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„Hundeerziehung“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Oswald Vorstehhund Cover.JPG|mini|Der Vorstehhund, 1855]]
Unter '''Hundeerziehung''' versteht man das [[Training|Trainieren]] und [[Abrichten]] des [[Haushund]]es. Meist werden dazu [[Kommando]]s verwendet, die dann vom Hund nach Ruf- und Sichtzeichen ausgeführt werden.
'''Hundeerziehung''' ist menschliche Einwirkung auf einen [[Haushund|Hund]] mit Ziel, dem Hund ein möglichst konfliktarmes Leben in der menschlichen Gesellschaft zu ermöglichen und ihn zu befähigen, die von ihm erwarteten spezifischen Aufgaben zu erfüllen. Als Grundlage für eine gelungene Erziehung ist es erforderlich, dass es klare Vorstellungen darüber gibt, welches Verhalten vom Hund erwünscht ist. Nur dann ist der Hund in der Lage, dieses auch zu erkennen und später ohne Fremdeinwirkung auszuüben.
Der erste Schritt zur Hunde[[erziehung]] fängt nicht beim Hund, sondern bei seinem Besitzer, dem [[Mensch]]en, an. Für die Erziehung eines Hundes braucht man viel [[Geduld]], [[Zeit]], [[Zuneigung]] und [[Verständnis]] für das Tier. Dem natürlichen Verhalten des Hundes kommt ein "Einfügen" in eine feste hierarchische Rangordnung zugute. Dazu gehört, den Hund als rangunterstes Mitglied in das Familienrudel einzufügen und durch entsprechende Konsequenz dies auch immer wieder durchzusetzen. Für schwer erziehbare oder [[Verhaltensstörung|verhaltensgestörte]] Hunde gibt es professionelle Hilfe von [[Kynopädagogik|Kynopädagogen]] und [[Hundeschule]]n.


Im Gegensatz dazu spricht man bei [[Diensthund|Dienst-]] und sonstigen [[Gebrauchshund]]en eher von Ausbildung. Es werden zur Erfüllung standardisierter Aufgaben standardisierte Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt. So ist ein Ziel, dass der Hund in bestimmten Situationen bzw. auf Hör- oder/und Sichtzeichen immer das gleiche gewünschte Verhalten zeigt.
== Grundlagen ==


Beim Familienhund spricht man eher von Erziehung, mit dem Ziel, ein gewünschtes Verhalten zu erreichen.
Eine erfolgreiche Erziehung baut auf der Anwendung einiger Regeln auf. Hunde lernen am schnellsten und sichersten durch positive Verknüpfung, also Belohnung durch Leckerbissen, Loben, Spielen oder Streicheln sofort nach Ausführen einer vom Besitzer gewünschten Handlung. So ist zum Beispiel eine sogenannte ''Beißwurst'' ein stimulierendes Motivations-Objekt und wird bei der [[Haushund|Hundeabrichtung]] gerne eingesetzt. Sehr wichtig ist, daß Belohnung (und auch Strafe) unmittelbar nach der "Tat" geschehen, schon zwei Sekunden Verzögerung sind für den Hund zu lang, um Tat und Wirkung zuordnen zu können und einen Zusammenhang mit seiner Handlung zu erkennen. Gelobt wird mit hoher, freundlicher Stimme, Spielen oder [[Leckerli]]. Auch Bestrafung erfolgt mit der Stimme - in einem Tonfall, an dem der Hund unseren Unmut erkennt, aber nicht durch Anschreien des Tieres. Eine geeignete "Strafe", besser Zurechtweisung, ist ein energisches scharfes Ansprechen und beispielsweise die Worte "Pfui", "Aus" oder "Nein".


Durch Erziehung und Ausbildung werden die natürlichen Eigenschaften und Anlagen des Hundes in bestimmte Richtungen gelenkt und absichtlich gefördert oder gehemmt.
Eine bewährte Methode der Hundeerziehung ist das [[Clickertraining]], ein auf verhaltenswissenschaftlichen Grundlagen basiertes Verfahren der [[operanten Konditionierung]], welches die o. erwähnte positive Verknüpfung einsetzt.


Für die Erziehung und Ausbildung von Hunden existieren kommerzielle Angebote in [[Hundeschule]]n und bei [[Hundetrainer]]n. In Deutschland müssen Personen, die gewerbsmäßig für andere Hunde ausbilden oder Hundehalter anleiten, eine Erlaubnis haben.<ref>[[Tierschutzgesetz (Deutschland)]]: [https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__11.html § 11].</ref>
[[Wut]] und [[Zorn]] haben in der Hundeerziehung keinen Platz, man erreicht damit nicht den gewünschten Erziehungserfolg. Eine erfolgreiche Hundeerziehung schließt generell eine Bestrafung durch Schläge oder Tritte aus, körperliche [[Tierschutz|Gewalt]] versetzt den Hund nur in Angst und verringert seinen Gehorsam. Eine absolut falsche "körperliche" Bestrafung ist das Beuteln, d.h. den Hund im [[Nacken]] zu greifen und leicht zu schütteln. Entgegen herkömmlicher Meinung "bestrafen" Muttertiere ihre Welpen nicht, sondern tragen sie auf diese Weise sanft wieder in den Bau zurück. Hunde schütteln ihre Beute, um sie zu töten.


== Nachweise einer gelungenen Hundeausbildung ==
Weder Hund noch Halter ist damit gedient, wenn Unarten wie Ziehen an der Leine, Anspringen Fremder, Nichtfolgen beim Heranrufen und Weiteres geduldet werden. Der Hund braucht und wünscht einen "Rudel"führer, der ihm in für ihn verständlicher Form sagt und bedeutet, was er zu tun und zu lassen hat, gerecht, gewaltfrei - und vor allem - konsequent. Hundevereine und Hundeschulen bieten entsprechende Trainingsprogramme für Hund und Halter an.
Es gibt zahlreiche Versuche, den Abschluss einer gelungenen Hundeausbildung zu prüfen und zu bescheinigen. Dazu gehören beispielsweise [[Hundeführerschein]]e, [[Gebrauchshundprüfung]] und Team-Test. Ein allgemein anerkanntes, standardisiertes Zeugnis ist nicht darunter.


Erfolgreiche Hundeerziehung – im Sinne gesellschaftlicher Akzeptanz und möglichst konfliktfreien Zusammenlebens – setzt nicht nur entsprechende Kenntnisse und Fertigkeiten der jeweiligen Bezugspersonen des Hunds voraus, sondern auch die Umsetzung durch den Hund.
Auch ohne die Verwendung von Sichtzeichen ist es von Bedeutung darauf zu achten, was man mit den Händen tut und dem Hund dadurch signalisiert. Wenn dem Hund beispielsweise bei ''jedem'' Kommando der ausgestreckte Zeigefinger gezeigt wird, kann er Kommando und Aktion nicht eindeutig verknüpfen und lernt schlechter.


== Behavioristisches Lernmodell ==
Wichtig bei Welpen ist die frühe [[Sozialisation]], d.h. die Gewöhnung an Umgebungsreize, z.B. an Kinder, andere Tiere, an das Autofahren, Bahnfahren, Stadt- und Landgeräusche und Bewegungen, damit der erwachsene Hund später auf solche Reize nicht panisch oder aggressiv reagiert. Hunde sollten jedoch mit Kindern niemals ohne Aufsicht alleingelassen werden. Ein Hund sollte idealerweise bereits als [[Welpe]] spielerisch und mit viel positiver Verknüpfung, d.h. Belohnung, lernen und erfahren, daß er zu gehorchen hat und nicht er, sondern sein Halter in jeder Situation der "Boss" ist. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass nicht auch ältere Hunde zu erziehen sind. Im Gegenteil:
Ein [[Behaviorismus|behavioristisches]] Lernmodell geht davon aus, dass ein Hund bestimmte Veranlagungen hat, die bestimmte [[Instinkt|Triebe]] bewirken, die das Handeln des Hundes steuern. [[Reiz]]e aus der Umwelt wirken auf den Hund ein. Entsprechend der [[Konstitution]] und des Charakters erfolgt eine Reaktion. Bei entsprechender Intensität führt der Umweltreiz zu einer Verhaltensänderung. Der Hund hat gelernt, auf einen von außen kommenden Reiz zu reagieren.


Auf Grund der gesammelten Erfahrungen wird der Hund in gleichen Situationen gleiches oder ähnliches Verhalten zeigen. Ändern sich die Umweltbedingungen, kann der Hund sein Verhalten wieder ändern.
Fast jeder Hund ist sozialisierbar und erziehbar, wenn er [[Artgerechte Tierhaltung|artgerecht]] gehalten und behandelt wird. Wie seine Vorfahren, die [[Wolf|Wölfe]], innerhalb ihrer Rudelgemeinschaft einen [[Alpha-Tier|Leitwolf]] und eine bestimmte Rangfolge der übrigen Rudelmitglieder anerkannten, so möchte der Hund sich in seiner "Menschenfamilie" eingliedern und unterordnen. Wird ihm das jedoch nicht ermöglicht, indem ihm keine Grenzen gesetzt werden, darf er beispielsweise seinen Halter beim Spazierengehen vorwärtsziehen, "lernt" er, dass kein konsequenter "Rudelführer" da ist, dass er selbst "der Stärkere" ist - und schwingt sich selbst zum Rudelchef auf - mit allen negativen Folgen für seine Umgebung und für ihn selbst. Konsequente Hundeerziehung, die dem Hund klar zeigt, daß der Hundehalter der "Anführer" ist, nach dem er sich zu richten hat, wirkt dem entgegen. Das heißt aber keinesfalls, dass der Hund ständig "herumkommandiert" wird. Abstumpfung und Nichtbefolgen und ein neurotisches Verhalten wären die Folge solcher nicht artgerechter Behandlung.


=== Konditionierung ===
Der Hund lernt, auf einen bestimmten Reiz mit einer bestimmten Reaktion zu reagieren ([[Reiz-Reaktions-Modell|Reiz-Reaktionsmuster]], [[S-O-R-Paradigma|Stimulus-Response]], [[Angeborener Auslösemechanismus|Auslösemechanismus]]). Dieser Vorgang wird als [[Reizgeneralisierung]] bezeichnet. Es werden zwei Formen der [[Konditionierung]] unterschieden.


=== Klassische Konditionierung ===
Die folgende Aufzählung gibt die üblichsten, jedoch längst nicht alle Hundekommandos wieder:
[[Iwan Petrowitsch Pawlow]] entwickelte das Modell der [[Klassische Konditionierung|Klassischen Konditionierung]]. Der unbedingte [[Reiz]] ''Futter'' löste beim Hund die unbedingte Reaktion ''Speichelfluss'' aus (''unbedingt'' deswegen, weil der Organismus hierüber keine willentliche Kontrolle hat). Pawlow bot das Futter gemeinsam mit einem Glockenton an. Die Folge war, dass der ursprünglich neutrale Reiz ''Glockenton'' die Reaktion ''Speichelfluss'' auslösen konnte. Die unbedingte Reaktion Speichelfluss wurde zu einer konditionierten, bedingten Reaktion.


Ganz bedeutend an der klassischen Konditionierung ist, dass mit ihr dem Hund Gefühle und Triebstimmungen gelehrt werden können. Im Dienst und [[Hundesport]] wird dies dazu genutzt, dass der Hund auch in belastenden, möglicherweise unangenehmen Situationen aktiv bzw. aktivierbar ist.
*'''Sitz'''
*'''Platz''': Der Hund soll auf dem ihm bekannten "eigenen" Platz gehen und dort bleiben. Dies kann z.B. eine Decke sein, welche an andere Orte mitgenommen werden kann, um dort dem Hund seinen platz zu weisen.
*'''Down oder Halt''': Beim "Platz" soll der Hund sich legen und bleiben; das "Down", bzw. "Halt" bezeichnet das in der Jagdhundeausbildung gebräuchliche "Bannen" des Hundes auf ein akustisches Signal (Trillerpfeife) hin. <br />Dabei soll der z.B. Wild hetzende Hund sich bei Wahrnehmung des Signals gerade, mit dem Kopf zwischen den Vorderpfoten niederwerfen. Der Down-Befehl ist in der Jagdgebrauchshundeausbildung der wichtigste Befehl für die Unterordnung des Hundes.
*'''Bleib'''
*'''Steh''': Dieses Kommando wird verwendet, um den Hund aus weiter Entfernung zum Stehen zu bringen. Auch wird es genutzt um den Hund aus dem "Sitz" oder "Platz" heraus stehen zu lassen.
* '''Such verwund oder Such verwund mein Hund''': Dieses Kommando dient bei Jagdgebrauchshunden, diese eine Schweißfährte (Blutspur) ausarbeiten zu lassen.
* '''Such voran''': Der Jagdgebrauchshund wird zur Freiverlorensuche aufgefordert.
*'''Auf''': "Auf" wird in Sinne von "Los, gehen wir" gebraucht. Wenn der Hund beispielsweise im Sitz ist und der Hundeführer möchte losgehen, sagt der Hundeführer "Auf!" Zum Aufheben aller vorigen Kommandos ist "Auf" sinnvoll. Die Ausnahme ist das sog. Ablegen, hier darf der Hund keinesfalls abgerufen werden sondern ist vom Hundeführer abzuholen, z.B. durch das Berühren des Kopfes mit der Hand.
*'''Voraus'''
*'''Fuß''': verwendet man um den Hund auch ohne Leine neben sich zu führen.
*'''Apport'''
*'''Aus'''
*'''Hier'''


Als Beispiel kann ein Diensthundeführer dienen, der mit seinem Diensthund Streife geht. Der Diensthundführer strafft die Leine und bremst den Hund ab. Dann erscheint der Scheintäter in zivil und nicht als Helfer erkennbar, es kommt zur Kampfhandlung. Nach einigen Wiederholungen bringt die straffe Leine den Hund in eine mit der bevorstehenden Auseinandersetzung passende Gefühlslage. Der unbestimmte Reiz ''straffe Leine'' führte ursprünglich zum stärkeren Ziehen oder zum Anhalten des Hundes. Nun erfolgt aber die Aktivierung des endokrinen Systems als erlernte Reaktion. Dies kann recht problemlos generalisiert werden und braucht keine weiteren Verstärker. Die straffe Leine als Reiz zur Auslösung der Reaktion ''kampfbereit'' wird nun genutzt beim Streife gehen, bei der Absuche von Flächen und Räumlichkeiten nach Tätern und der Durchsuchung von Personen und Personengruppen.
Darüberhinaus gibt es noch eine große Anzahl von Befehlen/Anweisungen in unterschiedlichen Sprachen oder nur aus bestimmten Lauten bestehend, die für spezialisierte Hunderassen (z. B. [[Schlittenhunde]]) verwendet werden.


=== Operante oder Instrumentelle Konditionierung ===
Die o. Anweisungen werden allgemein als "Lautzeichen" bezeichnet. Oft werden ausgesprochene Anweisungen durch Signale mit einer Pfeife, sehr gerne mit einer [[Hochfrequenzpfeife]] (für das Tier sehr gut wahrnehmbar, für den Menschen vergleichsweise leise und damit wenig störend) in Form gut unterscheidbarer "[[Morsezeichen]]" erteilt.
{{Hauptartikel|Instrumentelle und operante Konditionierung}}


Ein zufällig gezeigtes Verhalten des Hundes wird durch gezielte Belohnung oder Bestrafung des Hundes in Zukunft häufiger oder seltener bzw. nicht mehr gezeigt werden. Die auf das Verhalten folgende Konsequenz aktiviert oder hemmt das entsprechende Verhalten. Es werden mit der operanten Konditionierung Fähigkeiten und Techniken vermittelt.
Der Hund versteht unsere Sprache nicht als Sprache, sondern als "Tonfolge". Er lernt die entsprechenden Tonfolgen mit einem entsprechenden Verhalten zu verknüpfen, deshalb ist es für den Hund in der Trainingsphase sehr wichtig, dass die Kommandos ''immer'' in derselben Form gegeben werden, für eine bestimmte gewünschte Handlung also immer dasselbe Kommandowort im gleichen Tonfall. Dies sollte von jedem, der den Hund führt, geübt werden. Hunde brauchen viele Wiederholungen, um den gelernten Inhalt zu festigen. Gängige Meinungen sprechen hier von 50 bis 200 Übungen pro Kommando (während der gesamten Trainingszeit), bevor das neu Erlernte sicher sitzt.<br/>
Hunde sind "Gewohnheitstiere", wenn man z.B. den Hund beim Verlassen des Hauses immer an derselben Stelle anleint (im "Sitz" oder im "Platz"), wird er irgendwann von selbst an dieser Stelle sitzend auf sein Herrchen/Frauchen und die Leine warten.
Allerdings gehört zu einer erfolgreichen Erziehung und wesensmäßigen Stabilisierung, dass dem Hund auch Abwechslung geboten wird, da gerade die heutigen Stadthunde oft sehr gelangweilt und unterfordert sind. Abwechslung bedeutet auch beispielsweise, den täglichen Spazierweg zu variieren, nicht ständig dieselben Strecken zu benutzen. Denn auch durch das Aufnehmen neuer Reize wird der Hund und sein Leistungsvermögen gefordert. Was nicht in vernünftigem Mass gefordert wird, verkümmert.


Beim operanten Konditionieren erfolgt Lernen über Belohnung oder Bestrafung. Die Belohnung bewirkt, dass ein Verhalten in Zukunft häufiger gezeigt werden wird.
Auf der anderen Seite ist natürlich auch eine Überforderung schädlich. Die Dauer der einzelnen Trainingsabschnitte variiert von Hund zu Hund und ist abhängig von Alter, Wesen etc. des jeweiligen Hundes. Um eine Überforderung zu vermeiden, sollte man die Ausbildung mit mehreren kurzen Einheiten täglich beginnen und sich langsam steigern. Ebenfalls zu beachten gilt, dass der Hund motiviert bleibt, also Freude am Lernen behält. Daher ist ausgedehntes Loben und Belohnen (Leckerli!) nach gut ausgeführten Übungen sehr wichtig.
Führt man ein neues Kommando ein, das noch nicht einwandfrei funktioniert, oder verlieren Halter oder Hund die Lust an der Übung, so beendet man die Übung mit einem Kommando, das der Hund beherrscht und lockert ihn anschließend durch z.B. Spielen auf, damit die Erziehungseinheiten dem Hund als gutes Erlebnis in Erinnerung bleiben.


* Positive Belohnung, Verstärkung erfolgt mit dem Hinzufügen einer angenehmen Konsequenz. Hinsetzen – Ball bekommen.
Neben der [[Haushund]]-Erziehung für den Familienhund gibt es einige spezielle Ausbildungsbereiche. Ein kleiner Teil der Ausbildungsmöglichkeiten ist unten aufgeführt. Nicht jeder Haushund kann zu einem der unten aufgeführten "Spezialhunde" ausgebildet werden. Der Hund muss dazu verschiedene Wesenseigenschaften haben.
* Negative Belohnung, Verstärkung erfolgt durch Abschalten eines unangenehmen Reizes. Tippen auf die Kruppe – Hinsetzen und Reiz hört auf.


Die Bestrafung bewirkt, dass ein Verhalten in Zukunft seltener gezeigt werden wird. Dabei bedarf es nicht immer einer Korrektur des Verhaltens. Allein, dass ein Verhalten keine lustvollen, angenehmen Folgen hat, bewirkt eine verminderte Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieses Verhaltens.
== Ausbildung und Prüfungen ==
* [[Familienhund]]
* [[Begleithund]]
* [[Schutzhund]]
* [[Wachhund]]
* [[Rettungshund]]
** Einsatz bei Rettungseinsätzen oder in Katastrophen Gebieten zur Suche und Rettung Vermisster.
* [[Leichensuchhund]]
** Speziell von der Polizei eingesetzte Suchhunde die nach Leichen oder Leichenteilen suchen
* [[Drogenspürhund]]
** Werden z.B. auf Flughäfen (z.B. Drogensuchhunde) eingesetzt.
* [[Hütehund]]
* [[Treibhund]]
** für die [[Treibjagd]] abgerichteter Hund, der den Jägern das Wild entgegentreibt.
* [[Hirtenhund]]
* [[Jagdhund]]
** unterteilt in mehrere Tätigkeitsfelder zum [[Jagd]]-Gebrauch
* [[Schweißhund]]
** ein [[Jagdhund]], der speziell auf die Fährtensuche abgerichtet ist. Schweiß bedeutet in der [[Jägersprache]] [[Blut]] und meint hier das Blut eines verletzten Tieres.


* Positive Bestrafung, eine bestimmte Handlung hat einen unangenehmen Reiz zur Folge.
* Negative Bestrafung, eine bestimmte Handlung hat das Entfernen eines positiven Reizes zur Folge – nicht hinsetzen, keinen Ball bekommen.


=== Eigenschaften und Veranlagungen des Hundes ===
Hat man Probleme mit seinem Hund, sucht man am besten eine geeignete Hundeschule auf. Dabei ist es zweckmäßig, sich zunächst den eigenen Hund des Ausbilders zeigen zu lassen. Gehorcht dieser nicht so, wie man es sich bei dem eigenen Hund wünscht, ist es besser, eine andere Hundeschule zu wählen.
Für den Familien-, Sport- und Diensthund sind folgende Eigenschaften und Veranlagungen des Hundes, früher auch Triebanlagen, Triebbereiche oder Funktionsbereiche genannt, bedeutsam (siehe [[Triebtheorie]]).


== Literatur ==
==== Beuteverhalten ====
Das Beuteverhalten ist dem [[Funktionskreis]] der Nahrungsaufnahme zugeordnet. Der [[Schlüsselreiz]], welcher einen Hund zum Beuteverhalten animiert, ist Bewegung. Beute läuft immer panikartig vom Hund weg, ist immer in Bewegung. Instinktiv, also automatisch und ohne darüber nachdenken zu müssen, wird der Hund die Beute verfolgen, sie anspringen, zubeißen und die Beute niederreißen. Beißt der Hund zu schwach, kann die Beute fliehen, beißt der Hund kräftig zu, folgt der [[Totstellreflex]] beim Beutetier. Lässt der Hund locker, versucht die Beute wieder zu fliehen. Der Hund fasst wieder zu und schüttelt tot. Die Beute wird getragen, der Beutetrieb ist befriedigt, da das Triebziel erreicht ist.


Beuteverhalten kann durch Lernen gehemmt oder gefördert werden. Es unterliegt aber einer aktionsspezifischen und reizspezifischen (durch Gewöhnung) Ermüdung. Das kann, z.&nbsp;B. für den Diensthund, von Nachteil sein.
*[[Anton Fichtlmeier]] - Grunderziehung für Welpen, Kosmos, ISBN 3440099881

*Dr. Felicia Rehage / Eiko Weigand: ''Lassie, Rex & Co. - Der Schlüssel zur erfolgreichen Hundeerziehung''. Kynos 1999. ISBN 3-933228-11-5
Beuteverhalten lässt den Hund schnell lernen. Beuteverhalten gibt dem Hund Sicherheit (wer verfolgt, hat die Initiative und dominiert) und macht ihn schnell.<ref>Helmut Raiser: ''Der Schutzhund. Die Ausbildung von Gebrauchshunden für den Schutzdienst'', Seite 9, Paul Parey Verlag 1981, ISBN 978-3-490-40312-4</ref>
*Pasquale Piturru / Eiko Weigand: ''Lassie, Rex & Co. klären auf - So wollen wir verstanden werden''. Kynos 2004. ISBN 3-933228-98-0

Auslösender Reiz: Bewegungen<br />
Instinktverhalten: Fixieren, verfolgen, anspringen, zubeißen und halten.<br />
Triebziel: Beute tragen, besitzen, Ruhe

==== Wehrverhalten ====
Das Wehrverhalten gehört zum Funktionskreis des [[Aggression]]sverhaltens. Zeichen für Wehrverhalten sind drohen, fixieren, die aggressive Abwehr und das Zubeißen. Der Schlüsselreiz für Wehrverhalten ist eine psychische oder physische Bedrohung des Hundes oder offene Aggression. Ziel des Verhaltens ist es, beim Bedrohenden ein Meideverhalten zu erzeugen. Ein Beschädigungskampf soll vermieden werden.

Das Wehrverhalten unterliegt keiner reizspezifischen oder aktionsspezifischen Ermüdung, das heißt, es ist ständig aktivierbar. Die Motivation zu Wehrverhalten ist verschieden. Im Funktionskreis der Nahrungsaufnahme kann Wehrverhalten als Beute bewachen und verteidigen auftreten. In sozialen Bereichen dient Wehrverhalten der Festlegung von Rangordnungen, dem Wahren von Privilegien, territorialer Ansprüche oder der Notwehr bei Ausweglosigkeit der Situation.

Antagonistisch steht dem Wehrverhalten das Meideverhalten gegenüber. Beide Verhaltensweisen haben den gleichen Schlüsselreiz und sind u.&nbsp;a. abhängig vom Selbstbewusstsein des Tieres, dem Auftreten des Bedrohenden, dem Alter, von Erfahrungen, Umweltreizen und kritischer sowie Fluchtdistanz.<ref>Helmut Raiser: ''Der Schutzhund. Die Ausbildung von Gebrauchshunden für den Schutzdienst'', Seite 10, Paul Parey Verlag 1981, ISBN 978-3-490-40312-4</ref>

==== Meideverhalten ====
Meideverhalten steht im Gegensatz zum Wehrverhalten. Es wird ebenfalls durch eine psychische oder physische Bedrohung und/oder offene Aggression als Schlüsselreiz ausgelöst. Das Ziel dieses Verhaltens ist die Sicherung der eigenen körperlichen Unversehrtheit. Der Hund will sich in Sicherheit bringen vor bedrohlichen Ereignissen oder Feinden. Als Verhalten zeigt der Hund Flucht, Deckung suchen, verkriechen, das Unterlassen einer begonnenen Handlung sowie [[Demutsgebärde|Demuts-]] und Unterwerfungshandlungen.

Das Meideverhalten unterliegt ebenfalls keiner reiz- und aktionsspezifischen Ermüdung. Es ist jederzeit aktivierbar. Meideverhalten spielt(e) daher eine wichtige Rolle in der Unterordnung.<ref>Helmut Raiser: ''Der Schutzhund. Die Ausbildung von Gebrauchshunden für den Schutzdienst'', Seite 11, Paul Parey Verlag 1981, ISBN 978-3-490-40312-4</ref>

== Grundlagen der Hundeerziehung ==
=== Positive Verstärkung und Kommandos ===
Eine erfolgreiche Erziehung baut auf der Anwendung einiger Regeln auf. Hunde lernen am schnellsten und sichersten durch positive Verstärkung, also Belohnung durch Leckerbissen, Loben, Spielen oder Streicheln sofort nach Ausführen einer vom Besitzer gewünschten Handlung. So ist zum Beispiel eine sogenannte ''Beißwurst'' ein stimulierendes Motivationsobjekt und wird bei der Ausbildung gerne eingesetzt. Sehr wichtig ist, dass Belohnung (und auch Strafe) unmittelbar nach der „Tat“ geschehen, schon zwei Sekunden Verzögerung sind für den Hund zu lang, um Tat und Wirkung zuordnen zu können und einen Zusammenhang mit seiner Handlung zu erkennen. Gelobt wird mit hoher, freundlicher Stimme, Spielen oder [[Leckerli]]. Auch Bestrafung erfolgt mit der Stimme – in einem Tonfall, an dem der Hund unseren Unmut erkennt, aber nicht durch Anschreien des Tieres. Eine geeignete „Strafe“, besser Zurechtweisung, ist ein energisches scharfes Ansprechen und beispielsweise die Worte „Pfui“, „Aus“ oder „Nein“.

Der Hund versteht die menschliche Sprache nicht als Sprache, sondern als Tonfolge. Er lernt die entsprechenden Tonfolgen mit einem entsprechenden Verhalten zu verknüpfen. Deshalb ist es für den Hund in der Trainingsphase sehr wichtig, dass die Kommandos immer in derselben Form gegeben werden, für eine bestimmte gewünschte Handlung also immer dasselbe Kommandowort im gleichen Tonfall. Dies sollte von jedem, der den Hund führt, geübt werden. Hunde brauchen viele Wiederholungen, um den gelernten Inhalt zu festigen. Gängige Meinungen sprechen hier von 50 bis 200 Übungen pro Kommando (während der gesamten Trainingszeit), bevor das neu Erlernte sicher sitzt.

Die Dauer der einzelnen Trainingsabschnitte variiert von Hund zu Hund und ist abhängig von Alter, Wesen etc. des jeweiligen Hundes. Um eine Überforderung zu vermeiden, sollte man die Ausbildung mit mehreren kurzen Einheiten täglich beginnen und sich langsam steigern. Ebenfalls zu beachten gilt, dass der Hund motiviert bleibt, also Freude am Lernen behält. Daher ist ausgedehntes Loben und Belohnen (Leckerli) nach gut ausgeführten Übungen sehr wichtig.

Führt man ein neues Kommando ein, das noch nicht einwandfrei funktioniert, oder verlieren Halter oder Hund die Lust an der Übung, so beendet man die Übung mit einem Kommando, das der Hund beherrscht und lockert ihn anschließend durch z.&nbsp;B. Spielen auf, damit die Erziehungseinheiten dem Hund als gutes Erlebnis in Erinnerung bleiben.

==== Hundekommandos ====
Es gibt verschiedene Formen, dem Hund Kommandos zu geben. Die wichtigsten beiden Gruppen dieser Kommandos sind
* Sichtzeichen – Signale, die der Hund sieht und auf sie reagiert
* Hörzeichen – für den Hund hörbare Signale

Die folgende Aufzählung gibt die üblichsten, jedoch längst nicht alle gesprochenen Hundekommandos wieder:

* ''Sitz:'' der Hund soll sich „hinsetzen“
* ''Down'' oder ''Halt'', auch ''Platz:'' Beim ''Platz'' soll der Hund sich legen und bleiben; das ''Down'' bzw. ''Halt'' bezeichnet das in der Jagdhundeausbildung gebräuchliche „Bannen“ des Hundes auf ein akustisches Signal (Trillerpfeife) hin.<br />Dabei soll der z.&nbsp;B. Wild hetzende Hund sich bei Wahrnehmung des Signals gerade, mit dem Kopf zwischen den Vorderpfoten niederwerfen. Der Down-Befehl ist in der Jagdgebrauchshundeausbildung der wichtigste Befehl für die Unterordnung des Hundes.
* ''Bleib:'' Am jetzigen Ort verweilen
* ''Steh:'' Dieses Kommando wird verwendet, um den Hund aus weiter Entfernung zum Stehen zu bringen. Auch wird es genutzt um den Hund aus dem ''Sitz'', ''Platz'' oder der Freifolge heraus stehen zu lassen.
* ''Such verwund’'' oder ''Such verwund’ mein Hund:'' Dieses Kommando dient bei Jagdgebrauchshunden, diese eine Schweißfährte (Blutspur) ausarbeiten zu lassen.
* ''Such voran:'' Der Jagdgebrauchshund wird zur Freiverlorensuche aufgefordert.
* ''Auf:'' ''Auf'' wird im Sinne von „Los, gehen wir“ gebraucht. Wenn der Hund beispielsweise im Sitz ist und der Hundeführer möchte losgehen, sagt der Hundeführer „Auf!“ Zum Aufheben aller vorigen Kommandos ist ''Auf'' sinnvoll. Die Ausnahme ist das so genannte ''Ablegen'', hier darf der Hund keinesfalls abgerufen werden, sondern ist vom Hundeführer abzuholen, z.&nbsp;B. durch das Berühren des Kopfes mit der Hand.
* ''Voraus:'' Der Hund soll sich vom Hundeführer weg nach vorne bewegen z.&nbsp;B. auf ein bestimmtes Ziel zu.
* ''Fuß'' oder ''Bei Fuß:'' verwendet man, um den Hund auch ohne Leine neben sich an der linken Seite zu führen.
* ''Apport:'' etwas [[apportieren]], holen
* ''Aus:'' das, was der Hund im Maul hat, freigeben
* ''Hier:'' zum Rufer herkommen, eventuell mit Vorsitz

Darüber hinaus gibt es noch eine große Anzahl von Befehlen/Anweisungen in unterschiedlichen Sprachen oder nur aus bestimmten Lauten bestehend, die für spezialisierte Hunderassen (z.&nbsp;B. [[Schlittenhund]]e) verwendet werden.

Oft werden ausgesprochene Anweisungen durch gut unterscheidbare Signale mit einer [[Hundepfeife]] ersetzt. Oft kommt eine [[Hochfrequenzpfeife]] zum Einsatz, die für den Hund sehr gut wahrnehmbar, für den Menschen dagegen kaum hörbar und damit wenig störend ist.

=== Rangeinweisung ===
Treten Probleme mit Hunden auf, wird häufig die „kontrollierte Rangeinweisung“ eingesetzt. Dabei werden, so die Tierärzte Sabine Schroll und Joël Dehasse, dem Hund gemäß standardisierten Regeln bestimmte Wunscherfüllungen bzw. Privilegien vorenthalten, die dem Hund wichtig sind und deren Vorenthaltung dem Halter leicht fällt. Dies könne Hundehaltern die „äußerlichen Zeichen der Autorität geben“, obwohl dies nur eine „Imitation von innerer Führungsqualität und Charisma durch äußerliche Verhaltensweisen“ sei. Der Grund für die Wirksamkeit dieses Mittels wird weniger darin gesehen, dass der Hund einen niedrigeren Rang einnähme, sondern vielmehr darin, dass die Kommunikation klarer, strukturierter, vorhersehbarer und eindeutiger werde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0036-131799 |titel=Sabine Schroll, Joël Dehasse: Verhaltensmedizin beim Hund Kapitel „7 Die therapeutische Toolbox“, Abschnitt „7.3 Ökoethologische Therapien“, S. 213–214 |datum=2007 |abruf=2021-04-18 |zitat=Die Rangeinweisung ist wahrscheinlich die am häufigsten angewendete Maßnahme bei allen Problemen, die mit einem Hund auftauchen können. Der Grund ist nicht die tatsächliche Reduktion des Hundes in seiner Rangposition, sondern eine durch standardisierte Regeln klare und eindeutige Kommunikation […] Somit kann eine kontrollierte Rangeinweisung auch bei falscher Diagnose […] gerechtfertigt sein, wenn die soziale Kommunikation zwischen Mensch und Hund strukturiert, vorhersehbar und eindeutig wird. […] Maßnahmen zur Rangreduktion und Privilegienkontrolle sind letztlich nur der mehr oder weniger authentische Versuch, so etwas wie innere Führungsqualität und Charisma durch äußerliche Verhaltensweisen zu imitieren. […] Bei einer kontrollierten Rangeinweisung werden dem Hund nur diejenigen Privilegien weggenommen, die ihm wichtig sind und die er tatsächlich verteidigt [und] die dem Besitzer nicht wichtig sind.}}, [[doi:10.1055/b-0036-131799]].</ref>

== Altersabhängigkeit ==
Die Verhaltenswissenschaftlerin [[Dorit Urd Feddersen-Petersen|Dorit Feddersen-Petersen]] betont die Bedeutung der Rangeinweisung des Hundes im Junghundalter. So neigen Hunde, denen eine Rangeinweisung im Junghundalter fehlte und die in diesem Alter stattdessen vermenschlicht und verwöhnt wurden, dazu gegenüber Menschen und anderen Hunden ein gestörtes [[Dominanz (Psychologie)|Dominanzverhalten]] zu zeigen. Im späteren Alter sind Verhaltensregulationen einschließlich einer klaren konsequenten Zuweisung des sozialen Status im familiären Sozialgefüge wichtig, um Übergriffe und Verletzungen durch Hunde zu vermeiden; hinzu kommen physische Auslastung der Hunde und Sozialkontakte.<ref>{{Internetquelle |autor=Dorit Feddersen-Petersen |url=https://cdn.website-editor.net/1a7eae744bc24693bef485cd84bdcb34/files/uploaded/Dr.%2520fedderson-pederson.pdf |titel=„Kampfhunde“ / „Gefährliche Hunde“. Gutachten |abruf=2021-04-17 |format=PDF}}</ref>

Laut einer Studie, bei der Besitzer von über 1.500 Hunden befragt wurden, ist die Ansprechbarkeit für Ausbildung, charakterisiert als Trainierbarkeit und Kontrollierbarkeit, bei Hunden im Alter von etwa 7 bis 7,5 Jahren am größten.<ref>{{Literatur |Autor=William J. Chopik, Jonathan R. Weaver |Titel=Old dog, new tricks: Age differences in dog personality traits, associations with human personality traits, and links to important outcomes |Sammelwerk=Journal of Research in Personality |Datum=2019-02 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S0092656618301661 |Abruf=2019-03-04 |DOI=10.1016/j.jrp.2019.01.005}}</ref> Das korrespondiert damit, dass Hunde, wie auch Menschen, im Laufe ihres Lebens erst lernen, aufmerksam zu sein.<ref name="DOI10.3389/fpsyg.2014.00071">Lisa J. Wallis, Friederike Range u.&nbsp;a.: ''Lifespan development of attentiveness in domestic dogs: drawing parallels with humans.'' In: ''Frontiers in Psychology.'' 5, 2014, [[doi:10.3389/fpsyg.2014.00071]].</ref>

== Literatur ==
* [[Friedrich Gotthold Kunze|Friedrich Oswald]]: "Der Vorstehhund in seinem vollen Werte", Leipzig 1855
* Anton Fichtlmeier: ''Grunderziehung für Welpen'', Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-440-09988-9
* Petra Führmann, Nicole Hoefs – Das Kosmos-Erziehungsprogramm für Hunde, Kosmos, ISBN 3-440-10638-1
* Felicia Rehage, Eiko Weigand: ''Lassie, Rex & Co. – Der Schlüssel zur erfolgreichen Hundeerziehung''. [[Kynos Verlag]] 1999. ISBN 3-933228-11-5
* [[Jan Nijboer]]: Hunde erziehen mit Natural Dogmanship. Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2002, ISBN 3-440-09021-3
* Hrsg.: Udo Gansloßer – Hundeerziehung und ihre Grenzen, Filander; 1. Edition (August 2016), ISBN 978-3-930831-96-8.


== Einzelnachweise ==
== Informationen im Internet ==
<references />
*[http://www.canisvita-binaersprache.com Kommunizieren statt konditionieren]
*[http://www.polar-chat.de/wiki/ Wissensdatenbank für Hundebesitzer]
*[http://www.hundeschule-glahu.de Hilfe bei der Hundeerziehung]
*[http://www.hunde.de Alles zum Thema Hunde]
*[http://www.ahsk.at AHSK - Hundesportklub Traiskirchen]
*[http://www.springenderhund.de/vcat,37,-hunderassen-von-a-z.html Info's zu allen Hunderassen]
*[http://www.brave-hunde.de Hundeerziehung - Erfahrungen als Betreiber einer Hundeschule]


== Siehe auch ==
== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 9. Mai 2025, 10:45 Uhr

Der Vorstehhund, 1855

Hundeerziehung ist menschliche Einwirkung auf einen Hund mit Ziel, dem Hund ein möglichst konfliktarmes Leben in der menschlichen Gesellschaft zu ermöglichen und ihn zu befähigen, die von ihm erwarteten spezifischen Aufgaben zu erfüllen. Als Grundlage für eine gelungene Erziehung ist es erforderlich, dass es klare Vorstellungen darüber gibt, welches Verhalten vom Hund erwünscht ist. Nur dann ist der Hund in der Lage, dieses auch zu erkennen und später ohne Fremdeinwirkung auszuüben.

Im Gegensatz dazu spricht man bei Dienst- und sonstigen Gebrauchshunden eher von Ausbildung. Es werden zur Erfüllung standardisierter Aufgaben standardisierte Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt. So ist ein Ziel, dass der Hund in bestimmten Situationen bzw. auf Hör- oder/und Sichtzeichen immer das gleiche gewünschte Verhalten zeigt.

Beim Familienhund spricht man eher von Erziehung, mit dem Ziel, ein gewünschtes Verhalten zu erreichen.

Durch Erziehung und Ausbildung werden die natürlichen Eigenschaften und Anlagen des Hundes in bestimmte Richtungen gelenkt und absichtlich gefördert oder gehemmt.

Für die Erziehung und Ausbildung von Hunden existieren kommerzielle Angebote in Hundeschulen und bei Hundetrainern. In Deutschland müssen Personen, die gewerbsmäßig für andere Hunde ausbilden oder Hundehalter anleiten, eine Erlaubnis haben.[1]

Nachweise einer gelungenen Hundeausbildung

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Es gibt zahlreiche Versuche, den Abschluss einer gelungenen Hundeausbildung zu prüfen und zu bescheinigen. Dazu gehören beispielsweise Hundeführerscheine, Gebrauchshundprüfung und Team-Test. Ein allgemein anerkanntes, standardisiertes Zeugnis ist nicht darunter.

Erfolgreiche Hundeerziehung – im Sinne gesellschaftlicher Akzeptanz und möglichst konfliktfreien Zusammenlebens – setzt nicht nur entsprechende Kenntnisse und Fertigkeiten der jeweiligen Bezugspersonen des Hunds voraus, sondern auch die Umsetzung durch den Hund.

Behavioristisches Lernmodell

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Ein behavioristisches Lernmodell geht davon aus, dass ein Hund bestimmte Veranlagungen hat, die bestimmte Triebe bewirken, die das Handeln des Hundes steuern. Reize aus der Umwelt wirken auf den Hund ein. Entsprechend der Konstitution und des Charakters erfolgt eine Reaktion. Bei entsprechender Intensität führt der Umweltreiz zu einer Verhaltensänderung. Der Hund hat gelernt, auf einen von außen kommenden Reiz zu reagieren.

Auf Grund der gesammelten Erfahrungen wird der Hund in gleichen Situationen gleiches oder ähnliches Verhalten zeigen. Ändern sich die Umweltbedingungen, kann der Hund sein Verhalten wieder ändern.

Konditionierung

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Der Hund lernt, auf einen bestimmten Reiz mit einer bestimmten Reaktion zu reagieren (Reiz-Reaktionsmuster, Stimulus-Response, Auslösemechanismus). Dieser Vorgang wird als Reizgeneralisierung bezeichnet. Es werden zwei Formen der Konditionierung unterschieden.

Klassische Konditionierung

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Iwan Petrowitsch Pawlow entwickelte das Modell der Klassischen Konditionierung. Der unbedingte Reiz Futter löste beim Hund die unbedingte Reaktion Speichelfluss aus (unbedingt deswegen, weil der Organismus hierüber keine willentliche Kontrolle hat). Pawlow bot das Futter gemeinsam mit einem Glockenton an. Die Folge war, dass der ursprünglich neutrale Reiz Glockenton die Reaktion Speichelfluss auslösen konnte. Die unbedingte Reaktion Speichelfluss wurde zu einer konditionierten, bedingten Reaktion.

Ganz bedeutend an der klassischen Konditionierung ist, dass mit ihr dem Hund Gefühle und Triebstimmungen gelehrt werden können. Im Dienst und Hundesport wird dies dazu genutzt, dass der Hund auch in belastenden, möglicherweise unangenehmen Situationen aktiv bzw. aktivierbar ist.

Als Beispiel kann ein Diensthundeführer dienen, der mit seinem Diensthund Streife geht. Der Diensthundführer strafft die Leine und bremst den Hund ab. Dann erscheint der Scheintäter in zivil und nicht als Helfer erkennbar, es kommt zur Kampfhandlung. Nach einigen Wiederholungen bringt die straffe Leine den Hund in eine mit der bevorstehenden Auseinandersetzung passende Gefühlslage. Der unbestimmte Reiz straffe Leine führte ursprünglich zum stärkeren Ziehen oder zum Anhalten des Hundes. Nun erfolgt aber die Aktivierung des endokrinen Systems als erlernte Reaktion. Dies kann recht problemlos generalisiert werden und braucht keine weiteren Verstärker. Die straffe Leine als Reiz zur Auslösung der Reaktion kampfbereit wird nun genutzt beim Streife gehen, bei der Absuche von Flächen und Räumlichkeiten nach Tätern und der Durchsuchung von Personen und Personengruppen.

Operante oder Instrumentelle Konditionierung

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Ein zufällig gezeigtes Verhalten des Hundes wird durch gezielte Belohnung oder Bestrafung des Hundes in Zukunft häufiger oder seltener bzw. nicht mehr gezeigt werden. Die auf das Verhalten folgende Konsequenz aktiviert oder hemmt das entsprechende Verhalten. Es werden mit der operanten Konditionierung Fähigkeiten und Techniken vermittelt.

Beim operanten Konditionieren erfolgt Lernen über Belohnung oder Bestrafung. Die Belohnung bewirkt, dass ein Verhalten in Zukunft häufiger gezeigt werden wird.

  • Positive Belohnung, Verstärkung erfolgt mit dem Hinzufügen einer angenehmen Konsequenz. Hinsetzen – Ball bekommen.
  • Negative Belohnung, Verstärkung erfolgt durch Abschalten eines unangenehmen Reizes. Tippen auf die Kruppe – Hinsetzen und Reiz hört auf.

Die Bestrafung bewirkt, dass ein Verhalten in Zukunft seltener gezeigt werden wird. Dabei bedarf es nicht immer einer Korrektur des Verhaltens. Allein, dass ein Verhalten keine lustvollen, angenehmen Folgen hat, bewirkt eine verminderte Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieses Verhaltens.

  • Positive Bestrafung, eine bestimmte Handlung hat einen unangenehmen Reiz zur Folge.
  • Negative Bestrafung, eine bestimmte Handlung hat das Entfernen eines positiven Reizes zur Folge – nicht hinsetzen, keinen Ball bekommen.

Eigenschaften und Veranlagungen des Hundes

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Für den Familien-, Sport- und Diensthund sind folgende Eigenschaften und Veranlagungen des Hundes, früher auch Triebanlagen, Triebbereiche oder Funktionsbereiche genannt, bedeutsam (siehe Triebtheorie).

Das Beuteverhalten ist dem Funktionskreis der Nahrungsaufnahme zugeordnet. Der Schlüsselreiz, welcher einen Hund zum Beuteverhalten animiert, ist Bewegung. Beute läuft immer panikartig vom Hund weg, ist immer in Bewegung. Instinktiv, also automatisch und ohne darüber nachdenken zu müssen, wird der Hund die Beute verfolgen, sie anspringen, zubeißen und die Beute niederreißen. Beißt der Hund zu schwach, kann die Beute fliehen, beißt der Hund kräftig zu, folgt der Totstellreflex beim Beutetier. Lässt der Hund locker, versucht die Beute wieder zu fliehen. Der Hund fasst wieder zu und schüttelt tot. Die Beute wird getragen, der Beutetrieb ist befriedigt, da das Triebziel erreicht ist.

Beuteverhalten kann durch Lernen gehemmt oder gefördert werden. Es unterliegt aber einer aktionsspezifischen und reizspezifischen (durch Gewöhnung) Ermüdung. Das kann, z. B. für den Diensthund, von Nachteil sein.

Beuteverhalten lässt den Hund schnell lernen. Beuteverhalten gibt dem Hund Sicherheit (wer verfolgt, hat die Initiative und dominiert) und macht ihn schnell.[2]

Auslösender Reiz: Bewegungen
Instinktverhalten: Fixieren, verfolgen, anspringen, zubeißen und halten.
Triebziel: Beute tragen, besitzen, Ruhe

Das Wehrverhalten gehört zum Funktionskreis des Aggressionsverhaltens. Zeichen für Wehrverhalten sind drohen, fixieren, die aggressive Abwehr und das Zubeißen. Der Schlüsselreiz für Wehrverhalten ist eine psychische oder physische Bedrohung des Hundes oder offene Aggression. Ziel des Verhaltens ist es, beim Bedrohenden ein Meideverhalten zu erzeugen. Ein Beschädigungskampf soll vermieden werden.

Das Wehrverhalten unterliegt keiner reizspezifischen oder aktionsspezifischen Ermüdung, das heißt, es ist ständig aktivierbar. Die Motivation zu Wehrverhalten ist verschieden. Im Funktionskreis der Nahrungsaufnahme kann Wehrverhalten als Beute bewachen und verteidigen auftreten. In sozialen Bereichen dient Wehrverhalten der Festlegung von Rangordnungen, dem Wahren von Privilegien, territorialer Ansprüche oder der Notwehr bei Ausweglosigkeit der Situation.

Antagonistisch steht dem Wehrverhalten das Meideverhalten gegenüber. Beide Verhaltensweisen haben den gleichen Schlüsselreiz und sind u. a. abhängig vom Selbstbewusstsein des Tieres, dem Auftreten des Bedrohenden, dem Alter, von Erfahrungen, Umweltreizen und kritischer sowie Fluchtdistanz.[3]

Meideverhalten steht im Gegensatz zum Wehrverhalten. Es wird ebenfalls durch eine psychische oder physische Bedrohung und/oder offene Aggression als Schlüsselreiz ausgelöst. Das Ziel dieses Verhaltens ist die Sicherung der eigenen körperlichen Unversehrtheit. Der Hund will sich in Sicherheit bringen vor bedrohlichen Ereignissen oder Feinden. Als Verhalten zeigt der Hund Flucht, Deckung suchen, verkriechen, das Unterlassen einer begonnenen Handlung sowie Demuts- und Unterwerfungshandlungen.

Das Meideverhalten unterliegt ebenfalls keiner reiz- und aktionsspezifischen Ermüdung. Es ist jederzeit aktivierbar. Meideverhalten spielt(e) daher eine wichtige Rolle in der Unterordnung.[4]

Grundlagen der Hundeerziehung

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Positive Verstärkung und Kommandos

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Eine erfolgreiche Erziehung baut auf der Anwendung einiger Regeln auf. Hunde lernen am schnellsten und sichersten durch positive Verstärkung, also Belohnung durch Leckerbissen, Loben, Spielen oder Streicheln sofort nach Ausführen einer vom Besitzer gewünschten Handlung. So ist zum Beispiel eine sogenannte Beißwurst ein stimulierendes Motivationsobjekt und wird bei der Ausbildung gerne eingesetzt. Sehr wichtig ist, dass Belohnung (und auch Strafe) unmittelbar nach der „Tat“ geschehen, schon zwei Sekunden Verzögerung sind für den Hund zu lang, um Tat und Wirkung zuordnen zu können und einen Zusammenhang mit seiner Handlung zu erkennen. Gelobt wird mit hoher, freundlicher Stimme, Spielen oder Leckerli. Auch Bestrafung erfolgt mit der Stimme – in einem Tonfall, an dem der Hund unseren Unmut erkennt, aber nicht durch Anschreien des Tieres. Eine geeignete „Strafe“, besser Zurechtweisung, ist ein energisches scharfes Ansprechen und beispielsweise die Worte „Pfui“, „Aus“ oder „Nein“.

Der Hund versteht die menschliche Sprache nicht als Sprache, sondern als Tonfolge. Er lernt die entsprechenden Tonfolgen mit einem entsprechenden Verhalten zu verknüpfen. Deshalb ist es für den Hund in der Trainingsphase sehr wichtig, dass die Kommandos immer in derselben Form gegeben werden, für eine bestimmte gewünschte Handlung also immer dasselbe Kommandowort im gleichen Tonfall. Dies sollte von jedem, der den Hund führt, geübt werden. Hunde brauchen viele Wiederholungen, um den gelernten Inhalt zu festigen. Gängige Meinungen sprechen hier von 50 bis 200 Übungen pro Kommando (während der gesamten Trainingszeit), bevor das neu Erlernte sicher sitzt.

Die Dauer der einzelnen Trainingsabschnitte variiert von Hund zu Hund und ist abhängig von Alter, Wesen etc. des jeweiligen Hundes. Um eine Überforderung zu vermeiden, sollte man die Ausbildung mit mehreren kurzen Einheiten täglich beginnen und sich langsam steigern. Ebenfalls zu beachten gilt, dass der Hund motiviert bleibt, also Freude am Lernen behält. Daher ist ausgedehntes Loben und Belohnen (Leckerli) nach gut ausgeführten Übungen sehr wichtig.

Führt man ein neues Kommando ein, das noch nicht einwandfrei funktioniert, oder verlieren Halter oder Hund die Lust an der Übung, so beendet man die Übung mit einem Kommando, das der Hund beherrscht und lockert ihn anschließend durch z. B. Spielen auf, damit die Erziehungseinheiten dem Hund als gutes Erlebnis in Erinnerung bleiben.

Es gibt verschiedene Formen, dem Hund Kommandos zu geben. Die wichtigsten beiden Gruppen dieser Kommandos sind

  • Sichtzeichen – Signale, die der Hund sieht und auf sie reagiert
  • Hörzeichen – für den Hund hörbare Signale

Die folgende Aufzählung gibt die üblichsten, jedoch längst nicht alle gesprochenen Hundekommandos wieder:

  • Sitz: der Hund soll sich „hinsetzen“
  • Down oder Halt, auch Platz: Beim Platz soll der Hund sich legen und bleiben; das Down bzw. Halt bezeichnet das in der Jagdhundeausbildung gebräuchliche „Bannen“ des Hundes auf ein akustisches Signal (Trillerpfeife) hin.
    Dabei soll der z. B. Wild hetzende Hund sich bei Wahrnehmung des Signals gerade, mit dem Kopf zwischen den Vorderpfoten niederwerfen. Der Down-Befehl ist in der Jagdgebrauchshundeausbildung der wichtigste Befehl für die Unterordnung des Hundes.
  • Bleib: Am jetzigen Ort verweilen
  • Steh: Dieses Kommando wird verwendet, um den Hund aus weiter Entfernung zum Stehen zu bringen. Auch wird es genutzt um den Hund aus dem Sitz, Platz oder der Freifolge heraus stehen zu lassen.
  • Such verwund’ oder Such verwund’ mein Hund: Dieses Kommando dient bei Jagdgebrauchshunden, diese eine Schweißfährte (Blutspur) ausarbeiten zu lassen.
  • Such voran: Der Jagdgebrauchshund wird zur Freiverlorensuche aufgefordert.
  • Auf: Auf wird im Sinne von „Los, gehen wir“ gebraucht. Wenn der Hund beispielsweise im Sitz ist und der Hundeführer möchte losgehen, sagt der Hundeführer „Auf!“ Zum Aufheben aller vorigen Kommandos ist Auf sinnvoll. Die Ausnahme ist das so genannte Ablegen, hier darf der Hund keinesfalls abgerufen werden, sondern ist vom Hundeführer abzuholen, z. B. durch das Berühren des Kopfes mit der Hand.
  • Voraus: Der Hund soll sich vom Hundeführer weg nach vorne bewegen z. B. auf ein bestimmtes Ziel zu.
  • Fuß oder Bei Fuß: verwendet man, um den Hund auch ohne Leine neben sich an der linken Seite zu führen.
  • Apport: etwas apportieren, holen
  • Aus: das, was der Hund im Maul hat, freigeben
  • Hier: zum Rufer herkommen, eventuell mit Vorsitz

Darüber hinaus gibt es noch eine große Anzahl von Befehlen/Anweisungen in unterschiedlichen Sprachen oder nur aus bestimmten Lauten bestehend, die für spezialisierte Hunderassen (z. B. Schlittenhunde) verwendet werden.

Oft werden ausgesprochene Anweisungen durch gut unterscheidbare Signale mit einer Hundepfeife ersetzt. Oft kommt eine Hochfrequenzpfeife zum Einsatz, die für den Hund sehr gut wahrnehmbar, für den Menschen dagegen kaum hörbar und damit wenig störend ist.

Treten Probleme mit Hunden auf, wird häufig die „kontrollierte Rangeinweisung“ eingesetzt. Dabei werden, so die Tierärzte Sabine Schroll und Joël Dehasse, dem Hund gemäß standardisierten Regeln bestimmte Wunscherfüllungen bzw. Privilegien vorenthalten, die dem Hund wichtig sind und deren Vorenthaltung dem Halter leicht fällt. Dies könne Hundehaltern die „äußerlichen Zeichen der Autorität geben“, obwohl dies nur eine „Imitation von innerer Führungsqualität und Charisma durch äußerliche Verhaltensweisen“ sei. Der Grund für die Wirksamkeit dieses Mittels wird weniger darin gesehen, dass der Hund einen niedrigeren Rang einnähme, sondern vielmehr darin, dass die Kommunikation klarer, strukturierter, vorhersehbarer und eindeutiger werde.[5]

Altersabhängigkeit

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Die Verhaltenswissenschaftlerin Dorit Feddersen-Petersen betont die Bedeutung der Rangeinweisung des Hundes im Junghundalter. So neigen Hunde, denen eine Rangeinweisung im Junghundalter fehlte und die in diesem Alter stattdessen vermenschlicht und verwöhnt wurden, dazu gegenüber Menschen und anderen Hunden ein gestörtes Dominanzverhalten zu zeigen. Im späteren Alter sind Verhaltensregulationen einschließlich einer klaren konsequenten Zuweisung des sozialen Status im familiären Sozialgefüge wichtig, um Übergriffe und Verletzungen durch Hunde zu vermeiden; hinzu kommen physische Auslastung der Hunde und Sozialkontakte.[6]

Laut einer Studie, bei der Besitzer von über 1.500 Hunden befragt wurden, ist die Ansprechbarkeit für Ausbildung, charakterisiert als Trainierbarkeit und Kontrollierbarkeit, bei Hunden im Alter von etwa 7 bis 7,5 Jahren am größten.[7] Das korrespondiert damit, dass Hunde, wie auch Menschen, im Laufe ihres Lebens erst lernen, aufmerksam zu sein.[8]

Einzelnachweise

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  1. Tierschutzgesetz (Deutschland): § 11.
  2. Helmut Raiser: Der Schutzhund. Die Ausbildung von Gebrauchshunden für den Schutzdienst, Seite 9, Paul Parey Verlag 1981, ISBN 978-3-490-40312-4
  3. Helmut Raiser: Der Schutzhund. Die Ausbildung von Gebrauchshunden für den Schutzdienst, Seite 10, Paul Parey Verlag 1981, ISBN 978-3-490-40312-4
  4. Helmut Raiser: Der Schutzhund. Die Ausbildung von Gebrauchshunden für den Schutzdienst, Seite 11, Paul Parey Verlag 1981, ISBN 978-3-490-40312-4
  5. Sabine Schroll, Joël Dehasse: Verhaltensmedizin beim Hund Kapitel „7 Die therapeutische Toolbox“, Abschnitt „7.3 Ökoethologische Therapien“, S. 213–214. 2007, abgerufen am 18. April 2021: „Die Rangeinweisung ist wahrscheinlich die am häufigsten angewendete Maßnahme bei allen Problemen, die mit einem Hund auftauchen können. Der Grund ist nicht die tatsächliche Reduktion des Hundes in seiner Rangposition, sondern eine durch standardisierte Regeln klare und eindeutige Kommunikation […] Somit kann eine kontrollierte Rangeinweisung auch bei falscher Diagnose […] gerechtfertigt sein, wenn die soziale Kommunikation zwischen Mensch und Hund strukturiert, vorhersehbar und eindeutig wird. […] Maßnahmen zur Rangreduktion und Privilegienkontrolle sind letztlich nur der mehr oder weniger authentische Versuch, so etwas wie innere Führungsqualität und Charisma durch äußerliche Verhaltensweisen zu imitieren. […] Bei einer kontrollierten Rangeinweisung werden dem Hund nur diejenigen Privilegien weggenommen, die ihm wichtig sind und die er tatsächlich verteidigt [und] die dem Besitzer nicht wichtig sind.“, doi:10.1055/b-0036-131799.
  6. Dorit Feddersen-Petersen: „Kampfhunde“ / „Gefährliche Hunde“. Gutachten. (PDF) Abgerufen am 17. April 2021.
  7. William J. Chopik, Jonathan R. Weaver: Old dog, new tricks: Age differences in dog personality traits, associations with human personality traits, and links to important outcomes. In: Journal of Research in Personality. Februar 2019, doi:10.1016/j.jrp.2019.01.005 (elsevier.com [abgerufen am 4. März 2019]).
  8. Lisa J. Wallis, Friederike Range u. a.: Lifespan development of attentiveness in domestic dogs: drawing parallels with humans. In: Frontiers in Psychology. 5, 2014, doi:10.3389/fpsyg.2014.00071.
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