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„Sender Donebach“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Sendeanlage
[[Bild:Sender Donebach.jpg|thumb|Langwellensender Donebach]]
| NAME = Sender Donebach
'''Donebach''' ist ein Ortsteil von [[Mudau]] im [[Odenwald]] und hat 369 Einwohner. Früher hieß Donebach „Dumbach“, wurde aber aus offensichtlichen Gründen umbenannt.
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| BILD = Sender Donebach 13012015 2-ks01.jpg
| BILD_BES = Blick von Osten auf die Anlage in der Abenddämmerung
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[[Datei:Sender Donebach Sendemast.jpg|mini|Blick von unten auf den Strahlermast mit Speiseleitungen (vom [[Abstimmhaus]] links außerhalb des Bildes)]]
[[Datei:Langwellensender Donebach.jpg|mini|Blick von der Durchgangsstraße auf den Reflektormast]]
Der '''Sender Donebach''' war ein [[Langwelle]]nsender in [[Donebach]] und [[Mörschenhardt]], beide Ortsteile von [[Mudau]] im [[Neckar-Odenwald-Kreis]]. Er wurde von der [[Deutsche Bundespost|Deutschen Bundespost]] erbaut und befand sich zuletzt im Besitz der [[Media Broadcast|Media Broadcast GmbH]]. Von der Inbetriebnahme am 10. März 1967 bis zum 1. Januar 2015 strahlte er das Programm des [[Deutschlandfunk]]s aus, ab 1975 auf der Frequenz 153 kHz.


Weithin sichtbar waren die zwei 363 m hohen Sendemasten der Anlage, die zweithöchsten Türme Deutschlands nach dem 5 m höheren [[Berliner Fernsehturm]].
==Sender==
Donebach ist Standort eines 500 kW-[[Langwelle]]nsenders der [[Deutsche Telekom|Deutschen Telekom AG]] auf der [[Frequenz]] 153 kHz, über den das Programm des [[Deutschlandfunk]]s ausgestrahlt wird.


Als sich nach der Außerbetriebnahme keine Nachnutzung der Anlage fand, wurden am 2. März 2018 die zwei Sendemasten zu Fall gebracht, anschließend wurde die Sendeanlage abgebaut.
Diese Sendeanlage wurde zwischen 1965 und 1967 auf dem Areal eines ehemaligen Feldflugplatzes errichtet und nahm am 10. März 1967 zunächst auf der Frequenz 151 kHz, am unteren Ende des Langwellenbands, den Betrieb auf. Als Antenne diente damals eine Rundstrahlantenne aus vier 200 Meter hohen Sendemasten, welche über zwischen den Mastspitzen gespannte Seile miteinander verbunden waren. Von diesen vier Masten wurde der in der Mitte befindliche Mast mit der Sendeenergie gespeist.
[[Bild:Dlfsender.gif|thumb|Höhendiagramm der Sendemasten der Lang- und Mittelwellensender des Deutschlandfunks]]
Allerdings führte diese sehr wirkungsvolle Sendeantenne zu Störungen des Empfangs des auf 155 kHz arbeitenden Senders [[Rundfunksender Bod|Braşov]] in [[Rumänien]], und so war kein Betrieb mit der angestrebten Sendeleistung von 250 Kilowatt, sondern nur mit 70 Kilowatt möglich. Aber auch mit dieser Sendeleistung konnten Gleichkanalstörungen nicht vermieden werden, weshalb 1972 die Sendeanlage in eine Richtantenne mit einer Ausblendung in Richtung Braşov umgebaut wurde. Hierfür wurden zwei Sendemaste abgebaut und die beiden verbliebenen Sendemasten mit einer schirmartigen Dachkapazität aus Kupferhohlseilen ausgestattet. Mit dieser Anordnung war ein Betrieb mit 250 Kilowatt Sendeleistung möglich.


== Geschichte ==
Im [[Genfer Wellenplan]] 1975 wurde dem Sender Donebach die Frequenz 153 kHz offiziell zugeteilt. Gleichzeitig wurden neue Leistungsgrenzen festgelegt. Tagsüber durfte mit 500 kW und nachts mit 250 kW Leistung gesendet werden, wobei tagsüber eine geringe und nachts eine starke Ausblendung in Richtung Rumänien erfolgen musste. Aus diesem Grund wurden 1982 zwei neue Sendegeräte für 250 Kilowatt Ausgangsleistung mit [[Pulsdauermodulation|PDM]]-Modulator installiert, die wesentlich wirtschaftlicher arbeiten als die bis dato verwendeten Sendegeräte, und die beiden Antennenmaste wurden von 200 Metern auf 363 Meter aufgestockt. Hierzu wurden diese Maste abgebaut und dann unter Verwendung neuer Elemente wiederaufgebaut, wobei die alten Elemente die oberen Teile der Sendemaste bilden.
=== Errichtung der Anlage ===
Als der Deutschlandfunk am 1. Januar 1962 auf Sendung ging, standen ihm nur zwei Sendeanlagen zur Verfügung:
* der neu errichtete Mittelwellensender in [[Sendeanlagen in Mainflingen|Mainflingen]] und
* der Langwellensender des Vorgängerprogramms [[Deutscher Langwellensender]] in [[Sender Billwerder-Moorfleet|Hamburg-Billwerder]], der dem NDR gehörte.


Bis zum Jahresende 1962 konnte die Deutsche Bundespost, die für den Sendebetrieb des Deutschlandfunks zuständig war, in Mainflingen auch einen Langwellensender aufbauen, der auf der Frequenz 151 [[kHz]] arbeitete, am unteren Ende des Langwellenbandes. Dieser Sender stellte jedoch nur eine Übergangslösung dar. Einen geeigneten Standort fand die Bundespost schließlich auf der Hochebene westlich von Donebach im Odenwald. Der im Jahr 1939 erbaute und 1943 stillgelegte ehemalige [[Feldflugplatz]] – auf über {{Höhe|500|DE-NN}} hoch gelegen – eignete sich ideal dazu, [[Westdeutschland]] und die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] abzudecken.
Seit der Aufstockung sind die beiden [[Selbststrahlender Sendemast|selbststrahlenden Sendemasten]] der Sendeanlage Donebach mit einer Höhe von 363 Metern die zweithöchsten Bauwerke Deutschlands. Nur der [[Berliner Fernsehturm|Berliner Fernsehturm]] ist mit 368 Metern Höhe etwas höher. Sie sind, wie die beiden Sendemasten der ähnlich ausgeführten Anlage in [[Aholming]], geerdete Konstruktionen, in welche die abzustrahlende [[Hochfrequenz]]energie in etwa 300 Meter Höhe über die Halteseile eingespeist wird.


Von 1965 bis 1967 wurde die erste Sendeanlage auf dem Areal errichtet und am 10. März 1967 auf der Frequenz 151 kHz in Betrieb genommen. Eingesetzt wurde eine Rundstrahlantenne aus vier Masten mit je 200 m Höhe, deren Spitzen über gespannte Seile miteinander verbunden waren. Gespeist wurde der mittlere dieser vier Masten.
Bemerkenswert an der Anlage ist auch, dass die [[Trägerschwingung]] des Senders von einer [[Rubidium]]-[[Atomuhr]], die sich im Stationsgebäude befindet, hergeleitet wird. Sie ist somit, wie die Trägerfrequenz von [[DCF77]] eine [[Eichfrequenz]].


=== Einschränkungen und Umbau 1972 ===
Geographische Koordinaten der beiden Maste:
Der Sendebetrieb auf 151 kHz erzeugte [[Gleichwellennetz|Gleichkanalstörungen]] mit dem auf 155 kHz arbeitenden [[Langwellensender Bod|Sender Brașov]] in [[Rumänien]]. Als Abhilfe wurde zunächst angeordnet, die Sendeleistung von den angestrebten 250 kW auf 70 kW zu drosseln. Da es trotz dieser Maßnahme weiterhin zu Gleichkanalstörungen kam, wurde die Sendeanlage 1972 so umgebaut, dass die in Richtung Brașov abgestrahlte Leistung geringer war. Hierfür wurden zwei der vier Sendemasten abgebaut und die beiden verbliebenen Masten mit einer schirmartigen Dachkapazität aus Kupferhohlseilen ausgestattet. Der nordwestliche Mast arbeitete als Strahler, der südöstliche Mast als Reflektor in Richtung Brașov. Damit wurde ein störungsfreier Betrieb mit vollen 250 kW Sendeleistung möglich.
* {{Koordinate Text|49_33_36_N_9_10_55_E_type:landmark_region:DE-BW|49° 33' 36" N, 9° 10' 55" O}}
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=== Genfer Wellenplan und Umbau 1982 ===
== Weblinks ==
Im [[Genfer Wellenplan (1975)|Genfer Wellenplan]] von 1975 wurde dem Sender Donebach die Frequenz 153 kHz offiziell zugeteilt. Gleichzeitig wurden neue Leistungsgrenzen festgelegt. Tagsüber durfte mit 500 kW und nachts mit 250 kW Leistung gesendet werden, wobei tagsüber eine geringe und nachts eine starke Ausblendung in Richtung Brașov vorzunehmen war.
* http://de.structurae.de/structures/data/index.cfm?ID=s0010719
* http://www.asamnet.de/~bienerhj/0153.html
* http://www.skyscraperpage.com/diagrams/?b1747


Um diese Auflagen zu erfüllen, wurden 1982 zwei neue Sendegeräte für 250 kW Ausgangsleistung mit [[Pulsdauermodulation]] installiert, die wesentlich wirtschaftlicher arbeiteten als die bislang verwendeten Sendegeräte. Außerdem wurden beide Antennenmasten von 200 m auf 363 m aufgestockt. Hierzu wurden die Masten ab- und unter Verwendung zusätzlicher Elemente wiederaufgebaut, wobei die älteren Elemente die oberen Teile bildeten.
[[Kategorie:Sendeturm]]

[[Kategorie:Ort in Baden-Württemberg]]
Wie die beiden Sendemasten der ähnlich ausgeführten [[Sender Aholming|Anlage in Aholming]] waren es geerdete Konstruktionen, die Sendeleistung wurde in etwa 300 m Höhe über die Halteseile eingespeist. An jedem der [[Selbststrahlender Sendemast|selbststrahlenden Sendemasten]] stand ein [[Abstimmhaus]], in der Mitte dazwischen das ''Mittenhaus''. Die Masten standen 600 Meter auseinander, der [[Richtungswinkel]] vom Sender- zum Reflektormast betrug 110°.
[[en:Donebach]]

Nach der Aufstockung stellten die beiden Masten die höchsten Bauwerke der damaligen Bundesrepublik dar, nach der [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] wurden sie vom 368 m hohen [[Berliner Fernsehturm]] auf den zweiten Platz verschoben.

=== Abschaltung und Abbau ===
Angesichts der hohen Betriebskosten bei abnehmender Nutzung hatte die [[Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten]] (KEF) in ihrem 2011 erschienenen 18. Bericht angeordnet<ref>[https://kef-online.de/de/berichte KEF-Berichte], 18. Bericht, Seite 239, abgerufen am 6. März 2018</ref>, den Lang- und Mittelwellensendebetrieb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einzustellen. Das war Bedingung für die Bewilligung von Mitteln für den weiteren Ausbau des digitalen Hörfunks.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutschlandradio |url=http://www.deutschlandradio.de/abschaltung-langwelle-deutschlandradio-setzt-auf-moderne.504.de.html?drpm:pressrelease_id=2116 |titel=Pressemitteilung, Abschaltung Langwelle: Deutschlandradio setzt auf moderne Verbreitungswege |hrsg= |datum=2014-11-28 |zugriff=2015-01-01 |format= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160303225824/http://www.deutschlandradio.de/abschaltung-langwelle-deutschlandradio-setzt-auf-moderne.504.de.html?drpm:pressrelease_id=2116 |archiv-datum=2016-03-03 }}</ref><ref>Deutschlandradio: [http://www.deutschlandfunk.de/abschied-von-der-mittelwelle-der-gefuerchtete-wellensalat.724.de.html?dram:article_id=340167 Abschied von der Mittelwelle] 17. Dezember 2015, abgerufen am 6. März 2018</ref>

Als Folge dieser Entscheidung wurde der Sender Donebach am 31. Dezember 2014 abgeschaltet, wobei es (wie auch im gleichzeitig abgeschalteten [[Sender Aholming]] in Niederbayern) zu einigen technischen Unregelmäßigkeiten kam, die den tatsächlichen Sendebetrieb in den 1. Januar hinein verlängerten.<ref>http://www.radioeins.de/programm/sendungen/medienmagazin/radio_news/beitraege/2014/langwelle.html</ref>

Anfängliche Planungen, die hohen Masten als Träger für [[Digital Audio Broadcasting|DAB]]-Sendeanlagen zu nutzen, wurden später fallengelassen.

Da nach der Abschaltung des Langwellenbetriebes keine wirtschaftliche Nachnutzung gefunden werden konnte, wurden die beiden verbliebenen Masten am 2. März 2018 durch Sprengung zu Fall gebracht.<ref name="SWR2">[https://www.swr.de/swraktuell/bw/mannheim/aus-fuer-stahltuerme-in-mudau-donebach-sendemasten-werden-gesprengt/-/id=1582/did=21252978/nid=1582/1fg7xqy/index.html swr.de], abgerufen am 4. März 2018</ref>

Von der Abschaltung bis zur Sprengung war der Sender Donebach mehrmals Ziel illegaler [[Roofing]]<nowiki/>aktionen. Dabei wurden die 363 m hohen Masten ohne Sicherung erklettert. Einige sprangen auch mit [[Wingsuit]]s von der Spitze in die Tiefe.<ref name="SWR3">[https://www.swr.de/swraktuell/bw/mannheim/aus-fuer-stahltuerme-in-mudau-donebach-sendemasten-werden-gesprengt/-/id=1582/did=21252978/nid=1582/1fg7xqy/index.html swr.de], abgerufen am 4. März 2018</ref>

== Reichweite und Eichfrequenz ==
Der Sender Donebach versorgte Deutschland flächendeckend mit Ausnahme von Ostbayern, was auf die notwendige Ausblendung Richtung Brașov zurückging. Darüber hinaus war er in der Schweiz, im Nordosten Frankreichs, in Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und weiten Teilen Großbritanniens zu empfangen.

Als [[Füllsender]] für Ostbayern wurde 1979 mit dem [[Sender Erching]] ein zusätzlicher Langwellensender für den Deutschlandfunk in Betrieb genommen, der 1989 durch den [[Sender Aholming]] ersetzt wurde.

Die [[Träger (Nachrichtentechnik)|Trägerfrequenz]] des Senders wurde von einer [[Rubidium-Atomuhr]] hergeleitet, die sich im Stationsgebäude befand. Sie war damit ausreichend präzise, um (wie auch die Trägerfrequenz von [[DCF77]]) als [[Eichfrequenz]] zu gelten.

== Lage ==
Geographische Koordinaten der zwei zuletzt betriebenen Masten:
* Strahlermast: {{Coordinate|text=/|NS=49/33/40.2/N|EW=9/10/22.7/E|type=landmark|region=DE-BW|name=Sender Donebach Sendemast}}
* Reflektormast: {{Coordinate|text=/|NS=49/33/33.5/N|EW=9/10/50.7/E|type=landmark|region=DE-BW|name=Sender Donebach Reflektormast}}

Der Reflektormast stand dabei auf Donebacher Gemarkung, der Strahlermast in der Gemarkung [[Mörschenhardt]], ebenfalls ein Ortsteil der Gemeinde Mudau.

== Literatur ==
* Hansjörg Biener: ''[https://www.addx.org/textarchiv/2018-04-16-17.pdf Langwellenmasten in Donebach gesprengt]''. In: Radio-Kurier 4/2018, S. 16–17.

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{Webarchiv | url=http://www.asamnet.de/~bienerhj/0153.html | wayback=20110903205105 | text=Informationen zum ehemaligen Langwellensender Donebach 153 kHz}}
* [http://www.senderfotos-bw.de/?option=com_content&view=article&id=1703 Fotos vom Sender Donebach]
* {{structurae |Typ=bauwerke |ID=20010719}}


== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Bauwerk in Mudau]]
{{Koordinate Artikel|49_33_32_N_09_10_48_E_type:landmark_region:DE-NW|49° 33' 32" N, 09° 10' 48" O}}
[[Kategorie:Deutschlandradio]]
[[Kategorie:Abgegangenes Bauwerk im Neckar-Odenwald-Kreis]]

Aktuelle Version vom 10. Juni 2023, 11:49 Uhr

Sender Donebach
Bild des Objektes
Blick von Osten auf die Anlage in der Abenddämmerung
Blick von Osten auf die Anlage in der Abenddämmerung
Basisdaten
Ort: Donebach, Mörschenhardt
Land: Baden-Württemberg
Staat: Deutschland
Höhenlage: 510 m ü. NHN
Koordinaten: 49° 33′ 46,1″ N, 9° 10′ 43,7″ O
Verwendung: Fernmeldeanlage
Zugänglichkeit: Sendeanlage öffentlich nicht zugänglich
Besitzer: Media Broadcast
Abriss: 2. März 2018
Daten zur Sendeanlage
Anzahl an Türmen/Masten: 2
Höhe der Türme/Masten: 363 m
Bauzeit: 1965–1967
Betriebszeit: 1967–2015
Letzter Umbau (Sender): 1982
Wellenbereich: LW-Sender
Positionskarte
Sender Donebach (Baden-Württemberg)
Sender Donebach (Baden-Württemberg)
Sender Donebach
Lokalisierung von Baden-Württemberg in Deutschland
Blick von unten auf den Strahlermast mit Speiseleitungen (vom Abstimmhaus links außerhalb des Bildes)
Blick von der Durchgangsstraße auf den Reflektormast

Der Sender Donebach war ein Langwellensender in Donebach und Mörschenhardt, beide Ortsteile von Mudau im Neckar-Odenwald-Kreis. Er wurde von der Deutschen Bundespost erbaut und befand sich zuletzt im Besitz der Media Broadcast GmbH. Von der Inbetriebnahme am 10. März 1967 bis zum 1. Januar 2015 strahlte er das Programm des Deutschlandfunks aus, ab 1975 auf der Frequenz 153 kHz.

Weithin sichtbar waren die zwei 363 m hohen Sendemasten der Anlage, die zweithöchsten Türme Deutschlands nach dem 5 m höheren Berliner Fernsehturm.

Als sich nach der Außerbetriebnahme keine Nachnutzung der Anlage fand, wurden am 2. März 2018 die zwei Sendemasten zu Fall gebracht, anschließend wurde die Sendeanlage abgebaut.

Errichtung der Anlage

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Als der Deutschlandfunk am 1. Januar 1962 auf Sendung ging, standen ihm nur zwei Sendeanlagen zur Verfügung:

Bis zum Jahresende 1962 konnte die Deutsche Bundespost, die für den Sendebetrieb des Deutschlandfunks zuständig war, in Mainflingen auch einen Langwellensender aufbauen, der auf der Frequenz 151 kHz arbeitete, am unteren Ende des Langwellenbandes. Dieser Sender stellte jedoch nur eine Übergangslösung dar. Einen geeigneten Standort fand die Bundespost schließlich auf der Hochebene westlich von Donebach im Odenwald. Der im Jahr 1939 erbaute und 1943 stillgelegte ehemalige Feldflugplatz – auf über 500 m ü. NN hoch gelegen – eignete sich ideal dazu, Westdeutschland und die DDR abzudecken.

Von 1965 bis 1967 wurde die erste Sendeanlage auf dem Areal errichtet und am 10. März 1967 auf der Frequenz 151 kHz in Betrieb genommen. Eingesetzt wurde eine Rundstrahlantenne aus vier Masten mit je 200 m Höhe, deren Spitzen über gespannte Seile miteinander verbunden waren. Gespeist wurde der mittlere dieser vier Masten.

Einschränkungen und Umbau 1972

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Der Sendebetrieb auf 151 kHz erzeugte Gleichkanalstörungen mit dem auf 155 kHz arbeitenden Sender Brașov in Rumänien. Als Abhilfe wurde zunächst angeordnet, die Sendeleistung von den angestrebten 250 kW auf 70 kW zu drosseln. Da es trotz dieser Maßnahme weiterhin zu Gleichkanalstörungen kam, wurde die Sendeanlage 1972 so umgebaut, dass die in Richtung Brașov abgestrahlte Leistung geringer war. Hierfür wurden zwei der vier Sendemasten abgebaut und die beiden verbliebenen Masten mit einer schirmartigen Dachkapazität aus Kupferhohlseilen ausgestattet. Der nordwestliche Mast arbeitete als Strahler, der südöstliche Mast als Reflektor in Richtung Brașov. Damit wurde ein störungsfreier Betrieb mit vollen 250 kW Sendeleistung möglich.

Genfer Wellenplan und Umbau 1982

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Im Genfer Wellenplan von 1975 wurde dem Sender Donebach die Frequenz 153 kHz offiziell zugeteilt. Gleichzeitig wurden neue Leistungsgrenzen festgelegt. Tagsüber durfte mit 500 kW und nachts mit 250 kW Leistung gesendet werden, wobei tagsüber eine geringe und nachts eine starke Ausblendung in Richtung Brașov vorzunehmen war.

Um diese Auflagen zu erfüllen, wurden 1982 zwei neue Sendegeräte für 250 kW Ausgangsleistung mit Pulsdauermodulation installiert, die wesentlich wirtschaftlicher arbeiteten als die bislang verwendeten Sendegeräte. Außerdem wurden beide Antennenmasten von 200 m auf 363 m aufgestockt. Hierzu wurden die Masten ab- und unter Verwendung zusätzlicher Elemente wiederaufgebaut, wobei die älteren Elemente die oberen Teile bildeten.

Wie die beiden Sendemasten der ähnlich ausgeführten Anlage in Aholming waren es geerdete Konstruktionen, die Sendeleistung wurde in etwa 300 m Höhe über die Halteseile eingespeist. An jedem der selbststrahlenden Sendemasten stand ein Abstimmhaus, in der Mitte dazwischen das Mittenhaus. Die Masten standen 600 Meter auseinander, der Richtungswinkel vom Sender- zum Reflektormast betrug 110°.

Nach der Aufstockung stellten die beiden Masten die höchsten Bauwerke der damaligen Bundesrepublik dar, nach der Wiedervereinigung wurden sie vom 368 m hohen Berliner Fernsehturm auf den zweiten Platz verschoben.

Abschaltung und Abbau

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Angesichts der hohen Betriebskosten bei abnehmender Nutzung hatte die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) in ihrem 2011 erschienenen 18. Bericht angeordnet[1], den Lang- und Mittelwellensendebetrieb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einzustellen. Das war Bedingung für die Bewilligung von Mitteln für den weiteren Ausbau des digitalen Hörfunks.[2][3]

Als Folge dieser Entscheidung wurde der Sender Donebach am 31. Dezember 2014 abgeschaltet, wobei es (wie auch im gleichzeitig abgeschalteten Sender Aholming in Niederbayern) zu einigen technischen Unregelmäßigkeiten kam, die den tatsächlichen Sendebetrieb in den 1. Januar hinein verlängerten.[4]

Anfängliche Planungen, die hohen Masten als Träger für DAB-Sendeanlagen zu nutzen, wurden später fallengelassen.

Da nach der Abschaltung des Langwellenbetriebes keine wirtschaftliche Nachnutzung gefunden werden konnte, wurden die beiden verbliebenen Masten am 2. März 2018 durch Sprengung zu Fall gebracht.[5]

Von der Abschaltung bis zur Sprengung war der Sender Donebach mehrmals Ziel illegaler Roofingaktionen. Dabei wurden die 363 m hohen Masten ohne Sicherung erklettert. Einige sprangen auch mit Wingsuits von der Spitze in die Tiefe.[6]

Reichweite und Eichfrequenz

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Der Sender Donebach versorgte Deutschland flächendeckend mit Ausnahme von Ostbayern, was auf die notwendige Ausblendung Richtung Brașov zurückging. Darüber hinaus war er in der Schweiz, im Nordosten Frankreichs, in Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und weiten Teilen Großbritanniens zu empfangen.

Als Füllsender für Ostbayern wurde 1979 mit dem Sender Erching ein zusätzlicher Langwellensender für den Deutschlandfunk in Betrieb genommen, der 1989 durch den Sender Aholming ersetzt wurde.

Die Trägerfrequenz des Senders wurde von einer Rubidium-Atomuhr hergeleitet, die sich im Stationsgebäude befand. Sie war damit ausreichend präzise, um (wie auch die Trägerfrequenz von DCF77) als Eichfrequenz zu gelten.

Geographische Koordinaten der zwei zuletzt betriebenen Masten:

Der Reflektormast stand dabei auf Donebacher Gemarkung, der Strahlermast in der Gemarkung Mörschenhardt, ebenfalls ein Ortsteil der Gemeinde Mudau.

Commons: Sender Donebach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. KEF-Berichte, 18. Bericht, Seite 239, abgerufen am 6. März 2018
  2. Deutschlandradio: Pressemitteilung, Abschaltung Langwelle: Deutschlandradio setzt auf moderne Verbreitungswege. 28. November 2014, archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 1. Januar 2015.
  3. Deutschlandradio: Abschied von der Mittelwelle 17. Dezember 2015, abgerufen am 6. März 2018
  4. http://www.radioeins.de/programm/sendungen/medienmagazin/radio_news/beitraege/2014/langwelle.html
  5. swr.de, abgerufen am 4. März 2018
  6. swr.de, abgerufen am 4. März 2018