„Schloss Schlettau“ – Versionsunterschied
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Das '''Schloss Schlettau''' in der gleichnamigen Stadt [[Schlettau]] in [[Sachsen]] ist das Einzige seiner Art im [[Landkreis Annaberg]]. Es gehört zu den wichtigen Anlagen an der alten [[Salzstraße]]. Es liegt zugleich an der [[Silberstraße]], die von Schwarzenberg bis nach Dresden führt. |
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[[Datei:Schloss Schlettau (01).jpg|mini|Schloss und Herrenhaus]] |
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[[Datei:Dilich Schlettau Ausschnitt.jpg|mini|Stadt und Schloss Schlettau, [[Wilhelm Dilich]], um 1626–1629]] |
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Das '''Schloss Schlettau''' in der gleichnamigen Stadt [[Schlettau]] an der [[Zschopau (Fluss)|Zschopau]] ist eines der wichtigen [[Baudenkmal]]e an der alten [[Erzgebirgspässe#Preßnitzer Pass|Salzstraße]] im oberen [[Erzgebirge]]. Es liegt zugleich an der vom alten Bergbau geprägten [[Silberstraße]], die von [[Schwarzenberg/Erzgeb.|Schwarzenberg]] in Richtung [[Dresden]] führt. Nach vollständiger Restaurierung bis 2006 ist es heute ein Museum und Kulturzentrum. |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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Schloss Schlettau geht vermutlich auf eine von den Reichsministerialen von [[Burg Schweinsburg|Crimmitschau]] im 13. Jahrhundert errichtete [[Turmhügelburg]] zurück. Die Anlage schützte eine vorbeiführende [[Salzstraße]] und war gleichzeitig Verwaltungsmittelpunkt einer kleinen Herrschaft. 1351 wurden die Adligen von [[Schönburg (Adelsgeschlecht)|Schönburg-Crimmitschau]] vom böhmischen König [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] mit der [[Amt Schlettau|Herrschaft Schlettau]], bestehend aus Stadt und fünf Dörfern, [[Lehnswesen|belehnt]]. Zu jener Zeit wurde auch die Burg um einen im gotischen Stil erbauten [[Palas]] erweitert. |
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Das Schloss wurde im 14. und 15. Jahrhundert von den Edlen [[Schönburg (Adelsfamilie)|von Schönburg]] an Stelle eines alten [[Kastell|Wegkastells]] errichtet. Später diente es als Jagdschloss der [[Sachsen|sächsischen Herzöge]]. |
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Von 1413 bis 1536 gehörte Schlettau zur [[Zisterzienser]]-[[Kloster Grünhain|Abtei Grünhain]], deren [[Abt|Äbte]] um 1500 den Palas zum Schloss ausbauten. 1458 kaufte Kunz von Schönfels mit seinen Brüdern Arnold und Siegmund das Schloss Schlettau. Nach der [[Säkularisation]] gelangte es 1536 in das Eigentum der sächsischen Kurfürsten, die es als Jagdschloss nutzten. Ab 1634 wurde hier eine [[Oberforstmeister|Oberforst- und Wildmeisterei]] eingerichtet. Die heute noch vorhandenen baulichen Bestandteile bestehen aus einem [[Renaissance]]-Mittelteil (ca. 1620) und zwei [[barock]]en Flügeln (Anfang 18. Jahrhundert) stammen aus der kurfürstlichen Zeit. Das 18. Jahrhundert war aus Kostengründen von einem zunehmenden Verfall der Baulichkeiten geprägt. 1796 wurden der Sitz der Oberforst- und Wildmeisterei nach [[Schneeberg (Erzgebirge)|Schneeberg]] verlegt und Schloss Schlettau in bürgerliche Hände verkauft. |
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1814 erwarb [[Johann Traugott Lohse]] das Schloss und richtete dort eine Spinnmühle ein. Unter [[Carl Friedrich Naumann]] entstand in den Räumlichkeiten ab 1885 eine Landmaschinenfabrik. Zwischen 1885 und 1909 ließ Naumann das Schloss unter Einbeziehung von [[Neugotik|neugotischen]] Elementen restaurieren. |
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Mit dem 1931 erfolgten Verkauf an die Stadt Schlettau endete die industrielle Periode der Schlossnutzung. Das Schloss wurde fortan bis 1964 als Museum genutzt. Seit 1995 wurden die historischen Gebäude unter Federführung eines Fördervereins restauriert und werden heute von diesem verwaltet und wieder museal genutzt. |
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== Anlage == |
== Anlage == |
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[[Datei:Schloss Schlettau Park.JPG|miniatur|Im Schlosspark von Schlettau]] |
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Das Schloss und sein [[Herrenhaus (Gebäude)|Herrenhaus]] stehen in einem gepflegten Park mit zwei [[Teich]]en. Hier findet im Sommer das Schlossparkfest statt. Weitere Angebote sind [[Hochzeit]]en im [[Rittersaal]], Führungen durch die historisch wertvollen Gebäude oder ein Besuch im [[Weinkeller]]. Einige Räume des Schlosses werden auch für Veranstaltungen vermietet. Der Saal im 4. Obergeschoss beherbergt das Museum für Wald- und Wildgeschichte. Im Herrenhaus befinden sich verschiedene Ausstellungen und Schauwerkstätten. 1995 wurde ein Förderverein gegründet, dessen Mitglieder nach neuen Freunden oder Sponsoren suchen, um die Erhaltung der schützenswerten Gebäude fortsetzen zu können. |
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Das Schloss und sein Herrenhaus sind von einem romantischen Park mit zwei Teichen umgeben. In den Museumsräumen wird die Geschichte des Baudenkmals und der Region mit zum Teil lebendigen Präsentationen dargestellt. Ein Zentrum für Wald- und Wildgeschichte erinnert an die Zeit der Oberforstmeister im Schloss und motiviert zum [[Naturschutz|Schutz der Natur]]. In Schauwerkstätten wird die reiche Tradition der [[Posament]]en- und die [[Kräuterlikör]]herstellung im Erzgebirge vermittelt. Die Sammlung ''[[Erzgebirgische Landschaftskunst]]'' bietet eine Kollektion von Bildern und Grafiken vom Erzgebirge. Das Kulturangebot umfasst die Reihe „Musik und Literatur im Rittersaal“, das Festival „2000 + 1 Nacht“ und weitere Veranstaltungen, insbesondere zur Weihnachtszeit. Im Rittersaal finden Trauungen statt, im Weinkeller historische Gastronomie. Einige Räume werden für private oder betriebliche Veranstaltungen vermietet. |
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==Siehe auch== |
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* [[Liste der Burgen und Schlösser in Sachsen]] |
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== Literatur == |
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* Dieter Rausendorff (Hrsg.): ''Zur Geschichte des Schlosses Schlettau.'' Förderverein Schloss Schlettau, 2000ff. |
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# Manfred Richter, Joachim Mehnert: ''Kurze Chronik.'' 2000. |
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# Manfred Richter: ''Wegkastell und Besiedlung.'' 2009, (Neuaufl.) |
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# Manfred Richter: ''Die Schönburger in Schlettau.'' 2002. |
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# Manfred Richter: ''Die Grünhainer Periode.'' 2002. |
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# Joachim Mehnert, Grit Lommatzsch: ''Zentrum von Jagd und Forst.'' 2003. |
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* Dieter Rausendorff: ''Zur Geschichte und Restaurierung des Schlosses Schlettau.'' In: ''Burgenforschung aus Sachsen. Beiträge zur Burgenforschung im Freistaat Sachsen und angrenzender Gebiete'', Bd. 17 (2004), Heft 1, S. 98–114. |
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* Walter Fritsch: ''Besiedlung und Frühgeschichte der Schlettauer Pflege.'' In: ''Erzgebirgische Heimatblätter,'' Olbernhau 3 (1981) 5, S. 112–114. |
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* [[Leo Bönhoff]]: ''Die Herrschaft Schlettau im Mittelalter (eine erzgebirgische Geschichtsskizze).'' In: ''Obererzgebirgische Zeitung,'' 1907, Beilage Nr. 165, 167, 169 |
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* Leo Bönhoff: ''Schlettau – Streiflichter auf seine mittelalterliche Geschichte.'' In: ''Glückauf,'' LXI (1941), S. 69–73. |
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* Paul Thomas: ''Führer durch das Schlettauer Schloß.'' (Ohne weitere Angaben in der zitierenden Quelle: Manfred Richter: ''Wegkastell und Besiedlung.'' 2009, S. 18, Nr. 13) |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [https://www.schloss-schlettau.de Website zum Schloss Schlettau] |
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* [http://www.schloesser-um-dresden.de www.schloesser-um-dresden.de – Über 200 weitere Schlösser, Burgen und Herrenhäuser in Dresdens Umgebung] |
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[[Kategorie:Schloss |
[[Kategorie:Schloss im Erzgebirgskreis|Schlettau]] |
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[[Kategorie:Kulturdenkmal in Schlettau]] |
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[[Kategorie:Schloss im Erzgebirge|Schlettau]] |
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[[Kategorie:Bodendenkmal im Erzgebirgskreis]] |
Aktuelle Version vom 13. Februar 2025, 20:29 Uhr




Das Schloss Schlettau in der gleichnamigen Stadt Schlettau an der Zschopau ist eines der wichtigen Baudenkmale an der alten Salzstraße im oberen Erzgebirge. Es liegt zugleich an der vom alten Bergbau geprägten Silberstraße, die von Schwarzenberg in Richtung Dresden führt. Nach vollständiger Restaurierung bis 2006 ist es heute ein Museum und Kulturzentrum.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schloss Schlettau geht vermutlich auf eine von den Reichsministerialen von Crimmitschau im 13. Jahrhundert errichtete Turmhügelburg zurück. Die Anlage schützte eine vorbeiführende Salzstraße und war gleichzeitig Verwaltungsmittelpunkt einer kleinen Herrschaft. 1351 wurden die Adligen von Schönburg-Crimmitschau vom böhmischen König Karl IV. mit der Herrschaft Schlettau, bestehend aus Stadt und fünf Dörfern, belehnt. Zu jener Zeit wurde auch die Burg um einen im gotischen Stil erbauten Palas erweitert.
Von 1413 bis 1536 gehörte Schlettau zur Zisterzienser-Abtei Grünhain, deren Äbte um 1500 den Palas zum Schloss ausbauten. 1458 kaufte Kunz von Schönfels mit seinen Brüdern Arnold und Siegmund das Schloss Schlettau. Nach der Säkularisation gelangte es 1536 in das Eigentum der sächsischen Kurfürsten, die es als Jagdschloss nutzten. Ab 1634 wurde hier eine Oberforst- und Wildmeisterei eingerichtet. Die heute noch vorhandenen baulichen Bestandteile bestehen aus einem Renaissance-Mittelteil (ca. 1620) und zwei barocken Flügeln (Anfang 18. Jahrhundert) stammen aus der kurfürstlichen Zeit. Das 18. Jahrhundert war aus Kostengründen von einem zunehmenden Verfall der Baulichkeiten geprägt. 1796 wurden der Sitz der Oberforst- und Wildmeisterei nach Schneeberg verlegt und Schloss Schlettau in bürgerliche Hände verkauft.
1814 erwarb Johann Traugott Lohse das Schloss und richtete dort eine Spinnmühle ein. Unter Carl Friedrich Naumann entstand in den Räumlichkeiten ab 1885 eine Landmaschinenfabrik. Zwischen 1885 und 1909 ließ Naumann das Schloss unter Einbeziehung von neugotischen Elementen restaurieren.
Mit dem 1931 erfolgten Verkauf an die Stadt Schlettau endete die industrielle Periode der Schlossnutzung. Das Schloss wurde fortan bis 1964 als Museum genutzt. Seit 1995 wurden die historischen Gebäude unter Federführung eines Fördervereins restauriert und werden heute von diesem verwaltet und wieder museal genutzt.
Anlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schloss und sein Herrenhaus sind von einem romantischen Park mit zwei Teichen umgeben. In den Museumsräumen wird die Geschichte des Baudenkmals und der Region mit zum Teil lebendigen Präsentationen dargestellt. Ein Zentrum für Wald- und Wildgeschichte erinnert an die Zeit der Oberforstmeister im Schloss und motiviert zum Schutz der Natur. In Schauwerkstätten wird die reiche Tradition der Posamenten- und die Kräuterlikörherstellung im Erzgebirge vermittelt. Die Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst bietet eine Kollektion von Bildern und Grafiken vom Erzgebirge. Das Kulturangebot umfasst die Reihe „Musik und Literatur im Rittersaal“, das Festival „2000 + 1 Nacht“ und weitere Veranstaltungen, insbesondere zur Weihnachtszeit. Im Rittersaal finden Trauungen statt, im Weinkeller historische Gastronomie. Einige Räume werden für private oder betriebliche Veranstaltungen vermietet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dieter Rausendorff (Hrsg.): Zur Geschichte des Schlosses Schlettau. Förderverein Schloss Schlettau, 2000ff.
- Manfred Richter, Joachim Mehnert: Kurze Chronik. 2000.
- Manfred Richter: Wegkastell und Besiedlung. 2009, (Neuaufl.)
- Manfred Richter: Die Schönburger in Schlettau. 2002.
- Manfred Richter: Die Grünhainer Periode. 2002.
- Joachim Mehnert, Grit Lommatzsch: Zentrum von Jagd und Forst. 2003.
- Dieter Rausendorff: Zur Geschichte und Restaurierung des Schlosses Schlettau. In: Burgenforschung aus Sachsen. Beiträge zur Burgenforschung im Freistaat Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 17 (2004), Heft 1, S. 98–114.
- Walter Fritsch: Besiedlung und Frühgeschichte der Schlettauer Pflege. In: Erzgebirgische Heimatblätter, Olbernhau 3 (1981) 5, S. 112–114.
- Leo Bönhoff: Die Herrschaft Schlettau im Mittelalter (eine erzgebirgische Geschichtsskizze). In: Obererzgebirgische Zeitung, 1907, Beilage Nr. 165, 167, 169
- Leo Bönhoff: Schlettau – Streiflichter auf seine mittelalterliche Geschichte. In: Glückauf, LXI (1941), S. 69–73.
- Paul Thomas: Führer durch das Schlettauer Schloß. (Ohne weitere Angaben in der zitierenden Quelle: Manfred Richter: Wegkastell und Besiedlung. 2009, S. 18, Nr. 13)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website zum Schloss Schlettau
- Literatur von und über Schloss Schlettau in der Sächsischen Bibliografie
Koordinaten: 50° 33′ 39,2″ N, 12° 57′ 5,9″ O