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„Franz Eugen Schlachter“ – Versionsunterschied

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'''Franz Eugen Schlachter'''
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(* [[28. Juli]] [[1859]] in [[Mülhausen (Elsass)|Mülhausen]]; † [[12. Januar]] [[1911]] in [[Bern]]) war [[Evangelist (Prediger)|Erweckungsprediger]], [[Klassische Philologie|Altphilologe]] und der [[Bibelübersetzung|Übersetzer]] der [[Schlachter-Bibel]].
'''Franz Eugen Schlachter''' (* [[28. Juli]] [[1859]] in [[Mülhausen]]; † [[12. Januar]] [[1911]] in [[Bern]]) war ein [[Schweiz]]er [[Evangelist (Prediger)|Erweckungsprediger]], [[Schriftsteller]], Gemeindeleiter und der [[Bibelübersetzung|Übersetzer]] der [[Schlachter-Bibel]]. Schlachters [[Protestantismus]] war vor allem von der [[Heiligungsbewegung]] und dem erweckten [[Pietismus]] geprägt.


== Leben ==
== Leben ==
Franz Eugen Schlachter wurde als Sohn des Kaufmanns Joseph Franz Schlachter und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Faesch in Mülhausen im [[Elsass]] als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Familie Schlachter war wohnhaft in Altkirch im Elsass und zog später nach [[Basel]] in die [[Schweiz]], wo Franz Eugen Schlachter auch [[1883]] das [[Bürgerrecht]] erhielt. Hier besuchte er die [[Volksschule]] und später zeitweise auch das [[Gymnasium]], das er nach der [[Konfirmation]] - vermutlich aus finanziellen Gründen - verließ. Beruflich wird von einer gewerblichen Lehre als Glaser berichtet.
Franz Eugen Schlachter wurde als Sohn des Kaufmanns Joseph Franz Schlachter und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Faesch in Mülhausen im [[Elsass]] als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Familie Schlachter war wohnhaft in [[Altkirch]] im Elsass und zog später in die [[Schweiz]] nach [[Basel]], wo Franz Eugen 1883, wie sein Vater schon 1873, das [[Schweizer Bürgerrecht]] erhielt. Hier besuchte er die [[Volksschule]] und später zeitweise auch das [[Gymnasium]], das er jedoch ohne [[Matura#Maturität in der Schweiz|Matura]] vorzeitig verliess. Beruflich wird von einer gewerblichen Lehre als Glaser mit kaufmännischer Zusatzausbildung berichtet.


Im Oktober [[1878]] begann er an der Evangelischen Predigerschule in [[Basel]] eine [[Theologie|theologische]] Ausbildung. Es handelte sich um eine Predigerschule mit altsprachlicher Ausrichtung unter der Leitung von Wilhelm Arnold-Rappard ([[1838]]-[[1918]]), einen Schwager von [[Carl Heinrich Rappard]]. Hier wurde er von der Theologie von Johann Tobias Beck ([[1804]]-[[1878]]) geprägt, die den geistlichen Hintergrund der Predigerschule bildete. Während dieser Zeit trieb er das am [[Gymnasium]] begonnene [[Studium]] der [[Altsprachen]] ([[Altgriechisch]]-[[Hebräische Sprache|Hebräisch]]-[[Lateinisch]]) fleißig weiter. Er las zeitweise das [[Neues Testament|Neue Testament]] nur noch im altgriechischen Grundtext und ging das [[Altes Testament|Alte Testament]] ebenfalls im Hebräischen systematisch durch. Im März [[1882]] schloss er die Ausbildung mit dem [[Examen]] ab.
Im Oktober 1878 begann er an der [[Predigerschule Basel|Evangelischen Predigerschule Basel]] eine [[Theologie|theologische]] Ausbildung. Es handelte sich um eine freie Predigerschule mit altsprachlicher Ausrichtung unter der Leitung von Wilhelm Arnold-Rappard, einem Schwager des Missionars [[Carl Heinrich Rappard]]. Hier wurde er von der Theologie von [[Johann Tobias Beck]] geprägt, die den geistlichen Hintergrund der Predigerschule bildete. Während dieser Studienzeit trieb Schlachter das am Gymnasium begonnene Studium der [[Altsprachen]] ([[Altgriechisch]]/[[Hebräische Sprache|Hebräisch]]/[[Lateinisch]]) weiter. Er las das [[Neues Testament|Neue Testament]] im altgriechischen Grundtext und ging das [[Altes Testament|Alte Testament]] im Hebräischen durch. Im März 1882 schloss er die Ausbildung mit dem [[Prüfung#Examen|Examen]] ab.


Im selben Jahr berief ihn die [[Evangelische Gesellschaft]] des [[Kanton Bern|Kantons Bern]] als [[Prediger]] und Mitarbeiter des bekannten deutschen [[Evangelist]]en [[Elias Schrenk]], der damals für die [[Evangelische Gesellschaft]] tätig war. Sein Arbeitsgebiet war [[Bern]], Schönbühl, [[Thun]] und [[Steffisburg]] am [[Thunersee]]. Schlachter arbeitete als [[Evangelist]] und war in der Anfangszeit ein Mitarbeiter von [[Elias Schrenk]] bei der örtlich entstandenen [[Erweckung]]. [[Anna von Wattenwyl]] stand ihm in der Anfangszeit als Mitarbeiterin bzw. Seelsorgehelferin zur Seite. Als sich Schlachter [[1884]] in [[Thun]] als Erwachsener von Konrad Werndli, dem [[Prediger]] der Freien Evangelischen Gemeinde [[Thun]] [[Taufe|taufen]] ließ, gab es [[Irritation]]en mit der Evangelischen Gesellschaft, die aber bald beigelegt werden konnten. Es war eine Gewissensentscheidung von Franz Eugen Schlachter, obwohl er eigentlich kein [[Täufer]] in klassischem Sinne war.
Im selben Jahr berief ihn die [[Evangelisches Gemeinschaftswerk|Evangelische Gesellschaft]] des [[Kanton Bern|Kantons Bern]] als [[Prediger]] und Mitarbeiter des deutschen [[Evangelist (Prediger)|Evangelisten]] [[Elias Schrenk]], der damals für die Evangelische Gesellschaft tätig war. Sein Arbeitsgebiet umfasste Bern, [[Urtenen-Schönbühl|Schönbühl]], [[Thun]] und das nahegelegene [[Steffisburg]]. Schlachter arbeitete als Evangelist. [[Anna von Wattenwyl]] stand ihm in der Anfangszeit als Mitarbeiterin in der Seelsorgearbeit zur Seite. Als sich Schlachter 1884 in Thun als Erwachsener von einem Prediger der Freien Evangelischen Gemeinde Thun [[Gläubigentaufe|taufen]] liess, gab es Irritationen mit der Evangelischen Gesellschaft, die aber beigelegt werden konnten.


Schlachter war stark von der beginnenden [[Heiligungsbewegung]] unter [[Robert Pearsall Smith]] geprägt. Bereits als [[Konfirmation|Konfirmand]] hatte er die ersten Kontakte. In diese Zeit dürfte auch seine [[Bekehrung]] fallen. [[1884]] lernte er bei einem [[England]]<nowiki></nowiki>aufenthalt die großen Evangelisten [[Dwight Lyman Moody]] und [[Charles Haddon Spurgeon]] kennen. Er war ein begabter und begnadeter Redner und [[Evangelist]].
Schlachter war von der Heiligungsbewegung unter [[Robert Pearsall Smith]] geprägt, zu der er bereits als Konfirmand in Basel ersten Kontakt pflegte. 1884 lernte er bei einem Englandaufenthalt die Evangelisten [[Dwight Lyman Moody]] und [[Charles Haddon Spurgeon]] kennen. Schlachter wohnte in England beim Endzeitpropheten Michael Paget Baxter.


Von [[1890]] bis [[1907]] war er als [[Prediger]] der Evangelischen Gesellschaft in [[Biel/Bienne|Biel]] tätig. Hier erbaute er nach kurzer Zeit für die Evangelische Gesellschaft eine Kapelle, d.h. einen großen kirchenähnlichen Versammlungssaal. In dieser Zeit entstanden auch seine Bibelübersetzung, die [[Miniaturbibel]], und diverse seiner Bücher und Schriften. Es war wohl die schriftstellerisch fruchtbarste Zeit Schlachters. Er war auch maßgeblich daran beteiligt, dass [[1893]] in [[Biel]] die Evangelische Kapelle gebaut wurde. Hierzu hatte Schlachter einen Kapellbauverein gegründet, dessen Präsident er war. Ab [[1907]] übernahm er die Predigerstelle an der Freien Evangelischen Gemeinde in [[Bern]], zuerst kommisarisch und ab [[1908]] dann fest. Hier trieb er an der ev. theologischen Fakultät der [[Universität Bern]] sein Studium der altorientalischen Sprachen weiter und belegte drei [[Semester]] [[Syrische Sprache|Syrisch]] und [[Arabische Sprache|Arabisch]]. Er las auch die syrisch-aramäische Bibel, die [[Peschitta]], in der Ursprache.
Von 1890 bis 1907 war er als Prediger der Evangelischen Gesellschaft (heute [[Evangelisches Gemeinschaftswerk]]) in [[Biel/Bienne|Biel]] tätig. In dieser Zeit entstanden seine Bibelübersetzung und die [[Miniaturbibel]]. Er war auch massgeblich daran beteiligt, dass 1893 in Biel die Evangelische Kapelle, ein grosser, kirchenähnlicher Versammlungssaal, gebaut wurde. Hierzu hatte Schlachter einen Kapellbauverein gegründet, dessen Präsident er war.


Ab 1907 übernahm er die Predigerstelle an der Freien Evangelischen Gemeinde in Bern, zuerst kommissarisch und ab 1908 dann fest. Hier trieb er an der evangelischen theologischen Fakultät der [[Universität Bern]] sein Studium der altorientalischen Sprachen weiter und belegte drei [[Semester]] [[Syrische Sprache|Syrisch]] und [[Arabische Sprache|Arabisch]].
Franz-Eugen Schlachter war seit [[1885]] mit Maria geb. Jakob, der Tochter des Berner Landarztes Johann Jakob aus Dieterswil und seiner Ehefrau Magdalena geb. Bucher, verheiratet. Er hatte zwei Töchter, Maria und [[Elisabeth Baumann-Schlachter|Elisabeth, verheiratete Baumann]] und zwei Söhne, Theodor Wilhelm und Samuel. Schlachter war ein Multitalent und arbeitete zeitweise regelmäßig bis 4 Uhr nachts. Als Ausgleich hielt er den Montag als Ruhetag, an dem er ausgedehnte Wanderungen im [[Schweizer Jura]] unternahm.
Er war ein Zeitgenosse von [[Arnold Bovet]] und [[Johanna Meyer]] im Umfeld der grossen Berner Erweckung.


Schlachter war seit 1885 verheiratet mit Maria geb. Jakob, der Tochter des Berner Landarztes Johann Jakob aus Dieterswil und seiner Ehefrau Magdalena geb. Bucher. Er hatte zwei Töchter, Maria und [[Elisabeth Baumann-Schlachter|Elisabeth, verheiratete Baumann]], und zwei Söhne, Theodor Wilhelm und Samuel.
Nach einer schweren Magenerkrankung verstarb Franz-Eugen Schlachter am 12. Januar 1911 und wurde auf dem Berner [[Schosshaldenfriedhof]] begraben.


Nach einer schweren Magenerkrankung und einer Operation im Berner Spital «Salem» verstarb Franz Eugen Schlachter am 12. Januar 1911 und wurde am 14. Januar 1911 auf dem Berner [[Schosshaldenfriedhof]] beigesetzt.
== Werke ==


== Veröffentlichungen ==
Er hatte ein erfülltes Leben als [[Prediger]] und [[Schriftsteller]]. Ab [[1888]] gab er eine erbauliche Zeitschrift namens "[[Brosamen von des Herrn Tisch]]" heraus. Es handelte sich um eine 16-seitige Monatszeitschrift im DIN A5 Format, das später dann in ein Folio-Format geändert wurde. Diese Zeitschrift war eine Mischung aus Evangeliumsblatt, Fachzeitschrift bzw. lexikalischer Schrift und Nachrichtenblatt. Die "Brosamen" erlebten bereits im 2. Jahr eine Auflage von 3000 Stück. F. E. Schlachter blieb Redakteur der Zeitschrift bis [[1907]].
Schlachter gab ab 1888 eine «erbauliche» [[Zeitschrift]] namens ''Brosamen von des Herrn Tisch'' heraus. Es handelte sich um eine 16-seitige Monatszeitschrift im DIN-A5-Format, das später in ein [[Foliant|Folio-Format]] geändert wurde. Diese Zeitschrift war eine Mischung aus Evangeliumsblatt, Fachzeitschrift bzw. lexikalischer Schrift und Nachrichtenblatt. Die «Brosamen» erlebten bereits im 2. Jahr eine Auflage von 3000 Exemplaren. Schlachter blieb bis 1907 deren Redaktor. Der Brosamen-Verlag wurde später von Karl-Hermann Kauffmann im Gedenken an Schlachters Werk neu gegründet.


Weitere Schriften:
Seine Aufgabe sah Schlachter literarisch aber nicht nur in der o. g. [[Zeitschrift]], sondern er gab eine ganze Serie von erbaulich-lehrmäßigen Schriften heraus. Die wichtigsten seien hier stellvertretend genannt:
* ''[[Samuel Lutz]].'' Ein Lebensbild aus der bernischen Kirche des vorigen Jahrhunderts. Abdruck aus den Basler Sammlungen (1889)

* ''[[Samuel und Saul]]'' (zwei hervorragende Gestalten des Alten Testaments 1890)
* ''[[Samuel und Saul]].'' Zwei hervorragende Gestalten des Alten Testaments (1890)
* ''[[Jarousseau, der Pfarrer der Wüste]]'' (1890)
* Übersetzung von: Eugène Pelletan: ''[[Jarousseau, der Pfarrer der Wüste]]'' (1890)
* ''[[Resli, der Güterbub]]'' (Geschichte eines Bernerjungen 1891)
* ''[[Resli, der Güterbub]].'' Geschichte eines Bernerjungen (1891)
* ''[[Was Vater Heiniger uns erzählt]]'' (1892)
* ''[[Was Vater Heiniger uns erzählt]]'' (1892)
* ''Der Spiritismus mit besonderer Berücksichtigung der Lehre Ed. Weitzels'' (1892)
* ''[[D.L. Moody]], ein Lebensbild'' (1894)
* ''Das Buch [[Ijob|Hiob]].'' Aus dem Urtext übersetzt und mit Anmerkungen versehen von F.&nbsp;E. Schlachter, Bern, Bureau der Evangel. Gesellschaft, 1893, 1. Neuauflage der Freien Brüdergemeinde Albstadt 2006
* ''[[Dwight Lyman Moody]], ein Lebensbild'' (1894)
* ''[[Frohe Botschaft für die Kranken]]'' (1895)
* ''[[Frohe Botschaft für die Kranken]]'' (1895)
* ''[[Eine wiedererweckte Gabe]]'' (1896)
* ''[[Eine wiedererweckte Gabe]]'' (1896)
* ''[[Was lehrt die Bibel von der Taufe]]'' (1896)
* ''[[Was lehrt die Bibel von der Taufe?]]'' (1896)
* ''[[Herodes I, genannt der Große]]'' ein Beitrag zur neutestamentlichen Zeitgeschichte (1897)
* ''[[Herodes I., genannt der Große]],'' ein Beitrag zur neutestamentlichen Zeitgeschichte (1897)
* ''[[Meister Pippin]]'' (1898)
* ''[[Meister Pippin]]'' (1898)
* ''[[Dr. Comandis Liebeswerk in Italien]]'' (1898) (Biographie über [[Giuseppe Comandi]])
* ''[[Pater Chiniquy]]s Erlebnisse'' (übersetzt von F. E. Schlachter 1899)
* ''[[Pater Chiniquy]]s Erlebnisse'', übersetzt von F.&nbsp;E. Schlachter (1899)
* ''[[Berechtigung und Aufgabe der Predigt]]'' (1900)
* ''[[Berechtigung und Aufgabe der Predigt]]'' (1900)
* ''[[Der Beichtstuhl]] von [[Pater Chiniquy]]'' (1901)
* ''[[Der Beichtstuhl]] von [[Pater Chiniquy]]'' (1901)
* ''[[Der Weg zu Gott]]'' (1906)
* ''[[Der Weg zu Gott]]'' (1906)
* ''Aus dem Gebiete des Übersinnlichen'' (1908)
* ''[[Das Evangelium der Reformation]]'' (1909)
* ''[[Das Evangelium der Reformation]]'' (1909)
* ''Kometen und Weltuntergangstheorien'' (1910)
* ''[[Der Schriftforscher]]'' (1911)
* ''[[Der Schriftforscher]]'' (1911)
* ''[[Sonntagsbrot]]'' (1911)
* ''[[Sonntagsbrot]]'' (1911)

[[1964]] wurde ''Berechtigung und Aufgabe der [[Predigt]]'' aus dem Jahre [[1900]] neu aufgelegt. Zur Zeit werden die meisten der o.g. Schriften als Manuskriptdruck wieder neu herausgegeben, z. B. Resli, der Güterbub, die Geschichte eines [[Verdingung|Verdingkindes]], [[Herodes I.]], Meister Pippin, Das Evangelium der [[Reformation]], Samuel und Saul, Was Vater Heiniger uns erzählt usw. .


== Bibelübersetzung ==
== Bibelübersetzung ==
{{Hauptartikel|Schlachter-Bibel}}
[[Datei:Miniaturbibel.jpg|mini|Miniaturbibel]]


Schlachters Hauptwerk ist die Übersetzung der [[Bibel]] ins [[Deutsche Sprache|Deutsche]], welche er während seiner Zeit als Prediger der Evangelischen Gesellschaft (heute Evangelisches Gemeinschaftswerk) in der Stadt Biel vornahm. Er hatte 1893 das Buch ''[[Ijob|Hiob]]'' übersetzt und herausgegeben, an dem er insgesamt zehn Jahre gearbeitet hatte. Er folgten weitere Teile der Bibel als Einzelhefte, z.&nbsp;B. ab 1901 das Buch ''[[Jesaja]]''. Schlachter benutzte eine ältere Ausgabe der [[Zürcher Bibel]]. 1902 erschien zuerst das Neue Testament. 1905 wurde dann die gesamte [[Miniaturbibel]] veröffentlicht. Der Stil war ähnlich der [[Lutherbibel]], wies aber auch Parallelen zur o.&nbsp;g. alten Zürcher Bibel auf. Ausdrücke wie «Disputiergeist dieser Welt», «Kapital», «dem Tode das Handwerk gelegt», «ein Verkappter» usw. fanden sich nur in dieser Bibelausgabe. In Hiob 8,11–19 und im Neuen Testament übersetzte er einzelne Passagen bzw. Verse in Gedichtform. Eine Besonderheit dieser Ausgabe war, dass der Text fortlaufend gesetzt war und nur bei neuen Sinnabschnitten unterbrochen wurde. Die Bibel war nur 1–1,2&nbsp;cm dick und hatte ein länglich handliches Format mit nur 728 Seiten, so dass es in jede Jackentasche passte. Sie war eine verbreitete Ausgabe in den südlichen deutschsprachigen Gebieten, wie der [[Schweiz]], dem [[Elsass]] und [[Schwaben]]. Später gab es dann eine Grossdruckausgabe, die so genannte Hausbibel (1907), und eine Handbibel (1908) mit grösserem Druckbild. Die Miniaturbibel erlebte in den ersten zwei Jahren sechs Auflagen. In den ersten acht Jahren wurden ca. 17'000 Bibeln verkauft. Schlachter hatte auch ein Verkaufs-Depot in den USA und in Russland. Von der grossen Hausbibel findet man heute noch vereinzelt Exemplare in der Schweiz und in den USA, wohingegen die Handbibel von 1908 selten zu finden ist.
Sein Hauptwerk ist aber die Übersetzung der ganzen [[Bibel]] ins [[Deutsche Sprache|Deutsche]]. Er hatte [[1893]] bereits das Buch [[Ijob (Buch)|Hiob]] übersetzt und gab dann die übersetzten Teile der [[Bibel]] als Einzelhefte heraus, z. B. [[1901]] den Propheten [[Jesaja]]. [[1905]] wurde dann die [[Miniaturbibel]] veröffentlicht. Es war eine volkstümliche und doch genaue Bibelübersetzung mit einer prägnanten Sprache. Der Stil war Luther-ähnlich, wies aber auch Parallelen zur alten Zürcher-Bibel auf, die Schlachter ebenfalls herangezogen hatte und zeichnete sich durch eine besonders treffende Wortwahl aus. Wörter wie "Disputiergeist dieser Welt", "Kapital" usw. fanden sich in dieser Bibelausgabe.

Das Besondere an der Ausgabe war, dass der Text fortlaufend gesetzt war und nur bei neuen Sinnabschnitten unterbrochen wurde. Das Schriftbild war zwar klein, aber gestochen scharf und gut lesbar. Die ganze [[Bibel]] war nur 1 cm dick und hatte ein länglich handliches Format mit nur 728 Seiten, so dass es in jede Jackentasche passte. Sie war eine sehr beliebte Ausgabe in den südlichen deutschsprachigen Landen wie [[Schweiz]], [[Elsass]], [[Schwaben]] usw. Später gab es dann eine Großdruckausgabe, die so genannte Hausbibel (1907) und eine Handbibel (1908). Die [[Miniaturbibel]] erlebte in den ersten 2 Jahren sechs Auflagen. In den ersten 8 Jahren wurden ca. 17.000 Bibeln verkauft.


== Die Schlachter-Bibel nach Schlachters Tod ==
== Die Schlachter-Bibel nach Schlachters Tod ==
Nach Schlachters Tod wurde die Miniaturbibelgesellschaft aufgelöst. Johannes Schergens (1855–1919) gab eine [[Revision (Übersetzung)|Revision]] der Schlachter-Bibel in Auftrag. Sie wurde von den Schweizer Pfarrern Karl Linder (1861–1931) und Ernst Kappeler (1865–1936) im Auftrag von Schergens durchgeführt und erschien 1913 zuerst als Handbibel, dann auch als Miniaturbibel. 1918 übernahm die [[Württembergische Bibelanstalt]] diese Ausgabe der Schlachter-Bibel. Sie erlebte insgesamt sieben Auflagen (bis 1952). Es existiert noch eine weitere Ausgabe, die zwischen 1960 und 1965 erschien, in der aber keine Auflage genannt wird.


Nach Schlachters Tod wurde die Miniaturbibelgesellschaft aufgelöst und die "Privilegierte Württ. Bibelanstalt in Stuttgart" übernahm die [[Schlachter-Bibel]]. Sie wurde von den Schweizer Pfarrern Linder und Kappeler erstmals revidiert, erschien als Revision [[1918]] und erlebte mindestens 7 zusätzliche Auflagen (1952). [[1945]] verteilte die englische [[Scripture Gift Mission]] Hunderttausende von leicht überarbeiteten Neuen Testamenten der [[Miniaturbibel]] als Sonderdruck unter die deutschen Kriegsgefangenen in den englischen Gefangenenlagern. Nach dem Zweiten [[Weltkrieg]] wurde die [[Schlachter-Bibel]] von der [[Genfer Bibelgesellschaft]] neu herausgegeben. Nicht als neue [[Revision]], sondern als Neubearbeitung der alten [[Miniaturbibel]] von [[1905]]. Auch diese handlich-kleine, fortlaufend gesetzte [[Bibel]] erlebte als Hand-, Taschen-, Lese- und Hausbibel viele Auflagen. [[1995]] begann dann eine grundlegende Revision dieser Ausgabe, die im Jahr [[2002]] abgeschlossen wurde. So liegt jetzt die revidierte [[Schlachter-Bibel]] [[2000]] vor (reformatorischer Grundtext, sinngemäß sehr grundtextgenau, erbauliches gutes Deutsch). Seit November [[2003]] liegt eine zusätzliche Studienausgabe mit ca. 100.000 Parallelstellen, einem reichhaltigen Anhang und vielen sachlichen Fußnoten vor. [[2005]] folgte eine [[Miniaturbibel]], allerdings im Perl-Bibel-Format.
1945 verteilte die englische [[Scripture Gift Mission]] Hunderttausende von leicht überarbeiteten Neuen Testamenten der Miniaturbibel von 1905 als Sonderdruck unter die deutschen Kriegsgefangenen in den englischen Gefangenenlagern. Die [[Genfer Bibelgesellschaft]] druckte diese Sonderauflage mit Zustimmung von Frau Schlachter. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde die Schlachter-Bibel 1951 von der Genfer Bibelgesellschaft neu herausgegeben, als Neubearbeitung der alten Miniaturbibel von 1905. Auch diese Bibel erlebte als Hand-, Taschen-, und Hausbibel mehrere Auflagen.

== Geistlicher Einfluss ==

Franz Eugen Schlachter war eine der am fruchtbarsten wirkenden Persönlichkeiten der [[Erweckungsbewegung]]. Durch die [[Miniaturbibel]] reichte sein Einfluss weit über die [[Schweiz]] hinaus. Auch die Übersetzung von [[Pater Chiniquy]]s Erlebnissen bzw. des Buches "[[Jarousseau, der Pfarrer der Wüste]]", waren wichtige Beiträge zur geistlichen Auseinandersetzung des [[Protestantismus]]. Sein grösster Einfluss geschah aber durch die Herausgabe seiner Zeitschrift "[[Brosamen von des Herrn Tisch]]", durch die er Teile der Berner Landbevölkerung sowohl geistlich, als auch sozial und kulturell prägte.


Ein zwischenzeitlich durchgeführter Revisionsversuch wurde abgebrochen und führte zur [[Neue Genfer Übersetzung|Neuen Genfer Übersetzung]] bzw. 1976 zu einer Sonderauflage des Johannesevangeliums. 1995 begann dann in Albstadt eine grundlegende Revision der Ausgabe von 1951, die im Jahr 2002 abgeschlossen wurde. So liegt jetzt die revidierte Schlachter-Bibel 2000 vor (reformatorischer Grundtext, sinngemäss sehr grundtextgenau, erbauliches gutes Deutsch). Seit November 2003 liegt eine zusätzliche Studienausgabe mit ca. 100'000 Parallelstellen, einem reichhaltigen Anhang und vielen sachlichen Fussnoten vor. Diese Studienausgabe gibt es auch in Form einer Taschenbibel. 2004 folgte eine Miniaturausgabe, allerdings im Perl-Bibel-Format. Seit 2009 gibt es eine Sonderausgabe Russisch-Deutsch, mit dem russischen Synodaletext in der ersten Spalte und dem deutschen Schlachter-Text in der Parallel-Spalte. 2015 wurde eine Verteilausgabe gedruckt, die sogenannte «Kaffeebibel».<ref>{{Webarchiv |url=https://www.scm-shop.de/die-bibel-gott-spricht-heute-10er-paket-3844178.html |wayback=20190502185836 |text=''Die Bibel – Gott spricht. Heute. 10er Paket''}}. In: ''SCM-Shop.de.''</ref> Eine grosse Konkordanz zur Schlachter 2000 ist Ende September 2015 erschienen.
== Literatur über Schlachter ==


== Geistlicher Einfluss ==
"Rudolf Dellsperger, Markus Nägeli, Hansueli Ramser" ''Auf dein Wort'', Berchtold Haller Verlag, 1981
Schlachter war wohl eine der fruchtbarsten Persönlichkeiten der Schweizer [[Heiligungsbewegung]] bzw. der [[Erweckungsbewegung]]. Durch die Miniaturbibel reichte sein Einfluss weit über die Schweiz hinaus. Auch die Übersetzung der zwei Bände von ''[[Pater Chiniquy]]s Erlebnissen'' und des Folgebandes ''[[Der Beichtstuhl]]'' bzw. des Buches ''[[Jarousseau, der Pfarrer der Wüste]]'' waren wichtige Beiträge zur geistlichen Auseinandersetzung des [[Protestantismus]] mit dem [[Katholizismus]]. Sein grösster direkter Einfluss geschah aber durch die Herausgabe seiner Zeitschrift ''Brosamen von des Herrn Tisch'', durch die er Teile der Berner Landbevölkerung sowohl geistlich als auch sozial und kulturell prägte. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren seine Broschüren ''Resli, der Güterbub'' und der ''Prediger der Wüste'' in Deutschland verbreitet. In neuerer Zeit ist er als Person eher in Vergessenheit geraten, wohingegen sich seine Bibel weiterhin eines grossen Leserkreises erfreut. 2007 erschien eine kurze Biographie von Schlachter, 2010 eine ausführliche Fassung mit 100 Bildern.


== Literatur ==
"R. Kocher" ''Gott allein die Ehre'', Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft, Bern 1931
* Rudolf Dellsperger, Markus Nägeli, Hansueli Ramser: ''Auf dein Wort.'' Berchtold Haller, Bern 1981.
* Karl-Hermann Kauffmann: ''Franz Eugen Schlachter und die Heiligungsbewegung'' (Biographie unter Bezugnahme auf das geistliche Umfeld Schlachters und mit einer kurzen Geschichte der Schlachter-Bibel, ausführliche Fassung mit 100 Abbildungen. Gedenkschrift zum Jubiläum «100 Jahre Schlachter-Bibel»). Eigenverlag Freie Brüdergemeinde, Albstadt 2005 / [[Brosamen-Verlag]], Albstadt 2010, ISBN 978-3-00-046811-7.
* Karl-Hermann Kauffmann: ''Franz Eugen Schlachter, ein Bibelübersetzer im Umfeld der Heiligungsbewegung.'' Johannis, Lahr 2007, ISBN 978-3-501-01568-1.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629102837/http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schlachter_f_e.shtml |autor=Karl-Hermann Kauffmann|artikel=Schlachter, Franz-Eugen|band=21|spalten=1360–1362}}
* Emil Kocher: ''Gott allein die Ehre.'' Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft, Bern 1931.
* Christoph Ramstein: ''Die Evangelische Predigerschule in Basel: Die treibenden Kräfte und die Entwicklung der Schule.'' Peter Lang, Bern 2001, ISBN 3-906765-93-8.
* Franz Eugen Schlachter: ''Ein Besuch in London'' (Broschüre, Zusammenfassung von drei Artikeln aus den «[[Brosamen von des Herrn Tisch]]»). Freie Brüdergemeinde, Albstadt 2006 / Brosamen-Verlag, Albstadt 2013.
* Walter Wieland: ''Franz Eugen Schlachter. Ein Beitrag zur Geschichte und Theologie der Gemeinschaftsbewegung im Kanton Bern.'' Edition Neues Land, Grünenmatt s.&nbsp;a. zugleich: Universität Bern, Akzessarbeit, 1982.
* Gottfried Wüthrich: ''Franz Eugen Schlachter – sein Leben und Wirken.'' Genf, 16. März 2002 (Manuskriptdruck).
* ''Correspondenzblatt der A.P.S.'': 1. Jahrgang, Nr. 12, Nov. u. Dez. 1889; 3. Jahrgang, Nr. 2, März 1891; 8. Jahrgang, III. Beilage zu Nr. 7 des Correspondenzblattes der A.P.S. Conferenz in Basel 9.–12. Juli 1896, Referat von Franz Schlachter über «Eine wiedererweckte Gabe.» – Beilage zum Achten Jahrgang, Nr. 7, Juli 1896, Discussion zu den Referaten von F.&nbsp;Schlachter und F.&nbsp;Bann; 13. Jahrgang, Nr. 3, März 1901; 20. Jahrgang, Nr. 9, September 1908; 22. Jahrgang, Nr. 1, Januar 1910.


== Medien ==
"Franz Eugen Schlachter" ''Ein Besuch in London'', Broschüre, eine Zusammenfassung von drei Artikel aus "den [[Brosamen von des Herrn Tisch]]", Freie Brüdergemeinde Albstadt, 2006
''Franz Eugen Schlachter, Prediger und Bibelübersetzer.'' Ein Hörspielbuch für Erwachsene von Christian Mörken, SCM Hänssler, Holzgerlingen 2014.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{PND|121373355}}
* {{DNB-Portal|121373355}}
* {{DDB|Person|121373355}}
* {{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/schlachter_f_e.shtml}}
* [http://www.feg-bern.ch/geschichte/schlachter.html Schlachter und die FEG Bern]
* {{Webarchiv |url=http://www.feg-bern.ch/index.php/wer-wir-sind/geschichte/49-franz-e-schlachter-in-bern-1907-1911 |wayback=20140413145914 |text=''Franz E. Schlachter in Bern (1907–1911)''}}. In: ''feg-bern.ch''
* [http://www.egw-biel.ch/gesch.htm Schlachter und die EG in Biel]
* [https://www.bibel-online.net/buch/schlachter_1951/ Schlachter-Bibel 1951 online]
* [http://www.pfarre-grinzing.at/bibel/sch_html/ebi_index.htm Schlachter-Bibel 1951 online]
* [https://www.schlachterbibel.de/de/bibel/ Schlachter-Bibel 2000 online]
* [http://www.clv.de/ Schlachter - 2000] Informationen über die Schlachter-Bibel, den Übersetzer sowie die Möglichkeit, alle Bibelbücher der Ausgabe 2000 kostenfrei einzeln herunterzuladen (als [[PDF]])
* [https://clv.de//#bcdc/embedded/m=and&q=schlachter Informationen über die Schlachter-Bibel, den Übersetzer sowie die Möglichkeit, alle Bibelbücher der Ausgabe 2000 kostenfrei einzeln herunterzuladen] (als PDF)


== Einzelnachweise ==
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=121373355|LCCN=no/2002/97364|VIAF=8241112}}
[[Kategorie:Mann|Schlachter, Franz Eugen]]
[[Kategorie:Schweizer|Schlachter, Franz Eugen]]
[[Kategorie:Übersetzung (Literatur)|Schlachter, Franz Eugen]]
[[Kategorie:Altphilologe|Schlachter, Franz Eugen]]
[[Kategorie:Geboren 1859|Schlachter, Franz Eugen]]
[[Kategorie:Gestorben 1911|Schlachter, Franz Eugen]]


[[en:Franz Eugen Schlachter]]
{{SORTIERUNG:Schlachter, Franz Eugen}}
[[Kategorie:Franz Eugen Schlachter| ]]
[[Kategorie:Literatur (19. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]
[[Kategorie:Literatur (Schweiz)]]
[[Kategorie:Kinder- und Jugendliteratur]]
[[Kategorie:Übersetzer aus dem Altgriechischen]]
[[Kategorie:Übersetzer aus dem Aramäischen]]
[[Kategorie:Übersetzer aus dem Französischen]]
[[Kategorie:Übersetzer aus dem Hebräischen]]
[[Kategorie:Übersetzer ins Deutsche]]
[[Kategorie:Evangelist (Prediger)]]
[[Kategorie:Bibelübersetzer ins Deutsche]]
[[Kategorie:Person (Mülhausen)]]
[[Kategorie:Sachbuchautor (Theologie)]]
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Aktuelle Version vom 15. Juli 2025, 19:28 Uhr

Franz Eugen Schlachter

Franz Eugen Schlachter (* 28. Juli 1859 in Mülhausen; † 12. Januar 1911 in Bern) war ein Schweizer Erweckungsprediger, Schriftsteller, Gemeindeleiter und der Übersetzer der Schlachter-Bibel. Schlachters Protestantismus war vor allem von der Heiligungsbewegung und dem erweckten Pietismus geprägt.

Franz Eugen Schlachter wurde als Sohn des Kaufmanns Joseph Franz Schlachter und seiner Ehefrau Elisabeth geb. Faesch in Mülhausen im Elsass als jüngstes von drei Kindern geboren. Die Familie Schlachter war wohnhaft in Altkirch im Elsass und zog später in die Schweiz nach Basel, wo Franz Eugen 1883, wie sein Vater schon 1873, das Schweizer Bürgerrecht erhielt. Hier besuchte er die Volksschule und später zeitweise auch das Gymnasium, das er jedoch ohne Matura vorzeitig verliess. Beruflich wird von einer gewerblichen Lehre als Glaser mit kaufmännischer Zusatzausbildung berichtet.

Im Oktober 1878 begann er an der Evangelischen Predigerschule Basel eine theologische Ausbildung. Es handelte sich um eine freie Predigerschule mit altsprachlicher Ausrichtung unter der Leitung von Wilhelm Arnold-Rappard, einem Schwager des Missionars Carl Heinrich Rappard. Hier wurde er von der Theologie von Johann Tobias Beck geprägt, die den geistlichen Hintergrund der Predigerschule bildete. Während dieser Studienzeit trieb Schlachter das am Gymnasium begonnene Studium der Altsprachen (Altgriechisch/Hebräisch/Lateinisch) weiter. Er las das Neue Testament im altgriechischen Grundtext und ging das Alte Testament im Hebräischen durch. Im März 1882 schloss er die Ausbildung mit dem Examen ab.

Im selben Jahr berief ihn die Evangelische Gesellschaft des Kantons Bern als Prediger und Mitarbeiter des deutschen Evangelisten Elias Schrenk, der damals für die Evangelische Gesellschaft tätig war. Sein Arbeitsgebiet umfasste Bern, Schönbühl, Thun und das nahegelegene Steffisburg. Schlachter arbeitete als Evangelist. Anna von Wattenwyl stand ihm in der Anfangszeit als Mitarbeiterin in der Seelsorgearbeit zur Seite. Als sich Schlachter 1884 in Thun als Erwachsener von einem Prediger der Freien Evangelischen Gemeinde Thun taufen liess, gab es Irritationen mit der Evangelischen Gesellschaft, die aber beigelegt werden konnten.

Schlachter war von der Heiligungsbewegung unter Robert Pearsall Smith geprägt, zu der er bereits als Konfirmand in Basel ersten Kontakt pflegte. 1884 lernte er bei einem Englandaufenthalt die Evangelisten Dwight Lyman Moody und Charles Haddon Spurgeon kennen. Schlachter wohnte in England beim Endzeitpropheten Michael Paget Baxter.

Von 1890 bis 1907 war er als Prediger der Evangelischen Gesellschaft (heute Evangelisches Gemeinschaftswerk) in Biel tätig. In dieser Zeit entstanden seine Bibelübersetzung und die Miniaturbibel. Er war auch massgeblich daran beteiligt, dass 1893 in Biel die Evangelische Kapelle, ein grosser, kirchenähnlicher Versammlungssaal, gebaut wurde. Hierzu hatte Schlachter einen Kapellbauverein gegründet, dessen Präsident er war.

Ab 1907 übernahm er die Predigerstelle an der Freien Evangelischen Gemeinde in Bern, zuerst kommissarisch und ab 1908 dann fest. Hier trieb er an der evangelischen theologischen Fakultät der Universität Bern sein Studium der altorientalischen Sprachen weiter und belegte drei Semester Syrisch und Arabisch.

Schlachter war seit 1885 verheiratet mit Maria geb. Jakob, der Tochter des Berner Landarztes Johann Jakob aus Dieterswil und seiner Ehefrau Magdalena geb. Bucher. Er hatte zwei Töchter, Maria und Elisabeth, verheiratete Baumann, und zwei Söhne, Theodor Wilhelm und Samuel.

Nach einer schweren Magenerkrankung und einer Operation im Berner Spital «Salem» verstarb Franz Eugen Schlachter am 12. Januar 1911 und wurde am 14. Januar 1911 auf dem Berner Schosshaldenfriedhof beigesetzt.

Veröffentlichungen

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Schlachter gab ab 1888 eine «erbauliche» Zeitschrift namens Brosamen von des Herrn Tisch heraus. Es handelte sich um eine 16-seitige Monatszeitschrift im DIN-A5-Format, das später in ein Folio-Format geändert wurde. Diese Zeitschrift war eine Mischung aus Evangeliumsblatt, Fachzeitschrift bzw. lexikalischer Schrift und Nachrichtenblatt. Die «Brosamen» erlebten bereits im 2. Jahr eine Auflage von 3000 Exemplaren. Schlachter blieb bis 1907 deren Redaktor. Der Brosamen-Verlag wurde später von Karl-Hermann Kauffmann im Gedenken an Schlachters Werk neu gegründet.

Weitere Schriften:

Bibelübersetzung

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Miniaturbibel

Schlachters Hauptwerk ist die Übersetzung der Bibel ins Deutsche, welche er während seiner Zeit als Prediger der Evangelischen Gesellschaft (heute Evangelisches Gemeinschaftswerk) in der Stadt Biel vornahm. Er hatte 1893 das Buch Hiob übersetzt und herausgegeben, an dem er insgesamt zehn Jahre gearbeitet hatte. Er folgten weitere Teile der Bibel als Einzelhefte, z. B. ab 1901 das Buch Jesaja. Schlachter benutzte eine ältere Ausgabe der Zürcher Bibel. 1902 erschien zuerst das Neue Testament. 1905 wurde dann die gesamte Miniaturbibel veröffentlicht. Der Stil war ähnlich der Lutherbibel, wies aber auch Parallelen zur o. g. alten Zürcher Bibel auf. Ausdrücke wie «Disputiergeist dieser Welt», «Kapital», «dem Tode das Handwerk gelegt», «ein Verkappter» usw. fanden sich nur in dieser Bibelausgabe. In Hiob 8,11–19 und im Neuen Testament übersetzte er einzelne Passagen bzw. Verse in Gedichtform. Eine Besonderheit dieser Ausgabe war, dass der Text fortlaufend gesetzt war und nur bei neuen Sinnabschnitten unterbrochen wurde. Die Bibel war nur 1–1,2 cm dick und hatte ein länglich handliches Format mit nur 728 Seiten, so dass es in jede Jackentasche passte. Sie war eine verbreitete Ausgabe in den südlichen deutschsprachigen Gebieten, wie der Schweiz, dem Elsass und Schwaben. Später gab es dann eine Grossdruckausgabe, die so genannte Hausbibel (1907), und eine Handbibel (1908) mit grösserem Druckbild. Die Miniaturbibel erlebte in den ersten zwei Jahren sechs Auflagen. In den ersten acht Jahren wurden ca. 17'000 Bibeln verkauft. Schlachter hatte auch ein Verkaufs-Depot in den USA und in Russland. Von der grossen Hausbibel findet man heute noch vereinzelt Exemplare in der Schweiz und in den USA, wohingegen die Handbibel von 1908 selten zu finden ist.

Die Schlachter-Bibel nach Schlachters Tod

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Nach Schlachters Tod wurde die Miniaturbibelgesellschaft aufgelöst. Johannes Schergens (1855–1919) gab eine Revision der Schlachter-Bibel in Auftrag. Sie wurde von den Schweizer Pfarrern Karl Linder (1861–1931) und Ernst Kappeler (1865–1936) im Auftrag von Schergens durchgeführt und erschien 1913 zuerst als Handbibel, dann auch als Miniaturbibel. 1918 übernahm die Württembergische Bibelanstalt diese Ausgabe der Schlachter-Bibel. Sie erlebte insgesamt sieben Auflagen (bis 1952). Es existiert noch eine weitere Ausgabe, die zwischen 1960 und 1965 erschien, in der aber keine Auflage genannt wird.

1945 verteilte die englische Scripture Gift Mission Hunderttausende von leicht überarbeiteten Neuen Testamenten der Miniaturbibel von 1905 als Sonderdruck unter die deutschen Kriegsgefangenen in den englischen Gefangenenlagern. Die Genfer Bibelgesellschaft druckte diese Sonderauflage mit Zustimmung von Frau Schlachter. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schlachter-Bibel 1951 von der Genfer Bibelgesellschaft neu herausgegeben, als Neubearbeitung der alten Miniaturbibel von 1905. Auch diese Bibel erlebte als Hand-, Taschen-, und Hausbibel mehrere Auflagen.

Ein zwischenzeitlich durchgeführter Revisionsversuch wurde abgebrochen und führte zur Neuen Genfer Übersetzung bzw. 1976 zu einer Sonderauflage des Johannesevangeliums. 1995 begann dann in Albstadt eine grundlegende Revision der Ausgabe von 1951, die im Jahr 2002 abgeschlossen wurde. So liegt jetzt die revidierte Schlachter-Bibel 2000 vor (reformatorischer Grundtext, sinngemäss sehr grundtextgenau, erbauliches gutes Deutsch). Seit November 2003 liegt eine zusätzliche Studienausgabe mit ca. 100'000 Parallelstellen, einem reichhaltigen Anhang und vielen sachlichen Fussnoten vor. Diese Studienausgabe gibt es auch in Form einer Taschenbibel. 2004 folgte eine Miniaturausgabe, allerdings im Perl-Bibel-Format. Seit 2009 gibt es eine Sonderausgabe Russisch-Deutsch, mit dem russischen Synodaletext in der ersten Spalte und dem deutschen Schlachter-Text in der Parallel-Spalte. 2015 wurde eine Verteilausgabe gedruckt, die sogenannte «Kaffeebibel».[1] Eine grosse Konkordanz zur Schlachter 2000 ist Ende September 2015 erschienen.

Geistlicher Einfluss

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Schlachter war wohl eine der fruchtbarsten Persönlichkeiten der Schweizer Heiligungsbewegung bzw. der Erweckungsbewegung. Durch die Miniaturbibel reichte sein Einfluss weit über die Schweiz hinaus. Auch die Übersetzung der zwei Bände von Pater Chiniquys Erlebnissen und des Folgebandes Der Beichtstuhl bzw. des Buches Jarousseau, der Pfarrer der Wüste waren wichtige Beiträge zur geistlichen Auseinandersetzung des Protestantismus mit dem Katholizismus. Sein grösster direkter Einfluss geschah aber durch die Herausgabe seiner Zeitschrift Brosamen von des Herrn Tisch, durch die er Teile der Berner Landbevölkerung sowohl geistlich als auch sozial und kulturell prägte. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren seine Broschüren Resli, der Güterbub und der Prediger der Wüste in Deutschland verbreitet. In neuerer Zeit ist er als Person eher in Vergessenheit geraten, wohingegen sich seine Bibel weiterhin eines grossen Leserkreises erfreut. 2007 erschien eine kurze Biographie von Schlachter, 2010 eine ausführliche Fassung mit 100 Bildern.

  • Rudolf Dellsperger, Markus Nägeli, Hansueli Ramser: Auf dein Wort. Berchtold Haller, Bern 1981.
  • Karl-Hermann Kauffmann: Franz Eugen Schlachter und die Heiligungsbewegung (Biographie unter Bezugnahme auf das geistliche Umfeld Schlachters und mit einer kurzen Geschichte der Schlachter-Bibel, ausführliche Fassung mit 100 Abbildungen. Gedenkschrift zum Jubiläum «100 Jahre Schlachter-Bibel»). Eigenverlag Freie Brüdergemeinde, Albstadt 2005 / Brosamen-Verlag, Albstadt 2010, ISBN 978-3-00-046811-7.
  • Karl-Hermann Kauffmann: Franz Eugen Schlachter, ein Bibelübersetzer im Umfeld der Heiligungsbewegung. Johannis, Lahr 2007, ISBN 978-3-501-01568-1.
  • Karl-Hermann Kauffmann: Schlachter, Franz-Eugen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 21, Bautz, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-110-3, Sp. 1360–1362.
  • Emil Kocher: Gott allein die Ehre. Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft, Bern 1931.
  • Christoph Ramstein: Die Evangelische Predigerschule in Basel: Die treibenden Kräfte und die Entwicklung der Schule. Peter Lang, Bern 2001, ISBN 3-906765-93-8.
  • Franz Eugen Schlachter: Ein Besuch in London (Broschüre, Zusammenfassung von drei Artikeln aus den «Brosamen von des Herrn Tisch»). Freie Brüdergemeinde, Albstadt 2006 / Brosamen-Verlag, Albstadt 2013.
  • Walter Wieland: Franz Eugen Schlachter. Ein Beitrag zur Geschichte und Theologie der Gemeinschaftsbewegung im Kanton Bern. Edition Neues Land, Grünenmatt s. a. zugleich: Universität Bern, Akzessarbeit, 1982.
  • Gottfried Wüthrich: Franz Eugen Schlachter – sein Leben und Wirken. Genf, 16. März 2002 (Manuskriptdruck).
  • Correspondenzblatt der A.P.S.: 1. Jahrgang, Nr. 12, Nov. u. Dez. 1889; 3. Jahrgang, Nr. 2, März 1891; 8. Jahrgang, III. Beilage zu Nr. 7 des Correspondenzblattes der A.P.S. Conferenz in Basel 9.–12. Juli 1896, Referat von Franz Schlachter über «Eine wiedererweckte Gabe.» – Beilage zum Achten Jahrgang, Nr. 7, Juli 1896, Discussion zu den Referaten von F. Schlachter und F. Bann; 13. Jahrgang, Nr. 3, März 1901; 20. Jahrgang, Nr. 9, September 1908; 22. Jahrgang, Nr. 1, Januar 1910.

Franz Eugen Schlachter, Prediger und Bibelübersetzer. Ein Hörspielbuch für Erwachsene von Christian Mörken, SCM Hänssler, Holzgerlingen 2014.

Einzelnachweise

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  1. Die Bibel – Gott spricht. Heute. 10er Paket (Memento vom 2. Mai 2019 im Internet Archive). In: SCM-Shop.de.