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„Giftinformationszentrum“ – Versionsunterschied

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[[Datei:GHS-pictogram-skull.svg|miniatur|hochkant|[[Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien|GHS]]-Piktogramm für giftige Stoffe]]
Der '''Giftnotruf''' (in Österreich: '''VergiftungsInformationsZentrale''', in der Schweiz: '''Toxzentrum''') bietet telefonische ärztliche Beratung für Laien und Ärzte zur Risikoeinschätzung und Behandlung von [[Vergiftung]]en. Der Giftnotruf ersetzt in keinem Fall die Benachrichtigung des Rettungsdienstes, welcher Europaweit unter 112 erreichbar ist.
Ein '''Giftinformationszentrum''' (GIZ) bietet telefonische ärztliche Beratung für Laien und Angehörige der [[Heilberuf]]e (Ärzte sowie Pflegekräfte in Praxis, [[Rettungsdienst]], [[Notaufnahme]] und [[Intensivstation]]en der Krankenhäuser) bei [[Vergiftung]]en und Verdachtsfällen.


Die Giftinformationszentren sind rund um die Uhr besetzt. Je nach dem Land werden Giftinformationszentren unter unterschiedlichen Namen betrieben:
==Deutschland==
* in [[Deutschland]]: '''Giftnotruf''', '''Giftnotrufzentrale''', '''Vergiftungsinformationszentrale''' oder '''Giftinformationszentrum''' (GIZ), amtlich '''Informationszentrum für Vergiftungen'''
Es gibt 10 Giftnotrufzentralen in Deutschland, welche in der Regel die Telefonnummer 19240 haben. Ohne Vorwahlnummer funktioniert diese bundeseinheitliche Nummer allerdings nur in den wenigen Großstädten, in denen ein Giftnotruf beheimatet ist:
* in [[Österreich]]: '''Vergiftungsinformationszentrale (VIZ)''' (Telefonnummer 01 4064343),
* in der [[Schweiz]]: '''Tox Info Suisse''' (Telefonnummer 145).


Die [[Gesellschaft für Klinische Toxikologie]] (GfKT) ist die interdisziplinäre [[Fachgesellschaft]] der deutschsprachigen Giftinformationszentren (GIZ), das Schweizerische Toxikologische Informationszentrum wurde 1966 vom dortigen Apothekerverband (Pharmasuisse) gegründet und heißt seit Anfang 2015 [[Tox Info Suisse]].
*Berlin I 030-19240
*Berlin II 030-450-65 35 55
*Bonn 0228-2873211
*Erfurt 0361-730730
*Freiburg 0761-19240
*Göttingen 0551-19240
*Homburg/Saar 06841-19240
*Mainz 06131-19240
*München 089-19240
*Nürnberg 0911-398 2451


== Überblick ==
Alle Giftnotrufe sind mit Ärztinnen und Ärzten besetzt und rund um die Uhr erreichbar.
Ärzte verschiedener Fachrichtungen (z. B. [[Pharmakologie]] und [[Toxikologie]], [[Innere Medizin]], [[Pädiatrie|Kinderheilkunde]], [[Intensivmedizin]]) schätzen aufgrund der toxikologischen [[Anamnese]], der Befunde der klinischen Untersuchung des Patienten und gegebenenfalls aufgrund von Ergebnissen von Laboruntersuchungen das Vergiftungsrisiko der Vergifteten ein und geben spezielle diagnostische und therapeutische Empfehlungen, die auf die Besonderheiten des jeweiligen Falls zugeschnitten sind. Dazu gehören insbesondere:
* Empfehlungen zur Alarmierung des Rettungsdienstes, Vorstellung in einer Klinik, Arztvorstellung oder häusliche Überwachung und
* Empfehlungen zu (weitergehenden) apparativen Untersuchungen ([[Laboratoriumsmedizin|Laborwerte]], [[Röntgen#Medizin|Röntgen]], [[Endoskop#Medizinische endoskopische Untersuchungs- und Behandlungsmethoden|Endoskopie]] usw.),
* toxikologische [[Analytische Chemie|Analytik]] (Stoffnachweis in biologischem Material wie Blut, Urin, Haaren usw.),
* Maßnahmen zur primären Giftentfernung (Auslösen von [[Erbrechen#Therapeutisches Erbrechen|Erbrechen]], [[Magenspülung]], Verabreichung von [[Aktivkohle#Medizinische Anwendung|Aktivkohle]], [[Orthograde Darmspülung]]),
* Maßnahmen zur sekundären Giftentfernung (wiederholte Verabreichung von [[Aktivkohle#Medizinische Anwendung|Aktivkohle]], Forcierte [[Diurese]], [[Hämodialyse]], [[Dialyse#Hämoperfusion|Hämoperfusion]]),
* Verabreichung von Gegenmitteln ([[Antidot]]e, [[Antivenin]]e)
* [[intensivmedizin]]ische Überwachungsmaßnahmen.


In Deutschland sind die Informationszentren für Vergiftungen u.&nbsp;a. in {{§|16e|chemg|juris|text=§ 16 Absatz 3}} [[Chemikaliengesetz (Deutschland)|Chemikaliengesetz]] gesetzlich vorgesehen. Das [[Bundesinstitut für Risikobewertung|Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)]] nimmt Produktmitteilungen der Industrie entgegen und unterstützt dadurch die medizinische Notfallberatung in den Giftinformationszentren.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zur_mitteilung_zu_gefaehrlichen_produkten_zur_medizinischen_notfallversorgung_in_deutschland_fuer_mitteilungspflichtige_nach_art__45_der_clp_verordnung-263068.html |titel=Fragen und Antworten zur Mitteilung zu gefährlichen Produkten zur medizinischen Notfallversorgung in Deutschland für Mitteilungspflichtige nach Art. 45 der CLP-Verordnung - BfR |abruf=2024-02-20}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.bfr.bund.de/de/mitteilung_gefaehrlicher_produkte-9375.html |titel=Mitteilung gefährlicher Produkte - BfR |abruf=2024-02-20}}</ref>
==Österreich==
Das Pendant dazu in Österreich ist die VergifungsInformationsZentrale im [[Allgemeines Krankenhaus (Wien)|Wiener AKH]]. Die Notrufnummer ist ''01&nbsp;/&nbsp;406&nbsp;43&nbsp;43''


==Schweiz==
== Siehe auch ==
* [[Meditox]]
*Toxzentrum: Notruf 145


==Notruf==
== Weblinks ==
{{Wikibooks|Erste Hilfe/ Giftnotruf|Erste Hilfe – Rufnummern von Vergiftungsinformationszentralen}}
Um möglichst genaue und schnelle Ratschläge erhalten zu können, sollte man die folgenden Angaben machen können:
* [https://www.klinitox.de/77.0.html Gesellschaft für Klinische Toxikologie, Kontaktdaten der Giftinformationszentren Deutschlands, Österreichs und der Schweiz]


=== Landesweite ===
*Wer ist mit Gift in Kontakt geraten? Kind? Erwachsener? Tier?
* Deutschland: [https://www.bfr.bund.de/de/giftinformationszentren-70325.html Liste der deutschen Giftnotrufzentralen] seitens dem [[Bundesinstitut für Risikobewertung]] (BfR)
*Alter und Gewicht der Person?
* Deutschland: [https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/09_InfektionenIntoxikationen/02_Giftnotrufzentralen/lm_LMVergiftung_giftnotrufzentralen_node.html Liste der Giftnotrufzentralen] seitens dem [[Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit]] (BVL)
*Was wurde eingenommen? Medikament, Pflanze/Pflanzenteil, Haushaltsmittel (Produktname, Firma), Drogen, Sonstiges? (Wichtig: Gegebenenfalls Etikett/Beipackzettel aufbewahren)
* Für Österreich: [https://goeg.at/Vergiftungsinformation Vergiftungsinformationszentrale (VIZ)]
*Wie lange ist der Kontakt her?
* Für die Schweiz: [https://www.toxinfo.ch/ Tox Info Suisse]
*Welche Stoffmenge wurde aufgenommen (Bei Gasen etc, wie lange war die Person dem Stoff ausgesetzt)?
*Wie wurde die Substanz eingenommen? Getrunken/Gegessen, Hautkontakt, Eingeatmet?
*Wie geht es der Person? Erbrechen, Müdigkeit, Schmerzen?
*Wurden bereits Hilfemaßnahmen unternommen?
*Wo ist es passiert?


=== Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland ===
Falls die Substanz, welche die Vergiftung ausgelöst hat, nicht genau bekannt ist, sollten möglichst Proben (z. B. auch von Erbrochenem) aufbewahrt werden. Diese können bei einer späteren Diagnose hilfreich sein
* Berlin: [https://giftnotruf.charite.de/ Giftnotruf Berlin]
* Bonn: [https://gizbonn.de/ Informationszentrale gegen Vergiftungen Nordrhein-Westfalen]
* Erfurt: [https://www.ggiz-erfurt.de/home.html Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen]
* Freiburg: [https://www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung.html Vergiftungs-Informations-Zentrale Baden-Württemberg]
* Göttingen: [https://www.giz-nord.de/cms/ Giftinformationszentrum-Nord der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein (GIZ-Nord)]
* Mainz: [https://www.unimedizin-mainz.de/giz/uebersicht.html Giftinformationszentrum Rheinland-Pfalz/Hessen]
* München: [https://toxikologie.mri.tum.de/de/giftnotruf-muenchen Giftnotruf Bayern]


== Einzelnachweise ==
==Siehe auch==
<references />
*[[Notruf]]
*[[Gift]]

==Weblinks==
*[http://www.giftnotruf.de Giftnotruf Berlin]
*[http://www.giz-nord.de Giftinformationszentrum-Nord]
*[http://www.meduniwien.ac.at/akh/viz/ VergiftungsInformationsZentrale Wien]
*[http://www.giftinfo.uni-mainz.de/Deutsch/giftinfozentralen/Giftinfo-D.html Giftinfo Uni Mainz]
*[http://www.toxi.ch/ger/welcome.html Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum] Sehr informativ!

==Hinweise==
{{Erste Hilfe Hinweis auf|Vergiftung, siehe [[Vergiftung (Erste Hilfe)]]}}


{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4271248-8}}


[[Kategorie:Rettungsdienst]]
[[Kategorie:Einrichtung des Rettungsdienstes]]
[[Kategorie:Erste Hilfe]]
[[Kategorie:Erste Hilfe]]
[[Kategorie:Notfallmedizin]]
[[Kategorie:Klinische Toxikologie|!]]
[[Kategorie:Notruf]]
[[Kategorie:Organisation (Toxikologie)]]

Aktuelle Version vom 29. März 2025, 08:17 Uhr

GHS-Piktogramm für giftige Stoffe

Ein Giftinformationszentrum (GIZ) bietet telefonische ärztliche Beratung für Laien und Angehörige der Heilberufe (Ärzte sowie Pflegekräfte in Praxis, Rettungsdienst, Notaufnahme und Intensivstationen der Krankenhäuser) bei Vergiftungen und Verdachtsfällen.

Die Giftinformationszentren sind rund um die Uhr besetzt. Je nach dem Land werden Giftinformationszentren unter unterschiedlichen Namen betrieben:

  • in Deutschland: Giftnotruf, Giftnotrufzentrale, Vergiftungsinformationszentrale oder Giftinformationszentrum (GIZ), amtlich Informationszentrum für Vergiftungen
  • in Österreich: Vergiftungsinformationszentrale (VIZ) (Telefonnummer 01 4064343),
  • in der Schweiz: Tox Info Suisse (Telefonnummer 145).

Die Gesellschaft für Klinische Toxikologie (GfKT) ist die interdisziplinäre Fachgesellschaft der deutschsprachigen Giftinformationszentren (GIZ), das Schweizerische Toxikologische Informationszentrum wurde 1966 vom dortigen Apothekerverband (Pharmasuisse) gegründet und heißt seit Anfang 2015 Tox Info Suisse.

Ärzte verschiedener Fachrichtungen (z. B. Pharmakologie und Toxikologie, Innere Medizin, Kinderheilkunde, Intensivmedizin) schätzen aufgrund der toxikologischen Anamnese, der Befunde der klinischen Untersuchung des Patienten und gegebenenfalls aufgrund von Ergebnissen von Laboruntersuchungen das Vergiftungsrisiko der Vergifteten ein und geben spezielle diagnostische und therapeutische Empfehlungen, die auf die Besonderheiten des jeweiligen Falls zugeschnitten sind. Dazu gehören insbesondere:

In Deutschland sind die Informationszentren für Vergiftungen u. a. in § 16 Absatz 3 Chemikaliengesetz gesetzlich vorgesehen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nimmt Produktmitteilungen der Industrie entgegen und unterstützt dadurch die medizinische Notfallberatung in den Giftinformationszentren.[1][2]

Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland

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Einzelnachweise

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  1. Fragen und Antworten zur Mitteilung zu gefährlichen Produkten zur medizinischen Notfallversorgung in Deutschland für Mitteilungspflichtige nach Art. 45 der CLP-Verordnung - BfR. Abgerufen am 20. Februar 2024.
  2. Mitteilung gefährlicher Produkte - BfR. Abgerufen am 20. Februar 2024.