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„Symbiont“ – Versionsunterschied

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Als '''Symbiont''' bezeichnet man meist die kleinere der beiden an einer [[Symbiose]] beteiligten [[Art (Biologie)|Arten]]. Den Lebenspartner mit dem größeren Körper nennt man auch [[Wirt (Biologie)|Wirt]]. Gelegentlich werden beide an der Symbiose beteiligten Partner Symbiont genannt, unabhängig von der Größe.<ref>{{Internetquelle |titel=Symbiont |werk=Spektrum Kompaktlexikon der Biologie |url=https://www.spektrum.de/lexikon/biologie-kompakt/symbiont/11515 |zugriff=2019-08-10}}</ref>
Ein '''Symbiont''' ist ein Organismus, der eine [[Symbiose|symbiotische Beziehung]], d.h. einer Lebensgemeinschaft zu beidseitigem Nutzen, mit einem anderen eingegangen ist, ein Symbiosepartner. In der Regel entstammen beide Symbionten unterschiedlichen Arten, es sind aber auch symbiotische Beziehungen zwischen artgleichen Lebewesen denkbar.


Als ''[[Endosymbiontentheorie|Endosymbionten]]'' werden Symbionten bezeichnet, die – [[intrazellulär]] (als Endocytobionten, s.&nbsp;u.) oder [[extrazellulär]] – im Innern ihres Wirtes leben. ''[[Cyanobiont]]en'' sind in Symbiose lebende [[Cyanobakterien]].<ref>{{Literatur |Autor=Amar Nath Rai |Titel=CRC Handbook of Symbiotic Cyanobacteria |Verlag=CRC Press |Datum=2018 |ISBN=978-1-35108-808-4}}</ref>
Symbiotische Lebensgemeinschaften können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. In der stärksten Ausprägung sind die Symbiose-Partner nicht mehr allein lebensfähig, weil beide durch das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis einen Teil ihrer [[Autonomie]] aufgegeben haben oder weil der aus der Symbiose gezogene Nutzen lebenswichtig für beide Symbiose-Partner ist. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn ein Symbiose-Partner im Körper des anderen lebt. Die schwächste Ausprägung der Symbiose kann auch als [[Allianz]] oder [[Synergie]] bezeichnet werden.


Beispielsweise sind zahlreiche [[Bakterien]][[Familie (Biologie)|familien]] als Symbionten bei [[Wirbeltiere]]n bekannt, die insbesondere auf der [[Haut]], den [[Schleimhaut|Schleimhäuten]] und im [[Darm]][[Lumen (Biologie)|lumen]] ihres Wirtes vorkommen; so besitzt ein erwachsener Mensch insgesamt etwa 100 Milliarden endosymbiontische Bakterien mit einem Gesamtgewicht von ca. 2&nbsp;kg.
== Bakterielle Symbionten ==


''[[Endocytobiont]]en''<ref name="Scheid2018">{{Literatur |Autor=Patrick L. Scheid |Titel=Free-Living Amoebae and Their Multiple Impacts on Environmental Health |Sammelwerk=Encyclopedia of Environmental Health |Verlag=Elsevier |Datum=2019 |ISBN=978-0-444-63952-3 |DOI=10.1016/b978-0-12-409548-9.10969-8 |Seiten=77–90}}</ref> sind Organismen (etwa Bakterien oder Viren), die in den Zellen anderer Organismen leben bzw. sich dort vermehren (intrazellulär symbiotisch oder parasitär). Entsprechende Begriffsbildungen sind [[Parabiont]] und [[Epibiont]] (mit Spezialfall Epiphyt; der Symbiosepartner wird dann Phorophyt, „Trägerpflanze“, genannt), siehe [[Parabiose]].
Zu den Symbionten zählen u.&nbsp;a. Enterokokken, [[Escherichia coli]] humane, Bifidobakterium bifidum, Lactokokkus lactis, Lactobacillen u.&nbsp;a. Lactobacillus acidophilus und noch andere.


{{Anker|obligat}}Obligate Symbionten, Epibionten etc. sind im Gegensatz zu fakultativen auf die Symbiose angewiesen, ohne die sie nicht leben können (vgl. [[obligate Parasiten]]).
Vor allem bei Enterokkoken besonders die [[Spezies]] faecalis der [[Serologie|serologischen]] Gruppe D und ebenso die [[Colibakterien]] haben einen enormen Einfluss auf das [[Mukosaimmunsystem]], das ein wichtiger Teil des gesamten [[Immunsystem]]s ist. [[Steriltier]]versuche haben gezeigt, dass kein [[Leben]] ohne Bakterien in freier [[Natur]] möglich ist, denn die [[steril]] aufgezogenen Tiere [[sterben]], sobald sie die geringste [[Infektion]] bekommen.

Um das Immunsystem zu modulieren werden schon seit [[Jahrzehnt]]en [[probiotische Bakterien]] verordnet, die bei vielen [[Erkrankungen]] wie [[Allergie]]n, [[Magen-Darm-Erkrankungen]], auch [[Hauterkrankungen]] usw. helfen können.
In erster Linie sind das Enterokokkus faecalis und Escherichia coli.
Die Colibakterien haben mit den stärksten Einfluss auf das Immunsystem. Sie wirken u.a. durch ihre Zellwandbestandteile (Enterotoxine) und veranlassen ein dauerndes Training des Mukosa-Immunsystems.
Es ist schon seit [[Jahr]]en bekannt, dass das Immunsystem nicht nur [[Antikörper]] ins [[Blut]] abgibt, sondern auch in das [[Darm]][[Lumen (Biologie)|lumen]], in die [[Tränenflüssigkeit]], ingesamt auf allen Schleimhäuten absondert.
Diese Antikörper werden deshalb zu den [[Sekretion|sekretorischen]] gerechnet, die man z.&nbsp;B. als sekretorische [[Immunglobulin]]e A auch mengenmäßig bestimmen kann. Der Wert ist bei Allergien meist erhöht, bei starken [[Immundefekt|Immunschwächen]] erniedrigt.

Probiotische Bakterien produzieren auch (natürliche) [[Antibiotikum|Antibiotika]], die Colibakterien z.&nbsp;B. [[Colicine]], die Lactokokken z.&nbsp;B. [[Nisin]] usw.
Dadurch können sie schädliche Bakterien abwehren.
Das Ganze nennt man Kolonisationsresistenz.
Schon [[Alfred Nissle]] hat um das Jahr [[1920]] den [[Typhus]][[antagonismus]] der Escherichia coli beschrieben.

Der Mensch hat auf seiner [[Haut]], den [[Schleimhaut|Schleimhäuten]] und im Darminhalt insgesamt etwa 100 Milliarden [[Bakterien]], die etwa ein Gewicht von 2 kg haben.
Die Zahl seiner Körperzellen beträgt ca. 10 mal weniger.
Ein Bakterium hat einen 100-fachen oder noch schnelleren [[Stoffwechsel]] als eine Körperzelle.
Daran kann man erkennen, dass die Stoffproduktion der körpereigenen Bakterien nicht unwesentlich ist.
Sie produzieren z.&nbsp;B. niedere [[Kohlenstoffsäure]]n wie [[Propionsäure]], [[Milchsäure]] usw. die dem Energiestoffwechsel der Schleimhautzellen des [[Darm]]es und auch der Ansäuerung des Darminhalts im Enddarm dienen.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

* [[Interspezifische Wechselbeziehungen]]
* [[Interspezifische Wechselbeziehungen]]
* [[Endosymbiose]]
* [[Endosymbiose]]
* [[Parasitismus]]
* [[Symbiogenese]]
* [[Kommensalismus]]

== Literatur ==

* Lynn Margulis. ''Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief''. Übersetzung ins Deutsche Sebastian Vogel. Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2021. ISBN 978-3-86489-907-2 (Taschenbuchausgabe).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Wiktionary}}
* [https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/symbionten/64927 ''Symbionten.''] In: ''Lexikon der Biologie.'', auf: Spektrum.de.

== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:Symbiose]]
* [http://wwwalt.uni-wuerzburg.de/blick/2003-1/031d07.html Probiotische Bakterien bekämpfen Krankheitserreger]
* [http://www.symbiopharm.de/produkte_symbioflor.php Mikrobiologische Therapie]
[[Kategorie:Ökologie]]
[[Kategorie:Parasitologie]]

Aktuelle Version vom 1. März 2025, 20:52 Uhr

Als Symbiont bezeichnet man meist die kleinere der beiden an einer Symbiose beteiligten Arten. Den Lebenspartner mit dem größeren Körper nennt man auch Wirt. Gelegentlich werden beide an der Symbiose beteiligten Partner Symbiont genannt, unabhängig von der Größe.[1]

Als Endosymbionten werden Symbionten bezeichnet, die – intrazellulär (als Endocytobionten, s. u.) oder extrazellulär – im Innern ihres Wirtes leben. Cyanobionten sind in Symbiose lebende Cyanobakterien.[2]

Beispielsweise sind zahlreiche Bakterienfamilien als Symbionten bei Wirbeltieren bekannt, die insbesondere auf der Haut, den Schleimhäuten und im Darmlumen ihres Wirtes vorkommen; so besitzt ein erwachsener Mensch insgesamt etwa 100 Milliarden endosymbiontische Bakterien mit einem Gesamtgewicht von ca. 2 kg.

Endocytobionten[3] sind Organismen (etwa Bakterien oder Viren), die in den Zellen anderer Organismen leben bzw. sich dort vermehren (intrazellulär symbiotisch oder parasitär). Entsprechende Begriffsbildungen sind Parabiont und Epibiont (mit Spezialfall Epiphyt; der Symbiosepartner wird dann Phorophyt, „Trägerpflanze“, genannt), siehe Parabiose.

Obligate Symbionten, Epibionten etc. sind im Gegensatz zu fakultativen auf die Symbiose angewiesen, ohne die sie nicht leben können (vgl. obligate Parasiten).

  • Lynn Margulis. Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief. Übersetzung ins Deutsche Sebastian Vogel. Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2021. ISBN 978-3-86489-907-2 (Taschenbuchausgabe).
Wiktionary: Symbiont – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Symbionten. In: Lexikon der Biologie., auf: Spektrum.de.

Einzelnachweise

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  1. Symbiont. In: Spektrum Kompaktlexikon der Biologie. Abgerufen am 10. August 2019.
  2. Amar Nath Rai: CRC Handbook of Symbiotic Cyanobacteria. CRC Press, 2018, ISBN 978-1-351-08808-4.
  3. Patrick L. Scheid: Free-Living Amoebae and Their Multiple Impacts on Environmental Health. In: Encyclopedia of Environmental Health. Elsevier, 2019, ISBN 978-0-444-63952-3, S. 77–90, doi:10.1016/b978-0-12-409548-9.10969-8.