitts der Bundesautobahn 61 zwischen Dreieck Jackerath und Dreieck Mönchengladbach-Wanlo hätte Immerath durch den Tagebau ursprünglich ab 2018 abgebaggert werden sollen. Aufgrund eines bis Oktober 2022 in Immerath ansässigen Landwirts, der lange Zeit keinen Alternativstandort fand, kam es dazu erst einige Jahre später.
Kloster Haus Nazareth
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Seit 1881 hatte die aus Lüttich stammende Kongregation der Töchter vom Heiligen Kreuz in Düsseldorf-Rath eine Erziehungsanstalt für Epileptikerinnen unterhalten, die aber bald überbelegt war, so dass sie im Jahre 1901 eine neue Niederlassung in Immerath gründete. In den Jahren 1902 und 1903 wurden Kloster, Kapelle und Krankentrakt gebaut und bereits 1904 beherbergte die Anstalt 95 Kranke, die von 16 Schwestern betreut wurden. 1921 wurde sie eine Erziehungsanstalt für nicht mehr schulpflichtige Fürsorgezöglinge und erhielt 1926 den Namen Haus Nazareth.
Auch die Patientinnen von Haus Nazareth waren der nationalsozialistischen Ideologie zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ ausgesetzt. In den Jahren 1941 bis 1944 fielen 125 von ihnen der geheim gehaltenen und später als Aktion T4 bekanntgewordenen Mordwelle zum Opfer. Der Öffentlichkeit wurde vorgetäuscht, dass die Patienten verlegt würden, weil man kriegsbedingt Krankenhäuser benötigte.[3]
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges diente „Haus Nazareth“ als Lazarett. Als nach dem Krieg das Krankenhaus in Erkelenz zerstört war, wurde es vorübergehend Kreiskrankenhaus. 1962 folgte der Neubau eines Krankenhauses, das 1976 zunächst eine Kooperation mit dem Erkelenzer Krankenhaus ein- und 1988 in dessen Trägerschaft überging. Das Kloster selbst diente danach noch als Altersruhestätte für Schwestern der Kongregation und wurde im Jahre 2001 aufgelöst. Das Krankenhaus mit seinen Fachabteilungen zog 2009 in das erweiterte Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz um. Der Abriss erfolgte 2015.
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bevölkerung war mehrheitlich katholisch. Die Pfarre Immerath wurde erstmals 1288 erwähnt, ihr Patron war St. Lambertus. Am 1. Januar 2010 wurde die Kirchengemeinde mit zehn anderen Kirchengemeinden zur Pfarrgemeinde St. Maria und Elisabeth Erkelenz zusammengeschlossen.
Der katholische Friedhof wurde in Neu-Immerath neu errichtet und die Toten umgebettet.
Die Orte Immerath, Pesch und Lützerath gehörten zur evangelischen Kirchengemeinde Otzenrath-Hochneukirch.
In Immerath lebten seit 1774 auch Juden, wobei genauere Daten nur für das 19. Jahrhundert belegt sind. So wurden beispielsweise 1876 in Immerath zehn und in Pesch fünf jüdische Bewohner gezählt.[4]
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einwohnerzahlen der Ortschaft Immerath stiegen am Ende des 19. Jahrhunderts deutlich an. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts nahmen sie dann wegen der Ausweitung der Braunkohletagebaue kontinuierlich ab:[5]
Jahr | 1767 | 1799 | 1818 | 1849 | 1871 | 1895 | 1925 | 1939 | 1961 | 1970 | 2008 | 2009 | 2010 | 2013 | 2017 | 2020 | 2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 399 | 495 | 733 | 798 | 1172 | 1049 | 1307 | 1309 | 1496 | 1537 | 712 | 557 | 401 | 40 | 59 | 24 | 24 |
Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Hermann-Josef-Krankenhaus II („Haus Nazareth“) mit 110 Betten wurde 2008 nach Erkelenz verlegt.
- Veranstaltungsraum Kaisersaal (Nutzung spätestens im September 2014 eingestellt)
- Städtischer Kindergarten (Nutzung spätestens im September 2014 eingestellt)
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schienenverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Oktober 1873 eröffnete die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft die Strecke Mönchengladbach–Hochneukirch–Jülich mit Anschlüssen in Richtung Jülich und Hochneukirch. Die Strecke wurde 1882 verstaatlicht. Immerath erhielt erst 1909[6] einen Bahnhof an der Mühle und Ortsgrenze zu Jackerath. Am 1. Juni 1980 wurde die Strecke entgegen allen Protesten von der Bundesbahn stillgelegt und abgebaut. Der Bahnhof verlor daraufhin seine Funktion und befand sich anschließend in Privatbesitz. Der nächstmögliche Bahnanschluss für die Einwohner war Hochneukirch, ca. 7 Kilometer von Immerath entfernt.
ÖPNV
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 9. Dezember 2017 wurde Immerath von der Buslinie EK 3 (Erkelenz–Keyenberg) angefahren.
Straßenverkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die A 61 verlief östlich von Immerath. Bei Jackerath befand sich eine gleichnamige Anschlussstelle an der A 61 mit Anbindung an die A 44. Im Juli 2018 begann der Rückbau der A 61 zwischen den Anschlussstellen Wanlo und Jackerath, da diese sich im Planabbaugebiet für den Tagebau Garzweiler befindet, als Ersatz gilt dafür die A 44 bzw. A44 neu.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pfarrkirche St. Lambertus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Kirchengebäude wurde von 1888 bis 1891 nach Plänen des Kölner Baumeisters Erasmus Schüller erbaut. Es entstand eine neuromanische Basilika mit einem Doppelturm. Aufgrund der enormen Größe war das Bauwerk auch als „Dom von Immerath“ bekannt geworden.[7] Über dem Hauptportal befand sich ein Tympanon mit Christus als thronendem Weltherrscher (Pantokrator). Die Kirchenfenster wurden von der Kölner Glasmalereiwerkstätte Schneiders & Schmolz ausgeführt. Anton Wolff entwarf die Fensterrose.
Die Kirche wurde 123 Jahre nach ihrer Einweihung mit einem Aussegnungsgottesdienst am 13. Oktober 2013 profaniert, da sie der Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler II im Wege stand.[8][7][9] Das Kirchengebäude wurde im April 2014 an RWE Power übergeben und ab 8. Januar 2018 innerhalb von zwei Tagen abgerissen.[10][11] Begleitet wurde der Abriss von Protestaktionen und bundesweiter Medienresonanz. Kurz zuvor gelang es einer privaten Initiative, einige Kirchenfenster zu retten.[12] Eine steinerne Christusfigur wurde ebenfalls geborgen und soll in Bonn hinter der Franziskuskirche wieder aufgestellt werden.[13]
Am 1. Januar 2010 fusionierte die Pfarrgemeinde St. Lambertus mit zehn weiteren Pfarrgemeinden zur Pfarrgemeinde St. Maria und Elisabeth, Erkelenz. Eine neue Kirche sollte nach dem Willen des Bistums Aachen trotz des Wunsches der Bevölkerung am Umsiedlungsort nicht mehr entstehen. Am neuen Ort wurde eine Kapelle gebaut. 4 der 6 Kirchenglocken aus dem 15. und 17. Jahrhundert sind mit umgezogen.
Immerather Windmühle
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Die Immerather Mühle war eine unter Denkmalschutz stehende Turmwindmühle oder ein Bergholländer. Die Mühle stand bis zu ihrem Abriss im Oktober 2018 zwischen Immerath und Jackerath weithin sichtbar an der Grenze des Erkelenzer Stadtgebietes.
Weitere Sehenswürdigkeiten
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- Das Hagelkreuz von 1686
- Die sieben Fußfälle von 1784
Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2014 wurde in Immerath der Film Wir sind die Flut gedreht. Der weitgehend verlassene Ort Immerath diente hier als Kulisse für den fiktiven Ort Windholm an der Nordsee.
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schützenfest und Spätkirmes
- Karnevalsveranstaltungen (Sessionseröffnung, Galasitzung, BSE-Ball/Prinzenbiwak, Kostümball, Rosenmontagszug und -Ball)
- Unser Dorf spielt Fußball
- Tanz in den Mai
Vereine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karnevalsgesellschaft Seckschürger von 2001 e. V.
- St. Sebastianus Schützenbruderschaft Immerath von 1555
- Sportverein Immerath von 1911 e. V.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hermann Josef Krapoll (um 1804–1877), Bürgermeister von Immerath und Landrat des Kreises Erkelenz (1875/76)
- Johann Corsten (1891–1982), Amtsrentmeister, Brudermeister 1954–1972, Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenbürger der Stadt Erkelenz
- Eva Kreissl (* 1958), Kulturwissenschaftlerin, Volkskundlerin und Kuratorin
- Ralf Georg Czapla (* 1964), Literatur- und Kulturwissenschaftler
- Gisela Berger: Als Vorsitzende des Bürgerbeirats maßgeblich für Gestaltung und Wiedererrichtung der Infrastruktur am neuen Standort verantwortlich; ausgezeichnet mit der Ehrennadel der Stadt Erkelenz[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. Schriftenreihe der Stadt Erkelenz Nr. 6, Mönchengladbach 1985.
- Franz-Karl Bohnen: Abschied vom Immerather Kloster. In: Heimatkalender des Kreises Heinsberg. Heinsberg 2002, S. 135 ff.
- Thomas Milika: Ist die Immerather Mühle noch zu retten? In: Molina. Mühlen und Menschen. 6–2018. S. 58f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dokumentation Garzweiler – Immerath
- Tagebuch der Initiative „Kreativ gegen Kohle“ mit Informationen über einen möglichen Erhalt der Immerather Windmühle
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Fortschreibung Bevölkerungstand am 31.03.2023. (PDF) In: Internetseite der Stadt Erkelenz. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 20. April 2023; abgerufen am 20. April 2023. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 307 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
- ↑ Harry Seipolt: „… stammt aus asozialer und erbkranker Sippe“. Zwangssterilisation und NS-Euthanasie im Kreis Heinsberg 1933–1945. In: Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Jg. 1992, S. 112–124. Die entsprechenden Dokumente befinden sich in den staatsanwaltlichen Ermittlungsakten 8 Kls 8/48 des Schwurgerichtes Düsseldorf vom 24. November 1948 (Euthanasie in der Rheinprovinz) nebst Revisionsurteil vom 23. Juli 1949.
- ↑ Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. Mönchengladbach 1985, S. 430.
- ↑ Einwohnerzahlen nach Karl L. Mackes: Erkelenzer Börde und Niersquellgebiet. Mönchengladbach 1985, S. 126.
- ↑ Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen, 49. Jahrgang, Nr. 39, S. 642.
- ↑ a b Nikolaus Bernau: Herr Pütz will bleiben. In: Berliner Zeitung, 25. Juli 2013.
- ↑ Benedikt Erenz: Dieser Dom wird abgerissen. In: Die Zeit, 25. Juli 2013.
- ↑ Bewegender Abschied im Dom von Immerath. Auf RP-Online vom 13. Oktober 2013, abgerufen am 14. Dezember 2016.
- ↑ Jörg Diehl: Abschied in Immerath: Ein Dom macht dicht. Spiegel Online vom 13. Oktober 2013, abgerufen am 14. Dezember 2016.
- ↑ Bericht zum Abriss und zur Kirche allgemein.
- ↑ Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V.
- ↑ Philipp Königs: Tuff kommt unter die Jesusfigur|: Bonner retten Steine des abgerissenen Immerather Doms. In: General-Anzeiger, 12. Februar 2018. Auf GA.de, abgerufen am 25. November 2020.
- ↑ Rheinische Post vom 4. Januar 2014
- ↑ Hauptsatzung der Stadt Erkelenz, §4 Einteilung des Stadtgebietes in Stadtbezirke. (PDF) In: erkelenz.de. 28. September 2024, abgerufen am 2. Juni 2025.