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„Überblasen“ – Versionsunterschied

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Als '''Überblasen''' eines [[Blasinstrument]]s bezeichnet man bei
Als '''Überblasen''' eines [[Blasinstrument]]s bezeichnet man die Ausnutzung der [[Naturtonreihe|Naturtöne]] außer dem tiefsten, dem [[Grundton]].
=== [[Holzblasinstrument]]en ===
das verstärkte Anblasen (erhöhter Blasdruck und/oder besonders schneller Anstieg des Blasdrucks), wodurch sich der erzeugte [[Ton (Musik)|Ton]] bei gleicher Fingerstellung erhöht. Bei den meisten Instrumenten, wie [[Flöte]], [[Oboe]] und [[Saxophon]] erhöht sich der erzeugte Ton um eine Oktave, bei stärkerem Überblasen um die darauf folgenden Intervalle der [[Naturtonreihe#Frequenzbeziehungen|Teiltonreihe]]. Die verschiedenen so erreichten Tonhöhenbereiche, die sich auch klanglich etwas unterscheiden, werden manchmal [[Register (Musik)|Register]] genannt.


== Holzblasinstrumente ==
Bei einigen Instrumenten wie der [[Klarinette]] erhöht sich der Ton beim Überblasen um eine [[Oktave]] plus [[Quinte]] ([[Duodezime]]), also 19 [[Halbton]]schritte. Ursache für dieses Überblasergebnis ist die spezifische [[Obertöne|Obertonstruktur]] der Klarinette, bei der vornehmlich ungeradzahlige [[Teiltöne]] verstärkt klingen, also nach dem Grundton die Duodezime. Dies macht sie schwieriger zu spielen, da mit dem gleichen Griff verschieden benannte Töne erzeugt werden, erhöht aber den [[Tonumfang]].
[[Holzblasinstrument]]e können durch verstärktes Anblasen (erhöhter Blasdruck und/oder besonders schneller Anstieg des Blasdrucks) überblasen werden, wodurch sich der erzeugte [[Ton (Musik)|Ton]] bei gleichem Griff erhöht.


Statt durch anderes Anblasen kann das Ergebnis auch erreicht werden, indem bei sonst unverändertem Griff an geeigneter Stelle durch teilweises Öffnen eines [[Tonloch]]es - oder Öffnen eines kleinen speziell dafür vorgesehenen Loches - innerhalb der Luftsäule ein zusätzlicher [[Stehende Welle|Schwingungsknoten]] erzwungen wird. Dies ist die Wirkung des teilgeöffneten Daumenloches bei [[Blockflöte|Blockflöten]] oder der Oktavklappe z. B. bei der Oboe. Auch dies wird als '''überblasen''' bezeichnet und bei vielen Holzblasinstrumenten regelmäßig verwendet.
Statt durch stärkeres Anblasen kann das Ergebnis auch erreicht werden, indem bei sonst unverändertem Griff an geeigneter Stelle durch teilweises Öffnen eines [[Tonloch]]s oder Öffnen eines kleinen speziell dafür vorgesehenen Lochs – bewirkt wird, dass sich innerhalb der Luftsäule ein zusätzlicher [[Stehende Welle|Schwingungsknoten]] bildet. Dies ist die Wirkung des teilgeöffneten Daumenlochs bei Blockflöten oder der Oktavklappen z. B. bei der Oboe. Auch dies wird als Überblasen bezeichnet und bei vielen Holzblasinstrumenten regelmäßig verwendet.


Die verschiedenen durch Überblasen erreichten Tonhöhenbereiche eines Instruments, die sich klanglich mehr oder weniger stark unterscheiden, werden auch [[Register (Musik)|Register]] genannt.
=== [[Blechblasinstrument]]en ===
vorrangig die Erzeugung der höheren [[Naturtonreihe#Frequenzbeziehungen|Naturtöne]]. Blechblasinstrumente überblasen mitunter bis zum 24. [[Naturton]] z. B.: das [[Horn (Musikinstrument)#Naturhorn|Naturhorn]], die [[Naturtrompete]] oder die [[Barocktrompete]]. Bis zur Erfindung des [[Ventil (Blasinstrument)|Ventils]] Anfang des 19. Jahrhunderts mussten die Musiker dieser Instrumente mit dem Vorrat der [[Naturtonreihe]] auskommen.


Offene Flöten (z. B. [[Querflöte]], [[Blockflöte]]) und Rohrblattinstrumente mit konisch gebohrter Röhre (z. B. [[Oboe]], [[Schalmei]], [[Saxophon]]) überblasen vom ersten Teilton ([[Oberton]]) in den zweiten Teilton, der um eine [[Oktave]] höher liegt, und bei stärkerem Überblasen in die darauf folgenden Naturtöne. [[Gedackt|Gedeckte]] Flöten und Rohrblattinstrumente mit zylindrisch gebohrter Röhre (z. B. [[Klarinette]], [[Krummhorn]], [[Duduk]]) überblasen dagegen vom Grundton in den dritten Teilton, der um eine [[Duodezime]] höher liegt.
Mitunter wird mit über'''blasen''' auch das „Schmettern“ eines Blechblasinstrumentes bei extrem hoher [[Dynamik]] bezeichnet. Dieser Effekt beruht darauf, dass eine Eigenschwingung des Schalltrichters auftritt.


In der Praxis werden bei Holzblasinstrumenten etwa die ersten drei bis höchstens fünf Naturtöne verwendet. Jedoch lassen sich Instrumente in Basslage auf ihren tiefsten Grundtönen (bei denen die schwingende Luftsäule relativ lang im Vergleich zum Durchmesser ist) oft bis zum achten Naturton und darüber hinaus überblasen. Bei Instrumenten in höheren Lagen nimmt mit zunehmender Höhe die Fähigkeit zum Überblasen in höhere Naturtöne ab. Sehr hohe Instrumente wie [[Trillerpfeife]]n lassen sich oft gar nicht überblasen.
=== [[Orgelpfeife]]n ===
den Effekt, der entsteht, wenn diese einen [[Oberton]] statt des [[Grundton]]s erzeugt. Dabei erzeugt eine offene überblasende Pfeife den ersten Oberton, die [[Oktave]].


== Blechblasinstrumente ==
[[Kategorie:Musiktheorie|Uberblasen]]
Bei [[Blechblasinstrument]]en bezeichnet ''Überblasen'' vorrangig die Erzeugung der ''höheren'' [[Naturtonreihe#Frequenzbeziehungen|Naturtöne]]. Blechblasinstrumente überblasen mitunter bis zum 24. Naturton, z. B. das [[Horn (Musikinstrument)#Naturhorn|Naturhorn]], die [[Naturtrompete]] oder die [[Barocktrompete]]. Bis zur Erfindung des [[Ventil (Blasinstrument)|Ventils]] Anfang des 19. Jahrhunderts mussten die Musiker dieser Instrumente mit dem Vorrat der intonierbaren [[Naturtonreihe|Naturtöne]] auskommen.

Mitunter wird mit Überblasen auch das „Schmettern“ eines Blechblasinstrumentes bei extrem hoher [[Dynamik (Musik)|Dynamik]] bezeichnet. Dieser Effekt beruht darauf, dass eine Eigenschwingung des [[Schalltrichter]]s (Stürze) auftritt, und lässt sich gut auf Hörnern mit großem Schalltrichter, z. B. [[Horn (Instrument)|Waldhorn]], [[Parforcehorn]], [[Trompe de Chasse]], realisieren.

== Orgelpfeifen ==
Bei einer [[Orgelpfeife]] bezeichnet Überblasen ebenfalls den Effekt, der entsteht, wenn diese einen [[Oberton]] statt des [[Grundton]]s erzeugt. Dabei erzeugt eine offene überblasende Pfeife den zweiten Teilton, die [[Oktave]], eine [[gedackt]]e überblasende Pfeife den dritten Teilton, die [[Duodezime]]. Ein verbreitetes überblasendes Orgelregister ist die [[Liste von Orgelregistern#F|Flûte harmonique]].

== Weblinks ==
* [https://newt.phys.unsw.edu.au/jw/woodwind.html ''How Do Woodwind Instruments Work?''] University of New South Wales (Tonerzeugung moderner Holzblasinstrumente – Querflöte, Oboe, Fagott, Klarinette, Saxophon – mit Klangbeispielen)

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[[Kategorie:Spieltechnik (Blasinstrumente)]]

Aktuelle Version vom 24. Juni 2023, 22:48 Uhr

Als Überblasen eines Blasinstruments bezeichnet man die Ausnutzung der Naturtöne außer dem tiefsten, dem Grundton.

Holzblasinstrumente

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Holzblasinstrumente können durch verstärktes Anblasen (erhöhter Blasdruck und/oder besonders schneller Anstieg des Blasdrucks) überblasen werden, wodurch sich der erzeugte Ton bei gleichem Griff erhöht.

Statt durch stärkeres Anblasen kann das Ergebnis auch erreicht werden, indem bei sonst unverändertem Griff an geeigneter Stelle durch teilweises Öffnen eines Tonlochs – oder Öffnen eines kleinen speziell dafür vorgesehenen Lochs – bewirkt wird, dass sich innerhalb der Luftsäule ein zusätzlicher Schwingungsknoten bildet. Dies ist die Wirkung des teilgeöffneten Daumenlochs bei Blockflöten oder der Oktavklappen z. B. bei der Oboe. Auch dies wird als Überblasen bezeichnet und bei vielen Holzblasinstrumenten regelmäßig verwendet.

Die verschiedenen durch Überblasen erreichten Tonhöhenbereiche eines Instruments, die sich klanglich mehr oder weniger stark unterscheiden, werden auch Register genannt.

Offene Flöten (z. B. Querflöte, Blockflöte) und Rohrblattinstrumente mit konisch gebohrter Röhre (z. B. Oboe, Schalmei, Saxophon) überblasen vom ersten Teilton (Oberton) in den zweiten Teilton, der um eine Oktave höher liegt, und bei stärkerem Überblasen in die darauf folgenden Naturtöne. Gedeckte Flöten und Rohrblattinstrumente mit zylindrisch gebohrter Röhre (z. B. Klarinette, Krummhorn, Duduk) überblasen dagegen vom Grundton in den dritten Teilton, der um eine Duodezime höher liegt.

In der Praxis werden bei Holzblasinstrumenten etwa die ersten drei bis höchstens fünf Naturtöne verwendet. Jedoch lassen sich Instrumente in Basslage auf ihren tiefsten Grundtönen (bei denen die schwingende Luftsäule relativ lang im Vergleich zum Durchmesser ist) oft bis zum achten Naturton und darüber hinaus überblasen. Bei Instrumenten in höheren Lagen nimmt mit zunehmender Höhe die Fähigkeit zum Überblasen in höhere Naturtöne ab. Sehr hohe Instrumente wie Trillerpfeifen lassen sich oft gar nicht überblasen.

Blechblasinstrumente

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Bei Blechblasinstrumenten bezeichnet Überblasen vorrangig die Erzeugung der höheren Naturtöne. Blechblasinstrumente überblasen mitunter bis zum 24. Naturton, z. B. das Naturhorn, die Naturtrompete oder die Barocktrompete. Bis zur Erfindung des Ventils Anfang des 19. Jahrhunderts mussten die Musiker dieser Instrumente mit dem Vorrat der intonierbaren Naturtöne auskommen.

Mitunter wird mit Überblasen auch das „Schmettern“ eines Blechblasinstrumentes bei extrem hoher Dynamik bezeichnet. Dieser Effekt beruht darauf, dass eine Eigenschwingung des Schalltrichters (Stürze) auftritt, und lässt sich gut auf Hörnern mit großem Schalltrichter, z. B. Waldhorn, Parforcehorn, Trompe de Chasse, realisieren.

Bei einer Orgelpfeife bezeichnet Überblasen ebenfalls den Effekt, der entsteht, wenn diese einen Oberton statt des Grundtons erzeugt. Dabei erzeugt eine offene überblasende Pfeife den zweiten Teilton, die Oktave, eine gedackte überblasende Pfeife den dritten Teilton, die Duodezime. Ein verbreitetes überblasendes Orgelregister ist die Flûte harmonique.

  • How Do Woodwind Instruments Work? University of New South Wales (Tonerzeugung moderner Holzblasinstrumente – Querflöte, Oboe, Fagott, Klarinette, Saxophon – mit Klangbeispielen)