„Grafschaft Saarbrücken“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Territorium im Heiligen Römischen Reich |
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Die '''Grafschaft Saarbrücken''' ist ein ehemalig selbständiges, [[reichsunmittelbar]]es Fürstentum des [[Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation|Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation]] im deutschen Südwesten mit der Residenzstadt [[Saarbrücken]]. Ab 1381 wird die Grafschaft nach der neuen Herrscherfamilie aus dem [[Haus Nassau]] auch als '''Grafschaft Nassau-Saarbrücken''' bezeichnet. |
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|Name = Grafschaft Saarbrücken |
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|Wappen = [[Datei:Wappen der Grafen von Saarbrücken.svg|140px]] |
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|Karte = [[Datei:Zweibrucken-Bitsch around 1400 (134037786).jpg|220px]] |
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|Bildtext = Grafschaft Saarbrücken (links, gelb) um 1400 |
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|Alternativnamen = |
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|Vorläufer = [[Hochstift Metz]] |
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|Regierungsform = [[Grafschaft]] |
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|Staatsoberhaupt = [[Graf]] |
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|Region-ISO = [[DE-SL]]/[[FR-57]] |
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|Reichstag = |
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|Reichsmatrikel = |
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|Reichskreis = |
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|Karte Reichskreis = |
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|Kreistag = |
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|Hauptstädte/Residenzen = [[Saarbrücken]] |
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|Dynastien = 1080: [[Saargaugrafen]]<br />1271: [[Liste der Grafen von Saarbrücken#Broyes-Commercy|Broyes-Commercy]]<br />1381: [[Liste der nassauischen Herrscher|Nassau-Weilburg]] |
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|Konfession/Religion = |
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|Sprache/n = |
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|Fläche = |
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|Einwohner = |
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|Währung = |
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|Nachfolger = 1381: [[Nassau-Weilburg]]<br />1442: [[Nassau-Saarbrücken]]<br />1801: [[Frankreich]] |
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|Siehe auch = |
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|Lage = |
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Die '''Grafschaft Saarbrücken''' war ein [[Reichsunmittelbarkeit|reichsunmittelbares]] Territorium des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] im deutschen Südwesten mit der Residenzstadt [[Saarbrücken]], das seit dem [[Hochmittelalter]] bestand. Im Jahr 1381 wurde die Grafschaft mit Gebieten des [[Haus Nassau|Hauses Nassau]] vereinigt. Unter nassauischer Herrschaft wurde [[Nassau-Saarbrücken]] mehrfach neu abgeteilt, erstmals 1442. Nach dem [[Erster Koalitionskrieg|Ersten Koalitionskrieg]] fiel Nassau-Saarbrücken 1798 de facto und 1801 de jure an [[Frankreich]]. |
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== Geographie == |
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Das Gebiet der Grafschaft Saarbrücken umfasste 1381 die Städte [[Saarbrücken]] und [[St. Johann (Saar)|St. Johann]] mit ihrem Umland (etwa den heutigen [[Regionalverband Saarbrücken]]), [[Herrschaft Ottweiler|Ottweiler]] mit Zubehör (etwa den heutigen [[Landkreis Neunkirchen]]), die Vogteien über das [[Stift St. Arnual]], das Kloster Neumünster, die [[Abtei Wadgassen]], das [[Kloster Fraulautern]], das [[Kloster Herbitzheim]] und über die [[Abtei Saint-Nabor|Abtei St. Nabor]]. Dazu kam die Hälfte der [[Herrschaft Commercy]] an der [[Maas]]. |
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Spätere Gebietserwerbe durch das [[Haus Nassau]], etwa 1393 die [[Herrschaft Kirchheim und Stauf]] und das Amt [[Jugenheim in Rheinhessen|Jugenheim]] als Erben der Grafen von [[Sponheim-Bolanden]], 1449 das Amt [[Homburg]] in der Nachfolge der Grafen von Homburg, 1514 die halbe und 1527 die ganze [[Grafschaft Saarwerden]] und 1522 die halbe Herrschaft [[Lahr/Schwarzwald|Lahr]]-[[Mahlberg]] als Erben der Grafen von Moers-Saarwerden gehörten nicht zur Grafschaft Saarbrücken, sondern zu [[Nassau-Saarbrücken]]. |
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== Geschichte == |
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=== Grafen von Saarbrücken === |
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{{Hauptartikel|Liste der Grafen von Saarbrücken}} |
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Im Jahr 1080 erhielt Graf [[Siegbert von Saarbrücken|Sigebert I.]] von König [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]] durch Schenkung den Königshof [[Wadgassen]] und wurde, wie es scheint, mit Besitzungen des [[Bistum Metz|Hochstifts Metz]] an der Saar, am [[Rhein]] und im [[Elsass]] belehnt. Sein Bruder [[Winither von Saarbrücken|Winither]] war Abt von [[Kloster Lorsch|Lorsch]] und königlicher Gegenbischof für das [[Bistum Worms]]. Während die geistlichen Söhne Sigeberts, [[Adalbert I. von Saarbrücken|Adalbert]] und [[Bruno von Saarbrücken|Bruno]], als Erzbischof von Mainz bzw. Bischof von Speyer unter [[Heinrich V. (HRR)|Heinrich V.]] in höchste Ämter aufstiegen, erlangten die weltlichen Söhne bedeutende [[Lehnswesen|Kirchenlehen]] und [[Vogt]]eien. Von den weltlichen Söhnen gelangte [[Sigebert II. (Elsass)|Sigebert II.]] – er nennt sich 1125 vom Elsass – ins Elsass, [[Friedrich (Saarbrücken)|Friedrich]] dagegen nach Saarbrücken. Friedrich nannte sich 1123 als erster [[Saargaugrafen|Saargaugraf]] „Graf von Saarbrücken“. Nach 1168 – in diesem Jahr zerstörte [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]] Saarbrücken und drei weitere Burgen der Grafen – schieden die Saarbrücker aus der Reichspolitik aus. Zwischen 1182 und 1190 fand eine Erbteilung statt, bei der die vorhandenen Güter geteilt wurden. Aus den Besitzungen in [[Lothringen]], am Rhein und um die Burg [[Zweibrücken]] entstand die [[Grafschaft Zweibrücken]]. Die Saarbrücker und die Zweibrücker Grafen nutzten zunächst das 1135 gestiftete Kloster Wadgassen als Grablege. Um 1212 spaltete sich die Linie [[Leiningen (Adelsgeschlecht)#Die Teilungen|Saarbrücken-Leiningen]] ab. Graf [[Simon III. (Saarbrücken)|Simon III.]] erreichte 1227 bei dem Bischof von Metz die Erblichkeit der Metzer Lehen namens seiner ältesten Tochter, musste dem Bischof aber dafür diejenigen Teile der Grafschaft Saarbrücken auftragen, die bisher keine Metzer Lehen waren, so dass nun die ganze Grafschaft Saarbrücken Lehen des Bischofs von Metz wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Metzer [[Lehnshoheit]] nur noch Formsache, spielte aber im 17. Jahrhundert bei der [[Reunionspolitik]] [[Ludwig XIV.|Ludwigs XIV.]] wieder eine Rolle. Mit dem Tod Graf Simons III. um 1234 erlosch die männliche Linie der Grafen in Saarbrücken. Nach seiner Tochter [[Lorette (Saarbrücken)|Lorette]] gelangte seine andere Tochter [[Mathilde (Saarbrücken)|Mathilde]] in den Besitz der Grafschaft Saarbrücken, die selbst von ihrem Sohn Simon aus erster Ehe mit Simon von Broyes beerbt wurde. |
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=== Grafen von Saarbrücken-Commercy === |
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Das Gebiet der '''Grafschaft Saarbrücken''' umfasste 1789 im Wesentlichen den heutigen [[Landkreis]] [[Neunkirchen]] (d.i. die ehemalige Grafschaft [[Ottweiler]]), den Stadtverband [[Saarbrücken]] (die eigentliche Grafschaft Saarbrücken), die [[Grafschaft Saarwerden]] (am Oberlauf der [[Saar]] im heutigen Grenzgebiet zwischen [[Elsass]] und [[Lothringen]] in der Umgebung der Stadt [[Sarre-Union (Kanton)|Sarre-Union]]) und die Herrschaft [[Lahr]] in Baden. |
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{{Hauptartikel|Liste der Grafen von Saarbrücken}} |
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[[Simon IV. (Saarbrücken)|Simon IV.]] erbte von seinem Vater die Herrschaft [[Commercy]] an der [[Maas]] und 1274 von seiner Mutter Mathilde die Grafschaft Saarbrücken. Unter seinen Nachkommen, den „Grafen von Saarbrücken-Commercy“, bestanden fortan zwei Besitzschwerpunkte: Die [[Französische Sprache|französischsprachige]] Herrschaft Commercy und die [[Deutsche Sprache|deutschsprachige]] Grafschaft Saarbrücken. Die Grafen begabten 1322 die Doppelstadt Saarbrücken und St. Johann und 1324 auch die Stadt Commercy mit städtischen Freiheiten. Anlässlich einer Erbteilung 1341 verblieb den Grafen nur noch die Hälfte der Herrschaft Commercy, die andere Hälfte fiel an die Herren von Saarbrücken-Commercy, deren Linie bis 1525 bestand. 1354 musste die Grafschaft Saarbrücken mit Ausnahme der Burg Saarbrücken auf drei Jahre an Erzbischof [[Balduin von Luxemburg|Balduin]] von [[Kurtrier|Trier]] verpfändet werden. 1381 starb das Grafenhaus in männlicher Linie aus. Die Erbtochter Johanna, die im gleichen Jahr starb, wurde beerbt von ihrem Sohn Philipp aus der Ehe mit Graf [[Johann I. (Nassau-Weilburg)|Johann I.]] von [[Nassau-Weilburg]]. |
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=== Grafen und Fürsten von Nassau-Saarbrücken === |
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==Geschichte== |
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{{Hauptartikel|Nassau-Saarbrücken}} |
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Um das Jahr 1080 wurde der Graf des Saargaus, [[Sigibert (Saarbrücken)|Graf Sigibert]], mit den gesamten Besitzungen des [[Bistum Metz|Bistums Metz]] an der Saar, am Rhein und im [[Elsaß]] belehnt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Metzer Lehnshoheit nur noch Formsache, spielte aber im 17. Jahrhundert während der [[Reunionskrieg]]e [[Ludwig XIV. (Frankreich)|Ludwigs XIV.]] wieder eine Rolle. Die Grafen führten ab 1728 den Fürstentitel. |
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{{Hauptartikel|Liste der nassauischen Herrscher#Grafen und Fürsten von Nassau-Saarbrücken (1442–1799)|titel1=Liste der Grafen und Fürsten von Nassau-Saarbrücken}} |
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[[Datei:Philipp I. (Nassau-Saarbrücken-Weilburg).jpg|mini|links|hochkant|[[Philipp I. (Nassau-Saarbrücken-Weilburg)|Philipp I.]], † 1429, Zeichnung der Grabplatte aus dem Epitaphienbuch von Heinrich Dors]] |
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[[Datei:Elisabeth von Lothringen.jpg|mini|rechts|hochkant|[[Elisabeth von Lothringen]], † 1456, Bildnis auf ihrer [[Tumba]] in der Stiftskirche St. Arnual]] |
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Graf [[Philipp I. (Nassau-Saarbrücken-Weilburg)|Philipp I.]], der nun folgte, erbte 1371 von seinem Vater Güter des Hauses [[Haus Nassau|Nassau]] an [[Lahn]] und [[Main]], 1381 über seine Mutter Johanna die Grafschaft Saarbrücken und die verbliebene Hälfte der Herrschaft Commercy. Seine zweite Ehefrau [[Elisabeth von Lothringen]], deren Grabmal in der Stiftskirche [[St. Arnual]] erhalten ist, betätigte sich als Übersetzerin höfischer Romane aus der französischen in die [[frühneuhochdeutsch]]e Sprache. Philipps Politik zielte auf eine engere Verzahnung der rechts- und linksrheinischen Landesteile, zumindest durch Erwerb von Übernachtungsstationen auf eigenem Gebiet. Er erhielt 1393 das Reichslehen [[Kirchheimbolanden|Kirchheim]] mit [[Burg Stauf (Pfalz)|Stauf]] und Jugenheim, 1402 1/6 Anteil an der [[Burg Nanstein]] bei [[Landstuhl]], und zu einem unbekannten Zeitpunkt 1/3 an der Burg und Grafschaft [[Homburg]], woraus die Nachkommen durch Zuerwerb weiterer Anteile das Amt Homburg bilden konnten, sowie 1417 1/4 an Wöllstein. Die Nachkommen aus dieser Ehe beherrschten die Grafschaft Saarbrücken durch vier Jahrhunderte hindurch. |
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1442 teilte sich die Linie in eine rechtsrheinische Linie „Nassau-Weilburg“ und eine linksrheinische Linie „Nassau-Saarbrücken“, die zu der Grafschaft Saarbrücken das Amt Kirchheim und die Hälfte der Herrschaft Commercy übernahm, und 1574 wieder von ihren Weilburger Verwandten beerbt wurde. Die verbliebenen Anteile an der Herrschaft Commercy wurden 1444 für 42.000 [[Gulden]] verkauft. 1507 heiratete Graf [[Johann Ludwig I. (Nassau-Saarbrücken)|Johann Ludwig I.]] Katharina von Moers-Saarwerden, die Erbtochter der Grafen von [[Grafschaft Moers|Moers]]-Saarwerden, wodurch 1514 die Hälfte und 1527 die gesamte [[Grafschaft Saarwerden]] und die Herrschaft Lahr/Schwarzwald in den Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken kamen. 1556 führte Graf [[Adolf (Nassau-Saarbrücken)|Adolf von Nassau-Saarwerden]] in seiner Grafschaft Saarwerden und seiner Hälfte der Herrschaft Kirchheim und Stauf die Reformation ein. |
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Siegberts Sohn führte ab 1123 als erster Saargaugraf den Titel „Graf von Saarbrücken“. 1120 wurden die Güter im Elsaß abgetrennt, 1180 fand eine Erbteilung statt, bei der die Güter an der Saar und am Rhein geteilt wurden. Aus den letzten entstand die [[Grafschaft Zweibrücken]]. |
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1574 starb die ältere Linie Nassau-Saarbrücken mit dem letzten katholischen Grafen, Graf [[Johann IV. (Nassau-Saarbrücken)|Johann IV.]] (der manchmal auch als Johann III. gezählt wird), aus und wurde von der evangelischen Linie [[Nassau-Weilburg]] beerbt. Dort hatte Graf [[Philipp III. (Nassau-Weilburg)|Philipp III.]] bereits 1526 die [[Reformation]] nach [[Martin Luther|lutherischem]] [[Confessio Augustana|Bekenntnis]] eingeführt, die ab 1574 unter seinen Söhnen auch für Saarbrücken und Ottweiler galt. Diese Einführung der Reformation führte dazu, dass das [[Herzogtum Lothringen]] die Grafschaft Saarwerden als erledigtes Lehen einzog, wogegen die Grafen vor dem [[Reichskammergericht]] klagten. Der Prozess zog sich viele Jahrzehnte hin und endete 1629 mit einem Vergleich, wonach die Orte [[Sarre-Union|Bockenheim]] und [[Sarrewerden|Saarwerden]] ganz und die übrige Grafschaft pfandweise an Lothringen fielen. Gleichzeitig gerieten die evangelischen Gemeinden in der Grafschaft Saarwerden in harte Bedrängnis durch die von Lothringen unterstützte [[Gegenreformation]]. |
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1274 starb der letzte Graf aus dem älteren Haus Saarbrücken; seine Tochter Mathilde war mit Graf Simon von [[Commercy]] verheiratet, der sich fortan „Graf von Saarbrücken-Commercy“ nannte. 1381 starb auch dieses Grafenhaus in männlicher Linie aus, die Erbtochter hatte 1353 einen Grafen von [[Nassau]] aus dem Haus [[Haus Nassau|Nassau-Weilburg]] (Walramische Linie) geheiratet. Zunächst wurden die Güter an der Saar mit denen an [[Lahn]] und Main vereint, 1442 aber in eine linksrheinische Linie „Nassau-Saarbrücken“ und eine rechtsrheinische „Nassau-Weilburg“ (jüngere Linie [[Nassau-Weilburg]]) geteilt. |
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Nach dem Tode Graf [[Wilhelm Ludwig (Nassau-Saarbrücken)|Wilhelm Ludwigs]] im Metzer Exil im Jahr 1640 und dem frühen Tode seines ältesten Sohnes Kraft teilten die jüngeren Söhne Johann Ludwig, Gustav Adolf und [[Walrad (Nassau-Usingen)|Walrad]] die Besitzungen des Familienzweiges im Jahr 1659 unter sich auf. Johann Ludwig erhielt das [[Herrschaft Ottweiler|Amt Ottweiler]], Gustav Adolf Saarbrücken und Walrad, der die Linie [[Nassau-Usingen]] begründete, [[Usingen]]. Für das Amt Ottweiler unter der Herrschaft der Linie Nassau-Ottweiler kam die Bezeichnung „Grafschaft Ottweiler“ in Gebrauch, da die Herrscher den Grafentitel führten. |
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1507 heiratete Graf Johann Ludwig I. Katharina von Moers-Saarwerden, die einzige Erbtochter der Grafen von [[Herrschaft Moers|Moers]]-[[Grafschaft Saarwerden|Saarwerden]], wodurch 1527 die gesamte [[Grafschaft Saarwerden]] und die Herrschaft [[Lahr]] in den Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken kamen. |
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Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] wurde das gesamte Gebiet durch Kriegshandlungen stark zerstört und ganze Landstriche entvölkert. Der Bevölkerungsverlust betrug in der Grafschaft mindestens 60–75 %. Da der Herzog von Lothringen vom [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] ausdrücklich ausgenommen war und 1677 der [[Holländischer Krieg|Holländische Krieg]] entsetzliche Verwüstungen des [[Westrich]]s mit sich brachte, war das Land weiteren schweren Belastungen ausgesetzt. |
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1574 starb das ältere Haus Nassau-Saarbrücken mit dem letzten katholischen Grafen, Graf Johann III. (der manchmal fälschlicherweise auch als ''Johann IV.'' gezählt wird) aus und die gesamte Grafschaft fiel wieder an das Haus Nassau-Weilburg. Dort hatte Graf Philipps Vater (in Nassau-Weilburg zählt er als Philipp IV., in Nassau-Saarbrücken aber als [[Philipp III. (Nassau-Saarbrücken)|Philipp III.]]!) bereits 1526 die [[Reformation]] nach [[Martin Luther|lutherischem]] [[Confessio Augustana|Bekenntnis]] eingeführt, die nun auch für Saarbrücken galt. Diese Einführung der Reformation führte dazu, dass das [[Herzogtum Lothringen]] die [[Grafschaft Saarwerden]] als erledigtes [[Lehen]] einzog, wogegen die Grafen vor dem [[Reichskammergericht]] klagten. Der Prozeß zog sich viele Jahrzehnte hin und endete 1629 mit einem Vergleich, wonach die Dörfer [[Bockenheim]] und [[Saarwerden (Stadt)|Saarwerden]] an Lothringen fielen. Gleichzeitig gerieten die evangelischen Gemeinden in Saarwerden in harte Bedrängnis durch die von Lothringen unterstützte [[Gegenreformation]]. |
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Von 1680 bis 1697 annektierte [[Ludwig XIV.]] von Frankreich im Zuge seiner expansiven [[Reunionspolitik]] die Grafschaften Saarbrücken und Saarwerden sowie viele weitere Gebiete der Saar-Mosel-Region. Die bisherige Verwaltung des Hauses Nassau-Saarbrücken blieb zwar bestehen, aber ihr wurde eine französische Administration übergeordnet. Dadurch verloren die bis 1685 regierende Gräfin [[Eleonore Klara von Hohenlohe-Neuenstein|Eleonore Klara]] sowie ihr Sohn [[Ludwig Kraft (Nassau-Saarbrücken)|Ludwig Kraft]] weite Teile ihrer Hoheitsrechte über die Grafschaft Saarbrücken. 1685 wurde sie der neu gegründeten französischen [[Province de la Sarre|Saarprovinz]] zugeordnet. Graf Ludwig Kraft arrangierte sich mit der französischen Vorherrschaft und begann eine sehr erfolgreiche Karriere in der Armee des Sonnenkönigs, in dessen Gunst er stand. |
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1642, nach dem Tode Graf Wilhelm Ludwigs im Metzer Exil 1640 und dem frühen Tode seines ältesten Sohnes Kraft, teilten die jüngeren Söhne Johann Ludwig, Gustav Adolf und Walrad die Besitzungen des Familienzweiges unter sich auf: Johann Ludwig erhielt [[Ottweiler]], Gustav Adolf Saarbrücken und Walrad die linksrheinischen Besitzungen [[Nassau-Usingen]]. Da die beiden ersten Linien in der nächsten Generation schon wieder ausstarben, fiel die ganze Grafschaft letzlich an die Linie Nassau-Usingen, die 1735 Saarbrücken wieder abteilte. |
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Auch nachdem Frankreich die Grafschaft Saarbrücken und viele andere annektierte Territorien 1697 im [[Frieden von Rijswijk]] wieder aufgeben musste, blieb Ludwig Krato ein Verbündeter Ludwigs XIV. und konnte so Saarbrücken vor den Auswirkungen des [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekriegs]] schützen. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts gelang nach und nach der Wiederaufbau der Grafschaft. Dies war nicht zuletzt einer geschickte Wiederbevölkerungspolitik zunächst des französischen Königs, dann der Grafen von Nassau-Saarbrücken zu verdanken. Wiederholt wurden französische [[Hugenotten]] und evangelische Österreicher ins Land geholt, aber auch katholische Immigranten aufgenommen. |
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Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] wurde das gesamte Gebiet fürchterlich verheert und ganze Landstriche entvölkert. Der Bevölkerungsverlust, der im ganzen Reich bei ca. 30 % lag, betrug in der Grafschaft gut und gerne 60 - 75 %. Da [[Lothringen]] vom [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]] ausdrücklich ausgenommen war, Frankreich ab 1679 im Zusammenhang seiner [[Reunionspolitik]] auch Ansprüche auf die Grafschaften Saarbrücken und Saarwerden erhob und schließlich ab 1688 der [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Pfälzische Erbfolgekrieg]] neue, schwerste Verwüstungen über ganz Südwestdeutschland brachte, war das Land bis zum Ende des 17. Jahrhunderts weiteren ungeheuren Belastungen ausgesetzt. |
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Mit dem Tod von Ludwig Kratos Bruder [[Karl Ludwig (Nassau-Saarbrücken)|Karl Ludwig]] 1723 fiel Saarbrücken zunächst an den betagten Grafen [[Friedrich Ludwig (Nassau-Ottweiler)|Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler]], dann an die gefürstete Linie Nassau-Usingen. Nach einer neuerlichen Teilung der nassauischen Territorien erhielt Fürst [[Wilhelm Heinrich (Nassau-Saarbrücken)|Wilhelm Heinrich]] 1735 die Grafschaften Saarbrücken (diesmal einschließlich Ottweiler) und Saarwerden. Die Residenzen des Landes (vor allem die Städte Saarbrücken und Ottweiler) wurden durch den fürstlichen Baumeister [[Friedrich Joachim Stengel]] unter den Fürsten [[Wilhelm Heinrich (Nassau-Saarbrücken)|Wilhelm Heinrich]] und [[Ludwig (Nassau-Saarbrücken)|Ludwig]] glanzvoll ausgebaut. Um den zunehmenden Geldbedarf des Hofes zu decken, wurden nach 1750 die ertragreichen [[Steinkohle]]gruben verstaatlicht und die [[Eisenwerk|Eisenhütten]] an ausländische Gesellschaften verpachtet. |
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Die Grafschaft wurde 1793 von französischen Revolutionstruppen besetzt. Fürst [[Ludwig (Nassau-Saarbrücken)|Ludwig]] floh mit seiner Familie am 13. Mai 1793 aus Saarbrücken in den unbesetzten Teil des in Auflösung befindlichen Heiligen Römischen Reiches. Nassau-Saarbrücken wurde, wie das gesamte [[Linkes Rheinufer|Linke Rheinufer]], 1798 bzw. 1801 Frankreich einverleibt. Im [[Erster Pariser Frieden|Ersten Pariser Frieden]] 1814 fiel Ottweiler an [[Königreich Preußen|Preußen]], während Saarbrücken und Harskirchen bei Frankreich blieben, schließlich kamen durch den [[Zweiter Pariser Frieden|Zweiten Pariser Frieden]] von 1815 Saarbrücken und Ottweiler zur preußischen [[Provinz Großherzogtum Niederrhein]], die später in der [[Rheinprovinz]] aufging, während das ehemalige Oberamt Harskirchen bei Frankreich verblieb. |
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=== Wappen === |
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==Grafen und Fürsten von Saarbrücken== |
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Wappen der Grafen von Saarbrücken.svg| Wappen der Grafen von Saarbrücken-Commercy 1274–1381 |
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Blason Philippe de Nassau-Sarrebrück (selon Gelre).svg|Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken 1381–1442 |
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Blason Nassau-Sarrebrück.svg|Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken 1442–1527 |
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Blason Nassau-Weilbourg-Saarbrucken.svg|Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken 1527–1660 |
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Das Wappen der Grafschaft entwickelte sich wie folgt: [[Simon III. (Saarbrücken)|Simon III.]] führte 1220 im Siegelbild den gekrönten Löwen ohne Kreuzchen.<ref name="Goeckingk">Hermann Adrian Guenther von Goeckingk: ''Geschichte des Nassauischen Wappens'', Görlitz 1880, S. 5.</ref> Das Wappen der Grafen von Saarbrücken zeigte einen rotbewehrten, goldbekrönten, silbernen Löwen. Die Grafen von Saarbrücken-Commercy fügten dem Wappen der Grafschaft die goldenen (später silbernen) Fußspitz-Kleeblattkreuze auf blauem Grund von [[Commercy]] hinzu. Die Grafen von Nassau-Saarbrücken ergänzten das Wappen um den goldenen Nassauer Löwen, so dass das nun [[Vierung (Heraldik)|quadrierte]] Wappen zweimal den Nassauer und zweimal den Saarbrücker Löwen zeigte.<ref name="Peter">[http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/nassau-walram.htm Bernhard Peter: Die Wappen des Hauses Nassau]</ref> |
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Das Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken ab 1442 zeigt beide Löwen gekrönt. Die Kreuze von Commercy sind noch gold; später werden sie silber.<ref name="Peter" /> |
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Das Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken ab 1527 zeigt die Wappen der Grafschaften [[Haus Nassau|Nassau]], [[Grafschaft Moers|Moers]], [[Grafschaft Saarwerden|Saarwerden]], Saarbrücken und im [[Herzschild]] [[Lahr/Schwarzwald|Lahr]]-[[Mahlberg]].<ref name="Peter" /> |
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===Haus Saarbrücken (1080-1274)=== |
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Je nach Tradition oder Herrschaftsanspruch kommt es vielfach zu Variationen bezüglich einzelner Wappenelemente, z. B. unter den drei Söhnen [[Johann Ludwig (Nassau-Saarbrücken)|Johann Ludwigs]]. |
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*Sigibert, Gaugraf von Saarbrücken, + ca. 1105 |
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Der silberne Löwe der Grafen von Saarbrücken belegt mit den Kreuzen von Commercy findet sich z. B. im Wappen von Jugenheim, als Teil des Wappens von Harskirchen, Wöllstein und der Stadt Saarbrücken und als Feld im [[Landeswappen des Saarlandes]]. Der [[Regionalverband Saarbrücken]] hat seinen Sitz im ehemaligen [[Schloss Saarbrücken|Residenzschloss in Saarbrücken]] und führt das quadrierte Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken. |
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*Friedrich I. ca. 1070 - 1135 |
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== Ortschaften == |
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*Simon I. ca. 1100 - 1180/83 |
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Die Grafschaft Saarbrücken war bis 1789 neben den beiden Saarstädten in 22 [[Meier]]eien unterteilt. Die Meiereien wurden 1789 durch Schultheißereien anderen Zuschnitts abgelöst. Zuletzt bestanden zwei Oberämter, [[Oberamt Saarbrücken|Saarbrücken]] und [[Oberamt St. Johann|St. Johann]], deren Verwaltungssitze die gleichnamigen Saarstädte waren. Zur Grafschaft Saarbrücken gehörten:<ref>Johann Mathias Sittel: ''Sammlung der Provinzial- und Partikular-Gesetze und Verordnungen, welche für einzelne, ganz oder nur theilweise an die Krone Preußen gefallene Territorien des linken Rheinufers über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung, Rechtspflege und des Rechtszustandes erlassen worden sind'', I. Band, II. Sammlung, Trier 1843, S. 84–92. [https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10552736?page=96,97 MDZ], [https://books.google.de/books?id=GZ1DAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA84#v=twopage&q&f=false Google Books].</ref> |
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*Simon II. + ca. 1207/11 |
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! Ort !! Oberamt |
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| [[Sankt Arnual|St. Arnual]] || Saarbrücken |
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| [[Berschweiler (Heusweiler)|Berschweiler]] || St. Johann |
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| [[Bietschied]] || St. Johann |
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| [[Bischmisheim]] || St. Johann |
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| [[Bliesransbach]] || St. Johann |
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| [[Brebach-Fechingen|Brebach]] || Saarbrücken |
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| [[Bübingen (Saarbrücken)|Bübingen]] || Saarbrücken |
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| [[Bous (Saar)|Bous]] || Saarbrücken |
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| [[Karlsbrunn|Carlsbrunn]] || Saarbrücken |
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| [[Klarenthal (Saarbrücken)|Clarenthal]] || Saarbrücken |
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| [[Kölln (Köllerbach)|Cöln]] || St. Johann |
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| [[Obersalbach-Kurhof|Curhof]] || St. Johann |
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| [[Derlen]] || St. Johann |
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| [[Dieding (Zetting)|Diedingen]]|| Saarbrücken |
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| [[Diesen]] || Saarbrücken<ref>Bei Sittel 1843, I., S. 85 so angegeben; nach anderer Angabe bereits 1766 an Frankreich vertauscht.</ref> |
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| [[Dilsburg]] || St. Johann |
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| [[Dudweiler]] || St. Johann |
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| [[Elm (Schwalbach (Saar))|Elm]] ||St. Johann |
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| [[Emmersweiler]] || Saarbrücken |
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| [[Engelfangen]] || St. Johann |
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| [[Eschringen]] || St. Johann |
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| [[Etzenhofen (Püttlingen)|Etzenhofen]] || St. Johann |
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| [[Eidenborn|Eydenborn]] || St. Johann |
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| [[Eiweiler (Heusweiler)|Eyweiler]] || St. Johann |
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| [[Falscheid (Saarland)|Falscheid]] || St. Johann |
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{| class="wikitable sortable" style="float:left; margin-right:4em;" |
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! Ort !! Oberamt |
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| [[Fechingen]] || St. Johann |
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| [[Fischbach-Camphausen|Fischbach]] || St. Johann |
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| [[Fürstenhausen]] || St. Johann |
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| [[Geislautern]] || St. Johann |
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| [[Gersweiler]] || Saarbrücken |
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| [[Großrosseln]] || Saarbrücken |
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| [[Güchenbach]] || St. Johann |
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| [[Güdingen]] || St. Johann |
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| [[Hellenhausen]] || St. Johann |
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| [[Herchenbach (Püttlingen)|Herchenbach]]|| St. Johann |
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| [[Heusweiler]] || St. Johann |
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| [[Hirtel]] || St. Johann |
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| [[Holz (Heusweiler)|Holz]] || St. Johann |
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| [[St. Johann (Saar)|St. Johann]] || St. Johann |
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| [[Knausholz]] || St. Johann |
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| [[Knorscheid]] || St. Johann |
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| [[Kirschhof]] || St. Johann |
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| [[Krughütte]] || Saarbrücken |
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| [[Kutzhof]] || St. Johann |
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| [[Wilhelmsbrunn]]|| St. Johann<ref>Bei Sittel 1843, I., S. 92 so angegeben; nach anderer Angabe bereits 1766 an Frankreich vertauscht.</ref> |
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== Literatur == |
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*Simon III. + ca. 1234 oder 1245 |
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* Joachim Conrad: ''Die Umstrukturierung des Pfarreisystems durch die Reformation in Nassau-Saarbrücken'', in: Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 51 (2002), S. 47–66. |
|||
* Elisabeth Fehrenbach: Soziale Unruhen im Fürstentum Nassau-Saarbrücken 1789–1792/93, in: Helmut Berding (Hrsg.): Soziale Unruhen in Deutschland während der Französischen Revolution (Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 12), Göttingen 1988, S. 28–44. |
|||
* Elisabeth Geck: ''Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des deutschen Kleinstaates'', Mainz, phil. Diss. 1953. |
|||
* [[Hans-Walter Herrmann]]: Artikel "Grafschaft Saarbrücken", in: Lexikon des Mittelalters, Band VII, München 2003, Sp. 1210–1211. |
|||
* [[Kurt Hoppstädter]]: ''Unter dem nassauischen Löwen. Das Militärwesen in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken'', (Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend, N.F., Bd. 2), Saarbrücken 1957. |
|||
* Kurt Hoppstädter: Die Grafschaft Saarbrücken. In: Kurt Hoppstädter, Hans-Walter Herrmann: ''Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes'', Band 2, Saarbrücken 1977, S. 279–315 mit Stammtafel- und Kartenbeilagen. ISBN 3-921870-00-3. |
|||
* August Hermann Jungk: Regesten zur Geschichte der ehemaligen Nassau-Saarbrückischen Lande, (Bände 13–14 von Mitteilungen des historischen Vereins für die Saargegend), Teil 1: bis zum Jahr 1317, Teil 2: bis zum Jahre 1381, Saarbrücken 1914–1919. |
|||
* Jürgen Karbach: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 15), Saarbrücken 1977. |
|||
* Friedrich Köllner: Geschichte des vormaligen Nassau-Saarbrück´schen Landes und seiner Regenten, Saarbrücken 1841. |
|||
* Wolfgang Laufer: ''Das nassau-saarbrückische „Land“. Ständische Elemente in der Verfassungswirklichkeit eines absolutistischen Kleinstaates'', in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 39 (2013), S. 245–287. |
|||
* [[Klaus Ries]]: ''Obrigkeit und Untertanen. Stadt- und Landproteste in Nassau-Saarbrücken im Zeitalter des Reformabsolutismus'', (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Bd. 32), Saarbrücken 1997, ISBN 3-930843-30-7. |
|||
* [[Albert Ruppersberg]]: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, 4 Bände, Saarbrücken 1908–1914. |
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== Weblinks == |
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*älteste Tochter Lauretta reg. 1234 - 1271 |
|||
* {{Arcinsys Hessen |ID=g60926 |typ=Liste |linktext=Archivalien zu Nassau-Saarbrücken |linkerg= im [[Hessisches Hauptstaatsarchiv|Hessischen Hauptstaatsarchiv]] Wiesbaden |hrsg=default}} |
|||
* [http://swb.bsz-bw.de/DB=2.306/REL?PPN=241260027 Literatur über die Grafschaft Nassau-Saarbrücken] in der [[Saarländische Bibliographie|Saarländischen Bibliographie]] |
|||
* [http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/nassau-walram.htm Bernhard Peter: Die Wappen des Hauses Nassau] |
|||
* [http://www.hoeckmann.de/deutschland/regionen/saarbruecken.htm Geschichte und Karte des Fürstentums Nassau-Saarbrücken] |
|||
* [http://www.zeitensprung.de/inhalt.html#denkmal Berichte über die archäologischen und medizinischen Untersuchungen in der Fürstengruft der Schlosskirche Saarbrücken] |
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== Einzelnachweise == |
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*zweite Tochter Mathilde reg. 1271 - 1274, heiratet Simon von Commercy. |
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<references /> |
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{{Hinweis Seiten-Koordinaten|linked=1}} |
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{{Normdaten|TYP=g|GND=4118180-3|VIAF=248575213}} |
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[[Kategorie:Grafschaft Saarbrücken| ]] |
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[[Kategorie:Reichsgrafschaft|Saarbrucken]] |
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[[Kategorie:Geschichte (Lothringen)]] |
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*Simon IV. reg. 1274 - 1309 |
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[[Kategorie:Haus Nassau]] |
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[[Kategorie:Historisches Territorium (Saarland)|Saarbrucken]] |
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*Johann I. reg. 1309 - 1341 |
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[[Kategorie:Nassau-Saarbrücken]] |
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*Johann II. 1325 - 1380 |
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Johanns II. Tochter Johanna heiratet Johann von Nassau-Weilburg (+ 1371), es erbt ihr Sohn Philipp. Weil dieser letztgenannte Johann manchmal als ''Johann III.'' gezählt wird (obwohl er nie regierender Graf von Saarbrücken war), wird manchmal Johann III. von Nassau-Saarbrücken auch als Johann IV. gezählt. |
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===Haus Nassau-Saarbrücken (1381-1799)=== |
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siehe dazu auch die '''[[Liste der nassauischen Herrscher]]''' |
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====ältere Linie Nassau-Saarbrücken==== |
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*Philipp I. 1368 - 1429; Philipp war verheiratet mit [[Elisabeth von Lothringen]] |
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*[[Elisabeth von Lothringen|Elisabeth]] (1395 - 1456), reg. für ihren unmündigen Sohn 1429 - 1438 |
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*Philipp II. 1418 - 1492 |
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*Johann Ludwig I. reg. 1492 - 1545 (heiratet 1507 Katharina von Moers-Saarwerden, seit 1527 damit Graf von Saarwerden) |
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*Johann III. reg. 1545 - 1574, stirbt kinderlos |
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====Linie Nassau-Saarbrücken-Weilburg==== |
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*Philipp III. 1542 - 1602 (wird in Nassau-Weilburg als Philipp IV. gezählt!) stirbt kinderlos, es erbt sein ältester Neffe |
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*Ludwig II. 1565 - 1627 |
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*Wilhelm Ludwig 1590 - 1640 (muss im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] nach [[Metz]] fliehen, stirbt dort im Exil) |
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*Kraft 1621 - 1642, stirbt kinderlos, Saarbrücken erbt sein Bruder Gustav Adolf |
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====jüngere Linie Nassau-Saarbrücken==== |
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*Gustav Adolf 1632 - 1677, fällt als Generalmajor im kaiserlichen Heer während des [[Reunionskrieg]]es in der Schlacht am Kochersberg, es regierte seine Frau |
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*Eleonore Clara von Hohenlohe reg. 1677 - 1697 |
|||
*Ludwig Crato (oder Kraft) 1677 - 1713, stirbt ohne überlebenden männlichen Erben, es erbt sein Bruder |
|||
*Karl Ludwig 1665 - 1723, stirbt ohne Erben, Saarbrücken fällt an seinen direkten Vetter |
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====Linie Nassau-Saarbrücken-Ottweiler==== |
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*Friedrich Ludwig 1651 - 1728, stirbt ohne erbberechtigten Sohn, Saarbrücken fällt an |
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====Linie Nassau-Saarbrücken-Usingen==== |
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*Wilhelm Heinrich (d.J.) 1718 (reg. 1735) - 1768 |
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*Ludwig 1745 - 1794, stirbt in Aschaffenburg im Exil (seit 1793) |
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*Erbprinz Heinrich 1768 - 1799 |
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==Persönlichkeiten== |
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Die bedeutendsten Persönlichkeiten, die in der Grafschaft Saarbrücken wirkten, waren: |
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*die Gräfin [[Elisabeth von Lothringen]] (1395-1456) |
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*der Botaniker, Pharmazeut, Arzt und lutherische Prediger [[Hieronymus Bock]] (1498-1554) |
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*der Generalbaumeister [[Friedrich Joachim Stengel]] (1694-1787) |
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==Weblinks== |
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* [http://www.hoeckmann.de/deutschland/regionen/saarbruecken.htm Geschichte und Karte des Fürstentums Nassau-Saarbrücken] |
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[[Kategorie:Reichsgrafschaft|Nassau-Saarbrücken]] |
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[[Kategorie:Weltliches Fürstentum|Nassau-Saarbrücken]] |
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[[Kategorie:Saarländische Geschichte]] |
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[[Kategorie:Lothringen]] |
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[[Kategorie:Nassau]] |
Aktuelle Version vom 8. Juli 2025, 14:55 Uhr
![]() Territorium im Heiligen Römischen Reich | |
---|---|
Grafschaft Saarbrücken | |
Wappen | |
![]() | |
Karte | |
![]() | |
Grafschaft Saarbrücken (links, gelb) um 1400 | |
Entstanden aus | Hochstift Metz |
Herrschaftsform | Grafschaft |
Herrscher/ Regierung |
Graf |
Heutige Region/en | DE-SL/FR-57 |
Hauptstädte/ Residenzen |
Saarbrücken |
Dynastien | 1080: Saargaugrafen 1271: Broyes-Commercy 1381: Nassau-Weilburg |
Aufgegangen in | 1381: Nassau-Weilburg 1442: Nassau-Saarbrücken 1801: Frankreich |
Die Grafschaft Saarbrücken war ein reichsunmittelbares Territorium des Heiligen Römischen Reiches im deutschen Südwesten mit der Residenzstadt Saarbrücken, das seit dem Hochmittelalter bestand. Im Jahr 1381 wurde die Grafschaft mit Gebieten des Hauses Nassau vereinigt. Unter nassauischer Herrschaft wurde Nassau-Saarbrücken mehrfach neu abgeteilt, erstmals 1442. Nach dem Ersten Koalitionskrieg fiel Nassau-Saarbrücken 1798 de facto und 1801 de jure an Frankreich.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet der Grafschaft Saarbrücken umfasste 1381 die Städte Saarbrücken und St. Johann mit ihrem Umland (etwa den heutigen Regionalverband Saarbrücken), Ottweiler mit Zubehör (etwa den heutigen Landkreis Neunkirchen), die Vogteien über das Stift St. Arnual, das Kloster Neumünster, die Abtei Wadgassen, das Kloster Fraulautern, das Kloster Herbitzheim und über die Abtei St. Nabor. Dazu kam die Hälfte der Herrschaft Commercy an der Maas.
Spätere Gebietserwerbe durch das Haus Nassau, etwa 1393 die Herrschaft Kirchheim und Stauf und das Amt Jugenheim als Erben der Grafen von Sponheim-Bolanden, 1449 das Amt Homburg in der Nachfolge der Grafen von Homburg, 1514 die halbe und 1527 die ganze Grafschaft Saarwerden und 1522 die halbe Herrschaft Lahr-Mahlberg als Erben der Grafen von Moers-Saarwerden gehörten nicht zur Grafschaft Saarbrücken, sondern zu Nassau-Saarbrücken.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grafen von Saarbrücken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1080 erhielt Graf Sigebert I. von König Heinrich IV. durch Schenkung den Königshof Wadgassen und wurde, wie es scheint, mit Besitzungen des Hochstifts Metz an der Saar, am Rhein und im Elsass belehnt. Sein Bruder Winither war Abt von Lorsch und königlicher Gegenbischof für das Bistum Worms. Während die geistlichen Söhne Sigeberts, Adalbert und Bruno, als Erzbischof von Mainz bzw. Bischof von Speyer unter Heinrich V. in höchste Ämter aufstiegen, erlangten die weltlichen Söhne bedeutende Kirchenlehen und Vogteien. Von den weltlichen Söhnen gelangte Sigebert II. – er nennt sich 1125 vom Elsass – ins Elsass, Friedrich dagegen nach Saarbrücken. Friedrich nannte sich 1123 als erster Saargaugraf „Graf von Saarbrücken“. Nach 1168 – in diesem Jahr zerstörte Friedrich Barbarossa Saarbrücken und drei weitere Burgen der Grafen – schieden die Saarbrücker aus der Reichspolitik aus. Zwischen 1182 und 1190 fand eine Erbteilung statt, bei der die vorhandenen Güter geteilt wurden. Aus den Besitzungen in Lothringen, am Rhein und um die Burg Zweibrücken entstand die Grafschaft Zweibrücken. Die Saarbrücker und die Zweibrücker Grafen nutzten zunächst das 1135 gestiftete Kloster Wadgassen als Grablege. Um 1212 spaltete sich die Linie Saarbrücken-Leiningen ab. Graf Simon III. erreichte 1227 bei dem Bischof von Metz die Erblichkeit der Metzer Lehen namens seiner ältesten Tochter, musste dem Bischof aber dafür diejenigen Teile der Grafschaft Saarbrücken auftragen, die bisher keine Metzer Lehen waren, so dass nun die ganze Grafschaft Saarbrücken Lehen des Bischofs von Metz wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Metzer Lehnshoheit nur noch Formsache, spielte aber im 17. Jahrhundert bei der Reunionspolitik Ludwigs XIV. wieder eine Rolle. Mit dem Tod Graf Simons III. um 1234 erlosch die männliche Linie der Grafen in Saarbrücken. Nach seiner Tochter Lorette gelangte seine andere Tochter Mathilde in den Besitz der Grafschaft Saarbrücken, die selbst von ihrem Sohn Simon aus erster Ehe mit Simon von Broyes beerbt wurde.
Grafen von Saarbrücken-Commercy
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Simon IV. erbte von seinem Vater die Herrschaft Commercy an der Maas und 1274 von seiner Mutter Mathilde die Grafschaft Saarbrücken. Unter seinen Nachkommen, den „Grafen von Saarbrücken-Commercy“, bestanden fortan zwei Besitzschwerpunkte: Die französischsprachige Herrschaft Commercy und die deutschsprachige Grafschaft Saarbrücken. Die Grafen begabten 1322 die Doppelstadt Saarbrücken und St. Johann und 1324 auch die Stadt Commercy mit städtischen Freiheiten. Anlässlich einer Erbteilung 1341 verblieb den Grafen nur noch die Hälfte der Herrschaft Commercy, die andere Hälfte fiel an die Herren von Saarbrücken-Commercy, deren Linie bis 1525 bestand. 1354 musste die Grafschaft Saarbrücken mit Ausnahme der Burg Saarbrücken auf drei Jahre an Erzbischof Balduin von Trier verpfändet werden. 1381 starb das Grafenhaus in männlicher Linie aus. Die Erbtochter Johanna, die im gleichen Jahr starb, wurde beerbt von ihrem Sohn Philipp aus der Ehe mit Graf Johann I. von Nassau-Weilburg.
Grafen und Fürsten von Nassau-Saarbrücken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Philipp I., der nun folgte, erbte 1371 von seinem Vater Güter des Hauses Nassau an Lahn und Main, 1381 über seine Mutter Johanna die Grafschaft Saarbrücken und die verbliebene Hälfte der Herrschaft Commercy. Seine zweite Ehefrau Elisabeth von Lothringen, deren Grabmal in der Stiftskirche St. Arnual erhalten ist, betätigte sich als Übersetzerin höfischer Romane aus der französischen in die frühneuhochdeutsche Sprache. Philipps Politik zielte auf eine engere Verzahnung der rechts- und linksrheinischen Landesteile, zumindest durch Erwerb von Übernachtungsstationen auf eigenem Gebiet. Er erhielt 1393 das Reichslehen Kirchheim mit Stauf und Jugenheim, 1402 1/6 Anteil an der Burg Nanstein bei Landstuhl, und zu einem unbekannten Zeitpunkt 1/3 an der Burg und Grafschaft Homburg, woraus die Nachkommen durch Zuerwerb weiterer Anteile das Amt Homburg bilden konnten, sowie 1417 1/4 an Wöllstein. Die Nachkommen aus dieser Ehe beherrschten die Grafschaft Saarbrücken durch vier Jahrhunderte hindurch.
1442 teilte sich die Linie in eine rechtsrheinische Linie „Nassau-Weilburg“ und eine linksrheinische Linie „Nassau-Saarbrücken“, die zu der Grafschaft Saarbrücken das Amt Kirchheim und die Hälfte der Herrschaft Commercy übernahm, und 1574 wieder von ihren Weilburger Verwandten beerbt wurde. Die verbliebenen Anteile an der Herrschaft Commercy wurden 1444 für 42.000 Gulden verkauft. 1507 heiratete Graf Johann Ludwig I. Katharina von Moers-Saarwerden, die Erbtochter der Grafen von Moers-Saarwerden, wodurch 1514 die Hälfte und 1527 die gesamte Grafschaft Saarwerden und die Herrschaft Lahr/Schwarzwald in den Besitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken kamen. 1556 führte Graf Adolf von Nassau-Saarwerden in seiner Grafschaft Saarwerden und seiner Hälfte der Herrschaft Kirchheim und Stauf die Reformation ein.
1574 starb die ältere Linie Nassau-Saarbrücken mit dem letzten katholischen Grafen, Graf Johann IV. (der manchmal auch als Johann III. gezählt wird), aus und wurde von der evangelischen Linie Nassau-Weilburg beerbt. Dort hatte Graf Philipp III. bereits 1526 die Reformation nach lutherischem Bekenntnis eingeführt, die ab 1574 unter seinen Söhnen auch für Saarbrücken und Ottweiler galt. Diese Einführung der Reformation führte dazu, dass das Herzogtum Lothringen die Grafschaft Saarwerden als erledigtes Lehen einzog, wogegen die Grafen vor dem Reichskammergericht klagten. Der Prozess zog sich viele Jahrzehnte hin und endete 1629 mit einem Vergleich, wonach die Orte Bockenheim und Saarwerden ganz und die übrige Grafschaft pfandweise an Lothringen fielen. Gleichzeitig gerieten die evangelischen Gemeinden in der Grafschaft Saarwerden in harte Bedrängnis durch die von Lothringen unterstützte Gegenreformation.
Nach dem Tode Graf Wilhelm Ludwigs im Metzer Exil im Jahr 1640 und dem frühen Tode seines ältesten Sohnes Kraft teilten die jüngeren Söhne Johann Ludwig, Gustav Adolf und Walrad die Besitzungen des Familienzweiges im Jahr 1659 unter sich auf. Johann Ludwig erhielt das Amt Ottweiler, Gustav Adolf Saarbrücken und Walrad, der die Linie Nassau-Usingen begründete, Usingen. Für das Amt Ottweiler unter der Herrschaft der Linie Nassau-Ottweiler kam die Bezeichnung „Grafschaft Ottweiler“ in Gebrauch, da die Herrscher den Grafentitel führten.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das gesamte Gebiet durch Kriegshandlungen stark zerstört und ganze Landstriche entvölkert. Der Bevölkerungsverlust betrug in der Grafschaft mindestens 60–75 %. Da der Herzog von Lothringen vom Westfälischen Frieden ausdrücklich ausgenommen war und 1677 der Holländische Krieg entsetzliche Verwüstungen des Westrichs mit sich brachte, war das Land weiteren schweren Belastungen ausgesetzt.
Von 1680 bis 1697 annektierte Ludwig XIV. von Frankreich im Zuge seiner expansiven Reunionspolitik die Grafschaften Saarbrücken und Saarwerden sowie viele weitere Gebiete der Saar-Mosel-Region. Die bisherige Verwaltung des Hauses Nassau-Saarbrücken blieb zwar bestehen, aber ihr wurde eine französische Administration übergeordnet. Dadurch verloren die bis 1685 regierende Gräfin Eleonore Klara sowie ihr Sohn Ludwig Kraft weite Teile ihrer Hoheitsrechte über die Grafschaft Saarbrücken. 1685 wurde sie der neu gegründeten französischen Saarprovinz zugeordnet. Graf Ludwig Kraft arrangierte sich mit der französischen Vorherrschaft und begann eine sehr erfolgreiche Karriere in der Armee des Sonnenkönigs, in dessen Gunst er stand.
Auch nachdem Frankreich die Grafschaft Saarbrücken und viele andere annektierte Territorien 1697 im Frieden von Rijswijk wieder aufgeben musste, blieb Ludwig Krato ein Verbündeter Ludwigs XIV. und konnte so Saarbrücken vor den Auswirkungen des Spanischen Erbfolgekriegs schützen. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts gelang nach und nach der Wiederaufbau der Grafschaft. Dies war nicht zuletzt einer geschickte Wiederbevölkerungspolitik zunächst des französischen Königs, dann der Grafen von Nassau-Saarbrücken zu verdanken. Wiederholt wurden französische Hugenotten und evangelische Österreicher ins Land geholt, aber auch katholische Immigranten aufgenommen.
Mit dem Tod von Ludwig Kratos Bruder Karl Ludwig 1723 fiel Saarbrücken zunächst an den betagten Grafen Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler, dann an die gefürstete Linie Nassau-Usingen. Nach einer neuerlichen Teilung der nassauischen Territorien erhielt Fürst Wilhelm Heinrich 1735 die Grafschaften Saarbrücken (diesmal einschließlich Ottweiler) und Saarwerden. Die Residenzen des Landes (vor allem die Städte Saarbrücken und Ottweiler) wurden durch den fürstlichen Baumeister Friedrich Joachim Stengel unter den Fürsten Wilhelm Heinrich und Ludwig glanzvoll ausgebaut. Um den zunehmenden Geldbedarf des Hofes zu decken, wurden nach 1750 die ertragreichen Steinkohlegruben verstaatlicht und die Eisenhütten an ausländische Gesellschaften verpachtet.
Die Grafschaft wurde 1793 von französischen Revolutionstruppen besetzt. Fürst Ludwig floh mit seiner Familie am 13. Mai 1793 aus Saarbrücken in den unbesetzten Teil des in Auflösung befindlichen Heiligen Römischen Reiches. Nassau-Saarbrücken wurde, wie das gesamte Linke Rheinufer, 1798 bzw. 1801 Frankreich einverleibt. Im Ersten Pariser Frieden 1814 fiel Ottweiler an Preußen, während Saarbrücken und Harskirchen bei Frankreich blieben, schließlich kamen durch den Zweiten Pariser Frieden von 1815 Saarbrücken und Ottweiler zur preußischen Provinz Großherzogtum Niederrhein, die später in der Rheinprovinz aufging, während das ehemalige Oberamt Harskirchen bei Frankreich verblieb.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Wappen der Grafen von Saarbrücken-Commercy 1274–1381
-
Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken 1381–1442
-
Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken 1442–1527
-
Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken 1527–1660
Das Wappen der Grafschaft entwickelte sich wie folgt: Simon III. führte 1220 im Siegelbild den gekrönten Löwen ohne Kreuzchen.[1] Das Wappen der Grafen von Saarbrücken zeigte einen rotbewehrten, goldbekrönten, silbernen Löwen. Die Grafen von Saarbrücken-Commercy fügten dem Wappen der Grafschaft die goldenen (später silbernen) Fußspitz-Kleeblattkreuze auf blauem Grund von Commercy hinzu. Die Grafen von Nassau-Saarbrücken ergänzten das Wappen um den goldenen Nassauer Löwen, so dass das nun quadrierte Wappen zweimal den Nassauer und zweimal den Saarbrücker Löwen zeigte.[2]
Das Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken ab 1442 zeigt beide Löwen gekrönt. Die Kreuze von Commercy sind noch gold; später werden sie silber.[2]
Das Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken ab 1527 zeigt die Wappen der Grafschaften Nassau, Moers, Saarwerden, Saarbrücken und im Herzschild Lahr-Mahlberg.[2]
Je nach Tradition oder Herrschaftsanspruch kommt es vielfach zu Variationen bezüglich einzelner Wappenelemente, z. B. unter den drei Söhnen Johann Ludwigs.
Der silberne Löwe der Grafen von Saarbrücken belegt mit den Kreuzen von Commercy findet sich z. B. im Wappen von Jugenheim, als Teil des Wappens von Harskirchen, Wöllstein und der Stadt Saarbrücken und als Feld im Landeswappen des Saarlandes. Der Regionalverband Saarbrücken hat seinen Sitz im ehemaligen Residenzschloss in Saarbrücken und führt das quadrierte Wappen der Grafen von Nassau-Saarbrücken.
Ortschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Grafschaft Saarbrücken war bis 1789 neben den beiden Saarstädten in 22 Meiereien unterteilt. Die Meiereien wurden 1789 durch Schultheißereien anderen Zuschnitts abgelöst. Zuletzt bestanden zwei Oberämter, Saarbrücken und St. Johann, deren Verwaltungssitze die gleichnamigen Saarstädte waren. Zur Grafschaft Saarbrücken gehörten:[3]
Ort | Oberamt |
---|---|
St. Arnual | Saarbrücken |
Berschweiler | St. Johann |
Bietschied | St. Johann |
Bischmisheim | St. Johann |
Bliesransbach | St. Johann |
Brebach | Saarbrücken |
Bübingen | Saarbrücken |
Bous | Saarbrücken |
Carlsbrunn | Saarbrücken |
Clarenthal | Saarbrücken |
Cöln | St. Johann |
Curhof | St. Johann |
Derlen | St. Johann |
Diedingen | Saarbrücken |
Diesen | Saarbrücken[4] |
Dilsburg | St. Johann |
Dudweiler | St. Johann |
Elm | St. Johann |
Emmersweiler | Saarbrücken |
Engelfangen | St. Johann |
Eschringen | St. Johann |
Etzenhofen | St. Johann |
Eydenborn | St. Johann |
Eyweiler | St. Johann |
Falscheid | St. Johann |
Ort | Oberamt |
---|---|
Fechingen | St. Johann |
Fischbach | St. Johann |
Fürstenhausen | St. Johann |
Geislautern | St. Johann |
Gersweiler | Saarbrücken |
Großrosseln | Saarbrücken |
Güchenbach | St. Johann |
Güdingen | St. Johann |
Hellenhausen | St. Johann |
Herchenbach | St. Johann |
Heusweiler | St. Johann |
Hirtel | St. Johann |
Holz | St. Johann |
St. Johann | St. Johann |
Knausholz | St. Johann |
Knorscheid | St. Johann |
Kirschhof | St. Johann |
Krughütte | Saarbrücken |
Kutzhof | St. Johann |
Lauterbach | Saarbrücken |
Ludweiler | Saarbrücken |
Lummerschied | St. Johann |
Malstatt | St. Johann |
Naßweiler | Saarbrücken |
Neuweiler | St. Johann |
Ort | Oberamt |
---|---|
St. Nikolaus | Saarbrücken |
Niedersalbach | St. Johann |
Numborn | St. Johann |
Obersalbach | St. Johann |
Püttlingen | St. Johann |
Quierschied | St. Johann |
Reisweiler | St. Johann |
Reichenbrunn | Saarbrücken |
Rittenhofen | St. Johann |
Rittershof | St. Johann |
Saarbrücken | Saarbrücken |
Scheidt | St. Johann |
Schwalbach | St. Johann |
Sellerbach | St. Johann |
Sprengen | St. Johann |
Straßen | St. Johann |
Sulzbach | St. Johann |
Überhofen | St. Johann |
Völklingen | St. Johann |
Wahlschied | St. Johann |
Walpershofen | St. Johann |
Wehrden | St. Johann |
Wilhelmsbrunn | St. Johann[5] |
Zettingen | Saarbrücken |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joachim Conrad: Die Umstrukturierung des Pfarreisystems durch die Reformation in Nassau-Saarbrücken, in: Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 51 (2002), S. 47–66.
- Elisabeth Fehrenbach: Soziale Unruhen im Fürstentum Nassau-Saarbrücken 1789–1792/93, in: Helmut Berding (Hrsg.): Soziale Unruhen in Deutschland während der Französischen Revolution (Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 12), Göttingen 1988, S. 28–44.
- Elisabeth Geck: Das Fürstentum Nassau-Saarbrücken-Usingen im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des deutschen Kleinstaates, Mainz, phil. Diss. 1953.
- Hans-Walter Herrmann: Artikel "Grafschaft Saarbrücken", in: Lexikon des Mittelalters, Band VII, München 2003, Sp. 1210–1211.
- Kurt Hoppstädter: Unter dem nassauischen Löwen. Das Militärwesen in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken, (Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend, N.F., Bd. 2), Saarbrücken 1957.
- Kurt Hoppstädter: Die Grafschaft Saarbrücken. In: Kurt Hoppstädter, Hans-Walter Herrmann: Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes, Band 2, Saarbrücken 1977, S. 279–315 mit Stammtafel- und Kartenbeilagen. ISBN 3-921870-00-3.
- August Hermann Jungk: Regesten zur Geschichte der ehemaligen Nassau-Saarbrückischen Lande, (Bände 13–14 von Mitteilungen des historischen Vereins für die Saargegend), Teil 1: bis zum Jahr 1317, Teil 2: bis zum Jahre 1381, Saarbrücken 1914–1919.
- Jürgen Karbach: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Kommission für saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 15), Saarbrücken 1977.
- Friedrich Köllner: Geschichte des vormaligen Nassau-Saarbrück´schen Landes und seiner Regenten, Saarbrücken 1841.
- Wolfgang Laufer: Das nassau-saarbrückische „Land“. Ständische Elemente in der Verfassungswirklichkeit eines absolutistischen Kleinstaates, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 39 (2013), S. 245–287.
- Klaus Ries: Obrigkeit und Untertanen. Stadt- und Landproteste in Nassau-Saarbrücken im Zeitalter des Reformabsolutismus, (Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung, Bd. 32), Saarbrücken 1997, ISBN 3-930843-30-7.
- Albert Ruppersberg: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, 4 Bände, Saarbrücken 1908–1914.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Archivalien zu Nassau-Saarbrücken im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
- Literatur über die Grafschaft Nassau-Saarbrücken in der Saarländischen Bibliographie
- Bernhard Peter: Die Wappen des Hauses Nassau
- Geschichte und Karte des Fürstentums Nassau-Saarbrücken
- Berichte über die archäologischen und medizinischen Untersuchungen in der Fürstengruft der Schlosskirche Saarbrücken
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hermann Adrian Guenther von Goeckingk: Geschichte des Nassauischen Wappens, Görlitz 1880, S. 5.
- ↑ a b c Bernhard Peter: Die Wappen des Hauses Nassau
- ↑ Johann Mathias Sittel: Sammlung der Provinzial- und Partikular-Gesetze und Verordnungen, welche für einzelne, ganz oder nur theilweise an die Krone Preußen gefallene Territorien des linken Rheinufers über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung, Rechtspflege und des Rechtszustandes erlassen worden sind, I. Band, II. Sammlung, Trier 1843, S. 84–92. MDZ, Google Books.
- ↑ Bei Sittel 1843, I., S. 85 so angegeben; nach anderer Angabe bereits 1766 an Frankreich vertauscht.
- ↑ Bei Sittel 1843, I., S. 92 so angegeben; nach anderer Angabe bereits 1766 an Frankreich vertauscht.