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„Port Royal (Jamaika)“ – Versionsunterschied

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'''Port Royal''' war früher die Hauptstadt von [[Jamaika]], bis sie am [[7. Juni]] [[1692]] von einem Erdbeben und einem nachfolgenden [[Tsunami]] vollständig zerstört wurde und zum größten Teil im Meer und so entstandenen [[Treibsand]] versank.
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|BILD = Map showing the harbours of Port Royal and Kingston, Jamaica Wellcome L0063041.jpg
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'''Port Royal''' war eine wichtige Hafenstadt auf [[Jamaika]]. Sie wurde am 7. Juni 1692 gegen Mittag von einer durch Erdbebenwellen ausgelösten [[Bodenverflüssigung]] sowie einem nachfolgenden [[Tsunami]] fast vollständig zerstört und versank zum größten Teil im Meer und im so entstandenen [[Treibsand]]. Reste der Altstadt sowie das Fort Charles sind bis heute erhalten.
Port Royal lag auf einer Landzunge auf sandigem Untergrund, der bei dem Beben ins Rutschen kam, wodurch es zu der verheerenden Zerstörung kommen konnte. Etwa 3000 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein, die Hälfte der damaligen Bevölkerung.


== Geschichte ==
Es wurden Wiederaufbauversuche gemacht, doch ein Feuer [[1710]] und mehrere [[Hurrikan]]e in den weiteren Jahren verhinderten ein Wiederaufblühen. Bald darauf übernahm dann die nahegelegene Stadt [[Kingston (Jamaika)|Kingston]] die Rolle als Hauptstadt.
{{Mehrere Bilder
| align = left
| Richtung = vertical
| Kopfzeile = Port Royal vor und nach dem Erdbeben von 1692
| Breite = 360
| Bild1 = PSM V40 D801 Port royal before the earthquake.jpg
| Bild2 = PSM V40 D801 Port royal after the earthquake.jpg
}}
Die Stadt wurde 1518 von den Spaniern gegründet und entwickelte sich durch Handel und Piraterie schnell zu einem mächtigen englischen Bollwerk an der Südspitze Jamaikas inmitten des Spanischen Weltreichs. Während ihrer Blütezeit beherbergte Port Royal ca. 8000 Einwohner und war eine der reichsten Städte der Karibik, was durch ihre Lage für englische [[Piraterie|Freibeuter]] begünstigt wurde, die von hier die vollbeladenen spanischen [[Galeone]]n auf dem Rückweg von [[Panama]] nach Europa abfangen konnten. Der bekannteste dieser Freibeuter war [[Henry Morgan]], dessen Grab sich auf dem örtlichen Friedhof befand. Die Stadt hatte damals unzählige Bordelle, hunderte Tavernen und war für ihre Sittenlosigkeit und lockere Moral bekannt.<ref>[https://www.focus.de/wissen/mensch/archaeologie/amerika/tid-26911/versunkene-staedte-3-port-royal-die-besterforschte-unterwasserstadt-der-welt_aid_799507.html Port Royal – Die besterforschte Unterwasserstadt der Welt] Focus Online.</ref> Auf einer Länge von 16&nbsp;km und einer Breite von 3&nbsp;km konnten auf der Landzunge und im Hafen Kingston ca. 500 Schiffe anlegen und aufgrund der Tiefe auch größere Schiffe schnell angedockt werden.


'''Das schwere Erdbeben 1692:'''
Noch einmal am [[14. Januar]] [[1907]] wurde die Stadt von einem Erdbeben verheert, wobei abermals die Landzunge abrutschte und viele Häuser zerstört wurden.


Die Stadt lag auf einer Landzunge auf sandigem Untergrund, als am 7. Juni 1692 gegen Mittag plötzlich ein schweres Erdbeben die Karibikinsel Jamaika erschütterte. Durch historische Aufzeichnungen sowie den Fund einer Taschenuhr könnte der Zeitpunkt des Erdbebens um 11.43 Uhr gewesen sein. Nach einer gewaltigen Eruption bewegte sich eine massive seismische Welle mit 8&nbsp;km pro Sekunde auf Port Royal zu. Die gewaltigen Erschütterungen ließen die Erde beben, Häuser wurden beschädigt und die ersten Ziegel flogen auf die Straßen. Die Druckwelle verflüssigte zudem den Boden und die Erde begann sich wie die Wellen im Ozean zu bewegen. Das seltene Phänomen der Bodenverflüssigung ließ Wasser aus Spalten in der Erde durch die Straßen schießen und die wackelnden und zusammenbrechenden Häuser mitsamt der Menschen versanken wie auf Treibsand bis zu 5&nbsp;m im Boden. Über 2/3 der Stadt gingen bei dieser Naturkatastrophe unter, mit ihr ca. 2000 Menschen und hunderte Gebäude; von den Häusern, Kirchen sowie den imposanten Festungen war innerhalb von wenigen Minuten nichts mehr zu sehen.
Die Stadt hat heute etwa 2000 Einwohner, aber spielt keine besondere politische Rolle mehr.


Im Anschluss zog sich das Meer zurück und eine gewaltige Flutwelle traf auf das Festland. Funde belegen, dass ein 22&nbsp;m langes englisches Kriegsschiff (HMS Swan) von der Werft über den bereits versunkenen Teil der Stadt gespült wurde, über die noch vorhandene Queen Street und in einer Entfernung von 60&nbsp;m in ein Gebäude in der Line Street krachte. Mehrere Tsunamis verstärkten das Ausmaß der Zerstörung dieser Stadt. Im Anschluss der Katastrophe verloren weitere 3000 Menschen durch Seuchen, Krankheiten, Hunger oder Verletzungen ihr Leben.<ref>https://www.welt.de/geschichte/article177646770/Jamaikas-Suendenpfuhl-Der-Untergang-von-Port-Royal-1692.html</ref> Nach der Zerstörung wurde der Nachfolgehafen [[Hafen Kingston]] (Kingston Harbour).
Während ihrer Blütezeit war Port Royal eine der reichsten Städte der Welt, was durch die günstige Lage als Standort für englische Freibeuter begünstigt wurde, die von hier die vollbeladenen spanischen [[Galeone]]n auf dem Rückweg von [[Panama]] nach [[Spanien]] abfangen konnten. Der bekannteste dieser Freibeuter war [[Henry Morgan]]. Die Stadt war allerdings gleichzeitig auch für ihre Sittenlosigkeit und lockere Moral bekannt.


Es wurden Wiederaufbauversuche gemacht, doch ein Feuer 1710 und mehrere [[Hurrikan]]e in den weiteren Jahren verhinderten ein Wiederaufblühen. Am 14. Januar 1907 wurde die Stadt erneut von einem Erdbeben teilweise zerstört, wobei abermals die Landzunge abrutschte und viele Häuser zerstört wurden. Die Stadt ist heute ein Fischerort mit etwa 2000 Einwohnern und spielt keine besondere Rolle mehr.
Der Spielfilm [[Fluch der Karibik]] mit [[Johnny Depp]] spielt u.a. im alten Port Royal.


Es bestehen Bemühungen, die im Meer versunkenen Reste von Port Royal zum [[Weltkulturerbe]] zu erklären. Die jamaikanische [[UNESCO]]-Delegation hat das Objekt 2009 auf die [[Tentativliste]] gesetzt.<ref>[http://whc.unesco.org/en/tentativelists/5430/ The Underwater City of Port Royal] auf der Website der UNESCO, abgerufen am 5.&nbsp;September 2013 (englisch)</ref> Die Nominierung für 2019 wurde von dem [[Welterbekomitee]] jedoch abgelehnt.
{{Koordinate Artikel|17_56_17_N_76_49_44_W_type:city(2000)_region:JM|17° 56' 17" N, 76° 49' 44" W}}


== Referenzen in Spielfilmen ==
[[Kategorie:Ort in Jamaika]]
* [[Fluch der Karibik]] (Filmreihe 2003–2017) mit [[Johnny Depp]]
* [[Die Piratenbraut]] (1995) mit [[Geena Davis]]
* [[James Bond – 007 jagt Dr. No]] (1962) mit [[Sean Connery]]
* [[Die Stadt unter dem Meer]] (1953) mit [[Anthony Quinn]]
* [[Kampf um den Piratenschatz]] (1952) mit [[Robert Newton]]
* [[Der Seeräuber (1942)|Der Seeräuber]] (1942)
* [[Unter Piratenflagge]] (1935) mit [[Errol Flynn]]

== Referenzen in Computerspielen ==
* [[The Secret of Monkey Island]]
* [[Port Royale]]
* [[Sid Meier’s Pirates!]]
* [[Assassin’s Creed IV: Black Flag]]
* [[Kingdom Hearts II]]
* [[Kingdom Hearts III]]
* [[The Pirate: Caribbean Hunt]]
* The Pirate: Plague of the Dead
* Naval Action

== Referenzen in der Literatur ==
* [[Michael Crichton]]: ''Gold - Pirate Latitudes.'' Blessing, München 2009, ISBN 978-3-89667-402-9.
* [[Yuna Kagesaki]]: ''[[AiON|Hekikai no Aion]].'' Band 6–7.
* [[Alberto Vázquez-Figueroa]]: ''Piratas.'' Plaza & Janes, Barcelona 1998, ISBN 84-01-49069-3.
* [[Michael Peinkofer]]: ''Die Erben der Schwarzen Flagge.'' Bastei-Lübbe, 2006, ISBN 3-404-15417-7.

== Referenzen in der Musik ==
* Das Album ''[[Port Royal (Album)|Port Royal]]'' (1988) von der Heavy-Metal-Band [[Running Wild (Band)|Running Wild]]
* Der Song ''Times Change'' der New-Wave-Band [[New Order]] auf ihrem Album ''Republic'' (1993)
* Im Stück ''Blakes Landgang - Pt. 3'' der Band [[Mr. Hurley & die Pulveraffen]] erklärt die Gefängnisleitung Captain Blake, dass Steuerzahler von Port Royal nach [[Île de la Tortue|Tortuga]] entführt wurden

== Siehe auch ==
* [[Liste von Seehäfen]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Port Royal}}
* http://nautarch.tamu.edu/portroyal/ Seite auf Englisch, Historisches Forschungsprojekt
* [http://nautarch.tamu.edu/portroyal/ ''The Port Royal Project.''] Historisches Forschungsprojekt (engl.)
* [http://natgeotv.com/de/die-versunkene-piratenstadt ''Die versunkene Piratenstadt.''] Umfangreiche Filmdokumentation im National Geographic Channel
* ''[https://whc.unesco.org/en/tentativelists/5430 The Underwater City of Port Royal]'' – UNESCO World Heritage Centre (englisch)
* [https://www.youtube.com/watch?v=hvhp36VAp_c&t=1200s YouTube „Enthüllt – Die Piratenstadt“]


== Einzelnachweise ==
[[en:Port Royal]]
<references responsive />
[[es:Port Royal]]

[[fr:Port Royal]]
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Amerika]]
[[ja:ポート・ロイヤル]]
[[Kategorie:Atlantikhafen]]
[[nl:Port Royal (Jamaica)]]
[[Kategorie:Ehemaliger Hafen]]
[[no:Port Royal]]
[[Kategorie:Geschichte Jamaikas]]
[[pl:Port Royal (Jamajka)]]
[[Kategorie:Historische Stadt]]
[[pt:Port Royal]]
[[Kategorie:Kingston (Jamaika)]]
[[sh:Port Royal]]
[[sv:Port Royal]]
[[Kategorie:Kingston Parish]]
[[Kategorie:Kulturerbe unter Wasser]]
[[Kategorie:Ort in Jamaika]]
[[Kategorie:Piraterie]]
[[Kategorie:Schifffahrt (Jamaika)]]
[[Kategorie:Unterwasserarchäologie]]
[[Kategorie:Welterbekandidat in Amerika]]
[[Kategorie:Welterbekandidat in Jamaika]]
[[Kategorie:Zerstört in den 1690er Jahren]]
[[Kategorie:Versunkene Stätte]]

Aktuelle Version vom 20. Februar 2025, 14:27 Uhr

Port Royal
Port Royal (Jamaika)
Port Royal (Jamaika)
Port Royal
Koordinaten 17° 56′ N, 76° 50′ WKoordinaten: 17° 56′ N, 76° 50′ W
Basisdaten
Staat Jamaika
County Surrey
Parish Kingston
Einwohner 2000
Historische Karte von Port Royal und Kingston Harbours
Historische Karte von Port Royal und Kingston Harbours
Historische Karte von Port Royal und Kingston Harbours

Port Royal war eine wichtige Hafenstadt auf Jamaika. Sie wurde am 7. Juni 1692 gegen Mittag von einer durch Erdbebenwellen ausgelösten Bodenverflüssigung sowie einem nachfolgenden Tsunami fast vollständig zerstört und versank zum größten Teil im Meer und im so entstandenen Treibsand. Reste der Altstadt sowie das Fort Charles sind bis heute erhalten.

Port Royal vor und nach dem Erdbeben von 1692

Die Stadt wurde 1518 von den Spaniern gegründet und entwickelte sich durch Handel und Piraterie schnell zu einem mächtigen englischen Bollwerk an der Südspitze Jamaikas inmitten des Spanischen Weltreichs. Während ihrer Blütezeit beherbergte Port Royal ca. 8000 Einwohner und war eine der reichsten Städte der Karibik, was durch ihre Lage für englische Freibeuter begünstigt wurde, die von hier die vollbeladenen spanischen Galeonen auf dem Rückweg von Panama nach Europa abfangen konnten. Der bekannteste dieser Freibeuter war Henry Morgan, dessen Grab sich auf dem örtlichen Friedhof befand. Die Stadt hatte damals unzählige Bordelle, hunderte Tavernen und war für ihre Sittenlosigkeit und lockere Moral bekannt.[1] Auf einer Länge von 16 km und einer Breite von 3 km konnten auf der Landzunge und im Hafen Kingston ca. 500 Schiffe anlegen und aufgrund der Tiefe auch größere Schiffe schnell angedockt werden.

Das schwere Erdbeben 1692:

Die Stadt lag auf einer Landzunge auf sandigem Untergrund, als am 7. Juni 1692 gegen Mittag plötzlich ein schweres Erdbeben die Karibikinsel Jamaika erschütterte. Durch historische Aufzeichnungen sowie den Fund einer Taschenuhr könnte der Zeitpunkt des Erdbebens um 11.43 Uhr gewesen sein. Nach einer gewaltigen Eruption bewegte sich eine massive seismische Welle mit 8 km pro Sekunde auf Port Royal zu. Die gewaltigen Erschütterungen ließen die Erde beben, Häuser wurden beschädigt und die ersten Ziegel flogen auf die Straßen. Die Druckwelle verflüssigte zudem den Boden und die Erde begann sich wie die Wellen im Ozean zu bewegen. Das seltene Phänomen der Bodenverflüssigung ließ Wasser aus Spalten in der Erde durch die Straßen schießen und die wackelnden und zusammenbrechenden Häuser mitsamt der Menschen versanken wie auf Treibsand bis zu 5 m im Boden. Über 2/3 der Stadt gingen bei dieser Naturkatastrophe unter, mit ihr ca. 2000 Menschen und hunderte Gebäude; von den Häusern, Kirchen sowie den imposanten Festungen war innerhalb von wenigen Minuten nichts mehr zu sehen.

Im Anschluss zog sich das Meer zurück und eine gewaltige Flutwelle traf auf das Festland. Funde belegen, dass ein 22 m langes englisches Kriegsschiff (HMS Swan) von der Werft über den bereits versunkenen Teil der Stadt gespült wurde, über die noch vorhandene Queen Street und in einer Entfernung von 60 m in ein Gebäude in der Line Street krachte. Mehrere Tsunamis verstärkten das Ausmaß der Zerstörung dieser Stadt. Im Anschluss der Katastrophe verloren weitere 3000 Menschen durch Seuchen, Krankheiten, Hunger oder Verletzungen ihr Leben.[2] Nach der Zerstörung wurde der Nachfolgehafen Hafen Kingston (Kingston Harbour).

Es wurden Wiederaufbauversuche gemacht, doch ein Feuer 1710 und mehrere Hurrikane in den weiteren Jahren verhinderten ein Wiederaufblühen. Am 14. Januar 1907 wurde die Stadt erneut von einem Erdbeben teilweise zerstört, wobei abermals die Landzunge abrutschte und viele Häuser zerstört wurden. Die Stadt ist heute ein Fischerort mit etwa 2000 Einwohnern und spielt keine besondere Rolle mehr.

Es bestehen Bemühungen, die im Meer versunkenen Reste von Port Royal zum Weltkulturerbe zu erklären. Die jamaikanische UNESCO-Delegation hat das Objekt 2009 auf die Tentativliste gesetzt.[3] Die Nominierung für 2019 wurde von dem Welterbekomitee jedoch abgelehnt.

Referenzen in Spielfilmen

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Referenzen in Computerspielen

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Referenzen in der Literatur

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Referenzen in der Musik

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Commons: Port Royal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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