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„Simson“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit der biblischen Person des Samson; für weitere Bedeutungen, siehe [[Samson (Begriffsklärung)]].}}
{{Dieser Artikel|befasst sich mit der biblischen Person; für weitere Bedeutungen siehe [[Simson (Begriffsklärung)]].}}
{{Linkbox Die Richter Israels}}
'''Samson''' oder '''Shimshon''' ('''שמשון''' „von der Sonne“ (weil er leuchtend und mächtig war), oder „Diener Gottes“, [[Hebräische Sprache|hebr.]] ''Šimšon,'' ''Šimšôn'') war der drittletzte [[Buch der Richter|Richter]] im [[Palästina (Region)#Das vorstaatliche Israel|Alten Israel]] vor der Königszeit. Sein Leben wird im [[Alten Testament]] im [[Buch der Richter]] in den Kapiteln 12–16 geschildert. Seine besonderen Merkmale waren seine außergewöhnliche Stärke, seine angeblich Kraft spendenden Haare und seine außergewöhnlich zerstörerischen Wutausbrüche.
[[Datei:SamsonHalberstadt.jpg|mini|hochkant|Simsonfigur in der Martinikirche in [[Halberstadt]]]]


'''Simson''' oder '''Samson''' ({{heS|שִׁמְשׁוֹן‎|Shimshōn}}) ist eine Gestalt aus dem [[Buch der Richter]] des [[Altes Testament|Alten Testaments]] und [[Held]] des israelitischen Stammes [[Dan (Bibel)|Dan]]. Als ein Auserwählter Gottes ''([[Nasiräer]])'' blieb er durch seine unbezwingbare Stärke für die [[Philister]] unbesiegbar, solange er sein Haupthaar ungeschoren ließ, wodurch er die Unterdrücker Israels oftmals besiegte. Erst als er dieses Geheimnis seiner Frau [[Delila]] (Dalila) verriet, die es aufgrund von Bestechung an die Philister weitergab, wurde er gefangen genommen, [[Blendung (Strafe)|geblendet]] und geschoren. Als sein Haar wieder wuchs, erlangte er noch einmal seine Kraft und brachte einen Philistertempel zum Einsturz, wodurch er 3000 Philister mit sich in den Tod riss. {{Bibel|Ri|13|1–16,31}}
== Schreibweisen ==
Deutsche [[Bibel|Bibelübersetzungen]] übersetzen zumeist '''Simson'''. Englischsprachige und andere ausländische [[Bibel|Bibelübersetzungen]] verwenden dagegen meistens „Samson“. Sie richten sich damit nach der Aussprachetradition der griechischen Überlieferung, der [[Septuaginta]].


== Geschichte ==
== Name ==
Der hebräische Name ''Shimshōn'' wird etymologisch in der Regel von {{heS|שֶׁמֶשׁׁ&lrm;|shemesh}} „Sonne“ abgeleitet. Wegen der Diminutivendung ''-ōn'' wäre ''Shimshōn'' als „kleine Sonne, Sönnchen“ zu verstehen.<ref>Abschnitt ''1. Der Name Simson'', in: Andreas Scherer: ''[https://bibelwissenschaft.de/stichwort/28803/ Simson]''. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hgg.): ''Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet'' (WiBiLex), 2007ff.</ref> In der [[Septuaginta]] lautet der Name {{grcS|Σαμψων|Sampsōn}},<ref>[https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/septuaginta-lxx/lesen-im-bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/7/130001/139999/ch/6d7264cd45917d08ad7f91d1c9d5135e/ Richter 13, 24 Septuaginta]</ref> hierin unterscheiden sich die beiden Textformen des griechischen Richterbuchs nicht (die ältere entstand um 200 v. Chr. in Alexandria).<ref>Wolfgang Kraus, Martin Karrer (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2009, S. 243. 277.</ref> In der [[Vulgata]] liest man ''Samson''.<ref>[https://www.bibelwissenschaft.de/online-bibeln/biblia-sacra-vulgata/lesen-im-bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/7/130001/139999/ch/9947d44071beafbc352b2eb878c503bb/ Richter 13, 24 Vulgata]</ref>
Samson, so wird überliefert, lebte zu der Zeit, als die Israeliten durch die [[Philister (Volk)|Philister]] unterdrückt wurden. Ein [[Engel]] weissagte der Frau des Israeliten [[Manoach]] vom [[Dan (Stamm)|Stamm Dan]] in [[Zora (biblischer Ort)|Zora]], die unfruchtbar war, die Geburt eines Sohnes. In Übereinstimmung mit den Geboten der [[Nasiräer]] enthielt sie sich des [[Wein]]es und anderer starker Getränke; die Haare ihres verheißenen Kindes sollten niemals geschoren werden. Samson wurde gemäß den Bestimmungen des Nasiräertums erzogen.


[[Martin Luther]]s Biblia Deudsch von 1545 gibt den Namen mit ''Simson'' wieder.<ref>Martin Luther: ''Die gantze Heilige Schrifft Deudsch'', Wittenberg 1545. Hrsg. von [[Hans Volz]], München 1972, Band 1, S. 480.</ref> Die katholische Tradition<ref>[https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11116805_00043.html Richter 24, 13 Allioli]</ref> bis 1971 ([[Loccumer Richtlinien]]) sowie anderssprachige Bibelübersetzungen verwenden oft ''Samson'' und richten sich damit nach der Aussprachetradition der Vulgata.
Als er zum Jüngling herangewachsen war, verließ er die heimatlichen Berge und besuchte die Städte der Philister. Dort verliebte sich Samson in eine philistinische Frau von [[Timna (Israel)|Timna]]. Er überwand die Einwände seiner Eltern und heiratete die Frau. Beim siebentägigen Hochzeitsfest wurde unter anderem ein [[Rätsel]]wettstreit um einen wertvollen Preis in Form eines Mantels veranstaltet. Samsons Rätsel beschrieb den Ausgang eines allein von ihm erlebten Löwenkampfes. Die anwesenden Philister vermochten das Rätsel nicht zu lösen und bedrängten daher Samsons neue Frau, sie solle die Antwort herausfinden. Nach ihrem dringlichen und tränenreichen Nachforschen verriet er ihr das Geheimnis, das sie sofort den dreißig jungen Männern offenbarte. Da sich Samson nicht in der Lage sah, die von ihm versprochenen Mäntel einzulösen, verließ er den Ort und ermordete in Raserei dreißig Bewohner [[Askalon]]s und raubte ihre Mäntel.


== Simson-Zyklus im Buch der Richter ==
[[Image:Delila schert Simson die Haare.jpg|thumb|right|250px|''Delila schert Simson die Haare'' (Kupferstich)]]
[[Datei:Brixen Domkreuzgang A05 Samson.JPG|mini|Simsons Kampf mit dem Löwen. Meister [[Leonhard von Brixen]], um 1472]]
Nach Timna zurückgekehrt fand Samson seine Frau von ihrem Vater, einem Brauch gemäß, mit dem Brautführer verheiratet. Ihr Vater verbot ihm sie zu sehen und schlug Samson stattdessen vor, er möge ihre Schwester heiraten. Samson geriet dadurch in Zorn und trieb eine Horde in Panik versetzter Füchse, deren Schweife in Brand gesteckt waren, durch die Felder der Philister und brannte diese so nieder. Als die Philister erkannten, dass die Ursache dieser Zerstörung in der Wegnahme von Samsons Frau durch deren Vater lag, brannten sie dessen Haus samt Bewohnern nieder. Samson zog sich in der Folge in den Schutz der Felskluft von [[Etam]] zurück.
Simson lebte zu einer Zeit, als die [[Israeliten]] durch die [[Philister]] unterdrückt wurden, weil sie {{"|taten (…) was dem Herrn missfiel}} {{Bibel|Ri|13|1}}. Der [[Engel]] des Herrn weissagte der Frau des Israeliten [[Manoach]] vom Stamm [[Dan (Bibel)|Dan]] in [[Zora (biblischer Ort)|Zora]], die unfruchtbar war, die Geburt eines Sohnes. In Übereinstimmung mit den Geboten der [[Nasiräer]] enthielt sie sich des Weines und anderer berauschender Getränke; die Haare ihres verheißenen Kindes sollten niemals geschoren werden. Simson wurde gemäß den Bestimmungen des Nasiräertums erzogen.


Als er zum Jüngling herangewachsen war, verließ er die heimatlichen Berge und besuchte die Städte der Philister. Dort verliebte sich Simson in die Tochter eines Philisters aus [[Timna (Tel Batasch)|Timna]]. Er überwand die Einwände seiner Eltern und durfte die Frau heiraten. Auf dem Weg zur Brautwerbung nach Timna entfernt sich Simson von der Begleitung seiner Eltern. Er begegnet einem Löwen: {{"|Da kam der Geist des Herrn über Simson, und Simson zerriss den Löwen mit bloßen Händen, als würde er ein Böckchen zerreißen}} {{Bibel|Ri|14|6}}. Auf der Reise zur Hochzeit findet er im Kadaver einen Bienenstock; er nimmt vom Honig und teilt ihn mit seinen Eltern, ohne dessen Herkunft zu verraten.
Eine Philisterarmee brach auf und verlangte von 3.000 Männern [[Juda]]s die Herausgabe Samsons. Mit seiner Zustimmung banden sie ihn mit zwei neuen Stricken. Als sie ihn den Philistern übergeben wollten, zerriss er das Seil. Mit einem Eselskinnbacken soll er sodann 1000 Philister erschlagen haben.


Beim siebentägigen Festmahl kam es zu einem [[Rätsel]]wettstreit zwischen Simson und den dreißig philistinischen Brautbegleitern um einen wertvollen Preis in Form von dreißig Festkleidern und -hemden. Simsons Rätsel [[Allegorie|allegorisiert]] das Geheimnis seines Löwenkampfes: {{"|Vom Fresser kommt Speise, vom Starken kommt Süßes}} ({{heS|מֵהָאֹכֵל יָצָא מַאֲכָל וּמֵעַז יָצָא מָתוֹק &lrm; |mēhāˀokhēl yāṣāˀ maˁăkhāl ūmēˁaz yāṣāˀ mātōḳ}}) {{Bibel|Ri|14|14}}. Drei Tage lang vermochten die anwesenden Philister das Rätsel nicht zu lösen; schließlich bedrohten sie Simsons Braut mit dem Tode, damit sie die Antwort herausfände. Nach ihrem dringlichen und tränenreichen Nachforschen verriet er ihr das Geheimnis, das sie wiederum ihren Stammesgenossen verriet: {{"|Und am siebten Tag sagten die Männer der Stadt zu ihm, bevor die Sonne unterging: Was ist süßer als Honig, und was ist stärker als ein Löwe? Er aber erwiderte ihnen: Hättet ihr nicht mit meiner Kuh gepflügt, dann hättet ihr mein Rätsel nicht erraten'}} {{Bibel|Ri|14|18}}. Da sich Simson nicht in der Lage sah, die von ihm versprochenen Festkleider einzulösen, ging er ins nahe gelegene [[Askalon]] und erschlug dort dreißig Männer und raubte deren Festkleider.
[[Bild:samson.jpg|thumb|left|250px|''Die Blendung Samsons'' (Gemälde von [[Rembrandt van Rijn|Rembrandt]], [[Städel]], [[Frankfurt am Main|Frankfurt a.M.]])]]
Das Buch der Richter beschreibt in Kapitel 16 das schicksalhafte Ende des Samson. Er begab sich nach [[Gaza (Stadt)|Gaza]] und verliebte sich in [[Delila]] am [[Bach von Sorek]]. Die Philister drängten Delila, das Geheimnis der Stärke Samsons herauszufinden. Schließlich erfuhr sie, dass diese in seinem Haar gründete, und sie verriet ihn. Samson wurde darauf hin durch die Philister gefangengenommen, seine Haare wurden abgeschoren, er wurde geblendet und zur Zwangsarbeit verdammt.


[[Datei:Delila schert Simson die Haare.jpg|mini|hochkant|''Delila schert Simson die Haare'', [[Meister E. S.]], 15. Jahrhundert]]
Als einmal 3000 Philister sich in ihrer großen Halle versammelten, ließen sie Samson holen, um sich an dem hilflosen Gefangenen zu belustigen. Samson, dem inzwischen das Haar nachgewachsen war, umfasste die Mittelsäulen, sprach: ''„Ich will sterben mit den Philistern“'' und stürzte sie um. Auf diese Weise, rechnet der Bericht, habe Samson mehr Menschen in seinem Tod als zuvor zu Lebzeiten getötet.
[[Datei:Montbenoit Kirche Chorgestuehl Samson und Dalila 01 08.jpg|mini|links|hochkant|Motiv auf dem Chorgestühl in [[Montbenoît]]]]
Später nach Timna zurückgekehrt, fand Simson seine Frau von ihrem Vater, einem Brauch gemäß, mit dem Bräutigamführer verheiratet. Ihr Vater verbot ihm, sie zu sehen, und schlug Simson stattdessen vor, er möge ihre Schwester heiraten. Simson geriet dadurch in Zorn und trieb eine Horde in Panik versetzter Füchse, deren Schweife in Brand gesteckt waren, durch die Felder der Philister und brannte diese so nieder. Als die Philister erkannten, dass die Ursache dieser Zerstörung in der Wegnahme von Simsons Frau durch deren Vater lag, brannten sie dessen Haus samt Bewohnern nieder. Simson zog sich nach einer Auseinandersetzung mit den Philistern in den Schutz der Felskluft von [[Etam]] zurück.
[[Datei:The Blinding of Samson (SM 1383).png|mini|''[[Die Blendung Simsons]]'' von [[Rembrandt van Rijn]], 1636, [[Städelsches Kunstinstitut|Städel Museum]] in [[Frankfurt am Main]]]]
Eine Philisterarmee brach auf und verlangte von [[Juda (Reich)|Judas]] Bewohnern die Herausgabe Simsons. Daraufhin holten 3000 Männer von Juda Simson, den sie mit dessen Zustimmung mit zwei neuen Stricken banden und auslieferten. Bei der Übergabe zerriss er aber die Seile und erschlug mit dem Kieferknochen eines Esels sodann 1000 Philister. Anschließend war Simson zwanzig Jahre lang Israels [[Buch der Richter|Richter]].


Das ''Buch der Richter'' beschreibt in Kapitel&nbsp;16 das schicksalhafte Ende des Simson. Er begab sich nach [[Gaza (Stadt)|Gaza]] und verliebte sich in [[Delila]] am Bache [[Nachal Sorek|Sorek]]. Die Philister drängten Delila, das Geheimnis der Stärke Simsons herauszufinden. Schließlich erfuhr sie, dass diese in seinem Haar gründete, und sie verriet ihn. Simson wurden seine Haare abgeschoren und daraufhin wurde er durch die Philister gefangen genommen, [[Blendung (Strafe)|geblendet]] und als Blinder zum Mahlen von Getreide eingesetzt, eigentlich eine typische Arbeit weiblicher Sklaven, die für Männer als besonders entehrend galt (vgl. {{B|Jes|47|2}}).
Dieses wird in der Bibel wie folgt beschrieben:


Als sich einmal 3000 Philister in der großen Halle ihres Hauses versammelten (gemeint ist der Tempel, in Analogie zur hebräischen Bezeichnung Bajit [{{he|בַּיִת&lrm;|de=Haus}}] für den Jerusalemer Tempel), ließen sie Simson holen, um sich an dem hilflosen Gefangenen zu belustigen. Simsons Ende wird in der Bibel<ref>Bibeltext: Lutherbibel mit Apokryphen, revidiert 1984</ref> wie folgt beschrieben:
''<small>27</small> Das Haus aber war voller Männer und Frauen. Es waren auch alle Fürsten der Philister da, und auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson seine Späße trieb.
''<small>28</small> Simson aber rief den Herrn an und sprach: Herr Herr, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen einmal räche an den Philistern.
''<small>29</small> Und er umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seiner rechten und die andere mit seiner linken Hand, und stemmte sich gegen sie.
''<small>30</small> und sprach: Ich will sterben mit den Philistern! Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte.''


[[Datei:PikiWiki Israel 6588 Ashdod.JPG|mini|[[Aschdod]]: Statue «Simson der Held» die Säulen des Philistertempels stürzend, 2008 von Baruch Wind, Photo 2009]]
== Wirkung ==
{{Zitat|<small>27</small> Das Haus aber war voller Männer und Frauen. Es waren auch alle Fürsten der Philister da und auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson seine Späße trieb.
<small>28</small> Simson aber rief den Herrn an und sprach: Herr Herr, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen einmal räche an den Philistern.
<small>29</small> Und er umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seiner rechten und die andere mit seiner linken Hand, und stemmte sich gegen sie
<small>30</small> und sprach: Ich will sterben mit den Philistern! Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte.|| {{Bibel|Ri|16|27ff|LUT}} }}


== Rezeption, Deutung und Wertung des Simsonmythos ==
Samson gilt als zwiespältige Gestalt, die in der jüdischen und christlichen Theologie von verschiedenen Autoren sehr unterschiedlich beurteilt worden ist. Manche heben eher seine großen Taten, manche eher seine Sünden hervor. Die Psychologie sieht in ihm Aspekte des [[Narzissmus]], ja sogar des Wahnsinns und unterstellt auch teilweise einen Mutterkomplex.
Simson gilt als zwiespältige Gestalt, die im [[Judentum]] und in der [[Christliche Theologie|christlichen Theologie]] von verschiedenen Autoren sehr unterschiedlich beurteilt worden ist. Manche heben eher seine großen Taten, manche eher seine Sünden hervor. Im ''[[Brief an die Hebräer]]'' {{BB|Heb|11|32–34}} wird er in einem Zug mit großen Glaubensmännern wie [[David]], [[Samuel (Prophet)|Samuel]] und den [[Propheten]] genannt.


Hinweise auf ältere Vorbilder aus dem [[Alter Orient|altorientalischen Kulturraum]] existieren, beispielsweise zeigen {{"|[…] [[Rollsiegel]]bilder[n] des 3.&nbsp;Jahrtausends einen Helden mit Löwenhaut, Bogen und Keule, der Ungeheuer überwindet, Löwen, Drachen, Raubvogel; man identifiziert ihn entweder als [[Ninurta]] oder [[Ningirsu]], Sohn des Sturmgottes [[Enlil]]}}.<ref>vgl. W. Burkert: ''Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche.'' 1977, S. 319 ff.</ref> Parallelen zu anderen mythischen [[Heros|Heroen]] wie [[Ödipus]], [[Herakles]] und [[Achilles]], aber auch zum Drachentöter [[Siegfried der Drachentöter|Siegfried]] der nordischen [[Mythologie]] tun sich auf.
Der Kampf Samsons mit dem [[Löwe]]n ist in der frühchristlichen und [[mittelalter]]lichen Kunst ein beliebtes Bild für Christus, der den Tod in der Gestalt des Löwen besiegt, und zugleich eine [[Allegorie]] des [[Starkmut]]es.


[[Datei:Siegel Helmstedt Universitaet.png|mini|Der Löwenkampf im Siegel der ehemaligen Universität Helmstedt]]
Hinweise auf ältere Vorbilder existieren, z.B. zeigen ''„(…) Rollsiegelbilder(n) des 3. Jts. einen Helden mit Löwenhaut, Bogen und Keule, der Ungeheuer überwindet, Löwen, Drachen, Raubvogel; man identifiziert ihn entweder als [[Ninurta]] oder [[Ningirsu]], Sohn des Sturmgottes [[Enlil]]“'' ([[#Literatur|Lit.]]: Burkert, S. 319 ff.) Parallelen zu [[Ödipus]], zu [[Herakles]], aber auch zu [[Achilles]] oder zum Drachentöter [[Siegfried der Drachentöter|Siegfried]] tun sich auf.
Der Kampf Simsons mit dem Löwen ist in der frühchristlichen und [[mittelalter]]lichen Kunst ein beliebtes Bild für Christus, der den Tod in der Gestalt des Löwen besiegt, und zugleich eine [[Allegorie]] des ''Starkmutes'' (Stärke). Das Pariser Glasfenster ''[[Samsons Kampf mit dem Löwen (Musée Cluny Paris)|Simsons Kampf mit dem Löwen]]'' wird heute im [[Musée national du Moyen Âge]] ausgestellt. Die ehemalige [[Universität Helmstedt]] zeigt in ihrem Wappen diesen Kampf.


Die Darstellung von ''Simson und Delila'' taucht in der nordeuropäischen Kunst zunächst als moralisches Lehrbild auf, z.&nbsp;B. in der Holzschnittfolge der ''Liebestorheiten'' von [[Hans Burgkmair]]. Das zunächst in der Grafik und der dekorativen Kunst verbreitete Sujet wurde dann in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erstmals nördlich der Alpen von [[Lucas Cranach der Ältere|Lucas Cranach d. Ä.]] in die Malerei übertragen.<ref>[[Bruno Bushart]]: ''Kostbarkeiten aus den Kunstsammlungen der Stadt Augsburg.'' Himmer, Augsburg 1967, S. 60.</ref><ref>[[Dieter Koepplin]], Tilman Falk: ''Lukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik.'' Band 2. Birkhäuser, Basel u. a. 1976, ISBN 3-7643-0708-0, S. 573–574, Nr. 471.</ref>
In der Gegenwart heben manche Medien die Rolle Samsons als des ersten [[Selbstmordattentäter]]s der Geschichte hervor.


Die [[Tiefenpsychologie]] sieht in Simson unter anderem den Konflikt um den [[Mutterarchetyp|Mutterkomplex]] im Rahmen des [[Archetyp (Psychologie)|archetypischen]] Heldenmythos. Der Jung-Schüler [[Erich Neumann (Psychologe)|Erich Neumann]] typisiert ihn im Rahmen einer ''[[Ursprungsgeschichte des Bewußtseins]]'' als scheiternden {{"|Freiheits-Sonnenhelden}}: {{"|Der [[JHWH]] geweihte Schimschon verfällt mit seiner Triebhaftigkeit der Dalila-[[Astarte]]: Sein Schicksal erfüllt sich darauf, es heißt: Haarabscherung, Blendung und Verlust der JHWHkraft}}.<ref>vgl. [[Erich Neumann (Psychologe)|Erich Neumann]]: ''Ursprungsgeschichte des Bewußtseins'' (= ''Fischer'' 42042). Mit einem Vorwort von [[Carl Gustav Jung|C. G. Jung]]. 4. Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-42042-3, S. 132. Die Deutung E. Neumanns referiert Rolf Kaufmann in: ''{{Webarchiv |url=http://www.opus-magnum.de/kaufmann/krise/html/kaufmann_krise_01.html |text=Die Krise des Tüchtigen. Der antike Pharisäer im Verständnis der Tiefenpsychologie |wayback=20070502112326}}'' (vgl. dort Abs. 155).</ref> Dies entspricht der {{"|oberen Kastration}} als Verlust der geistigen Männlichkeit des sich in der Auseinandersetzung mit der [[Mutterarchetyp|Großen Mutter]] (Dalila-Astarte) entwickelnden männlichen Prinzips. Simsons Schicksal entspricht der archetypischen Entwicklung des Heros auf der Stufe der {{"|Muttertötung}}, dem {{"|Kampf mit dem Drachen}}.<ref>Der Heldenmythos besteht, so Neumann, aus 1. ''Der Geburt des Helden'', 2. der ''Muttertötung'' sowie 3. der ''Vatertötung''. Vgl. Erich Neumann: ''Ursprungsgeschichte des Bewußtseins'' (= ''Fischer'' 42042). Mit einem Vorwort von C. G. Jung. 4. Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-42042-3, S. 111–157</ref> Sein Selbstopfer kündigt den Sieg des patriarchalen JHWH-Prinzips an.
== Kurzfassung ==


Der Germanist [[Bernhard Greiner]] rekonstruiert die Simson-Rezeption als {{"|[[Urszene]] [[Interkulturalität|interkulturellen]] Konflikts}} und Modell jüdischen Schicksals in der Literatur des 20.&nbsp;Jahrhunderts insbesondere im Werk [[Elias Canetti]]s.<ref>Vgl. ''Philister über dir, Simson!'' In: [[Bernhard Greiner]]: ''Die Beschneidung des Herzens. Konstellationen deutsch-jüdischer Literatur'' (= ''Makom. Schriftenreihe des Franz-Rosenzweig-Forschungszentrums für Deutsch-Jüdische Literatur und Kulturgeschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem.'' Band 3). Fink, Paderborn 2004, ISBN 3-7705-4006-9, S. 269–292.</ref>
Samson (oder Simson) ist eine der großen Heldengestalten aus der Frühzeit Isreals. Seine Geschichte wird im Alten Testament im Buch der Richter erzählt, zu denen er gezählt wird.
Von Geburt an Gott geweiht und mit übermenschlicher Kraft ausgstattet, vollbringt er seine Taten. Wie Herkules soll er einen Löwen mit bloßen Händen getötet haben! Darüber hinaus stößt er immer wieder mit den Philistern zusammen, die zu dieser Zeit die Israeliten unterdrückten. Er verwüstete deren Felder, indem er 300 Füchse mit brennenden Schweifen durchlaufen ließ. Darüber hinaus soll er angeblich mit einer Eselskinnlade 1000 Philister erschlagen haben. Laut den Erzählungen hat er auch die Tore von Gaza ausgerissen und auf einen Berg getragen. Am bekanntesten aber ist seine Geschichte mit Delila. Ihr Verrat an ihm wird ihm zum Verhängnis. Sie verriet ihn an die Philister, als sie herausgefunden hatte, worin seine Stärke lag, in seinen Haaren. Die Philister nahmen ihn gefangen, rasierten ihm den Kopf und blendeten ihn mit Delilas Hilfe. Erst bei seinem Tod fand er seine alte Stärke wieder, nachdem er Gott um diese angefleht hatte und sein Haar nachgewachsen war. Er wurde zu einem Fest der Philister aus dem Kerker geführt, um diese zu belustigen. Mit letzter Kraft stieß er die Säulen um, die das Haus trugen. Dadurch brachte er es zum Einsturz, wobei er und 3000 Philister den Tod fanden. Seine Abenteuer sind ein beliebtes Thema für Künstler und Theaterstücke.


In dieser Tradition steht auch David Grossmans ''[[David Grossman#Löwenhonig|Löwenhonig]]'': Grossman deutet Simson nicht zuletzt als Prototyp eines [[Selbstmordattentat|Selbstmordattentäters]]. Diese vor allem im Zuge der [[Terroranschläge am 11. September 2001|Terroranschläge des 11. September 2001]] aufkommende Deutung vertieft [[Arata Takeda]] in Anknüpfung an die militärtheoretische Diskussion um [[Terrorismus]] als Strategie der [[Asymmetrische Kriegführung|asymmetrischen Kriegführung]] und im Vergleich mit der frühneuzeitlichen Verarbeitung des Simsonmythos in [[John Milton]]s dramatischem Gedicht [[Samson Agonistes]].<ref>Vgl. Arata Takeda: ''Ästhetik der Selbstzerstörung. Selbstmordattentäter in der abendländischen Literatur''. München 2010, S. 31 u. S. 113–179.</ref>
== Rezeption ==

=== Simsonfiguren in der heutigen Zeit ===
[[Datei:Samson-unternberg-1.jpg|mini|hochkant|Der Riese Simson aus Unternberg im Lungau]]
Im inneralpinen Raum gibt es zwölf [[Samsonfigur]]en, zehn im Salzburger [[Lungau]] und zwei Vertreter davon in der [[Steiermark]]. Eine weitere dieser Riesenfiguren tritt bei dem Stadtfest [[Ducasse d’Ath]] in [[Ath]], Belgien auf.

Da Simson laut Altem Testament mit einem Eselunterkieferknochen bei Lehi tausend Philister erschlagen haben soll, trägt nahezu jeder Lungauer Simson einen solchen Kieferknochen bei sich. Viele Mythen, Legenden und Vermutungen ranken sich nunmehr um die Riesenfigur. Durch die Jahresabrechnungen der Corporis-Christi-Bruderschaft von [[Tamsweg]] aus der Zeit von 1720 bis 1769, in denen auch die Entlohnung an „Essen und Trunk“ für den Träger angeführt ist, können diese Riesenfiguren für diesen Zeitraum nachgewiesen werden.

In [[Villingen-Schwenningen]] im [[Schwarzwald]] bildeten sich viele Sagen um den ''Villinger Samson'' namens Romäus, einem gewaltigen Villinger Söldner, der u.&nbsp;a. aus der benachbarten, rivalisierenden Stadt [[Rottweil]] die Stadttore gestohlen und nach Villingen auf einen Berg getragen haben soll, wie einst Samson in der Stadt Gaza deren Stadttore raubte und auf den Berg [[Hebron]] trug (Ri 16,1–3).

=== Werkübersicht der Rezeption ===
[[Datei:BUDWEI1.jpg|mini|hochkant|[[Samsonbrunnen (Budweis)|Samsonbrunnen in Budweis]]]]
[[Datei:Brunnenfigur des Simsonbrunnens in Solothurn (2019).jpg|mini|hochkant|Simsonbrunnen in Solothurn]]
[[Datei:Giambologna-Samson and the Philistine-Victoria and Albert Museum-3.jpg|mini|hochkant|Giambologna: ''Samson erschlägt einen Philister''<br />[[Victoria and Albert Museum]], [[London]]]]
* Bauwerke und Bildhauerei:
** ''[[Simsonbrunnen]]'' bzw. ''Samsonbrunnen'', diverse Bauwerke
** ''[[Samson erschlägt einen Philister]]'', Skulptur von [[Giambologna]]
** ''Samson gegen die Philister'' und ''Samson und Dalia'', Relief um 1600, Original im [[Landesamt für Denkmalpflege Bremen]] und Kopie an der [[Stadtwaage (Bremen)|Stadtwaage Bremen]]
** ''[[:Datei:Simson mit den Stadttoren.jpg|Simson mit den Stadttoren]]'', Relief von [[Sem Schlör]], 1586/1587, Stuttgart, Städtisches Lapidarium
* Bildwerke:
** [[Lucas Cranach der Jüngere]]: ''Samson und Delilah'' (ca. 1537), [[Dresden]], [[Gemäldegalerie Alte Meister]]
** [[Andrea Mantegna]]: ''Samson und Delilah'' (ca. 1480), [[London]], [[National Gallery (London)|National Gallery]]
** [[Peter Paul Rubens]]: ''[[Samson und Dalila (Rubens)|Samson und Delilah]]'' (ca. 1609), [[London]], [[National Gallery (London)|National Gallery]]
** [[Rembrandt van Rijn]]: ''Samson und Delilah'' (ca. 1626), [[Berlin]], [[Gemäldegalerie (Berlin)]]
** Rembrandt van Rijn: ''Samson bedroht seinen Schwiegervater'', 1635, [[Berlin]], [[Gemäldegalerie (Berlin)]]
** Rembrandt van Rijn: ''Samsons Hochzeit'', 1638, [[Dresden]], [[Gemäldegalerie Alte Meister]]
** [[Carl Bloch]]: ''Simson in der Mühle bei den Philistern'', 1863, [[Kopenhagen]], [[Statens Museum for Kunst]]
** [[Gioacchino Assereto]]: ''Die Blendung Samsons'', um 1640, [[Museu Nacional d’Art de Catalunya]], [[Barcelona]]
** [[Anselm Feuerbach]]: ''Die Verhaftung des Samson'' (ca. 1848), [[Hamburg]], [[Hamburger Kunsthalle]]
** [[Max Liebermann]]: ''Simson und Delila'', 1902, [[Frankfurt am Main|Frankfurt]], [[Städelsches Kunstinstitut]]
** [[Lovis Corinth]]: ''Der geblendete Samson'', 1912, [[Berlin]], [[Nationalgalerie (Berlin)|Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie]]
** Lovis Corinth: ''Die Blendung Simsons.'' 1907, Mainz, [[Landesmuseum Mainz|Landesmuseum Mainz, GDKE]]
* Schriftwerke:
** Der englische Dichter [[John Milton]] veröffentlichte 1671 den ''[[Samson Agonistes]]'' als dramatische Zugabe zu seinem Werk ''[[Das wiedergewonnene Paradies]]'' (im Original ''Paradise regain’d''); es zeigt Samsons Ende als Sklave bei den Philistern und seinen letzten Kampf ([[Agonie]]). Diese Dichtung ist Grundlage des Oratoriums von Händel.
** [[Frank Wedekind]]s dramatisches Gedicht ''Simson oder Scham und Eifersucht'' wurde 1914 veröffentlicht und uraufgeführt.
* Musikalische Werke:
** [[Jean-Philippe Rameau]]: ''[[Samson (Tragödie)|Samson]]'', Tragödie von 1733
** [[Georg Friedrich Händel]]: ''[[Samson (Händel)|Samson]]'', Oratorium, 1742
** [[Joachim Raff]]: ''Samson'', Oper 1853–1857
** [[Camille Saint-Saëns]]: ''[[Samson et Dalila]]'', Oper, zwischen 1868 und 1877
** [[Middle of the Road]]: ''Samson and Delilah'' aus dem Album ''Acceleration'', 1972
** [[Ike & Tina Turner]]: ''Delilah's Power'' aus dem gleichnamigen Album, 1977<ref>[https://www.allmusic.com/album/delilahs-power-airwaves-mw0002236114 Allmusic] Abgerufen am 11.&nbsp;November 2015.</ref>
** [[Procol Harum]]: ''As Strong as Samson'' aus dem Album ''[[Exotic Birds and Fruit]]'', 1974
** [[Regina Spektor]]: ''Samson'', das dritte Lied des 2006 erschienenen Albums ''Begin to hope'', Singleauskopplung 2007
** [[Woven Hand]]: ''Maize'', 2012
** [[Leonard Cohen]]: Samson in New Orleans, 2014
** [[Pixies]]: Gouge Away, 1989

* Filmwerke:
** ''[[Samson und Delilah (1949)|Samson und Delilah]]'', Monumentalfilm, USA 1949, Regie: Cecil B. DeMille
** ''[[Samson (Film)|Samson]]'', Polen 1961, Regie: [[Andrzej Wajda]]
** ''[[Herkules im Netz der Cleopatra]]'' ''(Sansone)'', Sandalenfilm, I 1961, Regie: [[Gianfranco Parolini]], Darsteller: [[Brad Harris]] als ''Samson'' (auch wenn der deutsche Verleihtitel irreführend ist)
** ''[[Herkules, Samson und Odysseus]]'' ''(Ercole sfida Sansone)'', Sandalenfilm, I 1963, Regie: [[Pietro Francisci]], Darsteller: [[Iloosh Khoshabe|Richard Lloyd]] als ''Samson''
** ''[[Gideon und Samson]]'' (1966)
** ''Samson: Biceps of Steel'', GB 1980
** ''[[Samson und Delilah (1984)|Samson und Delila]]'', USA 1984
** ''[[Die Bibel – Samson und Delila]]'', Bibelfilm, Deutschland, Italien, USA 1996, Regie: [[Nicolas Roeg]]
** ''Samson and Delilah'', Niederlande 2007, Regie: [[Corina van Eijk]]
** ''[[Samson – Der Auserwählte, Der Verratene, Der Triumphator]]'', USA 2018, Darsteller: [[Taylor James]], [[Jackson Rathbone]], [[Billy Zane]], Caitlin Leahy

== Siehe auch ==
* [[Samson (Vorname)]], zum Namensgut, Namensträgern und fiktiven Figuren


* [[Simsonbrunnen]] mit Skulptur von 1544 in [[Bern]]
* [[John Milton]]: [[Samson Agonistes]], 1671
* [[Camille Saint-Saëns]]: [[Oper]] ''[[Samson et Dalila]],'' zwischen 1868 und 1877
* [[Samson (Händel)]], Oratorium
* [[Samson und Delilah (1949)]], Monumentalfilm, USA 1949, Regie: Cecil B. DeMille
* [[Die Bibel – Samson und Delila]], Bibelfilm, Deutschland, Italien, USA 1996, Regie: Nicolas Roeg
* [[Sesamstraße]], Samson der Bär
* [[David Grossman]]: [[Löwenhonig]], Roman 2006
* Samson [[Herman]] (*1997), Sohn von [[Eva Herman]], „[[Das Eva-Prinzip]]“
== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Walter Burkert]]: ''Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche'' (= ''[[Die Religionen der Menschheit]].'' Band 15). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1977, ISBN 3-17-004345-5.
* [[Wilhelm Busch (Pfarrer, 1897)|Wilhelm Busch]]: ''Bileam – Josaphat – Simson'' (= ''Wilhelm Busch Bibliothek.'' Band 5), Aussaat / CLV, Neukirchen-Vluyn 2006, ISBN 978-3-7615-5487-6 (Aussaat) / ISBN 978-3-89397-681-2 (CLV), S. 226 ff ([http://bitimage.dyndns.org/german/WilhelmBusch/Wilhelm_Busch_Bibliothek_05_Bileam_Josaphat_Simson_2006.pdf online] PDF, kostenfrei, 304 Seiten, 945 kB).
* [[Hartmut Gese]]: ''Die ältere Simsonüberlieferung (Richter 14–15).'' In: Hartmut Gese: ''Alttestamentliche Studien.'' Mohr, Tübingen 1991, ISBN 3-16-145699-8, S. 52–71.
* [[David Grossman]]: ''Löwenhonig. Die Geschichte von Samson.'' Berlin-Verlag, Berlin 2006 (Originaltitel: ''Dwasch Arjot'', übersetzt von Vera Loos und Naomi Nir-Bleimling), ISBN 3-8270-0448-9.
* Josef Kausemann: ''Simson. Richter in Israel.'' Christliche Verlags-Gesellschaft, Dillenburg 1989, ISBN 3-921292-88-3.
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629124507/http://www.bautz.de/bbkl/s/simson.shtml |band=10|spalten=493-498|autor=[[Siegfried Kreuzer]]|artikel=Simson}}
* Xenia Ressos: ''Samson und Delila in der Kunst von Mittelalter und Früher Neuzeit'' (= ''Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte.'' Band 108). Imhof, Petersberg 2014, ISBN 978-3-86568-843-9.
* [[Meik Gerhards]]: ''Simson als Bild Christi. Zum christlichen Verstehen des Alten Testaments am Beispiel einer Heldengeschichte (Jdc 13-16)''. Edition Ruprecht, Göttingen 2022, ISBN 978-3-8469-0379-7 (Print), ISBN 978-3-8469-0380-3 (E-Book).

== Weblinks ==
{{Commonscat|Samson|Simson}}
{{Commonscat|Samson and Delilah|Samson und Deliah}}
* {{WiBiLex|28803|Simson|Autoren=Andreas Scherer|Datum=2006-09 |Abruf=2024-09-01 |Abruf-verborgen=1}}
* [http://12koerbe.de/phosphoros/samson.htm Richter, Kap. 13, 14, 15, 16: Schimschôn (Samson) (hebr./griech./lat./deutsch) übersetzt von Hans Zimmermann 2. Advent 2007]
* Zu David Grossman: {{Webarchiv | url=http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.391.html | wayback=20081006190256 | text=''„Es ist Zeit, dass wir unser wirkliches Leben leben“''}} Interview zu ''Löwenhonig'' (als Wiederabdruck?) in der ''Jüdischen Zeitung''

== Einzelnachweise ==
<references />


{{Folgenleiste|VORGÄNGER=[[Abdon ben Hillel|Abdon]]|NACHFOLGER=[[Eli (Priester)|Eli]]|AMT=[[Liste der Richter Israels|Richter]]}}
* Josef Kausemann: ''Simson, Richter in Israel.'' Dillenburg 1989. ISBN 3-921-292-88-3
* Walter Burkert: ''Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche.'' Stuttgart 1977. ISBN 3-17-004345-5


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[[Kategorie:Literarische Figur]]


[[Kategorie:Person im Buch der Richter]]
[[en:Samson]]
[[fr:Samson]]
[[Kategorie:Samson| ]]
[[Kategorie:Richter Israels]]
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[[ja:サムソン]]
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[[ru:Самсон]]

Aktuelle Version vom 11. Juni 2025, 19:04 Uhr

Die Richter Israels
Buch der Richter

1. Buch Samuel

Simsonfigur in der Martinikirche in Halberstadt

Simson oder Samson (hebräisch שִׁמְשׁוֹן Shimshōn) ist eine Gestalt aus dem Buch der Richter des Alten Testaments und Held des israelitischen Stammes Dan. Als ein Auserwählter Gottes (Nasiräer) blieb er durch seine unbezwingbare Stärke für die Philister unbesiegbar, solange er sein Haupthaar ungeschoren ließ, wodurch er die Unterdrücker Israels oftmals besiegte. Erst als er dieses Geheimnis seiner Frau Delila (Dalila) verriet, die es aufgrund von Bestechung an die Philister weitergab, wurde er gefangen genommen, geblendet und geschoren. Als sein Haar wieder wuchs, erlangte er noch einmal seine Kraft und brachte einen Philistertempel zum Einsturz, wodurch er 3000 Philister mit sich in den Tod riss. (Ri 13,1–16,31 EU)

Der hebräische Name Shimshōn wird etymologisch in der Regel von hebräisch שֶׁמֶשׁׁ shemesh „Sonne“ abgeleitet. Wegen der Diminutivendung -ōn wäre Shimshōn als „kleine Sonne, Sönnchen“ zu verstehen.[1] In der Septuaginta lautet der Name altgriechisch Σαμψων Sampsōn,[2] hierin unterscheiden sich die beiden Textformen des griechischen Richterbuchs nicht (die ältere entstand um 200 v. Chr. in Alexandria).[3] In der Vulgata liest man Samson.[4]

Martin Luthers Biblia Deudsch von 1545 gibt den Namen mit Simson wieder.[5] Die katholische Tradition[6] bis 1971 (Loccumer Richtlinien) sowie anderssprachige Bibelübersetzungen verwenden oft Samson und richten sich damit nach der Aussprachetradition der Vulgata.

Simson-Zyklus im Buch der Richter

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Simsons Kampf mit dem Löwen. Meister Leonhard von Brixen, um 1472

Simson lebte zu einer Zeit, als die Israeliten durch die Philister unterdrückt wurden, weil sie „taten (…) was dem Herrn missfiel“ (Ri 13,1 EU). Der Engel des Herrn weissagte der Frau des Israeliten Manoach vom Stamm Dan in Zora, die unfruchtbar war, die Geburt eines Sohnes. In Übereinstimmung mit den Geboten der Nasiräer enthielt sie sich des Weines und anderer berauschender Getränke; die Haare ihres verheißenen Kindes sollten niemals geschoren werden. Simson wurde gemäß den Bestimmungen des Nasiräertums erzogen.

Als er zum Jüngling herangewachsen war, verließ er die heimatlichen Berge und besuchte die Städte der Philister. Dort verliebte sich Simson in die Tochter eines Philisters aus Timna. Er überwand die Einwände seiner Eltern und durfte die Frau heiraten. Auf dem Weg zur Brautwerbung nach Timna entfernt sich Simson von der Begleitung seiner Eltern. Er begegnet einem Löwen: „Da kam der Geist des Herrn über Simson, und Simson zerriss den Löwen mit bloßen Händen, als würde er ein Böckchen zerreißen“ (Ri 14,6 EU). Auf der Reise zur Hochzeit findet er im Kadaver einen Bienenstock; er nimmt vom Honig und teilt ihn mit seinen Eltern, ohne dessen Herkunft zu verraten.

Beim siebentägigen Festmahl kam es zu einem Rätselwettstreit zwischen Simson und den dreißig philistinischen Brautbegleitern um einen wertvollen Preis in Form von dreißig Festkleidern und -hemden. Simsons Rätsel allegorisiert das Geheimnis seines Löwenkampfes: „Vom Fresser kommt Speise, vom Starken kommt Süßes“ (hebräisch מֵהָאֹכֵל יָצָא מַאֲכָל וּמֵעַז יָצָא מָתוֹק mēhāˀokhēl yāṣāˀ maˁăkhāl ūmēˁaz yāṣāˀ mātōḳ) (Ri 14,14 EU). Drei Tage lang vermochten die anwesenden Philister das Rätsel nicht zu lösen; schließlich bedrohten sie Simsons Braut mit dem Tode, damit sie die Antwort herausfände. Nach ihrem dringlichen und tränenreichen Nachforschen verriet er ihr das Geheimnis, das sie wiederum ihren Stammesgenossen verriet: „Und am siebten Tag sagten die Männer der Stadt zu ihm, bevor die Sonne unterging: Was ist süßer als Honig, und was ist stärker als ein Löwe? Er aber erwiderte ihnen: Hättet ihr nicht mit meiner Kuh gepflügt, dann hättet ihr mein Rätsel nicht erraten'“ (Ri 14,18 EU). Da sich Simson nicht in der Lage sah, die von ihm versprochenen Festkleider einzulösen, ging er ins nahe gelegene Askalon und erschlug dort dreißig Männer und raubte deren Festkleider.

Delila schert Simson die Haare, Meister E. S., 15. Jahrhundert
Motiv auf dem Chorgestühl in Montbenoît

Später nach Timna zurückgekehrt, fand Simson seine Frau von ihrem Vater, einem Brauch gemäß, mit dem Bräutigamführer verheiratet. Ihr Vater verbot ihm, sie zu sehen, und schlug Simson stattdessen vor, er möge ihre Schwester heiraten. Simson geriet dadurch in Zorn und trieb eine Horde in Panik versetzter Füchse, deren Schweife in Brand gesteckt waren, durch die Felder der Philister und brannte diese so nieder. Als die Philister erkannten, dass die Ursache dieser Zerstörung in der Wegnahme von Simsons Frau durch deren Vater lag, brannten sie dessen Haus samt Bewohnern nieder. Simson zog sich nach einer Auseinandersetzung mit den Philistern in den Schutz der Felskluft von Etam zurück.

Die Blendung Simsons von Rembrandt van Rijn, 1636, Städel Museum in Frankfurt am Main

Eine Philisterarmee brach auf und verlangte von Judas Bewohnern die Herausgabe Simsons. Daraufhin holten 3000 Männer von Juda Simson, den sie mit dessen Zustimmung mit zwei neuen Stricken banden und auslieferten. Bei der Übergabe zerriss er aber die Seile und erschlug mit dem Kieferknochen eines Esels sodann 1000 Philister. Anschließend war Simson zwanzig Jahre lang Israels Richter.

Das Buch der Richter beschreibt in Kapitel 16 das schicksalhafte Ende des Simson. Er begab sich nach Gaza und verliebte sich in Delila am Bache Sorek. Die Philister drängten Delila, das Geheimnis der Stärke Simsons herauszufinden. Schließlich erfuhr sie, dass diese in seinem Haar gründete, und sie verriet ihn. Simson wurden seine Haare abgeschoren und daraufhin wurde er durch die Philister gefangen genommen, geblendet und als Blinder zum Mahlen von Getreide eingesetzt, eigentlich eine typische Arbeit weiblicher Sklaven, die für Männer als besonders entehrend galt (vgl. Jes 47,2 EU).

Als sich einmal 3000 Philister in der großen Halle ihres Hauses versammelten (gemeint ist der Tempel, in Analogie zur hebräischen Bezeichnung Bajit [בַּיִת ‚Haus‘] für den Jerusalemer Tempel), ließen sie Simson holen, um sich an dem hilflosen Gefangenen zu belustigen. Simsons Ende wird in der Bibel[7] wie folgt beschrieben:

Aschdod: Statue «Simson der Held» die Säulen des Philistertempels stürzend, 2008 von Baruch Wind, Photo 2009

27 Das Haus aber war voller Männer und Frauen. Es waren auch alle Fürsten der Philister da und auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson seine Späße trieb. 28 Simson aber rief den Herrn an und sprach: Herr Herr, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen einmal räche an den Philistern. 29 Und er umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seiner rechten und die andere mit seiner linken Hand, und stemmte sich gegen sie 30 und sprach: Ich will sterben mit den Philistern! Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte.“

(Ri 16,27ff LUT)

Rezeption, Deutung und Wertung des Simsonmythos

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Simson gilt als zwiespältige Gestalt, die im Judentum und in der christlichen Theologie von verschiedenen Autoren sehr unterschiedlich beurteilt worden ist. Manche heben eher seine großen Taten, manche eher seine Sünden hervor. Im Brief an die Hebräer 11,32–34 EU wird er in einem Zug mit großen Glaubensmännern wie David, Samuel und den Propheten genannt.

Hinweise auf ältere Vorbilder aus dem altorientalischen Kulturraum existieren, beispielsweise zeigen „[…] Rollsiegelbilder[n] des 3. Jahrtausends einen Helden mit Löwenhaut, Bogen und Keule, der Ungeheuer überwindet, Löwen, Drachen, Raubvogel; man identifiziert ihn entweder als Ninurta oder Ningirsu, Sohn des Sturmgottes Enlil“.[8] Parallelen zu anderen mythischen Heroen wie Ödipus, Herakles und Achilles, aber auch zum Drachentöter Siegfried der nordischen Mythologie tun sich auf.

Der Löwenkampf im Siegel der ehemaligen Universität Helmstedt

Der Kampf Simsons mit dem Löwen ist in der frühchristlichen und mittelalterlichen Kunst ein beliebtes Bild für Christus, der den Tod in der Gestalt des Löwen besiegt, und zugleich eine Allegorie des Starkmutes (Stärke). Das Pariser Glasfenster Simsons Kampf mit dem Löwen wird heute im Musée national du Moyen Âge ausgestellt. Die ehemalige Universität Helmstedt zeigt in ihrem Wappen diesen Kampf.

Die Darstellung von Simson und Delila taucht in der nordeuropäischen Kunst zunächst als moralisches Lehrbild auf, z. B. in der Holzschnittfolge der Liebestorheiten von Hans Burgkmair. Das zunächst in der Grafik und der dekorativen Kunst verbreitete Sujet wurde dann in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erstmals nördlich der Alpen von Lucas Cranach d. Ä. in die Malerei übertragen.[9][10]

Die Tiefenpsychologie sieht in Simson unter anderem den Konflikt um den Mutterkomplex im Rahmen des archetypischen Heldenmythos. Der Jung-Schüler Erich Neumann typisiert ihn im Rahmen einer Ursprungsgeschichte des Bewußtseins als scheiternden „Freiheits-Sonnenhelden“: „Der JHWH geweihte Schimschon verfällt mit seiner Triebhaftigkeit der Dalila-Astarte: Sein Schicksal erfüllt sich darauf, es heißt: Haarabscherung, Blendung und Verlust der JHWHkraft“.[11] Dies entspricht der „oberen Kastration“ als Verlust der geistigen Männlichkeit des sich in der Auseinandersetzung mit der Großen Mutter (Dalila-Astarte) entwickelnden männlichen Prinzips. Simsons Schicksal entspricht der archetypischen Entwicklung des Heros auf der Stufe der „Muttertötung“, dem „Kampf mit dem Drachen“.[12] Sein Selbstopfer kündigt den Sieg des patriarchalen JHWH-Prinzips an.

Der Germanist Bernhard Greiner rekonstruiert die Simson-Rezeption als „Urszene interkulturellen Konflikts“ und Modell jüdischen Schicksals in der Literatur des 20. Jahrhunderts insbesondere im Werk Elias Canettis.[13]

In dieser Tradition steht auch David Grossmans Löwenhonig: Grossman deutet Simson nicht zuletzt als Prototyp eines Selbstmordattentäters. Diese vor allem im Zuge der Terroranschläge des 11. September 2001 aufkommende Deutung vertieft Arata Takeda in Anknüpfung an die militärtheoretische Diskussion um Terrorismus als Strategie der asymmetrischen Kriegführung und im Vergleich mit der frühneuzeitlichen Verarbeitung des Simsonmythos in John Miltons dramatischem Gedicht Samson Agonistes.[14]

Simsonfiguren in der heutigen Zeit

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Der Riese Simson aus Unternberg im Lungau

Im inneralpinen Raum gibt es zwölf Samsonfiguren, zehn im Salzburger Lungau und zwei Vertreter davon in der Steiermark. Eine weitere dieser Riesenfiguren tritt bei dem Stadtfest Ducasse d’Ath in Ath, Belgien auf.

Da Simson laut Altem Testament mit einem Eselunterkieferknochen bei Lehi tausend Philister erschlagen haben soll, trägt nahezu jeder Lungauer Simson einen solchen Kieferknochen bei sich. Viele Mythen, Legenden und Vermutungen ranken sich nunmehr um die Riesenfigur. Durch die Jahresabrechnungen der Corporis-Christi-Bruderschaft von Tamsweg aus der Zeit von 1720 bis 1769, in denen auch die Entlohnung an „Essen und Trunk“ für den Träger angeführt ist, können diese Riesenfiguren für diesen Zeitraum nachgewiesen werden.

In Villingen-Schwenningen im Schwarzwald bildeten sich viele Sagen um den Villinger Samson namens Romäus, einem gewaltigen Villinger Söldner, der u. a. aus der benachbarten, rivalisierenden Stadt Rottweil die Stadttore gestohlen und nach Villingen auf einen Berg getragen haben soll, wie einst Samson in der Stadt Gaza deren Stadttore raubte und auf den Berg Hebron trug (Ri 16,1–3).

Werkübersicht der Rezeption

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Samsonbrunnen in Budweis
Simsonbrunnen in Solothurn
Giambologna: Samson erschlägt einen Philister
Victoria and Albert Museum, London
Commons: Simson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Samson und Deliah – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Abschnitt 1. Der Name Simson, in: Andreas Scherer: Simson. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hgg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), 2007ff.
  2. Richter 13, 24 Septuaginta
  3. Wolfgang Kraus, Martin Karrer (Hrsg.): Septuaginta Deutsch. Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart 2009, S. 243. 277.
  4. Richter 13, 24 Vulgata
  5. Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch, Wittenberg 1545. Hrsg. von Hans Volz, München 1972, Band 1, S. 480.
  6. Richter 24, 13 Allioli
  7. Bibeltext: Lutherbibel mit Apokryphen, revidiert 1984
  8. vgl. W. Burkert: Griechische Religion der archaischen und klassischen Epoche. 1977, S. 319 ff.
  9. Bruno Bushart: Kostbarkeiten aus den Kunstsammlungen der Stadt Augsburg. Himmer, Augsburg 1967, S. 60.
  10. Dieter Koepplin, Tilman Falk: Lukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik. Band 2. Birkhäuser, Basel u. a. 1976, ISBN 3-7643-0708-0, S. 573–574, Nr. 471.
  11. vgl. Erich Neumann: Ursprungsgeschichte des Bewußtseins (= Fischer 42042). Mit einem Vorwort von C. G. Jung. 4. Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-42042-3, S. 132. Die Deutung E. Neumanns referiert Rolf Kaufmann in: Die Krise des Tüchtigen. Der antike Pharisäer im Verständnis der Tiefenpsychologie (Memento vom 2. Mai 2007 im Internet Archive) (vgl. dort Abs. 155).
  12. Der Heldenmythos besteht, so Neumann, aus 1. Der Geburt des Helden, 2. der Muttertötung sowie 3. der Vatertötung. Vgl. Erich Neumann: Ursprungsgeschichte des Bewußtseins (= Fischer 42042). Mit einem Vorwort von C. G. Jung. 4. Auflage. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-42042-3, S. 111–157
  13. Vgl. Philister über dir, Simson! In: Bernhard Greiner: Die Beschneidung des Herzens. Konstellationen deutsch-jüdischer Literatur (= Makom. Schriftenreihe des Franz-Rosenzweig-Forschungszentrums für Deutsch-Jüdische Literatur und Kulturgeschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Band 3). Fink, Paderborn 2004, ISBN 3-7705-4006-9, S. 269–292.
  14. Vgl. Arata Takeda: Ästhetik der Selbstzerstörung. Selbstmordattentäter in der abendländischen Literatur. München 2010, S. 31 u. S. 113–179.
  15. Allmusic Abgerufen am 11. November 2015.
VorgängerAmtNachfolger
AbdonRichter Eli