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„Richard Stallman“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Richard Matthew Stallman.jpeg|thumb|Richard Stallman auf dem Buch ''Free as in Freedom: Richard Stallman's Crusade for Free Software'' von Sam Williams ([[2002]])]]


'''Richard Matthew Stallman''' (* [[16. März]] [[1953]] in [[New York City]], USA, auch unter den Initialen '''rms''' bekannt) ist ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] [[Aktivismus|Aktivist]] und [[Programmierer]], der im September 1983 die [[Freie-Software-Bewegung]] gründete.<ref>{{Literatur |Autor=Sam Williams |Titel=Free as in Freedom |Verlag=O’Reilly |Datum=2002 |ISBN=0-596-00287-4 |Fundstelle=Kap. 7 |Sprache=en |Online=https://www.oreilly.com/openbook/freedom/ch07.html}}</ref><ref name="hisspeech">[https://audio-video.gnu.org/video/short--undated--rms--free-software-four-freedoms.ogv Free software and the four freedoms], Video-Vortrag von Richard Stallman, abgerufen am 26. Januar 2019.</ref>
'''Richard Matthew Stallman''' (*&nbsp;[[16. März]] [[1953]] in [[Manhattan]], [[New York City]]) ist ein US-amerikanischer [[Informatiker]] und studierter [[Physiker]]. Er ist auch unter seinen Initialen '''RMS''' bekannt. Stallman ist Gründer des [[GNU-Projekt]]es und einer der frühesten und bekanntesten Protagonisten [[Freie Software|Freier Software]]. Er wird auch für seinen beträchtlichen Anteil am Erfolg von [[Linux|GNU/Linux]] geschätzt und ist der erste Präsident der [[Free Software Foundation]].


In Schriften und auf Vorträgen, die überwiegend von der [[Free Software Foundation]] organisiert werden,<ref>[https://www.fsf.org/about/what-is-free-software ''Stallman als Unterstützer und Referent der FSF'']</ref> formuliert Stallman vier Freiheiten, mit denen er [[Freie Software]] definiert: Die Freiheit, Software nach eigenen Wünschen einzusetzen, den Programmcode einsehen und nach den eigenen Bedürfnissen verändern zu können und veränderte Versionen der Software an andere weiterzugeben.<ref name="hisspeech" /> Für Stallman seien diese Freiheiten eine ethische Notwendigkeit.<ref name="ethisch" /><ref name="openSourceMisses" /><ref name="FourFreedoms" /><ref name="Zagreb" /><ref name="FSFWhatIs" /><ref name="gnewsense" /> Durch die Gründung des [[GNU-Projekt]]s und die Entwicklung des [[GNU Compiler Collection|GNU C Compilers]], des [[GNU Debugger]]s, verschiedener Werkzeuge der [[GNU Core Utilities|GNU coreutils]] und des Editors [[Emacs|GNU Emacs]] galt er als einer der einflussreichsten und produktivsten Programmierer.<ref>''„Richard Stallman ist einer der einflußreichsten und produktivsten Programmierer von heute.“'' Übersetzung aus dem Englischen: {{Webarchiv |url=http://webserver.computoredge.com/editorial/2538/dontprint.htm |text=Richard Stallman |wayback=20130921060610}} by James Hartnett</ref> Seit 2008 trägt er nicht mehr aktiv zur Programmierung von Software-Projekten bei, sondern ist hauptsächlich als Aktivist für Freie Software tätig (durch Präsentationen, Kampagnen usw.).<ref>[https://stallman.org/stallman-computing.html Richard Stallman: How I do my computing] (englisch)</ref>
RMS zeichnet sich durch Grundsatztreue und langfristige Orientierung an seinen Werten aus. Er scheut sich nicht, politisch Stellung zu beziehen und seine persönliche Sicht der Dinge konsequent zu vertreten. Dadurch befindet er sich manchmal im Widerstreit mit den eher praxisorientierten Angehörigen der [[Open Source|Open-Source]]-Szene.

== <!-- Ggf. nach Abschnitt "Leben": -->Werk ==

=== Allgemeines ===
Stallman vertritt die Ansicht, dass jegliche Software von ihren Nutzern (womit auch Entwickler gemeint sind) in seinem Sinne „frei“ nutzbar sein soll.

Stallman definiert ''Vier Freiheiten'',<ref>[https://www.gnu.org/philosophy/philosophy.de.html Philosophie des GNU-Projekts]</ref> die allen Nutzern zustehen sollen:

* Die Software beliebig auszuführen
* Die Software und ihren Quellcode zu untersuchen
* Kopien der Software an Andere weiterzugeben
* Die Software zu modifizieren und Modifikationen weiterzugeben

Software, welche diese Freiheiten (über ihre Lizenz) rechtlich gewährleistet, wird von ihm [[Freie Software]] (Free Software) genannt. Stallman positioniert sich explizit gegen jegliche [[proprietäre Software]] und deren Verwendung. Dazu zählt er alle Software, die dem Nutzer eine oder mehrere der Freiheiten verwehrt, z.&nbsp;B. durch restriktive [[Endbenutzer-Lizenzvertrag|Endbenutzer-Lizenzverträge]], [[Vertraulichkeitsvereinbarung|Geheimhaltungsverträge]], [[Produktaktivierung]]en, [[Dongle]]s, [[Kopierschutz|Kopiersperren]], proprietäre Formate oder den Vertrieb von [[Binärdatei|binären]] [[Ausführbare Datei|ausführbaren Programmen]] ohne [[Quelltext|Source code]].

Stallman sieht ein soziales und ethisches Grundprinzip hinter diesen Freiheiten: Freie Software – und damit auch ihre Entwickler – würde die Freiheit und Gemeinschaft der Endnutzer schätzen und respektieren und ein Umfeld schaffen, das Unabhängigkeit, Gemeinschaft, Zusammenarbeit, Solidarität und Austausch ermögliche.<ref name="openSourceMisses">''„Diese Freiheiten sind von entscheidender Bedeutung. Sie sind nicht nur für das Wohl des Einzelnen wichtig, sondern für die Gesellschaft als Ganzes, weil sie die soziale Solidarität fördert – also Austausch und Zusammenarbeit. Sie werden umso wichtiger, da immer größere Bereiche unserer Kultur und unseres Lebens digitalisiert werden. In einer Welt der digitalen Klänge, Bilder und Worte wird Freie Software immer wichtiger für die Freiheit im Allgemeinen.“'' [https://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point.de.html Warum Open Source das Ziel von Freie Software verfehlt] (gnu.org)</ref><ref name="FourFreedoms">''„If the program gives you these four freedoms then it's free software, which means the social system of its distribution and use is an ethical system, one which respects the user's freedom and the social solidarity of the user's community“'' [https://www.gnu.org/philosophy/copyright-versus-community.html Copyright versus Community in the Age of Computer Networks] (gnu.org)</ref><ref name="Zagreb">''If one of these freedoms is substantially missing – is insufficiently available – then the program is proprietary software, which means it is distributed in an unethical system and therefore should not be used and should not be developed at all.'' […] ''Freedom two is essential on fundamental ethical grounds, so that you can live an upright, ethical life as a member of your community. If you use a program that does not give you freedom number two, you're in danger of falling at any moment into a moral dilema'' […] ''Our responsibility as ethical beings is to do right, whether it's being rewarded or not. And that's why I made a decision long ago that I would develop Free Software or no software'' [https://fsfe.org/freesoftware/transcripts/rms-fs-2006-03-09.en.html Transcript of Richard Stallman on the Free Software movement, Zagreb; 9. März 2006]</ref> Diese Werte sind auch im [[GNU-Projekt]] und der [[Free Software Foundation]] (welche Stallman gegründet hat) vertreten.<ref name="ethisch">''„Freie Software ist nicht nur eine technische, sondern eine ethische, soziale und politische Frage. Es ist eine Frage der Menschenrechte, die Nutzer von Software haben sollten. Freiheit und Zusammenarbeit sind unerlässliche Werte von Freie Software. Das GNU System realisiert diese Werte und das Prinzip des Teilens, da gemeinsame Nutzung gut und nützlich für den menschlichen Fortschritt ist.“'' [https://www.gnu.org/education/education.de.html Freie Software und Bildung] (gnu.org)</ref><ref name="FSFWhatIs">''„To use free software is to make a political and ethical choice asserting the right to learn, and share what we learn with others. Free software has become the foundation of a learning society where we share our knowledge in a way that others can build upon and enjoy.“'' [https://www.fsf.org/about/what-is-free-software What is free software?] (fsf.org)</ref><ref name="gnewsense">''„Freie Software zu benutzen heißt, eine politische und ethische Entscheidung für Ihr Recht zu treffen, etwas zu lernen und das, was Sie lernen, mit anderen zu teilen.“'' ([https://www.gnu.org/distros/free-distros.en.html Online]; Übersetzung von [https://www.fsf.org/about/what-is-free-software www.fsf.org/about/what-is-free-software])</ref><ref>[https://fsfe.org/freesoftware/transcripts/rms-fs-2006-03-09.de.html Mitschrift einer Rede von Richard Stallman über die Freie-Software-Bewegung]; 9. März 2006</ref>

Im September 1983 gründete Stallman das GNU-Projekt mit dem Ziel, ein [[Unixoides System|unixähnliches]] [[Betriebssystem]] zu entwickeln, das den Benutzern die ''Vier Freiheiten'' gibt. Er ist leitender Architekt und Organisator des GNU-Projekts und entwickelte eine Reihe seiner weit verbreiteten Bestandteile, darunter die [[GNU Compiler Collection]], den [[GNU Debugger]] sowie verschiedene Werkzeuge der [[GNU Core Utilities|GNU coreutils]] und den Editor [[Emacs|GNU Emacs]].

Stallman entwickelte Lizenzen für Freie Software, welche rechtlich sicherstellen sollen, dass die Software in seinem Sinne „frei“ ist. Die bekannteste dieser Lizenzen ist die [[GNU General Public License]] (GPL). Diese Lizenz verwendet Stallmans Konzept des [[Copyleft]], das verbietet, dass die Software als Teil proprietärer Software verwendet werden darf. Damit soll verhindert werden, dass dem Nutzer die Freiheiten entzogen werden können.

Mit dem Start des GNU-Projektes initiierte er eine Bewegung für [[Freie Software]], im Oktober 1985 gründete er die Free Software Foundation.

Stallman verwendet das Wort „frei“ („free“) fast immer, um sich auf Freiheit und eben nicht auf Preis zu beziehen. Beispiele sind „Freie Software“ und „Freie Werke“, worunter Stallman Werke meint, die die Nutzer weiter kopieren und vertreiben dürfen, und auch die Möglichkeit haben, sie zu untersuchen und zu ändern. Wenn er von monetären Kosten spricht, verwendet Stallman stattdessen meist die Wörter „gratis“ oder „keine Kosten“ („zero price“).

Seit Mitte der 1990er-Jahre ist Stallman hauptsächlich politisch als Aktivist für Freie Software tätig. Er bekämpft in Kampagnen Entwicklungen, die aus seiner Sicht die Freiheiten von Entwicklern, Softwarenutzern und der Gesellschaft gefährden. Dazu gehören [[Softwarepatent]]e, [[Digitale Rechteverwaltung]] und Erweiterungen des Urheberrechts.<ref>{{Literatur |Autor=Richard M. Stallman |Titel=Free Software, Free Society: Selected Essays of Richard M. Stallman |Auflage=2. |Verlag=GNU Press |Ort=Boston |Datum=2010 |ISBN=978-0-9831592-0-9 |Sprache=en |Online=https://shop.fsf.org/product/free-software-free-society-2/}}</ref>

=== Freie-Software-Bewegung ===
{{Hauptartikel|Freie-Software-Bewegung}}
Stallman ist einer der Begründer der Freie-Software-Bewegung. Er schrieb Grundlagentexte zur Idee der freien Software und war maßgeblicher Autor der damit verbundenen [[Copyleft]]-Lizenzen.

Stallman legt großen Wert auf eine spezifische Wortwahl bei der Bezeichnung von Konzepten und Projekten, weil mit den von ihm gewählten Begriffen untrennbar die ursprünglich zugrundeliegenden Ideale verbunden seien. So legt er zum Beispiel großen Wert darauf, von ''Freier Software'' statt ''Open Source'' zu sprechen, da nicht die bloße Quelloffenheit das ursprüngliche Anliegen sei, sondern die Freiheiten, die die Software dem Benutzer gebe. Dies werde mit einer einseitigen Fokussierung auf das Offenliegen des Quellcodes verdeckt (siehe Kapitel [[Open Source#Definitionskonflikt mit „Freier Software“|Begriffsproblem]] im Artikel [[Open Source]]). Er besteht auch auf der Bezeichnung ''GNU/Linux'' anstelle von ''Linux'' für Betriebssysteme mit dem [[Linux (Kernel)|Linux-Kernel]], da diese maßgeblich auf der Arbeit des GNU-Projekt aufbauten (siehe [[GNU/Linux-Namensstreit]]).


== Leben ==
== Leben ==
=== MIT und GNU-Projekt ===
Stallman arbeitete Anfang der 1970er-Jahre im ''[[MIT Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory|AI Lab]]'' (Abteilung für [[Künstliche Intelligenz]]) des [[Massachusetts Institute of Technology]] zusammen mit einer Gruppe von Programmierern, die sich selbst als [[Hacker]] bezeichneten. Ihre Hackergemeinschaft lebte eine sehr rigorose Philosophie des unbegrenzten Informationsflusses. In den folgenden Jahren gab es in der Softwarebranche einen aus Stallmans Sicht entscheidenden Wandel: Viele Firmen begannen, Software nicht mehr in der bis dahin weitgehend üblichen Form von [[Quelltext]]en auszuliefern, sondern in Form eines rein maschinenlesbaren Formates, dem sogenannten [[Binärdatei|binären Format]]. Auch statteten von nun an einige Firmen ihre Software mit Lizenzen aus, die es den Anwendern verboten, die Programme weiterzuverteilen oder die Programme selbst zu verändern.


Stallman empfand diesen Verlust der Kontrolle von Benutzern über ihre eingesetzte Software als eine Einschränkung ihrer [[Freiheit]]. Um dem Trend entgegenzusteuern, schuf er 1989 eine Lizenz, die unter dem Namen GNU General Public License (GNU GPL) bekannt wurde. Diese Lizenz garantiert Anwendern weitgehende Rechte über ihre Software und stellt sicher, dass die gleichen Rechte auch in Zukunft und für sämtliche Erweiterungen, die von Dritten an dieser Software vorgenommen wurden, ebenfalls gelten ([[Copyleft]]-Prinzip).
=== Frühe Jahre: MIT und GNU-Projekt ===


Er kündigte 1984 seine Stelle am MIT und arbeitete mehrere Jahre lang daran, ein Betriebssystem zu programmieren, das vollständig aus freier Software bestehen sollte. Zu dem Zweck veröffentlichte er 1985 sein [[GNU Manifesto]],<ref>https://www.gnu.org/gnu/manifesto.de.html</ref> in dem er die Grundzüge des Systems, das [[GNU]] heißen sollte, festlegte. Der Name GNU ist ein [[rekursives Akronym]] (''G''NU is ''N''ot ''U''nix), was einerseits auf die [[Unix]]-Kompatibilität, andererseits auf die Abgrenzung zu allen unfreien Unix-Varianten hinweisen sollte. In dieser Zeit entwickelte er unter anderem die erste Version von GNU [[Emacs]] (ein komplexer, programmierbarer [[Texteditor]]), den [[GNU Debugger]] (GDB), den ersten freien plattformübergreifenden C-[[Compiler]] (heute [[GNU Compiler Collection|gcc]]) sowie verschiedene für eine Unix-Umgebung benötigte Hilfsprogramme.
Stallman arbeitete Anfang der [[1970er|1970er Jahre]] im ''„AI Lab“'' (Abteilung für [[Künstliche Intelligenz]]) des [[Massachusetts Institute of Technology]] zusammen mit einer Gruppe von Programmierern, die sich selbst als [[Hacker]] bezeichneten. Diese Hackergemeinschaft vertrat eine sehr rigorose Philosophie des unbegrenzten Informationsflusses. In den folgenden Jahren gab es in der Softwarebranche einen aus Stallmans Sicht entscheidenden Wandel: Viele Firmen begannen, Software nicht mehr in der bis dahin weitgehend üblichen Form von [[Quelltext|Quelltexten]] auszuliefern, sondern in Form eines rein maschinenlesbaren Formates. Auch statteten von nun an einige Firmen ihre Software mit Lizenzen aus, die es den Anwendern verboten, die Programme weiterzuverteilen oder die Programme selbst zu verändern.


Er verblieb bis 2019 als freier Wissenschaftler mit dem Computer Science & Artificial Intelligence Lab (CSAIL) verbunden,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.csail.mit.edu/person/richard-stallman |titel=Richard Stallman {{!}} MIT CSAIL |abruf=2019-09-17}}</ref> trat nach umstrittenen Äußerungen zu [[Jeffrey Epstein]] zurück.<ref>{{Internetquelle |url=https://stallman.org/archives/2019-jul-oct.html#16_September_2019_(Resignation) |titel=2019: July - October Political Notes - Richard Stallman |abruf=2019-09-17}}</ref> Ebenso trat er als Präsident der [[Free Software Foundation]] zurück.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fsf.org/news/richard-m-stallman-resigns |titel=Richard M. Stallman resigns |abruf=2019-09-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Nach-Epstein-Kommentaren-Stallman-zieht-sich-aus-FSF-Fuehrung-zurueck-4525660.html |titel=Nach Epstein-Kommentaren: Stallman zieht sich aus FSF-Führung zurück |abruf=2019-09-17}}</ref>
Stallman empfand diesen Verlust der Kontrolle von Benutzern über ihre eingesetzte Software als eine Einschränkung ihrer [[Freiheit]]. Um diesem Trend entgegenzusteuern schuf er eine Lizenz, welche unter dem Namen [[GNU General Public License]] (GPL) bekannt wurde. Diese Lizenz garantiert Anwendern weitgehende Rechte über ihre Software und stellt sicher, dass diese Rechte, wenn sie einmal gewährt wurden, auch nicht mehr nachträglich entfernt werden können.


=== Zeitgenössische Rolle in der FLOSS-Bewegung ===
Er kündigte 1984 seine Stelle am MIT und arbeitete mehrere Jahre lang daran, ein Betriebssystem zu programmieren, das vollständig aus [[Freie Software|Freier Software]] bestehen sollte. Zu diesem Zweck veröffentlichte er [[1985]] sein [[GNU Manifesto]], in dem er die Grundzüge dieses Systems, das [[GNU]] heißen sollte, festlegte. Der Name GNU ist ein [[rekursives Akronym]] ('''G'''NU is '''N'''ot '''U'''nix), was einerseits auf die [[Unix]]-Ähnlichkeit, andererseits aber auf die Abgrenzung zu allen unfreien Unix-Varianten hinweisen sollte. In dieser Zeit erschuf er unter anderem die erste Version von GNU [[Emacs]] (heute ein komplexer, programmierbarer [[Texteditor]]), den GNU Symbolic Debugger (GDB), den ersten freien plattformübergreifenden C-[[Compiler]] (heute [[GNU Compiler Collection|gcc]]), sowie verschiedene für eine Unix-Umgebung benötigte Hilfsprogramme.
[[Datei:Wikimania stallman keynote2.jpg|mini|Richard Stallman bei seiner Rede ''Copyright and Community'' auf der [[Wikimania]] 2005]]


Einige von Stallmans Positionen gelten als kontrovers. Er grenzt die Freie-Software-Bewegung z.&nbsp;T. von der [[Open Source|Open-Source]]-Bewegung ab. Bei der Entwicklung von Software arbeiten diese beiden Bewegungen jedoch meist sehr eng zusammen (→ ''Siehe auch: [[Free/Libre Open Source Software]]'').
===Heute===


Stallman engagiert sich gegen die Verbreitung von [[Digitale Rechteverwaltung|Digital-Rights-Management]]-Systemen und die Einrichtung von [[Softwarepatent]]en innerhalb der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und reist daher oft quer durch Europa, aber auch nach Asien und Südamerika, um Vorträge über diese Themen zu halten.
[[Bild:Wikimania stallman keynote2.jpg|thumb|right|Richard Stallman bei seiner Rede „Copyright and Community“ auf der [[Wikimania|Wikimania 2005]]]]
Unabhängig von seinen zahlreichen Beiträgen zur Freien Software ist Richard Stallman eine sehr umstrittene Person. Er vertritt seine Meinungen in polarisierender Weise und grenzt die [[Freie Software|Freie-Software]]-Bewegung deutlich von der [[Open Source|Open-Source]]-Bewegung ab. Er kritisiert die Open-Source-Bewegung dafür, zum Zwecke größerer Akzeptanz in der Wirtschaft die Freiheit als argumentative Grundlage zu vernachlässigen und sich nur auf Vorteile im Entwicklungsmodell oder die technische Überlegenheit der einzelnen Programme zu beschränken. Oftmals wird er in der Open-Source-Bewegung daher als zu radikal kritisiert. Bei der Entwicklung von Software arbeiten diese beiden Bewegungen jedoch meist sehr eng zusammen.


Des Weiteren kritisiert er, dass bei Verwendung von [[JavaScript]] in Webseiten für den Benutzer nicht leicht erkennbar ist, ob es sich dabei um freie oder nicht-freie Software handelt. Den Nutzern sei aufgrund der „Stille des Browsers“ gar nicht bewusst, dass viele nicht-freie Programme im Web-Browser ausgeführt würden.<ref>Richard Stallman: [https://www.gnu.org/philosophy/javascript-trap.html ''The Javascript Trap'']; gnu.org, 4. März 2009.</ref>
In letzter Zeit engagiert sich Richard Stallman sehr gegen die Verbreitung von [[Digital Rights Management|Digital-Rights-Management]]-Systemen und die Einrichtung von [[Software-Patent]]en innerhalb der [[Europäische Union|Europäischen Union]] und reist daher oft quer durch Europa, aber auch nach Asien und Südamerika, um Vorträge über diese Themen zu halten. Er ist Mitarbeiter des [[Südamerika|südamerikanischen]] Nachrichten- und Kulturkanals [[TeleSUR]].


In einem Interview im Januar 2010 sagte er, er nutze explizit ein ''Lemote Yeeloong''<ref name="Setup">{{Internetquelle |url=https://usesthis.com/interviews/richard.stallman/ |titel=Richard Stallman: Freedom campaigner |werk=Uses This |datum=2010-01-23 |sprache=en |abruf=2019-05-10 |kommentar=Interview}}</ref> Netbook mit [[gNewSense]]<ref name="Setup" /> als Betriebssystem. Der Grund dafür sei, dass beides ausschließlich aus freier Software bestehe.
==Preise und Auszeichnungen ==


Er war bis Ende Februar 2011 Mitarbeiter des [[südamerika]]nischen Nachrichten- und Kulturkanals [[Telesur]].<ref>Richard Stallman: [https://www.stallman.org/archives/2010-nov-feb.html#26%20February%202011%20%28Telesur%20Propaganda%29 ''Political notes from 2010: November – February: 26 February 2011 (Telesur Propaganda)'']</ref>
Richard Stallman ist Preisträger des [[MacArthur Fellowship]]s, des [[Grace Murray Hopper Award]]s der [[Association for Computing Machinery]] (ACM) sowie einer der Empfänger des [[Takeda Foundation Award]]s.

Im Oktober 2011 zitierte er zum Tode von [[Steve Jobs]] die Aussage von Chicagos Bürgermeister [[Harold Washington]] über dessen korrupten Vorgänger [[Richard J. Daley]]: „Ich freue mich nicht darüber, dass er tot ist, aber ich bin froh, dass er weg ist.“,<ref>Richard Stallman: [https://stallman.org/archives/2011-jul-oct.html#06_October_2011_%28Steve_Jobs%29 ''Political notes from 2011: July – October: 06 October 2011 (Steve Jobs)'']</ref> ein Kommentar, der von der Öffentlichkeit kontrovers aufgenommen wurde.<ref>Achim Sawall: [https://www.golem.de/1110/86957.html ''Richard Stallman: „Ich bin froh, dass Steve Jobs weg ist“'']; golem.de, 11. Oktober 2011</ref><ref>Michael Hiltzik: [https://www.latimes.com/archives/blogs/technology-blog/story/2011-10-08/richard-stallmans-dissenting-view-on-steve-jobs ''Richard Stallman’s dissenting view on Steve Jobs'']; Los Angeles Times, 8. Oktober 2011</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Joe Brockmeier |url=https://readwrite.com/2011/10/07/why-fsf-founder-richard-stallm/ |titel=Why FSF Founder Richard Stallman is Wrong on Steve Jobs |werk=readwriteweb.com |datum=2011-10-07 |sprache=en |abruf=2019-05-10}}</ref>

==== Rücktritt aus der MIT und FSF ====
Richard Stallman war mit seinem Kollegen [[Marvin Minsky]] bis zu dessen Tod 2016 befreundet gewesen. Minsky war in die Affäre um [[Jeffrey Epstein]] verwickelt: sein Lehrstuhl hatte finanzielle Zuwendungen erhalten und Minsky selbst Epstein auf dessen Anwesen auf den [[Jungferninseln]] besucht. Als diese Verbindung Ende 2019 bekannt und der Vorwurf erhoben wurde, Minsky habe Sex mit Minderjährigen gehabt bzw. er habe einen sexuellen Übergriff ''(sexual assault)'' begangen, äußerte sich Stallman auf einer [[Mailingliste]] des MIT anlässlich einer Einladung zu einem Protest mit einer Antwort an alle. Dort führte er aus, der Begriff ''assault'' sei vage, und man wisse nicht genau, ob Gewalt im Spiel war.<ref name=":0">Timothy B. Lee: [https://arstechnica.com/tech-policy/2019/09/richard-stallman-leaves-mit-after-controversial-remarks-on-rape/ ''Richard Stallman leaves MIT after controversial remarks on rape.''] ars technica, 17. September 2019; abgerufen am 25. März 2021 (englisch).</ref> Diese Antwort wurde von einer [[Alumna]] aufgegriffen, die in der Folge die Absetzung von Stallman und anderen aus Führungspositionen der Organisationen forderte.<ref>https://www.wetheweb.org/post/cancel-we-the-web</ref> Bei einer weiter zurückgehenden Suche fanden sich weitere Äußerungen von Stallman, die kritikwürdig oder anstößig waren. Die Kampagne wurde daraufhin von vielen Publikationen aufgegriffen und als öffentliche Kontroverse über die Verharmlosung des [[Sexueller Missbrauch von Jugendlichen|sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen]] thematisiert, wobei die Vorwürfe gegen Stallman immer weiter eskalierten bis hin zur Behauptung, Stallman habe Epstein verteidigt, was dieser entschieden von sich wies.<ref name=":0" />
Am 16. September 2019 erklärte Stallman seinen Rücktritt als Präsident der [[Free Software Foundation]], der er seit ihrer Gründung 1985 vorgestanden hatte. Zeitgleich beendete er seine Tätigkeit als Gastwissenschaftler am ''Computer Science and Artificial Intelligence Lab'' des [[Massachusetts Institute of Technology|MIT]].<ref>{{Internetquelle |autor=Ferdinand Thommes |url=https://linuxnews.de/2019/09/richard-stallmans-unwuerdiger-abgang/ |titel=Richard Stallmans unwürdiger Abgang |werk=Linux News |datum=2019-09-17 |sprache=de-DE |abruf=2021-03-23}}</ref>

2018 hielt er einen Vortrag über ''Next Generation Cities'' in der [[Waag (Amsterdam)|Waag]] in [[Amsterdam]].<ref>[https://waag.org/en/article/waag-wemakethecity/ WeMakeThe.City], auf waag.org</ref>

==== Rückkehr zur FSF ====
Nachdem Stallman im März 2021 in den Vorstand der FSF zurückgeholt worden war, forderten über 2000 Unterzeichner eines offenen Briefs, unter anderem [[Mozilla]], das [[Tor (Netzwerk)|Tor]]-Project und [[SUSE (Unternehmen)|SUSE]], seine sofortige Entfernung von allen Führungspositionen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.heise.de/news/Lautstarker-Protest-gegen-Richard-Stallmans-Rueckkehr-zur-FSF-5998079.html |titel=Lautstarker Protest gegen Richard Stallmans Rückkehr zur FSF. |werk=heise.de |abruf=2021-03-25}}</ref> Im Brief wird ihm zahlreiches Fehlverhalten bei seinen Äußerungen zur Last gelegt.<ref>{{Internetquelle |url=https://rms-open-letter.github.io/appendix |titel=Appendix: An open letter to remove Richard M. Stallman from all leadership positions. |sprache=en |abruf=2021-03-25}}</ref> Kurz darauf folgte ein Gegenaufruf, dem bisher zwar keine Organisationen folgten, aber über 6800 Einzelpersonen, vor allem Entwickler, auch solche in prominenten Positionen bei Open-Source-Projekten.<ref>{{Internetquelle |url=https://rms-support-letter.github.io/ |titel=An open letter in support of RMS. |sprache=en |abruf=2021-03-25}}</ref>

==== Erkrankung und erneute Vorwürfe ====
Auf einer Konferenz zum 40. Jahrestag des [[GNU]]-Projektes 2023 gab Stallman bekannt, dass er am [[Follikuläres Lymphom|follikulärem Lymphom]] erkrankt ist und sich in [[Chemotherapie|chemotherapeutischer]] Behandlung befindet.<ref>{{Internetquelle |url=https://news.itsfoss.com/richard-stallman-battling-cancer/ |titel=Richard Stallman is Battling Cancer 😔 |datum=2023-09-29 |sprache=en |abruf=2023-10-03}}</ref> Sein äußerliches Markenzeichen, Vollbart und langes Haar, musste er aufgrund der Behandlung aufgeben.

Am 14. Oktober 2024 veröffentlichten anonyme Aktivisten eine als ''The Stallman Report'' deklarierte [[Landingpage]], die umfangreiche Quellen zur Herleitung kontroverser Positionen und mutmaßlicher Übergriffe Stallmans zusammentrug. Der Report schließt mit Empfehlungen an Stallman und die beteiligten Organisationen und fordert zur Stellungnahme auf.<ref>{{Internetquelle |url=https://stallman-report.org/ |titel=The Stallman report |sprache=en-us |abruf=2024-10-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Stefanie Schmidt |url=https://www.golem.de/sonstiges/zustimmung/auswahl.html?from=https%3A%2F%2Fwww.golem.de%2Fnews%2Frichard-stallman-report-wir-machen-so-lang-weiter-bis-unsere-community-sicher-ist-2410-190269.html |titel=Richard-Stallman-Report. "Wir machen so lang weiter, bis unsere Community sicher ist" |werk=[[Golem.de]] |datum=2024-10-31 |sprache=de |abruf=2024-12-27}}</ref>

== Auszeichnungen und Ehrungen ==
Richard Stallman hat eine Reihe von Ehrungen und Auszeichnungen bekommen. Dazu gehören unter anderem:
* 1986: Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit in der [[Technische Hochschule Chalmers|Chalmers]] Computer Society
* 1990: [[MacArthur Fellowship]]
* 1990: [[Grace Murray Hopper Award]]
* 1996: [[Ehrendoktor]] der [[Königlich Technische Hochschule Stockholm|Königlich Technischen Hochschule Stockholm]]
* 1998: [[EFF Pioneer Award]]
* 1999: Yuri Rubinsky Memorial Award
* 2001: [[Takeda Foundation Award]]
* 2001: Ehrendoktor der [[University of Glasgow]]
* 2002: [[National Academy of Engineering]] Mitgliedschaft
* 2003: Ehrendoktor der [[Vrije Universiteit Brussel]]
* 2004: Ehrendoktor der [[Universidad Nacional de Salta]], in Argentinien
* 2004: Ehrenprofessor der [[Universidad Nacional de Ingeniería]] in Peru
* 2005: Fundazione Pistoletto Preis
* 2007: Ehrenprofessor der [[Universidad Inca Garcilaso de la Vega]] in Peru
* 2007: First Premio Internacional Extremadura al Conocimiento Libre
* 2007: Ehrendoktor der [[Universidad Los Ángeles de Chimbote]] in Peru
* 2007: Ehrendoktor der [[Universität Pavia]] in Italien
* 2008: Ehrendoktor der [[Universidad Nacional de Trujillo]] in Peru
* 2009: Ehrendoktor für Wissenschaft der [[Lakehead University]] in Kanada
* 2011: Ehrendoktor der [[Universidad Nacional de Córdoba]] in Argentinien
* 2013: Aufnahme in die ''Internet Hall of Fame'' der Internet Society<ref>{{Internetquelle |url=https://www.internethalloffame.org//inductees/richard-stallman |titel=Richard Stallman {{!}} Internet Hall of Fame |abruf=2022-05-17}}</ref>
* 2014: Ehrendoktor der Concordia University in Kanada
* 2015: Ehrendoktor der Universidad las Américas in Peru
* 2015: [[ACM Software System Award]]


== Trivia ==
== Trivia ==
[[Datei:Richard Stallman by Anders Brenna 03.jpg|mini|Richard Stallman bei einem Auftritt als St. IGNUcius, einem Heiligen der Kirche von Emacs]]
* Im sogenannten [[Editor War]] gründete Richard Stallman die Emacs-Kirche (The [[Emacs#Humor|Church of Emacs]]) und ernannte sich zum Heiligen I[[GNU]]<nowiki />cius.<ref>[http://stallman.org/saint.html Richard Stallman als Prophet] (englisch)</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://linuxhelp.blogspot.com/2006/04/unabridged-selective-transcript-of.html |titel=The unabridged selective transcript of Richard M Stallman's talk at the ANU |werk=linuxhelp.blogspot.com |datum=2006-04-06 |abruf=2021-10-12 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20111004151936/http://linuxhelp.blogspot.com/2006/04/unabridged-selective-transcript-of.html |archiv-datum=2011-10-04}}</ref>
* In [[Steven Levy]]s Buch ''Hackers'' ist Richard Stallman ein eigenes Kapitel gewidmet.
* Im Rahmen des [[Spacewatch]]-Projektes wurde 1994 ein [[Asteroidengürtel|Hauptgürtel]]-[[Asteroid]] entdeckt, der nach Richard Stallman [[(9882) Stallman]] benannt wurde.<ref name="spacewatch">[https://ssd.jpl.nasa.gov/tools/sbdb_lookup.html#/?sstr=9882 JPL Small-Body Database: 9882 Stallman (1994 SS9)]</ref>
* Der von Stallman geschriebene [[Free Software Song]] hat innerhalb der Hackerkultur eine gewisse Bekanntheit erlangt und kommt in mehreren Dokumentationsfilmen vor.


== Privatleben ==
In [[Steven Levy]]s Buch „Hackers“ ist Richard Stallman ein eigenes Kapitel gewidmet.
Stallman ist Atheist<ref>{{Internetquelle |url=https://stallman.org/rms-lifestyle.html |titel=LifeStyle |abruf=2019-04-18}}</ref> sowie ledig und kinderlos.<ref>{{Internetquelle |url=https://stallman.org/articles/children.html |titel=Why it is important not to have children. |abruf=2019-04-18}}</ref>


== Schriften ==
Der [[Asteroid]] [[Stallman (Asteroid)|9882 Stallman]] ist nach ihm benannt.
* ''[https://shop.fsf.org/product/free-software-free-society-2/ Free Software, Free Society: Selected Essays of Richard M. Stallman, Second Edition.]'' GNU Press, Boston 2010, ISBN 978-0-9831592-0-9.
* ''[https://www.archive.org/details/punkcast905 What's GNU?]'' Rede über Freie Software und die Geschichte des GNU-Projekts.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Copyleft]]
* [[Eric S. Raymond]]
* [[Linus Torvalds]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Sam Williams: [[Free as in Freedom]]''[https://shop.fsf.org/product/free-as-in-freedom-2/ (2.0): Richard Stallman and the Free Software Revolution.]'' GNU Press, Boston 2010, ISBN 978-0-9831592-1-6.
** deutsche Übersetzung: ''[https://raw.githubusercontent.com/yadayada/faif/master/faif.pdf Frei wie in Freiheit – Richard Stallmans Kreuzzug für freie Software]'', 2012
* Christian Imhorst: ''Die Anarchie der Hacker. Richard Stallman und die Freie-Software-Bewegung.'' Tectum Wissenschaftsverlag, Marburg 2004, ISBN 3-8288-8769-4 (Auch kostenfrei als E-Book [https://texte.datenteiler.de/die-anarchie-der-hacker-ebook/ html] [http://texte.datenteiler.de/wp-content/uploads/2010/05/DAdH.pdf PDF] [http://texte.datenteiler.de/wp-content/uploads/2010/05/DAdH.epub EPUB] unter einer [[Creative Commons|CC-Lizenz]] erhältlich. Zusammenfassung in ''[https://texte.datenteiler.de/anarchie-und-quellcode-2/ Anarchie und Quellcode]'', [[GNU-Lizenz für freie Dokumentation|GFDL]]).


;Interviews
* Sam Williams: ''Free as in Freedom. Richard Stallman’s Crusade for Free Software''. O’Reilly 2002. ISBN 0-596-00287-4 – Volltext unter http://www.oreilly.com/openbook/freedom/
* {{cite news
* Ausschnitte aus Interviews mit Richard Stallman finden sich in dem Dokumentarfilm ''[[Revolution OS]]'' und der Fernseh-Dokumentation ''[[Codename: Linux]]''.
| title = Ein Gespräch mit Richard Stallman (Januar 2000)
* Die Rede "What's GNU?" von Richard Stallman über Freie Software und die Geschichte des GNU-Projekt, [http://www.archive.org/details/punkcast905 online verfügbar].
| language = de
* Christian Imhorst: ''Die Anarchie der Hacker – Richard Stallman und die Freie-Software-Bewegung''. Tectum Verlag 2004. ISBN 3-8288-8769-4 – Zusammenfassung in [http://www.imhorst.net/?page_id=4 Anarchie und Quellcode], erhältlich unter der [[GFDL]]
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}}
* Ausschnitte aus weiteren Interviews mit Richard Stallman finden sich in dem Dokumentarfilm ''[[Revolution OS]]'' (2001) und der Fernseh-Dokumentation ''[[Codename: Linux]]'' (2001).


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|124015891}}
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* [https://www.stallman.org/ Website von Richard Stallman] (englisch)
* {{PND|124015891}}
* [https://www.gnu.org/philosophy/philosophy.de.html Aufsätze über die ''Philosophie des GNU-Projekts'']
* [http://www.stallman.org Persönliche Homepage von RMS]
* [https://www.stallman.org/#books Bücher über die ''Philosophie von Softwarefreiheit''], von Stallman, veröffentlicht von [https://shop.fsf.org/collection/books-docs GNU Press] (englisch)
* [http://www.conley.de/a_texte/2000-01-27_stallman.html Interview vom Januar 2000] Patrick Conley, ''Computer Channel''
* [https://www.gnu.org/audio-video/philosophy-recordings.html Video- und Audio-Präsentationen von Stallman]
* [http://radiotux.de/interviews/richard_stallman_gnu.ogg Interview mit Richard Stallman] von [[RadioTux]] und dem [[ORF]] auf der Wikimania 2005
* [http://archiv.ulm.ccc.de/chaosseminar/200411-rms/ Vortrag beim CCC Ulm]
* [https://www.fsf.org/blogs/rms/ Stallman's FSF blog]
* [http://linuxhelp.blogspot.com/2006/04/unabridged-selective-transcript-of.html Vortrag an der Australian National University]
[[Kategorie:Hacker|Stallman, Richard]]
[[Kategorie:Informatiker|Stallman, Richard]]
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== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 7. Juni 2025, 04:35 Uhr

Richard Stallman (2024)

Richard Matthew Stallman (* 16. März 1953 in New York City, USA, auch unter den Initialen rms bekannt) ist ein US-amerikanischer Aktivist und Programmierer, der im September 1983 die Freie-Software-Bewegung gründete.[1][2]

In Schriften und auf Vorträgen, die überwiegend von der Free Software Foundation organisiert werden,[3] formuliert Stallman vier Freiheiten, mit denen er Freie Software definiert: Die Freiheit, Software nach eigenen Wünschen einzusetzen, den Programmcode einsehen und nach den eigenen Bedürfnissen verändern zu können und veränderte Versionen der Software an andere weiterzugeben.[2] Für Stallman seien diese Freiheiten eine ethische Notwendigkeit.[4][5][6][7][8][9] Durch die Gründung des GNU-Projekts und die Entwicklung des GNU C Compilers, des GNU Debuggers, verschiedener Werkzeuge der GNU coreutils und des Editors GNU Emacs galt er als einer der einflussreichsten und produktivsten Programmierer.[10] Seit 2008 trägt er nicht mehr aktiv zur Programmierung von Software-Projekten bei, sondern ist hauptsächlich als Aktivist für Freie Software tätig (durch Präsentationen, Kampagnen usw.).[11]

Stallman vertritt die Ansicht, dass jegliche Software von ihren Nutzern (womit auch Entwickler gemeint sind) in seinem Sinne „frei“ nutzbar sein soll.

Stallman definiert Vier Freiheiten,[12] die allen Nutzern zustehen sollen:

  • Die Software beliebig auszuführen
  • Die Software und ihren Quellcode zu untersuchen
  • Kopien der Software an Andere weiterzugeben
  • Die Software zu modifizieren und Modifikationen weiterzugeben

Software, welche diese Freiheiten (über ihre Lizenz) rechtlich gewährleistet, wird von ihm Freie Software (Free Software) genannt. Stallman positioniert sich explizit gegen jegliche proprietäre Software und deren Verwendung. Dazu zählt er alle Software, die dem Nutzer eine oder mehrere der Freiheiten verwehrt, z. B. durch restriktive Endbenutzer-Lizenzverträge, Geheimhaltungsverträge, Produktaktivierungen, Dongles, Kopiersperren, proprietäre Formate oder den Vertrieb von binären ausführbaren Programmen ohne Source code.

Stallman sieht ein soziales und ethisches Grundprinzip hinter diesen Freiheiten: Freie Software – und damit auch ihre Entwickler – würde die Freiheit und Gemeinschaft der Endnutzer schätzen und respektieren und ein Umfeld schaffen, das Unabhängigkeit, Gemeinschaft, Zusammenarbeit, Solidarität und Austausch ermögliche.[5][6][7] Diese Werte sind auch im GNU-Projekt und der Free Software Foundation (welche Stallman gegründet hat) vertreten.[4][8][9][13]

Im September 1983 gründete Stallman das GNU-Projekt mit dem Ziel, ein unixähnliches Betriebssystem zu entwickeln, das den Benutzern die Vier Freiheiten gibt. Er ist leitender Architekt und Organisator des GNU-Projekts und entwickelte eine Reihe seiner weit verbreiteten Bestandteile, darunter die GNU Compiler Collection, den GNU Debugger sowie verschiedene Werkzeuge der GNU coreutils und den Editor GNU Emacs.

Stallman entwickelte Lizenzen für Freie Software, welche rechtlich sicherstellen sollen, dass die Software in seinem Sinne „frei“ ist. Die bekannteste dieser Lizenzen ist die GNU General Public License (GPL). Diese Lizenz verwendet Stallmans Konzept des Copyleft, das verbietet, dass die Software als Teil proprietärer Software verwendet werden darf. Damit soll verhindert werden, dass dem Nutzer die Freiheiten entzogen werden können.

Mit dem Start des GNU-Projektes initiierte er eine Bewegung für Freie Software, im Oktober 1985 gründete er die Free Software Foundation.

Stallman verwendet das Wort „frei“ („free“) fast immer, um sich auf Freiheit und eben nicht auf Preis zu beziehen. Beispiele sind „Freie Software“ und „Freie Werke“, worunter Stallman Werke meint, die die Nutzer weiter kopieren und vertreiben dürfen, und auch die Möglichkeit haben, sie zu untersuchen und zu ändern. Wenn er von monetären Kosten spricht, verwendet Stallman stattdessen meist die Wörter „gratis“ oder „keine Kosten“ („zero price“).

Seit Mitte der 1990er-Jahre ist Stallman hauptsächlich politisch als Aktivist für Freie Software tätig. Er bekämpft in Kampagnen Entwicklungen, die aus seiner Sicht die Freiheiten von Entwicklern, Softwarenutzern und der Gesellschaft gefährden. Dazu gehören Softwarepatente, Digitale Rechteverwaltung und Erweiterungen des Urheberrechts.[14]

Freie-Software-Bewegung

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Stallman ist einer der Begründer der Freie-Software-Bewegung. Er schrieb Grundlagentexte zur Idee der freien Software und war maßgeblicher Autor der damit verbundenen Copyleft-Lizenzen.

Stallman legt großen Wert auf eine spezifische Wortwahl bei der Bezeichnung von Konzepten und Projekten, weil mit den von ihm gewählten Begriffen untrennbar die ursprünglich zugrundeliegenden Ideale verbunden seien. So legt er zum Beispiel großen Wert darauf, von Freier Software statt Open Source zu sprechen, da nicht die bloße Quelloffenheit das ursprüngliche Anliegen sei, sondern die Freiheiten, die die Software dem Benutzer gebe. Dies werde mit einer einseitigen Fokussierung auf das Offenliegen des Quellcodes verdeckt (siehe Kapitel Begriffsproblem im Artikel Open Source). Er besteht auch auf der Bezeichnung GNU/Linux anstelle von Linux für Betriebssysteme mit dem Linux-Kernel, da diese maßgeblich auf der Arbeit des GNU-Projekt aufbauten (siehe GNU/Linux-Namensstreit).

MIT und GNU-Projekt

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Stallman arbeitete Anfang der 1970er-Jahre im AI Lab (Abteilung für Künstliche Intelligenz) des Massachusetts Institute of Technology zusammen mit einer Gruppe von Programmierern, die sich selbst als Hacker bezeichneten. Ihre Hackergemeinschaft lebte eine sehr rigorose Philosophie des unbegrenzten Informationsflusses. In den folgenden Jahren gab es in der Softwarebranche einen aus Stallmans Sicht entscheidenden Wandel: Viele Firmen begannen, Software nicht mehr in der bis dahin weitgehend üblichen Form von Quelltexten auszuliefern, sondern in Form eines rein maschinenlesbaren Formates, dem sogenannten binären Format. Auch statteten von nun an einige Firmen ihre Software mit Lizenzen aus, die es den Anwendern verboten, die Programme weiterzuverteilen oder die Programme selbst zu verändern.

Stallman empfand diesen Verlust der Kontrolle von Benutzern über ihre eingesetzte Software als eine Einschränkung ihrer Freiheit. Um dem Trend entgegenzusteuern, schuf er 1989 eine Lizenz, die unter dem Namen GNU General Public License (GNU GPL) bekannt wurde. Diese Lizenz garantiert Anwendern weitgehende Rechte über ihre Software und stellt sicher, dass die gleichen Rechte auch in Zukunft und für sämtliche Erweiterungen, die von Dritten an dieser Software vorgenommen wurden, ebenfalls gelten (Copyleft-Prinzip).

Er kündigte 1984 seine Stelle am MIT und arbeitete mehrere Jahre lang daran, ein Betriebssystem zu programmieren, das vollständig aus freier Software bestehen sollte. Zu dem Zweck veröffentlichte er 1985 sein GNU Manifesto,[15] in dem er die Grundzüge des Systems, das GNU heißen sollte, festlegte. Der Name GNU ist ein rekursives Akronym (GNU is Not Unix), was einerseits auf die Unix-Kompatibilität, andererseits auf die Abgrenzung zu allen unfreien Unix-Varianten hinweisen sollte. In dieser Zeit entwickelte er unter anderem die erste Version von GNU Emacs (ein komplexer, programmierbarer Texteditor), den GNU Debugger (GDB), den ersten freien plattformübergreifenden C-Compiler (heute gcc) sowie verschiedene für eine Unix-Umgebung benötigte Hilfsprogramme.

Er verblieb bis 2019 als freier Wissenschaftler mit dem Computer Science & Artificial Intelligence Lab (CSAIL) verbunden,[16] trat nach umstrittenen Äußerungen zu Jeffrey Epstein zurück.[17] Ebenso trat er als Präsident der Free Software Foundation zurück.[18][19]

Zeitgenössische Rolle in der FLOSS-Bewegung

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Richard Stallman bei seiner Rede Copyright and Community auf der Wikimania 2005

Einige von Stallmans Positionen gelten als kontrovers. Er grenzt die Freie-Software-Bewegung z. T. von der Open-Source-Bewegung ab. Bei der Entwicklung von Software arbeiten diese beiden Bewegungen jedoch meist sehr eng zusammen (→ Siehe auch: Free/Libre Open Source Software).

Stallman engagiert sich gegen die Verbreitung von Digital-Rights-Management-Systemen und die Einrichtung von Softwarepatenten innerhalb der Europäischen Union und reist daher oft quer durch Europa, aber auch nach Asien und Südamerika, um Vorträge über diese Themen zu halten.

Des Weiteren kritisiert er, dass bei Verwendung von JavaScript in Webseiten für den Benutzer nicht leicht erkennbar ist, ob es sich dabei um freie oder nicht-freie Software handelt. Den Nutzern sei aufgrund der „Stille des Browsers“ gar nicht bewusst, dass viele nicht-freie Programme im Web-Browser ausgeführt würden.[20]

In einem Interview im Januar 2010 sagte er, er nutze explizit ein Lemote Yeeloong[21] Netbook mit gNewSense[21] als Betriebssystem. Der Grund dafür sei, dass beides ausschließlich aus freier Software bestehe.

Er war bis Ende Februar 2011 Mitarbeiter des südamerikanischen Nachrichten- und Kulturkanals Telesur.[22]

Im Oktober 2011 zitierte er zum Tode von Steve Jobs die Aussage von Chicagos Bürgermeister Harold Washington über dessen korrupten Vorgänger Richard J. Daley: „Ich freue mich nicht darüber, dass er tot ist, aber ich bin froh, dass er weg ist.“,[23] ein Kommentar, der von der Öffentlichkeit kontrovers aufgenommen wurde.[24][25][26]

Rücktritt aus der MIT und FSF

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Richard Stallman war mit seinem Kollegen Marvin Minsky bis zu dessen Tod 2016 befreundet gewesen. Minsky war in die Affäre um Jeffrey Epstein verwickelt: sein Lehrstuhl hatte finanzielle Zuwendungen erhalten und Minsky selbst Epstein auf dessen Anwesen auf den Jungferninseln besucht. Als diese Verbindung Ende 2019 bekannt und der Vorwurf erhoben wurde, Minsky habe Sex mit Minderjährigen gehabt bzw. er habe einen sexuellen Übergriff (sexual assault) begangen, äußerte sich Stallman auf einer Mailingliste des MIT anlässlich einer Einladung zu einem Protest mit einer Antwort an alle. Dort führte er aus, der Begriff assault sei vage, und man wisse nicht genau, ob Gewalt im Spiel war.[27] Diese Antwort wurde von einer Alumna aufgegriffen, die in der Folge die Absetzung von Stallman und anderen aus Führungspositionen der Organisationen forderte.[28] Bei einer weiter zurückgehenden Suche fanden sich weitere Äußerungen von Stallman, die kritikwürdig oder anstößig waren. Die Kampagne wurde daraufhin von vielen Publikationen aufgegriffen und als öffentliche Kontroverse über die Verharmlosung des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen thematisiert, wobei die Vorwürfe gegen Stallman immer weiter eskalierten bis hin zur Behauptung, Stallman habe Epstein verteidigt, was dieser entschieden von sich wies.[27] Am 16. September 2019 erklärte Stallman seinen Rücktritt als Präsident der Free Software Foundation, der er seit ihrer Gründung 1985 vorgestanden hatte. Zeitgleich beendete er seine Tätigkeit als Gastwissenschaftler am Computer Science and Artificial Intelligence Lab des MIT.[29]

2018 hielt er einen Vortrag über Next Generation Cities in der Waag in Amsterdam.[30]

Rückkehr zur FSF

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Nachdem Stallman im März 2021 in den Vorstand der FSF zurückgeholt worden war, forderten über 2000 Unterzeichner eines offenen Briefs, unter anderem Mozilla, das Tor-Project und SUSE, seine sofortige Entfernung von allen Führungspositionen.[31] Im Brief wird ihm zahlreiches Fehlverhalten bei seinen Äußerungen zur Last gelegt.[32] Kurz darauf folgte ein Gegenaufruf, dem bisher zwar keine Organisationen folgten, aber über 6800 Einzelpersonen, vor allem Entwickler, auch solche in prominenten Positionen bei Open-Source-Projekten.[33]

Erkrankung und erneute Vorwürfe

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Auf einer Konferenz zum 40. Jahrestag des GNU-Projektes 2023 gab Stallman bekannt, dass er am follikulärem Lymphom erkrankt ist und sich in chemotherapeutischer Behandlung befindet.[34] Sein äußerliches Markenzeichen, Vollbart und langes Haar, musste er aufgrund der Behandlung aufgeben.

Am 14. Oktober 2024 veröffentlichten anonyme Aktivisten eine als The Stallman Report deklarierte Landingpage, die umfangreiche Quellen zur Herleitung kontroverser Positionen und mutmaßlicher Übergriffe Stallmans zusammentrug. Der Report schließt mit Empfehlungen an Stallman und die beteiligten Organisationen und fordert zur Stellungnahme auf.[35][36]

Auszeichnungen und Ehrungen

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Richard Stallman hat eine Reihe von Ehrungen und Auszeichnungen bekommen. Dazu gehören unter anderem:

Richard Stallman bei einem Auftritt als St. IGNUcius, einem Heiligen der Kirche von Emacs

Stallman ist Atheist[41] sowie ledig und kinderlos.[42]

Interviews
  • Patrick Conley: Ein Gespräch mit Richard Stallman (Januar 2000) (Memento des Originals vom 3. März 2000 im Internet Archive) In: Computer Channel. Abgerufen am 20. August 2023 
  • Ausschnitte aus weiteren Interviews mit Richard Stallman finden sich in dem Dokumentarfilm Revolution OS (2001) und der Fernseh-Dokumentation Codename: Linux (2001).
Commons: Richard Stallman – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sam Williams: Free as in Freedom. O’Reilly, 2002, ISBN 0-596-00287-4, Kap. 7 (englisch, oreilly.com).
  2. a b Free software and the four freedoms, Video-Vortrag von Richard Stallman, abgerufen am 26. Januar 2019.
  3. Stallman als Unterstützer und Referent der FSF
  4. a b „Freie Software ist nicht nur eine technische, sondern eine ethische, soziale und politische Frage. Es ist eine Frage der Menschenrechte, die Nutzer von Software haben sollten. Freiheit und Zusammenarbeit sind unerlässliche Werte von Freie Software. Das GNU System realisiert diese Werte und das Prinzip des Teilens, da gemeinsame Nutzung gut und nützlich für den menschlichen Fortschritt ist.“ Freie Software und Bildung (gnu.org)
  5. a b „Diese Freiheiten sind von entscheidender Bedeutung. Sie sind nicht nur für das Wohl des Einzelnen wichtig, sondern für die Gesellschaft als Ganzes, weil sie die soziale Solidarität fördert – also Austausch und Zusammenarbeit. Sie werden umso wichtiger, da immer größere Bereiche unserer Kultur und unseres Lebens digitalisiert werden. In einer Welt der digitalen Klänge, Bilder und Worte wird Freie Software immer wichtiger für die Freiheit im Allgemeinen.“ Warum Open Source das Ziel von Freie Software verfehlt (gnu.org)
  6. a b „If the program gives you these four freedoms then it's free software, which means the social system of its distribution and use is an ethical system, one which respects the user's freedom and the social solidarity of the user's community“ Copyright versus Community in the Age of Computer Networks (gnu.org)
  7. a b If one of these freedoms is substantially missing – is insufficiently available – then the program is proprietary software, which means it is distributed in an unethical system and therefore should not be used and should not be developed at all. […] Freedom two is essential on fundamental ethical grounds, so that you can live an upright, ethical life as a member of your community. If you use a program that does not give you freedom number two, you're in danger of falling at any moment into a moral dilema […] Our responsibility as ethical beings is to do right, whether it's being rewarded or not. And that's why I made a decision long ago that I would develop Free Software or no software Transcript of Richard Stallman on the Free Software movement, Zagreb; 9. März 2006
  8. a b „To use free software is to make a political and ethical choice asserting the right to learn, and share what we learn with others. Free software has become the foundation of a learning society where we share our knowledge in a way that others can build upon and enjoy.“ What is free software? (fsf.org)
  9. a b „Freie Software zu benutzen heißt, eine politische und ethische Entscheidung für Ihr Recht zu treffen, etwas zu lernen und das, was Sie lernen, mit anderen zu teilen.“ (Online; Übersetzung von www.fsf.org/about/what-is-free-software)
  10. „Richard Stallman ist einer der einflußreichsten und produktivsten Programmierer von heute.“ Übersetzung aus dem Englischen: Richard Stallman (Memento vom 21. September 2013 im Internet Archive) by James Hartnett
  11. Richard Stallman: How I do my computing (englisch)
  12. Philosophie des GNU-Projekts
  13. Mitschrift einer Rede von Richard Stallman über die Freie-Software-Bewegung; 9. März 2006
  14. Richard M. Stallman: Free Software, Free Society: Selected Essays of Richard M. Stallman. 2. Auflage. GNU Press, Boston 2010, ISBN 978-0-9831592-0-9 (englisch, fsf.org).
  15. https://www.gnu.org/gnu/manifesto.de.html
  16. Richard Stallman | MIT CSAIL. Abgerufen am 17. September 2019.
  17. 2019: July - October Political Notes - Richard Stallman. Abgerufen am 17. September 2019.
  18. Richard M. Stallman resigns. Abgerufen am 17. September 2019.
  19. Nach Epstein-Kommentaren: Stallman zieht sich aus FSF-Führung zurück. Abgerufen am 17. September 2019.
  20. Richard Stallman: The Javascript Trap; gnu.org, 4. März 2009.
  21. a b Richard Stallman: Freedom campaigner. In: Uses This. 23. Januar 2010, abgerufen am 10. Mai 2019 (englisch, Interview).
  22. Richard Stallman: Political notes from 2010: November – February: 26 February 2011 (Telesur Propaganda)
  23. Richard Stallman: Political notes from 2011: July – October: 06 October 2011 (Steve Jobs)
  24. Achim Sawall: Richard Stallman: „Ich bin froh, dass Steve Jobs weg ist“; golem.de, 11. Oktober 2011
  25. Michael Hiltzik: Richard Stallman’s dissenting view on Steve Jobs; Los Angeles Times, 8. Oktober 2011
  26. Joe Brockmeier: Why FSF Founder Richard Stallman is Wrong on Steve Jobs. In: readwriteweb.com. 7. Oktober 2011, abgerufen am 10. Mai 2019 (englisch).
  27. a b Timothy B. Lee: Richard Stallman leaves MIT after controversial remarks on rape. ars technica, 17. September 2019; abgerufen am 25. März 2021 (englisch).
  28. https://www.wetheweb.org/post/cancel-we-the-web
  29. Ferdinand Thommes: Richard Stallmans unwürdiger Abgang. In: Linux News. 17. September 2019, abgerufen am 23. März 2021 (deutsch).
  30. WeMakeThe.City, auf waag.org
  31. Lautstarker Protest gegen Richard Stallmans Rückkehr zur FSF. In: heise.de. Abgerufen am 25. März 2021.
  32. Appendix: An open letter to remove Richard M. Stallman from all leadership positions. Abgerufen am 25. März 2021 (englisch).
  33. An open letter in support of RMS. Abgerufen am 25. März 2021 (englisch).
  34. Richard Stallman is Battling Cancer 😔. 29. September 2023, abgerufen am 3. Oktober 2023 (englisch).
  35. The Stallman report. Abgerufen am 15. Oktober 2024 (amerikanisches Englisch).
  36. Stefanie Schmidt: Richard-Stallman-Report. "Wir machen so lang weiter, bis unsere Community sicher ist". In: Golem.de. 31. Oktober 2024, abgerufen am 27. Dezember 2024.
  37. Richard Stallman | Internet Hall of Fame. Abgerufen am 17. Mai 2022.
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