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„Hochstift Passau“ – Versionsunterschied

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Das '''Hochstift Passau''' war der weltliche Herrschaftsbereich des [[Fürstbischof]]s von [[Passau]] bis zur Säkularisation durch den [[Reichsdeputationshauptschluss]] am 22. Februar 1803.
Das '''Hochstift Passau''' war der weltliche Herrschaftsbereich der [[Liste der Bischöfe von Passau|Fürstbischöfe von Passau]] und bestand bis zur [[Säkularisation]] durch den [[Reichsdeputationshauptschluss]] am 22. Februar 1803. Während die [[Diözese Passau]] mit 42.000 [[Quadratkilometer|km²]] das größte [[Bistum]] des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] war und sich zeitweise über [[Wien]] bis in den Westen [[Königreich Ungarn|Ungarns]] ausdehnte, war das Hochstift Passau mit zuletzt 991 km² wesentlich kleiner. Es lag rund um die Stadt [[Passau]] überwiegend in der Region des [[Bayerischer Wald|Bayerischen Waldes]].

{{Absatz}}
{{Infobox Territorium im Heiligen Römischen Reich
|Wappen =[[Datei:Wappen Bistum Passau.png|150px|Wappen Passau]]
|Karte Reichskreis =
|Alternativnamen = [[Fürstbistum]], [[Hochstift]], [[Stift (Kirche)|Stift]]
|Vorläufer =
|Regierungsform = Wahlfürstentum/[[Ständestaat]]
|Staatsoberhaupt = [[Fürstbischof]], [[Administrator (Katholische Kirche)|Administrator]] oder in [[Vakanz]]: [[Domkapitel]]
|Region-ISO = [[Bayern|DE-BY]], [[Oberösterreich|AT-4]]
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|Siehe auch =
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[[Datei:05 CoA Prince-Bishop 02 - mantle no scroll.png|mini|Wappen eines [[Fürstbischof]]s mit fürstlichen und bischöflichen heraldischen Würdezeichen.]]


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Alte Residenz Dom Passau.jpg|mini|Der [[Dom St. Stephan]], davor die [[Alte Residenz Passau|Alte Residenz]]]]
Das [[Bistum]] Passau wurde im Jahr [[739]] von [[Bonifatius]] gegründet. Es soll jedoch der Sage nach aus dem antiken [[Bistum Lorch]] hervorgegangen sein. Bischof [[Vivilo]] soll seinen Sitz nach Passau verlegt haben, als die [[Awaren]] [[Lorch]] zerstörten. Besonders Bischof [[Pilgrim von Passau|Pilgrim]] ([[971]] – [[991]]) begründete mit dieser historisch nicht nachweisbaren Erzählung das Vorrecht gegenüber Salzburg und beanspruchte erfolglos die Würde eines Erzbischofs für sich. [[999]] wurde vom damaligen Kaiser [[Otto III. (HRR)|Otto III.]] die weltliche Herrschaft über die Stadt Passau dem Bischof übertragen.
[[Datei:Neue Residenz Passau.jpg|miniatur|[[Neue Residenz Passau|Neue Residenz]]]]
[[Datei:Aerial image of Veste Oberhaus.jpg|miniatur|[[Veste Oberhaus]] (oben) und [[Veste Niederhaus]] (rechts unten)]]

=== Bistum ===
Das [[Bistum Passau]] wurde im Jahr 739 von [[Bonifatius]] gegründet.

Verschiedene Urkunden und Briefe aus dem 10. Jahrhundert (''[[Lorcher Fälschungen]]'') sollten jedoch belegen, dass es aus dem antiken Bistum [[Lauriacum]] hervorgegangen sei. Bischof [[Vivilo]] soll seinen Sitz nach [[Passau]] verlegt haben, als die [[Awaren]] [[Lorch (Oberösterreich)|Lorch]] zerstörten. Damit sollte im 13. Jahrhundert ein historisches Vorrecht gegenüber dem [[Erzdiözese Salzburg|Erzbistum Salzburg]] begründet werden und der Anspruch auf ein eigenes Erzbistum.

=== Anfänge des Hochstifts ===
999 wurde vom damaligen Kaiser [[Otto III. (HRR)|Otto III.]] die Gerichts- und Verwaltungshoheit, das Markt-, Münz- und Zollrecht über die Stadt Passau dem Bischof [[Christian von Passau]] übertragen. Damit war der Bischof erstmals politisches Oberhaupt der Stadt. Vorübergehend musste er diese Rechte im [[Investiturstreit]] 1078 an den von König [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]] eingesetzten [[Burggrafschaft Passau|Burggrafen]] [[Ulrich von Passau]] wieder abgeben, jedoch nur für kurze Zeit. Bereits 1099 gab der Kaiser die Rechte an das Hochstift zurück.

Kaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich I.]] schenkte 1161 das reichsunmittelbare [[Kloster Niedernburg]] mit seinen Besitzungen und Vorrechten dem Domstift. Das umfangreiche Gebiet war jedoch von der vom Reich verliehenen Grafschaft im Ilzgau (comitia in Ylskeu) sowie Vogteien und Lehen durchsetzt. 1207 konnte die Grafschaft erworben werden. Auch große Teile der Grafschaft [[Windberg]] gelangten vom [[Otto VII. (Meranien)|Herzog von Meran]] zum Hochstift. 1217 bestätigte Kaiser [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]] dem Hochstift das Land der Abtei ([[Abteiland]]) nördlich von Passau. 1227 erfolgte der Kauf der Herrschaft [[Burg Vichtenstein|Viechtenstein]].

Bischof [[Otto von Lonsdorf]] löste 1262 das Hochstift aus der [[Schirmvogtei]] der bayrischen Herzöge und erwarb damit die [[Reichsunmittelbarkeit]].

=== Bayerische und österreichische Ansprüche ===
Der beträchtliche Wohlstand des Hochstifts weckte in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Begehrlichkeiten bei seinen Nachbarn [[Herzogtum Bayern|Bayern]] und [[Habsburgermonarchie|Österreich]]. 1248 erlangte der bayerische Herzog [[Otto II. (Bayern)|Otto II.]] die Herrschaft über das [[Kloster St. Nikola]] und die damit verbundene Hofmark. Fortab gehörte [[Sankt Nikola (Passau)|St. Nikola]] zu Bayern und lag außerhalb des Hochstifts Passau. 1289 riss Herzog [[Albrecht I. (HRR)|Albrecht I. von Österreich]] die Herrschaft Falkenstein an sich und verschob damit die Grenze des Hochstifts zu Österreich nach Westen.

1387 kam es zu offenen Auseinandersetzungen zwischen gleich drei Bewerbern um das Bischofsamt, nämlich dem Domdechanten Hermann, [[Ruprecht von Berg]] und [[Georg von Hohenlohe]], bis nach drei Jahren Georg die Oberhand behielt. Der gelehrte [[Leonhard von Laiming]] (1424–1451) verschönerte die Stadt, die Residenz und die Passau beherrschenden Schlösser nach den Feuersbrünsten von 1435 und 1437. Unter seinem Nachfolger [[Ulrich von Nußdorf]] fanden 1478 in Passau Judenverfolgungen statt.

Die Herrschaft [[Rannariedl]] wurde am 15. November 1487 auf Wiederkauf von Bischof [[Friedrich Graf von Öttingen]] an Herzog [[Georg (Bayern)|Georg den Reichen]] verkauft. Durch den [[Landshuter Erbfolgekrieg]] 1504/1505 fiel diese Herrschaft an [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] und somit an Österreich.

Der westliche Teil der Herrschaft, die „[[Sieben künische Dörfer|Sieben künischen Dörfer]]“ [[Wollaberg]], [[Heindlschlag]], [[Hintereben (Jandelsbrunn)|Hintereben]], [[Jandelsbrunn]], [[Rosenberg (Jandelsbrunn)|Rosenberg]], [[Aßberg]] und [[Grund (Niederbayern)|Grund]] sowie das Gericht [[Wildenranna]], bildeten nun eine große österreichische Enklave im hochstiftlichen Gebiet. Die [[Grafschaft Hals]], die 1517 an die [[Wittelsbach]]er fiel, bildete eine bayerische [[Enklave]], während andererseits [[Aigen am Inn]] eine hochstiftliche [[Exklave]] in bayerischem Gebiet war.

=== Konsolidierung des hochstiftlichen Gebietes ===

Von einem modernen Flächenstaat war das Hochstift Passau lange Zeit weit entfernt, denn es gab keine einheitliche Grundherrschaft oder Gerichtsbarkeit, sondern mehrere gleichzeitig wirksame Obrigkeiten mit verschiedenen Besitzrechten und Privilegien.

1552 wurde der [[Passauer Vertrag]] geschlossen, der ein Wegbereiter für die Tolerierung der Konfessionen im [[Augsburger Religionsfrieden]] war. 1592 gelang Bischof [[Urban von Trennbach]] der Erwerb der Herrschaften Buchberg, Wildenstein und [[Röhrnbach]]. Auch verschiedene Güter der Herrschaft [[Saldenburg]] wurden zu dieser Zeit angekauft. Urban von Trennbach vertrieb alle Protestanten aus Passau und wirkte bei der Gegenreformation [[Rudolf II. (HRR)|Rudolfs II.]] in Österreich mit. Zu den bedeutenderen Passauer [[Fürstbischof|Fürstbischöfen]] dieser Zeit gehörten noch zwei Erzherzöge von Österreich: [[Leopold V. (Österreich-Tirol)|Leopold]] und [[Leopold Wilhelm von Österreich|Leopold Wilhelm]]. Ersterer gründete 1618 die Ortschaften [[Leopoldsreut]], [[Herzogsreut]] und [[Schwendreut]].

Im Jahre 1662 legte ein Brand die Stadt Passau in Schutt und Asche, die Stadt entwickelte beim Wiederaufbau ihr heutiges südländisch anmutendes barockes Aussehen. Bischof Kardinal [[Johann Philipp von Lamberg (Bischof)|Johann Philipp von Lamberg]] erwarb die letzten weltlichen Hofmarken Empertsreut und Wartberg bei [[Perlesreut]] sowie [[Großwiesen (Röhrnbach)|Großwiesen]] und Kaltenstein bei Röhrnbach. Er gründete im Grenzgebiet zu Böhmen die Ortschaften [[Philippsreut]] (1692), [[Mauth]] (1698), Zwölfhäuser (1699), Vierhäuser (1699), Hohenröhren (1700), [[Heinrichsbrunn (Mauth)|Heinrichsbrunn]] (1703), [[Finsterau (Mauth)|Finsterau]] (1704) und [[Bischofsreut]] (1705).

[[1691]]/[[1692]] erfolgte eine Abmarkung zu Bayern mit Grenzsteinen zwischen [[Lusen]] und Geistlichem Stein bei [[Ringelai]]. Strittig war auch jahrhundertelang die Abgrenzung des unwegsamen Waldgebietes im Nordosten zu Böhmen. Erst zwischen 1752 und 1772 konnte eine lineare Landesgrenze festgelegt werden.

Bischof [[Joseph Dominikus von Lamberg]] erwarb 1730 die [[Grafschaft Neuburg]] für 515.000 Gulden und 1.000 Dukaten. Er gründete die Ortschaften Raimundsreut (1721), [[Annathal]] (1724) und Frauenberg (1724).

1765 kaufte Bischof [[Leopold Ernst von Firmian]] die [[Sieben künische Dörfer|sieben künischen Dörfer]] und [[Wildenranna]] von Österreich für 137.787 Gulden zurück. Im selben Jahr verfügte die Passauer Hofkammer, dass das Gebiet des Hochstifts nicht mehr „Land der Abtei“, sondern künftig nur noch „Fürstentum Passau“ genannt werden dürfe.

Als das [[Innviertel]] nach dem [[Frieden von Teschen]] 1779 zu Österreich kam, trat Bischof Leopold Ernst Graf von Firmian am 27. Juni 1782 das rechts der [[Donau]] gelegene Gebiet um [[Viechtenstein]] und die rechts des [[Inn]]s gelegene Herrschaft [[Obernberg am Inn|Obernberg]]-Riedenburg an Österreich ab. Seine Gründungen im Grenzgebiet zu Böhmen sind die Ortschaften [[Vorderfirmiansreut|Vorder-]], [[Mitterfirmiansreut|Mitter-]] und [[Hinterfirmiansreut]] (alle 1764).

Die letzte bischöfliche Ortsgründung an der böhmischen Grenze war Auersbergsreut durch Fürstbischof [[Joseph Franz Anton von Auersperg]] im Jahr 1786.


=== Auflösung des Hochstifts ===
Das Bistum war mit 42.000 km² das größte Bistum des Heiligen Römischen Reichs und dehnte sich über Wien bis Ungarn aus. Ein zusammenhängendes weltliches Herrschaftsgebiet des Bistums entstand jedoch erst [[1207]] durch die Erwerbung der Grafschaft im Ilzgau nebst Windberg vom Herzog von Meran und durch den Kauf der [[Herrschaft Viechtenstein]] [[1227]]. Bischof [[Otto von Lonsdorf]] löste [[1262]] das Bistum aus der Schirmvogtei der bayrischen Herzöge und erwarb damit die Reichsunmittelbarkeit. Der beträchtliche Wohlstand des Hochstifts weckte in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Begehrlichkeiten bei seinen Nachbarn [[Bayern]] und [[Österreich]].
Durch den [[Reichsdeputationshauptschluss]] wurde das Hochstift Passau unter Fürstbischof [[Leopold Leonhard Raymund von Thun]] am 22. Februar 1803 [[Säkularisation in Bayern|säkularisiert]]. Die Stadt und die Festung mit dem westlichen Teil des Hochstifts kamen an Bayern, der größere östliche Teil kam zunächst in den Besitz des bisherigen Großherzoges der [[Toskana]] [[Ferdinand III. (Toskana)|Ferdinand]], der nun [[Kurfürstentum Salzburg|Kurfürst von Salzburg]] wurde, und nach dem [[Friede von Pressburg|Frieden von Pressburg]] 1806 ebenfalls an [[Königreich Bayern|Bayern]]. Bei der Säkularisation umfasste das Gebiet des Hochstifts 991 km² mit über 52.000 Einwohnern.


Der letzte Passauer Fürstbischof von Thun konnte sich mit diesen Veränderungen nicht abfinden und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1826 auf seinem Besitz in Cibulka bei Prag.
[[1387]] kam es zu offenen Auseinandersetzungen zwischen gleich 3 Bewerbern um das Bischofsamt, nämlich dem Domdechanten Hermann, [[Ruprecht von Berg]] und Georg von Hohenlohe, bis nach drei Jahren Georg die Oberhand behielt. Der gelehrte [[Leonhard von Layming]] ([[1424]]-[[1451|51]]) verschönerte die Stadt, die Residenz und die Passau beherrschenden Schlösser nach den Feuersbrünsten von [[1435]] und [[1437]]. Unter seinem Nachfolger [[Ulrich von Nußdorf]] fanden [[1478]] in Passau Judenverfolgungen statt. [[1552]] wurde der [[Passauer Vertrag]] geschlossen, der ein Wegbereiter für die Tolerierung der Konfessionen im [[Augsburger Religionsfrieden]] war. [[Urban von Trennbach]] ([[1561]]-[[1598|98]]) vertrieb alle Protestanten aus Passau und wirkte bei der Gegenreformation [[Rudolf II. (HRR)|Rudolfs II.]] in Österreich mit. Zu den bedeutenderen Passauer Fürstbischöfen dieser Zeit gehörten noch zwei mit dem Namen [[Leopold V. (Habsburg)|Leopold Erzherzog von Österreich]].


== Literatur ==
Im Jahre [[1662]] legte ein Brand die Stadt Passau in Schutt und Asche, die Stadt entwickelte beim Wiederaufbau ihr heutiges südländisch anmutendes barockes Aussehen. Unter Kardinalbischof [[Joseph I. von Lamberg]] ([[1723]]-[[1761]]) wurde der jahrhundertelange Streit mit Salzburg dadurch beendet, daß Papst [[Benedikt XIII. (Papst)|Benedikt XIII.]] [[1728]] das [[Bistum Passau]] direkt dem päpstlichen Stuhl und nicht mehr dem [[Erzbistum Salzburg]] unterordnete. Die Erhebung des [[Erzdiözese|Bistums Wien]] zum Erzbistum hatte eine abermalige Verkleinerung der Diözese Passau zur Folge. Als am [[13. März]] [[1783]] der Kardinalbischof [[Leopold Ernst von Firmian]] starb, trennte Kaiser [[Joseph II. (HRR)|Joseph II.]] [[Österreich]] vom Passauer Sprengel und unterstellte es [[1785]] den neuerrichteten Bistümern [[Diözese Linz|Linz]] und [[Diözese St. Pölten|St. Pölten]].
* [[Ludwig Veit]]: ''Passau. Das Hochstift'', [[Historischer Atlas von Bayern]], Teil Altbayern, Reihe I, Heft 35, München 1978, ISBN 3-7696-9896-7 ([https://geschichte.digitale-sammlungen.de//hab/band/bsb00007670 Digitalisat]).
* [[Paul Praxl]]: ''Die Geschichte des Wolfsteiner Landes''. In: ''Der Landkreis Freyung-Grafenau''. Verlag Landkreis Freyung-Grafenau, Freyung 1982, ISBN 3-87553-192-2.
* [[August Leidl]]: ''Kleine Passauer Bistumsgeschichte''. Passau 1989.
* [[Franz Mader (Heimatforscher)|Franz Mader]]: ''Das Bistum Passau gestern und heute''. Herausgeber Bischöfliches Ordinariat Passau, Passau 1989.
* Edith Ringelmann: ''Die Säkularisation des Hochstifts und des Domkapitels Passau''. Passau 1939 (= ''Veröffentlichungen des Instituts für ostbairische Heimatforschung in Passau.'' Band 18).


== Weblinks ==
Durch den [[Reichsdeputationshauptschluss]] wurde das ''Hochstift Passau'' unter Fürstbischof [[Leopold Leonhard von Thun]] am [[22. Februar]] [[1803]] [[Säkularisation in Bayern|säkularisiert]]. Die Stadt und die Festung mit dem westlichen Teil des Hochstifts kamen an Bayern, der größere östliche Teil kam zunächst in den Besitz des bisherigen Großherzoges der [[Toskana]] [[Ferdinand III. (Toskana)|Ferdinand]], der nun [[Kurfürstentum Salzburg|Kurfürst von Salzburg]] wurde, und später [[1806]] ebenfalls an [[Bayern]]. Bei der Säkularisation umfasste das Gebiet des Hochstifts 991 km² mit über 52.000 Einwohnern.
* {{DNB-Portal|4115866-0}}


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''siehe auch:'' [[Liste der Bischöfe von Passau]]
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[[Kategorie:Passau]]
[[Kategorie:Hochstift Passau| ]]
[[Kategorie:Landkreis Passau]]
[[Kategorie:Geistliches Reichsfürstentum|Passau]]
[[Kategorie:Landkreis Freyung-Grafenau]]
[[Kategorie:Hochstift in Bayern|Passau]]
[[Kategorie:Geistliches Fürstentum|Passau]]
[[Kategorie:Bistum Passau]]
[[Kategorie:Bayerische Geschichte (Gebiet)|Passau]]

Aktuelle Version vom 8. März 2025, 05:17 Uhr

Das Hochstift Passau war der weltliche Herrschaftsbereich der Fürstbischöfe von Passau und bestand bis zur Säkularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss am 22. Februar 1803. Während die Diözese Passau mit 42.000 km² das größte Bistum des Heiligen Römischen Reichs war und sich zeitweise über Wien bis in den Westen Ungarns ausdehnte, war das Hochstift Passau mit zuletzt 991 km² wesentlich kleiner. Es lag rund um die Stadt Passau überwiegend in der Region des Bayerischen Waldes.


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Hochstift Passau
Wappen
Wappen Passau
Karte
Historische Karte des Hochstiftes Passau
Alternativnamen Fürstbistum, Hochstift, Stift
Herrschaftsform Wahlfürstentum/Ständestaat
Herrscher/
Regierung
Fürstbischof, Administrator oder in Vakanz: Domkapitel
Heutige Region/en DE-BY, AT-4
Reichstag 1 Virilstimme auf der geistlichen Bank im Reichsfürstenrat
Reichskreis Bayerisch
Hauptstädte/
Residenzen
Passau
Konfession/
Religionen
römisch-katholisch
Sprache/n Deutsch
Aufgegangen in westlicher Teil an Bayern, östlicher Teil zum Kurfürstentum Salzburg
Wappen eines Fürstbischofs mit fürstlichen und bischöflichen heraldischen Würdezeichen.
Der Dom St. Stephan, davor die Alte Residenz
Neue Residenz
Veste Oberhaus (oben) und Veste Niederhaus (rechts unten)

Das Bistum Passau wurde im Jahr 739 von Bonifatius gegründet.

Verschiedene Urkunden und Briefe aus dem 10. Jahrhundert (Lorcher Fälschungen) sollten jedoch belegen, dass es aus dem antiken Bistum Lauriacum hervorgegangen sei. Bischof Vivilo soll seinen Sitz nach Passau verlegt haben, als die Awaren Lorch zerstörten. Damit sollte im 13. Jahrhundert ein historisches Vorrecht gegenüber dem Erzbistum Salzburg begründet werden und der Anspruch auf ein eigenes Erzbistum.

Anfänge des Hochstifts

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999 wurde vom damaligen Kaiser Otto III. die Gerichts- und Verwaltungshoheit, das Markt-, Münz- und Zollrecht über die Stadt Passau dem Bischof Christian von Passau übertragen. Damit war der Bischof erstmals politisches Oberhaupt der Stadt. Vorübergehend musste er diese Rechte im Investiturstreit 1078 an den von König Heinrich IV. eingesetzten Burggrafen Ulrich von Passau wieder abgeben, jedoch nur für kurze Zeit. Bereits 1099 gab der Kaiser die Rechte an das Hochstift zurück.

Kaiser Friedrich I. schenkte 1161 das reichsunmittelbare Kloster Niedernburg mit seinen Besitzungen und Vorrechten dem Domstift. Das umfangreiche Gebiet war jedoch von der vom Reich verliehenen Grafschaft im Ilzgau (comitia in Ylskeu) sowie Vogteien und Lehen durchsetzt. 1207 konnte die Grafschaft erworben werden. Auch große Teile der Grafschaft Windberg gelangten vom Herzog von Meran zum Hochstift. 1217 bestätigte Kaiser Friedrich II. dem Hochstift das Land der Abtei (Abteiland) nördlich von Passau. 1227 erfolgte der Kauf der Herrschaft Viechtenstein.

Bischof Otto von Lonsdorf löste 1262 das Hochstift aus der Schirmvogtei der bayrischen Herzöge und erwarb damit die Reichsunmittelbarkeit.

Bayerische und österreichische Ansprüche

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Der beträchtliche Wohlstand des Hochstifts weckte in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Begehrlichkeiten bei seinen Nachbarn Bayern und Österreich. 1248 erlangte der bayerische Herzog Otto II. die Herrschaft über das Kloster St. Nikola und die damit verbundene Hofmark. Fortab gehörte St. Nikola zu Bayern und lag außerhalb des Hochstifts Passau. 1289 riss Herzog Albrecht I. von Österreich die Herrschaft Falkenstein an sich und verschob damit die Grenze des Hochstifts zu Österreich nach Westen.

1387 kam es zu offenen Auseinandersetzungen zwischen gleich drei Bewerbern um das Bischofsamt, nämlich dem Domdechanten Hermann, Ruprecht von Berg und Georg von Hohenlohe, bis nach drei Jahren Georg die Oberhand behielt. Der gelehrte Leonhard von Laiming (1424–1451) verschönerte die Stadt, die Residenz und die Passau beherrschenden Schlösser nach den Feuersbrünsten von 1435 und 1437. Unter seinem Nachfolger Ulrich von Nußdorf fanden 1478 in Passau Judenverfolgungen statt.

Die Herrschaft Rannariedl wurde am 15. November 1487 auf Wiederkauf von Bischof Friedrich Graf von Öttingen an Herzog Georg den Reichen verkauft. Durch den Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505 fiel diese Herrschaft an Maximilian I. und somit an Österreich.

Der westliche Teil der Herrschaft, die „Sieben künischen DörferWollaberg, Heindlschlag, Hintereben, Jandelsbrunn, Rosenberg, Aßberg und Grund sowie das Gericht Wildenranna, bildeten nun eine große österreichische Enklave im hochstiftlichen Gebiet. Die Grafschaft Hals, die 1517 an die Wittelsbacher fiel, bildete eine bayerische Enklave, während andererseits Aigen am Inn eine hochstiftliche Exklave in bayerischem Gebiet war.

Konsolidierung des hochstiftlichen Gebietes

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Von einem modernen Flächenstaat war das Hochstift Passau lange Zeit weit entfernt, denn es gab keine einheitliche Grundherrschaft oder Gerichtsbarkeit, sondern mehrere gleichzeitig wirksame Obrigkeiten mit verschiedenen Besitzrechten und Privilegien.

1552 wurde der Passauer Vertrag geschlossen, der ein Wegbereiter für die Tolerierung der Konfessionen im Augsburger Religionsfrieden war. 1592 gelang Bischof Urban von Trennbach der Erwerb der Herrschaften Buchberg, Wildenstein und Röhrnbach. Auch verschiedene Güter der Herrschaft Saldenburg wurden zu dieser Zeit angekauft. Urban von Trennbach vertrieb alle Protestanten aus Passau und wirkte bei der Gegenreformation Rudolfs II. in Österreich mit. Zu den bedeutenderen Passauer Fürstbischöfen dieser Zeit gehörten noch zwei Erzherzöge von Österreich: Leopold und Leopold Wilhelm. Ersterer gründete 1618 die Ortschaften Leopoldsreut, Herzogsreut und Schwendreut.

Im Jahre 1662 legte ein Brand die Stadt Passau in Schutt und Asche, die Stadt entwickelte beim Wiederaufbau ihr heutiges südländisch anmutendes barockes Aussehen. Bischof Kardinal Johann Philipp von Lamberg erwarb die letzten weltlichen Hofmarken Empertsreut und Wartberg bei Perlesreut sowie Großwiesen und Kaltenstein bei Röhrnbach. Er gründete im Grenzgebiet zu Böhmen die Ortschaften Philippsreut (1692), Mauth (1698), Zwölfhäuser (1699), Vierhäuser (1699), Hohenröhren (1700), Heinrichsbrunn (1703), Finsterau (1704) und Bischofsreut (1705).

1691/1692 erfolgte eine Abmarkung zu Bayern mit Grenzsteinen zwischen Lusen und Geistlichem Stein bei Ringelai. Strittig war auch jahrhundertelang die Abgrenzung des unwegsamen Waldgebietes im Nordosten zu Böhmen. Erst zwischen 1752 und 1772 konnte eine lineare Landesgrenze festgelegt werden.

Bischof Joseph Dominikus von Lamberg erwarb 1730 die Grafschaft Neuburg für 515.000 Gulden und 1.000 Dukaten. Er gründete die Ortschaften Raimundsreut (1721), Annathal (1724) und Frauenberg (1724).

1765 kaufte Bischof Leopold Ernst von Firmian die sieben künischen Dörfer und Wildenranna von Österreich für 137.787 Gulden zurück. Im selben Jahr verfügte die Passauer Hofkammer, dass das Gebiet des Hochstifts nicht mehr „Land der Abtei“, sondern künftig nur noch „Fürstentum Passau“ genannt werden dürfe.

Als das Innviertel nach dem Frieden von Teschen 1779 zu Österreich kam, trat Bischof Leopold Ernst Graf von Firmian am 27. Juni 1782 das rechts der Donau gelegene Gebiet um Viechtenstein und die rechts des Inns gelegene Herrschaft Obernberg-Riedenburg an Österreich ab. Seine Gründungen im Grenzgebiet zu Böhmen sind die Ortschaften Vorder-, Mitter- und Hinterfirmiansreut (alle 1764).

Die letzte bischöfliche Ortsgründung an der böhmischen Grenze war Auersbergsreut durch Fürstbischof Joseph Franz Anton von Auersperg im Jahr 1786.

Auflösung des Hochstifts

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Durch den Reichsdeputationshauptschluss wurde das Hochstift Passau unter Fürstbischof Leopold Leonhard Raymund von Thun am 22. Februar 1803 säkularisiert. Die Stadt und die Festung mit dem westlichen Teil des Hochstifts kamen an Bayern, der größere östliche Teil kam zunächst in den Besitz des bisherigen Großherzoges der Toskana Ferdinand, der nun Kurfürst von Salzburg wurde, und nach dem Frieden von Pressburg 1806 ebenfalls an Bayern. Bei der Säkularisation umfasste das Gebiet des Hochstifts 991 km² mit über 52.000 Einwohnern.

Der letzte Passauer Fürstbischof von Thun konnte sich mit diesen Veränderungen nicht abfinden und lebte bis zu seinem Tod im Jahr 1826 auf seinem Besitz in Cibulka bei Prag.

  • Ludwig Veit: Passau. Das Hochstift, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe I, Heft 35, München 1978, ISBN 3-7696-9896-7 (Digitalisat).
  • Paul Praxl: Die Geschichte des Wolfsteiner Landes. In: Der Landkreis Freyung-Grafenau. Verlag Landkreis Freyung-Grafenau, Freyung 1982, ISBN 3-87553-192-2.
  • August Leidl: Kleine Passauer Bistumsgeschichte. Passau 1989.
  • Franz Mader: Das Bistum Passau gestern und heute. Herausgeber Bischöfliches Ordinariat Passau, Passau 1989.
  • Edith Ringelmann: Die Säkularisation des Hochstifts und des Domkapitels Passau. Passau 1939 (= Veröffentlichungen des Instituts für ostbairische Heimatforschung in Passau. Band 18).