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„Jesuaten“ – Versionsunterschied

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[[Datei:GesuatiEscut.jpg|miniatur|Emblem der Jesuaten, Zeichnung aus „Insegne di varii prencipi et case illustri d'Italia e altre provincie“, Modena, 1605]]
Die '''Jesuaten''' oder '''Hieronymiten''' (''Clerici apostolici S. Hieronymi'', CASH) waren eine [[Römisch-katholische Kirche|katholische]] [[Ordensgemeinschaft]] für Männer.


Die '''Jesuaten''' des hl. [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] (''Clerici apostolici S. Hieronymi'', [[Ordenskürzel (katholisch)|Ordenskürzel]]: '''''CASH''''') waren eine um 1360 von [[Giovanni Colombini|Johannes Colombini]] (1304–1367) gegründete [[Römisch-katholische Kirche|katholische]] Laien[[ordensgemeinschaft]] für Männer. Der weibliche Zweig des Laienordens, die '''Jesuatinnen''', wurde 1367 von Colombinis Cousine [[Catarina Columbini|Katharina]] gestiftet.
Sie wurden um 1360 vom [[Seligsprechung|seligen]] [[Johannes Colombini]] aus [[Genua]] (1300-1367) als freie Laienbewegung gegründet. Ursprünglich zogen sie in Gruppen durch das Land und wurden verdächtig, mit den [[Fratizellen]] zusammenzuhängen. Papst [[Urban V.]] bestätigte 1367 die Gründung und forderte von den Mitgliedern, feste Niederlassungen zu gründen und ein Ordensgewand zu tragen.


== Jesuaten ==
Ihren Namen erhielten sie von der Anfangs- und Schlussformel ihrer Predigten: „Es lebe Jesus, gelobt sei Jesus“. Vom Volk wurden sie auch ''Aquaviten'' (ital.: ''Padri dell' acquavita'') genannt, weil sie den Kranken selbst zubereitete Liköre reichten. Die Gemeinschaft wollte durch Gebet, [[Kasteiung]]en und Werke der Nächstenliebe, vor allem durch Krankenpflege und Totenbegräbnissse, das Seelenheil erreichen.
Die Jesuaten wurden als freie Laienbewegung um das Jahr 1360 von Giovanni Columbini und seinem Freund Francesco Miani in [[Siena]] gegründet. Ihren Namen erhielten sie von der Anfangs- und Schlussformel ihrer Predigten: „Es lebe Jesus, gelobt sei Jesus“. Ursprünglich zogen die Brüder in Gruppen durch das Land und wurden wegen ihrer Lebensweise verdächtigt, mit den [[Fratizellen]] zusammenzuhängen. Nachdem dieser Verdacht ausgeräumt werden konnte, bestätigte [[Papst]] [[Urban V.]] 1367 die Gründung und forderte von den Mitgliedern, feste Niederlassungen zu gründen. Der Papst bestimmte auch die zukünftige [[Ordenstracht]] der Jesuaten: Ein weißer [[Talar]] mit viereckiger Kapuze, einen graubraunen Mantel und Sandalen. Die [[Ordensregel]] enthielt zu Beginn Elemente der [[Regula Benedicti|Benediktiner-]] und [[Franziskanische Orden|Franziskanerregel]], später verwendeten sie die [[Augustinusregel|Augustinerregel]]. Die Gemeinschaft wollte durch Gebet, [[Kasteiung]]en und Werke der Nächstenliebe, vor allem durch Krankenpflege und Totenbegräbnisse, das [[Seelenheil]] erreichen.<ref name=":0">{{Literatur |Titel=Der Mathematische Monatskalender: Bonaventura Cavalieri (1598–1647) – vom Krankenpfleger zum Mathematiker |Online=https://www.spektrum.de/wissen/bonaventura-cavalieri-vom-krankenpfleger-zum-mathematiker/1565832 |Abruf=2018-10-16}}</ref> Besondere Verdienste erwarben sich die Ordensbrüder bei der Versorgung und Pflege [[Pest]]kranker. Vom Volk wurden sie auch „Aquaviten“ (italienisch: ''Padri dell’acquavita'') genannt, weil sie den Kranken selbst zubereitete Liköre reichten. Die Gemeinschaft besaß an die 40 Niederlassungen in [[Italien]] und [[Toulouse]]. Im Jahr 1668 hob Papst [[Clemens IX.]] auf Drängen der [[Republik Venedig]] den Männerorden auf.


== Jesuatinnen ==
Die Gemeinschaft besaß an die 40 Niederlassungen in [[Italien]] und [[Toulouse]].
Die Genossenschaft der Jesuatinnen, der ''Schwestern von der Heimsuchung Mariä'', wurde zur Unterstützung der Jesuaten 1367 ebenfalls in Siena gegründet. Stifterin der Gemeinschaft, die sich ebenfalls den Kranken und Sterbenden zuwandte, war Columbinis Cousine Katharina Colombini.<ref>Jo Ann McNamara: ''Sisters in arms: Catholic nuns through two millennia.'' Harvard University Press, 1996, ISBN 0-674-80984-X, S. 257</ref> Die Jesuatinnen bestanden in Italien bis 1872.
Als Ordenstracht trugen sie weiße Talare mit viereckiger Kapuze, einen graubraunen Mantel und Sandalen.

Ursprünglich waren die Mitglieder Laien oder empfingen nur die [[Niedere Weihe|niederen Weihen]]. Ihre Ordensregel enthielt zu Beginn Elemente der [[Regula Benedicti|Benediktiner]]- und [[Franziskaner]]regel, später verwendeten sie die Augustinerregel. Ab 1606 hatte jedes Kloster ein bis zwei Priester. Im Jahr 1668 hob Papst [[Clemens IX.]] auf Drängen Venedigs den Männerorden auf. Der weibliche Zweig bestand noch etwa 200 Jahre länger.
== Bekannte Mitglieder ==

* [[Bonaventura Cavalieri]] (1598–1647)<ref name=":0" />


== Literatur ==
== Literatur ==
* Isabella Gagliardi (Hrsg.): ''Le vestigia dei gesuati. L’eredità culturale del Colombini e dei suoi seguaci'', Firenze University Press, Florenz 2020.
*Georg Dufner: ''Geschichte der Jesuaten ''. Ed. di Storia e Letteratura, Roma 1975
* Georg Dufner: ''Geschichte der Jesuaten ''(Uomini e dottrine 21). Ed. di Storia e Letteratura, Roma 1975. Keine ISBN.
*{{LThK|Karl Suso Frank|Jesuaten, Jesuatinnen|3|5}}
* {{LThK|[[Karl Suso Frank]]|Jesuaten, Jesuatinnen|3|5}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629093937/http://www.bautz.de/bbkl/j/Johannes_col.shtml |band=3|spalten=328–329|autor=Werner Schulz|artikel=Johannes Colombini}}
* Horst-Peter Wolff (Hrsg.): ''Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history.“'' Band 3, Urban&Fischer, 2001, ISBN 3-437-26671-3, S. 78 f.


== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
<references />
* {{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/j/Johannes_col.shtml}} über Johannes Colombini


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[[Kategorie:Männerorden]]


[[Kategorie:Männerorden]]
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[[Kategorie:Frauenorden]]
[[Kategorie:Krankenpflegeorden]]
[[Kategorie:Gegründet 1367]]
[[Kategorie:Christliche Organisation (Italien)]]
[[Kategorie:Aufgelöst 1668]]
[[Kategorie:Aufgelöst 1872]]
[[Kategorie:Christentumsgeschichte (Italien)]]

Aktuelle Version vom 12. November 2024, 16:24 Uhr

Emblem der Jesuaten, Zeichnung aus „Insegne di varii prencipi et case illustri d'Italia e altre provincie“, Modena, 1605

Die Jesuaten des hl. Hieronymus (Clerici apostolici S. Hieronymi, Ordenskürzel: CASH) waren eine um 1360 von Johannes Colombini (1304–1367) gegründete katholische Laienordensgemeinschaft für Männer. Der weibliche Zweig des Laienordens, die Jesuatinnen, wurde 1367 von Colombinis Cousine Katharina gestiftet.

Die Jesuaten wurden als freie Laienbewegung um das Jahr 1360 von Giovanni Columbini und seinem Freund Francesco Miani in Siena gegründet. Ihren Namen erhielten sie von der Anfangs- und Schlussformel ihrer Predigten: „Es lebe Jesus, gelobt sei Jesus“. Ursprünglich zogen die Brüder in Gruppen durch das Land und wurden wegen ihrer Lebensweise verdächtigt, mit den Fratizellen zusammenzuhängen. Nachdem dieser Verdacht ausgeräumt werden konnte, bestätigte Papst Urban V. 1367 die Gründung und forderte von den Mitgliedern, feste Niederlassungen zu gründen. Der Papst bestimmte auch die zukünftige Ordenstracht der Jesuaten: Ein weißer Talar mit viereckiger Kapuze, einen graubraunen Mantel und Sandalen. Die Ordensregel enthielt zu Beginn Elemente der Benediktiner- und Franziskanerregel, später verwendeten sie die Augustinerregel. Die Gemeinschaft wollte durch Gebet, Kasteiungen und Werke der Nächstenliebe, vor allem durch Krankenpflege und Totenbegräbnisse, das Seelenheil erreichen.[1] Besondere Verdienste erwarben sich die Ordensbrüder bei der Versorgung und Pflege Pestkranker. Vom Volk wurden sie auch „Aquaviten“ (italienisch: Padri dell’acquavita) genannt, weil sie den Kranken selbst zubereitete Liköre reichten. Die Gemeinschaft besaß an die 40 Niederlassungen in Italien und Toulouse. Im Jahr 1668 hob Papst Clemens IX. auf Drängen der Republik Venedig den Männerorden auf.

Die Genossenschaft der Jesuatinnen, der Schwestern von der Heimsuchung Mariä, wurde zur Unterstützung der Jesuaten 1367 ebenfalls in Siena gegründet. Stifterin der Gemeinschaft, die sich ebenfalls den Kranken und Sterbenden zuwandte, war Columbinis Cousine Katharina Colombini.[2] Die Jesuatinnen bestanden in Italien bis 1872.

Bekannte Mitglieder

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Einzelnachweise

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  1. a b Der Mathematische Monatskalender: Bonaventura Cavalieri (1598–1647) – vom Krankenpfleger zum Mathematiker. (spektrum.de [abgerufen am 16. Oktober 2018]).
  2. Jo Ann McNamara: Sisters in arms: Catholic nuns through two millennia. Harvard University Press, 1996, ISBN 0-674-80984-X, S. 257