„Bedingungsloses Grundeinkommen“ – Versionsunterschied
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Das '''bedingungslose Grundeinkommen''' ('''BGE''') ist ein [[Sozialpolitik|sozialpolitischer]] Finanztransfervorschlag, nach dem jeder [[Bürger]] – unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage – eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche, vom [[Staat]] ausgezahlte finanzielle Zuwendung erhält, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen ([[Transferleistung]]). Es wird in Finanztransfer-Modellen als eine Leistung diskutiert, die ohne weitere [[Einkommen]] oder bedingte [[Sozialhilfe]] [[Existenzsicherung|existenzsichernd]] wäre. |
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Das '''bedingungslose Grundeinkommen''' (BGE) ist ein sozioökonomisches Modell, in dem jeder Mensch, unabhängig von Einkommen, Lebensalter und von Arbeits- bzw. Tätigkeitseinsatz, einen gesetzlichen Anspruch auf eine die Existenz und Teilhabe sichernde finanzielle Grundabsicherung durch den [[Staat]] bzw. das politische Gemeinwesen hat. |
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Der Name der Idee unterscheidet sich nach Sprachraum; so wird das Konzept zum Beispiel in den [[Vereinigte Staaten|USA]] hauptsächlich unter den Namen ''Basic Income Guarantee'' (''BIG'') und ''Unconditional Basic Income'', auch ''Universal Basic Income'' (''UBI''), diskutiert.<ref name="usg0716">Florian Habermacher, [[Gebhard Kirchgässner]]: ''{{Webarchiv |url=http://www.unisg.ch/~/media/internet/content/dateien/unisg/schools/seps/economics/dp/2016/ewp-1607.pdf |text=Das bedingungslose Grundeinkommen: Eine (leider) nicht bezahlbare Idee |wayback=20160508065951}}'', Discussion Paper No. 2016-07, [[Universität St. Gallen]] April 2016</ref><ref name="Namen">Liste gebräuchlicher englischer Bezeichnungen: {{Webarchiv |url=http://www.usbig.net/whatisbig.php |text=''USBIG: What is BIG?'' |wayback=20110724120356}}</ref> |
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Die Idee, jedes Gesellschaftsmitglied an den Gesamteinnahmen der Gesellschaft ohne [[Bedürftigkeit]] zu beteiligen, wird in vielen Ländern diskutiert.<ref name="Global">Übersicht über den globalen Diskussionsstand: [https://basicincome.org/news/ ''Basic Income News''.]</ref> |
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== Die Idee == |
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Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die unter anderem von [[Milton Friedman]] 1962 ausgearbeitete Idee der ''[[Negative Einkommensteuer|negativen Einkommensteuer]]''.<ref name="usg0716" /><ref name="Friedman">[[Milton Friedman]]: ''Kapitalismus und Freiheit''. Piper, München, 2006, S. 227–231. Auszugsweise in: [https://www.zeit.de/2007/16/Bekaempfung-der-Armut ''Grundeinkommen – Bargeld, sonst nichts'']. In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 16/2007</ref> [[Juliet Rhys-Williams]] schlug 1943 eine ''[[Negative Einkommensteuer#Mindesteinkommen oder Freibetrag|Soziale Dividende]]'' vor,<ref name="usg0716" /> wie auch 1942 ein ''bedingungsloses Einkommen'' als ''negative Einkommensteuer''. |
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Zu den in [[Deutschland]] diskutierten Modellen eines BGE gehören zum Beispiel das ''[[Ulmer Modell]]'' oder das Modell der von [[Götz Werner]]<ref name="Grundeinkommen1" /> gegründeten Initiative ''Unternimm die Zukunft''. |
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== Konzept == |
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Das BGE soll ein steuerfinanziertes Basiseinkommen für alle sein, in Existenz und Teilhabe sichernder Höhe und ohne sozialadministrative Bedürftigkeitsprüfung (Einkommen/Vermögen) bzw. ohne Arbeits-/Tätigkeitsverpflichtung (bzw. ohne Zwang). |
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[[Datei:Basic Income, a new human right.webm|mini|Erklärvideo (englisch) zur [[Europäische Bürgerinitiative|Europäischen Bürgerinitiative]] (EBI) ‚Unconditional Basic Income‘ (UBI) (2013)]] |
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Es kann aber soviel hinzu verdient werden, wie es jede/r einzelne für erstrebenswert hält und soweit dies am Markt aushandelbar ist. |
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Je nach Modell des Grundeinkommens wird eine Zahlung in Höhe des [[Sozialhilfe (Deutschland)|Sozialhilfesatze]]s bzw. des [[Arbeitslosengeld II|Arbeitslosengeldes II]] bis hin zu 2.000 € vorgeschlagen. Einige Modelle sehen einen schrittweisen Ersatz der (versicherungsbasierten und steuerfinanzierten) Sozialleistungen durch das BGE vor. |
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Das Konzept des BGE sieht eine Zuwendung für alle vor. Es würde weder eine sozialadministrative Bedürftigkeitsprüfung erfolgen noch eine Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit gefordert. Auf der anderen Seite entfallen bestimmte allgemeine steuer- und abgabenfinanzierten [[Sozialleistung]]en wie [[Arbeitslosengeld]], [[Sozialhilfe]] oder [[Kindergeld]]. |
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Das Grundeinkommen unterscheidet sich damit von einer ''Grundsicherung'', die nur gezahlt wird, wenn kein anderes ausreichendes Einkommen vorhanden ist und die mit einer Bedürftigkeitsprüfung und in der Regel mit Arbeitsverpflichtung bzw. dem Nachweis der Arbeitsbereitschaft verbunden ist. |
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Obwohl eine Vielzahl an Modellen zur Einführung eines BGE existieren, gelten die folgenden Kriterien gemeinhin als verbindlich:<ref name=":4">{{Literatur |Autor=Wolfgang Eichhorn, Heiner Flassbeck, Lothar Friedrich, Florian Habermacher, Gebhard Kirchgässner |Titel=Das Bedingungslose Grundeinkommen – ein tragfähiges Konzept? |Sammelwerk=Wirtschaftsdienst |Band=2013 |Nummer=9 |Datum=2013 |Seiten=583–605 |Online=https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2013/heft/9/beitrag/das-bedingungslose-grundeinkommen-ein-tragfaehiges-konzept.html |Abruf=2021-11-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.grundeinkommen.de/grundeinkommen/idee |titel=Die Idee – Netzwerk Grundeinkommen |abruf=2021-11-06}}</ref> |
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Die Beweggründe für die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens sind vielschichtig. Auf der einen Seite stehen [[Ökonomie|ökonomische]] Aspekte, auf der anderen [[Politik|politische]] bzw. [[sozial]]e. |
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'''Bedingungslos''': Das Grundeinkommen ist nicht bedürftigkeitsabhängig und es darf bei der Verteilung, im Unterschied zu einem [[Bedingtes Grundeinkommen|bedingten Grundeinkommen]], keine Bedürftigkeitsprüfung erfolgen und muss ohne [[Arbeitszwang|Zwang zur Arbeit]] oder zu anderen Gegenleistungen ausgezahlt werden. Jede Person, die legal Bürger in einem Staat ist, in dem ein BGE ausgezahlt wird, würde das gleiche Grundeinkommen erhalten, unabhängig von Geschlecht, Beschäftigungsstatus, Familienstruktur, Beitrag zur Gesellschaft, Wohnkosten und anderen Faktoren. Unabhängig davon, ob das Gesamteinkommen einer Person steigt, sinkt oder konstant bleibt, ändert sich ihr Grundeinkommen nicht. Die Höhe des Grundeinkommens könnte jedoch je nach Modell abhängig vom Alter variieren, sodass beispielsweise Kinder weniger als Erwachsene erhalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ardaudiothek.de/episode/1000-antworten/ab-welchem-alter-wuerde-man-das-bedingungslose-grundeinkommen-bekommen/swr/68710242/ |titel=Ab welchem Alter würde man das bedingungslose Grundeinkommen bekommen? |werk=www.ardaudiothek.de |hrsg=[[ARD]] |datum=2017-02-21 |abruf=2022-08-06}}</ref> Seltener wird vorgeschlagen, dass Kinder noch kein Grundeinkommen bekommen sollten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mein-grundeinkommen.de/magazin/brauchen-kinder-grundeinkommen |titel=Brauchen Kinder Grundeinkommen? |abruf=2022-08-06}}</ref> |
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=== Moralische Aspekte === |
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'''Existenzsichernd''': Die Höhe des Grundeinkommens muss bei einem BGE, anders als bei einem [[Partielles Grundeinkommen|partiellen Grundeinkommen]], existenz- und teilhabesichernd sein, d. h. es muss über dem [[Soziokulturelles Existenzminimum|soziokulturellen Existenzminimum]] liegen und Menschen soziale Teilhabe ermöglichen. |
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Die Frage, ob ein BGE überhaupt anzustreben ist, ist zunächst eine moralische. Zwei Positionen stehen sich – unabhängig von der ökonomischen oder politischen Machbarkeit – gegenüber: |
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'''Individueller Rechtsanspruch''': Die Auszahlung des Grundeinkommens muss auf individueller Basis erfolgen und es darf nicht auf Basis eines Paares oder Haushalts ausgezahlt werden. |
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Befürworter leiten eine derartige Zielvorgabe aus der [[Menschenwürde]] ab: Das grundgesetzliche Verbot der Zwangsarbeit werde durch den ökonomischen Zwang, durch Arbeit zur Selbsterhaltung ausgehebelt. Die Befürworter möchten damit Freiheit für die persönliche Entfaltung des Individuums schaffen und somit neue Lebenskonzepte in sozialen und künstlerischen Bereichen ermöglichen. |
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Ein spezielles Modell ist die negative Einkommensteuer, die es in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] als ''Earned Income Tax Credit'' und in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] ''(Working Families Tax Credit)'' gibt und auf einen Vorschlag von [[Milton Friedman]] aus dem Jahre 1962 zurückgeht. Die negative Einkommensteuer kann genau wie das BGE so gestaltet werden, dass die Bereitschaft zur Annahme einer angebotenen Arbeit mit höherem Sozialtransfer nicht leidet.<ref>Jodie T. Allen: [https://www.econlib.org/library/Enc1/NegativeIncomeTax.html ''Negative Income Tax''.] In: David R. Henderson: ''Concise Encyclopedia of Economics.'' 2007</ref> Das BGE unterscheidet sich von einer staatlich organisierten [[Grundsicherung]], die nur gezahlt wird, wenn kein anderes ausreichendes Einkommen zur Verfügung steht, und die mit einer Bedürftigkeitsprüfung verbunden ist. |
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Gegner halten es für ein moralisches Gebot, dass „jeder nach seinen Möglichkeiten“ zum Wohlstand der Gesellschaft beizutragen habe. Sie sehen in der durch das bedingungslose Grundeinkommen gewonnenen Freiheit eine Aufforderung zur Untätigkeit. Der (materielle) Anreiz zur Aufnahme einer Arbeit sinkt, so dass sich insbesondere für Menschen mit geringen Einkommen „Arbeit nicht mehr lohnt“. |
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In Deutschland wird je nach Modell eine Zahlung in Höhe des [[Sozialhilfe (Deutschland)|Sozialhilfesatzes]] oder des [[Arbeitslosengeld II|Arbeitslosengeldes II]] bis hin zu einer Zahlung von 1500 Euro pro Monat vorgeschlagen.<ref>[[WDR]]: ''{{Webarchiv |url=http://www.wdr.de/themen/politik/1/grundeinkommen/box/modell1.html |text=Vier Modelle im Vergleich |wayback=20090612014855}}.'' Abgerufen am 3. Dezember 2011.</ref> Ein Grundeinkommen, das unterhalb des Existenzsicherungsniveaus liegt, ist ein sogenanntes partielles Grundeinkommen.<ref>[https://www.grundeinkommen.de/die-idee/glossar Netzwerk Grundeinkommen: ''Glossar'']</ref><ref>[[Basic Income Earth Network]]: '' {{Webarchiv |url=http://www.basicincome.org/bien/aboutbasicincome.html |text=About Basic Income |wayback=20080621140909}}''</ref> |
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Zitate zu dieser Auffassung: |
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Wer zusätzlich zum BGE über mehr Einkommen verfügen möchte, könnte sich dies immer noch (durch [[Erwerbstätigkeit|Erwerbsarbeit]]) verdienen. Werden diese Erwerbseinkünfte nicht auf das BGE angerechnet, stehen Erwerbseinkünfte und Grundeinkommen – anders als im bisherigen System – nicht in Konkurrenz zueinander. Einige Modelle (so das Althausmodell) sehen mit steigendem Erwerbseinkommen ein Abschmelzen des Grundeinkommens vor. Liegt die [[Transferentzugsrate]] für das Grundeinkommen unterhalb der geltenden Entzugsrate des ALG II, kann gefolgert werden, dass in einem System mit BGE ein höherer Anreiz zur Aufnahme einer Arbeit besteht. |
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* [[Karl Marx]] fordert: "Jeder nach seinen Möglichkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" |
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* [[Paulus]] <Ref>Paulus, 2. Thess. 3,10</Ref> formuliert in der Bibel drastischer „wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“. Dagegen Jesus: „Seht euch die Vögel des Himmels an, sie säen nicht, sie ernten nicht, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“ <ref> [http://alt.bibelwerk.de/bibel/nt/matt006.htm Bibel:] Matthäus, Kapitel 6, 25 Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. (...) 26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?</ref> |
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*[[Max Weber]] behandelte in seinem berühmten Werk [[Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus]] den Stellenwert von Arbeit und Leistung in der protestantischen Kultur: Arbeit ist hier ein Wert an sich und so verdienter Wohlstand Ausdruck eines gottgefälligen Lebens: ''Nicht Arbeit an sich, sondern rationale Berufsarbeit ist eben das von Gott verlangte.'' |
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* der [[Volksmund]] überliefert: „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. |
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== Begründung == |
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In der Diskussion um das BGE werden sehr unterschiedliche Argumente ins Feld geführt.<ref>Die hier zusammengestellten Argumente entstammen der angegebenen Literatur sowie der Ausarbeitung des [[Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut|HWWI]]: {{Webarchiv |url=https://www.uni-hohenheim.de/kath-theol/HWWI_Grundeinkommen_2007.pdf |text=''Bedingungsloses Grundeinkommen und Solidarisches Bürgergeld – mehr als sozialutopische Konzepte'' |format=PDF; 1,1 MB |wayback=20120117172133}}</ref> Diese können nach humanitären Argumenten,<ref>Siehe das Streitgespräch zwischen [[Mathias Greffrath]] und [[Wolfgang Engler]]: [https://taz.de/!313308/ ''Eine Revolution im Denken und Handeln''.] In: ''[[Die Tageszeitung|taz]]'', 1. Dezember 2006</ref> die sich auf die Lebenssituation der Menschen beziehen, und ökonomischen Argumenten, bei denen wirtschaftliche Vorteile für die Gesellschaft im Vordergrund stehen, unterschieden werden.<ref>Vergleiche zur Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen auch Timo Reuter in der taz: [https://taz.de/Debatte-Grundeinkommen/!5051063/ ''Jeder ein König'']</ref> |
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=== Humanitärer Ansatz === |
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=== Von den Befürwortern erhoffte Auswirkungen === |
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[[Datei:Goetz-werner-centralstation-da-24-03-2010-009.jpg|mini|hochkant|[[Götz Werner]] (2010) in Darmstadt]] |
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Die grundsätzliche Begründung eines BGE wird darin gesehen, dass es jedem Menschen ermögliche, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Das BGE schaffe die Voraussetzung zur individuellen Freiheit zur Selbstverwirklichung auch mit [[Ehrenamt|Tätigkeiten]], die nicht als Erwerbsarbeit entlohnt werden. In diesem Kontext wird diskutiert, ob das bedingungslose Grundeinkommen als Instrument der Freiheit ''den [[Liberalismus]] aus der Krise führen'' kann.<ref>Vergleiche der Gastbeitrag von Timo Reuter bei Zeit Online: [https://www.zeit.de/politik/2016-01/bedingungsloses-grundeinkommen-schweiz-liberalismus-krise-freiheit-finanzierung ''Geld für wirkliche Freiheit'']</ref> |
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Befürworter eines bedingungslosen Grundeinkommens erhoffen sich folgende Effekte: |
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Die gesellschaftliche Entwicklung habe dazu geführt, dass nur ein Teil der Tätigkeiten in der modernen, marktorientierten Gesellschaft als Erwerbsarbeit entlohnt werde. Tätigkeiten im sozialen Bereich wie beispielsweise in der Kindererziehung, in der Betreuung nicht selbstständiger Menschen (Alte, Behinderte) oder in der Jugendarbeit würden hingegen zumeist nicht finanziell vergütet, es sei denn, diese Tätigkeiten sind institutionalisiert. Das BGE sorge hier für einen Ausgleich und überwinde somit einen Arbeitsbegriff, der auf reine [[Erwerbsarbeit]] reduziert sei und nebenberufliche Aktivitäten zu sehr außer Acht ließe.<ref>{{Internetquelle |autor=Frank Jödicke |url=https://www.heise.de/tp/features/Grundeinkommen-ueberwindet-mit-der-Lohnarbeit-den-Kern-der-kapitalistischen-Vergesellschaftung-4701442.html |titel=Grundeinkommen überwindet mit der Lohnarbeit den Kern der kapitalistischen Vergesellschaftung |werk=www.heise.de |hrsg=[[Telepolis]] |datum=2020-04-18 |abruf=2022-01-05}}</ref> |
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Reihenfolge ohne Wertung: |
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Außerdem entfalle die [[Stigmatisierung]] Erwerbsloser, die bei einer im System liegenden Erwerbslosigkeit für eine große Zahl von Menschen unvermeidlich sei.<ref>{{Literatur |Autor=Jürgen Schupp |Titel=Bedingungsloses Grundeinkommen: viel Zustimmung, aber auch große Ablehnung |Sammelwerk=Wirtschaftsdienst |Band=2020 |Nummer=2 |Datum=2020 |Seiten=112–116 |Online=https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2020/heft/2/beitrag/bedingungsloses-grundeinkommen-viel-zustimmung-aber-auch-grosse-ablehnung.html |Abruf=2022-01-01}}</ref> Eine Gesellschaft, die eine solche Stigmatisierung Erwerbsloser systematisch in Kauf nehme, verstoße gegen die Menschenwürde und gegen das [[Recht auf Arbeit|Grundrecht]] auf [[Arbeit (Philosophie)#Spätes 20. und 21. Jahrhundert|Arbeit]]. Das BGE führe zu einer Verbesserung der [[Soziale Sicherheit|sozialen Sicherheit]],<ref>{{Literatur |Autor=Exner, Andreas, Rätz, Werner, Zenker, Birgit. |Titel=Grundeinkommen : Soziale Sicherheit ohne Arbeit |Verlag=Deuticke |Datum=2007 |ISBN=978-3-552-06065-4}}</ref> ermögliche [[Partizipation|Teilhabe]],<ref>{{Internetquelle |autor=Marcel Fratzscher |url=https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-02/grundeinkommen-bge-sozialstaat-wandel-initiative |titel=Zeit für soziale Experimente |werk=www.zeit.de |hrsg=[[Die Zeit]] |datum=2021-02-26 |abruf=2022-01-01}}</ref> vermeide Ausgrenzung<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/kolumne/bedingungsloses-grundeinkommen-neue-freiheit-alte-probleme-1.5017608 |titel=Neue Freiheit, alte Probleme |werk=sueddeutsche.de |hrsg=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2020-09-01 |abruf=2022-01-01}}</ref> und gestatte alternative Lebenspläne wie zum Beispiel Bildungsphasen, die die Erwerbsarbeit unterbrechen oder sinnstiftende Tätigkeiten außerhalb einer festen Erwerbsarbeit ([[Sinngesellschaft]]).<ref>{{Internetquelle |autor=Interview: René Scheu |url=https://www.blick.ch/meinung/meinungsmacher/bestseller-philosoph-richard-david-precht-ich-schaue-maximal-mitfuehlend-und-maximal-kuehl-auf-den-krieg-id17311706.html |titel=«Ich schaue mitfühlend und kühl auf den Krieg» |datum=2022-03-12 |abruf=2022-04-25}}</ref> |
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==== Erwartete gesamtwirtschaftliche und soziale Auswirkungen ==== |
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Das System des BGE sei übersichtlich, transparent und schaffe Vertrauen in die Gesellschaft. Hierdurch erhöhe sich die individuelle Risikobereitschaft.<ref>{{Internetquelle |autor=Lukas Wohner |url=https://www.neuenarrative.de/magazin/macht-grundeinkommen-mut-reportage/ |titel=Macht das bedingungslose Grundeinkommen mutig? |werk=neuenarrative.de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20220105165342/https://www.neuenarrative.de/magazin/macht-grundeinkommen-mut-reportage/ |archiv-datum=2022-01-05 |abruf=2023-06-20}}</ref> Selbständigkeit und Unternehmergeist und damit [[Innovation]] und [[Anpassungsfähigkeit|Flexibilität]] würden gefördert. Die Arbeitnehmer würden selbstbewusster und „klebten“ nicht mehr an einer bestimmten Stelle. Die größere Unabhängigkeit verringere den innerbetrieblichen Konkurrenzkampf, vermindere [[Mobbing]] und verbessere das [[Betriebsklima]] mit der Folge, dass negativer Stress und psychische Krankheiten abnähmen. |
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* [[Bürokratieabbau]] und Verhinderung verdeckter Armut (Nichtinanspruchnahme bedürftigkeitsgeprüfter Sozialtransfers)<ref> [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,443230,00.html spiegel.de:] Armut: Millionen verzichten auf Unterstützung</ref>, da die Bedürftigkeitsprüfung entfällt. |
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* Senkung der [[Lohnnebenkosten]], da die Arbeitslosen- und Rentenversicherung entfällt bzw. auf eine freiwillige Vorsorge beschränkt werden kann. In einigen Modellen wird auch die Krankenversicherung vom Grundeinkommen bestritten. Dann entfallen die Lohnnebenkosten vollständig, was zusätzlich den Verwaltungsaufwand bei der Lohnauszahlung verringert. |
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* Größerer Anreiz, Arbeit aufzunehmen, da das Grundeinkommen weiterhin unvermindert gezahlt wird. |
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* Revision des Beamtenstatus notwendig (zu viele Beamte für zu wenige Aufgaben) |
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* Höhere Bezahlungsmoral. Viele Schuldner haben nicht das Problem des Wollens, sondern des Könnens. Da die Existenz gesichert ist, werden Mitteln für das Tilgen erhöht.<!-- Als Bänker gestatte ich mir die Anmerkung, dass ein Bedingungsfreies Grundeinkommen sinnvollerweise unpfändbar sein müsste und damit als Basis für das Bedienen von Schulden nicht zur Verfügung stehen kann.--> |
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* Mitarbeiterwerbung wird nötig, dadurch bessere Arbeitsbedingungen |
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* Stärkung der Binnennachfrage und Stabilisierung der Wirtschaft |
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* Mehr Planungssicherheit für die Bevölkerung, dadurch geringere [[Sparquote]], vor allem in Zeiten der Rezession. Dies könnte zu einer beständigeren Wirtschaftsentwicklung führen. |
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* Konjunktur-Aufschwung. Durch die Rezession am Anfang dieses Jahrtausend und der soziale Wandlung durch Harz IV usw., konnte man im Gewerbe eine deutlich gefallene Konsumfreudigkeit feststellen. Auch in der Industrie waren Sparmaßnahmen und Rationalisierung im Trend. |
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* Mehr Anreize zu Arbeitszeitverkürzung |
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* Entlassung führt nicht zu Armut, weniger Streiks bei Entlassungen |
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* [[Existenzgründung]] wird einfacher, da das Existenzminimum sicher ist. |
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* Weniger Abhängigkeit vom Unternehmen, steigert die Motivation der Arbeiter. |
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* Gerechterer Lohn. Ein größerer Spielraum für Arbeitgeber und Arbeitnehmer wäre vorhanden. |
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Das BGE fördere nicht nur die [[Emanzipation]] und Unabhängigkeit von Frauen, sondern viele Bürger hätten durch die Einführung eines BGEs mehr Zeit und finanzielle Möglichkeiten, sich intensiver mit politischen Themen auseinanderzusetzen, aktiv zu werden und somit an einer lebendigen Demokratie zu partizipieren.<ref>[https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/4549/7/bge_preprint_tuprints.pdf ''Bedingungsloses Grundeinkommen für alle?''] (PDF; 605 kB) 2015, S. 11–13, TU Darmstadt, tuprints, abgerufen am 8. September 2015.</ref> |
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==== Mögliche gesellschaftliche Auswirkungen ==== |
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[[Götz Werner]], [[Anthroposophie|Anthroposoph]] und Gründer des Unternehmens [[dm-drogerie markt]], war der Auffassung, ein bedingungsloses Grundeinkommen würde nach den Gesetzen [[Marktwirtschaft#Freie Marktwirtschaft|freier Märkte]] dazu führen, dass bisher schlecht bezahlte, jedoch notwendige Arbeit besser bezahlt, attraktiver gestaltet oder durch [[Automatisierung|automatisierte Prozesse]] ersetzt werde.<ref>{{Internetquelle |autor=Caspar Dohmen |url=https://www.sueddeutsche.de/karriere/zukunft-der-arbeit-mehr-fuer-muellmaenner-weniger-fuer-manager-1.1104817 |titel=Mehr für Müllmänner, weniger für Manager |werk=www.sueddeutsche.de |hrsg=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2011-06-03 |abruf=2022-01-05}}</ref> Für notwendige oder weithin gewünschte Arbeiten würden zwangsläufig ansprechende und lohnende Arbeitsverhältnisse geschaffen werden und für ausreichend attraktive beziehungsweise lukrative Arbeitsangebote fänden sich im Mittel und mittelfristig immer genug Arbeitswillige. Folge wäre demnach ein [[Arbeitsmarkt]], der sich an Angebot und Nachfrage orientiert, den es in unserer heutigen Marktwirtschaft wegen des [[Arbeitszwang]]es nicht gebe. |
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* Arbeitsstelle nicht mehr Existenzgrundlage |
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* neue Anreize zur Arbeitsaufnahme nötig |
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* ohne Bedürftigkeitsprüfung ist die Privatsphäre geschützt |
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* transparente und für alle gleiche finanzielle Unterstützung |
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* leichtere Familienplanung |
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* höhere [[Effizienz]] der Geldverteilung |
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* Wertewandel weg vom Geld |
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* mehr Zeit und Muße für zivilgesellschaftliches Engagement und Bildung kommen auch der Demokratie zugute |
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* Vermehrtes Engagement in Bereichen wie Vereine, Hobby, Sport und Kultur |
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* flexiblere Zeiteinteilung, weg von Vollzeitjobs |
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* Zurückdrängen des Lobbyismus und der Subventionswirtschaft, da die Politik nicht mehr mit potentiellen Arbeitsplatzverlusten erpressbar ist, bsp: Tabak-, Waffen-, Pharma-, Kohle-, Autolobby. Daher "bessere Politik" möglich. |
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* Veränderung des [[Arbeit]]s-Begriffes weg von enger Definition "Lohnarbeit" hin zu "Tätigkeit" |
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Der Übergang von einer Gesellschaft, in der Arbeit durch wirtschaftliche Mittel erzwungen wird, zu einer Gesellschaft, in der Menschen einen Sinn in ihrem Schaffen sehen und vermehrt freiwillig arbeiten, schaffe eine intrinsische Arbeitsmotivation und sei eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für eine hohe [[Leistungsbereitschaft]].<ref>{{Internetquelle |autor=Arno Widmann |url=https://www.fr.de/wirtschaft/bedingungsloses-grundeinkommen-neues-grundrecht-12996781.html |titel="Bedingungsloses Grundeinkommen ist ein neues Grundrecht" |werk=www.fr.de |datum=2020-01-16 |sprache=de |abruf=2024-03-12}}</ref> |
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==== Politische/soziale Aspekte ==== |
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Mit einem BGE, so [[Michael Bohmeyer]], hätten Bürger erstmals in der Geschichte die Freiheit, sich einer Arbeit, die sie nicht ausüben wollen, zu verweigern, ohne dabei Sanktionen fürchten zu müssen.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Marek Rohde |Titel=Und jetzt retten wir die Welt Wie du die Veränderung wirst, die du dir wünschst |Verlag=Kosmos |Datum=2020 |ISBN=978-3-440-17054-0 |Seiten=121}}</ref> Menschen hätten somit mehr Möglichkeiten, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten.<ref name=":0" /> |
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* kleinere Unterschiede zwischer Arm und Reich |
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* Grundversorgung auf höherem Niveau, aber immer noch abhängig von Arbeitsstellen |
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* weniger Kostendruck auf [[Ehrenamt|Ehrenämter]] |
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* Abschaffung des [[Stigma]]s "arbeitslos" |
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Befürworter des BGE erhoffen, dass durch diese unbürokratische und bedingungslose Existenzsicherung [[Wirtschaftskrise]]n für die Allgemeinheit weniger dramatisch und beunruhigend wären.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Philip Kovce]] |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/bedingungsloses-grundeinkommen-die-zeit-ist-reif-fuer-das-100.html |titel=Bedingungsloses Grundeinkommen - Die Zeit ist reif für das Grundeinkommen! |werk=www.deutschlandfunkkultur.de |hrsg=[[Deutschlandfunk Kultur]] |datum=2020-04-07 |abruf=2022-07-28}}</ref> |
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=== Von den Gegnern befürchtete Auswirkungen === |
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=== Ökonomischer Ansatz === |
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Gegner eines bedingungslosen Grundeinkommens befürchten demgegenüber folgende Effekte: |
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Mit Blick auf die [[Ökonomie]] wird in diesem Ansatz argumentiert, dass bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der modernen [[Wohlfahrtsstaat|Wohlfahrtsgesellschaft]] von den Einkommen anderer oder von Sozialleistungen abhängig sei. Diese Situation werde sich aufgrund der [[Altersstruktur]] weiter verschärfen. Zugleich [[Technologische Arbeitslosigkeit|sinke der Bedarf an Arbeitskräften]] in der Industrie durch kontinuierlichen [[Technischer Fortschritt|technischen Fortschritt]] strukturell weiter.<ref>grundeinkommensblog.blogspot.com: [https://grundeinkommensblog.blogspot.com/2010/11/der-aktuelle-beschaftigungsoptimismus.html ''Der aktuelle Beschäftigungsoptimismus in historischer Perspektive.''] 3. November 2010.</ref> Eine Bindung der sozialen Sicherung an eine immer weiter abnehmende Basis führe zu einer Belastung der betrieblichen [[Lohnkosten]], die die [[Wettbewerbsfähigkeit#Internationale Wettbewerbsfähigkeit|internationale Wettbewerbsfähigkeit]] der Wirtschaft zunehmend verschlechtere. Auf Seiten des Arbeitgebers sänken durch ein BGE die [[Lohnnebenkosten]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.hwwi.org/fileadmin/hwwi/Mediencenter/Pressemitteilungen/2006_Pressemitteilungen/2006-04-20_Pressemitteilung_Grundeinkommen.pdf |titel=HWWI Studie Kurzfassung |werk=hwwi.org |datum=2006-04 |format=PDF; 77 kB |abruf=2013-08-13}}</ref> |
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Des Weiteren wird an dem gegenwärtigen [[Sozialsystem]] bemängelt, dass es viele Kosten durch die Bürokratie hervorrufe, die zum Beispiel durch nötige Anspruchsprüfungen auf bestimmte Transferleistungen zustande komme. Dem ökonomischen Ansatz zufolge sollte das BGE solche Aufwände reduzieren. Die somit wegfallenden Kosten würden zum Beispiel in die Finanzierung des Sozialstaates oder anderer Staatsaufgaben investiert werden. Momentan werde hierfür zudem laufend in marktwirtschaftliche Prozesse eingegriffen und die Rahmenbedingungen würden umgestaltet, was zu [[Wirtschaftlichkeit|Ineffizienz]] und sozialer Ungerechtigkeit führe. Die beiden Wirtschaftswissenschaftler [[Esther Duflo]] und [[Abhijit Banerjee]] plädieren für ein kleines bedingungsloses Grundeinkommen, ein ''Universal Ultra Basic Income'' (UUBI) für Schwellen- und Entwicklungsländer zum Aufbau eines UBI und erklären dies am Beispiel Indien mit den derzeitigen Subventionen und Arbeitsprogrammen.<ref>[[Esther Duflo]], [[Abhijit Banerjee]]: [https://thewire.in/books/abhiji-banerjee-esther-duflo-ubi-excerpt-nobel-prize ''Excerpt: Abhijit Banerjee and Esther Duflo on Which Kind of UBI Could Work in India''] (englisch) zum Buch ''Good Economics for Hard Times: Better Answers to Our Biggest Problems'', The Wire (Indien), November 2019.</ref> Durch Wegfall von Vergünstigungen würde das [[Steuersystem (Steuerrecht)|Steuersystem]] zusätzlich vereinfacht. |
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Reihenfolge ohne Wertung: |
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Im Jahr 2011 wurden in Deutschland pro Kopf etwa 14.235 Euro an [[Staatsausgaben]] getätigt (insgesamt 1162 Milliarden Euro).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/OeffentlicheFinanzenSteuern/OeffentlicheFinanzen/AusgabenEinnahmen/Tabellen/Ausgaben.html?nn=50816 |titel=Ausgaben des öffentlichen Gesamthaushalts |werk=destatis.de |datum=2011-05 |abruf=2012-05-21}}</ref> Für 2016 betrugen die Sozialleistungen in Deutschland insgesamt 918 Milliarden Euro.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-08/sozialbericht-sozialausgaben-andrea-nahles |titel=Ein Drittel der Wirtschaftsleistung für Sozialtransfers |werk=www.zeit.de |datum=2017-08-02 |abruf=2021-04-29}}</ref> |
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==== Erwartete Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen ==== |
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== Geschichte == |
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* Explosionsartige Erhöhung von Steuern |
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Bei einem Triumphzug 46 v. Chr. schenkte der römische Staatsmann [[Gaius Iulius Caesar]] jedem [[Plebejer|einfachen römischen Bürger]] 100 [[Denarius|Denare]]. Vor seiner Ermordung im Jahr 44 v. Chr. vermachte Caesar in seinem Testament jedem Bürger 300 [[Sesterz]]en (oder 75 Denare).<ref>{{Literatur |Autor=[[Adrian Goldsworthy]] |Hrsg=[[Yale University Press]] |Titel=Caesar, Life of a Colossus |Datum=2006 |ISBN=0-300-13919-5 |Seiten=471, 509 f.}}</ref> |
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* Massiv zurückgehendes Arbeitsangebot - andere Kritik: Arbeitszwang, also mehr Arbeitsangebot |
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* Hierdurch Steigerung der Lohnkosten - andere Kritik: Da der Staat Löhne subventioniert ergeben sich niedrigere Lohnkosten |
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* Hierdurch stark sinkende Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Wirtschaft und |
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* schrumpfende Wirtschaftsleistung |
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* Dadurch Bedarf einer weiteren Steuererhöhung ([[Teufelskreis]]) |
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* Umfassende Kapitalflucht |
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In einem weiteren sehr frühen Beispiel gab [[Trajan]] (römischer Kaiser von 98 bis 117) allen einfachen römischen Bürgern, die sich dafür bewarben, persönlich 650 Denare.<ref>{{Literatur |Autor=[[William James Durant]] |Titel=Heroes of History: A Brief History of Civilization from Ancient Times to the Dawn of the Modern Age |Datum=2002 |ISBN=0-7432-2910-X |Seiten=153}}</ref> |
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* Sinkende Sparquote |
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* dadurch steigende Zinsen und |
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* reduzierte Investitionen |
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In [[Thomas Morus]]’ Roman ''[[Utopia (Roman)|Utopia]]'' (1516) wurde statt der Bestrafung von Dieben vorgeschlagen, allen Menschen des Landes eine Art Lebensunterhalt zu zahlen, um Diebstahl vorzubeugen.<ref>''Bedingungsloses Grundeinkommen : Grundlagentexte'', Suhrkamp, Taschenbuch Wissenschaft, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-75979-0</ref> |
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==== Mögliche gesellschaftliche Auswirkungen ==== |
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[[Juan Luis Vives]] (1492–1540) entwickelte die Gedanken seines Freundes Thomas Morus in der Schrift ''De Subventione Pauperum'' (''Über die Unterstützung der Armen'', 1526) zu einem garantierten Minimaleinkommen weiter. In seinem Appell an den Bürgermeister und die Schöffen der Stadt Brügge argumentierte Vives nicht mit einem Gerechtigkeitsprinzip, sondern mit der christlich-jüdischen Pflicht zur Nächstenliebe. Zudem hielt er ein öffentliches Fürsorgewesen für wirkungsvoller als private [[Almosen]]. Die geforderte Hilfe war bei Vives an den Beweis eines Arbeitswillens gekoppelt.<ref name="BIEN">[[Basic Income Earth Network]]: {{Webarchiv |url=http://www.basicincome.org/bien/aboutbasicincome.html |text=''About Basic Income – History of Basic Income, Part One'' |wayback=20080621140909}}</ref> |
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* Entwicklung einer (Un-)Kultur der Faulheit |
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Das Denken von Vives hatte später Einfluss auf die Ideen von [[Charles de Secondat, Baron de Montesquieu|Montesquieu]]: {{" |Der Staat schuldet allen seinen Einwohnern einen sicheren Lebensunterhalt, Nahrung, geeignete Kleidung und einen Lebensstil, der ihre Gesundheit nicht beeinträchtigt.}}<ref name="BIEN" /> |
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* Erosion der Leistungsbereitschaft |
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* Hierdurch vermindertes Engagement in Bereichen wie Vereine, Hobby, Sport und Kultur (trotz zusätzlicher Freizeit) |
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* Flucht in Auswanderung aufgrund Steuerdrucks und Wirtschaftskrise |
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* Ein solches System kann nicht funktionieren und führt sich alsbald selbst ad absurdum: wenn keiner mehr einen Anlass hat, zu arbeiten und Geld zu verdienen, gibt es auch sehr bald keinen mehr, der das Ganze finanziert; Folgen deshalb: |
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* Neue (nicht-monetäre) Anreize zur Arbeitsaufnahme nötig. Hierdurch entsteht sozialer Druck oder Arbeitspflicht |
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* Da eine für alle gleiche finanzielle Unterstützung keine Einzelfallgerechtigkeit bringt, wird es weiterhin zusätzliche Sozialleistungen und Subventionen geben |
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[[Thomas Paine]] (1737–1809) entwickelte seine Idee in einem Bericht (''Agrarische Gerechtigkeit'', 1796), der an das Direktorat der französischen Revolutionsregierung gerichtet war: |
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== Abschätzung der Kosten == |
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{{Zitat |
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<!--(bitte um Erweiterung, Korrekturen und weitere Modelle und so weiter) --> |
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|Text=Es ist eine unwiderlegbare Tatsache, dass die Erde in ihrer natürlichen, unkultivierten Beschaffenheit immer der gemeinsame Besitz der menschlichen Rasse war und sein wird. |
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Ausgehend von 800 € monatlich für 80 Mio. Bürger/innen ergeben sich Kosten von 64 Mrd. € pro Monat. Davon würden durch Mehrwertsteuern vielleicht 8-10 Mrd. direkt zurück an den Staat gehen. <!--Die verbleibenden 54 Mrd. kämen Unternehmen und Privatpersonen zugute. Unterstellen wir, dass ein Drittel davon in Gewinne umgesetzt und zu einem Drittel versteuert werden, fließen weitere 6 Mrd. an den Staat. Die weiteren 48 Mrd. € bleiben im Wirtschaftskreislauf. Anmerkung hierzu: Die Argumentation ist nicht schlüssig. Diesen 54 Mrd. Mehrumsatz durch die Begünstigten des Bedingungslosen Grundeinkommens stehen 54 Mrd. Minderumsatz entgegen, die die Steuer- oder Beitragszahler nicht leisten können (da sie das Geld ja als Abgabe leisten müssen). Ein positiver Effekt auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage kann nur entstehen, wenn die Sparquote der Zahler höher ist als die der Empfänger. Dies ist sicherlich der Fall. Nur ist die Steigerung der Nachfrage eben nicht 54 Mrd. sondern 54 Mrd. mal Differenz der Sparquote also 2 -3 Mrd. Im Gegenzug sinkt natürlich die gesamtwirtschaftliche Kapitalbildung um diesen Betrag (mit der Folge steigender Zinsen und sinkender Investitionen)--> |
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Wenn das Land kultiviert wird, ist es lediglich diese Wertsteigerung, die zu einem individuellen Besitz wird und nicht die Erde selbst. Jeder Besitzer sollte daher für kultiviertes Land eine Bodenpacht (ich weiß keine bessere Bezeichnung für diese Idee) entrichten für das Land, das er besitzt. Die Bodenpacht, die bei diesem Umsetzungsplan vorgeschlagen wird, fließt in einen Fonds. Aus diesem Fonds soll jedem Menschen beim Erreichen des 21. Lebensjahres die Summe von 15 Pfund Sterling ausgezahlt werden als ein Teilausgleich für den Verlust seines natürlichen Erbes durch die Einführung des Landeignersystems. Außerdem soll eine Summe von 10 Pfund Sterling pro Jahr an jede derzeit lebende Person ab fünfzig Jahren gezahlt werden und an alle anderen, ob reich oder arm, wenn sie dieses Alter erreichen. Diese Zahlungen stehen jedem Menschen zu, egal ob reich oder arm, anstelle seines natürlichen Erbes, auf das jeder Mensch ein Anrecht hat unabhängig vom Besitz, den er selbst angesammelt oder geerbt hat.}} |
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Eine stufenweise Einführung könnte mit 1 Euro pro Person und Tag (bzw 30 pro Monat) beginnen, die Kosten beliefen sich auf 30 Mrd. Euro jährlich. Nach obiger Abschätzung blieben davon noch 22,5 Mrd. Euro übrig, ein finanzierbarer Betrag der es zumindest zuließe, die Effekte auf die Wirtschaft, die Steuereinkommen etc. real zu überprüfen. |
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[[Datei:Charles Fourier (by Hans F. Helmolt).jpg|mini|hochkant|[[Charles Fourier]]]] |
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Nach dem Modell von Thüringens Ministerpräsident Althaus (CDU) entstehen dem Staat jährlich Kosten in Höhe von 583 Milliarden Euro. Das heutige System kostet den Staat dagegen 735 Milliarden Euro pro Jahr. Damit wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen nach Althaus günstiger als das heutige System. <ref name="wikinewsAlthausModell"> [[n: Bürgergeld für alle fordert Thüringens Ministerpräsident Althaus (CDU)|Bürgergeld für alle fordert Thüringens Ministerpräsident Althaus (CDU)]] </ref>. |
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Nach Ansicht Paines rechtfertigt der gleichberechtigte Besitz der Erde ein bedingungsloses Einkommen für alle, jedoch kein garantiertes Einkommen. [[Thomas Spence]] kritisierte Paine als zu zaghaft und forderte in ''Die Rechte der Kinder'' (1797) die [[Nutzungsrecht]]e an [[Grundstück|Grund und Boden]] einer Gemeinde zu versteigern und den Erlös nach Abzug der Gemeindekosten gleichmäßig zu verteilen.<ref>Yannick Vanderborght, Philippe Van Parijs: ''Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags'', Campus, Frankfurt 2005, 22/23</ref> |
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== Finanzierung == |
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Zahlreiche Reformer des 19. Jahrhunderts wie [[William Cobbett]] (1827), Samuel Read (1829) und Poulet Scrope (1833) in England verstanden es so, dass die Basis eher ein garantiertes Einkommenschema ist und keine öffentliche Fürsorge. Ein bekannter Vertreter unter ihnen ist der französische Schriftsteller [[Charles Fourier]] (1836: 490–492). In ''La Fausse Industrie'' (1836) begründete Fourier, dass das Verbot fundamentaler Naturrechte – wie das Jagen, Fischen, Früchte sammeln oder das Vieh auf dem Gemeinschaftsbesitz zu weiden – darauf hindeute, dass die „Zivilisation“ jedem, der keine Möglichkeit habe, seine Bedürfnisse zu decken, einen Lebensunterhalt schulde.<ref name="BIEN" /> |
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<!--(Kritik zur Finanzierbarkeit derzeit unter „Kritik“, eine Darstellung zusammengehoeriger pro/contra Punkte gemeinsam im Kontext waere wuenschenswert) --> |
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Victor Considérant, ein Anhänger Fouriers, machte 1845 einen Schritt in Richtung eines wirklichen Grundeinkommens, indem er betonte, dass, wenn Arbeit einen verlockenden Dank an das [[Phalanstère]]-System bedeute, man in der Lage sein müsse, ein Minimaleinkommen für die ärmeren Mitglieder der Gesellschaft voranzutreiben, in der Gewissheit, dass ihnen mehr zustehe, als die Aufwendungen am Jahresende ausmachten.<ref name="BIEN" /> |
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1848 veröffentlichte der Belgier [[Joseph Charlier]] seine ''Lösung des Sozialproblems'' (''Solution du problème social ou constitution humanitaire''), die als erster Lösungsansatz gesehen werden kann, der ein garantiertes Grundeinkommen beinhaltet.<ref name="BIEN" /> Unter dem Namen „Minimum“ oder „revenu garanti“ (später „Staatsdividende“), schlug Joseph Charlier vor, jedem unbescholtenen Bürger eine quartalsmäßige (später eine monatliche) finanzielle Zuwendung zuzubilligen, deren Höhe jährlich durch die Regierungsvertreter festgelegt würde. Quelle sollten ähnlich wie bei Spence die Erlöse aus der Vergabe von Nutzungsrechten an natürlichen Ressourcen sein. Privateigentum an Grund und Boden war mit diesem Konzept nicht vereinbar. In einem späteren Buch nennt er diese Zuwendung „Staatsdividende“.<ref>''La Question sociale résolue, précédée du testament philosophique d’un penseur.'' Weissenbruch, Brüssel 1894, S. 252</ref> Dieses Programm, so argumentiert er, würde die {{" |Herrschaft von Kapital über Arbeit [beenden]. Würde dies nicht zum Müßiggang ermutigen? Zweifelhaftes Glück für die Faulen: sie werden lediglich mit einer minimalen Zuwendung bedacht. Die Pflicht der Gesellschaft geht nicht über die Zusicherung eines fairen Anteils dessen hinaus, was von Natur aus zur Verfügung steht, ohne jemandes Recht zu beschneiden. Alles über dem Minimum müsse verdient werden.}}<ref name="BIEN" /> |
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=== Vorbemerkung === |
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Der Zeitgenosse von Charlier, [[John Stuart Mill]], fügte zu der zweiten Ausgabe seines Buches ''Prinzipien der politischen Ökonomie'' folgendes hinzu und ging damit auf die Forderung Fouriers auf ein ungeprüftes Grundeinkommen ein: |
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Die Finanzierungsgrundlage des Grundeinkommens ist eine Umverteilung von Reich zu Arm. Da das Geld wieder ausgegeben wird (also von „Arm zu Reich“ geht) ist die Rückverteilung und damit der Besitz gesichert (wenn auch dynamischer und weniger statisch). Die Wirtschaft ist von der Effizienz dieser [[Umverteilung]] abhängig. In der Wirtschaft ist ein Geldfluss (nicht das reine Vorhandensein von Geld!) eine notwendige Voraussetzung für viele Aktivitäten. Das Ziel der Finanzierung des Grundeinkommens ist somit nicht eine Ansammlung von möglichst viel Geld, das dann unter den Menschen verteilt wird (wie dies mit Nahrung oder Waren geschieht), sondern die Sicherstellung des Geldflusses von den Überschüssen der Unternehmen und Vermögenden zu den Konsumenten und von diesen wieder zurück zu den ersteren. Es geht dabei kein Besitz oder Vermögen verloren. |
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{{Zitat |
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|Text=Die geschickteste Kombination aller Formen des Sozialismus und die mit der größtmöglichen Objektivität ist allgemein als Fourierismus bekannt. Dieses System erwäge nicht die Aufhebung von Privateigentum oder gar von Erbschaften; im Gegenteil, es beziehe sie auf offene Weise mit ein – als ein Zuteilungsfaktor beim Erwirtschaften von Kapital und von Arbeit. […] In der Verteilung sei ein bestimmtes Minimum für den Lebensunterhalt jedes Mitglieds der Gesellschaft – ob arbeitsfähig oder nicht – festzulegen. Der Rest der Produktion wird in bestimmten Anteilen aufgeteilt, um im Voraus unter den drei Faktoren festgelegt zu werden: Arbeit, Kapital und Fähigkeiten. |
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|ref=<ref name="BIEN" />}} |
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Erste konkrete Konzepte für ein garantiertes Grundeinkommen wurden beispielsweise von [[Josef Popper-Lynkeus]]<ref>''Die allgemeine Nährpflicht als Lösung der sozialen Frage.'' Leipzig 1912</ref> ausgearbeitet. In Österreich wurde der erste Vorschlag von [[Lieselotte Wohlgenannt]] und [[Herwig Büchele]] vorgelegt. |
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=== Finanzierungskonzepte === |
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Ab den 1920er Jahren erlangte in Australien, Großbritannien, Kanada und Neuseeland die [[Social Credit|Social-Credit]]-Bewegung eine beachtliche Popularität mit bis zu 20 % Stimmanteilen bei Wahlen in Neuseeland und 54 % im kanadischen Bundesstaat Alberta. Eine der Kernforderungen war die Auszahlung eines Grundeinkommens (''National Dividend'') an alle Bürger. |
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[[Datei:Erich Fromm 1974.jpg|mini|[[Erich Fromm]] (1974)]] |
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Steuerfinanzierte Sozialausgaben wie: |
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* Sozialhilfe / Arbeitslosengeld II |
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* Kindergeld, Erziehungsgeld |
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* BAföG |
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[[Erich Fromm]] plädierte 1955 in ''The sane Society'' (dt. ''Wege aus einer kranken Gesellschaft'') für ein arbeitsunabhängiges Grundeinkommen als Erweiterung bestehender Sozialversicherung und begründete dieses mit dem Recht, aus persönlichen Gründen eine Arbeit auszuschlagen, ohne Hunger oder soziale Ächtung zu erleiden. Jeder Bürger habe den Anspruch auf ein Existenzminimum im Sinne dieses Grundeinkommens.<ref>Erich Fromm {{Webarchiv |url=http://webs.4steps2web.net/Eckhart/uploads/Fromm%20Grundeinkommen.pdf |text=''Psychologische Aspekte zur Frage eines garantierten Einkommens für alle'' |wayback=20131023064601}} (PDF; 66 kB)</ref> Die Vorschläge Fromms lassen sich vor dem Hintergrund einer breiten Diskussion in den USA und [[Kanada]] verstehen. Ein prominenter Befürworter eines BGE war [[Martin Luther King]].<ref>[http://www.livableincome.org/aMLK-deutsch.htm Aus dem letzten Buch von Martin Luther King, erschienen 1967 in New York bei Harper & Row, Titel ''Where Do We Go From Here: Chaos or Community?'' (Wohin führt unser Weg: Chaos oder Gemeinschaft?), aus dem Kapitel ''Where We Are Going'' (Wohin wir gehen)]</ref> Dort erreichte die in den 1960er und 1970er Jahren anhaltende Diskussion ihren Höhepunkt, als US-Präsident [[Lyndon B. Johnson]] 1967 eine Kommission einrichten ließ, die sich mit dem bedingungslosen Grundeinkommen beschäftigte. Es gab Pilotprojekte in den USA und Kanada, die eine negative [[Einkommensteuer]] in die Tat umsetzten (z. B. das [[Mincome]] in Dauphin, Kanada). Obwohl die Studien zeigten, dass ein befürchteter Rückgang des Arbeitsangebotes nur in sehr geringem Umfang stattfand, war eine flächendeckende Umsetzung gesellschaftspolitisch nicht durchsetzbar. |
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werden überflüssig. |
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Ob und in welchen Größenordnungen Wohngeld und Sozialversicherungsleistungen ersetzt werden, ist umstritten. |
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Viele Modelle ersetzen weitere Sozialausgaben wie: |
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* Arbeitslosengeld I |
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* Rente, Pension |
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* Wohngeld |
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durch das Grundeinkommen, bzw. reduzieren die erstgenannten um die Höhe des Grundeinkommens. |
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Es gibt 155 Sozialleistungen, die von 37 Stellen ausbezahlt werden <ref name="wikinewsAlthausModell"/>. Bürokratieabbau führt aber auch zu Entlassungen. Allein die [[Bundesagentur für Arbeit]] beschäftigt 95.000 Mitarbeiter <ref name="wikinewsAlthausModell"/>, die sich nach der Einführung des Grundeinkommens um ihre eigentlichen Aufgaben, der Vermittlung von Arbeit, kümmern könnten. |
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[[Milton Friedman]] nahm 1962 eine Idee von [[Abba P. Lerner]] (1944) auf und sah die negative Einkommensteuer als Chance, gleichzeitig die Armut zu bekämpfen und sozialstaatliche Bürokratie und Missbrauchsvorwürfe zu reduzieren.<ref name="Friedman" /> Friedmans Konzept wurde seinerseits in einer Studie von [[James Tobin]] 1967 als mögliches Instrument für einen sozialen Ausgleich weiterentwickelt. Dieses Konzept spielte 1972 eine Rolle in der Präsidentschaftswahl der USA unter dem Stichwort ''demogrant''.<ref>Yannick Vanderborght, Philippe Van Parijs: ''Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags'', Campus, Frankfurt 2005, 30</ref> [[Richard Buckminster Fuller]] stellte 1981 in seinem Buch ''Critical Path'' ebenfalls Überlegungen zu einem bedingungslosen Grundeinkommen an: Arbeitslosigkeit beruhe unmittelbar auf der technischen Möglichkeit einer [[Ephemerisierung]]. |
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Der Wegfall von Steuerfreibeträgen wie der |
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Der französische Sozialphilosoph [[André Gorz]] meinte ebenfalls, dass seit Jahrhunderten immer mehr Arbeiten durch Maschinen übernommen werden. Der dadurch bewirkte Anstieg der Produktivität führe dazu, dass selbst bei zunehmender Produktion weniger menschliche Arbeitskraft benötigt wird. Die Vorstellung von [[Vollbeschäftigung]] werde zur Illusion. Deshalb befürwortete Gorz ein Grundeinkommen, welches ermöglicht zu leben, ohne zu arbeiten. Jeder Mensch erhalte eine monetäre Grundlage, sich selbst zu verwirklichen.<ref>Peter Liebl: {{Webarchiv |url=http://www.attac-ffm.de/x_docs/Gorz-Referat.doc |text=''Referat: André Gorz, Arbeit zwischen Misere und Utopie'' |wayback=20151229132748}} ''([[Microsoft Word|MS Word]]; 52 kB).'' Website von ''attac,'' 22. Mai 2006</ref> |
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* [[Steuerfreiheit]] des Existenzminimums bei der [[Lohnsteuer]] und den |
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* Freibeträgen der [[Kapitalertragssteuer]] |
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dient der Finanzierung sowie dem Bürokratieabbau. |
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Die [[Commons]]-Forscherin [[Silke Helfrich]] warf 2021 das Konzept des ''unbedingten Grundauskommens'' (Eigenschreibweise: ''GrundausCommons'') auf. Demnach sei es auch denkbar, durch das Kultivieren des [[Teilen]]s ([[Commoning]]) auch nicht-monetär Grundbedürfnisse und Teilhabe sicherzustellen.<ref>{{Internetquelle |autor=Admin |url=https://commons-institut.org/2021/grundauscommons |titel=GrundausCommons |werk=Das Commons-Institut |datum=2021-11-08 |sprache=de-DE |abruf=2023-04-26}}</ref> |
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Weitere Ansätze für die Finanzierung: |
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* Ein fester Steuersatz ab dem ersten Euro für alle Einkünfte. |
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* Erhöhung der progessiven [[Einkommensteuer]] bzw. Einkommensabgabe. |
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* Erhebung einer Vermögensteuer |
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* Besteuerung von [[Unternehmensgewinn]]en in kurzen (monatlichen) Intervallen damit schnellerer Geldumlauf, Voraussetzung ist, dass Gewinne, die Unternehmen im Inland (auch durch Export von Waren) erzielen, im Inland besteuert werden |
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* höhere Mehrwertsteuer, mehr Konsum bringt dann mehr Steuern |
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* Naturressourcenverbrauchsteuer |
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== Finanzierungsmodelle == |
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Zur langfristigen Finanzierung einer „Grundeinkommensgesellschaft“ sind insbesondere zu beachten: |
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Zur [[Finanzierung]] des Grundeinkommens ist üblicherweise eine starke Vereinfachung und Neuordnung des Steuersystems vorgesehen sowie sehr viel weniger Aufwand und [[Bürokratie]] in der Sozialverwaltung,<ref>Siehe z. B. Abschnitt „[https://www.grundeinkommen.de/grundeinkommen/fragen-und-antworten#5 Finanzierbarkeit]“ auf der Website von Netzwerk Grundeinkommen für eine Übersicht von vorgeschlagenen Finanzierungsmethoden.</ref> da bisherige Transferleistungen durch das bedingungslose Grundeinkommen ersetzt würden. [[Arbeitslosengeld]], [[Sozialhilfe]], [[Gesetzliche Rentenversicherung|Rente]], [[Bundesausbildungsförderungsgesetz|Ausbildungsförderung]], [[Kindergeld]] und ähnliche Sozialleistungen würden schrittweise ersetzt und letztendlich wegfallen. |
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* Entwicklung der [[Wertschöpfung]] bzw. Einführung eines Distributionsgeldes (Neubewertung von Wertschöpfung) |
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* Entwicklung des Anteils der Netto-Grundeinkommensempfänger |
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* [[Kaufkraft]] der Bezieher |
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* Angstsparen der Bezieher entfällt. Konsum steigt an. |
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* Durch eine Kopplung des Grundeinkommens und des Steuersatzes an das Bruttosozialprodukt wird das Gesamtsystem stabilisiert. |
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Zur Finanzierung gibt es vier dominierende Modellansätze: |
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An der Universität Ulm wurde das [[Ulmer Modell]] (Transfergrenzenmodell) erarbeitet. |
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* Besteuerung des Einkommens |
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Aus der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Grundeinkommen in und bei der Linkspartei.PDS (auch mit Parteilosen und WASG-Mitgliedern) stammt das BGE-Finanzierungskonzept <ref> [http://www.bag-grundeinkommen.de bag-grundeinkommen.de]</ref>. |
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* Besteuerung des Konsums |
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Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen (BAG SHI) hat ebenfalls ein Finanzierungskonzept entwickelt <ref> [http://www.existenzgeld.de existenzgeld.de] </ref> |
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* Besteuerung der natürlichen Ressourcen (Nutzung und Verbrauch) |
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* Besteuerung des Geldverkehrs |
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wobei in den meisten Modellen eine Mischung dieser Besteuerungen vorgesehen ist. |
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=== Besteuerung des Einkommens === |
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Es ist allgemein unklar, ob die Steuermehreinnahmen eine Finanzierung gewährleisten, da deren Höhe zu einem wesentlichen Teil von der Entwicklung der Wirtschaft abhängig ist. Die genaue Entwicklung der Wirtschaft lässt sich dabei nur schwer vorhersehen. |
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Die Basis für die Finanzierung wäre primär die [[Einkommensteuer]]: |
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==== Negative Einkommensteuer ==== |
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Als Folge eines bedingungslosen Grundeinkommens wird kritisiert, dass Arbeit auch für geringeren Lohn angeboten wird,<ref>Rainer Roth, ''Zur Kritik des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE)'', Frankfurt/M., Feb. 2006, Internet [http://www.gegen-sozialabbau.de/downloads/bge_rr.pdf].</ref><ref>Rainer Roth, ''Zur Kritik des bedingungslosen Grundeinkommens'', Klartext e.V., Frankfurt/M.</ref><ref>Daniel Kreutz, „Bedingungsloses Grundeinkommen. Verwirrung, Fallen und Legenden“ (Teil 2), in: ''[[Sozialismus (Zeitschrift)|Sozialismus]]'', 2/2006. Siehe auch [http://www.linksnet.de/artikel.php?id=2242]</ref> da die Lebensgrundlage bereits gesichert ist. Ein BGE hat aber im Gegenteil die Verstärkung der Verhandlungsposition der Lohnabhängigen zur Folge. Denn es müsste nicht aus der Existenzsnot heraus eine Arbeit zu miserablen Bedingungen angenommen werden. Damit wären Niedriglöhne keinesfalls eine Wirkung des BGE (schon gar nicht wenn das BGE und ein Mindestlohn gemeinsam eingeführt wird). Ein niedriges Grundeinkommen (z. B. auf Sozialhilfeniveau) dagegen wäre wiederum kein bedingungsloses, da es aus der Existenznot heraus zur Erwerbsarbeit zwingt. |
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{{Hauptartikel|Negative Einkommensteuer}} |
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[[Datei:Negative Einkommenssteuer.svg|mini|200px|Verlauf des Nettoeinkommens bei der negativen Einkommensteuer]] |
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Ein bedingungsloses Grundeinkommen kann durch das Konzept der negativen Einkommensteuer realisiert werden. Dabei entsteht ein Grundeinkommen als ein von den Behörden zu erstattender Steuerbetrag, der mit der Steuerschuld auf Erwerbseinkommen verrechnet wird. Dabei wird das Erwerbseinkommen zunächst mit einem – in den zur Diskussion stehenden Modellen in der Regel [[Flat Tax|konstanten]] – Steuersatz belastet. Von der Steuerschuld wird dann das Grundeinkommen abgezogen. Ist der so entstandene Betrag negativ, weil die Steuerschuld geringer als das Grundeinkommen ist, erfolgt eine Auszahlung um diesen Betrag; andernfalls ist der Betrag an die Steuerbehörde zu entrichten. Menschen ohne Erwerbseinkommen erhalten so das volle Grundeinkommen ausgezahlt. Mit jedem zusätzlichen Verdienst steigt das Nettoeinkommen um den mit dem Steuersatz multiplizierten Verdienst an, sodass zu jeder Zeit ein Anreiz, zusätzliches Einkommen zu erwerben, besteht. Zu beachten ist, dass trotz des in der Regel angenommenen konstanten [[Grenzsteuersatz]]es der effektive Steuersatz [[Steuerprogression|progressiv]] verläuft. |
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Die Folgen eines BGE auf das Wirtschaftswachstum sind spekulativ, da noch keine empirischen Daten vorliegen. <ref>[http://www.taoiseach.gov.ie/attached_files/html%20files/Dynamic%20Effects%20of%20a%20Basic%20Income(1).htm „Dynamic Effects of a Basic Income“] (Kapitel 6.4)</ref> So wird von keiner Studie nachgewiesen oder widerlegt, dass bei einem hohen Grundeinkommen der Leistungsgedanke nicht untergraben wird und welche Auswirkungen dies auf die Wirtschaft hat. |
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==== Ulmer Transfergrenzenmodell ==== |
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== Rechtslage in Deutschland == |
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[[Datei:Transfergrenzenmodell.svg|mini|200px|Verlauf des Nettoeinkommens beim Ulmer Transfergrenzenmodell]] |
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Nach heutiger Rechtslage besteht in der Bundesrepublik kein unbedingter gesetzlicher Anspruch auf ein Existenzminimum bzw. ein Grundeinkommen. Besondere verfassungsrechtliche Bedeutung bekommt hier die Selbsthilfekonzeption der Sozialhilfe (§§ 1, 2 [[BSHG]]). In ihrer Ausrichtung als „Hilfe zur Selbsthilfe“ und dem Prinzip des „Vorrang(s) der Selbsthilfe“ schließt die heutige Sozialgesetzgebung ein „Nicht-Arbeiten-Wollen“ von allen Existenz sichernden Ansprüchen an den Staat aus. Umgekehrt hat der Anspruchsteller die „Arbeitswilligkeit“ vielfältig zu erklären und glaubwürdig darzustellen. Dabei ist von entscheidender Bedeutung, dass der so genannte „Nachrang der Sozialhilfe“ (oder „Nachranggrundsatz“) zwischen materiellen Mitteln, welche der Bürger zuerst einzusetzen hat, und seiner/ihrer Arbeitskraft nicht unterscheidet. |
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Das bedingungslose Grundeinkommen nach dem [[Ulmer Modell|Ulmer Transfergrenzenmodell]] würde grundsätzlich allen Bürgern in Höhe des vom Gesetzgeber festzulegenden Existenzminimums ausgezahlt. Finanziert würde das Bürgergeld aufkommensneutral aus einer Bürgergeldabgabe. Diese Abgabe, die in einem [[Umlageverfahren]] erhoben werden würde, wäre ein fester Prozentsatz des [[Bruttoeinkommen]]s. Das ''Ulmer Modell'' entspricht einer negativen Einkommensteuer, bei der an der [[Negative Einkommensteuer#Transfergrenze|Transfergrenze]] der Steuersatz wechselt. |
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== Geschichte == |
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==== Solidarisches Bürgergeld ==== |
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Aufgrund der Beschränkungen in der Produktion und der Notwendigkeit einer großen Anzahl von Arbeitern zur Grundversorgung der Gesellschaft ist ein Grundeinkommen als Rechtsanspruch für alle in keiner vor[[moderne]]n Gesellschaft nachweisbar, auch nicht als [[Utopie]]. |
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Der ehemalige thüringische Ministerpräsident [[Dieter Althaus]] fordert ein [[Solidarisches Bürgergeld]] genanntes [[partielles Grundeinkommen]] von 600 Euro brutto für jeden (abzüglich 200 Euro für eine Basis-Krankenversicherung). Die meisten staatlichen Transferleistungen sollen damit gebündelt werden. Dabei sollen das Arbeitslosengeld I und die Altersrente erhalten bleiben. Weiterhin soll ein Bürgergeld eingeführt werden, um Kosten für die Unterkunft und soziale Notlagen decken zu können. Außerdem soll eine Elternrente eingeführt werden. Verbunden ist das Konzept mit einer umfangreichen Umgestaltung („Systemwechsel“) in der Steuer- und [[Sozialpolitik]].<ref name="ReferenceA">{{Literatur |Autor=Götz W. Werner, Wolfgang Eichhorn, Lothar Friedrich |Titel=Das Grundeinkommen: Würdigung – Wertungen – Wege |Verlag=KIT Scientific Publishing |Ort=Karlsruhe |Datum=2012 |ISBN=978-3-86644-873-5 |Seiten=261 ff.}}</ref> Eine von [[Michael Opielka]] und [[Wolfgang Strengmann-Kuhn]] für die [[Konrad-Adenauer-Stiftung]] durchgeführte Untersuchung kam zur Feststellung, das Konzept von Althaus sei finanzierbar.<ref>Michael Opielka, Wolfgang Strengmann-Kuhn: ''Das Solidarische Bürgergeld. Finanz- und sozialpolitische Analyse eines Reformkonzepts – Studie im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung.'' 30. September 2006 ({{Webarchiv |url=http://www.sw.fh-jena.de/fbsw/profs/michael.opielka/downloads/doc/2007/Opielka_-_Strengmann-Kuhn_Das_Solidarische_Buergergeld.Finanz-und_sozialpolitische_Analyse_in_Borchard-KAS_Hrsg._Lucius_u_Lucius_2007.pdf |text=PDF; 949 KB |wayback=20091007105842}})</ref><ref name="taz.2006-10-25">[http://www.taz.de/pt/2006/10/25/a0070.1/text ''800 Euro für jeden? CDUler findet’s gut''.] In: ''[[Die Tageszeitung|taz]]'', 25. Oktober 2006</ref> Dieter Althaus geht in seiner Berechnung davon aus, dass das solidarische Bürgergeld 27,7 Milliarden Euro an jährlichen Rücklagen bildet und einen Überschuss von 70 Milliarden Euro generiert. Dabei sind Steuermehreinnahmen durch neu geschaffene Vollzeitstellen und Einsparungen durch den Abbau von Bürokratie nicht mit einberechnet.<ref name="ReferenceA" /> Das Hamburgische Weltwirtschafts Institut geht durch den erhöhten Anreiz arbeiten zu gehen langfristig von 520.000 bis 1,17 Millionen neu geschaffener Stellen aus.<ref>{{Internetquelle |autor=Ingrid Hohenleiter, Thomas Straubhaar |url=https://www.econstor.eu/bitstream/10419/55530/1/559191685.pdf |titel=Bedingungsloses Grundeinkommen und Solidarisches Bürgergeld – mehr als sozialutopische Konzepte |hrsg=Hamburgisches WeltWirtschafts Institut |datum=2007-03 |format=PDF; 2,2 MB |sprache=de |offline= |archiv-url= |archiv-datum= |archiv-bot= |abruf=2024-09-01}}</ref> Der Sachverständigenrat der Bundesregierung geht von knapp 1,2 Millionen neu geschaffener Vollzeitstellen aus.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/86.html |titel=Das Erreichte nicht verspielen – Jahresgutachten 2007/2008 |hrsg=Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, 4. Kapitel |datum=2007-11-02 |abruf=2017-03-18}}</ref> |
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=== Besteuerung des Konsums === |
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Utopien wie [[Platon|Platons]] „[[Politeia|Staat]]“, [[Thomas Morus]] „[[Utopia (Roman)|Utopia]]“, [[Francis Bacon|Francis Bacons]] „Neu-Atlantis“ oder der „Sonnenstaat“ von [[Tommaso Campanella]], wie auch die verschiedensten Kloster-Bewegungen, den frühesten Enklaven des [[Gemeineigentum|Gemeineigentums]], beinhalten eine allgemeine [[Arbeitskult|Arbeitspflicht]], wie sie besonders in der [[Protestantismus|protestantischen]] [[Arbeitsethik]] deutlich wird. |
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In dem von [[Götz Werner]] entwickelten Modell würden [[Einkommensteuer]], [[Lohnsteuer]] und [[Sozialabgaben]] entfallen, weshalb jedes [[Bruttoeinkommen]] als Nettoeinkommen ausbezahlt würde. Bei diesem Modell wird das Grundeinkommen durch eine [[Umsatzsteuer]] (USt) finanziert, welche an die Stelle aller anderen bisher erhobenen Steuern und Sozialabgaben tritt. |
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Götz Werner geht dabei von der [[Prämisse]] aus, dass die Steuerbelastung durch einen Wechsel von der Einkommen- zur [[Konsumsteuer]] nicht größer würde, sondern grundsätzlich gleich bliebe, da alle Steuern, einschließlich der einkommensbezogenen Steuern im Unternehmensbereich, bereits versteckt in den Preisen enthalten seien. Das derzeitige Steuersystem sei laut Werner ein Relikt der Vergangenheit und müsse für die Einführung seines BGE-Modells grundlegend geändert werden. Angestrebt werde ein Grundeinkommen auf Höhe eines kulturtauglichen Niveaus; zur Zeit seien 1000 € monatlich im Gespräch. Erreicht werden solle dies über mehrere Stufen durch eine schrittweise Erhöhung der [[Mehrwertsteuer]]. Wie hoch das Grundeinkommen jedoch tatsächlich ausfalle, sei eine Frage des sozialen [[Konsens]]es.<ref>Götz Werner: ''Ein Grund für die Zukunft: das Grundeinkommen''.</ref><ref name="udz">[[Unternimm die Zukunft]]: {{Webarchiv |url=http://www.unternimm-die-zukunft.de/index.php?id=54 |text=''Finanzierung und Wirkung eines bedingungslosen Grundeinkommens'' |wayback=20110920173014}}</ref> Aufgrund des erforderlichen ''Umsatzsteuersatzes'' in Höhe von 100 % auf die Nettopreise würden die realen Preise nicht steigen. Schon heute seien alle Steuern und Abgaben, die während der Herstellung eines Produktes oder der Erstellung einer Dienstleistung erhoben würden, in den Preisen enthalten (die [[Staatsquote]] in der Bundesrepublik liegt bei etwa 50 %).<ref>z. B. Jörg Haas: ''Bedingungsloses Grundeinkommen.'' Verlag diplom.de, 2009, ISBN 978-3-8366-3135-8, [https://books.google.de/books?id=vTFrAQAAQBAJ&pg=PA16&dq=Steuerhinterziehung S. 16]; [https://www.grundeinkommen.de/08/07/2011/der-konsumsteuer-vorschlag-ein-hindernis-auf-dem-weg-zum-bedingungslosen-grundeinkommen.html Der Konsumsteuer-Vorschlag – ein Hindernis auf dem Weg zum bedingungslosen Grundeinkommen?]@grundeinkommen.de, abgerufen am 14. Juni 2019</ref> |
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In [[Mittelalter|mittelalterlichen]] Volksmärchen wird meist gut mit fleissig und böse mit faul gleichstellt. Ein Beispiel ist das Schlaraffenland, wo es heisst, dass für solche Narren: „''das Schlaraffenland gerade das richtige Land [ist]. Jede Stunde Schlafen bringt dort ein Silberstück ein und jedes mal Gähnen ein Goldstück. Wer gern arbeitet, das Gute tut und das Böse lässt, der wird aus dem Schlaraffenland vertrieben. Aber wer nichts kann, nur schlafen, essen, trinken, tanzen und spielen, der wird zum Grafen ernannt. Und der Faulste wird König im Schlaraffenland.''“ |
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=== Grundrententheorie === |
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Den Hintergrund dazu bildete eine „plebejische Utopie“, die es damals moralisch zu bekämpfen galt. Der [[Marxismus]] sah kein bedingungsloses Einkommen vor. Die [[Kommunismus|kommunistische]] Gesellschaft sollte radikal anders sein und einen ''neuen Menschen'' heranbilden. Auch der Sozialist [[August Bebel]] schreibt: „''Sobald die Gesellschaft im Besitz aller Arbeitsmittel sich befindet, wird die Arbeitspflicht aller Arbeitsfähigen, ohne Unterschied des Geschlechts, Grundgesetz ... Die Gesellschaft kann ohne Arbeit nicht existieren. [Jeder muss Arbeit leisten um die Bedürftnisse anderer zu befriedigen, wenn er seine befriedigt haben will.]''“ Die Verteilung der Güter sollte „nach der Arbeitsleistung“ und „nicht nach den Bedürfnissen“ geschehen ( wie es [[Lenin]] unter Berufung auf [[Karl Marx|Marx]] ausdrückte). Faulheit sollte ohne die Entfremdung von der Arbeit nicht mehr existieren. |
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Einzelne Stimmen in Wissenschaft und Forschung<ref>Brian K. Powell: ''Two Libertarian Arguments for Basic Income Proposals''. In: ''Basic Income Studies'', Band 6, 2012, Nr. 2, Art. 5. Daniel D. Moseley: ''A Lockean Argument for Basic Income''. In: ''Basic Income Studies'', Band 6, 2012, Nr. 2, Art. 6. James Robertson: ''The New Economics of Sustainable Development. A Briefing for Policy Makers''. Office for Official Publications for the European Communities, Luxembourg 1999. Dirk Löhr: ''Prinzip Rentenökonomie'', Marburg 2013. Dirk Löhr: ''Sustainable Public Finance: Double Neutrality Instead of Double Dividend''. In: ''Journal of Environmental Protection'', Band 7, 2016, S. 145–159. Yannick Vanderborght und Philippe Van Parijs nennen weitere Fürsprecher in: ''Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags'', Frankfurt 2005.</ref> sowie im politischen Raum<ref>Systemic Fiscal Reform Group: [http://www.publications.parliament.uk/pa/cm201011/cmselect/cmtreasy/753/753vw30.htm ''Principles of tax policy, Written evidence, Art. 36ff.''], House of Commons, Treasury, London, Januar 2011. Peter Barnes and Rafe Pomerance: [https://community-wealth.org/sites/clone.community-wealth.org/files/downloads/paper-barnes-pomerance.pdf ''Pie in the Sky. The Battle for atmospheric scarcity rent''] (PDF; 92 kB), Corporation for Enterprise Development, Washington DC, 2000. Alwine Schreiber-Martens, INWO Deutschland: {{Webarchiv |url=http://www.inwo.de/fileadmin/uploads/media/standpunkte/INWO-Standpunkt_3_Grundeinkommen.pdf |text=''Ein Grundeinkommen für alle – aus Abgaben für die Nutzung der Naturressourcen''. |wayback=20160112142053}}</ref> sprechen sich für ein Grundeinkommen (''{{lang|en|basic income, citizensʼ dividend}}'') finanziert aus der Abschöpfung ökonomischer Renten ([[Grundrententheorie]]) aus. Meist berufen sie sich dabei insbesondere auf die [[Physiokraten]] des 18. Jahrhunderts, auf [[Thomas Paine]], [[Thomas Spence]] und [[Joseph Charlier]] (vgl. Kapitel 9.1 im vorliegenden Artikel), auf den US-amerikanischen Ökonomen [[Henry George (Ökonom)|Henry George]] (1839–1897) oder auf den Sozial- und Geldreformer [[Silvio Gesell]] (1862–1930).<ref>Vgl. bspw. Brian K. Powell: ''Two Libertarian Arguments for Basic Income Proposals''. In: ''Basic Income Studies'', Band 6 (2012), Nr. 2, Art. 5. Roland Geitmann: ''Grundeinkommen – eine Idee mit langer Geschichte''. In: ''Zeitschrift für Sozialökonomie'', Band 44 (2007), 154. Folge, S. 3–6. Alwine Schreiber-Martens: ''Ein Grundeinkommen für alle aus Abgaben für die Nutzung der Naturressourcen''. In: ''Zeitschrift für Sozialökonomie'', Band 44, 2007, 154. Folge, S[[Ressourcengerechtigkeit]]. 27–32. Yannick Vanderborght, Philippe Van Parijs: ''Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags''. Frankfurt 2005.</ref> |
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Mit den Renteneinnahmen, so die Verfechter dieses Ansatzes, könnten zunächst die staatlichen Kernaufgaben finanziert und die Fixkosten der [[Infrastruktur#Arten der öffentlichen Infrastruktur|öffentlichen Infrastruktur]] gedeckt werden. Die darüber hinaus verbleibenden Einnahmen könnten als Grundeinkommen, als [[Dividende]] an die Bürger ausgeschüttet werden.<ref>Dirk Löhr: ''Prinzip Rentenökonomie''. Marburg 2013, S. 155ff. Systemic Fiscal Reform Group: [http://www.publications.parliament.uk/pa/cm201011/cmselect/cmtreasy/753/753vw30.htm ''Principles of tax policy, Written evidence, Art. 36ff.''], House of Commons, Treasury, London, Januar 2011.</ref> Im Gegensatz zur Finanzierung eines Grundeinkommens aus Einkommen- oder Konsumsteuern, womit Einkommen (Nutzen) und Arbeit (Aufwand) stärker als bisher schon voneinander entkoppelt würden, würden hier Nutzen und Kosten stärker aneinander gekoppelt: Wer Ressourcen überproportional in Anspruch nimmt, zahlt mehr als er zurück erhält. Wer unterdurchschnittlich nutzt, wird dafür belohnt, bekommt also mehr ausgezahlt als er bezahlt. Beim durchschnittlichen Ressourcennutzer halten sich Steuerzahlung und Grundeinkommen die Waage. Das führe zu einer Teilhabe- und [[Ressourcengerechtigkeit]].<ref>John Pullen: ''An Essay on Distributive Justice and the Equal Ownership of Natural Resources''. In: ''The American Journal of Economics and Sociology'', Band 72 (2013), Nr. 5, S. 1044 ff. Ronald Blaschke: ''Irrweg Marktmensch''. In: R. Blaschke und W. Rätz (Hrsg.), Teil der Lösung, Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Zürich 2013, S. 31 f. Peter Vallentyne: ''Libertarianism and the Justice of Basic Income''. In: ''Basic Income Studies'', Band 6, 2012, Nr. 2, Art. 4. Yannick Vanderborght und Philippe Van Parijs: ''Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags''. Frankfurt 2005, S. 87ff. Fritz Andres: ''Wie viel Erde braucht der Mensch?'' In: Fragen der Freiheit, Heft 257, I/2001, S. 22–67. Philippe Van Parijs: ''Real freedom for All. What (If Anything) Can Justify Capitalism''. Oxford 1995.</ref> Nach überschlägigen Berechnungen ergäbe bereits eine fünfprozentige Besteuerung des Bodenwerts in Deutschland Einnahmen von 100 Milliarden Euro pro Jahr, also pro Bewohner rund 1.250 Euro.<ref>Alwine Schreiber-Martens: {{Webarchiv |url=http://www.inwo.de/fileadmin/uploads/media/standpunkte/INWO-Standpunkt_3_Grundeinkommen.pdf |text=''Ein Grundeinkommen für alle – aus Abgaben für die Nutzung der Naturressourcen''. |format=PDF |wayback=20160112142053}} INWO Deutschland</ref> Entsprechend würden sich die Mieten und Lebensmittelpreise pro Kopf gemäß der Logik des Konzeptes im Durchschnitt um diese 1.250 Euro verteuern. [[Dirk Löhr]] hält für Deutschland ein Grundeinkommen in Höhe von rd. 1.000 bis 2.500 Euro pro Bewohner und Jahr für darstellbar, bei gleichzeitiger Abschaffung u. a. der Mehrwertsteuer. Bei zusätzlicher Abschaffung der umlagefinanzierten Sozialversicherung seien bis zu 7500 Euro pro Kopf und Jahr erreichbar.<ref>Dirk Löhr: ''Prinzip Rentenökonomie''. Marburg 2013, S. 157f. Siehe ferner {{Webarchiv |url=http://globalchangenow.de/okonomische-rente-und-ressourcenbasiertes-grundeinkommen/ |text=Global Change Now |wayback=20160418011235}} ''Ökonomische Rente und ressourcenbasiertes Grundeinkommen''</ref> |
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Es wird deutlich, dass sich damals die Frage der Arbeitslosigkeit und Mangel an Arbeitsstellen, wie heute in der westlichen Welt, nicht stellte. Mit der Industrialisierung, der immer steigen Arbeiterproduktivität und somit weniger benötigten Arbeitern zur Erfüllung der Grundbedürftnisse, änderte sich das. |
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=== Besteuerung des Geldverkehrs === |
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So stellte [[Paul Lafargue]] im 19.Jh. die Frage nach der Gleichheit aller Bürger über die Besitzverhältnisse hinaus an die Arbeit selber. Nur wer „[[Das Recht auf Faulheit]]“ habe, kann gleich und frei sein. Er stellt somit erstmals eine Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen, ohne den Marxistisch/Leninistischen Umsturz der Besitzverhältnisse. Nach dem Zusammenbruch der Staaten des [[Ostblock]]s um 1989 fand eine Renaissance der Ideen Lafargues statt. Lafargue spekulierte in „Das Recht auf Faulheit“<ref>http://www.wildcat-www.de/material/m003lafa.htm</ref> über eine Selbstfinanzierung seiner Vorstellungen, indem man unproduktive Gesellschaftsmitglieder („''die Menge von Soldaten, Beamten, Dienern, Kupplern usw., die sie der nützlichen Arbeit entzogen hatten''“) dem Arbeitsmarkt zuführt und nur noch nutzbringende Tätigkeiten verrichten lässt. („keine Lakaien und Generäle mehr geschmückt, keine verheirateten oder unverheirateten Prostituierten mehr in Spitzen gehüllt, keine Kanonen mehr gegossen und keine Paläste mehr eingerichtet werden müssen''“) |
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[[Finanztransaktionssteuer]] oder ''[[Mikrosteuer]]''. Siehe dazu auch [[Initiative Grundeinkommen#Finanzierung, Steuern, soziale Systeme – Vorschläge und Diskussion|Initiative Grundeinkommen, Abschnitt ''Finanzierung, Steuern, soziale Systeme – Vorschläge und Diskussion'']]. „Finanztransaktionssteuer“ und „Mikrosteuer“ werden oft fälschlich synonym verwendet. Während die Finanztransaktionssteuer nur bei Finanzgeschäften greift, also bspw. Derivathandel, besteuert die Mikrosteuer ausnahmslos jede Geldbewegung im Zahlungsverkehr. |
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Auf den Zahlungsverkehr, der „300-mal so groß ist wie das Bruttoinlandprodukt“, schlägt der Schweizer Soziologe, Volks- und Betriebswirtschaftler [[Oswald Sigg]] eine Belastung von z. B. 0,05 % vor. „Das Grundeinkommen wäre damit finanziert. Nach dem Prinzip: Wer mehr Geld bewegt, zahlt mehr.“ Über 90 Prozent des Volumens stamme „aus der Finanzwirtschaft, etwa dem [[Hochfrequenzhandel]].“ Im weiteren, zu Steuern für jeden gefragt: „Müssen wir künftig keine Steuern mehr zahlen?“, sagt Sigg: „Doch. Aber nur noch 1 oder 2 [[Promille]] von jedem Zahlungsbetrag.“<ref>Henry Habegger: [https://web.archive.org/web/20170205065752/http://www.schweizamsonntag.ch/ressort/politik/die_loesung_heisst_mikrosteuer/ ''«Die Lösung heisst Mikrosteuer»''.] – ''Alt-Vizekanzler Oswald Sigg will das Grundeinkommen mit «Steuer finanzieren, die keinem wehtut»''. [[Schweiz am Sonntag]], 12. März 2016.</ref> |
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[[Bertrand Russell]] plädierte in ''Lob des Müßiggangs'' ebenso für ein Grundeinkommen. Konkrete Konzepte eines garantierten Grundeinkommens wurden ausformuliert von [[Joseph Carlier]] („Solution of the Social Question“, Brüssel 1848) und [[Josef Popper-Lynkeus]] („Die allgemeine Nährpflicht als Lösung der sozialen Frage“, Leipzig 1912). In Österreich wurde der erste Vorschlag von [[Lieselotte Wohlgenannt]] und [[Herwig Büchele]] vorgelegt. |
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[[Richard David Precht]] spricht sich mit Hinweis auf das Schweizer Modell gleichfalls für eine Finanztransaktionssteuer als Finanzierungsgrundlage für ein BGE aus. Damit solle in ökonomischer Hinsicht verhindert werden, dass Finanzmarktspekulationen sich mehr lohnen als Investitionen in die Realwirtschaft. „Eine Finanztransaktionssteuer macht Finanzmärkte stabiler und verringert die Zockerei im Börsencasino. Verlierer sind nur die Extremzocker und niemand sonst.“<ref>Richard David Precht: ''Jäger, Hirten, Kritiker. Eine Utopie für die digitale Gesellschaft.'' München 2018, S. 135.</ref> Er befürwortet auch eine Mikrosteuer auf jeden Geldtransfer, mit der Option, dass z. B. Arbeit weniger hoch besteuert und die [[Realwirtschaft]] langfristig von Abgaben stärker befreit werden würde.<ref>{{Literatur |Autor=Richard David Precht |Titel=Freiheit für alle: Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten |Verlag=Goldmann Verlag |Datum=2022-03-14 |ISBN=978-3-641-25445-2 |Online=https://books.google.de/books?id=flg7EAAAQBAJ&pg=PT304&dq=Mikrosteuer+auf+jeden+Geldtransfer#v=onepage&q=Mikrosteuer%20auf%20jeden%20Geldtransfer&f=false |Abruf=2024-08-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.youtube.com/watch?v=BqajDzY91rg&t=626 |titel=Grundeinkommen für alle - wie gerecht wäre das? |werk=ZDF - Markus Lanz |datum=2022-04-14 |abruf=2024-08-03}}</ref> |
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In den [[USA]] existiert seit 1975 eine [[negative Einkommensteuer]] ''Earned Income Tax Credit'', welche dort inzwischen zum größten Transferprogramm ausgeweitet wurde. Sie ist allerdings an eine Erwerbstätigkeit eines Familienmitgliedes gebunden, also kein Grundeinkommen. In [[Großbritannien]] generiert die negative Einkommensteuer ein zusätzliches Einkommen von bis zu 6150 €/Jahr. Sie ist ebenfalls an eine Erwerbstätigkeit gebunden, also auch kein Grundeinkommen. |
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== Für und Wider == |
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== Prominente Vertreter/innen der aktuellen Diskussion == |
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=== Deutschland === |
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Es finden sich Fürsprecher/innen aus Politik, sozialen Bewegungen, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft |
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==== Positionen von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden ==== |
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* In der [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] diskutierte 2006 eine Grundsatzprogrammkommission das ''[[Solidarisches Bürgergeld|Solidarische Bürgergeld]]'' genannte Modell eines partiellen und damit nicht existenzsichernden Grundeinkommens von Dieter Althaus. Ein partielles Grundeinkommen ist kein bedingungsloses Grundeinkommen. Der ehemalige CDU-Generalsekretär [[Ronald Pofalla]] sagte in einem Interview, er halte das Modell zwar für visionär, weil „jede Form von Sozialbürokratie“ wegfalle: „keine Formulare mehr, keine Bedürftigkeitsprüfung“. Ein Bürgergeld könne aber auch dazu führen, dass Menschen „sich endgültig aus der [[Arbeitsgesellschaft]] zurückziehen“.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/politik/ich-verspuere-keine-fesselung/768218.html ''„Ich verspüre keine Fesselung“''.] In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 29. Oktober 2006</ref> Die CDU-nahe [[Konrad-Adenauer-Stiftung]] unter dem Vorsitz von [[Bernhard Vogel]] hält das Konzept für finanzierbar.<ref name="taz.2006-10-25" /> Die damalige Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] hielt im Juli 2017 das BGE „für keine gute Idee“. Sie argumentierte, das System eines bedingungslosen Grundeinkommens widerspreche dem Prinzip, dass „der solidarische Sozialstaat dann hilft, wenn Not besteht.“<ref>[http://www.focus.de/finanzen/videos/merkel-haelt-bedingungsloses-grundeinkommen-fuer-keine-gute-idee_id_7354051.html ''Merkel spricht sich gegen Grundeinkommen aus: „Halte das für keine gute Idee“.''] In: ''focus.de'', 14. Juli 2017</ref> |
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* Die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] lehnt das BGE ab. Auf dem ordentlichen [[Liste der SPD-Parteitage|Bundesparteitag]] im Dezember 2019 in Berlin wurde der Antrag des Parteivorstandes ''Arbeit – Solidarität – Menschlichkeit: Ein neuer Sozialstaat für eine neue Zeit'' angenommen und damit beschlossen: „[…] wir halten das bedingungslose Grundeinkommen für falsch, denn es wird den Bedürfnissen der meisten nicht gerecht. Aus dem ‚Recht auf Arbeit‘ hingegen leitet sich für den Einzelnen eine Vielzahl von konkreten Ansprüchen ab, die zu seiner jeweiligen Lebenssituation passen.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Beschluesse/Bundesparteitag/201912_Beschlussbuch_BPT.pdf |titel=Beschlussbuch des ordentlichen Bundesparteitags vom 06. bis 8. Dezember 2019 |hrsg=[[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] |seiten=162 |format=PDF; 10,5 MB |abruf=2020-10-13}}</ref> |
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* Die [[Alternative für Deutschland|AfD]] lehnt das BGE ab. In ihrem Grundsatzprogramm ''Programm für Deutschland.'', welches auf dem Bundesparteitag im Frühjahr 2016 in Stuttgart beschlossen wurde, fordert sie stattdessen „eine ‚Aktivierende Grundsicherung‘ als Alternative zum Arbeitslosengeld II (sogenanntes „Hartz IV“). Dabei schmilzt der staatliche Unterstützungsbetrag der Grundsicherung mit wachsendem Einkommen immer weiter ab, bis ab einem bestimmten Einkommen Einkommensteuer zu entrichten ist, statt einen staatlichen Unterstützungsbetrag zu erhalten.“<ref>{{Internetquelle |url=https://cdn.afd.tools/wp-content/uploads/sites/111/2018/01/Programm_AfD_Online-PDF_150616.pdf |titel=Programm für Deutschland. Das Grundsatzprogramm der Alternative für Deutschland. |hrsg=[[Alternative für Deutschland|AfD]] |seiten=72 |format=PDF; 491 kB |abruf=2020-10-13}}</ref> |
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* Die [[Freie Demokratische Partei|FDP]] diskutiert das „[[Liberales Bürgergeld|liberale Bürgergeld]]“, das nicht bedingungslos ist. Es entstand aber aus dem Konzept der [[Negative Einkommensteuer|negativen Einkommensteuer]] und des Bürgergelds von [[Joachim Mitschke]], das die Idee eines BGE in Deutschland Anfang der 1990er Jahre etabliert hat<ref>{{Der Spiegel |ID=13684566 |Titel=Große Verführer. Läßt sich mit einem sogenannten Bürgergeld der Sozialstaat gerechter gestalten? |Jahr=1994 |Nr=8 |Seiten=28 ff.}}</ref> und ein [[Kompromiss]] mit den Gegnern der Bedingungslosigkeit sein soll.<ref>Ergebnisbericht der Kommission Bürgergeld – Negative Einkommensteuer: {{Webarchiv |url=http://www.fdp-bundesverband.de/files/363/Abschlb-Buergergeld.pdf |text=''Das Liberale Bürgergeld: aktivierend, transparent und gerecht'' |wayback=20070220084516}} (PDF; 266 kB) 28. Januar 2005, ''Existenzgeld reloaded. Band 212 von Materialien der Arbeitsgemeinschaft Sozialpolitischer Arbeitskreise.'' 2008, [https://books.google.de/books?id=ETTvQ-np4ioC&pg=PA73 S. 73], [https://www.liberale.de/content/ein-stueck-freiheit-oder-abhaengigkeit ''Ein Stück Freiheit oder Abhängigkeit? Die Alternative: Das liberale Bürgergeld''.]@liberale.de, abgerufen am 10. Dezember 2016</ref> Ein BGE bei gleichzeitiger Beibehaltung beitragsfinanzierter Sozialleistungen (Renten-, Kranken-, Pflegeversicherung) hält die FDP für nicht finanzierbar und deren Abschaffung für nicht gerecht.<ref>{{Internetquelle |url=https://finanzsache.com/bedingungsloses-grundeinkommen/parteien-statements/ |titel=Bedingungsloses Grundeinkommen |abruf=2020-05-12}}</ref> |
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* Die Partei [[Die Linke]] stimmte im September 2022 in einem Mitgliederentscheid für die Aufnahme des bedingungslosen Grundeinkommens in das Parteiprogramm.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.die-linke.de/start/presse/detail/ergebnis-mitglieder-treffen-entscheidung-zum-bedingungslosen-grundeinkommen/ |titel=Ergebnis: Mitglieder treffen Entscheidung zum »Bedingungslosen Grundeinkommen« |hrsg=Die Linke |datum=2022-09-30 |abruf=2022-10-14}}</ref> Die frühere Parteivorsitzende und ehemalige Berliner Arbeitsministerin [[Katja Kipping]] engagiert sich für ein BGE; sie ist ehemalige Sprecherin des ''Netzwerk Grundeinkommen''. Darüber hinaus wird das Projekt in Bundes- und Landesarbeitsgemeinschaften der Partei diskutiert. 2017 legte die ''Bundesarbeitsgemeinschaft Grundeinkommen'' ein überarbeitetes Konzept zu einem bedingungslosen, emanzipatorischen und an der Programmatik der Partei ausgelegten Konzept vor, das als „Linkes Grundeinkommen“ bezeichnet wird.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Wolf, Ronald Blaschke |url=https://www.die-linke-grundeinkommen.de/fileadmin/lcmsbaggrundeinkommen/PDF/NeufassungBGE_dinA5_22Okt._01.pdf |titel=Das emanzipatorische Grundeinkommen der BAG Grundeinkommen in und bei der Partei DIE LINKE |werk=die-linke-grundeinkommen.de |format=PDF; 1,2 MB |sprache=de |abruf=2024-09-01}}</ref> Im Oktober 2024 lehnte die Linke es auf ihrem Bundesparteitag ab, ein BGE in ihr Programm aufzunehmen.<ref>[https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/parteitag-linke-grundeinkommen-schwerdtner-van-aken-100.html Linke-Parteitag gegen Grundeinkommen und für AfD-Verbotsverfahren], mdr, 21. Oktober 2024, abgerufen am 22. Oktober 2024.</ref> |
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* Bei [[Bündnis 90/Die Grünen]] setzte sich auf dem Bundesparteitag im November 2007 der Vorschlag einer ''Grünen Grundsicherung'' mit 60 % der Delegiertenstimmen gegen das BGE durch. Sie sieht eine Reform des bisherigen Systems bedarfsgeprüfter Transfers mit einer vergleichbaren Erhöhung des ALG II vor und enthält mehrere Elemente des Grundeinkommens, wie die schrittweise Einführung eines Grundeinkommens für Kinder (bedingungslose [[Kindergrundsicherung]]), der [[CO2-Preis mit Klimadividende|Ökobonus]] (ein Grundeinkommen finanziert aus Ökosteuern), ein temporäres Grundeinkommen (Brückenexistenzsicherung) und beim Arbeitslosengeld II der Verzicht auf jegliche finanzielle Sanktionen, die dazu führen, dass das Einkommen unterhalb des Existenzsicherungsniveaus sinkt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.gruene.de/cms/partei/dokbin/207/207470.aufbruch_zu_neuer_gerechtigkeit.pdf |text=''Aufbruch zu neuer Gerechtigkeit!'' |wayback=20081209141903}} (PDF; 163 kB) 27. Ordentliche Bundesdelegiertenkonferenz, 23.–25. November 2007</ref> In der Partei beschäftigt sich das Grüne Netzwerk Grundeinkommen mit dem Grundeinkommen.<ref>{{cite web|url=https://gruenes-grundeinkommen.de/|title=Grünes Netzwerk Grundeinkommen|accessdate=2016-05-10|publisher=gruenes-grundeinkommen.de}}</ref> Die [[Grüne Jugend]] tritt für ein Grundeinkommen ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://gruene-jugend.de/fur-ein-bedingungsloses-grundeinkommen-sozial-und-okologisch-lokal-wie-global/ |titel=Für ein Bedingungsloses Grundeinkommen – sozial und ökologisch, lokal wie global {{!}} Grüne Jugend |werk=gruene-jugend.de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20161105184934/https://gruene-jugend.de/fur-ein-bedingungsloses-grundeinkommen-sozial-und-okologisch-lokal-wie-global/ |archiv-datum=2016-11-05 |abruf=2016-11-05 |archiv-bot=2022-10-09 11:37:37 InternetArchiveBot}}</ref> Im 2020 beschlossenen Grundsatzprogramm wird eine ''Garantiesicherung'' angestrebt, in die schrittweise die bisherigen existenzsichernden Sozialleistungen zusammengeführt werden sollen. Dabei will man sich ''an der Leitidee eines Bedingungslosen Grundeinkommens'' orientieren.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.gruene.de/service/beschluesse-der-bundesdelegiertenkonferenz/ |titel=Beschlüsse der Bundesdelegiertenkonferenz {{!}} 45. BDK in Berlin, 20. bis 22. November 2020 {{!}} Grundsatzprogramm, Absätze (320) bis (322) |werk=gruene.de |abruf=2020-11-28}}</ref> |
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* [[Volt Deutschland|Volt]] forderte erstmals in ihrer Amsterdamdeklartion, ihrem europäischen Wahlprogramm 2019, ein europäisches Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen zu starten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mein-grundeinkommen.de/magazin/europawahl-grundeinkommen-waehlen |titel=Kann man am Sonntag das Grundeinkommen wählen? |sprache=de |abruf=2024-01-14}}</ref> Dabei soll über mehrere Jahre hinweg in verschiedenen europäischen Staaten ein europäisches BGE und inwiefern es klassische Sozialsysteme ersetzen kann, evaluiert werden. Zur [[Bundestagswahl 2021]] griff die Partei die Forderung erneut auf.<ref>{{Internetquelle |url=https://finanzsache.com/bedingungsloses-grundeinkommen/parteien-statements/ |titel=Umfrage: So stehen die Parteien in Deutschland zum bedingungslosen Grundeinkommen |sprache=de |abruf=2024-01-14}}</ref> |
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* Die größte deutsche Gewerkschaft [[IG Metall]] und die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di]] lehnen das BGE ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.igmetall.de/download/IGM_Beschlussbroschuere_23GT_download_f0bbb3f0f2d131f91ff4d3872b15c8e84e88812e.pdf |titel=Beschlüsse des 23. Ordentlichen Gewerkschaftstages der IG Metall in Frankfurt |seiten=61 |format=PDF; 1,6 MB |abruf=2020-09-15 |kommentar=Antrag 1.035 Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Beschluss: Ablehnung}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://wipo.verdi.de/publikationen/++co++ab29a9ba-db39-11e7-ade4-525400940f89 |titel=Publikationen - Bedingungsloses Grundeinkommen |abruf=2020-09-10}}</ref> |
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* [[Attac]], das [[Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt]] sowie der [[Deutscher Bundesjugendring|Deutsche Bundesjugendring]] unterstützen ein bedingungsloses Grundeinkommen.<ref>{{Internetquelle |autor=Timo Reuter |url=http://www.zeit.de/politik/2016-01/bedingungsloses-grundeinkommen-schweiz-liberalismus-krise-freiheit-finanzierung |titel=Bedingungsloses Grundeinkommen: Geld für wirkliche Freiheit |werk=[[Die Zeit|Zeit Online]] |datum=2016-02-02 |abruf=2017-02-02}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Katja Kipping |Hrsg=[[Jürgen Klute]], Sandra Kotlenga |Titel=Sozial- und Arbeitsmarktpolitik nach Hartz: fünf Jahre Hartzreformen; Bestandsaufnahme – Analysen – Perspektiven |Verlag=Universitätsverlag Göttingen |Datum=2008 |ISBN=978-3-940344-33-5 |Seiten=179 ff.}}</ref><ref>{{Literatur |Hrsg=Ronald Blaschke, Adeline Otto, Norbert Schepers |Titel=Grundeinkommen |TitelErg=Von der Idee zu einer europäischen politischen Bewegung |Verlag=VSA-Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2012 |ISBN=978-3-89965-543-8 |Online=https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/sonst_publikationen/VSA_Blaschke_ua_Grundeinkommen_web.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref> |
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* Der [[Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung|Katholische Sozialverband (KKV)]] lehnt das BGE ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2017-11-21/katholischer-sozialverband-lehnt-bedingungsloses-grundeinkommen-ab |titel=Katholischer Sozialverband lehnt bedingungsloses Grundeinkommen ab |werk=[[Domradio]] |datum=2017-11-21 |abruf=2019-08-20}}</ref> Die [[Katholische Arbeitnehmer-Bewegung]] plädiert für das BGE<ref>{{Internetquelle |url=https://www.domradio.de/themen/soziales/2017-11-08/katholische-arbeitnehmerbewegung-plaediert-erneut-fuer-grundeinkommen |titel=Katholische Arbeitnehmerbewegung plädiert erneut für Grundeinkommen |werk=Domradio.de |abruf=2021-08-17}}</ref> und ist Mitglied im [[Basic Income Earth Network|Netzwerk Grundeinkommen]].<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://www.grundeinkommen.de/netzwerk/mitglieder |titel=Netzwerk Grundeinkommen - Mitglieder |abruf=2021-08-17}}</ref> Der [[Bund der Deutschen Katholischen Jugend]], größter Dachverband der katholischen Kinder- und Jugendverbände mit rund 660.000 Mitgliedern, tritt für das BGE ein und ist Mitglied im ''Netzwerk Grundeinkommen''.<ref name=":1" /> |
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==== Kritische Auseinandersetzung in Wirtschaft und Gesellschaft ==== |
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* seit 1982 die (deutsche) unabhängige Erwerbslosenbewegung („Existenzgeld“) <ref> [http://www.existenzgeld.de/Texte/geschichte.html die unabhängige Erwerbslosenbewegung] </ref> |
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Die Auswirkungen auf [[Arbeitsmarkt]] und [[Preis (Wirtschaft)|Preise]] sind bei keinem Modell vollends vorhersehbar. Befürworter behaupten, dass Erwerbsarbeit nicht reduziert würde, da Menschen aus eigenem Antrieb oder für Zusatzeinkommen freiwillig arbeiten würden und Güter und Dienstleistungen weiterhin produziert und angeboten werden müssten,<ref>Werner Rätz: [http://www.archiv-grundeinkommen.de/netzwerk/newsletter-nov-2006/raetz.pdf ''Für ein bedingungsloses Grundeinkommen sind Finanzierungsmodelle unvermeidlich, aber schädlich!''] (PDF; 118 kB) In: ''Newsletter Netzwerk Grundeinkommen.'' Nr. 9, November 2006</ref> auch mit aktuellen Sozialsystemen komme es zu [[Armut]]. Die Ansicht von Kritikern, Arbeit sei sinnstiftend und ermögliche Teilhabe, wird auch von manchen Befürwortern geteilt, auch ohne [[Existenzangst]] gebe es eine Motivation zu arbeiten, niemand werde durch ein BGE von Arbeit ausgeschlossen, es sei daher keine „Stilllegungsprämie“. Mit dem Kampfbegriff „Abstellprämie“<ref name="Abstellprämie">Jörg Müller: [http://www.piraten-en.de/ ''Lieber DGB, keine Angst vorm BGE!''], Piratenpartei Ennepe-Ruhr-Kreis, 1. Mai 2018.</ref> wird das BGE als Stillhalteprämie ohne Perspektive in der Erwerbsarbeit von einigen Gewerkschaftsfunktionären abgelehnt, es sei keine Lösung zur Abfederung der Digitalisierung, des Technologiewandels ([[Arbeit 4.0]]) und der [[Globalisierung]]; Menschen wollten arbeiten und dies möglichst qualifiziert.<ref>[https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/gewerkschaften-lehnen-bedingungsloses-grundeinkommen-ab-a-1205467.html ''Folgen der Digitalisierung – Gewerkschaften lehnen bedingungsloses Grundeinkommen ab''], Der Spiegel, 30. April 2018.</ref> |
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* Basic Income European Network (BIEN) (1986) jetzt [[Basic Income Earth Network]]<ref> [http://www.basicincome.org Basic Income Earth Network] </ref> gegründet von [[Philippe Van Parijs]] der auch ''Arguing for Basic Income. Ethical Foundations for a Radical Reform'' ([[#Literatur|Lit.]]: Van Parijs, 1992) veröffentlichte |
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* seit Oktober 2002 „Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt“ in Österreich <ref> [http://www.grundeinkommen.at grundeinkommen.at] </ref> |
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* seit Dezember 2003 Freiheit statt Vollbeschäftigung <ref> [http://www.FreiheitstattVollbeschaeftigung.de Freiheit statt Vollbeschäftigung] </ref><ref> [http://www.freiheitstattvollbeschaeftigung.de/plakataktion.htm Freiheit statt Vollbeschäftigung]</ref>. |
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* seit Juli 2004 „[[Netzwerk Grundeinkommen]]“<ref>[http://www.grundeinkommen.de Netzwerk Grundeinkommen] (Deutschland)</ref> |
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* seit Oktober 2005 [[Unternimm die Zukunft]] von [[dm-drogerie markt|dm]]-Gründer [[Götz Werner]] (Zusammenlegung von Sozialleistungen, langfristiger Ersatz von [[Einkommensteuer (Deutschland)|Einkommens-]] und [[Unternehmensbesteuerung|Unternehmenssteuer]] durch Erhöhung der [[Mehrwertsteuer]] |
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* seit 2005 [[Bundesarbeitsgemeinschaft Grundeinkommen in und bei der Linkspartei.PDS ]] (mit WASG-Mitgliedern) <ref>[http://www.bag-grundeinkommen.de BAG Grundeinkommen in und bei der Linkspartei]</ref> |
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* [[Deutscher Bundesjugendring|Deutscher Bundesjugendring]]<ref> [http://www.dbjr.de/index.php?m=2&id=156&jahr=2004 Bundesjugendring:] Grundeinkommen für alle, 3.12.2004</ref> |
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* [[attac]] insbes. [[Werner Rätz]]<ref>[http://www.attac.de/genug-fuer-alle/cms/articles.php?cat_id=3 attac.de:] Grundeinkommen</ref> |
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* [[Ulrich Oevermann]] (Soziologe) seit 1983 |
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*[[Claus Offe]] (Hertie School of Governance, Berlin, siehe Nachwort zu Vanderborght/ Van Parijs) |
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* Enno Schmidt und Daniel Häni (Initiative-Grundeinkommen Schweiz <ref>[http://www.initiative-grundeinkommen.ch initiative-grundeinkommen.ch]</ref>) |
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Der Philosoph [[Richard David Precht]] sieht ein bedingungsloses Grundeinkommen von 1500 Euro als ein Mittel, um die im Fortgang der [[Digitale Revolution|Digitalen Revolution]] zu erwartende höhere Arbeitslosigkeit aufzufangen und kollektive Armut vor allem im Alter zu verhindern. Dadurch werde ein allein auf Erwerbsarbeit gegründeter Leistungsbegriff überwunden, der ohnehin blind sei für die sozialen Lebensleistungen vieler Menschen. Damit entfalle zudem der Zwang, monotone und demoralisierende Arbeit auszuüben. Es gelte auch in dieser weiteren Revolution der Wirtschafts- und [[Arbeit (Philosophie)#Aufhebung des Arbeitsbegriffs seit Mitte des 20. Jahrhunderts|Arbeitswelt]], eine neue Ordnung und Balance herzustellen. „Wir werden wieder mehr Sozialismus in den Kapitalismus implementieren müssen […] – oder aber wir riskieren gewaltige ökonomische und gesellschaftliche Crashs.“<ref>''Jäger, Hirten, Kritiker.'' 2018, S. 141–149 und 253 (Zitat).</ref> |
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Aus der Politik: |
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Gegner befürchten, ein bedingungsloses Grundeinkommen werde Bürger häufiger zur Untätigkeit verleiten, da der materielle Anreiz zur Aufnahme einer Arbeit sinke. Wenn sich insbesondere für Menschen mit bisher geringem Einkommen Arbeit materiell kaum lohne, würden sich unter anderem nicht mehr genug Menschen finden, um niedrig entlohnte und besonders unangenehme Arbeiten auszuführen. Kritiker verweisen darauf, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen ein Anreiz zu verstärkter [[Illegale Einwanderung|Einwanderung]] sein könne,<ref>Richard Hauser: ''Alternativen einer Grundsicherung – soziale und ökonomische Aspekte.'' In: ''Zeitschrift Gesellschaft Wirtschaft Politik.'' Jg. 55, 2006, S. 331–348 ([https://www.boell.de/sites/default/files/assets/boell.de/images/download_de/wirtschaftsoziales/hauser_2006.pdf] (PDF) Volltext bei der Heinrich-Böll-Stiftung).</ref> es wird kritisiert, dass durch ein bedingungsloses Grundeinkommen ein hoher Anteil des [[Volkseinkommen]]s umverteilt würde. |
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* [[Thomas Straubhaar]] (Präsident des [[Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv|Hamburger Weltwirtschaftsinstitut]]) vertritt das Grundeinkommen zur Anpassung an die flexible Arbeitswelt (Kritik an womöglich zu hohem Grundeinkommen, da dies hohe Steuerlast bedeute) |
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* Bundespräsident [[Horst Köhler]] sprach sich Ende 2005 für eine negative Einkommenssteuer nach US-Vorbild aus<ref> [http://www.stern.de/politik/deutschland/552133.html?nv=nl_hp_tt_al Stern: Interview mit Horst Köhler] </ref>, dabei handelt es sich aber nicht um ein Grundeinkommen, da diese Negativsteuer nur an Erwerbstätige bzw. deren Haushalte gezahlt wird, also nicht arbeitsunabhängig ist |
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* [[Katja Kipping]] (Linkspartei), eine Sprecherin des ''Netzwerk Grundeinkommen''<ref>[http://www.bag-grundeinkommen.de Bundesarbeitsgemeinschaft Grundeinkommen in und bei der Linkspartei]</ref>, sieht eine Verbindung von bedingungslosem Grundeinkommen, Mindestlohn und allgemeiner Arbeitszeitverkürzung vor |
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* die [[Grüne Jugend]] hat ein bedingungsloses Grundeinkommen im Programm<ref>[http://www.gruene-jugend.de/beschluesse/129120.html#51 Grüne Jugend Bundesverband: das bedingungslose Grundeinkommen]</ref> |
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* [[Freie Demokratische Partei|FDP]]: „liberales [[Bürgergeld]]“, kein Grundeinkommen, da mit Arbeitsverpflichtung<ref> [http://www3.fdp-bundesverband.de/files/363/Abschlb-Buergergeld.pdf FDP: Das Liberale Bürgergeld] </ref> |
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* Thüringer Ministerpräsident [[Dieter Althaus|Althaus]] ([[CDU]]): „solidarisches Bürgergeld“ <ref> [http://www.presseportal.de/story.htx?nr=842515 presseportal.de:] „Der thüringische Ministerpräsident sei ein Vordenker, sein Engagement beispielsweise für ein Bürgergeld und eine grundlegende Neuorientierung und Vereinfachung unserer sozialen Sicherungssysteme, belege seinen Mut neue Wege zu gehen.“ </ref><ref> [http://www.tagesspiegel.de/politik/archiv/21.07.2006/2670612.asp tagesspiegel.de:] Thüringens Ministerpräsident will dasselbe wie Politiker der Linkspartei: ein Bürgergeld für alle.</ref><ref> [[n:Bürgergeld für alle fordert Thüringens Ministerpräsident Althaus (CDU)|wikinews: Bürgergeld für alle fordert Thüringens Ministerpräsident Althaus (CDU)]] </ref><ref> [http://www.d-althaus.de/index.php?id=52 d-althaus.de:] </ref> |
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* Kurt Biedenkopf (zum Thema): „in diese Richtung sollten wir weiterdenken“, aber nicht als bedingungsloses Einkommen<ref>[http://www.merkur.de/2006_30_In_diese_Richtung.14193.0.html?&no_cache=1 Rheinischer Merkur:] Autor Kurt Biedenkopf: STREITFALL GRUNDEINKOMMEN. In diese Richtung sollten wir weiterdenken. </ref>. |
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* [[Die Violetten]], [[APPD]], [[Deutsche Arbeitslosen Partei|DAP]], [[PsgD]] und viele andere kleinere Parteien haben ein Grundeinkommen im Programm |
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* [[SPÖ]]-Chef [[Alfred Gusenbauer]] gibt dem SPÖ-Anliegen der "bedarfsorientierten Grundsicherung" (die jedoch explizit kein bedingungsloses Grundeinkommen sein soll) höchste Priorität.<ref> [http://www.kurier.at/nachrichten/oesterreich/31754.php kurier.at:] Grundsicherung kostet 660 Millionen Euro </ref> |
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Der Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen [[Heiner Flassbeck]] meint, mit dem BGE werde {{" |eine sinnlose Umverteilungsmaschine in Gang gesetzt}}. Die eigentlichen Profiteure seien Gutverdiener, die es nicht bräuchten.<ref>Vgl. Heiner Flassbeck, [[Friederike Spiecker]], [[Volker Meinhardt]], [[Dieter Vesper]]: ''Irrweg Grundeinkommen. Die große Umverteilung von unten nach oben muss beendet werden.''; Westend Verlag, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-86489-006-2; siehe auch [http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/12/15/a0205 ''Nur ein großes Kuddelmuddel''.] In: [[die Tageszeitung]], 15. Dezember 2006. Siehe hierzu die Antwort von Wolfgang Strengmann-Kuhn in derselben Ausgabe: [http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/12/15/a0204 ''Grundeinkommen ist finanzierbar''.]</ref> [[Christoph Butterwegge]] äußert sich: {{" |Was soll daran fair sein, wenn der Milliardär dieselbe Summe ausgezahlt bekommt wie der Müllwerker? […] Ein ‚schlanker Staat‘ ist das Wunschbild der Neoliberalen, die in der sozialen Gerechtigkeit nur eine Fata Morgana sehen. Wer mehr soziale Gerechtigkeit verwirklichen möchte, benötigt dafür einen starken Sozialstaat, der Hilfebedürftige, aber nicht Wohlhabende und Reiche finanziell unterstützt. Um zwischen beiden Gruppen differenzieren zu können, braucht man eine staatliche Bürokratie, die nach Bedarfsgerechtigkeit strebt. Würde ein Grundeinkommen verwirklicht, hätten die Neoliberalen ihr Hauptziel erreicht: Den Sozialstaat zerschlagen und freie Bahn für den Markt geschaffen. |ref=<ref>[http://www.3sat.de/page/?source=%2Fmakro%2Fmagazin%2Fdoks%2F189268%2Findex.html Das bedingungslose Grundeinkommen hat viele Freunde. Der Armutsforscher Christoph Butterwegge gehört nicht dazu. Im Vorabinterview mit makro-Moderatorin Eva Schmidt geißelt er die Idee – und fordert eine solidarische Bürgerversicherung.] – [[Makro (Fernsehsendung)]], 14. Oktober 2016</ref>}} Der Wirtschaftswissenschaftler [[Heinz-Josef Bontrup]] bezeichnet das BGE als „ökonomisch [[Skurrilität|skurrile]] Forderung“.<ref>[[Heinz-Josef Bontrup]]: ''Das bedingungslose Grundeinkommen – eine ökonomisch skurrile Forderung.'' In: [[Christoph Butterwegge]], Kuno Rinke (Hrsg.): ''Grundeinkommen kontrovers.'' Weinheim, Basel 2018, ISBN 978-3-7799-3987-0, S. 114–130.</ref> |
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== Zitate == |
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{{Zitat|Wir leben heute in einem Einkaufsparadies, das heißt, unsere Fähigkeit, Güter und Dienstleistungen hervorzubringen, ist größer als die Bedürfnisse der Menschen. (...) Die Produktivität hat die Bedürfnisentwicklung längst überholt, wir haben gesättigte Märkte, und wir brauchen immer weniger Menschen, um dieses Übermaß an Gütern zu produzieren. Jetzt ist der Moment gekommen, in dem wir uns vom Zwang der Arbeit befreien können. (...) Wenn aber die Menschen nicht mehr arbeiten müssen, weil Maschinen das zu einem immer größeren Teil erledigen - dann müssen wir sie eben mit Einkommen versorgen.|[[Götz Werner]]|[[brand eins]], März 2005 <ref>[http://brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1644 brandeins.de:] Interview mit Götz Werner</ref>}} |
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[[Frank-Walter Steinmeier|Bundespräsident Steinmeier]] sprach sich 2018 auf einem Bundeskongress des DGB zusammen mit [[Reiner Hoffmann]] gegen ein BGE als „Abstellprämie“ für die Stilllegung von Arbeitskraft aus;<ref>[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-05/deutscher-gewerkschaftsbund-bundeskongress-digitalisierung ''Bundespräsident Steinmeier gegen bedingungsloses Grundeinkommen.''] In: [[Zeit Online]], 13. Mai 2018.</ref> der Verweis auf das bedingungslose Grundeinkommen sei zu defensiv und käme einer Kapitulation gleich, Arbeit sei mehr als Einkommen, bedeute Lebensgestaltung und [[Arbeit (Philosophie)|Selbstbestimmung durch Arbeit]].<ref>[http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2018/05/180513-DGB.html ''21. Ordentlicher Bundeskongress des DGB.''] Website des Bundespräsidenten, 13. Mai 2018</ref> |
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{{Zitat|Seit 15 Jahren diskutiert man verschiedene Modelle. Das radikalste stammt von dem französischen Denker [[André Gorz]]: Er spricht von einem »bedingungslosen Grundeinkommen« für alle Bürgerinnen und Bürger. Doch sein Ansatz erfordert harte Umverteilungsmaßnahmen, die in einer parlamentarischen Demokratie sehr schwer durchsetzbar wären.|[[Peter Glotz]]|Brückenbauer Nr. 28, 11. Juli 2000}} |
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Der frühere SPD-Generalsekretär [[Hubertus Heil]] kritisierte die Althaus-Pläne für ein Grundeinkommen als „Stilllegungsprämie“. Menschen würden „als nutzlos abgestempelt“ und „mit Geld abgefunden“.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.morgenpost.de/content/2006/10/29/politik/862630.html |text=''SPD-General Heil flirtet mit den Liberalen''. |wayback=20061102213123}} In: ''[[Berliner Morgenpost]]'', 29. Oktober 2006</ref> [[Stephan Lessenich]] erarbeitete für die SPD-nahe [[Friedrich-Ebert-Stiftung]] eine Expertise zum Grundeinkommen.<ref>[[Friedrich-Ebert-Stiftung]]: [https://library.fes.de/pdf-files/wiso/06193.pdf ''Das Grundeinkommen in der gesellschaftspolitischen Debatte''] (PDF; 261 kB), März 2009</ref> Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), wirbt für das Konzept eines ''Solidarischen Grundeinkommens'': Menschen sollen nicht durch Alimentierung, sondern durch Arbeit ein Auskommen gesichert werden. Dabei stünde der Wert von Arbeit („über feste, unbefristete Stellen mit Sozialversicherung und einer Bezahlung nicht unter dem Mindestlohn“) im Mittelpunkt.<ref>{{Literatur |Autor=Bert Schulz |Titel=Michael Müller über das Aus für Hartz IV: „Das wird die Linkspartei ärgern“ |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2018-05-15 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/Michael-Mueller-ueber-das-Aus-fuer-Hartz-IV/!5502912/ |Abruf=2018-05-17}}</ref> Die ehemalige SPD-Vorsitzende [[Andrea Nahles]] lehnt ein BGE ab, stattdessen wirbt sie für die Förderung von 18-Jährigen mit einem bedingungslosen Startguthaben in Höhe von 15.000 bis 20.000 Euro.<ref>[https://www.zeit.de/karriere/2017-05/erwerbstaetigenkonto-andrea-nahles-bedingungsloses-grundeinkommen ''Andrea Nahles’ Antwort auf das Grundeinkommen''.] In: ''[[Die Zeit|Zeit Online]]'', 9. Mai 2017, abgerufen am 7. Mai 2019.</ref> |
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{{Zitat|Die Folge wäre, dass am Arbeitsmarkt der Kern aller Freiheit, nämlich die Freiheit Nein zu sagen, zur Geltung gebracht würde.|[[Claus Offe]]}} |
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Die wirtschaftsliberale [[Denkfabrik]] [[Stiftung Marktwirtschaft]] hat das bedingungslose Grundeinkommen als ein „unhaltbares Versprechen“ bezeichnet und dafür unter anderem folgende Gründe angegeben: Jugendliche und Kinder, vor allem aus sozial schwächeren Schichten, könnten, durch ein solches Grundeinkommen geblendet, die eigene Bildung und Qualifizierung vernachlässigen. Bei der Ersetzung des Sozialversicherungssystems fiele das Prinzip der [[Leistungsgerechtigkeit]] weg. Aufgrund des eigentumsrechtlichen Schutzes der Rentenansprüche erfordere ein solcher Systemwechsel lange Übergangszeiten. Ein an den Hauptwohnsitz gebundenes bedingungsloses Grundeinkommen hätte zudem eine „immense Attraktivität“ auf Menschen in anderen EU-Staaten und ließe erhebliche Einwanderungsströme erwarten. Eine Begrenzung des Grundeinkommens, um „grundeinkommensinduzierte Migrationsströme“ zu verhindern, ließe sich zwar gegenüber [[Drittstaat]]en umsetzen, käme aber leicht in Konflikt mit dem Europarecht und dem darin garantierten [[Recht auf Freizügigkeit]].<ref>Guido Raddatz: ''Das bedingungslose Grundeinkommen – Ein unhaltbares Versprechen''. Stiftung Marktwirtschaft, 2013, {{ISSN|1612-7072}}. S. 16 in Abschnitt 4.1 ''Ordnungspolitische und grundsätzliche Einwände gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen'', S. 24 ''Executive Summary''; [http://www.stiftung-marktwirtschaft.de/fileadmin/user_upload/Argumente/Argument_123_Bedingungsloses_Grundeinkommen_2013_09.pdf stiftung-marktwirtschaft.de] (PDF; 598 kB).</ref> |
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{{Zitat|Wir müssen ... überlegen, wie wir einen sozialen Fußboden einziehen, der klare und verbindliche Grundlagen schafft. Das müssen wir, weil wir kein Interesse daran haben können, dass sich das untere Drittel der Gesellschaft mit den restlichen zwei Dritteln in die Haare gerät. Der Fußboden heißt übrigens staatliches Grundeinkommen. Es dient dazu, dass der Gutverdienende und Kapitalist in Ruhe seine Arbeit machen kann.|[[Thomas Straubhaar]]|brand eins <ref> [http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1764 brandeins.de:] Interview mit Thomas Straubhaar. 7/2005</ref>}} |
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Nach Ansicht von [[Gerd Habermann]] vom [[Interessenverband]] [[Die Familienunternehmer – ASU]] beruht die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens auf einer Vorstellung von einem Staat, in dem alle auf Kosten aller anderen leben könnten. Die psychologischen Effekte seien ein starkes Sinken der Arbeitsmotivation, besonders bei den „Schlechterverdienenden“, sowie die Ausbreitung einer innovationsfeindlichen „Rentnermentalität“ (in den Wirtschaftswissenschaften spricht man von einer [[Politische Rente|Politischen Rente]] für Einkommen aus Transferleistungen und einer [[Rentenökonomie]] bei Ausnutzung derselben). Dass die Arbeit nicht ausgehe, zeigten sogenannte Vollbeschäftigungsländer von der [[Schweiz]] bis [[Neuseeland]]. |
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{{Zitat|De facto wäre das BGE nichts anderes als eine Lohnsubvention, die ein niedriges Lohnniveau absichert. Das BGE ist der konsequent zu Ende gedachte [[Kombilohn]].|[[Felix Klopotek]]: [[Konkret (Zeitschrift)|konkret]] 10 Oktober 2006}} |
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Im linken politischen Spektrum, in dem sich viele Unterstützer finden, hat sich eine kritische Debatte über das Grundeinkommen entzündet.<ref>Timo Reuter: [https://www.fr.de/fr-serien/ohne-soziale-sicherheit-freiheit-wenig-wert-11708137.html ''Ohne soziale Sicherheit ist Freiheit wenig wert''.] Frankfurter Rundschau, 28. Oktober 2015</ref> Der Sozialwissenschaftler [[Rainer Roth (Sozialwissenschaftler)|Rainer Roth]] bemängelt, dass das {{" |bedingungslose Grundeinkommen für alle die Interessen einer Minderheit}} widerspiegele.<ref>Rainer Roth: [http://www.gegen-sozialabbau.de/downloads/bge_rr.pdf ''Zur Kritik des bedingungslosen Grundeinkommens''.] (PDF; 38 kB) Februar 2006.</ref> Während eher skeptische Stimmen in der Diskussion über ein Grundeinkommen die Chance sehen, dass diese über sich selbst hinaus führen könne,<ref>Andreas Exner: [http://www.krisis.org/2007/geld-ist-tueckisch ''Geld ist tückisch''.] In: Organisation für Eine solidarische Welt: Bedingungsloses Grundeinkommen, ''Rundbrief Eine Welt'', Ausgabe 143, 2007, S. 3–5.</ref> erkennen andere im Grundeinkommen {{" |keinen Schritt in die richtige Richtung, sondern ein Projekt darum, wie man Armut besser verwalten, also erhalten kann}}.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.junge-linke.de/staat_und_nation/schwer_mit_dem_schnen_leben_da.html |text=''Schwer mit dem schönen Leben – Das Konzept des 'bedingungslosen Grundeinkommens’''. |wayback=20080917070654}} Text der Berliner Gruppe jimmy boyle</ref> |
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Das [[Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut|Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut]] sieht die Gefahr, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen in manchen Bereichen zur Ausweitung [[Prekäre Arbeit|prekärer Arbeitsverhältnisse]] führen könne. Die Löhne, der [[Kündigungsschutz]], und [[Tarifvertrag|tarifliche]] Strukturen könnten unter Druck geraten. Dies könne letztendlich zu einer zunehmenden Verunsicherung von Arbeitnehmern führen.<ref>{{Literatur |Autor=Dorothee Spannagel |Titel=Das bedingungslose Grundeinkommen: Chancen und Risiken einer Entkoppelung von Einkommen und Arbeit |Verlag=Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut |Datum=2015-05-24 |Online=https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_24_2015.pdf |Format=PDF |KBytes=}}</ref> |
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=== Österreich === |
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* Am 21. Oktober 2002 wurde das österreichische ''Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt – B.I.E.N. – Austria'' gegründet.<ref>[http://www.grundeinkommen.at/ Netzwerk Grundeinkommen B.I.E.N. Austria]</ref><ref>{{Literatur |Titel="Eine Initiative gegen Faulheit" |Sammelwerk=derStandard.at |Datum= |Online=http://derstandard.at/1363709352215/Eine-Initiative-gegen-Faulheit |Abruf=2017-02-06}}</ref> Es versammelt Personen, die das bedingungslose Grundeinkommen unterstützen, und veranstaltet einmal im Jahr eine Fachtagung sowie ein Netzwerktreffen. Als offenes Forum wurde am 8. September 2006 der Runde Tisch – Grundeinkommen gegründet. Er dient der Vernetzung unterschiedlicher Vereine, Initiativen und Personen, die sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzen, und trifft sich einmal im Monat im [[Amerlinghaus]] in [[Wien]]. |
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* Das Grundsicherungsmodell der [[Die Grünen – Die Grüne Alternative|Grünen]] soll vor Armut schützen und ist bedarfsorientiert und an „[[Arbeitswilligkeit]]“ geknüpft, also nicht bedingungslos. Die Höhe des Sicherungsniveaus hat sich daher zumindest an dem von der [[Armutsforschung]] als „Armutsgefährdungsschwelle“ angesehenen Wert von 60 % des [[Median]]einkommens zu orientieren. Diesen Betrag (2005 ca. 834 Euro) haben Grundsicherung und Wohngeld zusammen mindestens zu erreichen.<ref>{{Internetquelle |autor=Grüne |url=http://www.gruene.at/soziales_arbeit/grundsicherung/ |titel=Grundsicherung, lebenslagen- und bedarfsorientiert |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20121026173145/http://www.gruene.at/soziales_arbeit/grundsicherung/ |archiv-datum=2012-10-26 |abruf=2009-08-21}}</ref> |
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* Die [[Kommunistische Partei Österreichs|KPÖ]] beschloss auf einem Parteitag im Oktober 2014 die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen in existenzsichernder Höhe.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.kpoe.at/home/positionen/programmatik-kpoe/36-parteitag/antraege/2014/antrag-es-ist-genug-fuer-alle-da |titel=KPÖ-Parteitag Antrag: Es ist genug für alle da |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20201025214501/http://www.kpoe.at/home/positionen/programmatik-kpoe/36-parteitag/antraege/2014/antrag-es-ist-genug-fuer-alle-da |archiv-datum=2020-10-25 |abruf=2020-09-27 |archiv-bot=2022-10-09 11:37:37 InternetArchiveBot}}</ref> |
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* Die Bürgerrechtsbewegung Generation Grundeinkommen fördert die Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen. Zusätzlich war die Einreichung eines Volksbegehrens über die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Österreich ein Ziel der Initiative.<ref>{{Internetquelle |url=https://fuereinander.jetzt/ |titel=Startseite {{!}} GG |abruf=2018-08-14}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Generation Grundeinkommen Österreich |url=https://www.startnext.com/income |titel=Grundeinkommen in Österreich abstimmen |abruf=2018-08-14}}</ref> |
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* Im Juli 2016 wurde der Verein '''BGE''' – '''B'''edingungsloses-'''G'''rund-'''E'''inkommen gegründet, welcher auch als gleichnamige Partei gemäß § 1 Abs. 4 PartG mit Satzung vom 11. Januar 2018 beim BMI registriert wurde. Mit dem Grundeinkommen-Modell ''BGE 100%'', das zehn Kriterien beinhaltet, will man bei den kommenden Wahlen antreten.<ref>[https://partei-bge.eu/ partei-bge.eu]</ref> |
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* Bei der [[Nationalratswahl in Österreich 2019|Nationalratswahl 2019]] traten die Parteien [[Jetzt – Liste Pilz|JETZT]], [[Kommunistische Partei Österreichs|KPÖ]] und [[Wandel (Partei)|WANDEL]] für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens statt der Mindestsicherung ein.<ref>{{Internetquelle |url=https://wahlkabine.at/nationalratswahl-2019/stellungnahmen |titel=Nationalratswahl 2019 - Standpunkte |abruf=2019-11-21}}</ref> |
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* Im November 2019 erreichte das vom Grazer Privatmann Peter Hofer ohne Verein oder Partei im Hintergrund initiierte [[Volksbegehren (Österreich)|Volksbegehren]] zum bedingungslosen Grundeinkommen 69.940 Unterschriften, das entsprach 1,1 Prozent der 6.381.700 Unterzeichnungsberechtigten. Die Hürde von 100.000 notwendigen Unterschriften zur Behandlung im Parlament wurde damit nicht übersprungen.<ref name="orf3145456">{{Internetquelle |url=https://orf.at/stories/3145456/ |titel=Nur knapp 70.000 für Grundeinkommen-Volksbegehren |werk=[[ORF.at]] |datum=2019-11-25 |abruf=2019-11-25}}</ref> |
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* Im Dezember 2019 wurde der Verein ''Das Grundeinkommen'' gegründet, der von Oktober 2020 bis Mai 2021 die Ringvorlesung ''Ein 1000er mehr? – Das Bedingungslose Grundeinkommen – soziale, ökonomische, anthropologische und ethische Aspekte des bedingungslosen Grundeinkommens'' organisierte und seither die Buchreihe ''Überlegungen zum Grundeinkommen'' herausgibt, von der bisher 6 Bände erschienen sind.<ref>[https://www.das-grundeinkommen.org/ Verein Das Grundeinkommen]</ref><ref>[https://ringvorlesung2020.blogspot.com/ www.ringvorlesung.at]</ref><ref>[https://www.bod.de/buchshop/catalogsearch/result/index/?q=%C3%9Cberlegungen%20zum%20Grundeinkommen Buchreihe Überlegungen zum Grundeinkommen]</ref> |
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* Am 6. Februar 2020 starteten mehrere österreichische Grundeinkommensprojekte (Runder Tisch Grundeinkommen, Netzwerk Grundeinkommen, Attac Inhaltsgruppe Grundeinkommen, Verein Das Grundeinkommen, Verein Generation Grundeinkommen, Runder Tisch Grundeinkommen Salzburg) gemeinsam ein neues Volksbegehren zum bedingungslosen Grundeinkommen mit der Sammlung von Unterstützungserklärungen. Bis zum Ende der Eintragungswoche am 9. Mai 2022 wurden 168.981 Unterschriften gesammelt, sodass das Volksbegehren im Parlament behandelt werden musste.<ref>{{Internetquelle |autor=Bundesministerium für Inneres |url=https://www.bmi.gv.at/411/files/registrierte_Volksbegehren/Text_Bedingungsloses_Grundeinkommen_umsetzen.pdf |titel=Wortlaut des Volksbegehrens "Bedingungsloses Grundeinkommen umsetzen!" |werk=www.bmi.gv.at |format=PDF |abruf=2020-02-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.volksbegehren-grundeinkommen.at/ |titel=Volksbegehren Grundeinkommen |abruf=2021-04-04}}</ref> Am 3. November 2022 fand daher eine 2-stündige Debatte im Ausschuss für Arbeit und Soziales statt, bei der sich allerdings sowohl die Abgeordneten wie auch die von den Fraktionen nominierten Experten gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen aussprachen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=MqD5MonPnpc&t=5s/ |titel=Volksbegehren für Bedingungsloses Grundeinkommen im Parlament |abruf=2023-10-24}}</ref> |
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=== Schweiz === |
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<!-- chronologisch --> |
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[[Datei:Daniel Häni BGE Berlin 2013.jpg|mini|hochkant|[[Daniel Häni]] in Berlin (2013)]] |
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[[Datei:Enno 1200 5556.jpg|mini|hochkant|[[Enno Schmidt]] (2016)]] |
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==== Bewegung, Gruppe ==== |
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Seit dem Europa-Kongress von [[BIEN]], 2002 in Genf, ist der Verein BIEN-Schweiz aktiv.<ref>{{Webarchiv |url=http://bien-ch.ch/ |text=bien-ch.ch |wayback=20120409212924}}</ref> |
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Die ''[[Initiative Grundeinkommen]]'' wurde im Januar 2006 von [[Daniel Häni]] und [[Enno Schmidt]] gegründet und hat ihren Sitz in Basel. Ihr Ziel war es, die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens bekannt zu machen und die Erfolgschancen einer [[Volksinitiative (Schweiz)|Volksinitiative]] in der Schweiz zu ermitteln.<ref>[http://www.initiative-grundeinkommen.ch/ initiative-grundeinkommen.ch]</ref> |
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Laut dem Schweizer Ökonomen [[Thomas Straubhaar]] ist das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens „[…] im Kern nichts anderes als eine fundamentale Steuerreform“, die „alle sozialpolitischen Maßnahmen in einem einzigen Instrument, dem bedingungslos ausbezahlten Grundeinkommen, [bündelt].“<ref name=":5">{{Internetquelle |autor=Thomas Straubhaar |url=https://www.zeit.de/wirtschaft/2017-02/thomas-straubhaar-buch-bedingungsloses-grundeinkommen-auszug |titel=Das Grundeinkommen ist nichts anderes als eine Steuerreform |werk=Zeit Online |hrsg=[[Die Zeit]] |datum=2017-02-12 |abruf=2022-01-06}}</ref> Er hält ein BGE außerdem für sozial gerecht und argumentiert, obwohl alle Bürger am Monatsanfang den gleichen Geldbetrag in Form des Grundeinkommens erhalten würden, hätten Reiche in der Bilanz am Monatsende deutlich mehr Geld durch Steuern verloren, als sie durch das Grundeinkommen erhalten haben, während bei Ärmeren das Gegenteil der Fall wäre, ähnlich dem Prinzip einer negativen Einkommensteuer.<ref name=":5" /> |
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==== Parteien, Gewerkschaft ==== |
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Die [[Alternative Linke]] schrieb das BGE bei ihrer Parteigründung im März 2010 in ihren Handlungsschwerpunkten fest. |
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Im Oktober 2010 hat die [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz|SP Schweiz]] das BGE in ihr Parteiprogramm aufgenommen.<ref>[[Schweizerische Depeschenagentur|sda]]: [https://www.suedostschweiz.ch/politik/demokratischer-sozialismus-als-vision-der-sp-schweiz ''Demokratischer Sozialismus als Vision der SP Schweiz''.] In: ''[[Südostschweiz (Zeitung)|Südostschweiz]]'', 30. Oktober 2010</ref> |
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Die Gewerkschaft [[Syna]] hat sich am 29./30. Oktober 2010 auf ihrem Kongress in St. Gallen als erste Gewerkschaft der Schweiz für ein BGE ausgesprochen.<ref>mrs/[[Schweizerische Depeschenagentur|sda]][http://bazonline.ch/schweiz/standard/Gewerkschaft-Syna-will-das-bedingungslose-Grundeinkommen/story/27113124 ''Gewerkschaft Syna will das bedingungslose Grundeinkommen''.] In: ''[[Basler Zeitung]]'', 30. Oktober 2010</ref> |
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==== Parlamentarische Initiative ==== |
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Eine [[Parlamentarische Initiative]] von [[Josef Zisyadis]] ([[Alternative Linke|AL]]/[[Partei der Arbeit der Schweiz|PdA]], [[Kanton Waadt|Waadt]]) und [[Katharina Prelicz-Huber]] ([[Grüne Partei der Schweiz|GP]], [[Kanton Zürich|Zürich]]) zur Einführung eines BGE in der Schweiz wurde am 17. Juni 2011 abgelehnt.<ref>[[Schweizerische Depeschenagentur|sda]]: [http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/nationalrat_gegen_bedingungsloses_grundeinkommen_1.10953371.html ''Nationalrat gegen bedingungsloses Grundeinkommen''.] In: ''[[NZZ]]'', 17. Juni 2011</ref> |
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==== Volksinitiativen 2010/11 und 2012/16 ==== |
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Ein erster Anlauf 2010/2011 zu einer [[Eidgenössische Volksinitiative|Volksinitiative]] zum bedingungslosen Grundeinkommen (Volksinitiative „Für ein bedingungsloses Grundeinkommen finanziert durch Energielenkungsabgaben“) einer Gruppe von Initianten aus grünen Kreisen scheiterte an ungenügenden Anzahl Unterschriften. |
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Im April 2012 begann die oben genannte ''Initiative Grundeinkommen'' mit der Unterschriftensammlung für eine zweite Volksinitiative zu diesem Thema (Volksinitiative „Für ein bedingungsloses Grundeinkommen“), mit Beteiligung von BIEN-Schweiz, im Oktober 2013 reichte sie 126.000 Unterschriften in Bern ein. In Hinblick auf die kommende Volksabstimmung mehrten sich die kritischen Stellungnahmen. Insbesondere die Finanzierung warf Fragen auf.<ref>Florian Habermacher, [[Gebhard Kirchgässner]]: ''{{Webarchiv |url=http://www.unisg.ch/~/media/internet/content/dateien/unisg/schools/seps/economics/dp/2016/ewp-1607.pdf |text=Das bedingungslose Grundeinkommen: Eine (leider) nicht bezahlbare Idee. |wayback=20160508065951}}'' Discussion Paper No. 2016-07, [[Universität St. Gallen]] April 2016</ref><ref>Werner Enz: [https://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/das-bedingungslose-grundeinkommen-die-maer-von-den-schmerzfreien-milliarden-ld.6165 ''Die Mär von den schmerzfreien Milliarden''], [[NZZ]] 3.3.16.</ref><ref>''[https://www.nzz.ch/wirtschaft/wirtschaftspolitik/oekonom-thomas-straubhaar-nehmt-dampf-aus-der-fluechtlingsdebatte-ld.5752 Ökonom Thomas Straubhaar: «Nehmt Dampf aus der Flüchtlingsdebatte»] – Wie Länder um die Flüchtlingsbetreuung konkurrieren könnten und weshalb er ein bedingungsloses Grundeinkommen für Deutschland – nicht die Schweiz – sieht'', Interview Christoph Eisenring (Berlin). In: ''[[NZZ]]'', 27. Februar 2016</ref> |
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Auch diese zweite Volksinitiative scheiterte – sie wurde in der Volksabstimmung am 5. Juni 2016 abgelehnt. Bei einer Stimmbeteiligung von 47 % stimmten 23,1 % für und 76,9 % gegen die Initiative. Der Anteil der Nein-Stimmen schwankte in den einzelnen Kantonen zwischen 64 % ([[Kanton Basel-Stadt]]) und 87,4 % ([[Kanton Appenzell Innerrhoden]]).<ref>Bundeskanzlei: [https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/20160605/can601.html Vorlage Nr. 601, Resultate in den Kantonen]</ref> |
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{{Siehe auch|Initiative Grundeinkommen}} |
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=== Niederlande === |
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1985 empfahl der [[Wetenschappelijke Raad voor het Regeringsbeleid]] (Wissenschaftlicher Rat für Regierungspolitik), ein [[Think Tank]] der niederländischen Regierung, die Einführung eines Grundeinkommens.<ref>{{Literatur |Autor=Roswitha Pioch |Titel=Soziale Gerechtigkeit in der Politik: Orientierungen von Politikern in Deutschland und den Niederlanden |Verlag=[[Campus Verlag]] |Datum=2000 |Seiten=282}}</ref> 1987 gründeten drei Gewerkschaften die ''Stichting Werkplaats Basisinkomen'' (Stiftung Werkstatt Grundeinkommen). Diese ging 1991 in der noch heute bestehenden '' Vereniging Vriendinnen en Vrienden van het Basisinkomen'' (Vereinigung der Freundinnen und Freunde des Grundeinkommens), seit April 2013 kurz ''Vereniging Basisinkomen'' (Vereinigung Grundeinkommen), auf. 2023 sprach sich [[Volt Nederland|Volt]] in ihrem Programm für die Einführung aus.<ref>{{Internetquelle |url=https://myprivacy.dpgmedia.nl/consent?siteKey=w38GrtRHtDg4T8xq&callbackUrl=https%3a%2f%2fwww.trouw.nl%2fprivacy-wall%2faccept%3fredirectUri%3d%252fpolitiek%252fvolt-kiest-voor-een-federale-eu-en-klimaatneutraliteit-in-2040%257ebb7f4abe%252f |titel=Volt kiest voor een federale EU en klimaatneutraliteit in 2040 |werk=trouw.nl |datum=2023-09-05 |sprache=nl |abruf=2024-01-29}}</ref> |
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=== USA === |
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Die Idee des Grundeinkommens wurde in den USA auch von marktliberalen Ökonomen wie [[Milton Friedman]] vertreten.<ref>[https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2019-02-19/universal-basic-income-wasn-t-invented-by-today-s-democrats ''Why Legendary Economists Liked Universal Basic Income''.] bloomberg.com, 19. Februar 2019</ref> 1969 plante Präsident [[Richard Nixon]] die Einführung einer negativen Einkommensteuer unter dem Namen ''Family Assistance Plan''. Einer Familie mit zwei Kindern wären 1600 $ jährlich garantiert gewesen. Dieser Betrag wäre ab einem Einkommen von 720 $ um 50 % des 720 $ übersteigenden Betrages gekürzt worden. Das Gesetz wurde 1970 vom Repräsentantenhaus verabschiedet, scheiterte aber im Senat.<ref>New York Times, 7. Januar 1973: [https://www.nytimes.com/1973/01/07/archives/welfare-reform-born-aug-8-1969-died-oct-4-1972-a-sad-case-study-of.html Welfare reform: born, Aug. 8, 1969; died, Oct. 4, 1972—A sad case study of the American political process]</ref> |
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Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler [[Karl Widerquist]] spricht sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen aus und hält dessen Einführung für finanzierbar. Er merkt in diesem Zusammenhang an, dass es eine [[Milchmädchenrechnung]] sei, den Geldbetrag des Grundeinkommens mit der Bevölkerungszahl zu multiplizieren, da dies die Bruttokosten darstellt und diese Rechnung nicht berücksichtigt, dass das BGE ein System ist, bei dem die Bürger regelmäßig Steuern zahlen und gleichzeitig das Grundeinkommen erhalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://ralphbuncheinstitute.org/2021/03/29/where-is-the-ubi-movement-at-right-now-with-karl-widerquist/ |titel=A Global Look at Universal Basic Income with Karl Widerquist |werk=Ralph Bunche Institute |datum=2021-03-29 |sprache=en-US |abruf=2022-01-06}}</ref> |
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Weitere prominente Befürworter und Unterstützer eines bedingungslosen Grundeinkommens aus den USA sind u. a. der Multiunternehmer [[Elon Musk]],<ref>{{Internetquelle |autor=Stefanie Kemmner |url=https://www.businessinsider.de/tech/elon-musk-darum-brauchen-wir-unbedingt-ein-bedingungsloses-grundeinkommen-2016-11/ |titel=Elon Musk: Darum brauchen wir unbedingt ein bedingungsloses Grundeinkommen |werk=www.businessinsider.de |hrsg=[[Business Insider]] |datum=2016-11-07 |abruf=2022-02-06}}</ref> [[Meta Platforms|Meta-Platforms]]-Gründer [[Mark Zuckerberg]],<ref>{{Internetquelle |autor=Chris Weller |url=https://www.businessinsider.de/wirtschaft/mark-zuckerberg-ueber-das-bedingungslose-grundeinkommen-2017-7/ |titel=Nach einer Alaska-Reise: Zuckerberg bekräftigt seine Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen |werk=www.businessinsider.com |hrsg=[[Business Insider]] |datum=2017-07-06 |abruf=2022-02-06}}</ref> [[Amazon]]-Gründer [[Jeff Bezos]],<ref>{{Internetquelle |autor=Danny Duncan Collum |url=https://sojo.net/magazine/december-2019/do-we-need-universal-basic-income |titel=Do We Need Universal Basic Income? |datum=2019-10-22 |sprache=en-US |abruf=2021-04-29}}</ref> [[Google LLC|Google]]-Gründer [[Larry Page]],<ref>{{Literatur |Titel=Larry Page's Slacker Utopia |Sammelwerk=Bloomberg.com |Datum=2014-07-07 |Sprache=en-US |Online=https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2014-07-07/larry-page-s-slacker-utopia |Abruf=2021-04-29}}</ref> [[Microsoft]]-Gründer [[Bill Gates]],<ref>{{Internetquelle |url=https://forkast.news/covid19-coronavirus-universal-basic-income-ubi-cash-job-losses-unemployment/ |titel=As world economies contort in coronavirus pain, the sun shines on universal basic income again |werk=Forkast |datum=2020-03-23 |sprache=en-US |abruf=2021-04-29}}</ref> [[Apple]]-[[Chief Executive Officer|CEO]] [[Tim Cook]],<ref>{{Internetquelle |autor=Pam Barker |url=https://www.europereloaded.com/apples-technocrat-ceo-tim-cook-seeks-elimination-money/ |titel=Apple’s Technocrat CEO Tim Cook Seeks ‘Elimination Of Money’ |datum=2018-03-02 |sprache=en-US |abruf=2022-10-16}}</ref> [[Twitter Inc.|Twitter]]-Gründer [[Jack Dorsey]],<ref>{{Internetquelle |url=https://www.cbsnews.com/news/jack-dorsey-twitter-guaranteed-income-programs-3-million-donation/ |titel=Universal basic income cause gets a $3 million boost from Jack Dorsey |sprache=en-US |abruf=2021-04-29}}</ref> [[eBay]]-Gründer [[Pierre Omidyar]],<ref>{{Internetquelle |url=https://futurism.com/4-another-case-for-ubi-ebay-founder-funds-basic-income-experiment-in-kenya |titel=A Billionaire Is Helping Fund a Massive Universal Basic Income Project |sprache=en-US |abruf=2021-04-29}}</ref> [[OpenAI]]-CEO [[Sam Altman]],<ref>{{Internetquelle |autor=Chris Weller |url=https://www.businessinsider.com/sam-altman-basic-income-gdp-profit-sharing-2017-12 |titel=One of the biggest VCs in Silicon Valley thinks he's found a way to unite liberals and conservatives over basic income |sprache=en-US |abruf=2023-03-31}}</ref> Autor und Futurologe [[Raymond Kurzweil]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kurzweilai.net/letter-from-ray-supporting-universal-basic-income-as-step-in-world-progress |titel=letter from Ray {{!}} Supporting universal basic income is a step in world progress |werk=Kurzweil |sprache=en-US |abruf=2021-04-29}}</ref> sowie der Astrophysiker [[Neil deGrasse Tyson]].<ref>{{Internetquelle |url=https://futurism.com/neil-degrasse-tyson-belief |titel=Neil deGrasse Tyson on science denial, political biases, and religious beliefs |sprache=en-US |abruf=2021-04-29}}</ref> |
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== Umsetzungsmodelle und Pilotprojekte == |
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=== Deutschland === |
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[[Datei:bge-demo.jpg|mini|Demonstration für das bedingungslose Grundeinkommen, Berlin (6. November 2010)]] |
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==== Rechtslage ==== |
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Nach heutiger Rechtslage besteht in der Bundesrepublik kein gesetzlicher Anspruch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen (vgl. [[Statuslehre (Recht)|Statuslehre]]: [[Statuslehre (Recht)#Status positivus|Status positivus]]). Es gibt die [[Grundsicherung]] nach [[SGB II]] und [[SGB XII]]. Menschen, die zum Beispiel wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen außerstande sind, sich persönlich oder sozial zu entfalten, haben einen rechtlich gesicherten Anspruch auf eine staatliche Leistung, die als Minimalgarantie ein [[soziokulturelles Existenzminimum]] gewährleisten muss.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Bundesverfassungsgericht]] |url=http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv040121.html |titel=Urteil BVerfGE 40, 121 [133] – Waisenrente II. Beschluß des Ersten Senats vom 18. Juni 1975 |werk=Deutschsprachiges Fallrecht (DFR) |datum=2007-04-02 |abruf=2008-11-08}}</ref> |
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==== Abgrenzung ==== |
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[[Datei:Aktion "Grundeinkommen JETZT!" zur Anhörung der Bundestagspetition von Susanne Wiest - 50539602606.jpg|mini|Oktober 2020]] |
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Obwohl die ähnlich klingende Bezeichnung dies suggeriert, ist das im Juli 2019 in [[Berlin]] eingeführte Pilotprojekt ''Solidarisches Grundeinkommen (SGE)'' des [[Regierender Bürgermeister von Berlin|Regierenden Bürgermeisters]] [[Michael Müller (Politiker, 1964)|Michael Müller]] kein bedingungsloses Grundeinkommen. Es handelt sich dabei vielmehr um eine begrenzte Zahl neu geschaffener Stellen im [[Öffentlich geförderter Beschäftigungssektor|öffentlich geförderten Beschäftigungssektor]], in denen Arbeitslose, die bestimmte Kriterien erfüllen, nach [[Tarifvertrag|Tarif-]] oder [[Mindestlohngesetz (Deutschland)|Mindestlohn]] bezahlt werden.<ref>{{Internetquelle |autor=Maria Mast |url=https://www.zeit.de/arbeit/2019-07/solidarisches-grundeinkommen-langzeitarbeitslose-perspektiven-wirtschaftsforscher-juergen-schupp/komplettansicht |titel=Solidarisches Grundeinkommen: "Der Job ist nicht toll bezahlt, aber auch nicht prekär" |werk=[[Die Zeit|Zeit Online]] |datum=2019-07-04 |abruf=2019-08-01}}</ref> Der Wirtschaftswissenschaftler [[Bert Rürup]] nannte das ''Solidarische Grundeinkommen'' eine „unsolidarische Mogelpackung“.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Bert Rürup]] |url=https://research.handelsblatt.com/assets/uploads/AnalyseHartzIVReform.pdf |titel=Solidarisches Grundeinkommen – eine unsolidarische Mogelpackung |werk=[[Handelsblatt]] Research Institute |datum=2018-04-06 |format=PDF; 309 kB |abruf=2019-08-01}}</ref> |
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==== Initiativen und Projekte ==== |
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Mitte 2010 wollte die [[Breuninger]]-Stiftung in Deutschland einen [[Feldversuch]] starten: 100 Bürger im wirtschaftlich potenten Stuttgart und 100 Bürger in einer wirtschaftlich schwachen Region in [[Brandenburg]] sollten für zwei Jahre ein monatliches Grundeinkommen von 800 Euro plus der notwendigen Beiträge zur [[Sozialversicherung]] erhalten.<ref>[http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,667336,00.html ''Praxistest für Grundeinkommen.''] In: ''manager-magazin.de''</ref> Die Finanzierung gelang nicht. |
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Im Juni 2014 gründete der Berliner [[Unternehmensgründung|Startup-Gründer]] [[Michael Bohmeyer]] den Verein ''[[Mein Grundeinkommen|Mein Grundeinkommen e. V.]]'', der über [[Crowdfunding]] Geld sammelt und unter den registrierten Bewerbern Grundeinkommen von jeweils 1000 Euro pro Monat für ein Jahr verlost. Ziel des Vereins ist zum einen die Verbreitung der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, zum anderen aber auch dessen Erforschung.<ref name="Grundeinkommen1" /><ref>[https://www.welt.de/wirtschaft/article130508733/Berliner-verlost-12-000-Euro-fuer-ein-Jahr-Nichtstun.html ''Berliner verlost 12.000 Euro für ein Jahr Nichtstun.''] In: ''welt.de''</ref> So initiierte der Verein in Kooperation mit dem [[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung|Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung]] Berlin auch das [[Pilotprojekt Grundeinkommen]], das über drei Jahre 122 Personen ein Grundeinkommen von 1200 Euro monatlich ausbezahlt und dessen Auswirkungen auf die Teilnehmer untersucht. Es gibt ebenfalls eine Vergleichsgruppe von 1380 Personen, die kein Grundeinkommen erhält.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.pilotprojekt-grundeinkommen.de/studie1 |titel=So funktioniert Studie 1 |werk=Pilotprojekt Grundeinkommen |abruf=2022-03-29}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.focus.de/finanzen/news/bedingungsloses-grundeinkommen-122-buerger-bekommen-jeden-monat-1200-euro_id_13355282.html |titel=Faulheitsprämie oder wegweisend? Jetzt startet das deutsche Grundeinkommen |werk=[[Focus Online]] |datum=2021-06-06 |abruf=2022-08-23}}</ref> Die Langzeitstudie wird ebenfalls über Crowdfunding finanziert und ist das erste nicht-staatlich finanzierte Projekt dieser Art in Deutschland. Es startete im Juni 2021 und endet 2024. Wenn das Zwischenergebnis der Studie 2023 Ergebnisse liefert, soll ebenfalls eine zweite Studie dazu starten.<ref>{{Internetquelle |autor=Andreas Becker |url=https://www.dw.com/de/pilotprojekt-grundeinkommen-startet-1200-euro-jeden-monat-einfach-so/a-54690017 |titel=Pilotprojekt Grundeinkommen startet: 1200 Euro - jeden Monat, einfach so |werk=Deutsche Welle |datum=2021-05-31 |abruf=2022-03-29}}</ref> |
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Im Juni 2017 vereinbarte die [[Kabinett Günther I|neue Landesregierung in Schleswig-Holstein]] ein Zukunftslabor als Modellprojekt zur Diskussion und Bewertung „neuer Absicherungsmodelle, zum Beispiel ein Bürgergeld, ein Grundeinkommen oder die Weiterentwicklung der sozialen Sicherungssysteme“. Der Grünen-Politiker [[Robert Habeck]] bevorzugt hierbei ein BGE als Modellversuch, der [[Schleswig-Holstein|schleswig-holsteinische]] Sozialminister [[Heiner Garg]] (FDP) bevorzugt ein [[liberales Bürgergeld]].<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/politik/jamaika-koalition-schleswig-holstein-testet-bedingungsloses-grundeinkommen-27867612 Jamaika-Koalition: Schleswig-Holstein testet Bedingungsloses Grundeinkommen], [[Berliner Zeitung]], 28. Juni 2017</ref> |
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Die Initiative [[Expedition Grundeinkommen]] führt seit 2020 in mehreren Bundesländern Volksbegehren durch, deren Ziel Modellversuche zum Grundeinkommen in den jeweiligen Ländern sind. |
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In Berlin scheiterte 2022 das Volksbegehren zum Grundeinkommen an der erforderlichen Mindestunterstützerzahl.<ref>{{Internetquelle | autor=AFP, Alena Kammer | url=https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-09/berlin-bedingungsloses-grundeinkommen-unterschriften | titel=Berlin: Volksentscheid zu bedingungslosem Grundeinkommen in Berlin gescheitert | werk=[[zeit.de]] | datum=2022-09-06 |abruf=2024-01-27}}</ref> |
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=== Schweiz === |
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Die Regisseurin und Filmemacherin Rebecca Panian startete 2018 eine Initiative für ein [[Pilotprojekt]], um 2019 in einem Schweizer Dorf ein Jahr lang das BGE zu testen. Sie wollte als Projektleiterin den Test filmisch begleiten. Die Kosten sollten über [[Crowdfunding]] oder eine [[Stiftung]] finanziert werden. Wegen der Bevölkerungsstruktur wurde [[Rheinau ZH]], eine Gemeinde mit 1300 Einwohnern, ausgewählt. |
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Der Gemeinderat stimmte einem BGE für alle mit Stichtag 5. Juni 2018 in Rheinau lebenden Personen zu, die freiwillig am Projekt teilnehmen wollten. Erwachsene über 25 Jahren sollten monatlich 2500 Schweizer Franken erhalten (rund {{Wechselkurs|CHF|EUR|Faktor=2500 |NKS=-2}} Euro). Für jüngere Personen waren etwa 625 Franken vorgesehen. Das BGE sollte mit zusätzlichem Einkommen verrechnet werden.<ref>{{Internetquelle |autor=Raffaela Angstmann |url=https://www.nzz.ch/zuerich/grundeinkommen-soll-in-zuercher-gemeinde-rheinau-getestet-werden-ld.1391466 |titel=In der Zürcher Gemeinde Rheinau soll das Grundeinkommen getestet werden |werk=[[Neue Zürcher Zeitung]] |datum=2018-06-05 |abruf=2018-06-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://detektor.fm/gesellschaft/bedingungsloses-grundeinkommen-rheinau |titel=Rheinau bedingungslos glücklich? |werk=detektor.fm |datum=2018-06-07 |abruf=2018-06-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Charlotte Theile]] |url=https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schweiz-ein-dorf-testet-das-grundeinkommen-1.4005561 |titel=Ein Dorf testet das Grundeinkommen |werk=[[Süddeutsche Zeitung]] |datum=2018-06-06 |abruf=2018-06-17}}</ref> Für den Test hatten sich 770 Personen angemeldet. Das Projekt kam nicht zustande, weil trotz großer medialer Aufmerksamkeit zum Ende des knapp zweimonatigen Spendenzeitraums statt der benötigten 6,1 Millionen nur 150.000 Franken eingegangen waren.<ref>{{Internetquelle |autor=Corina Gall |url=https://www.nzz.ch/zuerich/grundeinkommen-projekt-in-rheinau-ist-gescheitert-ld.1441784 |titel=Experiment zum Grundeinkommen in Zürcher Gemeinde scheitert |werk=www.nzz.ch |datum=2018-12-04 |abruf=2018-12-07}}</ref> |
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=== Spanien === |
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2017 begann ein Experiment mit 1.000 zufällig ausgewählten Haushalten aus ärmeren Stadtteilen [[Barcelona]]s. Vorläufige Ergebnisse zeigten, dass das Grundeinkommen die Lebenszufriedenheit und die psychische Gesundheit steigerten.<ref>{{Internetquelle |autor=Sigal Samuel |url=https://www.vox.com/future-perfect/2020/2/19/21112570/universal-basic-income-ubi-map |titel=Everywhere basic income has been tried, in one map |hrsg=Vox |datum=2020-02-19 |sprache=en |abruf=2022-05-02}}</ref> |
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=== USA === |
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1967 wurde in den USA unter [[Lyndon B. Johnson|Präsident Johnson]] eine Kommission zu einem garantierten Mindesteinkommen eingerichtet, als der bedeutende [[Neoliberalismus|neoliberale]] Ökonom Milton Friedman eine an ein Erwerbseinkommen geknüpfte negative Einkommensteuer vorschlug. Nach zwei Jahren wurde der Bericht der Kommission veröffentlicht, die aus Unternehmern, Gewerkschaftern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bestand und die sich einhellig für ein garantiertes Mindesteinkommen aussprach. |
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Der Bericht fand kaum Resonanz. Bürger und Politiker konnten sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, allen Menschen ein bestimmtes Einkommen zu garantieren. Trotz der Empfehlung der Kommission glaubten viele Politiker, dass allein die Idee eines garantierten Einkommens den Arbeitswillen einer ganzen Generation US-Amerikaner unterminieren würde. |
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Trotzdem gab es von der US-Regierung Pilotprojekte, um die praktischen Folgen eines garantierten Mindesteinkommens zu testen. Zu ihrer Überraschung stellte sich heraus, dass der Antrieb, sich eine Arbeit zu suchen, bei den Empfängern nicht nennenswert schwächer wurde.<ref>Jeremy Rifkin: ''Das Ende der Arbeit'', ISBN 3-596-16971-2, S. 205–208</ref> |
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Seit Februar 2019 wird in Stockton im kleineren Rahmen ein soziales Experiment unter dem Namen ''Stockton Economic Empowerment Demonstration'' (SEED) über den Effekt vom sogenannten „Guaranteed Income“ durchgeführt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.stocktondemonstration.org/ |titel=The Stockton Economic Empowerment Demonstration |hrsg=SEED |abruf=2019-11-22}}</ref> Dazu erhalten 125 zufällig ausgewählten Bürger von Stockton über einen Zeitraum von 24 Monaten 500 US-Dollar pro Monat zur freien Verfügung.<ref>https://www.stocktondemonstration.org/</ref> Ein unabhängiges Forschungsteam unter der Leitung zweier Professorinnen begleitet das Projekt und wird am Ende einen Bericht erstellen.<ref>{{Internetquelle |autor=Chris Weller |url=https://www.businessinsider.de/grundeinkommen-experiment-in-den-usa-2018-1 |titel=Krisengebeutelte Stadt in den USA führt das Grundeinkommen ein — die Erklärung ist erstaunlich |werk=[[Business Insider]] |datum=2018-01-31 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180410065101/http://www.businessinsider.de/grundeinkommen-experiment-in-den-usa-2018-1 |archiv-datum=2018-04-10 |abruf=2019-11-04 |archiv-bot=2023-03-17 22:02:13 InternetArchiveBot}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Rebecca Loya, Thomas M. Shapiro |url=https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/das-grundeinkommen-ist-ein-erbe-von-king |titel=Das Grundeinkommen und Martin Luther King |werk= [[der Freitag]] |datum=2019-04-25 |abruf=2019-11-04}}</ref> |
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In einer von [[Sam Altman]] unterstützen Studie erhielten 1000 Teilnehmer in den US-Staaten [[Texas]] und [[Illinois]] von 2020 an drei Jahre lang 1000 US-Dollar im Monat, 2000 Teilnehmer in einer Kontrollgruppe 50 $ im Monat. Das Einkommen der Kontrollgruppe stieg stärker und der Beschäftigungsgrad war 2 Prozent höher als bei der Gruppe, die 1000 $ im Monat erhielt. Während der Studie, die während der COVID-19-Pandemie begann, stieg das Einkommen der Empfänger von 1000 Dollar monatlich durchschnittlich von knapp 30000 $ pro Jahr auf 45710 $, in der Kontrollgruppe bei ähnlichem Ausgangsniveau auf 50970 $. Die Kontrollgruppe gab weniger für Gesundheit aus, signifikante Unterschiede im Gesundheitszustand beider Gruppen gab es aber nicht.<ref>[https://observer.com/2024/07/sam-altman-vision-universal-basic-income-taking-shape/ A Sam Altman-Backed Group Studied Universal Basic Income For 3 Years. Here’s What They Found.]</ref><ref>Business Insider: [https://www.businessinsider.com/sam-altman-basic-income-study-results-2024-7 Sam Altman's basic-income study is out. Here's what it found.]</ref> |
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=== Brasilien === |
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In [[Brasilien]] wurden unter Präsident [[Luiz Inácio Lula da Silva|Lula]] erste Schritte für ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeleitet. Als erste erhielten die Ärmsten einen geringen Betrag, bis 2010 sollten die Zahlungen auf die gesamte Bevölkerung ausgedehnt werden, was aber nicht umgesetzt wurde.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/Ein-paar-Dollar-genuegen;art6066,59261?show=twy200766-11E |titel=Ein paar Dollar genügen |datum=2011-09-06 |abruf=2023-06-20 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110906015506/http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/Ein-paar-Dollar-genuegen;art6066,59261?show=twy200766-11E |archiv-datum=2011-09-06 |offline= |archiv-bot=2024-07-23 00:11:36 InternetArchiveBot }}</ref><ref>[http://lateinamerika-nachrichten.de/?aaartikel=almosen-fuer-alle lateinamerika-nachrichten.de] Almosen für alle!: Brasilien garantiert seit diesem Jahr seinen Einwohnern eine Grundrente</ref> |
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Brasilien hat 2004 als erster Staat das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen in die Verfassung aufgenommen. Im Gesetz 10.835/2004 wird das Recht aller Brasilianer auf ein bedingungsloses Grundeinkommen festgelegt. Garantiert wird eine staatliche Leistung für alle Bürger, die mindestens fünf Jahre im Land leben. Diese soll die [[Grundbedürfnis]]se von Ernährung, Bildung und Gesundheit abdecken – unabhängig davon, ob der Empfänger arbeitet oder Vermögen hat. Eine Klausel im Gesetz (die „renda básica“ solle „schrittweise“ eingeführt werden) schiebt die Umsetzung jedoch auf die lange Bank. Bislang wurde nur die ''[[Bolsa Família]]'' eingeführt, eine staatliche Leistung für die ärmsten Haushalte im Land. Diese ist an Bedingungen geknüpft und setzt Bedürftigkeitsprüfungen voraus. Zwar erreicht die ''Bolsa Familia'' mittlerweile rund ein Viertel aller Brasilianer, jedoch fehlt es vielen weiteren Bedürftigen an Informationen und Unterstützung durch lokale Verwaltungen. Von 2008 bis 2014 zahlte die brasilianische Nichtregierungsorganisation ReCivitas in dem kleinen brasilianischen Dorf Quatinga Velho in der Nähe von [[São Paulo]] ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Ausnahme und ohne Bedingung monatlich an alle Empfänger aus, um dessen Wirksamkeit in der Praxis zu erproben.<ref>{{Webarchiv |url=http://bge-brasilien.de/ |text=Quatinga Velho |wayback=20170605215313}}</ref> Die Finanzierung des Pilotprojekts beruht bisher hauptsächlich auf Spendeneinnahmen. Das von ReCivitas gezahlte Grundeinkommen beträgt monatlich 30 Real (rund 11 Euro) – für ein Jahr pro Person etwa 130 Euro. Die Bilanz nach vier Jahren: Bis zu 127 Menschen nahmen gleichzeitig das Grundeinkommen in Anspruch. Sie investierten den größten Geldbetrag in die Verbesserung des eigenen Wohnraums, gefolgt von Medizin für ihre Kinder. An dritter Stelle standen unterschiedliche, Einkommen schaffende Maßnahmen.<ref>[https://www.nd-aktuell.de/artikel/180861.renda-basica-statt-bolsa-familia.html neues deutschland (2. Oktober 2010):] »Eine brasilianische Nichtregierungsorganisation praktiziert Grundeinkommen«</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://publik.verdi.de/2010/ausgabe-11/gesellschaft/reportage/seiten-12-13/A0 |text=ver.di PUBLIK (11. November 2010): |wayback=20160805115434 |archiv-bot=2023-03-17 22:02:13 InternetArchiveBot}} »Sie gingen hin und fingen an«</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.entwicklungshilfe3.de/projekte/weltweit/brasilien/brasilien-grundeinkommen/ |text=Quatinga Velho – Bedingungsloses Grundeinkommen. |archive-is=20130630210019}} Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe, 2013</ref> |
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Bis Februar 2011 waren 26 % der brasilianischen Bevölkerung von dem Programm betroffen, das 50 Millionen Menschen umfasst.<ref>{{Literatur |Autor=Claire Provost |Titel=Social security is necessary and globally affordable, says UN |Sammelwerk=The Guardian |Datum=2011-02-21 |ISSN=0261-3077 |Online=https://www.theguardian.com/global-development/poverty-matters/2011/feb/21/social-protection-innovation-un |Abruf=2021-03-28}}</ref> Ab März 2020 umfasst das Programm 13,8 Millionen Familien und zahlt durchschnittlich 29 Euro pro Monat in einem Land, in dem der Mindestlohn 161 Euro pro Monat beträgt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.npr.org/2020/08/31/906215778/coronavirus-hit-brazil-considers-major-public-funds-for-poor-and-unemployed |titel=Coronavirus-Hit Brazil Considers Major Public Funds For Poor And Unemployed |sprache=en |abruf=2021-03-28}}</ref> |
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=== Finnland === |
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Im Juni 2015 wurde im Koalitionsvertrag der [[Kabinett Sipilä|finnischen Regierungsparteien]] festgelegt, als erstes europäisches Land ein (teilweise bedingtes) Grundeinkommen zu testen.<ref>[http://www.berliner-zeitung.de/geld/erstes-land-in-europa-finnland-testet-das-bedingungslose-grundeinkommen,21416254,31029574.html ''Finnland testet das bedingungslose Grundeinkommen''.] In: ''[[Berliner Zeitung]]'', 24. Juni 2015, abgerufen am 5. Juni 2016.</ref><ref name="N-TV">[https://www.n-tv.de/politik/Finnland-wagt-das-Sozial-Experiment-article15406276.html ''Bedingungsloses Grundeinkommen: Finnland wagt das Sozial-Experiment''.] In: ''[[n-tv]]'', 30. Juni 2015, u. a. mit „… in sämtlichen diskutierten Szenarien soll das Grundeinkommen an eine Erwerbstätigkeit gekoppelt werden, nach dem Modell einer negativen Einkommensteuer. Wer eine schlecht bezahlte Arbeit annimmt, bekommt vom Staat zusätzlich zum Lohn das Grundeinkommen.“ Abgerufen am 5. Juni 2016.</ref> Zwei Drittel der Finnen befürworteten das in einer Umfrage der finnischen Sozialversicherung [[Kansaneläkelaitos|Kela]]<ref>{{Webarchiv|url=http://www.kela.fi/web/en/organization |wayback=20151217032924 |text=Kela.fi |archiv-bot=2024-07-23 00:11:36 InternetArchiveBot }}</ref> vom selben Jahr.<ref>[http://blogi.kansanelakelaitos.fi/arkisto/2759 ''Kansa kannattaa perustuloa 1/3: Perustulolla suuri kannatus''.] Kela, 29. September 2015, abgerufen am 5. Juni 2016 (englisch).</ref><ref name="finland-vox151208">[https://www.vox.com/2015/12/8/9872554/finland-basic-income-experiment ''Finland’s hugely exciting experiment in basic income, explained''.] In: ''Vox.com'', 8. Dezember 2015, abgerufen am 5. Juni 2016 (englisch).</ref> |
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Unter Leitung von Kela wurde eine [[Feldstudie]] entworfen.<ref name="finnland-kela-151119">{{Webarchiv|url=http://www.kela.fi/web/en/press-releases/-/asset_publisher/LgL2IQBbkg98/content/universal-basic-income-options-to-be-weighed?_101_INSTANCE_LgL2IQBbkg98_redirect=%2Fweb%2Fen%2Fpress-releases |wayback=20151212192554 |text=''Kela: Universal basic income options to be weighed''. |archiv-bot=2024-07-23 00:11:36 InternetArchiveBot }} 19. November 2015.</ref> Es sollten zunächst verschiedene Modelle untersucht werden: ein tatsächlich bedingungsloses Grundeinkommen, eine bedingungslose Grundsicherung von mindestens 550 Euro unter Beibehaltung zusätzlicher Leistungen wie Wohngeld und eine [[negative Einkommensteuer]]. Die Aufwendungen wurden mit 20 Millionen Euro für zwei Jahre veranschlagt.<ref name="N-TV" /><ref name="finland-vox151208" /> |
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Ab Januar 2017 wurde an 2000 zufällig ausgewählte Arbeitslose anstelle von [[Arbeitslosengeld]] ein Grundeinkommen von 560 Euro im Monat bezahlt, befristet auf zwei Jahre.<ref>[https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bedingungsloses-grundeinkommen-finnland-zahlt-2000-arbeitslosen-560-euro-a-1127771.html ''Geld fürs Nichtstun: Finnland testet Grundeinkommen an Arbeitslosen''.] In: ''[[Spiegel Online]]'', 28. Dezember 2016; u. a. mit „Ablehnen können sie nicht. Sie wurden unter allen Personen zwischen 25 und 58 Jahren, die im November 2016 Arbeitslosengeld oder -unterstützung bekommen haben, ausgelost.“</ref> Die finnische Regierung lehnte im April 2018 eine Verlängerung ab.<ref>sueddeutsche.de>[http://www.sueddeutsche.de/1.3956654 ''Bedingungsloses Grundeinkommen bald passé''.] In: ''sueddeutsche.de''</ref> Im Mai 2020 zog die finnische Sozialversicherungsanstalt die Bilanz, die Arbeitslosenquote sei bei den Teilnehmern gesunken, wenn auch nicht [[Statistische Signifikanz|signifikant]] stärker als in der Kontrollgruppe. Bürokratie konnte eingespart werden, und die Teilnehmer hätten signifikant weniger Stress und gesundheitliche Probleme berichtet. Allerdings hatte Finnland während der Studiendauer neue Maßnahmen eingeführt, um arbeitslose Leistungsempfänger zu aktivieren, die sich nur auf die Kontrollgruppe auswirken konnten und daher einen Störfaktor ([[Störfaktor|Confounder]]) bildeten. Die Aussagen der Probanden zum seelischen und körperlichen Befinden waren zudem subjektiv und unvollständig; nur ein Drittel machte dazu überhaupt Angaben.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Heikki Hiilamo]] |url=https://www.helsinki.fi/en/news/nordic-welfare-news/heikki-hiilamo-disappointing-results-from-the-finnish-basic-income-experiment |titel=Heikki Hiilamo: "Disappointing results from the Finnish basic income experiment" |hrsg=Universität Helsinki |datum=2019-02-08 |sprache=en |abruf=2020-05-07}}</ref> Kela räumte ein, dass man lediglich sagen könne, „dass die beobachteten Effekte sowohl auf das Grundeinkommen als auch das Aktivierungsmodell zurückzuführen sind“, man wisse aber nicht, wie und in welchem Maße.<ref>{{Internetquelle |autor=[[Carsten Schmiester]] |url=https://www.tagesschau.de/ausland/grundeinkommen-finnland-103.html |titel=Grundeinkommen-Experiment: Finnen ziehen ernüchtert Bilanz |werk=[[tagesschau.de|Tagesschau]] |hrsg=ARD |datum=2020-05-07 |abruf=2020-05-07}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Patrick Bernau]] |url=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ergebnisse-des-grundeinkommen-experiment-in-finnland-16757054.html |titel=Experiment in Finnland: Was ein Grundeinkommen bringt |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |datum=2020-05-06 |abruf=2020-05-07}}</ref> |
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Im Frühjahr 2020 wurde Bilanz gezogen: Wegen überlagerter Effekte dieses Pilotprojekts und anderer Aktivierungsmaßnahmen sei es schwierig, den Beschäftigungseffekt zu beurteilen. Statt eines Grundeinkommens werden nun Vereinfachungen der sozialen Sicherung durch Pauschalbeträge für einzelne Empfängergruppen erwogen und finanzielle Sonderleistungen für Menschen, die aus eigenem Antrieb etwas für die Gemeinschaft tun.<ref>{{Internetquelle |autor=Carsten Schmiester |url=https://www.tagesschau.de/ausland/grundeinkommen-finnland-103.html |titel=Grundeinkommen-Experiment: Finnen ziehen ernüchtert Bilanz |werk=tagesschau.de |datum=2020-05-07 |abruf=2020-05-09}}</ref><ref>siehe auch zeit.de vom 11. Mai 2020: [https://www.zeit.de/arbeit/2020-05/grundeinkommen-finnland-arbeitsmarkt-grundsicherung-experiment-psychische-gesundheit ''Interview mit der Kela-Projektleiterin'']</ref> |
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=== Indien === |
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In [[Madhya Pradesh]] ([[Indien|Zentralindien]]) wurde in bisher 22 Dörfern, in denen Armut in einem besonders hohen Ausmaß herrscht, ein regelmäßiger Geldtransfer bereitgestellt. Ohne Bedingungen wird in den ausgewählten Dörfern an jeden Bürger ab 18 Jahre ein Monatsbetrag von 200 Rupien ausgezahlt; für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erhalten die Frauen 100 Rupien. 200 Rupien entsprechen bei Umrechnung mit Kaufkraftparitäten (Methode Weltbank-Atlas) etwa 10 Euro. Es handelt sich also um ein ''partielles Grundeinkommen'' (nicht existenz- und teilhabesichernd). Die Verwendung steht den Menschen frei.<ref>[https://www.grundeinkommen.de/29/11/2012/indien-erfolg-mit-pilotprojekten-fuer-sozialtransfers.html Netzwerk Grundeinkommen (29. November 2012):] »Indien: Erfolg mit Pilotprojekten für Sozialtransfers«</ref><ref>{{cite web|url=http://www.monde-diplomatique.de/pm/2013/05/10.mondeText.artikel,a0054.idx,20|title=Gründe für ein Grundeinkommen|date=2013-05-10|accessdate=2016-05-10|author=Mona Chollet|work=[[Le Monde diplomatique]]|archiveurl=https://web.archive.org/web/20130609114123/http://www.monde-diplomatique.de/pm/2013/05/10.mondeText.artikel,a0054.idx,20|archivedate=2013-06-09|offline=|archivebot=2022-10-09 11:37:37 InternetArchiveBot}}</ref><ref>[https://www.youtube.com/playlist?list=PLd2a3iX3Sh58AgT_YpnWKndarZ14s57WK Playlist auf YouTube mit verschiedenen Filmbeiträgen zum indischen Grundeinkommens-Pilotprojekt]</ref> |
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=== Iran === |
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Ähnlich wie in Alaska hat sich die iranische Regierung für eine Teilhabe der Bürger an den Gewinnen der Ölförderung entschieden. Pro Person wird zweimonatlich ein Betrag von umgerechnet 80 US-Dollar gezahlt, also 480 $ pro Person und Jahr. Mehr als 80 % der Iraner haben den Antrag gestellt.<ref>[http://grundeinkommen.de/08/02/2011/grundeinkommen-im-iran.html Grundeinkommen im Iran] // 8. Februar 2011, von Herbert Wilkens</ref> |
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=== Italien === |
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In Italien führte die [[Kabinett Conte I|Regierung Conte I]] auf Betreiben der [[Fünf-Sterne-Bewegung]] am 6. März 2019 ein Bürgergeld in Höhe von 780 € (Singles) bzw. 1280 € (Paare) ein. Obwohl es weder bedingungslos war, noch von allen beantragt werden konnte, wurde es von einigen als BGE-ähnlich eingestuft. Das Vorhaben wurde von Seiten der Gewerkschaften, Kirchen und Industrie als überteuert und Konjunkturbremse kritisiert, da die eingeplanten 15 Milliarden Euro Kosten komplett auf Kredit finanziert werden sollten und dieser Betrag auf der Investitionsseite fehlen würde. Das Kalkül der Regierung war hingegen, dass die Binnenkonjunktur durch den gesteigerten Konsum der ärmsten Bevölkerungsschichten gestärkt werde und sich die Kosten so [[Refinanzierung|refinanzieren]] würden.<ref>{{Literatur |Autor=Ulrike Sauer Rom |Titel=Italien führt das Bürgergeld ein |Sammelwerk=sueddeutsche.de |Datum=2019 |ISSN=0174-4917 |Online=https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/italien-grundeinkommen-cinque-stelle-1.4357211 |Abruf=2019-03-12}}</ref> Ende 2022 wurde durch die [[Kabinett Meloni|Regierung Meloni]] angekündigt, das Bürgergeld 2023 teilweise und 2024 vollständig abzuschaffen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/uri/ef20ec4e-d661-42f8-8db4-e420be459a3e |titel=Italien streicht Bürgergeld: Mit spürbaren Auswirkungen |datum=2023-11-01 |sprache=de |abruf=2023-11-05}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.nzz.ch/international/italiens-budget-auf-den-laerm-um-migranten-und-raver-folgt-die-rueckkehr-melonis-zu-den-realitaeten-ld.1713414 |titel=Giorgia Meloni schafft das umstrittene Bürgergeld wieder ab |hrsg=Neue Zürcher Zeitung |datum=2022-11-22 |sprache=de |abruf=2023-05-03}}</ref> Seit September 2023 gibt es für Alleinstehende im Alter von 18 bis 59 Jahren eine neue garantierte Mindesteinkommensmaßnahme namens „Supporto per la Formazione e Lavoro“ (SFL), die einen finanziellen Zuschuss von 350 € pro Monat mit der Verpflichtung zur Teilnahme an Kursen zur beruflichen Qualifizierung oder anderen aktiven Beschäftigungsmaßnahmen. Die Förderdauer beträgt 12 Monate, nicht verlängerbar. Die Höhe des Zuschusses kann mit Einkünften aus selbständiger oder unselbständiger Arbeit kumuliert werden, sofern diese 3.000 Euro brutto pro Jahr nicht übersteigen. Neben diesem Zuschuss hat die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni eine weitere Sozialhilfe eingeführt, die nur für Familien mit Minderjährigen, Menschen mit Behinderungen, Menschen über 60 Jahren und Menschen vom Sozialdienst unterstützt vorbehalten ist. Ein Maß für finanzielle Unterstützung und soziale und berufliche Eingliederung genannt „Assegno di Inclusione“ (ADI). mit einem Höchstbetrag von jährlich 6.000 Euro (500 Euro pro Monat), der je nach Zusammensetzung der Familiengemeinschaft und Wohnbedarf (für die Zahlung der Miete) auf bis zu weitere 3.360 Euro pro Jahr (280 Euro pro Monat) erhöht werden kann. Die Sozialhilfe dauert 18 Monate mit einer einmonatigen Unterbrechung und kann um weitere 12 Monate verlängert werden, jeweils mit einer einmonatigen Unterbrechung. Bei Aufnahme einer Erwerbstätigkeit ist die ADI-Zulage mit dem entsprechenden Einkommen bis zu 3.000 Euro pro Jahr kumulierbar. |
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=== Kanada === |
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[[Mincome]] war ein soziales Experiment der Jahre 1974 bis 1978, welches die Auswirkungen eines garantierten jährlichen Einkommenszuschusses in Abhängigkeit von Arbeit (negative Einkommensteuer) untersuchen sollte. Dabei wurde ein Zuschuss jeder Person und jeder Familie in Dauphin gewährt, welche unter die Armutsgrenze fiel. In der [[Stichprobe]] (Sample) der wissenschaftlichen Begleitung und Datenerhebung waren 1.300 Familien.<ref name="Widerquist">[[Karl Widerquist|K. Widerquist]]: [https://www.researchgate.net/profile/Karl_Widerquist/publication/222578698_A_failure_to_communicate_What_%28if_anything%29_can_we_learn_from_the_negative_income_tax_experiments/links/551060aa0cf20352196a1681.pdf#page=2&zoom=auto,-14,327 ''What (if anything) Can we Learn From the Negative Income Tax Experiments?''] (PDF) Review in: ''Journal of Socio-Economics (JSE)'', 2004, S. 4–9.</ref> |
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2016 wurde bekannt, dass in der Provinz [[Ontario]] ein neues Pilotprojekt geplant war.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kanada-kanadische-provinz-erwaegt-grundeinkommen-1.2900317 Kanadische Provinz Ontario erwägt Grundeinkommen] – ''[[Süddeutsche Zeitung|Süddeutsche]]'', 10. März 2016</ref> In den Städten bzw. der Umgebung von [[Hamilton (Ontario)|Hamilton]], [[Thunder Bay (Ontario)|Thunder Bay]] und [[Lindsay (Ontario)|Lindsay]] sollten ab 2017 drei Jahre die Auswirkungen eines BGE in den Bereichen [[Gesundheit]] und [[Bildung]] sowie auf die Arbeitsmarktchancen für [[Geringverdiener]] untersucht werden.<ref>[https://www.ontario.ca/page/ontario-basic-income-pilot ontario.ca]</ref> Das Projekt wurde nach einem Jahr vorzeitig beendet, als es nach den Wahlen in Ontario Mitte 2018 zu einem Regierungswechsel gekommen war.<ref>{{Internetquelle |autor=Vivien Timmler |url=https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ontario-projekt-grundeinkommen-in-kanada-gescheitert-1.4078874 |titel=Projekt Grundeinkommen in Kanada gestoppt |werk=www.sueddeutsche.de |datum=2018-08-02 |abruf=2018-08-05}}</ref> |
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=== Kuba === |
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Zwischen 1964 und 1973 herrschte in [[Kuba]] die Periode des „historischen Lohns“ – einem Einheitslohn unter Arbeitszwang in einer planwirtschaftlichen Verteilung der Arbeit, der vom Wirtschaftshistoriker [[Jörg Roesler]] als „fast bedingungsloses Grundeinkommen“ bezeichnet wurde. Es bestand keine Zuverdienstmöglichkeit über den Einheitslohn hinaus.<ref name="rosalux1">[[Jörg Roesler]]: [https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Utopie_kreativ/207/207Roesler.pdf ''Der »historische Lohn«: Kubas Erfahrungen mit einem (fast) bedingungslosen Grundeinkommen''.] (PDF; 87 kB) [[Rosa-Luxemburg-Stiftung]], Januar 2008</ref> |
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Folge dieser Bedingungen war ein rasantes Absinken der [[Arbeitsproduktivität]]. Staatlich festgesetzte Preise sorgten dafür, dass die Produktion der Waren häufig deutlich teurer war als der Verkaufserlös. In der Zuckerernte wurden immer mehr Menschen benötigt, um das gleiche Ernteergebnis einzufahren. Es kam zum starken Absinken der gesamten Produktion in Industrie und Landwirtschaft, was zu einer scharfen Versorgungskrise führte, die teilweise bis heute anhält. |
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Da diese Art des Einheitslohnes an die formale Bedingung der Aufnahme eines Arbeitsplatzes gekoppelt war, kam es nicht zu einem massiven Fernbleiben vom Arbeitsplatz. Jedoch musste in rückblickenden Studien festgestellt werden, dass zurückgehende Arbeitsproduktivität eines der Hauptprobleme für die Versorgungskrise war. Die Hoffnung, „dass die von der Ausbeutung befreiten Kubaner, statt der Not gehorchend, Erwerbsarbeit zu leisten, aus freier Entscheidung ihr Bestes für den Aufbau eines sozialistischen Kuba geben würden, wenn man ihnen nur die Zusammenhänge klar mache und mit gutem Beispiel vorangehen würde“, hierzu zeigte man beispielsweise Che Guevara im persönlichen Einsatz beim Schlagen von Zuckerrohr, erfüllte sich nicht.<ref name="rosalux1" /><ref name="Burchardt 1996:14">[[Hans-Jürgen Burchardt]]: ''Der lange Abschied von einem Mythos'', Schmetterling Verlag, 1996, S. 14 ff.</ref> |
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{{Siehe auch|Wirtschaft Kubas#Konsolidierung der Revolution|titel1=Abschnitt „Konsolidierung der Revolution“ im Artikel „Wirtschaft Kubas“}} |
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=== Kuwait === |
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Kuwait begann im Februar 2012 ein Experiment mit bedingungslosem Grundeinkommen, das jedoch zeitlich für seine 1,155 Millionen Bürger mit 1000 Dinar / Bürger (3.580 Dollar / Bürger) begrenzt war.<ref>{{Internetquelle |url=https://archive.wikiwix.com/cache/index2.php?url=http://binews.org/2011/05/kuwait-a-temporary-partial-basic-income-for-citizens-only/ |titel=KUWAIT: A Temporary, Partial basic income for Citizens Only {{!}} Basic Income News |abruf=2021-03-28}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Yannick Vanderborght |url=https://basicincome.org/news/2011/05/kuwait-a-temporary-partial-basic-income-for-citizens-only/ |titel=Kuwait: A Temporary, Partial basic income for Citizens Only |datum=2011-05-18 |sprache=en-US |abruf=2021-05-12}}</ref> |
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=== Macau === |
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[[Macau]] verteilt seit 2008 im Rahmen des Vermögensbeteiligungsmechanismus der Region einen Fonds an alle Einwohner, ob dauerhaft oder nicht. Im Jahr 2014 verteilte die Regierung 9.000 Patacas (rund 1.127 US-Dollar) an jeden ständigen Einwohner und 5.400 Patacas (676 US-Dollar) an nicht ständige oder mehr als 600.000 Begünstigte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.scmp.com/news/china/article/1354764/macaus-residents-each-get-9000-pataca-handout-critics-not-satisfied |titel=Macau's residents each get 9,000 pataca handout, but critics not satisfied |hrsg=''[[South China Morning Post|SCMP]]'' |datum=2013-11-12 |sprache=en |abruf=2021-05-12}}</ref> |
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=== Mongolei === |
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Die Regierung der [[Mongolei]] hat erste Schritte unternommen, um ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen. Ähnlich wie in Alaska soll das Geld aus Einnahmen durch den Verkauf von Bodenschätzen (hier: Gold, Kupfer) stammen. Der Fonds, aus dem die Auszahlung erfolgen soll, wurde bereits eingerichtet, und die Regierung hat die Auszahlung bereits zugesagt.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.bge-portal.de/20091204523/Nachrichten/Nachrichten/Grundeinkommen-in-der-Mongolei.html |text=bge-portal.de |wayback=20111022041922}} Grundeinkommen in der Mongolei</ref> |
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=== Namibia === |
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In [[Namibia]] erhielten die Einwohner der Ortschaft Otjivero-Omitara ein bedingungsloses Grundeinkommen, das „[[Basic Income Grant]]“ (BIG) genannt wird. Ziel war es, die Auswirkungen des BIG auf die Armut zu erfassen, zu belegen und die namibische Regierung von einer landesweiten Einführung des Grundeinkommens zu überzeugen.<ref>[[Allgemeine Zeitung (Windhoek)|Allgemeine Zeitung]]: [https://web.archive.org/web/20070811185916/http://www.az.com.na/politik/grundeinkommen-fr-squatter-gruppe.21098.php ''Grundeinkommen für Squatter-Gruppe.''] 8. August 2007</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://pressemitteilungen.epo.de/?p=1503 |text=''Bedingungsloses Grundeinkommen hilft den Menschen wieder auf die Beine'' |wayback=20130728182321}}, epo.de</ref> |
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Von Januar 2008 bis Dezember 2009 hat die den BIG in Otjivero organisierende BIG Koalition den ca. 1000 registrierten Bewohnern der Ortschaft ein Basic Income Grant (BIG) von monatlich 100 [[Namibia-Dollar|N$]] ausgezahlt. Der erste Halbjahresreport liegt als Zusammenfassung in deutscher Übersetzung vor,<ref>{{Webarchiv |url=http://bin-st.blog.de/2009/02/13/halbjahresbericht-big-coalition-namibia-zusammenfassung-deutsch-5567426 |text=basic income network südtirol: |wayback=20090706050442}} Halbjahresbericht der BIG Coalition Namibia | Zusammenfassung auf Deutsch</ref> darüber hinaus der ausführliche Jahresbericht 2008 auf Englisch.<ref>[http://www.bignam.org/Publications/BIG_Assessment_report_08b.pdf Bericht der BIG Coalition Namibia 2008] (PDF; 2,4 MB) | Ausführlicher Jahresbericht 2008</ref> Das Projekt wurde aufgrund seiner positiven Effekte (Reduzierung der Unterernährung, der Arbeitslosigkeit, Anzahl der Schulabbrüche und Rückgang der Kriminalität) auf privater Basis mit einer Auszahlung von monatlich 80 N$ zunächst weitergeführt.<ref>[https://web.archive.org/web/20091213021703/http://www.az.com.na/politik/big-projekt-geht-nchstes-jahr-weiter.99270.php ''BIG-Projekt geht nächstes Jahr weiter''], Allgemeine Zeitung vom 9. Dezember 2009</ref> Laut BIG Koalition konnte diese reduzierte Zahlung nur bis März 2012 gesichert werden.<ref>{{cite web|url=http://bignam.org/BIG_pilot.html|title=Pilot Project|accessdate=2016-05-10|publisher=bignam.org}}</ref> Die namibische Regierung mochte das Grundeinkommen nicht landesweit umsetzen, worüber die Initiatoren ihre Enttäuschung zum Ausdruck bringen. Seit März 2012 hing die Auszahlung des reduzierten Grundeinkommens vom Spendeneingang ab, der eine zuverlässige monatliche Auszahlung nicht mehr zulässt. Die Zahlungen wurden 2013 endgültig eingestellt. |
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An den sehr positiven Schlussfolgerungen, die bereits ein halbes Jahr nach Projektbeginn gezogen wurden, ist verschiedentlich methodische und inhaltliche Kritik geübt worden.<ref>K. Shangula: ''The BIG confusion'', in: The Namibian, 1. März 2011</ref><ref>K. Shangula: ''The proposed BIG: What are the facts?'', in: The Namibian, 5. Februar 2011</ref><ref>R. Osterkamp: ''BIG deserves a fair chance, yes: By doing serious research about it'', in: New Era, 21. Mai 2010.</ref> |
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=== Kenia === |
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Ende 2016 startete die US-amerikanische Wohltätigkeitsorganisation [[GiveDirectly]] in Kenia ein [[Pilotprojekt]] mit dem bedingungslosen Grundeinkommen, welches die Auswirkungen auch wissenschaftlich untersucht. Begleitet wird das Projekt von Ökonomen der [[Universität Princeton]] und dem [[Massachusetts Institute of Technology|MIT]]. Die Projektdauer ist auf 10 bis 12 Jahre angelegt. |
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Die geplanten Gesamtausgaben belaufen sich auf 30 Millionen Dollar Spendengelder, wovon bisher bis Februar 2017 etwa 23,7 Millionen Dollar eingenommen wurden.<ref>Daniel Bakir: [https://www.stern.de/wirtschaft/news/bedingungsloses-grundeinkommen--das-grosse-geld-experiment-in-kenia-7323118.html ''Bedingungsloses Grundeinkommen – in Kenia started das größte Geld-Experiment der Welt.''] In: ''stern.de'', 11. Februar 2017.</ref> |
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Bis 2017 nahmen 6.000 Teilnehmer aus wenigen Ortschaften als Empfänger teil. 2017 soll die Anzahl der Empfänger auf 26.000 Menschen in 200 Dörfern ausgedehnt werden. Jede der ausgewählten Personen erhält ein Grundeinkommen von rund 20 € pro Monat bzw. 0,75 Cent täglich über einen Zeitraum von 10 Jahren. Der Monatsbetrag entspricht etwa einem halben kenianischen monatlichen [[Durchschnittseinkommen|Durchschnittslohn]]. |
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Zur Untersuchung der Auswirkungen bei verschiedenen Arten der Auszahlung sind die Empfänger in Gruppen unterteilt, die ihr Grundeinkommen jeweils auf unterschiedliche Weise erhalten. Um Aussagen über die Auszahlungsform mit dem größten Nutzen zu gewinnen, werden Daten zum [[Sozioökonomie|sozioökonomischen Hintergrund]], [[Lebensstil]], [[Risikofreude|Risikobereitschaft]] oder [[Weltanschauung|Lebenseinstellung]] erfasst. Erste Ergebnisse werden nach zwei Jahren nach Start des Projektes erwartet.<ref>[https://www.sein.de/news/2017/03/bedingungsloses-grundeinkommen-weltgroesster-versuch-in-kenia/ ''Bedingungsloses Grundeinkommen: Weltgrößter Versuch in Kenia.''] In: ''SEIN'', 7. März 2017.</ref> |
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In 40 Dörfern erhalten die Teilnehmer zehn Jahre lang jeweils 20 € monatlich. In anderen 80 Dörfern erhalten die Teilnehmer das Grundeinkommen nur zwei Jahre lang, und in weiteren 80 Dörfern gibt es die Gesamtsumme als Einmalzahlung. 100 Dörfer ohne Grundeinkommen dienen als Kontrollgruppe.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.businessinsider.de/in-kenia-sollen-zehntausende-bald-ein-bedingungsloses-grundeinkommen-erhalten-2017-2 |text=''Der Ebay-Gründer plant ein historisches Grundeinkommen-Experiment.'' |wayback=20170224201825 |archiv-bot=2022-10-09 11:37:37 InternetArchiveBot}} In: ''www.businessinsider.de'', 21. Februar 2017.</ref> |
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Um die [[Transferleistung|Transfers]] auch in entlegenste Gebiete leisten zu können, wird das in Kenia entwickelte [[Mobile-Payment|mobile Bezahlsystem]] [[M-Pesa]] eingesetzt. |
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=== Uganda === |
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Ein Programm in [[Uganda]] vergab nach dem Zufallsprinzip unbeaufsichtigte Zuschüsse in Höhe von 382 $ an 535 junge Bewerber im Alter von 15 bis 35 Jahren. Die Ergebnisse zeigten, dass „das Programm das [[Unternehmensvermögen]] um 57 %, die Arbeitszeit um 17 % und das Einkommen um 38 % erhöht“. Darüber hinaus gründeten viele der Projektbeteiligten ein eigenes Unternehmen, um Arbeitsplätze für andere zu schaffen. Im Januar 2017 startete die gemeinnützige Organisation Eight in einem unbekannten Dorf mit 50 Haushalten eine weitere Pilotstudie, die auf zwei Jahre ausgelegt war. Das Experiment, das in einem Dokumentarfilm aufgezeichnet wurde, zielte darauf ab, die Auswirkungen des Grundeinkommens in vier Bereichen zu bewerten: Bildungsbeteiligung von Mädchen und Frauen, Zugang zur Gesundheitsversorgung, Engagement in demokratischen Institutionen und lokale [[Wirtschaftsförderung|wirtschaftliche Entwicklung]]. Das monatliche Einkommenseinkommen an die Dorfbewohner beträgt 18,25 $ für Erwachsene und 9,13 $ für Kinder.<ref>{{Internetquelle |autor=Kate McFarl |url=https://basicincome.org/news/2016/11/uganda-two-year-basic-income-pilot-set-to-launch-in-2017/ |titel=UGANDA: Two-year basic income pilot set to launch in 2017 {{!}} BIEN — Basic Income Earth Network |sprache=en-US |abruf=2021-04-01}}</ref> |
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=== Portugal === |
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Im Vorfeld der [[Parlamentswahl in Portugal 2022|Parlamentswahl 2022]] forderte die Partei [[Volt Portugal|Volt]], die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens zu prüfen.<ref>{{Internetquelle |autor=unify.pt |url=https://www.jornaldocentro.pt/noticias/detalhe/45324 |titel=Legislativas: Volt apresenta-se em Viseu pela primeira vez |abruf=2024-01-14}}</ref> |
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== Wissenschaft == |
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In der Wissenschaft gibt es eine Reihe von Untersuchungen, die sich mit den Auswirkungen der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens beschäftigen. Dazu gehört eine Reihe von [[Feldstudie]]n. |
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Das [[Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung|Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung]] (DIW) startete in Kooperation mit dem Verein [[Mein Grundeinkommen]], dem [[Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern]] und der [[Universität zu Köln]] im August 2020 eine Langzeitstudie zur Untersuchung der Veränderungen der persönlichen Einstellungen und Verhaltensweisen der Teilnehmenden durch ein BGE. [[Sandra Bohmann]], [[Susann Fiedler]], [[Max Kasy]], [[Jürgen Schupp]], [[Frederik Schwerter]] veröffentlichten 2025 auf Basis des Projektes die Studie „Pilotprojekt Grundeinkommen: kein Rückzug vom Arbeitsmarkt, aber bessere mentale Gesundheit“: In einem dreijährigen Feldexperiment erhielten 107 Einpersonenhaushalte monatlich 1.200 Euro bedingungslos zur Untersuchung der Auswirkungen auf Arbeitsverhalten, Konsum und Wohlbefinden. Die Empfänger des Grundeinkommens sparten davon über ein Drittel und verwendeten etwa die Hälfte davon für Konsumausgaben. Entgegen verbreiteter Befürchtungen reduzierten die Empfänger weder ihre Arbeitszeit noch zogen sie sich aus dem Arbeitsmarkt zurück. Ihre mentale Gesundheit, Lebenszufriedenheit sowie das Gefühl von Autonomie und Sinnhaftigkeit verbesserten sich signifikant. Auch verbrachten sie deutlich mehr Zeit mit sozialen Kontakten, was mit gestiegenen Ausgaben für Freizeitaktivitäten einherging. Die Empfänger des Grundeinkommens steigerten ihr Bruttoerwerbseinkommen inflationsbereinigt im Versuchszeitraum um 19,5 %, bei der Vergleichsgruppe, die das Grundeinkommen nicht erhielt, lag der Zuwachs bei 24,2 %.<ref name="bohmann2025">Bohmann, S., Fiedler, S., Kasy, M., Schupp, J., & Schwerter, F. (2025). Pilotprojekt Grundeinkommen: kein Rückzug vom Arbeitsmarkt, aber bessere mentale Gesundheit (DIW Wochenbericht Nr. 15/2025). Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.945392.de/25-15-1.pdf (Abrufdatum: 14. April 2025)</ref> |
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=== Forschungseinrichtungen === |
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An der [[Stanford University]] wurde 2017 das Stanford Basic Income Lab gegründet.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://basicincome.stanford.edu/ |titel=Stanford Basic Income Lab |sprache=en |abruf=2022-05-11}}</ref> In diesem werden die Entwicklung und Auswirkungen des bedingungslosen Grundeinkommens erforscht und Studien dazu durchgeführt. Es entwickelte ein ''Basic Income In Cities Toolkit'', das Städte zur Durchführung von Pilotprojekten ermuntern soll.<ref>{{Literatur |Autor=Lei Delsen |Hrsg= |Titel=Empirical Research on an Unconditional Basic Income in Europe |Auflage= |Verlag=Springer Nature |Ort= |Datum=2019 |ISBN=978-3-030-30044-9 |Seiten=204 |Online=https://books.google.de/books?id=3r_ADwAAQBAJ&pg=PA204 |Abruf=2020-10-31}}</ref> |
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== Umfragen == |
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* Im April 2016 führte das in Berlin ansässige Marktforschungsinstitut Dalia Research GmbH eine EU-weite Umfrage durch, nach der 64 % das BGE befürworteten.<ref>{{Internetquelle |autor=Stanislas Jourdan |url=https://basicincome.org/news/2016/05/europe-eu-poll-basic-income-support/ |titel=Europe: 64% of People in Favour of Basic Income, Poll Finds {{!}} BIEN — Basic Income Earth Network |sprache=en-US |abruf=2021-08-28}}</ref> |
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* Laut einer zwischen September und Oktober 2017 durchgeführten Umfrage der [[Gallup Organization]] mit 3.297 Teilnehmern unterstützen 48 % die Einführung eines BGE in den USA, wobei sogenannte [[Millenials]] die Idee deutlich häufiger befürworteten.<ref>{{Internetquelle |autor=Filipa Ioannou |url=https://www.sfgate.com/nation/article/Free-money-Nearly-half-of-Americans-now-in-favor-12714795.php |titel=Free money? Majority of Millennials now favor universal basic income, poll finds |datum=2018-02-27 |sprache=en-US |abruf=2021-08-28}}</ref> |
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* Das Marktforschungsinstitut Splendid Research führte zwischen Oktober und November 2017 eine repräsentative Umfrage durch, bei der 1.024 Teilnehmern aus Deutschland verschiedene Fragen zum BGE gestellt wurden.<ref name=":3">{{Internetquelle |autor=Ralf Julke |url=https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2017/11/Mehr-als-die-Haelfte-der-Befragten-ist-fuers-BGE-und-die-meisten-wuerden-trotzdem-weiterarbeiten-198360 |titel=Mehr als die Hälfte der Befragten ist fürs BGE und die meisten würden trotzdem weiterarbeiten |datum=2017-11-24 |abruf=2021-08-30}}</ref> 67 % war das BGE bekannt, während 58 % dessen Einführung unterstützten.<ref name=":3" /> Der im Durchschnitt vorgeschlagene monatliche Geldbetrag für ein BGE lag bei 1.137 Euro.<ref name=":3" /> Bei einem Grundeinkommen von monatlich 1.000 Euro gaben 9 % an, dass sie nicht mehr arbeiten würden, im Durchschnitt erwarteten die Befragten, dass 28 % der anderen nicht mehr arbeiten würden.<ref name=":3" /> |
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* Einer Umfrage der [[University of Oxford]] von März 2020 mit über 12.000 Teilnehmern aus allen EU-Mitgliedstaaten und dem Vereinigten Königreich zufolge unterstützen über 70 % das BGE.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ox.ac.uk/news/2020-05-06-new-study-reveals-most-europeans-support-basic-income-after-covid-19 |titel=New study reveals most Europeans support basic income after COVID-19 {{!}} University of Oxford |sprache=en |abruf=2021-08-28}}</ref> |
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* Im April 2020 wurden die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2018 mit 2.031 Teilnehmern aus Deutschland auf [[Statista]] veröffentlicht, wonach 51 % das BGE befürworteten.<ref>{{Internetquelle |url=https://de.statista.com/statistik/daten/studie/994047/umfrage/meinung-zu-einem-bedingungslosen-grundeinkommen-in-deutschland/ |titel=Bedingungsloses Grundeinkommen in Deutschland 2018 |abruf=2021-08-28}}</ref> |
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* In einer Online-Umfrage der US-amerikanischen Zeitung [[The Hill (Zeitung)|The Hill]] von August 2020 gaben 55 % der 2.850 Teilnehmer an, dass es ein staatlich finanziertes bedingungsloses Grundeinkommen geben sollte, gegenüber 49 % im September 2019 und 43 % im Februar 2019.<ref name=":2">{{Internetquelle |autor=Gabriela Schulte |url=https://thehill.com/hilltv/what-americas-thinking/512099-poll-majority-of-voters-now-say-the-government-should-have-a |titel=Poll: Majority of voters now say the government should have a universal basic income program |datum=2020-08-14 |sprache=en |abruf=2021-08-28}}</ref> |
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* In der Schweiz wurde am 5. Juni 2016 die Volksinitiative «Für ein bedingungsloses Grundeinkommen» bei einer Stimmbeteiligung von 46,95 % der Stimmberechtigten (2'494'848 eingegangene Stimmzettel) durch 76,9 % der Stimmenden abgelehnt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/20160605/det601.html |titel=Volksinitiative «Für ein bedingungsloses Grundeinkommen» |abruf=2023-10-20}}</ref> |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[ |
* [[Bündnis Grundeinkommen]] |
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* [[Fiskalpolitik]] |
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* [[Arbeitslosenhilfe]] und [[Sozialhilfe]] |
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* [[ |
* [[Geldpolitik]] |
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* [[Helikoptergeld]] |
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* [[Negative Einkommensteuer]] |
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* [[Arbeitsethik]] |
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* [[Arbeitskult]] |
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* [[Überflussgesellschaft]] |
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* [[Speenhamland-Gesetz]] |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Basic Income Earth Network – Switzerland (Hrsg.): ''Die Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens.'' Seismo Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-03777-102-0. |
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* BAG der Sozialhilfeinitiativen (Hrsg.): Existenzgeld für alle. Antworten auf die Krise des Sozialen. Neu-Um 2000, ISBN 3-930830-14-0. |
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* Ronald Blaschke, Adeline Otto, Norbert Schepers (Hrsg.): ''Grundeinkommen. Geschichte – Modelle – Debatten.'' Karl Dietz Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-320-02210-5 ([https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Publ-Texte/Texte_67.pdf rosalux.de] [PDF; 1,9 MB]). |
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* Zygmunt Bauman: Die Krise der Politik. Fluch und Chance einer neuen Öffentlichkeit. Hamburg 2000, ISBN 3-930908-60-3. |
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* [[Christoph Butterwegge]] (Hrsg.): ''Grundeinkommen kontrovers: Plädoyers für und gegen ein neues Sozialmodell.'' Beltz Juventa, Weinheim 2018, ISBN 978-3-7799-3987-0. |
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* Manfred Füllsack: ''Leben ohne zu arbeiten? Zur Sozialtheorie des Grundeinkommens.'' Avinus-Verlag, Berlin 2002, ISBN 978-3-930064-07-6. |
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* Ronald Blaschke: Garantiertes Grundeinkommen. Entwürfe und Begründungen aus den letzten 20 Jahren. Frage- und Problemstellungen. Dresden 2004 [http://www.archiv-grundeinkommen.de/blaschke/blaschke-200408.pdf Blaschke Garantiertes Grundeinkommen] |
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* [[Daniel Häni]], [[Philip Kovce]]: ''Was fehlt, wenn alles da ist? Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt.'' Orell Füssli, Zürich 2015, ISBN 978-3-280-05592-2. |
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* Ronald Blaschke: Garantierte Mindesteinkommen. Modelle von Grundsicherungen und Grundeinkommen im Vergleich. Meißen/Dresden 2005 [http://www.archiv-grundeinkommen.de/blaschke/synopse.pdf Blaschke Synopse] |
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* Daniel Häni, Philip Kovce: ''Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre? Manifest zum Grundeinkommen.'' Ecowin Verlag, Salzburg 2017, ISBN 978-3-7110-0120-7. |
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* Wolfgang Engler: Bürger, ohne Arbeit. Für ein radikale Neugestaltung der Gesellschaft. Berlin 2005, ISBN 3-351-02590-4. |
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* Philip Kovce, [[Birger Priddat|Birger P. Priddat]] (Hrsg.): ''Bedingungsloses Grundeinkommen. Grundlagentexte'', Suhrkamp Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-29865-7. |
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* Manfred Füllsack: Leben ohne zu arbeiten? Zur Sozialtheorie des Grundeinkommens. Berlin 2002, ISBN 3-930064-07-3. |
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* Wolfgang Mallock: ''Grundeinkommen'', in: [[GESIS]] – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften: Recherche Spezial. Fachinformationen zu aktuellen Themen. Band 2011/1 ({{Webarchiv |url=http://www.gesis.org/sowiport/fileadmin/user_upload/PDF_Recherche_Spezial/RS_11_01_Grundeinkommen.pdf |text=PDF |wayback=20120118232551}}). |
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* Axel Gerntke, Werner Rätz, Claus Schäfer u. a. (Hrsg.): Einkommen zum Auskommen. Von bedingungslosen Grundeinkommen, gesetzlichen Mindestlöhnen und anderen Verteilungsfragen. Hamburg 2004, ISBN 3-89965-110-3. |
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* Christian Müller, Daniel Staub, Enno Schmidt: ''Grundeinkommen vom A bis Z''. Limmat, Zürich 2016, ISBN 978-3-85791-806-3. |
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* André Gorz: Wege ins Paradies. Berlin 1983. ISBN 3-88022-279-7. |
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* Daniel Peranic: ''Grundeinkommen und Freiheit. Eine Verhältnisbestimmung''. Springer VS, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-32293-9. |
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* André Gorz: Arbeit zwischen Misere und Utopie. Frankfurt/Main 2000, ISBN 3-518-41017-2. |
|||
* [[Barbara Prainsack]]: ''Vom Wert des Menschen – Warum wir ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen – Antworten zur Zukunft der Arbeit und des Sozialsystems''. Brandstätter Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-7106-0464-5. |
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* André Gorz: Wissen, Wert und Kapital. Zur Kritik der Wissensökonomie. Zürich 2004, ISBN 3-85869-282-4. |
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* [[Karl Reitter]]: ''Kritik der linken Kritik am Grundeinkommen''. Mandelbaum Verlag, Wien 2021, ISBN 978-3-85476-901-9. |
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* Michael Hardt, Antono Negri: Empire. Die neue Weltordnung. Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-593-37230-4. |
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* [[Hans Ruh]]: ''Bedingungsloses Grundeinkommen: Anstiftung zu einer neuen Lebensform – Utopie oder Chance in einer Zeit des Umbruchs?'' Versus, Zürich 2016, ISBN 978-3-03909-298-7. |
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* Bruno Kaltenborn: Modelle der Grundsicherung. Ein systematischer Vergleich. Baden-Baden: Nomos-Ver.-Ges. 1995, ISBN 3-7890-3960-8. |
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* Ralf Welter (KAB Aachen): Solidarische Marktwirtschaft durch Grundeinkommen. Konzeption für ein nachhaltige Sozialpolitik. Aachen 2003, ISBN 3-8322-1670-7. |
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== Weblinks ==<!-- Bitte in die Diskussion schreiben BEVOR neue Links eingefügt werden!--> |
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* Ute Fischer: [https://www.bpb.de/themen/medien-journalismus/netzdebatte/223286/das-bedingungslose-grundeinkommen-drei-modelle/ Das Bedingungslose Grundeinkommen - Drei Modelle], 17. März 2016. |
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* [http://www.archiv-grundeinkommen.de/ archiv-grundeinkommen.de] |
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* [http://www.bedingungsloses-grundeinkommen.de bedingungsloses-grundeinkommen.de] Podiumsdiskussion mit Oevermann, Vobruba, Van Parijs, Werner an der Uni Frankfurt |
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* [http://www.milan-keramik.de/Buergergeld/ Das neue Bürgergeld] Finanzierbarkeit, Aufklärung, Artikel, Foren, Geldbewegungssteuer |
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Grundeinkommen-Fokus, schweiz |
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http://www.grundeinkommen.tv / Der Videoblog der Initiative Grundeinkommen Basel (Schweiz) |
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*[http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/wochenberichte/docs/96-32-1.html Auswirkungen der Einfuehrung eines Buergergeldes - Neue Berechnungen des DIW] |
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* [http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21221/1.html Bedingungsloses Grundeinkommen], Lösung für die Krise der Erwerbsarbeitsgesellschaft? [[Telepolis]], 28. Oktober 2005 |
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* [http://www.FreiheitstattVollbeschaeftigung.de Freiheit statt Vollbeschaeftigung] |
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* [http://www.perspektive-blau.de/artikel/0606b/0606b.htm Schlaraffenland Deutschland?], Artikel auf perspektive:blau |
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* [http://www.initiative-grundeinkommen.ch initiative-grundeinkommen.ch] Initiative in der Schweiz |
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* [http://www.WasWuerdenSieTun.de WasWuerdenSieTun.de] Projekt zur Steigerung des öffentlichen Bewusstseins der Idee. |
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* [http://www.unternimm-die-zukunft.de unternimm-die-zukunft.de] |
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* [http://www.henningschuerig.de/blog/2006/09/20/gedanken-zum-grundeinkommen/ Gedanken zum Grundeinkommen] - allgemein und anhand der Modelle von Götz Werner und [[Boris Palmer]] |
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*[http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=6&idart=1957 Nachdenkseiten: Contra Grundeinkommen], Beitrag von [[Albrecht Müller]] |
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*[http://www.avinus-magazin.eu/html/grundeinkommen.html Themenschwerpunkt "Grundeinkommen": Beiträge international renommierter Experten] |
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*[http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueberhartziv/53659697990d13a02.php Grundeinkommen statt Hartz IV Artikel] |
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== Einzelnachweise und Anmerkungen == |
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==Quellen== |
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Torsten Hampel: [https://www.tagesspiegel.de/berlin/bedingungsloses-grundeinkommen-michael-bohmeyers-experiment-beginnt/10745376.html ''Michael Bohmeyers Experiment beginnt.''] In: [[Der Tagesspiegel]]. 24. September 2014. |
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[[fi:Perustulo]] |
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[[fr:Allocation universelle]] |
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[[nl:Basisinkomen]] |
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[[pt:Renda básica de cidadania]] |
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[[sv:Medborgarlön]] |
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Aktuelle Version vom 9. Mai 2025, 17:37 Uhr
Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist ein sozialpolitischer Finanztransfervorschlag, nach dem jeder Bürger – unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage – eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche, vom Staat ausgezahlte finanzielle Zuwendung erhält, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen (Transferleistung). Es wird in Finanztransfer-Modellen als eine Leistung diskutiert, die ohne weitere Einkommen oder bedingte Sozialhilfe existenzsichernd wäre. Der Name der Idee unterscheidet sich nach Sprachraum; so wird das Konzept zum Beispiel in den USA hauptsächlich unter den Namen Basic Income Guarantee (BIG) und Unconditional Basic Income, auch Universal Basic Income (UBI), diskutiert.[1][2]
Die Idee, jedes Gesellschaftsmitglied an den Gesamteinnahmen der Gesellschaft ohne Bedürftigkeit zu beteiligen, wird in vielen Ländern diskutiert.[3] Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die unter anderem von Milton Friedman 1962 ausgearbeitete Idee der negativen Einkommensteuer.[1][4] Juliet Rhys-Williams schlug 1943 eine Soziale Dividende vor,[1] wie auch 1942 ein bedingungsloses Einkommen als negative Einkommensteuer. Zu den in Deutschland diskutierten Modellen eines BGE gehören zum Beispiel das Ulmer Modell oder das Modell der von Götz Werner[5] gegründeten Initiative Unternimm die Zukunft.
Konzept
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Konzept des BGE sieht eine Zuwendung für alle vor. Es würde weder eine sozialadministrative Bedürftigkeitsprüfung erfolgen noch eine Bereitschaft zur Erwerbstätigkeit gefordert. Auf der anderen Seite entfallen bestimmte allgemeine steuer- und abgabenfinanzierten Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Kindergeld.
Obwohl eine Vielzahl an Modellen zur Einführung eines BGE existieren, gelten die folgenden Kriterien gemeinhin als verbindlich:[6][7]
Bedingungslos: Das Grundeinkommen ist nicht bedürftigkeitsabhängig und es darf bei der Verteilung, im Unterschied zu einem bedingten Grundeinkommen, keine Bedürftigkeitsprüfung erfolgen und muss ohne Zwang zur Arbeit oder zu anderen Gegenleistungen ausgezahlt werden. Jede Person, die legal Bürger in einem Staat ist, in dem ein BGE ausgezahlt wird, würde das gleiche Grundeinkommen erhalten, unabhängig von Geschlecht, Beschäftigungsstatus, Familienstruktur, Beitrag zur Gesellschaft, Wohnkosten und anderen Faktoren. Unabhängig davon, ob das Gesamteinkommen einer Person steigt, sinkt oder konstant bleibt, ändert sich ihr Grundeinkommen nicht. Die Höhe des Grundeinkommens könnte jedoch je nach Modell abhängig vom Alter variieren, sodass beispielsweise Kinder weniger als Erwachsene erhalten.[8] Seltener wird vorgeschlagen, dass Kinder noch kein Grundeinkommen bekommen sollten.[9]
Existenzsichernd: Die Höhe des Grundeinkommens muss bei einem BGE, anders als bei einem partiellen Grundeinkommen, existenz- und teilhabesichernd sein, d. h. es muss über dem soziokulturellen Existenzminimum liegen und Menschen soziale Teilhabe ermöglichen.
Individueller Rechtsanspruch: Die Auszahlung des Grundeinkommens muss auf individueller Basis erfolgen und es darf nicht auf Basis eines Paares oder Haushalts ausgezahlt werden.
Ein spezielles Modell ist die negative Einkommensteuer, die es in den Vereinigten Staaten als Earned Income Tax Credit und in Großbritannien (Working Families Tax Credit) gibt und auf einen Vorschlag von Milton Friedman aus dem Jahre 1962 zurückgeht. Die negative Einkommensteuer kann genau wie das BGE so gestaltet werden, dass die Bereitschaft zur Annahme einer angebotenen Arbeit mit höherem Sozialtransfer nicht leidet.[10] Das BGE unterscheidet sich von einer staatlich organisierten Grundsicherung, die nur gezahlt wird, wenn kein anderes ausreichendes Einkommen zur Verfügung steht, und die mit einer Bedürftigkeitsprüfung verbunden ist.
In Deutschland wird je nach Modell eine Zahlung in Höhe des Sozialhilfesatzes oder des Arbeitslosengeldes II bis hin zu einer Zahlung von 1500 Euro pro Monat vorgeschlagen.[11] Ein Grundeinkommen, das unterhalb des Existenzsicherungsniveaus liegt, ist ein sogenanntes partielles Grundeinkommen.[12][13] Wer zusätzlich zum BGE über mehr Einkommen verfügen möchte, könnte sich dies immer noch (durch Erwerbsarbeit) verdienen. Werden diese Erwerbseinkünfte nicht auf das BGE angerechnet, stehen Erwerbseinkünfte und Grundeinkommen – anders als im bisherigen System – nicht in Konkurrenz zueinander. Einige Modelle (so das Althausmodell) sehen mit steigendem Erwerbseinkommen ein Abschmelzen des Grundeinkommens vor. Liegt die Transferentzugsrate für das Grundeinkommen unterhalb der geltenden Entzugsrate des ALG II, kann gefolgert werden, dass in einem System mit BGE ein höherer Anreiz zur Aufnahme einer Arbeit besteht.
Begründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Diskussion um das BGE werden sehr unterschiedliche Argumente ins Feld geführt.[14] Diese können nach humanitären Argumenten,[15] die sich auf die Lebenssituation der Menschen beziehen, und ökonomischen Argumenten, bei denen wirtschaftliche Vorteile für die Gesellschaft im Vordergrund stehen, unterschieden werden.[16]
Humanitärer Ansatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die grundsätzliche Begründung eines BGE wird darin gesehen, dass es jedem Menschen ermögliche, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Das BGE schaffe die Voraussetzung zur individuellen Freiheit zur Selbstverwirklichung auch mit Tätigkeiten, die nicht als Erwerbsarbeit entlohnt werden. In diesem Kontext wird diskutiert, ob das bedingungslose Grundeinkommen als Instrument der Freiheit den Liberalismus aus der Krise führen kann.[17]
Die gesellschaftliche Entwicklung habe dazu geführt, dass nur ein Teil der Tätigkeiten in der modernen, marktorientierten Gesellschaft als Erwerbsarbeit entlohnt werde. Tätigkeiten im sozialen Bereich wie beispielsweise in der Kindererziehung, in der Betreuung nicht selbstständiger Menschen (Alte, Behinderte) oder in der Jugendarbeit würden hingegen zumeist nicht finanziell vergütet, es sei denn, diese Tätigkeiten sind institutionalisiert. Das BGE sorge hier für einen Ausgleich und überwinde somit einen Arbeitsbegriff, der auf reine Erwerbsarbeit reduziert sei und nebenberufliche Aktivitäten zu sehr außer Acht ließe.[18]
Außerdem entfalle die Stigmatisierung Erwerbsloser, die bei einer im System liegenden Erwerbslosigkeit für eine große Zahl von Menschen unvermeidlich sei.[19] Eine Gesellschaft, die eine solche Stigmatisierung Erwerbsloser systematisch in Kauf nehme, verstoße gegen die Menschenwürde und gegen das Grundrecht auf Arbeit. Das BGE führe zu einer Verbesserung der sozialen Sicherheit,[20] ermögliche Teilhabe,[21] vermeide Ausgrenzung[22] und gestatte alternative Lebenspläne wie zum Beispiel Bildungsphasen, die die Erwerbsarbeit unterbrechen oder sinnstiftende Tätigkeiten außerhalb einer festen Erwerbsarbeit (Sinngesellschaft).[23]
Das System des BGE sei übersichtlich, transparent und schaffe Vertrauen in die Gesellschaft. Hierdurch erhöhe sich die individuelle Risikobereitschaft.[24] Selbständigkeit und Unternehmergeist und damit Innovation und Flexibilität würden gefördert. Die Arbeitnehmer würden selbstbewusster und „klebten“ nicht mehr an einer bestimmten Stelle. Die größere Unabhängigkeit verringere den innerbetrieblichen Konkurrenzkampf, vermindere Mobbing und verbessere das Betriebsklima mit der Folge, dass negativer Stress und psychische Krankheiten abnähmen.
Das BGE fördere nicht nur die Emanzipation und Unabhängigkeit von Frauen, sondern viele Bürger hätten durch die Einführung eines BGEs mehr Zeit und finanzielle Möglichkeiten, sich intensiver mit politischen Themen auseinanderzusetzen, aktiv zu werden und somit an einer lebendigen Demokratie zu partizipieren.[25]
Götz Werner, Anthroposoph und Gründer des Unternehmens dm-drogerie markt, war der Auffassung, ein bedingungsloses Grundeinkommen würde nach den Gesetzen freier Märkte dazu führen, dass bisher schlecht bezahlte, jedoch notwendige Arbeit besser bezahlt, attraktiver gestaltet oder durch automatisierte Prozesse ersetzt werde.[26] Für notwendige oder weithin gewünschte Arbeiten würden zwangsläufig ansprechende und lohnende Arbeitsverhältnisse geschaffen werden und für ausreichend attraktive beziehungsweise lukrative Arbeitsangebote fänden sich im Mittel und mittelfristig immer genug Arbeitswillige. Folge wäre demnach ein Arbeitsmarkt, der sich an Angebot und Nachfrage orientiert, den es in unserer heutigen Marktwirtschaft wegen des Arbeitszwanges nicht gebe.
Der Übergang von einer Gesellschaft, in der Arbeit durch wirtschaftliche Mittel erzwungen wird, zu einer Gesellschaft, in der Menschen einen Sinn in ihrem Schaffen sehen und vermehrt freiwillig arbeiten, schaffe eine intrinsische Arbeitsmotivation und sei eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für eine hohe Leistungsbereitschaft.[27]
Mit einem BGE, so Michael Bohmeyer, hätten Bürger erstmals in der Geschichte die Freiheit, sich einer Arbeit, die sie nicht ausüben wollen, zu verweigern, ohne dabei Sanktionen fürchten zu müssen.[28] Menschen hätten somit mehr Möglichkeiten, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten.[28]
Befürworter des BGE erhoffen, dass durch diese unbürokratische und bedingungslose Existenzsicherung Wirtschaftskrisen für die Allgemeinheit weniger dramatisch und beunruhigend wären.[29]
Ökonomischer Ansatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Blick auf die Ökonomie wird in diesem Ansatz argumentiert, dass bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der modernen Wohlfahrtsgesellschaft von den Einkommen anderer oder von Sozialleistungen abhängig sei. Diese Situation werde sich aufgrund der Altersstruktur weiter verschärfen. Zugleich sinke der Bedarf an Arbeitskräften in der Industrie durch kontinuierlichen technischen Fortschritt strukturell weiter.[30] Eine Bindung der sozialen Sicherung an eine immer weiter abnehmende Basis führe zu einer Belastung der betrieblichen Lohnkosten, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zunehmend verschlechtere. Auf Seiten des Arbeitgebers sänken durch ein BGE die Lohnnebenkosten.[31]
Des Weiteren wird an dem gegenwärtigen Sozialsystem bemängelt, dass es viele Kosten durch die Bürokratie hervorrufe, die zum Beispiel durch nötige Anspruchsprüfungen auf bestimmte Transferleistungen zustande komme. Dem ökonomischen Ansatz zufolge sollte das BGE solche Aufwände reduzieren. Die somit wegfallenden Kosten würden zum Beispiel in die Finanzierung des Sozialstaates oder anderer Staatsaufgaben investiert werden. Momentan werde hierfür zudem laufend in marktwirtschaftliche Prozesse eingegriffen und die Rahmenbedingungen würden umgestaltet, was zu Ineffizienz und sozialer Ungerechtigkeit führe. Die beiden Wirtschaftswissenschaftler Esther Duflo und Abhijit Banerjee plädieren für ein kleines bedingungsloses Grundeinkommen, ein Universal Ultra Basic Income (UUBI) für Schwellen- und Entwicklungsländer zum Aufbau eines UBI und erklären dies am Beispiel Indien mit den derzeitigen Subventionen und Arbeitsprogrammen.[32] Durch Wegfall von Vergünstigungen würde das Steuersystem zusätzlich vereinfacht.
Im Jahr 2011 wurden in Deutschland pro Kopf etwa 14.235 Euro an Staatsausgaben getätigt (insgesamt 1162 Milliarden Euro).[33] Für 2016 betrugen die Sozialleistungen in Deutschland insgesamt 918 Milliarden Euro.[34]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einem Triumphzug 46 v. Chr. schenkte der römische Staatsmann Gaius Iulius Caesar jedem einfachen römischen Bürger 100 Denare. Vor seiner Ermordung im Jahr 44 v. Chr. vermachte Caesar in seinem Testament jedem Bürger 300 Sesterzen (oder 75 Denare).[35]
In einem weiteren sehr frühen Beispiel gab Trajan (römischer Kaiser von 98 bis 117) allen einfachen römischen Bürgern, die sich dafür bewarben, persönlich 650 Denare.[36]
In Thomas Morus’ Roman Utopia (1516) wurde statt der Bestrafung von Dieben vorgeschlagen, allen Menschen des Landes eine Art Lebensunterhalt zu zahlen, um Diebstahl vorzubeugen.[37]
Juan Luis Vives (1492–1540) entwickelte die Gedanken seines Freundes Thomas Morus in der Schrift De Subventione Pauperum (Über die Unterstützung der Armen, 1526) zu einem garantierten Minimaleinkommen weiter. In seinem Appell an den Bürgermeister und die Schöffen der Stadt Brügge argumentierte Vives nicht mit einem Gerechtigkeitsprinzip, sondern mit der christlich-jüdischen Pflicht zur Nächstenliebe. Zudem hielt er ein öffentliches Fürsorgewesen für wirkungsvoller als private Almosen. Die geforderte Hilfe war bei Vives an den Beweis eines Arbeitswillens gekoppelt.[38] Das Denken von Vives hatte später Einfluss auf die Ideen von Montesquieu: „Der Staat schuldet allen seinen Einwohnern einen sicheren Lebensunterhalt, Nahrung, geeignete Kleidung und einen Lebensstil, der ihre Gesundheit nicht beeinträchtigt.“[38]
Thomas Paine (1737–1809) entwickelte seine Idee in einem Bericht (Agrarische Gerechtigkeit, 1796), der an das Direktorat der französischen Revolutionsregierung gerichtet war:
„Es ist eine unwiderlegbare Tatsache, dass die Erde in ihrer natürlichen, unkultivierten Beschaffenheit immer der gemeinsame Besitz der menschlichen Rasse war und sein wird.
Wenn das Land kultiviert wird, ist es lediglich diese Wertsteigerung, die zu einem individuellen Besitz wird und nicht die Erde selbst. Jeder Besitzer sollte daher für kultiviertes Land eine Bodenpacht (ich weiß keine bessere Bezeichnung für diese Idee) entrichten für das Land, das er besitzt. Die Bodenpacht, die bei diesem Umsetzungsplan vorgeschlagen wird, fließt in einen Fonds. Aus diesem Fonds soll jedem Menschen beim Erreichen des 21. Lebensjahres die Summe von 15 Pfund Sterling ausgezahlt werden als ein Teilausgleich für den Verlust seines natürlichen Erbes durch die Einführung des Landeignersystems. Außerdem soll eine Summe von 10 Pfund Sterling pro Jahr an jede derzeit lebende Person ab fünfzig Jahren gezahlt werden und an alle anderen, ob reich oder arm, wenn sie dieses Alter erreichen. Diese Zahlungen stehen jedem Menschen zu, egal ob reich oder arm, anstelle seines natürlichen Erbes, auf das jeder Mensch ein Anrecht hat unabhängig vom Besitz, den er selbst angesammelt oder geerbt hat.“

Nach Ansicht Paines rechtfertigt der gleichberechtigte Besitz der Erde ein bedingungsloses Einkommen für alle, jedoch kein garantiertes Einkommen. Thomas Spence kritisierte Paine als zu zaghaft und forderte in Die Rechte der Kinder (1797) die Nutzungsrechte an Grund und Boden einer Gemeinde zu versteigern und den Erlös nach Abzug der Gemeindekosten gleichmäßig zu verteilen.[39] Zahlreiche Reformer des 19. Jahrhunderts wie William Cobbett (1827), Samuel Read (1829) und Poulet Scrope (1833) in England verstanden es so, dass die Basis eher ein garantiertes Einkommenschema ist und keine öffentliche Fürsorge. Ein bekannter Vertreter unter ihnen ist der französische Schriftsteller Charles Fourier (1836: 490–492). In La Fausse Industrie (1836) begründete Fourier, dass das Verbot fundamentaler Naturrechte – wie das Jagen, Fischen, Früchte sammeln oder das Vieh auf dem Gemeinschaftsbesitz zu weiden – darauf hindeute, dass die „Zivilisation“ jedem, der keine Möglichkeit habe, seine Bedürfnisse zu decken, einen Lebensunterhalt schulde.[38] Victor Considérant, ein Anhänger Fouriers, machte 1845 einen Schritt in Richtung eines wirklichen Grundeinkommens, indem er betonte, dass, wenn Arbeit einen verlockenden Dank an das Phalanstère-System bedeute, man in der Lage sein müsse, ein Minimaleinkommen für die ärmeren Mitglieder der Gesellschaft voranzutreiben, in der Gewissheit, dass ihnen mehr zustehe, als die Aufwendungen am Jahresende ausmachten.[38]
1848 veröffentlichte der Belgier Joseph Charlier seine Lösung des Sozialproblems (Solution du problème social ou constitution humanitaire), die als erster Lösungsansatz gesehen werden kann, der ein garantiertes Grundeinkommen beinhaltet.[38] Unter dem Namen „Minimum“ oder „revenu garanti“ (später „Staatsdividende“), schlug Joseph Charlier vor, jedem unbescholtenen Bürger eine quartalsmäßige (später eine monatliche) finanzielle Zuwendung zuzubilligen, deren Höhe jährlich durch die Regierungsvertreter festgelegt würde. Quelle sollten ähnlich wie bei Spence die Erlöse aus der Vergabe von Nutzungsrechten an natürlichen Ressourcen sein. Privateigentum an Grund und Boden war mit diesem Konzept nicht vereinbar. In einem späteren Buch nennt er diese Zuwendung „Staatsdividende“.[40] Dieses Programm, so argumentiert er, würde die „Herrschaft von Kapital über Arbeit [beenden]. Würde dies nicht zum Müßiggang ermutigen? Zweifelhaftes Glück für die Faulen: sie werden lediglich mit einer minimalen Zuwendung bedacht. Die Pflicht der Gesellschaft geht nicht über die Zusicherung eines fairen Anteils dessen hinaus, was von Natur aus zur Verfügung steht, ohne jemandes Recht zu beschneiden. Alles über dem Minimum müsse verdient werden.“[38] Der Zeitgenosse von Charlier, John Stuart Mill, fügte zu der zweiten Ausgabe seines Buches Prinzipien der politischen Ökonomie folgendes hinzu und ging damit auf die Forderung Fouriers auf ein ungeprüftes Grundeinkommen ein:
„Die geschickteste Kombination aller Formen des Sozialismus und die mit der größtmöglichen Objektivität ist allgemein als Fourierismus bekannt. Dieses System erwäge nicht die Aufhebung von Privateigentum oder gar von Erbschaften; im Gegenteil, es beziehe sie auf offene Weise mit ein – als ein Zuteilungsfaktor beim Erwirtschaften von Kapital und von Arbeit. […] In der Verteilung sei ein bestimmtes Minimum für den Lebensunterhalt jedes Mitglieds der Gesellschaft – ob arbeitsfähig oder nicht – festzulegen. Der Rest der Produktion wird in bestimmten Anteilen aufgeteilt, um im Voraus unter den drei Faktoren festgelegt zu werden: Arbeit, Kapital und Fähigkeiten.“[38]
Erste konkrete Konzepte für ein garantiertes Grundeinkommen wurden beispielsweise von Josef Popper-Lynkeus[41] ausgearbeitet. In Österreich wurde der erste Vorschlag von Lieselotte Wohlgenannt und Herwig Büchele vorgelegt. Ab den 1920er Jahren erlangte in Australien, Großbritannien, Kanada und Neuseeland die Social-Credit-Bewegung eine beachtliche Popularität mit bis zu 20 % Stimmanteilen bei Wahlen in Neuseeland und 54 % im kanadischen Bundesstaat Alberta. Eine der Kernforderungen war die Auszahlung eines Grundeinkommens (National Dividend) an alle Bürger.

Erich Fromm plädierte 1955 in The sane Society (dt. Wege aus einer kranken Gesellschaft) für ein arbeitsunabhängiges Grundeinkommen als Erweiterung bestehender Sozialversicherung und begründete dieses mit dem Recht, aus persönlichen Gründen eine Arbeit auszuschlagen, ohne Hunger oder soziale Ächtung zu erleiden. Jeder Bürger habe den Anspruch auf ein Existenzminimum im Sinne dieses Grundeinkommens.[42] Die Vorschläge Fromms lassen sich vor dem Hintergrund einer breiten Diskussion in den USA und Kanada verstehen. Ein prominenter Befürworter eines BGE war Martin Luther King.[43] Dort erreichte die in den 1960er und 1970er Jahren anhaltende Diskussion ihren Höhepunkt, als US-Präsident Lyndon B. Johnson 1967 eine Kommission einrichten ließ, die sich mit dem bedingungslosen Grundeinkommen beschäftigte. Es gab Pilotprojekte in den USA und Kanada, die eine negative Einkommensteuer in die Tat umsetzten (z. B. das Mincome in Dauphin, Kanada). Obwohl die Studien zeigten, dass ein befürchteter Rückgang des Arbeitsangebotes nur in sehr geringem Umfang stattfand, war eine flächendeckende Umsetzung gesellschaftspolitisch nicht durchsetzbar.
Milton Friedman nahm 1962 eine Idee von Abba P. Lerner (1944) auf und sah die negative Einkommensteuer als Chance, gleichzeitig die Armut zu bekämpfen und sozialstaatliche Bürokratie und Missbrauchsvorwürfe zu reduzieren.[4] Friedmans Konzept wurde seinerseits in einer Studie von James Tobin 1967 als mögliches Instrument für einen sozialen Ausgleich weiterentwickelt. Dieses Konzept spielte 1972 eine Rolle in der Präsidentschaftswahl der USA unter dem Stichwort demogrant.[44] Richard Buckminster Fuller stellte 1981 in seinem Buch Critical Path ebenfalls Überlegungen zu einem bedingungslosen Grundeinkommen an: Arbeitslosigkeit beruhe unmittelbar auf der technischen Möglichkeit einer Ephemerisierung. Der französische Sozialphilosoph André Gorz meinte ebenfalls, dass seit Jahrhunderten immer mehr Arbeiten durch Maschinen übernommen werden. Der dadurch bewirkte Anstieg der Produktivität führe dazu, dass selbst bei zunehmender Produktion weniger menschliche Arbeitskraft benötigt wird. Die Vorstellung von Vollbeschäftigung werde zur Illusion. Deshalb befürwortete Gorz ein Grundeinkommen, welches ermöglicht zu leben, ohne zu arbeiten. Jeder Mensch erhalte eine monetäre Grundlage, sich selbst zu verwirklichen.[45]
Die Commons-Forscherin Silke Helfrich warf 2021 das Konzept des unbedingten Grundauskommens (Eigenschreibweise: GrundausCommons) auf. Demnach sei es auch denkbar, durch das Kultivieren des Teilens (Commoning) auch nicht-monetär Grundbedürfnisse und Teilhabe sicherzustellen.[46]
Finanzierungsmodelle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Finanzierung des Grundeinkommens ist üblicherweise eine starke Vereinfachung und Neuordnung des Steuersystems vorgesehen sowie sehr viel weniger Aufwand und Bürokratie in der Sozialverwaltung,[47] da bisherige Transferleistungen durch das bedingungslose Grundeinkommen ersetzt würden. Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Rente, Ausbildungsförderung, Kindergeld und ähnliche Sozialleistungen würden schrittweise ersetzt und letztendlich wegfallen.
Zur Finanzierung gibt es vier dominierende Modellansätze:
- Besteuerung des Einkommens
- Besteuerung des Konsums
- Besteuerung der natürlichen Ressourcen (Nutzung und Verbrauch)
- Besteuerung des Geldverkehrs
wobei in den meisten Modellen eine Mischung dieser Besteuerungen vorgesehen ist.
Besteuerung des Einkommens
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Basis für die Finanzierung wäre primär die Einkommensteuer:
Negative Einkommensteuer
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Ein bedingungsloses Grundeinkommen kann durch das Konzept der negativen Einkommensteuer realisiert werden. Dabei entsteht ein Grundeinkommen als ein von den Behörden zu erstattender Steuerbetrag, der mit der Steuerschuld auf Erwerbseinkommen verrechnet wird. Dabei wird das Erwerbseinkommen zunächst mit einem – in den zur Diskussion stehenden Modellen in der Regel konstanten – Steuersatz belastet. Von der Steuerschuld wird dann das Grundeinkommen abgezogen. Ist der so entstandene Betrag negativ, weil die Steuerschuld geringer als das Grundeinkommen ist, erfolgt eine Auszahlung um diesen Betrag; andernfalls ist der Betrag an die Steuerbehörde zu entrichten. Menschen ohne Erwerbseinkommen erhalten so das volle Grundeinkommen ausgezahlt. Mit jedem zusätzlichen Verdienst steigt das Nettoeinkommen um den mit dem Steuersatz multiplizierten Verdienst an, sodass zu jeder Zeit ein Anreiz, zusätzliches Einkommen zu erwerben, besteht. Zu beachten ist, dass trotz des in der Regel angenommenen konstanten Grenzsteuersatzes der effektive Steuersatz progressiv verläuft.
Ulmer Transfergrenzenmodell
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Das bedingungslose Grundeinkommen nach dem Ulmer Transfergrenzenmodell würde grundsätzlich allen Bürgern in Höhe des vom Gesetzgeber festzulegenden Existenzminimums ausgezahlt. Finanziert würde das Bürgergeld aufkommensneutral aus einer Bürgergeldabgabe. Diese Abgabe, die in einem Umlageverfahren erhoben werden würde, wäre ein fester Prozentsatz des Bruttoeinkommens. Das Ulmer Modell entspricht einer negativen Einkommensteuer, bei der an der Transfergrenze der Steuersatz wechselt.
Solidarisches Bürgergeld
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der ehemalige thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus fordert ein Solidarisches Bürgergeld genanntes partielles Grundeinkommen von 600 Euro brutto für jeden (abzüglich 200 Euro für eine Basis-Krankenversicherung). Die meisten staatlichen Transferleistungen sollen damit gebündelt werden. Dabei sollen das Arbeitslosengeld I und die Altersrente erhalten bleiben. Weiterhin soll ein Bürgergeld eingeführt werden, um Kosten für die Unterkunft und soziale Notlagen decken zu können. Außerdem soll eine Elternrente eingeführt werden. Verbunden ist das Konzept mit einer umfangreichen Umgestaltung („Systemwechsel“) in der Steuer- und Sozialpolitik.[48] Eine von Michael Opielka und Wolfgang Strengmann-Kuhn für die Konrad-Adenauer-Stiftung durchgeführte Untersuchung kam zur Feststellung, das Konzept von Althaus sei finanzierbar.[49][50] Dieter Althaus geht in seiner Berechnung davon aus, dass das solidarische Bürgergeld 27,7 Milliarden Euro an jährlichen Rücklagen bildet und einen Überschuss von 70 Milliarden Euro generiert. Dabei sind Steuermehreinnahmen durch neu geschaffene Vollzeitstellen und Einsparungen durch den Abbau von Bürokratie nicht mit einberechnet.[48] Das Hamburgische Weltwirtschafts Institut geht durch den erhöhten Anreiz arbeiten zu gehen langfristig von 520.000 bis 1,17 Millionen neu geschaffener Stellen aus.[51] Der Sachverständigenrat der Bundesregierung geht von knapp 1,2 Millionen neu geschaffener Vollzeitstellen aus.[52]
Besteuerung des Konsums
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dem von Götz Werner entwickelten Modell würden Einkommensteuer, Lohnsteuer und Sozialabgaben entfallen, weshalb jedes Bruttoeinkommen als Nettoeinkommen ausbezahlt würde. Bei diesem Modell wird das Grundeinkommen durch eine Umsatzsteuer (USt) finanziert, welche an die Stelle aller anderen bisher erhobenen Steuern und Sozialabgaben tritt.
Götz Werner geht dabei von der Prämisse aus, dass die Steuerbelastung durch einen Wechsel von der Einkommen- zur Konsumsteuer nicht größer würde, sondern grundsätzlich gleich bliebe, da alle Steuern, einschließlich der einkommensbezogenen Steuern im Unternehmensbereich, bereits versteckt in den Preisen enthalten seien. Das derzeitige Steuersystem sei laut Werner ein Relikt der Vergangenheit und müsse für die Einführung seines BGE-Modells grundlegend geändert werden. Angestrebt werde ein Grundeinkommen auf Höhe eines kulturtauglichen Niveaus; zur Zeit seien 1000 € monatlich im Gespräch. Erreicht werden solle dies über mehrere Stufen durch eine schrittweise Erhöhung der Mehrwertsteuer. Wie hoch das Grundeinkommen jedoch tatsächlich ausfalle, sei eine Frage des sozialen Konsenses.[53][54] Aufgrund des erforderlichen Umsatzsteuersatzes in Höhe von 100 % auf die Nettopreise würden die realen Preise nicht steigen. Schon heute seien alle Steuern und Abgaben, die während der Herstellung eines Produktes oder der Erstellung einer Dienstleistung erhoben würden, in den Preisen enthalten (die Staatsquote in der Bundesrepublik liegt bei etwa 50 %).[55]
Grundrententheorie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelne Stimmen in Wissenschaft und Forschung[56] sowie im politischen Raum[57] sprechen sich für ein Grundeinkommen (basic income, citizensʼ dividend) finanziert aus der Abschöpfung ökonomischer Renten (Grundrententheorie) aus. Meist berufen sie sich dabei insbesondere auf die Physiokraten des 18. Jahrhunderts, auf Thomas Paine, Thomas Spence und Joseph Charlier (vgl. Kapitel 9.1 im vorliegenden Artikel), auf den US-amerikanischen Ökonomen Henry George (1839–1897) oder auf den Sozial- und Geldreformer Silvio Gesell (1862–1930).[58]
Mit den Renteneinnahmen, so die Verfechter dieses Ansatzes, könnten zunächst die staatlichen Kernaufgaben finanziert und die Fixkosten der öffentlichen Infrastruktur gedeckt werden. Die darüber hinaus verbleibenden Einnahmen könnten als Grundeinkommen, als Dividende an die Bürger ausgeschüttet werden.[59] Im Gegensatz zur Finanzierung eines Grundeinkommens aus Einkommen- oder Konsumsteuern, womit Einkommen (Nutzen) und Arbeit (Aufwand) stärker als bisher schon voneinander entkoppelt würden, würden hier Nutzen und Kosten stärker aneinander gekoppelt: Wer Ressourcen überproportional in Anspruch nimmt, zahlt mehr als er zurück erhält. Wer unterdurchschnittlich nutzt, wird dafür belohnt, bekommt also mehr ausgezahlt als er bezahlt. Beim durchschnittlichen Ressourcennutzer halten sich Steuerzahlung und Grundeinkommen die Waage. Das führe zu einer Teilhabe- und Ressourcengerechtigkeit.[60] Nach überschlägigen Berechnungen ergäbe bereits eine fünfprozentige Besteuerung des Bodenwerts in Deutschland Einnahmen von 100 Milliarden Euro pro Jahr, also pro Bewohner rund 1.250 Euro.[61] Entsprechend würden sich die Mieten und Lebensmittelpreise pro Kopf gemäß der Logik des Konzeptes im Durchschnitt um diese 1.250 Euro verteuern. Dirk Löhr hält für Deutschland ein Grundeinkommen in Höhe von rd. 1.000 bis 2.500 Euro pro Bewohner und Jahr für darstellbar, bei gleichzeitiger Abschaffung u. a. der Mehrwertsteuer. Bei zusätzlicher Abschaffung der umlagefinanzierten Sozialversicherung seien bis zu 7500 Euro pro Kopf und Jahr erreichbar.[62]
Besteuerung des Geldverkehrs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Finanztransaktionssteuer oder Mikrosteuer. Siehe dazu auch Initiative Grundeinkommen, Abschnitt Finanzierung, Steuern, soziale Systeme – Vorschläge und Diskussion. „Finanztransaktionssteuer“ und „Mikrosteuer“ werden oft fälschlich synonym verwendet. Während die Finanztransaktionssteuer nur bei Finanzgeschäften greift, also bspw. Derivathandel, besteuert die Mikrosteuer ausnahmslos jede Geldbewegung im Zahlungsverkehr.
Auf den Zahlungsverkehr, der „300-mal so groß ist wie das Bruttoinlandprodukt“, schlägt der Schweizer Soziologe, Volks- und Betriebswirtschaftler Oswald Sigg eine Belastung von z. B. 0,05 % vor. „Das Grundeinkommen wäre damit finanziert. Nach dem Prinzip: Wer mehr Geld bewegt, zahlt mehr.“ Über 90 Prozent des Volumens stamme „aus der Finanzwirtschaft, etwa dem Hochfrequenzhandel.“ Im weiteren, zu Steuern für jeden gefragt: „Müssen wir künftig keine Steuern mehr zahlen?“, sagt Sigg: „Doch. Aber nur noch 1 oder 2 Promille von jedem Zahlungsbetrag.“[63]
Richard David Precht spricht sich mit Hinweis auf das Schweizer Modell gleichfalls für eine Finanztransaktionssteuer als Finanzierungsgrundlage für ein BGE aus. Damit solle in ökonomischer Hinsicht verhindert werden, dass Finanzmarktspekulationen sich mehr lohnen als Investitionen in die Realwirtschaft. „Eine Finanztransaktionssteuer macht Finanzmärkte stabiler und verringert die Zockerei im Börsencasino. Verlierer sind nur die Extremzocker und niemand sonst.“[64] Er befürwortet auch eine Mikrosteuer auf jeden Geldtransfer, mit der Option, dass z. B. Arbeit weniger hoch besteuert und die Realwirtschaft langfristig von Abgaben stärker befreit werden würde.[65][66]
Für und Wider
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Positionen von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In der CDU diskutierte 2006 eine Grundsatzprogrammkommission das Solidarische Bürgergeld genannte Modell eines partiellen und damit nicht existenzsichernden Grundeinkommens von Dieter Althaus. Ein partielles Grundeinkommen ist kein bedingungsloses Grundeinkommen. Der ehemalige CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sagte in einem Interview, er halte das Modell zwar für visionär, weil „jede Form von Sozialbürokratie“ wegfalle: „keine Formulare mehr, keine Bedürftigkeitsprüfung“. Ein Bürgergeld könne aber auch dazu führen, dass Menschen „sich endgültig aus der Arbeitsgesellschaft zurückziehen“.[67] Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung unter dem Vorsitz von Bernhard Vogel hält das Konzept für finanzierbar.[50] Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt im Juli 2017 das BGE „für keine gute Idee“. Sie argumentierte, das System eines bedingungslosen Grundeinkommens widerspreche dem Prinzip, dass „der solidarische Sozialstaat dann hilft, wenn Not besteht.“[68]
- Die SPD lehnt das BGE ab. Auf dem ordentlichen Bundesparteitag im Dezember 2019 in Berlin wurde der Antrag des Parteivorstandes Arbeit – Solidarität – Menschlichkeit: Ein neuer Sozialstaat für eine neue Zeit angenommen und damit beschlossen: „[…] wir halten das bedingungslose Grundeinkommen für falsch, denn es wird den Bedürfnissen der meisten nicht gerecht. Aus dem ‚Recht auf Arbeit‘ hingegen leitet sich für den Einzelnen eine Vielzahl von konkreten Ansprüchen ab, die zu seiner jeweiligen Lebenssituation passen.“[69]
- Die AfD lehnt das BGE ab. In ihrem Grundsatzprogramm Programm für Deutschland., welches auf dem Bundesparteitag im Frühjahr 2016 in Stuttgart beschlossen wurde, fordert sie stattdessen „eine ‚Aktivierende Grundsicherung‘ als Alternative zum Arbeitslosengeld II (sogenanntes „Hartz IV“). Dabei schmilzt der staatliche Unterstützungsbetrag der Grundsicherung mit wachsendem Einkommen immer weiter ab, bis ab einem bestimmten Einkommen Einkommensteuer zu entrichten ist, statt einen staatlichen Unterstützungsbetrag zu erhalten.“[70]
- Die FDP diskutiert das „liberale Bürgergeld“, das nicht bedingungslos ist. Es entstand aber aus dem Konzept der negativen Einkommensteuer und des Bürgergelds von Joachim Mitschke, das die Idee eines BGE in Deutschland Anfang der 1990er Jahre etabliert hat[71] und ein Kompromiss mit den Gegnern der Bedingungslosigkeit sein soll.[72] Ein BGE bei gleichzeitiger Beibehaltung beitragsfinanzierter Sozialleistungen (Renten-, Kranken-, Pflegeversicherung) hält die FDP für nicht finanzierbar und deren Abschaffung für nicht gerecht.[73]
- Die Partei Die Linke stimmte im September 2022 in einem Mitgliederentscheid für die Aufnahme des bedingungslosen Grundeinkommens in das Parteiprogramm.[74] Die frühere Parteivorsitzende und ehemalige Berliner Arbeitsministerin Katja Kipping engagiert sich für ein BGE; sie ist ehemalige Sprecherin des Netzwerk Grundeinkommen. Darüber hinaus wird das Projekt in Bundes- und Landesarbeitsgemeinschaften der Partei diskutiert. 2017 legte die Bundesarbeitsgemeinschaft Grundeinkommen ein überarbeitetes Konzept zu einem bedingungslosen, emanzipatorischen und an der Programmatik der Partei ausgelegten Konzept vor, das als „Linkes Grundeinkommen“ bezeichnet wird.[75] Im Oktober 2024 lehnte die Linke es auf ihrem Bundesparteitag ab, ein BGE in ihr Programm aufzunehmen.[76]
- Bei Bündnis 90/Die Grünen setzte sich auf dem Bundesparteitag im November 2007 der Vorschlag einer Grünen Grundsicherung mit 60 % der Delegiertenstimmen gegen das BGE durch. Sie sieht eine Reform des bisherigen Systems bedarfsgeprüfter Transfers mit einer vergleichbaren Erhöhung des ALG II vor und enthält mehrere Elemente des Grundeinkommens, wie die schrittweise Einführung eines Grundeinkommens für Kinder (bedingungslose Kindergrundsicherung), der Ökobonus (ein Grundeinkommen finanziert aus Ökosteuern), ein temporäres Grundeinkommen (Brückenexistenzsicherung) und beim Arbeitslosengeld II der Verzicht auf jegliche finanzielle Sanktionen, die dazu führen, dass das Einkommen unterhalb des Existenzsicherungsniveaus sinkt.[77] In der Partei beschäftigt sich das Grüne Netzwerk Grundeinkommen mit dem Grundeinkommen.[78] Die Grüne Jugend tritt für ein Grundeinkommen ein.[79] Im 2020 beschlossenen Grundsatzprogramm wird eine Garantiesicherung angestrebt, in die schrittweise die bisherigen existenzsichernden Sozialleistungen zusammengeführt werden sollen. Dabei will man sich an der Leitidee eines Bedingungslosen Grundeinkommens orientieren.[80]
- Volt forderte erstmals in ihrer Amsterdamdeklartion, ihrem europäischen Wahlprogramm 2019, ein europäisches Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen zu starten.[81] Dabei soll über mehrere Jahre hinweg in verschiedenen europäischen Staaten ein europäisches BGE und inwiefern es klassische Sozialsysteme ersetzen kann, evaluiert werden. Zur Bundestagswahl 2021 griff die Partei die Forderung erneut auf.[82]
- Die größte deutsche Gewerkschaft IG Metall und die zweitgrößte deutsche Gewerkschaft ver.di lehnen das BGE ab.[83][84]
- Attac, das Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt sowie der Deutsche Bundesjugendring unterstützen ein bedingungsloses Grundeinkommen.[85][86][87]
- Der Katholische Sozialverband (KKV) lehnt das BGE ab.[88] Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung plädiert für das BGE[89] und ist Mitglied im Netzwerk Grundeinkommen.[90] Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend, größter Dachverband der katholischen Kinder- und Jugendverbände mit rund 660.000 Mitgliedern, tritt für das BGE ein und ist Mitglied im Netzwerk Grundeinkommen.[90]
Kritische Auseinandersetzung in Wirtschaft und Gesellschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Preise sind bei keinem Modell vollends vorhersehbar. Befürworter behaupten, dass Erwerbsarbeit nicht reduziert würde, da Menschen aus eigenem Antrieb oder für Zusatzeinkommen freiwillig arbeiten würden und Güter und Dienstleistungen weiterhin produziert und angeboten werden müssten,[91] auch mit aktuellen Sozialsystemen komme es zu Armut. Die Ansicht von Kritikern, Arbeit sei sinnstiftend und ermögliche Teilhabe, wird auch von manchen Befürwortern geteilt, auch ohne Existenzangst gebe es eine Motivation zu arbeiten, niemand werde durch ein BGE von Arbeit ausgeschlossen, es sei daher keine „Stilllegungsprämie“. Mit dem Kampfbegriff „Abstellprämie“[92] wird das BGE als Stillhalteprämie ohne Perspektive in der Erwerbsarbeit von einigen Gewerkschaftsfunktionären abgelehnt, es sei keine Lösung zur Abfederung der Digitalisierung, des Technologiewandels (Arbeit 4.0) und der Globalisierung; Menschen wollten arbeiten und dies möglichst qualifiziert.[93]
Der Philosoph Richard David Precht sieht ein bedingungsloses Grundeinkommen von 1500 Euro als ein Mittel, um die im Fortgang der Digitalen Revolution zu erwartende höhere Arbeitslosigkeit aufzufangen und kollektive Armut vor allem im Alter zu verhindern. Dadurch werde ein allein auf Erwerbsarbeit gegründeter Leistungsbegriff überwunden, der ohnehin blind sei für die sozialen Lebensleistungen vieler Menschen. Damit entfalle zudem der Zwang, monotone und demoralisierende Arbeit auszuüben. Es gelte auch in dieser weiteren Revolution der Wirtschafts- und Arbeitswelt, eine neue Ordnung und Balance herzustellen. „Wir werden wieder mehr Sozialismus in den Kapitalismus implementieren müssen […] – oder aber wir riskieren gewaltige ökonomische und gesellschaftliche Crashs.“[94]
Gegner befürchten, ein bedingungsloses Grundeinkommen werde Bürger häufiger zur Untätigkeit verleiten, da der materielle Anreiz zur Aufnahme einer Arbeit sinke. Wenn sich insbesondere für Menschen mit bisher geringem Einkommen Arbeit materiell kaum lohne, würden sich unter anderem nicht mehr genug Menschen finden, um niedrig entlohnte und besonders unangenehme Arbeiten auszuführen. Kritiker verweisen darauf, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen ein Anreiz zu verstärkter Einwanderung sein könne,[95] es wird kritisiert, dass durch ein bedingungsloses Grundeinkommen ein hoher Anteil des Volkseinkommens umverteilt würde.
Der Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen Heiner Flassbeck meint, mit dem BGE werde „eine sinnlose Umverteilungsmaschine in Gang gesetzt“. Die eigentlichen Profiteure seien Gutverdiener, die es nicht bräuchten.[96] Christoph Butterwegge äußert sich: „Was soll daran fair sein, wenn der Milliardär dieselbe Summe ausgezahlt bekommt wie der Müllwerker? […] Ein ‚schlanker Staat‘ ist das Wunschbild der Neoliberalen, die in der sozialen Gerechtigkeit nur eine Fata Morgana sehen. Wer mehr soziale Gerechtigkeit verwirklichen möchte, benötigt dafür einen starken Sozialstaat, der Hilfebedürftige, aber nicht Wohlhabende und Reiche finanziell unterstützt. Um zwischen beiden Gruppen differenzieren zu können, braucht man eine staatliche Bürokratie, die nach Bedarfsgerechtigkeit strebt. Würde ein Grundeinkommen verwirklicht, hätten die Neoliberalen ihr Hauptziel erreicht: Den Sozialstaat zerschlagen und freie Bahn für den Markt geschaffen.“[97] Der Wirtschaftswissenschaftler Heinz-Josef Bontrup bezeichnet das BGE als „ökonomisch skurrile Forderung“.[98]
Bundespräsident Steinmeier sprach sich 2018 auf einem Bundeskongress des DGB zusammen mit Reiner Hoffmann gegen ein BGE als „Abstellprämie“ für die Stilllegung von Arbeitskraft aus;[99] der Verweis auf das bedingungslose Grundeinkommen sei zu defensiv und käme einer Kapitulation gleich, Arbeit sei mehr als Einkommen, bedeute Lebensgestaltung und Selbstbestimmung durch Arbeit.[100]
Der frühere SPD-Generalsekretär Hubertus Heil kritisierte die Althaus-Pläne für ein Grundeinkommen als „Stilllegungsprämie“. Menschen würden „als nutzlos abgestempelt“ und „mit Geld abgefunden“.[101] Stephan Lessenich erarbeitete für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung eine Expertise zum Grundeinkommen.[102] Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), wirbt für das Konzept eines Solidarischen Grundeinkommens: Menschen sollen nicht durch Alimentierung, sondern durch Arbeit ein Auskommen gesichert werden. Dabei stünde der Wert von Arbeit („über feste, unbefristete Stellen mit Sozialversicherung und einer Bezahlung nicht unter dem Mindestlohn“) im Mittelpunkt.[103] Die ehemalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles lehnt ein BGE ab, stattdessen wirbt sie für die Förderung von 18-Jährigen mit einem bedingungslosen Startguthaben in Höhe von 15.000 bis 20.000 Euro.[104]
Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Stiftung Marktwirtschaft hat das bedingungslose Grundeinkommen als ein „unhaltbares Versprechen“ bezeichnet und dafür unter anderem folgende Gründe angegeben: Jugendliche und Kinder, vor allem aus sozial schwächeren Schichten, könnten, durch ein solches Grundeinkommen geblendet, die eigene Bildung und Qualifizierung vernachlässigen. Bei der Ersetzung des Sozialversicherungssystems fiele das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit weg. Aufgrund des eigentumsrechtlichen Schutzes der Rentenansprüche erfordere ein solcher Systemwechsel lange Übergangszeiten. Ein an den Hauptwohnsitz gebundenes bedingungsloses Grundeinkommen hätte zudem eine „immense Attraktivität“ auf Menschen in anderen EU-Staaten und ließe erhebliche Einwanderungsströme erwarten. Eine Begrenzung des Grundeinkommens, um „grundeinkommensinduzierte Migrationsströme“ zu verhindern, ließe sich zwar gegenüber Drittstaaten umsetzen, käme aber leicht in Konflikt mit dem Europarecht und dem darin garantierten Recht auf Freizügigkeit.[105]
Nach Ansicht von Gerd Habermann vom Interessenverband Die Familienunternehmer – ASU beruht die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens auf einer Vorstellung von einem Staat, in dem alle auf Kosten aller anderen leben könnten. Die psychologischen Effekte seien ein starkes Sinken der Arbeitsmotivation, besonders bei den „Schlechterverdienenden“, sowie die Ausbreitung einer innovationsfeindlichen „Rentnermentalität“ (in den Wirtschaftswissenschaften spricht man von einer Politischen Rente für Einkommen aus Transferleistungen und einer Rentenökonomie bei Ausnutzung derselben). Dass die Arbeit nicht ausgehe, zeigten sogenannte Vollbeschäftigungsländer von der Schweiz bis Neuseeland.
Im linken politischen Spektrum, in dem sich viele Unterstützer finden, hat sich eine kritische Debatte über das Grundeinkommen entzündet.[106] Der Sozialwissenschaftler Rainer Roth bemängelt, dass das „bedingungslose Grundeinkommen für alle die Interessen einer Minderheit“ widerspiegele.[107] Während eher skeptische Stimmen in der Diskussion über ein Grundeinkommen die Chance sehen, dass diese über sich selbst hinaus führen könne,[108] erkennen andere im Grundeinkommen „keinen Schritt in die richtige Richtung, sondern ein Projekt darum, wie man Armut besser verwalten, also erhalten kann“.[109]
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut sieht die Gefahr, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen in manchen Bereichen zur Ausweitung prekärer Arbeitsverhältnisse führen könne. Die Löhne, der Kündigungsschutz, und tarifliche Strukturen könnten unter Druck geraten. Dies könne letztendlich zu einer zunehmenden Verunsicherung von Arbeitnehmern führen.[110]
Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Am 21. Oktober 2002 wurde das österreichische Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt – B.I.E.N. – Austria gegründet.[111][112] Es versammelt Personen, die das bedingungslose Grundeinkommen unterstützen, und veranstaltet einmal im Jahr eine Fachtagung sowie ein Netzwerktreffen. Als offenes Forum wurde am 8. September 2006 der Runde Tisch – Grundeinkommen gegründet. Er dient der Vernetzung unterschiedlicher Vereine, Initiativen und Personen, die sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen einsetzen, und trifft sich einmal im Monat im Amerlinghaus in Wien.
- Das Grundsicherungsmodell der Grünen soll vor Armut schützen und ist bedarfsorientiert und an „Arbeitswilligkeit“ geknüpft, also nicht bedingungslos. Die Höhe des Sicherungsniveaus hat sich daher zumindest an dem von der Armutsforschung als „Armutsgefährdungsschwelle“ angesehenen Wert von 60 % des Medianeinkommens zu orientieren. Diesen Betrag (2005 ca. 834 Euro) haben Grundsicherung und Wohngeld zusammen mindestens zu erreichen.[113]
- Die KPÖ beschloss auf einem Parteitag im Oktober 2014 die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen in existenzsichernder Höhe.[114]
- Die Bürgerrechtsbewegung Generation Grundeinkommen fördert die Diskussion über das bedingungslose Grundeinkommen. Zusätzlich war die Einreichung eines Volksbegehrens über die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens in Österreich ein Ziel der Initiative.[115][116]
- Im Juli 2016 wurde der Verein BGE – Bedingungsloses-Grund-Einkommen gegründet, welcher auch als gleichnamige Partei gemäß § 1 Abs. 4 PartG mit Satzung vom 11. Januar 2018 beim BMI registriert wurde. Mit dem Grundeinkommen-Modell BGE 100%, das zehn Kriterien beinhaltet, will man bei den kommenden Wahlen antreten.[117]
- Bei der Nationalratswahl 2019 traten die Parteien JETZT, KPÖ und WANDEL für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens statt der Mindestsicherung ein.[118]
- Im November 2019 erreichte das vom Grazer Privatmann Peter Hofer ohne Verein oder Partei im Hintergrund initiierte Volksbegehren zum bedingungslosen Grundeinkommen 69.940 Unterschriften, das entsprach 1,1 Prozent der 6.381.700 Unterzeichnungsberechtigten. Die Hürde von 100.000 notwendigen Unterschriften zur Behandlung im Parlament wurde damit nicht übersprungen.[119]
- Im Dezember 2019 wurde der Verein Das Grundeinkommen gegründet, der von Oktober 2020 bis Mai 2021 die Ringvorlesung Ein 1000er mehr? – Das Bedingungslose Grundeinkommen – soziale, ökonomische, anthropologische und ethische Aspekte des bedingungslosen Grundeinkommens organisierte und seither die Buchreihe Überlegungen zum Grundeinkommen herausgibt, von der bisher 6 Bände erschienen sind.[120][121][122]
- Am 6. Februar 2020 starteten mehrere österreichische Grundeinkommensprojekte (Runder Tisch Grundeinkommen, Netzwerk Grundeinkommen, Attac Inhaltsgruppe Grundeinkommen, Verein Das Grundeinkommen, Verein Generation Grundeinkommen, Runder Tisch Grundeinkommen Salzburg) gemeinsam ein neues Volksbegehren zum bedingungslosen Grundeinkommen mit der Sammlung von Unterstützungserklärungen. Bis zum Ende der Eintragungswoche am 9. Mai 2022 wurden 168.981 Unterschriften gesammelt, sodass das Volksbegehren im Parlament behandelt werden musste.[123][124] Am 3. November 2022 fand daher eine 2-stündige Debatte im Ausschuss für Arbeit und Soziales statt, bei der sich allerdings sowohl die Abgeordneten wie auch die von den Fraktionen nominierten Experten gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen aussprachen.[125]
Schweiz
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Bewegung, Gruppe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem Europa-Kongress von BIEN, 2002 in Genf, ist der Verein BIEN-Schweiz aktiv.[126]
Die Initiative Grundeinkommen wurde im Januar 2006 von Daniel Häni und Enno Schmidt gegründet und hat ihren Sitz in Basel. Ihr Ziel war es, die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens bekannt zu machen und die Erfolgschancen einer Volksinitiative in der Schweiz zu ermitteln.[127]
Laut dem Schweizer Ökonomen Thomas Straubhaar ist das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens „[…] im Kern nichts anderes als eine fundamentale Steuerreform“, die „alle sozialpolitischen Maßnahmen in einem einzigen Instrument, dem bedingungslos ausbezahlten Grundeinkommen, [bündelt].“[128] Er hält ein BGE außerdem für sozial gerecht und argumentiert, obwohl alle Bürger am Monatsanfang den gleichen Geldbetrag in Form des Grundeinkommens erhalten würden, hätten Reiche in der Bilanz am Monatsende deutlich mehr Geld durch Steuern verloren, als sie durch das Grundeinkommen erhalten haben, während bei Ärmeren das Gegenteil der Fall wäre, ähnlich dem Prinzip einer negativen Einkommensteuer.[128]
Parteien, Gewerkschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Alternative Linke schrieb das BGE bei ihrer Parteigründung im März 2010 in ihren Handlungsschwerpunkten fest. Im Oktober 2010 hat die SP Schweiz das BGE in ihr Parteiprogramm aufgenommen.[129] Die Gewerkschaft Syna hat sich am 29./30. Oktober 2010 auf ihrem Kongress in St. Gallen als erste Gewerkschaft der Schweiz für ein BGE ausgesprochen.[130]
Parlamentarische Initiative
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Parlamentarische Initiative von Josef Zisyadis (AL/PdA, Waadt) und Katharina Prelicz-Huber (GP, Zürich) zur Einführung eines BGE in der Schweiz wurde am 17. Juni 2011 abgelehnt.[131]
Volksinitiativen 2010/11 und 2012/16
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein erster Anlauf 2010/2011 zu einer Volksinitiative zum bedingungslosen Grundeinkommen (Volksinitiative „Für ein bedingungsloses Grundeinkommen finanziert durch Energielenkungsabgaben“) einer Gruppe von Initianten aus grünen Kreisen scheiterte an ungenügenden Anzahl Unterschriften.
Im April 2012 begann die oben genannte Initiative Grundeinkommen mit der Unterschriftensammlung für eine zweite Volksinitiative zu diesem Thema (Volksinitiative „Für ein bedingungsloses Grundeinkommen“), mit Beteiligung von BIEN-Schweiz, im Oktober 2013 reichte sie 126.000 Unterschriften in Bern ein. In Hinblick auf die kommende Volksabstimmung mehrten sich die kritischen Stellungnahmen. Insbesondere die Finanzierung warf Fragen auf.[132][133][134]
Auch diese zweite Volksinitiative scheiterte – sie wurde in der Volksabstimmung am 5. Juni 2016 abgelehnt. Bei einer Stimmbeteiligung von 47 % stimmten 23,1 % für und 76,9 % gegen die Initiative. Der Anteil der Nein-Stimmen schwankte in den einzelnen Kantonen zwischen 64 % (Kanton Basel-Stadt) und 87,4 % (Kanton Appenzell Innerrhoden).[135]
Niederlande
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1985 empfahl der Wetenschappelijke Raad voor het Regeringsbeleid (Wissenschaftlicher Rat für Regierungspolitik), ein Think Tank der niederländischen Regierung, die Einführung eines Grundeinkommens.[136] 1987 gründeten drei Gewerkschaften die Stichting Werkplaats Basisinkomen (Stiftung Werkstatt Grundeinkommen). Diese ging 1991 in der noch heute bestehenden Vereniging Vriendinnen en Vrienden van het Basisinkomen (Vereinigung der Freundinnen und Freunde des Grundeinkommens), seit April 2013 kurz Vereniging Basisinkomen (Vereinigung Grundeinkommen), auf. 2023 sprach sich Volt in ihrem Programm für die Einführung aus.[137]
USA
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Idee des Grundeinkommens wurde in den USA auch von marktliberalen Ökonomen wie Milton Friedman vertreten.[138] 1969 plante Präsident Richard Nixon die Einführung einer negativen Einkommensteuer unter dem Namen Family Assistance Plan. Einer Familie mit zwei Kindern wären 1600 $ jährlich garantiert gewesen. Dieser Betrag wäre ab einem Einkommen von 720 $ um 50 % des 720 $ übersteigenden Betrages gekürzt worden. Das Gesetz wurde 1970 vom Repräsentantenhaus verabschiedet, scheiterte aber im Senat.[139]
Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Karl Widerquist spricht sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen aus und hält dessen Einführung für finanzierbar. Er merkt in diesem Zusammenhang an, dass es eine Milchmädchenrechnung sei, den Geldbetrag des Grundeinkommens mit der Bevölkerungszahl zu multiplizieren, da dies die Bruttokosten darstellt und diese Rechnung nicht berücksichtigt, dass das BGE ein System ist, bei dem die Bürger regelmäßig Steuern zahlen und gleichzeitig das Grundeinkommen erhalten.[140]
Weitere prominente Befürworter und Unterstützer eines bedingungslosen Grundeinkommens aus den USA sind u. a. der Multiunternehmer Elon Musk,[141] Meta-Platforms-Gründer Mark Zuckerberg,[142] Amazon-Gründer Jeff Bezos,[143] Google-Gründer Larry Page,[144] Microsoft-Gründer Bill Gates,[145] Apple-CEO Tim Cook,[146] Twitter-Gründer Jack Dorsey,[147] eBay-Gründer Pierre Omidyar,[148] OpenAI-CEO Sam Altman,[149] Autor und Futurologe Raymond Kurzweil[150] sowie der Astrophysiker Neil deGrasse Tyson.[151]
Umsetzungsmodelle und Pilotprojekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutschland
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Rechtslage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach heutiger Rechtslage besteht in der Bundesrepublik kein gesetzlicher Anspruch auf ein bedingungsloses Grundeinkommen (vgl. Statuslehre: Status positivus). Es gibt die Grundsicherung nach SGB II und SGB XII. Menschen, die zum Beispiel wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen außerstande sind, sich persönlich oder sozial zu entfalten, haben einen rechtlich gesicherten Anspruch auf eine staatliche Leistung, die als Minimalgarantie ein soziokulturelles Existenzminimum gewährleisten muss.[152]
Abgrenzung
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Obwohl die ähnlich klingende Bezeichnung dies suggeriert, ist das im Juli 2019 in Berlin eingeführte Pilotprojekt Solidarisches Grundeinkommen (SGE) des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller kein bedingungsloses Grundeinkommen. Es handelt sich dabei vielmehr um eine begrenzte Zahl neu geschaffener Stellen im öffentlich geförderten Beschäftigungssektor, in denen Arbeitslose, die bestimmte Kriterien erfüllen, nach Tarif- oder Mindestlohn bezahlt werden.[153] Der Wirtschaftswissenschaftler Bert Rürup nannte das Solidarische Grundeinkommen eine „unsolidarische Mogelpackung“.[154]
Initiativen und Projekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mitte 2010 wollte die Breuninger-Stiftung in Deutschland einen Feldversuch starten: 100 Bürger im wirtschaftlich potenten Stuttgart und 100 Bürger in einer wirtschaftlich schwachen Region in Brandenburg sollten für zwei Jahre ein monatliches Grundeinkommen von 800 Euro plus der notwendigen Beiträge zur Sozialversicherung erhalten.[155] Die Finanzierung gelang nicht.
Im Juni 2014 gründete der Berliner Startup-Gründer Michael Bohmeyer den Verein Mein Grundeinkommen e. V., der über Crowdfunding Geld sammelt und unter den registrierten Bewerbern Grundeinkommen von jeweils 1000 Euro pro Monat für ein Jahr verlost. Ziel des Vereins ist zum einen die Verbreitung der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, zum anderen aber auch dessen Erforschung.[5][156] So initiierte der Verein in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin auch das Pilotprojekt Grundeinkommen, das über drei Jahre 122 Personen ein Grundeinkommen von 1200 Euro monatlich ausbezahlt und dessen Auswirkungen auf die Teilnehmer untersucht. Es gibt ebenfalls eine Vergleichsgruppe von 1380 Personen, die kein Grundeinkommen erhält.[157][158] Die Langzeitstudie wird ebenfalls über Crowdfunding finanziert und ist das erste nicht-staatlich finanzierte Projekt dieser Art in Deutschland. Es startete im Juni 2021 und endet 2024. Wenn das Zwischenergebnis der Studie 2023 Ergebnisse liefert, soll ebenfalls eine zweite Studie dazu starten.[159]
Im Juni 2017 vereinbarte die neue Landesregierung in Schleswig-Holstein ein Zukunftslabor als Modellprojekt zur Diskussion und Bewertung „neuer Absicherungsmodelle, zum Beispiel ein Bürgergeld, ein Grundeinkommen oder die Weiterentwicklung der sozialen Sicherungssysteme“. Der Grünen-Politiker Robert Habeck bevorzugt hierbei ein BGE als Modellversuch, der schleswig-holsteinische Sozialminister Heiner Garg (FDP) bevorzugt ein liberales Bürgergeld.[160]
Die Initiative Expedition Grundeinkommen führt seit 2020 in mehreren Bundesländern Volksbegehren durch, deren Ziel Modellversuche zum Grundeinkommen in den jeweiligen Ländern sind.
In Berlin scheiterte 2022 das Volksbegehren zum Grundeinkommen an der erforderlichen Mindestunterstützerzahl.[161]
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Regisseurin und Filmemacherin Rebecca Panian startete 2018 eine Initiative für ein Pilotprojekt, um 2019 in einem Schweizer Dorf ein Jahr lang das BGE zu testen. Sie wollte als Projektleiterin den Test filmisch begleiten. Die Kosten sollten über Crowdfunding oder eine Stiftung finanziert werden. Wegen der Bevölkerungsstruktur wurde Rheinau ZH, eine Gemeinde mit 1300 Einwohnern, ausgewählt. Der Gemeinderat stimmte einem BGE für alle mit Stichtag 5. Juni 2018 in Rheinau lebenden Personen zu, die freiwillig am Projekt teilnehmen wollten. Erwachsene über 25 Jahren sollten monatlich 2500 Schweizer Franken erhalten (rund 2.700 Euro). Für jüngere Personen waren etwa 625 Franken vorgesehen. Das BGE sollte mit zusätzlichem Einkommen verrechnet werden.[162][163][164] Für den Test hatten sich 770 Personen angemeldet. Das Projekt kam nicht zustande, weil trotz großer medialer Aufmerksamkeit zum Ende des knapp zweimonatigen Spendenzeitraums statt der benötigten 6,1 Millionen nur 150.000 Franken eingegangen waren.[165]
Spanien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2017 begann ein Experiment mit 1.000 zufällig ausgewählten Haushalten aus ärmeren Stadtteilen Barcelonas. Vorläufige Ergebnisse zeigten, dass das Grundeinkommen die Lebenszufriedenheit und die psychische Gesundheit steigerten.[166]
USA
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1967 wurde in den USA unter Präsident Johnson eine Kommission zu einem garantierten Mindesteinkommen eingerichtet, als der bedeutende neoliberale Ökonom Milton Friedman eine an ein Erwerbseinkommen geknüpfte negative Einkommensteuer vorschlug. Nach zwei Jahren wurde der Bericht der Kommission veröffentlicht, die aus Unternehmern, Gewerkschaftern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bestand und die sich einhellig für ein garantiertes Mindesteinkommen aussprach. Der Bericht fand kaum Resonanz. Bürger und Politiker konnten sich nicht mit der Vorstellung anfreunden, allen Menschen ein bestimmtes Einkommen zu garantieren. Trotz der Empfehlung der Kommission glaubten viele Politiker, dass allein die Idee eines garantierten Einkommens den Arbeitswillen einer ganzen Generation US-Amerikaner unterminieren würde.
Trotzdem gab es von der US-Regierung Pilotprojekte, um die praktischen Folgen eines garantierten Mindesteinkommens zu testen. Zu ihrer Überraschung stellte sich heraus, dass der Antrieb, sich eine Arbeit zu suchen, bei den Empfängern nicht nennenswert schwächer wurde.[167]
Seit Februar 2019 wird in Stockton im kleineren Rahmen ein soziales Experiment unter dem Namen Stockton Economic Empowerment Demonstration (SEED) über den Effekt vom sogenannten „Guaranteed Income“ durchgeführt.[168] Dazu erhalten 125 zufällig ausgewählten Bürger von Stockton über einen Zeitraum von 24 Monaten 500 US-Dollar pro Monat zur freien Verfügung.[169] Ein unabhängiges Forschungsteam unter der Leitung zweier Professorinnen begleitet das Projekt und wird am Ende einen Bericht erstellen.[170][171]
In einer von Sam Altman unterstützen Studie erhielten 1000 Teilnehmer in den US-Staaten Texas und Illinois von 2020 an drei Jahre lang 1000 US-Dollar im Monat, 2000 Teilnehmer in einer Kontrollgruppe 50 $ im Monat. Das Einkommen der Kontrollgruppe stieg stärker und der Beschäftigungsgrad war 2 Prozent höher als bei der Gruppe, die 1000 $ im Monat erhielt. Während der Studie, die während der COVID-19-Pandemie begann, stieg das Einkommen der Empfänger von 1000 Dollar monatlich durchschnittlich von knapp 30000 $ pro Jahr auf 45710 $, in der Kontrollgruppe bei ähnlichem Ausgangsniveau auf 50970 $. Die Kontrollgruppe gab weniger für Gesundheit aus, signifikante Unterschiede im Gesundheitszustand beider Gruppen gab es aber nicht.[172][173]
Brasilien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Brasilien wurden unter Präsident Lula erste Schritte für ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeleitet. Als erste erhielten die Ärmsten einen geringen Betrag, bis 2010 sollten die Zahlungen auf die gesamte Bevölkerung ausgedehnt werden, was aber nicht umgesetzt wurde.[174][175]
Brasilien hat 2004 als erster Staat das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen in die Verfassung aufgenommen. Im Gesetz 10.835/2004 wird das Recht aller Brasilianer auf ein bedingungsloses Grundeinkommen festgelegt. Garantiert wird eine staatliche Leistung für alle Bürger, die mindestens fünf Jahre im Land leben. Diese soll die Grundbedürfnisse von Ernährung, Bildung und Gesundheit abdecken – unabhängig davon, ob der Empfänger arbeitet oder Vermögen hat. Eine Klausel im Gesetz (die „renda básica“ solle „schrittweise“ eingeführt werden) schiebt die Umsetzung jedoch auf die lange Bank. Bislang wurde nur die Bolsa Família eingeführt, eine staatliche Leistung für die ärmsten Haushalte im Land. Diese ist an Bedingungen geknüpft und setzt Bedürftigkeitsprüfungen voraus. Zwar erreicht die Bolsa Familia mittlerweile rund ein Viertel aller Brasilianer, jedoch fehlt es vielen weiteren Bedürftigen an Informationen und Unterstützung durch lokale Verwaltungen. Von 2008 bis 2014 zahlte die brasilianische Nichtregierungsorganisation ReCivitas in dem kleinen brasilianischen Dorf Quatinga Velho in der Nähe von São Paulo ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Ausnahme und ohne Bedingung monatlich an alle Empfänger aus, um dessen Wirksamkeit in der Praxis zu erproben.[176] Die Finanzierung des Pilotprojekts beruht bisher hauptsächlich auf Spendeneinnahmen. Das von ReCivitas gezahlte Grundeinkommen beträgt monatlich 30 Real (rund 11 Euro) – für ein Jahr pro Person etwa 130 Euro. Die Bilanz nach vier Jahren: Bis zu 127 Menschen nahmen gleichzeitig das Grundeinkommen in Anspruch. Sie investierten den größten Geldbetrag in die Verbesserung des eigenen Wohnraums, gefolgt von Medizin für ihre Kinder. An dritter Stelle standen unterschiedliche, Einkommen schaffende Maßnahmen.[177][178][179]
Bis Februar 2011 waren 26 % der brasilianischen Bevölkerung von dem Programm betroffen, das 50 Millionen Menschen umfasst.[180] Ab März 2020 umfasst das Programm 13,8 Millionen Familien und zahlt durchschnittlich 29 Euro pro Monat in einem Land, in dem der Mindestlohn 161 Euro pro Monat beträgt.[181]
Finnland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Juni 2015 wurde im Koalitionsvertrag der finnischen Regierungsparteien festgelegt, als erstes europäisches Land ein (teilweise bedingtes) Grundeinkommen zu testen.[182][183] Zwei Drittel der Finnen befürworteten das in einer Umfrage der finnischen Sozialversicherung Kela[184] vom selben Jahr.[185][186]
Unter Leitung von Kela wurde eine Feldstudie entworfen.[187] Es sollten zunächst verschiedene Modelle untersucht werden: ein tatsächlich bedingungsloses Grundeinkommen, eine bedingungslose Grundsicherung von mindestens 550 Euro unter Beibehaltung zusätzlicher Leistungen wie Wohngeld und eine negative Einkommensteuer. Die Aufwendungen wurden mit 20 Millionen Euro für zwei Jahre veranschlagt.[183][186]
Ab Januar 2017 wurde an 2000 zufällig ausgewählte Arbeitslose anstelle von Arbeitslosengeld ein Grundeinkommen von 560 Euro im Monat bezahlt, befristet auf zwei Jahre.[188] Die finnische Regierung lehnte im April 2018 eine Verlängerung ab.[189] Im Mai 2020 zog die finnische Sozialversicherungsanstalt die Bilanz, die Arbeitslosenquote sei bei den Teilnehmern gesunken, wenn auch nicht signifikant stärker als in der Kontrollgruppe. Bürokratie konnte eingespart werden, und die Teilnehmer hätten signifikant weniger Stress und gesundheitliche Probleme berichtet. Allerdings hatte Finnland während der Studiendauer neue Maßnahmen eingeführt, um arbeitslose Leistungsempfänger zu aktivieren, die sich nur auf die Kontrollgruppe auswirken konnten und daher einen Störfaktor (Confounder) bildeten. Die Aussagen der Probanden zum seelischen und körperlichen Befinden waren zudem subjektiv und unvollständig; nur ein Drittel machte dazu überhaupt Angaben.[190] Kela räumte ein, dass man lediglich sagen könne, „dass die beobachteten Effekte sowohl auf das Grundeinkommen als auch das Aktivierungsmodell zurückzuführen sind“, man wisse aber nicht, wie und in welchem Maße.[191][192]
Im Frühjahr 2020 wurde Bilanz gezogen: Wegen überlagerter Effekte dieses Pilotprojekts und anderer Aktivierungsmaßnahmen sei es schwierig, den Beschäftigungseffekt zu beurteilen. Statt eines Grundeinkommens werden nun Vereinfachungen der sozialen Sicherung durch Pauschalbeträge für einzelne Empfängergruppen erwogen und finanzielle Sonderleistungen für Menschen, die aus eigenem Antrieb etwas für die Gemeinschaft tun.[193][194]
Indien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Madhya Pradesh (Zentralindien) wurde in bisher 22 Dörfern, in denen Armut in einem besonders hohen Ausmaß herrscht, ein regelmäßiger Geldtransfer bereitgestellt. Ohne Bedingungen wird in den ausgewählten Dörfern an jeden Bürger ab 18 Jahre ein Monatsbetrag von 200 Rupien ausgezahlt; für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erhalten die Frauen 100 Rupien. 200 Rupien entsprechen bei Umrechnung mit Kaufkraftparitäten (Methode Weltbank-Atlas) etwa 10 Euro. Es handelt sich also um ein partielles Grundeinkommen (nicht existenz- und teilhabesichernd). Die Verwendung steht den Menschen frei.[195][196][197]
Iran
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ähnlich wie in Alaska hat sich die iranische Regierung für eine Teilhabe der Bürger an den Gewinnen der Ölförderung entschieden. Pro Person wird zweimonatlich ein Betrag von umgerechnet 80 US-Dollar gezahlt, also 480 $ pro Person und Jahr. Mehr als 80 % der Iraner haben den Antrag gestellt.[198]
Italien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Italien führte die Regierung Conte I auf Betreiben der Fünf-Sterne-Bewegung am 6. März 2019 ein Bürgergeld in Höhe von 780 € (Singles) bzw. 1280 € (Paare) ein. Obwohl es weder bedingungslos war, noch von allen beantragt werden konnte, wurde es von einigen als BGE-ähnlich eingestuft. Das Vorhaben wurde von Seiten der Gewerkschaften, Kirchen und Industrie als überteuert und Konjunkturbremse kritisiert, da die eingeplanten 15 Milliarden Euro Kosten komplett auf Kredit finanziert werden sollten und dieser Betrag auf der Investitionsseite fehlen würde. Das Kalkül der Regierung war hingegen, dass die Binnenkonjunktur durch den gesteigerten Konsum der ärmsten Bevölkerungsschichten gestärkt werde und sich die Kosten so refinanzieren würden.[199] Ende 2022 wurde durch die Regierung Meloni angekündigt, das Bürgergeld 2023 teilweise und 2024 vollständig abzuschaffen.[200][201] Seit September 2023 gibt es für Alleinstehende im Alter von 18 bis 59 Jahren eine neue garantierte Mindesteinkommensmaßnahme namens „Supporto per la Formazione e Lavoro“ (SFL), die einen finanziellen Zuschuss von 350 € pro Monat mit der Verpflichtung zur Teilnahme an Kursen zur beruflichen Qualifizierung oder anderen aktiven Beschäftigungsmaßnahmen. Die Förderdauer beträgt 12 Monate, nicht verlängerbar. Die Höhe des Zuschusses kann mit Einkünften aus selbständiger oder unselbständiger Arbeit kumuliert werden, sofern diese 3.000 Euro brutto pro Jahr nicht übersteigen. Neben diesem Zuschuss hat die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni eine weitere Sozialhilfe eingeführt, die nur für Familien mit Minderjährigen, Menschen mit Behinderungen, Menschen über 60 Jahren und Menschen vom Sozialdienst unterstützt vorbehalten ist. Ein Maß für finanzielle Unterstützung und soziale und berufliche Eingliederung genannt „Assegno di Inclusione“ (ADI). mit einem Höchstbetrag von jährlich 6.000 Euro (500 Euro pro Monat), der je nach Zusammensetzung der Familiengemeinschaft und Wohnbedarf (für die Zahlung der Miete) auf bis zu weitere 3.360 Euro pro Jahr (280 Euro pro Monat) erhöht werden kann. Die Sozialhilfe dauert 18 Monate mit einer einmonatigen Unterbrechung und kann um weitere 12 Monate verlängert werden, jeweils mit einer einmonatigen Unterbrechung. Bei Aufnahme einer Erwerbstätigkeit ist die ADI-Zulage mit dem entsprechenden Einkommen bis zu 3.000 Euro pro Jahr kumulierbar.
Kanada
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mincome war ein soziales Experiment der Jahre 1974 bis 1978, welches die Auswirkungen eines garantierten jährlichen Einkommenszuschusses in Abhängigkeit von Arbeit (negative Einkommensteuer) untersuchen sollte. Dabei wurde ein Zuschuss jeder Person und jeder Familie in Dauphin gewährt, welche unter die Armutsgrenze fiel. In der Stichprobe (Sample) der wissenschaftlichen Begleitung und Datenerhebung waren 1.300 Familien.[202]
2016 wurde bekannt, dass in der Provinz Ontario ein neues Pilotprojekt geplant war.[203] In den Städten bzw. der Umgebung von Hamilton, Thunder Bay und Lindsay sollten ab 2017 drei Jahre die Auswirkungen eines BGE in den Bereichen Gesundheit und Bildung sowie auf die Arbeitsmarktchancen für Geringverdiener untersucht werden.[204] Das Projekt wurde nach einem Jahr vorzeitig beendet, als es nach den Wahlen in Ontario Mitte 2018 zu einem Regierungswechsel gekommen war.[205]
Kuba
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen 1964 und 1973 herrschte in Kuba die Periode des „historischen Lohns“ – einem Einheitslohn unter Arbeitszwang in einer planwirtschaftlichen Verteilung der Arbeit, der vom Wirtschaftshistoriker Jörg Roesler als „fast bedingungsloses Grundeinkommen“ bezeichnet wurde. Es bestand keine Zuverdienstmöglichkeit über den Einheitslohn hinaus.[206]
Folge dieser Bedingungen war ein rasantes Absinken der Arbeitsproduktivität. Staatlich festgesetzte Preise sorgten dafür, dass die Produktion der Waren häufig deutlich teurer war als der Verkaufserlös. In der Zuckerernte wurden immer mehr Menschen benötigt, um das gleiche Ernteergebnis einzufahren. Es kam zum starken Absinken der gesamten Produktion in Industrie und Landwirtschaft, was zu einer scharfen Versorgungskrise führte, die teilweise bis heute anhält.
Da diese Art des Einheitslohnes an die formale Bedingung der Aufnahme eines Arbeitsplatzes gekoppelt war, kam es nicht zu einem massiven Fernbleiben vom Arbeitsplatz. Jedoch musste in rückblickenden Studien festgestellt werden, dass zurückgehende Arbeitsproduktivität eines der Hauptprobleme für die Versorgungskrise war. Die Hoffnung, „dass die von der Ausbeutung befreiten Kubaner, statt der Not gehorchend, Erwerbsarbeit zu leisten, aus freier Entscheidung ihr Bestes für den Aufbau eines sozialistischen Kuba geben würden, wenn man ihnen nur die Zusammenhänge klar mache und mit gutem Beispiel vorangehen würde“, hierzu zeigte man beispielsweise Che Guevara im persönlichen Einsatz beim Schlagen von Zuckerrohr, erfüllte sich nicht.[206][207]
Kuwait
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kuwait begann im Februar 2012 ein Experiment mit bedingungslosem Grundeinkommen, das jedoch zeitlich für seine 1,155 Millionen Bürger mit 1000 Dinar / Bürger (3.580 Dollar / Bürger) begrenzt war.[208][209]
Macau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Macau verteilt seit 2008 im Rahmen des Vermögensbeteiligungsmechanismus der Region einen Fonds an alle Einwohner, ob dauerhaft oder nicht. Im Jahr 2014 verteilte die Regierung 9.000 Patacas (rund 1.127 US-Dollar) an jeden ständigen Einwohner und 5.400 Patacas (676 US-Dollar) an nicht ständige oder mehr als 600.000 Begünstigte.[210]
Mongolei
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Regierung der Mongolei hat erste Schritte unternommen, um ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen. Ähnlich wie in Alaska soll das Geld aus Einnahmen durch den Verkauf von Bodenschätzen (hier: Gold, Kupfer) stammen. Der Fonds, aus dem die Auszahlung erfolgen soll, wurde bereits eingerichtet, und die Regierung hat die Auszahlung bereits zugesagt.[211]
Namibia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Namibia erhielten die Einwohner der Ortschaft Otjivero-Omitara ein bedingungsloses Grundeinkommen, das „Basic Income Grant“ (BIG) genannt wird. Ziel war es, die Auswirkungen des BIG auf die Armut zu erfassen, zu belegen und die namibische Regierung von einer landesweiten Einführung des Grundeinkommens zu überzeugen.[212][213]
Von Januar 2008 bis Dezember 2009 hat die den BIG in Otjivero organisierende BIG Koalition den ca. 1000 registrierten Bewohnern der Ortschaft ein Basic Income Grant (BIG) von monatlich 100 N$ ausgezahlt. Der erste Halbjahresreport liegt als Zusammenfassung in deutscher Übersetzung vor,[214] darüber hinaus der ausführliche Jahresbericht 2008 auf Englisch.[215] Das Projekt wurde aufgrund seiner positiven Effekte (Reduzierung der Unterernährung, der Arbeitslosigkeit, Anzahl der Schulabbrüche und Rückgang der Kriminalität) auf privater Basis mit einer Auszahlung von monatlich 80 N$ zunächst weitergeführt.[216] Laut BIG Koalition konnte diese reduzierte Zahlung nur bis März 2012 gesichert werden.[217] Die namibische Regierung mochte das Grundeinkommen nicht landesweit umsetzen, worüber die Initiatoren ihre Enttäuschung zum Ausdruck bringen. Seit März 2012 hing die Auszahlung des reduzierten Grundeinkommens vom Spendeneingang ab, der eine zuverlässige monatliche Auszahlung nicht mehr zulässt. Die Zahlungen wurden 2013 endgültig eingestellt.
An den sehr positiven Schlussfolgerungen, die bereits ein halbes Jahr nach Projektbeginn gezogen wurden, ist verschiedentlich methodische und inhaltliche Kritik geübt worden.[218][219][220]
Kenia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ende 2016 startete die US-amerikanische Wohltätigkeitsorganisation GiveDirectly in Kenia ein Pilotprojekt mit dem bedingungslosen Grundeinkommen, welches die Auswirkungen auch wissenschaftlich untersucht. Begleitet wird das Projekt von Ökonomen der Universität Princeton und dem MIT. Die Projektdauer ist auf 10 bis 12 Jahre angelegt. Die geplanten Gesamtausgaben belaufen sich auf 30 Millionen Dollar Spendengelder, wovon bisher bis Februar 2017 etwa 23,7 Millionen Dollar eingenommen wurden.[221]
Bis 2017 nahmen 6.000 Teilnehmer aus wenigen Ortschaften als Empfänger teil. 2017 soll die Anzahl der Empfänger auf 26.000 Menschen in 200 Dörfern ausgedehnt werden. Jede der ausgewählten Personen erhält ein Grundeinkommen von rund 20 € pro Monat bzw. 0,75 Cent täglich über einen Zeitraum von 10 Jahren. Der Monatsbetrag entspricht etwa einem halben kenianischen monatlichen Durchschnittslohn.
Zur Untersuchung der Auswirkungen bei verschiedenen Arten der Auszahlung sind die Empfänger in Gruppen unterteilt, die ihr Grundeinkommen jeweils auf unterschiedliche Weise erhalten. Um Aussagen über die Auszahlungsform mit dem größten Nutzen zu gewinnen, werden Daten zum sozioökonomischen Hintergrund, Lebensstil, Risikobereitschaft oder Lebenseinstellung erfasst. Erste Ergebnisse werden nach zwei Jahren nach Start des Projektes erwartet.[222]
In 40 Dörfern erhalten die Teilnehmer zehn Jahre lang jeweils 20 € monatlich. In anderen 80 Dörfern erhalten die Teilnehmer das Grundeinkommen nur zwei Jahre lang, und in weiteren 80 Dörfern gibt es die Gesamtsumme als Einmalzahlung. 100 Dörfer ohne Grundeinkommen dienen als Kontrollgruppe.[223] Um die Transfers auch in entlegenste Gebiete leisten zu können, wird das in Kenia entwickelte mobile Bezahlsystem M-Pesa eingesetzt.
Uganda
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Programm in Uganda vergab nach dem Zufallsprinzip unbeaufsichtigte Zuschüsse in Höhe von 382 $ an 535 junge Bewerber im Alter von 15 bis 35 Jahren. Die Ergebnisse zeigten, dass „das Programm das Unternehmensvermögen um 57 %, die Arbeitszeit um 17 % und das Einkommen um 38 % erhöht“. Darüber hinaus gründeten viele der Projektbeteiligten ein eigenes Unternehmen, um Arbeitsplätze für andere zu schaffen. Im Januar 2017 startete die gemeinnützige Organisation Eight in einem unbekannten Dorf mit 50 Haushalten eine weitere Pilotstudie, die auf zwei Jahre ausgelegt war. Das Experiment, das in einem Dokumentarfilm aufgezeichnet wurde, zielte darauf ab, die Auswirkungen des Grundeinkommens in vier Bereichen zu bewerten: Bildungsbeteiligung von Mädchen und Frauen, Zugang zur Gesundheitsversorgung, Engagement in demokratischen Institutionen und lokale wirtschaftliche Entwicklung. Das monatliche Einkommenseinkommen an die Dorfbewohner beträgt 18,25 $ für Erwachsene und 9,13 $ für Kinder.[224]
Portugal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Vorfeld der Parlamentswahl 2022 forderte die Partei Volt, die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens zu prüfen.[225]
Wissenschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Wissenschaft gibt es eine Reihe von Untersuchungen, die sich mit den Auswirkungen der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens beschäftigen. Dazu gehört eine Reihe von Feldstudien.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) startete in Kooperation mit dem Verein Mein Grundeinkommen, dem Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern und der Universität zu Köln im August 2020 eine Langzeitstudie zur Untersuchung der Veränderungen der persönlichen Einstellungen und Verhaltensweisen der Teilnehmenden durch ein BGE. Sandra Bohmann, Susann Fiedler, Max Kasy, Jürgen Schupp, Frederik Schwerter veröffentlichten 2025 auf Basis des Projektes die Studie „Pilotprojekt Grundeinkommen: kein Rückzug vom Arbeitsmarkt, aber bessere mentale Gesundheit“: In einem dreijährigen Feldexperiment erhielten 107 Einpersonenhaushalte monatlich 1.200 Euro bedingungslos zur Untersuchung der Auswirkungen auf Arbeitsverhalten, Konsum und Wohlbefinden. Die Empfänger des Grundeinkommens sparten davon über ein Drittel und verwendeten etwa die Hälfte davon für Konsumausgaben. Entgegen verbreiteter Befürchtungen reduzierten die Empfänger weder ihre Arbeitszeit noch zogen sie sich aus dem Arbeitsmarkt zurück. Ihre mentale Gesundheit, Lebenszufriedenheit sowie das Gefühl von Autonomie und Sinnhaftigkeit verbesserten sich signifikant. Auch verbrachten sie deutlich mehr Zeit mit sozialen Kontakten, was mit gestiegenen Ausgaben für Freizeitaktivitäten einherging. Die Empfänger des Grundeinkommens steigerten ihr Bruttoerwerbseinkommen inflationsbereinigt im Versuchszeitraum um 19,5 %, bei der Vergleichsgruppe, die das Grundeinkommen nicht erhielt, lag der Zuwachs bei 24,2 %.[226]
Forschungseinrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Stanford University wurde 2017 das Stanford Basic Income Lab gegründet.[227] In diesem werden die Entwicklung und Auswirkungen des bedingungslosen Grundeinkommens erforscht und Studien dazu durchgeführt. Es entwickelte ein Basic Income In Cities Toolkit, das Städte zur Durchführung von Pilotprojekten ermuntern soll.[228]
Umfragen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Im April 2016 führte das in Berlin ansässige Marktforschungsinstitut Dalia Research GmbH eine EU-weite Umfrage durch, nach der 64 % das BGE befürworteten.[229]
- Laut einer zwischen September und Oktober 2017 durchgeführten Umfrage der Gallup Organization mit 3.297 Teilnehmern unterstützen 48 % die Einführung eines BGE in den USA, wobei sogenannte Millenials die Idee deutlich häufiger befürworteten.[230]
- Das Marktforschungsinstitut Splendid Research führte zwischen Oktober und November 2017 eine repräsentative Umfrage durch, bei der 1.024 Teilnehmern aus Deutschland verschiedene Fragen zum BGE gestellt wurden.[231] 67 % war das BGE bekannt, während 58 % dessen Einführung unterstützten.[231] Der im Durchschnitt vorgeschlagene monatliche Geldbetrag für ein BGE lag bei 1.137 Euro.[231] Bei einem Grundeinkommen von monatlich 1.000 Euro gaben 9 % an, dass sie nicht mehr arbeiten würden, im Durchschnitt erwarteten die Befragten, dass 28 % der anderen nicht mehr arbeiten würden.[231]
- Einer Umfrage der University of Oxford von März 2020 mit über 12.000 Teilnehmern aus allen EU-Mitgliedstaaten und dem Vereinigten Königreich zufolge unterstützen über 70 % das BGE.[232]
- Im April 2020 wurden die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Jahr 2018 mit 2.031 Teilnehmern aus Deutschland auf Statista veröffentlicht, wonach 51 % das BGE befürworteten.[233]
- In einer Online-Umfrage der US-amerikanischen Zeitung The Hill von August 2020 gaben 55 % der 2.850 Teilnehmer an, dass es ein staatlich finanziertes bedingungsloses Grundeinkommen geben sollte, gegenüber 49 % im September 2019 und 43 % im Februar 2019.[234]
- In der Schweiz wurde am 5. Juni 2016 die Volksinitiative «Für ein bedingungsloses Grundeinkommen» bei einer Stimmbeteiligung von 46,95 % der Stimmberechtigten (2'494'848 eingegangene Stimmzettel) durch 76,9 % der Stimmenden abgelehnt.[235]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Basic Income Earth Network – Switzerland (Hrsg.): Die Finanzierung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Seismo Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-03777-102-0.
- Ronald Blaschke, Adeline Otto, Norbert Schepers (Hrsg.): Grundeinkommen. Geschichte – Modelle – Debatten. Karl Dietz Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-320-02210-5 (rosalux.de [PDF; 1,9 MB]).
- Christoph Butterwegge (Hrsg.): Grundeinkommen kontrovers: Plädoyers für und gegen ein neues Sozialmodell. Beltz Juventa, Weinheim 2018, ISBN 978-3-7799-3987-0.
- Manfred Füllsack: Leben ohne zu arbeiten? Zur Sozialtheorie des Grundeinkommens. Avinus-Verlag, Berlin 2002, ISBN 978-3-930064-07-6.
- Daniel Häni, Philip Kovce: Was fehlt, wenn alles da ist? Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt. Orell Füssli, Zürich 2015, ISBN 978-3-280-05592-2.
- Daniel Häni, Philip Kovce: Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre? Manifest zum Grundeinkommen. Ecowin Verlag, Salzburg 2017, ISBN 978-3-7110-0120-7.
- Philip Kovce, Birger P. Priddat (Hrsg.): Bedingungsloses Grundeinkommen. Grundlagentexte, Suhrkamp Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-518-29865-7.
- Wolfgang Mallock: Grundeinkommen, in: GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften: Recherche Spezial. Fachinformationen zu aktuellen Themen. Band 2011/1 (PDF ( vom 18. Januar 2012 im Internet Archive)).
- Christian Müller, Daniel Staub, Enno Schmidt: Grundeinkommen vom A bis Z. Limmat, Zürich 2016, ISBN 978-3-85791-806-3.
- Daniel Peranic: Grundeinkommen und Freiheit. Eine Verhältnisbestimmung. Springer VS, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-32293-9.
- Barbara Prainsack: Vom Wert des Menschen – Warum wir ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen – Antworten zur Zukunft der Arbeit und des Sozialsystems. Brandstätter Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-7106-0464-5.
- Karl Reitter: Kritik der linken Kritik am Grundeinkommen. Mandelbaum Verlag, Wien 2021, ISBN 978-3-85476-901-9.
- Hans Ruh: Bedingungsloses Grundeinkommen: Anstiftung zu einer neuen Lebensform – Utopie oder Chance in einer Zeit des Umbruchs? Versus, Zürich 2016, ISBN 978-3-03909-298-7.
- Thomas Straubhaar (Hrsg.): Bedingungsloses Grundeinkommen und Solidarisches Bürgergeld – mehr als sozialutopische Konzepte. Hamburg University Press, Hamburg 2008, ISBN 978-3-937816-47-0 (PURL).
- Yannick Vanderborght, Philippe Van Parijs: Ein Grundeinkommen für alle? Geschichte und Zukunft eines radikalen Vorschlags. Mit einem Nachwort von Claus Offe, Campus, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-593-37889-3.
- Götz Werner, Adrienne Goehler: 1000 € für jeden: Freiheit, Gleichheit, Grundeinkommen, Econ, Berlin 2010, ISBN 978-3-430-20108-7.
- Kai Eicker-Wolf: Money für nothing? Das Bedingungslose Grundeinkommen in der Kontroverse, Büchner-Verlag, Marburg 2020, ISBN 978-3-96317-199-4.
- Christoph Butterwegge, Kuno Rinke: Grundeinkommen kontrovers. Plädoyers für und gegen ein neues Sozialmodell (Rezension, Neue Politische Literatur), November 2020 & socialnet-Rezension, Februar 2019
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kuno Rinke: Das (bedingungslose) Grundeinkommen (Überblicksartikel auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung), August 2020.
- Ronald Blaschke: Grundeinkommen und Grundsicherungen – Modelle und Ansätze in Deutschland. Eine Auswahl. (PDF; 462 kB), Oktober 2017.
- Ute Fischer: Das Bedingungslose Grundeinkommen - Drei Modelle, 17. März 2016.
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Florian Habermacher, Gebhard Kirchgässner: Das bedingungslose Grundeinkommen: Eine (leider) nicht bezahlbare Idee ( vom 8. Mai 2016 im Internet Archive), Discussion Paper No. 2016-07, Universität St. Gallen April 2016
- ↑ Liste gebräuchlicher englischer Bezeichnungen: USBIG: What is BIG? ( vom 24. Juli 2011 im Internet Archive)
- ↑ Übersicht über den globalen Diskussionsstand: Basic Income News.
- ↑ a b Milton Friedman: Kapitalismus und Freiheit. Piper, München, 2006, S. 227–231. Auszugsweise in: Grundeinkommen – Bargeld, sonst nichts. In: Die Zeit, Nr. 16/2007
- ↑ a b Torsten Hampel: Michael Bohmeyers Experiment beginnt. In: Der Tagesspiegel. 24. September 2014.
- ↑ Wolfgang Eichhorn, Heiner Flassbeck, Lothar Friedrich, Florian Habermacher, Gebhard Kirchgässner: Das Bedingungslose Grundeinkommen – ein tragfähiges Konzept? In: Wirtschaftsdienst. Band 2013, Nr. 9, 2013, S. 583–605 (wirtschaftsdienst.eu [abgerufen am 6. November 2021]).
- ↑ Die Idee – Netzwerk Grundeinkommen. Abgerufen am 6. November 2021.
- ↑ Ab welchem Alter würde man das bedingungslose Grundeinkommen bekommen? In: www.ardaudiothek.de. ARD, 21. Februar 2017, abgerufen am 6. August 2022.
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