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„Ještěd“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|befasst sich mit dem Berg '''Ještěd'''. Für die gleichnamigen Skisprungschanzen siehe [[Ještěd (Skisprungschanzen)]].}}
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{{Infobox Berg
Der '''Ještěd''' (deutsch ''Jeschken'') ist mit 1012 m die höchste Erhebung im [[Jeschkengebirge]] in Nordböhmen ([[Tschechien]]). Er ist der [[Hausberg]] von [[Liberec]] (''Reichenberg'').
|NAME = Ještěd
|BILD = Hotel horský Ještěd 03.jpg
|BILDBESCHREIBUNG = Gipfel des Ještěd mit Funkturm im Gegenlicht
|HÖHE = 1012.0
|HÖHE-BEZUG = CZ
|LAGE = [[Tschechien]]
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Der '''Ještěd''' ({{deS|''Jeschken''}}) ist mit {{Höhe|1012|CZ|link=true}} die höchste Erhebung im [[Jeschkengebirge]] in Nordböhmen ([[Tschechien]]). Der auffallende [[Fernsehturm Ještěd|Fernsehturm]] auf dem Gipfel macht ihn zu einer unverwechselbaren [[Landmarke]].


== Entstehung des Namens ==
== Entstehung des Namens ==
Der Ursprung des Namens ist ungewiss, vermutlich leitet sich der Name von ''Eschenberg'', nach der einst hier vorherrschenden Baumart, ab. Im Tschechischen ist der Name zuerst im Jahr [[1545]] als ''Jesstied'' nachgewiesen (''pod horou Jesstiedem''). Die deutsche Form ''Jeschkenberg'' wird im Jahr [[1565]] erstmals erwähnt.
Der Ursprung des Namens ist ungewiss, vermutlich leitet sich der Name von Eschenberg nach der einst dort vorherrschenden Baumart ab. Im Tschechischen ist der Name zuerst im Jahr 1545 als „Jesstied“ nachgewiesen ''(pod horou Jesstiedem)'', die deutsche Form wird als „Jeschkenberg“ erstmals im Jahr 1565 erwähnt.


== Lage und Umgebung ==
== Lage und Umgebung ==
[[Datei:Ještěd , letecký snímek.jpg|links|mini|Luftaufnahme des Gipfels aus südöstlicher Richtung]]
Der Ještěd befindet sich unmittelbar südwestlich von [[Liberec]]. Direkt am Fuße des Berges liegt der Stadtteil Horní Hanychov (''Oberhanichen'') sowie die Gemeinde [[Světlá pod Ještědem]] (''Swetla''). An den Hängen des Ještěd befinden sich eine Vielzahl von [[Skilift]]en und [[Skipiste]]n für den alpinen Skisport. Bekannt ist auch die [[Sprungschanze]], auf der regelmäßig auch internationale [[Skisprung]]wettbewerbe ausgetragen werden. Herausragendes Ereignis werden die [[Nordische Ski-Weltmeisterschaften|Nordischen Ski-Weltmeisterschaften]] [[2009]] am Ještěd sein.
[[Datei:Deutscher Gebirgsverein 1906.jpg|mini|Schuldschein des Deutschen Gebirgsvereins vom 1. Oktober 1906 mit Abbildung des Hotels im Unterdruck]]
[[Datei:Ještěd from northeast.jpg|mini|Blick von Nordost auf Reichenberg und den Ještěd]]
Der Ještěd befindet sich unmittelbar südwestlich von [[Liberec]] ({{deS|''Reichenberg''}}) und ist dessen [[Hausberg]]. Direkt am Fuße des Berges liegen der Stadtteil Horní Hanychov ({{deS|''Oberhanichen''}}) sowie die Gemeinde [[Světlá pod Ještědem]] ({{deS|''Swetla''}}). Am Nordwesthang entspringt der [[Ještědský potok]].

An den Hängen des Ještěd-Kammes befindet sich eine Reihe von Skiliften und Skipisten für den alpinen Skisport. Bekannt sind auch die [[Ještěd (Skisprungschanzen)|Ještěd-Skisprungschanzen]]. Auf der großen K120-Anlage werden regelmäßig auch internationale Skisprungwettbewerbe ausgetragen. Am Ještěd befindet sich auch ein Bikepark mit fünf Abfahrten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgraden, wobei zum Teil die Skiabfahrten genutzt oder gekreuzt werden.

Mit der [[Kunstbahn Jeschken]] (auch ''Jeschkenbahn'') gab es die bedeutendste [[Liste der Rennrodel- und Bobbahnen|künstlich errichtete Rodelbahn]] der [[Sudeten]] am Berg. Zwischen 1913 und 1937 fanden hier 13-mal die [[Liste der Sudetendeutschen Meister im Rodeln|Rodelmeisterschaften der Sudetenländer]] statt, 1940 die deutschen Meisterschaften. Wichtigste Ereignisse waren die [[Rennrodel-Europameisterschaften 1914]], die ersten überhaupt, die auf der Bahn stattfanden, sowie die [[Rennrodel-Europameisterschaften 1939|Europameisterschaften 1939]]. Ruinöse Teile der Anlage sind in der Landschaft noch auszumachen.<ref>{{Internetquelle |autor=Robert Knothe |url=https://oberlausitznordboehmen.blogspot.com/2012/03/die-alte-jeschken-rodelbahn.html |titel=Die alte Jeschken-Rodelbahn |werk=Oberlausitz und Nordböhmen (privates BLOG) |hrsg=Robert Knothe |datum=2012-03-20 |abruf=2024-10-23}}</ref>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Bereits 1838 wurde auf dem Gipfel der heute noch vorhandene [[rohanstein]] errichtet, der gleichzeitig als Grenzstein dinete. Eine erste Hütte auf dem Gipfel bestand schon im Jahre 1844. Im Jahre [[1906]] wurde durch den Gebirgsverein ein stattliches Berghotel erbaut, welches [[1963]] abgebrannt ist. Zwischen [[1966]] und [[1973]] wurde nach dem Entwurf des Architekten [[Karel Hubáček]] ein futuristisches Hotel mit einem 88 Meter hohem Fernsehturm errichtet. Für den Bau wurde [[Karel Hubáček]] mit dem [[Perret-Preis]] ausgezeichnet. Der moderne Bau fungiert als Aussichtsturm, Sendemast, Hotel und Restaurant.
Bereits 1838 wurde auf dem Gipfel der noch vorhandene [[Rohanstein]] errichtet, der gleichzeitig als [[Grenzstein]] diente. Eine erste Hütte auf dem Gipfel bestand schon im Jahre 1844.

In den 1860er-Jahren wurde auf dem Gipfel eine Vermessungsstation errichtet, als Station Nr. 4 „Jeschken“ eine Station erster Ordnung der [[Königlich-Sächsische Triangulation|königlich-sächsischen Triangulation]].

Am 7. August 1870 fand auf dem Berg ein ''tábor lidu'' (Volks-Tábor, ein nationales Treffen der tschechischen Patrioten, dem noch weitere Tábors folgten<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://www.svornost.com/kalendarium-10-kvetna-1868-zacatek-taboroveho-hnuti/ |titel=Kalendárium: 10. května 1868 – začátek táborového hnutí |sprache=cs |abruf=2023-07-25}}</ref>) statt, aus dem dann 1878 die [[Česká strana sociálně demokratická|''Sociálně demokratická strana českoslovanská v Rakousku'']], die tschechische Sozialdemokratie, entstand.<ref> {{Internetquelle |url=https://www.parlamentnilisty.cz/politika/politici-volicum/Zastupci-CSSD-zavzpominali-nejen-na-jestedske-udalosti-z-roku-1870-282016 |titel=Zástupci ČSSD zavzpomínali nejen na ještědské události z roku 1870 |datum=2013-08-13 |abruf=2023-07-25}} </ref>

Im Jahre 1906 baute der Deutsche Gebirgsverein für das Jeschken- und Isergebirge ein Berghotel, wofür Schuldscheine ausgegeben worden waren.

Im Jahre 1927 wurde das erste Jeschkenbergrennen für Kraftfahrzeuge veranstaltet.<ref>''Das erste Jeschkenbergrennen bei Reichenberg (Böhmen)''. Artikel in ''Motor und Sport'', Heft 38 (1927), S. 37</ref>

Die [[Seilbahn Ještěd|Jeschkenseilbahn]] von Horní Hanychov zum Gipfel wurde 1933 als Sessellift eröffnet. 1972 folgte der Ersatz durch die Seilbahn. Am 31. Oktober 2021 stürzte eine der beiden Gondeln der Bahn ab. Ein Seilbahnführer kam dabei ums Leben.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.krone.at/2544832 |titel=Absturz in Tschechien: Seilbahn-Mitarbeiter tot |sprache=de |abruf=2021-10-31}}</ref> Der Betrieb der Bahn ist seitdem eingestellt.

Am 23. August 1940 gegen Mitternacht prallte ein Flugzeug des Typs [[Heinkel He 111]] vom II. Kampfgeschwader (Löwengeschwader) in [[Lüneburg]] gegen den Berg unweit des Gipfels und riss eine lange Schneise in den Wald. Bei diesem Unglück starben die vier Insassen.

Im Jahr 2009 wurde ein Teil der Wettkämpfe der [[Nordische Skiweltmeisterschaft 2009|Nordischen Skiweltmeisterschaft]] am Ještěd ausgetragen.

== Bebauung ==
{{Belege fehlen|Zum Brand im Berghotel fehlen Belege. --[[Benutzer:Seeler09|Seeler09]] • [[Benutzer Diskussion:Seeler09|Leider nicht in Ihrem Land verfügbar]] • [[Wikipedia Diskussion:Projekt WikiAlpenforum (WAF)/Artikelwunsch Alpenverein#Mitarbeiter im Bereich Alpenverein|Mitstreiter im Alpinprojekt gesucht]] 13:21, 27. Jan. 2023 (CET)}}
Im 1906 erbauten Berghotel kam es am 31. Januar 1963 zu einem Großbrand. Ein Mitarbeiter hatte versucht, eine eingefrorene Wasserleitung mit einer Lötlampe aufzutauen und dabei eine Holz-Verkleidung in Brand gesetzt. Wegen der unzureichenden Löschwasser-Versorgung brannte das Hotel bis auf die Grundmauern nieder.

Von 1966 bis 1973 wurde nach dem Entwurf des Architekten [[Karel Hubáček]] ein 99,86 Meter hoher futuristischer Bau neu errichtet, der [[Fernsehturm Ještěd]]. Für den Bau, der in Form eines [[Rotationshyperboloid]]s die Formen der Berghänge aufgreift und nach oben hin fortführt, wurde der Architekt mit dem [[Auguste Perret|Auguste-Perret-Preis]] ausgezeichnet. Der Turm dient als Aussichtsturm, Sendemast, Hotel und Restaurant. Seit dem Jahr 2007 läuft eine Bewerbung zur Aufnahme dieses Bauwerks in die Liste des [[UNESCO-Welterbe]]s.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tschechien.news/post/9-juli-1973-je%C5%A1t%C4%9Bd-sender-feiert-heute-sein-50-j%C3%A4hriges-bestehen |titel=9. Juli 1973: Ještěd-Sender feiert heute sein 50-jähriges Bestehen |hrsg=Tschechien News |datum=2023-07-09 |sprache=de |abruf=2024-08-14}}</ref>

Das Hotel steht im Mittelpunkt des Romans „Grandhotel“ (2006) von [[Jaroslav Rudiš]].

[[Datei:Jeschkenseilbahn.jpg|mini|Seilbahn zum Gipfel]]


== Wege zum Gipfel ==
== Wege zum Gipfel ==
* Von [[Horní Hanychov]] (''Oberhanichen''), einem Stadtteil von Liberec, verkehrte die [[Seilbahn Ještěd|Jeschkenseilbahn]] zum Gipfel. Der Betrieb wurde nach einem Unfall im Oktober 2021 eingestellt.
[[Bild:Jeschkenseilbahn.jpg|thumb|Seilbahn zum Gipfel]]
* Seit Juni 2024 fährt von der Straßenbahnendhaltestelle Horní Hanychov der Bus Nr. 79 bis zum Parkplatz Ještědka.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.visitliberec.eu/de/aktuality/autobusem-na-jested/ |titel=Mit dem Bus nach Ještěd |hrsg=Visit^Liberec |datum=2024-06-06 |sprache=de |abruf=2024-08-13}}</ref>
* Von [[Horní Hanychov]] (''Oberhanichen''), einem Stadtteil von [[Liberec]] (''Reichenberg'') verkehrt eine [[Seilbahn]] zum Gipfel.
* Von der Passhöhe Výpřež (''Ausgespann'') führt eine schmale [[Maut]]straße auf den Berg. Eine Auffahrt mit eigenem Fahrzeug ist somit auch möglich.
* Von der Passhöhe Výpřež (''Ausgespann'') führt eine schmale asphaltierte Straße auf den Berg. Eine Auffahrt mit eigenem Fahrzeug ist möglich. Es ist eine Parkplatzgebühr zu entrichten.
* Wanderer gelangen über eine Vielzahl markierter Wanderwege zum Gipfel. Günstigster Ausgangspunkt ist die Endstelle der [[Liberec]]er [[Straßenbahn]]linie 3 in Horní Hanychov.
* Wanderer gelangen über eine Vielzahl markierter Wanderwege zum Gipfel. Günstigster Ausgangspunkt ist die Endstelle der [[Verkehrsbetrieb der Stadt Liberec|Liberecer Straßenbahnlinie 3]] in Horní Hanychov.
* Über den Berg führt der heute ''rot'' markierte [[Kammweg]] als [[Europäischer Fernwanderweg E3]].
* Über den Berg führen ''rot'' markiert der [[Europäischer Fernwanderweg E3|Europäische Fernwanderweg E3]] und der [[Bergwanderweg Eisenach–Budapest]].
== Hunderter-Wettbewerb ==
Der „Hunderter-Wettbewerb“ ist ein ausgefallenes Wettrennen auf den Ještěd. Es geht darum, den Gipfel innerhalb kürzester Zeit hundertmal zu erklimmen und darüber hinaus das Abzeichen für tausend oder fünftausend Aufstiege zu erringen.
Als Auszeichnung gab es im Ausschank auf dem Ještěd die Hunderter-Abzeichen und das Halbliterglas mit Namen und der Anzahl der absolvierten Hunderten von Aufstiegen.

Im Jahr 2000 nahm man die Tradition wieder neu auf.

=== Erwähnenswerte Rekorde ===
* Der Reichenberger Adolf Trenkler nutzte den täglichen Marsch auf den Berg als Abmagerungskur und erreichte im Jahr 1900 die beachtliche Zahl von 2000 Aufstiegen.
* Im Verlauf des Jahres 1937 gelangen Lilly Flassak insgesamt 709 Aufstiege.
* Frieda Mandelik erreichte bis 1937 den absoluten nachgewiesenen Rekord mit 5000 Aufstiegen.
* Im Jahr 1922 gelang dem Bergsteiger [[Rudolf Kauschka]] zusammen mit anderen zwölf Aufstiege an einem einzigen Tag.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|audio=1|video=0}}
* http://www.structurae.de/structures/data/index.cfm?ID=s0000344
* [https://www.liberecky-kraj.cz/dr-de/1013-jested-jeschken-fernsehturm.html Ještěd] auf liberecky-kraj.cz
* http://www.jested.cz/web2005/hot-3-2-ce.php
* http://www.jested.cz/web2005/hot-1-0-de.php
* [https://www.skijested.cz Ski- und Bikeareal Ještěd]


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Berg in Europa]]
<references />
[[Kategorie:Berg in Tschechien]]
[[Kategorie:Eintausender]]


{{SORTIERUNG:Jested}}
[[cs:Ještěd]]
[[Kategorie:Berg in Tschechien]]
[[en:Ještěd]]
[[Kategorie:Aussichtsturm in Tschechien]]
[[pl:Ještěd]]
[[Kategorie:Geographie (Liberec)]]
[[Kategorie:Berg in Europa]]

Aktuelle Version vom 9. April 2025, 20:55 Uhr

Ještěd
Gipfel des Ještěd mit Funkturm im Gegenlicht
Gipfel des Ještěd mit Funkturm im Gegenlicht
Höhe 1012 m n.m.
Lage Tschechien
Gebirge Jeschkengebirge
Dominanz 18,5 km → Holubník (1070 m n.m.; im Isergebirge)
Koordinaten 50° 43′ 56″ N, 14° 59′ 7″ OKoordinaten: 50° 43′ 56″ N, 14° 59′ 7″ O
Ještěd (Tschechien)
Ještěd (Tschechien)
Gestein Quarzit

Der Ještěd (deutsch Jeschken) ist mit 1012 m n.m. die höchste Erhebung im Jeschkengebirge in Nordböhmen (Tschechien). Der auffallende Fernsehturm auf dem Gipfel macht ihn zu einer unverwechselbaren Landmarke.

Entstehung des Namens

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Der Ursprung des Namens ist ungewiss, vermutlich leitet sich der Name von Eschenberg nach der einst dort vorherrschenden Baumart ab. Im Tschechischen ist der Name zuerst im Jahr 1545 als „Jesstied“ nachgewiesen (pod horou Jesstiedem), die deutsche Form wird als „Jeschkenberg“ erstmals im Jahr 1565 erwähnt.

Lage und Umgebung

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Luftaufnahme des Gipfels aus südöstlicher Richtung
Schuldschein des Deutschen Gebirgsvereins vom 1. Oktober 1906 mit Abbildung des Hotels im Unterdruck
Blick von Nordost auf Reichenberg und den Ještěd

Der Ještěd befindet sich unmittelbar südwestlich von Liberec (deutsch Reichenberg) und ist dessen Hausberg. Direkt am Fuße des Berges liegen der Stadtteil Horní Hanychov (deutsch Oberhanichen) sowie die Gemeinde Světlá pod Ještědem (deutsch Swetla). Am Nordwesthang entspringt der Ještědský potok.

An den Hängen des Ještěd-Kammes befindet sich eine Reihe von Skiliften und Skipisten für den alpinen Skisport. Bekannt sind auch die Ještěd-Skisprungschanzen. Auf der großen K120-Anlage werden regelmäßig auch internationale Skisprungwettbewerbe ausgetragen. Am Ještěd befindet sich auch ein Bikepark mit fünf Abfahrten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeitsgraden, wobei zum Teil die Skiabfahrten genutzt oder gekreuzt werden.

Mit der Kunstbahn Jeschken (auch Jeschkenbahn) gab es die bedeutendste künstlich errichtete Rodelbahn der Sudeten am Berg. Zwischen 1913 und 1937 fanden hier 13-mal die Rodelmeisterschaften der Sudetenländer statt, 1940 die deutschen Meisterschaften. Wichtigste Ereignisse waren die Rennrodel-Europameisterschaften 1914, die ersten überhaupt, die auf der Bahn stattfanden, sowie die Europameisterschaften 1939. Ruinöse Teile der Anlage sind in der Landschaft noch auszumachen.[1]

Bereits 1838 wurde auf dem Gipfel der noch vorhandene Rohanstein errichtet, der gleichzeitig als Grenzstein diente. Eine erste Hütte auf dem Gipfel bestand schon im Jahre 1844.

In den 1860er-Jahren wurde auf dem Gipfel eine Vermessungsstation errichtet, als Station Nr. 4 „Jeschken“ eine Station erster Ordnung der königlich-sächsischen Triangulation.

Am 7. August 1870 fand auf dem Berg ein tábor lidu (Volks-Tábor, ein nationales Treffen der tschechischen Patrioten, dem noch weitere Tábors folgten[2]) statt, aus dem dann 1878 die Sociálně demokratická strana českoslovanská v Rakousku, die tschechische Sozialdemokratie, entstand.[3]

Im Jahre 1906 baute der Deutsche Gebirgsverein für das Jeschken- und Isergebirge ein Berghotel, wofür Schuldscheine ausgegeben worden waren.

Im Jahre 1927 wurde das erste Jeschkenbergrennen für Kraftfahrzeuge veranstaltet.[4]

Die Jeschkenseilbahn von Horní Hanychov zum Gipfel wurde 1933 als Sessellift eröffnet. 1972 folgte der Ersatz durch die Seilbahn. Am 31. Oktober 2021 stürzte eine der beiden Gondeln der Bahn ab. Ein Seilbahnführer kam dabei ums Leben.[5] Der Betrieb der Bahn ist seitdem eingestellt.

Am 23. August 1940 gegen Mitternacht prallte ein Flugzeug des Typs Heinkel He 111 vom II. Kampfgeschwader (Löwengeschwader) in Lüneburg gegen den Berg unweit des Gipfels und riss eine lange Schneise in den Wald. Bei diesem Unglück starben die vier Insassen.

Im Jahr 2009 wurde ein Teil der Wettkämpfe der Nordischen Skiweltmeisterschaft am Ještěd ausgetragen.

Im 1906 erbauten Berghotel kam es am 31. Januar 1963 zu einem Großbrand. Ein Mitarbeiter hatte versucht, eine eingefrorene Wasserleitung mit einer Lötlampe aufzutauen und dabei eine Holz-Verkleidung in Brand gesetzt. Wegen der unzureichenden Löschwasser-Versorgung brannte das Hotel bis auf die Grundmauern nieder.

Von 1966 bis 1973 wurde nach dem Entwurf des Architekten Karel Hubáček ein 99,86 Meter hoher futuristischer Bau neu errichtet, der Fernsehturm Ještěd. Für den Bau, der in Form eines Rotationshyperboloids die Formen der Berghänge aufgreift und nach oben hin fortführt, wurde der Architekt mit dem Auguste-Perret-Preis ausgezeichnet. Der Turm dient als Aussichtsturm, Sendemast, Hotel und Restaurant. Seit dem Jahr 2007 läuft eine Bewerbung zur Aufnahme dieses Bauwerks in die Liste des UNESCO-Welterbes.[6]

Das Hotel steht im Mittelpunkt des Romans „Grandhotel“ (2006) von Jaroslav Rudiš.

Seilbahn zum Gipfel

Wege zum Gipfel

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  • Von Horní Hanychov (Oberhanichen), einem Stadtteil von Liberec, verkehrte die Jeschkenseilbahn zum Gipfel. Der Betrieb wurde nach einem Unfall im Oktober 2021 eingestellt.
  • Seit Juni 2024 fährt von der Straßenbahnendhaltestelle Horní Hanychov der Bus Nr. 79 bis zum Parkplatz Ještědka.[7]
  • Von der Passhöhe Výpřež (Ausgespann) führt eine schmale asphaltierte Straße auf den Berg. Eine Auffahrt mit eigenem Fahrzeug ist möglich. Es ist eine Parkplatzgebühr zu entrichten.
  • Wanderer gelangen über eine Vielzahl markierter Wanderwege zum Gipfel. Günstigster Ausgangspunkt ist die Endstelle der Liberecer Straßenbahnlinie 3 in Horní Hanychov.
  • Über den Berg führen rot markiert der Europäische Fernwanderweg E3 und der Bergwanderweg Eisenach–Budapest.

Hunderter-Wettbewerb

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Der „Hunderter-Wettbewerb“ ist ein ausgefallenes Wettrennen auf den Ještěd. Es geht darum, den Gipfel innerhalb kürzester Zeit hundertmal zu erklimmen und darüber hinaus das Abzeichen für tausend oder fünftausend Aufstiege zu erringen. Als Auszeichnung gab es im Ausschank auf dem Ještěd die Hunderter-Abzeichen und das Halbliterglas mit Namen und der Anzahl der absolvierten Hunderten von Aufstiegen.

Im Jahr 2000 nahm man die Tradition wieder neu auf.

Erwähnenswerte Rekorde

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  • Der Reichenberger Adolf Trenkler nutzte den täglichen Marsch auf den Berg als Abmagerungskur und erreichte im Jahr 1900 die beachtliche Zahl von 2000 Aufstiegen.
  • Im Verlauf des Jahres 1937 gelangen Lilly Flassak insgesamt 709 Aufstiege.
  • Frieda Mandelik erreichte bis 1937 den absoluten nachgewiesenen Rekord mit 5000 Aufstiegen.
  • Im Jahr 1922 gelang dem Bergsteiger Rudolf Kauschka zusammen mit anderen zwölf Aufstiege an einem einzigen Tag.
Commons: Ještěd – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Robert Knothe: Die alte Jeschken-Rodelbahn. In: Oberlausitz und Nordböhmen (privates BLOG). Robert Knothe, 20. März 2012, abgerufen am 23. Oktober 2024.
  2. Kalendárium: 10. května 1868 – začátek táborového hnutí. Abgerufen am 25. Juli 2023 (tschechisch).
  3. Zástupci ČSSD zavzpomínali nejen na ještědské události z roku 1870. 13. August 2013, abgerufen am 25. Juli 2023.
  4. Das erste Jeschkenbergrennen bei Reichenberg (Böhmen). Artikel in Motor und Sport, Heft 38 (1927), S. 37
  5. Absturz in Tschechien: Seilbahn-Mitarbeiter tot. Abgerufen am 31. Oktober 2021.
  6. 9. Juli 1973: Ještěd-Sender feiert heute sein 50-jähriges Bestehen. Tschechien News, 9. Juli 2023, abgerufen am 14. August 2024.
  7. Mit dem Bus nach Ještěd. Visit^Liberec, 6. Juni 2024, abgerufen am 13. August 2024.