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„Schneeheide“ – Versionsunterschied

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Die '''Schneeheide''' (''E. carnea'', auch ''E. herbacea''), ist eine im Gebirge Mittel- und Südeuropas heimische Art der [[Heidekrautgewächse]].


<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
== Aussehen ==
{{Taxobox
| Taxon_Name = Schneeheide
| Taxon_WissName = Erica carnea
| Taxon_Rang = Art
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| Taxon2_Name = Heidekräuter
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| Bild = Ericaceae spp Sturm48.jpg
| Bildbeschreibung = Schneeheide (''Erica carnea''), Illustration
}}


Die '''Schneeheide''' (''Erica carnea''), auch '''Winterheide''' oder '''Frühlingsheidekraut''' genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der [[Heidekräuter]] (''Erica'') innerhalb der Familie der [[Heidekrautgewächse]] (Ericaceae). Sie gedeiht in den Gebirgen West-, Mittel- und [[Südosteuropa]]s und kommt in Marokko vor.<ref name="GRIN" /> Viele Sorten werden als [[Zierpflanze]]n verwendet.
Sie bildet niedrige, 30 cm hohe, ausgedehnte Zwergsträucher mit dicht stehenden Ästen. Die hellrosa bis weißen Blüten erscheinen von Dezember bis Mai. Die Schneeheide ist leicht mit anderen Pflanzen zu verwechseln. Von der [[Besenheide]] (''Calluna vulgaris'') unterscheidet sie sich durch die nadelförmigen Blätter, die jeweils zu viert in Quirlen an den verholzten Stengeln sitzen. Von der ebenfalls ähnlichen [[Grauheide]] (''Erica cinerea'') unterscheidet sie sich von der Blütezeit, denn die Grauheide trägt ihre Blütentrauben von Juni bis August.


== Standort ==
== Beschreibung ==


=== Vegetative Merkmale ===
Anders als die meisten anderen [[Heidekraut]]arten ist sie zumeist auf Kalkböden und besonders häufig auf [[Dolomit]]gestein zu finden. Man findet sie vor allem in [[Bergkiefer]]nbeständen, in trockenen [[Waldkiefer|Rotföhren-]], [[Lärche]]n- und [[Schwarzkiefer|Schwarzföhren]]wäldern sowie kleinflächig in eigenen, von ihr dominierten [[Zwergstrauchheide]]n im Bereich der Waldgrenze. In die untersten Bereiche der kalkalpinen [[Horstsegge]]n-[[Blaugras]]rasen reicht sie noch hinein.
[[Datei:Erica carnea particolare.jpg|mini|Beblätterter Stamm]]
Die immergrüne Schneeheide bildet niedrige, niederliegende und reich verzweigte [[Zwergstrauch|Zwergsträucher]] mit dünnen bogig aufsteigenden Ästchen, die Wuchshöhen von bis zu 30 Zentimetern erreichen.
== Botanische Besonderheiten ==


Die wirtelig zu jeweils viert dicht an den Zweigen angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Blattstiel ist nur kurz. Die nadelförmige Blattspreite ist im Mittel etwa 7 Millimeter lang, zugespitzt, kahl und glänzend.<ref name="Hegi1966" />
Die Schneeheide lebt in [[Symbiose]] mit einem Wurzelpilz. Aus diesem Grund muss sie im Garten mitsamt der Topferde eingesetzt werden, damit der für die Schneeheide überlebenswichtige Pilz erhalten bleibt.


=== Generative Merkmale ===
== Verwendung als Gartenpflanze ==
[[Datei:Erica carnea IP0803009.jpg|mini|Blütenstand]]
In einem einseitswendigen, [[Traube|traubigen]] [[Blütenstand]] sind viele nickende Blüten angeordnet. Der Blütenstiel ist so lang oder etwas kürzer als die Blüte, er ist dunkelrot und trägt in halber Länge drei kleine eifömig-spitze, rötliche Vorblätter.<ref name="Hegi1966" />


Die zwittrigen [[Blüte]]n besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die drei rötlich gefärbten [[Kelchblatt|Kelchblätter]] sind trockenhäutig und 3 bis 5 Millimeter lang. Ein [[Außenkelch]] ist nicht vorhanden. Die weiße, hellrosa-, rosafarbene bis rötliche Krone weist eine Länge von 5 bis 7 Millimetern auf und ist schmal-glockig geformt. Aus der Blütenkrone ragen die acht dunklen kurz zweispitzigen [[Staubblatt|Staubblätter]] heraus.<ref name="Hegi1966" /> Der [[Fruchtknoten]] ist zylindrisch, dunkelrot und kahl.<ref name="Hegi1966" /> Der Griffel überragt die Staubblätter nur wenig.<ref name="Hegi1966" />
Als Gartenpflanze ist sie ein idealer [[Bodendecker]] an sonnigen bis halbschattigen Standorten, der zu einer sonst sehr blütenarmen Zeit reichlich Blüten trägt. Ihre volle Wirkung entfaltet die Schneeheide, wenn sie in größeren zusammenhängenden Flächen gepflanzt wird. Als Zierpflanze wird sie seit dem frühen 19. Jahrhundert im Garten verwendet. Die verschiedenen Sorten, deren Blütenfarben von Weiß bis Purpurrot reichen, wurden hauptsächlich in England gezüchtet.

Die [[Kapselfrucht]] ist etwa 2 Millimeter lang und in die Krone eingeschlossen.<ref name="Hegi1966" /> Die Samen sind bei einer Länge von etwa 0,75 Millimeter länglich, flachgedrückt mit etwas eingedrückten Flügeln.<ref name="Hegi1966" />

Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 24.<ref name="Oberdorfer2001" />

== Ähnliche Arten ==
Die Schneeheide ist leicht mit anderen Arten zu verwechseln. Von der [[Besenheide]] (''Calluna vulgaris'') unterscheidet sie sich durch die nadelförmigen Blätter, die jeweils zu viert in Quirlen an den verholzten Stängeln sitzen und einen hellen, knorpeligen umgerollten Rand aufweisen. Von der ebenfalls ähnlichen [[Graue Heide|Grauen Heide]] (''Erica cinerea'') unterscheidet sie sich von der Blütezeit, denn die Grauheide trägt ihre Blütenstände von Juni bis August.

== Ökologie und Phänologie ==
{{Belege fehlen}}
[[Datei:Apis mellifera on Erica carnea.jpg|mini|Schneeheide mit Biene]]
Die Schneeheide bildet in ihrer Heimat ausgedehnte Bestände. Sie ist ein [[Zwergstrauch]] mit immergrünen, nadelförmigen Blättern als Anpassung an nährsalzarme Standorte; es liegt also eine [[Peinomorphose]] vor. Die Schneeheide lebt in [[Symbiose]] mit einem Wurzelpilz vom Typ der „Ericaceen-Mykorrhiza“. Aus diesem Grund muss sie im Garten mitsamt der Topferde eingesetzt werden, damit der für die Schneeheide überlebenswichtige Pilz erhalten bleibt.

Die Schneeheide ist ein Schnee- und Frühblüher. Die [[Phänologie|Blütezeit]] reicht von März bis Juni<ref name="Hegi1966" />, wird jedoch von Höhenlage und [[Exposition (Geographie)|Exposition]] beeinflusst und kann schon im Februar beginnen. Die Blütenknospen sind bereits im Herbst des Vorjahres ausgebildet. Die Blüten sind „Glockenblumen mit Streueinrichtung“. Die [[Bestäubung]] erfolgt durch [[Tagfalter]], [[Bienen]] usw. Aufgrund der frühen Blütezeit ist die Schneeheide eine wichtige [[Bienentrachtpflanze|Bienenweide]]. [[Selbstbestäubung]] ist wohl auch durch die ungeflügelten Männchen des Blasenfußes (''[[Taeniothrips ericae]]'') möglich.

Bei Trockenheit spaltet sich die Fruchtwand der [[Kapselfrucht|Kapselfrüchte]], die in der Blütenkrone verborgen sind, auf, und die Früchte wirken als Windstreuer. Die sehr kleinen, zahlreichen Samen breiten sich als Körnchenflieger aus.

Die Schneeheide gilt auch als Futterpflanze für die Raupen des [[Heidekrauteulchen]]s und des [[Heidekraut-Blütenspanner]]s. Sie wird in der Regel nicht alt, immerhin wurde schon ein 33 Jahre altes Sträuchlein beobachtet.<ref name="Hegi1966" />

== Vorkommen ==
=== Verbreitungsgebiet ===
Sie gedeiht in den Gebirgen [[Westeuropa|West-]], Mittel- und [[Südosteuropa]]s und kommt in Marokko vor.<ref name="GRIN" /> Die Schneeheide ist vor allem in den Alpen, aber auch im [[Alpenvorland]] anzutreffen. Es gibt Fundangaben von [[Marokko]], [[Spanien]], [[Frankreich]], [[Sizilien]], [[Italien]], der [[Schweiz]], [[Deutschland]], [[Österreich]], [[Tschechien]], [[Slowenien]], [[Serbien]], [[Kroatien]], [[Montenegro]], [[Albanien]], [[Rumänien]], [[Nordmazedonien]] und [[Griechenland]].<ref name="Euro+Med" />

Sie gedeiht vom Tal bis in die [[Höhenstufe (Ökologie)|alpine Höhenstufe]]. In den Allgäuer Alpen steigt die Schneeheide bis in eine Höhenlage von 2423 Meter am [[Hochrappenkopf]] in Bayern auf.<ref name="Dörr-Lippert" /> In Graubünden erreicht sie am [[Parpaner Rothorn]] sogar eine Höhenlage von 2650 Metern.<ref name="Hegi1966" />

=== Standort ===
Anders als die meisten anderen [[Heidekräuter|Heidekrautarten]] ist sie zumeist auf Kalk[[Boden (Bodenkunde)|böden]] und besonders häufig auf [[Dolomit (Gestein)|Dolomitgestein]] zu finden. Man findet sie vor allem in [[Bergkiefer]]nbeständen, in trockenen [[Waldkiefer]]n-, [[Lärchen]]- und [[Schwarzkiefer]]wäldern (ist beispielsweise dort namensgebend für den Schneeheidekiefernwald, ''[[Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer#Nadelwälder und verwandte Heiden|Erico-Pinetum]]'') sowie kleinflächig in eigenen, von ihr dominierten [[Zwergstrauchheide]]n im Bereich der Waldgrenze. In die untersten Bereiche der kalkalpinen [[Blaugras-Horstseggenrasen]] reicht sie noch hinein.

Die ökologischen [[Zeigerwerte]] nach [[Elias Landolt (Botaniker)|Landolt]] [[et al.]] 2010 sind in der [[Schweiz]]: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).<ref name="InfoFlora" />

== Taxonomie ==
Die Erstveröffentlichung von ''Erica carnea'' erfolgte 1753 durch [[Carl von Linné]]. Der Name ''Erica carnea'' {{Person|L.}} nom. cons. wurde gegenüber ''Erica herbacea'' {{Person|L.}} nom. rej. konserviert. Ein weiteres [[Synonym (Taxonomie)|Synonym]] für ''Erica carnea'' {{Person|L.}} nom. cons. ist ''Erica mediterranea'' {{Person|L.}}<ref name="GRIN" />

== Inhaltsstoffe ==
Die Blätter der Schneeheide enthalten Ericolin und [[Arbutin]].<ref name="Hegi1966" />

== Verwendung als Zierpflanze ==
[[Datei:Erica carnea alba.jpeg|mini|Die Sorte ‘Flavour Alba’ (''Erica carnea'' var. ''alba'')]]
Als [[Zierpflanze]] in Parks und Gärten ist sie ein idealer [[Bodendecker]] an sonnigen bis halbschattigen Standorten, der zu einer sonst sehr blütenarmen Zeit reichlich Blüten trägt. Ihre volle Wirkung entfaltet die Schneeheide, wenn sie in größeren zusammenhängenden Flächen gepflanzt wird. Als Zierpflanze wird sie seit dem frühen 19. Jahrhundert im Garten verwendet. Die verschiedenen Sorten, deren Blütenfarben von Weiß bis Purpurrot reichen, wurden hauptsächlich in England gezüchtet. Es wurden Sorten mit auffälligen Laubfarben selektiert.

== Trivialnamen ==
Für die Schneeheide bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen [[Trivialnamen]]: Bröl ([[Graubünden]] im [[Unterengadin]]), Brüsch ([[St. Gallen]] bei [[Sargans]]), Brui (Graubünden bei [[Oberhalbstein]]), Bruuch (Graubünden) rote Grampen ([[Tirol]]), Haadach ([[Kärnten]], Tirol), Riblehard ([[Allgäu]]), Sendach (Kärnten) und Senden (Tirol).<ref name="Pritzel1882" />


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Heinz-Dieter Krausch]]: ''Kaiserkron und Päonien rot.'' Hamburg 2003.
* {{BibISBN|3576114823}}
* {{BibISBN|3854741405}}
* {{BibISBN|9783494014241}}

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="GRIN">
{{GRIN|ID=15448|WissName=Erica carnea|Zugriff=2016-01-15}}
</ref>
<ref name="InfoFlora">
{{InfoFlora|ID=1017400|WissName=Erica carnea L.|Abruf=2021-03-19}}
</ref>
<ref name="Oberdorfer2001">
{{BibISBN|3800131315|Seite=734}}
</ref>
<ref name="Dörr-Lippert">
Erhard Dörr, [[Wolfgang Lippert (Botaniker)|Wolfgang Lippert]]: ''Flora des Allgäus und seiner Umgebung.'' Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1.
</ref>
<ref name="Pritzel1882">
[[Georg August Pritzel]], [[Carl Jessen]]: ''Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze.'' Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 142. ([http://archive.org/stream/diedeutschenvol00pritgoog#page/n161/mode/2up eingescannt]).
</ref>
<ref name="Hegi1966">
[[Gustav Hegi]]: ''Illustrierte Flora von Mitteleuropa.'' 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Verlag Carl Hanser, München 1966. S. 1701–1705.
</ref>
<ref name="Euro+Med">
B. Valdés (2009+): ''Erica.'' [https://www.europlusmed.org/cdm_dataportal/taxon/6db0e243-3096-4aaa-b287-3f9ce0eaa467 Datenblatt ''Erica carnea'' In: ''Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.'']
</ref>
</references>


== Weblinks ==
Heinz-Dieter Krausch; ''Kaiserkron und Päonien rot'', Hamburg 2003
{{Commons|Erica carnea|Schneeheide (''Erica carnea'')}}
* {{FloraWeb|21680|Erica carnea L., nom. cons., Schnee-Heide}}
* {{BiolFlor|1140}}
* {{BIB|21680}}
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Heidekrautgewaechse/zwerg_rosa.htm#Schnee- Heide Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'').]


[[Kategorie:Bedecktsamer]]
[[Kategorie:Heidekrautgewächse]]
[[Kategorie:Alpenflora]]

Aktuelle Version vom 3. März 2025, 20:35 Uhr

Schneeheide

Schneeheide (Erica carnea), Illustration

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Gattung: Heidekräuter (Erica)
Art: Schneeheide
Wissenschaftlicher Name
Erica carnea
L.

Die Schneeheide (Erica carnea), auch Winterheide oder Frühlingsheidekraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Heidekräuter (Erica) innerhalb der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Sie gedeiht in den Gebirgen West-, Mittel- und Südosteuropas und kommt in Marokko vor.[1] Viele Sorten werden als Zierpflanzen verwendet.

Vegetative Merkmale

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Beblätterter Stamm

Die immergrüne Schneeheide bildet niedrige, niederliegende und reich verzweigte Zwergsträucher mit dünnen bogig aufsteigenden Ästchen, die Wuchshöhen von bis zu 30 Zentimetern erreichen.

Die wirtelig zu jeweils viert dicht an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Blattstiel ist nur kurz. Die nadelförmige Blattspreite ist im Mittel etwa 7 Millimeter lang, zugespitzt, kahl und glänzend.[2]

Generative Merkmale

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Blütenstand

In einem einseitswendigen, traubigen Blütenstand sind viele nickende Blüten angeordnet. Der Blütenstiel ist so lang oder etwas kürzer als die Blüte, er ist dunkelrot und trägt in halber Länge drei kleine eifömig-spitze, rötliche Vorblätter.[2]

Die zwittrigen Blüten besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die drei rötlich gefärbten Kelchblätter sind trockenhäutig und 3 bis 5 Millimeter lang. Ein Außenkelch ist nicht vorhanden. Die weiße, hellrosa-, rosafarbene bis rötliche Krone weist eine Länge von 5 bis 7 Millimetern auf und ist schmal-glockig geformt. Aus der Blütenkrone ragen die acht dunklen kurz zweispitzigen Staubblätter heraus.[2] Der Fruchtknoten ist zylindrisch, dunkelrot und kahl.[2] Der Griffel überragt die Staubblätter nur wenig.[2]

Die Kapselfrucht ist etwa 2 Millimeter lang und in die Krone eingeschlossen.[2] Die Samen sind bei einer Länge von etwa 0,75 Millimeter länglich, flachgedrückt mit etwas eingedrückten Flügeln.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[3]

Ähnliche Arten

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Die Schneeheide ist leicht mit anderen Arten zu verwechseln. Von der Besenheide (Calluna vulgaris) unterscheidet sie sich durch die nadelförmigen Blätter, die jeweils zu viert in Quirlen an den verholzten Stängeln sitzen und einen hellen, knorpeligen umgerollten Rand aufweisen. Von der ebenfalls ähnlichen Grauen Heide (Erica cinerea) unterscheidet sie sich von der Blütezeit, denn die Grauheide trägt ihre Blütenstände von Juni bis August.

Ökologie und Phänologie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Schneeheide mit Biene

Die Schneeheide bildet in ihrer Heimat ausgedehnte Bestände. Sie ist ein Zwergstrauch mit immergrünen, nadelförmigen Blättern als Anpassung an nährsalzarme Standorte; es liegt also eine Peinomorphose vor. Die Schneeheide lebt in Symbiose mit einem Wurzelpilz vom Typ der „Ericaceen-Mykorrhiza“. Aus diesem Grund muss sie im Garten mitsamt der Topferde eingesetzt werden, damit der für die Schneeheide überlebenswichtige Pilz erhalten bleibt.

Die Schneeheide ist ein Schnee- und Frühblüher. Die Blütezeit reicht von März bis Juni[2], wird jedoch von Höhenlage und Exposition beeinflusst und kann schon im Februar beginnen. Die Blütenknospen sind bereits im Herbst des Vorjahres ausgebildet. Die Blüten sind „Glockenblumen mit Streueinrichtung“. Die Bestäubung erfolgt durch Tagfalter, Bienen usw. Aufgrund der frühen Blütezeit ist die Schneeheide eine wichtige Bienenweide. Selbstbestäubung ist wohl auch durch die ungeflügelten Männchen des Blasenfußes (Taeniothrips ericae) möglich.

Bei Trockenheit spaltet sich die Fruchtwand der Kapselfrüchte, die in der Blütenkrone verborgen sind, auf, und die Früchte wirken als Windstreuer. Die sehr kleinen, zahlreichen Samen breiten sich als Körnchenflieger aus.

Die Schneeheide gilt auch als Futterpflanze für die Raupen des Heidekrauteulchens und des Heidekraut-Blütenspanners. Sie wird in der Regel nicht alt, immerhin wurde schon ein 33 Jahre altes Sträuchlein beobachtet.[2]

Verbreitungsgebiet

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Sie gedeiht in den Gebirgen West-, Mittel- und Südosteuropas und kommt in Marokko vor.[1] Die Schneeheide ist vor allem in den Alpen, aber auch im Alpenvorland anzutreffen. Es gibt Fundangaben von Marokko, Spanien, Frankreich, Sizilien, Italien, der Schweiz, Deutschland, Österreich, Tschechien, Slowenien, Serbien, Kroatien, Montenegro, Albanien, Rumänien, Nordmazedonien und Griechenland.[4]

Sie gedeiht vom Tal bis in die alpine Höhenstufe. In den Allgäuer Alpen steigt die Schneeheide bis in eine Höhenlage von 2423 Meter am Hochrappenkopf in Bayern auf.[5] In Graubünden erreicht sie am Parpaner Rothorn sogar eine Höhenlage von 2650 Metern.[2]

Anders als die meisten anderen Heidekrautarten ist sie zumeist auf Kalkböden und besonders häufig auf Dolomitgestein zu finden. Man findet sie vor allem in Bergkiefernbeständen, in trockenen Waldkiefern-, Lärchen- und Schwarzkieferwäldern (ist beispielsweise dort namensgebend für den Schneeheidekiefernwald, Erico-Pinetum) sowie kleinflächig in eigenen, von ihr dominierten Zwergstrauchheiden im Bereich der Waldgrenze. In die untersten Bereiche der kalkalpinen Blaugras-Horstseggenrasen reicht sie noch hinein.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]

Die Erstveröffentlichung von Erica carnea erfolgte 1753 durch Carl von Linné. Der Name Erica carnea L. nom. cons. wurde gegenüber Erica herbacea L. nom. rej. konserviert. Ein weiteres Synonym für Erica carnea L. nom. cons. ist Erica mediterranea L.[1]

Die Blätter der Schneeheide enthalten Ericolin und Arbutin.[2]

Verwendung als Zierpflanze

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Die Sorte ‘Flavour Alba’ (Erica carnea var. alba)

Als Zierpflanze in Parks und Gärten ist sie ein idealer Bodendecker an sonnigen bis halbschattigen Standorten, der zu einer sonst sehr blütenarmen Zeit reichlich Blüten trägt. Ihre volle Wirkung entfaltet die Schneeheide, wenn sie in größeren zusammenhängenden Flächen gepflanzt wird. Als Zierpflanze wird sie seit dem frühen 19. Jahrhundert im Garten verwendet. Die verschiedenen Sorten, deren Blütenfarben von Weiß bis Purpurrot reichen, wurden hauptsächlich in England gezüchtet. Es wurden Sorten mit auffälligen Laubfarben selektiert.

Für die Schneeheide bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Bröl (Graubünden im Unterengadin), Brüsch (St. Gallen bei Sargans), Brui (Graubünden bei Oberhalbstein), Bruuch (Graubünden) rote Grampen (Tirol), Haadach (Kärnten, Tirol), Riblehard (Allgäu), Sendach (Kärnten) und Senden (Tirol).[7]

  • Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot. Hamburg 2003.
  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.

Einzelnachweise

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  1. a b c Erica carnea im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. Januar 2016.
  2. a b c d e f g h i j k Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Verlag Carl Hanser, München 1966. S. 1701–1705.
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 734.
  4. B. Valdés (2009+): Erica. Datenblatt Erica carnea In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1.
  6. Erica carnea L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 19. März 2021.
  7. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 142. (eingescannt).
Commons: Schneeheide (Erica carnea) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien