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„Ägina“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|beschreibt die griechische Insel und Gemeinde. Zu weiteren Bedeutungen siehe [[Aigina (Begriffsklärung)]].}}
[[Bild:Glypto aegina.JPG|thumb|right|Relief vom Aphaia-Tempel auf Aigina. Darstellung der [[Athene]], Glyptothek München]]


{{Infobox Insel
'''Aigina''' ([[Neugriechisch|neugriechisch:]] Αίγινα), auch als ''Aegina'', ''Égina'', ''Ägina'' oder [lautlich heute korrekt] ''Äjina'' [[Transskription|transskribiert]]; [[Altgriechische Sprache|altgriechisch]] für „Ziegeninsel“) ist eine [[Griechenland|griechische]] [[Insel]] im [[Saronischer Golf|Saronischen Golf]]. Aigina hat ca. 9.500 Einwohner. Der Hauptort (5000 Einwohner) heißt wie die Insel selbst.
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|NAME=Ägina
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|BILD1-TEXT=Luftaufnahme von Ägina 2014
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|GEWAESSER=[[Saronischer Golf]]
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{{Infobox Kallikratis-Gemeinde Griechenland
== Geographie ==
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|Name=Gemeinde Ägina
|Name-el=Δήμος Αίγινας (Αίγινα)
|Region=[[Attika (griechische Region)|Attika]]
|Regionalbezirk=[[Inseln (Regionalbezirk Attikas)|Inseln]]
|Fläche=88.833
|Einwohner=13056
|Einwohnerquelle=2011<ref name="VZ2011">[https://www.statistics.gr/documents/20181/1210503/resident_population_census2011rev.xls Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ)] (Excel-Dokument, 2,6&nbsp;MB)</ref>
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|Sitz= Ägina
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'''Ägina''' ({{elS|Αίγινα|Egina|neu=1|IPA=ˈɛʝina}} {{F.Sg.}}, {{grcS|Αἴγινα|Aigina|de=Ziegeninsel|variant=alt}}, {{laS|''Aegina''}}) ist eine [[Griechenland|griechische]] Insel im [[Saronischer Golf|Saronischen Golf]] im Westen der [[Ägäis]], der auch Golf von Ägina genannt wird. Die Insel liegt 25&nbsp;km südwestlich von [[Athen]]. Die Gemeinde (δήμος, ''[[Demos|dímos]]'') Ägina hat rund 13.500 Einwohner. Der Hauptort der Insel mit knapp 8000 Einwohnern heißt ebenfalls Ägina.
Aigina gehört zu den [[Saronische Inseln|Saronischen Inseln]] im gleichnamigen Golf zwischen [[Attika]] im Norden und der [[Argolis]] im Süden. Aigina hat eine Fläche von 83 km<sup>2</sup>. Die höchste Stelle der Insel, der Berg ''Óros'' (oder ''Profíti Elías'') erhebt sich 532 m über NN.


== Geografie und Geologie ==
Geologisch gesehen ist Aigina dreigeteilt und besteht aus einem [[Kreide (Geologie)|kretazischen]] Kalksteinsockel, der sich als Faltenzug von Südwesten nach Nordosten zieht (von der Nachbarinsel Moni bis zum Berg Parliagos), einem [[Quartär|Quartären]] Vulkankomplex, sowie [[Neogen|Neogenen]] Flachwassersedimenten. Der Vulkanismus ist nicht historisch aktiv, wenngleich nicht erloschen: Aigina zählt zu den aktiven [[Vulkan|Vulkanen]] des ''Ägäischen Inselbogens'' ([[Methana]], [[Poros (Insel)|Poros]], [[Milos]], [[Santorin]], [[Kos]], [[Giali]], und [[Nisyros]]). Aigina hat im Kartenbild die ungefähre Form eines nach Süden spitzen [[gleichseitiges Dreieck|gleichseitigen Dreiecks]], dessen Südliche Hälfte von hartem Vulkanischen [[Lava|Lavagestein]] bedeckt ist.
Ägina gehört zu den [[Saronische Inseln|Saronischen Inseln]] im gleichnamigen Golf, der im Norden von [[Attika (Landschaft)|Attika]] (Umland von Athen) und im Süden von der [[Argolis]] (östlicher Peloponnes) begrenzt wird. Die Insel hat eine Fläche von etwa 87&nbsp;km². Die höchste Erhebung ist mit {{Höhe|532}}<ref>Yannoulis 1992, S. 58</ref> der Berg [[Oros (Berg)|Oros]].


Geologisch ist Ägina dreigeteilt. Es besteht aus einem [[Kreide (Geologie)|kretazischen]] Kalksteinsockel, der sich als niedriges Faltengebirge von der Nachbarinsel Moni im Südwesten bis zum Berg Parliagos im Nordosten zieht, ferner einem [[Quartär (Geologie)|quartären]] Vulkankomplex und [[neogen]]en Flachwassersedimenten. Die Insel bildet ungefähr die Form eines nach Süden spitz zulaufenden Dreiecks, dessen südliche Hälfte mit hartem [[Lava]]gestein bedeckt ist. Ägina zählt neben [[Methana]], [[Poros (Insel)|Poros]], [[Milos]], [[Santorin]], [[Kos]], [[Giali]] und [[Nisyros]] zu den aktiven [[Vulkan]]en des ''[[Kykladenbogen|Ägäischen Inselbogens]]''.
Die Vegetation und Böden folgen der geologischen Vorgabe, der Süden ist steinig-karg und wenig bewaldet, wobei der Norden relativ dicht besiedelt ist und fruchtbare Böden zum Ackerbau auweist - abgesehen von einigen küstennahen Tälern, in denen auch im Südteil [[Pistazie|Pistazien]], [[Olive|Oliven]] und [[Wein|Wein]] angebaut werden. Ein zentrales fruchtbares Tal erstreckt sich vom Hauptort im Westen bis zum Ort ''Mesagros''. Ein kleiner Bergzug teilt dieses Tal von einer fruchtbaren, sanft nach norden zum Meer abfallenden Ebene. Aigina hat kaum natürliche Frischwasservorkommen.

Die [[Vegetation]] und die Böden entsprechen den geologischen Verhältnissen. Der Süden ist steinig, karg und wenig bewaldet, der Norden weist eine relativ dichte Besiedlung und fruchtbare Böden auf. In einigen küstennahen Tälern, auch im Südteil, werden [[Pistazie]]n, [[Olivenbaum|Oliven]] und [[Wein]] angebaut. Ein fruchtbares Tal erstreckt sich von der Stadt Ägina im Nordwesten gen Osten durch das Inland bis nach ''Mesagros''. Ein kleiner Bergzug trennt dieses Tal von einer sanft nach Norden zum Meer abfallenden fruchtbaren Ebene. Ägina hat kaum natürliche Frischwasservorkommen.


== Klima ==
== Klima ==
Das Klima ist mild und die Niederschläge gering. Sommertemperaturen können Mitte August bis zu 50°C im Schatten erreichen, im Winter fällt in manchen Jahren in den Bergregionen vereinzelt aber selten sogar Schnee. Dies und die Nähe zum [[Attika|attischen]] Festland machen die Insel traditionell zur klassischen Sommerresidenz wohlhabender Athener.
Das Klima ist mild und es gibt wenig Niederschläge. Im Sommer kann es teils sehr heiß werden, im Winter fällt in manchen Jahren (zum Beispiel 2015) vereinzelt in den Bergregionen Schnee. Die klimatischen Bedingungen und die Nähe zum attischen Festland ließen die Insel zur [[Sommerresidenz]] wohlhabender Athener werden.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der Name der Insel soll auf die Sage von der Nymphe [[Aigina]] zurückgehen, die auf der Insel, die damals ''Oinone'' oder ''Oinopia'' hieß, ihren von [[Zeus]] gezeugten Sohn [[Aiakos]] zur Welt gebracht hat.<ref>''[[Bibliotheke des Apollodor]]'' 3,12,6</ref>


Ägina war seit dem 3. Jahrtausend v.&nbsp;Chr. bewohnt; offenbar bestanden enge Beziehungen zur [[Minoische Kultur|minoischen Kultur]] auf Kreta. Zwischen dem 12. und dem 10.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. wurde die Insel von der Bevölkerung aufgegeben, um 950&nbsp;v.&nbsp;Chr. aber – vermutlich durch Siedler aus [[Epidauros]] – wieder kolonisiert. Sie entwickelte sich zum bedeutenden Handelsplatz. Ihre Blütezeit hatte die Insel um 650 in der [[Archaik|archaischen]] Epoche Griechenlands. Damals prägte die [[Polis]] Ägina als erste Stadt im griechischen Mutterland Münzen. Dass diese den Handel erleichtern, hatten die Ägineten von den Ioniern gelernt. Die Münzen wurden nach ihrem Motiv Schildkröten genannt, sie waren bis 450&nbsp;v.&nbsp;Chr. über einen großen Teil des [[Mittelmeer]]raums verbreitet, äginetische Handelsschiffe kamen bis nach [[Spanien]], [[Ägypten]] und zum [[Schwarzes Meer|Schwarzen Meer]]. Nach [[Etrurien]] hatte im 6.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. der von [[Herodot]] als besonders reicher äginetischer Händler erwähnte<ref>Herodot, ''[[Historien des Herodot|Historien]]'' 4,152</ref> [[Sostratos von Ägina|Sostratos]] enge Verbindungen. Möglicherweise hat er einst einen beim etruskischen [[Tarquinia]] gefundenen Marmoranker dem „Apoll von Ägina“ [[Weihegeschenk|geweiht]]. In Etrurien fand man zahlreiche Stücke attischer Keramik aus der zweiten Hälfte des 6.&nbsp;Jahrhunderts mit der Signatur ''SO'', die vermutlich Handelsgut des Sostratos waren. Ab 450&nbsp;v.&nbsp;Chr. sank mit wachsender Macht Athens die Bedeutung der Insel im Seehandel und die Seeschildkröte auf den Münzen wurde 404&nbsp;v.&nbsp;Chr. wegen dieser Entwicklung durch die Landschildkröte ersetzt.
Der Name der Insel geht nach der [[Griechische Mythologie|Sage]] auf die Nymphe [[Aigina (Nymphe)|Aigina]] zurück, die auf der bis dahin Oinone genannten Insel ihren Sohn [[Aiakos]] von [[Zeus]] zur Welt gebracht haben soll.


[[Datei:Εμπορικό Καλντερίμι στην Αίγινα.jpg|mini|links|Straße in der Altstadt von Ägina]]
Aigina war bereits im 3. und 2.&nbsp;Jahrtausend v.&nbsp;Chr. bewohnt. Seine Blütezeit kam in der [[Archaik|archaischen]] Phase der griechischen Geschichte, in der die aus [[Epidauros]] auf die Insel gekommenen Bewohner Aiginas als Händler und Seefahrer berühmt waren. Aigina war die erste Stadt im griechischen Mutterland, die eigene Münzen prägte; sie wurden nach ihrem Motiv, dem aiginetischen Wappentier, „Schildkröten“ benannt und waren von sprichwörtlicher Bekanntheit.
Angesichts der Bedrohung Griechenlands durch das sich immer mehr ausbreitende [[Perserreich]] im 5.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr. zeigte sich Ägina im Interesse der eigenen Handelsposition der Großmacht gegenüber konziliant. Diese perserfreundliche Haltung, die es in Gegensatz zu Athen brachte, revidierte Ägina, nachdem die attische Stadt von den Persern besetzt worden war, und stellte sich bei der [[Schlacht von Salamis]] auf die Seite der Griechen. Aufgrund seiner Seeerfahrung trug es wesentlich zum Sieg über die Perser bei.


Dennoch überfiel Athen, das der wirtschaftlichen Konkurrenz Äginas ein Ende setzen wollte, um 460&nbsp;v.&nbsp;Chr. seine Flotte und zwang die Insel 456&nbsp;v.&nbsp;Chr. zur Kapitulation. Ägina wurde gezwungen, dem [[Attischer Seebund|Attischen Seebund]] beizutreten und musste hohe Tribute an Athen zahlen. „Der Dorn im Auge des Piräus“, wie [[Perikles]] den Inselrivalen nannte<ref>[[Aristoteles]], ''[[Rhetorik (Aristoteles)|Rhetorik]]'' 3,10,7; [[Plutarch]], ''Perikles'' 8,5; Plutarch, ''Sprüche von Königen und Feldherrn'' 42</ref>, war ausgerissen. Mit Beginn des [[Peloponnesischer Krieg|Peloponnesischen Krieges]] 431&nbsp;v.&nbsp;Chr. wurden die meisten Einwohner vertrieben und durch attische Kolonisten ersetzt, da Athen fürchtete, Ägina könne die [[Sparta]]ner unterstützen. Die ursprünglichen Bewohner konnten nach Ende des Krieges 404 v.&nbsp;Chr. zurückkehren, Ägina erlangte aber nie mehr seine alte Bedeutung, auch wenn die Insel später wiederholt von römischen Kaisern besucht werden sollte.
Die Handelsbeziehungen des archaischen Aigina erstreckten sich über den größten Teil der [[Mittelmeer]]<nowiki></nowiki>welt bis ins [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]], nach [[Ägypten]] und [[Spanien]]. Eng waren zum Beispiel die Verbindungen nach [[Etrurien]]: Der nach dort verkehrende aiginetische Händler [[Sostratos]] wird von [[Herodot]] erwähnt. Außerdem kennen wir von ihm ein [[Weihegeschenk]] in der etruskischen Stadt [[Tarquinia]]. Zahlreiche Werke der attischen Keramik, die nach Etrurien eingeführt wurden und in die zweite Hälfte des 6.&nbsp;Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. datiert werden, sind mit seiner Signatur SO versehen.


1537 traf Ägina ein verheerender Schlag. Der Pirat [[Khair ad-Din Barbarossa]] zerstörte im türkisch-venezianischen Krieg die Insel, tötete nahezu alle Männer und entführte 6000 Frauen und Kinder, um sie auf den Sklavenmärkten des Orients zu verkaufen. Im Jahr 1828 (am 26. Januar) wurde [[Ioannis Kapodistrias]], der erste Präsident des freien Griechenlands, auf Ägina vereidigt. Vom 12. Januar bis zum 3. Oktober 1828 war Ägina [[Hauptstadt]] des neuen Staates, dann übernahm [[Nafplio]] diese Aufgabe. In Ägina wurden 1829 die ersten Münzen der Republik geprägt.
Zu Beginn des 5.&nbsp;Jahrhunderts v.&nbsp;Chr. geriet Aigina in kriegerische Auseinandersetzungen mit dem benachbarten [[Athen]], die durch die [[Perserkriege]] zeitweilig unterbrochen wurden. Die Insel wurde [[456 v. Chr.]] gezwungen, dem [[Attischer Seebund|Attischen Seebund]] beizutreten, und musste hohe Tribute nach Athen abführen. Mit Beginn des [[Peloponnesischer Krieg|Peloponnesischen Krieges]] [[431 v. Chr.]] wurden die Einwohner vertrieben und durch attische Kolonisten ersetzt. Die ursprünglichen Bewohner konnten nach Ende des Krieges [[404 v. Chr.]] zurückkehren, Aigina erhielt aber nie mehr seine alte Bedeutung zurück.


Viele Sieger sportlicher Wettkämpfe des Altertums stammten aus Ägina, wie die Oden [[Pindar]]s<ref>Pindar, ''Olympische Oden'' 8; ''Pythische Oden'' 8; ''Nemeische Oden'' 3; 4; 5; 6; 7; 8; ''Isthmische Oden'' 5; 6; 8</ref> und das Werk des [[Pausanias]] bezeugen.
Für kurze Zeit (vom [[12. Januar]] bis [[3. Oktober]] [[1828]]) war Aigina die Hauptstadt des modernen Griechenland.

== Persönlichkeiten ==

* ''[[Aigina_(Nymphe)|Aigina]]'', Nymphe der griechischen Mythologie.
* Die ''[[Myrmidonen]]'', die unter [[Achilles]]' Führung als erste die Strände Trojas stürmten, kamen laut Homer von dieser Insel. Sie gelten als erste [[Spezialeinheit]] der Weltgeschichte.
* ''[[Aiakos]]'', der Sage nach Sohn des [[Zeus]] und der Nymphe Aigina, Großvater der griechischen Sagenhelden Achilles und [[Ajax der Große|Ajax]], König der Insel und Herrscher über die Myrmidonen.
* ''[[Paul von Aegina]]'', bekanntester griechischer Arzt des [[Byzantinisches Reich|byzantinischen Reichs]].
* ''[[Nektarios von der Pentapolis]]'', Mönch und jüngster [[Heiliger]] der Griechisch-Orthodoxen Kirche.
* ''[[Nikos Kazantzakis]]'', der wohl bekannteste griechische Schriftsteller der Neuzeit, lebte von [[1936]] bis [[1948]] in seinem Haus auf der Insel (an der Küstenstraße, nur wenige hundert Meter vom Leuchtturm an der Nordwestecke der Insel) und schrieb hier bekannte Werke wie ''[[Alexis Sorbas]]''.


== Sehenswürdigkeiten ==
== Sehenswürdigkeiten ==
<gallery>
Aegina - Temple of Aphaia 03.jpg|Ruinen des Aphaia-Tempels (2014)
Markellos tower Aegina Greece.jpg|Markelos-Turm, erbaut um 1802
</gallery>
Bekannteste Sehenswürdigkeit der Insel Ägina ist der spätarchaische [[Aphaiatempel|Tempel der Hauptgöttin Aphaia]], der 13&nbsp;km östlich des Hauptorts auf einem Hügel steht. Er wurde nur etwa 50 Jahre nach einem Vorgängerbau um 500&nbsp;v.&nbsp;Chr. neu errichtet. Seine Giebelfiguren, in der [[Klassische Archäologie|Archäologie]] als ''Aigineten'' bekannt, wurden 1812 an den [[Bayern|bayerischen]] Kronprinzen [[Ludwig I. (Bayern)|Ludwig]] verkauft und befinden sich seitdem in der [[Glyptothek (München)|Glyptothek]] in [[München]]. Das Grabungsmuseum beim Aphaia-Tempel enthält die wichtigsten Funde der deutschen [[Ausgrabung]]en im Tempelgelände, die 1988 abgeschlossen wurden.


Überreste aus der Antike gibt es auch im Hauptort Ägina (Grabung Aigina-Kolona) (prähistorische Siedlung mit mächtiger [[Ringmauer|Umfassungsmauer]], archaisch-klassisches Heiligtum mit Säule eines [[Apollontempel (Ägina)|Apollontempels]], Grabhügel aus dem 6.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.) und auf dem Gipfel des Óros ([[Mykenische Kultur|mykenische]] Stadtanlage, Zeusheiligtum aus dem 5.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.). Im Grabungsgelände Aigina-Kolona befindet sich auch ein Museum mit den dort gemachten, vor allem prähistorischen Funden. Hier befindet sich auch das Bodenmosaik der [[Synagoge von Ägina]].
[[Bild:Temple_in_aegina_model_in_glyptothek_munich.jpg|thumb|Modell des Tempels in der [[Glyptothek (München)|Glyptothek München]]]]Bekannteste Sehenswürdigkeit der Insel Aigina ist der spätarchaische [[Aphaiatempel|Tempel der Hauptgöttin Aphaia]], der 13&nbsp;km östlich des Hauptorts auf einem Hügel steht. Er wurde nur etwa 50 Jahre nach einem Vorgängerbau um 500&nbsp;v.&nbsp;Chr. neu errichtet. Seine Giebelfiguren, in der [[Klassische Archäologie|Archäologie]] als „[[Aiginet]]en“ bekannt, wurden [[1812]] an den [[Bayern|bayerischen]] Kronprinzen [[Ludwig I. (Bayern)|Ludwig]] verkauft und befinden sich seitdem in der [[Glyptothek]] in [[München]].
Das Grabungsmuseum beim Aphaia-Tempel enthält die wichtigsten Funde der deutschen [[Ausgrabung]]en im Tempelgelände, die [[1988]] abgeschlossen wurden.


Im Inselinneren, an der Straße von Ägina nach Agia Marina, liegt die neue ''Agios Nektarios''-Kuppelkirche ({{Coordinate|text=/|NS=37/44/49/N|EW=23/29/4/E|type=landmark|region=GR|name=Agios Nektarios}}). Sie wurde zu Ehren des jüngsten orthodoxen Heiligen [[Nektarios von der Pentapolis]] errichtet. Direkt hinter der Kirche liegt das Kloster ''Agios Nektarios'', in dem die Kammer, die Nektarios seit seiner Pensionierung bis zu seinem Tod bewohnte, besichtigt werden kann.
Überreste aus der Antike gibt es auch im Hauptort Aigina (Grabung Aigina-Kolona) (prähistorische Siedlung mit mächtiger [[Umfassungsmauer]], archaisch-klassisches Heiligtum mit Säule eines [[Apollon|Apollo]]<nowiki></nowiki>tempels, Grabhügel aus dem 6.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.) und auf dem Gipfel des Óros ([[Mykenische Kultur|mykenische]] Stadtanlage, Zeusheiligtum aus dem 5.&nbsp;Jahrhundert v.&nbsp;Chr.). Im Grabungsgelände Aigina-Kolona befindet sich auch ein Museum mit den dort gemachten, v.&nbsp;a. prähistorischen Funden.


Etwa 500&nbsp;m von der ''Agios Nektarios''-Kuppelkirche entfernt liegt der verlassene Ort ''Paleochora''. ''Paleochora'' war im Mittelalter die Hauptstadt von Ägina, die zum Schutz vor Piraten im Landesinneren lag. Um 1800 wurde ''Paleochora'' verlassen. Während die Häuser des Ortes zerfielen, blieben 32 Kirchen, hauptsächlich aus dem 13. und 14.&nbsp;Jahrhundert, erhalten.
Im Inselinneren, an der Straße von Aigina nach [[Agia Marina]], liegt die neue ''Agios Nektarios''-Kuppelkirche. Sie wurde zu Ehren des jüngsten orthodoxen Heiligen [[Nektarios von der Pentapolis]] errichtet. Direkt hinter der Kirche liegt das Kloster ''Agios Nektarios'', in dem die Kammer, die Nektarios seit seiner Pensionierung bis zu seinem Tod bewohnte, besichtigt werden kann.


== Wirtschaft und Infrastruktur ==
Etwa 500&nbsp;m von der ''Agios Nektarios'''-Kuppelkirche entfernt liegt der verlassene Ort ''Paliochora''. ''Paliochora'' war im Mittelalter die Hauptstadt von Aigina, die zum Schutz vor Piraten im Landesinneren lag. Um 1800 wurde ''Paliochora'' verlassen. Während die Häuser des Ortes zerfielen, blieben 32 Kirchen, hauptsächlich aus dem 13. und 14.&nbsp;Jahrhundert, erhalten.
[[Datei:Aegina port.jpg|mini|hochkant=2.5|Hafen von Ägina]]
Schwerpunkt der Landwirtschaft auf der Insel ist der Anbau von [[Pistazie]]n: 3–5 % der Welternte stammen von Ägina. Daneben spielt der Tourismus eine zunehmende Rolle; touristischer Hauptort ist Agia Marina.


== Wirtschaft ==
== Persönlichkeiten ==
* [[Androsthenes von Aigina]] (4. Jahrhundert v. Chr.), kynischer Philosoph
* [[Paulos von Aigina]] (vermutet wird 625–690), bekanntester griechischer Arzt des [[Byzantinisches Reich|byzantinischen Reichs]].
* [[Athanasia von Ägina]] (um 790–um 860), heilige Nonne.
* [[Nektarios von der Pentapolis]] (1846–1920), Mönch und [[Heiliger]] der Griechisch-Orthodoxen Kirche.
* [[Ioannis Kapodistrias]] (1776–1831), erster [[Ministerpräsident]] von Griechenland, regierte Griechenland von seinem privaten Wohnhaus in der Inselhauptstadt aus von 1828 bis 1829, ehe die Hauptstadt nach [[Nafplio]] verlegt wurde.
* [[Nikos Kazantzakis]] (1883–1957), der wohl bekannteste griechische Schriftsteller der Neuzeit, lebte von 1936 bis 1948 in seinem Haus auf der Insel (an der mittlerweile nach ihm benannten Küstenstraße, nur wenige hundert Meter vom Leuchtturm an der Nordwestecke der Insel) und schrieb hier bekannte Werke wie ''[[Alexis Sorbas]]''.


== Siehe auch ==
Schwerpunkt der Landwirtschaft auf der Insel ist der Anbau von [[Pistazie]]n. Daneben spielt der Tourismus eine zunehmende Rolle. Touristischer Hauptort ist Agia Marina.
* [[Liste griechischer Inseln]]
* [[Liste der Gemeinden Griechenlands]]


==Literatur==
== Literatur ==
* Dietrich, V., Gaitanakis, P., Mercolli, I., & Oberhaensli, R. (1991). ''Geological map of Greece: Aegina Island.'' 1:25 000. Zürich: Stiftung Vulkaninstitut Immanuel Friedländer. (Mit ausführlicher Beschreibung der geologischen Verhältnisse auf der Rückseite)
* Volker Dietrich, Panagiotis Gaitanakis, Ivan Mercolli, Roland Oberhaensli: ''Geological map of Greece: Aegina Island.'' 1:25.000. Stiftung Vulkaninstitut Immanuel Friedländer, Zürich 1991 (mit ausführlicher Beschreibung der geologischen Verhältnisse auf der Rückseite).
* Klaus Hoffelner: ''Das Apollon-Heiligtum. Tempel, Altäre, Temenosmauer, Thearion''. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2030-2 (Alt-Ägina, hrsg. von [[Hans Walter (Archäologe)|Hans Walter]] und [[Elena Walter-Karydi]], Band I, 3).
* J. Lesley Fitton (Hrsg.): ''The Aigina Treasure: Aegean Bronze Age Jewelry and A Mystery Revisited.'' The British Museum Press, London 2008, ISBN 978-0-7141-2262-5.
* {{RE|I,1|964|968|Aigina 1|[[Gustav Hirschfeld]]|RE:Aigina 1}}
* Anne Yannoulis: ''Aegina. Führer durch die Insel''. P. Kokkalis, Athen 1992, ISBN 960-85262-1-3.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{wikivoyage}}
* [http://www.aegina.gr/ Website des Demos Aigina (griechisch und englisch)]
{{Commonscat|Aegina|Ägina}}
* [http://hinzundfranz.de/dt/dtbei.htm Computermodelle des Tempels]
{{Wiktionary}}
* [http://reisewiki.net/griechenland/griechische-inseln/die-inseln-im-saronischen-und-argolischen-golf/agina.html Beschreibung von Aigina und Sehenswürdigkeiten]
* [https://hinzundfranz.de/dt/dtbei/dtbaph.htm Computermodelle des Tempels]
* [http://www.wikimapia.org/#y=37729996&x=23492203&z=12&l=0&m=a Wikimapia] Bildszene zu Aigina
* [https://www.oeaw.ac.at/oeai/das-institut/einheiten/zweigstelle-athen/ Webseite des ÖAI zum Ägina-Projekt]
* [http://www.aeginalive.eu/ Portal über Aegina (deutsch)]
* [https://www.aegina-kolonna.at/ Website der Universität Salzburg zum Ägina-Projekt]


== Einzelnachweise ==
''Siehe auch:'' [[Liste griechischer Inseln]]
<references />


{{Navigationsleiste Gemeinden Attika}}
{{Koordinate Artikel|37_44_N_23_29_E_type:isle_region:GR|37°&nbsp;44'&nbsp;N, 23°&nbsp;29'&nbsp;O}}


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{{SORTIERUNG:Agina}}
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[[el:Αίγινα]]
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[[nl:Egina]]
[[pl:Egina]]
[[sv:Egina]]

Aktuelle Version vom 21. April 2025, 11:17 Uhr

Ägina

Luftaufnahme von Ägina 2014
Gewässer Saronischer Golf
Inselgruppe Saronische Inseln
Geographische Lage 37° 44′ 5″ N, 23° 29′ 35″ O
Ägina (Griechenland)
Ägina (Griechenland)
Fläche 87 km²
Höchste Erhebung Oros
532 m
Gemeinde Ägina
Δήμος Αίγινας (Αίγινα)
Ägina (Griechenland)
Ägina (Griechenland)
Basisdaten
Staat: Griechenland Griechenland
Region: Attika
Regionalbezirk: Inseln
Geographische Koordinaten: 37° 44′ N, 23° 30′ OKoordinaten: 37° 44′ N, 23° 30′ O
Fläche: 88,833 km²
Einwohner: 13.056 (2011[1])
Bevölkerungsdichte: 147 Ew./km²
Gemeindelogo:
Sitz: Ägina
LAU-1-Code-Nr.: 5204
Gemeindebezirke: keinef7
Lokale Selbstverwaltung: f124 Stadtbezirke
4 Ortsgemeinschaften
Website: www.discoveraegina.gr
Lage in der Region Attika
Datei:2011 Dimos Eginas.png
Datei:2011 Dimos Eginas.png

Ägina (neugriechisch Αίγινα Egina [ˈɛʝina] (f. sg.), altgriechisch Αἴγινα Aigina, deutsch ‚Ziegeninsel‘, lateinisch Aegina) ist eine griechische Insel im Saronischen Golf im Westen der Ägäis, der auch Golf von Ägina genannt wird. Die Insel liegt 25 km südwestlich von Athen. Die Gemeinde (δήμος, dímos) Ägina hat rund 13.500 Einwohner. Der Hauptort der Insel mit knapp 8000 Einwohnern heißt ebenfalls Ägina.

Geografie und Geologie

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Ägina gehört zu den Saronischen Inseln im gleichnamigen Golf, der im Norden von Attika (Umland von Athen) und im Süden von der Argolis (östlicher Peloponnes) begrenzt wird. Die Insel hat eine Fläche von etwa 87 km². Die höchste Erhebung ist mit 532 m[2] der Berg Oros.

Geologisch ist Ägina dreigeteilt. Es besteht aus einem kretazischen Kalksteinsockel, der sich als niedriges Faltengebirge von der Nachbarinsel Moni im Südwesten bis zum Berg Parliagos im Nordosten zieht, ferner einem quartären Vulkankomplex und neogenen Flachwassersedimenten. Die Insel bildet ungefähr die Form eines nach Süden spitz zulaufenden Dreiecks, dessen südliche Hälfte mit hartem Lavagestein bedeckt ist. Ägina zählt neben Methana, Poros, Milos, Santorin, Kos, Giali und Nisyros zu den aktiven Vulkanen des Ägäischen Inselbogens.

Die Vegetation und die Böden entsprechen den geologischen Verhältnissen. Der Süden ist steinig, karg und wenig bewaldet, der Norden weist eine relativ dichte Besiedlung und fruchtbare Böden auf. In einigen küstennahen Tälern, auch im Südteil, werden Pistazien, Oliven und Wein angebaut. Ein fruchtbares Tal erstreckt sich von der Stadt Ägina im Nordwesten gen Osten durch das Inland bis nach Mesagros. Ein kleiner Bergzug trennt dieses Tal von einer sanft nach Norden zum Meer abfallenden fruchtbaren Ebene. Ägina hat kaum natürliche Frischwasservorkommen.

Das Klima ist mild und es gibt wenig Niederschläge. Im Sommer kann es teils sehr heiß werden, im Winter fällt in manchen Jahren (zum Beispiel 2015) vereinzelt in den Bergregionen Schnee. Die klimatischen Bedingungen und die Nähe zum attischen Festland ließen die Insel zur Sommerresidenz wohlhabender Athener werden.

Der Name der Insel soll auf die Sage von der Nymphe Aigina zurückgehen, die auf der Insel, die damals Oinone oder Oinopia hieß, ihren von Zeus gezeugten Sohn Aiakos zur Welt gebracht hat.[3]

Ägina war seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. bewohnt; offenbar bestanden enge Beziehungen zur minoischen Kultur auf Kreta. Zwischen dem 12. und dem 10. Jahrhundert v. Chr. wurde die Insel von der Bevölkerung aufgegeben, um 950 v. Chr. aber – vermutlich durch Siedler aus Epidauros – wieder kolonisiert. Sie entwickelte sich zum bedeutenden Handelsplatz. Ihre Blütezeit hatte die Insel um 650 in der archaischen Epoche Griechenlands. Damals prägte die Polis Ägina als erste Stadt im griechischen Mutterland Münzen. Dass diese den Handel erleichtern, hatten die Ägineten von den Ioniern gelernt. Die Münzen wurden nach ihrem Motiv Schildkröten genannt, sie waren bis 450 v. Chr. über einen großen Teil des Mittelmeerraums verbreitet, äginetische Handelsschiffe kamen bis nach Spanien, Ägypten und zum Schwarzen Meer. Nach Etrurien hatte im 6. Jahrhundert v. Chr. der von Herodot als besonders reicher äginetischer Händler erwähnte[4] Sostratos enge Verbindungen. Möglicherweise hat er einst einen beim etruskischen Tarquinia gefundenen Marmoranker dem „Apoll von Ägina“ geweiht. In Etrurien fand man zahlreiche Stücke attischer Keramik aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts mit der Signatur SO, die vermutlich Handelsgut des Sostratos waren. Ab 450 v. Chr. sank mit wachsender Macht Athens die Bedeutung der Insel im Seehandel und die Seeschildkröte auf den Münzen wurde 404 v. Chr. wegen dieser Entwicklung durch die Landschildkröte ersetzt.

Straße in der Altstadt von Ägina

Angesichts der Bedrohung Griechenlands durch das sich immer mehr ausbreitende Perserreich im 5. Jahrhundert v. Chr. zeigte sich Ägina im Interesse der eigenen Handelsposition der Großmacht gegenüber konziliant. Diese perserfreundliche Haltung, die es in Gegensatz zu Athen brachte, revidierte Ägina, nachdem die attische Stadt von den Persern besetzt worden war, und stellte sich bei der Schlacht von Salamis auf die Seite der Griechen. Aufgrund seiner Seeerfahrung trug es wesentlich zum Sieg über die Perser bei.

Dennoch überfiel Athen, das der wirtschaftlichen Konkurrenz Äginas ein Ende setzen wollte, um 460 v. Chr. seine Flotte und zwang die Insel 456 v. Chr. zur Kapitulation. Ägina wurde gezwungen, dem Attischen Seebund beizutreten und musste hohe Tribute an Athen zahlen. „Der Dorn im Auge des Piräus“, wie Perikles den Inselrivalen nannte[5], war ausgerissen. Mit Beginn des Peloponnesischen Krieges 431 v. Chr. wurden die meisten Einwohner vertrieben und durch attische Kolonisten ersetzt, da Athen fürchtete, Ägina könne die Spartaner unterstützen. Die ursprünglichen Bewohner konnten nach Ende des Krieges 404 v. Chr. zurückkehren, Ägina erlangte aber nie mehr seine alte Bedeutung, auch wenn die Insel später wiederholt von römischen Kaisern besucht werden sollte.

1537 traf Ägina ein verheerender Schlag. Der Pirat Khair ad-Din Barbarossa zerstörte im türkisch-venezianischen Krieg die Insel, tötete nahezu alle Männer und entführte 6000 Frauen und Kinder, um sie auf den Sklavenmärkten des Orients zu verkaufen. Im Jahr 1828 (am 26. Januar) wurde Ioannis Kapodistrias, der erste Präsident des freien Griechenlands, auf Ägina vereidigt. Vom 12. Januar bis zum 3. Oktober 1828 war Ägina Hauptstadt des neuen Staates, dann übernahm Nafplio diese Aufgabe. In Ägina wurden 1829 die ersten Münzen der Republik geprägt.

Viele Sieger sportlicher Wettkämpfe des Altertums stammten aus Ägina, wie die Oden Pindars[6] und das Werk des Pausanias bezeugen.

Sehenswürdigkeiten

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Bekannteste Sehenswürdigkeit der Insel Ägina ist der spätarchaische Tempel der Hauptgöttin Aphaia, der 13 km östlich des Hauptorts auf einem Hügel steht. Er wurde nur etwa 50 Jahre nach einem Vorgängerbau um 500 v. Chr. neu errichtet. Seine Giebelfiguren, in der Archäologie als Aigineten bekannt, wurden 1812 an den bayerischen Kronprinzen Ludwig verkauft und befinden sich seitdem in der Glyptothek in München. Das Grabungsmuseum beim Aphaia-Tempel enthält die wichtigsten Funde der deutschen Ausgrabungen im Tempelgelände, die 1988 abgeschlossen wurden.

Überreste aus der Antike gibt es auch im Hauptort Ägina (Grabung Aigina-Kolona) (prähistorische Siedlung mit mächtiger Umfassungsmauer, archaisch-klassisches Heiligtum mit Säule eines Apollontempels, Grabhügel aus dem 6. Jahrhundert v. Chr.) und auf dem Gipfel des Óros (mykenische Stadtanlage, Zeusheiligtum aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.). Im Grabungsgelände Aigina-Kolona befindet sich auch ein Museum mit den dort gemachten, vor allem prähistorischen Funden. Hier befindet sich auch das Bodenmosaik der Synagoge von Ägina.

Im Inselinneren, an der Straße von Ägina nach Agia Marina, liegt die neue Agios Nektarios-Kuppelkirche (37° 44′ 49″ N, 23° 29′ 4″ O). Sie wurde zu Ehren des jüngsten orthodoxen Heiligen Nektarios von der Pentapolis errichtet. Direkt hinter der Kirche liegt das Kloster Agios Nektarios, in dem die Kammer, die Nektarios seit seiner Pensionierung bis zu seinem Tod bewohnte, besichtigt werden kann.

Etwa 500 m von der Agios Nektarios-Kuppelkirche entfernt liegt der verlassene Ort Paleochora. Paleochora war im Mittelalter die Hauptstadt von Ägina, die zum Schutz vor Piraten im Landesinneren lag. Um 1800 wurde Paleochora verlassen. Während die Häuser des Ortes zerfielen, blieben 32 Kirchen, hauptsächlich aus dem 13. und 14. Jahrhundert, erhalten.

Wirtschaft und Infrastruktur

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Hafen von Ägina

Schwerpunkt der Landwirtschaft auf der Insel ist der Anbau von Pistazien: 3–5 % der Welternte stammen von Ägina. Daneben spielt der Tourismus eine zunehmende Rolle; touristischer Hauptort ist Agia Marina.

Persönlichkeiten

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  • Volker Dietrich, Panagiotis Gaitanakis, Ivan Mercolli, Roland Oberhaensli: Geological map of Greece: Aegina Island. 1:25.000. Stiftung Vulkaninstitut Immanuel Friedländer, Zürich 1991 (mit ausführlicher Beschreibung der geologischen Verhältnisse auf der Rückseite).
  • Klaus Hoffelner: Das Apollon-Heiligtum. Tempel, Altäre, Temenosmauer, Thearion. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2030-2 (Alt-Ägina, hrsg. von Hans Walter und Elena Walter-Karydi, Band I, 3).
  • J. Lesley Fitton (Hrsg.): The Aigina Treasure: Aegean Bronze Age Jewelry and A Mystery Revisited. The British Museum Press, London 2008, ISBN 978-0-7141-2262-5.
  • Gustav Hirschfeld: Aigina 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 964–968.
  • Anne Yannoulis: Aegina. Führer durch die Insel. P. Kokkalis, Athen 1992, ISBN 960-85262-1-3.
Wikivoyage: Ägina – Reiseführer
Commons: Ägina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ägina – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Ergebnisse der Volkszählung 2011 beim Nationalen Statistischen Dienst Griechenlands (ΕΛ.ΣΤΑΤ) (Excel-Dokument, 2,6 MB)
  2. Yannoulis 1992, S. 58
  3. Bibliotheke des Apollodor 3,12,6
  4. Herodot, Historien 4,152
  5. Aristoteles, Rhetorik 3,10,7; Plutarch, Perikles 8,5; Plutarch, Sprüche von Königen und Feldherrn 42
  6. Pindar, Olympische Oden 8; Pythische Oden 8; Nemeische Oden 3; 4; 5; 6; 7; 8; Isthmische Oden 5; 6; 8