„Zweite Wiener Türkenbelagerung“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K →Der Ablauf vor der Belagerung: Linkfix |
Prüm (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{österreichbezogen}} |
|||
{{Schlacht| |
|||
{{Infobox Militärischer Konflikt |
|||
SCHLACHT_NAME=Zweite Türkenbelagerung von Wien |
|||
|KONFLIKT= Zweite Wiener Türkenbelagerung |
|||
|BILD=Bitwa pod Wiedniem Brandt.jpg |
|||
|TEILVON= [[Großer Türkenkrieg]] (1683–1699) |
|||
|BILDBESCHREIBUNG=Belagerung Wiens (Gemälde von [[Józef Brandt]]) |
|||
|BILD= Vienna Battle 1683.jpg |
|||
|KONFLIKT=[[Türkenkriege]] (1683-1699) |
|||
|BILDBREITE= |
|||
|DATUM=[[15. Juli]]–[[12. September]] [[1683]] |
|||
|BESCHREIBUNG= Zeitgenössisches Gemälde der Belagerung Wiens von 1683.<br />Im Vordergrund das Entsatzheer von König [[Johann III. Sobieski]] in der Schlacht gegen die Osmanen, im Hintergrund die belagerte Stadt. |
|||
|ORT=[[Österreich]], [[Wien]] |
|||
|DATUM= [[14. Juli]] |
|||
|ERGEBNIS=Die Osmanen werden vom<br/>[[Entsatzheer]] geschlagen. |
|||
|DATUMBIS= [[12. September]] [[1683]] |
|||
|KONTRAHENT1=[[Osmanen|Osmanisches Reich]] und seine Vasallen ([[Siebenbürgen]], [[Walachei]], [[Fürstentum Moldau|Moldau]], [[Khanat der Krim]]) |
|||
|ORT= [[Österreich]], [[Wien]] |
|||
|KONTRAHENT2=[[HRR|Heiliges Römisches Reich]] und seine Verbündete ([[Polen-Litauen]], [[Republik Venedig]], [[Kirchenstaat]]) |
|||
|CASUS= |
|||
|KOMMANDEUR1=Großwesir [[Kara Mustafa|Kara Mustafa Pascha]] |
|||
|GEBIETE= |
|||
|KOMMANDEUR2=Graf [[Ernst Rüdiger von Starhemberg]], König [[Jan Sobieski]] (Entsatzheer) |
|||
|AUSGANG= Die Osmanen werden vom [[Entsatzheer]] geschlagen. |
|||
|TRUPPENSTAERKE1=ca. 200.000<br>mit Tross 300.000 |
|||
|FOLGEN= |
|||
|TRUPPENSTAERKE2=ca. 20.000 in Wien und ca. 80.000 Entsatzheer |
|||
|FRIEDENSSCHLUSS= |
|||
|VERLUSTE1=unbekannt |
|||
|KONTRAHENT1= {{TUR-1453}} ([[Fürstentum Siebenbürgen|Siebenbürgen]], [[Fürstentum Walachei|Walachei]], [[Fürstentum Moldau|Moldau]], [[Khanat der Krim]]) |
|||
|VERLUSTE2=15.000 |
|||
|KONTRAHENT2= {{DEU-1400}}<br />{{POL-1569}}<br />[[Datei:Flag of the Papal States (pre 1808).svg|20px]] [[Kirchenstaat]]<br />{{IT-34-697}} |
|||
|FARBSCHEMA=background:#cccccc |
|||
|BEFEHLSHABER1= Großwesir [[Kara Mustafa]] Pascha |
|||
|}} |
|||
|BEFEHLSHABER2= In Wien:<br />Graf [[Ernst Rüdiger von Starhemberg (Feldmarschall)|Ernst Rüdiger von Starhemberg]]<br />Entsatzheer:<br />König [[Johann III. Sobieski]]<br />Herzog [[Karl V. (Lothringen)|Karl V. von Lothringen]] |
|||
|TRUPPENSTÄRKE1= ca. 120.000<ref name="RillMajoros">Bernd Rill, Ferenc Majoros: ''Das Osmanische Reich 1300–1922.'' Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-25-8, S. 280–285.</ref> |
|||
|TRUPPENSTÄRKE2= 16.200<ref name="Winkelbauer">[[Thomas Winkelbauer]]: ''Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter, Teil 1''. In: [[Herwig Wolfram]] (Hrsg.): ''Österreichische Geschichte 1522–1699''. Wien 2004, ISBN 3-8000-3528-6, S. 164.</ref> –30.000<ref name="RillMajoros" /> in Wien und 60.000–70.000<ref name="RillMajoros" /> Entsatzheer |
|||
|VERLUSTE1= 30.000<ref>Düriegl 1983, S. 77, wobei es sich „nur“ um die angeblich bis 12. August 1683 eingetretenen Verluste handelt.</ref> –50.000<ref>Ernst Joseph Görlich und Felix Romanik: ''Geschichte Österreichs.'' Tosa Verlag, Wien 1995 (Orig.: 1970), S. 234. Die beiden Autoren stützen sich dabei offenbar auf eine Quelle aus dem Jahr 1683, in der die türkischen Verluste bis 7. September mit 48.544 Mann angegeben werden.</ref> |
|||
|VERLUSTE2= 15.000 |
|||
|NOTIZEN= |
|||
|ÜBERBLICK= |
|||
{{Linkbox Großer Türkenkrieg}} |
|||
}} |
|||
Die '''Zweite Wiener Türkenbelagerung''' oder '''Zweite Wiener Osmanenbelagerung'''<ref>Eva Maria Müller: ''Österreich und die Osmanen : Geschichtsunterricht in der Neuen Mittelschule in Graz''. Diplomarbeit, Universität Graz - Institut für Geschichte, Betreuer: Klaus-Jürgen Hermanik, Graz 2015, S. 31ff. [https://permalink.obvsg.at/AC12680466]</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Ljubiša Buzić, Interviewpartner: Simon Inou |url=http://archiv.kosmo.at/news/Schluss-mit-der-Tuerkenbelagerung |titel=Schluss mit der „Türkenbelagerung“ |werk=KOSMO |hrsg=Twist Zeitschriften Verlag GmbH |datum=2014-03-21 |abruf=2019-09-03 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190903001034/http://archiv.kosmo.at/news/Schluss-mit-der-Tuerkenbelagerung |archiv-datum=2019-09-03 |offline=ja |archiv-bot=2024-06-21 17:04:02 InternetArchiveBot }}</ref> im Jahr 1683 war – wie die [[Erste Wiener Türkenbelagerung|erste von 1529]] – ein erfolgloser Versuch des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reichs]], [[Wien]] einzunehmen. Sie dauerte vom 14. Juli bis zum 12. September, als ein von [[Polen-Litauen|Polens]] König [[Johann III. Sobieski]] befehligtes [[Entsatz|Entsatzheer]] die [[osmanische Armee]] des [[Wesir#Großwesir|Großwesirs]] [[Kara Mustafa Pascha]] in der [[Schlacht am Kahlenberg]] zum Rückzug zwang. |
|||
Die '''Zweite Wiener Türkenbelagerung''' fand von [[15. Juli]] bis [[12. September]] [[1683]] statt. |
|||
Unter dem Stadtkommandanten [[Ernst Rüdiger von Starhemberg (Feldmarschall)|Ernst Rüdiger von Starhemberg]] wurde Wien, damals [[Residenzstadt#Österreich|Residenzstadt]] des [[Römisch-deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaisers]], zwei Monate lang gegen ein rund 120.000 Mann starkes [[Belagerung]]sheer verteidigt. Zum Entsatz der Stadt verbündeten sich erstmals Truppen des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reiches]] mit solchen aus [[Polen-Litauen]]. Weitere Unterstützung leisteten die [[Republik Venedig]] und der [[Kirchenstaat]]. |
|||
Schon [[1529]] zur [[Erste Türkenbelagerung|Ersten Wiener Türkenbelagerung]] war es zu einer ähnlichen Situation gekommen, doch hatten sich die [[Österreicher]] gegen die knapp 100.000 Mann (manche Quellen: 150.000) starke Heeresmacht mit etwas Glück selbst behaupten können. Diesmal jedoch war das [[Osmanisches Reich|Osmanische Reich]] mit knapp 200.000 Mann (mit [[Tross]] 300.000 Mann) angerückt. |
|||
Die Reichshaupt- und [[Residenzstadt]] [[Wien]] galt den Osmanen in mehrfacher Hinsicht als ideales Ziel des Heereszugs, der 1683 von [[Edirne]] nahe der heutigen Grenze [[Bulgarien]]s begonnen hatte. |
|||
== Ausgangssituation == |
== Ausgangssituation == |
||
[[Datei:Ottoman empire de.svg|mini|[[Osmanisches Reich]] 1683]] |
|||
[[Datei:HRR 1648.png|mini|[[Heiliges Römisches Reich]] 1648]] |
|||
Die [[Osmanisches Reich#16. und 17. Jahrhundert|Expansionspolitik der Osmanen]] hatte bereits ihren Höhepunkt erreicht. Der größte Teil des [[Königreich Ungarn|Königreichs Ungarn]] unterstand ab 1541 der osmanischen Kontrolle, teils direkt (Zentralungarn), teils als [[Vasall]] ([[Fürstentum Siebenbürgen]]); die unterworfenen ungarischen Gebiete lieferten – da vertraglich dazu verpflichtet – Geld und teilweise auch Truppen. Der [[Kulturapfel#Goldener Apfel|Goldene Apfel]], wie die Osmanen Wien zu dieser Zeit nannten, schien ihnen zum Greifen nahe. |
|||
1672 überfielen die Osmanen die damals zu [[Polen-Litauen]] gehörende [[Rechtsufrige Ukraine]], eroberten die Festung [[Kamjanez-Podilskyj|Kamieniec Podolski]] und stießen bis [[Lwiw|Lemberg]] in [[Galizien]] vor. Das durch [[Lubomirski-Konföderation|innere Konflikte]] zerrissene, besonders durch die Kriege der „[[Schwedische Sintflut|Blutigen Sintflut]]“ zerrüttete und militärisch geschwächte Land schloss im [[Vertrag von Buczacz]] einen Vorfriedensvertrag. In diesem Abkommen verpflichteten sich die Polen, [[Podolien]] mit Kamieniec Podolski sowie die Rechtsufrige Ukraine an die [[Saporoger Kosaken]] unter [[Hetman]] [[Petro Doroschenko|Doroschenko]], die osmanische Vasallen waren, abzutreten. Zusätzlich verpflichtete sich das Land, einen jährlichen [[Tribut]] an den osmanischen [[Sultan]] zu leisten. Die Verweigerung der [[Ratifikation]] des Buczaczer Vertrages durch den polnischen [[Sejm|Reichstag]] führte zum Ausbruch erneuter Kriegshandlungen. 1673 führten die Polen unter ihrem Feldmarschall [[Johann III. Sobieski|Johann (Jan) III. Sobieski]] wieder ein Heer gegen die Osmanen und schlugen sie bei [[Chotyn]]. |
|||
Dennoch setzte sich der Krieg in den nächsten Jahren mit unverminderter Härte fort. Nach wechselvollen Kämpfen wurde der [[Osmanisch-Polnischer Krieg 1672–1676|Osmanisch-Polnische Krieg]] schließlich 1676 im [[Vertrag von Żurawno]] zu vorteilhafteren Bedingungen für die Polen als im Vertrag zu Buczacz beendet. Die Osmanen blieben dennoch weiter eine Bedrohung für Polen.<ref>Klaus-Peter Matschke: ''Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege.'' Artemis und Winkler, Düsseldorf 2004, S. 360 f.</ref> |
|||
Die Expansionspolitik der Osmanen hatte ihren Höhepunkt erreicht. Der größte Teil des [[Königreich Ungarn|Königreichs Ungarn]] unterstand ab 1541 der osmanischen Kontrolle, teils direkt (Zentralungarn), teils als [[Vasall]] (Fürstentum Siebenbürgen); die unterworfenen ungarischen Gebiete lieferten – da vertraglich dazu verpflichtet – Geld und teilweise auch Truppen. Der Goldene Apfel (wie die Moslems Wien und Rom nannten) war zum Greifen nahe. |
|||
Das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] unter dem [[Habsburg|Habsburger]] Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopold I.]] war durch [[Religionskrieg]]e und den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] zerrüttet sowie durch die [[Pest in Wien|Pestepidemie]] von 1679 geschwächt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.wien-vienna.at/tuerkenkriege2.htm |text=wien-vienna.at: Türkenbelagerung – Die Heere |wayback=20120205201619}}</ref> Im [[Königliches Ungarn|königlichen Ungarn]] hatten die katholischen Habsburger außerdem den protestantischen Adel lange unterdrückt. Dieser erhob sich schließlich 1678–1682 im [[Kuruzen]]-Aufstand unter der Führung von [[Emmerich Thököly]] gegen den Kaiser.<ref>[[Slowakei in der frühen Neuzeit#Aufstand von Emmerich Thököly (1678–1687/1688) und zweiter Türkenkrieg (1683–1699)|Slowakei in der frühen Neuzeit]]</ref> |
|||
[[Bild:Ottoman 1683.png|thumb|300px|Osmanische Reich 1683]] |
|||
Das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] war durch seine [[Religionskrieg]]e und den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] zerrüttet und eine [[Pest in Wien|Pestepidemie]] 1679 geschwächt<ref>http://www.wien-vienna.at/geschichte.php?ID=1092</ref> und stand gegen Frankreich [[Ludwig XIV. (Frankreich)|Ludwigs XIV.]] und gegen die Osmanen unter Sultan [[Mehmet IV.]] in einem [[Zweifrontenkrieg]]. |
|||
Die Habsburger standen in einem [[Zweifrontenkrieg]] gegen Frankreich unter [[Ludwig XIV.]] im Westen und gegen die Osmanen unter Sultan [[Mehmed IV.]] im Südosten. Ludwig XIV. war für die Eskalation maßgeblich verantwortlich und munterte die Osmanen zu einem begrenzten Feldzug gegen die westungarischen Festungen auf. |
|||
1672 überfielen die Türken, über die damals polnische [[Ukraine]], das Königreich [[Polen-Litauen]], eroberten die Festung [[Kamieniec Podolski]] und stießen bis [[Lemberg]] in [[Galizien]] vor. Das durch [[Lubomirski-Konföderation|innere Konflikte]] zerrissene, besonders durch die Kriege der „Blutigen Sintflut“ völlig zerrüttete und militärisch beträchtlich geschwächte Königreich, schloss im [[Vertrag von Buczacz]] ein Waffenstillstandsabkommen. In diesem Abkommen verpflichteten sich die Polen [[Podolien]] mit Kamieniec Podolski, sowie Teile der rechtsufrigen Ukraine (Gebiete westlich des [[Dnepr]]) an die [[Krimtataren]] und [[Saporogerkosaken]] unter Hetman Doroschenko als Vasallen „[[Istanbul]]s“ abzutreten. Zusätzlich verpflichtete sich das Land an die [[Hohe Pforte]] einen jährlichen [[Tribut]] zu leisten. Die Verweigerung der [[Ratifikation]] des Buczaczer Vertrages durch den polnischen Reichstag, den [[Sejm]], führte zur Erneuerung der Kriegshandlungen. Ein Jahr später, 1673, führten die Polen unter ihrem [[Feldmarschall]], [[Jan Sobieski]], erneut ein Heer gegen die Türken und schlugen sie bei [[Chotyn]] vernichtend. Doch wenige Wochen später standen tatarische und türkische Truppen unter [[Großwesir]] Kara Mustafa erneut im Land. Nach wechselvollen Kämpfen wurde der Krieg schließlich 1676 im [[Frieden von Żurawno|Vertrag von Żurawno]] beendet. Die Türken blieben dennoch weiter eine Bedrohung für Polen.<ref>Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege von Klaus-Peter Matschke S360f. (Sekundärliteratur)</ref> |
|||
=== Strategische Bedeutung Wiens === |
=== Strategische Bedeutung Wiens === |
||
Wiens wirtschaftliche Bedeutung war in seiner Lage am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege begründet, der [[Donau]] und der [[Bernsteinstraße]]. Aufgrund ihrer Lage zwischen [[Alpen]] und [[Karpaten]] galt die Stadt als Vorposten des christlichen Abendlandes. Damit hatte Wien eine große Bedeutung für die Osmanen, die es als ‚Tor nach Westeuropa‘ ansahen. |
|||
Zum angrenzenden, durch ausgedehnte Ebenen geprägten [[Ungarn]] hin war es nur schwer zu verteidigen, durch die Donau vom restlichen Heiligen Römischen Reich im Norden abgeschnitten ebenso schwer militärisch zu unterstützen. Wien verfügte allerdings über eine eigene große Donauflotte, die eigenen [[Nachschub]] und den Transport schwerer [[Artillerie]] ermöglichte. |
|||
[[Bild:Wien_1609_1640_ArM.jpg|thumb|Das befestigte Wien um 1609/1640, hier noch ohne den Ravelins <br/> Radierung von Jacob Hoefnagel (1609) / Claes Jansz Visscher (1640)]] |
|||
* Am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege – [[Donau]] und [[Bernsteinstraße]] |
|||
* Zum flachen [[Ungarn]] hin nur schwer zu verteidigen |
|||
* Vom Norden – und damit wichtigen Teilen des Reichs – durch die breite Donau militärisch schwierig zu unterstützen; gleichzeitig aber |
|||
* durch die eigene große [[Österreichisch-Ungarische Kriegsmarine|Donauflotte]] günstig für den eigenen [[Nachschub]] und den Transport der schweren [[Artillerie]] |
|||
* Als Symbol der [[Christenheit]] und Vorposten Richtung [[Passau]] und [[Salzburg]] von großer Bedeutung |
|||
* Liegt zwischen den [[Alpen]] und [[Karpaten]] und war somit eine Art Tor nach Westeuropa |
|||
* Insgesamt also '''Wien als Tor nach Westeuropa''' |
|||
=== |
=== Festung Wien === |
||
{{Siehe auch|Wiener Stadtmauer}} |
|||
[[Datei:Wien 1609 1640 ArM.jpg|mini|Das befestigte Wien um 1609/1640, hier noch ohne den Ravelin<br /> |
|||
[[Bild:FestungSkizze.gif|thumb|300px|Querschnitt der Wiener Stadtmauern]] |
|||
(Radierung von [[Jacob Hoefnagel]] 1609, [[Claes Janszoon Visscher]] 1640)]] |
|||
Nach der [[Erste Wiener Türkenbelagerung|ersten Wiener Türkenbelagerung]] wurden im Jahre 1548 die Stadtmauern, die 1194 mit Hilfe der [[Richard Löwenherz#Gefangenschaft bei Kaiser Heinrich VI.|Lösegelder für Richard Löwenherz]] gebaut worden waren, dem aktuellen militärtechnischen Stand angepasst. Italienische Festungsbauer errichteten eine Festung, die den damals aktuellen Standards entsprach. Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] wurde die Festung aus der altitalienischen [[Liste von Fachbegriffen im Festungsbau#M|Manier]] in die neuitalienische Manier erweitert. An der besonders kritischen Stelle zwischen [[Schottenbastei]] und [[Augustinerbastei]], in der der Graben nicht mit Wasser gefüllt war, errichtete man vier [[Ravelin]]s, die bis 1672 fertig gebaut waren. Die [[Contrescarpe|Kontereskarpe]] als vorderer Rand des Grabens wurde mit einem [[Gedeckter Weg|gedeckten Weg]] ausgebaut. |
|||
Die Burgbastei (der linke Flügel der Verteidiger, der rechte Flügel der Angreifer) war ein regelmäßiges Viereck mit je neun [[Kanone]]n, aber sie verfügte über keine Minenanlage. Hinter der Burgbastei befand sich der [[Kavalier (Festungsbau)|Kavalier]], die Spanierbastei, eine überhöhte Artilleriefestung. Die Löwelbastei<ref>{{Wien Geschichte Wiki|Löwelbastei|Löwelbastei}}</ref> (der rechte Flügel der Verteidiger, der linke Flügel der Angreifer) war kleiner als die Burgbastei,<ref>{{Wien Geschichte Wiki|Burgbastei|Burgbastei}}</ref> und dahinter nahm der Kavalier, genannt die [[Katze (Festungsbau)|„Katze“]], nochmals Platz weg.<ref name="Hoffmann">Oberstleutnant Johann Georg von Hoffmann aus dem Jahresbericht des Realgymnasiums der Theresianischen Akademie in Wien 1937, S. 3–17, zitiert nach: Walter Sturminger: ''Die Türken vor Wien.'' Karl Rauch, Düsseldorf 1968, S. 32.</ref> |
|||
Nach der [[Erste Türkenbelagerung|ersten Wiener Türkenbelagerung]] wurden im Jahre 1548 die Stadtmauern, die 1194 aus den [[Richard Löwenherz#Verwendung des Lösegeldes|Lösegeldern]] von [[Richard Löwenherz]] gebaut worden waren, dem aktuellen militärtechnischen Stand angepasst. Italienische Festungsbauer errichteten eine Festung, die damals den modernsten Standards entsprach. |
|||
Die über 200 Meter lange Stadtmauer zwischen den Basteien war zu lang für einen wirksamen [[Kartätsche (Munition)|Kartätscheneinsatz]]. Dazu kam, dass der Ravelin etwas zu weit in den Graben vorgeschoben und etwas zu hoch gebaut war, so dass der [[Artillerie]]beschuss im Graben hinter dem Ravelin von den Basteien nur eingeschränkt möglich war. Die ersten Häuser der Vorstadt waren nur 200 Meter von der Stadtmauer entfernt, außerdem konnte das [[Wiener Glacis|Glacis]] in den letzten Tagen vor der Belagerung nicht mehr eingeebnet werden.<ref name="Hoffmann" /> |
|||
Die zwölf Meter hohe Stadtmauer, die [[Kurtine]], wurde etwas niedriger, dafür aber stärker gebaut. Daran wurden zwölf [[Bastei]]en angelegt. Bei einigen, unter anderem der Burg- und der Löwelbastei, wurde mit einem turmartigen Aufbau, dem [[Katze (Festungsbau)|Kavalier]], eine erhöhte Artilleriestellung hinzufügt. Im 17. Jahrhundert kamen zwischen den Basteien ein gemauertes selbstständiges Vorwerk, der [[Ravelin]], mit seinem Verbindungsgang dazu. Zusätzlich wurde von Graf Starhemberg kurz vor und am Beginn der Belagerung im Graben der [[Niederwall]] und [[Kaponniere]] zur Flankierung in den [[Graben|Gräben]] gebaut. |
|||
[[Datei:FestungSkizze.gif|mini|Querschnitt der Wiener Stadtmauern]] |
|||
Vor der Kurtine befand sich der vier Meter tiefe Stadtgraben, der an der nordwestlichen Seite mit Wasser aus dem [[Alserbach]] gefüllt war. Im Süden der Stadt war der Graben mit Wasser aus dem [[Wien (Fluss)|Wienfluss]] gefüllt und im Osten war statt dem Graben der [[Wiener Donaukanal|Donaukanal]]. Der vordere gemauerte Rand des Grabens, die [[Fachbegriffe Festungsbau#K|Kontreskarpe]], war sechs Meter tief und verlief im Zickzack. Darauf ein [[Gedeckter Weg|gedeckter Weg]], der durch [[Palisade]]n gegen das freie Vorfeld, das [[Glacis]], abgegrenzt war. |
|||
Im [[Minenkrieg]] um Wien waren die Osmanen mit 5000 [[Mineur]]en eindeutig im Vorteil. Sie hatten nicht nur mehr Material und Personal, sondern auch mehr Erfahrung im Minenkrieg. 1682, nach Scheitern der Friedensverhandlungen zwischen Kaiser Leopold I. und den Osmanen, warb der Kaiser den Festungsbaumeister [[Georg Rimpler]] an und stellte ihn als Ingenieur und Oberstleutnant in den Dienst.<ref>Klaus-Peter Matschke, ''Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege'', S. 358 f.</ref> Georg Rimpler verstärkte die Kontereskarpe, baute zwischen dem Ravelin und den Basteien [[Kaponniere]], und hinter ihnen an der Kehle zwischen Kurtine und Bastei wurde der Niederwall angelegt. Er ließ [[Palisade]]n vor dem Gedeckten Weg aufstellen und empfahl das Ausheben einer [[Künette]] im Graben. Er erkannte richtig, dass zwischen Burg- und Löwelbastei der Hauptangriff der Osmanen stattfinden sollte.<ref>[[Klaus-Jürgen Bremm]]: ''Im Schatten des Desasters. Zwölf Entscheidungsschlachten in der Geschichte Europas.'' Books on Demand, Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0458-2, S. 160.</ref> Er stellte [[Bergmann|Bergleute]] aus [[Tirol]], Niederländer und Lothringer zu diesem schwierigen Dienst ein, und auch Frauen wurden anfangs eingesetzt.<ref name="Mineur">Kurt Rumpler: [https://www.yumpu.com/de/document/read/17937972/festungsbaumeister-georg-rimpler ''Festungsbaumeister Georg Rimpler und die Zweite Türkenbelagerung von Wien anno 1683.'']</ref> |
|||
== Vorgeschichte == |
|||
Ein Angreifer konnte also die Festung nicht im [[Angriff|Sturm]] nehmen, sondern musste sich mit Gräben durchs Glacis an die Palisaden und den gedeckten Weg heranarbeiten. Diese mussten unterminiert, gesprengt und zusammen mit der Kontreskarpe in den Graben geworfen werden. Als nächstes musste der Angreifer sich mit Tunneln hinunter in und durch den Graben eingraben, wo er von den Niederwällen, den Kaponnieren, dem Ravelin und den Basteien unter Beschuss steht. Zuletzt waren noch die Basteien, die Ravelins, die Stadtmauer zu unterminieren, zu sprengen und dann die Stadt im Sturm zu erobern. |
|||
[[Datei:Benjamin von Block 001.jpg|mini|hochkant|Kaiser Leopold I.]] |
|||
[[Datei:InnocentXI.jpg|mini|hochkant|Papst Innozenz XI.]] |
|||
=== Politische und Militärische Bündnisse === |
|||
Am 10. August 1664 hatten [[Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]] und der Großwesir [[Köprülü Fâzıl Ahmed Pascha|Ahmed Köprülü]] in [[Frieden von Eisenburg|Eisenburg/Vasvár]] einen 20 Jahre währenden Friedensvertrag abgeschlossen. Eine Verlängerung dieses Friedensvertrages kam 1682 nicht zustande. Am 26. Jänner 1683 schloss Leopold I. ein Defensivbündnis mit [[Kurfürstentum Bayern|Bayern]] gegen Frankreich und das Osmanische Reich.<ref name="museum">[http://www.museumnoe.at/de/das-museum/blog/kriegsschauplatz-niederoesterreich Geschichte Landesmuseum Niederösterreich]</ref> Am 31. März sammelte sich die [[Osmanische Armee]] bei [[Edirne|Adrianopel (heute Edirne)]] mit 168.000 Mann und 300 Geschützen und es folgte eine Kriegserklärung an das Heilige Römische Reich und Polen. Darin hieß es: ''Wir sind im Begriffe, Dein Ländchen mit Krieg zu überziehen (...). Vor allem befehlen wir Dir, uns in Deiner Residenzstadt zu erwarten, damit wir Dich köpfen können (...) und das allerletzte Geschöpf Gottes, wie es nur ein Giaur [Ungläubiger] ist, von der Erde verschwinden lassen; Wir werden Groß und Klein zuerst den grausamsten Qualen aussetzen und dann dem schändlichsten Tod übergeben.''<ref>[https://www.projekt-gutenberg.org/reck/grobbrie/chap009.html Fritz Reck-Mallaczewen: Der grobe Brief von Martin Luther bis Ludwig Thoma - Kapitel 10, Sultan Muhamed IV. an Kaiser Leopold I. und Johann Sobieski von Polen]</ref> |
|||
Am selben Tag gelang es Papst [[Innozenz XI.]], den polnischen König Jan Sobieski und Kaiser Leopold I. zu einem [[Militärbündnis|Defensivbündnis]] zu überreden. Innozenz XI. unterstützte das Bündnis und den Kampf gegen die Osmanen mit 1,5 Millionen [[Gulden]]. Es wurde folgender Vertrag unterzeichnet:<ref name="Theatrum Europaeum">Matthaeus Merian: ''Theatri Europaei continuati Zwölffter Theil.'' Merian, Frankfurt am Main 1691, S. 524 f. (Sekundärquelle).</ref> |
|||
[[Bild:TB Festung.png|thumb|left|Modell der Wiener Stadtmauern<br/>Die beiden Bastionen (L und M), dazwischen flankierend das Ravelin und hinter der Bastei das Kavalier auch die Katze genannt.]] |
|||
Die Burgbastei (der linke Flügel der [[Verteidigung|Verteidiger]], der rechte Flügel der [[Angriff|Angreifer]]) war ein regelmäßiges Viereck mit je neun [[Kanonen]]. Hinter der Burgbastei war der Kavalier, die Spanierbastei, eine überhöhte Artilleriefestung. Die Löwelbastei (der rechte Flügel der Verteidiger, der linke Flügel der Angreifer) war kleiner als die Burgbastei und dahinter der Kavalier, genannt die [[Katze (Festungsbau)|„Katze“]], nahm nochmals Platz weg. |
|||
:# Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches soll jährlich während des Türkenkrieges 60.000 Mann und die Krone Polens 40.000 Mann stellen. |
|||
Zwischen dem Ravelin und den Basteien wurden im letzten Moment [[Kaponniere]] gebaut. Hinter ihnen an der Kehle zwischen Kurtine und Bastei wurde der Niederwall angelegt.<ref>Im Schatten des Desasters. Zwölf Entscheidungsschlachten in der Geschichte Europas von Klaus-Jürgen Bremm; Verlag: Books on Demand GmbH; Auflage: 1 (Dez. 2003); ISBN 3-833-40458-2; S160</ref><br/>Kritik: Die 200 Meter lange Stadtmauer zwischen den Basteien war zu lange für einen wirksamen [[Kartätsche]]neinsatz. Dazu kam, dass der Ravelin etwas zu weit in den Graben vorgeschoben und etwas zu hoch gebaut war, sodass der [[Artillerie]]beschuss im Graben hinter dem Ravelin von den Basteien nur eingeschränkt möglich war. |
|||
Im [[Minenkrieg]] um Wien waren die Türken mit 5000 [[Mineur]]en eindeutig im Vorteil. Sie hatten nicht nur mehr Material und Personal, sondern auch mehr Erfahrung im Minenkrieg. Auf der Seite der Wiener arbeitete der Fleischersohn Georg Rimpler aus der sächsischen Stadt Leisnig, der bei der Belagerung der [[Bastion]] [[St. Andrea von Kandia]] auf Kreta (1668) einen Namen gemacht hatte und als Oberstleutnant vom Kaiser Leopold I. im Frühjahr 1683 in Dienst gestellt wurde.<ref name="Mineur">Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege von Klaus-Peter Matschke S358f. (Sekundärliteratur)</ref> Dazu wurden [[Bergleute]] aus [[Tirol]] herangezogen, die im letzten Moment in Wien eintrafen. |
|||
Siehe auch: [[Fachbegriffe Festungsbau]] |
|||
== Der Ablauf vor der Belagerung == |
|||
[[Bild:Die deutschen Kaiser Leopold I.jpg|thumb|Kaiser Leopold I. von Österreich]] |
|||
[[Bild:Jan Sobieski.jpg|thumb|Polens Feldmarschall und König Jan III. Sobieski <br/> Gemälde aus dem 19. Jahrhundert]] |
|||
* '''26. Jänner''' - Leopolds I. schließt ein Defensivbündnis mit [[Bayern]] gegen Frankreich und das Osmanische Reich<ref name="museum" >http://geschichte.landesmuseum.net/</ref> |
|||
* '''31. März''' - Die türkische Armee brach von Adrianopel (heute [[Edirne]]) mit 168.000 Mann und 300 Geschützen auf. An diesem Tag wurde auch eine Allianz zwischen dem Habsburger Kaiser [[Leopold I. (HRR)|Leopold I. von Österreich]] und dem polnischen König [[Johann III. Sobieski|Jan III. Sobieski von Polen]] unterzeichnet.<ref name="Theatrum Europaeum">Theatri Europaei continuati Zwölffter Theil. durch Matthaei Merians Sel. Erben Frankfurt am Mayn 1691 S524f. (Sekundärquelle)</ref> Dieser Vertrag enthielt folgende Punkte: |
|||
:# Der Römische Kaiser soll jährlich während des Türkenkrieges 60.000 Mann und die Krone Polens 40.000 Mann stellen. |
|||
:# Wenn der König von Polen selbst am Krieg teilnimmt, übernimmt er die Führung der Truppen. |
:# Wenn der König von Polen selbst am Krieg teilnimmt, übernimmt er die Führung der Truppen. |
||
:# Gegenseitiger Beistand bei der Belagerung von Krakau oder Wien. |
:# Gegenseitiger Beistand bei der Belagerung von [[Krakau]] oder Wien. |
||
:# Beide Seiten sollen christliche Verbündete suchen und diese in die Allianz einladen. |
:# Beide Seiten sollen christliche Verbündete suchen und diese in die Allianz einladen. |
||
:# Der Kaiser zahlt an die polnische Krone 200.000 [[Reichstaler]]. |
:# Der Kaiser zahlt an die polnische Krone 200.000 [[Reichstaler]]. |
||
:# Alle Steuern (300.000 Reichstaler) der venetianischen Kirchen in der [[Lombardei]] werden für ein Jahr als Sold der polnischen Soldaten für den Türkenkrieg verwendet. |
:# Alle Steuern (300.000 Reichstaler) der [[Republik Venedig|venetianischen]] Kirchen in der [[Lombardei]] werden für ein Jahr als [[Sold]] der polnischen Soldaten für den Türkenkrieg verwendet. |
||
:# Der Kaiser übernimmt alle Schulden der Polen gegenüber Schweden aus dem letzten schwedischen Krieg und verzichtet auf alle Schulden gegenüber Österreich. |
:# Der Kaiser übernimmt alle Schulden der Polen gegenüber Schweden aus dem [[Zweiter Nordischer Krieg|letzten schwedischen Krieg]] und verzichtet auf alle Schulden gegenüber Österreich. |
||
:# Kein [[ |
:# Kein [[Bündnis|Allianzpartner]] macht ohne Einverständnis des anderen [[Waffenstillstand]] oder Frieden mit den Osmanen. |
||
:# Seine kaiserliche Majestät, die Krone Polens und die Kardinäle Pio und Barberini schwören |
:# Seine kaiserliche Majestät, die Krone Polens und die Kardinäle Pio und Barberini schwören einen heiligen Eid auf diesen Vertrag. |
||
:# Von beiden Seiten sollen kriegskundige Ratgeber abgestellt werden, die der anderen Seite die Notwendigkeit zur Aufstellung eines Heeres |
:# Von beiden Seiten sollen kriegskundige Ratgeber abgestellt werden, die der anderen Seite die Notwendigkeit zur Aufstellung eines Heeres übermitteln. |
||
:# Eroberte Gebiete in Ungarn gehören seiner kaiserlichen Majestät, eroberte Gebiete in der Walachei und der Ukraine gehören Polen. |
:# Eroberte Gebiete in Ungarn gehören seiner kaiserlichen Majestät, eroberte Gebiete in der Walachei und der Ukraine gehören Polen. |
||
:# Diese Allianz geht auch an die Erben und Nachfolger des Römischen Kaisers über. |
:# Diese Allianz geht auch an die Erben und Nachfolger des Römischen Kaisers über. |
||
=== Osmanischer Vormarsch === |
|||
* '''3. Mai''' - Die türkische Armee erreichte [[Belgrad]]. Sultan Mehmed IV. übertrug den Oberbefehl seinem Großwesir [[Kara Mustafa]] Paşa. Später wurde in [[Székesfehérvár|Stuhlweißenburg]] als Ziel des Feldzuges Wien, die Reichshauptstadt des Heiligen Römischen Reiches, bekanntgegeben. |
|||
[[Datei:Mehmed IV..JPG|mini|hochkant|Sultan Mehmed IV.]] |
|||
* '''9. Juni''' - Die österreichischen Truppen beendeten die Belagerung bei [[Nové Zámky|Neuhäusel]] und zogen sich nach [[Győr|Raab]] zurück. |
|||
[[Datei:Kara Mustafa Pasha.jpg|mini|hochkant|Kara Mustafa Pascha]] |
|||
* '''13. Juni''' - Die Türken überschritten die strategisch wichtige Brücke bei [[Esseg]]. Die Brücke war für das schwere Belagerungsgerät zu schwach. Die türkischen [[Pionier]]e bauten eine neue Brücke auf. |
|||
Am 3. Mai erreichte die osmanische Armee [[Belgrad]]. Sultan [[Mehmed IV.]] übertrug den [[Oberbefehlshaber|Oberbefehl]] seinem Großwesir [[Kara Mustafa Pascha]]. Der Großwesir erhielt durch die ungarische Opposition unter Imre Thököly Unterstützung. Später wurde in [[Székesfehérvár|Stuhlweißenburg]] als Ziel des Feldzuges Wien, die [[Hauptstadt|Reichshauptstadt]] des Heiligen Römischen Reiches, bekanntgegeben. Herzog [[Karl V. (Lothringen)|Karl V. von Lothringen]] versuchte durch die Belagerung bei [[Nové Zámky|Neuhäusel]] die osmanischen Truppen abzulenken, gab aber die Belagerung am 9. Juni auf und zog die österreichischen Truppen nach [[Győr|Raab]] zurück. Die Osmanen überschritten die strategisch wichtige Brücke bei [[Osijek|Esseg]] am 13. Juni, aber die Brücke war für das schwere Belagerungsgerät zu schwach. Die osmanischen [[Pionier (Militär)|Pioniere]] bauten eine neue Brücke auf. |
|||
* '''1. Juli''' - Die Türken trafen bei Raab ein. [[Totis]], [[Nitra|Neutra]], [[Vesprim]] und [[Papa]] ergaben sich den Türken. Wien wurde für die Verteidigung instandgesetzt. |
|||
* '''2. Juli''' - Herzog [[Karl V. (Lothringen)|Karl V. von Lothringen]] verstärkte die Garnison bei Raabs und setzte sich mit seinen Truppen nach Wien ab. Die Türken folgten ihm. |
|||
* '''4. Juli''' - Die Türken standen an der österreichischen Grenze. |
|||
* '''5. Juli''' - Die Wiener begannen mit der Verstärkung der Stadtmauer und ersten Schanzen. |
|||
* '''7. Juli''' - 40.000 Krim[[tataren]], sämtlichen Verteidigern im Land um Wien zahlenmäßig um das Doppelte überlegen, ritten in das 40 km östlich gelegene [[Petronell]]. Bei Regelsbrunn stießen sie auf zurückgehende österreichische [[Dragoner|Savoyendragoner]]. Der Kommandant Prinz Oberst [[Ludwig Julius von Savoyen]] (der Bruder von [[Prinz Eugen von Savoyen]]) erlitt tödliche Verletzungen und starb einige Tage später in Wien. Nach diesen Gefechten verließ Kaiser Leopold I. mit seiner hoch schwangeren Frau und seinen Kindern Wien und flüchtete über [[Korneuburg]] nach [[Linz]]. Auch etwa 80.000 Einwohner verließen die Stadt. Der Feldzeugmeister Graf [[Ernst Rüdiger von Starhemberg]] übernahm die militärische Führung in der Hauptstadt. Alle Truppen von Kaiser Leopold I. wurden alarmiert und nach Wien zu Herzog Karl V. an das linke Donauufer bei Wien beordert. Feldzeugmeister Graf Leslie wurde mit der [[Infantrie]] von der Insel Schütt auf dem linken Donauufer in Eilmärschen nach Wien beordert, um die Besatzung von Wien zu verstärken. |
|||
* '''8. Juli''' - Herzog Karl V. zog mit seinen Truppen von [[Schwechat]] kommend über die Donaubrücken in die Leopoldstadt und Tabor. Dort lagerte er mit seinen Truppen. Die Bewohner der Vorstädte wurden aufgefordert, alles in die Stadt zu schaffen (vor allem Lebensmittel).<br/>Die Tataren unterbrachen die Verbindung mit [[Wiener Neustadt]]. |
|||
* '''9. Juli''' - Kaiser Leopold I. traf in [[Melk]] ein. |
|||
* '''11. Juli''' - Die Türken eroberten [[Hainburg an der Donau|Hainburg]] und brannten es nieder. 8.000 Menschen kamen durch eine Massenpanik ums Leben. |
|||
* '''12. Juli''' - Einnahme und Zerstörung von [[Baden bei Wien|Baden]], [[Schwechat]], [[Inzersdorf]] und die [[Favoriten|Favorita]] bei Wien.<ref name="museum"/> Die Vorstädte Wiens (heute 3. bis 9. Bezirk) wurden auf Befehl von Graf Starhemberg in Brand gesetzt. Auch in [[Bruck an der Leitha|Bruck]] wurde die Vorstadt von den Bewohnern selbst in Brand gesteckt.<ref name="museum"/> Nach vorheriger Weigerung einer Übergabe der Stadt, kapitulierten sie ebenso, wie bereits vorher [[Eisenstadt]] und [[Sopron|Ödenburg]]. Die Stadt musste [[Kontribution]]en leisten, u.a. 50 Wagen Gerste und Mehl für das Lager vor Wien. Die übrig gebliebenen Ruinen boten den Türken aber immer noch genug Schutz.<br/>Die Bürger und Studenten Wiens wurden für die Verteidigung eingezogen. [[Munition]] (1.000 24-pfündige Kugeln) aus [[Steyr]] traf über den [[Wasserweg]] in Wien ein. |
|||
* '''13. Juli''' - Kaiser Leopold I. traf in Linz ein. Die Bevölkerung von [[Perchtoldsdorf]] wurde ebenso massakriert und der Ort niedergebrannt, wie in [[Mödling]], wo die Bewohner, die in die [[Othmarkirche (Mödling)|St.Othmarskirche]] flüchteten umgebracht wurden.<ref name="museum"/> |
|||
=== Gefecht bei Petronell === |
|||
== Der Ablauf in und um Wien während der Belagerung == |
|||
Am 1. Juli trafen die Osmanen bei Raab ein. Die ungarischen Städte [[Tata (Ungarn)|Tata]], [[Nitra|Neutra]], [[Veszprém]] und [[Pápa]] ergaben sich den Osmanen. In Wien ergriff Graf [[Ernst Rüdiger von Starhemberg (Feldmarschall)|Ernst Rüdiger von Starhemberg]] die ersten Maßnahmen für die Verteidigung und ließ die Stadtmauern instand setzen. Raab sollte die osmanischen Truppen aufhalten und zermürben, aber Herzog Karl V. ließ nur eine verstärkte Besatzung in Raab und setzte sich mit seinen Truppen Richtung Wien ab. Die Osmanen folgten ihm. Schon am 4. Juli standen die Osmanen an der österreichischen Grenze. Drei Tage darauf ritten 40.000 [[Krimtataren]], sämtlichen Verteidigern im Land um Wien zahlenmäßig doppelt überlegen, in das 40 Kilometer östlich gelegene [[Petronell-Carnuntum|Petronell]]. Bei [[Scharndorf|Regelsbrunn]] stießen sie auf zurückgehende österreichische [[k.u.k. Dragonerregiment „Eugen Prinz von Savoyen“ Nr. 13|Savoyendragoner]]. Nach anfänglicher Verwirrung konnte Karl V. von Lothringen die Truppen zum Kampf aufstellen. An der Spitze seiner Truppen griff er die Tataren an. Unterstützt wurde er von den Generalen [[Julius Franz (Sachsen-Lauenburg)|Julius Franz von Sachsen-Lauenburg]], [[Francis Taaffe, 3. Earl of Carlingford|Francis Taaffe]] und [[Rudolf von Rabatta]] auf dem rechten Flügel und von dem Markgrafen [[Ludwig Wilhelm (Baden-Baden)|Ludwig Wilhelm von Baden]], dann [[Claudius Florimund Mercy]] und [[Nikolaus Pálffy von Erdőd (1657-1732)|Nikolaus Pálffy]] auf dem linken Flügel. Die Tataren wurden mit einem Verlust von 200 Mann in die Flucht getrieben. Die Kaiserlichen verloren etwa sechzig Mann, darunter einen jungen Prinzen [[Herzogtum Arenberg|von Aremberg]] und den Oberst Prinz [[Ludwig Julius von Savoyen]], ein Bruder des Prinzen [[Eugen von Savoyen]], infolge einer tödlichen Quetschung durch sein verwundetes Pferd (er starb einige Tage später in Wien).<ref>[http://books.google.at/books?id=j_kpAAAAYAAJ&pg=PA199 Wien’s Belagerungen durch die Türken und ihre Einfälle in Ungarn und Österreich.] Von Karl August Schimmer, 1812.</ref> Nach diesen Gefechten verließen Kaiser Leopold I. und die Kaiserfamilie Wien über [[Korneuburg]], [[Melk]] und [[Linz]] nach [[Passau]]. Politisch war die Flucht notwendig, um das Entsatzheer zu organisieren. Mit dem Kaiser verließen auch etwa 80.000 Einwohner die Stadt. |
|||
=== Vorbereitung auf die Belagerung === |
|||
[[Bild:Graf Ernst Ruediger von Starhemberg.gif|thumb|Der Verteidiger Wiens, Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg <br/> radiert von Nicolaus Visscher]] |
|||
Der [[Feldzeugmeister]] Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg übernahm die militärische Führung in der Hauptstadt. Alle Truppen von Kaiser Leopold I. wurden alarmiert und nach Wien zu Herzog Karl V. an das linke Donauufer beordert. Feldzeugmeister Graf [[Jakob von Leslie|Leslie]] wurde mit der [[Infanterie]] von der [[Große Schüttinsel|Insel Schütt]] auf dem linken Donauufer in Eilmärschen nach Wien beordert, um die Besatzung von Wien zu verstärken. Tags darauf zog Herzog Karl V. mit seinen Truppen von [[Schwechat]] kommend über die Donaubrücken in die [[Leopoldstadt (Wiener Bezirksteil)|Leopoldstadt]] und Tabor. Dort lagerte er mit seinen Truppen. Die Bewohner der Vorstädte wurden aufgefordert, alles in die Stadt zu schaffen (vor allem Lebensmittel). Am 12. Juli wurden die Vorstädte Wiens (heute 3. bis 9. Wiener Gemeindebezirk) auf Befehl von Graf Starhemberg in Brand gesetzt. Die übriggebliebenen Ruinen boten den Osmanen aber immer noch genug Schutz. Die Bürger und Studenten Wiens wurden für die Verteidigung eingezogen. [[Munition]] (1.000 24-pfündige [[Kanonenkugel|Kugeln]]) aus [[Steyr]] traf über den [[Transportweg#Wasserwege|Wasserweg]] in Wien ein. |
|||
[[Bild:Battle of Vienna.Kara Mustapha Baffa.jpg|thumb|Der Großwesir des Osmanischen Reiches, Kara Mustafa Pascha]] |
|||
Der Erzbischof [[Leopold Karl von Kollonitsch|Graf Leopold Karl von Kollonitsch]], ein Veteran des Malteser-Ordens, hatte um die Stellung des Generalvormunds für Flüchtlinge und Waisen gebeten. Er hatte bereits Erfahrung durch seine Tätigkeit in der [[Belagerung von Candia]] gesammelt. |
|||
=== Geschütze der Türken === |
|||
Ferner trug er entscheidend zur Kriegsfinanzierung bei, indem er 600.000 Gulden auf nicht ganz üblichem Wege zusammentrug. |
|||
* 50 [[Balyemez]]geschütze mit einem Kaliber von 13 bis 40 Kilogramm (10 bis 30 Okka) |
|||
Er beschlagnahmte bspw. alles Bargeld des Erzbischofs von Gran als [[Erzbistum Esztergom-Budapest|Primas von Ungarn]] und ferner dessen Prunkgeschirr und wertvolle Kirchengeräte, welche er einschmelzen ließ und zur Münzprägung verwendete. |
|||
* 15 bis 20 [[Kolumbrine]]geschütze mit einem Kaliber von 4 bis 11 Kilogramm (3 bis 9 Okka) |
|||
Der Erzbischof von Raab wollte für seinen Kriegsbeitrag von 61.000 Gulden 5 % Verzinsung geltend machen. Kollonitsch wies diesen Anspruch zurück. Außerdem organisierte er die Betreuung von 500 durch die Belagerung verwaisten Kindern auf [[Schloss Mailberg]] und errichtete wenig später die ersten Militärspitäler. |
|||
* 5 Bomben[[mörser]] |
|||
* 120 [[Sahi]]geschütze |
|||
Größere Geschütze wurden von Großwesir Kara Mustafa nicht mitgenommen, obwohl genügend Geschütze in ungarischen Festungen für die Türken vorhanden waren.<ref name="geschuetz">Großwesir Kara Mustafa vor Wien. Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfaßt vom Zeremonienmeister der Hohen Pforte. Graz, Wien, Köln 1955; Herausgeber Richard F. Kreutel S141f.</ref> |
|||
=== Verwüstungen im Burgenland und in Niederösterreich === |
|||
=== Geschütze der Wiener === |
|||
[[Datei:Perchtoldsdorf Pfarrkirche Türkenfenster 01 (cropped).jpg|mini|Die Zerstörung von [[Perchtoldsdorf]]]] |
|||
Die Verbindung von Wien nach [[Wiener Neustadt]] war bereits durch die Tataren unterbrochen. Am 11. Juli eroberten die Osmanen nach drei Tagen Belagerung [[Hainburg an der Donau|Hainburg]] und brannten es nieder. 90 Prozent der Bevölkerung wurden ermordet oder verschleppt. Nicht viel anders erging es den Orten [[Baden (Niederösterreich)|Baden]], [[Schwechat]], [[Inzersdorf (Wien)|Inzersdorf]] und der [[Favoriten (Wiener Bezirksteil)|Favorita]] bei Wien. Sie wurden in den folgenden Tagen eingenommen und zerstört. Die Bevölkerung von [[Perchtoldsdorf]] wurde ebenso getötet und der Ort niedergebrannt, wie in [[Mödling]], wo die Bewohner, die in die [[Pfarrkirche Mödling-St. Othmar|St. Othmarkirche]] flüchteten, in der Kirche umgebracht wurden. In [[Bruck an der Leitha|Bruck]] wurde die Vorstadt von den Bewohnern selbst in Brand gesteckt. Nach vorheriger Weigerung einer Übergabe der Stadt kapitulierten sie ebenso wie bereits vorher [[Eisenstadt]] und [[Sopron|Ödenburg]]. Die Stadt musste [[Kontribution]]en leisten, unter anderem 50 Wagen Gerste und Mehl für das Lager vor Wien. Am 14. Juli plünderten und verbrannten die Osmanen das [[Stift Heiligenkreuz]].<ref name="museum" /> |
|||
== Verlauf der Belagerung == |
|||
* 11 [[Kolumbrine]]geschütze mit einem Kaliber zu 5 Kilogramm (4 Okka) |
|||
[[Datei:Heereslager Herzog von Lothringen.jpg|mini|Heereslager Karls V. von Lothringen bei [[Jedlesee]] (Norden ≈ Ecke rechts unten)]] |
|||
* 130 [[Balyemez]]geschütze mit einem Kaliber zu 40 Kilogramm |
|||
Als Großwesir Kara Mustafa die eigenen und die Wiener Geschosse abwiegen ließ war er schwer besorgt. Eventuell lag hier einer seiner Fehler bei der Belagerung, die zur Niederlage der Osmanen führte.<ref name="geschuetz"/> |
|||
[[Bild:Heereslager Herzog von Lothringen.jpg|thumb|400px|center|Heereslager Karls V. von Lothringen bei [[Jedlesee]] (Norden ≈ Ecke rechts unten)]] |
|||
=== Geschütze der Wiener Festung, der Entsatzarmee und der Osmanen === |
|||
=== Einteilung der türkischen Truppen === |
|||
Die Wiener Festung verfügte über 130 [[Kartaune]]n und [[Kartaune|Doppelkartaunen]] mit einem Kaliber zu 40 Kilogramm. Weiterhin gehörten 11 [[Feldschlange|Kolumbrinegeschütze]] mit einem Kaliber zu 5 Kilogramm zu dem Arsenal der Festung. |
|||
Die am 7. und 8. September 1683 anrückende Entsatzarmee der Kaiserlichen, der Polen, Bayern und Sachsen sowie der südwestdeutschen Fürstentümer führte insgesamt 152 Kartaunen mit sich. |
|||
{| {{Prettytable}} |
|||
| <big>''Abschnitt:''</big> |
|||
Das osmanische Heer verfügte über 50 [[Scharfmetze|Balyemezgeschütze]] mit einem Kaliber von 13 bis 40 Kilogramm (10 bis 30 Okka), 15 bis 20 [[Feldschlange|Kolumbrinegeschütze]] (türk. Kolomborna) mit einem Kaliber von 4 bis 11 Kilogramm, 5 [[Mörser (Geschütz)|Mörser]] und 120 [[Basilisk (Geschütz)|Sahigeschütze]]. Größere Geschütze wurden von Großwesir Kara Mustafa nicht mitgenommen, obwohl den Osmanen eine genügende Zahl in ungarischen Festungen zur Verfügung stand.<ref name="geschuetz">Richard Franz Kreutel (Übersetzer): ''Die Geschichte des [[Silâhdar Fındıklılı Mehmed Ağa|Silihdar]].'' aus: ''Kara Mustafa vor Wien. Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfasst vom Zeremonienmeister der Hohen Pforte.'' Band 1 der Reihe: ''Osmanische Geschichtsschreiber.'' Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 1955, Erste Auflage, S. 141–143.</ref><ref name="Topcu">[[Topçu]]</ref> |
|||
! <big>Links</big> |
|||
! <big>Mitte</big> |
|||
=== Einteilung der osmanischen Truppen === |
|||
! <big>Rechts</big> |
|||
| |
{| class="wikitable" |
||
! Abschnitt: |
|||
| ''Festungsbauwerk darin:'' |
|||
! Links |
|||
| Löbelbastei |
|||
! Mitte |
|||
! Rechts |
|||
|- |
|||
| ''Festungsbauwerk darin'' |
|||
| Löwelbastei (eigentlich „Löblbastei“) |
|||
| Ravelin |
| Ravelin |
||
| Burgbastei |
| Burgbastei |
||
|- |
|||
|- valign="top" |
|||
| ''Truppen |
| ''Truppen/Befehlshaber'' |
||
| [[Janitscharen]]korps<br>Ahmed Pascha |
| [[Janitscharen]]korps<br />Ahmed Pascha |
||
| |
| [[Rumelien|Rumelinische]] Truppen |
||
| Kara Mehmed Pascha,<br> |
| [[Kara Mehmed Pascha]],<br />Wesir Abaza Sari Hüseyin Pascha |
||
|} |
|} |
||
=== Juli === |
=== Juli === |
||
==== Belagerungsbeginn ==== |
|||
[[Datei:TB Wien vorher.jpg|mini|Festung Wien vor der Belagerung (Kupferstich von [[Folbert van Alten-Allen]])<ref>{{Webarchiv |url=http://www.wien.gv.at/kultur/kulturgut/karten/allen/index.html |text=Vogelschau der Stadt Wien und Umgebung von Nordwesten, vor 1683 |wayback=20120112134239}}</ref> ]] |
|||
Am 14. Juli erreichten die Osmanen Wien und schlossen es von Süden, Westen und Norden ein. Der Großwesir Kara Mustafa errichtete seine Zeltburg auf der [[Schmelz (Wien)|Schmelz]]. Französische Ingenieure im osmanischen Heer traten für den Angriff auf die Kärntner Bastei ein, nahe am [[Wien (Fluss)|Wienfluss]], an deren Abschnitt die Osmanen schon 1529 gescheitert waren. Achmed Bey war osmanischer Ingenieur und entlaufener Kapuziner im Heer von Kara Mustafa. Er hatte bereits 1682 als Mitglied einer Gesandtschaft des ungarischen Rebellen [[Emmerich Thököly|Thököly]] die Festung Wien ausgekundschaftet. Er riet Kara Mustafa zu einem Angriff gegen die von [[Georg Rimpler]] inzwischen vorbereiteten Befestigungen im Südwesten zwischen Burgbastei und Löwelbastei.<ref name="Mineur" /> Der Großwesir bestimmte die Position der Geschützstellungen und den Beginn der Schanzgräben. Er setzte ein Schreiben zur [[Kapitulation]] und Übergabe der Stadt auf und ließ es nach Wien bringen. Graf Starhemberg lehnte die Kapitulation ab. Er hoffte mit etwa 11.000 Soldaten und 5.000 Bürgern und Freiwilligen bis zum [[Entsatz]] durchzuhalten. |
|||
Die Umschließung der Stadt war beim [[Donaukanal]] noch nicht vollständig, so dass die Stadt über Inseln in der Donau (heute 2., 20. und Teile des 21. und 22. Bezirks) weiter mit Truppen, Material und Nachrichten hätte versorgt werden können. Daher entsandte am 15. Juli Großwesir Kara Mustafa Truppen unter Hüseyin Pascha, dem [[Beylerbey]]i von [[Damaskus]], mit dem Auftrag, die Stadtbewohner von diesen Inseln zu vertreiben. Da der Donauarm an mehreren Stellen passierbar war und die Inseln niedriger lagen als die Stadt (ein Problem für die Artillerie), zog sich Herzog Karl V. am 16. Juli mit der [[Kavallerie]] über die Donau nach [[Jedlesee]] zurück, räumte alle Inseln auf der Donau und bezog am linken Donauufer Stellung.<ref>Sturminger 1968, zitiert [[Oberstleutnant]] Johann Georg von Hoffmann, S. 116.</ref> Nun umschlossen die Osmanen die Stadt vollständig. Die [[Leopoldstadt (Wiener Bezirksteil)|Leopoldstadt]] wurde in Brand gesteckt, die Brücken wurden abgerissen. Nach der Eroberung der Leopoldstadt befahl Großwesir Kara Mustafa dem Beylerbeyi von [[Bosnien]], Hizir Pascha, mit seinen Truppen die Leopoldstadt zu sichern und von dort die Beschießung der Stadt aufzunehmen. Am nächsten Tag brachen die Osmanen die letzte Brücke und damit die letzte Verbindung Wiens über die Donau ab. |
|||
* '''14. Juli''' - Die Türken erreichten Wien und schlossen es von Süden, Westen und Norden ein. Der [[Großwesir]] Kara Mustafa errichtete seine Zeltburg auf der [[Schmelz]], musterte die Stadt und bestimmte die Position der Geschützstellungen und den Beginn der Schanzgräben. Er setzte ein Schreiben zur [[Kapitulation]] und Übergabe der Stadt auf und ließ es nach Wien bringen.<br/>In Wien schlugen die ersten Geschützkugeln ein. Es brach am Schottenhof ein Feuer aus, das bald wieder gelöscht werden konnte. Die Bevölkerung lynchte zwei mutmaßliche [[Brandstifter]]. Graf Starhemberg gab den Befehl, alle [[Schindel]]- und Holzdächer abzudecken und die Wasserversorgung sicher zu stellen. Das Komödienhaus zwischen Burg und [[Augustinerkloster]] wurde aufgrund seiner vielen Holzaufbauten abgetragen. Durch den Beschuss der Türken auf dieses Haus wurde es durch Absägen der Säulen zum Einsturz gebracht und das Holz für die Palisaden und Schanztätigkeiten verwendet.<br/>Es begann ein Wettlauf bei den Schützengräben auf den Glacis.<br/>Herzog Karl V. zog sich mit seiner Armee über die Donau nach [[Jedlesee]] zurück.<br/>Plünderung und Einäscherung des Stifts [[Heiligenkreuz]].<ref name="museum"/> |
|||
* '''15. Juli''' - Einen Tag nach Eintreffen der Hauptarmee vor Wien lehnte Graf Starhemberg die Kapitulation ab. Er hoffte mit etwa 11.000 Soldaten und 5.000 Bürgern und Freiwilligen bis zum [[Entsatz]] durchzuhalten. Er wurde bei der Inspektion eines Grabens leicht verletzt und fiel für zwei Tage aus.<br/>Großwesir Kara Mustafa erkannte, dass die Umschließung der Stadt beim [[Donaukanal]] noch nicht vollständig war und über Inseln in der Donau (heute 2., 20. und Teile des 21. und 22. Bezirks) die Stadt weiter mit Truppen, Material und Nachrichten versorgt werden könnte. Er schickte den Beylerbeyi von [[Damaskus]], Hüseyin Pascha, um mit seinen Truppen die Christen von dieser Insel zu vertreiben.<br/>In der Nacht führten die Wiener erste Ausfälle durch. |
|||
* '''16. Juli''' - Herzog Karl V. räumte alle Inseln auf der Donau und bezog am linken Donauufer Stellung. Die Türken umschlossen die Stadt vollständig. Die [[Leopoldstadt]] wurde in Brand gesteckt, die Brücken abgerissen. Da den Bürgern der Leopoldstadt gesagt worden war, dass dieser Teil verteidigt und von den Türken nicht erobert wird, wurde nur wenig zu Sicherung nach Wien geschafft und so ein Raub der Flammen. Großwesir Kara Mustafa bestimmte den Beylerbeyi von [[Bosnien]], Hizir Pascha, mit seinen Truppen die Leopoldstadt zu sichern. |
|||
* '''17. Juli''' - Die Türken brachen die letzte Brücke und damit die letzte Verbindung Wiens über die Donau ab.<br/>Der Wettlauf bei den Schanzarbeiten ging weiter. Die Türken kamen auf Angriffsweite auf die Wiener [[Schanze (Festungsbau)|Schanzen]] heran. Im Graben wurde eine [[Künette]] ausgehoben, die bis zum Grundwasser heranreichte. Außerdem wurden drei [[Kaponniere]], ein [[Niederwall]] vor der [[Kurtine]] errichtet und eine dritte Verteidigungslinie rechts und links von der Löbel[[bastei]]. Zusätzlich wurden Querwälle und [[Palisaden]] gezogen, die verhinderten, dass die Türken bei der Eroberung eines Teils der Verteidigungsanlage einer Linie sofort die ganze Linie erobern konnten.<br/>Erster Angriff auf [[Klosterneuburg]] wird abgewehrt. Klosterneuburg hatte eine Schlüsselstellung für die Sicherung des türkischen Belagerungsheeres vor Wien. Die Verteidigung leitete der 50-jährige Kammerschreiber Marcelinus Ortner, ein Laienbruder des Stifts, der vom Beruf Tischler war. Es wurde die untere Stadt geplündert und angezündet, doch konnte Klosterneuburg dank der Maßnahmen Ortners den Angriffen standhalten.<ref name="museum"/> |
|||
* '''18. Juli''' - Großwesir Kara Mustafa besichtigte die Schanzarbeiten. Die Türken gruben den Wienern eine Wasserleitung aus den Vorstädten ab und verwendeten sie nun selbst.<br/>Einen Boten, der sich aus Wien zu den kaiserlichen Truppen in Jedlesee durchschlagen wollte, griffen die Türken auf. Die Stimmung im türkischen Lager war sehr gut. |
|||
* '''19. Juli''' - Der Hofschatzmeister vom Sultan Mehmed IV., Ali Aga, kam ins türkische Lager nach Wien. Er brachte Ehrengewänder, Prunksäbel und Dolche für Großwesir Kara Mustafa mit.<br/>Eine Bombe, die im Buchheimschen Saal bei der Löbelbastei, dem Quartier des spanischen Botschafters, einschlug verursachte ein großes Feuer und drohte auf die angrenzenden Stallungen überzugreifen. Eine eigens aufgestellte [[Kompanie]] löschte den Brand sehr schnell.<br/>Die Türken waren mit ihren Schanzen nur noch zwanzig Meter von der [[Fachbegriffe Festungsbau#K|Kontreskarpe]] entfernt. Vor den Spitzen der Burg- und Löbelbastei, wo auch die Kontreskarpe in das Glacis vorsprang waren die Türken nur noch sechs Meter entfernt. Hier wurde bereits mit Flinten und Handgranaten gekämpft. Ein glücklicher Bombenwurf brannte Teile der vordersten Palisaden der Belagerten nieder.<br/>Zweiter Angriff auf Klosterneuburg wurde zurückgeschlagen.<ref name="museum"/> |
|||
* '''20. Juli''' - Die Türken begannen mit dem [[Minenkrieg]]. In jedem Abschnitt wurde eine Mine gegen die Palisaden gegraben. Das Bauholz hierfür wurde aus Schönbrunn geholt.<br/>Erster Aufruf in Wien für einen Kundschafter zum Lager von Herzog Karl V. nach Jedlesee. Es wurde eine hohe Belohnung von 100 Dukaten in Aussicht gestellt, doch niemand meldete sich freiwillig. In der Nacht kam ein Kürassier und brachte Graf Starhemberg einen Brief von Herzog Karl V. Noch in derselben Nacht machte sich der Soldat auf den Rückweg, wurde aber mit den verschlüsselten Briefen von den Türken abgefangen. |
|||
Schon am Tag des Eintreffens der Osmanen schlugen in Wien die ersten Geschützkugeln ein. Erste ausgebrochene Brände in der Stadt konnten bald wieder gelöscht werden. Die Bevölkerung lynchte daraufhin zwei mutmaßliche [[Brandstiftung|Brandstifter]]. Graf Starhemberg gab den Befehl, zusätzliche Brandschutzmaßnahmen vorzunehmen, und setzte eine Kompanie zur Brandbekämpfung ein. Das Komödienhaus zwischen Burg und [[Augustinerkirche (Wien)|Augustinerkloster]] wurde aufgrund seiner vielen Holzaufbauten sofort vollständig abgetragen. Wenige Tage später, am 19. Juli, verursachte eine Bombe ein großes Feuer, das sich auszubreiten drohte. Die dafür aufgestellte [[Kompanie (Militär)|Kompanie]] löschte den Brand sehr schnell. |
|||
[[Bild:TB Angriff.gif|thumb|Beschuss der türkischen Belagerungswerke aus der Stadt <br/> Radierung von Romeyn de Hooghe]] |
|||
Ein erster Angriff auf [[Klosterneuburg]] wurde am 17. Juli abgewehrt. Klosterneuburg hatte eine Schlüsselstellung für die Sicherung des osmanischen Belagerungsheeres vor Wien. Die Verteidigung leitete der 50-jährige Kammerschreiber Marcellinus Ortner, ein Laienbruder des Stifts, der von Beruf Tischler war. Die untere Stadt wurde geplündert und angezündet, doch konnte Klosterneuburg dank den Maßnahmen Ortners den Angriffen standhalten. Zwei Tage später schlug er einen weiteren Angriff der Osmanen auf Klosterneuburg zurück.<ref name="museum" /> |
|||
* '''21. Juli''' - Der Großwesir hielt in den Schanzen vor Wien eine Parade ab. |
|||
* '''23. Juli''' - Erste Minensprengung der Türken vor dem Abschnitt des [[Ravelin]] und der Burgbastei. Ein Angriff der Türken auf die Palisaden wurde unter großen Verlusten beiderseits großteils abgewehrt.<br/>In Wien wurde jeder Hausbesitzer dazu verpflichtet, einen Mann abzustellen, der im Keller horchte, ob gegraben oder geklopft wird. |
|||
Am 19. Juli kam der Hofschatzmeister des Sultans, Ali Aga, ins osmanische Lager nach Wien. Er berichtete, dass Mehmed IV. bestürzt war über die Entscheidung, Wien anzugreifen. Sein Befehl war, die ungarischen Rebellen und die Feste Neuhäusl zu unterstützen und weitere Festungen in Ungarn zu nehmen und nicht auf Wien zu marschieren. Der Großwesir versuchte, den Hofschatzmeister mit militärischen Erfolgen zu beschwichtigen, und verstärkte den Druck auf seine Truppen. Doch bis zur Abreise des Hofschatzmeisters Ali Aga nach Edirne am 30. Juli zur Berichterstattung beim Sultan konnte er keine nennenswerten Erfolge vorweisen. |
|||
* '''24. Juli''' - Schlechtwetter. Es herrschte Waffenruhe. |
|||
* '''25. Juli''' - Eine Mine vor der Löbelbastei sprengte einen Teil der Palisaden weg. Die Türken rückten langsam näher. |
|||
Am 27. Juli wurde in Wien die Mobilisierung aller wehrhaften Männer angeordnet. Auch erste Maßnahmen gegen Krankheiten wurden getroffen. |
|||
* '''26. Juli''' - Die Wiener sprengten die erste Mine unter den Schanzen der Türken. Die Wirkung war gering und schlug teilweise nach hinten aus. |
|||
* '''27. Juli''' - In Wien wurde angeschlagen, dass sich alle Männer, die noch nicht unter Waffen stehen, sich nun melden sollen. Erste Maßnahmen gegen Krankheiten wurden getroffen. |
|||
==== Nachrichtenkrieg ==== |
|||
* '''28. Juli''' - Vor dem Ravelin wurden einige Minen gesprengt. Die Palisaden, der [[Gedeckter Weg|gedeckte Weg]] und die Kontreskarpe wurden in einer Breite von sieben Metern gesprengt und in den Graben geworfen. Ein Ausfall der Wiener ermöglichte die Befestigung des eingestürzten Teiles der Kontreskarpe. Hohe Verluste für die Wiener. |
|||
Einen Boten, der sich am 18. Juli aus Wien zu den kaiserlichen Truppen in Jedlesee durchschlagen wollte, griffen die Osmanen auf. Im Verhör nannte er die Truppenstärke Wiens. In der Nacht zum 20. Juli erreichte ein [[Kürassiere|Kürassier]] die Festung und brachte Graf Starhemberg einen Brief von Herzog Karl V. Noch in derselben Nacht machte sich der Soldat auf den Rückweg, wurde aber mit den verschlüsselten Briefen von den Osmanen abgefangen. |
|||
* '''30. Juli''' - Hofschatzmeister Ali Aga reiste nach [[Edirne]] zur Berichterstattung beim Sultan ab.<br/>Vor der Löbelbastei wurden fünf Kolumbrinegeschütze und 25 Sahigeschütze durch die Laufgräben nach vorne gezogen und in Stellung gebracht. Vor der Burgbastei sprengten die Türken und die Wiener je eine Mine, die die Laufgräben und den gedeckte Weg auf der Kontreskarpe beschädigten. Nach einem Angriff der Türken und Gegenangriff der Wiener zogen sich letztere von den eigenen Laufgräben auf den instandgesetzten gedeckten Weg zurück. Vor dem Ravelin stürmen die Türken bis vor die Palisaden der Wiener. |
|||
* '''31. Juli''' - Der Kavalier der Löbelbastei, die „[[Katze (Festungsbau)|Katze]]“, wurde von den neu aufgestellten Geschützen zusammengeschossen, die Geschütze darin zerstört oder aus der Katze herausgeholt. In den Resten der Katze wurden Schießscharten gebrochen. Die [[Brustwehr]] der Bastei wurde etwas abgetragen um ein besseres Schussfeld gegen die eingegrabenen Türken zu haben. Die Laufgräben waren an manchen Stellen so nah, dass es zu Nahkämpfen kam. |
|||
==== Minenkrieg (Laufgräben durchs Glacis und erste Minen) ==== |
|||
[[Datei:Habsburgers beschieten Turkse belegeraars vanaf de stadsmuren van Wenen. NL-HlmNHA 53009089.JPG|mini|Beschuss der osmanischen Belagerungswerke aus der Stadt<br />(Radierung von [[Romeyn de Hooghe]])]] |
|||
Mit dem Eintreffen osmanischer Truppen begann ein Wettlauf bei den Schützengräben auf dem Glacis. Beide Parteien gruben Laufgräben aufeinander zu. Schon am nächsten Tag führten die Wiener erste Ausfälle durch, um die Grabungsarbeiten zu stören. Innerhalb von drei Tagen kamen die Osmanen bis auf Angriffsweite an die Wiener [[Schanze (Festungsbau)|Schanzen]] heran. |
|||
Inzwischen wurden im Graben die letzten Vorbereitungen getroffen. Eine [[Künette]] wurde ausgehoben, die bis zum Grundwasser hinabreichte; drei [[Kaponniere]] und ein [[Fausse-Braie|Niederwall]] wurden vor der [[Kurtine]] errichtet, eine dritte Verteidigungslinie rechts und links von der Löwelbastei gebaut. Zusätzlich wurden Querwälle und Palisaden gezogen, die verhinderten, dass die Osmanen bei der Eroberung eines Teils der Verteidigungsanlage einer Linie sofort die ganze Linie erobern konnten. Als am 18. Juli der Großwesir Kara Mustafa die Schanzarbeiten besichtigte, entdeckten die Osmanen eine Wasserleitung aus den Vorstädten, gruben den Wienern die Leitung ab und verwendeten sie nun selbst. Die Stimmung im osmanischen Lager war sehr gut. Die Osmanen waren nun mit ihren Schanzen nur noch zwanzig Meter von der Kontereskarpe entfernt. Vor den Spitzen der Burg- und Löwelbastei, wo auch die Kontereskarpe in das Glacis vorsprang, waren die Osmanen nur noch sechs Meter entfernt. Hier wurde bereits mit Flinten und Handgranaten gekämpft. Ein Bombenwurf brannte Teile der vordersten Palisaden der Belagerten nieder. |
|||
Ab dem 20. Juli begannen die Osmanen, sich tiefer in die Erde einzugraben. In jedem Abschnitt wurde eine Mine gegen die Palisaden gegraben. Am 23. Juli kam es zur ersten Minensprengung der Osmanen vor dem Abschnitt des [[Ravelin]] und der Burgbastei. Ein Angriff der Osmanen auf die Palisaden wurde unter großen Verlusten beiderseits großteils abgewehrt. In der Stadt wurde jeder Hausbesitzer dazu verpflichtet, einen Mann abzustellen, der im Keller horchte, ob gegraben oder geklopft wurde. Das schlechte Wetter am Tag darauf gab den Belagerten einen Tag Pause. Aber am folgenden 25. Juli ging der Minenkampf weiter. Die Osmanen ließen eine Mine vor der Löwelbastei hochgehen und sprengten einen Teil der Palisaden weg. Mehrmalige Versuche der Janitscharen durch die entstandene Lücke vorzudringen, wurde von den Wienern Verteidigern zurückgeschlagen, bevor diese in einem Gegenangriff die Osmanen bis an ihre Laufgräben zurückdrängen konnten. Bei diesem Ausfall wurde Stadtkommandant Graf von Starhemberg durch einen Bombensplitter am Arm verletzt; der verantwortliche Festungsbaumeister Georg Rimpler erlitt ebenfalls eine Armverletzung, die sich später entzündete und am Ende tödlich verlief.<ref name="Mineur" /> |
|||
Am 26. Juli sprengten die Wiener die erste Mine unter den Schanzen der Osmanen, erzielten aber geringe Wirkung. |
|||
Am 28. Juli zündeten die Osmanen Minen vor dem Ravelin. Die Palisaden, der [[Gedeckter Weg|gedeckte Weg]] und die Kontereskarpe wurden in einer Breite von sieben Metern gesprengt und in den Graben geworfen. Den Wienern gelang es unter hohen Verlusten, durch einen Ausfall den eingestürzten Teil der Kontereskarpe zu befestigen. |
|||
Vor der Burgbastei sprengten die Osmanen und die Wiener am 30. Juli je eine Mine, die die Laufgräben und den gedeckten Weg auf der Kontereskarpe beschädigten. Nach einem Angriff der Osmanen und Gegenangriff der Wiener zogen sich letztere von den eigenen Laufgräben auf den instandgesetzten gedeckten Weg zurück. Vor dem Ravelin stürmen die Osmanen bis vor die Wiener Palisaden. Vor der Löwelbastei wurden 30 Geschütze durch die Laufgräben in Stellung gebracht. Diese zerschossen am 31. Juli den Kavalier der Löwelbastei, die „[[Katze (Festungsbau)|Katze]]“. Die Geschütze darin wurden zerstört oder aus der Katze herausgeholt. In die Reste der Katze wurden Schießscharten gebrochen. Die [[Brustwehr]] der Bastei wurde etwas abgetragen, um ein besseres Schussfeld gegen die eingegrabenen Osmanen zu haben. Die Laufgräben waren an manchen Stellen so nah, dass es zu Nahkämpfen kam. |
|||
==== Chronik in Europa ==== |
|||
Graf [[Philipp von Thurn]] traf am 14. Juli in [[Warschau]] ein und überbrachte die Nachricht von der Belagerung Wiens. König Jan Sobieski gab Anweisungen, das Heer zu sammeln, und wollte noch vor Monatsende aufbrechen. |
|||
Kaiser Leopold I. reiste weiter und erreichte am 17. Juli [[Passau]]. Dort trafen am 23. Juli die ersten [[Bayerische Armee|bayerischen Hilfstruppen]] (10.000 Mann) ein. Am 27. Juli überbrachte Graf Philipp von Thurn in Passau die Botschaft, dass König Jan Sobieski und sein älterer Sohn Prinz Jakob Ludwig Heinrich mit 50.000 Mann bis Ende August nach Wien kämen. Der Jesuit Pater Wolff meldete Kaiser Leopold I., dass 10.000 Mann aus Sachsen noch diesen Monat aufbrechen würden. Wenige Tage später kam die Nachricht aus Polen, dass Sobieski bis zum 20. August vor Wien sein werde. Er marschiere über [[Schlesien]] und [[Mähren]]. |
|||
=== August === |
=== August === |
||
[[Datei:TB Wien1.gif|mini|Belagertes Wien]] |
|||
==== Versorgungslage ==== |
|||
Am 1. August wurden in Wien die Lebensmittelpreise fixiert. Erfolgreich war man mit dieser Verordnung nicht, sie musste in den nächsten sieben Wochen fast täglich wiederholt und auf Medikamente und andere Gegenstände des täglichen Bedarfs ausgedehnt werden. Zusätzlich wurde die Unterbringung der vielen Leichen geregelt. Auch diese Regelungen mussten alle paar Tage unter Androhung schwerer Strafen wiederholt werden. Je länger die Belagerung dauerte, desto härter musste die Stadtregierung gegen Preiswucherer durchgreifen, da der Schwarzhandel blühte. |
|||
Das osmanische Belagerungsheer hatte ebenfalls mit Versorgungsproblemen zu kämpfen. Nachschub musste aus [[Buda|Ofen]] bezogen werden, weil in der näheren Umgebung von den Tataren sehr viel zerstört worden war. Hinzu kam, dass die Belagerung sich länger hinzog als geplant. So gingen die Vorräte zu Ende. Bis Ende August waren alle Lebensmittel im osmanischen Lager verbraucht. |
|||
==== Wiener Chronik ==== |
|||
Am 1. August beschossen die Osmanen während der [[Heilige Messe|Heiligen Messe]] den [[Stephansdom]]. Tags darauf wurde die [[Kapuzinerkirche (Wien)|Kapuzinerkirche]] bombardiert, sodass das Dach einstürzte. |
|||
Am 8. August wurde ein 15-jähriger Junge als Spion aufgegriffen. Die Stadtbevölkerung war extrem nervös, und obwohl er alles abstritt, wurde er am 27. August geköpft. Die „[[Bakterienruhr|Rote Ruhr]]“ brach aus und dezimierte die Stadtbevölkerung stark. Am 11. August erkrankte Graf Starhemberg daran und konnte sich erst am 20. August wieder erholen. |
|||
Ein Einberufungsbefehl erging am 26. August an alle Männer von Wien, die, weil sie nicht tauglich waren oder aus anderen Gründen, bisher nicht an der Stadtverteidigung mitgewirkt hatten, und zwei Tage später verhängte Graf Starhemberg die Todesstrafe für jene, die sich der Einberufung nicht stellten. |
|||
Am 27. August wurden in der Nacht 30 Raketen vom Stephansdom abgeschossen. In der nächsten Nacht waren es bereits 100 Raketen. |
|||
Die Wiener erkannten am 31. August erste Vorbereitungen der Osmanen gegen den bevorstehenden Entsatz und begannen Hoffnung zu schöpfen. Graf Starhemberg setzte alle Mittel für die Kämpfe ein, ließ die Straßen und Häuser rund um den Bereich Burgbastei und Löwelbastei in Verteidigungszustand setzen und richtete dort eine weitere Verteidigungslinie ein. |
|||
==== Chronik der Osmanen ==== |
|||
[[Datei:TB Luftsicht.jpg|mini|Sicht der osmanischen Gräben vom Stephansdom]] |
|||
Großwesir Kara Mustafa ließ am 3. August den [[Alaybeyi]] vom rechten Flügel (Burgbastei) wegen mangelnder Erfolge absetzen. Auch der Posten des Arsenaloberst wurde nach Kritik neubesetzt. |
|||
Am 22. August traf der osmanische verbündete [[Michael I. Apafi]], Fürst von [[Siebenbürgen]] mit seinen Truppen im osmanischen Lager vor Wien ein. Er kritisierte die Pläne zur Eroberung Wiens stark, weshalb der verärgerte Großwesir Kara Mustafa ihn zur Überwachung der Brücken bei [[Győr|Raab]] in Ungarn zurücksandte. |
|||
==== Nachrichtenkrieg ==== |
|||
Ein berittener Bote Herzog Karls V. drang am 4. August zur Stadt durch und brachte Nachrichten. Die Belohnungen und die Bezahlung der Kuriere wurden immer teurer. Als Leutnant Michael Gregorowitz am 8. August drei Briefe von Wien zu Herzog Karl V. nach Jedlesee überbrachte, wurde er zum [[Kompanie (Militär)|Kompaniechef]] befördert. Er schaffte es, durch das osmanische Lager und den Wienerwald bis zum 16. August Herzog Karl V. zu erreichen. Der Orientwarenhändler [[Georg Franz Kolschitzky]] wurde am 13. August als Kurier aus der Stadt zu Herzog Karl V. entsandt und kam am 15. August dort an. Am 17. August kehrte Kolschitzky als Held zurück. Er war mit Nachrichten von Herzog Karl V. durch die osmanischen Truppen nach Wien gelangt. Er brachte die Nachricht, dass sich bei Wien ein Entsatzheer mit insgesamt 70.000 Mann sammle und die ungarischen Rebellen geschlagen habe. Kolschitzky erhielt die versprochene Belohnung von 200 [[Dukat (Münze)#Deutscher Sprachraum|Dukaten]]. Der Kurier Seradly, der Diener von Kolschitzky, wurde am 19. August aus Wien ins kaiserliche Feldlager nach Jedlesee entsandt. Die Hälfte des Lohnes von 200 Dukaten erhielt er vor seinem Abmarsch. Am 21. August kehrte er mit einigen Briefen von Herzog Karl V. von Lothringen aus Jedlesee zurück. Der Kurier Georg Michaelowitz<ref>{{Wien Geschichte Wiki|Michalowitzgasse_(5,_12)|Michalowitzgasse (5, 12)}}. Biografie von Georg Thomas Michaelowitz.</ref> (wird von manchen Zeitzeugen mit Kolschitzky oder Leutnant Gregorowitz verwechselt) brach am 27. August mit einigen Briefen zu Herzog Karl V. auf. Er erhielt dafür die Belohnung von 100 Dukaten. Bei seiner Rückkehr am 1. September erhielt er weitere 100 Dukaten. |
|||
==== Minenkrieg (durch die Palisaden und die Kontereskarpe in den Graben) ==== |
|||
[[Datei:TB Minenkampf.jpg|mini|Krieg unter der Erde, [[Belagerung von Candia]]]] |
|||
Weitere Minen der Osmanen beschädigten am 1. August die Kontereskarpe. Tags darauf nahmen die Osmanen die Palisaden vor der Löwelbastei ein. Am Abend ließen die Wiener unter den osmanischen Laufgräben vor der Löwelbastei eine Mine hochgehen. Eine weitere Mine der Wiener explodierte vor dem Ravelin am 3. August, aber die Wirkung der Wiener Minen war um einiges schlechter als die der osmanischen. Am Abend erfolgte beim Ravelin ein Angriff der Osmanen und warf die Wiener aus den Palisaden und dem gedeckten Weg die Kontereskarpe hinunter in den Graben. Die Wiener räumten am folgenden Tag die Stellungen an der Palisade vollständig. Eine Mine der Wiener am 5. August bei der Burgbastei schlug nach hinten aus und zerstörte einen großen Teil des gedeckten Weges. Der folgende Angriff der Janitscharen wurde abgewehrt, trotzdem war die Stimmung der Osmanen noch gut.<ref>Sturminger 1968, zitiert Oberstleutnant Johann Georg von Hoffmann, S. 185.</ref> |
|||
==== Grabenkämpfe ==== |
|||
Die Osmanen legten vor der Löwelbastei und dem Ravelin einen Tunnel an, der bis in den Graben führte. Gegen Abend des 6. August drangen die ersten Osmanen vor dem Ravelin in den Graben ein. Graf Starhemberg kam mit den besten hundert Mann und vertrieb die Osmanen wieder. Alle Wollsäcke, die die Osmanen zum Schanzen mitgebracht hatten, wurden in die Stadt gebracht. Es gab viele Tote auf beiden Seiten. Doch schon am nächsten Morgen drangen die Osmanen über die Tunnel in den Graben vor den Bastionen ein, setzten sich fest und begannen sich in Richtung Ravelin vorzuarbeiten. Es wurde eine erste Mine im Graben zwischen Löwelbastei und Ravelin gesprengt, deren Erdaufwurf für weitere Schanzen verwendet wurde. Durch heftigen Beschuss stürzte der Tunnel vor der Burgbastei ein und begrub dreißig Osmanen unter sich. Am 8. August erreichte bei einem Sturmangriff erstmals ein Soldat der Osmanen die Stadtmauer. Tags darauf sprengten die Osmanen eine Mine vor der Löwelbastei, wodurch sie den Weg für den Tunnel in den Stadtgraben öffneten und sich endgültig festsetzen konnten. |
|||
==== Minenkrieg (Angriff auf die zweite Verteidigungslinie) ==== |
|||
Die Osmanen sprengten am 9. August die erste Mine unter dem Ravelin und rissen sieben Meter Mauer mit. Die Bresche in der Mauer wurde von den Wienern sofort abgeriegelt. In den folgenden Tagen wurden auch die Löwelbastei und die Burgbastei angegriffen. Die Kaponniere wurden vollständig verschüttet und mit der nächsten Mine zerstört. Ausfälle der Wiener, um die Tunnel in den Graben zu zerstören und damit den Zugang in den Graben zu blockieren, scheiterten mit hohen Verlusten. Der Druck der Osmanen ließ nicht nach. |
|||
Am 12. August gab es weiter heftige Gefechte um das Ravelin, und zwei Minen unter der Burgbastei wurden gesprengt. Die Wirkung war schwach und schlug teilweise nach hinten aus, der anschließende Sturmangriff scheiterte unter hohen Verlusten der Osmanen. Eine weitere Mine unter der Spitze des Ravelins zeigte gute Wirkung. Das Ravelin wurde in zwei Teile geteilt. Außerdem wurden auf dem Ravelin und auf den Basteien Vorkehrungen getroffen, damit der Festungsabschnitt trotzdem verteidigungsfähig bliebe, sollten Teile davon in osmanische Hand fallen. Die Stimmung der Osmanen schwankte. |
|||
[[Datei:TB Mine.gif|mini|Angriff der Wiener auf eine Mine unter der Burgbastei<br />(Kupferstich von Jacobus Peeters)]] |
|||
Mitte August wurde eine Mine der Osmanen durch Palisaden unbrauchbar gemacht, eine zweite Mine durch Kanonen zerstört und eine dritte Mine durch Gegensprengung vernichtet. Am 15. August setzten sich die Osmanen im Festungsgraben vor der Löwelbastei fest und gruben sich bis zur Künette in der Grabenmitte vor. Bei einem Ausfall der Wiener wurden alle dort verschanzten Osmanen getötet, ihre Rampen, Stützbalken und alles Holz angezündet, und ihre Minen zerstört, danach kehrten die Wiener auf die Löwelbastei zurück. Es dauerte zwölf Tage, bis die Osmanen diese Stellung wieder vollständig unter ihrer Kontrolle hatten. Die Stimmung der Osmanen verschlechterte sich weiter. |
|||
In den nächsten Tagen kam es im gesamten Graben zu schweren Gefechten ohne merklichen Fortschritt einer Seite. Die Wiener unternahmen am 18. August einen erfolglosen Ausfall bei der Burgbastei. Es handelte sich dabei um eine aus den Stadtbürgern gebildete Freiwilligenkompanie, die auf eigene Faust handelte. In Wien erging drei Tage später die Verordnung, dass niemand mehr ohne Befehl Ausfälle wagen dürfe. Die Osmanen sprengten unter der Burgbastei am 20. August zwei Minen und unter dem Ravelin eine weitere. Den ganzen Tag wurden die Basteien erfolglos von den Osmanen bestürmt. Ein Angriff der Wiener gegen die Tunnel vor der Burgbastei am 22. August zeigte wenig Wirkung. Die Osmanen flüchteten aus dem Graben, besetzen ihn aber einige Stunden später wieder. In den nächsten Tagen gab es zahlreiche Sprengungen kleinerer Minen, Stürme, Ausfälle und vor allem Tote auf beiden Seiten. |
|||
Trotz starken Regens, der die Gräben volllaufen ließ, wurde weiter gekämpft. Nach einer gesprengten Mine unter dem Ravelin griffen die Osmanen wieder erfolglos an und hatten hohe Verluste. Am Gedenktag von [[Johannes der Täufer|Johannes dem Täufer]] (29. August) zündeten sie eine besonders große Mine unter dem Ravelin und sprengten das meiste in die Luft. Der letzte Rest des Ravelins wurde auf Befehl der Wiener Offiziere geräumt. Von der Stadtregierung erging die Aufforderung, Wasserbottiche in der Stadt verteilt aufzustellen, um Grabungstätigkeiten schneller zu erkennen. Auf der Wasserfläche der Bottiche sah man bei der kleinsten Erschütterung durch das unterirdische Graben ein verzerrtes Spiegelbild. |
|||
Bei einem Zufallstreffer der Osmanen am 31. August hinter der Löwelbastei wurde ein Munitionslager getroffen, das auch die nebenliegenden Schwarzpulverlager entzündete. Die Schwarzpulvervorräte wurden dadurch empfindlich reduziert. |
|||
[[Datei:1683-Türkenkrieg um Wien.JPG|mini|Brennende Dörfer um Wien]] |
|||
==== Ablauf der osmanischen Belagerung in der Umgebung von Wien ==== |
|||
Die Osmanen eroberten am 3. August [[Pottendorf]], [[Ebreichsdorf]] und [[Götzendorf an der Leitha|Götzendorf]] unter Tötung und Verschleppung der ansässigen Bevölkerung. Am 24. August griffen die Janitscharen erneut Klosterneuburg an, welches sie als Stützpunkt gegen das Entsatzheer verwenden wollten. Der Angriff dauerte bis zum 26. August und konnte erfolgreich abgewehrt werden.<ref name="museum" /> |
|||
==== Chronik in Europa ==== |
|||
Um den 3. August gab es viele kleinere und größere Scharmützel zwischen polnischen Hilfstruppen und kaiserlichen Truppen auf der einen Seite und [[Tataren]], ungarischen Rebellen und Osmanen auf der anderen Seite. Der August war durch langes Warten des Kaisers Leopold I. in Passau auf Truppen für das Entsatzheer gekennzeichnet. Vom 9. bis 11. August erkrankte Kaiser Leopold I. und lag mit Fieber, Durchfall und Erbrechen im Bett. |
|||
Am 8. August traf Prinz [[Eugen von Savoyen]] in Passau ein. Er berichtete, dass alle anderen französischen Offiziere, die sich den Österreichern anschließen wollten, eingesperrt wurden. Am 12. August stießen 1.000 Mann von dem Regiment des Prinzen [[Ludwig Anton von der Pfalz]] und am 21. August 8.000 Franken zum Heer. |
|||
Erst am 14. August und nicht wie versprochen Ende Juli marschierte König Jan Sobieski mit seiner Armee von [[Krakau]] aus Richtung Wien. Er war am 22. August bei [[Gliwice|Gleiwitz]] und erreichte am folgenden Tag [[Opava|Troppau]]. |
|||
[[Bild:TB Wien1.gif|thumb|Belagertes Wien]] |
|||
* '''1. August''' - In Wien fixierte man die Lebensmittelpreise. Während der [[Heilige Messe|Heiligen Messe]] beschossen die Türken den [[Stephansdom (Wien)|Stephansdom]] und begingen damit ohne es zu merken einen Wortbruch (siehe Eintrag am [[#Ablauf nach der Belagerung|15. September]]).<br/>Weitere Minen der Türken beschädigten die Kontreskarpe. |
|||
* '''2. August''' - Die Kapuzinerkirche wurde bombardiert, das Dach stürzte ein.<br/>Die Türken nahmen die Palisaden vor der Löbelbastei ein. Am Abend ließen die Wiener unter den türkischen Laufgräben vor der Löbelbastei eine Mine hochgehen. |
|||
* '''3. August''' - Die Türken eroberten [[Pottendorf]], [[Ebreichsdorf]] und [[Götzendorf]].<br/>Großwesir Kara Mustafa ließ den [[Alaybeyi]] vom rechten Flügel (Burgbastei) wegen mangelnder Erfolge absetzen. Er wollte ihn hinrichten lassen, begnadigte ihn dann aber auf 400 Stockschläge. Eine weitere Mine der Wiener vor dem Ravelin ging hoch. Am Abend erfolgte ein Angriff der Türken vor dem Ravelin. Sie warfen die Wiener aus den Palisaden und dem gedeckten Weg die Kontreskarpe hinunter in den Graben.<br/>Aus Bagdad kamen fünf Kompanien [[Janitscharen]] ins türkische Lager. Aus [[Buda|Ofen]] trafen 200 Wagen mit Lebensmitteln ein, weil in der näheren Umgebung von den Tataren sehr viel zerstört worden war. Auch in Wien wurden die Nahrungsmittel knapper. Die Preise gingen trotz Preisregulierung nach oben. |
|||
* '''4. August''' - Die Türken nahmen die ersten Palisaden vor der Stadtmauer ein. Die Wiener räumten die Stellungen an der Palisade vollständig. Ein berittener Bote von Herzog Karl V. drang bis zur Stadt durch und brachte Nachrichten. |
|||
* '''5. August''' - Eine Mine der Wiener bei der Burgbastei schlug nach hinten aus und zerstörte einen großen Teil des gedeckten Weges. Der Angriff der Janitscharen wurde abgewehrt. Die Türken legten vor der Löbelbastei und dem Ravelin einen Tunnel an, der bis in den Graben führte. Die Stimmung der Türken war gut. |
|||
* '''6. August''' - Gegen Abend drangen die ersten Türken vor dem Ravelin in den Graben ein. Graf Starhemberg kam mit den besten hundert Mann und vertrieb die Türken wieder. Alle Wollsäcke, die die Türken zum Schanzen mitgebracht hatten, wurden in die Stadt gebracht. Es gab viele Tote auf beiden Seiten.<br/>In der Stadt wurden harte Maßnahmen gegen Wucherpreise und Seuchen gesetzt. Mittels Preisliste setzte man die Preise für Lebensmittel und anderer lebenswichtiger Güter fest. Eine Verordnung für [[Hygiene|hygienische]] Maßnahmen wurde beschlossen. „''In Gassen und Plätzen der Stadt herumliegende Kranke sollen in den Passauer Hof gebracht werden. Fisch verkaufen wird verboten, Bier muss sofort getrunken werden und darf nicht mehr weiter gebraut werden, Blut und Innereien von geschlachteten Vieh darf nicht mehr auf die Gasse geschüttet werden''“. |
|||
* '''7. August''' - Die Türken drangen über die Tunnel in den Graben vor den Bastionen ein, setzten sich fest und begannen sich in Richtung Ravelin vorzuarbeiten. Es wurde eine Mine zwischen Löbelbastei und Ravelin gesprengt, deren Erdaufwurf für weitere Schanzen verwendet wurde. Der Tunnel vor der Burgbastei stürzte ein und begrub 30 Türken unter sich. An diesem Tag erreichte der erste Türke die Stadtmauer. |
|||
* '''8. August''' - Vor der Löbelbastei sprengten die Türken eine Mine und verschütteten ein Kaponnier. Damit öffneten sie den Weg für den Tunnel in den Graben.<br/>Entsendung von Leutnant Michael Gregorowitz von Wien zu Herzog Karl V. nach Jedlesee, um drei Briefe zu überbringen. Als Belohnung soll er zum [[Kompanie (Militär)|Kompaniekommandant]] befördert werden. Er schaffte es durch das türkische Lager und den Wienerwald bis zum 16. August Herzog Karl V. zu erreichen.<br/>Ein 15-jähriger Junge wurde als Spion aufgegriffen. Er leugnete zwar, wurde aber am 27. August geköpft. |
|||
* '''9. August''' - Die Türken sprengten die erste Mine unter dem Ravelin und rissen sieben Meter Mauer mit. Die Bresche in der Mauer wurde sofort abgeriegelt.<br/>Die Hygienemaßnahmen wurden nochmals unter Androhung schwerer Strafen in Erinnerung gebracht. Zusätzlich wurde die Unterbringung der vielen Leichen geregelt. |
|||
* '''10. August''' - Großwesir Kara Mustafa begab sich zur Inspektion in die Laufgräben. Er besah sich die Tunnel und die vorgeschobenen Stellungen im Graben. Auf die Kritik, dass es nicht genügend Kriegsmaterial gäbe, reagierte er mit der Absetzung von Arsenaloberst Fazli Aga und bestellte stattdessen Abaza Siyavus Aga. Am Nachmittag wurde vor der Löbelbastei eine Mine gesprengt, die das Kaponnier vollständig verschüttete. Am Abend machten die Wiener einen Ausfall, um den Tunnel vor dem Ravelin zu zerstören, hatten aber keinen Erfolg. |
|||
* '''11. August''' - Die Türken kamen bis an die Burgbastei heran, sprengten einen weiteren Teil der Kontreskarpe vor der Burgbastei weg, eine weitere Mine unter dem Ravelin und unter der Löbelbastei. Dort wurde das Kaponnier zerstört. Graf Starhemberg erkrankte an der roten [[Ruhr]]. |
|||
* '''12. August''' - Heftige Gefechte um das Ravelin. Die Türken sprengten zwei Minen unter der Burgbastei, die Wirkung war nicht besonders gut und tötete auch einige Türken. Beim anschließenden Sturm gab es viele Tote auf Seiten der Türken. Die Stimmung der Türken schwankte. |
|||
* '''13. August''' - Der Orientwarenhändler [[Georg Franz Kolschitzky]] wurde als Kurier aus der Stadt zu Herzog Karl V. entsandt und kam am 15. August dort an.<br/>Eine Mine unter der Spitze des Ravelins hatte viel Erfolg. Das Ravelin wurde in zwei Teile geteilt. Außerdem wurde auf dem Ravelin und auf dem Basteien Vorkehrungen getroffen, damit, wenn Teile in türkische Hand fallen, der Festungsabschnitt trotzdem verteidigungsfähig bleibt. |
|||
Am 24. August brach Herzog Karl V. mit seinen Truppen donauaufwärts auf, um zum Treffpunkt in [[Tulln an der Donau|Tulln]] zu kommen. Bei Bisamberg traf er auf Osmanen und auf ungarische Hilfstruppen des Thököly und besiegte sie mit seiner Kavallerie. |
|||
[[Bild:TB Mine.gif|thumb|Angriff der Wiener auf eine Mine unter der Burgbastei <br/> Kupferstich von Jacobus Peeters]] |
|||
Am 25. August zog das Entsatzheer unter Kaiser Leopold I. Richtung Wien. Leopold I. fuhr mit dem Schiff von Passau nach [[Linz]], erreichte es drei Tage später und setzte seinen Marsch auf Wien unverzüglich fort. Am 31. August traf Sobieski mit Herzog Karl V. in [[Hollabrunn]] zusammen. |
|||
* '''14. August''' - Am linken Flügel der Wiener, vor der Burgbastei, sprengten die Türken eine Mine unter der Kontreskarpe. Die Zerstörung war so stark und der Druck auf die Verteidiger so heftig, dass die Wiener ihre Stellungen zurücknehmen müssten. Fast die gesamte Burgbastei war von den Belagerern eingekreist. Die Wiener lernten, langsam Minen zu graben und zu bekämpfen. Eine Mine der Türken wurde durch Palisaden unbrauchbar gemacht, eine zweite Mine durch Kanonen zerstört und eine dritte Mine durch Gegensprengung vernichtet. |
|||
* '''15. August''' - Die Türken setzten sich im Festungsgraben vor der Löbelbastei fest und gruben sich bis zur Künette in der Grabenmitte vor. Nach einem Ausfall der Wiener töteten sie alle dort verschanzten Türken, zündeten ihre Rampen, Stützbalken und alles Holz an, zerstörten ihre Minen und kehrten auf die Löbelbastei zurück. Es dauerte zwölf Tage, bis die Türken diese Stellung wieder voll unter ihrer Kontrolle hatten. |
|||
* '''16. August''' - Der Großwesir schickte 4.000 Wagen nach [[Ofen (Stadt)|Ofen]], um Lebensmittel, Munition und Schwarzpulver zu holen.<br/>Heftige Gefechte um die Burg- und Löbelbastei. Die Stimmung der Türken wurde schlechter. |
|||
* '''17. August''' - Schwere Gefechte vor der Burgbastei.<br/>Kolschitzky kehrte als Held zurück. Er war durch die türkischen Truppen nach Wien mit Nachrichten von Herzog Karl V. zurückgekommen. Er brachte die Nachricht, dass ein Entsatzheer mit insgesamt 70.000 Mann sich bei Wien sammle und die ungarischen Rebellen geschlagen habe. Kolschitzky erhielt die versprochene Belohnung von 200 Dukaten. |
|||
* '''18. August''' - Die Wiener unternahmen einen erfolglosen Ausfall bei der Burgbastei. Es handelte sich um eine aus den Stadtbürgern gebildete Freiwilligenkompanie, die auf eigene Faust handelte. |
|||
* '''19. August''' - Der Kurier Seradly, der Diener von Kolschitzky, wurde aus Wien ins kaiserliche Feldlager nach Jedlesee entsandt. Die Hälfte des Lohnes erhielt er vor seinem Abmarsch.<br/>Unter der Burgbastei wurden zwei Minen und unter dem Ravelin eine Mine gesprengt. Den gesamten Tag wurde die Basteien erfolglos von den Türken gestürmt. Die Mineure gruben bereits unter den Basteien und dem Ravelin durch. |
|||
* '''20. August''' - Die „Rote Ruhr“ dezimierte die Stadtbevölkerung stark. Graf Starhemberg konnte sich wieder von der „Roten Ruhr“ erholen.<br/>Ein Junge wurde aufgegriffen, der für die Türken spionierte. |
|||
* '''21. August''' - In Wien erging die Verordnung, dass niemand mehr ohne Befehl Ausfälle wagen darf.<br/>Drei türkische Bäcker, die den Wienern Brot verkauften wurden zu 300 Stockhieben verurteilt.<br/>Seradly kehrte mit einigen Briefen von Herzog Karl V. von Lothringen aus Jedlesee zurück. |
|||
* '''22. August''' - Der König von [[Siebenbürgen]] traf mit seinen Truppen im türkischen Lager ein. Er kritisierte stark die Pläne für die Eroberung von Wien. Großwesir Kara Mustafa schickte ihn zurück zur Überwachung der Brücken bei [[Györ|Raab]].<br/>Angriff der Wiener gegen die Tunnel vor der Burgbastei. Die Türken flüchteten aus dem Graben, besetzen ihn aber einige Stunden später wieder. Vor dem Ravelin wurde wieder eine Mine gesprengt, die ein Kapponier verschüttete. Die Stimmung bei den Türken verschlechterte sich weiter. |
|||
* '''23. August''' - Die Stadtregierung musste hart gegen Preiswucher durchgreifen. Der Schwarzhandel blühte. |
|||
* '''24. August''' - Die Moral der Türken wurde schwächer. Jede Menge kleinerer Minen, Stürme, Ausfälle und vor allem Tote auf beiden Seiten die nächsten Tage.<br/>Erneut griffen die Janitscharen Klosterneuburg an, das sie als Stützpunkt gegen das Entsatzheer verwenden wollten. Der Angriff konnte bis zum 26. August erfolgreich abgewehrt werden.<ref name="museum"/> |
|||
* '''26. August''' - Es erging ein Einberufungsbefehl an alle Männer von Wien, die sich bisher von der Stadtverteidigung drücken konnten, weil sie nicht tauglich waren oder nicht wollten. |
|||
* '''27. August''' - Der Kurier Georg Michaelowitz brach mit einigen Briefen zu Herzog Karl V. auf. Er erhielt dafür die Belohnung von 100 Dukaten. Bei seiner Rückkehr am 1. September erhielt er weitere 100 Dukaten.<br/>Vor dem Ravelin wurde eine weitere Mine gesprengt, sie zeigte gute Wirkung. Die Türken gingen zum Sturmangriff über. Außer einigen abgeschlagenen Köpfen konnten sie nichts erreichen. Die Überbringer dieser Köpfe an Großwesir Kara Mustafa wurden reich belohnt. Die Janitscharen waren verärgert auf Großwesir Kara Mustafa wegen der langen Belagerungsdauer.<br/>In der Nacht wurden 30 Raketen vom Stefansdom abgeschossen. |
|||
* '''28. August''' - Starker Regen in der Früh und am Vormittag verschlammte die türkischen Gräben. Nach der Zündung einer Mine unter dem Ravelin folgte ein Angriff. Wieder viele Tote.<br/>Graf Starhemberg erließ die Todesstrafe für jene, die sich noch immer vor der Einberufung drückten.<br/>In der Nacht feuerten die Wiener 100 Raketen vom Stefansdom ab. |
|||
* '''29. August''' - Die Türken feierten die Köpfung von [[Johannes der Täufer|Johannes dem Täufer]]. Mit einer besonders großen Mine unter dem Ravelin sprengten die Osmanen das Meiste in die Luft. Der letzte Rest des Ravelins wurde auf Befehl der Offiziere geräumt.<br/>Von der Stadtregierung ging die Aufforderung, Wasserbottiche in der Stadt verteilt aufzustellen, um Grabungstätigkeiten schneller zu erkennen. |
|||
* '''31. August''' - Die Wiener erkannten erste Vorbereitungen der Türken für den bevorstehenden Entsatz.<br/>Bei einem Zufallstreffer der Türken hinter der Löbelbastei wurde ein Munitionslager getroffen, das auch die nebenliegenden Schwarzpulverlager entzündete.<br/>Erste Lebensmittelnot unter den Türken.<br/>Graf Starhemberg setzte alle Mittel für die Kämpfe ein, ließ die Straßen und Häuser rund um den Bereich Burgbastei und Löbelbastei in Verteidigungszustand setzen und richtete dort eine weitere Verteidigungslinie ein. |
|||
=== September === |
=== September === |
||
[[Datei:TB Wien2.gif|mini|Laufgräben der Osmanen vor dem belagerten Wien in der letzten Ausbauphase<br /> (Kupferstich des kaiserlichen Hauptmanns und Ingenieurs [[Daniel Suttinger]])]] |
|||
Anfang September ging in der Stadt wie auch im osmanischen Lager die Nahrung aus. Die Nahrungsmittelknappheit in der Stadt konnte etwas gemildert werden, als am 3. September bei zwei weiteren Ausfällen beim [[Schottentor]] 22 Ochsen, zwei Pferde und ein Wagen eingebracht wurden. |
|||
==== Wiener Chronik ==== |
|||
[[Bild:TB Wien2.gif|thumb|Laufgräben der Türken vor dem belagerten Wien in der letzten Ausbauphase <br/> Kupferstich des kaiserlichen Hauptmanns und Ingenieurs Daniel Suttinger]] |
|||
Am 3. September wurden vom Stephansdom in der Nacht 30 Raketen abgeschossen, am 6., 7. und 8. September waren es bereits so viele, dass sie nicht gezählt werden konnten. Drakonische Maßnahmen gegen Deserteure und Wehrdienstverweigerer wurden am 6. September in Wien beschlossen. Wer krank oder zu alt für die Arbeit war, musste ein ärztliches Attest vorweisen. Am 9. September starb der Wiener Bürgermeister [[Johann Andreas von Liebenberg]] nach mehrwöchiger Krankheit. In den Straßen hinter der Burg- und Löwelbastei wurde am 10. September heftig gegraben, Palisaden wurden gebaut und Laufgänge für eine weitere Verteidigungslinie angelegt. |
|||
* '''1. September''' - Georg Michaelowitz brachte unter Lebensgefahr Nachrichten von Herzog Karl V. in die Stadt. Darin stand, dass der Entsatz unterwegs ist und in einigen Tagen eintrifft.<br/>Die Türken hatten mehrere Minen bei der Löbelbastei unter die [[Kurtine]] getrieben. Die Wiener machten einen Ausfall, um die Minen zuzuschütten, scheitern aber am starken Widerstand der Türken.<br/>In der Stadt wie auch im Türkenlager ging das Essen aus. Die Preise stiegen stark an. |
|||
* '''2. September''' - Georg Michaelowitz brach erneut mit Botschaften aus der Stadt auf. Er erhielt dafür, gegen den ausdrücklichen Willen des Rechnungsbeamten, 200 Dukaten im voraus. In der Botschaft an den Kaiser wurde darauf gedrängt, den Entsatz zu beschleunigen. Die Verteidiger wären nahe am Ende ihrer Kräfte angelangt.<br/>Die Türken ließen bei der Burgbastei eine Mine hochgehen. Die Wirkung war minimal. Durch die Mine war es aber den Türken jetzt leichter, in die Burgbastei zu kommen. An der Löbelbastei unterwühlten die Türken die Stadtmauer. Bei einem Ausfall der Wiener gegen die Minen der Türken wurden alle Angreifer getötet. |
|||
* '''3. September''' - Eine Mine an der Burgbasteispitze ging hoch. Es fielen etliche Quaderstücke heraus. Die Wiener machten wieder einen Ausfall, um weitere Minen zu zerstören, aber die Ergebnisse waren mager. An diesem Tag war die Anzahl der Toten auf beiden Seiten sehr hoch. Beim Minieren und Kontraminieren gerieten die Türken und Wiener auf einmal aufeinander. Es entstand ein blutiges Gemetzel.<br/>Bei zwei weiteren Ausfällen wurden 22 Ochsen, zwei Pferde und ein Wagen eingebracht. Graf Starhemberg gab die letzten Reste vom [[Ravelin]], [[Fachbegriffe Festungsbau#K|Kontreskarpe]] und [[Kaponniere]] auf, das dortige Holz räumte man vorher aus. Die Minen der Türken kamen schon zwei bis drei Meter unter die Stadtmauer.<br/>Vom Stefansdom wurden in der Nacht 30 Raketen abgeschossen. |
|||
* '''4. September''' Stefan Seradly erhielt 120 Dukaten für die Überbringung von Briefen an das Entsatzheer. Er verriet aber die Wiener und lief zu Großwesir Kara Mustafa über. Dieser erfuhr dadurch von der geplanten Entsetzung Wiens und zog Verstärkung heran.<br/>Erste Minensprengung unter der Kurtine. Die Wirkung war sehr stark. Der folgende Sturm scheiterte aber am Verteidigungswillen der Bevölkerung. Weiters gab es mehrere Minensprengungen und Sturm der Türken an der Burgbastei. Eine acht Meter breite [[Bresche]] wurde in die Burgbastei geschlagen. Erste Janitscharen wurden auf der Bastei gesichtet. Von allen Seiten kamen Türken für den Angriff. Jeder wollte dabei sein, wenn die Stadt fällt. Aber die Steigung im Geröll auf die Burgbastei war zu stark. Durch reihenweises Feuer, zurückgehen und nachladen, während die nächste Reihe schoss, konnte der Angriff nach zwei Stunden abgewehrt werden. Mit [[Spanischer Reiter (Barriere)|spanischen Reitern]] und Sandsäcken schlossen die Wiener die Bresche. Allein dieser Sturm kostete den Wienern 200 Mann, darunter mehrere Offiziere. In der Nacht wurde die Bresche vollständig geschlossen. Holz von Dächern und anderen Bauteilen in Wien wurde abgerissen, um es als Palisaden bei Burg- und Löbelbastei zu verwenden. Die Stimmung der Türken langte nach diesem Tag auf einem Tiefpunkt an. |
|||
* '''6. September''' - Die Stadtverteidiger gruppierten sich neu in 64 Kampfgruppen. Nach der Sprengung von zwei Minen an der äußersten Spitze der Löbelbastei gelang es, unter hohen Verlusten für beide Seiten, den Sturm auf die Löbelbastei abzuwehren. Als die Sperren immer dichter wurden, nahmen die Türken wieder den Minenkampf auf.<br/>Drakonische Maßnahmen gegen Deserteure und Wehrdienstverweigerer wurde in Wien beschlossen. Wer krank oder zu alt für die Arbeit war, musste ein ärztliches Attest vorweisen.<br/>Vom Stefansdom wurden sehr viele Raketen abgeschossen. |
|||
* '''7. September''' - Großwesir Kara Mustafa hielt eine Musterung ab. Er wollte die Stadt noch vor Eintreffen des Entsatzheeres erobern.<br/>In der Nacht schossen die Wienern wieder viele Raketen vom Stefansdom ab. |
|||
* '''8. September''' - Die Türken eroberten den [[Niederwall]]. Die Wiener versuchten in einem Gegenangriff den Niederwall wieder zurück zu erobern, aber die Türken schlugen diesen Versuch zurück. Gleichzeitig bereiteten sie weitere Minen an der Kurtine vor und nachmittags sprengten sie zwei Minen unter der Löbelbastei. Jede Menge Mauerwerk landete im Graben. Trotzdem war die Mauer nachher eher steiler als flacher und so konnte der folgende Angriff leicht zurückgeschlagen werden.<br/>In einer großen Umgruppierung stellten sich die Türken für die Entsatzschlacht neu auf. Zwei deutsche Kuriere wurden auf den Weg nach Wien abgefangen.<br/>In der Nacht schossen die Wiener wieder viele Raketen vom Stefansdom. |
|||
* '''9. September''' - Großwesir Kara Mustafa hielt einen Kriegsrat über die bevorstehende Schlacht gegen das Entsatzheer. Er nahm seine Anführer an einem Erkundungsritt zu den Aufmarschwegen mit, auf denen das Entsatzheer anrücken könnte.<br/>Im Lager der Türken kamen Lebensmittel aus Ofen an, die vor dem Zelt des [[Scharfrichter]]s zu normalen Marktpreisen angeboten wurden.<br/>Tod des Wiener Bürgermeisters Liebenberg nach einer mehrwöchigen Krankheit. |
|||
* '''10. September''' - Es kam zu ersten Meutereien im türkischen Lager.<br/>In Wien wurde in den Straßen hinter der Burg- und Löbelbastei heftig gegraben, Palisaden gebaut und Laufgänge für eine weitere Verteidigungslinie gegraben. |
|||
[[Bild:TB Entsatz.gif|thumb|Angriff des Entsatzheeres in der Schlacht am Kahlenberg]] |
|||
* '''11. September''' - Die alliierten christlichen Truppen unter König Sobieski besetzten das Kahlengebirge.<br/>Graf Starhemberg traf die letzten Vorbereitungen in der Stadt. Die Wiener feierten den bevorstehenden Entsatz.<br/>Die Türken stellten sich für die Schlacht auf. Gleichzeitig gruben sie bei fünf Minen weiter unter den Stadtmauern, waren bis zu zwei Meter tief unter der Kurtine eingedrungen und standen kurz davor, die Ladungen zu setzen und zu sprengen. |
|||
* '''12. September''' - Das Entsatzheer mit Truppen aus [[Republik Venedig|Venedig]], [[Bayern]], [[Sachsen]] und [[Polen]] (80.000 Mann unter dem Kommando von König Sobieski) schlug die Türken durch einen typischen polnischen Angriff der [[Hussaria]] (geprüft in vielen Schlachten der polnischen Formationen gegen Türken und Krimtataren, das Manöver war aber eine militärische Neuheit für die westlichen Armeen) von den Höhen des Wienerwaldes her. Die gesamte christliche Streitmacht ging zum Generalangriff über. Auch die Wiener begannen mit einem Ausfall, als sie sahen, dass die [[Schlacht am Kahlenberg]] zugunsten der Christen ausging und stürmten die Laufgräben der Türken. Die osmanischen Kriegsherren konnten sich über eine Taktik für einen Zweifrontenkrieg nicht einigen. Das Türkenheer flüchtete überstürzt und sammelte sich bei [[Győr]]/Raab. |
|||
== |
==== Chronik der Osmanen ==== |
||
Am 7. September hielt Großwesir Kara Mustafa eine Musterung ab. Er wollte die Stadt noch vor Eintreffen des Entsatzheeres erobern. In einer großen Umgruppierung stellten sich die Osmanen in den nächsten Tagen für die Entsatzschlacht neu auf. Kara Mustafa hielt Kriegsrat über die bevorstehende Schlacht gegen das Entsatzheer. Er nahm seine Anführer zu einem Erkundungsritt nach den Aufmarschwegen mit, auf denen das Entsatzheer anrücken könnte. |
|||
==== Nachrichtenkrieg ==== |
|||
* '''14. Juli''' - Graf [[Philipp von Thurn]] traf in [[Warschau]] ein und überbrachte die Nachricht von der Belagerung Wiens. König Sobieski gab Anweisungen, das Heer zu sammeln und wollte noch vor Monatsende aufbrechen. |
|||
Am 1. September brachte Georg Michaelowitz unter Lebensgefahr Nachrichten von Herzog Karl V. in die Stadt: Der Entsatz sei unterwegs und werde in einigen Tagen eintreffen. Bereits am nächsten Tag brach er wieder mit neuen Botschaften aus der Stadt auf. Er erhielt dafür gegen den ausdrücklichen Willen des Rechnungsbeamten 200 Dukaten im Voraus. In der Botschaft an den Kaiser wurde darauf gedrängt, den Entsatz zu beschleunigen. Die Verteidiger seien nahe am Ende ihrer Kräfte angelangt. |
|||
* '''17. Juli''' - Kaiser Leopold I. traf in [[Passau]] ein. |
|||
* '''23. Juli''' - Die ersten bayrischen Hilfstruppen (10.000 Mann) trafen in Passau ein. |
|||
* '''27. Juli''' - Graf Philipp von Thurn überbrachte in Passau die Botschaft, dass König Sobieski und sein älterer Sohn Prinz Jakob Ludwig Heinrich mit 50.000 Mann bis Ende August nach Wien käme. Der Jesuit Pater Wolff meldete Kaiser Leopold I. dass 10.000 Mann aus Sachsen noch dieses Monat aufbrechen werden. |
|||
* '''30. Juli''' - Aus Polen kam die Nachricht zu Kaiser Leopold I., dass der König bis 20. August vor Wien sein werde. Er marschiere über [[Schlesien]] und [[Mähren]]. |
|||
* '''3. August''' - Viele Scharmützel zwischen polnischen Hilfstruppen und kaiserlichen Truppen gegen [[Tataren]], ungarischen Rebellen und Türken. |
|||
* '''5. August''' - Langes Warten des Kaisers Leopold I. in Passau auf Truppen für das Entsatzheer. |
|||
* '''8. August''' - [[Prinz Eugen von Savoyen]] traf in Passau ein. Er berichtete, dass alle anderen französischen Offiziere, die sich den Österreichern anschließen wollten eingesperrt wurden. |
|||
* '''9. August''' - Kaiser Leopold I. erkrankte und lag mit Fieber, Durchfall und Erbrechen im Bett. |
|||
* '''11. August''' - Kaiser Leopold I. war auf dem Weg der Besserung. |
|||
* '''12. August''' - 1.000 Mann von dem Regiment des Prinzen [[Ludwig von Neuburg]] trafen in Passau ein. |
|||
* '''14. August''' - König Sobieski startete mit seiner Armee von [[Krakau]] aus Richtung Wien. |
|||
* '''21. August''' - 8.000 Franken trafen in Passau ein. |
|||
* '''22. August''' - König Sobieski traf in [[Gleiwitz]] ein. |
|||
* '''23. August''' - König Sobieski erreichte [[Troppau]]. |
|||
* '''24. August''' - Herzog Karl V. brach mit seinen Truppen donauaufwärts auf um zum Treffpunkt in [[Tulln an der Donau|Tulln]] zu kommen. Bei Bisamberg traf er auf Türken und ungarische Hilfstruppen. Sieg der Kavallerie von Herzog Karl V. |
|||
* '''25. August''' - Kaiser Leopold I. fuhr mit dem Schiff von Passau nach [[Linz]]. |
|||
* '''27. August''' - Der Orientwarenhändler Michaelowitz brach als [[Kurier]] mit viel Post von Wien auf. |
|||
* '''28. August''' - Das Entsatzheer der Franken passierten Linz. |
|||
* '''31. August''' - König Sobieski traf mit Herzog Karl V. in [[Hollabrunn]] zusammen. |
|||
* '''4. September''' - Im Kriegsrat zu Stetteldorf bei Tulln unter dem Vorsitz König Sobieskis und Herzog Karl V. wurde die weitere Marschroute und Taktik im Entsatz von Wien festgelegt. Die großen Differenzen zwischen diesen beiden wurden durch diplomatische Intervention von [[Marco d'Aviano]], dem päpstlicher Legat und Beichtvater von Leopold I. beseitigt. |
|||
* '''6. September''' - Der [[Kurfürst]] von Bayern kam nach Linz. Fränkische, sächsische, bayrische und schwäbische Kontingente überquerten die Donau bei [[Krems]] und rückten weiter Richtung Tulln vor. |
|||
* '''7. September''' - Die Polnische Armee überquerte die Donau bei Tulln; die Polen vereinigten sich mit den Truppen Sachsens, den Kaiserlichen, den Bayern und den fränkisch-schwäbischen Reichstruppen in Tulln, 30 km stromaufwärts von Wien.<br>Die Kaiserin gebar um 6 Uhr früh ein Mädchen und wird auf den Namen [[Maria Anna von Österreich (Portugal)|Maria Anna Josepha Antonia Regina]] getauft. |
|||
* '''8. September''' - Kaiser Leopold I. fuhr von Linz Richtung Wien mit dem Schiff ab. |
|||
[[Image:Juliusz Kossak Sobieski pod Wiedniem.jpeg|thumb|Die Übergabe der grünen Fahne des Propheten Mohammed an König Jan III. Sobieski nach der Schlacht um Wien]] |
|||
* '''9. September''' - Kaiser Leopold I. traf in [[Dürnstein]] ein. Letzter großer Kriegsrat der alliierten christlichen Truppen. Es wurde beschlossen, über die Tullner Brücke durch den [[Wienerwald]] unter Zurücklassung des Trosses auf Wien vorzurücken. Die [[Tataren]], die für die Bewachung dieser Brücke abgestellt waren, verhinderten den [[Brückenkopf]] nicht. Der Weg für das Entsatzheer durch den Wienerwald war beschwerlich, da es nur wenige schlecht befestigte Wege gab und die Artillerie nicht oder nur begrenzt mitgenommen werden konnte. Es mangelte während des Anmarsches auch an Verpflegung. Da der [[Tross]] zurückgelassen wurde, gab es keinen Lebensmittelnachschub. Die Truppen mussten ohne etwas zu essen zwei Tage marschieren. Dafür gab es aber keine weiteren Schwierigkeiten beim Vormarsch.<br/>Großwesir Kara Mustafa hatte es verabsäumt, die Donaubrücken zu sichern, [[Klosterneuburg]] zu erobern (diese wird zu einem wichtigen Brückenkopf der Alliierten) und eine Befestigung des Kahlengebirges nicht vorgenommen. |
|||
* '''11. September''' - Die alliierten christlichen Truppen unter König Sobieski besetzten das Kahlengebirge. Es wurden eine Menge Raketen vom Entsatzheer gezündet um den Wienern Mut zu machen. |
|||
* '''12. September''' - [[Schlacht am Kahlenberg]] |
|||
Stefan Seradly erhielt am 4. September 120 Dukaten für die Überbringung von Briefen an das Entsatzheer. Er wurde aber entweder abgefangen oder lief zu Großwesir Kara Mustafa über. Dieser erfuhr dadurch von der geplanten Entsetzung Wiens und zog Verstärkung heran. |
|||
== Ablauf nach der Belagerung == |
|||
Am 8. September wurden zwei deutsche Kuriere auf dem Weg nach Wien abgefangen. |
|||
[[Bild:Battle of Vienna.MehmedIV.jpg|thumb|Sultan Mehmed IV.]] |
|||
<!-- |
|||
[[Bild:Mehmed IV.jpg|thumb|Sultan Mehmed IV]] |
|||
[[Bild:Battle of Vienna.Sipahis.jpg|thumb|Sipahis]] |
|||
[[Bild:Sipahi3.jpg|thumb|Sipahis]] |
|||
[[Bild:Battle of Vienna.LeopoldI.jpg|thumb|Kaiser Leopold I. von Österreich]] |
|||
--> |
|||
* '''13. September''' - König Sobieski betrat die Stadt. Es begann die allgemeine Plünderung der von den Türken zurückgelassenen Tiere, Lebensmittel, Gütern, Material, Waffen, Geschütze und Munition. Das meiste, insbesondere die Zeltburg von Großwesir Kara Mustafa, soll König Sobieski einbehalten haben, während die deutschen Truppen fast leer ausgingen.<ref>Im Schatten des Desasters. Zwölf Entscheidungsschlachten in der Geschichte Europas von Klaus-Jürgen Bremm; Verlag: Books on Demand GmbH; Auflage: 1 (Dez. 2003); ISBN 3-833-40458-2; S166</ref><br/>Die Wiener verschossen wahllos Munition als Freudenschüsse. [[Schwarzpulver]] der Türken wurde zur Belustigung der Leute angezündet. Die Wiener besichtigten die Zerstörungen der Belagerung. An der Stadtmauer hinter dem zerschossenen und aufgegeben Ravelin wurden mehrere sechs Meter tief unter der Kurtine und mit Schwarzpulver gefüllte Minen gefunden, die fertig zur Sprengung waren, aber infolge der Niederlage nicht mehr gezündet wurden.<br/>Kaiser Leopold I. erfuhr vom Sieg der Entsatztruppen und fuhr mit dem Schiff von Dürnstein nach Klosterneuburg. |
|||
* '''14. September''' - Großwesir Kara Mustafa ließ Ibrahim Pascha, den Beylerbeyi von Ofen hinrichten.<br/>Kaiser Leopold I. zog in Wien ein und besuchte die Befreiungsmesse in St. Stefan.<br/>Weitere Plünderung des türkischen Heerlagers. |
|||
* '''15. September''' - Am Stefansdom wurden der Stern und der Halbmond, der seit der Ersten Türkenbelagerung dort die Spitze zierte, wegen Wortbruchs der Türken (niemals den Stefansdom zu beschießen), herunter genommen und durch ein Kreuz ersetzt.<br/>Kaiser Leopold I. und König Sobieski trafen sich zu Pferde in der Nähe von [[Schwechat]]. Nach der Schlacht waren die beiden Herrscher schlecht aufeinander zu sprechen. Der Ruhm der gewonnen Entsatzschlacht ging an König Sobieski und dass Kaiser Leopold I. diesen vertraglich abtreten musste, um die Unterstützung von König Sobieski überhaupt zu erhalten, war trotz Einhaltung des [[Protokoll#Protokoll in der Diplomatie|Protokolls]] für alle Beteiligten spürbar. Der Stolz des Kaisers Leopold I. war gegenüber König Sobieski schwer verletzt.<br/>An der Stelle an der sich die beiden Herrscher trafen wurde später das sogenannte Kugelkreuz aufgestellt. Es ist ein auf vier Türkenkugeln ruhender Obelisk.[http://www.sagen.at/doku/fo_fotos/Kugelkreuz.jpg]<ref name="museum"/> In Schwechat wurde von den alliierten Truppen eine Parade abgehalten. Die Kurfürsten von Bayern und Sachsen zogen anschließend mit ihren Truppen wieder ab. |
|||
* '''18. September''' - König Sobieski und Herzog Karl V. beginnen der Verfolgung der Türken. |
|||
* '''7. Oktober''' - Entgegen den Empfehlungen von Herzog Karl V. und ohne auf weitere kaiserliche Truppen von Herzog Karl V. zu warten griff König Sobieski verstärkte Truppen der Türken bei [[Parkany]] an. Nach Auflösung der [[Hussaria]], der polnischen Kavallerie, zogen sich die Polen fluchtartig zurück. König Sobieski entkam mit Mühe dank der Hilfe seiner tatarischen Hilfstruppen unter Kommando des Lipka-Tataren, Oberst Murza-Krzeczowski<ref>KulturSchock Polen; von Izabella Gawin, Dieter Schulze; Verlag Rump; Auflage: 2., Aufl. (November 2004); ISBN 3-831-71295-6; S126</ref>. |
|||
* '''9. Oktober''' - Nach Verstärkung der polnischen Truppen durch Herzog Karl V. werden die Türken bei [[Parkany]] geschlagen. |
|||
* '''21. Oktober''' - Die kaiserlichen Truppen und die Polen eroberten Gran. |
|||
* '''25. Dezember''' - Großwesir Kara Mustafa wurde, auf dem Rückzug in Belgrad angekommen, auf Befehl des Sultans erdrosselt. Er hatte die ''Schlacht um Wien'' trotz dreifacher Übermacht verloren. |
|||
==== Minenkrieg (Angriff auf die Stadtmauer) ==== |
|||
Als Dank für die Befreiung Wiens wurde in der [[Katholische Kirche|Katholischen Kirche]] am 12. September das Fest [[Mariä Namen]] eingeführt. |
|||
[[Datei:TB Ausfall.jpg|mini|Ausfall der Wiener<br />(Radierung von Romeyn de Hooghe)]] |
|||
[[Datei:Türkische Laufgräben während der Zweiten Türkenbelagerung.jpg|mini|Türkische Laufgräben während der Zweiten Türkenbelagerung]] |
|||
Am 1. September hatten die Osmanen mehrere Minen bei der Löwelbastei unter die [[Kurtine]] getrieben. Die Wiener machten einen Ausfall, um die Minen zuzuschütten, scheiterten aber am starken Widerstand der Osmanen. Am nächsten Tag ließen die Osmanen bei der Burgbastei eine Mine hochgehen. Die Wirkung war minimal. Durch die Mine war es aber den Osmanen jetzt leichter, in die Burgbastei zu kommen. An der Löwelbastei unterwühlten die Osmanen die Stadtmauer. Bei einem Ausfall der Wiener gegen die Minen der Osmanen wurden alle Angreifer getötet. Am 3. September ging die nächste Mine an der Burgbasteispitze hoch. Es fielen etliche Quaderstücke heraus. Die Wiener machten wieder einen Ausfall, um weitere Minen zu zerstören, ohne greifbare Ergebnisse. An diesem Tag war die Anzahl der Toten auf beiden Seiten sehr hoch. Graf Starhemberg gab die letzten Reste vom [[Ravelin]], Kontereskarpe und [[Kaponniere]] auf. Die Minen der Osmanen kamen jetzt zwei bis drei Meter unter die Stadtmauer. Beim Minieren und Kontraminieren gerieten die Osmanen und Wiener aufeinander, wodurch sich ein Gemetzel entwickelte. |
|||
Am 4. September kam es zur ersten Minensprengung unter der Kurtine. Die Wirkung war sehr stark, die Mauerteile fielen aber nach außen, wodurch der Angriff erschwert und verzögert wurde und am Verteidigungswillen der Bevölkerung scheiterte, die in kürzester Zeit durch Einschlagen von Palisaden den Durchgang sperrte. Bei einer weiteren Minensprengung und einem Sturm der Osmanen an der Burgbastei wurde eine acht Meter breite [[Bresche]] in die Burgbastei geschlagen. Von allen Seiten kamen Osmanen für den Angriff. Erste Janitscharen wurden auf der Bastei gesichtet. Aber die Steigung im Geröll auf die Burgbastei war zu stark. Durch gestaffelten Beschuss konnte der Angriff nach zwei Stunden abgewehrt werden. Mit [[Spanischer Reiter (Barriere)|spanischen Reitern]] und Sandsäcken schlossen die Wiener die Bresche. Allein dieser Sturm kostete die Wiener 200 Mann, darunter mehrere Offiziere. In der Nacht wurde die Bresche vollständig geschlossen. Holz von Dächern und anderen Bauteilen in Wien wurde abgerissen, um es als Palisaden bei Burg- und Löwelbastei zu verwenden. Die Stimmung der Osmanen erreichte nach diesem Tag einen Tiefpunkt. Am nächsten Tag versuchten es die Osmanen erneut. Sie wollten die Stadt über die Löwelbastei nehmen. Die Stadtverteidiger hatten sich neu in 64 Kampfgruppen gruppiert. Nach der Sprengung von zwei weiteren Minen an der äußersten Spitze der Löwelbastei gelang es, unter hohen Verlusten für beide Seiten, den Sturm auf die Löwelbastei abzuwehren. Als die Sperren immer dichter wurden, nahmen die Osmanen wieder den Minenkampf auf. In Wien standen zu diesem Zeitpunkt nur noch ca. 5.000 verteidigungsfähige Männer zur Verfügung.<ref>Sturminger 1968, zitiert Oberstleutnant Johann Georg von Hoffmann, S. 300.</ref> |
|||
== Spuren der Türkenbelagerung in unserer Zeit == |
|||
* Im [[Türkenschanzpark]] haben sich türkische Einheiten (u.a. Janitscharen) besonders heftig gegen die Angriffe des Entsatzheeres zur Wehr gesetzt. Der Türkenschanzpark erinnert mit seinem Namen noch heute an dieses Gefecht. |
|||
* Nahegelegen am Türkenschanzplatz erinnert die Rimplergasse an den obersten [[Mineur]] Oberstleutnant Georg Rimpler<ref name="Mineur"/>. |
|||
Die Osmanen eroberten am 8. September den [[Fausse-Braie|Niederwall]]. Die Wiener versuchten, ihn in einem Gegenangriff zurückzuerobern, die Osmanen schlugen diesen aber zurück. Gleichzeitig bereiteten sie an dieser Stelle weitere Minen an der Kurtine vor und sprengten nachmittags zwei Minen unter der Löwelbastei. Eine Menge Mauerwerk landete im Graben. Trotzdem war die Mauer nachher eher steiler als flacher und so konnte der folgende Angriff leicht zurückgeschlagen werden. Es kam zu ersten Meutereien im osmanischen Lager. |
|||
== Quellen == |
|||
Am 12. September stellten sich die Osmanen für die Entsatzschlacht beim [[Kahlengebirge]] bis Hütteldorf auf und trieben gleichzeitig fünf Minen bis unter die Stadtmauern. Sie waren bis zu zwei Meter tief unter der Kurtine eingedrungen und standen kurz davor, die Ladungen zu setzen und zu sprengen. |
|||
<references/> |
|||
==== Chronik in Europa ==== |
|||
Am 4. September war Kriegsrat zu [[Stetteldorf am Wagram]] auf [[Schloss Juliusburg]] bei [[Tulln an der Donau|Tulln]] unter dem Vorsitz von König Jan Sobieski. Zusammen mit Herzog Karl V. wurden die weitere Marschroute und Taktik zum Entsatz von Wien festgelegt. Hierbei kam es zu einem diplomatischen Disput zwischen Karl V. und Sobieski um die Frage der Führung des Entsatzheeres. Kaiser Leopold I. hatte das Kommando im Vorfeld vertraglich an Sobieski abgetreten, um diesen zu einer Teilnahme am gemeinsamen Krieg gegen die Osmanen zu bewegen. Die Differenzen zwischen Herzog Karl V. und König Sobieski wurden schließlich durch diplomatische Intervention von [[Marco d’Aviano]], päpstlicher Legat und Beichtvater von Leopold I., beseitigt. |
|||
[[Datei:Schlacht am Kahlenberg (Gemälde Jan Wyck 1698).jpg|mini|Angriff der polnischen Kavallerie am Kahlenberg (Gemälde von Jan Wyk, 1698)]] |
|||
Am 6. September kam Kurfürst [[Maximilian II. Emanuel (Bayern)|Max Emanuel von Bayern]] nach Linz. Fränkische, sächsische, bayerische und schwäbische Kontingente überquerten die Donau bei [[Krems an der Donau|Krems]] und rückten weiter Richtung Tulln vor. Am Tag darauf überquerte die Polnische Armee die Donau bei Tulln und vereinigte sich mit den Truppen Sachsens, den Kaiserlichen, den Bayern und den fränkisch-schwäbischen Reichstruppen in dieser Stadt, 30 Kilometer stromaufwärts von Wien. Die [[Tataren]], die für die Bewachung des Übergangs abgestellt waren, verhinderten den [[Brückenkopf]] nicht. |
|||
Kaiser Leopold I. fuhr von Linz Richtung Wien mit dem Schiff ab. In Dürnstein machte er am 9. September Station. Da er König Sobieski die Leitung der Schlacht abgetreten hatte, konnte er nicht zu den Truppen weiterreisen. Er setzte Herzog Karl V. an seiner Stelle zur Leitung der kaiserlichen Truppen ein. |
|||
Beim letzten großen Kriegsrat der christlichen Allianz wurde auf Anraten Herzog Karls V. beschlossen, durch den [[Wienerwald]] unter Zurücklassung des Trosses in drei Kolonnen auf Wien vorzurücken. Der Weg für das Entsatzheer durch den Wienerwald war beschwerlich, da es nur wenige, schlecht befestigte Wege gab und die Artillerie nicht oder nur begrenzt mitgenommen werden konnte. Es mangelte während des Anmarsches auch an Verpflegung. Da der [[Tross]] zurückgelassen wurde, gab es keinen Lebensmittelnachschub. Die Truppen mussten ohne Verpflegung zwei Tage marschieren. Dafür gab es aber keine weiteren Schwierigkeiten beim Vormarsch. Großwesir Kara Mustafa hatte es versäumt, die Donaubrücken zu sichern und [[Klosterneuburg]] zu erobern, das nun zu einem wichtigen Brückenkopf der Alliierten wurde. Weiterhin gab es keine osmanische Befestigung des Kahlengebirges, lediglich die [[Josefskirche (Kahlenberg)|Kahlenbergkirche]] wurde zerstört. Am Morgen des 12. September stiegen die Alliierten vom Kahlengebirge herunter für die [[Schlacht am Kahlenberg]]. |
|||
==== Schlacht am Kahlenberg ==== |
|||
[[Datei:TB Entsatz.gif|mini|Angriff des Entsatzheeres in der Schlacht am Kahlenberg]] |
|||
{{Hauptartikel|Schlacht am Kahlenberg}} |
|||
Am 11. September besetzten die alliierten christlichen Truppen das Kahlengebirge. In den Morgenstunden des 12. Septembers griff das Entsatzheer mit Truppen aus [[Republik Venedig|Venedig]], [[Kurfürstentum Bayern|Bayern]], [[Sachsen]], [[Franken (Region)|Franken]], [[Schwaben]], [[Markgrafschaft Baden|Baden]], [[Oberhessen (Region)|Oberhessen]] und [[Polen]] an, ca. 54.000 bis 60.000 Mann. Die osmanischen Kommandanten konnten sich über die Taktik für den Zweifrontenkrieg nicht einigen. Nach zwölfstündigem Kampf griff die Kavallerie unter dem Oberkommando von König Sobieski von den Höhen des Wienerwaldes her ein. Die gesamte christliche Streitmacht ging zum Generalangriff über, denn auch die Wiener begannen mit einem Ausfall, als sie sahen, dass die Schlacht zugunsten der Christen ausging, und stürmten die Laufgräben der Osmanen. Das osmanische Heer flüchtete überstürzt. Erst jenseits der [[Schwechat (Fluss)|Schwechat]], ca. 10 km von Wien entfernt, gelang es Kara Mustafa, einen Teil seiner Truppen zu sammeln und nach Raab zurückzuführen. |
|||
== Folgen der Belagerung == |
|||
[[Datei:Juliusz Kossak Sobieski pod Wiedniem.jpeg|mini|Sobieski vor Wien.<br /> |
|||
Das [[Historienmalerei|Historiengemälde]] des polnischen Malers [[Juliusz Kossak]] (1824–1899) zeigt die historisch nicht belegte Szene, wie zwei polnische Flügelhusaren König Sobieski die erbeutete grüne Fahne [[Mohammed]]s überbringen]] |
|||
[[Datei:Kugelkreuz Schwechat.jpg|mini|hochkant=0.5|Das Kugelkreuz in Schwechat]] |
|||
[[Datei:Stephansturm-Top.JPG|mini|Ehemalige Wetterfahne auf dem Südturm des Stephansdoms (heute im [[Wien Museum]])]] |
|||
Am 13. September betrat König Sobieski die Stadt. Die Kaiserlichen drängten auf eine sofortige Verfolgung der osmanischen Truppen, aber Sobieski wollte sein Pferd nicht weiter belasten. So begann die allgemeine Plünderung der von den Osmanen zurückgelassenen Tiere, Lebensmittel, Güter, Materialien, Waffen, Geschütze und Munition. Das meiste, insbesondere die Zeltburg von Großwesir Kara Mustafa, wurde von Sobieski einbehalten, während die kaiserlichen Truppen fast leer ausgingen.<ref>Klaus-Jürgen Bremm: ''Im Schatten des Desasters. Zwölf Entscheidungsschlachten in der Geschichte Europas.'' Books on Demand, Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0458-2, S. 166.</ref> |
|||
Die Wiener Bevölkerung verschoss im Freudentaumel wahllos Munition. Nach der Belagerung wurden an der Stadtmauer hinter dem zerschossenen und aufgegebenen Ravelin mehrere mit Schwarzpulver gefüllte Minen gefunden. Diese sechs Meter tief unter der Kurtine gelegenen Minen waren fertig zur Sprengung, wurden aber infolge der Niederlage nicht mehr gezündet. Als Kaiser Leopold I. vom Sieg der Entsatztruppen erfuhr, begab er sich mit dem Schiff von Dürnstein nach Klosterneuburg. Am nächsten Tag fuhr er weiter nach Wien und zog in die befreite Stadt ein. |
|||
Großwesir Kara Mustafa suchte nach der Schlacht einen Schuldigen. Er ließ Ibrahim Pascha, den Beylerbeyi von Ofen, hinrichten, weil er angeblich der Erste war, der sich vom Schlachtfeld zurückgezogen hatte. Wahrscheinlich wollte er sich aber nur eines Zeugen entledigen, der hätte aussagen können, dass Ibrahim Pascha die Zweifronten-Taktik gegen Wien und das Entsatzheer für falsch hielt. |
|||
1683 wurden der Stern und der Halbmond am Stephansdom, der seit 1519 dort die Spitze zierte (damals allerdings nicht als osmanisches Symbol angebracht), heruntergenommen und durch ein Kreuz ersetzt.<ref>[[Anton Faber]] in: ''Der Dom. Mitteilungsblatt des Wiener Domerhaltungsvereines.'' 2/2006, S. 11 ([http://www.dombauwien.at/dombau/pdf/der_dom_Zeitung/DerDom_2006_2.pdf PDF]).</ref> Kaiser Leopold I. und König Jan Sobieski trafen sich zu Pferde in der Nähe von [[Schwechat]]. Das Verhältnis beider Herrscher zueinander war etwas gestört. Der Ruhm der gewonnenen Entsatzschlacht ging an König Sobieski, da der Kaiser die Führung vertraglich hatte abtreten müssen, um die Unterstützung der Polen zu erhalten. An der Stelle, an der sich die beiden Herrscher trafen, wurde später das sogenannte Kugelkreuz aufgestellt. Es ist ein auf vier ''Türkenkugeln'' ruhender Obelisk.<ref name="museum" /><ref>[http://www.sagen.at/doku/fo_fotos/Kugelkreuz.jpg Foto des Kugelkreuzes]</ref> In Schwechat wurde von den alliierten Truppen eine Parade abgehalten. Die Kurfürsten von Bayern und Sachsen zogen anschließend mit ihren Truppen wieder ab. |
|||
Erst am 18. September begannen König Sobieski und Herzog Karl V. mit der Verfolgung der geschlagenen osmanischen Streitkräfte. Da aber die Fliehenden nicht sofort verfolgt worden waren, konnten sie sich bei [[Štúrovo|Párkány]] wieder sammeln. Entgegen den Empfehlungen von Herzog Karl V. und ohne auf weitere kaiserliche Truppen zu warten, die einen Tagesmarsch hinter den polnisch-österreichischen Truppen zurücklagen, zog König Sobieski am 7. Oktober Richtung Párkány. Der König, alle Warnungen ignorierend, vertraute den Berichten osmanischer Gefangener, dass die Garnison in Párkány nur sehr klein sei. Er wusste aber nicht, dass sich dort bereits ein 40.000 Mann starkes osmanisches Kontingent versammelt hatte, das zu großen Teilen aus Truppen bestand, die nicht an der Schlacht um Wien teilgenommen hatten. |
|||
In der sich nun entwickelnden mehrtägigen [[Schlacht bei Párkány]] geriet die von dem [[Starost]]en von [[Chęciny]], Stefan Bidziński (etwa 1630–1703/04), kommandierte Vorhut sofort ins Gefecht und wurde fast vollständig aufgerieben (ca. 2000 Mann). Die fliehenden Reste der [[Vorhut|Avantgarde]] sehend, ließ der König seine [[Infanterie]] und [[Artillerie]] hinter sich und stellte sich mit nur 4000 Mann [[Hussaria]] dem zahlenmäßig überlegenen Feind entgegen. Die in aller Eile aufgebaute polnische Front war aufgrund der fehlenden Infanterie und Artillerie nicht zu halten und brach schließlich zusammen. König Sobieski wollte dennoch weiterkämpfen, woraufhin ihn die Offiziere, besonders der österreichische Feldmarschall [[Johann Heinrich von Dünewald|von Dünewald]], der dem polnischen König während der Schlacht treu zur Seite stand, baten, an sein Leben zu denken. Als er von einer Welle in Panik verfallener [[Soldateska]] ergriffen wurde, zog er sich vom Schlachtfeld zurück. Aus einem Bericht des polnischen [[Szlachta|Adligen]] und Schriftstellers [[Jan Chryzostom Pasek]] ist zu entnehmen: |
|||
{{Zitat |
|||
|Text=Der König kam also mit dem Heer auf gleiche Höhe mit jenen Leichen der Vorhut, gleich verließ die unseren der Mut, und da sprangen uns die Türken wie die Rasenden an. Man begann zuerst, ihnen schwachen Widerstand zu leisten. Als sie aber der [[Eskadron]] der ruthenischen Wojewoden des Kronhetmanns in den Rücken gekommen waren, da begann die Husareneskadron davonzulaufen, eine zweite nach, eine dritte, schließlich gab das ganze Heer Fersengeld, mit dem König und allen [[Hetman]]nen, alle zu ihrer großen Schande und zum Gelächter für die Deutschen. Schimpflich flohen sie eine gute Meile, bis sie sich auf die Kaiserlichen stützen konnten. |
|||
|ref=<ref>{{Webarchiv |url=http://www.gemeinde-bildstein.at/pdf/starhemberg.pdf |text=Maximilian Lorenz von Starhemberg S. 8 |wayback=20120416102902}}(PDF; 1,2 MB).</ref>}} Nach Auflösung der polnischen Kavallerie zogen sich die Polen fluchtartig zurück. König Sobieski entkam nur mit großer Mühe dank der Hilfe seiner tatarischen Hilfstruppen unter Kommando des [[Lipka-Tataren]] Oberst Samuel Mirza Krzeczowski.<ref>Izabella Gawin, Dieter Schulze: ''KulturSchock Polen.'' Reise-Know-How-Verlag, Bielefeld 2004, ISBN 3-8317-1295-6, S. 126.</ref> Zwei Tage später, am 9. Oktober, nach erfolgter Verstärkung der polnischen Hussaria durch Infanterie, Artillerie und kaiserliche Truppen, wurden die Osmanen schließlich vernichtend geschlagen. |
|||
Am 21. Oktober eroberten die kaiserlichen Truppen und die Polen [[Esztergom|Gran]]. Am 25. Dezember wurde Großwesir Kara Mustafa, auf dem Rückzug in Belgrad angekommen, auf Befehl des Sultans erdrosselt. Er hatte die ''Schlacht um Wien'' trotz dreifacher Übermacht verloren. Als Dank für die Befreiung Wiens wurde in der [[Römisch-katholische Kirche|Katholischen Kirche]] am 12. September das Fest [[Mariä Namen]] eingeführt. |
|||
Durch die sich anschließenden Eroberungen im Zuge des [[Großer Türkenkrieg|Großen Türkenkrieges]] in Süd-Osteuropa stieg das [[Habsburg|Haus Österreich]] auf Kosten des Osmanischen Reiches zur europäischen [[Großmacht]] auf. |
|||
== Spuren der osmanischen Belagerung == |
|||
=== Wien === |
|||
[[Datei:Kosakendenkmal mit Pferd.jpg|mini|Kosakendenkmal im Wiener Türkenschanzpark]] |
|||
[[Datei:Battle of Vienna01.jpg|mini|Gedenktafel am Kahlenberg]] |
|||
* Im [[Türkenschanzpark]] im 18. Bezirk haben sich osmanische Einheiten (unter anderem [[Janitscharen]]) besonders heftig gegen die Angriffe des Entsatzheeres zur Wehr gesetzt. Der Türkenschanzpark erinnert mit seinem Namen noch heute an dieses Gefecht, ebenso die Türkenschanzstraße in der Nähe. |
|||
* Auch im Türkenschanzpark befindet sich seit 2003 ein [[Kosaken]]-Denkmal. Es erinnert an den Anteil der ukrainischen Kosaken-Armee an der Entsatzschlacht vom 12. September 1683.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ort/kosaken-denkmal-im-turkenschanzpark/ |wayback=20190113003317 |text=''Türkenschanzpark, Kosaken-Denkmal'' |archiv-bot=2024-06-21 17:04:02 InternetArchiveBot }}</ref> |
|||
* Nahe dem Türkenschanzplatz erinnert die Rimplergasse an den obersten Festungsbauer und [[Mineur]] Oberstleutnant [[Georg Rimpler]].<ref name="Mineur" /> |
|||
* Der [[Türkenritthof]] an der [[Hernals]]er Hauptstraße im 17. Bezirk erinnert an einen alten Brauch aus der Belagerungszeit, bei dem ein verkleideter „Türke“ auf einem Esel durch die Straßen paradierte.<ref>{{Webarchiv |url=http://wien-tourist.info/index.php/Der_Abzug_der_T%C3%BCrken_1683 |text=Der Abzug der Türken 1683 |wayback=20150119224043}}, Stich aus einem Flugblatt von 1684</ref> Der [[Gemeindebau]] aus den 1920er Jahren ist mit einer entsprechenden Statue über dem Eingang geschmückt.<ref>[http://www.wien.gv.at/bezirke/hernals/geschichte-kultur/sehenswertes/gemeindebauten.html#tuerk Magistrat der Stadt Wien: Türkenritthof]</ref> |
|||
* Im 9. Bezirk befindet sich die ''Türkenstraße''. |
|||
* Die Heidenschussgasse im 1. Bezirk beherbergt die Statue eines osmanischen Janitscharen am [[Palais Montenuovo]]. Sie erinnert an eine Legende, nach der die Osmanen versuchten, an dieser Stelle die Stadtmauern unterirdisch zu sprengen, und fast Erfolg hatten. Der Legende nach wurden sie von einem Bäckergesellen aus [[Münster]] entdeckt, der die Wache alarmierte.<ref>[http://www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ort/strauchgasse-zum-heidenschuss/ ''Strauchgasse, Zum Heidenschuss'']</ref> |
|||
* Aus der Bronze der zurückgelassenen Kanonen der Osmanen wurde die [[Pummerin]], die größte Glocke des Stephansdoms, gegossen.<ref>[https://www.sagen.at/doku/woderwolf/historischestaetten.html#pummerin Die Pummerin – aus türkischen Kanonen gegossen], sagen.at</ref> |
|||
* Weitere Gassen, Straßen, Plätze und Gebäude wurden nach markanten Personen der Belagerung benannt, wie die Graf-Starhemberg-Gasse im 4. Bezirk, die Starhemberg-Kaserne im 10. Bezirk, die Sobieskigasse und der Sobieskiplatz im 9. Bezirk. Denkmäler sind das [[Liebenberg-Denkmal]] gegenüber der Universität an der Ringstraße, das Denkmal im Stephansdom, die Gedenktafel an der wiederaufgebauten Kirche auf dem Kahlenberg usw. |
|||
* Am [[Wohnhaus Am Hof 11|Gebäude Am Hof 11]] hängt, vergoldet, eine Türkenkugel, die hier eingeschlagen haben soll. |
|||
* Ecke Linke Wienzeile/Morizgasse befindet sich [[Liste der Gedenktafeln und Gedenksteine in Wien/Mariahilf#Gedenktafeln|eine Gedenktafel]] und das [[Liste der Kunstwerke im öffentlichen Raum in Wien/Mariahilf#Kunstwerke|Relief „Türkischer Kanonier“]] von Alois Lidauer zur Erinnerung an eine 1969 gefundene Türkenkugel.<ref>{{Wien Geschichte Wiki|Linke Wienzeile|Linke Wienzeile 172}}</ref><ref>Hedwig Abraham: [http://www.viennatouristguide.at/Gedenktafeln/Stadtgeschichte/1683_fussball_6.htm ''Türkenbelagerung 1683 | Türkenkugel | 1060, Linke Wienzeile 172.''] Abgerufen am 25. März 2017.</ref> |
|||
* In der Sterngasse 3 ist ebenfalls eine Türkenkugel eingemauert. Diese Kugel ist eine der wenigen Originalkugeln.<ref>[http://www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ort/turkenkugel-am-wiener-neustadter-hof/ ''Türkenkugel in der Sterngasse | 1010, Sterngasse 3'']</ref> |
|||
* In der Sieveringer Straße 101 befinden sich ebenfalls Türkenkugeln eingemauert.<ref>[http://www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ort/dreikugelhaus-in-der-sieveringer-hauptstrase/ ''Sieveringer Hauptstraße, Dreikugelhaus'']</ref> |
|||
=== Andere Orte === |
|||
* Das Türkenkreuz in [[Perchtoldsdorf]]. |
|||
* Die Blutgasse zum Fischertor in [[Hainburg an der Donau]] erinnert an die Verschleppung und Ermordung von 90 % der Hainburger Bevölkerung nach der Eroberung der Stadt am 12. Juli 1683. |
|||
== Museale Rezeption == |
|||
Im [[Heeresgeschichtliches Museum|Heeresgeschichtlichen Museum]] in Wien sind die Zweite Wiener Türkenbelagerung sowie die Entsatzschlacht vom 12. September 1683 ausführlich dokumentiert. Unter den Ausstellungsobjekten befindet sich u. a. ein zeitgenössisches Ölgemälde von monumentaler Größe, welches die Geschehnisse nachvollziehbar macht. Eine Planskizze ermöglicht es, sich sowohl die Belagerungssituation als auch den Schlachtenverlauf zu vergegenwärtigen.<ref name="Allmayer">[[Johann Christoph Allmayer-Beck]]: ''Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal I: Von den Anfängen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17. Jahrhunderts.'' Salzburg 1982, S. 30.</ref> Besondere Stücke sind der [[Degen]] des Verteidigers von Wien, Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg, nebst einem ihm zugeschriebenen [[Kürassiere|Kürass]]. Ausgestellt ist auch eine große Anzahl an Beutestücken des osmanischen Heeres, wie mehrere [[Rossschweif]]e, [[Kompositbogen|Reflexbögen]] der berüchtigten [[Sipahi]] sowie eine osmanische Standarte ([[Sancak-ı Şerif|Sancak-i Şerif]]). Eine besonders wirksame Waffe ist eine [[Kriegssense|Sturmsense]], eine aus drei [[Sense (Werkzeug)|Sensenblättern]] zusammengeschmiedete Verteidigungswaffe der Belagerten.<ref name="RauchensteinerLitscher">[[Manfried Rauchensteiner]], Manfred Litscher (Hrsg.): ''Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien.'' Graz, Wien 2000, S. 16.</ref> |
|||
{{Siehe auch|Historische Ausstellung der Stadt Wien 1883}} |
|||
== Filmische Rezeption == |
|||
Der italienisch-polnische [[Historienfilm]] ''[[Die Belagerung (2012)|Die Belagerung – September Eleven 1683]]'' illustriert – [[Die Belagerung (2012)#Kritik|historisch nicht immer korrekt]] – die Zweite Wiener Türkenbelagerung. |
|||
== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
||
* [[Geschichte Wiens]] |
|||
* [[Geschichte Österreichs]] |
|||
* [[Geschichte Polens]] |
|||
* [[Großer Türkenkrieg]] 1683–1699 |
|||
== Quellen == |
|||
*[[Erste Wiener Türkenbelagerung]] |
|||
* {{Literatur |
|||
*[[Geschichte Wiens]] |
|||
|Autor=[[Balthasar Kleinschroth]] |
|||
*[[Geschichte Österreichs]] |
|||
|Hrsg= [[Hermann Norbert Watzl|Hermann Watzl]] |
|||
*[[Geschichte Polens]] |
|||
|Titel=Flucht und Zuflucht |
|||
*[[Türkenkriege]] |
|||
|TitelErg=Das Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683 |
|||
*[[Liste von Schlachten]] |
|||
|Sammelwerk=Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich |
|||
*[[Liste von Belagerungen]] |
|||
|Band=8 |
|||
|Verlag=[[Böhlau Verlag|Böhlau]] |
|||
|Ort=Graz / Köln |
|||
|Datum=1983 |
|||
|ISBN=3-205-07205-7}} |
|||
* {{Literatur |Titel=Kara Mustafa vor Wien |TitelErg=Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfasst vom [[Der Zeremonienmeister|Zeremonienmeister]] der Hohen Pforte |Sammelwerk=Osmanische Geschichtsschreiber |Band=1 |Auflage=Erste |Verlag=Styria |Ort=Graz / Wien / Köln |Datum=1955 |Kommentar=als 2. Auflage bei dtv, München 1976, ISBN 3-423-00450-9 |Übersetzer=Richard Franz Kreutel, sowie eingeleitet und erklärt}} |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Karl Teply (Redaktion) |
|||
|Titel=Kara Mustafa vor Wien |
|||
|TitelErg=1683 aus der Sicht türkischer Quellen |
|||
|Verlag=Styria |
|||
|Ort=Wien |
|||
|Datum=1982 |
|||
|ISBN=3-222-11435-8 |
|||
|Übersetzer=Richard Franz Kreutel}} |
|||
* {{Literatur |
|||
|Hrsg=Walter Sturminger |
|||
|Titel=Die Türken vor Wien in Augenzeugenberichten |
|||
|Verlag=Rauch |
|||
|Ort=Düsseldorf |
|||
|Datum=1968 |
|||
|Kommentar=als Taschenbuch bei dtv, München 1983, in der Reihe dtv-Augenzeugenberichte, ISBN 3-423-02717-7}} |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
* {{Literatur |Autor=[[Isabella Ackerl]] |Titel=Von Türken belagert – von Christen entsetzt. Das belagerte Wien 1683 |Verlag=Österreichischer Bundesverlag |Ort=Wien |Datum=1983 |ISBN=3-215-04445-5}} |
|||
* [[Thomas M. Barker]]: ''Doppeladler und Halbmond. Entscheidungsjahr 1683''. Übersetzt und bearbeitet von Gertraud und Peter Broucek. [[Styria Media Group|Styria]], Graz u. a. 1982, ISBN 3-222-11407-2. |
|||
* Sachslehner: ''Wien anno 1683.'' ISBN 3-854-31344-6 |
|||
* {{Literatur |
|||
* Die Türken vor Wien in Augenzeugenberichten von Walter Sturminger; Karl Rauch Verlag GmbH Düsseldorf (1968) |
|||
|Autor=[[Peter Broucek]] |
|||
|Titel=Der Sieg bei Wien 1683 |
|||
|Verlag=Österreichischer Bundesverlag |
|||
|Ort=Wien |
|||
|Datum=1983 |
|||
|ISBN=3-215-04573-7}} |
|||
* Peter Broucek, [[Erich Hillbrand]], Fritz Vesely: ''Historischer Atlas zur zweiten Türkenbelagerung Wien 1683''. Deuticke, Wien 1983, ISBN 3-7005-4472-3. |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Günter Düriegle |
|||
|Titel=Wien 1683. Die zweite Türkenbelagerung |
|||
|Verlag=Böhlau |
|||
|Ort=Wien u. a. |
|||
|Datum=1983 |
|||
|ISBN=3-205-07169-7}} |
|||
* [[Gertrud Buttlar-Elberberg|Gertrud Gerhartl]]: ''Belagerung und Entsatz von Wien 1683'' (= ''Militärhistorische Schriftenreihe''. Heft 46). Österreichischer Bundesverlag, Neudorf 1982, ISBN 3-215-04967-8. |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Klaus-Peter Matschke |
|||
|Titel=Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege |
|||
|Verlag=Artemis & Winkler |
|||
|Ort=Düsseldorf |
|||
|Datum=2004 |
|||
|ISBN=3-538-07178-0}} |
|||
* {{Literatur |Autor=[[Johannes Sachslehner]] |Titel=Wien anno 1683 |Verlag=Pichler |Ort=Wien |Datum=2004 |ISBN=3-85431-344-6}} |
|||
* {{Literatur |Autor=John Stoye |Titel=Die Türken vor Wien. Schicksalsjahr 1683 |Verlag=Ares Verlag |Ort=Graz |Datum=2010 |ISBN=978-3-902475-87-9}} |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Claudia Reichl-Ham |
|||
|Titel=„die Festung zu halten oder mit ihr zu fallen.“ Die Burgbastei und ihre militärhistorische Bedeutung. In: Viribus Unitis, Jahresbericht 2010 des Heeresgeschichtlichen Museums |
|||
|Ort=Wien |
|||
|Datum=2011 |
|||
|ISBN=978-3-902551-19-1}} |
|||
* [[Hans-Joachim Böttcher]]: ''Die Türkenkriege im Spiegel sächsischer Biographien'', Gabriele Schäfer Verlag, Herne 2019, ISBN 978-3-944487-63-2, S. 71–104. |
|||
* {{Literatur |
|||
|Autor=Klaus-Jürgen Bremm |
|||
|Titel=Die Türken vor Wien: zwei Weltmächte im Ringen um Europa |
|||
|Verlag=Konrad Theiss Verlag |
|||
|Ort=Darmstadt |
|||
|Datum=2021 |
|||
|ISBN=978-3-8062-4132-7}} |
|||
* John Stoye: ''Wien 1683 oder Die Rettung des Abendlandes'', Econ Verlag, Wien 1967 |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Commonscat|Battle of Vienna|Zweite Wiener Türkenbelagerung}} |
|||
* {{DNB-Portal|4108145-6|TEXT=Literatur zur|NAME=Zweiten Wiener Türkenbelagerung}} |
|||
* [http://www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ Türkengedächtnis – Österreichische Akademie der Wissenschaften] |
|||
* [http://phaidra.univie.ac.at/o:49988 Raritäten, oder umständliche Beschreibung, was Anno 1683 vor, bey, und in der denkwürdigen türkischen Belagerung Wien, vom 7. Julii bis 12. September täglich vorgelaufen], 1783, E-Book der [[Universitätsbibliothek der Universität Wien|Universitätsbibliothek Wien]] ([[E-Book|eBooks on Demand]]) |
|||
* [http://phaidra.univie.ac.at/o:61604 Warhaffte und Gründliche Relation über die den 14. Juli 1683 angefangene, den 12. Sept. aber glücklich aufgehebte Belagerung der Residenz Statt Wien], 1683, E-Book der [[Universitätsbibliothek der Universität Wien|Universitätsbibliothek Wien]] (eBooks on Demand) |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
* http://www.turkin.net/kunst/osmanen_belagerung2.htm |
|||
<references /> |
|||
* http://www.wien-vienna.at/tuerkenkriege.htm |
|||
* http://geschichte.landesmuseum.net/ Ein paar nette Fakten über die Vorgänge in Niederösterreich im Jahre 1683. Es muss eine kostenlose Anmeldung gemacht werden. |
|||
* http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/7/0,4070,2392391-0,00.htm Video, mit guter Illustration |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4108145-6}} |
|||
[[Kategorie:Türkenkriege (Schlacht)|Wien, Zweite Türkenbelagerung]] |
|||
[[Kategorie:Schlacht (Österreich)|Wien, Zweite Türkenbelagerung]] |
|||
[[Kategorie:Schlacht (Polen)|Wien, Zweite Türkenbelagerung]] |
|||
[[Kategorie:Schlacht (Deutschland)|Wien, Zweite Türkenbelagerung]] |
|||
[[Kategorie:Schlacht (Osmanisches Reich)|Wien, Zweite Türkenbelagerung]] |
|||
[[Kategorie:1683|Türkenbelagerung]] |
|||
{{SORTIERUNG:Zweite Wiener Turkenbelagerung}} |
|||
[[en:Battle of Vienna]] |
|||
[[Kategorie:Belagerung in den Türkenkriegen|Wien #1638]] |
|||
[[fr:Bataille de Vienne]] |
|||
[[Kategorie:Schlacht des Großen Türkenkrieges|Wien]] |
|||
[[id:Pertempuran Wina]] |
|||
[[Kategorie:Konflikt 1683]] |
|||
[[ja:第二次ウィーン包囲]] |
|||
[[Kategorie:Wiener Militärgeschichte]] |
|||
[[nl:Beleg van Wenen (1683)]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Leopold I. (HRR)]] |
||
[[Kategorie:Schlacht (Heiliges Römisches Reich)|Wien]] |
|||
[[tr:II. Viyana Kuşatması]] |
|||
[[Kategorie:Schlacht (Polen-Litauen)|Wien]] |
|||
[[uk:Віденська відсіч]] |
|||
[[Kategorie:Johann III. Sobieski]] |
|||
[[wa:Deujhinme sidje di Wîne pås Otomans]] |
Aktuelle Version vom 15. Juni 2025, 12:49 Uhr
Zweite Wiener Türkenbelagerung | |||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Teil von: Großer Türkenkrieg (1683–1699) | |||||||||||||||||
![]() Zeitgenössisches Gemälde der Belagerung Wiens von 1683. Im Vordergrund das Entsatzheer von König Johann III. Sobieski in der Schlacht gegen die Osmanen, im Hintergrund die belagerte Stadt. | |||||||||||||||||
Datum | 14. Juli bis 12. September 1683 | ||||||||||||||||
Ort | Österreich, Wien | ||||||||||||||||
Ausgang | Die Osmanen werden vom Entsatzheer geschlagen. | ||||||||||||||||
|
Wien – Kahlenberg – Párkány – Gran I – Waitzen (Vác) – Ofen I – Gran II – Neuhäusel (Nové Zámky) – Eperies – Ofen II – Mohács (Harsány) – Belgrad I – Derbend – Pataczin – Nisch – Belgrad II – Szlankamen – Belgrad III – Peterwardein – Lippa (Lipova) – Lugos (Lugoj) – Temesvár – Olasch (Bega) – Zenta
Die Zweite Wiener Türkenbelagerung oder Zweite Wiener Osmanenbelagerung[5][6] im Jahr 1683 war – wie die erste von 1529 – ein erfolgloser Versuch des Osmanischen Reichs, Wien einzunehmen. Sie dauerte vom 14. Juli bis zum 12. September, als ein von Polens König Johann III. Sobieski befehligtes Entsatzheer die osmanische Armee des Großwesirs Kara Mustafa Pascha in der Schlacht am Kahlenberg zum Rückzug zwang.
Unter dem Stadtkommandanten Ernst Rüdiger von Starhemberg wurde Wien, damals Residenzstadt des römisch-deutschen Kaisers, zwei Monate lang gegen ein rund 120.000 Mann starkes Belagerungsheer verteidigt. Zum Entsatz der Stadt verbündeten sich erstmals Truppen des Heiligen Römischen Reiches mit solchen aus Polen-Litauen. Weitere Unterstützung leisteten die Republik Venedig und der Kirchenstaat.
Ausgangssituation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Expansionspolitik der Osmanen hatte bereits ihren Höhepunkt erreicht. Der größte Teil des Königreichs Ungarn unterstand ab 1541 der osmanischen Kontrolle, teils direkt (Zentralungarn), teils als Vasall (Fürstentum Siebenbürgen); die unterworfenen ungarischen Gebiete lieferten – da vertraglich dazu verpflichtet – Geld und teilweise auch Truppen. Der Goldene Apfel, wie die Osmanen Wien zu dieser Zeit nannten, schien ihnen zum Greifen nahe.
1672 überfielen die Osmanen die damals zu Polen-Litauen gehörende Rechtsufrige Ukraine, eroberten die Festung Kamieniec Podolski und stießen bis Lemberg in Galizien vor. Das durch innere Konflikte zerrissene, besonders durch die Kriege der „Blutigen Sintflut“ zerrüttete und militärisch geschwächte Land schloss im Vertrag von Buczacz einen Vorfriedensvertrag. In diesem Abkommen verpflichteten sich die Polen, Podolien mit Kamieniec Podolski sowie die Rechtsufrige Ukraine an die Saporoger Kosaken unter Hetman Doroschenko, die osmanische Vasallen waren, abzutreten. Zusätzlich verpflichtete sich das Land, einen jährlichen Tribut an den osmanischen Sultan zu leisten. Die Verweigerung der Ratifikation des Buczaczer Vertrages durch den polnischen Reichstag führte zum Ausbruch erneuter Kriegshandlungen. 1673 führten die Polen unter ihrem Feldmarschall Johann (Jan) III. Sobieski wieder ein Heer gegen die Osmanen und schlugen sie bei Chotyn.
Dennoch setzte sich der Krieg in den nächsten Jahren mit unverminderter Härte fort. Nach wechselvollen Kämpfen wurde der Osmanisch-Polnische Krieg schließlich 1676 im Vertrag von Żurawno zu vorteilhafteren Bedingungen für die Polen als im Vertrag zu Buczacz beendet. Die Osmanen blieben dennoch weiter eine Bedrohung für Polen.[7]
Das Heilige Römische Reich unter dem Habsburger Kaiser Leopold I. war durch Religionskriege und den Dreißigjährigen Krieg zerrüttet sowie durch die Pestepidemie von 1679 geschwächt.[8] Im königlichen Ungarn hatten die katholischen Habsburger außerdem den protestantischen Adel lange unterdrückt. Dieser erhob sich schließlich 1678–1682 im Kuruzen-Aufstand unter der Führung von Emmerich Thököly gegen den Kaiser.[9]
Die Habsburger standen in einem Zweifrontenkrieg gegen Frankreich unter Ludwig XIV. im Westen und gegen die Osmanen unter Sultan Mehmed IV. im Südosten. Ludwig XIV. war für die Eskalation maßgeblich verantwortlich und munterte die Osmanen zu einem begrenzten Feldzug gegen die westungarischen Festungen auf.
Strategische Bedeutung Wiens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wiens wirtschaftliche Bedeutung war in seiner Lage am Schnittpunkt zweier wichtiger Handelswege begründet, der Donau und der Bernsteinstraße. Aufgrund ihrer Lage zwischen Alpen und Karpaten galt die Stadt als Vorposten des christlichen Abendlandes. Damit hatte Wien eine große Bedeutung für die Osmanen, die es als ‚Tor nach Westeuropa‘ ansahen.
Zum angrenzenden, durch ausgedehnte Ebenen geprägten Ungarn hin war es nur schwer zu verteidigen, durch die Donau vom restlichen Heiligen Römischen Reich im Norden abgeschnitten ebenso schwer militärisch zu unterstützen. Wien verfügte allerdings über eine eigene große Donauflotte, die eigenen Nachschub und den Transport schwerer Artillerie ermöglichte.
Festung Wien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(Radierung von Jacob Hoefnagel 1609, Claes Janszoon Visscher 1640)
Nach der ersten Wiener Türkenbelagerung wurden im Jahre 1548 die Stadtmauern, die 1194 mit Hilfe der Lösegelder für Richard Löwenherz gebaut worden waren, dem aktuellen militärtechnischen Stand angepasst. Italienische Festungsbauer errichteten eine Festung, die den damals aktuellen Standards entsprach. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Festung aus der altitalienischen Manier in die neuitalienische Manier erweitert. An der besonders kritischen Stelle zwischen Schottenbastei und Augustinerbastei, in der der Graben nicht mit Wasser gefüllt war, errichtete man vier Ravelins, die bis 1672 fertig gebaut waren. Die Kontereskarpe als vorderer Rand des Grabens wurde mit einem gedeckten Weg ausgebaut.
Die Burgbastei (der linke Flügel der Verteidiger, der rechte Flügel der Angreifer) war ein regelmäßiges Viereck mit je neun Kanonen, aber sie verfügte über keine Minenanlage. Hinter der Burgbastei befand sich der Kavalier, die Spanierbastei, eine überhöhte Artilleriefestung. Die Löwelbastei[10] (der rechte Flügel der Verteidiger, der linke Flügel der Angreifer) war kleiner als die Burgbastei,[11] und dahinter nahm der Kavalier, genannt die „Katze“, nochmals Platz weg.[12]
Die über 200 Meter lange Stadtmauer zwischen den Basteien war zu lang für einen wirksamen Kartätscheneinsatz. Dazu kam, dass der Ravelin etwas zu weit in den Graben vorgeschoben und etwas zu hoch gebaut war, so dass der Artilleriebeschuss im Graben hinter dem Ravelin von den Basteien nur eingeschränkt möglich war. Die ersten Häuser der Vorstadt waren nur 200 Meter von der Stadtmauer entfernt, außerdem konnte das Glacis in den letzten Tagen vor der Belagerung nicht mehr eingeebnet werden.[12]

Im Minenkrieg um Wien waren die Osmanen mit 5000 Mineuren eindeutig im Vorteil. Sie hatten nicht nur mehr Material und Personal, sondern auch mehr Erfahrung im Minenkrieg. 1682, nach Scheitern der Friedensverhandlungen zwischen Kaiser Leopold I. und den Osmanen, warb der Kaiser den Festungsbaumeister Georg Rimpler an und stellte ihn als Ingenieur und Oberstleutnant in den Dienst.[13] Georg Rimpler verstärkte die Kontereskarpe, baute zwischen dem Ravelin und den Basteien Kaponniere, und hinter ihnen an der Kehle zwischen Kurtine und Bastei wurde der Niederwall angelegt. Er ließ Palisaden vor dem Gedeckten Weg aufstellen und empfahl das Ausheben einer Künette im Graben. Er erkannte richtig, dass zwischen Burg- und Löwelbastei der Hauptangriff der Osmanen stattfinden sollte.[14] Er stellte Bergleute aus Tirol, Niederländer und Lothringer zu diesem schwierigen Dienst ein, und auch Frauen wurden anfangs eingesetzt.[15]
Vorgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politische und Militärische Bündnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 10. August 1664 hatten Kaiser Leopold I. und der Großwesir Ahmed Köprülü in Eisenburg/Vasvár einen 20 Jahre währenden Friedensvertrag abgeschlossen. Eine Verlängerung dieses Friedensvertrages kam 1682 nicht zustande. Am 26. Jänner 1683 schloss Leopold I. ein Defensivbündnis mit Bayern gegen Frankreich und das Osmanische Reich.[16] Am 31. März sammelte sich die Osmanische Armee bei Adrianopel (heute Edirne) mit 168.000 Mann und 300 Geschützen und es folgte eine Kriegserklärung an das Heilige Römische Reich und Polen. Darin hieß es: Wir sind im Begriffe, Dein Ländchen mit Krieg zu überziehen (...). Vor allem befehlen wir Dir, uns in Deiner Residenzstadt zu erwarten, damit wir Dich köpfen können (...) und das allerletzte Geschöpf Gottes, wie es nur ein Giaur [Ungläubiger] ist, von der Erde verschwinden lassen; Wir werden Groß und Klein zuerst den grausamsten Qualen aussetzen und dann dem schändlichsten Tod übergeben.[17]
Am selben Tag gelang es Papst Innozenz XI., den polnischen König Jan Sobieski und Kaiser Leopold I. zu einem Defensivbündnis zu überreden. Innozenz XI. unterstützte das Bündnis und den Kampf gegen die Osmanen mit 1,5 Millionen Gulden. Es wurde folgender Vertrag unterzeichnet:[18]
- Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches soll jährlich während des Türkenkrieges 60.000 Mann und die Krone Polens 40.000 Mann stellen.
- Wenn der König von Polen selbst am Krieg teilnimmt, übernimmt er die Führung der Truppen.
- Gegenseitiger Beistand bei der Belagerung von Krakau oder Wien.
- Beide Seiten sollen christliche Verbündete suchen und diese in die Allianz einladen.
- Der Kaiser zahlt an die polnische Krone 200.000 Reichstaler.
- Alle Steuern (300.000 Reichstaler) der venetianischen Kirchen in der Lombardei werden für ein Jahr als Sold der polnischen Soldaten für den Türkenkrieg verwendet.
- Der Kaiser übernimmt alle Schulden der Polen gegenüber Schweden aus dem letzten schwedischen Krieg und verzichtet auf alle Schulden gegenüber Österreich.
- Kein Allianzpartner macht ohne Einverständnis des anderen Waffenstillstand oder Frieden mit den Osmanen.
- Seine kaiserliche Majestät, die Krone Polens und die Kardinäle Pio und Barberini schwören einen heiligen Eid auf diesen Vertrag.
- Von beiden Seiten sollen kriegskundige Ratgeber abgestellt werden, die der anderen Seite die Notwendigkeit zur Aufstellung eines Heeres übermitteln.
- Eroberte Gebiete in Ungarn gehören seiner kaiserlichen Majestät, eroberte Gebiete in der Walachei und der Ukraine gehören Polen.
- Diese Allianz geht auch an die Erben und Nachfolger des Römischen Kaisers über.
Osmanischer Vormarsch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 3. Mai erreichte die osmanische Armee Belgrad. Sultan Mehmed IV. übertrug den Oberbefehl seinem Großwesir Kara Mustafa Pascha. Der Großwesir erhielt durch die ungarische Opposition unter Imre Thököly Unterstützung. Später wurde in Stuhlweißenburg als Ziel des Feldzuges Wien, die Reichshauptstadt des Heiligen Römischen Reiches, bekanntgegeben. Herzog Karl V. von Lothringen versuchte durch die Belagerung bei Neuhäusel die osmanischen Truppen abzulenken, gab aber die Belagerung am 9. Juni auf und zog die österreichischen Truppen nach Raab zurück. Die Osmanen überschritten die strategisch wichtige Brücke bei Esseg am 13. Juni, aber die Brücke war für das schwere Belagerungsgerät zu schwach. Die osmanischen Pioniere bauten eine neue Brücke auf.
Gefecht bei Petronell
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Juli trafen die Osmanen bei Raab ein. Die ungarischen Städte Tata, Neutra, Veszprém und Pápa ergaben sich den Osmanen. In Wien ergriff Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg die ersten Maßnahmen für die Verteidigung und ließ die Stadtmauern instand setzen. Raab sollte die osmanischen Truppen aufhalten und zermürben, aber Herzog Karl V. ließ nur eine verstärkte Besatzung in Raab und setzte sich mit seinen Truppen Richtung Wien ab. Die Osmanen folgten ihm. Schon am 4. Juli standen die Osmanen an der österreichischen Grenze. Drei Tage darauf ritten 40.000 Krimtataren, sämtlichen Verteidigern im Land um Wien zahlenmäßig doppelt überlegen, in das 40 Kilometer östlich gelegene Petronell. Bei Regelsbrunn stießen sie auf zurückgehende österreichische Savoyendragoner. Nach anfänglicher Verwirrung konnte Karl V. von Lothringen die Truppen zum Kampf aufstellen. An der Spitze seiner Truppen griff er die Tataren an. Unterstützt wurde er von den Generalen Julius Franz von Sachsen-Lauenburg, Francis Taaffe und Rudolf von Rabatta auf dem rechten Flügel und von dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, dann Claudius Florimund Mercy und Nikolaus Pálffy auf dem linken Flügel. Die Tataren wurden mit einem Verlust von 200 Mann in die Flucht getrieben. Die Kaiserlichen verloren etwa sechzig Mann, darunter einen jungen Prinzen von Aremberg und den Oberst Prinz Ludwig Julius von Savoyen, ein Bruder des Prinzen Eugen von Savoyen, infolge einer tödlichen Quetschung durch sein verwundetes Pferd (er starb einige Tage später in Wien).[19] Nach diesen Gefechten verließen Kaiser Leopold I. und die Kaiserfamilie Wien über Korneuburg, Melk und Linz nach Passau. Politisch war die Flucht notwendig, um das Entsatzheer zu organisieren. Mit dem Kaiser verließen auch etwa 80.000 Einwohner die Stadt.
Vorbereitung auf die Belagerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Feldzeugmeister Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg übernahm die militärische Führung in der Hauptstadt. Alle Truppen von Kaiser Leopold I. wurden alarmiert und nach Wien zu Herzog Karl V. an das linke Donauufer beordert. Feldzeugmeister Graf Leslie wurde mit der Infanterie von der Insel Schütt auf dem linken Donauufer in Eilmärschen nach Wien beordert, um die Besatzung von Wien zu verstärken. Tags darauf zog Herzog Karl V. mit seinen Truppen von Schwechat kommend über die Donaubrücken in die Leopoldstadt und Tabor. Dort lagerte er mit seinen Truppen. Die Bewohner der Vorstädte wurden aufgefordert, alles in die Stadt zu schaffen (vor allem Lebensmittel). Am 12. Juli wurden die Vorstädte Wiens (heute 3. bis 9. Wiener Gemeindebezirk) auf Befehl von Graf Starhemberg in Brand gesetzt. Die übriggebliebenen Ruinen boten den Osmanen aber immer noch genug Schutz. Die Bürger und Studenten Wiens wurden für die Verteidigung eingezogen. Munition (1.000 24-pfündige Kugeln) aus Steyr traf über den Wasserweg in Wien ein.
Der Erzbischof Graf Leopold Karl von Kollonitsch, ein Veteran des Malteser-Ordens, hatte um die Stellung des Generalvormunds für Flüchtlinge und Waisen gebeten. Er hatte bereits Erfahrung durch seine Tätigkeit in der Belagerung von Candia gesammelt.
Ferner trug er entscheidend zur Kriegsfinanzierung bei, indem er 600.000 Gulden auf nicht ganz üblichem Wege zusammentrug. Er beschlagnahmte bspw. alles Bargeld des Erzbischofs von Gran als Primas von Ungarn und ferner dessen Prunkgeschirr und wertvolle Kirchengeräte, welche er einschmelzen ließ und zur Münzprägung verwendete. Der Erzbischof von Raab wollte für seinen Kriegsbeitrag von 61.000 Gulden 5 % Verzinsung geltend machen. Kollonitsch wies diesen Anspruch zurück. Außerdem organisierte er die Betreuung von 500 durch die Belagerung verwaisten Kindern auf Schloss Mailberg und errichtete wenig später die ersten Militärspitäler.
Verwüstungen im Burgenland und in Niederösterreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Verbindung von Wien nach Wiener Neustadt war bereits durch die Tataren unterbrochen. Am 11. Juli eroberten die Osmanen nach drei Tagen Belagerung Hainburg und brannten es nieder. 90 Prozent der Bevölkerung wurden ermordet oder verschleppt. Nicht viel anders erging es den Orten Baden, Schwechat, Inzersdorf und der Favorita bei Wien. Sie wurden in den folgenden Tagen eingenommen und zerstört. Die Bevölkerung von Perchtoldsdorf wurde ebenso getötet und der Ort niedergebrannt, wie in Mödling, wo die Bewohner, die in die St. Othmarkirche flüchteten, in der Kirche umgebracht wurden. In Bruck wurde die Vorstadt von den Bewohnern selbst in Brand gesteckt. Nach vorheriger Weigerung einer Übergabe der Stadt kapitulierten sie ebenso wie bereits vorher Eisenstadt und Ödenburg. Die Stadt musste Kontributionen leisten, unter anderem 50 Wagen Gerste und Mehl für das Lager vor Wien. Am 14. Juli plünderten und verbrannten die Osmanen das Stift Heiligenkreuz.[16]
Verlauf der Belagerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Geschütze der Wiener Festung, der Entsatzarmee und der Osmanen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wiener Festung verfügte über 130 Kartaunen und Doppelkartaunen mit einem Kaliber zu 40 Kilogramm. Weiterhin gehörten 11 Kolumbrinegeschütze mit einem Kaliber zu 5 Kilogramm zu dem Arsenal der Festung.
Die am 7. und 8. September 1683 anrückende Entsatzarmee der Kaiserlichen, der Polen, Bayern und Sachsen sowie der südwestdeutschen Fürstentümer führte insgesamt 152 Kartaunen mit sich.
Das osmanische Heer verfügte über 50 Balyemezgeschütze mit einem Kaliber von 13 bis 40 Kilogramm (10 bis 30 Okka), 15 bis 20 Kolumbrinegeschütze (türk. Kolomborna) mit einem Kaliber von 4 bis 11 Kilogramm, 5 Mörser und 120 Sahigeschütze. Größere Geschütze wurden von Großwesir Kara Mustafa nicht mitgenommen, obwohl den Osmanen eine genügende Zahl in ungarischen Festungen zur Verfügung stand.[20][21]
Einteilung der osmanischen Truppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abschnitt: | Links | Mitte | Rechts |
---|---|---|---|
Festungsbauwerk darin | Löwelbastei (eigentlich „Löblbastei“) | Ravelin | Burgbastei |
Truppen/Befehlshaber | Janitscharenkorps Ahmed Pascha |
Rumelinische Truppen | Kara Mehmed Pascha, Wesir Abaza Sari Hüseyin Pascha |
Juli
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belagerungsbeginn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 14. Juli erreichten die Osmanen Wien und schlossen es von Süden, Westen und Norden ein. Der Großwesir Kara Mustafa errichtete seine Zeltburg auf der Schmelz. Französische Ingenieure im osmanischen Heer traten für den Angriff auf die Kärntner Bastei ein, nahe am Wienfluss, an deren Abschnitt die Osmanen schon 1529 gescheitert waren. Achmed Bey war osmanischer Ingenieur und entlaufener Kapuziner im Heer von Kara Mustafa. Er hatte bereits 1682 als Mitglied einer Gesandtschaft des ungarischen Rebellen Thököly die Festung Wien ausgekundschaftet. Er riet Kara Mustafa zu einem Angriff gegen die von Georg Rimpler inzwischen vorbereiteten Befestigungen im Südwesten zwischen Burgbastei und Löwelbastei.[15] Der Großwesir bestimmte die Position der Geschützstellungen und den Beginn der Schanzgräben. Er setzte ein Schreiben zur Kapitulation und Übergabe der Stadt auf und ließ es nach Wien bringen. Graf Starhemberg lehnte die Kapitulation ab. Er hoffte mit etwa 11.000 Soldaten und 5.000 Bürgern und Freiwilligen bis zum Entsatz durchzuhalten.
Die Umschließung der Stadt war beim Donaukanal noch nicht vollständig, so dass die Stadt über Inseln in der Donau (heute 2., 20. und Teile des 21. und 22. Bezirks) weiter mit Truppen, Material und Nachrichten hätte versorgt werden können. Daher entsandte am 15. Juli Großwesir Kara Mustafa Truppen unter Hüseyin Pascha, dem Beylerbeyi von Damaskus, mit dem Auftrag, die Stadtbewohner von diesen Inseln zu vertreiben. Da der Donauarm an mehreren Stellen passierbar war und die Inseln niedriger lagen als die Stadt (ein Problem für die Artillerie), zog sich Herzog Karl V. am 16. Juli mit der Kavallerie über die Donau nach Jedlesee zurück, räumte alle Inseln auf der Donau und bezog am linken Donauufer Stellung.[23] Nun umschlossen die Osmanen die Stadt vollständig. Die Leopoldstadt wurde in Brand gesteckt, die Brücken wurden abgerissen. Nach der Eroberung der Leopoldstadt befahl Großwesir Kara Mustafa dem Beylerbeyi von Bosnien, Hizir Pascha, mit seinen Truppen die Leopoldstadt zu sichern und von dort die Beschießung der Stadt aufzunehmen. Am nächsten Tag brachen die Osmanen die letzte Brücke und damit die letzte Verbindung Wiens über die Donau ab.
Schon am Tag des Eintreffens der Osmanen schlugen in Wien die ersten Geschützkugeln ein. Erste ausgebrochene Brände in der Stadt konnten bald wieder gelöscht werden. Die Bevölkerung lynchte daraufhin zwei mutmaßliche Brandstifter. Graf Starhemberg gab den Befehl, zusätzliche Brandschutzmaßnahmen vorzunehmen, und setzte eine Kompanie zur Brandbekämpfung ein. Das Komödienhaus zwischen Burg und Augustinerkloster wurde aufgrund seiner vielen Holzaufbauten sofort vollständig abgetragen. Wenige Tage später, am 19. Juli, verursachte eine Bombe ein großes Feuer, das sich auszubreiten drohte. Die dafür aufgestellte Kompanie löschte den Brand sehr schnell.
Ein erster Angriff auf Klosterneuburg wurde am 17. Juli abgewehrt. Klosterneuburg hatte eine Schlüsselstellung für die Sicherung des osmanischen Belagerungsheeres vor Wien. Die Verteidigung leitete der 50-jährige Kammerschreiber Marcellinus Ortner, ein Laienbruder des Stifts, der von Beruf Tischler war. Die untere Stadt wurde geplündert und angezündet, doch konnte Klosterneuburg dank den Maßnahmen Ortners den Angriffen standhalten. Zwei Tage später schlug er einen weiteren Angriff der Osmanen auf Klosterneuburg zurück.[16]
Am 19. Juli kam der Hofschatzmeister des Sultans, Ali Aga, ins osmanische Lager nach Wien. Er berichtete, dass Mehmed IV. bestürzt war über die Entscheidung, Wien anzugreifen. Sein Befehl war, die ungarischen Rebellen und die Feste Neuhäusl zu unterstützen und weitere Festungen in Ungarn zu nehmen und nicht auf Wien zu marschieren. Der Großwesir versuchte, den Hofschatzmeister mit militärischen Erfolgen zu beschwichtigen, und verstärkte den Druck auf seine Truppen. Doch bis zur Abreise des Hofschatzmeisters Ali Aga nach Edirne am 30. Juli zur Berichterstattung beim Sultan konnte er keine nennenswerten Erfolge vorweisen.
Am 27. Juli wurde in Wien die Mobilisierung aller wehrhaften Männer angeordnet. Auch erste Maßnahmen gegen Krankheiten wurden getroffen.
Nachrichtenkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einen Boten, der sich am 18. Juli aus Wien zu den kaiserlichen Truppen in Jedlesee durchschlagen wollte, griffen die Osmanen auf. Im Verhör nannte er die Truppenstärke Wiens. In der Nacht zum 20. Juli erreichte ein Kürassier die Festung und brachte Graf Starhemberg einen Brief von Herzog Karl V. Noch in derselben Nacht machte sich der Soldat auf den Rückweg, wurde aber mit den verschlüsselten Briefen von den Osmanen abgefangen.
Minenkrieg (Laufgräben durchs Glacis und erste Minen)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](Radierung von Romeyn de Hooghe)
Mit dem Eintreffen osmanischer Truppen begann ein Wettlauf bei den Schützengräben auf dem Glacis. Beide Parteien gruben Laufgräben aufeinander zu. Schon am nächsten Tag führten die Wiener erste Ausfälle durch, um die Grabungsarbeiten zu stören. Innerhalb von drei Tagen kamen die Osmanen bis auf Angriffsweite an die Wiener Schanzen heran.
Inzwischen wurden im Graben die letzten Vorbereitungen getroffen. Eine Künette wurde ausgehoben, die bis zum Grundwasser hinabreichte; drei Kaponniere und ein Niederwall wurden vor der Kurtine errichtet, eine dritte Verteidigungslinie rechts und links von der Löwelbastei gebaut. Zusätzlich wurden Querwälle und Palisaden gezogen, die verhinderten, dass die Osmanen bei der Eroberung eines Teils der Verteidigungsanlage einer Linie sofort die ganze Linie erobern konnten. Als am 18. Juli der Großwesir Kara Mustafa die Schanzarbeiten besichtigte, entdeckten die Osmanen eine Wasserleitung aus den Vorstädten, gruben den Wienern die Leitung ab und verwendeten sie nun selbst. Die Stimmung im osmanischen Lager war sehr gut. Die Osmanen waren nun mit ihren Schanzen nur noch zwanzig Meter von der Kontereskarpe entfernt. Vor den Spitzen der Burg- und Löwelbastei, wo auch die Kontereskarpe in das Glacis vorsprang, waren die Osmanen nur noch sechs Meter entfernt. Hier wurde bereits mit Flinten und Handgranaten gekämpft. Ein Bombenwurf brannte Teile der vordersten Palisaden der Belagerten nieder.
Ab dem 20. Juli begannen die Osmanen, sich tiefer in die Erde einzugraben. In jedem Abschnitt wurde eine Mine gegen die Palisaden gegraben. Am 23. Juli kam es zur ersten Minensprengung der Osmanen vor dem Abschnitt des Ravelin und der Burgbastei. Ein Angriff der Osmanen auf die Palisaden wurde unter großen Verlusten beiderseits großteils abgewehrt. In der Stadt wurde jeder Hausbesitzer dazu verpflichtet, einen Mann abzustellen, der im Keller horchte, ob gegraben oder geklopft wurde. Das schlechte Wetter am Tag darauf gab den Belagerten einen Tag Pause. Aber am folgenden 25. Juli ging der Minenkampf weiter. Die Osmanen ließen eine Mine vor der Löwelbastei hochgehen und sprengten einen Teil der Palisaden weg. Mehrmalige Versuche der Janitscharen durch die entstandene Lücke vorzudringen, wurde von den Wienern Verteidigern zurückgeschlagen, bevor diese in einem Gegenangriff die Osmanen bis an ihre Laufgräben zurückdrängen konnten. Bei diesem Ausfall wurde Stadtkommandant Graf von Starhemberg durch einen Bombensplitter am Arm verletzt; der verantwortliche Festungsbaumeister Georg Rimpler erlitt ebenfalls eine Armverletzung, die sich später entzündete und am Ende tödlich verlief.[15]
Am 26. Juli sprengten die Wiener die erste Mine unter den Schanzen der Osmanen, erzielten aber geringe Wirkung.
Am 28. Juli zündeten die Osmanen Minen vor dem Ravelin. Die Palisaden, der gedeckte Weg und die Kontereskarpe wurden in einer Breite von sieben Metern gesprengt und in den Graben geworfen. Den Wienern gelang es unter hohen Verlusten, durch einen Ausfall den eingestürzten Teil der Kontereskarpe zu befestigen.
Vor der Burgbastei sprengten die Osmanen und die Wiener am 30. Juli je eine Mine, die die Laufgräben und den gedeckten Weg auf der Kontereskarpe beschädigten. Nach einem Angriff der Osmanen und Gegenangriff der Wiener zogen sich letztere von den eigenen Laufgräben auf den instandgesetzten gedeckten Weg zurück. Vor dem Ravelin stürmen die Osmanen bis vor die Wiener Palisaden. Vor der Löwelbastei wurden 30 Geschütze durch die Laufgräben in Stellung gebracht. Diese zerschossen am 31. Juli den Kavalier der Löwelbastei, die „Katze“. Die Geschütze darin wurden zerstört oder aus der Katze herausgeholt. In die Reste der Katze wurden Schießscharten gebrochen. Die Brustwehr der Bastei wurde etwas abgetragen, um ein besseres Schussfeld gegen die eingegrabenen Osmanen zu haben. Die Laufgräben waren an manchen Stellen so nah, dass es zu Nahkämpfen kam.
Chronik in Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Graf Philipp von Thurn traf am 14. Juli in Warschau ein und überbrachte die Nachricht von der Belagerung Wiens. König Jan Sobieski gab Anweisungen, das Heer zu sammeln, und wollte noch vor Monatsende aufbrechen.
Kaiser Leopold I. reiste weiter und erreichte am 17. Juli Passau. Dort trafen am 23. Juli die ersten bayerischen Hilfstruppen (10.000 Mann) ein. Am 27. Juli überbrachte Graf Philipp von Thurn in Passau die Botschaft, dass König Jan Sobieski und sein älterer Sohn Prinz Jakob Ludwig Heinrich mit 50.000 Mann bis Ende August nach Wien kämen. Der Jesuit Pater Wolff meldete Kaiser Leopold I., dass 10.000 Mann aus Sachsen noch diesen Monat aufbrechen würden. Wenige Tage später kam die Nachricht aus Polen, dass Sobieski bis zum 20. August vor Wien sein werde. Er marschiere über Schlesien und Mähren.
August
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Versorgungslage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. August wurden in Wien die Lebensmittelpreise fixiert. Erfolgreich war man mit dieser Verordnung nicht, sie musste in den nächsten sieben Wochen fast täglich wiederholt und auf Medikamente und andere Gegenstände des täglichen Bedarfs ausgedehnt werden. Zusätzlich wurde die Unterbringung der vielen Leichen geregelt. Auch diese Regelungen mussten alle paar Tage unter Androhung schwerer Strafen wiederholt werden. Je länger die Belagerung dauerte, desto härter musste die Stadtregierung gegen Preiswucherer durchgreifen, da der Schwarzhandel blühte.
Das osmanische Belagerungsheer hatte ebenfalls mit Versorgungsproblemen zu kämpfen. Nachschub musste aus Ofen bezogen werden, weil in der näheren Umgebung von den Tataren sehr viel zerstört worden war. Hinzu kam, dass die Belagerung sich länger hinzog als geplant. So gingen die Vorräte zu Ende. Bis Ende August waren alle Lebensmittel im osmanischen Lager verbraucht.
Wiener Chronik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. August beschossen die Osmanen während der Heiligen Messe den Stephansdom. Tags darauf wurde die Kapuzinerkirche bombardiert, sodass das Dach einstürzte.
Am 8. August wurde ein 15-jähriger Junge als Spion aufgegriffen. Die Stadtbevölkerung war extrem nervös, und obwohl er alles abstritt, wurde er am 27. August geköpft. Die „Rote Ruhr“ brach aus und dezimierte die Stadtbevölkerung stark. Am 11. August erkrankte Graf Starhemberg daran und konnte sich erst am 20. August wieder erholen.
Ein Einberufungsbefehl erging am 26. August an alle Männer von Wien, die, weil sie nicht tauglich waren oder aus anderen Gründen, bisher nicht an der Stadtverteidigung mitgewirkt hatten, und zwei Tage später verhängte Graf Starhemberg die Todesstrafe für jene, die sich der Einberufung nicht stellten.
Am 27. August wurden in der Nacht 30 Raketen vom Stephansdom abgeschossen. In der nächsten Nacht waren es bereits 100 Raketen.
Die Wiener erkannten am 31. August erste Vorbereitungen der Osmanen gegen den bevorstehenden Entsatz und begannen Hoffnung zu schöpfen. Graf Starhemberg setzte alle Mittel für die Kämpfe ein, ließ die Straßen und Häuser rund um den Bereich Burgbastei und Löwelbastei in Verteidigungszustand setzen und richtete dort eine weitere Verteidigungslinie ein.
Chronik der Osmanen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Großwesir Kara Mustafa ließ am 3. August den Alaybeyi vom rechten Flügel (Burgbastei) wegen mangelnder Erfolge absetzen. Auch der Posten des Arsenaloberst wurde nach Kritik neubesetzt.
Am 22. August traf der osmanische verbündete Michael I. Apafi, Fürst von Siebenbürgen mit seinen Truppen im osmanischen Lager vor Wien ein. Er kritisierte die Pläne zur Eroberung Wiens stark, weshalb der verärgerte Großwesir Kara Mustafa ihn zur Überwachung der Brücken bei Raab in Ungarn zurücksandte.
Nachrichtenkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein berittener Bote Herzog Karls V. drang am 4. August zur Stadt durch und brachte Nachrichten. Die Belohnungen und die Bezahlung der Kuriere wurden immer teurer. Als Leutnant Michael Gregorowitz am 8. August drei Briefe von Wien zu Herzog Karl V. nach Jedlesee überbrachte, wurde er zum Kompaniechef befördert. Er schaffte es, durch das osmanische Lager und den Wienerwald bis zum 16. August Herzog Karl V. zu erreichen. Der Orientwarenhändler Georg Franz Kolschitzky wurde am 13. August als Kurier aus der Stadt zu Herzog Karl V. entsandt und kam am 15. August dort an. Am 17. August kehrte Kolschitzky als Held zurück. Er war mit Nachrichten von Herzog Karl V. durch die osmanischen Truppen nach Wien gelangt. Er brachte die Nachricht, dass sich bei Wien ein Entsatzheer mit insgesamt 70.000 Mann sammle und die ungarischen Rebellen geschlagen habe. Kolschitzky erhielt die versprochene Belohnung von 200 Dukaten. Der Kurier Seradly, der Diener von Kolschitzky, wurde am 19. August aus Wien ins kaiserliche Feldlager nach Jedlesee entsandt. Die Hälfte des Lohnes von 200 Dukaten erhielt er vor seinem Abmarsch. Am 21. August kehrte er mit einigen Briefen von Herzog Karl V. von Lothringen aus Jedlesee zurück. Der Kurier Georg Michaelowitz[24] (wird von manchen Zeitzeugen mit Kolschitzky oder Leutnant Gregorowitz verwechselt) brach am 27. August mit einigen Briefen zu Herzog Karl V. auf. Er erhielt dafür die Belohnung von 100 Dukaten. Bei seiner Rückkehr am 1. September erhielt er weitere 100 Dukaten.
Minenkrieg (durch die Palisaden und die Kontereskarpe in den Graben)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weitere Minen der Osmanen beschädigten am 1. August die Kontereskarpe. Tags darauf nahmen die Osmanen die Palisaden vor der Löwelbastei ein. Am Abend ließen die Wiener unter den osmanischen Laufgräben vor der Löwelbastei eine Mine hochgehen. Eine weitere Mine der Wiener explodierte vor dem Ravelin am 3. August, aber die Wirkung der Wiener Minen war um einiges schlechter als die der osmanischen. Am Abend erfolgte beim Ravelin ein Angriff der Osmanen und warf die Wiener aus den Palisaden und dem gedeckten Weg die Kontereskarpe hinunter in den Graben. Die Wiener räumten am folgenden Tag die Stellungen an der Palisade vollständig. Eine Mine der Wiener am 5. August bei der Burgbastei schlug nach hinten aus und zerstörte einen großen Teil des gedeckten Weges. Der folgende Angriff der Janitscharen wurde abgewehrt, trotzdem war die Stimmung der Osmanen noch gut.[25]
Grabenkämpfe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Osmanen legten vor der Löwelbastei und dem Ravelin einen Tunnel an, der bis in den Graben führte. Gegen Abend des 6. August drangen die ersten Osmanen vor dem Ravelin in den Graben ein. Graf Starhemberg kam mit den besten hundert Mann und vertrieb die Osmanen wieder. Alle Wollsäcke, die die Osmanen zum Schanzen mitgebracht hatten, wurden in die Stadt gebracht. Es gab viele Tote auf beiden Seiten. Doch schon am nächsten Morgen drangen die Osmanen über die Tunnel in den Graben vor den Bastionen ein, setzten sich fest und begannen sich in Richtung Ravelin vorzuarbeiten. Es wurde eine erste Mine im Graben zwischen Löwelbastei und Ravelin gesprengt, deren Erdaufwurf für weitere Schanzen verwendet wurde. Durch heftigen Beschuss stürzte der Tunnel vor der Burgbastei ein und begrub dreißig Osmanen unter sich. Am 8. August erreichte bei einem Sturmangriff erstmals ein Soldat der Osmanen die Stadtmauer. Tags darauf sprengten die Osmanen eine Mine vor der Löwelbastei, wodurch sie den Weg für den Tunnel in den Stadtgraben öffneten und sich endgültig festsetzen konnten.
Minenkrieg (Angriff auf die zweite Verteidigungslinie)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Osmanen sprengten am 9. August die erste Mine unter dem Ravelin und rissen sieben Meter Mauer mit. Die Bresche in der Mauer wurde von den Wienern sofort abgeriegelt. In den folgenden Tagen wurden auch die Löwelbastei und die Burgbastei angegriffen. Die Kaponniere wurden vollständig verschüttet und mit der nächsten Mine zerstört. Ausfälle der Wiener, um die Tunnel in den Graben zu zerstören und damit den Zugang in den Graben zu blockieren, scheiterten mit hohen Verlusten. Der Druck der Osmanen ließ nicht nach.
Am 12. August gab es weiter heftige Gefechte um das Ravelin, und zwei Minen unter der Burgbastei wurden gesprengt. Die Wirkung war schwach und schlug teilweise nach hinten aus, der anschließende Sturmangriff scheiterte unter hohen Verlusten der Osmanen. Eine weitere Mine unter der Spitze des Ravelins zeigte gute Wirkung. Das Ravelin wurde in zwei Teile geteilt. Außerdem wurden auf dem Ravelin und auf den Basteien Vorkehrungen getroffen, damit der Festungsabschnitt trotzdem verteidigungsfähig bliebe, sollten Teile davon in osmanische Hand fallen. Die Stimmung der Osmanen schwankte.

(Kupferstich von Jacobus Peeters)
Mitte August wurde eine Mine der Osmanen durch Palisaden unbrauchbar gemacht, eine zweite Mine durch Kanonen zerstört und eine dritte Mine durch Gegensprengung vernichtet. Am 15. August setzten sich die Osmanen im Festungsgraben vor der Löwelbastei fest und gruben sich bis zur Künette in der Grabenmitte vor. Bei einem Ausfall der Wiener wurden alle dort verschanzten Osmanen getötet, ihre Rampen, Stützbalken und alles Holz angezündet, und ihre Minen zerstört, danach kehrten die Wiener auf die Löwelbastei zurück. Es dauerte zwölf Tage, bis die Osmanen diese Stellung wieder vollständig unter ihrer Kontrolle hatten. Die Stimmung der Osmanen verschlechterte sich weiter.
In den nächsten Tagen kam es im gesamten Graben zu schweren Gefechten ohne merklichen Fortschritt einer Seite. Die Wiener unternahmen am 18. August einen erfolglosen Ausfall bei der Burgbastei. Es handelte sich dabei um eine aus den Stadtbürgern gebildete Freiwilligenkompanie, die auf eigene Faust handelte. In Wien erging drei Tage später die Verordnung, dass niemand mehr ohne Befehl Ausfälle wagen dürfe. Die Osmanen sprengten unter der Burgbastei am 20. August zwei Minen und unter dem Ravelin eine weitere. Den ganzen Tag wurden die Basteien erfolglos von den Osmanen bestürmt. Ein Angriff der Wiener gegen die Tunnel vor der Burgbastei am 22. August zeigte wenig Wirkung. Die Osmanen flüchteten aus dem Graben, besetzen ihn aber einige Stunden später wieder. In den nächsten Tagen gab es zahlreiche Sprengungen kleinerer Minen, Stürme, Ausfälle und vor allem Tote auf beiden Seiten.
Trotz starken Regens, der die Gräben volllaufen ließ, wurde weiter gekämpft. Nach einer gesprengten Mine unter dem Ravelin griffen die Osmanen wieder erfolglos an und hatten hohe Verluste. Am Gedenktag von Johannes dem Täufer (29. August) zündeten sie eine besonders große Mine unter dem Ravelin und sprengten das meiste in die Luft. Der letzte Rest des Ravelins wurde auf Befehl der Wiener Offiziere geräumt. Von der Stadtregierung erging die Aufforderung, Wasserbottiche in der Stadt verteilt aufzustellen, um Grabungstätigkeiten schneller zu erkennen. Auf der Wasserfläche der Bottiche sah man bei der kleinsten Erschütterung durch das unterirdische Graben ein verzerrtes Spiegelbild.
Bei einem Zufallstreffer der Osmanen am 31. August hinter der Löwelbastei wurde ein Munitionslager getroffen, das auch die nebenliegenden Schwarzpulverlager entzündete. Die Schwarzpulvervorräte wurden dadurch empfindlich reduziert.
Ablauf der osmanischen Belagerung in der Umgebung von Wien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Osmanen eroberten am 3. August Pottendorf, Ebreichsdorf und Götzendorf unter Tötung und Verschleppung der ansässigen Bevölkerung. Am 24. August griffen die Janitscharen erneut Klosterneuburg an, welches sie als Stützpunkt gegen das Entsatzheer verwenden wollten. Der Angriff dauerte bis zum 26. August und konnte erfolgreich abgewehrt werden.[16]
Chronik in Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um den 3. August gab es viele kleinere und größere Scharmützel zwischen polnischen Hilfstruppen und kaiserlichen Truppen auf der einen Seite und Tataren, ungarischen Rebellen und Osmanen auf der anderen Seite. Der August war durch langes Warten des Kaisers Leopold I. in Passau auf Truppen für das Entsatzheer gekennzeichnet. Vom 9. bis 11. August erkrankte Kaiser Leopold I. und lag mit Fieber, Durchfall und Erbrechen im Bett.
Am 8. August traf Prinz Eugen von Savoyen in Passau ein. Er berichtete, dass alle anderen französischen Offiziere, die sich den Österreichern anschließen wollten, eingesperrt wurden. Am 12. August stießen 1.000 Mann von dem Regiment des Prinzen Ludwig Anton von der Pfalz und am 21. August 8.000 Franken zum Heer.
Erst am 14. August und nicht wie versprochen Ende Juli marschierte König Jan Sobieski mit seiner Armee von Krakau aus Richtung Wien. Er war am 22. August bei Gleiwitz und erreichte am folgenden Tag Troppau.
Am 24. August brach Herzog Karl V. mit seinen Truppen donauaufwärts auf, um zum Treffpunkt in Tulln zu kommen. Bei Bisamberg traf er auf Osmanen und auf ungarische Hilfstruppen des Thököly und besiegte sie mit seiner Kavallerie.
Am 25. August zog das Entsatzheer unter Kaiser Leopold I. Richtung Wien. Leopold I. fuhr mit dem Schiff von Passau nach Linz, erreichte es drei Tage später und setzte seinen Marsch auf Wien unverzüglich fort. Am 31. August traf Sobieski mit Herzog Karl V. in Hollabrunn zusammen.
September
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(Kupferstich des kaiserlichen Hauptmanns und Ingenieurs Daniel Suttinger)
Anfang September ging in der Stadt wie auch im osmanischen Lager die Nahrung aus. Die Nahrungsmittelknappheit in der Stadt konnte etwas gemildert werden, als am 3. September bei zwei weiteren Ausfällen beim Schottentor 22 Ochsen, zwei Pferde und ein Wagen eingebracht wurden.
Wiener Chronik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 3. September wurden vom Stephansdom in der Nacht 30 Raketen abgeschossen, am 6., 7. und 8. September waren es bereits so viele, dass sie nicht gezählt werden konnten. Drakonische Maßnahmen gegen Deserteure und Wehrdienstverweigerer wurden am 6. September in Wien beschlossen. Wer krank oder zu alt für die Arbeit war, musste ein ärztliches Attest vorweisen. Am 9. September starb der Wiener Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg nach mehrwöchiger Krankheit. In den Straßen hinter der Burg- und Löwelbastei wurde am 10. September heftig gegraben, Palisaden wurden gebaut und Laufgänge für eine weitere Verteidigungslinie angelegt.
Chronik der Osmanen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 7. September hielt Großwesir Kara Mustafa eine Musterung ab. Er wollte die Stadt noch vor Eintreffen des Entsatzheeres erobern. In einer großen Umgruppierung stellten sich die Osmanen in den nächsten Tagen für die Entsatzschlacht neu auf. Kara Mustafa hielt Kriegsrat über die bevorstehende Schlacht gegen das Entsatzheer. Er nahm seine Anführer zu einem Erkundungsritt nach den Aufmarschwegen mit, auf denen das Entsatzheer anrücken könnte.
Nachrichtenkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. September brachte Georg Michaelowitz unter Lebensgefahr Nachrichten von Herzog Karl V. in die Stadt: Der Entsatz sei unterwegs und werde in einigen Tagen eintreffen. Bereits am nächsten Tag brach er wieder mit neuen Botschaften aus der Stadt auf. Er erhielt dafür gegen den ausdrücklichen Willen des Rechnungsbeamten 200 Dukaten im Voraus. In der Botschaft an den Kaiser wurde darauf gedrängt, den Entsatz zu beschleunigen. Die Verteidiger seien nahe am Ende ihrer Kräfte angelangt.
Stefan Seradly erhielt am 4. September 120 Dukaten für die Überbringung von Briefen an das Entsatzheer. Er wurde aber entweder abgefangen oder lief zu Großwesir Kara Mustafa über. Dieser erfuhr dadurch von der geplanten Entsetzung Wiens und zog Verstärkung heran.
Am 8. September wurden zwei deutsche Kuriere auf dem Weg nach Wien abgefangen.
Minenkrieg (Angriff auf die Stadtmauer)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(Radierung von Romeyn de Hooghe)

Am 1. September hatten die Osmanen mehrere Minen bei der Löwelbastei unter die Kurtine getrieben. Die Wiener machten einen Ausfall, um die Minen zuzuschütten, scheiterten aber am starken Widerstand der Osmanen. Am nächsten Tag ließen die Osmanen bei der Burgbastei eine Mine hochgehen. Die Wirkung war minimal. Durch die Mine war es aber den Osmanen jetzt leichter, in die Burgbastei zu kommen. An der Löwelbastei unterwühlten die Osmanen die Stadtmauer. Bei einem Ausfall der Wiener gegen die Minen der Osmanen wurden alle Angreifer getötet. Am 3. September ging die nächste Mine an der Burgbasteispitze hoch. Es fielen etliche Quaderstücke heraus. Die Wiener machten wieder einen Ausfall, um weitere Minen zu zerstören, ohne greifbare Ergebnisse. An diesem Tag war die Anzahl der Toten auf beiden Seiten sehr hoch. Graf Starhemberg gab die letzten Reste vom Ravelin, Kontereskarpe und Kaponniere auf. Die Minen der Osmanen kamen jetzt zwei bis drei Meter unter die Stadtmauer. Beim Minieren und Kontraminieren gerieten die Osmanen und Wiener aufeinander, wodurch sich ein Gemetzel entwickelte.
Am 4. September kam es zur ersten Minensprengung unter der Kurtine. Die Wirkung war sehr stark, die Mauerteile fielen aber nach außen, wodurch der Angriff erschwert und verzögert wurde und am Verteidigungswillen der Bevölkerung scheiterte, die in kürzester Zeit durch Einschlagen von Palisaden den Durchgang sperrte. Bei einer weiteren Minensprengung und einem Sturm der Osmanen an der Burgbastei wurde eine acht Meter breite Bresche in die Burgbastei geschlagen. Von allen Seiten kamen Osmanen für den Angriff. Erste Janitscharen wurden auf der Bastei gesichtet. Aber die Steigung im Geröll auf die Burgbastei war zu stark. Durch gestaffelten Beschuss konnte der Angriff nach zwei Stunden abgewehrt werden. Mit spanischen Reitern und Sandsäcken schlossen die Wiener die Bresche. Allein dieser Sturm kostete die Wiener 200 Mann, darunter mehrere Offiziere. In der Nacht wurde die Bresche vollständig geschlossen. Holz von Dächern und anderen Bauteilen in Wien wurde abgerissen, um es als Palisaden bei Burg- und Löwelbastei zu verwenden. Die Stimmung der Osmanen erreichte nach diesem Tag einen Tiefpunkt. Am nächsten Tag versuchten es die Osmanen erneut. Sie wollten die Stadt über die Löwelbastei nehmen. Die Stadtverteidiger hatten sich neu in 64 Kampfgruppen gruppiert. Nach der Sprengung von zwei weiteren Minen an der äußersten Spitze der Löwelbastei gelang es, unter hohen Verlusten für beide Seiten, den Sturm auf die Löwelbastei abzuwehren. Als die Sperren immer dichter wurden, nahmen die Osmanen wieder den Minenkampf auf. In Wien standen zu diesem Zeitpunkt nur noch ca. 5.000 verteidigungsfähige Männer zur Verfügung.[26]
Die Osmanen eroberten am 8. September den Niederwall. Die Wiener versuchten, ihn in einem Gegenangriff zurückzuerobern, die Osmanen schlugen diesen aber zurück. Gleichzeitig bereiteten sie an dieser Stelle weitere Minen an der Kurtine vor und sprengten nachmittags zwei Minen unter der Löwelbastei. Eine Menge Mauerwerk landete im Graben. Trotzdem war die Mauer nachher eher steiler als flacher und so konnte der folgende Angriff leicht zurückgeschlagen werden. Es kam zu ersten Meutereien im osmanischen Lager.
Am 12. September stellten sich die Osmanen für die Entsatzschlacht beim Kahlengebirge bis Hütteldorf auf und trieben gleichzeitig fünf Minen bis unter die Stadtmauern. Sie waren bis zu zwei Meter tief unter der Kurtine eingedrungen und standen kurz davor, die Ladungen zu setzen und zu sprengen.
Chronik in Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 4. September war Kriegsrat zu Stetteldorf am Wagram auf Schloss Juliusburg bei Tulln unter dem Vorsitz von König Jan Sobieski. Zusammen mit Herzog Karl V. wurden die weitere Marschroute und Taktik zum Entsatz von Wien festgelegt. Hierbei kam es zu einem diplomatischen Disput zwischen Karl V. und Sobieski um die Frage der Führung des Entsatzheeres. Kaiser Leopold I. hatte das Kommando im Vorfeld vertraglich an Sobieski abgetreten, um diesen zu einer Teilnahme am gemeinsamen Krieg gegen die Osmanen zu bewegen. Die Differenzen zwischen Herzog Karl V. und König Sobieski wurden schließlich durch diplomatische Intervention von Marco d’Aviano, päpstlicher Legat und Beichtvater von Leopold I., beseitigt.

Am 6. September kam Kurfürst Max Emanuel von Bayern nach Linz. Fränkische, sächsische, bayerische und schwäbische Kontingente überquerten die Donau bei Krems und rückten weiter Richtung Tulln vor. Am Tag darauf überquerte die Polnische Armee die Donau bei Tulln und vereinigte sich mit den Truppen Sachsens, den Kaiserlichen, den Bayern und den fränkisch-schwäbischen Reichstruppen in dieser Stadt, 30 Kilometer stromaufwärts von Wien. Die Tataren, die für die Bewachung des Übergangs abgestellt waren, verhinderten den Brückenkopf nicht. Kaiser Leopold I. fuhr von Linz Richtung Wien mit dem Schiff ab. In Dürnstein machte er am 9. September Station. Da er König Sobieski die Leitung der Schlacht abgetreten hatte, konnte er nicht zu den Truppen weiterreisen. Er setzte Herzog Karl V. an seiner Stelle zur Leitung der kaiserlichen Truppen ein.
Beim letzten großen Kriegsrat der christlichen Allianz wurde auf Anraten Herzog Karls V. beschlossen, durch den Wienerwald unter Zurücklassung des Trosses in drei Kolonnen auf Wien vorzurücken. Der Weg für das Entsatzheer durch den Wienerwald war beschwerlich, da es nur wenige, schlecht befestigte Wege gab und die Artillerie nicht oder nur begrenzt mitgenommen werden konnte. Es mangelte während des Anmarsches auch an Verpflegung. Da der Tross zurückgelassen wurde, gab es keinen Lebensmittelnachschub. Die Truppen mussten ohne Verpflegung zwei Tage marschieren. Dafür gab es aber keine weiteren Schwierigkeiten beim Vormarsch. Großwesir Kara Mustafa hatte es versäumt, die Donaubrücken zu sichern und Klosterneuburg zu erobern, das nun zu einem wichtigen Brückenkopf der Alliierten wurde. Weiterhin gab es keine osmanische Befestigung des Kahlengebirges, lediglich die Kahlenbergkirche wurde zerstört. Am Morgen des 12. September stiegen die Alliierten vom Kahlengebirge herunter für die Schlacht am Kahlenberg.
Schlacht am Kahlenberg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Am 11. September besetzten die alliierten christlichen Truppen das Kahlengebirge. In den Morgenstunden des 12. Septembers griff das Entsatzheer mit Truppen aus Venedig, Bayern, Sachsen, Franken, Schwaben, Baden, Oberhessen und Polen an, ca. 54.000 bis 60.000 Mann. Die osmanischen Kommandanten konnten sich über die Taktik für den Zweifrontenkrieg nicht einigen. Nach zwölfstündigem Kampf griff die Kavallerie unter dem Oberkommando von König Sobieski von den Höhen des Wienerwaldes her ein. Die gesamte christliche Streitmacht ging zum Generalangriff über, denn auch die Wiener begannen mit einem Ausfall, als sie sahen, dass die Schlacht zugunsten der Christen ausging, und stürmten die Laufgräben der Osmanen. Das osmanische Heer flüchtete überstürzt. Erst jenseits der Schwechat, ca. 10 km von Wien entfernt, gelang es Kara Mustafa, einen Teil seiner Truppen zu sammeln und nach Raab zurückzuführen.
Folgen der Belagerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Historiengemälde des polnischen Malers Juliusz Kossak (1824–1899) zeigt die historisch nicht belegte Szene, wie zwei polnische Flügelhusaren König Sobieski die erbeutete grüne Fahne Mohammeds überbringen

Am 13. September betrat König Sobieski die Stadt. Die Kaiserlichen drängten auf eine sofortige Verfolgung der osmanischen Truppen, aber Sobieski wollte sein Pferd nicht weiter belasten. So begann die allgemeine Plünderung der von den Osmanen zurückgelassenen Tiere, Lebensmittel, Güter, Materialien, Waffen, Geschütze und Munition. Das meiste, insbesondere die Zeltburg von Großwesir Kara Mustafa, wurde von Sobieski einbehalten, während die kaiserlichen Truppen fast leer ausgingen.[27]
Die Wiener Bevölkerung verschoss im Freudentaumel wahllos Munition. Nach der Belagerung wurden an der Stadtmauer hinter dem zerschossenen und aufgegebenen Ravelin mehrere mit Schwarzpulver gefüllte Minen gefunden. Diese sechs Meter tief unter der Kurtine gelegenen Minen waren fertig zur Sprengung, wurden aber infolge der Niederlage nicht mehr gezündet. Als Kaiser Leopold I. vom Sieg der Entsatztruppen erfuhr, begab er sich mit dem Schiff von Dürnstein nach Klosterneuburg. Am nächsten Tag fuhr er weiter nach Wien und zog in die befreite Stadt ein.
Großwesir Kara Mustafa suchte nach der Schlacht einen Schuldigen. Er ließ Ibrahim Pascha, den Beylerbeyi von Ofen, hinrichten, weil er angeblich der Erste war, der sich vom Schlachtfeld zurückgezogen hatte. Wahrscheinlich wollte er sich aber nur eines Zeugen entledigen, der hätte aussagen können, dass Ibrahim Pascha die Zweifronten-Taktik gegen Wien und das Entsatzheer für falsch hielt.
1683 wurden der Stern und der Halbmond am Stephansdom, der seit 1519 dort die Spitze zierte (damals allerdings nicht als osmanisches Symbol angebracht), heruntergenommen und durch ein Kreuz ersetzt.[28] Kaiser Leopold I. und König Jan Sobieski trafen sich zu Pferde in der Nähe von Schwechat. Das Verhältnis beider Herrscher zueinander war etwas gestört. Der Ruhm der gewonnenen Entsatzschlacht ging an König Sobieski, da der Kaiser die Führung vertraglich hatte abtreten müssen, um die Unterstützung der Polen zu erhalten. An der Stelle, an der sich die beiden Herrscher trafen, wurde später das sogenannte Kugelkreuz aufgestellt. Es ist ein auf vier Türkenkugeln ruhender Obelisk.[16][29] In Schwechat wurde von den alliierten Truppen eine Parade abgehalten. Die Kurfürsten von Bayern und Sachsen zogen anschließend mit ihren Truppen wieder ab.
Erst am 18. September begannen König Sobieski und Herzog Karl V. mit der Verfolgung der geschlagenen osmanischen Streitkräfte. Da aber die Fliehenden nicht sofort verfolgt worden waren, konnten sie sich bei Párkány wieder sammeln. Entgegen den Empfehlungen von Herzog Karl V. und ohne auf weitere kaiserliche Truppen zu warten, die einen Tagesmarsch hinter den polnisch-österreichischen Truppen zurücklagen, zog König Sobieski am 7. Oktober Richtung Párkány. Der König, alle Warnungen ignorierend, vertraute den Berichten osmanischer Gefangener, dass die Garnison in Párkány nur sehr klein sei. Er wusste aber nicht, dass sich dort bereits ein 40.000 Mann starkes osmanisches Kontingent versammelt hatte, das zu großen Teilen aus Truppen bestand, die nicht an der Schlacht um Wien teilgenommen hatten.
In der sich nun entwickelnden mehrtägigen Schlacht bei Párkány geriet die von dem Starosten von Chęciny, Stefan Bidziński (etwa 1630–1703/04), kommandierte Vorhut sofort ins Gefecht und wurde fast vollständig aufgerieben (ca. 2000 Mann). Die fliehenden Reste der Avantgarde sehend, ließ der König seine Infanterie und Artillerie hinter sich und stellte sich mit nur 4000 Mann Hussaria dem zahlenmäßig überlegenen Feind entgegen. Die in aller Eile aufgebaute polnische Front war aufgrund der fehlenden Infanterie und Artillerie nicht zu halten und brach schließlich zusammen. König Sobieski wollte dennoch weiterkämpfen, woraufhin ihn die Offiziere, besonders der österreichische Feldmarschall von Dünewald, der dem polnischen König während der Schlacht treu zur Seite stand, baten, an sein Leben zu denken. Als er von einer Welle in Panik verfallener Soldateska ergriffen wurde, zog er sich vom Schlachtfeld zurück. Aus einem Bericht des polnischen Adligen und Schriftstellers Jan Chryzostom Pasek ist zu entnehmen:
„Der König kam also mit dem Heer auf gleiche Höhe mit jenen Leichen der Vorhut, gleich verließ die unseren der Mut, und da sprangen uns die Türken wie die Rasenden an. Man begann zuerst, ihnen schwachen Widerstand zu leisten. Als sie aber der Eskadron der ruthenischen Wojewoden des Kronhetmanns in den Rücken gekommen waren, da begann die Husareneskadron davonzulaufen, eine zweite nach, eine dritte, schließlich gab das ganze Heer Fersengeld, mit dem König und allen Hetmannen, alle zu ihrer großen Schande und zum Gelächter für die Deutschen. Schimpflich flohen sie eine gute Meile, bis sie sich auf die Kaiserlichen stützen konnten.“[30]
Nach Auflösung der polnischen Kavallerie zogen sich die Polen fluchtartig zurück. König Sobieski entkam nur mit großer Mühe dank der Hilfe seiner tatarischen Hilfstruppen unter Kommando des Lipka-Tataren Oberst Samuel Mirza Krzeczowski.[31] Zwei Tage später, am 9. Oktober, nach erfolgter Verstärkung der polnischen Hussaria durch Infanterie, Artillerie und kaiserliche Truppen, wurden die Osmanen schließlich vernichtend geschlagen.
Am 21. Oktober eroberten die kaiserlichen Truppen und die Polen Gran. Am 25. Dezember wurde Großwesir Kara Mustafa, auf dem Rückzug in Belgrad angekommen, auf Befehl des Sultans erdrosselt. Er hatte die Schlacht um Wien trotz dreifacher Übermacht verloren. Als Dank für die Befreiung Wiens wurde in der Katholischen Kirche am 12. September das Fest Mariä Namen eingeführt.
Durch die sich anschließenden Eroberungen im Zuge des Großen Türkenkrieges in Süd-Osteuropa stieg das Haus Österreich auf Kosten des Osmanischen Reiches zur europäischen Großmacht auf.
Spuren der osmanischen Belagerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Im Türkenschanzpark im 18. Bezirk haben sich osmanische Einheiten (unter anderem Janitscharen) besonders heftig gegen die Angriffe des Entsatzheeres zur Wehr gesetzt. Der Türkenschanzpark erinnert mit seinem Namen noch heute an dieses Gefecht, ebenso die Türkenschanzstraße in der Nähe.
- Auch im Türkenschanzpark befindet sich seit 2003 ein Kosaken-Denkmal. Es erinnert an den Anteil der ukrainischen Kosaken-Armee an der Entsatzschlacht vom 12. September 1683.[32]
- Nahe dem Türkenschanzplatz erinnert die Rimplergasse an den obersten Festungsbauer und Mineur Oberstleutnant Georg Rimpler.[15]
- Der Türkenritthof an der Hernalser Hauptstraße im 17. Bezirk erinnert an einen alten Brauch aus der Belagerungszeit, bei dem ein verkleideter „Türke“ auf einem Esel durch die Straßen paradierte.[33] Der Gemeindebau aus den 1920er Jahren ist mit einer entsprechenden Statue über dem Eingang geschmückt.[34]
- Im 9. Bezirk befindet sich die Türkenstraße.
- Die Heidenschussgasse im 1. Bezirk beherbergt die Statue eines osmanischen Janitscharen am Palais Montenuovo. Sie erinnert an eine Legende, nach der die Osmanen versuchten, an dieser Stelle die Stadtmauern unterirdisch zu sprengen, und fast Erfolg hatten. Der Legende nach wurden sie von einem Bäckergesellen aus Münster entdeckt, der die Wache alarmierte.[35]
- Aus der Bronze der zurückgelassenen Kanonen der Osmanen wurde die Pummerin, die größte Glocke des Stephansdoms, gegossen.[36]
- Weitere Gassen, Straßen, Plätze und Gebäude wurden nach markanten Personen der Belagerung benannt, wie die Graf-Starhemberg-Gasse im 4. Bezirk, die Starhemberg-Kaserne im 10. Bezirk, die Sobieskigasse und der Sobieskiplatz im 9. Bezirk. Denkmäler sind das Liebenberg-Denkmal gegenüber der Universität an der Ringstraße, das Denkmal im Stephansdom, die Gedenktafel an der wiederaufgebauten Kirche auf dem Kahlenberg usw.
- Am Gebäude Am Hof 11 hängt, vergoldet, eine Türkenkugel, die hier eingeschlagen haben soll.
- Ecke Linke Wienzeile/Morizgasse befindet sich eine Gedenktafel und das Relief „Türkischer Kanonier“ von Alois Lidauer zur Erinnerung an eine 1969 gefundene Türkenkugel.[37][38]
- In der Sterngasse 3 ist ebenfalls eine Türkenkugel eingemauert. Diese Kugel ist eine der wenigen Originalkugeln.[39]
- In der Sieveringer Straße 101 befinden sich ebenfalls Türkenkugeln eingemauert.[40]
Andere Orte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Türkenkreuz in Perchtoldsdorf.
- Die Blutgasse zum Fischertor in Hainburg an der Donau erinnert an die Verschleppung und Ermordung von 90 % der Hainburger Bevölkerung nach der Eroberung der Stadt am 12. Juli 1683.
Museale Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien sind die Zweite Wiener Türkenbelagerung sowie die Entsatzschlacht vom 12. September 1683 ausführlich dokumentiert. Unter den Ausstellungsobjekten befindet sich u. a. ein zeitgenössisches Ölgemälde von monumentaler Größe, welches die Geschehnisse nachvollziehbar macht. Eine Planskizze ermöglicht es, sich sowohl die Belagerungssituation als auch den Schlachtenverlauf zu vergegenwärtigen.[41] Besondere Stücke sind der Degen des Verteidigers von Wien, Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg, nebst einem ihm zugeschriebenen Kürass. Ausgestellt ist auch eine große Anzahl an Beutestücken des osmanischen Heeres, wie mehrere Rossschweife, Reflexbögen der berüchtigten Sipahi sowie eine osmanische Standarte (Sancak-i Şerif). Eine besonders wirksame Waffe ist eine Sturmsense, eine aus drei Sensenblättern zusammengeschmiedete Verteidigungswaffe der Belagerten.[42]
Filmische Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der italienisch-polnische Historienfilm Die Belagerung – September Eleven 1683 illustriert – historisch nicht immer korrekt – die Zweite Wiener Türkenbelagerung.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Balthasar Kleinschroth: Flucht und Zuflucht. Das Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683. In: Hermann Watzl (Hrsg.): Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich. Band 8. Böhlau, Graz / Köln 1983, ISBN 3-205-07205-7.
- Kara Mustafa vor Wien. Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfasst vom Zeremonienmeister der Hohen Pforte. In: Osmanische Geschichtsschreiber. Erste Auflage. Band 1. Styria, Graz / Wien / Köln 1955 (als 2. Auflage bei dtv, München 1976, ISBN 3-423-00450-9).
- Karl Teply (Redaktion): Kara Mustafa vor Wien. 1683 aus der Sicht türkischer Quellen. Styria, Wien 1982, ISBN 3-222-11435-8.
- Walter Sturminger (Hrsg.): Die Türken vor Wien in Augenzeugenberichten. Rauch, Düsseldorf 1968 (als Taschenbuch bei dtv, München 1983, in der Reihe dtv-Augenzeugenberichte, ISBN 3-423-02717-7).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Isabella Ackerl: Von Türken belagert – von Christen entsetzt. Das belagerte Wien 1683. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-04445-5.
- Thomas M. Barker: Doppeladler und Halbmond. Entscheidungsjahr 1683. Übersetzt und bearbeitet von Gertraud und Peter Broucek. Styria, Graz u. a. 1982, ISBN 3-222-11407-2.
- Peter Broucek: Der Sieg bei Wien 1683. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1983, ISBN 3-215-04573-7.
- Peter Broucek, Erich Hillbrand, Fritz Vesely: Historischer Atlas zur zweiten Türkenbelagerung Wien 1683. Deuticke, Wien 1983, ISBN 3-7005-4472-3.
- Günter Düriegle: Wien 1683. Die zweite Türkenbelagerung. Böhlau, Wien u. a. 1983, ISBN 3-205-07169-7.
- Gertrud Gerhartl: Belagerung und Entsatz von Wien 1683 (= Militärhistorische Schriftenreihe. Heft 46). Österreichischer Bundesverlag, Neudorf 1982, ISBN 3-215-04967-8.
- Klaus-Peter Matschke: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2004, ISBN 3-538-07178-0.
- Johannes Sachslehner: Wien anno 1683. Pichler, Wien 2004, ISBN 3-85431-344-6.
- John Stoye: Die Türken vor Wien. Schicksalsjahr 1683. Ares Verlag, Graz 2010, ISBN 978-3-902475-87-9.
- Claudia Reichl-Ham: „die Festung zu halten oder mit ihr zu fallen.“ Die Burgbastei und ihre militärhistorische Bedeutung. In: Viribus Unitis, Jahresbericht 2010 des Heeresgeschichtlichen Museums. Wien 2011, ISBN 978-3-902551-19-1.
- Hans-Joachim Böttcher: Die Türkenkriege im Spiegel sächsischer Biographien, Gabriele Schäfer Verlag, Herne 2019, ISBN 978-3-944487-63-2, S. 71–104.
- Klaus-Jürgen Bremm: Die Türken vor Wien: zwei Weltmächte im Ringen um Europa. Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2021, ISBN 978-3-8062-4132-7.
- John Stoye: Wien 1683 oder Die Rettung des Abendlandes, Econ Verlag, Wien 1967
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur zur Zweiten Wiener Türkenbelagerung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Türkengedächtnis – Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Raritäten, oder umständliche Beschreibung, was Anno 1683 vor, bey, und in der denkwürdigen türkischen Belagerung Wien, vom 7. Julii bis 12. September täglich vorgelaufen, 1783, E-Book der Universitätsbibliothek Wien (eBooks on Demand)
- Warhaffte und Gründliche Relation über die den 14. Juli 1683 angefangene, den 12. Sept. aber glücklich aufgehebte Belagerung der Residenz Statt Wien, 1683, E-Book der Universitätsbibliothek Wien (eBooks on Demand)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Bernd Rill, Ferenc Majoros: Das Osmanische Reich 1300–1922. Marix, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-25-8, S. 280–285.
- ↑ Thomas Winkelbauer: Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter, Teil 1. In: Herwig Wolfram (Hrsg.): Österreichische Geschichte 1522–1699. Wien 2004, ISBN 3-8000-3528-6, S. 164.
- ↑ Düriegl 1983, S. 77, wobei es sich „nur“ um die angeblich bis 12. August 1683 eingetretenen Verluste handelt.
- ↑ Ernst Joseph Görlich und Felix Romanik: Geschichte Österreichs. Tosa Verlag, Wien 1995 (Orig.: 1970), S. 234. Die beiden Autoren stützen sich dabei offenbar auf eine Quelle aus dem Jahr 1683, in der die türkischen Verluste bis 7. September mit 48.544 Mann angegeben werden.
- ↑ Eva Maria Müller: Österreich und die Osmanen : Geschichtsunterricht in der Neuen Mittelschule in Graz. Diplomarbeit, Universität Graz - Institut für Geschichte, Betreuer: Klaus-Jürgen Hermanik, Graz 2015, S. 31ff. [1]
- ↑ Ljubiša Buzić, Interviewpartner: Simon Inou: Schluss mit der „Türkenbelagerung“. In: KOSMO. Twist Zeitschriften Verlag GmbH, 21. März 2014, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2019; abgerufen am 3. September 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Klaus-Peter Matschke: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. Artemis und Winkler, Düsseldorf 2004, S. 360 f.
- ↑ wien-vienna.at: Türkenbelagerung – Die Heere ( vom 5. Februar 2012 im Internet Archive)
- ↑ Slowakei in der frühen Neuzeit
- ↑ Löwelbastei im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Burgbastei im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ a b Oberstleutnant Johann Georg von Hoffmann aus dem Jahresbericht des Realgymnasiums der Theresianischen Akademie in Wien 1937, S. 3–17, zitiert nach: Walter Sturminger: Die Türken vor Wien. Karl Rauch, Düsseldorf 1968, S. 32.
- ↑ Klaus-Peter Matschke, Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege, S. 358 f.
- ↑ Klaus-Jürgen Bremm: Im Schatten des Desasters. Zwölf Entscheidungsschlachten in der Geschichte Europas. Books on Demand, Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0458-2, S. 160.
- ↑ a b c d Kurt Rumpler: Festungsbaumeister Georg Rimpler und die Zweite Türkenbelagerung von Wien anno 1683.
- ↑ a b c d e Geschichte Landesmuseum Niederösterreich
- ↑ Fritz Reck-Mallaczewen: Der grobe Brief von Martin Luther bis Ludwig Thoma - Kapitel 10, Sultan Muhamed IV. an Kaiser Leopold I. und Johann Sobieski von Polen
- ↑ Matthaeus Merian: Theatri Europaei continuati Zwölffter Theil. Merian, Frankfurt am Main 1691, S. 524 f. (Sekundärquelle).
- ↑ Wien’s Belagerungen durch die Türken und ihre Einfälle in Ungarn und Österreich. Von Karl August Schimmer, 1812.
- ↑ Richard Franz Kreutel (Übersetzer): Die Geschichte des Silihdar. aus: Kara Mustafa vor Wien. Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfasst vom Zeremonienmeister der Hohen Pforte. Band 1 der Reihe: Osmanische Geschichtsschreiber. Verlag Styria, Graz/Wien/Köln 1955, Erste Auflage, S. 141–143.
- ↑ Topçu
- ↑ Vogelschau der Stadt Wien und Umgebung von Nordwesten, vor 1683 ( vom 12. Januar 2012 im Internet Archive)
- ↑ Sturminger 1968, zitiert Oberstleutnant Johann Georg von Hoffmann, S. 116.
- ↑ Michalowitzgasse (5, 12) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien. Biografie von Georg Thomas Michaelowitz.
- ↑ Sturminger 1968, zitiert Oberstleutnant Johann Georg von Hoffmann, S. 185.
- ↑ Sturminger 1968, zitiert Oberstleutnant Johann Georg von Hoffmann, S. 300.
- ↑ Klaus-Jürgen Bremm: Im Schatten des Desasters. Zwölf Entscheidungsschlachten in der Geschichte Europas. Books on Demand, Norderstedt 2003, ISBN 3-8334-0458-2, S. 166.
- ↑ Anton Faber in: Der Dom. Mitteilungsblatt des Wiener Domerhaltungsvereines. 2/2006, S. 11 (PDF).
- ↑ Foto des Kugelkreuzes
- ↑ Maximilian Lorenz von Starhemberg S. 8 ( vom 16. April 2012 im Internet Archive)(PDF; 1,2 MB).
- ↑ Izabella Gawin, Dieter Schulze: KulturSchock Polen. Reise-Know-How-Verlag, Bielefeld 2004, ISBN 3-8317-1295-6, S. 126.
- ↑ Türkenschanzpark, Kosaken-Denkmal ( des vom 13. Januar 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Der Abzug der Türken 1683 ( vom 19. Januar 2015 im Internet Archive), Stich aus einem Flugblatt von 1684
- ↑ Magistrat der Stadt Wien: Türkenritthof
- ↑ Strauchgasse, Zum Heidenschuss
- ↑ Die Pummerin – aus türkischen Kanonen gegossen, sagen.at
- ↑ Linke Wienzeile 172 im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Hedwig Abraham: Türkenbelagerung 1683 | Türkenkugel | 1060, Linke Wienzeile 172. Abgerufen am 25. März 2017.
- ↑ Türkenkugel in der Sterngasse | 1010, Sterngasse 3
- ↑ Sieveringer Hauptstraße, Dreikugelhaus
- ↑ Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal I: Von den Anfängen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Salzburg 1982, S. 30.
- ↑ Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hrsg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000, S. 16.