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„Pfefferminze“ – Versionsunterschied

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Die '''Pfefferminze''' (''Mentha x piperita'') ist eine [[Heilpflanze|Heil]]- und beliebte [[Gewürzpflanze]] aus der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] der [[Minze]]n. Es ist eine Kreuzung zwischen ''[[Wasser-Minze|M. aquatica]]'' x (und) ''[[Grüne Minze|M. spicata]]''. [[2004]] wurde sie zur [[Arzneipflanze des Jahres]] gewählt.


Die '''Pfefferminze''' (''Mentha × piperita'') ist eine [[Heilpflanze|Heil-]] und [[Gewürzpflanze]] aus der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] der [[Minze]]n, die zur Familie der [[Lippenblütler]] gehören. Sie ist eine – vermutlich zufällig entstandene – Kreuzung von ''[[Wasser-Minze|Mentha aquatica]]'' und ''[[Grüne Minze|Mentha spicata]]'', wobei ''Mentha spicata'' wiederum eine Kreuzung von ''[[Rundblättrige Minze|Mentha rotundifolia]]'' und ''[[Rossminze|Mentha longifolia]]'' ist. Von anderen Minzen unterscheidet sich die Pfefferminze vor allem durch den hohen [[Menthol]]- und niedrigen [[Carvon]]gehalt bzw. durch den schärferen Geschmack (daher der Name „Pfefferminze“).
== Verbreitung ==
Es gibt zahlreiche, wildwachsende Minzen-Arten, die in Europa heimisch sind. Zum Beispiel die [[Acker-Minze|Ackerminze]], die [[Wasser-Minze|Bachminze]] und die [[Frauenminze]].


Die Pfefferminze wurde zur [[Arzneipflanze des Jahres]] 2004 gekürt.
Die besonders heilkräftige Pfefferminze (Mentha x piperita) wird aber nur als [[Kulturpflanze]] angebaut. Sie soll gegen Ende des 17.&nbsp;Jahrhunderts auf einem englischen Minze-Feld zum ersten Mal aufgetaucht sein, als Kulturform von [[Wasser-Minze|Bachminze]] ''(M.&nbsp;aquatica)'' und [[Grüne Minze|Waldminze]] ''(M. spicata).''
Diese kultivierte "Edelminze" wächst auch in [[Indien]], [[China]] und [[Japan]], sowie in [[Nordamerika|Nord-]] und [[Südamerika]].


== Merkmale ==
Die Pfefferminze wächst verwildert in [[England]], auch in Süddeutschland und wird vielfach kultiviert, besonders bei Mitcham in [[Surrey]], in [[Michigan]] und [[New York (Bundesstaat)|New York]]; in Deutschland besonders in der Gemeinde [[Eichenau]] bei München, wo sich auch das einzige [[Pfefferminzmuseum]] befindet, und im östlichen [[Thüringer Becken]]. Hier gibt es eine Eisenbahnlinie von [[Straußfurt]] nach [[Großheringen]], die den Namen ''[[Pfefferminzbahn]]'' trägt, da sie durch weite Pfefferminzfelder führt.
[[Datei:Mentha-piperita.JPG|mini|Pfefferminze (''Mentha'' × ''piperita''), Blütenstände.]]
Die Pfefferminze ist eine [[Ausdauernde Pflanze|ausdauernde]] [[krautige Pflanze|krautige]] Pflanze. Die 30 bis 90&nbsp;cm hohe Pfefferminze ist eine frostharte Staude, die flach wurzelt und zahlreiche unter- und oberirdische [[Stolo|Ausläufer]] entwickelt. Die Stiele sind gering bis stark behaart und wenig verzweigt, manchmal rötlich überzogen. Die Laubblätter sind kreuzweise gegenständig angeordnet, länglich-eiförmig bis lanzettlich, am Rand grob gezähnt und häufig mit einer violetten Nervatur versehen. Die ab Juli bis September erscheinenden rosa bis lila blühenden Blüten stehen in endständigen Ähren. Die an der Basis unterbrochenen schwarzen und bläulichlila gefärbten Blüten sind endständig.


Die Pfefferminze ist eine Langtagspflanze. Unter Kurztagsbedingungen werden vorwiegend Ausläufer gebildet, unter Langtagsbedingungen über 14 Stunden wächst sie aufrecht und blüht. Im Herbst stirbt das Kraut ab, im Frühjahr treibt die Pflanze erneut aus.<ref>Informationsschrift Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Freising, Vöttinger Straße 38, 85354 Freising, 4. überarbeitete Auflage November 2001.</ref> Die Blätter riechen eigentümlich, leicht [[Balsame|balsamisch]] und schmecken angenehm würzig, anfangs erwärmend, dann auffallend kühlend.
== Aussehen ==

Die Pfefferminze ist eine [[mehrjährige Pflanze|mehrjährige]] [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von 50&ndash;100 cm erreicht. Die gestielten, spitzen, gesägten, kahlen [[Blatt (Pflanze)|Blätter]] sind ei-länglich. Die Blätter riechen stark eigentümlich, flüchtig [[balsam]]isch und schmecken angenehm gewürzhaft, anfangs erwärmend, dann auffallend kühlend. Die an der Basis unterbrochenen schwarzen und bläulichlila gefärbte Blüten sind endständig.
== Verbreitung und Vermehrung ==
[[Datei:Pfefferminze Mentha piperata.jpg|mini|Pfefferminze. Der Stiel ist leicht bläulich.]]
{{Belege fehlen}}
1696 entdeckte [[John Ray]] in einem [[Englischer Landschaftsgarten|englischen Garten]] die besonders heilkräftige Pfefferminze (''Mentha'' × ''piperita'') als eine – wahrscheinlich zufällige – Kreuzung von [[Wasser-Minze|Bachminze]] (''Mentha&nbsp;aquatica'') und [[Grüne Minze|Grüner Minze]] (''Mentha spicata''). Da ''Mentha spicata'' ihrerseits eine Kreuzung aus [[Rossminze]] (''Mentha longifolia'') und ''Mentha rotundifolia'' ist, ist die Pfefferminze ein weitgehend steriler Tripelbastard; eine sortenechte Vermehrung ist daher nur vegetativ (durch Stecklinge) möglich, nicht jedoch aus Samen. Züchterische Bemühungen haben zu vielen Unterarten, Varietäten und Formen geführt. In [[Mitcham (London)|Mitcham]] bei London wurde die Pfefferminze um 1750 angebaut; die dunkelgrüne Sorte ''Mitcham'' ist bis heute die am höchsten geschätzte. Grob unterscheidet man dunkelgrüne (''black mint'') und hellgrüne (''white mint'') Sorten.

Die Pfefferminze stammt stets aus Kulturen der gemäßigten Klimazonen und verwildert häufig aus den Kulturen, so etwa bei Mitcham in [[Surrey]]/England sowie in Süddeutschland. Bedeutende Kulturen finden sich in [[Michigan]] und [[New York (Bundesstaat)|New York]], in Spanien, den Balkanländern, Südamerika und Asien.

In Deutschland gibt es kleinere Anbaugebiete in den Moorgebieten um München, besonders in der Gemeinde [[Eichenau]], wo sich auch das einzige [[Pfefferminzmuseum]] befindet. Zudem wird Pfefferminze in Unter- und Mittelfranken sowie in Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz und im östlichen [[Thüringer Becken]] feldmäßig kultiviert. Hier gibt es eine Eisenbahnlinie von [[Straußfurt]] nach [[Großheringen]] mit dem Namen „[[Pfefferminzbahn]]“, da diese u. a. zum Transport der in dieser Gegend geernteten Kräuter – vornehmlich Pfefferminze – eingerichtet wurde.


== Verwendung ==
== Verwendung ==
Da die Blätter (''Folia menthae x piperitae'') als wesentlichen Bestandteil [[ätherisch]]es [[Pfefferminzöl]] enthalten, werden sie gern als teeähnliches Getränk (siehe [[Tee]]) und [[Gewürz]] verwendet. Wichtigster Aromastoff ist das [[Menthol]]. Da sich Menthol in den Blättern vor allem bei starker Sonneneinstrahlung bildet, wird Minze vor allem für die industrielle Verwendung im Sommer kurz vor oder während der frühen Blütezeit (Mitte August) geerntet. Als [[Heilpflanze]] wird die Pfefferminze besonders als Teeaufguss bei [[Kardialgie]] und [[Kolik]], äußerlich zu aromatischen Kräutern, Umschlägen und Bädern benutzt. Wegen ihrer Bitter- und Gerbstoffen hilft die Pfefferminze bei den meisten [[Magen]]- und [[Darm]]beschwerden sehr schnell. Auch die [[Galle]]produktion in der [[Leber]] wird angeregt. In arabischen und nordafrikanischen Ländern ist Pfefferminztee ein Nationalgetränk.
Die Blätter enthalten [[Ätherische Öle|ätherisch]]es [[Pfefferminzöl]] und werden gern als [[tee]]ähnliches Getränk oder [[Gewürz]] verwendet. Wichtigster Inhaltsstoff ist das [[Menthol]], das in den älteren Blättern vermehrt zu finden ist. Die erste Jahresernte findet kurz vor der Blüte statt (Blütezeit Juni bis August) und erbringt die höhere Güte; die zweite Ernte im Herbst die geringere. Die Blätter kommen teils frisch, vorwiegend jedoch getrocknet in den Handel (Pfefferminztee). Weiterhin werden große Mengen zur Gewinnung des ätherischen Pfefferminzöls benötigt. Pfefferminzöl findet ausgedehnte Anwendung als Geruchs- und Geschmacksstoff.


Da die Pfefferminze erst seit 1696 bekannt ist, fehlt sie in den Kräuterbüchern der Antike und des Mittelalters. Andere Minzen wurden jedoch schon früher verwendet.
Minze wurde bereits im [[altes Ägypten|alten Ägypten]] als Gewürz und Heilkraut verwendet.


== Varietäten ==
=== Heilpflanze ===
Die Pfefferminze ist eine der beliebtesten Heilpflanzen, wenngleich die übliche Lebensmittelqualität einen für die arzneiliche Anwendung meist viel zu geringen Wirkstoffgehalt aufweist. Eine befriedigende Wirkung setzt jedoch eine ausreichend hohe Dosierung voraus; daher ist [[Arzneibuch]]qualität erforderlich (unter anderem mindestens 1,2 Prozent ätherisches Öl, Lebensmittelqualität zum Teil drastisch niedriger). Wichtigster Wirkstoff ist das ätherische Öl, ferner auch Labiatengerbstoffe, [[Flavonoide]] und andere. Pfefferminze wirkt anregend auf Gallenfluss und Gallensaftproduktion, krampflösend bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, antimikrobiell und antiviral. Daher wird sie bei Gallenbeschwerden (auch leichteren Gallenkoliken) und „verdorbenem Magen“ mit Erfolg eingesetzt. Das ätherische Öl wird auch zum Einreiben bei Migräne, Kopf- und Nervenschmerzen sowie zum Inhalieren bei Erkältungskrankheiten verwendet; hierbei gilt wie für alle stark riechenden ätherischen Öle: Vorsicht bei Säuglingen und Kleinkindern. Bei Erkältung steht die subjektiv wahrgenommene Kühlwirkung im Vordergrund, die als erfrischend und angenehm empfunden wird; eine messbare abschwellende Wirkung existiert nicht. Spezielle Zubereitungen, die so präpariert sind, dass sie sich erst im Darm auflösen, werden auch bei [[Reizdarmsyndrom]] angewandt. Darüber hinaus besitzen die Wirkstoffe der Pfefferminze auch einen leicht beruhigenden Effekt. Pfefferminze kommt daher auch in Tees zur Nervenberuhigung und Schlafförderung zum Einsatz.<ref>[[Ursel Bühring]]: ''Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzen. Grundlagen, Anwendung, Therapie.'' 2., überarbeitete Auflage, Sonntag Verlag, Stuttgart, ISBN 3-8304-9097-6, S. 278. </ref>
Die [[Minzen|Mentha-Arten]], von denen viele bei uns wild vorkommen, zeigen sich in Behaarung, Blattform und Blütenstand, besonders im kultivierten Zustand, höchst veränderlich. Bei einigen werden die Blätter in der Kultur blasig, runzelig oder am Rand wellig.


=== Getränk ===
So entstand wohl die [[Krause Minze]], deren Geschmack weniger angenehm und nicht kühlend ist. Welche Art die Griechen unter ''Minthe,'' die Römer unter ''Menta'' oder ''Mentha'' verstanden, lässt sich nicht ermitteln. Den Namen führten die Griechen auf die Nymphe [[Minthe]] zurück.
==== Nicht alkoholisch ====
[[Datei:Peppermint-tea hg.jpg|mini|Pfefferminztee aus frischen Blättern.]]
Pfefferminztee ist als Erfrischungsgetränk verbreitet. Dabei werden frische oder getrocknete Blätter der Pflanze mit heißem Wasser übergossen. Der Geschmack wird durch die ätherischen Öle und die schwach [[adstringierend]]e Geschmackswirkung der Gerbstoffe bestimmt. Auch bei Daueranwendung sind schädliche Effekte nicht zu erwarten.


Auch frische Pfefferminze aus dem Hausgarten wird verwendet, die dort oft jahrelang ohne besondere Pflege und teils verwildert gedeiht. Hierbei wird häufig nicht zwischen den verschiedenen Minze-Arten unterschieden, die erheblich unterschiedlich schmecken können.


In [[Arabische Welt|arabischen]] und [[nordafrika]]nischen Ländern ist (meist stark gezuckerter) Pfefferminztee ein [[Nationalgetränk]]; aber auch in Europa wird er häufig als Genussmittel getrunken.
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Bild:Mentha piperita - Pfefferminze.jpg|Pfefferminze, ''Mentha piperita''
==== Alkoholisch ====
Bild:Pfefferminze Mentha piperata.jpg|Pfefferminze. Der Stiel ist leicht bläulich.
Pfefferminze kann für den kalt zubereiteten [[Mojito]] und andere [[Cocktail]]s verwendet werden. Pfefferminzessenzen werden für die Zubereitung von [[Pfefferminzlikör]] benutzt.
Bild:Mentha-piperita.JPG|Pfefferminze (''Mentha&nbsp;x&nbsp;piperita''), Blütenstände.

Bild:Pfefferminze_und_Korsische_Minze.jpg|Pfefferminze (''Mentha&nbsp;x&nbsp;piperita'')
=== Süßigkeiten ===
</gallery>
Pfefferminze wird auch häufig zur Herstellung von Pfefferminz-Konfekt, [[Pfefferminzbruch|Pfefferminz-Bruch]], Pfefferminz-Talern (von Schokolade umhüllt), Pfefferminzbonbons, Pfefferminzkaugummis oder für [[Fondant|Schokoladenfüllungen]] sowie als Eissorte verwendet.

== Literatur ==
* Gisela Bernadette Sgoll: ''Von der Minze zur Pfefferminze. Eine pflanzengeschichtliche Plauderei.'' In: ''Beiträge zur Geschichte der Pharmazie. Beilage der Deutschen Apotheker-Zeitung'' 25, 1973, Nr. 4, S. 25–28.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Mentha piperita}}
{{Commons|Mentha × piperita|Pfefferminze}}
{{Wiktionary|Pfefferminze}}
*[http://www.minzmuseum.de Webseite des Eichenauer Pfefferminzmuseums]
* [https://naturhausmittel.de/minze Minze im Heilpflanzen-Wiki auf naturhausmittel.de]
*[http://www.heilkraeuter-lexikon.de/heilkraeuter-lexikon/Pfefferminze.htm Pfefferminze im Heilkräuter &ndash; Lexikon]
* [https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/warum-pfefferminztee-gegen-bauchschmerzen-hilft/ Mentholgehalt gegen Bauchschmerzen]


== Einzelnachweise ==
<references />

{{Navigationsleiste Arzneipflanze des Jahres in Deutschland}}
{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4174012-9}}


[[Kategorie:Lippenblütler]]
[[Kategorie:Minzen]]
[[Kategorie:Heilpflanze]]
[[Kategorie:Heilpflanze]]
[[Kategorie:Gewürz|Minze]]
[[Kategorie:Kräuter (Gewürz)]]
[[Kategorie:Rohstoff für teeähnliche Getränke]]

[[ar:نعناع]]
[[cs:Máta peprná]]
[[da:Peber-Mynte]]
[[en:Peppermint]]
[[eo:Pipromento]]
[[es:Mentha x piperita]]
[[fr:Menthe poivrée]]
[[hu:Borsmenta]]
[[is:Piparminta]]
[[ja:ペパーミント]]
[[lt:Pipirmėtė]]
[[lv:Piparmētra]]
[[nl:Pepermunt (plant)]]
[[nrm:Mentha piperita]]
[[pl:Mięta pieprzowa]]
[[sr:Питома нана]]
[[sv:Pepparmynta]]
[[tr:Nane]]
[[uk:М'ята перцева]]

Aktuelle Version vom 1. Mai 2025, 13:03 Uhr

Pfefferminze

Pfefferminze (Mentha × piperita)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Minzen (Mentha)
Art: Pfefferminze
Wissenschaftlicher Name
Mentha × piperita
L.
Pfefferminze

Die Pfefferminze (Mentha × piperita) ist eine Heil- und Gewürzpflanze aus der Gattung der Minzen, die zur Familie der Lippenblütler gehören. Sie ist eine – vermutlich zufällig entstandene – Kreuzung von Mentha aquatica und Mentha spicata, wobei Mentha spicata wiederum eine Kreuzung von Mentha rotundifolia und Mentha longifolia ist. Von anderen Minzen unterscheidet sich die Pfefferminze vor allem durch den hohen Menthol- und niedrigen Carvongehalt bzw. durch den schärferen Geschmack (daher der Name „Pfefferminze“).

Die Pfefferminze wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2004 gekürt.

Pfefferminze (Mentha × piperita), Blütenstände.

Die Pfefferminze ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Die 30 bis 90 cm hohe Pfefferminze ist eine frostharte Staude, die flach wurzelt und zahlreiche unter- und oberirdische Ausläufer entwickelt. Die Stiele sind gering bis stark behaart und wenig verzweigt, manchmal rötlich überzogen. Die Laubblätter sind kreuzweise gegenständig angeordnet, länglich-eiförmig bis lanzettlich, am Rand grob gezähnt und häufig mit einer violetten Nervatur versehen. Die ab Juli bis September erscheinenden rosa bis lila blühenden Blüten stehen in endständigen Ähren. Die an der Basis unterbrochenen schwarzen und bläulichlila gefärbten Blüten sind endständig.

Die Pfefferminze ist eine Langtagspflanze. Unter Kurztagsbedingungen werden vorwiegend Ausläufer gebildet, unter Langtagsbedingungen über 14 Stunden wächst sie aufrecht und blüht. Im Herbst stirbt das Kraut ab, im Frühjahr treibt die Pflanze erneut aus.[1] Die Blätter riechen eigentümlich, leicht balsamisch und schmecken angenehm würzig, anfangs erwärmend, dann auffallend kühlend.

Verbreitung und Vermehrung

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Pfefferminze. Der Stiel ist leicht bläulich.

1696 entdeckte John Ray in einem englischen Garten die besonders heilkräftige Pfefferminze (Mentha × piperita) als eine – wahrscheinlich zufällige – Kreuzung von Bachminze (Mentha aquatica) und Grüner Minze (Mentha spicata). Da Mentha spicata ihrerseits eine Kreuzung aus Rossminze (Mentha longifolia) und Mentha rotundifolia ist, ist die Pfefferminze ein weitgehend steriler Tripelbastard; eine sortenechte Vermehrung ist daher nur vegetativ (durch Stecklinge) möglich, nicht jedoch aus Samen. Züchterische Bemühungen haben zu vielen Unterarten, Varietäten und Formen geführt. In Mitcham bei London wurde die Pfefferminze um 1750 angebaut; die dunkelgrüne Sorte Mitcham ist bis heute die am höchsten geschätzte. Grob unterscheidet man dunkelgrüne (black mint) und hellgrüne (white mint) Sorten.

Die Pfefferminze stammt stets aus Kulturen der gemäßigten Klimazonen und verwildert häufig aus den Kulturen, so etwa bei Mitcham in Surrey/England sowie in Süddeutschland. Bedeutende Kulturen finden sich in Michigan und New York, in Spanien, den Balkanländern, Südamerika und Asien.

In Deutschland gibt es kleinere Anbaugebiete in den Moorgebieten um München, besonders in der Gemeinde Eichenau, wo sich auch das einzige Pfefferminzmuseum befindet. Zudem wird Pfefferminze in Unter- und Mittelfranken sowie in Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz und im östlichen Thüringer Becken feldmäßig kultiviert. Hier gibt es eine Eisenbahnlinie von Straußfurt nach Großheringen mit dem Namen „Pfefferminzbahn“, da diese u. a. zum Transport der in dieser Gegend geernteten Kräuter – vornehmlich Pfefferminze – eingerichtet wurde.

Die Blätter enthalten ätherisches Pfefferminzöl und werden gern als teeähnliches Getränk oder Gewürz verwendet. Wichtigster Inhaltsstoff ist das Menthol, das in den älteren Blättern vermehrt zu finden ist. Die erste Jahresernte findet kurz vor der Blüte statt (Blütezeit Juni bis August) und erbringt die höhere Güte; die zweite Ernte im Herbst die geringere. Die Blätter kommen teils frisch, vorwiegend jedoch getrocknet in den Handel (Pfefferminztee). Weiterhin werden große Mengen zur Gewinnung des ätherischen Pfefferminzöls benötigt. Pfefferminzöl findet ausgedehnte Anwendung als Geruchs- und Geschmacksstoff.

Da die Pfefferminze erst seit 1696 bekannt ist, fehlt sie in den Kräuterbüchern der Antike und des Mittelalters. Andere Minzen wurden jedoch schon früher verwendet.

Die Pfefferminze ist eine der beliebtesten Heilpflanzen, wenngleich die übliche Lebensmittelqualität einen für die arzneiliche Anwendung meist viel zu geringen Wirkstoffgehalt aufweist. Eine befriedigende Wirkung setzt jedoch eine ausreichend hohe Dosierung voraus; daher ist Arzneibuchqualität erforderlich (unter anderem mindestens 1,2 Prozent ätherisches Öl, Lebensmittelqualität zum Teil drastisch niedriger). Wichtigster Wirkstoff ist das ätherische Öl, ferner auch Labiatengerbstoffe, Flavonoide und andere. Pfefferminze wirkt anregend auf Gallenfluss und Gallensaftproduktion, krampflösend bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, antimikrobiell und antiviral. Daher wird sie bei Gallenbeschwerden (auch leichteren Gallenkoliken) und „verdorbenem Magen“ mit Erfolg eingesetzt. Das ätherische Öl wird auch zum Einreiben bei Migräne, Kopf- und Nervenschmerzen sowie zum Inhalieren bei Erkältungskrankheiten verwendet; hierbei gilt wie für alle stark riechenden ätherischen Öle: Vorsicht bei Säuglingen und Kleinkindern. Bei Erkältung steht die subjektiv wahrgenommene Kühlwirkung im Vordergrund, die als erfrischend und angenehm empfunden wird; eine messbare abschwellende Wirkung existiert nicht. Spezielle Zubereitungen, die so präpariert sind, dass sie sich erst im Darm auflösen, werden auch bei Reizdarmsyndrom angewandt. Darüber hinaus besitzen die Wirkstoffe der Pfefferminze auch einen leicht beruhigenden Effekt. Pfefferminze kommt daher auch in Tees zur Nervenberuhigung und Schlafförderung zum Einsatz.[2]

Nicht alkoholisch

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Pfefferminztee aus frischen Blättern.

Pfefferminztee ist als Erfrischungsgetränk verbreitet. Dabei werden frische oder getrocknete Blätter der Pflanze mit heißem Wasser übergossen. Der Geschmack wird durch die ätherischen Öle und die schwach adstringierende Geschmackswirkung der Gerbstoffe bestimmt. Auch bei Daueranwendung sind schädliche Effekte nicht zu erwarten.

Auch frische Pfefferminze aus dem Hausgarten wird verwendet, die dort oft jahrelang ohne besondere Pflege und teils verwildert gedeiht. Hierbei wird häufig nicht zwischen den verschiedenen Minze-Arten unterschieden, die erheblich unterschiedlich schmecken können.

In arabischen und nordafrikanischen Ländern ist (meist stark gezuckerter) Pfefferminztee ein Nationalgetränk; aber auch in Europa wird er häufig als Genussmittel getrunken.

Pfefferminze kann für den kalt zubereiteten Mojito und andere Cocktails verwendet werden. Pfefferminzessenzen werden für die Zubereitung von Pfefferminzlikör benutzt.

Pfefferminze wird auch häufig zur Herstellung von Pfefferminz-Konfekt, Pfefferminz-Bruch, Pfefferminz-Talern (von Schokolade umhüllt), Pfefferminzbonbons, Pfefferminzkaugummis oder für Schokoladenfüllungen sowie als Eissorte verwendet.

  • Gisela Bernadette Sgoll: Von der Minze zur Pfefferminze. Eine pflanzengeschichtliche Plauderei. In: Beiträge zur Geschichte der Pharmazie. Beilage der Deutschen Apotheker-Zeitung 25, 1973, Nr. 4, S. 25–28.
Commons: Pfefferminze – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Pfefferminze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Informationsschrift Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Freising, Vöttinger Straße 38, 85354 Freising, 4. überarbeitete Auflage November 2001.
  2. Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzen. Grundlagen, Anwendung, Therapie. 2., überarbeitete Auflage, Sonntag Verlag, Stuttgart, ISBN 3-8304-9097-6, S. 278.