„Jakobiner“ – Versionsunterschied
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{{Begriffsklärungshinweis}} |
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{{Dieser Artikel|bezieht sich auf die Mitglieder des französischen Jakobinerklubs und − in allgemeinerer Bedeutung – auf die entschiedenen Anhänger der französischen Revolution außerhalb Frankreichs; zu anderen Bedeutungen siehe [[Jakobiner (Begriffsklärung)]].}} |
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[[Datei:Clôture de la salle des Jacobins 1794.jpg|mini|''Schließung des Jakobinerklubs in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1794'', zeitgenössischer Kupferstich]] |
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'''Jakobiner''' wurden die Mitglieder des wichtigsten politischen, im Zuge der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] entstanden Klubs genannt. Abgeleitet ist der Name von dem Ort ihrer Treffen, dem Dominikanerkloster [[Jakobinerkloster Paris|Saint-Jacques]] in Paris. |
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Die '''Jakobiner''' ([[Französische Sprache|''franz:'']] ''les Jacobins'') waren im formellen Sinn die Mitglieder eines politischen Klubs während der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]]. Der Name Jakobinerklub bezog sich auf den Versammlungsort, das ehemalige [[Jakobinerkloster Paris#Saint-Honoré|Jakobinerkloster Saint-Honoré]] in [[Paris]]. Historisch bedeutsam ist die inhaltliche Bezeichnung. So wurden in [[Frankreich]] ab 1793 die Anhänger [[Maximilien de Robespierre]]s und [[Louis Antoine de Saint-Just]]s als Jakobiner bezeichnet. Der Begriff Jakobiner ist in dieser Hinsicht deckungsgleich mit dem Begriff '''Robespierristen'''. Sie strebten eine radikale Umgestaltung der Gesellschaftsordnung an und setzten sich u. a. für die Abschaffung der [[König von Frankreich|Monarchie]] ein. Die Jakobiner fanden ihre Anhänger zum großen Teil in der städtischen [[Unterschicht|Unter-]] und [[Mittelschicht]]. |
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In einer allgemeineren Bedeutung bezeichnet der Begriff diejenigen Anhänger der französischen Revolution außerhalb Frankreichs, die sich auch nach der Hinrichtung des Königs noch zu den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bekannten und republikanische Staatsformen anstrebten, auch wenn sie nicht Mitglied einer politischen Organisation waren. |
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Im weiteren Sinn werden mit dem Begriff z. T. auch jene Anhänger der Revolution innerhalb und außerhalb Frankreichs bezeichnet, die zwar großmehrheitlich nicht Robespierristen waren, aber auch nach der Hinrichtung König [[Ludwig XVI.|Ludwigs XVI.]] noch die Revolution befürworteten und eine [[Republik|republikanische Staatsform]] anstrebten. |
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== Der Jakobinerklub == |
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Nach der Öffnung der [[Generalstände]] durch König [[Ludwig XVI. (Frankreich)|Ludwig XVI.]] am [[5. Mai]] [[1789]] schossen überall in Frankreich und insbesondere in [[Paris]] politische Klubs aus dem Boden. Als sich am [[17. Juni]] die [[französische Nationalversammlung|Nationalversammlung]] konstituierte und drei Tage später schwor, erst dann wieder auseinanderzugehen, wenn sie eine Verfassung geschaffen hätten ([[Ballhausschwur]]), bildeten sich ausgehend aus den Klubs politische Lager mit unterschiedlichen Auffassungen. |
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== Inhaltliche Positionierung der Jakobiner == |
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Ursprünglich wurde der Klub am 30. April [[1789]] als [[Bretonischer Klub]] gegründet und spaltete sich im Dezember dieses Jahres unter dem Namen 'Gesellschaft der Verfassungsfreunde' ab. In den folgenden Monaten entstanden in ganz [[Frankreich]] eine Vielzahl von Jakobinerklubs, in denen in den wirren Monaten bis 1791 die als [[Club des Cordeliers|Cordeliers]] bezeichneten radikalen Demokraten wie [[Louis-Antoine-Léon de Saint-Just]], [[Jean-Paul Marat]], [[Maximilien de Robespierre]] und [[Georges Danton]] immer mehr die Überhand bekamen. Die meisten der gemäßigten 'Feuillants', die das Modell einer konstitutionellen Monarchie vertraten, waren bis zum Sommer 1791 aus dem Klub ausgeschieden. |
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Die Jakobiner richteten sich viel konsequenter als andere Revolutionsanhänger an [[Jean-Jacques Rousseau]] aus, während sie [[Voltaire]] und die [[Enzyklopädist (Encyclopédie)|Enzyklopädisten]] geringschätzten. Ihr Ideal war eine einfache, tugendhafte und sittenstrenge Gesellschaft, die durch den [[Gemeinwille]]n geleitet wird und auf eine endgültige göttliche Gerechtigkeit vertraut. Sie traten für die Abschaffung der Monarchie, des [[Feudalismus]] und der Privilegienherrschaft ein, an deren Stelle [[Volkssouveränität]] und [[Rechtsgleichheit]] in einer [[Zentralismus|zentralistischen Einheitsrepublik]] treten sollten. Sie wollten ausgebaute [[Politische Rechte (Recht)|Volksrechte]] und [[Direkte Demokratie|direktdemokratische Einrichtungen]] einführen. Die Jakobiner befürworteten die politische Partizipation breiter Volksschichten, also auch der Ungebildeten, der Besitzlosen, der jungen Erwachsenen, der [[Juden]] und der [[Schwarze]]n, wandten sich aber entschieden gegen jegliche politische Aktivität der Frauen. Sie traten für sozialen Ausgleich und [[Etatismus|etatistische Massnahmen]] ein, betrachteten jedoch den [[Privatbesitz]] als [[Grundrechte|Grundrecht]] und die Einkommens- und Vermögensgleichheit als Illusion.<ref>{{Literatur |Autor=Lucas Chocomeli |Titel=Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz. Wirken und Ideologie einer radikalrevolutionären Minderheit 1789–1803. |Verlag=Lang |Ort=Bern u. a. |Datum=2006 |ISBN=3-03910-850-6 |Seiten=189-285}}</ref> |
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Die Jakobiner passten ihre politischen Positionen im Verlauf der Revolution teilweise an, bis sie die von ihnen konzipierte Gesellschaftsordnung in der [[Französische Verfassung von 1793|Französischen Verfassung von 1793]] festhielten. Diese setzten sie indes nie in Kraft, weil sie es für unverzichtbar hielten, zuerst die Revolution zu Ende zu führen, jegliche Bedrohung der neuen Ordnung zu eliminieren und die Bevölkerung zur Tugendhaftigkeit zu erziehen. Dafür erschien ihnen grundsätzlich jedes Mittel legitim, also auch Gewalt und [[Terrorherrschaft|Schreckensherrschaft]].<ref>{{Literatur |Autor=Lucas Chocomeli |Titel=Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz. Wirken und Ideologie einer radikalrevolutionären Minderheit 1789–1803 |Verlag=Lang |Ort=Bern u. a. |Datum=2006 |ISBN=3-03910-850-6 |Seiten=286-358}}</ref> |
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Durchdrungen von den Gedanken [[Jean Jacques Rousseau]]s wollten sie die in der Französischen Revolution erreichte [[konstitutionelle Monarchie]] durch eine [[Republik]] ersetzen. Durch Flugblätter, Zeitungsartikel und einnehmende Reden beeinflussten sie zunehmend die Massen und fanden im ganzen Land Anhänger. Vor allem das einfache Volk, die Arbeiter und Kleinbürger, [[Sansculotten]] genannt, waren auf Seiten der Jakobiner. Die Jakobiner waren fester organisiert als andere politische Clubs und unterhielten ein Netz von Filialgesellschaften in den Provinzen, so dass sie auch dort durch Flugblätter, Zeitungsartikel und einnehmende Reden auf die öffentliche Meinung einwirken konnten. Die Französische Revolution war ein Lernprozess, deshalb änderten auch langjährige Klubmitglieder ihre ursprünglichen politischen Meinungen. So war Robespierre noch bis 1791 Monarchist und gegenüber sozialen Fragen nicht interessiert. |
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== Die Jakobiner während der Revolution == |
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Die Jakobiner machten Politik für das einfache Volk, Arbeiter und Kleinbürger, |
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=== Gründungsphase === |
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waren ursprünglich gegen den Krieg, forderten den Verkauf der Nationalgüter – das war der enteignete Besitz der Kirche und von [[Emigrant|Emigranten]] – in kleinen [[Parzelle|Parzellen]], wollten ein geeintes, zentralistisches Frankreich und forderten eine geplante Wirtschaft mit Höchstpreisen. |
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Nach der Eröffnung der [[Generalstände]] durch König Ludwig XVI. am 5. Mai 1789 kam es in Frankreich und insbesondere in [[Paris]] zur Gründung politischer Klubs. Als sich am 17. Juni 1789 die [[Konstituante|Nationalversammlung]] konstituierte und drei Tage später schwor, erst dann wieder auseinanderzugehen, wenn sie eine Verfassung geschaffen hätte ([[Ballhausschwur]]), bildeten sich ausgehend von den Klubs politische Lager mit unterschiedlichen Auffassungen. In der Zeit von 1789 bis 1799 kann indes nicht von politischen Parteien im heutigen Sinne gesprochen werden. Es handelte sich vielmehr um Debattiervereine, in denen aktuelle gesellschaftspolitische Fragen und Gesetzesprojekte vorbesprochen wurden. Es war auch durchaus üblich, in mehreren Klubs Mitglied zu sein. |
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[[Datei:HGM Jakobinermütze.jpg|mini|[[Phrygische Mütze|Jakobinermütze]] ([[Heeresgeschichtliches Museum]], Wien)]] |
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1792 erzwangen sie gegen den Willen ihrer gemäßigten Gegenspieler, der [[Girondisten]], einen Prozess gegen den König. Unter der Führung von Maximilien de Robespierre errichteten sie ab 1793 ein Schreckensregime, [[Terrorherrschaft]], (franz. ''Terreur''), das hauptsächlich durch Massenhinrichtung politischer Gegner, energische und blutige Unterdrückung von konterrevolutionären Bewegungen in den Provinzen und durch eine Zwangswirtschaft mit Höchstpreisen gekennzeichnet war. 1793 ließen die Jakobiner eine von den Ideen [[Jean-Jacques Rousseau|Rousseaus]] beeinflusste [[Verfassung]] verabschieden, die die [[Direkte Demokratie|direkte Demokratie]] stärkte, ein verpflichtendes Staatsziel (das "allgemeine Glück") annahm, und soziale Rechte (auf Arbeit und Bildung) enthielt. Diese Verfassung wurde aber nicht in Kraft gesetzt; bis zum Sieg über die Feinde müsse die ''Terreur'' fortgesetzt werden, sagte Robespierre. Während die Jakobiner damit ihr eigenes Ideal von Freiheit verrieten, gelang es ihnen, die inneren und äußeren Gegner der Revolution zu besiegen. |
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Der Jakobinerklub wurde ursprünglich am 30. April 1789 als [[Bretonischer Klub]] gegründet. Dieser stellte seine Aktivitäten im August 1789 ein, da keine Einigung über das Vetorecht des Königs zustande kam. Nach einer Anregung von [[Sieyès]] im Oktober gründete [[Claude-Christophe Gourdan]] im Dezember des Jahres unter dem Namen ''Gesellschaft der Freunde der Verfassung'' den Klub neu. Als Versammlungsort bestimmte er die ehemalige Bücherei des Jakobinerklosters in Paris. |
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Eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie der Jakobinerklub hatte der [[Club des Cordeliers]], der sich auch aus Mitgliedern des Bretonischen Klubs rekrutierte. Die Corderliers machten sich schon ab dem 27. April 1790 für eine Republik stark. Viele Cordeliers standen links der Jakobiner, andere vertraten fast identische Positionen. Zusammen bildeten diese beiden Klubs die sogenannte [[Bergpartei]], eine Bezeichnung, die sich aus der Sitzordnung im Parlament ergab und die radikaleren Abgeordneten umfasste. |
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Allerdings verloren sie durch den Terror mehr und mehr Anhänger. Im Sommer 1794 wurden zu den Höchstpreisen auch Höchstlöhne eingeführt, weshalb sich auch das Interesse der [[Sansculotten]] an der jakobinischen Politik verringerte. Im Juli siegte die Revolutionsarmee bei Fleurus entscheidend. Zwangsmaßnahmen schienen jetzt nicht mehr so dringend nötig. Durch die Hinrichtung einstiger Gefährten verlor Robespierre jedoch seinen Rückhalt im Konvent. Am 27. Juli 1794 wurde Robespierre gestürzt und am 28. Juli 1794 hingerichtet. Das war das Ende des Terrors. Am [[11. November]] [[1794]] wurde der Pariser Jakobinerklub geschlossen. In der Folgezeit musste das [[Direktorium (Frankreich)|Direktorium]] aber noch immer mit jakobinischen Aufständen rechnen. |
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Der Jakobinerklub war straffer organisiert als andere politische Vereine und baute bald ein Netz von Filialgesellschaften in den Provinzen auf. So konnten die Jakobiner auch dort auf die öffentliche Meinung einwirken. Durch Flugblätter, Zeitungsartikel und einnehmende Reden beeinflussten sie die Haltung breiter Bevölkerungskreise und fanden vor allem Anhänger unter den Arbeitern und Kleinbürgern, insbesondere den Pariser [[Sansculottes]]. Die Jakobiner gewannen auch Untersützer in anderen Bevölkerungsschichten, insbesondere bei Leuten, die von ihrer Politik profitierten. So begünstigte die auch von den Jakobinern vorangetriebene Enteignung von Kirchen- und Emigrantenbesitz die Käufer dieser sogenannten [[Nationalgut|Nationalgüter]] und band sie an das Schicksal der Revolution. |
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== "Jakobiner" außerhalb Frankreichs == |
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Als "Jakobiner" bezeichnete man die Anhänger der französischen Revolution außerhalb Frankreichs (so in Deutschland oder in Italien), die sich auch nach der Hinrichtung des Königs noch zu den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bekannten und republikanische Staatsformen anstrebten, auch wenn sie nicht Mitglied einer politischen Organisation waren. Der Begriff war beleidigend gemeint, vielfach auch sonst denunziatorisch verwandt und sollte die derart Gebrandmarkten in den Ruch von Königsmördern bringen; selbst bevorzugten sie die Bezeichnung [[Patriotismus|Patrioten]]. Allerdings gab es im Anschluss an die französische Revolution auch eigens gegründete Jakobiner-Clubs in den Nachbarstaaten Frankreichs, die sich selbst an revolutionären Aktivitäten beteiligten oder diese initiierten - beispielsweise in der Vorgeschichte des italienischen [[Risorgimento]] oder bei der [[Mainzer Republik]]. |
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In Wien wurde 1794 der Prozess gegen die so genannten "Wiener Jakobiner" gemacht. Viele Anhänger der Aufklärung aus Beamtenschaft und Armee wurden im Zuge dieses Prozesses eingesperrt oder hingerichtet. Der Kopf des damals ermordeten republikanischen Offiziers |
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[[Franz Hebenstreit]] (1747-1795) wird heute paradoxerweise im Wiener [[Kriminalmuseum]] zur Schau gestellt. |
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=== Jakobinerherrschaft und Abgrenzung zu anderen Gruppierungen === |
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== Vorsitzende der Jakobiner während der französischen Revolution == |
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Am 18. Juli 1791, unter dem Eindruck des [[Massaker auf dem Marsfeld|Massakers auf dem Marsfeld]] und der Flucht des Königs nach [[Varennes-en-Argonne|Varennes]]<ref>Gustav Landauer in seiner Ausgabe von [[Kropotkin]]s „Die Große Französische Revolution“ in der Anmerkung 49</ref>, spaltete sich ein Großteil der Mitglieder des Jakobinerklubs von der Gesellschaft ab, denen der Diskurs des Klubs zu radikal erschien. In der Nationalversammlung saßen nach der Spaltung nur noch ein knappes Dutzend Mitglieder des verkleinerten Jakobinerklubs, darunter auch Robespierre. Die nach ihrem neuen Sitzungsort [[Feuillants]] genannte neue politische Vereinigung befürwortete weiterhin eine konstitutionelle Monarchie und hielt die bisherige Revolution für weitreichend genug. Sie verlor jedoch rasch an politischem Einfluss, während jener der Jakobiner ständig zunahm. |
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Nach den Feuillants wandten sich die Jakobiner ab Herbst 1792 gegen die [[Girondisten]]. Mehrere von ihnen, auch ihr Anführer [[Jacques Pierre Brissot]], waren bis zu ihrem Auschluss im Oktober 1792 Mitglieder des Jakobinerklubs, unterschieden sich aber inhaltlich vom Jakobinismus robespierrscher Prägung. Obwohl auch die Girondisten eine Zentralisierung befürworteten, warfen ihnen die Robespierristen vor, den [[Föderalismus]] zu verteidigen, weil sie gegen eine zu starke Dominanz der Hauptstadt eintraten. [[Paris]] sei nur eines von 83 [[Département]]s, also dürfe seine Bevölkerung auch nur 1/83 des politischen Einflusses ausüben dürfen, meinte etwa der Abgeordnete Marc David Lasource.<ref>[[Jean Tulard]], Jean-François Fayard und Alfred Fierro: ''Histoire et dictionnaire de la Révolution Francaise''. Éditions Robert Laffont, Paris 1987, S. 815.</ref> Die Girondisten verfolgten zudem eine aggressive Aussenpolitik, in der die Jakobiner eine Gefährdung der Revolution sahen. In diesem Zusammenhang machte Robespierre seine berühmte Aussage „Niemand liebt bewaffnete Missionare“<ref>{{Internetquelle |autor=Maximilien Robespierre |url=https://fr.wikisource.org/wiki/Discours_de_Maximilien_Robespierre_sur_la_guerre |titel=Discours de Maximilien Robespierre sur la guerre. Prononcé à la société des amis de la constitution, le 2 janvier 1792, l’an quatrième de la révolution. |werk=Wikisource |hrsg=Wikimedia Foundation |datum=2024-04-14 |sprache=fr |abruf=2025-04-27}}</ref>. Weiter wandten sich die Girondisten gegen eine zu starke Einschränkung des privatwirtschaftlichen [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerbs]] – etwa durch [[Höchstpreis]]e – und befürworteten generell einen moderateren Umbau der Gesellschaft. |
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* November 1790 [[Gabriel de Riqueti, comte de Mirabeau]] |
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* Oktober 1792 [[Georges Danton]] |
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* April 1793 [[Jean-Paul Marat]] |
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* Mai 1794 [[Joseph Fouché]] |
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* [[Maximilien de Robespierre]] |
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1792 erzwangen die Jakobiner gegen den Willen der gemäßigteren Girondisten einen Prozess gegen den König. Unter der Führung von Maximilien de Robespierre errichteten sie ab Sommer 1793 ein Schreckensregime (franz. ''La Terreur''), das hauptsächlich durch Massenhinrichtung politischer Gegner, energische und blutige Unterdrückung von konterrevolutionären Bewegungen in den Provinzen und durch eine Zwangswirtschaft mit Höchstpreisen gekennzeichnet war. Der Terrorherrschaft fielen auch zahlreiche Girondisten zum Opfer, darunter ihre führenden Köpfe, die den Jakobinern als Verräter an der Revolution erschienen. |
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[[Kategorie:Französische Revolution]] |
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Im Sommer 1793 ließen die Jakobiner eine von den Ideen [[Jean-Jacques Rousseau|Rousseaus]] beeinflusste [[Französische Verfassung (1793)|Verfassung]] verabschieden, die die [[direkte Demokratie]] stärkte, ein verpflichtendes Staatsziel (das „allgemeine Glück“) festlegte und soziale Rechte (auf Arbeit und Bildung) enthielt. Diese Verfassung wurde aber nicht in Kraft gesetzt, da die Jakobiner die Bedingungen hierfür noch nicht als gegeben erachteten und die ''Terreur'' bis zum Sieg über alle Feinde der Republik fortsetzen wollten. |
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[[ca:Jacobinisme]] |
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[[cy:Jacobin]] |
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Schließlich wandten sich die Jakobiner auch gegen ihre Gegner zur Linken. Im Herbst 1793 zerschlugen sie die Bewegung der [[Enragés]] unter [[Jacques Roux]], die eine Verschärfung der ''Terreur'' sowie radikalere Massnahmen gegen die Reichen und Besitzenden gefordert hatte. Im März 1794 folgte dann der Schlag gegen die [[Hébertisten]]. Die Revolutionäre um [[Jacques-René Hébert]] und [[Pierre-Gaspard Chaumette]] hatten viele Anhänger bei den Pariser Sansculottes und hielten die Jakobiner für zu wenig entschlossen. Sie wollten härter gegen Revolutionsgegner vorgehen und verlangten drastischere wirtschaftliche Eingriffe des Staates zugunsten der Unterschicht sowie die Entchristianisierung der französischen Gesellschaft. Robespierre war indes gegen fundamentale Einschränkungen der Wirtschaftsfreiheit und des Privateigentums.<ref>{{Internetquelle |autor=Maximien Robespierre |url=https://fr.wikisource.org/wiki/%C5%92uvres_de_Robespierre/Sur_la_propri%C3%A9t%C3%A9._Projet_de_d%C3%A9claration_des_droits_de_l%E2%80%99homme_et_du_citoyen |titel=Sur la propriété. Projet de déclaration des droits de l’homme et du citoyen. Convention — Séance du 24 avril 1793 |werk=Wikisource |hrsg=Wikimedia Foundation Inc. |datum=2016-06-02 |sprache=fr |abruf=2025-04-27}}</ref> Bezüglich der Religionsfrage war er zwar gegen den romtreuen [[Katholizismus]] respektierte aber den konstitutionellen Katholizismus in Frankreich und [[Konstitutioneller Bischof|deren Bischöfe]] und Priester, welche sich der Zivilverfassung des Klerus untergeordnet hatten. Den [[Atheismus]] hielt Robespierre für eine gefährliche und gesellschaftsfeindliche Haltung, deren Propagierung die Todesstrafe verdiente.<ref>{{Internetquelle |autor=Maximilien Robespierre |url=https://fr.wikisource.org/wiki/%C5%92uvres_de_Robespierre/Sur_le_rapport_des_id%C3%A9es_religieuses_et_morales_avec_les_principes_r%C3%A9publicains_et_sur_les_f%C3%AAtes_nationales |titel=Sur le rapport des idées religieuses et morales avec les principes républicains et sur les fêtes nationales. Convention – Séance du 7 mai 1794 |werk=Wikisource |hrsg=Wikimedia Foundation Inc. |datum=2016-06-06 |sprache=fr |abruf=2025-04-27}}</ref> Basierend auf entsprechenden Anklagen und jener der Verschwörung gegen die Republik, ließ der von den Jakobinern kontrollierte [[Wohlfahrtsausschuss]] die wichtigsten Vertreter der Hébertisten verhaften und guillotinieren. |
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[[da:Jakobinerne]] |
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[[en:Jacobin Club]] |
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Parallel zum Schlag gegen die radikalen Hebertisten gingen die jakobinischen Machthaber gegen die sogenannten [[Indulgenten]] vor. Diese Gruppe gemäßigterer Cordeliers, allen voran [[Georges Danton]] und [[Camille Desmoulins]], forderte im Gegensatz zu den Hebertisten u. a. ein Ende der ''Terreur''. Obschon es sich um frühere Weggefährten Robespierres handelte, die nach wie vor populär waren, wurden sie vom [[Revolutionstribunal]] am 5. April 1794 zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet. [[Datei:Jakobinerklub.jpg|mini|Sitzung im Jakobinerklub (Januar 1792)]] |
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[[es:Montagnards]] |
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=== Ende der Jakobinerherrschaft und Schließung des Klubs === |
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[[fi:Jakobiinit]] |
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{{Hauptartikel|Großer Terror (Frankreich)|}}Die Zerschlagung verschiedener Gruppierungen zur Rechten und zur Linken wegen zu lascher Haltung bzw. zu exzessivem Vorgehen und die Hinrichtung teils populärer Persönlichkeiten ließen den Rückhalt der Jakobiner unter den Sansculotten schwinden. Die Phase des „Großen Schreckens“ vom 10. Juni bis 27. Juli 1794, als die Angeklagten vor dem Revolutionstribunal keinen Rechtsbeistand mehr erhielten, bei einem Schuldspruch das Strafmaß nur die [[Guillotine]] sein konnte und die Zahl der Hingerichteten nochmals stark anstieg, vergrößerte das allgemeine Gefühl der Unsicherheit. Das Zusammenwirken ihrer sich bedroht fühlenden Feinde unterschiedlichster Couleur, später [[Thermidorianer]] genannt, führte Ende Juli 1794 zum Sturz und zur Hinrichtung Robespierres, St-Justs und [[Georges Couthon|Couthons]] sowie ihrer engsten Gefolgsleute und damit zum Ende der Jakobinerherrschaft. |
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[[fr:Jacobinisme]] |
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[[he:יעקובינים]] |
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Am 27. Juli 1794 nahm [[Louis Legendre (Politiker, 1752)|Louis Legendre]] symbolisch den Schlüssel zur Tagungsstätte des Jakobinerklubs an sich. Nach einer Säuberung von allen Robespierristen konnte der Klub kurzfristig erneut tagen. Endgültig schloss der dazu beauftragte Legendre den Klub in Paris dann am 12. November 1794.<ref>[[Otto Flake]] ''Die französische Revolution'', Ausgabe Manesse S. 342</ref> |
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[[ja:ジャコバン派]] |
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[[lmo:Giacobinism]] |
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=== Jakobiner nach 1794 === |
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[[nl:Jakobijnen]] |
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Nach dem Ende des jakobinischen [[Triumvirat]]s (Robespierre, St. Just und Couthon) verlor die Bezeichnung „Jakobiner“ zunehmend an ideologischer Schärfe. Es gab zwar Revolutionsanhänger, die sich nach wie vor auf Robespierre und den Jakobinismus beriefen, doch wiesen ihre gesellschaftspolitischen Vorstellungen bereits erhebliche Abweichungen zu jenen des Hauptvertreters des Jakobinismus auf. Zudem wurde der Begriff von Revolutionsgegnern oft in polemischer und denunziatorischer Absicht verwendet, um politische Widersacher zu delegitimieren und öffentlich als „Königsmörder“ zu brandmarken. |
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[[no:Jakobinerklubben]] |
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[[pl:Jakobini]] |
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Im [[Nationalkonvent|Konvent]] sammelten sich die Überreste der früheren [[Bergpartei]] vorerst im sogenannten ''Gipfel'' (''La Crête''), darunter ehemgalige Mitglieder des Jakobinerklubs sowie des Club des Cordeliers. Auch dieser Klub wurde allerdings am 20. [[Pluviose]] III (8. Februar 1795) verboten.<ref>[[Albert Soboul]] ''Die Große Französische Revolution'', athenäum 1988 S. 385</ref> Trotz der Verfolgung der Jakobiner kamen einige von ihnen, die sich nocht rechtzeitig von Robespierre losgesagt hatten, wieder in Amt und Würden, so etwa [[Jacques-Alexis Thuriot de la Rozière|Jacques-Alexis Thuriot]], der am 7. November 1794 in den [[Wohlfahrtsausschuss]] gewählt wurde. |
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[[pt:Jacobinismo]] |
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[[ru:Якобинцы]] |
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Die Robespierristen konnten indes nicht mehr öffentlich auftreten. In der Folgezeit musste das [[Direktorium (Frankreich)|Direktorium]] aber mit jakobinischen Aufständen rechnen. So initiierten 1796 ehemalige Jakobiner und Sozialrevolutionäre um [[François Noël Babeuf]] die sogenannte''[[Verschwörung der Gleichen]]'' mit dem Ziel, das Direktorium zu stürzen und eine Art [[Kommunismus|frühkommunistische]] Gesellschaft in Frankreich zu etablieren. Der Umsturzversuch scheiterte jedoch ebenso wie der spätere Aufstand des Mitverschwörers [[Filippo Buonarroti]] in den oberitalienischen Regionen [[Piemont]] und [[Lombardei]]. Während Babeuf hingerichet wurde, kam Buonarroti mit einem Verbannungsurteil davon. |
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[[sk:Jakobíni]] |
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[[sv:Jakobiner]] |
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Der [[Staatsstreich des 18. Fructidor V]] vom 4. September 1797, der auch als „Jakobinischer Staatsstreich“ bezeichnet wird, führte dazu, dass Neojakobiner wieder mehr Einfluss gewannen und einige Geächtete wieder rehabilitiert wurden. Spätestens nach dem [[Staatsstreich des 18. Brumaire VIII|Staatsstreich des 18. Brumaire VII]]I und der damit verbundenen Machtübernahme [[Napoleon Bonaparte]]s endete jedoch der politische Einfluss der Jakobiner. Das zeigte sich auch an der Auflösung der '''Réunion des Amis de la Liberté et de l’Égalité'''. Diese Verbindung von Neojakobinern hatte sich im [[Club du Manège]] gesammelt und einige Bedeutung erlangt. Am 5. Januar 1801 wurden 133 führende Mitglieder verhaftet und die Vereinigung zerschlagen. |
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== „Jakobiner“ heute == |
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In der französischen politischen Kultur des 20. Jahrhunderts bezeichnet der Begriff des Jakobinismus innerhalb der linken Parteien wie auch bei den [[Gaullismus|Gaullisten]] eine nationalistische und [[Etatismus|etatistische]] Position, sowie moralisierende Tendenzen, Bürger durch Gesetze und Verbote zu einem „[[Moral|ethischen Verhalten]]“ im Sinne des jeweils aktuellen „[[Mainstream]]s“ zu erziehen (statt das „gute Verhalten“ zu belohnen). Damit stehen sie im Gegensatz zu den liberaleren und antiautoritären Strömungen der Linken, die oft als „Deuxième Gauche“ bezeichnet werden. |
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In- und ausserhalb Frankreichs werden als „Jakobiner“ schlicht oft Befürworter eines starken Zentralismus bzw. Personen mit einer links-antiföderalistischen Haltung bezeichnet. |
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== Jakobiner außerhalb Frankreichs == |
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{{Hauptartikel|Deutsche Jakobiner}} |
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[[Datei:Freiheitsbaum.jpg|mini|[[Freiheitsbaum]] mit Jakobinermütze in der Mosellandschaft an der Grenze zwischen dem Herzogtum Luxemburg und der Französischen Republik mit dem Ort [[Schengen]] im Hintergrund; Aquarell über Feder- und Bleistiftzeichnung von J. W. von Goethe (1792). Die Inschrift auf der Tafel lautet: „PASSAN(T)S CETTE TERRE EST LIBRE“ (''Vorbeigehende, dieses Land ist frei'').]] |
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Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution bildete sich auch in einigen Nachbarländern Frankreichs revolutionäre Klubs, die ähnliche politische Ziele verfolgten wie die französischen Revolutionäre. Im frankophonen Gebiet, z. B. auf dem Gebiet der heutigen [[Schweiz]], nahmen einige dieser Revolutionsbefürworter Positionen ein, die denen Robespierres ähnelten, so etwa [[Joseph Antoine Rengguer]] im [[Fürstbistum Basel]] und Jacques Grenus in [[Genf]]. Auch auf dem Gebiet des heutigen [[Deutschland]]s und [[Italien]]s kam es im Umfeld von solchen Klubs zu revolutionären Aktivitäten. Beispiele dafür bieten die Vorgeschichte des italienischen [[Risorgimento]] oder die [[Mainzer Republik]]. In Mainz war bereits einen Tag nach der Besetzung durch französische Revolutionstruppen im Oktober 1792 die ''Gesellschaft der Freunde der Freiheit'' als Klub deutscher Jakobiner gegründet worden, dem u. a. der Naturforscher [[Georg Forster]] angehörte. Der Club betrieb in der französischen [[Tochterrepublik]] die Gründung des ersten auf demokratischen Grundsätzen beruhenden Staatswesens auf deutschem Boden, das jedoch nur bis zum Sommer 1793 bestand. Nach der Eroberung des revolutionären Mainz durch preußische und österreichische Truppen kam es zur sogenannten Clubistenverfolgung, der viele deutsche Jakobiner zum Opfer fielen. |
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In Wien wurden 1794 [[Andreas Freiherr von Riedel]] und [[Franz Hebenstreit]] als „Wiener Jakobiner“ vor Gericht gestellt. Viele Anhänger der Aufklärung aus Beamtenschaft und Armee wurden im Zuge dieses Prozesses eingesperrt oder hingerichtet. Der Kopf des damals hingerichteten republikanischen Offiziers Hebenstreit wurde bis 2012 im [[Wiener Kriminalmuseum]] zur Schau gestellt und dann infolge einer Initiative der [[Wiener Vorlesungen]] aus der Ausstellung entfernt.<ref>http://cityabc.at/index.php/Kriminalfall:_Der_Jakobiner_Hebenstreit</ref> |
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Auch in [[Köln]] wurden Revolutionsbefürworter aktiv. Einer von ihnen, [[Franz Theodor Biergans]], gab dort ab 1795 die politische Zeitschrift „Brutus oder der Tyrannenfeind“ heraus. |
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Allerdings handelte es sich bei all diesen bis heute oft als „Jakobiner“ bezeichneten Personen kaum je um Robespierristen und somit nicht um Jakobiner im engeren Sinn. Auch wenn in den folgenden Jahrzehnten kaum mehr solch „echte“ Jakobiner auftraten, so gab es im 19. und 20. Jahrhundert doch immer wieder Theoretiker, Politiker und Revolutionäre, so etwa [[Wladimir Iljitsch Lenin]], die sich auf bestimmte jakobinische Postulate und Handlungskonzepte stützten und diese im Sinne ihrer eigenen Vorstellungen weiterentwickelten. |
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== Symbole == |
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Das klassische Symbol der Jakobiner, eher der Bewegung und politischen Richtung als des fest etablierten Klubs, war die [[Phrygische Mütze]], deshalb später auch [[Phrygische Mütze#Jakobinermütze|Jakobinermütze]] genannt. Dieses Symbol wird heute noch ab und zu von der französischen [[Parti socialiste (Frankreich)|Sozialistischen Partei]] bei Parteitagen als Folkloreelement genutzt. |
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== Vorsitzende der Jakobiner während der Französischen Revolution == |
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* April 1790: [[Maximilien de Robespierre]]<ref>{{Literatur |Autor=Max Gallo |Titel=Robespierre |Verlag=Klett-Cotta |Ort=Stuttgart |Datum=1989 |ISBN=3-608-93107-4 |Seiten=71+76}}</ref> |
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* Oktober 1790<ref>{{Literatur |Autor=Max Gallo |Titel=Robespierre |Verlag=Klett-Cotta |Ort=Stuttgart |Datum=1989 |ISBN=3-608-93107-4 |Seiten=80}}</ref> (nach anderen Angaben ab 30. November 1790<ref>{{Literatur |Autor=Johannes Willms |Titel=Mirabeau oder die Morgenröte der Revolution |Verlag=C.H. Beck |Ort=München |Datum=2017 |ISBN=978-3-406-70498-7 |Seiten=316}}</ref>): [[Gabriel de Riqueti, Comte de Mirabeau]] |
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* Bis 10. Dezember 1792: [[Jérôme Pétion de Villeneuve]]<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Ernest Krivanec |Titel=Jean Paul Marat – Fremd unter Fremden |Verlag=Karolinger |Ort=Wien |Datum=1986 |ISBN=3-85418-027-6 |Seiten=253}}</ref> |
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* Ab 10. Dezember 1792: [[Georges Danton]]<ref name=":0" /> |
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* Ab 5. April 1793: [[Jean Paul Marat]]<ref>{{Literatur |Autor=Ernest Krivanec |Titel=Jean Paul Marat – Fremd unter Fremden |Verlag=Karolinger |Ort=Wien |Datum=1986 |ISBN=3-85418-027-6 |Seiten=285}}</ref> |
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* Ab 7. August 1793: [[Maximilien de Robespierre]]<ref>{{Literatur |Autor=Max Gallo |Titel=Robespierre |Verlag=Klett-Cotta |Ort=Stuttgart |Datum=1989 |ISBN=3-608-93107-4 |Seiten=211}}</ref> |
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* September/Oktober 1793: Jacques Michel Coupé<ref>{{Literatur |Autor=Katharina und Matthias Middell |Titel=François Noël Babeuf. Märtyrer der Gleichheit |Verlag=Neues Leben |Ort=Berlin |Datum=1988 |ISBN=3-355-00604-1 |Seiten=171}}</ref> |
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* Ende 1793: [[Antoine François de Fourcroy]] |
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* Februar/März 1794: Mathurin Bouin<ref>{{Literatur |Autor=Katharina und Matthias Middell |Titel=François Noël Babeuf. Märtyrer der Gleichheit. |Verlag=Neues Leben |Ort=Berlin |Datum=1988 |ISBN=3-355-00604-1 |Seiten=287}}</ref> |
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* Mai 1794: [[Joseph Fouché]] |
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== Literatur == |
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* [[Alfred Cobban]]: ''The Political ideas of Maximilien Robespierre during the Period of the Convention.'' In: ''[[The English Historical Review]].'' Band 61, Nr. 239, 1946, S. 45–80, [[JSTOR]]:[https://www.jstor.org/stable/554837 554837]. |
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* Lucas Chocomeli: ''Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz. Wirken und Ideologie einer radikalrevolutionären Minderheit 1789–1803.'' In: ''Freiburger Studien zur frühen Neuzeit''. Bd. 11, Lang, Bern u. a. 2006, ISBN 3-03910-850-6 (Zugleich: Freiburg (Schweiz), Univ., Diss., 2005). |
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* [[François Furet]] / [[Denis Richet]]: ''Die Französische Revolution''. Lizenzausgabe im C. H. Beck-Verlag, München 1981 (Französische Originalausgabe: ''La Révolution''. Zwei Bände, Paris 1965 und 1966), ISBN 3-406-07603-3. |
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* [[Walter Grab]]: ''Jakobinismus und Demokratie in Geschichte und Literatur. 14 Abhandlungen.'' In: ''Forschungen zum Junghegelianismus.'' Bd. 2, Lang, Frankfurt am Main u. a. 1998, ISBN 3-631-33206-8. |
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* [[Hellmut G. Haasis]]: ''Gebt der Freiheit Flügel. Die Zeit der deutschen Jakobiner 1789–1805.'' (= ''Rororo'' 8363 ''rororo Sachbuch''). 2 Bände, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-499-18363-3. |
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* [[Hellmut G. Haasis]]: ''Morgenröte der Republik. Die linksrheinischen deutschen Demokraten 1789–1849.'' (= ''Ullstein Buch'' 35 199 = ''Ullstein Materialien''). Ullstein-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1984, ISBN 3-548-35199-9. |
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* [[Georges Labica]]: Robespierre - eine Politik der Philosophie. Argument-Verlag, Hamburg 1994, ISBN 3-88619-221-0. |
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* Raimund Oser: ''Robespierre/Saint-Just.'' In: [[Tilo Schabert]] (Hrsg.): ''Der Mensch als Schöpfer der Welt – Formen und Phasen revolutionären Denkens in Frankreich 1762 bis 1794''. List, München 1971, ISBN 3-471-61510-5, S. 169–207. |
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* [[Helmut Reinalter]] (Hrsg.): ''Handbuch zur Geschichte der demokratischen Bewegungen in Zentraleuropa. Von der Spätaufklärung bis zur Revolution 1848/49'', Frankfurt/M. 2012. ISBN 978-3-631-60577-6. |
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* [[Jean Tulard]], Jean-François Fayard und Alfred Fierro: ''Histoire et dictionnaire de la Révolution Francaise''. Éditions Robert Laffont, Paris 1987, ISBN 2-221-04588-2. |
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* [[Michel Vovelle]]: ''Die Französische Revolution. Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten.'' Fischer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-596-24340-8. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Jacobin Club|Jakobiner}} |
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* [http://www.terra-human.de/glossar/jakobiner.php ''Die Jakobiner''] auf terra-human.de. |
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* [http://www.ibka.org/artikel/ag02/haasis.html ''Die linksrheinischen Deutschen Jakobiner. Von der Mainzer Republik zur ersten demokratischen Verfassung.''] Einführung von [[Hellmut G. Haasis]] zum deutschen Jakobinertum. |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Organisation (Französische Revolution)]] |
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[[Kategorie:Gegründet 1789]] |
Aktuelle Version vom 16. Mai 2025, 02:11 Uhr

Die Jakobiner (franz: les Jacobins) waren im formellen Sinn die Mitglieder eines politischen Klubs während der Französischen Revolution. Der Name Jakobinerklub bezog sich auf den Versammlungsort, das ehemalige Jakobinerkloster Saint-Honoré in Paris. Historisch bedeutsam ist die inhaltliche Bezeichnung. So wurden in Frankreich ab 1793 die Anhänger Maximilien de Robespierres und Louis Antoine de Saint-Justs als Jakobiner bezeichnet. Der Begriff Jakobiner ist in dieser Hinsicht deckungsgleich mit dem Begriff Robespierristen. Sie strebten eine radikale Umgestaltung der Gesellschaftsordnung an und setzten sich u. a. für die Abschaffung der Monarchie ein. Die Jakobiner fanden ihre Anhänger zum großen Teil in der städtischen Unter- und Mittelschicht.
Im weiteren Sinn werden mit dem Begriff z. T. auch jene Anhänger der Revolution innerhalb und außerhalb Frankreichs bezeichnet, die zwar großmehrheitlich nicht Robespierristen waren, aber auch nach der Hinrichtung König Ludwigs XVI. noch die Revolution befürworteten und eine republikanische Staatsform anstrebten.
Inhaltliche Positionierung der Jakobiner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Jakobiner richteten sich viel konsequenter als andere Revolutionsanhänger an Jean-Jacques Rousseau aus, während sie Voltaire und die Enzyklopädisten geringschätzten. Ihr Ideal war eine einfache, tugendhafte und sittenstrenge Gesellschaft, die durch den Gemeinwillen geleitet wird und auf eine endgültige göttliche Gerechtigkeit vertraut. Sie traten für die Abschaffung der Monarchie, des Feudalismus und der Privilegienherrschaft ein, an deren Stelle Volkssouveränität und Rechtsgleichheit in einer zentralistischen Einheitsrepublik treten sollten. Sie wollten ausgebaute Volksrechte und direktdemokratische Einrichtungen einführen. Die Jakobiner befürworteten die politische Partizipation breiter Volksschichten, also auch der Ungebildeten, der Besitzlosen, der jungen Erwachsenen, der Juden und der Schwarzen, wandten sich aber entschieden gegen jegliche politische Aktivität der Frauen. Sie traten für sozialen Ausgleich und etatistische Massnahmen ein, betrachteten jedoch den Privatbesitz als Grundrecht und die Einkommens- und Vermögensgleichheit als Illusion.[1]
Die Jakobiner passten ihre politischen Positionen im Verlauf der Revolution teilweise an, bis sie die von ihnen konzipierte Gesellschaftsordnung in der Französischen Verfassung von 1793 festhielten. Diese setzten sie indes nie in Kraft, weil sie es für unverzichtbar hielten, zuerst die Revolution zu Ende zu führen, jegliche Bedrohung der neuen Ordnung zu eliminieren und die Bevölkerung zur Tugendhaftigkeit zu erziehen. Dafür erschien ihnen grundsätzlich jedes Mittel legitim, also auch Gewalt und Schreckensherrschaft.[2]
Die Jakobiner während der Revolution
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründungsphase
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Eröffnung der Generalstände durch König Ludwig XVI. am 5. Mai 1789 kam es in Frankreich und insbesondere in Paris zur Gründung politischer Klubs. Als sich am 17. Juni 1789 die Nationalversammlung konstituierte und drei Tage später schwor, erst dann wieder auseinanderzugehen, wenn sie eine Verfassung geschaffen hätte (Ballhausschwur), bildeten sich ausgehend von den Klubs politische Lager mit unterschiedlichen Auffassungen. In der Zeit von 1789 bis 1799 kann indes nicht von politischen Parteien im heutigen Sinne gesprochen werden. Es handelte sich vielmehr um Debattiervereine, in denen aktuelle gesellschaftspolitische Fragen und Gesetzesprojekte vorbesprochen wurden. Es war auch durchaus üblich, in mehreren Klubs Mitglied zu sein.

Der Jakobinerklub wurde ursprünglich am 30. April 1789 als Bretonischer Klub gegründet. Dieser stellte seine Aktivitäten im August 1789 ein, da keine Einigung über das Vetorecht des Königs zustande kam. Nach einer Anregung von Sieyès im Oktober gründete Claude-Christophe Gourdan im Dezember des Jahres unter dem Namen Gesellschaft der Freunde der Verfassung den Klub neu. Als Versammlungsort bestimmte er die ehemalige Bücherei des Jakobinerklosters in Paris.
Eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie der Jakobinerklub hatte der Club des Cordeliers, der sich auch aus Mitgliedern des Bretonischen Klubs rekrutierte. Die Corderliers machten sich schon ab dem 27. April 1790 für eine Republik stark. Viele Cordeliers standen links der Jakobiner, andere vertraten fast identische Positionen. Zusammen bildeten diese beiden Klubs die sogenannte Bergpartei, eine Bezeichnung, die sich aus der Sitzordnung im Parlament ergab und die radikaleren Abgeordneten umfasste.
Der Jakobinerklub war straffer organisiert als andere politische Vereine und baute bald ein Netz von Filialgesellschaften in den Provinzen auf. So konnten die Jakobiner auch dort auf die öffentliche Meinung einwirken. Durch Flugblätter, Zeitungsartikel und einnehmende Reden beeinflussten sie die Haltung breiter Bevölkerungskreise und fanden vor allem Anhänger unter den Arbeitern und Kleinbürgern, insbesondere den Pariser Sansculottes. Die Jakobiner gewannen auch Untersützer in anderen Bevölkerungsschichten, insbesondere bei Leuten, die von ihrer Politik profitierten. So begünstigte die auch von den Jakobinern vorangetriebene Enteignung von Kirchen- und Emigrantenbesitz die Käufer dieser sogenannten Nationalgüter und band sie an das Schicksal der Revolution.
Jakobinerherrschaft und Abgrenzung zu anderen Gruppierungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 18. Juli 1791, unter dem Eindruck des Massakers auf dem Marsfeld und der Flucht des Königs nach Varennes[3], spaltete sich ein Großteil der Mitglieder des Jakobinerklubs von der Gesellschaft ab, denen der Diskurs des Klubs zu radikal erschien. In der Nationalversammlung saßen nach der Spaltung nur noch ein knappes Dutzend Mitglieder des verkleinerten Jakobinerklubs, darunter auch Robespierre. Die nach ihrem neuen Sitzungsort Feuillants genannte neue politische Vereinigung befürwortete weiterhin eine konstitutionelle Monarchie und hielt die bisherige Revolution für weitreichend genug. Sie verlor jedoch rasch an politischem Einfluss, während jener der Jakobiner ständig zunahm.
Nach den Feuillants wandten sich die Jakobiner ab Herbst 1792 gegen die Girondisten. Mehrere von ihnen, auch ihr Anführer Jacques Pierre Brissot, waren bis zu ihrem Auschluss im Oktober 1792 Mitglieder des Jakobinerklubs, unterschieden sich aber inhaltlich vom Jakobinismus robespierrscher Prägung. Obwohl auch die Girondisten eine Zentralisierung befürworteten, warfen ihnen die Robespierristen vor, den Föderalismus zu verteidigen, weil sie gegen eine zu starke Dominanz der Hauptstadt eintraten. Paris sei nur eines von 83 Départements, also dürfe seine Bevölkerung auch nur 1/83 des politischen Einflusses ausüben dürfen, meinte etwa der Abgeordnete Marc David Lasource.[4] Die Girondisten verfolgten zudem eine aggressive Aussenpolitik, in der die Jakobiner eine Gefährdung der Revolution sahen. In diesem Zusammenhang machte Robespierre seine berühmte Aussage „Niemand liebt bewaffnete Missionare“[5]. Weiter wandten sich die Girondisten gegen eine zu starke Einschränkung des privatwirtschaftlichen Wettbewerbs – etwa durch Höchstpreise – und befürworteten generell einen moderateren Umbau der Gesellschaft.
1792 erzwangen die Jakobiner gegen den Willen der gemäßigteren Girondisten einen Prozess gegen den König. Unter der Führung von Maximilien de Robespierre errichteten sie ab Sommer 1793 ein Schreckensregime (franz. La Terreur), das hauptsächlich durch Massenhinrichtung politischer Gegner, energische und blutige Unterdrückung von konterrevolutionären Bewegungen in den Provinzen und durch eine Zwangswirtschaft mit Höchstpreisen gekennzeichnet war. Der Terrorherrschaft fielen auch zahlreiche Girondisten zum Opfer, darunter ihre führenden Köpfe, die den Jakobinern als Verräter an der Revolution erschienen.
Im Sommer 1793 ließen die Jakobiner eine von den Ideen Rousseaus beeinflusste Verfassung verabschieden, die die direkte Demokratie stärkte, ein verpflichtendes Staatsziel (das „allgemeine Glück“) festlegte und soziale Rechte (auf Arbeit und Bildung) enthielt. Diese Verfassung wurde aber nicht in Kraft gesetzt, da die Jakobiner die Bedingungen hierfür noch nicht als gegeben erachteten und die Terreur bis zum Sieg über alle Feinde der Republik fortsetzen wollten.
Schließlich wandten sich die Jakobiner auch gegen ihre Gegner zur Linken. Im Herbst 1793 zerschlugen sie die Bewegung der Enragés unter Jacques Roux, die eine Verschärfung der Terreur sowie radikalere Massnahmen gegen die Reichen und Besitzenden gefordert hatte. Im März 1794 folgte dann der Schlag gegen die Hébertisten. Die Revolutionäre um Jacques-René Hébert und Pierre-Gaspard Chaumette hatten viele Anhänger bei den Pariser Sansculottes und hielten die Jakobiner für zu wenig entschlossen. Sie wollten härter gegen Revolutionsgegner vorgehen und verlangten drastischere wirtschaftliche Eingriffe des Staates zugunsten der Unterschicht sowie die Entchristianisierung der französischen Gesellschaft. Robespierre war indes gegen fundamentale Einschränkungen der Wirtschaftsfreiheit und des Privateigentums.[6] Bezüglich der Religionsfrage war er zwar gegen den romtreuen Katholizismus respektierte aber den konstitutionellen Katholizismus in Frankreich und deren Bischöfe und Priester, welche sich der Zivilverfassung des Klerus untergeordnet hatten. Den Atheismus hielt Robespierre für eine gefährliche und gesellschaftsfeindliche Haltung, deren Propagierung die Todesstrafe verdiente.[7] Basierend auf entsprechenden Anklagen und jener der Verschwörung gegen die Republik, ließ der von den Jakobinern kontrollierte Wohlfahrtsausschuss die wichtigsten Vertreter der Hébertisten verhaften und guillotinieren.
Parallel zum Schlag gegen die radikalen Hebertisten gingen die jakobinischen Machthaber gegen die sogenannten Indulgenten vor. Diese Gruppe gemäßigterer Cordeliers, allen voran Georges Danton und Camille Desmoulins, forderte im Gegensatz zu den Hebertisten u. a. ein Ende der Terreur. Obschon es sich um frühere Weggefährten Robespierres handelte, die nach wie vor populär waren, wurden sie vom Revolutionstribunal am 5. April 1794 zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet.

Ende der Jakobinerherrschaft und Schließung des Klubs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Zerschlagung verschiedener Gruppierungen zur Rechten und zur Linken wegen zu lascher Haltung bzw. zu exzessivem Vorgehen und die Hinrichtung teils populärer Persönlichkeiten ließen den Rückhalt der Jakobiner unter den Sansculotten schwinden. Die Phase des „Großen Schreckens“ vom 10. Juni bis 27. Juli 1794, als die Angeklagten vor dem Revolutionstribunal keinen Rechtsbeistand mehr erhielten, bei einem Schuldspruch das Strafmaß nur die Guillotine sein konnte und die Zahl der Hingerichteten nochmals stark anstieg, vergrößerte das allgemeine Gefühl der Unsicherheit. Das Zusammenwirken ihrer sich bedroht fühlenden Feinde unterschiedlichster Couleur, später Thermidorianer genannt, führte Ende Juli 1794 zum Sturz und zur Hinrichtung Robespierres, St-Justs und Couthons sowie ihrer engsten Gefolgsleute und damit zum Ende der Jakobinerherrschaft.
Am 27. Juli 1794 nahm Louis Legendre symbolisch den Schlüssel zur Tagungsstätte des Jakobinerklubs an sich. Nach einer Säuberung von allen Robespierristen konnte der Klub kurzfristig erneut tagen. Endgültig schloss der dazu beauftragte Legendre den Klub in Paris dann am 12. November 1794.[8]
Jakobiner nach 1794
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Ende des jakobinischen Triumvirats (Robespierre, St. Just und Couthon) verlor die Bezeichnung „Jakobiner“ zunehmend an ideologischer Schärfe. Es gab zwar Revolutionsanhänger, die sich nach wie vor auf Robespierre und den Jakobinismus beriefen, doch wiesen ihre gesellschaftspolitischen Vorstellungen bereits erhebliche Abweichungen zu jenen des Hauptvertreters des Jakobinismus auf. Zudem wurde der Begriff von Revolutionsgegnern oft in polemischer und denunziatorischer Absicht verwendet, um politische Widersacher zu delegitimieren und öffentlich als „Königsmörder“ zu brandmarken.
Im Konvent sammelten sich die Überreste der früheren Bergpartei vorerst im sogenannten Gipfel (La Crête), darunter ehemgalige Mitglieder des Jakobinerklubs sowie des Club des Cordeliers. Auch dieser Klub wurde allerdings am 20. Pluviose III (8. Februar 1795) verboten.[9] Trotz der Verfolgung der Jakobiner kamen einige von ihnen, die sich nocht rechtzeitig von Robespierre losgesagt hatten, wieder in Amt und Würden, so etwa Jacques-Alexis Thuriot, der am 7. November 1794 in den Wohlfahrtsausschuss gewählt wurde.
Die Robespierristen konnten indes nicht mehr öffentlich auftreten. In der Folgezeit musste das Direktorium aber mit jakobinischen Aufständen rechnen. So initiierten 1796 ehemalige Jakobiner und Sozialrevolutionäre um François Noël Babeuf die sogenannteVerschwörung der Gleichen mit dem Ziel, das Direktorium zu stürzen und eine Art frühkommunistische Gesellschaft in Frankreich zu etablieren. Der Umsturzversuch scheiterte jedoch ebenso wie der spätere Aufstand des Mitverschwörers Filippo Buonarroti in den oberitalienischen Regionen Piemont und Lombardei. Während Babeuf hingerichet wurde, kam Buonarroti mit einem Verbannungsurteil davon.
Der Staatsstreich des 18. Fructidor V vom 4. September 1797, der auch als „Jakobinischer Staatsstreich“ bezeichnet wird, führte dazu, dass Neojakobiner wieder mehr Einfluss gewannen und einige Geächtete wieder rehabilitiert wurden. Spätestens nach dem Staatsstreich des 18. Brumaire VIII und der damit verbundenen Machtübernahme Napoleon Bonapartes endete jedoch der politische Einfluss der Jakobiner. Das zeigte sich auch an der Auflösung der Réunion des Amis de la Liberté et de l’Égalité. Diese Verbindung von Neojakobinern hatte sich im Club du Manège gesammelt und einige Bedeutung erlangt. Am 5. Januar 1801 wurden 133 führende Mitglieder verhaftet und die Vereinigung zerschlagen.
„Jakobiner“ heute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der französischen politischen Kultur des 20. Jahrhunderts bezeichnet der Begriff des Jakobinismus innerhalb der linken Parteien wie auch bei den Gaullisten eine nationalistische und etatistische Position, sowie moralisierende Tendenzen, Bürger durch Gesetze und Verbote zu einem „ethischen Verhalten“ im Sinne des jeweils aktuellen „Mainstreams“ zu erziehen (statt das „gute Verhalten“ zu belohnen). Damit stehen sie im Gegensatz zu den liberaleren und antiautoritären Strömungen der Linken, die oft als „Deuxième Gauche“ bezeichnet werden.
In- und ausserhalb Frankreichs werden als „Jakobiner“ schlicht oft Befürworter eines starken Zentralismus bzw. Personen mit einer links-antiföderalistischen Haltung bezeichnet.
Jakobiner außerhalb Frankreichs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution bildete sich auch in einigen Nachbarländern Frankreichs revolutionäre Klubs, die ähnliche politische Ziele verfolgten wie die französischen Revolutionäre. Im frankophonen Gebiet, z. B. auf dem Gebiet der heutigen Schweiz, nahmen einige dieser Revolutionsbefürworter Positionen ein, die denen Robespierres ähnelten, so etwa Joseph Antoine Rengguer im Fürstbistum Basel und Jacques Grenus in Genf. Auch auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands und Italiens kam es im Umfeld von solchen Klubs zu revolutionären Aktivitäten. Beispiele dafür bieten die Vorgeschichte des italienischen Risorgimento oder die Mainzer Republik. In Mainz war bereits einen Tag nach der Besetzung durch französische Revolutionstruppen im Oktober 1792 die Gesellschaft der Freunde der Freiheit als Klub deutscher Jakobiner gegründet worden, dem u. a. der Naturforscher Georg Forster angehörte. Der Club betrieb in der französischen Tochterrepublik die Gründung des ersten auf demokratischen Grundsätzen beruhenden Staatswesens auf deutschem Boden, das jedoch nur bis zum Sommer 1793 bestand. Nach der Eroberung des revolutionären Mainz durch preußische und österreichische Truppen kam es zur sogenannten Clubistenverfolgung, der viele deutsche Jakobiner zum Opfer fielen.
In Wien wurden 1794 Andreas Freiherr von Riedel und Franz Hebenstreit als „Wiener Jakobiner“ vor Gericht gestellt. Viele Anhänger der Aufklärung aus Beamtenschaft und Armee wurden im Zuge dieses Prozesses eingesperrt oder hingerichtet. Der Kopf des damals hingerichteten republikanischen Offiziers Hebenstreit wurde bis 2012 im Wiener Kriminalmuseum zur Schau gestellt und dann infolge einer Initiative der Wiener Vorlesungen aus der Ausstellung entfernt.[10]
Auch in Köln wurden Revolutionsbefürworter aktiv. Einer von ihnen, Franz Theodor Biergans, gab dort ab 1795 die politische Zeitschrift „Brutus oder der Tyrannenfeind“ heraus.
Allerdings handelte es sich bei all diesen bis heute oft als „Jakobiner“ bezeichneten Personen kaum je um Robespierristen und somit nicht um Jakobiner im engeren Sinn. Auch wenn in den folgenden Jahrzehnten kaum mehr solch „echte“ Jakobiner auftraten, so gab es im 19. und 20. Jahrhundert doch immer wieder Theoretiker, Politiker und Revolutionäre, so etwa Wladimir Iljitsch Lenin, die sich auf bestimmte jakobinische Postulate und Handlungskonzepte stützten und diese im Sinne ihrer eigenen Vorstellungen weiterentwickelten.
Symbole
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das klassische Symbol der Jakobiner, eher der Bewegung und politischen Richtung als des fest etablierten Klubs, war die Phrygische Mütze, deshalb später auch Jakobinermütze genannt. Dieses Symbol wird heute noch ab und zu von der französischen Sozialistischen Partei bei Parteitagen als Folkloreelement genutzt.
Vorsitzende der Jakobiner während der Französischen Revolution
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- April 1790: Maximilien de Robespierre[11]
- Oktober 1790[12] (nach anderen Angaben ab 30. November 1790[13]): Gabriel de Riqueti, Comte de Mirabeau
- Bis 10. Dezember 1792: Jérôme Pétion de Villeneuve[14]
- Ab 10. Dezember 1792: Georges Danton[14]
- Ab 5. April 1793: Jean Paul Marat[15]
- Ab 7. August 1793: Maximilien de Robespierre[16]
- September/Oktober 1793: Jacques Michel Coupé[17]
- Ende 1793: Antoine François de Fourcroy
- Februar/März 1794: Mathurin Bouin[18]
- Mai 1794: Joseph Fouché
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfred Cobban: The Political ideas of Maximilien Robespierre during the Period of the Convention. In: The English Historical Review. Band 61, Nr. 239, 1946, S. 45–80, JSTOR:554837.
- Lucas Chocomeli: Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz. Wirken und Ideologie einer radikalrevolutionären Minderheit 1789–1803. In: Freiburger Studien zur frühen Neuzeit. Bd. 11, Lang, Bern u. a. 2006, ISBN 3-03910-850-6 (Zugleich: Freiburg (Schweiz), Univ., Diss., 2005).
- François Furet / Denis Richet: Die Französische Revolution. Lizenzausgabe im C. H. Beck-Verlag, München 1981 (Französische Originalausgabe: La Révolution. Zwei Bände, Paris 1965 und 1966), ISBN 3-406-07603-3.
- Walter Grab: Jakobinismus und Demokratie in Geschichte und Literatur. 14 Abhandlungen. In: Forschungen zum Junghegelianismus. Bd. 2, Lang, Frankfurt am Main u. a. 1998, ISBN 3-631-33206-8.
- Hellmut G. Haasis: Gebt der Freiheit Flügel. Die Zeit der deutschen Jakobiner 1789–1805. (= Rororo 8363 rororo Sachbuch). 2 Bände, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-499-18363-3.
- Hellmut G. Haasis: Morgenröte der Republik. Die linksrheinischen deutschen Demokraten 1789–1849. (= Ullstein Buch 35 199 = Ullstein Materialien). Ullstein-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1984, ISBN 3-548-35199-9.
- Georges Labica: Robespierre - eine Politik der Philosophie. Argument-Verlag, Hamburg 1994, ISBN 3-88619-221-0.
- Raimund Oser: Robespierre/Saint-Just. In: Tilo Schabert (Hrsg.): Der Mensch als Schöpfer der Welt – Formen und Phasen revolutionären Denkens in Frankreich 1762 bis 1794. List, München 1971, ISBN 3-471-61510-5, S. 169–207.
- Helmut Reinalter (Hrsg.): Handbuch zur Geschichte der demokratischen Bewegungen in Zentraleuropa. Von der Spätaufklärung bis zur Revolution 1848/49, Frankfurt/M. 2012. ISBN 978-3-631-60577-6.
- Jean Tulard, Jean-François Fayard und Alfred Fierro: Histoire et dictionnaire de la Révolution Francaise. Éditions Robert Laffont, Paris 1987, ISBN 2-221-04588-2.
- Michel Vovelle: Die Französische Revolution. Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten. Fischer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-596-24340-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Jakobiner auf terra-human.de.
- Die linksrheinischen Deutschen Jakobiner. Von der Mainzer Republik zur ersten demokratischen Verfassung. Einführung von Hellmut G. Haasis zum deutschen Jakobinertum.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lucas Chocomeli: Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz. Wirken und Ideologie einer radikalrevolutionären Minderheit 1789–1803. Lang, Bern u. a. 2006, ISBN 3-03910-850-6, S. 189–285.
- ↑ Lucas Chocomeli: Jakobiner und Jakobinismus in der Schweiz. Wirken und Ideologie einer radikalrevolutionären Minderheit 1789–1803. Lang, Bern u. a. 2006, ISBN 3-03910-850-6, S. 286–358.
- ↑ Gustav Landauer in seiner Ausgabe von Kropotkins „Die Große Französische Revolution“ in der Anmerkung 49
- ↑ Jean Tulard, Jean-François Fayard und Alfred Fierro: Histoire et dictionnaire de la Révolution Francaise. Éditions Robert Laffont, Paris 1987, S. 815.
- ↑ Maximilien Robespierre: Discours de Maximilien Robespierre sur la guerre. Prononcé à la société des amis de la constitution, le 2 janvier 1792, l’an quatrième de la révolution. In: Wikisource. Wikimedia Foundation, 14. April 2024, abgerufen am 27. April 2025 (französisch).
- ↑ Maximien Robespierre: Sur la propriété. Projet de déclaration des droits de l’homme et du citoyen. Convention — Séance du 24 avril 1793. In: Wikisource. Wikimedia Foundation Inc., 2. Juni 2016, abgerufen am 27. April 2025 (französisch).
- ↑ Maximilien Robespierre: Sur le rapport des idées religieuses et morales avec les principes républicains et sur les fêtes nationales. Convention – Séance du 7 mai 1794. In: Wikisource. Wikimedia Foundation Inc., 6. Juni 2016, abgerufen am 27. April 2025 (französisch).
- ↑ Otto Flake Die französische Revolution, Ausgabe Manesse S. 342
- ↑ Albert Soboul Die Große Französische Revolution, athenäum 1988 S. 385
- ↑ http://cityabc.at/index.php/Kriminalfall:_Der_Jakobiner_Hebenstreit
- ↑ Max Gallo: Robespierre. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-93107-4, S. 71+76.
- ↑ Max Gallo: Robespierre. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-93107-4, S. 80.
- ↑ Johannes Willms: Mirabeau oder die Morgenröte der Revolution. C.H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-70498-7, S. 316.
- ↑ a b Ernest Krivanec: Jean Paul Marat – Fremd unter Fremden. Karolinger, Wien 1986, ISBN 3-85418-027-6, S. 253.
- ↑ Ernest Krivanec: Jean Paul Marat – Fremd unter Fremden. Karolinger, Wien 1986, ISBN 3-85418-027-6, S. 285.
- ↑ Max Gallo: Robespierre. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-93107-4, S. 211.
- ↑ Katharina und Matthias Middell: François Noël Babeuf. Märtyrer der Gleichheit. Neues Leben, Berlin 1988, ISBN 3-355-00604-1, S. 171.
- ↑ Katharina und Matthias Middell: François Noël Babeuf. Märtyrer der Gleichheit. Neues Leben, Berlin 1988, ISBN 3-355-00604-1, S. 287.