„Sophie von Bayern“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt Sophie von Bayern aus Pressburg. Ebenfalls so genannt wurde [[Sophie Friederike von Bayern]]}} |
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[[Datei:VaclavaZofie.jpg|mini|Wenzel IV. und Sophie von Bayern. Miniatur aus der [[Wenzelsbibel]], 14. Jahrhundert]] |
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'''Sophie von Bayern''' (''tschechisch Žofie Bavorská'') (*[[1376]]; † [[1425]] in [[Bratislava|Pressburg]]) war die zweite Frau des Königs [[Wenzel (HRR)|Wenzel IV.]] (''tschechisch Václav IV.'') und stammte aus dem Geschlecht der [[Wittelsbacher]]. |
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'''Sophie Euphemia von Bayern''' ([[Tschechische Sprache|tschechisch]] ''Žofie Bavorská''; * [[1376]]; † [[4. November]] [[1428]] in [[Bratislava|Preßburg]]) aus der [[Bayern-München|Münchner Linie]] des Hauses [[Wittelsbach]] war die zweite Ehefrau des [[Königreich Böhmen|böhmischen]] Königs [[Wenzel (HRR)|Wenzel IV.]] |
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Sie war Tochter des [[Herzog]]s von [[Bayern]] und [[München]] [[Johann II. (Bayern)|Johann II.]], wuchs aber bei ihrem Onkel Friedrich auf der Burg [[Landshut]] auf. [[1388]] nahm Friedrich, ebenso leidenschaftlicher Jäger wie der böhmische Kaiser Wenzel, seine Nichte nach [[Prag]] mit. Die zu dem Zeitpunkt zwölfjährige Prinzessin verzauberte den fünfzehn Jahre älteren König so sehr, dass bereits am [[2. Mai]] [[1389]] in Prag die Hochzeit stattfand, diesmal nicht mit politischen Hintergedanken sondern aus Liebe. |
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== Leben == |
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Die Harmonie hielt jedoch nicht lange, vor allem, weil keine Nachkommen geboren wurden. Dies war auch der Grund, warum ihre Krönung immer wieder verschoben wurde und erst elf Jahre später am [[15. März]] [[1400]] stattfand. Zur Krönung erschienen alle [[Luxemburger]], es fehlte jedoch ihr königlicher Ehemann. |
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Sophie war die einzige Tochter Herzog [[Johann II. (Bayern)|Johanns II.]] von Bayern-München und seiner Ehefrau [[Katharina von Görz]]. Sie wuchs bei dessen älterem Bruder [[Friedrich (Bayern)|Friedrich]] von [[Bayern-Landshut]] auf der Burg [[Trausnitz]] auf. 1388 nahm Friedrich, der ebenso wie der bis 1400 auch als [[Römisch-deutscher König|römischer König]] amtierende Wenzel gern jagte, seine Nichte nach [[Prag]] mit. Die Hochzeit zwischen der zwölfjährigen Sophie und dem fünfzehn Jahre älteren, nach dem Tod ihrer Verwandten [[Johanna von Bayern (1362–1386)|Johanna von Bayern]] verwitweten König fand am 2. Mai 1389 in Prag statt. |
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Wohl auch, weil diese Ehe wie die zwischen Wenzel und Johanna zuvor kinderlos blieb, wurde Sophie erst elf Jahre später, am 15. März 1400, zur Königin von Böhmen gekrönt. Ihr Ehemann, der König, nahm an der Krönung nicht teil. Sophie hielt sich oft in den Ländereien auf, die sie als [[Mitgift]] erhalten hatte. Seit 1402 hing sie den Lehren des Predigers [[Jan Hus]] an, der ihr Beichtvater wurde und den sie auch bei Hof lange verteidigte. Auch ihr Mann hatte die böhmischen Wycliffisten, als deren Wortführer Hus auftrat, zunächst gegen den deutschsprachigen Prager Hochklerus gefördert. 1419, noch vor Wenzels Tod, warf ihr Papst [[Martin V.]] deshalb sogar [[Ketzerei]] vor. |
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Die Schwierigkeiten in der Ehe waren auch der Grund, dass sich die Königin nicht in das politische Geschehen einmischte und den König mit den Problemen mit dem böhmischen Adel allein ließ und sich in ihren Ländereien, die sie als Mitgift erhalten hatte, aufhielt. |
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Nach dem Tod Wenzels 1419 wurde Sophie von König [[Sigismund (HRR)|Sigismund]], einem Halbbruder ihres verstorbenen Mannes, zur Regentin Böhmens ernannt, in dem mittlerweile die [[Hussitenkriege]] tobten. Nachdem sie vergeblich versucht hatte, einen [[Landfrieden]] zu erzielen, verzichtete sie jedoch auf dieses Amt. Sigismund wurde 1420 zum König von Böhmen gekrönt, Sophie zog sich nach [[Bratislava|Pressburg]] zurück. Dort starb sie am 4. November 1428.<ref>Früher angegebenes Todesdatum 1425 wurde durch den Fund von Briefen der Königin aus den Jahren 1422–1427 widerlegt. B. Kopičková, Mnichovský fascikl č. 543. Korespondence královny Žofie z období březen 1422 – prosinec 1427. In: ''Mediaevalia Historica Bohemica'' 8, 2001, s. 121–138.</ref> Sophie von Bayern wurde im [[Martinsdom (Bratislava)|Pressburger Martinsdom]] bestattet. |
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Ab [[1402]] wurde sie Anhängerin des Predigers [[Jan Hus]], dessen Lehre sie auch auf dem Hof bis [[1410]] verteidigte. Sie musste sich [[1419]] sogar gegen den päpstlichen Vorwurf der [[Ketzerei]] wehren. Im gleichen Jahr wurde sie von König [[Sigismund (HRR)|Sigismund]] zur Verwalterin des Landes ernannt, in dem inzwischen ein [[Bürgerkrieg]] entbrannt war. |
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Einer historisch unwahrscheinlichen, immerhin schon im 15. Jahrhundert belegten Legende zufolge war der spätere Brückenheilige [[Johannes Nepomuk]] 1393 Sophies (nach anderer Legende Königin Johannas) Beichtvater. Angeblich wurde Nepomuk nicht deswegen gefoltert und von der von ihrem Schwiegervater [[Karl IV. (HRR)|Karl IV.]] errichteten [[Karlsbrücke]] in die [[Moldau (Fluss)|Moldau]] gestürzt, weil er sich gegen Wenzels Kirchenpolitik gewandt hatte, sondern weil er sich geweigert hatte, das [[Beichtgeheimnis]] zu brechen und dem König mitzuteilen, was dessen Ehefrau Sophie ihm gebeichtet hatte. Johannes Nepomuk wurde 1721 [[Seligsprechung|selig-]] und 1729 [[Heiligsprechung|heiliggesprochen]]. Er gilt heute als Schutzpatron Böhmens und [[Bayern]]s. |
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Nach einem halben Jahr siedelte sie jedoch nach [[Bratislava|Pressburg]] um. Dort lebte sie bis zu ihrem Tode am [[26. September]] [[1425]]. Sie ist im St. Martinsdom zu Pressburg begraben. |
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== Literatur == |
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* KOPIČKOVÁ, B., Mnichovský fascikl č. 543. Korespondence královny Žofie z období březen 1422 – prosinec 1427. In: ''Mediaevalia Historica Bohemica'' 8, 2001, s. 121–138. |
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* Vladimír Liška: ''Ženy českých panovníků ve faktech, mýtech a otaznících''. XYZ, 2012, S. 161–178. |
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* [[František Šmahel|ŠMAHEL, F.]] – BOBKOVÁ, L. (eds.), ''Lucemburkové. Česká koruna uprostřed Evropy'', Praha: NLN 2012, str. 758–762. |
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* {{NDB|24|586||Sophie von Wittelsbach|Gabriele Schlütter-Schindler|137989024}} |
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== Weblinks == |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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Aktuelle Version vom 18. Januar 2023, 02:58 Uhr

Sophie Euphemia von Bayern (tschechisch Žofie Bavorská; * 1376; † 4. November 1428 in Preßburg) aus der Münchner Linie des Hauses Wittelsbach war die zweite Ehefrau des böhmischen Königs Wenzel IV.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sophie war die einzige Tochter Herzog Johanns II. von Bayern-München und seiner Ehefrau Katharina von Görz. Sie wuchs bei dessen älterem Bruder Friedrich von Bayern-Landshut auf der Burg Trausnitz auf. 1388 nahm Friedrich, der ebenso wie der bis 1400 auch als römischer König amtierende Wenzel gern jagte, seine Nichte nach Prag mit. Die Hochzeit zwischen der zwölfjährigen Sophie und dem fünfzehn Jahre älteren, nach dem Tod ihrer Verwandten Johanna von Bayern verwitweten König fand am 2. Mai 1389 in Prag statt.
Wohl auch, weil diese Ehe wie die zwischen Wenzel und Johanna zuvor kinderlos blieb, wurde Sophie erst elf Jahre später, am 15. März 1400, zur Königin von Böhmen gekrönt. Ihr Ehemann, der König, nahm an der Krönung nicht teil. Sophie hielt sich oft in den Ländereien auf, die sie als Mitgift erhalten hatte. Seit 1402 hing sie den Lehren des Predigers Jan Hus an, der ihr Beichtvater wurde und den sie auch bei Hof lange verteidigte. Auch ihr Mann hatte die böhmischen Wycliffisten, als deren Wortführer Hus auftrat, zunächst gegen den deutschsprachigen Prager Hochklerus gefördert. 1419, noch vor Wenzels Tod, warf ihr Papst Martin V. deshalb sogar Ketzerei vor.
Nach dem Tod Wenzels 1419 wurde Sophie von König Sigismund, einem Halbbruder ihres verstorbenen Mannes, zur Regentin Böhmens ernannt, in dem mittlerweile die Hussitenkriege tobten. Nachdem sie vergeblich versucht hatte, einen Landfrieden zu erzielen, verzichtete sie jedoch auf dieses Amt. Sigismund wurde 1420 zum König von Böhmen gekrönt, Sophie zog sich nach Pressburg zurück. Dort starb sie am 4. November 1428.[1] Sophie von Bayern wurde im Pressburger Martinsdom bestattet.
Einer historisch unwahrscheinlichen, immerhin schon im 15. Jahrhundert belegten Legende zufolge war der spätere Brückenheilige Johannes Nepomuk 1393 Sophies (nach anderer Legende Königin Johannas) Beichtvater. Angeblich wurde Nepomuk nicht deswegen gefoltert und von der von ihrem Schwiegervater Karl IV. errichteten Karlsbrücke in die Moldau gestürzt, weil er sich gegen Wenzels Kirchenpolitik gewandt hatte, sondern weil er sich geweigert hatte, das Beichtgeheimnis zu brechen und dem König mitzuteilen, was dessen Ehefrau Sophie ihm gebeichtet hatte. Johannes Nepomuk wurde 1721 selig- und 1729 heiliggesprochen. Er gilt heute als Schutzpatron Böhmens und Bayerns.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- KOPIČKOVÁ, B., Mnichovský fascikl č. 543. Korespondence královny Žofie z období březen 1422 – prosinec 1427. In: Mediaevalia Historica Bohemica 8, 2001, s. 121–138.
- Vladimír Liška: Ženy českých panovníků ve faktech, mýtech a otaznících. XYZ, 2012, S. 161–178.
- ŠMAHEL, F. – BOBKOVÁ, L. (eds.), Lucemburkové. Česká koruna uprostřed Evropy, Praha: NLN 2012, str. 758–762.
- Gabriele Schlütter-Schindler: Sophie von Wittelsbach. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 586 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Früher angegebenes Todesdatum 1425 wurde durch den Fund von Briefen der Königin aus den Jahren 1422–1427 widerlegt. B. Kopičková, Mnichovský fascikl č. 543. Korespondence královny Žofie z období březen 1422 – prosinec 1427. In: Mediaevalia Historica Bohemica 8, 2001, s. 121–138.
Vorgängerin | Amt | Nachfolgerin |
---|---|---|
Johanna von Bayern | Königin von Böhmen 1389–1419 | Barbara von Cilli |
Personendaten | |
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NAME | Sophie von Bayern |
ALTERNATIVNAMEN | Sophie Euphemia von Bayern; Žofie Bavorská (tschechisch) |
KURZBESCHREIBUNG | zweite Ehefrau des römischen und böhmischen Königs Wenzel |
GEBURTSDATUM | 1376 |
STERBEDATUM | 4. November 1428 |
STERBEORT | Bratislava |